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> TEST Nix ist unmöglich An keiner Bike-Klasse tüftelt die Industrie so eifrig wie an den Superenduros. Mehr Federweg, weniger Gewicht, effektivere Geometrien – ihr Einsatzbereich wird immer breiter. Acht Bikes unter 4000 € im Test. Text: Dimitri Lehner, Fotos: Wolfgang Watzke 44 | FREERIDE 1|13 „Mein Superenduro muss hart im Nehmen sein und genug Reserven bieten, um mögliche Fahrfehler auszubügeln. Gleichzeitig soll es sich aber auch handlich und verspielt bewegen lassen. Das YT ‚Wicked Pro‘ wäre mein Wunschkandidat.“ Dimitri Lehner, Tester N ein, ich nehm’ das Rose!“ Tester Hans meint es ernst. Die letzte Abfahrt des Tages steht an – von ganz oben nach ganz unten, mit flowigem Gekurve über Waldboden, einigen Drops, der sauschnellen Rumpelpassage und schließlich verblocktem Gestolpere im Steilen über Fels, Geröll und Steine – da will Hans „sein“ Lieblings-Bike der Testflotte fahren. Dumm nur, dass gerade Wolfgang das Rose für die Abfahrt klar macht. Bei der obligatorischen Abschluss-Spaßabfahrt nach einem harten Testtag spielen wir Tester unfreiwillig „Reise nach Jerusalem“. Denn mit manchen Bikes will jeder fahren und mit manchen keiner. Deswegen muss man schnell sein oder man muss Kompromisse eingehen – doch wer will das schon? Superenduro – ein Kompromiss? Laut Umfrage sind 43 Prozent von euch Enduristen. Das verwundert mich nicht, denn ich bin selbst einer. Keine andere Bike-Klasse deckt einen so großen Einsatzbereich ab. Touren, Trailfahrten, Bikepark-Ausflüge oder Shuttle-Freeriden wie hier in Finale Ligure. Die Idee der Superenduros ist nach wie vor: ein Bike für alles. Dafür bemüht sich die Industrie fleißig, die Bikes leichter und gleichzeitig geländegängiger zu machen – und hat Erfolg damit. Noch nie war das Angebot an Superenduros so groß und so gut. Manche sprechen sogar davon, dass die modernen Superenduros mit ihren langen Federwegen den Freeridern den Rang ablaufen (siehe Techtalk, S. 84). Denkt man an das Radon „Swoop“ aus diesem Test, liegt die Vermutung nahe. Nur 13,6 Kilo wiegt das laufruhige Bike mit 180er-Federwegen – so etwas war vor Jahren noch undenkbar. Eine kleine Revolution! Natürlich walzt das Radon nicht ganz so sicher bergab wie ein Downhiller und klettert auch nicht so flink wie ein Cross-Country-Racer. Kurzum: Ein Superenduro ist trotz aller Verbesserung noch immer ein Kompromiss und wird es vermutlich auch immer sein. Typen-Sache: Welches Bike für wen? Geländesprung? Ja, bitte! Dafür sind Superenduros gemacht. Das kompakte Commençal „Meta SX2“ fühlt sich dabei besonders wohl. Wir testen Bikes mit ganz klarem Schwerpunkt. Der heißt: Abfahrtsspaß. Dafür hetzen wir die Bikes die Berge runter, dieses Mal über die Trails in Finale Ligure wie „H-Trail“ oder „Cristiano“. Typisches Enduro-Terrain. Nicht zu grob, nicht zu zahm. Auf die Einheitsreifen verzichteten wir bei diesem Test bewusst, da alle Bikes ausreichend bereift waren. Wir testen natürlich auch die Uphill-Eigenschaften der Bikes, allerdings nicht mit Stoppuhr und Höhenmesser. Man muss okay den Berg hoch kommen – das reicht in unseren Augen. Durch diese Gewichtung entsteht für manche Bikes ein Vorteil, für andere ein Nachteil. So schickte uns Lapierre sein gewichts optimiertes „Spicy“ mit knappen Federwegen in den Test. Es ist das Modell, mit dem Nico Vouilloz Mégavalanche-Rennen bestreitet. Dieses Bike hatte es schwer, mit der federwegsstarken, laufruhigen Konkurrenz mitzuhalten. Mancher Tester ließ mit dem straffen Lapierre den harten Drop lieber aus. Das heißt allerdings nicht, dass das „Spicy“ ein schlechtes Bike wäre. Es erfordert nur einen anderen Einsatz. Sanfteres Gelände zum Beispiel, wo das direktere Fahrwerk seine Stärke ausspielen kann. Oder es braucht einen anderen Fahrer. Nico Vouilloz wäre uns mit dem Lapierre in Grund und Boden gefahren. Denn: Je höher die Skills, desto weniger Federweg FREERIDE 1|13 | 45 > TEST Ausstattungs-Check: Superenduro Worauf wir achten: Vario-Stützen: Es geht nicht ohne! Vario-Stützen sind ein absolutes Muss für mehr Fahrspaß. Antiwipp-Dämpfer: Speziell aufs Bike Cockpit: Der Trend geht zu überbreiten Lenkern. Ganz breit ist Geschmacksache, doch Absägen kann man immer! Tipp: 750 Millimeter. Schmaler als 720 Millimeter sollte der Lenker nicht sein – sonst leidet die Kontrolle. Ideale Vorbaulänge: lieber kurz, maximal 60 Millimeter. Moderne Geometrie: Flacher Lenk- abgestimmte Federbeine mit zuschaltbarer Druckstufe erleichtern den Uphill. Sie wippen kaum und aktivieren per Kippschalter den soften Downhill-Modus. winkel (zirka 65,5 Grad), kurzer Hinterbau, tiefer Schwerpunkt und niedriges Tretlager (etwa 350 Millimeter) – mit diesen Attributen erzeugt das Bike ein „Draufsitzen, wohlfühlen“-Effekt. Federgabeln: Sie sollten mindestens 160 Millimeter Federweg haben, gerne auch 170 oder gar 180. Sinnvoll für lange, steile Anstiege, aber kein Muss: eine Absenkoption. Stimmt die Geometrie, klettert das Bike auch ohne tiefer Front willig. Stabile Reifen: Wir raten zu mindestens 2,4 Zoll breiten Reifen. Sie bieten die richtige Mischung aus Pannensicherheit, Grip und niedrigem Rollwiderstand. Unser Tipp für Bikepark-Einsätze: Downhill-Pneus aufziehen. Mit dicken Schlappen floppert das Bike viel satter über die Trails. Antrieb: Zweifachkettenblätter mit Zehnfachritzel haben sich durchgesetzt. Mit einem 22er-Kettenblatt lassen sich selbst steile Anstiege gut erkurbeln. Wichtig für wilde Abfahrten: eine Kettenführung. brauche ich. Während das Lapierre das eine Extrem unseres Testfelds markiert, begrenzt das Rose „Beef Cake“ die andere Seite des Spektrums Superenduro. 15,5 Kilo, massive Bauweise, viel Federweg – das Bike unterscheidet sich von Freeridern nur noch dadurch, dass es sich effizient den Berg hoch pedalieren lässt. Das Rose empfehlen wir dem Hobby-Biker sogar ohne Einschränkungen für den Bikepark-Einsatz – und das schaffen nur wenige Superenduros. Illusion: das perfekte Bike für alle Das perfekte Superenduro für alle gibt es nicht, denn jeder legt seine Gewichtung anders. Wir haben versucht, euch die Suche danach leicht zu machen: Die Top-3-Rankings geben eine schnelle Übersicht, welches Bike in welcher Disziplin die Nase vorne hat. Der Charakter des Bikes wird im Testtext deutlich. Die Testkästen haben wir zur besseren Orientierung vereinfacht. Die Handling- und Fahrwerksskalen sollen eine Einschätzung auf einen Blick ermöglich. Fazit: Drei Bikes stechen raus. Dem Radon „Swoop“ gelingt es am besten, Downhill-Performance mit niedrigem Gewicht zu kombinieren. Rose hängt mit seinem uphill-tauglichen „Mini-Downhiller“ alle ab beim Race den Berg hinunter und YT hat die beste Mischung aus Verspieltheit und Laufruhe bei Highspeed am Start. Testrevier Finale Ligure/Italien: Finale Ligure ist mit seiner großen Vielfalt an tollen Trails das ideale Testrevier für Superenduros und einer der besten Freeride-Spots in Europa. Würden wir sonst hinfahren? Legendär: der „H-Trail“. Wir danken Riccardo Negro für die Unterstützung vor Ort und dem Hotel „Medusa“ für die Unterbringung der Testcrew und den freundlichen Service. www.medusahotel.it 46 | FREERIDE 1|13 Bremsen: Sie sollten kräftig zubeißen. 200er-Scheiben erhöhen die Bremskraft. Ideal: eine gute Ergonomie und einfache Verstellung ohne Werkzeug. Gewichte im Vergleich Gesamtgewicht (in Kilo) Top 3 DOWNHILL Laufräder (in Gramm) 1. Rose 15,5 Rose Beef Cake FR8 5271 Poison Tropan Team 2. YT 15,3 Commençal Meta SX2 5231 Commençal Meta SX2 3. Radon 14,9 Canyon Torque 4792 Sunn Charger S1 14,8 Sunn Charger S1 4674 Rose Beef Cake Top 3 PARK 14,6 Poison Tropan Team 4627 Canyon Torque 1. Rose 14,3 YT Wicked Pro 4366 YT Wicket Pro 2. YT 13,8 Radon Swoop 4312 Lapierre Spicy 3. Commençal 13,5 Lapierre Spicy 4246 Radon Swoop Top 3 TOUR 1. Radon 2. Lapierre PRO CONTRA 3. Sunn Gretchen-Frage: Ist eine Gabelabsenkung bei Superenduros verzichtbar? PRO: Christian Schleker, FREERIDE-Cheftester „Ich verzichte gerne auf die AbsenkFunktion, wenn Geometrie und Sitzwinkel des Bikes passen. Der Grund: Gabeln ohne Absenkung sind leichter, einfacher zu warten, nicht so defektanfällig und sie sprechen viel sensibler an.“ CONTRA: Hans Voglsamer, BIKE- und FREERIDE-Tester „Ich senke die Gabel immer ab, wenn’s hoch geht. Eine Absenkung ist bei steilen Auffahrten eine feine Sache, gerade mit langhubigen Gabeln. Hat die Gabel keine Absenkfunktion, zurre ich sie mit einem Spanngurt tief – das geht auch!“ > TEST Dauerbrenner Mit dem „Torque“ schrieb Direktversender Canyon eine Erfolgsgeschichte. Das Modell wurde über die Jahre verfeinert und heimste Bestnoten und Testsiege ein. Die Erfolge lagen nicht nur an der wertigen Ausstattung zum Kampfpreis, sondern auch an der ausgewogenen Geometrie und effektiven Kinematik. So viel zur Vergangenheit. Wir waren gespannt, ob sich der „Klassiker“ weiterhin so gut schlagen würde. Auch dieses Jahr bestückte Canyon das „Torque“ (das es übrigens in verschiedenen Modellvarianten gibt) nur mit teueren, bewährten Parts: exquisite Federelemente von Fox, die neue Vierkolben-Bremse von Avid, schicke „Crossmax SL“-Laufräder mit sinniger Bereifung (vorne 2,5er-„Minon DH“, hinten der 2,4er-„Ardent“), „Reverb“-Variostütze usw. Alles dran! Mit 180 Millimetern Federweg vorne und hinten zählte das Canyon zu den Hub-Riesen im Test, es verwunderte daher nicht, dass es auf schnellen, anspruchsvollen Abfahrten vorne mitmischte. Die Tester griffen gerne zum „Torque“, wenn es darum ging, schnell und sicher in unbekanntem Gelände ins Tal zu kommen. Dabei zeigte es sich mit seinem kurzen Hinterbau zwar wendiger als das Radon, vertrug aber nicht so viel Speed. In Kurven und schnellen Kurvenwechseln spürte man das hohe Tretlager (das höchste mit 365 Millimetern) – besonders im Vergleich zu Flundern wie YT oder Commençal. Jammern auf hohem Niveau – auch 2013 setzt das „Torque“ seine Erfolgsstory fort. Fazit: Bewährte Geometrie, viel Federweg, raffinierte Details und eine gute Performance machen das Canyon zu einem Bike, mit dem man garantiert glücklich wird. Allerdings dominierte es nicht mehr so deutlich wie bei vergangenen Tests. Der Klassiker: Das Superenduro „Torque“ war über die Jahre ein Dauergast im Test. Wir sind gespannt, welchen Entwicklungseinfluss DHWeltmeister Barel nehmen wird, der gerade bei Canyon unterschrieb. Canyon Torque EX Alpinist herstellerangaben Vertrieb Canyon Bicycles GmbH, Tel. 0261/404000 www.canyon.com Material/Größen Alu/S,M,L Preis/Gewicht ohne Pedale 3 299 Euro/14,9 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 180 mm/180 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 36 Talas 180 Fit RC2/Fox DHX 5.0Air Kurbeln/Schaltung eThirteen LG1/Shimano XT Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Mavic Crossmax SX Systemlaufradsatz, vorne: Maxxis Minion 2,5, hinten: Maxxis Ardent 2,4 Reifen 60 135 440 Reach 401 mm Stack 604 mm BB-Drop +22 mm 583 73,5° Allround-Eignung Ausstattung 65,8° Fahrwerk 1153 420 365 straff komfortabel schmaler Lenker hohes Tretlager HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 48 | FREERIDE 1|13 Detailstark und pfiffig: Der Sagometer an der Wippe hilft, schnell das richtige Set-up für den 180-Millimeter-Hinterbau zu finden. 9 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Das Canyon ist farblich genau so konsequent durchgestylt wie funktional: Gabelabsenkung, die hervorragende „Reverb“-Variostütze, Plattform-Dämpfer – so kommt man rasch zu Gipfel. > TEST VIRTV S VNITA FORTIOR Spielmobil 160er-Federwege, bullige Rahmenrohre, peppige Farbgebung, aufgeräumte Optik – das Bike aus den Pyrenäen fiel sofort auf. Besonders der „schwimmend“ angelenkte Dämpfer tief im Rahmen mit wuchtiger Wippe inklusive Neopren-Spritzschutz. Auf den ersten Blick sah das Commençal eher wie ein Slopestyle-Bike aus – nicht wie ein tourenorientiertes Superenduro. Auch die für diese Bike-Klasse so wichtige Variostütze fehlte. Elegant: die im Rahmen verlegten Züge. Tiefes Tretlager (345 Millimeter), niedriger Schwerpunkt, angenehme Geomerie und ein breiter Lenker am kantigen Stummelvorbau – die Vorfreude auf die Fahrt mit dem „Meta SX2“ war groß und wir umso überraschter, als das flinke Bike in steilen Polter-Passagen sehr schnell überfordert war. Man musste viel früher Speed aus der Fahrt nehmen, um die Kontrolle zu behalten – oder eben gut festhalten. Das lag auch am steilen Lenkwinkel. Wir vermuten, dass der Hersteller nicht bedacht hat, dass die Fox „34“Gabel kürzer baut als die „36“. Aber auch aus dem Hinterbau ließ sich zu wenig Fahrkomfort kitzeln. Er zeigte sich zu progressiv und wurde regelrecht bockig, wenn der Speed zunahm und der Untergrund ruppiger wurde. Das ist schade, denn das Commençal gefiel uns nicht nur optisch, wir schätzten sein verspieltes Handling. Hier liegt die Stärke des „Meta SX2“. Die kompakte Bauweise macht das Bike agil, ideal für Sprünge und kurvige Runs über flowige Bikepark-Trails. Kurzum: zu schwer für den Enduro-Renneinsatz, zu kleinkalibrig fürs Grobe – das „Meta SX2“ besitzt einen kleinen Einsatzbereich. Design-Objekt: Innen verlegte Züge, raffiniertes Hydroforming und der tief im Rahmen eingepasste Dämpfer geben dem „Meta SX2“ eine aufgeräumte Optik. Fazit: Schickes, recht schweres Bike, das durch seine wuchtige Optik mehr Abfahrtsspaß verspricht, als es in der Praxis liefern kann. Das Commençal ist dafür ein Musterbeispiel an Handlichkeit. Mit fluffigerem Fahrwerk hätte es richtig punkten können. Commençal Meta SX2 herstellerangaben Vertrieb JBS Radsportgroßhandel, Tel. 02403/78360 www.Commençal.de Material/Größen Alu/S,M,L,XL Preis/Gewicht ohne Pedale 3 299 Euro/15,3 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 160 mm/160 mm Float Link (Mehrgelenker) ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 34 Float 160 CTD/Fox Float CTD Kurbeln/Schaltung Sram S1000/Sram X7 Bremsanlage Formula RX Laufräder Joytech Disc Naben, Jalco Disc Felgen, Onza Ibex 2,4 Reifen 50 110 440 Reach 413 mm Stack 584 mm BB-Drop 0 mm 579 73,6° Optik Geometrie Handlichkeit 66,7° Fahrwerk 1143 432 345 straff komfortabel schwer steiler Lenkwinkel fehlende Variostütze HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 50 | FREERIDE 1|13 Überfordert: Die schlanke Fox „34“ stieß bei Highspeed im Rumpelgelände an Grenzen. Vielleicht hat der Hersteller nicht bedacht, dass die „34“ kürzer ist, was den Lenkwinkel versteilte. 8 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Niedriger Schwerpunkt: Der schwimmend aufgehängte Dämpfer sitzt behütet zwischen den wuchtigen Rohren tief im Rahmen. Wir hätten uns vom Hinterbau mehr Fahrkomfort gewünscht. > TEST Kleinkaliber Lapierre-Entwickler Nico Vouilloz zählt zu den besten Enduro-Piloten der Welt. Doch der BikeGott versteht unter Enduro etwas anderes als der Hobby-Biker. Während Nico mit knappem Federweg und straffem Fahrwerk Unmögliches möglich macht, stößt der Wochenend-Freerider damit schnell an Grenzen. Lapierre schickte uns das „Spicy 516“ in den Superenduro-Test. Das Bike, mit dem Vouilloz seine Mégavalanche-Rennen bestreitet. Die Franzosen bestückten ihr Rad mit der schlanken Fox „34“, die den gleichen Federweg besitzt wie die „36“, doch leichter wiegt. Es verwundert nicht, dass das „Spicy“ (13,5 Kilo) mit seinem schicken, doch filigran wirkenden Rahmen das Leichtgewicht im Testfeld ist. Schon nach wenigen Trail-Metern wird klar, dass das „Spicy“ den Piloten viel stärker fordert als YT, Radon, Rose, Canyon & Co. Das Lapierre will exakter gesteuert werden und bietet wenig Fahrkomfort. Dafür klettert es behende, beschleunigt spritzig und erzeugt ein direktes Fahrgefühl. Damit ist das „Spicy“ eher ein straffes Wettkampf-Enduro als ein Superenduro. Da in unserem Test der Abfahrtsspaß in anspruchsvollem Gelände im Fokus stand, konnte das „Spicy“ nicht wirklich punkten, die Tester mussten nach der Abfahrt die Yoga-Stellung „Hund“ einnehmen, um die Bandscheiben wieder auf die Reihe zu kriegen. Zwar attestiert der Hersteller dem Rad Bikepark-Tauglichkeit, doch höhere Drops und Mutproben ließen die Tester mit dem „Spicy“ lieber aus. Super: der breite, flache Lenker am kurzen Vorbau. Eyechatcher: Der aufwändig gestylte Rahmen des „Spicy“ sieht todschick aus und spart Gewicht. Mit 13,5 Kilo ist das Lapierre das leichteste Bike im Testfeld. Fazit: Mit seinem straffen Fahrwerk richtet sich das leichte „Spicy“ an Biker mit hohem Fahrkönnen, die mehr an EnduroWettkämpfen interessiert sind als an gelegentlichen Bikepark-Missionen und Vollgas-Abfahrten in anspruchsvollem Gelände. Lapierre Spicy 516 herstellerangaben Vertrieb Lapierre SA, Tel. +33/380525186 www.bikes-lapierre.de Material/Größen Alu/S,M,L Preis/Gewicht ohne Pedale 3 599 Euro/13,5 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 160 mm/160 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 34 Float 160 Fit CTD/Fox CTD Bv. Kurbeln/Schaltung Race Face Turbine/Shimano XT Bremsanlage Formula The One Laufräder Mavic Crosstrail Disc Systemlaufradsatz, Continental Rubber Queen/MtKing 2,4 Reifen 55 135 430 Reach 413 mm Stack 587 mm BB-Drop +12 mm 576 74,8° Optik Gewicht Uphill 66° Komfort Gabel Fahrwerk 1152 427 350 straff komfortabel HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 52 | FREERIDE 1|13 Bedienerfreundlich: Der Fox-Dämpfer mit seiner 3-Stufen-Druckstufe ist idiotensicher. Trotz nominell 160 Millimetern Federweg wirkte das Lapierre-Heck zu straff und bockig. 7,5 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Keine Kettenführung, kein Bashguard, dafür Spargewicht und knapper Federweg – das „Spicy“ will lieber durchs Auf und Ab der Landschaft hetzen, als ruppige Downhills runterzuprügeln. Vergnügungssüchtig: Superenduros wissen, worauf es wirklich ankommt: maximalen Spaß auf dem Trail. Mit einer ausgewogenen Geometrie sind sie zu jedem ActionQuatsch bereit. „Tourentaugliche Bikes mit 180 Millimetern Federweg – das war vor Jahren noch undenkbar. Mittlerweile sind die Bikes so entwickelt, dass sie nicht nur effektiv klettern, sondern tatsächlich eine DownhillPerformance liefern, die sich sehen lassen kann.“ Florian Haymann, Tester FREERIDE 1|13 | 53 > TEST Giftmischung Den deutschen Versender Poison plagen gerade Konkurs-Sorgen, doch es geht weiter, wie man im Internet lesen konnte. Das „Tropan“ war mit 2799 € das günstigste Bike im Test und das, obwohl es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt, wie der Hersteller verkündete. „Moderne Geometrie und ein speziell auf den Hinterbau abgestimmter Dämpfer“, heißt es in der Produktbeschreibung. Doch genau das führte bei den Testern zu Kinn-Gereibe. Modern? Mit 365 Millimetern fällt das Tretlager sehr hoch aus, der Sitzwinkel ist flach (71,7 Grad). Damit rückt der Fahrer beim Bergauftreten mit herausgezogener Stütze weit nach hinten. Sehr steil ist dagegen der Lenkwinkel. Poison schickte uns das Bike mit einem 68er-Lenkwinkel in den Test. Zwar lässt sich der Steuersatz zerlegen und abflachen – doch nicht auf dem Trail. Am meisten Kopfzerbrechen machte uns aber der Hinterbau. Er ließ sich nicht abstimmen. Der Dämpfer wirkte komplett überdämpft – egal was wir versuchten, wirklichen Fahrkomfort konnten wir dem Heck nicht entlocken. So fuhr sich das „Tropan“ alles andere als modern, eher „oldschool“, verstärkt durch ein schmales Cockpit mit hoch gekröpftem Lenker. Bei den Maßen ist klar, dass das „Tropan“ lieber langsame, technische Passagen mochte, wo es sich mit seinem kurzen Radstand (mit 1115 Millimetern der kürzeste) wendig durch Steinlabyrinthe steuerte. Dagegen gruselte es sich vor der schnellen Downhill-Hatz im Rudel der starken Konkurrenz. Schade, wir hätten dem „Tropan“ ein gelungeneres Debüt gewünscht. Vermasseltes Debüt: Das Poison schaffte es nicht, die Tester mit Fahrspaß zu begeistern. Um das Bike machten sie lieber einen großen Bogen. Fazit: Leider das Schlusslicht im Testfeld. Das lag sicher nicht an der guten Ausstattung des günstigen Bikes, sondern am Konzept und der mangelnden Vorbereitung des Herstellers. Poison Tropan Team herstellerangaben Vertrieb Teikotec/Poison Bikes GmbH, 02632/9462950 www.poison-bikes.de Material/Größen Alu/40,45,50 Preis/Gewicht ohne Pedale 2 799 Euro/14,6 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 160 mm/160 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC/RockShox Monarch Plus RC3 Kurbeln/Schaltung Truvativ X9/Sram XO Bremsanlage Avid XO Laufräder CMP Enduro Naben, Mavic en321 Felgen, Continental Rubber Queen 2,4 Reifen 60 Reach 400 mm Stack 584 mm BB-Drop 21 mm 590 120 455 Preis wendig 71,7° 1115 431 68° Hinterbau schmaler Lenker schwere Laufräder Fahrwerk straff 365 komfortabel HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 54 | FREERIDE 1|13 Schwieriger Hinterbau: Wir versuchten alles, um den stark überdämpften Hinterbau abzustimmen. Doch wirklicher Fahrkomfort ließ sich ihm nicht entlocken. 6 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Oldschool: Der schmale, hohe Lenker ist nicht mehr zeitgemäß. So lässt sich nur schwer Druck aufs Vorderrad bringen. > TEST Heilsbringer TOU R E N Kinematik-Guru Bodo Probst ist erneut ein großer Wurf geglückt. „Ich wollte einen tourentauglichen Freerider bauen“, sagte Probst, „Er soll dem Hobbybiker ein Maximum an Fahrsicherheit und Kontrolle bergab geben.“ Das ist tatsächlich gelungen. Seine Neuentwicklung hat uns in Staunen versetzt. Mit 180 Millimetern vorne und 175 hinten gehört das „Swoop“ zu den Federwegswundern im Testfeld, gleichzeitig wiegt es sensationelle 13,8 Kilo. Der lange Radstand, ein flacher Lenkwinkel, tiefes Tretlager und hochwertige Federelemente erzeugen eine Laufruhe, die begeistert. Damit gehörte das Radon zu den wahren Bügeleisen. Einzig mit dem Rose konnte man noch schneller durch Steinfelder blockern. Bisher musste man sich leichtes Gewicht meist durch Kompromisse bergab erkaufen – wie beim ähnlich leichten, doch straffen Lapierre oder Scott „Genius LT“ (nicht in diesem Test), das zwar ähnliche Federwege besitzt, doch nicht diese Downhill-Performance. Die hohe Laufruhe des Radon geht allerdings etwas zur Lasten der Wendigkeit. Es fällt gefühlt groß aus, besitzt lange Kettenstreben und zirkelt daher nicht so wendig durch enge Turns. Radon macht dem Preisbrecher YT Konkurrenz und verbaut nur beste Parts wie die Highend-Gabel Fox „36 Talas 180 Fit RC2“ mit ihrer Absenkoption und Kashima-Beschichtung. Die Easton „Havoc“-Laufräder sind die leichtesten im Test, trotz solider „Hans Dampf“-Bereifung. Verschlimmbessert: Das Cockpit des Prototypen (Easton „Havoc“-Lenker und Stummelvorbau) gefiel besser als die am Testrad verbaute Kombi von Syntace. Kampfpreis: Diese noble Bike-Ausstattung zu einem solchen Komplett-Preis kriegen nur Direktversender hin. Schick: der aufwändig hydroformierte Rahmen. Fazit: Leicht und dennnoch richtig potent – das Radon gefällt Bikern, die statt eines Superenduros eigentlich einen tourentauglichen Freerider suchen. Es entwickelt viel Vortrieb bergauf und bietet maximale Reserven bergab. Kein Rad schaffte diesen Spagat besser als das „Swoop“. Radon Swoop 10.0 LE herstellerangaben Vertrieb H&S Bike Discount GmbH, Tel. 02225/888222 www.radon-bikes.de Material/Größen Alu/16,18,20 Preis/Gewicht ohne Pedale 3 299 Euro/13,8 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 180 mm/175 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 36 Talas 180 Fit RC2/Fox Float CTD Kurbeln/Schaltung Race Face SixC/Sram XO Bremsanlage Formula The One Laufräder Easton Havoc Systemlaufradsatz, Schwalbe Hans Dampf 2,35 Reifen 60 120 450 Reach 406 mm Stack 607 mm BB-Drop 4 mm 594 73,2° Gewicht Laufruhe Ausstattung 65,7° Fahrwerk 1173 438 350 straff komfortabel Wendigkeit HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 56 | FREERIDE 1|13 Wippen? Nein, danke. Radon verbaut den Fox „Float CTD Boostvalve“ mit der einfach zu bedienenden 3-Stufen-Druckstufe. Doch auch ohne wippt der Dämpfer kaum. 9,5 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Tiefer legen: Um mehr Druck aufs Vorderrad zu kriegen, haben wir alle Spacer rausgenommen. Bei 180er-Gabeln ist eine Absenkung sinnvoll, um mit tiefer Front den Uphill besser zu meistern. > TEST Mini-Downhiller D OW N HILL „Ist das noch ein Superenduro?“, wunderte sich ein Tester, als er das Rose vom Shuttle-Trailer hob. Ja, die Definition ist schwammig. Was ein und was kein Superenduro ist, scheinen nicht einmal die Hersteller genau zu wissen. Das Rose „Beef Cake“ ist das einzige Bike im Test mit Stahlfederbein. Halt! Titanfeder! Der Dämpfer soll so nur geringfügig schwerer sein als sein Luftpendant. Dennnoch ist das Rose mit 15,5 Kilo das Schwergewicht unter den Testbikes. Der Versender schwor seinen „Fleischberg“ auf Downhill-Missionen ein: 180 Millimeter Federweg vorne und hinten, langer Radstand und Hinterbau, flacher Lenkwinkel, 78er-Lenker, kräftige Bremsanlage von Formula mit 200er-Scheiben, Kettenführung, Bashguard. Wird der Trail steil und rumpelig, fühlt man sich auf dem Rose so sicher wie in Fort Knox. „Das beste Fahrwerk im Test“, bilanzierte ein Tester. Mit keinem Bike konnte man schneller ins Tal glühen als mit dem Rose. Es schafft es dennoch, Laufruhe mit Agilität zu kombinieren. Die Kritik der vergangenen Jahre, das „Beef Cake“ sei etwas stelzig, trifft nicht mehr zu. Es bringt satten Druck aufs Vorderrad und carvt schön direkt durch Kurven. Tauscht man die leichte Bereifung gegen DHSchlappen wird aus dem „Beef Cake“ ein vollwertiger BikeparkFreerider – das schaffen wenige nur Superenduros. Erstaunlich: Trotz seiner Potenz beschleunigt das Rose zügig und erklimmt willig Gipfel – etwas Schmalz in den Beinen vorausgesetzt. Wir akzeptierten das Mehrgewicht und genossen dafür die beachtliche Downhill-Performance – das beste Freeride-Bike von Rose bisher! Runderneuert: Das „Beef Cake“ bekam 2013 eine Hydroforming-Kur verpasst. Leicht geschwungene Kant rohre und eine peppigere Lackierung. Schick! Fazit: Wer für erstklassige Downhill-Qualitäten etwas mehr Zeit oder Anstrengung für den Uphill in Kauf nimmt, liegt mit dem Rose richtig. Das „Beef Cake“ ist ein tourentauglicher Freerider im Wortsinn. Rose Beef Cake FR8 herstellerangaben Vertrieb Rose Versand GmbH, Tel. 02871/275570 www.roseversand.de Material/Größen Alu/S,M,L,XL Preis/Gewicht ohne Pedale 3 399 Euro/15,5 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 180 mm/160-180 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer Fox 36 Talas 180 Fit RC2/ RockShox Vivid RC2 Ti Kurbeln/Schaltung Race Face Atlas/Shimano XT Bremsanlage Formula The One Laufräder DT-Swiss E2000 Systemlaufradsatz, Schwalbe Fat Albert 2,4 Reifen 50 583 135 475 Reach 395 mm Stack 612 mm BB-Drop 12 mm 73,2° 1167 437 Fahrwerk Komfort Ausstattung 65,3° Fahrwerk straff 355 komfortabel schwer HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 58 | FREERIDE 1|13 Fluffiger Hinterbau: Der Titanfeder-Dämpfer von RockShox spricht sehr sensibel an und erzeugt enormen Komfort. Super. Das macht das „Beef Cake“ zu einem vollwertigen Park-Freerider. 9 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Edle Zutaten: Versender Rose ließ sich nicht lumpen und verpasste seinem Bike edle Parts: Top-Gabel von Fox mit Kashima-Coating, DTSwiss-Laufräder, Formula „The One“-Bremsen. Federweg schafft Vertrauen: Moderne Superenduros bieten so viel Hub wie Freerider – damit kann man Mutproben aller Art getrost wagen. Legt man sich dennoch aufs Maul, lag’s jedenfalls nicht am Bike. „Jetzt, wo DownhillBikes unter 16 Kilo wiegen, erwarte ich mir von Superenduros erst recht ein akzeptables Gewicht – wie beim Radon. Noch wichtiger sind mir allerdings Fahrkomfort und Sicherheit bergab. Hier beeindruckte mich das Rose.“ Laurin Lehner, Tester FREERIDE 1|13 | 59 > TEST Vive la France! Sunn! Die Marke verlangt ein paar einleitende Worte, denn sie ist legendär. In den 1990ern reihten die Franzosen Sieg an Sieg mit schillernden Namen wie Cedric Gracia, Nico Vouilloz, Anne-Caro Chausson, François Gachet. Nach langer Pause gibt es das Label wieder in Deutschland zu kaufen – super! Ob von der urspünglichen Sunn-Besatzung noch jemand a n Bord ist? 170 Millimeter vorne, 170 im Heck – das Sunn-Superenduro wurde mit ähnlichem Hub ausgestattet wie das „Wicked“ von YT – und auch die Geometrie fühlte sich ganz ähnlich an. Besonderheit: der fast schon zerbrechlich-filigran wirkende Hinterbau. Er ist aus Stahl (!), daher konnten die Sunn-Ingenieure ihn so zart dimensionieren. An der Ausstattung hatten wir nichts auszusetzen – sie funktionierte klaglos. Der knappe Lenker zog die Mundwinkel zwar etwas nach unten, die fette 2,5er-Bereifung dafür wieder nach oben. Hier einige Stichworte aus dem Prüfbogen unserer Tester nach den ersten Abfahrten: „Zentrale Sitzposition, neutrales Lenkverhalten, wirkt etwas kurz, wenig laufruhig, sprungfreudig, wendig, im Heck wünscht man sich mehr Komfort, Gabel: super, Reifen: super.“ Das Sunn legte eine solide Performance hin, richtig glänzen konnte es aber nicht. Dank der kurzen Kettenstreben besitzt es viel Spieltrieb, das gefällt. Beim Downhill machte die Konkurrenz (Rose, Canyon, YT, Radon) aber eine bessere Figur. Fazit: Das Sunn mit Stahl-Hinterbau war das teuereste Bike im Test. Ein stimmiges, modernes Superenduro, das in der Praxis aber nicht ganz so begeistern konnte wie die Spitzenreiter. Großer Name: Mit Bikes von Sunn wurden unzählige Siege eingefahren. Jetzt gibt es das Franzosen-Bike wieder in Deutschland zu kaufen. Sunn Charger S1 herstellerangaben Vertrieb Dämpferklinik, Tel. 07071/9798266 www.daempfer-klinik.de Material/Größen Alu/S,M,L Preis/Gewicht ohne Pedale 3 999 Euro/14,8 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 170 mm/170 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer RockShox Lyrik RC/ RockShox Monarch Plus RC3 Kurbeln/Schaltung Sram S1400/Sram X9 Bremsanlage Formular RX Laufräder UN Disc Naben, Fresh Gears Felgen, Maxxis Minion 2,5 Reifen 60 120 430 Reach 402 mm Stack 589 mm BB-Drop 16 mm 576 73,3° Gabel Verspieltheit Reifen 65,3° Fahrwerk 1152 427 straff 355 komfortabel schmaler Lenker wenig Komfort im Hinterbau HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 60 | FREERIDE 1|13 Klare Ansage: „Serious Stuff“ steht auf dem Oberrohr gekritzelt. Auch der üppige Federweg des Sunn macht klar, dass es gefordert werden will. Wir hätten etwas mehr Komfort erwartet. 8,5 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Dünne Röhrchen: Sunn kombinierte einen AluHauptrahmen mit einem filigranen Hinterbau aus Stahl mit 170 Millimetern Federweg. > TEST Preisbrecher Wie machen die das? Der Direktversender aus Franken kalkuliert seine Bikes knallhart. Am „Wicked Pro“ ist alles dran, was die Gier verlangt, zum Beispiel Edel-Federelemente von BOS. Die alleine kosten über 1700 €. Doch da sind noch die feinen „Crossmax SX“-Laufräder mit Tubeless-Bereifung, die hochwertige „X.O Trail“-Bremsanlage, „Reverb“-Variostütze in der integrierten Stealth-Variante usw. Doch nicht nur der Preis des „Wicked Pro“ ist der Hammer, auch die Leistung. Die Jungs von YT erlauben sich keine Fehler: perfektes Cockpit (breiter Lenker der In-Marke Renthal, Stummelvorbau, straffe Griffe), durchdachte Geometrie, moderne Kinematik. Das Ergebnis: draufsetzen, wohlfühlen. „Wir haben das Bike so gebaut, wie wir es selbst gerne fahren wollen“, sagt YT-Boss Markus Flossmann. Ja, vielleicht liegt darin das Erfolgsgeheimnis. Das „Wicked“ ist gut ausbalanciert und entwickelt ein luftig-agiles Handling. Es presst mit viel Druck auf dem Vorderrad durch Turns, beschleunigt rasant und fordert den Biker förmlich auf, zum Geländesprung abzuziehen. Tiefes Tretlager, flacher Lenkwinkel, langer Radstand und ein fluffiges Fahrwerk – das YT belegte in der Downhill-Wertung einen Spitzenplatz. Nur Rose und Radon entwickelten noch mehr Laufruhe in schnellen, ruppigen Passagen. Der straffere Hinterbau des YT kann mit der Front nicht ganz mithalten, wo die exzellente 170er-BOS-Gabel souverän die Schläge pariert. Bergauf und auf der Geraden entwickelt das YT viel Vortrieb und eignet sich somit für lange Touren. Fazit: So soll ein Superenduro aussehen! Satter Federweg, akzeptables Gewicht, verspieltes Handling. Das „Wicked Pro“ war jedes Testers Liebling. Blingbling: Edelteile und sinnvolle Details, wohin man schaut. Da können wir über den Preis nur staunen. YT Wicked Pro herstellerangaben Vertrieb YT Industries, Tel. 09191/7363050 www.yt-industries.com Material/Größen Alu/S,M,L Preis/Gewicht ohne Pedale 3 299 Euro/14,3 kg messdaten Federweg vorne/hinten Hinterbausystem 170 mm/165 mm Viergelenker ausstattung Gabel/Dämpfer BOS Deville TRC/BOS Vip‘r Kurbeln/Schaltung eThirteen TRS+/Sram XO Bremsanlage Avid XO Trail Laufräder Mavic Crossmax SX Systemlaufradsatz, Continental Mountain King FR 2,4 Reifen 40 120 450 Reach 420 mm Stack 591 mm BB-Drop +10 mm 610 72,6° Wohlfühl-Geometrie Ausstattung Handling 65,5° Fahrwerk 1169 432 348 straff komfortabel nix HANDLING wendig laufruhig Performance Uphill Downhill 62 | FREERIDE 1|13 Der Luftdämpfer von Suspension-Mastermind Olivier Bossard funktionierte gut. Die zuschaltbare Druckstufe beruhigt das Heck für effizien tes Bergauf-Kurbeln. 9,5 10 FREERIDE RANKING: maximal 10 Punkte. Bringt Ruhe ins Fahrwerk: Die 170er-Luftgabel von BOS bekam schon in vielen Tests Lob. Super Leistung. Praktisch: Der Hersteller bietet exakte Vorschläge für die ideale Abstimmung.