Health Safety Environment (HSE) bei den

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Health Safety Environment (HSE) bei den
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Health Safety Environment
(HSE) bei den
Gründungsarbeiten für
das höchste Gebäude der Welt
Abb. 1: Jeddah Kingdom Tower
Dr.-Ing. Henning Lesemann und Dipl.-Ing. Gerold Schwab, Schrobenhausen
Die BAUER Spezialtiefbau GmbH führte im Zeitraum von Dezember 2012
bis März 2014 die Gründungsarbeiten für das mit einer Höhe von 1.001 m
zukünftig höchste Gebäude der Welt aus: den Kingdom Tower in Jeddah,
Saudi-Arabien. Das außergewöhnliche Projekt stellte dabei in vielfacher
Hinsicht besondere Anforderungen an alle Projektbeteiligten. Dazu zählte
auch das Implementieren und konsequente Einhalten von Gesundheits-,
Sicherheits- und Umweltstandards, des HSE-Systems.
Projektvorstellung
Jeddah (dt. auch Dschidda) liegt am Roten
Meer und ist nach Riad die zweitgrößte
Stadt Saudi-Arabiens. Der Bauherr dieses
beeindruckenden Bauwerks (Abb. 1) ist die
Jeddah Economic Company. Den Auftrag
als Generalunternehmer erhielt die Saudi
Binladin Group, das größte Bauunternehmen des Landes. Der Kingdom Tower ist
Teil des komplett neu projektierten Stadtteils Kingdom City nördlich von Jeddah.
Der Jeddah Kingdom Tower ergänzt eine
Reihe von Gründungsarbeiten aus dem
Hause BAUER für spektakuläre Hochhäuser. So steht u.a. bereits der Burj Khalifa in
Dubai (mit 828 m das bislang höchste
Gebäude der Welt) auf Großbohrpfählen
der BAUER Spezialtiefbau GmbH. Außerdem wurde 2013 die Pfahlgründung für
den im Bau befindlichen Laktha Tower
in St. Petersburg, das zukünftig höchste
Gebäude Europas, ausgeführt.
Für die Gründung des Kingdom Tower
waren 270 Großbohrpfähle mit Bohrlängen von 49 m bis 109 m und Durchmessern von 1,50 m bzw. 1,80 m herzustellen. Dies erforderte 18.000 Bohrmeter,
40.000 m3 Beton und 6.000 t Stahl. Die
109 m tiefen Pfähle sind zugleich die
längsten in der Region bislang hergestellten Bohrpfähle. Außerdem waren vier
statische, bi-direktionale Pfahlprobebelastungen (mit „O-Cells“) auszuführen. Weitere Leistungen wie z.B. der Aushub im
Riffkalkstein und das Kappen der hochfesten Pfähle waren ebenfalls nicht zu
unterschätzen. Die Herstellung der Gründungspfähle dauerte fünfeinhalb Monate.
stark porös und durchlässig, bei der unverrohrten Pfahlherstellung aber auch ohne
hydraulische Stützung ausreichend standsicher war. Darunter folgten Sande oder
untergeordnet Sandstein, aber auch Zwischenschichten von teilweise einigen
Metern Mächtigkeit aus schlecht abgestuftem Kies oder kaum verfestigtem
Konglomerat, die hinsichtlich der Stützung
als sehr problematisch anzusehen waren.
Schematisch ist in Abbildung 2 auch die
Gründung dargestellt. Bis auf die Bohrungen für die kürzesten Pfähle (mit 49 m)
erreichten alle Bohrungen die Baugrundschichten unterhalb des Riffkalksteins.
Aufgrund des geringen Küstenabstands
und der hohen Durchlässigkeit in der
Koralle stand das Grundwasser annähernd
auf Meereshöhe (ca. 4 m unter Gelände)
an und besaß nahezu den gleichen Salzgehalt wie das Rote Meer.
Gebohrt wurde flüssigkeitsgestützt im
Kelly-Verfahren, mit einem kurzen Standrohr zur Führung des Bohrwerkzeugs, als
Auflager für die Bewehrungskörbe und
das Betonierrohr, sowie aus Gründen der
Arbeitssicherheit. Die kurzen, nur innerhalb des standsicheren Riffkalksteins liegenden Bohrungen wurden mit aus Brunnen gefördertem Grundwasser „gestützt“,
wobei hier eher ein Bohren mit Wasserauflast zu verstehen ist, da aufgrund der
hohen Durchlässigkeit der Koralle nur ein
geringer Überdruck realisiert werden
Abb. 2: Baugrundverhältnisse
Die Baugrundverhältnisse sind in Abbildung 2 dargestellt. Bis 50 m Tiefe stand
Riffkalkstein („Koralle“) an, der teilweise
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Abb. 3: Baubetrieb am Kingdom Tower
konnte. Die tiefen Pfähle wurden polymergestützt hergestellt, worüber in [1] detailliert berichtet wurde. Die Bewehrungskörbe wurden vor Ort gefertigt und auch
der Beton (C60) wurde in einem auf der
Baustelle installierten Betonwerk gemischt. Die Herstellung der Bohrungen
erfolgte mit je zwei Drehbohrgeräten BG
28 und BG 40. Einen Eindruck vom Baubetrieb vermittelt Abbildung 3.
Anspruchsvolle Großprojekte erfordern
vielfach innovative Lösungen. Unter anderem kam für das höchste Gebäude der
Welt auch die längste Kelly der Welt zum
Einsatz. Dies war eine 110 m lange, 5-fach
teleskopierbare Reib-Kelly der BAUER
Maschinen GmbH, die exklusiv für den
Kingdom Tower gefertigt wurde. Hierdurch entfiel das bei Verwendung kürzerer Kelly-Stangen erforderliche Ein- und
Ausbauen von Kelly-Verlängerungen bei
jedem Spiel, was eine erhebliche Produktivitäts- und Qualitätssteigerung bedeutete.
Health Safety Environment
Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz
(Health Safety Environment – HSE) sind für
die Unternehmen der BAUER-Gruppe Ziele
der höchsten Priorität. Die entsprechen-
den Standards und Richtlinien sind in [2]
dokumentiert. Wesentliche Punkte sind
die Einführung und stetige Verbesserung
von Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltstandards, klare Verantwortlichkeiten
für die Führungskräfte und jeden einzelnen Mitarbeiter, Gefährdungsbeurteilungen und daraus abgeleitete Strategien
und Maßnahmen zur Gefahrenminimierung für alle relevanten Prozesse, systematische und regelmäßige Schulungen
der BAUER-Mitarbeiter und die Bereitstellung der notwendigen Schutzausrüstung
für Mitarbeiter und Arbeitsplätze einschließlich der erforderlichen Einweisungen. Die Umsetzung der Maßnahmen wird systematisch dokumentiert und
regelmäßig auditiert. Unfälle und auch
Beinahe-Unfälle werden analysiert und
die Erkenntnisse im Sinne einer stetigen
Systemverbesserung in die relevanten
Maßnahmen eingearbeitet. Die HSE-Anstrengungen dienen einer konsequenten
Minimierung der Unfall- und Schadensquoten mit dem klaren Ziel einer Quote
„Null“.
Da die BAUER Spezialtiefbau GmbH auf
der ganzen Welt tätig ist, werden die ehrgeizigen, für das gesamte Unternehmen
verbindlichen HSE-Ziele auch weltweit
verfolgt. Dies stellt die Projektverantwortlichen vor besondere Herausforderungen,
da die Rahmenbedingungen einer Baustelle von Land zu Land naturgemäß variieren und meist nicht mit denen in
Deutschland vergleichbar sind. Die Qualität der Ausbildung des oftmals nur projektgebunden beschäftigten Baustellenpersonals entspricht häufig nicht dem
in Deutschland gewohnten Niveau. Die
Bedeutung der Erreichung und Einhaltung
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Abb. 4: Hinweisschilder in der Baustellenzufahrt
der HSE-Ziele muss vielfach erst vermittelt
und oft mehrfach verdeutlicht werden.
Auf der Baustelle Kingdom Tower in Jeddah
war die grundsätzliche Sensibilisierung für
HSE-Belange ein wichtiger erster Schritt.
Hierzu wurde der Fokus neuer Arbeiter
und Besucher bereits in der Baustellenzufahrt auf das Thema gerichtet (Abb. 4).
Durch einen HSE-Übersichtsplan wurde
die Orientierung erleichtert. Zahlreiche auf
der Baustelle verteilte HSE-Hinweistafeln
erinnerten zusätzlich an die zwingende
Einhaltung der vorgegebenen Regeln.
Grundvoraussetzung für ein sicheres
Arbeiten und eine hohe Ausführungsqualität waren regelmäßige Unterweisungen
und Schulungen des Baustellenpersonals
sowohl im Besprechungsraum (Abb. 5) als
auch direkt auf der Baustelle (Abb. 6). Eine
Darstellung der Bestandteile des kom-
Abb. 5, 6:
Sicherheitsunterweisungen im
Besprechungsraum
… und auf der Baustelle
pletten HSE-Konzepts ist an dieser Stelle
leider nicht möglich. Exemplarisch seien
die konsequente Verwendung der Persönlichen Schutzausrüstung, bestehend aus
Helm, Warnweste und Sicherheitsschuhen
(sowie Schutzbrille, Handschuhe, Gehörschutz, Staubmaske etc. nach Erfordernis)
oder die deutliche Kennzeichnung von
Gefahrenbereichen (Abb. 7, 8) aufgeführt.
typischen Standard hinaus. Die Durchsetzung und Einhaltung dieser Vorschriften
sowie das Erkennen möglicher Verbesserungen in Bezug auf Arbeitssicherheit und
Umweltschutz wurden durch die ständige
Anwesenheit jeweils eines HSE-Beauftragten in Tag- und Nachtschicht sowie durch
Baustellenbegehungen des BAUER HSE
International Managers gewährleistet.
Die vom Bauherrn geforderten HSE-Maßnahmen gingen bei diesem außergewöhnlichen Projekt deutlich über den landes-
Erforderliche Verbesserungen der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes wurden konsequent und unverzüglich um-
Abb. 7, 8: Deutliche Kennzeichnung von Gefahrenbereichen
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Abb. 9, 10: Stoßen der Bewehrungskörbe nach altem (links) und neuem System (rechts)
gesetzt. Beispielhaft sei die sicherheitsoptimierte Arbeitsweise beim Stoßen der
Bewehrungskorbsegmente genannt. In
Abbildung 9 ist die unbefriedigende Ausgangssituation dargestellt, bei der das
Korbsegment durch eingeschobene Stahlprofile abgefangen wurde. Das Verbinden
der Längsbewehrung sowie der Cross Hole
Sonic Logging-Messrohre war aufgrund
der ungünstigen Arbeitshöhe nur unter
Zuhilfenahme von Trittstufen möglich.
Außerdem bestand bei unsachgemäßer
Montage der mittels Seilklemmen befestigten Aufhängeschlaufen (Schweißarbeiten an den Körben waren nicht zulässig)
die Gefahr des Abrutschens der sehr
schweren Körbe mit entsprechend hohem
Unfallrisiko. Durch Umstellen auf das
System mit Korb-Aufhängegabel (Abb. 10
und Abb. 11, 12), die unter die Verbindungsmuffen geschoben wurden, konnte
die Arbeit wesentlich erleichtert und die
Arbeitssicherheit deutlich erhöht werden.
Zusammenfassung
Die Gründungsarbeiten für den Kingdom
Tower in Jeddah wurden von Saudi Bauer,
einer Tochtergesellschaft der BAUER Spezialtiefbau GmbH, termingerecht und in
einer exzellenten Qualität zur vollsten
Zufriedenheit des Bauherrn und Auftraggebers abgeschlossen. Das außergewöhnliche Projekt stellte dabei in vielfacher Hinsicht besondere Anforderungen an alle
Projektbeteiligten. Dazu zählte auch die
Implementierung und konsequente Einhaltung eines HSE-Systems, das den konzernweit geltenden hohen Anforderungen
genügte.
Die Anstrengungen haben sich letztlich
aber gelohnt, was durch die Unfallstatistik
nach Abschluss des Projekts verdeutlicht
wird. Bei einem Gesamtumfang von ca.
600.000 Arbeitsstunden waren lediglich
vier leichte Unfälle mit wenigen Ausfallstunden zu verzeichnen.
Abb. 11, 12: Sicherheitsoptimiertes System
mit Korb-Aufhängegabel
Literatur
[1] Lesemann, H.; Heinzelmann, H. (2014):
Jeddah Kingdom Tower – polymergestützte Herstellung von Großbohrpfählen in schwierigem Baugrund.
Geotechnik-Tag in München, 2014
[2] HSE-Standards und -Richtlinien der
BAUER-Gruppe, siehe: www.bauer.de/
de/bauer_group/hse/
Autoren:
Dr.-Ing. Henning Lesemann und
Dipl.-Ing. Gerold Schwab,
BAUER Spezialtiefbau GmbH
STDS-JANTZ GmbH & Co. KG
Röntgenstraße 44
D-57439 Attendorn
Tel.: +49 (0) 27 22 - 93 83 - 3
www.stds.de
15.–21.
April
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