Deutsche Musikwelt steht hinter Star

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Deutsche Musikwelt steht hinter Star
Ausgabe | 11
08. Juni 2012
Interview: Hilal Sezgin über Tierschutz im Islam, Schächtung und ihr Leben auf dem Land
Reaktionen
Deutsche Musikwelt steht hinter Star-Pianist Fazıl Say
Seit kurzem ist klar: Fazıl Say bekommt die volle Härte der türkischen Justiz zu spüren. Ein Istanbuler Gericht hat Anklage gegen
den türkischen Pianisten erhoben.
E
s ist unfassbar, dass desterstützen ihn. „Freidenker
halb Anklage erhoben
wie Fazıl Say bereichern seit
wird“, erklärte der renomJahren die internationale
mierte Pianist Fazıl Say. Der
Kulturszene“, erklärt BeneProzess wegen vermeintlidikt Stampa, Intendant des
cher Beleidigung islamischer
Konzerthauses Dortmund.
Werte auf Twitter beginnt
„Fazıl Say ist ein Weltbüram 18. Oktober. Er kann das,
ger“, so Stampa weiter, „der
was hier gerade geschieht,
in Istanbul zu Hause ist. Das
kaum glauben. „Mein Land,
Land sollte stolz auf eine so
das mir immer als Inspiraherausragende Persönlichtion diente, ist nun gegen
keit sein. Wir, seine Freunde
mich”, sagte er den Deutsch
in Dortmund, sind es.“
Türkischen Nachrichten.
Der Europäische Musi
Der deutsche Pianist Fazıl Say muss im Herbst wegen Twitter-Nachrichten vor Gericht. Foto: DTN
krat versteht vor allem die
Lars Vogt findet das Vorge„Verhältnismäßigkeit“ einer
hen der türkischen Justiz
solchen Anklage nicht. Vize„absolut absurd“. Die Frage, ob man so etwas Vorgang“, nennt er die Art und Weise, wie die präsident Christian Höppner appelliert „an
twittern müsse, sei eine ganz andere. „Aber Meinungsfreiheit unterbunden werden soll. alle Beteiligten, bei der Bewertung dieser
man muss doch die Möglichkeit haben, so „Wenn jemand einen starken Glauben hat, Situation Augenmaß walten zu lassen. Die
etwas zu sagen“, sagt er. Zumal es auch nicht sollte er doch darüber stehen“, so Vogt.
Presse- und Meinungsfreiheit gehören zu
möglich sei, philosophische Diskurse über Der deutsche Musikrat und das Kon- den Grundwerten der europäischen DemoReligion zu verbieten, die seit Jahrhunder- zerthaus Dortmund, für das er mehrere kratien. Angesichts der globalen Herausforten stattfinden. Einen „ungeheuerlichen Jahre als Exklusivkünstler gewirkt hat, un- derungen ist die Stärkung Europas im Sin-
Analyse
Türkei: Abtreibung wird zum Staatsthema
,,Abtreibung ist Mord“, erklärte Recep Tayyip Erdoğan in der vergangenen Woche und
trat damit eine weitgehende Debatte los.
Am vergangenen Sonntag gingen mehr
als 3000 Frauen auf die Straße. Mit bunten Bannern und Fahnen verwiesen die
Demonstrantinnen auf ihr Recht an ihrem
eigenen Körper und protestieren gegen
die Initiative der regierenden AKP, das seit
1983 geltende liberale Recht zu aufzuheben und Abtreibung de facto zu verbieten.
Gemeinsam skandierten sie Parolen
und schwenkten Fahnen gegen die Bestrebungen Regierung. Sie forderten Erdoğan
und Co. dazu auf: ,,Hände weg von den
Körpern der Frauen!”. Daneben fanden sich
Slogans wie ,,Es ist mein Leib, also wer bist
du?”, ,,Abtreibung ist meine Entscheidung,
Mord ist eine Männer-Methode” oder
,,AKP, Finger weg von mir!” Andere Damen
nahmen auf ihren Bannern Bezug auf den
unsäglichen Vergleich Erdoğans, der jede
Abtreibung mit dem Flugzeugfehlangriff
von Uludere in Beziehung setzte, der Ende
vergangenen Jahres 34 Menschen das Leben kostete. Während er erklärte ,,jede Abtreibung ist ein Uludere, jede Abtreibung
ist ein Mord” stellten sie nun fest: ,,Uludere
ist ein Massaker, Abtreibung ist ein Recht.”
Dr. Mehmet Görmez, Leiter für religiöse
Angelegenheiten, führte aus, dass Abtreibung aus religiöser Sicht nicht vertretbar
sei, da weder Mutter noch Vater ein „Eigentumsrecht“ an einem ungeborenen Kind
hätten.
Nur wenige Tage nach Erdoğans umstrittenen Äußerungen hatte sich der türkische Gesundheitsminister zu Wort ge-
meldet und angekündigt, dass man bereits
in Kürze ein neues Gesetz fertig habe. Nun
erklärte Recep Akdağ: ,,Nochsteht nicht genau fest, was in dem neuen Gesetz stehen
wird.”
Dass Erdoğan gegen Abtreibung ist,
dürfte man sich schon vor seiner öffentlichkeitswirksamen Erklärung gedacht haben, bemerkt der Kolumnist Fehmi Koru.
Denn mit dieser Meinung steht er auch
weltweit nicht allein. Wie Görmez betont,
müsse das Wohl der Mutter im Zweifelsfall
immer über dem des Kindes stehen. Genau so wird es seit Jahren praktiziert. Jeder,
der aus religiösen oder anderen Gründen
-gegen Abtreibung ist, ist diesen Weg bisher ohnehin nicht gegangen. Ganz abgesehen davon, wie das Gesetz im Land zu dem
Thema steht.
Merve Durmuş
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ne von ‚Einheit in der Vielfalt‘ dringender
denn je.“ Er fordert die „Verständigung auf
gemeinsame Grundwerte im Sinne der UNMenschenrechtscharta“.
Say betont derweil, dass er die Meinungsfreiheit immer respektiert habe und
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es niemals seine Absicht gewesen sei ,,eine
Gruppe, eine Person oder Organisation zu
beleidigen”. Im Internet wurde nun die Petition „Support Fazıl Say“ gestartet, um ihn
zu unterstützen. Bereits über 3.000 Personen haben im Namen der Meinungsfrei-
heit unterzeichnet. Er selbst appelliert an
die Öffentlichkeit: ,,Bevor Menschen mich
verurteilen, sollten sie sich ein wenig Zeit
für meine Musik nehmen, um zu verstehen, wie ich über die Werte unserer Gesellschaft denke”.
Kritik
KRM: Gaucks Aussagen zum Islam sind „irritierend”
In einer aktuellen Mitteilung hat der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), Ali Kızılkaya, die jüngsten Äußerungen
von Bundespräsident Joachim Gauck zur Verortung des Islams in Deutschland als „irritierend“ bewertet.
D
ie Aussage des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff zum Islam hatte für Muslime in Deutschland eine große
integrative Bedeutung. Wir haben uns von
Bundespräsident Gauck die Fortführung
dieser integrationspolitisch wichtigen und
klugen Linie erhofft”, kritisiert Ali Kızılkaya
die Aussagen Joachim Gaucks in einem
Interview mit der ZEIT, in dem er erklärte,
die Intention des Wulff-Satzes zwar anzunehmen, selbst aber ,,einfach gesagt (hätte), die Muslime, die hier leben, gehören zu
Deutschland”.
In einer aktuellen Erklärung des Koordinationsrat der Muslime (KRM) bezeichnet
deren Vorsitzender es nun als ,,irritierend”,
dass der Bundespräsident sich gerade von
dieser Aussage seines Amtsvorgängers distanziere. ,,Für die selbstverständliche Feststellung, dass in diesem Land viele Muslime
leben, bedarf es keiner großen Anstrengung.
Dass in Deutschland ca. vier Millionen Muslime leben, von denen etwa die Hälfte die
deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist Realität“, stellt Kızılkaya heraus.
Für den KRM, der sich aus der TürkischIslamischen Union der Anstalt für Religion
e.V. (DITIB), dem Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland (IRD), dem Verband der
Islamischen Kulturzentren in Deutschland
e.V. (VIKZ) und dem Zentralrat der Muslime
in Deutschland e.V. (ZMD) zusammensetzt,
sei das Signal, welches von dieser Relativierung ausgehe, beunruhigend: ,,Muslime als
einzelne Individuen sind zu tolerieren, weil
sie nun schon einmal hier sind? Für ihre Religion und Kultur bleibt jedoch kein Raum.
In der Integrations- und Islamdebatte sind
wir an vielen Stellen schon viel weiter.” .
Leider, so heißt es in der Erklärung des
Koordinationsrates, verenge der Bundespräsident mit solch einer Aussage die Freiheitsrechte – insbesondere die Religionsfreiheit
– von Muslimen auf den individuell-privaten Bereich. Kollektive Freiheitsrechte, wie
die Sichtbarkeit als muslimische Gemeinschaften oder die rechtliche Integration des
Islams in den religionsverfassungsrechtlichen Rahmen, würden hingegen in Frage
gestellt. ,,Dem Freiheitsbild unserer Verfassung entspricht dieser Umgang mit religiösen Minderheiten nicht“, stellt der KRMSprecher klar. Für die im KRM vertretenen
muslimischen Religionsgemeinschaften sei
es dagegen selbstverständlich, dass sowohl
der Islam als auch die Muslime und ihre
Gotteshäuser zu Deutschland gehörten.
Während die Korrektur der Wulffschen
Aussage durch Gauck derzeit zu einer breiten Debatte führt, blieben die Worte der
Für den Koordinationsrat der Muslime sind
Gaucks Äußerungen ein beunruhigendes
Signal.
Foto: flickr/ALDEADLE
Bundeskanzlerin Mitte Mai fast ungehört.
Sie bekräftigte während einer Visite an einer Berliner Oberschule, dass der Islam zu
Deutschland gehöre. Sie erklärte: „Die Muslime gehören heute zu unserer Lebenswelt
dazu. Es ist mittlerweile auch eine Tatsache,
dass zahlreiche Muslime Deutsche sind.
Deshalb gehört der Islam eben heute dazu.“
Wirtschaft
Polen und Türkei: Attraktiv für Investoren
Extrem niedrige Unternehmensbewertungen, günstige Wechselkurse und vielfältige Investitionsmöglichkeiten: Polen und die
Türkei sind die „Tiger Europas“ und ziehen an den anderen Ländern vorbei, so die Einschätzung der Analysten.
S
tetiges Wirtschaftswachstum, eine junge Bevölkerung und eine wachsende
Mittelschicht – sowohl die Türkei als auch
Polen heben sich dadurch vom Rest Europas
ab. Die Länder werden in den kommenden
Jahren zwar ein risikoreiches, jedoch sehr
attraktives Investitionsziel darstellen, so
die Einschätzung der Wirtschaftszeitschrift
MarketWatch.
Der türkische Aktienindex ISE 30 ist
seit Jahresbeginn um 9,8 Prozent gestiegen,
während der polnische Aktienindex WIG 20
um 2,7 Prozent fiel. Durch diese Entwicklung
wurde der Stoxx Europe 600 um 2,2 Prozent
gepusht.
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Beide Länder bieten viele verschiedene
Möglichkeiten für Investitionen im Finanzbereich, Telekommunikationssektor oder auch
im Bereich der Gebrauchsgüter. In der Türkei
gibt es einen breiten Industriesektor, in Polen
vor allem viele Energieunternehmen.
Nach Polen und in die Türkei werden
Stoxx Europe 600 Index
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eine Menge ausländischer Direktinvestitionen fließen, glaubt Matt Lasov, Forschungsleiter der Frontier Strategy Group. Dabei
hätten die Direktinvestitionen noch nicht
einmal das höchste Level erreicht, denn aufgrund der Finanzkrise seien viele westliche
Unternehmen zurückhaltend und setzten
Quelle: Bloomberg
lieber darauf, zu sparen.
„Beide Märkte bieten signifikante Möglichkeiten, weil sie darauf ausgerichtet sind,
die europäischen Märkte zu überholen; bieten extrem niedrige Unternehmensbewertungen und haben günstige Wechselkurse.
Das macht Deals mit den Ländern attraktiv“,
erklärt er.
2011 flossen 16,1 Milliarden Dollar an
Direktinvestitionen in die Türkei, seit 2007
war diese Zahl nicht mehr so hoch, so Lasov.
Damals pumpten Investoren mehr als 22
Milliarden in das Land. In Polen fielen 2011
die ausländischen Direktinvestition auf 11,8
Milliarden. 2007 verzeichnete das Land hier
noch 23,7 Milliarden. Trotzdem sei das ein
gutes Zeichen, erklärt Lasov weiter, denn Polen „war das einzige Land, dass nicht in die
Rezession ging“.
Während der Rest Europas also um seine Wirtschaft zittert, geht es der Türkei und
Polen vergleichsweise gut. „Die Tiger Europas“ sind sie deshalb für MarketWatch.
Diskriminierung
Toyota: Mitarbeiter wegen ihrer Religion gefeuert?
Schwere Anschuldigungen gegen das türkische Hauptquartier des japanischen Automobilherstellers Toyota. Hier sollen im
vergangenen März und April angeblich mehrere Mitarbeiter wegen ihres Glaubens und ihrer religiösen Praktiken entlassen
worden sein.
W
ie die türkische ,,Zaman” unter Berufung auf andere Medienbeiträge dieser Woche berichtet, wird dem türkischen
Toyota-Hauptquartier Diskriminierung seiner Mitarbeiter, die mehrheitlich während
des Ramadans fasten, vorgeworfen. Das Unternehmen, so heißt es, soll 143 Angestellte
auf Grund ihrer Religion entlassen haben.
Der ehemalige Generalmanager der Toyota-Fabrik in Boshoku, die Teile für die Toyota-Fahrzeuge produziert, erklärte in einem
Brief, der – wie viele andere Schilderungen
ehemaliger Mitarbeiter – an die zuständige Kommission des türkischen Parlaments
versendet wurde, wie das Unternehmen ihn
behandelte. In dem Dokument, das auch
der türkischen Tageszeitung ,,Star” vorliegt,
behauptet er, er sei wegen des Nachgehens
seiner religiösen Pflichten zum Rücktritt gedrängt worden. ,,Mir war die Teilnahme am
Freitagsgebet verboten. Ich wurde beschuldigt, Mitglied einer islamistischen terroristischen Vereinigung zu sein – nur weil ich betete”, zitiert ihn nun die ,,Star“, ohne seinen
Namen zu nennen. Dabei sei das Freitagsge-
bet in der Zeit seiner Mittagspause gewesen.
Das sei ihm allerdings verboten worden,
damit er dem Rest der Belegschaft nicht als
Vorbild diene. Man habe ihn sogar so unter
Druck gesetzt, dass er sich in psychologische
Behandlung begeben musste. Nach seinem
Rücktritt habe das Unternehmen ihm eine
sehr hohe Abfindung gezahlt. Das, so der
ehemalige Mitarbeiter, sei geschehen, weil
das Unternehmen sich der eigenen Schuld
bewusst gewesen sei.
Auch Toyota hat mittlerweile auf die
Anschuldigungen reagiert. Am vergangenen Dienstag gab das Unternehmen eine
Presseerklärung heraus. Darin wird auf die
japanische Tsunami- und Erdbebenkatastrophe im vergangenen Jahr sowie auf die
globale Wirtschaftskrise verwiesen. Beides
habe dazu geführt, dass die Fahrzeugproduktion abgenommen hätte. Bisher, so
heißt es, seien in der Türkei 177.000 Fahrzeuge produziert worden. 2011 sank diese
Zahl auf 89.000. Bis Ende des Jahres 2012
soll diese Zahl weiter fallen – auf nur noch
62.000. Wie das japanische Unternehmen
erklärt, hätten diese negativen Entwicklungen natürlich auch Auswirkungen auf die Finanzen. Aus diesem Grunde hätte man nun
143 Arbeiter entlassen müssen. Basis hierfür
sei ihre jährliche Leistung, nicht ihre Religion gewesen.
Toyota, so schreibt die ,,Zaman”, bestreite zudem vehement, dass sie ihre Mitarbeiter in Einstellungsgesprächen nach ihrem
persönlichen Glauben und ihren religiösen
Praktiken fragen würden. Das türkische
Hauptquartier hätte sogar drei Gebetsräu-
Selbst in der Mittagspause soll es Mitarbeiter nicht erlaubt gewesen sein, zu beten. Foto:flickr/modenadude
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me, die den Mitarbeitern 24 Stunden am
Tag zur Verfügung stünden. Auch die Organisation der Mahlzeiten würde mit Rücksicht auf Gebets- und Fastenzeiten erfolgen.
Eingeschaltet hat sich mittlerweile auch
Ayhan Sefer Üstün, Präsident der Parlamen-
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tarischen Kommission für Menschenrechte.
Er wandte sich schriftlich an den Präsidenten der Toyota Motor Corp., Akio Toyota.
Darin dankte er Toyota für seinen Beitrag
für die türkische Wirtschaft, äußerte aber
auch seine Sorgen über die derzeit kursie-
renden Gerüchte. Üstün ist sich bewusst,
dass derartige Berichte die Reputation des
Unternehmens und die des Vorstands massiv beschädigen könnten. Diesen forderte er
deshalb auf, diesen Vorwürfen nun gezielt
nachzugehen.
wäre der jüngste Israeli gewesen, der jemals
den Gipfel des Mount Everest erklommen
hätte. Doch dann kam alles anders. Auf einem
eisigen Grat sah er den 46-jährigen Aydın Irmak liegen, der sich nicht mehr rührte. Der
junge Mann überlegte nicht lange. Kurzerhand schulterte er den Kollegen und brachte
ihn sicher ins Camp.
Dass er jetzt für seinen Rettungseinsatz ausgezeichnet werden soll, widerstrebt Nadav
Ben-Yehuda allerdings völlig. Wie die türkischen Medien derzeit berichten, soll er sogar
versucht haben, die Behörden davon abzuhalten. Er selbst, so heißt es, sei der Ansicht,
dass seine Tat gar nicht so bedeutend gewesen wäre, als dass man ihm dafür eine Tapferkeitsmedaille verleihen müsste.
,,Ich bin absolut überrascht”, so der junge
Bergsteiger. ,,Sie riefen mich aus der Residenz
des Präsidenten an und sagten mir, dass sie
mir die Tapferkeitsmedaille übergeben wollen. Ich versuche immer noch, sie davon zu
überzeugen, das nicht zu tun. Ich hörte von
den Leuten, die diese Medaille erhalten haben, und ich glaube nicht, dass ich das gleiche
Kaliber habe. Einige dieser Menschen haben
wirklich erstaunliche Dinge getan”, argumentiert Ben-Yehuda.
Dass er sein Rekordziel nun nicht erreicht
habe, damit hadere er übrigens nicht. ,,Das
Leben eines Menschen, das Leben jeder Person ist wertvoller als alles andere”, so seine
Überzeugung. ,,Ich wusste, dass ich vielleicht meine Finger dabei verlieren würde,
aber das war nichts, worüber ich mir hätte
Gedanken machen können, denn das wäre
unmoralisch.”
Die Maßnahme, die unter dem Titel ,,Sicherheits-Herstellung an der Küste von Alanya”
läuft, soll laut türkischen Medienberichten
binnen der kommenden acht Monate umgesetzt werden. Die Kosten sollen sich auf
600.000 Türkische Lira belaufen. Das teilte
Hasan Şakiroğlu, der stellvertretende Vorsitzende des Antalya Tourismus Manager
Verbands (ALTİD), mit.
Gegenüber der ,,Hürriyet” versucht Şakiroğlu
die Beweggründe für das aufwendige Vorhaben näher zu erläutern: ,,Der Hauptgrund
für dieses Projekt ist, sichere Strände für
Bürger und Touristen im Falle eines Notfalls
wie Ertrinken oder Diebstahl zu gewährleisten. Wir versuchen Wege zu finden, die
Standards unserer Strände zu verbessern.”
Die Manager von insgesamt 246 Hotels im
betreffenden Gebiet sehen das genauso. Sie
haben bereits ihre Unterstützung für das
Monitoring-System zugesichert. Auch die
Entwicklungsagentur Westliches Mittelmeer
(BAKA) ist mit im Boot. Sie will Mittel in
Höhe von 272.000 Lira bereitstellen. Den
Großteil über 347.000 Lira will allerdings die
ALTİD selbst schultern.
Bei Überwachungskameras allein bleibt es
übrigens nicht. Das Projekt umfasst zudem
Sicherheitsstreifen auf Jet-Skis und in Geländewagen. Das Monitoring-System soll der Sicherheit der Touristen – vor allem deutsche
und russische Urlauber zieht es hierher – und
der Bürger auch in einem weiteren Sinne
dienen. Wie Şakiroğlu argumentiert, biete es
auch Schutz vor terroristischen Aktivitäten
und diene der Bekämpfung des Drogenhandels. ,,Alle verdächtigen Aktivitäten werden
überwacht und unsere Polizei wird tun, was
notwendig ist.” Die Infrarot-Kameras sollen
künftig von der hieisgen Polizei betrieben
werden, daneben wird die Gemeinde für die
Überwachung in der Pflicht sein.
Meldungen
Breivik gibt Muslimen die Schuld für Radikalisierung
Anders Behring Breivik behauptet vor dem
norwegischen Gericht, Muslime seien selbst
schuld an seinem Hass gegen alles Fremde.
Als Kind hätten sie ihn so schlecht behandelt, dass er sich eine radikale Meinung gebildet habe.
Schlechte Kindheitserfahrungen hätten Anders Behring Breivik zu dem gemacht, was
er heute sei. Das erklärte er am vergangenen
Montag vor Gericht. Sein Hass gegen den
Islam und Ausländer sei schon in jungen
Jahren entstanden. Als er sieben war, habe
ein türkischer Diplomat, der Vater eines
Freundes, sein Fahrrad kaputtgemacht, weil
Breivik ihn beleidigt habe. Weiterhin erzählte
Breivik von Schlägereien, Diebstählen und
drei Fällen von Vergewaltigungen, die von
Muslimen ausgegangen seien. Die von ihm
genannten Vergewaltigungsopfer verneinten diese Fälle allerdings bei den Behörden,
wie die Zeitung Verdens Gang berichtete.
„Die Vorfälle sind einzeln gesehen nicht so
schlimm“, so Breivik, doch das alles zusammen habe seine Meinung über Muslime
geformt. Noch schlimmer sei allerdings
gewesen, dass der norwegische Staat den
Muslimen erlaubt habe, in den gehobenen
Gegenden Oslos zu leben, was die Gefahr,
die von ihnen ausgehe, noch verschlimmert
habe.
Auf die Frage, ob er auch positive Erfahrungen mit Muslimen gemacht habe, antwortete
er, sie seien „sehr loyal“. „Der Ehrenkodex ist
sehr wichtig für sie: Wenn es eine Prügelei
gibt, sind sie die ersten, die helfen“, sagte er
außerdem. In Oslo und auf der Insel Utoya
tötete Breivik im Juli 2011 77 Menschen.
Israelischer Bergsteiger rettet türkischen
Kollegen
Nur noch 300 Meter fehlten dem 24-jährigen
Nadav Ben-Yehuda am 19. Mai dieses Jahres
bis zum Gipfel. Dann hätte er es geschafft: Er
Urlaub à la Big Brother: Alanyas Strände
werden nun kameraüberwacht
Die türkische Stadt Alanya, eine der beliebtesten Touristen-Destinationen des Landes,
hat sich entschlossen ,,aufzurüsten”. Künftig
sollen die traumhaften Strände mit Hilfe
von 16 High-Tech-Sicherheits-Kameras unter Beobachtung gestellt werden.
Bayern: 200 zusätzliche Lehrer für bessere
Integration
Zusätzliche Lehrkräfte sollen in Bayern Kind-
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er mit Migrationshintergrund in den Schulen unterstützen. Schon im Grundschulalter
wolle Bayern hier aktiv werden und setzt
deshalb auf Lehrer.
„Wir wollen die Talente der Menschen mit
Migrationshintergrund entdecken und
weiter fördern“, erklärte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU). Um das zu
gewährleisten, wolle der Freistaat vor allem
im Bildungsbereich ansetzen.
200 zusätzliche Lehrer sollen nach Angaben
des Ministers im kommenden Schuljahr
an Grund- und Mittelschulen eingesetzt
werden. Dabei werden besonders Schulen
in Ballungsgebieten mit Lehrkräften aufgestockt. Bayern tue zwar jetzt schon viel für
die Integration, doch weitere Anstrengungen
in diesem Bereich seien nötig, so Spaenle.
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Hinrichtung.“ Auf dem Tahrir-Platz versammelten sich mehrere hundert Menschen.
Sie wollen endlich neu anfangen und keine
weiteren Verhandlungen mit fraglichem
Ausgang. „Das Urteil ist nicht fair“, sagen sie.
In den kommenden Tagen und vor allem am
Freitag werden Großdemonstrationen auf
dem Tahrir-Platz erwartet.
Der 84-Jährige wurde am Wochenende wegen des Befehls zur Tötung von Demonstranten zu lebenslanger Haft verurteilt.
Auch der ehemalige Innenminister Habib al
Adli wurde zu der gleichen Strafe verurteilt.
Anders dagegen Mubaraks Söhne und andere Vertreter des Sicherheitsapparates – sie
wurden allesamt freigesprochen.
Lebenslange Haft: Mubarak will in Berufung gehen
Die Todesstrafe forderte der zuständige
Staatsanwalt, verurteilt wurde Hosni Mubarak zu einer lebenslangen Haftstrafe. Vielen
ist das angesichts seiner Taten zu wenig. Zumal Mubarak nun angeblich sogar in Berufung gehen wolle.
In einem weiteren Verfahren könnte Mubarak erneut versuchen, seine Hände in Unschuld zu waschen, könnte letztendlich
sogar freigesprochen werden. Genau das
habe er Al-Dschasira zufolge vor. Offiziell
bestätigt ist ein Einspruch Mubaraks noch
nicht. Vielen ist das alles noch trotz anfänglichem Jubel nach Bekanntwerden des Urteils
zu ungewiss.
Demonstranten in Alexandria verlangen: „Es
reicht mit dem Geschwätz, wir wollen eine
Das Einsteigen ins Flugzeug konnte in der vergangenen Woche in der Türkei schon mal bis
zu einem halben Tag dauern. Andere Flüge fanden erst gar nicht statt. Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines war gezwungen, aufgrund von Streiks fast 200 Flüge zu streichen. Hunderte Mitarbeiter der Turkish Airlines protestierten gegen ein Gesetz, das Streiks
verbieten sollte. Mehr als 300 Mitarbeiter wurden anschließend entlassen. Genutzt hat es
allerdings nicht, denn nur einen Tag, nachdem Hunderte Mitglieder des Bodenpersonals,
Techniker und andere Arbeiter auf dem Istanbuler Hauptflughafen gegen genau diesen
Gesetzesentwurf protestiert hatten, verabschiedete das türkische Parlament das Gesetz.
Mustafa Yağcı, Generalsekretär der Gewerkschaft Hava-İş, erklärte, dass man erwarte, dass
der Präsident sein Veto dagegen einlegen würde, da das Gesetz gegen die Rechte der Arbeiter auf Streik verstoße.
Foto: flickr/Austin555
Interview
Tierschutz: „Das ,normale‘ Schlachten ist auch eine Barbarei”
Die Veganerin und Bäuerin Hilal Sezgin erklärt im Interview, warum sie den Verzehr von Tieren grundsätzlich ablehnt. Diese Haltung sei mit
dem Islam gut vereinbar. Die Tierschutz-Kritik am Schächten weist sie zurück: Normale Schlachtungen seien mindestens genauso brutal.
Deutsch Türkische Nachrichten: Sie sind
überzeugte Tierschützerin. Im März 2012
wurde nun auch erstmals eine Tierschutzpartei in der Türkei gegründet. Wie schätzen Sie
diese Entwicklung ein?
Hilal Sezgin: Ich kann die Situation in
der Türkei nicht wirklich gut einschät-
zen. Ich habe den Eindruck, in der Türkei
tut sich in den letzten Jahren viel in Bezug auf den Tierschutz. – Aber es bleibt
immer noch mehr zu tun. Schauen Sie
sich Deutschland an: Ja, wir haben umfassende Tierschutzgesetze. Scheinbar.
Aber wenn man sie sich genau durchliest, wird eigentlich alles, was man
heutzutage in der Landwirtschaft und in
wissenschaftlichen Labors so macht, per
„Ausnahme“ erlaubt.
Kann die Halal-Schlachtung eine Alternative
zum gängigen Schlachten sein?
Ursprünglich, wenn man sich die reli-
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giösen Regelungen anschaut, war das
Schächten als möglichst humane Form
des Tötens konzipiert: Das Messer muss
scharf, der Schnitt schnell sein; das Tier
muss beruhigt werden und darf keine
anderen geschlachteten Tiere oder Blut
sehen, damit es keine Angst bekommt.
Wer hält sich heute noch daran? Viele
Leute „parken“ ein Schaf ein paar Tage in
der Garage – eine unglaubliche Quälerei!
Und in großen Schlachtereien wird nun
mal eins nach dem anderen geschlachtet. Natürlich riechen und spüren die
Tiere das Blut und den Tod. Also das ist
eigentlich keine Alternative. Außerdem
kann das Fleisch dieser Tiere meiner
Meinung nach gar nicht halal werden,
egal wie man sie schlachtet – denn sie
haben vorher schon so schlimm gelebt.
Es ist ethisch einfach nicht okay.
Beim Thema Schächtung werden auf einmal
alle immer zu Tierschützern…
Ja, das ist typisch. Aber das „normale“
Schlachten ist auch eine Barbarei, nur
sieht man das nicht, weil alles hinter
verschlossenen Türen stattfindet! Daran
muss man diese plötzlichen Tierschützer erinnern. Und zu den Muslimen sage
ich: Auch „halal“ ist keine Alternative.
Fleischessen an sich ist ja keine religiöse
Pflicht für Muslime. Heutzutage ist es
für alle Beteiligten besser, wenn wir darauf verzichten: Für die Umwelt (wegen
des Wasserverbrauchs, des Methangases
und der Bodenverschmutzung), für die
Tiere natürlich und für die Menschen –
wegen des Antibiotika-Missbrauchs in
der Landwirtschaft und des Hungers in
der Dritten Welt. Mit den Soja- und Getreidemengen, die „unsere“ Tiere fressen, könnte man die Menschheit locker
ernähren.
Warum entschieden Sie sich für eine vegane
Lebensweise, nicht etwa vegetarische oder
gar eine Lebensweise, die „tierfreundlich“ geschlachtetes Fleisch zulässt?
Vegetarierin wurde ich, als ich vierzehn
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gebracht, dass im Islam der Respekt vor
Tieren und der gute Umgang mit ihnen
dazu gehört.
Vegetarische Ernährung ist in der Türkei nicht
sehr verbreitet. Bemerken Sie auch, dass Türkeistämmige hier anders auf Ihre Entscheidung reagieren?
Hilal Sezgin
Foto: privat
Jahre alt war. Mir wurde schlagartig klar,
dass es eigentlich ganz falsch ist, Tiere
zu töten, nur weil man sie essen will. Es
gibt heutzutage und in unseren reichen
Industrieländern doch so viel anderes
zu essen! Und vegan wurde ich dann, als
ich hier auf dem Land ein paar Ausflüge
zu Bauernhöfen gemacht habe und gesehen habe: Die führen ja ein entsetzliches Leben! Auch die Bio-Tiere. Kälber,
zum Beispiel, werden der Mutter weggenommen, weil der Mensch ja die Milch
haben will. Also muss das arme Kalb in
einer kleinen Plastikhütte stehen, und
die Mama steht ganz woanders und
schreit nach ihrem Kind! Und als meine Schafe Lämmer hatten, habe ich gesehen, wie sehr Tiermütter ihre Kinder
lieben. Da war für mich mit Milch und
Käse Schluss.
Das könnte ich jetzt nicht so verallgemeinern. Eigentlich habe ich immer in
einer mehrheitlich „fleischessenden“
Umgebung gelebt, sowohl hier als auch
da. Erst seitdem ich immer mehr Zeitungsartikel zu dem Thema schreibe
und mein Buch über das „Landleben“
geschrieben habe, habe ich viele andere
Vegetarier und Veganer kennen gelernt.
Die meisten davon sind wohl deutscher
Herkunft, aber viele haben auch türkische Eltern. Wir leben ja alle hier und
sehen im TV Reportagen über gequälte
Tiere in der Massentierhaltung – das
macht alle empfindsamen Menschen
betroffen, egal, ob mit „deutschem“ oder
„türkischem“ Namen.
Warum entschieden Sie sich zu einem Leben
auf einem Bauernhof?
Sie haben sich also entschieden, auf tierische
Produkte komplett zu verzichten. Wie reagierte Ihre Familie auf Ihre Entscheidung und ist
das überhaupt mit dem Islam vereinbar?
Eigentlich nenne ich es eher „Gnadenhof“ oder, weil das etwas sonderbar
klingt: „Lebenshof“. Die Idee ist einfach,
dass man Tiere, die ansonsten als „Nutztiere“ betrachtet und nach Kräften ausgebeutet werden, einfach leben lässt,
so wie sie möchten. Hier wird niemand
geschlachtet, ich nehme keinen Kindern
ihre Mütter weg. Derzeit habe ich 39
Schafe, drei Ziegen, zwei Gänse und ein
paar Hühner. Als ich hierherzog, war das
übrigens gar nicht so geplant – ich wollte nur gern raus aus der Stadt und in die
Natur.
Meine Eltern sind total tierlieb, sowohl
meine deutsche Mutter als auch mein
türkischer Vater. Beide wurden kurz
nach mir ebenfalls Vegetarier und sind
es bis heute geblieben. Sie sind gläubige
Muslime und haben mir sehr früh bei-
Hilal Sezgin, geboren 1970, studierte Philosophie und lebt heute als freie
Schriftstellerin und Publizistin in der Lüneburger Heide. 2011 erschien ihr Buch:
„Landleben. Von einer, die raus zog“ im
Dumont Verlag.
Impressum Herausgeber: Dr. Michael Maier, Redaktion: Merve Durmuş, Nicole Oppelt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media
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