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aseptica Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 www.aseptica.com DGSV®-Kongress 2013 vom 2. bis 4. Oktober in Fulda Händehygiene Effektive Methode zur Vermeidung von Infektionen Das Motto lautet »Akzeptanz durch Kompetenz«. Nähere Informationen und ein Programm werden ab Ende Juni auf der Homepage www.dgsv-ev.de veröffentlicht. 2 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Editorial Editorial Meldung Liebe Leserinnen und Leser, Machen Fernsehberichte krank? immer wieder müssen Sie in Ihrem täglichen Arbeitsumfeld die unterschiedlichsten Situationen im Bereich der Hygiene bewältigen, sind gefordert, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich entsprechend allen Regeln zu verhalten. Das ist nicht immer einfach und erfordert neben viel Disziplin auch große Kenntnisse der verschiedensten Fachbereiche, die durch Fortbildungsmaßnahmen erworben werden müssen. Um Ihnen hier eine Unterstützung zu geben, setzen wir unsere Fortbildungsreihe fort. In dieser Ausgabe werden die »Grundlagen der Händehygiene« behandelt. Medienberichte, die vor Gesundheitsrisiken warnen, können bei manchen Personen sogenannte Noceboeffekte hervorrufen oder verstärken. Zu dieser Einschätzung kommen Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Sie hatten das Phänomen der elektromagnetischen Hypersensitivität untersucht, bei dem die Betroffenen nach eigenen Angaben auf elektromagnetische Wellen mit Beschwerden reagieren und körperliche Reaktionen zeigen. Mithilfe der Kernspintomografie ist zu sehen, dass schmerzverarbeitende Hirnregionen aktiviert sind. »Es spricht allerdings vieles dafür, dass es sich bei der elektromagnetischen Hypersensitivität um einen sogenannten Noceboeffekt handelt«, erklärt Dr. Michael Witthöft von der JGU. »Allein die Erwartung einer Schädigung kann tatsächlich Schmerzen oder Beschwerden auslösen.« Tests hätten gezeigt, dass Betroffene nicht unterscheiden könnten, ob sie tatsächlich elektromagnetischen Feldern ausgesetzt sind oder ob ihre Symptome von einer Scheinexposition ausgelöst wurden, so Witthöft. Er hatte am King’s College, London, 147 Testpersonen mit entsprechenden positiven und negativen Medienberichten zu der Thematik Elektrosmog konfrontiert. Ein weiteres spannendes Thema, das ich hier exemplarisch hervorheben möchte, ist der Beitrag über Textilhygiene im Krankenhaus. Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Hygieniker, stellt sich in einem Interview zahlreichen Fragen, beispielsweise wie eine ausreichende Textilhygiene sichergestellt werden kann, was Wäschereien beachten müssen oder auch wie groß die Gefahr ist, dass Textilien gefährliche Keime übertragen. Gesetzliche Regelungen werden das Gebiet der Hygiene in den nächsten Jahren weiter umfänglich bereichern. Wir werden diese auch künftig kritisch beleuchten. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Quelle: Are media warnings about the adverse health effects of modern life self-fulfilling? An experimental study on idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields (IEI-EMF). Journal of Psychosomatic Research; März 2013 DOI: 10.1016/j.jpsychores.2012.12.002 Reinhild Portmann Inhalt Klinik und Hygiene Katheterassoziierte Infektionen: Gibt es noch neue Ansatzpunkte für die Hygiene? S. 3 S. 3 Fortbildung Fortbildung für Hygienebeauftragte in S. 11 der Pflege – Grundlagen der Händehygiene Kampf den Krankenhauskeimen – über die Bedeutung von Textilhygiene in medizinischen Einrichtungen S. 16 Tagung Technik und Hygiene S. 6 6. Kolloquium »Medizinische Instrumente« – Aufbereitung, Werterhalt, Wiederverwendung Neu für die Überwachung von RDG-E: das Prüfsystem SIMICON EF S. 6 Das SolidSafe Dispenser von Ecolab – ein Bericht aus der Praxis S. 8 Signifikante Verbesserung der Compliance S. 9 bei der Händehygiene durch Verwendung interaktiver Schulungsmethoden im Krankenhaus S. 11 Infektiologie S. 19 S. 19 S. 23 Die Pest gab es schon im 6. Jahrhundert S. 23 Impressum S. 23 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene 3 Katheterassoziierte Infektionen: Gibt es noch neue Ansatzpunkte für die Hygiene? H.-T. Panknin, M. Trautmann Nach Zahlen des deutschen Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems (KISS) ist die Rate venenkatheterassoziierter Septikämien auf Intensivstationen stark zurückgegangen. Dies zeigt, dass hygienische Präventionsprogramme greifen. Um die Sepsisrate noch weiter zu senken, müssen die Hygieneanstrengungen in speziellen Risikobereichen intensiviert werden. Auf vielen Intensivstationen wurden in den letzten Jahren sogenannte Bündelprogramme zur Infektionsprävention etabliert (siehe Kasten). Internationale Studien haben gezeigt, dass damit ein wesentlicher Rückgang venenkatheterassoziierter Infektionen auf Intensivstationen erreicht wird [1]. Auch in Deutschland war nach Zahlen des KISSSystems in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang der Septikämierate zu verzeichnen (www.nrzhygiene.de). Die Frage ist, durch welche Maßnahmen und bei welchen Patienten noch eine weitere Reduktion katheterassoziierter Septikämien erreicht werden kann. Zwei aktuelle Studien aus den USA zeigen mögliche Ansatzpunkte auf. Chirurgische Patienten mit Zweiteingriffen haben ein erhöhtes Septikämierisiko Eine Studie aus dem Universitätsklinikum von Maryland in Baltimore, USA, untersuchte anhand von elektronisch gespeicherten Diagnosen, ob venenkatheterassoziierte Septikämien in bestimmten Subgruppen von chirurgischen Patienten vermehrt auftreten [2]. An dieser Klinik wird das im Kasten dargestellte Bündelprogramm auf der Intensivstation bereits umgesetzt. Die Autoren werteten die Krankheitsverläufe auf der chirurgischen Intensivstation des Klinikums aus. Eingeschlossen wurden 971 Patienten, die mindestens vier Tage auf der Station lagen und zu mindestens einem Zeitpunkt ihres Aufenthaltes mit einem zentralen Venenkatheter versorgt waren. 65 dieser Patienten (6,7 Prozent) entwickelten eine katheterassoziierte Septikämie. Eine multivariate Analyse, in die Hardy-Thorsten Panknin neben dem Alter und Geschlecht der Badensche Straße 49 10715 Berlin Patienten zahlreiche Erkrankungen und E-Mail: ht.panknin@berlin.de Eingriffe als Risikofaktoren eingingen, zeigte, dass Subgruppen von Patienten Prof. Dr. med. Matthias Trautmann ein signifikant erhöhtes Risiko einer veKlinikum Stuttgart Institut für Krankenhaushygiene nenkatheterassoziierten Septikämie aufBürgerhospital wiesen. Bei Patienten, die nach einem Tunzhofer Str. 14–16 Notfalleingriff auf die Intensivstation 70191 Stuttgart übernommen wurden, oder bei denen ein abdomineller Zweiteingriff erforderlich wurde, war die Septikämierate fast auf das Doppelte erhöht (Tabelle 1). Die Ursache für diese erhöhte Rate konnten die Autoren in ihrer Studie nicht direkt nachweisen. Sie spekulieren jedoch, dass Venenkatheter während eines Notfalleingriffs im OP möglicherweise nicht unter Einhaltung aller Regeln der Asepsis gehandhabt | Autoren Typische Bestandteile eines Bündelprogramms zur Vermeidung venenkatheterassoziierter Infektionen • m aximale Barrieremaßnahmen (Kopfhaube, MundNasen-Schutz, langärmeliger steriler Kittel für den Durchführenden, großes Lochtuch für den Patienten) beim Legen der Katheter • Antisepsis der Punktionsstelle mit einem alkoholischen Hautdesinfektionsmittel, welches einen Remanenzwirkstoff enthält (z. B. Chlorhexidin, Octenidindihydrochlorid) • regelmäßiger Verbandwechsel mit Inspektion der Insertionsstelle • Vermeidung der Vena femoralis als Insertionsstelle • antiseptische Behandlung der Insertionsstelle beim Verbandwechsel • hygienische Händedesinfektion vor Diskonnektion und Rekonnektion eines Katheters • tägliche Überprüfung der Indikation des Katheters 4 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene wurden. Auch bei den Zweiteingriffen könnten Hygienefehler in den OP-Einleitungsräumen vorgekommen sein. Während der Zeitdruck bei Notfalleingriffen möglicherweise die Einhaltung von Hygienestandards erschwert, sollte bei geplanten Zweiteingriffen ein hygienisch korrektes Vorgehen möglich sein. Hygieneaudits und Schulungen in den Einleitungsräumen von OPs bieten aus Sicht der Autoren eine Chance, an dieser Stelle Infektionen zu vermeiden. Die Ursache für das erhöhte Risiko männlicher Patienten blieb ungeklärt. Venenkatheter auf Normalstationen: ein »Stiefkind« der Infektionsprävention Eine weitere Option könnte die Ausdehnung der Hygieneaktivitäten auf Normalstationen darstellen. Hygieniker und Hygienefachkräfte fokussieren ihre Schulungen oft auf die Intensivstationen, auf denen auch vielfach die Infektionserfassung (Surveillance) stattfindet. Auf peripheren Stationen ist die Präsenz des Hygienefachpersonals erfahrungsgemäß geringer. Belastbare Zahlen, wie häufig zentrale Venenkatheter in der Peripherie genutzt werden und bei wie vielen eine katheterassoziierte Septikämie auftritt, liegen nur aus einzelnen Krankenhäusern vor. Dieses Manko wird in den USA ebenso gesehen wie in Deutschland. Im Jahre 2008 forderte daher der US-amerikanische Verband für Patientensicherheit eine vermehrte Aufmerksamkeit für die katheterassoziierte Septikämierate auf Normalstationen. Das US-Gesundheitsministerium griff diese Initiative auf und formulierte eine Zielvorgabe, wonach die venenkatheterassoziierte Septikämierate insgesamt (d. h. auf Intensiv- und Normalstationen) in US-Krankenhäusern innerhalb von fünf Jahren um 50 Prozent gesenkt werden sollte. Im Jahre 2009 wurden durch das National Healthcare Safety Network (NHSN) erstmals US-weite Daten zur Rate venenkatheterassoziierter Septikämien auf Normalstationen erhoben. Wie viele katheterassoziierte Septikämien treten auf Normalstationen auf? Eine multizentrische Studie, die sich dieser Frage widmete, wurde kürzlich in zehn US-Krankenhäusern durchgeführt [3]. Es handelte sich um Lehrkrankenhäuser der maximalen Versorgungsstufe in verschiedenen US-Bundesstaaten. Die mittlere Bettenzahl lag bei 815 (Streuung 238–1.400). Im Jahr 2010 wurden in den Häusern zwischen 24.000 und 54.000 stationäre Patienten behandelt. Alle Krankenhäuser verfügten über Intensivstationen. Venenkatheterassoziierte Infektionen wurden von den Hygienefachkräften kontinuierlich im gesamten Krankenhaus erfasst und dokumentiert. Als Diagnosekriterien wurden die Definitionen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) verwendet. Wie Tabelle 2 zeigt, war die Anwendungshäufigkeit (»Device-Anwendungsrate«) zentraler Venenkatheter auf Normalstationen im Mittel deutlich geringer als auf Intensivstationen. Insgesamt war jedoch die An- Tabelle 1: Risikofaktoren für venenkatheterassoziierte Septikämien bei chirurgischen Patienten (multivariate Analyse) Risikofaktor Relatives Risiko Alter 1,00 (0,98–1,92) Geschlecht männlich 1,93 (1,02–3,68) Verlegung auf die Intensivstation von vorbehandelnder Station 1,32 (0,63–2,35) Notfallchirurgischer Eingriff 1,92 (1,02–3,61) Charlson-Komorbiditätsindex > 2* 0,61 (0,31–1,22) Offene Zweit-OP am Abdomen 2,08 (1,10–3,94) *Ein Indexwert > 2 zeigt eine höhere Anzahl von Begleiterkrankungen an. Signifikante Werte sind fett gedruckt. Tabelle 2: Device-Anwendungsrate auf Normalstationen im Vergleich zu Intensivstationen (nach [3]) Station Intensivstationen Periphere Normalstationen SD, Standardabweichung Patiententage (Mittelwert ± SD) ZVK-Tage (Mittelwert ± SD) DeviceAnwendungsrate Streuung 31.395 ± 14.277 17.158 ± 7.917 0,55 0,42–0,77 134.328 ± 58.042 32.152 ± 18.277 0,24 0,09–0,42 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene zahl der Venenkathetertage knapp doppelt so hoch, sodass wesentlich mehr Patienten auf Normalstationen dem Risiko einer venenkatheterassoziierten Septikämie ausgesetzt waren. Die Septikämieraten auf den Normalstationen der zehn Häuser sind in der Abbildung zusammengestellt. Nur in zwei Häusern lag die Rate unter dem Wert von 1,14. Dieser Wert war einige Jahre zuvor vom National Healthcare Safety Network der USA als Mittelwert aller in den USA an einer entsprechenden Piloterfassung teilnehmenden Häuser publiziert worden. Schlussfolgerungen für Krankenhäuser in Deutschland Die Hypothese der US-amerikanischen Autoren, wonach in den Einleitungsräumen von OPs oft eine Kontamination von Zuspritzöffnungen von Venenkathetern stattfindet, sollte in Deutschland durch entsprechende Audits und Hygienekontrollen überprüft werden. Eine wegweisende Studie zu dieser Thematik wurde kürzlich von Loftus und Mitarbeitern publiziert [4]. Diese Autoren untersuchten bei 548 chirurgischen Patienten, die vor dem Beginn einer OP in verschiedenen Einleitungsräumen versorgt wurden, die Häufigkeit einer neu auftretenden bakteriellen Kontamination der Zuspritzöffnungen von Venenkathetern. Eine Kontamination war bei 126 Patienten am Ende der Patientenvorbereitung nachweisbar (22,9 Prozent). Durch Umgebungsuntersuchungen im Einleitungsraum und Handkulturen der beteiligten Personen konnte die Quelle der Kontaminationen in der Hälfte der Fälle auf unzureichend gereinigtes Anästhesiezubehör (z. B. Bedienflächen des Narkosegerätes) zurückgeführt werden. In 20–30 Prozent der Fälle waren die Hände des Anästhesiepersonals die Erregerquelle bzw. der Vektor der Erreger. Die Studie belegte eindrücklich, dass in den Einleitungsräumen sowohl die Händehygiene als auch die desinfizierende Reinigung der Gerätschaften noch wesentlich verbessert werden können. Patienten mit kontaminierten Dreiwegehähnen hatten in dieser Studie eine signifikant höhere Mortalität als Patienten mit »sauberem« Dreiwegehahn [4]. Aus der zweiten Studie ergibt sich der Hinweis, dass auf Normalstationen eine durchaus relevante Anzahl von venenkatheterassoziierten Septikämien auftritt. In Deutschland müsste zunächst eine Erfassung dieser Septikämierate pro 1.000 zentralen Venenkathetertagen 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 A B C D E F G H I J Abbildung: Rate venenkatheterassoziierter Septikämien auf peripheren Normalstationen in zehn US-Krankenhäusern (nach [3]). Horizontale Linie: Gepoolter Mittelwert der NHSN-Erhebung aus dem Jahr 2009: 1,14 Septikämien pro 1.000 Venenkathetertagen Infektionen stattfinden, um die Größe des Problems beurteilen zu können. Die US-amerikanischen Autoren geben wertvolle Hinweise, wie dies mit relativ geringem Personaleinsatz möglich wäre. Patienten mit positiver Blutkultur könnten jeweils direkt vom mikrobiologischen Labor an die Hygienefachkräfte gemeldet werden. Durch Anruf auf der Station wird verifiziert, ob der Patient zum Zeitpunkt der Abnahme mit einem Venenkatheter versorgt war. Erst wenn dies bestätigt ist, wird die Station direkt aufgesucht, um den Datenbogen des Patienten zu komplettieren. Der Nenner aller Venenkathetertage sollte am besten elektronisch, z. B. anhand von Controllingdaten, erfasst werden. Die Studie aus Baltimore wurde kürzlich auf einem Hygienekongress vorgestellt. Bei der nachfolgenden Diskussion unter Katheterexperten wurde allerdings auch deutlich, dass das Ziel einer »Nullrate« von katheterassoziierten Septikämien wohl kaum realisierbar ist. Weitere Verbesserungen sind sicher nur in kleinen Schritten möglich. | Literatur: 1.Pronovost P et al. An intervention to decrease catheter-related bloodstream infections in the ICU. N Engl J Med. 2006; 355: 2725–2732. 2. Lissauer ME et al. Risk factors for central line-associated bloodstream infections in the era of best practice. J Trauma. 2012; 72: 1174–1180. 3. Son CH et al. Central-line-associated bloodstream infection surveillance outside the intensive care unit: a multicenter survey. Infect Control Hosp Epidemiol. 2012; 33: 869–874. 4. Loftus RW et al. Multiple reservoirs contribute to intraoperative bacterial transmission. Anesth Analg 2012; 114: 1236–1248. 5 6 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Technik und Hygiene Neu für die Überwachung von RDG-E: das Prüfsystem SIMICON EF N. Richter, P. G. Simon | Autoren Dr. N. Richter, Dipl.-Ing. P. G. Simon SIMICON GmbH Sigmund-Riefler-Bogen 19 81829 München www.simicon.de info@simicon.de Bei der maschinellen Aufbereitung von Endoskopen in Reinigungs- und Desinfektionsgeräten (RDG-E) spielt die gesetzlich vorgeschriebene Qualitätssicherung des Prozesses eine entscheidende Rolle. Die Anforderungen hierfür sind in der ISO 15883 verankert. Darüber hinaus gibt die Leitlinie von DGKH, DGSV, DGVS, DEGEA und AKI (2011) dem Anwender konkrete Informationen für die Validierungspraxis. Zur Prüfung des Reinigungs- und Gesamtprozesses wird hier der Einsatz von Prüfkörpern basierend auf der ISO/TS 15883-5, Anhang I, beschrieben. Gemäß Leitlinie ist für diese Prüfung die Anwendung vergleichbarer – zur dargestellten Referenzmethode konformer – Prüfkörper anerkannt. Der Bio-Indikator SIMICON EF kann sowohl zur mikrobiologischen als auch zur proteinanalytischen Validierung und Routinekontrolle der Endoskopaufbereitung nach ISO 15883 eingesetzt werden. Dabei wurden Parameter wie Haltbarkeit, Wiederfindung bei der Keimzahlbestimmung und Handhabungssicherheit unter praxisnahen Bedingungen optimiert. Dieser Bio-Indikator ist mit einer Prüfanschmutzung ausgerüstet, die nicht in den Teflonschlauch einge- Abbildung 1: Prüfsystem mit Bio-Indikator SIMICON EF spritzt, sondern auf einen kompakten Edelstahlträger appliziert wird. Die Haltbarkeit der Prüfanschmutzung beträgt drei Monate. Die Technologie ermöglicht dem Betreiber oder Validierer eine kontaminationsfreie, schnelle und extrem flexible Handhabung bei der Prüfung des RDG-E. Das Prüfsystem ist zur Bewertung des Gesamtprozesses (Keimzahlreduktion von neun log-Stufen) sowie zur Bewertung der Reinigungsleistung (Proteinreduktion) geeignet. Die Konformität wurde mit den empfohlenen Methoden der aktuellen Leitlinie bestätigt. Prüfsystem mit Bio-Indikator Das Prüfsystem besteht entsprechend den Vorgaben der ISO 15883 aus einem PTFE-Schlauch mit zwei Meter Länge und zwei Millimeter Durchmesser, der als Prüfkörper zur Simulation des Endoskopkanals dient. Am proximalen Ende des Prüfkörpers ist das Prüfsystem mit einem Luer-Lock-Anschluss ausgestattet und kann mithilfe des entsprechenden Adapters in allen handelsüblichen Reinigungs- und Desinfektionsgeräten eingesetzt werden. Am distalen Ende befindet sich ein Rezeptakel, in das der Bio-Indikator eingesetzt wird (Abbildung 1). Der Bio-Indikator trägt eine Prüfanschmutzung, konform zur ISO 15883 bzw. Leitlinie, mit Enterococcus faecium ATCC 6057 als Prüforganismus sowie Schafblut mit Additiven als organische Belastung. Um die Vergleichbarkeit des Prüfsystems Abbildung 2: Prüfkörper nach Leitlinie aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Technik und Hygiene Tabelle: Vergleich der Eigenschaften des Prüfsystems mit SIMICON EF und des Prüfkörpers nach Leitlinie Parameter Prüfsystem mit SIMICON EF Prüfkörper nach Leitlinie Haltbarkeit 3 Monate 1 Tag * Proteinbelastung [µg/cm²] 1,3 × 10 Keimbelastung [KBE/Prüfkörper] > 1,0 × 10 9 1,4 × 104 >1,0 × 109 24 % 21 % 100 % keine Angabe ** mikrobieller Reduktionsfaktor nach der Reinigungsphase 4,0 3,5 proteinanalytischer Reduktionsfaktor nach der Reinigungsphase 2,8 2,8 Wiederfindung nach Leitlinie, Anlage 8 Bestimmung der Ausgangskeimzahl nach ISO 11737 Resistenzverhalten bei Behandlung im RDG 4 * Anlage 9 der Leitlinie bezieht sich auf vor Ort präparierte Prüfkörper zur Referenzmethode nach Leitlinie zu belegen, wurden sowohl mikrobiologische als auch proteinanalytische Vergleichsstudien mit Prüfkörpern nach Leitlinie (Abbildung 2) durchgeführt. Mikrobielle Ausgangsbelastung Die mittlere Keimbelastung des Bio-Indikators liegt bei ≥ 1 × 109 und wurde durch eine Untersuchung von Bio-Indikatoren aus vier aktuellen Produktionschargen verifiziert (Tabelle). Der Bio-Indikator erfüllt damit die Vorgaben der ISO 15883 zur Keimbelastung. Mikrobieller Reduktionsfaktor Zur Bewertung der Reinigungs- bzw. Desinfektionsleistung im Prozess wird entsprechend ISO 15883 der mikrobielle Reduktionsfaktor (RF) herangezogen. Für die getestete Reinigungsphase beinhalten die normativen Akzeptanzkriterien eine Keimreduktion um mindestens vier log-Stufen sowie die optische Sauberkeit der Prüfkörper. Diese Kriterien wurden bei allen 24 im RDG eingesetzten Prüfsystemen erfüllt. Die Resistenz ist vergleichbar zu den nach Leitlinie, Anlage 9, kontaminierten Prüfkörpern. Proteinanalytik Zur Prüfung der Reinigungsleistung beschreibt die Anlage 8 der Leitlinie mit der modifizierten OrthoPhthaldialdehyd (OPA)-Methode ein proteinanalytisches Verfahren, das die mikrobielle Kontrolle nach ISO 15883 ergänzt und eine sehr genaue quantitative Pro- ** Nach Leitlinie indirekte Keimzahlbestimmung vorgesehen teinbestimmung ermöglicht. Bei vier unterschiedlichen Chargen des Bio-Indikators wurde mittels OPA-Methode nachgewiesen, dass die Ausgangsproteinbelastung nahezu übereinstimmend mit der des Prüfkörpers nach Leitlinie ist. Ihre Abtragung durch die Reinigung im RDG war bei beiden Prüfkörpern gleich, das Resistenzverhalten ist somit identisch. Konformität des Prüfsystems Die vorliegenden Studienergebnisse zeigen die Konformität dieses Prüfsystems zum Referenzmodell nach Leitlinie sowie zur ISO 15883. Es konnte nachgewiesen werden, dass eine gleichwertige proteinhaltige und mikrobielle Ausgangsbelastung vorliegt, wobei mit dem Bio-Indikator eine Wiederfindung der Keimzahl nach ISO 11737 von 100 Prozent erreicht werden kann. Bei Behandlung im RDG weist das neue System eine identische Resistenz wie der Prüfkörper nach Leitlinie auf. Zusammenfassung Das Prüfsystem stellt ein konformes und alternativ zum Referenzmodell der Leitlinie einsetzbares System dar. Es zeichnet sich aus durch: • anwenderfreundliche Handhabung • dreimonatige Haltbarkeit • flexiblen und damit wirtschaftlichen Einsatz • stabile Keim- und Proteinbelastung • unkomplizierte Laborauswertung •Bewertungsmöglichkeit der Reinigungsleistung und des Gesamtprozesses | 7 8 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Technik und Hygiene Das SolidSafe Dispenser von Ecolab – ein Bericht aus der Praxis A. Michalsky Im Frühjahr 2012 wurde in unserer Klinik das Reinigungsmittel für die Reinigungs- und Desinfektionsgeräte (RDG) in der ZSVA umgestellt. Bisher arbeiteten wir mit einem Flüssigprodukt in 200-Liter-Fässern. Die Handhabung war trotz eingehaltener Sicherheitsvorschriften (Schutzbrille, Handschuhe) umständlich und nicht ohne Gefahren. | Autorin Annette Michalsky Leitung ZSV BG-Klinik Schnarrenbergstraße 95 72076 Tübingen Tel.: 07071 606-1099 amichalsky@bgu-tuebingen.de Das Öffnen des Deckels war oft nur mit Hilfsmitteln möglich und beim Umsetzen der Saug-Pump-Vorrichtung bestand die Gefahr, dass tropfender Reiniger die Kleidung benetzte oder Dämpfe eingeatmet werden konnten. Zudem konnte das Fass aus technischen Gründen nie vollständig entleert werden. Vonseiten der Zentralsterilisation bestand also dringender Handlungsbedarf einer Systemänderung. In Kooperation mit der Krankenhaushygiene und dem Fachberater der Firma Ecolab wurden wir auf das Konzept des feststoffbasierenden Reinigers aufmerksam gemacht. Dabei handelt es sich um Kartuschen mit einem Gewicht von je vier Kilogramm. Diese verfügen über einen großen Schraubdeckel, der leicht zu öffnen ist. Das Dosiergerät ist klein, platzsparend untergebracht und leicht zu bedienen. Der Kartuschenwechsel ist völlig ungefährlich und einfach zu handhaben. Es verbleiben keine Reinigerreste in der Kartusche und somit ist eine Kontamination mit Gefahrstoffen ausgeschlossen. Die Entsorgung der völlig leeren Kartuschen findet über die Abfallentsorgung der Klinik statt. Es entsteht kein Sondermüll und keine Gefahr einer Gefahrstoffverschleppung. Die Kartusche wird in dem SolidSafe-Dosiergerät (SSD) mit VE-Wasser ausgespült, bis die erforderliche Reinigerkonzentration erreicht ist. Das so entstan- dene Reinigerkonzentrat wird dann in einen kleinen Kanister (5 oder 20 Liter) gepumpt. Von dort werden die RDG mit Reinigerkonzentrat für die Instrumentenreinigung versorgt. In der täglichen Anwendung stellten wir fest, dass vor allem ältere Instrumentenbestandteile aus Eloxal ihre Farbe und teilweise sogar ihre Oberflächenstruktur veränderten. Um der Ursache dieser doch gravierenden Veränderungen auf die Spur zu kommen, starteten wir eine Testreihe mit einem neuen, eloxierten Instrument. Zu Hilfe kam uns der Erfahrungsaustausch mit den Mitarbeitern der Firma Ecolab, die uns auch während der Umbauphase hervorragend begleitet haben. So testeten wir bei neuen eloxierten Materialien, diese vor der Reinigung zu sterilisieren. In Fachpublikationen wurde behauptet, damit eine bessere Fixierung der Eloxalschicht zu erreichen. Dazu sterilisierten und reinigten wir eine Sterilhülse für eine Akkubohrmaschine 20 Mal und konnten nach der Testreihe dokumentieren, dass es zu keinen erkennbaren Entfärbungen oder Oberflächenveränderungen kam. Auch bei anderen neuen Materialien, wie farbigen Siebkörben oder Markierungen an Instrumenten und Cases konnten wir bisher keine Veränderungen feststellen. Somit scheint die anfangs bemerkte »Materialunverträglichkeit« von schon vielfach verwendeten, mit dem alten Reiniger vorgeschädigten Instrumenten zu stammen. Wir verfügen in unserer Klinik über fünf Reinigungsund Desinfektionsgeräte, die täglich ca. 16 Stunden in Betrieb sind. In diesen werden vor allem unfallchirurgische Instrumente, Arthroskopieinstrumente, kanülierte Instrumente, Anästhesiebedarf und Container aufbereitet. Die Reinigerkonzentration, die in Testreihen der Firma Ecolab bei uns ermittelt wurde, beträgt fünf Milliliter pro Liter, der pH-Wert ist größer als zehn bei Prozesstemperatur. Als Ergebnis dieser validen Testreihe konnten wir auch auf den Neutralisator verzichten, was weniger Belastung für die Umwelt bedeutet. aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Technik und Hygiene 9 Seit ca. einem Jahr arbeiten wir nun mit dem neuen Reiniger und konnten bisher keine signifikanten Materialveränderungen feststellen, die auf die chemische Zusammensetzung zurückzuführen sind. Fazit dieser Umstellung • sichere Handhabung für die Mitarbeiter •einfache Bedienung der Dosieranlage und unproblematischer Kartuschenwechsel • sehr gute Materialverträglichkeit •sehr hohe Reinigungsleistung auch bei starker Verschmutzung •Beitrag zum Umweltschutz (geringe Dosierung, weniger Abfall, kein zusätzlicher Neutralisator) •platzsparende und unbedenkliche Lagerung der Kartuschen •sehr kompetente Einweisung und Betreuung durch die Mitarbeiter der Firma Ecolab vor, während und nach der Umstellung auf das SolidSafe-System | Abbildung 1: MetalClean Plus, Vier-Kilogramm-Kapsel Abbildung 2: SolidSafe Dispenser Signifikante Verbesserung der Compliance bei der Händehygiene durch Verwendung interaktiver Schulungsmethoden im Krankenhaus* R. Oestreich Die anhaltend hohe Anzahl von Infektionen, die im Verlaufe medizinischer Behandlungen in Deutschland auftreten, und ein vermehrtes Auftreten multiresistenter Keime hat das Bewusstsein für eine adäquate Händehygiene in den letzten Jahren deutlich erhöht. Experten gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der exogen übertragbaren nosokomialen Infektionen über die Hände erfolgen. Die Infektionsrate lässt sich durch eine ordnungsgemäße Händedesinfektion um bis zu 50 Prozent vermindern, was jedoch eine regelmäßige Schulung des Personals erfordert. Ein neues interaktives Trainingssystem unterstützt ab sofort Schulungsaktivitäten zur Händehygiene in Gesundheitseinrichtungen. Das surewash-System bietet erstmals die Möglichkeit eines standardisierten Trainings der Händedesinfektion gemäß dem WHO-Protokoll, welches zugleich automatisch dokumentiert werden kann. Über sein integriertes Kamera- und Touchscreensystem ermöglicht surewash ein interaktives Training der einzelnen Desinfektionsschritte. Der | Autor * Der Artikel ist erschienen unter dem Titel: Higgins A, Hannan MM. Improved hand hygiene technique and compliance in healthcare workers using gaming technology. Journal of Hospital Infection; 2013. Available from: URL: http://dx.doi.org/10.1016/j.jhin.2013.02.004 Dr. Ralf Oestreich KREIENBAUM Neoscience GmbH Heinrich-von-Stephan-Str. 9 40764 Langenfeld 10 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Technik und Hygiene Anwender (Pflegepersonal, Ärzte etc.) kann ohne Anleitung und zeitlich flexibel trainieren und wird Schritt für Schritt durch das Programm geführt. Mit jedem Training wird sowohl das Bewusstsein für die Bedeutung der Händehygiene gestärkt als auch das Memorieren der einzelnen Schritte der Einreibetechnik trainiert, bis diese in »Fleisch und Blut« übergehen. Mit jedem Training wird das Bewusstsein für die Bedeutung der Händehygiene gestärkt. Die Nachhaltigkeit eines solchen interaktiven Trainings mit surewash wurde in einer mehrjährigen Untersuchung des Mater Private Hospitals in Dublin erfasst. Die Ergebnisse dieser Studie wurden vor Kurzem im »Journal of Hospital Infection« veröffentlicht. Zunächst analysierte man den Effekt der klassischen Schulungsmethoden zur Verbesserung der Händehygiene. Im Untersuchungszeitraum ließ sich durch verschiedene Maßnahmen, wie z. B. vermehrte Schulungen zum Thema Händedesinfektion, Anbringung von Hinweisschildern zu den »fünf Indikationen der Händehygiene« an neuralgischen Punkten innerhalb der Klinik sowie Neuinstallation zusätzlicher Desinfektionsmittelspender, eine Verbesserung in der Compliance der Händehygiene erzielen (von 20 Prozent auf 58 Prozent). Diese verminderte sich aber im Laufe der Zeit wieder auf 29 Prozent. Ein derartiger Trainingseffekt, welcher sich bereits nach kurzer Zeit wieder abbaut, ist auch in verschiedenen anderen Arbeiten bereits beschrieben worden. Um so beeindruckender war das Resultat nach Einführung des surewash-Systems: Abbildung: Trainingssystem surewash Die Compliance der Händehygiene verbesserte sich auf über 80 Prozent und blieb nachhaltig auf einem hohen Niveau. Es wurde mit surewash erstmalig die nachhaltige Verbesserung der Compliance gezeigt, die in der Folgezeit über zwölf Monate stabil blieb! Der bisher üblicherweise nach einer Schulung auftretende Compliance-Rückgang blieb mit der regelmäßigen Verfügbarkeit von surewash aus. Zusammenfassend schlussfolgern die Autoren der Publikation, dass offensichtlich die permanente Verfügbarkeit von surewash in einem Krankenhaus einen positiven nachhaltigen Effekt auf die HändehygieneCompliance hatte und dass darüber hinaus surewash beim Personal eine positive Veränderung im Hygienebewusstsein bewirkt hat. | Fortbildungsteil zum Heraustrennen aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Fortbildung 11 Fortbildung für Hygienebeauftragte in der Pflege – Grundlagen der Händehygiene M. Kiesel, H. Holz Die Händedesinfektion ist die wichtigste und effektivste Methode zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen. Man geht davon aus, dass 80 Prozent aller nosokomialen Infektionen kontaminierte Hände als Ursache haben. Obwohl der hohe Stellenwert der Händehygiene zur Infektionsprävention und Vermeidung von Transmissionen in einer Vielzahl von guten wissenschaftlichen Studien nachgewiesen wurde, bestehen zu diesem Thema nach wie vor teilweise Unsicherheiten. Die Händedesinfektion ist ein Unterpunkt der sogenannten Händehygiene. Diese besteht aus drei Hauptteilen: •Händewaschung •Händedesinfektion (unterteilt in hygienische und chirurgische Händedesinfektion) •Hautschutz und -pflege Zum besseren Verständnis der Unterschiede zwischen den einzelnen Maßnahmen wird zunächst die Besiedlung der menschlichen Haut näher beleuchtet: Alle (Außen-)Bereiche des menschlichen Körpers sind mit Kleinstlebewesen besiedelt. Auf der Haut spricht man hier von der physiologischen oder residenten Hautflora. Diese dient dem Körper als Schutz vor pathogenen Krankheitserregern. Die Dichte der Hautbesiedlung schwankt dabei von zehn bis eine Million Keimen pro Quadratzentimeter. Hiervon unterschieden wird die transiente Hautflora. Diese als Kontakt- oder Anflugflora bezeichneten Keime werden aus dem Umfeld erworben und können durchaus auch pathogen sein. Händewaschung Die Händewaschung ist der älteste Teil der Händehygiene und wird schon seit Jahrtausenden praktiziert. Auch heute hat die Waschung der Hände noch einen berechtigten Stellenwert im klinischen Alltag. Indikation: vor Arbeitsbeginn und nach Arbeitsende zur Reduktion der Sporenbelastung sowie zur Entfernung von Verunreinigungen Wie: Die Hände unter fließendem, lauwarmem Wasser vollständig befeuchten, danach 30 Sekunden lang | Autoren Markus Kiesel mit Seife komplett einreiben, SeiStaatlich anerkannte Hygienefachkraft fe unter fließendem Wasser abwam-kiesel@kkmainz.de schen (ca. 30 Sekunden). Zeit: zweimal 30 Sekunden Dr. med. Hubert Holz Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin Was: Erreicht werden kann maxiLeiter der Abteilung Krankenhaushygiene mal eine Reduktion der Hautflora h-holz@kkmainz.de um zwei bis drei log-Stufen (Faktor 100–1.000). Der Einfluss auf Katholisches Klinikum Mainz An der Goldgrube 11 die residente Flora ist minimal, 55131 Mainz eine Abreicherung von bakteriellen Sporen ist dagegen möglich. Im privaten Umfeld ist die Händewaschung in der Regel ausreichend! Probleme: •Die Haut wird durch häufiges Waschen angegriffen: Sie weicht und quillt auf, der Fettschutzmantel wird angegriffen und der ph-Wert der Haut steigt an. •Es darf keine Stückseife verwendet werden – sie stellt ein mögliches Keimreservoir dar. •Das verwendete Wasser muss Trinkwasserqualität haben, sonst besteht die Gefahr der Rekontamination. •Die Hände sollten mit Einmaltüchern abgetrocknet werden. Die Tücher sollten nach Gebrauch gewaschen oder weggeworfen werden. •Der Wasserhahn muss berührungslos zu betätigen sein, sonst besteht die Gefahr der Rekontamination beim Abstellen des Wasserstrahls. •Der Wasserstrahl darf nicht in den Siphon zielen (Aerosolbildung mit Erregern aus dem Abfluss). •Sonderfall: Es existieren auch desinfizierende Waschlösungen, die eine desinfizierende Händewaschung erlauben. Wegen der Beanspruchung der Haut durch häufigeres Waschen sowie die geringere Rückfettung im Vergleich zur klassischen Händedesinfektion bleibt diese Anwendungsform in Deutschland ein Ausnahmefall (z. B. Küchenbereich). Hier gilt, dass eine Reduktion um den Faktor 1.000 erzielt wird. Die Händedesinfektion Ziel der Händedesinfektion ist eine Reduktion der transienten Hautflora um fünf log-Stufen, d. h. von 12 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Fortbildung ursprünglich 100.000 Erregern darf nur ein einziger nach der Desinfektion noch verbleiben (99,999 Prozent). Es werden die hygienische und die chirurgische Händedesinfektion unterschieden: Hygienische Händedesinfektion Wann: Indikationen entsprechend dem WHO-Modell: Zusätzlich kann eine hygienische Händedesinfektion aus folgenden Gründen notwendig sein: •beim Betreten oder Verlassen von Risikobereichen (z. B. Intensivstation, ZOP, ZSVA) •beim Wechsel von unreinen in reine Bereiche •vor der Zubereitung von Lebensmitteln „ Ke i n e C h a n c e d e n K ra n ke n h a u s i n fe k t i o n e n “ Die 5 Indikationen der Händedesinfektion 1 Vor Patientenkontakt, z.B.: - Vitalfunktionen messen - Auskultieren - Palpieren - bzw. vor dem Anlegen der Handschuhe 2 Vor aseptischen Tätigkeiten, z.B.: - Kontakt (Diskonnektion/Konnektion) mit invasiven Devices - Kontakt mit nicht intakter Haut / Schleimhautkontakt - bzw. vor dem Anlegen der Handschuhe 3 Nach Kontakt mit potentiell infektiösen Materialien, z.B.: - Schleimhautkontakt - Kontakt mit nicht intakter Haut - Kontakt (Diskonnektion / Konnektion) mit invasiven Devices - bzw. nach dem Ausziehen der Handschuhe 4 Nach Patientenkontakt, z.B.: © basierend auf „My 5 Moments of Hand Hygiene“, WHO 2009 - Waschen - klinische Tätigkeiten wie Pulsmessen, Auskultieren, Palpieren - bzw. nach dem Ausziehen der Handschuhe 5 Nach Kontakt mit der unmittel- In dem Modell der World Health Organisation (WHO) werden eine „direkte Patientenumgebung“ (Patient, Bett, Nachttisch, evtl. Geräte) und eine „erweiterte Patientenumgebung“ definiert. ASH 2008 - 2013 baren Patientenumgebung ohne direkten Kontakt zum Patienten gehabt zu haben, z.B.: - Direkter Kontakt zum Bett, Infusiomaten, Monitor am Bettplatz, Beatmungsgerät etc. - Kontakt zu persönlichen Gegenständen des Patienten Weitere Informationen unter: www.aktion-sauberehaende.de Abb.: mit freundlicher Zustimmung der »Aktion Saubere Hände« Wie: ausreichend Händedesinfektionsmittel auf die Hände geben (drei bis fünf Milliliter, entspricht der Füllung der »Hohlhand«), vollständige Benetzung der gesamten Hände (unter besonderer Beachtung von Fingerspitzen, Daumen und Nagelfalz), mechanische Einarbeitung des Wirkstoffs, dabei für mindestens 30 Sekunden Hände feucht halten, ggf. Desinfektionsmittel nachdosieren (Einwirkzeit des Herstellers beachten). Die Reihenfolge der Benetzung bzw. beim Einreiben hat keinen Einfluss auf die Qualität der Händedesinfektion! Zeit: 30 Sekunden Was: Reduktion der transienten Hautflora um bis zu fünf log-Stufen (Faktor 100.000), geringerer Einfluss auf die residente Flora, keine Wirkung auf bakterielle Sporen Probleme: •keine Wirksamkeit auf avitale bakterielle Sporen •Benetzungslücken möglich •mindestens einmal jährlich Training mittels UV-Box Chirurgische Händedesinfektion Wann: vor allen operativen Eingriffen und größeren Interventionen Wie: Während der vom Hersteller vorgegebenen Einwirkzeit müssen Hände und Unterarme vollständig Fortbildungsteil zum Heraustrennen mit Desinfektionsmittel benetzt sein. Desinfektion von Händen und Unterarmen einschließlich Ellenbogen; Desinfektion von Händen und Unterarmen; Desinfektion von Händen einschließlich Handgelenken, dabei Hände über Ellenbogenniveau halten. Während der vorgeschriebenen Einwirkzeit von in der Regel drei Minuten müssen Hände und Unterarme vollständig mit Desinfektionsmittel benetzt sein und dürfen danach nicht mehr abgetrocknet werden. Zeit: drei bis fünf Minuten (nach Angaben des Herstellers) Was: Reduktion der transienten Hautflora um fünf log-Stufen (Faktor 100.000), Reduktion der residenten Hautflora, keine Wirkung auf avitale bakterielle Sporen Probleme: •Einsatz von Nagelbürsten kann Erregerzahl auf Händen erhöhen: generell keine Nutzung von Bürsten •Waschen vor der chirurgischen Händedesinfektion verringert die Wirksamkeit: mindestens zehn Minuten Abstand zwischen Waschung und chirurgischer Händedesinfektion onderfall: Kombination von Händewaschung S und -desinfektion Indikation: •grobe Verschmutzung/Kontamination der Hände •(potenzieller) Kontakt mit bakteriellen Sporen Cave! Es sollte zunächst immer eine Desinfektion durchgeführt werden! Begründung: Beim Waschen der Hände kommt es unwillkürlich immer zu einem Verspritzen und damit verbunden einer Kontamination der Waschplatzumgebung und der Dienstkleidung. Eine vorgeschaltete Händedesinfektion reduziert die Keimlast auf der Hand um den Faktor 100.000 und damit auch die beim Waschen entstehende Streuung. Wie: ggf. grobe Kontamination mit einem desinfektionsmittelgetränkten Einmaltuch beseitigen, danach hygienische Händedesinfektion, danach (falls notwendig) Händewaschung Sonderfall: Desinfektion von Schutzhandschuhen Das Desinfizieren von Schutzhandschuhen ist nur zulässig, wenn durch den Hersteller der Handschuhe eine Aufbereitungsanweisung (wie oft, mit welchem Mittel etc.) vorgegeben wird oder durch eigene, umfangreiche Untersuchungen eine einwandfreie Aufbereitbarkeit inklusive Materialveränderung nachgewiesen wurde. Daher sollte die Desinfektion von Schutzhandschuhen nur für sehr eng begrenzte Son- aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Fortbildung derfälle, in Abstimmung mit dem zuständigen Krankenhaushygieniker freigegeben werden. Dies kann beispielsweise für Laborpersonal sinnvoll sein, welches hintereinander bei mehreren Patienten Kapillarblut entnimmt, wenn das korrekte Vorgehen in einer Standardarbeitsanweisung (SOP) festgelegt und durch die Fachvorgesetzten geschult und kontrolliert wird. Anforderungen an Händedesinfektionsmittel Entsprechend der KRINKO-Richtlinie »Händehygiene« sollen vorzugsweise alkoholische Mittel eingesetzt werden. Eine Listung der VAH für das Händedesinfektionsmittel muss in der Regel vorliegen. Für den Einsatz im Seuchenfall (Anordnung des Gesundheitsamtes nach § 18 Infektionsschutzgesetz) sollte zudem ein RKI-gelistetes Produkt vorrätig gehalten werden. Händedesinfektionsmittel unterscheiden sich in der Art und Konzentration der verwendeten Alkohole. Abhängig von der Zusammensetzung, weisen sie daher verschiedene Wirkbereiche auf: •bakterizid/levurozid: wirksam gegenüber Bakterien und Pilzen •begrenzte Viruzidie: wirksam gegen behüllte Viren •volle Viruzidie: wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren Generell sollten die eingesetzten Mittel zur Händedesinfektion sowohl farbstoff- als auch parfumfrei sein, um das Sensibilisierungsrisiko der Haut so gering wie möglich zu halten. Auch bei der Händedesinfektion gelten die Faktoren des sinnerschen Kreises (vgl. »Flächendesinfektion« in aseptica 1/2013). Während die Temperatur in diesem Fall keinen Einfluss hat, erfüllt die Mechanik beim Einreibeprozess eine wichtige Funktion. Mithilfe der Chemie (Wirkstoff) und der Zeit (Einwirkzeit) kann man sich dem zu erwartenden Erregerspektrum anpassen: Für hartnäckige Erreger kann die Einwirkzeit verlängert werden. Bei den meisten Produkten muss beispielsweise bei Mycobakterium tuberculosis (dem Erreger der Tuberkulose) die Einwirkzeit auf 60 Sekunden verlängert werden (zweimal hygienische Händedesinfektion). Für das Erreichen der vollen Viruzidie (Wirkbereich B nach RKI) können auch neben dem Alkohol weitere desinfizierende Wirkstoffe eingesetzt werden. Sinnvoll ist eine Bereitstellung des Händedesinfektionsmittels unmittelbar am Ort der Pflegetätigkeit. 13 14 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Fortbildung Entsprechend der »Aktion Saubere Hände« sollte dabei auf Normalstationen ein Verhältnis von einem Händedesinfektionsmittelspender je zwei Patientenbetten bestehen, auf Intensivstationen sollte ein Verhältnis von eins zu eins angestrebt werden. Es gibt verschiedene Spendersysteme, die allerdings alle Vor- und Nachteile aufweisen: Wandspender sind teurer in der Anschaffung, aber die günstigste Variante bei den laufenden Kosten. Zu beachten ist, dass sie mit dem Ellbogen bedient werden sollten; ein maschinell aufbereitbares Innenleben ist vorteilhaft. Mobile Überkopfspender sind günstig in Bezug auf die Händedesinfektionsmittel. Die Pumpspender sind aber in der Regel Einmalartikel und müssen daher nach Entleerung der Flasche verworfen oder entsprechend der Herstellervorgaben aufbereitet werden. liegender Abklatsch Bettspender sind günstiger in der Anschaffung als Wandspender. Hier ist aber ebenfalls der korrekte Wechsel bzw. die Aufbereitung der Pumpspender zu gewährleisten. Seitenfläche ausgerollt Abb.: Untersuchung eines Ringes unmittelbar nach hygienischer Händedesinfektion Abb.: Verunreinigung durch künstliche Fingernägel und Nagelschmuck bzw. die Anwendung von Nagellacken Kitteltaschenflaschen sind bezogen auf die laufenden Verbrauchskosten die teuerste Variante. Zudem besteht hier der größte Schulungsbedarf in Bezug auf das korrekte Handling, um eine Rekontamination der Hand nach Abschluss der Desinfektion zu vermeiden. Es besteht zudem die Gefahr des Auslaufens. Einen Goldstandard gibt es bei den Spendersystemen nicht; vielmehr muss die jeweilige Abteilung in Abstimmung mit der Krankenhaushygiene das für den Bereich geeignete System bestimmen unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten (z. B. Kinderstation, Psychiatrie etc.). Unabhängig von der gewählten Variante ist es entscheidend, dass das Personal aus- reichend Möglichkeiten zur Händedesinfektion hat. Je näher das Spendersystem am Punkt der Pflege ist, desto eher wird es zur Händedesinfektion genutzt. Häufige Probleme bei der Händedesinfektion Sicherlich jeder kennt die Diskussion über das Tragen von Schmuck und Ringen an den Händen sowie von Uhren und Armbändern an den Unterarmen. Dabei ist es leicht vorstellbar, dass in den Bereichen unterhalb und an den Schmuckstücken trotz Desinfektion Krankheitserreger verbleiben. Auch eine Unterscheidung in »normale Ringe« und Eheringe ist nicht zielführend und überholt. Studien haben gezeigt, dass beim Tragen von Ringen die Hände trotz Händedesinfektion häufiger mit Enterobakterien besiedelt sind; auch die Qualität der Händedesinfektion verschlechtert sich. Zudem besteht durch das Tragen von Schmuck an den Händen die Gefahr, Handschuhe zu perforieren. Das entsprechende Verbot der TRBA 250 (Punkt 4.1.2.6: »Bei Tätigkeiten, die eine hygienische Händedesinfektion erfordern, dürfen an Händen und Unterarmen keine Schmuckstücke, Uhren und Eheringe getragen werden. Derartige Gegenstände können die Wirksamkeit der Händedesinfektion vermindern«) ist daher als uneingeschränkt sinnvoll zu werten. Ebenfalls ein Thema häufiger Diskussionen ist das Tragen von künstlichen Fingernägeln und Nagelschmuck bzw. die Anwendung von Nagellacken. Auch hier gibt es eine eindeutige Verbindung zwischen Keimen auf und unter künstlichen Nägeln und Ausbruchssituationen. Lange (künstliche) Fingernägel und Schmucksteine können zudem Schutzhandschuhe perforieren und behindern eine korrekte Durchführung der Händedesinfektion. Zudem können sich in den Rissen von Nagellack Erreger festsetzen. Daher muss festgehalten werden, dass sowohl bei direkten Verrichtungen am Patienten als auch bei aseptischen oder (potenziell) infektiösen Tätigkeiten lange, künstliche, geschmückte oder lackierte Nägel nicht zulässig sind. Ebenfalls außerordentlich problematisch ist das Umfüllen von Händedesinfektionsmittel (z. B. von größeren Gebinden in Kitteltaschenflaschen). Nicht nur rechtliche aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Fortbildung Fortbildungsteil zum Heraustrennen 15 Aspekte müssen hierbei beachtet werden (laut Arzneimittelgesetz ist der »Umfüller« gleichzeitig Arzneimittelhersteller und muss dementsprechende Auflagen erfüllen (z. B. sterile Werkbank). Auch die fehlende Wirkung auf bakterielle Sporen setzt diesem Vorgehen enge Grenzen. Der Verwendung von Einmalgebinden sollte daher unbedingt der Vorzug gegeben werden. Bei angebrochenen Händedesinfektionsmitteln ist außerdem die Standzeit zu beachten. Hintergrund ist das kontinuierliche Verdunsten des alkoholischen Wirkstoffs. Bei den meisten Herstellern wird eine Wirksamkeit für sechs Monate nach Einbringen in eine geeignete, dicht schließende Spendervorrichtung vorgegeben. Sollte nach Ablauf der Herstellervorgabe das Gebinde nicht vollständig entleert sein, stellt sich zudem die Frage, ob der Spender an der richtigen Stelle angebracht wurde. Abb.: Mit einem unter UV-Licht leuchtenden Puder können Benetzungslücken sichtbar gemacht werden (alle Fotos: Markus Kiesel) Verbesserungsmöglichkeiten bei der Händedesinfektion getroffen werden: www.aktion-sauberehaende.de/ Qualitätskontrollen der Händedesinfektion Hautschutz und Hautpflege Die Qualität der Händedesinfektion sollte regelmäßig überwacht und die korrekte Durchführung geschult werden. Hierzu eignet sich vor allem die Nutzung einer UVLampe oder Blackbox: Durch die Nutzung eines Mittels mit einem unter UV-Licht leuchtenden Puder können Benetzungslücken sichtbar gemacht werden. Zusätzlich können auch Abklatsche von der frisch desinfizierten Hand genommen werden. Auch hier wird zur Beurteilung der mit den Aufsichtsbehörden abgestimmte Grenzwert verwendet. Laut Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz dürfen noch maximal fünf Kolonien pro 20 Quadratzentimeter nachweisbar sein (pathogene Erreger sind immer unzulässig). Besonders sinnvoll ist die Teilnahme an (oder zumindest der Vergleich mit) dem Modul HAND-KISS des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ), Berlin. Die hier gewonnenen Daten zeigen den Verbrauch an Händedesinfektionsmittel pro Patient und Tag und erlauben so Rückschlüsse auf das eigene Hygieneverhalten. Ebenso empfehlenswert ist die Beteiligung der eigenen Einrichtung an der »Aktion Saubere Hände«. Diese fördert eine positive Kultur und Wahrnehmung der Händedesinfektion bei den Mitarbeitern; über Compliance-Messungen können noch gezielter Aussagen über Hautschutz und Hautpflege sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Händehygiene und essenziell für eine gute Compliance bei der Händedesinfektion, denn nur eine intakte Haut ist desinfizierbar. Daher muss in allen Einrichtungen entsprechend der TRBA 250 ein Hautschutzplan vorliegen. Auch Vorgaben zum Tragen von Schutzhandschuhen müssen in einem gesonderten Handschuhplan festgehalten werden. Wichtig ist aus hygienischer Sicht hauptsächlich, dass keine Creme- und Salbentöpfe verwendet werden. Stattdessen sollten Pumpspender oder Tuben genutzt werden. Auch hier ist ein sorgsamer Umgang wichtig, besonders bei der Entnahme aus Tuben. Fazit Im Jahr 1847 führte Ignaz Semmelweis die Händedesinfektion in die Medizin ein, um Infektionen in der geburtshilflichen Abteilung zu senken. Aber auch mehr als eineinhalb Jahrhunderte später könnte das Gros nosokomialer Infektionen durch eine konsequente Umsetzung der Händehygiene vermieden werden. Es liegt an jedem Einzelnen, den Maßnahmen zur Händedesinfektion die notwendige Wertschätzung und Bedeutung zu geben, die ihr gebührt; ganz im Sinne des WHOMottos: Save Lives: Clean your Hands! | 16 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene Kampf den Krankenhauskeimen – über die Bedeutung von Textilhygiene in medizinischen Einrichtungen I. Schober Krankenhausinfektionen und resistente Krankheitserreger sind in vielen Teilen der Welt mittlerweile ein ernst zu nehmendes Problem. Allein in Deutschland erkranken jährlich zwischen 600.000 und 800.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, laut aktuellen Schätzungen sterben jährlich bis zu 40.000 Menschen daran. Die Infektionsgefahr hängt stark von den getroffenen Hygienemaßnahmen und vor allem auch deren strikter Einhaltung ab. Da die Erreger grundsätzlich auch über Textilien übertragen werden können, muss der Textilhygiene ein entsprechender Stellenwert innerhalb des Maßnahmenkatalogs zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen beigemessen werden. | Autorin Isabel Schober Hohenstein Laboratories GmbH & Co. KG Schloss Hohenstein 74357 Boennigheim Tel.: 07143 271724 E-Mail: i.schober@hohenstein.de www.hohenstein.de Wir haben uns mit Dr. med. KlausDieter Zastrow, dem Vorsitzenden des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker, über die Bedeutung der Textilhygiene im besonders sensiblen Bereich der medizinischen Einrichtungen unterhalten. Herr Dr. Zastrow, Textilien sind in allen Bereichen von medizinischen Einrichtungen allgegenwärtig. Ist das der Grund für ihren Stellenwert bei der generellen Infektionsprophylaxe? Im Sinne einer Risikobeurteilung spielt die Übertragung von Bakterien, Pilzen und Viren über Textilien ebenso eine Rolle wie über andere Oberflächen, über die Luft, durch den Mund oder über die Mitarbeiter im Gesundheitswesen auch. Wichtig ist es, dass im Zuge der notwendigen Infektionsprophylaxe auch wirklich alle Möglichkeiten der Übertragung von Erregern berücksichtigt werden. Und dazu gehören die Textilien unzweifelhaft. Der Aufenthalt in einem Krankenhaus kann auch ein Risiko bergen, sich mit Krankheitserregern zu infizieren Welche Maßnahmen sollten getroffen werden, um hier auf der sicheren Seite zu sein? Die Erweiterung des Infektionsschutzgesetzes von 2011 hat unter anderem die Hygieneempfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert KochInstitut (RKI) zur verbindlichen Grundlage für Präventionsmaßnahmen gemacht. Darüber hinaus werden Leiterinnen und Leiter von Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen ausdrücklich zur Durchführung der nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft erforderlichen Präventionsmaßnahmen verpflichtet. Was heißt das nun für die Textilhygiene konkret? Konkret heißt das, dass eine Wäscherei – egal ob Krankenhauswäscherei oder externe Wäscherei – im- aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene Ziel einer sachgerechten Aufbereitung ist es, in jedem Fall die Infektionskette zu unterbrechen, indem den Patienten bzw. Bewohnern die Wäsche ohne Krankheitserreger zur Verfügung gestellt wird. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Hygieniker mer die Einhaltung aller Anforderungen der Hygiene gewährleisten muss. Das dient insbesondere dem Schutz der Patienten in Krankenhäusern sowie von Bewohnern in Pflegeeinrichtungen, aber auch dem Schutz der Beschäftigten der Einrichtungen. Das klingt nach vielen Vorgaben! Tatsächlich gibt es je nach »Wäscheart« bzw. »Wäscheherkunft« unterschiedliche Zuständigkeiten bzw. Regelwerke, die im Übrigen alle berücksichtigt werden müssen. Neben den Regelungen des RKI existieren noch eine ganze Reihe von Vorgaben, wie beispielsweise die der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) oder der Berufsgenossenschaften. Diese besagen u. a., dass Krankenhauswäsche, d. h. Wäsche, die beim Untersuchen, Behandeln, Pflegen und Versorgen von Patienten in Krankenhäusern sowie Bewohnern in Pflegeeinrichtungen anfällt, desinfizierend gewaschen werden muss. Auch Arbeitskleidung bzw. Schutzkleidung des Personals und Pflegepersonals in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen muss gemäß entsprechender Vorschrift desinfizierend behandelt werden. Und die Vorschriften machen selbst vor Reinigungstextilien wie Wischtüchern, Wischbezügen und Mopps, die ebenfalls desinfizierend behandelt werden müssen, nicht Halt! Deshalb müssen sie ganz besonderen Anforderungen entsprechen. Geeignete OP-Abdeckmaterialien müssen beispielsweise verhindern, dass während der Operation Hautkeime des Patienten durch diese Materialien in das Operationsfeld und von dort aus in die Operationswunde gelangen. Gleichartige Anforderungen sind auch an sterile OP-Mäntel zu stellen. OP-Mäntel sollen auch das Personal vor Mikroorganismen und Infektionen schützen, die möglicherweise vom Patienten ausgehen. Speziell beim Einsatz im OP oder auch als persönliche Schutzausrüstung muss die Bekleidung auf jeden Fall eine ausreichende Barrierewirkung gegenüber Keimen aufweisen. Worauf müssen Wäschereien generell achten? Besonders wichtige Kriterien sind hier neben den allgemeinen Rahmenbedingungen wie beispielsweise die Trennung von »reinem« und »unreinem« Bereich, hauptsächlich die Anwendung von desinfizierenden Waschverfahren mit effektiver Abtötungswirkung auf Bakterien und Inaktivierung von Viren. Darüber hinaus tragen insbesondere das Aufstellen und Einhalten von Hygieneplänen, in Krankenhäusern Ärzte für Hygiene, Hygienefachkräfte und Hygienebeauftragte zur Hygiene bei. Welcher Bereich in Krankenhäusern ist denn in puncto Textilhygiene der strengste? Wie groß schätzen Sie die tatsächliche Gefahr einer Übertragung von gefährlichen Infektionen durch Textilien ein? Eindeutig der Bereich der OP-Textilien. OP-Mäntel und Abdecktücher sind keine Wäsche im herkömmlichen Sinn, sondern werden gemäß der EU-Richtlinie für Medizinprodukte und dem nationalen Medizinproduktegesetz als Medizinprodukte eingestuft. Die Infektiosität, also die Einteilung in hochinfektiös, infektiös und infektionsverdächtig bezeichnet hier den Grad der Gefahr, tatsächlich eine Infektion zu bekommen. Das Ansteckungsrisiko wiederum ist abhängig von der Infektiosität des Erregers und 17 18 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Klinik und Hygiene dem Übertragungsweg auf den Menschen. Das Infektionsrisiko, das von Wäsche beim Handling ausgeht, hängt davon ab, ob die Erreger auf trockener Wäsche längere Zeit überleben können oder ob die Wäsche mit erregerhaltigem Material verschmutzt ist. Es gibt nur wenige Erreger, für die ein Nachweis erbracht wurde, dass sie auf trockener Wäsche längere Zeit überleben, wie zum Beispiel MRSA und Sporen von Pilzen. Da jedoch eine Vermischung von Wäsche ohne Erreger mit erregerhaltigem Material nie ausgeschlossen werden kann, vor allem bei Vermischung von Textilien unterschiedlicher Patienten bzw. Bewohner, geht man von einer potenziellen Infektionsgefahr aus und spricht deshalb generell von infektionsverdächtiger Wäsche, die desinfizierend aufbereitet werden muss. Ziel einer sachgerechten Aufbereitung ist es, in jedem Fall die Infektionskette zu unterbrechen, indem den Patienten bzw. Bewohnern die Wäsche ohne Krankheitserreger zur Verfügung gestellt wird. Der Fokus liegt also eindeutig auf der Prävention? OP-Mäntel und Abdecktücher müssen ganz besonderen Anforderungen hinsichtlich der Hygiene entsprechen Genau, bei der Textilhygiene helfen umfassende Hygienemaßnahmen, mögliche Risiken zu minimieren. Besonders deutlich wird das, wenn man bedenkt, dass der Infektionsstatus vieler Patienten im Krankenhaus oder Bewohner in Pflegeeinrichtungen nicht bekannt ist oder sich diese in Inkubationszeiten befinden. Die Vorgaben, die Logistik, der Kostendruck und nicht zuletzt die Verantwortung bedeuten für Wäschereien in ihrer Komplexität ja eine riesige Herausforderung! Die Mitgliedsbetriebe der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e. V. gewährleisten mit ihren Güte- und Prüfbestimmungen eine hygienische Handhabung und sachgemäße Aufbereitung von Textilien u. a. auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen (Foto: Hohenstein Institute) In der Tat werden die Anforderungen nicht kleiner, sondern mit der Zeit immer komplexer. Mithilfe eines effizienten Managements und gut geschulten Mitarbeitern lässt sich das Pensum aber bewältigen. Als bestes Beispiel dafür präsentieren sich die Mitgliedsbetriebe der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e. V., die mit ihren Güte- und Prüfbestimmungen eine hygienische Handhabung und sachgemäße Aufbereitung von Textilien u. a. auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gewährleisten. Herr Dr. Zastrow, wir bedanken uns für das Gespräch! | aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Tagung 19 6. Kolloquium »Medizinische Instrumente« – Aufbereitung, Werterhalt, Wiederverwendung T. Hochmuth, M. Wehrl Am 11. April 2013 fand das 6. Kolloquium »Medizinische Instrumente« im Düsseldorfer Hilton Conference Center statt. Das Kolloquium ist traditionell in die International Detergency Conference (IDC) eingebettet und stellte mit zahlreichen renommierten Referenten und mehr als 100 Teilnehmern einen besonderen Höhepunkt dar. Die vom wfk – Cleaning Technology Institute e. V. in Krefeld ausgerichtete IDC, die diesjährig vom 09. bis zum 11. April zum 46. Mal durchgeführt wurde, ist eine der weltweit größten Tagungen auf dem Gebiet der Reinigungs- und Hygienetechnologie. Den mehr als 550 Teilnehmern wurden neueste Erkenntnisse zu Reinigung und Hygiene in unterschiedlichsten Bereichen der Industrie, im Haushalt und bei der Aufbereitung von Textilien präsentiert. Die besondere Bedeutung und die speziellen Anforderungen der Aufbereitung von Medizinprodukten wurde durch das 6. Kolloquium »Medizinische Instrumente« hervorgehoben, das 15 Vorträge zu vier thematischen Blöcken umfasste und von Dr. Markus Wehrl, wfk – Cleaning Technology Institute e. V., eröffnet wurde. tung von Medizinprodukten. Aus der Sicht des Hygienikers und als Mitwirkender an der Empfehlung erläuterte er die Ausarbeitung sowie wesentliche inhaltliche Dr. Thomas Hochmuth Dr. Markus Wehrl* Aspekte. Die Empfehlung gilt ausdrücklich gleichermaßen für * Korrespondierender Autor die Aufbereitung in Kliniken sowfk – Cleaning Technology Institute e. V. wie in Praxen. Es wurde auf die Campus Fichtenhain 11 47807 Krefeld Klassifizierung der Instrumente, Tel.: 02151 8210-170 insbesondere die Definition von E-Mail: m.wehrl@wfk.de kritischen C-Instrumenten eingegangen. Weitere Aspekte waren die manuelle Aufbereitung und die Validierung dieser Prozesse, die hierbei notwendige umfangreiche Dokumentation und die besondere Bedeutung der Dokumentenlenkung. Die unklaren Regelungen hinsichtlich des Betriebs von Altgeräten, die je nach Land unterschiedlichen Anforderungen unterliegen und z. T. nachgerüstet werden müssen, wurden neben zahlreichen anderen Aspekten besprochen. | Autoren Thematisch schloss sich der Vortrag von Adelheid Jones (Evang. Krankenhaus Kalk, Köln) an. Sie referierte über die Aufbereitung von thermolabilen Endoskopen in Hinblick auf die KRINKO-BfArMEmpfehlung, die in Anhang 8 detailliert auf thermolabile Endoskope eingeht. Neben der Erwähnung Prof. Dr. Peter Heeg (Hygiene im Gesundheitswesen – Beratung und Begutachtung) Den Auftakt zur Vortragsserie gab Prof. Dr. Peter Heeg (Hygiene im Gesundheitswesen – Beratung und Begutachtung) mit dem Plenarvortrag zur aktuellen KRINKO-BfArM-Empfehlung zur Aufberei- Adelheid Jones (Evang. Krankenhaus Kalk, Köln) 20 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Tagung neuartiger Desinfektionsmittel bzw. -verfahren, der Instrumentenfreigabe und Angaben zur Lagerung in der Empfehlung wurden zahlreiche weitere Aspekte intensiv diskutiert. Vielfalt der Instrumente anhand des einheitlichen Bezugswerts einordnen zu können, erfolgt eine Klassifizierung der Instrumente, die sowohl Größe als auch geometrische Besonderheiten berücksichtigt. Prüfkörper und Bewertungsmodelle Praktische Umsetzung der validierten Aufbereitung Dr. Markus Wehrl (wfk – Cleaning Technology Institute e. V.) Dr. Markus Wehrl (wfk – Cleaning Technology Institute e. V.) referierte über die beiden Prüfkörpermodelle zur Bewertung der Reinigungsleistung und der Gesamtprozessleistung von Aufbereitungsverfahren für thermolabile Endoskope, die durch die Methodengruppe zur Leitlinie erarbeitet und in Ringversuchen spezifiziert worden waren. PD Dr. Holger Biering (Grevenbroich) präsentierte die Ergebnisse eines Praxisringversuches, bei dem das Prüfkörpermodell zur Bestimmung der Reinigungswirkung von maschinellen Endoskopaufbereitungsverfahren in verschiedenen klinischen Einrichtungen untersucht worden war. PD Dr. Holger Biering (Grevenbroich) Dr. Winfried Michels (Miele & Cie. KG) Dr. Winfried Michels (Miele & Cie. KG) referierte über die zukünftige Festlegung von Akzeptanzkriterien für die Reinigung auf der Basis eines Protein-Flächen-Bezugs. In relevanten Leitliniengruppen wird ein Akzeptanzwert von drei Mikrogramm pro Quadratzentimeter diskutiert, der, wie durch Praxisuntersuchungen an chirurgischen Instrumenten gezeigt wurde, dem Stand der Technik entspricht. Um die hohe In Vertretung für Klaus Roth sprach Dr. Ludger Schnieder (SMP GmbH) über die zukünftige Einteilung von Instrumenten in sieben Gruppen zwecks differenzierter Festlegung der einzelnen Aufbereitungsschritte und Dr. Ludger Schnieder (SMP GmbH) Akzeptanzkriterien in der gegenwärtig in Überarbeitung befindlichen Leitlinie für die Validierung der maschinellen Aufbereitung thermostabiler Instrumente. Einzelne Instrumentengruppen werden hierbei aufgrund unterschiedlicher konstruktiver Besonderheiten gegebenenfalls weiter in Kategorien subklassifiziert. In einem gemeinsamen Vortrag berichteten Anke Carter (DGSV e. V.) und Dr. Jürgen Gebel (DGKH e. V. Anke Carter (DGSV e. V.) und Dr. Jürgen Gebel (DGKH e. V. und VAH e. V.) aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Tagung und VAH e. V.) über den aktuellen Stand bei der Leitlinie zur Validierung manueller Aufbereitungsverfahren. Die Validierung manueller Verfahren setzt eine hochgradige Standardisierung unter Kontrolle von Strukturqualität, Prozessqualität und Ergebnisqualität voraus. Die Leitlinie soll im Oktober 2013 publiziert werden. Dr. Ludger Schnieder (SMP GmbH) stellte nachfolgend vergleichend die Vorteile und Nachteile von elf etablierten Quantifizierungsmethoden für proteinhaltige Restanschmutzungen dar, die z. T. bei der Routinekontrolle, z. T. von Laboratorien zur Beurteilung des Reinigungserfolges bei Medizinprodukten eingesetzt werden. Neue Aufbereitungsverfahren Rudi Salzbrunn (DMB-Apparatebau GmbH) berichtete über neue Entwicklungen bei der NT-Sterilisation mit Ethylenoxid (EO). Durch spezielle Prozessführung und sensible Kontrolle der relevanten Sterilisationsparameter erfolgt die EO-Sterilisation bei neuen Gerätegenerationen mit einer stark reduzierten EOKonzentration und erlaubt so, zahlreiche Nachteile Rudi Salzbrunn (DMB-Apparatebau GmbH) konventioneller Verfahren, wie z. B. lange Desorptionszeiten und EO-Restgehalte, zu überwinden. Darüber hinaus präsentierte DMB-Apparatebau das Baumuster eines neuen EO-Kleinsterilisators mit einem Nennvolumen von einer Sterilguteinheit. Dr. Markus Wehrl (wfk – Cleaning Technology Institute e. V.) berichtete über ein neues Forschungsprojekt zur Entwicklung eines NT-Sterilisationsverfahrens auf der Basis von überkritischem Kohlendioxid, mit dem parallel in Entwicklung befindliche bioresorbierbare Implantate zukünftig sterilisierbar sein sollen. Die Forschungsarbeiten erfolgen in Kooperation mit Prof. Gelinsky (TU Dresden). 21 Spezielle Themen In seinem Vortrag zum Thema Wasseraufbereitung erläuterte Dr. Herbert Bendlin (Technisches Sachverständigenbüro) Vor- und Nachteile von Umkehrosmose- und Ionenaustauscheranlagen und wies auf die besondere Bedeutung der unterschiedlichen Wasserqualitäten bei der Aufbereitung von Medizinprodukten und beim Auftreten von Korrosionserscheinungen in Abhängigkeit der Temperatur (z. B. »Rouging«) hin. Dr. Herbert Bendlin (Technisches Sachverständigenbüro) Zum Thema Hygiene am Medizinprodukte-Arbeitsplatz sprach Dr. Thomas W. Fengler (Cleanical GmbH) und ging insbesondere auf Desinfektionsmaßnahmen, PSA, Strukturierung des Arbeitsplatzes, Verfahrensanweisungen und Kontrollmöglichkeiten ein. Dr. Urs Rosenberg (Borer Chemie AG) präsentierte eine Zusammenstellung verschiedener bislang nur in der Forschung angewandter Methoden zur Quantifizierung des Reinigungserfolges, die insbesondere für die Entwicklung von Aufbereitungsverfahren von großem Interesse sind. Die hierbei eingesetzten Systeme beruhen zumeist auf der Verwendung spezieller Enzyme oder Fluoreszenzfarbstoffe, die sich hochsensitiv nachweisen lassen und sehr niedrige Nachweisgrenzen,bzw. Bestimmungsgrenzen ermöglichen. Dr. Thomas W. Fengler (Cleanical GmbH) Dr. Urs Rosenberg (Borer Chemie AG) 22 aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Tagung Gerhard Kirmse (Aesculap AG) Gerhard Kirmse (Aesculap AG) berichtete über die Anwendung der »Gesamt organischer Kohlenstoff«(TOC)Methode im Vergleich zur BCA-Methode bei der Evaluierung von Aufbereitungsprozessen für chirurgische Instrumente. Im Ergebnis erwies sich die angepasste TOC-Methode als ähnlich gut geeignet wie die BCA-Methode. Dr. Manuel Heintz (wfk – Institut für Angewandte Forschung GmbH) berichtete über die in der Arbeitsgruppe »AG DaVinci« etablierte Methode zur Prüfung der Reinigung von Robotikinstrumenten. Die unmittelbar vor der Publikation stehende Methode sieht sowohl eine nicht zerstörerische Prüfung als auch eine zerstörerische Prüfung der Instrumente am Ende der Gebrauchszyklenzahl vor. Die Festlegung der empfohlenen Akzeptanzkriterien beruht auf der Dr. Manuel Heintz (wfk – Institut für Angewandte Forschung GmbH) Anwendung des Protein-Flächen-Bezugs mit drei Mikrogramm pro Quadratzentimeter und der Freiheit von visuell wahrnehmbaren Restanschmutzungen. Aufgrund der großen Resonanz der Veranstaltung beim Fachpublikum wird das Medizinische Kolloquium auch bei der 47. IDC im Frühjahr 2015 fortgesetzt. Der Tagungsband der 46. IDC und des 6. Kolloquiums »Medizinische Instrumente« sind beim wfk – Cleaning Technology Institute e. V. erhältlich. | Reinigungs- und Desinfektionsautomaten Sichere Hygiene für die Welt Sieger beim Großen Preis des Mittelstandes DISCHER Technik GmbH Fuhr 4-6 · 42781 Haan Tel. 0 21 04 / 23 36-0 · www.discher.de aseptica 19. Jahrgang 2013 | Heft 2 | Infektiologie Die Pest gab es schon im 6. Jahrhundert | Impressum Forscherteam findet in Aschheim Beweise Der Pest fiel im Mittelalter (1347 bis 1351) ein Drittel dergesamten Bevölkerung Europaszum Opfer. Schätzungen zufolge kostete der »Schwarze Tod« 25 Millionen Menschen das Leben. Ob es dieselbe Krankheit war, bei der bereits im 6. Jahrhundert Tausende zu Tode kamen, war lange Zeit umstritten. Historiker hatten die so genannte »Pest des Justinian« zwar aufgrund der Symptombeschreibung für eine Beulenpest gehalten, nachgewiesen werden konnte dies bis jetzt jedoch nicht. Auch ist es bis heute ungeklärt, warum die Krankheit so lange aus der europäischen Geschichte verschwunden war. Nun konnte ein Forscherteam aus München, Arizona und Mainz die wissenschaftliche Diskussion beenden. Sie wiesen nach, dass es sich bei der Seuche im 6. Jahrhundert um dieselbe Krankheit wie im Mittelalter handelt. Dazu untersuchte ein internationales Team aus Spezialisten um Dr. Michaela Harbeck, Konservatorin an der Staatssammlung für Anthropologie und Paläontologie München (SAPM), Skelette aus einer Grabung in Aschheim, die vor dem Bau einer Reihenhaussiedlung bereits in den Jahren 1997 und 1998 durchgeführt worden war. Trotz des enormen Alters der Funde konnten die Forscher noch DNA des Erregers Yersinia pestis nachweisen. Sie war in kleinsten Mengen und in Bruchstücken in den Knochen und Zähnen der Skelette konserviert. Das Team isolierte die Erbinformation und vervielfältigte und detektierte sie mit einer gängigen molekulargenetischen Methode, der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). »Wir haben zunächst einen Genabschnitt untersucht, 23 Pesterreger der nur in Yersinia pestis vorkommt«, erklärt Dr. Holger Scholz vom Mikrobiologischen Institut der Bundeswehr (IMB). Bei einem Erfolg analysierten die Forscher in weiteren DNA-Abschnitten sogenannte Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (SNP). SNP sind einzelne Basen, in denen sich der Pesterreger von anderen Pathogenen unterscheidet wie Y. pseudotuberculosis, der beim Menschen Dünndarmerkrankungen verursacht und als der Vorfahr des Pestbakteriums gilt. Die Pest ist eine bei Nagetieren vorkommende Infektionskrankheit, die durch Flöhe auch heute noch auf den Menschen übertragen werden kann und unbehandelt meist tödlich endet. Der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden in den Jahren 2004 bis 2009 über 12.000 Pestfälle beim Menschen gemeldet, 843 starben. Betroffene Länder sind unter anderem Madagaskar und die Mongolei. Aber selbst in einem hoch entwickelten Land wie den Vereinigten Staaten von Amerika forderte die Pest 2009 fünf Menschenleben. Probleme bei der Behandlung der Krankheit bereiten sich ausbildende Resistenzen gegen Antibiotika, dem einzigen Mittel gegen die Pest. In der Erforschung der Unterschiede verschiedener Seuchenzüge in der Vergangenheit sehen die Forscher einen Weg im Kampf gegen das Pathogen. | Wissenschaftlicher Beirat: H. Biering, Düsseldorf Diana Bijl, Beuningen (Niederlande) D. Bremer, Harderberg S. Fuhrmann, Chemnitz A. Hartwig, Berlin U. Junghannß, Köthen S. Kauertz, Dortmund T. Miorini, Graz M. Pietsch, Mainz E. Schott, Essen B. Wilbrandt, Berlin Herausgeber: Medienfabrik Gütersloh GmbH Carl-Bertelsmann-Str. 33 33311 Gütersloh Telefon: 05241 23480-50 Fax: 05241 23480-61 ISDN: 05241 23480-64 E-Mail: info@aseptica.com Internet: www.aseptica.com In Zusammenarbeit mit: Ecolab Deutschland GmbH Ecolab-Allee 1 | 40789 Monheim am Rhein; Miele & Cie. KG Postfach | 33325 Gütersloh; OLYMPUS Deutschland GmbH Postfach 10 49 08 | 20034 Hamburg; ebro Electronic GmbH & Co. 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