Baltic - MARRIAGE
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Baltic - MARRIAGE
Baltic SOUTH COAST kommt Und was Osten? im Ein Heft für Segler, die gerne ihren Horizont erweitern S Wie geht es hinterm Horizont weiter? Vielleicht war Neugier der Grund, weshalb Menschen überhaupt das erste Mal losgesegelt sind. In diesem Heft steht, weshalb es eine gute Idee ist, immer mal wieder zu etwas ganz Neuem aufzubrechen. Und warum es sich besonders empfiehlt, auch mal ostwärts die südliche Ostseeküste entlang zu segeln. Die folgenden Seiten laden mithin ein zu einer Horizonterweiterung im wahrsten Sinne, bei der es weit mehr zu entdecken gibt als topmoderne Marinas: Geschichten, Genüsse und Begegnungen zwischen Rügen und der Kurischen Nehrung Inhalt 14 Achtung, Nächte oft stürmisch Polen können feiern. Da kann unser Autor Geschichten erzählen. Die nackten Girls auf dem Herrenklo waren aber nur Puppen Geschichte und Gelassenheit 06 Im ehemals deutschen Stettin, das nach dem Krieg für viele Polen zur neuen Heimat wurde, spiegelt sich die Geschichte der ganzen Ostseeregion von Deutschland bis Litauen wider. So auch in der Familiengeschichte von Anna, die heute für die Reize dieser Region wirbt. 06 10 Ob in Stettin, Danzig oder Greifswald Viele neue Museen ermuntern zur entspannten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Region. Sympathische Geschichte Heiter, aber auch erkenntnisreich: das deutschpolnische Treffen unseres Autors mit Anna und ihrer Großmutter in Stettin Begegnungen der netten Art 10 Wenn Sie Schweinswale sehen, begegnen Sie ihnen freundlich und machen Sie eine Notiz ins Logbuch – das Meeresmuseum in Stralsund wird es Ihnen danken. Ohnehin lohnt da mal ein Besuch. 14 Von einer Partynacht in der Dreistadt Gdańsk, Sopot und Gdynia, in der unser Autor Bekanntschaft mit den Polen und ihrem Nightlife gemacht hat – und aus der er um einige Anekdoten reicher aufgewacht ist. Das sieht gut aus 18 Bäderarchitektur aus der Gründerzeit und maritimer Modernismus. An Reizen fürs architektonisch interessierte Auge ist entlang dieser Küste kein Mangel. 20 Zwei Fragen an den Regisseur Volker Koepp, dem die Schönheit der Kurischen Nehrung zwischen Königsberg und Klaipėda einen eigenen Film wert war. Mal wieder so richtig segeln 22 Für einen Vater und seinen erwachse- 18 Eine schöne Abrundung – Moderne Architektur zeigt sich hier oft runder und gefälliger und macht sich gut neben dem klassischen Bäderstil 22 Wild wild east, dachten Vater und Sohn, als sie nach Kaliningrad aufbrachen. Und stellten fest: Ist man erstmal unterwegs, klappt alles wie am Schnürchen. 3 nen Sohn ist ein Traum wahr geworden. Sie haben einen Törn nach Kaliningrad unternommen. Hier erzählen sie, warum das für sie „Segeln pur“ war. 24 Und noch viel mehr, das es selbst zu entdecken gibt. Eine Übersichtskarte. SOUTH COAST BALTIC INTERVIEW - Sich ein ” Zielsetzen“ Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Sie machen unser Leben einfacher. Neue Abläufe kosten mehr Energie. Das gilt für ein Frühstücksritual genau wie für die Planung der Ferien – ein Grund, weshalb viele Menschen immer wieder an den gleichen Ort fahren. Statt schon wieder nach Dänemark zur Abwechslung lieber mal in Richtung Osten segeln? Die Sportwissenschaftlerin Julia Thurn erklärt im Interview, wieso neue Ziele gut für uns sind. Frau Thurn, warum fällt es uns oft so schwer, uns zu etwas Neuem aufzuraffen? Wieso sind wir solche Gewohnheitstiere? Julia Thurn: Gewohnheiten machen einen Großteil unseres Verhaltens aus. Rund 45 Prozent unserer alltäglichen Verhaltensweisen sind von Gewohnheiten bestimmt. Das heißt, wir machen uns keine Gedanken drüber, was wir als nächstes tun, sondern wir tun es einfach. Anders könnte es gar nicht sein. Wir müssten viel zu viel kognitive Energie dafür aufwenden, wenn wir erst überlegen würden, ob wir erst Zähneputzen oder uns einen Kaffee machen sollen. Das läuft automatisch ab. Gewohnheiten sind wichtig, weil unser Alltag dadurch vereinfacht wird. Andererseites erschweren sie uns vieles, weil uns das Gewohnheitsverhalten unflexibler macht, anders zu handeln. SOUTH COAST BALTIC Wie sind Sie als Sportwissenschaftlerin dazu gekommen, sich mit Gewohnheiten zu beschäftigen? Mich hat interessiert, wieso es viele Menschen zwar schaffen, ihr Verhalten zu ändern, also zum Beispiel körperlich aktiv zu werden oder ihre Ernährung umzustellen, weshalb es ihnen dann aber sehr schwer fällt, langfristig dabei zu bleiben. Wobei wir unter körperlicher Aktivität gar nicht bloß Sport verstehen, sondern auch Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Typisch ist, dass man sich an Silvester vornimmt, zweimal die Woche Joggen zu gehen, und dass man das zunächst auch schafft. Aber nach ein paar Wochen fällt man in die alte Verhaltensweise zurück. Ich wollte wissen, wieso das so ist. Und wie man es schaffen kann, sein Verhalten langfristig zu ändern, so dass es gut für die Gesundheit ist. 4 Verraten Sie uns, wie das geht. Wir müssen oft, wenn wir ein neues Verhalten beginnen, eine alte Gewohnheit dafür aufgeben. Also zum Beispiel die Angewohnheit, dass ich von der Arbeit nach Hause komme, meine Schuhe ausziehe und mich erstmal eine halbe Stunde vor den Fernseher setze, um mich berieseln zu lassen. Das ist also die Schwierigkeit: Wie kann ich eine für mich bewährte Verhaltensweise aufgeben und im besten Fall durch eine andere ersetzen – einen Spaziergang machen oder Joggen gehen. Was ist so schwierig daran? Ein typisches Merkmal einer Gewohnheit ist, dass ich etwas mit einer bestimmten Regelmäßigkeit mache. Das trifft auch auf den Urlaub zu, dass ich zum Beispiel in jedem Sommer an einen bestimmten Ort fahre. Bei so einem Gewohnheitsverhalten INTERVIEW setzt ein Automatismus ein. Das heißt, ich stelle mir gar nicht mehr die Frage, möchte ich nach Dänemark oder mal in Richtung Osten segeln. Sondern die Entscheidung, dass ich wieder nach Dänemark fahre, wo ich schon mehrmals war, läuft mehr oder weniger automatisch ab. Zumal, wenn ich mit diesem einen Ort gute Erfahrungen gemacht habe – dann fällt es mir wahrscheinlich erst recht schwer, etwas Neues, Unbekanntes auszuprobieren? Das stimmt. Aber zunächst einmal findet hier eine Koppelung von Reiz und Reaktion statt. Das heißt, ich nehme bestimmte Reize wahr, und das löst eine bestimmte Reaktion aus. Bei körperlicher Aktivität könnte das zum Beispiel sein, ich bin morgens aufgestanden und habe meinen Tee getrunken – und das ist automatisch der Auslöser, dass ich als nächstes Joggen gehe. Mit dem Urlaub ist es genauso. Es ist wieder Frühling, ich mache mir Gedanken über meinen Sommerurlaub, und dann ruft vielleicht der Freund an, mit dem ich die letzten Male unterwegs war. Frühling, Urlaub, Freund – diese Reize können dann schon der Auslöser sein, dass ich mich wieder für den gleichen Ferienort verabrede. Und gute Erfahrungen verstärken so einen Automatismus? Genau. Das ist der zweite Punkt, die Emotionen. Ich war zum Beispiel schon mal in Dänemark beim Segeln, und das war schön. Wir sprechen dann von somatischen Markern, die im Körper gespeichert werden. Man kann es auch Bauchgefühl nennen. Dieses Bauchgefühl sorgt dafür, dass ich auch bei einer neuen Entscheidung wieder in diese Richtung strebe. Denn ich möchte dieses positive Gefühl, das ich hatte, wieder erleben. Julia Thurn forscht als Sport- und Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Stuttgart. In ihrer Doktorarbeit hat Thurn sich mit der Frage befasst, wie man Gewohnheiten durchbricht, um körperlich aktiv zu werden. „Wenn man etwas Neues macht, ist es einfacher im Team oder als Gespann. “ Wie kann man sich dann selber bei der Stange halten, wenn man etwas anders als gewohnt machen will? Der erste Schritt besteht darin, mir bewusst etwas vorzunehmen, auch für eine kurzfristige Verhaltensänderung. Und sich dann ein Ziel zu setzen, für diese Absicht. Ziele sind sehr wichtig, auf kurze Sicht, aber auch, damit es langfristig funktioniert. Das Ziel sollte spezifisch sein, es soll5 te messbar sein, erreichbar und realistisch. Und es sollte terminiert sein. Ich könnte also sagen, ich möchte diesmal Richtung Osten segeln, und noch spezifischer werden, indem ich mir bestimmte Orte aussuche. Dann kann ich den Urlaub auch terminieren, also schon ein Datum festlegen. Und realistisch wäre diese Absicht auch, denn schwierig ist das ja nicht. Was gibt es noch für „Tricks“, um dranzubleiben? Sehr hilfreich ist es, sich einen Plan zu machen, in dem man auch kritische Situationen durchspielt. In der Psychologie nennt man das Implementierungsintentionen. Man legt fest, was man machen möchte, wo man es machen möchte, mit wem, und so weiter. Und man überlegt, wie man kritische Situationen überwinden kann. Also: Wenn ich weiß, dass ich bei Regen nicht gern Joggen gehe, lege ich vorher fest, wie ich die Situation überwinden kann. Es ist wichtig, dass man so einen Wenn-DannPlan in der Hinterhand hat. Auch ganz wichtig ist der gesellschaftliche Aspekt. Wenn man etwas Neues macht, ist es einfacher im Team oder als Gespann. Einem anderen Menschen sage ich nicht so leicht ab wie mir selbst. Und er kann mich natürlich auch mitziehen, wenn ich mal nicht so motiviert bin. Spaß machen soll es doch auch, oder wie kann man sich sonst motivieren? Ja, aber man sollte es sich gerade anfangs nicht schönreden. Man sollte sich darüber im klaren sein, dass eine neue Verhaltensweise vielleicht erstmal anstrengend sein und negative Dinge mit sich bringen können. Dass man beim Laufen zum Beispiel Seitenstechen bekommt oder danach einen Muskelkater hat. Vor allem sollte man sich aber selbstkongruente Ziele setzen, wie wir das nennen. Das heißt, die Ziele, die ich mir setze, sollten zu meinen eigenen Einstellungen und Vorstellungen passen. Sie sollten sozusagen aus mir heraus kommen und nicht von außen – etwa, indem mir jemand hundert Euro dafür bietet, dass ich etwas Bestimmtes tue. Spaß ist die höchste Motivation, die ich haben kann. Dann brauche ich keine Belohnung mehr, wenn ich ein Ziel erreicht habe. Die Belohnung kommt dann aus mir selbst. SOUTH COAST BALTIC GESCHCIHTE & GELASSENHEIT Hafen auch für Menschen So jugendlich Stettin auch wirkt: Die meisten Einwohner der Stadt tragen eine historische Last. Oft berühren die Geschichten ihrer Familien die der ganzen östlichen Ostseeregion zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Nach Kriegsende wurde die Hafenstadt zu einem Hafen auch für Menschen. Viele Polen, die aus den verlorenen Gebieten im Osten vertrieben und umgesiedelt wurden, fanden hier Zuflucht – oder bekamen sie aufgezwungen. Was unseren Autor erstaunt hat, ist wie ausgelassen so ein Gespräch über diese Vergangenheit sein kann. A nnas Großmutter kam, als die Steine gingen. Die typischen braunen Ziegel, aus denen einmal eine deutsche Stadt namens „Stettin“ bestanden hatte. Und die jetzt größtenteils ein Trümmerhaufen war, aus dem Millionen Steine ostwärts transportiert wurden, um damit die Altstädte von Danzig und Warschau wiederaufzubauen. Damals waren Irena Kiewra, ihre Schwester und ihre Mutter Teil eines Stromes aus tausenden Flüchtlingen, die in die entgegengesetzte Richtung zogen, gen Westen, und eine polnische Stadt namens „Szczecin“ aufbauen sollten. Wobei sie selbst kleinere Pläne hatten. „Uns ging es damals immer nur um den nächsten Schritt“, sagt Irena, die auch mit ihren über achtzig Jahren rundum lebenstüchtig wirkt. „Für meinen Mann gab es hier Arbeit als Ingenieur auf der Werft. Wir bekamen eine Wohnung und ich konnte meinen AUTOR Oliver Geyer Annas Großmutter Irena gehörte zu den tausenden Polen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten des Landes nach Stettin umgesiedelt wurden 7 FOTOS Silke Weinsheimer Schulabschluss nachholen.“ Später wurde sie Lehrerin für Mathematik, Physik und Chemie, dann sogar Schulleiterin. Nach Kriegsende waren Irena, ihre Schwester und ihre Mutter zunächst aus den verlorenen polnischen Ostgebieten vor den Russen über Lublin nach Strzelce Krajeńskie geflohen. Dort hatten sie ein paar Jahre gelebt – ohne den Vater, den die Russen ins Arbeitslager gebracht hatten. Als Irena sich in ihren späteren Mann verliebte, machte sie sich mit ihm auf nach Stettin. In diese fremde Stadt, die noch kurz zuvor deutsch gewesen war. Kann man das bringen, einfach weiter seine Suppe zu löffeln, während einem drei Generationen einer Familie von Verbannung, Vertreibung und Not erzählen? Nein, denke ich. Und tue es doch. Was hier aufgetischt wird, schmeckt einfach zu gut. Außerdem gehen Annas Großmutter, ihre Mutter und Anna selbst mit der Geschichte ihrer Familie sichtlich locker um. SOUTH COAST BALTIC Es waren die jungen Stettiner, die sich als erste wieder der Geschichte zuwendeten Die Stimmung ist ausgelassen. Die drei Frauen haben sich im Haus der Familie rund um den Wohnzimmertisch versammelt, um mir von ihrer Vergangenheit zu erzählen – wenn sie mir nicht gerade Nachschlag anbieten. Die polnische Gastfreundschaft zeigt sich in Form von randvollen Tellern mit Fischsuppe und einem Berg süßer Pasteten. Dazwischen liegt ein Blatt Papier, auf das Anna einen Familienstammbaum gekritzelt hat. Viele Namen, viele Orte – in der heutigen Ukraine, in Weißrussland, in Litauen. Wieso Annas andere Großmutter so einen deutsch klingenden Mädchenname hatte, frage ich. „Ihre Mutter hatte einen deutschen Mann“, sagt Irena. „Die polnischen Frauen waren immer schon sehr hübsch, die Deutschen haben sie immer gemocht.“ Eingeladen zu dieser heiteren familienhistorischen Runde hat Anna, die für das Stadtmarketing Szczecin arbeitet. Im Alltag kümmert die 32-Jährige sich mehr um die Zukunft ihrer Stadt. Etwa um den neuen Yachthafen, der 2015 fertig werden sollte – mitten in der Stadt, in Gehweite zu geschichtsträchtigen Bauten, nur ein paar Bootsmeilen entfernt vom Stettiner Haff und dem Dammschen See. Anna gehört zu einer neuen Generation von Stettinern, SOUTH COAST BALTIC Aus dem Undenkbaren wurde in rasender Geschwindigkeit eine Selbstverständlichkeit. die ihr Interesse für die Vergangenheit entdeckt haben. Die begonnen haben, bei den Großeltern nachzufragen. Wie war es dort, wo ihr hergekommen seid? Was war hier, bevor ihr kamt? Die deutsche Vorgeschichte Szczecins ist zum kollektiven Lieblingsthema aufgestiegen. Ihre Spuren kann man ja noch an jeder Ecke sehen. Deutsche Worte stehen auf alten Hauswänden, auf Gullideckeln und Grabsteinen. Die Tourismusbehörde hat dazu Erklärtafeln auf Polnisch, Englisch und Deutsch aufgestellt. So weit ging die Begeisterung für das deutsche Stettin, dass 8 schon Kritik aufkam. Man solle die polnische Geschichte darüber nicht vergessen. Auch deshalb wurde gleich neben der neuen Philharmonie am Plac Solidarności ein Museum errichtet. Anna präsentiert das Gebäude auf einem kleinen Stadtrundgang mit offenkundigem Stolz – und reagiert sehr routiniert auf meinen verdutzten Gesichtsausdruck: „Doch doch, da ist das Museum, es liegt hauptsächlich unter der Erde.“ Zu sehen ist hier nur ein gepflasterter Platz, der sich an manchen Stellen nach oben wölbt. Ganz so als habe sich eine unterirdische Spannung entladen. Das „Zentrum des Dialogs“ soll sich einer lange vernachlässigten Frage annehmen: Wie steht es um die Identität der Bevölkerung von Szczecin? Und wer ist das überhaupt? Menschen wie Irena Kiewra, die aus den verlorenen polnischen Gebieten im Osten kamen. Juden aus den befreiten Konzentrationslagern der Deutschen. Viele tausende republikanische AK-Soldaten, die hier als Partisanen noch bis lang in die Nachkriegszeit hinein auf den Einmarsch westlicher Truppen hofften und den alten polnischen Nationalstaat wiederherstellen wollten. Sie alle bildeten die neue Bevölkerung Stettins, nachdem fast alle Deutschen geflohen waren oder vertrieben wurden. GESCHCIHTE & GELASSENHEIT Ein Schmelztiegel von Menschen mit den verschiedensten Zielen, Wünschen und Hoffnungen. Doch ein Problem hatten die meisten von ihnen: Sie fühlten sich lange nicht heimisch an diesem Ort. Nicht nur, weil der weit westlich gelegene Ort aus polnischer Perspektive auf einem anderen Planeten lag, sondern auch weil die offizielle Propaganda sie verunsicherte. Der völkerrechtliche Status der Stadt blieb lange im Ungefähren und diesen Umstand machten sich die Agitatoren zunutze: Wenn sich in der Bevölkerung Szczecins ein Freiheitswille regte, etwa die Arbeiter der Werft in den Streik gingen, wurde gedroht: Wer die Front schwäche, liefere Szczecin dem Klassenfeind, den Revisionisten aus dem Westen aus. Erst seit der Wende 1989 und der endgültigen Anerkennung des Grenzverlaufs ist die Unsicherheit verschwunden – und die Voraussetzung gegeben, um hier Wurzeln zu schlagen. Annas Büro gehört zu einem Verbund von Fremdenverkehrsämtern der südlichen Ostseeküste, von Stralsund bis Klaipėda, die die Schönheiten der Region mit vereinten Kräften bekannt machen. Es ist ein gemeinschaftliches Projekt, über die Grenzen von Ländern hinweg, in denen jahrzehntelang Krieg, Leid und Vertreibung herrschten. In historischen Dimensionen gemessen wurde hier aus dem Undenkbaren in rasender Geschwindigkeit eine Selbstverständlichkeit. Am Kaffeetisch gibt es noch eine kleine Meinungsverschiedenheit. Großmutter Irena ist nicht so begeistert von dem modernen Museumsgebäude. Sie sagt, es sehe dort aus wie auf einer Rollschuhbahn für Kinder, was für allgemeine Erheiterung sorgt. Dabei gilt das Museum auch Menschen wie ihrem Mann. Der war dabei, als in den 1970er Jahren auf der Stettiner Werft die Streiks begannen und die Freiheitsbewegung ihren Lauf nahm. Aber Irena mag lieber die Viertel der Stadt weiter oberhalb des Oder-Ufers, wo noch mehr der alten Gebäude erhalten sind. Die aus den typischen braunen Steinen. MUSEUMSKULTUR HISTORY Brüche und Umbrüche Ab Sommer 2015 in Stettin: Das neue Zentrum des Dialogs „Przelomy“ (Umbrüche) Das Museum erinnert an die Verwerfungen der Flüchtlingsstadt Szczecins nach dem Krieg und markante Daten des gesellschaftlichen Wandels – etwa die illegalen Streiks auf der Werft, die als wichtiger Impuls für die polnische Freiheitsbewegung und den Umbruch in Osteuropa gelten. www.przelomy.muzeum. szczecin.pl ] H Kunst von Welt Werft der Freiheit Das Pommersche Landesmuseum Greifswald spielt als Museum oben mit „Niemand sollte aus Greifswald abreisen, ohne vorher dieses Museum gesehen zu haben“, schreibt die ZEIT. Auf wunderbare Weise fließen in dem Ensemble aus vier Gebäuden Klassizismus, Mittelalter und Moderne schon architektonisch zusammen. In der Gemäldegalerie trifft man auf Caspar David Friedrich, van Gogh und Liebermann. Ebenso sehenswert: Die Ausstellung über 600 Millionen Jahre Erdgeschichte und pommersche Landeskunde. www.pommerscheslandesmuseum.de *In diesem Heft verwenden wir je nach Zusammenhang (ob historisch oder aktuell) mal die polnischen und mal die deutschen Ortsnamen: Stettin wird dann zu Szczecin, Danzig zu Gdańsk und Zoppot zu Sopot. Das Solidarność-Zentrum Danzig: große europäische Geschichte in Laufweite der Marina Das Solidarność-Zentrum mit seiner den rostigen Schiffsrümpfen der Lenin-Weft nachempfundenen Fassade ist 2014 eröffnet worden. Und es ist thematisch hochaktuell: Gezeigt wird die Freiheitsbewegung Osteuropas – besonders die der Gewerkschaft Solidarność, die sich hier unter Lech Wałęsa formiert hat. www.ecs.org.pl 9 SOUTH COAST BALTIC C Europäisches Museum des Jahres Kein Wunder, dass das Ozeaneum in Stralsund 2010 mit dem „Museums-Oscar“ ausgezeichnet worden ist. Wie rund geschliffene Steine, die am Ufer das Wasser umspült, liegt der fünfteilige Bau am Hafen. Es umgeben ihn Menschen, Licht und die Backsteingotik von Stralsund, die bis heute den Stolz der Hanse ausstrahlt und seit 2002 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Fünf große Erlebnisausstellungen – darunter die weltweit größte Ausstellung zur Ostsee – und 45 Wasserbecken machen das Ozeaneum zu einer Mischung aus Aquarium, Zoo und Naturkundemuseum. Allein das Heringsbecken ist einen Besuch wert: Man könnte stundenlang zusehen, wie die silbrig glänzenden Fische im Schwarm hinter der Scheibe vorbeiziehen. Sich loszureißen lohnt sich, unter anderem für das Tunnelaquarium mit Sandtigerhai Niki, die Pinguine auf der Dachterrasse sowie die „Riesen der Meere“. Hier liegt der Besucher gemütlich auf dem Rücken, wie auf dem Meeresgrund, und sieht in dem 20 Meter hohen Raum zu lebensecht nachgebildeten Walen auf. www.deutschesmeeresmuseum.de/ozeaneum SOUTH COAST BALTIC 10 H Schweinswalsichtung in der Ostsee Die Biologin Anne Herrmann leitet am Deutschen Meeresmuseum ein Meldesystem, an dem sich Segler beteiligen. „Den Meeressäugern machen vor allem die Umweltverschmutzung und die Überfischung, aber auch der zunehmende Lärm im Meer zu schaffen. In der westlichen Ostsee gibt es schätzungsweise an die 35.000 Schweinswale. Im östlichen Teil sind es geschätzt nur 450 Wale. Wir beobachten die Populationen, um herauszufinden, wo und wie die Schweinswale leben und woran sie verenden. Im Jahr werden uns rund SOUTH COAST BALTIC 700 Sichtungen gemeldet, von Fährpassagieren, Seglern und Motorsportlern. Sie geben uns Bescheid, wenn sie tote oder lebende Tiere sehen, übrigens auch Robben, wie die Kegelrobbe. Bisweilen sind es sogar ganze Gruppen von Tieren, voriges Jahr etwa hat ein Segler gleich 15 Schweinswale auf einmal gesichtet. Mittlerweile geht das Melden per App auf dem Handy – meistens zücken die Segler ja sowieso das Smartphone, um 12 die Wale zu fotografieren. Auf dem Foto sind die Uhrzeit und die Position dann gleich dabei.“ Melden können Sie Schweinswale und Robben auch online unter www.schweinswalsichtung.de Die App finden Sie im AppStore unter OstSeeTiere Steckt mehr drin Bei Bernstein denkt man ja eher an ältere Damen mit Halsketten. Aber langsam spricht sich rum, dass da mehr geht. In Polen und im Baltikum weiß man um die besonderen Eigenschaften des versteinerten Harzes schon lange. Seit Menschengedenken setzen sie das gelbe Gestein hier als traditionelles Heilmittel ein, um Entzündungen und Wunden zu behandeln. Neuerdings haben aber auch kleine Kosmetikhersteller die desinfizierenden und harmonisierenden Kräfte des Bernsteins für sich entdeckt und bieten Cremes, Massageöle und Peelings mit Bernstein an – wie das „Spa Amber“ in Litauen. www.spaamber.lt 13 SOUTH COAST BALTIC Wenn Tische unter High Heels wackeln BEGEGNUNGEN DER NETTEN ART Sie tanzen auf den Tischen, und Lumumba verzieht keine Miene. Hat auch eben nicht geblinzelt, als die Dunkelhaarige die Stühle beiseite geschoben hat, mit zwei Schritten hochgestiegen ist, ihre blonde Freundin hinterher. Und auch jetzt nicht, als sie sich beide im Takt bewegen, umeinander, miteinander, auch jetzt guckt Lumumba einfach reglos vor sich hin, während die Türsteher sich angucken und anerkennend nicken. Party Polska. Läuft. F Freitagabend in Gdańsk Ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg ist heute ein Großraumclub auf vier Stockwerken AUTOR Johannes Ehrmann FOTOS Fabian Weiß Danzig. Und am nächsten Morgen kratzt du dir den pochenden Schädel und sammelst die Erinnerungsfetzen vom Boden auf und fragst dich, wo genau der Abend aus dem Ruder gelaufen ist. Vielleicht unter Studenten im CZARNA WOŁGA, wo sich keiner wirklich für die Segelregatten auf dem riesigen Flatscreen interessiert hat. Vielleicht im DWIE ZMIANY, der neuen Artsy-Bar, wo auf einmal ein „Mad Dog“ auf der Theke stand, Nationalgetränk, polnische Fahne aus Himbeersirup und Wodka, Mischung meist so 20/80. Vielleicht schon viel früher, beim Abendessen, als die ersten Haselnussschnäpse kamen, auf einem langen Holzbrett, noch vor dem Żurek. Keine Ahnung. Egal. Samstag in Sopot, der Körper kommt nach einem Strandspaziergang so langsam wieder auf Touren, und das Wochenende ist noch einen Abend lang. Also ab ins Taxi und runter nach Gdańsk. reitagnacht in Sopot, irgendwann zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens, wenn die Zeit zerfließt unter Bier und doppelten Wodkashots, und im SPATiF im ersten Stock über der Flaniermeile Monte Cassino die Tische unter den High Heels wackeln. Und Lumumba, der gute, alte Fabrice, blickt stoisch, mit leichter Milde über alles drüber, die Zapfhähne, die Feiernden, auf Tischen und Teppichen, der Sozialistenführer aus dem Kongo, dessen Porträtbild über der Bar hängt, neben dem großen Smirnoff-Adler mit den zwei Köpfen, keine 200 Kilometer bis Kaliningrad, und die 80er-Jahre-Beats fetzen ihm um den Hut, girls just want to have fun. Es sollte nur ein lockeres Aufwärmen werden, ein lässiger Freitagabend in den Bars des Ostseebads, inmitten der Dreistadt, im Norden Gdynia, im Süden das alte 15 SOUTH COAST BALTIC Auf ein Bier zu Józef K Die Kneipe ist nach dem Romanhelden aus Franz Kafkas „Prozess“ benannt. Startpunkt CAFÉ LAMUS hinter der alten Markthalle. 70er-Jahre-Sonnen und ein Björn-Borg-Racket an der Wand, MinimalRennräder unter der Decke. Frischer Cider vom Fass: „Cydr@libi“, halb Apfel, halb Birne, feines Stöffchen, aus einer der circa 100 polnischen Mikrobrauereien, genau wie die Biere hier. Das hat in den letzten drei, vier Jahren richtig angezogen, sagt Łukasz, einer der Besitzer, gerade die jungen Bars verzichten immer öfter auf die Industriebiere, verkaufen lieber „Hopus Pokus“, „Sir Arthur“, „Jules“ oder „Doctor Brew“. Nebenan im LAWENDOWA 8, größer, backsteiniger, wirst du in breitem Australisch bedient, hinterm Zapfhahn Andy aus Adelaide, er ist noch nicht allzu lange hier, für den Anfang hatten sie ihm ein Schild an die Wand gehängt, auf das er zeigen konnte, „Andy spricht kein Polnisch“, und dass noch was anderes drunter stand, was mit männlichen Geschlechtsorganen, haben sie ihm erst später gesagt, großes Hallo jedenfalls bei den Gästen. Der Humor ist herzlich und manchmal rauh, hier in der alten Hansestadt, und passend zum Thema gibt’s dann im CAFÉ ABSINTHE unten im Theatergebäude direkt mal einen Shot namens „Sperma BarmaSOUTH COAST BALTIC „ Es sollte nur ein lockeres Aufwärmen werden, ein lässiger Abend. “ na“, und der sieht dann auch genau so aus, wie er klingt, also drei Stück dann, hat der Barmann gefragt, kann ne Weile dauern, höhöhö. Ähja. Und draußen unterm Goldenen Tor singen sie Protestsongs aus den 80ern, drei junge Typen, Akustikklampfen, wilde Mähnen, laute Stimmen, und eine Handvoll Fußballfans singt mit, grün-weiße Schals, gute Stimmung, Lechia hat 1:0 gewonnen. Dann am bronzenen Jan III. Sobieski vorbei, n‘Abend, Retter des Okzidents, über die Hauptstraße und durch einen Hausdurchgang. Hier, im dunklen Innenhof, liegt das LOFT, Post-Industrie-Charme und Bier und herrliche Schmalzstullen, Besitzer 16 Tomasz zapft mit tätowierten Unterarmen, seine Frau backt die Brote, auch sie sind „Remigranten“, waren in Dublin, als sich das noch lohnte, jetzt sind sie wieder hier, bauen sich was auf, haben Spaß dabei. Spezialität derzeit im LOFT: Alkobärchen für zwei Złoty, das sind Gummibärchen, eingelegt in… ja, genau. Runter damit. Und dann Zeit für ein bisschen Stadtgeschichte. Also noch mal quer durchs Zentrum und ab in den BUNKIER, der dem Weltkrieg plangemäß standgehalten hat und heute ein Großraumclub auf vier Etagen ist. Junges Publikum, meist aus den Vorstädten, die Hosen noch ein bisschen enger, die Schuhe noch ein bisschen hochhackiger. Bunker ist Programm: Stahlhelm am Eingang, „Achtung!“-Schilder an den Wänden, viel Beton, nicht immer echt, Sitzecken wie Gefängniszellen. Und nackte Frauen im Männerklo… Auch nicht echt. Raus aus dem Bunker, schnelle Wegzehrung, einen frischen Riesenburger mit Roter Beete aus einem der Foodtrucks an der Lawendowa, und dann noch mal hoch nach Sopot, noch mal ins SPATiF, weil‘s so schön war. Aber das ist jetzt, um kurz vor drei am Sonntagmorgen, so voll, dass du dich gar nicht mehr bewegen kannst. Ein kurzer Blick über die wogende Menge, offene Hemden und Gelfrisuren, ein letzter Gruß nach oben, zum alten Freund über der Bar. Tschüss, Fabrice. Gute Nacht, TriCity. Bald mal wieder, ja?. BEGEGNUNGEN DER NETTEN ART INSIDER AUSGEHEN UND EINTAUCHEN Karczma Irena Gemütliches Restaurant im Souterrain unter der gleichnamigen Pension „Irena“ in Sopot Altpolnisches Flair, viel Holz und Kerzenschein und alte Gemälde mit Schnurrbartmännern. Auf der Karte vor allem Spezialitäten wie Żurek (Roggenmehlsuppe mit Würstchen) und Pierogi (eine Art polnische Maultaschen), dazu freundliche Bedienung und gute Preise, nur einen Steinwurf vom Trubel von Monte Cassino und dem Strand entfernt. Ideal als herzhafte Grundlage für den weiteren Abend. Sterneküche auf Usedom Baltische Bierspezialitäten In einer der schönsten Villen des Kaiserbades Heringsdorf kochen Tom Wickboldt und sein Team. Burger, Burritos und dazu wechselndes „Gastbier“ in Klaipėda Und zwar so gut, dass der „Guide Michelin“ sie mit einem Stern ausgezeichnet hat. Klassiker der gehobenen französischen Küche, modern interpretiert mit Zutaten aus der Region, wie Räucheraal und Auster mit Wasabicreme. Weitere Infos sowie Reservierungen unter www.pensjonat-irena.com www.restaurant-wickboldt.de Dass Litauen eine jahrhundertealte Brautradition hat, wissen in Deutschland die wenigsten. Angeblich gibt es in dem Baltenstaat – gemessen an der Einwohnerzahl – sogar mehr Brauereien als bei uns. Besonders gut schmeckt das litauische Bier im „Herkus Kantas“ in Klaipėda (Kepėjų g. 17), wo sich die örtliche Seglerszene triff t. Kipras Paldauskas, der Wirt, hat früher selbst Segelevents in Klaipėda organisiert. Zum Essen sitzt man schön im Gewölbekeller. www.herkuskantas.lt c Hannis Hafenkneipe Eigentlich heißt Hannis Hafenkneipe „Zur Fähre“. Aber so sagt hier niemand. Alle nennen das Lokal nach der rotgelockten Wirtin, Hannelore Höpner. Hanni schenkt neben Bier aus der Störtebeker Braumanufaktur auch das „Stralsunder Fährwasser“ aus, einen Kümmelschnaps, den es bloß hier gibt. Dazu spielt oft Live-Musik. „Zur Fähre“ ist eine der ältesten Hafenkneipen Europas, sie wurde erstmals 1332 urkundlich erwähnt. www.zurfaehre-kneipe.de 17 Zeitreise in die Siebziger Jahre Die Eisdiele Lodziarnia Miś in Gdańsk (ul. Sukiennicza 18) hat nur im Sommer auf. Dann gibt es dort das beste Eis ganz Polens, wie manche sagen. Vielleicht auch, weil im Miś auf so charmante Art die Zeit stehengeblieben ist. SOUTH COAST BALTIC DAS SIEHT GUT AUS ARCHITECTURE VON KLASSISCH BIS MODERN Seebäder Um die Jahrhundertwende entstanden an der Ostseeküste dutzende Seebäder. Die Bäderarchitektur prägt bis heute das Bild von Ferienorten wie Binz, Ahlbeck und Heringsdorf. Weiter östlich, in Polen, waren Kolberg, Leba und Zoppot beliebte Seebäder – wer es sich leisten konnte, stieg im „Grand Hotel Sopot“ ab, das heute zu einer französischen Hotelkette gehört. Malediven auf Rügen Till Jaich gibt es zu. Es stimme, dass die Slawen, die vor langer Zeit auf Rügen siedelten, schon Pfahlbauten auf dem Wasser kannten. Aber in Wahrheit habe ihn etwas anderes zu seiner Feriensiedlung inspiriert: „Ich hatte zufällig mal einen Katalog von einem Resort auf den Malediven in der Hand und dachte sofort: Sowas müssen wir auch machen“, sagt Jaich. Dieses „Sowas“ steht heute in Lauterbach, an der Südküste von Rügen. SOUTH COAST BALTIC Knapp zwei Dutzend Pfahlhaussuiten, ein asiatisches Wasserdorf – mit Blick auf die Ostsee. Zum Wasser hin sind die Bauten verglast, die Räume lichtdurchflutet, mit Blick aufs Meer. Die Anlage habe „eingeschlagen wie eine Bombe“, sagt Jaich. Inzwischen kommen viele Stammkun- den. Auch Bootsbesitzer, die es schätzen, direkt neben dem Haus anzulegen oder morgens erstmal von der überdachten Loggia ins Wasser zu springen. Das Ganze mit dem guten Gefühl, mit „Bio“Siegel zu wohnen: Die Pfahlhäuser wurden unter strengsten Ökoauflagen gebaut. www.im-jaich.de 18 DAS SIEHT GUT AUS Die Schalenbauten von Ulrich Müther Der Bauingenieur aus Binz auf Rügen wurde in den 60er Jahren durch seine Schalenbauten in ganz Europa bekannt. Hier der ehemalige Ausguck der Rettungsschwimmer in Binz, die heutige Außenstelle des Standesamtes. Drehbrücke Darłowo Die Drehbrücke in Darłowo ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Architektur der kommunistischen Moderne in der Volksrepublik Polen gerne in einer etwas verspielten Form interpretiert wurde. Die Stadt Darłowo ist uns Deutschen eher unter ihrem alten Namen „Rügenwalde“ bekannt. Schöne Abrundung Auch moderne Architektur gibt sich in dieser Region oftmals ein wenig gefälliger Sachlichkeit und Klarheit sind Kennzeichen der architektonischen Moderne. An der südlichen Ostseeküste aber finden sich viele Beispiele moderner Architektur, in der die charakteristischen klaren Linien eine schöne Abrundung erfahren. Besonders wenig Ecken und Kanten hat die Stadt Gdynia, die größtenteils erst in den zwanziger und dreißiger Jahren erbaut wurde. Hier hat der moderne Baustil eine maritime Ausprägung gefunden: Die Abrundungen erinnern an die Form von Schiffsrümpfen, manche Aufbauten an Kommandobrücken. Als typisch für diese edle Einfachheit gilt das Gebäude der Polish Ocean Line. 19 SOUTH COAST BALTIC KURISCHE NEHRUNG „Es würde ein Bild in der Seele fehlen“ Der Regisseur Volker Koepp hat viele Gegenden Osteuropas filmisch verarbeitet. So auch die Kurische Nehrung, einen schmalen Landstrich zwischen Kaliningrad und Klaipėda. Wie sind Sie darauf gekommen, einen Film nur über die Kurische Nehrung zu machen? Ich habe zu DDR-Zeiten die Gedichte von Johannes Borowski gelesen. Da entstand der Wunsch, in diesen besonderen Landstrich zu kommen. Damals war das aber noch schwierig. In den 90er Jahren bin ich dann sofort aufgebrochen. Inzwischen kannte ich noch mehr Texte. Wilhelm von Humboldt hatte gesagt, ihm würde ein Bild in der Seele fehlen, hätte er die Kurische Nehrung nicht gesehen. Thomas Mann schwärmte von dem „großartigen Reiz“ dieser Landschaft mit ihren Wanderdünen, den Kiefern und dem tiefblauen Wasser. Welches Bild haben Sie in der Seele, wenn es um die Kurische Nehrung geht? Für mich hängt das stark auch mit den Menschen zusammen, die ich dort kennengelernt habe. Dadurch entstehen für mich starke Verbindungen. Auch deshalb ist die Kurische Nehrung für mich ein Sehnsuchtsort. SOUTH COAST BALTIC 20 - Kaliningrad und zurück Die Einfahrt in die Häfen an der polnischen Außenküste soll schwierig sein? Die Einreise nach Kaliningrad kompliziert? Georg Hohaus und sein Vater Eberhard haben ganz andere Erfahrungen gemacht – ihr Törn von Danzig nach Kaliningrad mit einer Hai 710 war eine Sammlung schöner Erlebnisse. Ein Reisebericht. Die südliche Ostseeküste ist für deutsche Segler bislang ein eher ungewöhnliches Revier. Was hat Sie bewogen, sich von Ihrem Heimathafen Usedom in Richtung Kaliningrad aufzumachen? Georg Hohaus: Uns ging es darum, Neuland zu entdecken, diese Ursprünglichkeit. Dass es dort eben noch nicht so ist wie in Deutschland oder Dänemark. Anfangs, als wir vor Jahren das erste Mal in östliche Richtung gesegelt sind, wussten wir auch nicht, was uns erwartet, ob das vielleicht noch wie zu Ostblock-Zeiten ist. Und obwohl man im Grunde weiß, dass es natürlich nicht so ist, wird man geradezu erschlagen von dem, was dort alles geschieht und vorangeht. Es wird in dieser Region für jeden Geschmack etwas geboten – von der SOUTH COAST BALTIC stylischen Marina mit gehobenen Restaurants bis zu Naturhäfen, wo man die Seerose neben dem Boot schwimmen hat. Mit was für einem Boot sind Sie unterwegs? Georg Hohaus: Wir segeln seit vielen Jahren mit einer sieben Meter zehn langen „Hai“. Ein Kielschwerter, mit der wir auch in flache Gewässer kommen, so wie im vergangenen Jahr an der Weichsel und am Frischen Haff. Wie ist Ihr Eindruck von der Region? Was hat Sie überrascht? Georg Hohaus: Das Bemerkenswerteste für uns war die Freundlichkeit der Leute. Die südliche Ostseeküste, gerade die polnische Küste, ist fast wie das Mittelmeer. 22 Wie Mallorca oder die Côte d’Azur. Ganz anders als unsere nordischen Gewässer, als in Deutschland, Dänemark und Schweden, wo die Menschen eher ein ruhiges Wesen haben. In Polen sind die Leute offener, herzlicher, fast so, wie man das dem Mittelmeer zuschreibt. Wenn man da in einem Hafen ankommt, wird nebenan immer irgendwo getanzt und Live-Musik gespielt. Man findet dort in jedem Ort am Strand alle möglichen Diskotheken, Zelte mit Clubmusik, in den Städten auch Jazz und klassische Musik, es gibt da ein riesiges Angebot. Noch fremder als Polen und Litauen ist für deutsche Segler die russische Exklave Kaliningrad. Was haben Sie da für Erfahrungen gemacht? MAL WIEDER SO RICHTIG SEGELN Rally gen Osten Mit elf weiteren Booten haben die Hohausens an der „South Coast Baltic Boating Rally“ teilgenommen. Georg Hohaus: Es war einfacher als gedacht. Ich hatte uns vorab beim Konsulat in Bonn ein Touristenvisum besorgt, das kostete 35 Euro pro Kopf. Wenn man sich darum nicht kümmern will, beauftragt man eine Agentur. Dann kostet es ein bisschen mehr, und die machen alles für einen. Eberhard Hohaus: Und man braucht eine Einladung. Wir sind ja in einer Gruppe gesegelt, mit der „South Coast Baltic Boating Rally“, und da hatten wir eine Einladung vom Kaliningrader Wirtschaftsministerium. So machen es auch die Urlauber, die mit dem Reisebus hinfahren – es gibt für den Bootstourismus verschiedene Stellen, die Einladungen ausstellen, das ist kein Problem. Wie sind Sie denn aufgenommen worden? Haben Sie als Deutsche irgendwelche Ressentiments gespürt? Georg Hohaus: Überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Leute sind sehr offen und aufgeschlossen, auch uns Deutschen gegenüber. Gerade die Russen waren, trotz der laufenden Ukraine-Krise, ungeheuer herzlich. Sie haben den Kontakt regelrecht gesucht. Man hat deutlich ihre West-Orientierung gespürt: Dass sie Interesse daran haben, mit Deutschland, mit Europa Handel zu treiben, und dass wir gegenseitig gute Nachbarn sind. Sie sind ja geografisch viel näher an uns dran als an Russland. Eberhard Hohaus: Als wir ein paar Tage im Hafen waren, am Pregel, gab es keine öffentlichen Verkehrsmittel in die Innenstadt von Königsberg. Ab und zu kamen da Leute vorbei, und die haben wir gefragt, ob sie uns mitnehmen würden. Jedes Mal haben wir dann eine große Stadtrundfahrt bekommen. Einmal ist ein Mann weit mit uns ins Hinterland gefahren, um uns eine alte deutsche Burg zu zeigen. Das war ein pensionierter Leiter einer Ölförderanlage in Sibirien, der kein Wort Deutsch konnte, und drei Worte Englisch. Aber seine Nichte spricht fließend Deutsch – die hat er angerufen, und dann ging das Handy zwischen uns hin und her. Das war ein schöner Tag. Solche Begegnungen machen ja auch den Reiz einer Reise aus. Ging es immer so gut? Oder hatten Sie bisweilen Verständigungsprobleme? Georg Hohaus: Das war nirgendwo ein Problem. Viele sprechen in der Region Englisch, nicht nur die jüngeren. Oft merken sie an meinem Akzent, dass wir Deutsche sind – und fallen dann ins Deutsche. Ich würde das aber nicht voraussetzen, schon aus Gründen der Höflichkeit. Ich spreche Leute immer erst auf Englisch an. Wie anspruchsvoll ist die Route seglerisch? Georg Hohaus: Es ist dort sehr gut zu segeln, gerade auch weil sehr viele neue Häfen gebaut worden sind. Man kann kurze Etappen segeln, man kann lange Etappen segeln. Ich würde sagen, im Schnitt sind es von Hafen zu Hafen rund dreißig Meilen, da ist man also fünf bis sechs Stunden 23 „ Man muss erstmal loskommen in diese Richtung – dann sieht man, dass es gutgehen wird. “ Eberhard Hohaus, Chemiker, Siegen unterwegs. Wenn man bis Danzig will, vielleicht auch mal etwas mehr, aber immer so, dass man es tagsüber schafft. Der normale Segler fährt ja nachts nicht so gerne. Genau das ist unsere Spezialität: Wir schaffen sehr viel in kurzer Zeit, weil wir die Nächte mit nutzen. Einer von uns schläft, der andere fährt. Eberhard Hohaus: Die Deutschen haben oft Respekt vor dieser Küste, weil sie sagen, das ist eine lange Küste, und wenn sehr starker Wind ist, ist sie ungeschützt. Bei stürmischer Wetterlage stimmt das ja auch, dann sollte man besser im Hafen bleiben. Es sei denn, man hat das geeignete Schiff und traut sich das zu. Trotzdem kann man die Küste gut absegeln, auch als Anfänger. Wir zeigen mit unserem kleinen Boot zu zweit ja gerade, dass es unproblematisch ist. Es gibt sehr viele und moderne Häfen in kurzen Abständen. Man muss halt erstmal loskommen in diese Richtung – und dann sieht man, dass es gutgehen wird. SOUTH COAST BALTIC Usedomer Musikfestival Der Klang vom anderen Ufer Nicht nur das Meer verbindet die Anreiner der Ostsee, auch klassische Musik kann das. Zum Usedomer Musikfestival kommen alljährlich in der Zeit von September bis Oktober namhafte Interpreten klassischer Musik aus den Anreinerstaaten, vor allem aber aus dem je aktuellen Gastland. Zusätzlich gibt es Auftritte von Gaststars aus aller Welt. In Kirchen, Schlössern, Villen, Galerien und kaiserzeitlichen Hotels erklingen dann die musikalischen Reichtümer der Länder und Regionen. Das Musikprogramm ist begleitet von Kunstausstellungen und Vorträgen. Auf immer andere, neue und unerwartete Art wird hier die eigene Kultur und Befindlichkeit im Spiegel der Anderen betrachtet. EXPLORE www.usedomermusikfestival.de 5 Orte Die selber entdecken 1 Ozeaneum Stralsund (S. 10) 2 Hafenkneipe „Zur Fähre“ Stralsund (S. 9) 3 Pfahlbauten: Malediven auf Rügen (S. 18) 4 Sterneküche auf Usedom (S. 17) SOUTH COAST BALTIC 5 Musikfest Usedom (siehe oben) 6 Pommersches Landesmuseum Greifswald (S. 9) 7 „Zentrum des Dialogs“ Stettin (S. 9) 8 Drehbrücke in Darłowo (S. 19) 9 Bäderarchitektur: Grand Hotel Sopot (S. 18) 10 Nightlife Gdańsk, Sopot und Gdynia (S. 14) 11 Maritimer Modernis- mus in Gdynia (S. 19) 12 Restaurant Karczma Irena in Sopot (S. 17) 24 1 2 3 6 4 5 7 13 Solidarność-Zentrum 17 Traumlandschaft 14 Deutsche Literatur 18 Baltisches Bier in Danzig (S. 9) aus Gdańsk (siehe rechte Seite) 15 70er-Jahre-Eisdiele in Gdańsk (S. 17) 16 Segeltörn nach Kurische Nehrung (S. 20) Klaipėda (S. 17) 19 Kosmetik aus Bernstein in Litauen (S. 13) 20 Skulpturen in Klaipėda (siehe rechte Seite oben) Kaliningrad (S. 22) R Stadt der Skulpturen Stadtbummel oder Museumsbesuch? Im litauischen Klaipėda stellt sich die Frage nicht – Skulpturen scheinen in Klaipėda (deutsch „Memel“) aus dem Boden zu sprießen. Geister, Drachen, Spinnen – an jeder Ecke der Stadt eine andere Überraschung aus Bronze. Vor dem Bahnhof steht die Skulptur „Abschied“: Eine Mutter mit Kopftuch und Koffer und ein Junge mit Teddybär in der Hand. Sie erinnert daran, wie schwer vielen Deutschen der Abschied aus „Memel“ fiel, das 1923 litauisch wurde. Schöne Stadt. Man kann es verstehen. www.cdp.muzeum.szczecin.pl 20 Gedanken lesen in Gdańsk 18 17 8 11 10 9 12 13 15 14 14 Danzigs Zurück in der deutschen Literatur – 20 19 c 16 Praktischer Hafenführer Von Vorpommern bis Klaipėda – In diesem Handbuch finden Segler und Motorbootfahrer alle nötigen Informationen für einen Törn entlang der südlichen Ostseeküste. Es präsentiert Wissenswertes über die oftmals erst kürzlich entstandenen oder modernisierten Marinas und Anlegestellen des Reviers sowie noch viel mehr touristische Attraktionen, als in diesem Heft Platz hatten. Der Hafenführer ist auf Polnisch, Englisch, Deutsch und Russisch erhältlich – und auch im Internet: Nach Günther Grass („Die Blechtrommel“) hatte sich kein deutschsprachiger Schriftsteller mehr an Danzig als Romanschauplatz herangetraut. Nun ist die 1985 geborene deutsch-polnische Autorin Sabrina Janesch das Wagnis mit ihrer Familiensaga „Ambra“ eingegangen – und Danzig hat wieder eine Stimme in der deutschsprachigen Literatur. Genauer gesagt sind es zwei Stimmen: Die von Kinga, dem besserwisserischen deutschen Stadtschreiber und die einer in Bernstein eingeschlossenen Spinne. Wer sie an einer Kette um den Hals trägt, kann Gedanken lesen. Ein Buch im Stile des magischen Realismus, das eine ganz neue Annäherung an die Stadt ermöglicht. Sabrina Janesch, „Ambra“, Aufbau Verlag www.southcoastbaltic.eu SOUTH COAST BALTIC ANSPRECHPARTNER ADRESSEN FÜR MEHR INFORMATIONEN INDEX SÜDLICHE OSTSEEKÜSTE POMORSKIE / POMMERN „SOUTH COAST BALTIC“ MARKETINGINITIATIVE REGIONALER TOURISMUSVERBAND POMORSKIE www.pomorskie.travel www.southcoastbaltic.eu VORPOMMERN TOURISMUSZENTRALE RÜGEN www.ruegen.de USEDOM TOURISMUS GMBH www.usedom.de TOURISMUSZENTRALE STRALSUND www.stralsundtourismus.de WEICHSEL-WERDER-RING / PĘTLA ŻUŁAWSKA www.petla-zulawska.pl REGION KALININGRAD / KÖNIGSBERG OBLAST KALININGRAD www.visit-kaliningrad.ru VISUM FÜR KALININGRAD www.russische-botschaft.de ZACHODNIOPOMORSKIE / WESTPOMMERN REGION KLAIPĖDA WOJEWODSCHAFT ZACHODNIOPOMORSKIE www.meerderabenteuer.eu TOURISMUSINFORMATION KLAIPĖDA www.klaipedainfo.lt WESTPOMMERSCHE SEGELROUTE www.marinas.pl HAFEN KLAIPĖDA www.portofklaipeda.lt STADT SZCZECIN www.szczecin.eu IMPRESSUM HERAUSGEGEBEN VON Verband der Küstenstädte und Küstengemeinden (ZMIGM), Gdańsk/Polen im Auftrag der SOUTH COAST BALTIC Marketinginitiative www.project-marriage.eu Gdańsk 2015 PROJEKTKOORDINATION PLANCO Consulting GmbH, Essen KONZEPTION UND REDAKTION Kerstin Löffler, Oliver Geyer, Berlin SOUTH COAST BALTIC KONZEPTION UND GESTALTUNG Michael Pfötsch, Berlin © COPYRIGHT by Verband der Küstenstädte und Küstengemeinden BILDREDAKTION David Dörrast, Berlin BILDNACHWEISE COVER Matthias Schade (1), S.3 Fabian Weiß (1), Silke Weinsheimer (1), Eberhard Hohaus (1), Michael Pfötsch (1); S.5 Julia Thurn (1), S.6–8 Silke Weinsheimer (2), Familienfoto (Quelle: privat) (1); S.9 Centrum Dialogu Przełomy (1), Pommersches Landesmuseum (1), Grzegorz Mehring/ECS Archives (1); S.10–11 Johannes-Maria Schlorke (1), ÜBERSETZUNG Cherrie Kishazy Eric Rosencrantz PRODUKTION Geyer – Gestaltung Werbung Kommunikation GmbH, Bielefeld 26 ©Ozeaneum Stralsund (1); S.12 Solvin Zankl (1); S.13 Michael Pfötsch (1); S.14–16 Fabian Weiß (3); S.17 Hanni Höpner (1), Arturas Morozovas (1); S.18–19 Michael Pfötsch (5); S.20–21 Mark Robertz (1), Edition Salzgeber (1); S.22–23 Jens Masuch (1), Eberhard Hohaus (1); S.24–25 Michael Pfötsch (1), Usedomer Musikfestival (1), Klaipėda State Seaport Authority (1); S.27 Kerstin Löffler (1), Oliver Geyer (1), Michael Pfötsch (1), Fabian Weiß (1), South Coast Baltic Marketinginitiative (1), Jens Masuch (1); Iconset Dario Ferrando CONTRIBUTORS Oliver Geyer Konzeption und redaktionelle Umsetzung Kerstin Löffler Konzeption und redaktionelle Umsetzung Lebt als freie Journalistin in Berlin und hat zuvor mehrere Jahre lang als Auslandskorrespondentin aus Frankreich berichtet. Vor Projektbeginn hat Kerstin Löffler keinen Hehl daraus gemacht, dass sie noch nie in ihrem Leben gesegelt ist. Seit sie mit Vater und Sohn Hohaus über deren Törn nach Kaliningrad gesprochen hat, ist sie sich aber sicher, dass sie es sehr bald mal ausprobieren wird. Ist freier Journalist in Berlin und schreibt für überregionale Zeitungen und Magazine, darunter auch Reisereportagen für die Welt am Sonntag und die Frankfurter Sonntagszeitung. Besonders überrascht hat ihn, wie viel Stettin zu bieten hat. Dort war er im Zuge der Recherche tatsächlich zum ersten Mal, obwohl er ganz in der Nähe auf deutscher Seite zusammen mit Freunden ein Wochenendhaus besitzt. Johannes Ehrmann Autor Michael Pfötsch Konzeption und Gestaltung Arbeitet als Art Director und Editorialdesigner in Berlin. Als er sich mit den Themen dieses Heftes vertraut machte, hatte es ihm besonders die Architektur sofort angetan – und er hat es sich nicht nehmen lassen, die Seite eigenhändig zu illustrieren. South Coast Baltic Marketinginitiative Herausgeber 21 Tourismus-Akteure aus vier Ländern haben mit diesem Magazinprojekt einmal bewusst das Heft aus der Hand gegeben, um es von einer Gruppe freier Journalisten machen zu lassen. Wie die ihre Regionen sahen, war für die Auftraggeber manchmal etwas überraschend – dann aber erfrischend. Und der Blick von außen wurde als Bereicherung empfunden. Schreibt unter anderem für den Tagesspiegel und das Magazin 11Freunde und ist 2014 für seine Reportage „Wilder, weiter, Wedding“ mit dem angesehenen TheodorWolff-Preis ausgezeichnet worden. Bei seiner Recherchereise in die Dreistadt sah sich Ehrmann wieder einmal bestätigt, dass die Polen in puncto Feierfreudigkeit mit den Berlinern locker mithalten können. Jens Masuch Projektkoordination / PLANCO Consulting GmbH War als externer Projektkoordinator eine Zeitlang als Grenzgänger unterwegs – zwischen der Redaktion und den teilnehmenden Tourismus-Akteuren. Viele E-Mails und Telefonate später ist es da: Ein journalistisches Magazin, in dem sich dennoch alle wiederfinden. Masuch ist mit einer Polin verheiratet, die aus genau jenem Ort in Masuren stammt, aus dem sein Vater 1962 nach Deutschland ausgewandert ist. „SOUTH COAST BALTIC“ ist eine gemeinsame Marketinginitiative lokaler und regionaler Wassertourismusakteure aus Vorpommern / DE, Zachodniopomorskie / PL, Pomorskie / PL, dem Oblast Kaliningrad / RU und der Region Klaipėda / LT. Sie wird im Rahmen des South Baltic Programme Projektes „MARRIAGE“ finanziert und durchgeführt (www.project-marriage.de). Teilfinanziert durch die Europäische Union (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) im Rahmen des South Baltic Cross-border Co-operation Programme 2007–2013. SOUTH COAST BALTIC