Kaihô - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern eV
Transcription
Kaihô - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern eV
Kaihô Januar/Februar 2013 Willkommen im der Schlange! Jahr Die im Jahr der Schlange Geborenen (1917, 1929, 1941, 1953, 1965, 1977, 1989, 2001) sind etwas widersprüchliche Menschen. Sie sind tiefsinnig und weise, intellektuell und leidenschaftlich. Jedoch ist es mit ihrem Selbstbewusstsein nicht immer zum Besten bestellt, was sie etwas egoistisch und eifersüchtig macht. Sie sind romantisch und ein bisschen geheimnisvoll. Ob im Jahr der Schlange geboren oder nicht, wir wünschen allen Mitgliedern und Lesern des Kaihô für das Jahr 2013 alles Gute. Foto: Kazuyoshi Miyoshi aus der Ausstellung Weltkulturerbe in Japan Programm Jugendkreis Zeit: Ort: Montag, 07.01.2013 um 17.00 Uhr DJG, Marienplatz 1/II Der Markt japanischer Modemagazine Zeit: Ort: Dienstag, 08.01.2013 um 19.00 Uhr Staatliche Münzsammlung, München, Residenzstr.1 Stammtisch Zeit: Ort: Dienstag, 08.01.2013 um 19.00 Uhr Kitcho, Wurzerstraße 14, München Musikerstammtisch Zeit: Ort: Mittwoch, 09.01.2013 um 19.00 Uhr Kitcho, Wurzerstraße 14, München Japanischer Gesprächskreis Zeit: Ort: Donnerstag, 10.01.2013 um 19.00 Uhr ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München Nabbies Liebe Zeit: Ort: Freitag, 18.01.2013 um 19.00 Uhr Münchner Stadtbibliothek am Gasteig Rosenheimerstr. 5, München Shinnenkai Zeit: Ort: Samstag, 19.01.2013 um 18.30 Uhr Völkerkundemuseum München Jugendkreis Zeit: Ort: Montag, 21.01.2013 um 17.00 Uhr DJG, Marienplatz 1/II Japanischer Kochkurs Sushi Zeit: Ort: Mittwoch, 23.01.2013 um 18.30 Uhr Japanische Feinkost Y. Suzuki Rumfordstr. 40, München (Isartor) Haiku-Kreis Zeit: Ort: Donnerstag, 24.01.2013 um 18.30 Uhr ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München Juristenstammtisch Zeit: Ort: Mittwoch, 30.01.2013 um 19.30 Uhr Kitcho, Wurzerstraße 14, München Business Luncheon Zeit: Ort: Mittwoch, 30.01.2013 um 12.00 Uhr Hilton Park Hotel, Tucherpark, München Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 2 Jugendkreis Zeit: Ort: Montag, 04.02.2013 um 17.00 Uhr DJG, Marienplatz 1/II Japanischer Gesprächskreis Zeit: Ort: Donnerstag, 07.02.2013 um 19.00 Uhr ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München Schnee im Frühling Zeit: Ort: Freitag, 08.02.2013 um 19.00 Uhr Münchner Stadtbibliothek am Gasteig Rosenheimerstr. 5, München Stammtisch Zeit: Ort: Dienstag, 12.02.2013 um 19.00 Uhr Kitcho, Wurzerstraße 14, München Jugendkreis Zeit: Ort: Montag, 18.02.2013 um 17.00 Uhr DJG, Marienplatz 1/II Territorialstreitigkeiten zwi- Zeit: schen Japan, China und Korea Ort: Dienstag, 19.02.2013 um 19:00 Uhr Staatliche Münzsammlung, München, Residenzstr.1 Japanische Farbholzschnitte Buchheim Museum Zeit: Ort: Mittwoch, 20.02.2013 um 19:00 Uhr IBZ, München, Amalienstr. 38 Japanischer Kochkurs Teriyaki Zeit: Ort: Donnerstag, 21.02.2013 um 18.30 Uhr Japanische Feinkost Y. Suzuki Rumfordstr. 40, München (Isartor) Japan 2012/2013 Inseln voller Energie Zeit: Ort: Montag, 25.02.2013 um 19:00 Uhr Staatliche Münzsammlung, München, Residenzstr.1 Die Japanische Internationale Zeit: Schule in München Ort: Mittwoch, 27.02.2013 um 19:00 Uhr Staatliche Münzsammlung, München, Residenzstr.1 Haiku-Kreis Donnerstag, 28.02.2013 um 18.30 Uhr ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München Kaihô Zeit: Ort: No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 3 1/2013 INHALTSVERZEICHNIS Veranstaltungen: Programm ........................................................................................... 2 Mitgliederbrief des Präsidenten der DJG in Bayern ..................................................... 5 Vortrag: Der Markt japanischer Modemagazine .......................................................... 6 Japanischer Spielfilm: Nabbies Liebe ........................................................................... 7 Die DJG feiert: Shinnenkai ............................................................................................. 9 Japanischer Kochkurs: Sushi und Teriyaki .................................................................... 10 Business Luncheon: Gastvortrag: Prof. Dr. Franz Waldenberger ........................... 11 Japanischer Spielfilm: Schnee im Frühling ................................................................. 12 Vortrag: Territorialstreitigkeiten zwischen Japan, China und Korea ..................... 13 Lichtbildervortrag: Japanische Holzschnitte im Buchheim Museum ...................... 14 Vortrag: Japan 2012/13 ..................................................................................................... 15 Vortrag: Die Japanische International Schule in München ...................................... 16 Vorschau: Weltkulturerbe in Japan .................................................................................. 17 Rückblicke: ..................................................................................................................... 18 Spendenaktion ............................................................................................................... 23 Bericht: Japans Beziehungen zu China ......................................................................... 28 Bericht: Mitglieder berichten ......................................................................................... 31 Kanji Kurs ........................................................................................................................ 35 Buchbesprechungen: ..................................................................................................... 36 Filmrezension; Nabbies Liebe .......................................................................................... 41 Bericht: Der Jugendkreis stellt sich vor ........................................................................ 44 Japanischer Gesprächskreis: ........................................................................................ 46 Haiku Kreis ...................................................................................................................... 47 Hinweise ........................................................................................................................... 48 Neue Mitglieder .............................................................................................................. 50 Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 4 Liebe Mitglieder und Freunde der DJG in Bayern, Im ausklingenden Jahr ist unsere Gesellschaft 51 Jahre alt geworden und naturgemäß war das Jahr nach dem großen Jubiläum und den damit verbundenen Feiern unaufgeregt. Trotzdem sind wir auf nunmehr fast 800 Mitglieder gewachsen. Auch die sehr aufwendige Spendenaktion ist zunächst einmal abgeschlossen. Insgesamt wurden ca. 222.000 Euro an unsere Gesellschaft gespendet. Ich habe beide Städte im April besucht und war damals über das Ausmaß der Zerstörung erschreckt. Es ist sicher, dass es dort auf allen Ebenen noch Jahre dauern wird, bis der Wiederaufbau abgeschlossen ist. Zwischen dem Redaktionsschluss und dem Erscheinen dieses Kaihôs wird es in Japan Wahlen geben. Vieles spricht dafür, dass es zu einem politischen Wechsel kommt. Aber auch ansonsten ist absehbar, dass es im kommenden Jahr viele Veränderungen geben wird. Die für Touristen wohl augenfälligste wird die Anhebung der Mehrwertsteuer sein, die im Augenblick mit 5 Prozent noch immer eine der niedrigsten der Welt ist. Interessant wird auch die Entwicklung der Energiepolitik sein. Das Hin und Her der japanischen Atompolitik hat die ganze Welt verfolgt und in diesem Zusammenhang ist vielfach untergegangen, dass erst jüngst Gesetze zur Förderung erneuerbarer Energien verabschiedet wurden. Wenn diese Maßnahmen erfolgreich sind, werden bald Solaranlagen und Windräder zur Landschaft in Japan gehören, wie es das teilweise in Deutschland bereits ist. Mit Interesse wird auch zu verfolgen sein, wie sich der politische Konflikt zwischen China und Japan entwickeln wird. Der Streit um die Senkaku-Inseln ist eine wirkliche Belastungsprobe für die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Wir versuchen Sie über die aktuellen Entwicklungen in Japan auf dem Laufenden zu halten. So wird es im Februar einen Rückblick des Repräsentanten des Freistaats Bayern in Japan Dr. Geltinger auf das Jahr 2012 und zudem einen Vortrag von Prof. Dr. Drifte zum Inselstreit geben. Zu beiden Veranstaltungen möchte ich Sie einladen, hoffe aber, dass ich Sie bereits vorher auf unserem Shinnenkai am 19. Januar im Völkerkundemuseum begrüßen kann. Dort ist für musikalische Unterhaltung und ausreichendes japanisches Essen gesorgt. Unser Schatzmeister hat darum gebeten, dass ich Sie auf die Fälligkeit des Mitgliedsbeitrages hinweisen soll und diesem Wunsch möchte ich hiermit nachkommen. Trotz unseres weitreichenden Angebots sind wir mit einem Jahresbeitrag von 35 Euro eine der günstigsten Deutsch-Japanischen Gesellschaften in Deutschland. Dies soll sich auch in der Zukunft nicht ändern. Ich wünsche Ihnen ein Frohes Weihnachten und ein erfolgreiches Jahr 2013. Mit den besten Grüßen Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 5 Der Markt japanischer Modemagazine Ein Vortrag von Helge Fluch, M.A. Es gibt über 300 Modeunternehmen und Firmen für Luxusartikel in Japan, die über 500 Millionen Euro jährlich für Produktplatzierungen in den Medien aufwenden. Die Werbebudgets werden zu über 70% für die mehr als 150 Modemagazine ausgegeben. „Wer ist unser Hauptkonsument?“ ist die wichtigste Frage, die jede Modemarke in Japan beantworten muss, wenn sie ihr Image bildet. Viel mehr als in Europa oder Amerika nämlich beeinflusst das Inserieren in einem bestimmten Magazin das Markenimage seine Leser, aber auch die Nicht-Leser, die bei Gesprächen über Mode und durch das Auftauchen anderer Stilgruppen auf bestimmte Marken aufmerksam werden. Der Vortrag möchte den Zuhörer in die faszinierende Landschaft der japanischen Modemagazine einführen und zeigen wie komplex der Markt in Wirklichkeit ist. Ziel ist es, die Klischees, die wir uns über Japan durch die Massenmedien aneignen, zu entmystifizieren und zu zeigen, dass der Modegeschmack in Japan mehr Abwechslung, Stile und Wahlmöglichkeiten vorweist, als in Europa, Amerika und dem restlichen Asien. In keinem anderen Land der Welt spielt Mode, besonders für junge Konsumenten im Alter zwischen 18 und 24, eine solch wichtige Rolle. Mit reichlich Bildmaterial und Beispielen soll der Vortrag ermutigen, sich für den japanischen Markt zu interessieren und mehr als die klassischen Klischees für sich zu entdecken. Helge Fluch (M.A.), geb. 1976, studierte Japanologie, Politikwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er promoviert zur Zeit, ebenfalls an der LMU, zum Thema „The underlying social priciples of luxury fashion consumption in Japan. The case of Louis Vuitton.“ Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind u .a. der japanische Markt für Luxusgüter, Strategieentwicklung für Markenanalysen, Marketing durch Netzwerken und Konsumentenforschung mit dem Fokus auf Japan. Er ist Gründer und Geschäftsführer von „Japan Access“, einer Unternehmensberatungsfirma, die sich auf den japanischen Luxusgütermarkt spezialisiert hat. Zeit: Ort: Eintritt: Kaihô Dienstag, 08.01.2013, 19:00 Uhr Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung in der Residenz, Residenzstr. 1, München Eine Wegbeschreibung finden Sie im kaihô 6/2012 (Hinweise) Mitglieder: frei, Nichtmitglieder: 5 Euro No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 6 Nabbies Liebe Regie: Buch: Kamera: Darsteller: Naomi Nishida (Nanako) Tomi Taira (Nabbie) Seijin Noborikawa (Keitatsu) Susumu Taira (SunRa) Länge: Jahr: Sprache: Yuji Nakae Yuji Nakae, Motoko Nakae Kenji Takama 92 Minuten 1999 Japanisch mit dt. Untertiteln Dies ist die Geschichte einer kleinen Insel im Süden Japans. Nanako kehrt von Tokyo auf ihre Heimatinsel Okinawa zurück, wo ihr Großvater Keitatsu und ihre Großmutter Nabbie leben. An Bord der Fähre ist auch ein uriger Typ namens SunRa, der offenbar irgendeine nostalgische Verbindung zu Okinawa hat. Eines Tages beobachtet Nanako Nabbie und SunRa in einer leidenschaftlichen Umarmung vor einem Grabstein. Sie beschließt, niemandem davon zu erzählen. Es ist der Beginn einer großen Liebesgeschichte, die alle Inselbewohner verstört. Schnell verbreiten sich Gerüchte über die beiden. Nabbie stammt aus einer geachteten, traditionsbewussten Familie. Deshalb besteht die Prophetin und Herrscherin der Insel, Yuta, darauf, SunRa von der Insel zu vertreiben. Eines Morgens gehen Keitatsu und Fukunosuke wie gewöhnlich zur Farm. Nanako bringt ihnen ihre Lunchpakete. Als sie nach Hause zurückkehrt, ist Nabbie verschwunden. Nanako beginnt sofort, nach ihr zu suchen. Vom Strand aus sieht sie Nabbie und SunRa in einem kleinen Boot auf das offene Meer hinausfahren. Nanako erkennt Nabbies starken Willen und wird sich zum ersten Mal bewusst, dass auch sie selbst durchaus die Kraft und den Mut besitzt, zukünftig ihren eigenen Weg zu gehen. Zeit: Ort: Eintritt: Veranstalter: Kaihô Freitag, 18.01.2013, 19.00 Uhr Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig, Rosenheimer Str. 5, München frei DJG in Bayern und Münchner Stadtbibliothek am Gasteig mit Unterstützung des jap. Kulturinstituts No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 7 Nihon-Buyo (Kabuki-Tanz) 蹙鑚 Eine Erläuterung zu dem traditionellen japanischen Tanz, der beim diesjährigen shinnenkai dargeboten wird Nihon-Buyo, was buchstäblich „der japanische traditionelle Tanz“ bedeutet, wird auch „Kabuki-Tanz“ genannt. Dieser Name lässt vermuten, dass diese Art des Tanzes oder des Tanz-Theaters auf der Bühne des Kabuki-Theaters präsentiert wird. Hier ist der Ort, an dem eine Welt voll prachtvoller Farben und stilisierter Ästhetik beschworen wird. Der Kabuki-Tanz erzählt Geschichten von Genrebildern und dramatischen Episoden aus dem Leben der Bürger sowie romanhaft inszenierte historische Ereignisse mit völlig sublimierten bestimmten Körperbewegungen. In ihnen kristallisieren sich verschiedene traditionelle japanische Tanzelemente wie Kagura (religiöser Tanz für die Götter), Bugaku (höfischer Zeremonientanz), Dengaku (Bauerntanz), Sarugaku (komischer Tanz) und das höfische Nô-Theater heraus, das die japanische mittelalterliche Mystik darstellt Die Entwicklungsgeschichte des Kabuki-Tanzes geht etwa 400 Jahren zurück auf die Gründerin O-Kuni von Izumo, die sich selbst als Tempeldienerin des berühmten IzumoSchreins, eines schintoistischen Heiligtums, vorstellte. Sie entwickelte mit den rhythmischen und lebendigen Bewegungen eine neue Tanzkunst Anfang des 17. Jahrhunderts für das Bürgertum der großen Städte wie Kyoto, Edo (Tokyo) oder Osaka etc. Zu ihrer Zeit bedeutete das vom Verb „kabuku“ abgeleitete Adjektiv „kabuki“ etwa „extravagant“, „verblüffend“ oder „schief“, denn O-Kuni hat in einem Dandy-Kostüm mit einem großen Schwert und exotischen westlichen Accessoires, wie z.B. einem Rosenkranz, einen unterhaltsamen Tanz dargestellt. Somit ergibt sich ein großer Kontrast mit dem von den Fürsten unterstützten würdevollen Noh-Theater, das zusammen mit dem Kabuki-Theater die zwei repräsentativen traditionellen japanischen Theatergattungen bildet. Heute bedeutet Kabuki „Theater mit Gesang, Tanz und Kunst, insbesondere Kunst der Nachahmung (shosa - 脉転)“ infolge der lediglich von Männern gespielten weiblichen Rollen (Onna-gata oder Oyama). Da Kabuki Theater und dessen Tanz während der Genroku-Periode (1688 - 1704) eine wesentliche Entwicklung durchlaufen haben, entstand der Beruf des Choreographen. Diese Leute begannen auf privater Basis den Kabuki-Tanz auch bürgerlichen Interessenten, inkl. der Frauen zu unterrichten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird Nihon-Buyo auch außerhalb der Kabuki-Bühne als eigenständige Tanzkunst angesehen. Verschiedene Tanzschulen (Ryuha) entstanden, in denen auch viele Tänzerinnen aktiv waren. Diese Ryuha überliefern seither ihre strenge präzise Form von Generation zu Generation. Gerade diese Präzision der überlieferten Formen bildet die Grundlage für die individuelle Kreativität und gibt der Phantasie Raum für eine unbeschränkte tänzerische Entfaltung. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 8 Shinnenkai Die in Japan zu Jahresbeginn unter Kollegen und Freunden begangene Feier hat sich auch unter unseren Mitgliedern und Freunden als eine schöne Tradition etabliert. Shinnenkai bietet Gelegenheit, einander Nettes zu sagen und Gutes zu wünschen - bei gemeinsamem Essen und Zuprosten. Freuen Sie sich auf ein feines Buffet mit japanischen Spezialitäten und lassen Sie sich zuvor von einem bunten Programm beflügeln: Heitere Wintermelodien auf der Zither mit Willi Huber. Wer glaubt, die Zither ist nur für Volksmusik da, kann sich von Willi Huber schnell vom Gegenteil überzeugen lassen. Bei seinen Auftritten, bereits bei unserem ersten Bonenkai 2006 war er dabei, überrascht er immer wieder mit den vielseitigen Facetten seines Instruments. Neu interpretierten Theater-Tanz aus der Edo-Zeit mit Eiko Hayashi-Kopitz können Sie erleben: Nihon Buyo, auch Kabuki Tanz genannt. Geschichten von Genrebildern und dramatischen Episoden aus dem Leben der japanischen Bürger sowie romanhaft inszenierte historische Ereignisse mit völlig sublimierten bestimmten Körperbewegungen werden erzählt. Stimmungsvolle Lieder zur Jahreszeit mit dem DeutschJapanischen Projektchor, der erst kürzlich während der Adventszeit vom Balkon des Rathauses in München die Menschen begeistert hat, runden den Abend ab. Zeit: Ort: Eintritt: . Anmeldung: Kaihô Samstag , 19.01.2013, um 18.30 Uhr. Staatliches Museum für Völkerkunde. Maximilianstr. 42 € 25,00, Schüler und Studenten € 15,00, Nichtmitglieder € 30,00, zahlbar bis 17.01.2013 auf das Konto der DJG: Kto. 0331642700, Commerzbank (BLZ: 70080000) bis zum 17.01.2013 telefonisch, per Fax oder e-mail (djg-muenchen@t-online.de) No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 9 Japanische Kochkurse Ein neues Veranstaltungsangebot für die Winterzeit In der kalten Jahreszeit besinnen sich viele Menschen wieder auf ihre Koch- und Backkünste. Um wieder ein bisschen frischen Wind in die eigene Küche zu bringen oder sich mit der in den letzten Jahren in Deutschland immer beliebter gewordenen, vielfältigen Art japanischen Kochens befassen zu können, bietet die DJG ihren Mitgliedern im neuen Jahr ein besonderes Schmankerl an: Einmal monatlich werden in Zusammenarbeit mit „Feinkost Suzuki“ zweistündige Kochkurse durchgeführt. Damit alle DJG-Mitglieder die Gelegenheit haben sich während des Kochens genügend auszutauschen und aufgrund der kleinen, aber dadurch auch gemütlichen Küche, ist die Teilnehmerzahl auf 6-8 Personen begrenzt. Mit dem Ziel möglichst viele Interessen der Teilnehmer abzudecken finden die Kurse zu unter-schiedlichen Themen statt. Im Januar werden die Teilnehmer in die Welt des Sushi (梹領) eingeführt: Es besteht aus erkaltetem, gesäuertem Reis mit entweder rohem oder geräuchertem Fisch und oftmals Nori (⑼ getrockneter und gerösteter Seetang) und in mundgroßen Stücken optisch ansprechend zubereitet serviert. Andere mögliche Zutaten sind, je nach Art des Sushis, Meeresfrüchte, Gemüse, Tofuvarianten und Ei. Vor allem die Rolltechnik beim Zubereiten des „Maki-Sushi“ (滬済梹領) dürfte für so manchen eine Herausforderung sein. Im Februar ist dann das Thema „Teriyaki“ (軏三葈済) dran. Bei diesem Gericht werden v. a. Geflügel oder Rindfleisch, aber auch Fisch und Gemüse in eine Marinade aus Sojasauce, Ingwer, Zucker, Sake und wahlweise Zucker oder Honig gelegt und danach gebraten, gegrillt oder geschmort. Dadurch ergibt sich ein charakteristischer Glanz, Geschmack und zartes Fleisch. Für Küchenschürzen, Handtücher und Notizblöcke zum Mitschreiben der Rezepte wird gesorgt. Die im Kochkurs zubereiteten Köstlichkeiten können im Anschluss am dortigen Esstisch gemeinsam verzehrt oder mit nach Hause genommen werden. Also bringen Sie bitte entsprechende Behälter zum Einpacken der Gerichte mit. Dann kann einem entspannten gemeinsamen Kochen nichts mehr im Wege stehen! Zeit: Ort: Preis: Anmeldung: Kaihô Mittwoch, 23.012013 und Donnerstag, 21.02.2013 jeweils von 18:30 Uhr bis 20:30 Uhr Japanische Feinkost Y. Suzuki, Rumfordstr. 40 (Isartor) für jeden Kurs 25 Euro pro Person bis zum 18.01.2013 bzw. 16.02.2013, telefonisch, per Fax oder e-mail (djg-muenchen@t-online.de). Begrenzte Teilnehmerzahl (mind. 6, max. 8 Teilnehmer) No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 10 Business Luncheon Die Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern e.V. und das Japan-Zentrum an der LudwigMaximilians-Universität freuen sich, zu ihrem nächsten gemeinsamen Business Luncheon Prof. Dr. Franz Waldenberger Professor für japanische Wirtschaft am Japan-Zentrum an der LMU München begrüßen zu dürfen. In seiner Tischrede wird Prof. Dr. Waldenberger zum Thema Japans Industrien heute – eine Stärken-Schwächen-Analyse sprechen. Prof. Dr. Waldenberger ist seit Ende 1997 Professor für japanische Wirtschaft am Japan-Zentrum der LMU München und befasst sich seit 20 Jahren mit der japanischen Wirtschaft. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Lage der im internationalen Wettbewerb stehenden japanischen Industriezweige und analysiert ihre Stärken und Schwächen vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen und der Bemühungen um eine neue strategische Ausrichtung. Zu dieser Veranstaltung möchten wir Sie herzlich einladen. Unser gemeinsamer Mittagstisch dient dem Informations- und Gedankenaustausch zwischen den Managern japanischer Unternehmen in München und Umgebung und den für das Japangeschäft zuständigen Managern bayerischer Unternehmen. Aber auch alle Mitglieder der DJG in Bayern e.V. und des Japan Clubs sowie weitere an den deutsch-japanischen Beziehungen Interessierte sind als Gäste willkommen. Zeit: Ort: Kosten Anmeldung: Kaihô Mittwoch, 30.01.2013, von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr. Hilton Park Hotel, München, Tucherpark, Raum Tivoli Kosten für das Mittagessen betragen € 40 und sind bis zum 28.01.2013 auf das Konto der DJG zu überweisen: Kto. 0331642700, Commerzbank (BLZ: 70080000) bis zum 28.01.2013, telefonisch, per Fax oder e-mail (djg-muenchen@t-online.de) No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 11 Schnee im Frühling Regie: Buch: Yukisada Isao Chihiro Itô Darsteller: Satoshi Tsumabuk Yuko Takeuchi Sosuke Takaoka Länge: Jahr: Sprache: 150 Min. 2005 Japanisch mit dt. Untertiteln Der Film von Isao YUKISADA aus dem Jahre 2005 beruht auf dem gleichnamigen Roman von Yukio MISHIMA. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umwälzungen der Taishô-Periode (1912-1926) entfaltet sich die tragische Liebesgeschichte zwischen dem jungen der Moderne zugeneigten Kiyoaki und Satoko, der Tochter einer konservativen verarmten Adelsfamilie. Der 18-jährige Kiyoaki aus einer zu Reichtum gelangten, dem Westen zugewandten ehemaligen Samurai-Familie wurde mit 12 Jahren in das adelige Haus der an traditionellen Wertevorstellungen festhaltenden Familie Ayakura geschickt. Als Kiyoaki nun deren schöner Tochter Satoko wieder begegnet, verliebt er sich in sie. Doch er ist zu stolz und zu unreif, seine Gefühle zu offenbaren. Und dann trifft für Satoko ein überaus ehrenvolles Heiratsangebot aus der kaiserlichen Familie ein… Zeit: Ort: Eintritt: Veranstalter: Kaihô Freitag, 08.02.2013, 19.00 Uhr Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig, Rosenheimer Str. 5, München frei DJG in Bayern und Münchner Stadtbibliothek am Gasteig mit Unterstützung des jap. Kulturinstituts No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 12 Territorialstreitigkeiten zwischen Japan, China und Korea – der Fluch ungelöster geschichtlicher Probleme Ein Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Drifte Das erneute Aufflammen des Territorialstreits zwischen Japan und China bezüglich der Souveränität über die Senkaku-Inseln (für die Chinesen die Diaoyu-Inseln) hat erneut die Aufmerksamkeit auf die ungelösten Territorialprobleme in Nordostasien und ihre Verquickung mit der Geschichte der japanischen Kolonialvergangenheit gelenkt. Voran ging diesem erneuten Zwischenfall der Besuch des südkoreanischen Präsidenten auf der in koreanischer Hand befindlichen Felseninsel Dokdo (für die Japaner Takeshima), die Japan für sich beansprucht. Hinzu kommt, dass alle drei nordostasiatischen Staaten immer noch nicht den Verlauf der Grenzen ihrer ausschließlichen Wirtschaftszone untereinander festgelegt haben, was ebenfalls dauernd zu Zwischenfällen führt und die Beilegung der Souveränitätsstreitigkeiten erschwert. Der Vortrag wird daher eingehen auf den aktuellen Stand der verschiedenen Territorialstreitigkeiten, ihre historischen Hintergründe und ihre Lösungsaussichten. Obwohl diese Streitigkeiten aus europäischer Sicht eher an das 19. Jahrhundert erinnern, so haben sie doch wichtige Auswirkungen auf die bilaterale und regionale Zusammenarbeit unserer wichtigsten asiatischen Partner und erschweren das Überwinden der gegenwärtigen Wirtschaftskrise. Professor Dr. Reinhard Drifte, war von 1989 bis 2002 Professor für Japanische Studien und Direktor des East Asia Centre an der Newcastle University. Seit 2003 ist er Gastprofessor an japanischen und französischen Universitäten und war bis 2008 Visiting Research Fellow des Asia Research Centre an der London School of Economics. Er ist Autor von zahlreichen wissenschaftlichen Artikeln und Büchern zur japanischen Außenpolitik und Sicherheitsfragen in Nordostasien. Sein Forschungsschwerpunkt sind die japanisch-chinesischen Beziehungen. Zeit: Ort: Eintritt: Kaihô Dienstag, 19.02.2013, 19.00 Uhr Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung in der Residenz, Residenzstr. 1, München Eine Wegbeschreibung finden Sie bei den “Hinweisen“ im kaihô 6/2012 Mitglieder frei, Gäste 5,00 Euro No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 13 Die japanischen Farbholzschnitte der Sammlung Buchheim Die japanischen Farbholzschnitte der Sammlung Buchheim und ihre ost-westlichen Bezüge behandelt Frau Dr. Irene Wegner in ihrem Lichtbildervortrag Lothar-Günther Buchheim nahm deutlich die revolutionären Impulse wahr, die Japan auf die Entwicklung der modernen europäischen Kunst seit dem späten 19. Jahrhundert ausgeübt hatte: die Abwesenheit der Zentralperspektive mit ihren strikten Kompositionsregeln, die Betonung des Flächenhaften, eine strahlende, schattenlose Farbigkeit und ausdrucksstarke Konturzeichnungen. Buchheim vollzog diese Faszination nach und begann in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gezielt japanische Farbholzdrucke zu sammeln, die nun – zusammen mit einigen Werken des europäischen Japonismus - erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dr. Irene Wegner, Ostasien-Kunsthistorikerin und Gastkuratorin der Sonderausstellung „Wilde Kämpfer, Dämonen & Geishas in japanischen Landschaften. Farbholzschnitte Ukiyo-e der Sammlung Buchheim“, die bis zum 7. April 2013 im Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See gezeigt wird, gibt einen Überblick über die Schwerpunkte dieser bedeutenden Japansammlung. Neben einigen berühmten Landschaftsbildern, Frauendarstellungen und Schlachtenszenen stehen die großen Serien der Maler Utagawa Kunisada (1786-1865) und Utagawa Kuniyoshi (1798-1861) im Zentrum, die vor dem Hintergrund der beiden bekannten Landstraßen von Edo nach Kyoto Porträts berühmter Kabuki-Schauspieler und sehr lebendige dramatische Szenen aus Literatur und Legendenwelt wiedergeben. Dabei wird deutlich, dass auch japanische Künstler in der Mitte des 19. Jahrhunderts trotz der Isolierung ihres Landes entscheidende malerische Impulse aus dem fernen Europa aufgenommen hatten. Ebenso klar zu erkennen ist, wie der japanische Holzschnitt sich inzwischen von seinen chinesischen Vorläufern entfernt hatte, ja völlig andere Ziele verfolgte und Zielgruppen ansprach als dieser. Ein Ausflug für DJG-Mitglieder zu dieser Ausstellung ist für den 23.03.2013 geplant. Zeit: Ort: Eintritt: Kaihô Mittwoch, 20.02.2013, 19.00 Uhr Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ), Amalienstraße 38, München frei für Mitglieder, Gäste: € 5,00 No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 14 JAPAN 2012/2013 – Inseln voller Energie Ein Vortrag von Dr. Christian Geltinger Wie im letzten Jahr gibt der Repräsentant des Freistaats Bayern in Japan, Dr. Christian Geltinger, einen Jahresrückblick zu den wichtigsten Themen Japans im Jahr 2012, verbunden mit einer persönlichen Vorausschau auf 2013. Die Stichworte „Energie und Inseln“ umfassen viele aktuelle Themen in Japan wie Ausstieg aus der Kernenergie Gesetz für erneuerbaren Energien japanischer Art aufgeladene Auseinandersetzungen mit den Nachbarländern um kleine Inselgruppen energische Umwälzungen in der politischen Landschaft dynamische Entwicklungen in der Präsenz Japans in Bayern Dr. Christian Geltinger, 1968 in Freising geboren, Studium der Biologie und Promotion an der LMU München und GSF (jetzt HelmholtzZentrum München). Forschungsaufenthalte am RIKEN in Tsukuba/Japan. 1999 Eintritt in das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie bis zur stv. Referatsleitung von Invest in Bavaria, der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern. Von Oktober 2006 bis Februar 2010 Repräsentant des Freistaats Bayern in China mit Büro in Qingdao. Seit März 2010 Repräsentant in Japan mit Büro in Tokio. Mitglied der DJG München. Zeit: Ort: Eintritt: Kaihô Montag, 25.02.2013, 19.00 Uhr Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung in der Residenz, Residenzstr. 1, München Eine Wegbeschreibung finden Sie bei den “Hinweisen“ im kaihô 6/2012 Mitglieder frei, Gäste 5,00 Euro No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 15 Die Japanische Internationale Schule in München Ein Vortrag von Martin Mauersich Schule ist ganz allgemein gesprochen ein Thema, das immer aktuell ist, jeden betrifft bzw. betroffen hat und bei dem jeder mitreden kann oder zumindest eine Meinung dazu hat. Interessant wird das Ganze, wenn man seine persönlichen Erfahrungen mit "Schule" mit dem Schulsystem anderer Länder wie z.B. Japan vergleicht. Was ist anders? Was ist gleich? Was ist das Besondere der schulischen Ausbildung im anderen Land? sind Fragestellungen, die unglaublich spannend sind, zumal sie letztendlich unser Bewusstsein für das Besondere und Typische unseres eigenen Schulsystems mit seinen Normen und Werten schärfen. Die Japanische Internationale Schule ist die japanische Auslandsschule in München, in der nach japanischem Lehrplan unterrichtet wird, die Kinder jedoch ein zusätzliches Lernpensum an Deutschunterricht zu bewältigen haben. Der Vortrag über diese Schule ist eine Reise in einen japanischen Mikrokosmos in München. Nach einer kurzen Vorstellung der Schule beschäftigen wir uns mit dem Schulalltag, japanischen Schulritualen und den Veranstaltungen im Jahreskreis. Schulverwaltung und Schulmanagement werden auch thematisiert. Die Perspektive auf diese kleine japanische Welt in München ist die eines internen Externen. Einerseits arbeitet Herr Mauersich seit nun mehr als 6 Jahren an dieser Schule als Deutschlehrer in einem 100% japanischen Umfeld, andererseits sieht er diese Schule natürlich immer auch durch die deutsche Brille, was unvermeidbar ist und der beruflichen Tätigkeit im Spannungsfeld zwischen dem Eigenen und dem Fremden seine Besonderheit verleiht. Der Vortrag richtet sich an alle, die am japanischen Schul- und Bildungswesen interessiert sind. Darüber hinaus bietet dieses Thema aber auch die Möglichkeit, sich in einem netten unverfänglichen Small-Talk Thema fit zu machen, wenn man mit seinen japanischen Kollegen oder Freunden mal am Abend auf ein Bierchen geht. Zeit: Ort: Eintritt: Kaihô Mittwoch, 27.02.2013, 19.00 Uhr Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung in der Residenz, Residenzstr. 1, München Eine Wegbeschreibung finden Sie bei den “Hinweisen“ im kaihô 6/2012 Mitglieder frei, Gäste 5,00 Euro No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 16 Weltkulturerbe in Japan Eine Vorschau auf die von der Japan Foundation zusammengestellten Ausstellung der DJG in Bayern im Gasteig mit Photographien von Kazuyoshi Miyoshi vom 28.03.2013 bis 04.05.2013 Die von der Japan Foundation zusammengestellten Wanderausstellung zeigt 54 Photographien von Stätten des Kultur- und Naturerbes in Japan, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt sind. Alle Photographien stammen von dem 1958 in der Präfektur Tokushima geborenen Kazuyoshi Miyoshi. Nach dem Studium an der Tokai-Universität erhielt er im Jahr 1985 als bislang jüngster Preisträger den Kimura Ihee Award für einen Fotoband. Auch international haben seine Arbeiten hohe Beachtung befunden. So befinden sich seine Werke auch im George Eastman Museum of Photography in den USA. Das Titelbild dieser Ausgabe des Kaihô zeigt eine der Aufnahmen aus der Ausstellung. Sie wurde in den historischen Dörfern Gokayama, Toyama und Shirakawago gemacht. 1995 wurden die drei Ortschaften Ogimachi (Shirakawa mura, Ono gun, Präfektur Gifu), Aino-kura (Taira mura, Higashitonami gun, Präfektur Toyama) und Suganuma (Kamitaira mura, Higashitonami gun, Präfektur Toyama) auf die Welterbeliste gesetzt. Die Gruppe von Weilern liegt eingebettet in einem Tal zwischen dem Fluss Shogawa und seinen Nebenflüssen in einer schwer zugänglichen Bergregion. Je nach Richtung der vorherrschenden Winde zeigen die Hausgiebel nach Norden oder Süden. Die strohgedeckten Dächer sind sehr steil und ohne Verwendung von Nägeln oder Klammern gebaut. Die Häuser sind im architektonischen Stil des Gasshô zukuri erbaut, der durch eine fast senkrecht emporragende Dachkonstruktion gekennzeichnet ist, um eine Ansammlung von zuviel Schnee auf den Dächern zu verhindern. Die in zwei oder vier Ebenen geteilten Dachkammern werden aktiv für die Seidenraupenzucht genutzt. Aufgrund harter Lebensbedingungen und durch den Mangel an bebaubarem Ackerland mussten die Einwohner in Dorfgemeinschaften zusammenarbeiten. Die einzigartige Anordnung der Zimmer im Hausinnern bietet ausreichend Platz für zahlreiche Familienmitglieder. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 17 Todesstrafe in Japan Rückblick von Gregor Stevens (Richter am Landgericht München) auf das Kolloqium am 07.09.2012 in der Münzsammlung In der gut besuchten Veranstaltung führte zunächst Prof. Dr. Rosenau (Universität Augsburg) mit dem Hinweis auf die in Japan kürzlich gegen fünf Verurteilte vollstreckten Todesstrafen in die Thematik ein. Gleichzeitig stellte er die hohe Zustimmung der japanischen Bevölkerung zur Todesstrafe und die weltweite Verbreitung der Todesstrafe dar. Demnach haben 97 Staaten der Erde die Todesstrafe vollständig abgeschafft, 8 Staaten haben die Todesstrafe in Friedenszeiten abgeschafft und 35 Staaten wenden die in ihren Gesetzen vorgesehene Todesstrafe nicht an, während 58 Staaten Todesurteile verhängen und vollstrecken. In Europa ist die Todesstrafe seit 2002 in allen Staaten außer Weißrussland abgeschafft. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Todesstrafe durch Art. 102 GG seit 1949 abgeschafft, wobei Umfragen in der Bundesrepublik seit den 70er Jahren durchgehend eine mehrheitliche Meinung in der Bevölkerung gegen die Todesstrafe ergaben. Dr. Schön erläuterte die Bestrebungen in Japan, den Strafprozess durch Reformen transparenter zu gestalten und Bürger daran zu beteiligen. Diese Bewegung führte dazu, dass 2009 ein Schöffensystem eingeführt wurde, das eine Mischung aus amerikanischen und europäischen Formen der Beteiligung der Öffentlichkeit an der Rechtsprechung darstellt. Bei Strafprozessen, die Kapitalverbrechen mit einer drohenden Todesstrafe zum Gegenstand haben, sitzen seitdem normalerweise 6 Schöffen, welche nur für ein einziges Strafverfahren ausgewählt wurden, neben 3 Berufsrichtern auf der Richterbank. Der verbreiteten Befürchtung, die Schöffen könnten zu hart oder zu milde urteilen, begegnete man damit, dass im Richterzimmer auf Datenbanken zu früheren Fällen zurückgegriffen werden kann und dass es nur dann zu einer Verurteilung kommen kann, wenn auch mindestens ein Berufsrichter für die mehrheitliche Schöffenmeinung stimmt. Herr Prof. Dr. Ishizuka (Ryukoku Universität Kyoto) stellte anschließend die Statistiken zu den verhängten und zu den vollstreckten Todesstrafen der letzten Jahrzehnte für Japan vor. In Japan wurden zwischen 1946 und 1993 insgesamt 766 Personen zum Tode verurteilt, von denen 608 hingerichtet wurden. Zwischen 1995 und 2005 kam es zu einem „Peak“. Die Frage, wie es zu diesem starken Anstieg der Todesstrafen kam, werde teilweise mit dem Hinweis auf die mit dem U-Bahn-Terror durch die Aum-Sekte in Verbindung stehenden Urteile beantwortet. Tatsächlich dürfte aber eine schon zuvor verfolgte Politik der bis dahin regierenden LDP verantwortlich sein, die das Ziel härterer Strafen durch Aufhebung der Freiheitsstrafenhöchstgrenze von 30 Jahren und durch eine um 10.000 Mann verstärkte Polizei verfolgt habe. Dies führte auch zur heutigen Überbelegung der Gefängnisse um 7%. In Japan ist die Todesstrafe noch heute für insgesamt 19 Verbrechen vorgesehen, darunter Mord, Raub oder Vergewaltigung mit Todesfolge, Straßenverkehrsgefährdung mit Todesfolge, Terrorismus mit Todesfolge, Brandstiftung bewohnter Gebäude (!) und schwere Verbrechen gegen den Staat wie Hochverrat. Derzeit werden etwa 15 bis 20 Personen pro Jahr zum Tode verurteilt, hingegen werden etwa 2000 Taten begangen, bei denen die Verhängung der Todesstrafe in Betracht kommt. Derzeit befinden sich 132 zum Tode Verurteilte in Haft. Zur Vollstreckung der Todesstrafe ist die Unterzeichnung einer entsprechenden Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 18 Anordnung durch den Justizminister erforderlich. Es hängt letztlich von dessen jeweiliger Persönlichkeit ab, ob in seiner Amtszeit Hinrichtungen durchgeführt werden oder nicht. Die seit dem Regierungswechsel im September 2009 im Amt tätigen 8 Justizminister, deren Amtszeiten nach Tagen (zwischen 22 und 356) gezählt werden, haben insgesamt nur 8 Personen hinrichten lassen. Herr Prof. Dr. Tsujimoto (Kinki Universität Osaka) stellte anhand von zwei Beispielen die besonders in Grenzfällen mit heranwachsenden Straftätern auftretenden Abwägungsschwierigkeiten, die sich aus den vom japanischen obersten Gerichtshof aufgestellten Grundprinzipien ergeben können, dar. Im sogenannten „Hikari-Fall“ ermordete ein zur Tatzeit 18 Jahre und 1 Monat alter Täter eine 23 Jahre alte Mutter und ihr 11 Monate altes Kind. Dafür wurde er zunächst durch das LG Yamaguchi und in der Berufung durch das OLG Hiroshima zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Auf die Revision der Staatsanwaltschaft hat der OGH das Urteil aufgehoben und den Fall zur erneuten Verhandlung an das OLG zurückverwiesen. Zur Begründung hat der OGH ausgeführt, dass in Ermangelung besonderer Umstände nur die Todesstrafe angemessen sei. Das Alter des Täters allein stelle keinen solchen besonderen Umstand dar. Mit zweitem Urteil des OLG wurde der Täter zum Tode verurteilt. Die Revision hiergegen hat der OGH verworfen, dieses Urteil allerdings wurde von einer abweichenden Meinung des Richters Miyagawa (ein in der japanischen Justiz äußerst seltener Vorgang) begleitet, der dafür plädierte, die Todesstrafe bei Heranwachsenden mit geringer seelischer Reife nicht zu verhängen und dazu auf die „Beijing-Rules“ (UN-Mindest-standards für die Verwaltung der Jugendgerichtsbarkeit), verwies. Im sogenannten „Ishinomaki-Fall“ hat ein 18 Jahre und 7 Monate alter Täter zwei Frauen getötet und einen Mann schwer verletzt. Das LG Sendai verhandelte in der Besetzung als Schöffengericht und verhängte die Todesstrafe. Das Berufungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Bemerkenswert an diesem Fall ist aber, dass der Verteidiger sich in der ersten Instanz einer Befragung eines Sozialarbeiters zu einem Ahndungsvorschlag widersetzte und er Berufung auch mit der Begründung eingelegt hat, dass ein Mordfall mit einem heranwachsenden Täter mit besonderer (wissenschaftlicher) Gründlichkeit aufzuarbeiten sei, wofür seiner Ansicht nach ein Schöffengericht nicht hinreichend qualifiziert sei. In der anschließenden sehr angeregt geführten Diskussion war auch die Vollstreckung der Todesstrafe in Japan selbst Thema. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht widersprüchlich sei, dass die japanische Verfassung die „grausame Strafe“ verbietet, andererseits die Todesstrafe durch Erhängen vollstreckt wird. Diese Praxis hat der japanische Verfassungsgerichtshof 1955 für verfassungskonform erklärt und das Erhängen „selbst aus einer humanitären Sicht“ für „nicht grausam“ befunden. Diskutiert wurden auch Alternativen, wie beispielsweise eine „Todesstrafe auf Bewährung“, etwa nach chinesischem Vorbild. Für die Zukunft dürfte aber das besondere Augenmerk auf der Frage liegen, wie sich die Beeinflussung der Rechtsprechung durch die nunmehr beteiligten Schöffen auf die Zahl der ausgesprochenen Todesurteile auswirkt. Der interessante Vortragsabend zeigte in besonders spannender Art und Weise, welche der Vorbehalte, die die internationale Gemeinschaft inzwischen mehrheitlich gegen die Todesstrafe hat, von japanischen Anwälten, Professoren und auch Richtern geteilt werden. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 19 Lesung aus Werken von Yoko Ogawa Rückblick von Dr. Andrea Hirner auf die Lesung mit Ruth Geiersberger in der Münzsammlung am 07.11.2012 Der schöne alte Bibliotheksraum der Staatlichen Münzsammlung erwies sich als der bestens geeignete Raum für eine Lesung aus den Werken der japanischen Schriftstellerin Yoko Ogawa. Für die Lesung konnte die bekannte Sprecherin des BR, Frau Ruth Geiersberger, gewonnen werden. Dass auch die Mitarbeiterin Frau Susanne Fink des Liebeskind Verlages München, der die Werke von Yoko Ogawa übersetzt und bekannt gemacht hat, anwesend war, machte diesen Leseabend zu einem besonderen Highlight im Programm der DJG. Die 1962 geborene Yoko Ogawa zählt in Japan zu den bekanntesten modernen Schriftstellern; auch im Ausland, und da besonders in Deutschland, haben die Übersetzungen ihrer Erzählungen und Romane viele Leser gefunden. Vorgetragen wurden Teile aus „Der Ringfinger“ (deutsch 2002), „Das Ende des Bengalischen Tigers“ (2011) und aus ihrem neuesten Werk „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ (2012). Mit der ganzen Erfahrung als Sprecherin las Frau Geiersberger das Anfangskapitel des erstgenannten Buches, in dem sich das Rätselhafte und Geheimnisvolle leise ankündigt, das die Werke von Ogawa so oft auszeichnet. Immer wieder sind es Erinnerungen, die wie körperliche Erscheinungen das Geschehen dominieren und in diesem Buch eine junge Frau in das Treiben ihres Chefs hineinziehen. Im Anfangskapitel des zweiten Buches, das ein Roman von sehr unterschiedlichen Geschehnissen ist, die sich unabhängig voneinander entwickeln und doch auf rätselhafte Weise zusammengehörig sind, schleicht sich das Grauen leise an den Leser heran: Der Erstickungstod eines Kindes in einem Kühlschrank beherrscht das Leben seiner Mutter. In dieser Geschichte zeigt sich die Meisterschaft von Yoko Ogawa, Entsetzen in einigen wenigen Worten herauf beschwören zu können. Das dritte Buch überrascht durch einen neuen und positiv gestimmten Tonfall und ein ungewöhnliches Sujet: die Beschäftigung mit der Mathematik, die hier für Klarheit im Leben der drei handelnden Personen sorgt. Nach der Lesung entwickelte sich eine längere und lebhafte Diskussion über die Werke von Yoko Ogawa, die ja unterschiedliche Aspekte aufweisen und kaum unter einem einzigen Begriff zu fassen sind. Vor allem die Frage, was an ihrem Werk „japanisch“ ist, wo doch praktisch nie etwas auftaucht, was der Leser als japanisch identifizieren könnte, wurde rasch gestellt. Denn viele Leserinnen und Leser spüren in ihren Büchern einen Bestandteil, den sie als „fremdartig“ bezeichnen. Frau Geiersberger und Frau Fink, die beide Frau Yoko Ogawa persönlich kennen lernen konnten, wurden deshalb intensiv zu der Schriftstellerin befragt. Es war ein Abend, der zum Nachlesen und Nachdenken anregte und mit viel Beifall aufgenommen wurde. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 20 D gen Kigen - Mönch, Denker, Dichter Rückblick auf den Vortrag von Dr. Renate Syed am 13.11.2012 von Yuko Murato Frau Dr. Syed begann ihren Vortrag mit einer kurzen Biographie D gens. Er wurde im Jahre 1200 in einer hochadeligen Familie in Ky to geboren,verlor früh seine Eltern und entschloss sich, Mönch zu werden. D gen ging nach China, erreichte bei seinem Lehrer Nyoj die Erleuchtung und kehrte nach Japan zurück. Damals herrschte in Japan eine unruhige Zeit. Mönche bewaffneten sich und kämpften gegeneinander. D gen, der die S t Schule gründete, ging den Streitereien um die Macht aus dem Weg und zog sich in die Berge zurück. Später baute er den Tempel Eihei-ji im heuTempel Eihei-ji tigen Fukui, weit weg von der damaligen Hauptstadt Ky to. D gen sagte, einzig wichtig sei shikan taza, das Sitzen. Alle anderen Übungen, Bücher, Lehren u. Ä. seien nur „Krücken“. Als Frau Syed von der Lehre Dogens zum ersten Mal erfuhr, war sie sehr überrascht, denn was er lehrte, war genau dasselbe, was die Yogis und der Buddha im alten Indien gelehrt hatten. Mit seinem gewaltigen Intuitionsvermögen durchschaute er, was das Wesentliche am Buddhismus war und was als Beiwerk auf dem Weg von Indien über China und Korea nach Japan hinzugefügt wurde. Ein Mensch im Lotossitz nimmt die Form eines Dreiecks ein. Frau Syed verglich das Dreieck mit dem Berg Fuji auf einem ihrer Bilder, nicht nur der Form nach, sondern weil der Meditierende wie der Fuji, der ein ruhender Vulkan ist, explodieren kann. Der Lotossitz wurde schon 500 v. Chr. im Upanishaden erwähnt. Während der Meditation darf man Gedanken nicht bekämpfen. Genau so wie die Wolken den Fuji nicht berühren, sondern sich nur wie ein loser Schleier um ihn legen, darf der Meditierende von den Gedanken nicht fest ergriffen, sondern nur umhüllt werden. D gens Hauptwerk heißt Sh b genz (95 Bände). An dem Werk erkennt man die Geistesgrōße D gens. Aber seine wahre Grōße erkennt man daran, dass er die Worte eines chinesischen Mönchs, der in einem Tempel als Koch arbeitete, sofort verstand und das ganze Leben lang beherzigte: Nicht mehr ist notwendig, als die Arbeit im Alltag mit voller Konzentration und Sorgfalt zu erledigen, denn Arbeit ist Übung. Frau Syed wiederholte die Stichwōrter der Lehre D gens: „Achtsamkeit“, „Vorsicht“ und „Respekt vor den Lebewesen“. Es war ein ernsthafter, aber gleichzeitig sehr lebendiger und lustiger Vortragsabend. Alles war sehr anschaulich, auch dank ihrer Aufnahmen, die sie während ihrer Japanreise im September dieses Jahres gemacht hatte. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 21 Selbsttötung und Selbsthinrichtung Rückblick von Dr. Andrea Hirner auf den Vortrag von Prof. Dr. Martin Lehnert am 27.11.2012 Das im Westen populärere Wort harakiri ist lediglich eine andere Lesung von seppuku, wie Herr Prof. Lehnert gleich zu Beginn seines Vortrages erläuterte. Den Bedeutungswandel dieser extremen Form des Selbstmordes machte er an zwei unterschiedlichen japanischen Schriftstellern fest. Nitobe Inaz (1862-1933), der selbst aus einer Samuraifamilie stammte, während seines Studiums in den USA aber zum Quäker wurde, versuchte in seinem bekannten Hauptwerk „Bushid . Der Ehrenkodex der Samurai“ die Selbsttōtung in Japan den westlichen Lesern zu erklären. Er sah in dieser extrem schmerzhaften Form den letzten Beweis der emotionalen Lauterkeit eines Kriegers, den Ausdruck von Kaltblütigkeit und die Verachtung der Todesangst. In gewissen Formen der Selbsttötung im europäischen Altertum erkannte er Parallelen. Der sehr viel jüngere Chiba Tokuji dagegen sah im seppuku gerade keinen „Selbst“mord, da für diese Zeremonie ein Assistent, der kaishaku-nin, bereit steht, um dem Ausführenden den eigentlichen Todesstoß zu versetzen. Für Chiba ist der seppuku eine ultimative Handlung der Wut und geschieht aus einem Affekt heraus, um in einer ausweglosen Situation dem Feind seine Verachtung zu demonstrieren. Daher auch das Herausziehen des eigenen Gedärms, um es dem Gegner sozusagen vor die Füße schleudern zu können. Chiba bezieht sich auf Literatur aus dem 8. Jahrhundert als erster Erwähnung einer Selbsttötung. Im japanischen Mittelalter, vor allem ab dem 12. Jahrhundert, wurde der seppuku von Kriegern zumeist in drei Fällen ausgeführt: als Treuebeweis beim Tod des Lehnsherrn, bei drohender Gefangennahme in kriegerischen Auseinandersetzungen oder als äußerster Protest gegen Fehlentscheidungen eines Vorgesetzten. 1493 wandelte sich diese Form der letzten eigenständigen Handlung auch zu einer privilegierten Strafe, indem die Selbstentleibung vor Zeugen an die Stelle der Enthauptung wie bei normalen Verbrechern trat. Ein kompliziertes Regelwerk wurde für den Akt selbst aufgestellt, er wurde „ritualisiert“ und verlor seinen affektiven Charakter. In letzter Konsequenz reichte es dann, wenn der Schnitt mit dem Dolch nur noch angedeutet und gar nicht mehr ausgeführt wurde. Die tödliche Enthauptung wurde aber immer von einem engen Freund oder Vertrauten, nicht von einem Henker ausgeführt. Darin lag die Bevorzugung der Samurai. Nur ihnen wurde die Nervenstärke zu einer solchen Selbstentleibung zugetraut. Unternahm ein Samurai seppuku zur Sühne eigener Schuld, konnte er damit seinen Besitzstand und die Ehre der Familie erhalten oder wieder herstellen. Mit der Meiji-Reform und der Aufhebung des Kriegerstandes wurde seppuku verboten. Er überlebte aber durch seine Heroisierung wie bei Nitobe und durch die Popularisierung des Theaterstückes von den 47 r nin „Chushingura“. Theaterstücke und Filme im Westen taten ein übriges, um seppuku in die Sphäre übermenschlicher Willenskraft zu heben. Der Samurai und seppuku wurden nun zu einem Synonym. Obwohl offiziell verboten, beging General Nogi Maresuke seppuku entsprechend den Gefolgsleuten eines Fürsten in früherer Zeit, als sein Befehlshaber, der Meiji-Kaiser, starb. Den letzten Selbstmord in dieser Form führte der Schriftsteller Mishima Yukio am 25.11.1970 in dem verzweifelten und erfolglosen Versuch aus, Japan in ein heroisches Zeitalter zurück zu führen. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 22 Spendenaktion Spendeneinnahmen (€) Mitglieder/Freunde der DJG in Bayern Förderverein Ishikawa/Rosenheim Gymnasium Kirchseeon Rotary Club Chiemsee Nagano Charity Konzert Folkfestival Gesamtsumme 92.311,78 40.000,00 33.064,77 30.000,00 22.690,00 4.180,26 222.246,81 Spendenverwendung Waisenkinder in Rikuzentakata Waisenkinder in Higashi-Matsushima ¥ 16.000.000 € 148.612,98 ¥ 7.500.000 € 72.051,90* € 1.581,93 Vortrag Gesamtsumme € 222.246,81 endgültiger Eurogegenwert der Überweisung der 2. Tranche steht noch aus Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 23 Spendenaktion Ein Rechenschaftsbericht von Lüder Paysen Über 18 Monate sind seit der Dreifachkatastrophe in Tohoku am 11.03.2011 vergangen. Nunmehr ist es an der Zeit, Rechenschaft über die Spendenaktivitäten unserer Gesellschaft darzulegen. Bis Ende November haben wir gemeinsam mit Partnerorganisationen etwas mehr als € 222.000 eingesammelt. Davon entfällt ein Betrag von ca. € 92.000 auf Spenden der Mitglieder und Freunde der DJG in Bayern. Für diese wahrlich beeindruckende Spendenleistung möchten wir uns nochmals herzlich bedanken. Der Fōrderverein „Städtepartnerschaft Ichikawa – Rosenheim“ sammelte durch Spendenaufrufe und Veranstaltungen 40.000 Euro, die er uns zur weiteren Verwendung im Katastrophengebiet zur Verfügung stellte. Das Gymnasium in Kirchseeon bei München nahm über 33.000 Euro bei einem „Japan Tag“ ein. Am 6. Mai 2011 liefen die Schüler des Gymnasiums in drei Etappen 60 Minuten lang um ihre Schule. Zuvor suchten sie sich Sponsoren, die einen Betrag pro Runde auslobten. Am selben Tag hatten Lehrer und Schüler Vorträge, Schautafeln, Filme und Modelle über Japans Kultur und die Katastrophe organisiert. Der Rotary Club Chiemsee stellte uns kürzlich € 30.000 für die Waisenkinder zur Verfügung. Unser Dank geht auch an die Partnerorganisationen, die uns ihre Spendengelder anvertraut haben. Mit Charity-Konzerten haben wir ebenfalls beträchtliche Mittel zusammen bekommen. Gemeinsam mit der BMW Niederlassung München und der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft veranstalteten wir ein Wohltätigkeitskonzert mit dem weltbekannten Dirigenten und Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper, Kent Nagano und seiner Frau, der bekannten Pianistin Mari Kodama, sowie deren junge Tochter Karin. Bei dieser Veranstaltung kamen über 22.000 Euro zusammen. Zwei Aufführungen des Folk Festival Japan 2011, eine Veranstaltung, die wir organisiert hatten, erbrachten über € 4.000 an Spendengeldern und zwei Konzerte des Festival Musica Mallorca führten zu Spendenaufkommen von über € 1.000. Schon früh hatten wir im Spendenkomitee der DJG in Bayern, beschlossen, Waisenkinder langfristig zu unterstützen, da die soziale Absicherung dieser Gruppe in Japan durch den Staat nur bedingt gegeben ist. Nach einem Besuch von Frau Strotbek, Mitglied unseres Spendenkomitees, im Katastrophengebiet wurde entschieden, die Waisenkinder in zwei vom Tsunami zerstörten Städten, Rikuzentakata und Higashi-Matsushima, zu unterstützen. Die Spendengelder sind nunmehr bis auf einen geringfügigen Restbetrag alle nach Japan geflossen. An die Stadtverwaltung in Rikuzentakata haben wir Yen 16.000.000 überwiesen, die in einem Fonds der Stadt mit einem Gesamtaufkommen aus Spenden in Höhe von Yen 28.000.000 gingen. Der Anteil der DJG in Bayern Spendengelder an diesem Fonds beträgt somit 57 %. Aus diesem Fonds wird die Schulausbildung der Waisenkinder langfristig mitfinanziert. Die 40 Vollwaisenkinder in Rikuzentakata haben bereits eine Einmalzahlung von Yen 120.000 bekommen und erhalten bis zum Abschluss ihrer Schulausbildung monatKaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 24 lich Yen 10.000 ausgezahlt. An die Stadtverwaltung in Higashi-Matsushima haben wir in zwei Tranchen insgesamt Yen 7.500.000 überwiesen. Diese Gelder gehen als Einmalzahlung an die 4 Vollwaisen und 80 Halbwaisen dieser Stadt. Die erste Tranche in Höhe von Yen 3.000.000 wurde im Februar 2012 überwiesen. Die Stadt hat diese Gelder mit weiteren Spendengeldern gebündelt und den Vollwaisen Yen 200.000 und den Halbwaisen Yen 100.000 ausgezahlt. Die zweite Tranche in Höhe von Yen 4.500.000 haben wir vor wenigen Tagen nach Higashi-Matsushima überwiesen. Die Stadt wird auch diese Gelder mit Spenden von anderen Institutionen bündeln und zeitnah als Einmalzahlung den Voll- und Halbwaisen zur Verfügung stellen. Damit ist die Spendenaktion zunächst einmal weitgehend abgeschlossen, denn uns steht zur weiteren Verteilung nur noch ein Betrag in Hōhe von ca. € 1.500 zur Verfügung. Ist mit der Verteilung der Gelder die Arbeit des Spendenkomitees der DJG in Bayern also beendet? Nein, denn wir wollen zum einen die von uns unterstützten Waisenkinder über die nächsten Jahre begleiten und werden versuchen, mit dem Gymnasium in Kirchseeon und dem Förderverein Ichikawa-Rosenheim für die Zukunft Austauschprogramme und weitere Aktivitäten zu organisieren. Zum anderen wollen wir auch weiterhin Spendengelder einsammeln, denn diese Waisen- und Halbwaisenkinder benötigen auch weiterhin finanzielle Unterstützungsleistungen Insofern nehmen wir gerne auch weiterhin Spenden entgegen und ich möchte deshalb nochmals unser Spendenkonto bei der Commerzbank AG München, Konto Nr. 0331642710, BLZ 70080000, in Erinnerung rufen. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 25 Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 26 Spendenaktion Die Aufnahme auf der gegenüberliegenden Seite von Dr. Oliver Schön kennt der aufmerksame Leser des kaihô schon. Wir hatten dieses Bild bereits in der Ausgabe 3/2012 veröffentlicht. Es zeigt eine alleinstehende Pinie am Ufer in Rikuzentakata. Etwa 70.000 Bäume umfasste einst dieser Pinienwald. Der Tsunami riss nicht nur die Ortschaft mit sich, sondern auch den gesamten Wald – bis auf einen einzigen Baum. Diese überlebende Pinie, die als “Kiseki no ippon matsu” (忿 昨瀧鑚隰), als „einzelner wundersamer Baum“ bekannt wurde, gab den Katastrophenopfern die Zuversicht, wie dieser Baum überleben zu können. In der Region, ja in ganz Japan ist diese Pinie zu einem Symbol der Hoffnung geworden (“Kib no matsu“, oder Baum der Hoffnung), und die Bevölkerung nahm Anteil daran, ob dieser letzte Baum in Rikuzentakata überleben würde. Das war allerdings keinesfalls sicher, denn das salzhaltige Meerwasser hat die Wurzeln der Pinie nachhaltig geschädigt. Zahlreiche Rettungsversuche wurden unternommen, aber letzten Endes ohne Erfolg. Der 270 Jahre alte und 27 m hohe Baum wurde am 12. September 2012 gefällt. Insofern ist das Bild auf der vorigen Seite ein historisches Foto. Allerdings wird der Baum als Symbol der Hoffnung erhalten bleiben, denn der in drei Teile zerschnittene Stamm wurde nach Yatomi (Aichi Präfektur) gebracht. Dort wird er konserviert, das Kernholz in der Mitte des Stammes wird entfernt und durch einen Glasfaserstab ersetzt. Die Pinie wird dann, mit künstlichen Ästen und Nadeln versehen, im Februar 2013 als Monument der Hoffnung wieder ihren alten Platz in Rikuzentakata einnehmen. Zwar ist die letzte Pinie in Rikuzentakata nunmehr gefällt, aber es konnten insgesamt 18 Setzlinge des Baumes genommen werden, die im fortwirtschaftlichem Forschungsinstitut von Sumitomo in Tsukuba (Ibaraki Präfektur) nun groß gezogen werden. Zeitungsberichten ist zu entnehmen, dass diese sich gut entwickeln, und so kann wahrscheinlich sichergestellt werden, dass mit diesen Nachkömmlingen eines Tages wieder ein Pinienwald in Rikuzentakata entstehen wird. Lüder Paysen Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 27 Japans Beziehungen zu China Ein Beitrag von Akira Mizutani, Generalkonsul von Japan Japans Beziehungen zu seinem Nachbarn China zählen zu den wichtigsten bilateralen Beziehungen meines Landes. Die Regierung von Japan ist bestrebt, ihre Beziehungen zur neuen Führung Chinas, die auf dem Parteitag der Kommunisten Mitte November gewählt wurde, weiter auszubauen. attackiert wurden, belaufen sich die Schäden und Verluste derzeit auf mehr als 100 Mio. Dollar. Nichtsdestotrotz hat sich Japan in dieser Situation durchgehend in Zurückhaltung geübt. Wir werden auch weiterhin die „Beziehungen zum beiderseitigen Nutzen auf der Grundlage gemeinsamer strategischer Interessen“ zwischen Japan und China von einer umfassenderen Perspektive aus fördern. Japan hat wiederholt erklärt, dass die Entwicklung Chinas für die internationale Gemeinschaft einschließlich Japans eine Chance darstellt. Diese Einschätzung bleibt unverändert gültig. Für die Staaten der asiatischpazifischen Region gibt die Tendenz der maritimen Interessen Chinas Anlass zur Landkarte: Japanisches Außenministerium Sorge. In einem Bericht Hu Jintaos für den 18. Parteitag der Kommunistischen Partei hat China exAuf der anderen Seite ist es eine Tatsache, plizit seine Politik umrissen, „die maritimen dass zwischen beiden Ländern Spannungen Interessen des Landes entschlossen zu verwegen der Senkakuteidigen und sich zu einer Inseln bestehen, die maritimen Großmacht zu sowohl historisch als entwickeln“. Die Regierung von auch völkerrechtlich Japan ist bestrebt, ihre eindeutig zu Japan geNicht nur Japan hofft, Beziehungen zur neuen hören und auch von dass diese Politik in ÜberFührung Chinas weiter Japan kontrolliert wereinstimmung mit dem den. Wie in den Medien Völkerrecht und in Harauszubauen zu sehen war, kam es monie mit den Nachbarüberall in China zu grostaaten umgesetzt wird. ßen antijapanischen Demonstrationen. Für Was wir jedoch im Südchinesischen Meer die japanischen Unternehmen, die dabei und im Umfeld der Senkaku-Inseln be- Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 28 obachten, gibt Anlass zur Sorge. Es scheint, dass China die Praxis verfolgt, tagtäglich Regierungsschiffe in diese Gebiete zu entsenden und den Status Quo mittels Ausüben von Druck zu verändern. Wechsel der Besitzrechte und bedeutet, dass das Eigentum an den Inseln – das von der Regierung bereits bis 1932 gehalten wurde – von einer Privatperson auf die Regierung zurück übertragen wurde. Auf dem Parteitag erklärEs ist bedauerlich, te Präsident Hu zudem: dass China aufgrund Der Kauf der Inseln „China wendet sich strikt der Unterschiede zwidurch die Regierung war gegen jede Form von schen den Systemen die einzige machbare und Hegemonismus und der beiden Länder beste Option, um die Machtpolitik, und es nicht richtig erkannt strebt unter keinen Umhat, wie die Beziehunbilateralen Beziehungen ständen eine Hegemonie gen zwischen der zu schützen. oder eine Expansion an.“ Zentralregierung und Wir begrüßen diese Halden Kommunen in tung und hoffen nachJapan funktionieren, drücklich, dass China diese Politik durch und dass der Privatbesitz in Japan garantiert sein tatsächliches Handeln unter Beweis ist. stellen und seine Nachbarn beruhigen wird. Zweitens: Ist Chinas Behauptung richtig, die Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und Regierung von Japan sei bestrebt, die internatioauf einige Fragen antworten, die uns im nale Ordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg Zusammenhang mit der jetzigen Situation etabliert wurde, in Frage zu stellen? häufiger gestellt werden. Dies stimmt auf keinen Fall. Japan ist ein in Erstens: Warum hat Japan im September drei ho hem Maße dem Frieden verpflichteter Staat und hat in der Nachkriegszeit in groder Senkaku-Inseln gekauft? ßem Umfang sowie beständig einen Beitrag Unser Ziel bestand darin, mögliche negative zu Frieden und Wohlstand in ganz Asien Auswirkungen auf die japanisch- geleistet. Dies ist ein wichtiges Kennzeichen chinesischen Beziehungen zu minimieren. unseres Landes, das von den Menschen in Es steht außer Zweifel, dass die Senkaku- Japan uneingeschränkt unterstützt wird und Inseln ein fester Bestandteil Japans sind, wie unverändert bestehen bleibt. Bei einer jähres sowohl die historischen Tatsachen als lich vom BBC World Service durchgeführten auch das Völkerrecht belegen. Im April Umfrage, die nach dem Einfluss verschiedekündigte der damalige Gouverneur von ner Staaten in der Welt fragt, belegt Japan Tokyo, Shintaro Ishihara, an, die Inseln stets einen der vordersten Plätze. Dies zeigt, kaufen und dort verschiedene Anlagen dass Japan einen positiven Einfluss in der errichten zu wollen. Der Kauf der Inseln Welt ausübt. durch die Regierung selbst war daher für uns die einzige machbare und zugleich beste In der gemeinsamen Erklärung Japans und Option, um dies zu verhindern und die Chinas, die anlässlich des Besuches von Präsident Hu in Japan im Jahr 2008 veröfbilateralen Beziehungen zu schützen. fentlicht wurde, hat China selbst ausgeführt: Das Vorgehen der Regierung von Japan „Die chinesische Seite begrüßt es, dass Japan bestand allein in einem innerstaatlichen beständig den Weg eines dem Frieden verKaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 29 pflichteten Landes beschreitet und in den mehr als sechzig Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Beitrag für Frieden und Stabilität in der Welt durch friedliche Mittel geleistet hat.“ dass China eine Lösung auf der Grundlage des Völkerrechts anstrebt. Warum aber zeigt China keine Anzeichen dafür, die Gerichtsbarkeit des IGH als verbindlich zu akzeptieren und seine Argumente dem IGH vorzulegen? Japan hat als ersten Schritt nach dem Krieg den Friedensvertrag von San Francisco ab- Die japanisch-chinesischen Beziehungen geschlossen, der von 48 Staaten unter Ein- stehen heute an einem wichtigen Scheideschluss der Vereinigten weg. Wir müssen Staaten unterzeichnet wuruns mehr als jemals Die japanischde. Jedoch wird dieser Verzuvor erneut in trag, der ein wichtiges EleErinnerung rufen, chinesischen Beziehungen ment der internationalen welch gewaltige stehen heute an einem Nachkriegsordnung darAnstrengungen die wichtigen Scheideweg stellt, von der chinesischen führenden PersönRegierung jetzt für „illegal lichkeiten unserer und unwirksam“ erklärt. beiden Länder Darüber hinaus verabschiedete China 1992 unternommen haben. ein Gesetz über seine Hoheitsgewässer sowie die Anschlussgewässer, das die Wo es um die Souveränität geht, können wir Senkaku-Inseln als Bestandteil Chinas an- keine Zugeständnisse machen. Gleichzeitig sieht. Dadurch versucht China den Status aber steht Japan als verantwortungsvolles der Inseln, wie er durch den Friedensvertrag Mitglied der Staatengemeinschaft bereit, die von San Francisco festgeschrieben wurde, Beziehungen zu China zu stabilisieren. einseitig zu verändern. Welches Land stellt nun die internationale Nachkriegsordnung Akira Mizutani ist in Frage – Japan oder China? seit Mai 2011 japaniDrittens: Warum zieht Japan in dieser Angele- scher Generalkonsul München. In genheit nicht vor den Internationalen Gerichts- in Deutschland ist er hof? bereits zum vierten Dies ist eine Frage, die oft fälschlicherweise Mal stationiert, nach an Japan gerichtet wird. Es ist Japan, das die Göttingen, Bonn und Senkaku-Inseln auf der Grundlage des Völ- Berlin. Als Diplomat kerrechts effektiv kontrolliert, und es ist war er neben Deutschland auch in Pakistan und China, das danach strebt, den Status Quo zu in der Türkei eingesetzt. Vor seiner Ernennung verändern. Daher sollte sich diese Frage an zum Generalkonsul in München hat er zwei Jahre als Professor für Jura an der HitotsubashiChina richten. Universität in Tokyo gearbeitet. Auch war er einige Zeit als Kämmerer im Haushalt Seiner Japan hat die verbindliche Gerichtsbarkeit Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen tätig. des IGH akzeptiert. Da China derzeit eine Außerdem hat er im Kabinettsbüro der japaniReihe von Kampagnen durchführt, um seine schen Regierung als Ministerialrat im Bereich Stellung innerhalb internationaler Foren Krisenmanagement gearbeitet. auszubauen, erscheint es durchaus sinnvoll, Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 30 Demonstrieren gegen die Kernkraft Vom Vielklang der Gegnerschaft und professionellem Protest Ein Beitrag von Carolin Fleischer Carolin Fleischer ist DJG in Bayern Mitglied, Doktorandin an der LMU München und vom April 2012 bis zum März 2013 Stipendiatin am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokyo Im Japan nach der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2013 erhält die Antikernkraftbewegung großen Zustrom. Mannigfaltige große und kleine öffentliche Protestveranstaltungen finden statt. Eine davon ist die Großdemonstration am 29. Juli 2012. Die Protestveranstaltung, an der sich etwa 10.000 Menschen beteiligen, startet im Tokyoter Hibiya-Park und endet am Abend mit einer medienwirksamen Lichterkette um das japanische Parlamentsgebäude. Über diese Demonstration wurde in den japanischen und deutschen Medien umfangreich berichtet – schon allein weil sich hier die wieder gegründete Grüne Partei der Öffentlichkeit zeigte. In die allgemeine Berichterstattung zu den Protesten in Japan oder in die Debatten um die Zukunft der Kernenergie des Landes will sich der vorliegende Beitrag nicht einreihen. Vielmehr sollen die Ausführungen subjektivpersönlich zu diesem Tag einige Eindrücke und Einschätzungen wiedergeben. Die bunte Demonstrantenschar will nicht durchhalten, wie es vielfach beschworen und unter ganbare-Parolen verschlagwortet wird. Sie will aktiv Einfluss nehmen. Und anders als bei den ersten Demonstrationen direkt nach der Katastrophe von Fukushima, schreit sie sich nicht mehr frei von Zorn und Entsetzen, sondern sie agiert aus Gründen der Vernunft und im Bewusstsein der Notwendigkeit. Eine junge Demonstrantin, die an diesem Tag das erste Mal an einer AntikernkraftdeProtest im buddhistischen Gewand: „Für eine kernkraftfreie und friedliche monstration teilnimmt, erklärt, sie habe ihre BedenWelt“ (Foto: Franziska Schultz) ken überwunden und sei gekommen, weil es richtig sei. Ein alter Mann vertritt nachdrücklich die orthodox anmutende Auffassung, dass Kernkraftwerke vielleicht im Rest der Welt betrieben werden mögen, aber im kleinen Japan viel zu gefährlich seien. Zu den Demonstrierenden gehören junge Alternative, buddhistische Mönche und Nonnen sowie zahllose Angestellte aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Manche Teilnehmer muten an, als seien sie bereits an den Studentenunruhen der 1960er Jahre beteiligt gewesen. Es ist eine heterogene Gruppe, die in Alter, beruflicher oder sozialer Rolle, politisch-weltanschaulicher Ausrichtung sehr vielfältig ist. Ihre Ablehnung der Kernkraft ist es, was sie zusammen bringt. VielKaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 31 fach tun sie ihre Haltung, trotz der Ernsthaftigkeit der Situation, mit Humor und Freude kund. Neben Sprechchōren wie „Gegen die Wiederinbetriebnahme!“ (saikadô hantai), „Wir brauchen keine Kernkraft!“ (genpatsu iranai) oder „Schützt die Kinder!“ (kodomo mamore) zeigt sich der Protest in farbenfrohen Kostümen und witzigen Plakaten. Eines verknüpft die Zeichnung eines Polizisten mit dem Spruch „Auch ich bin gegen die Wiederinbetriebnahme!“ (honkan mo saikadô ni hantai desu). Es versucht, die vermeintlich der Demonstrationskultur eminente Antipathie gegen die Polizei zu überwinden und stattdessen eine Allianz der kleinen Männer und Frauen aus dem Volk, zu denen ebenso im Staatsdienst Beschäftigte gehören, gegen die Eliten zu initiieren. Ein anderes Plakat erteilt mit dem englischsprachigen „NO“ auf sprachspielerische Weise sowohl der Wiederinbetriebnahme als auch dem Premierminister Noda eine Absage. Es heißt: „Nein, zur Wiederinbetriebnahme und zu Noda“ (saikadô mo Noda mo NO da). Zugleich zementiert sich das Demonstrieren als Markenzeichen verschiedener Akteure. Neben den erneut stark rezipierten Kernkraftkritikern der ersten Stunde, zu ihnen zählen u. a. der Literat Ôe und der Musiker Imawano, erkennen junge Aktivisten und Künstler im Protest gegen die Kernkraft ihre Nische. Gleich den (teil-)entblößten politischen Aktivistinnen in Russland und der Ukraine agiert eine Gruppe japanischer Aktivistinnen. Unter dem Motto „No nukes = Know new kiss“ tragen die Frauen scheinbar nackt, aber doch im Intimsten geschützt durch hautfarbene Kleidung, ihren Unmut vor. In ihrem Protest schwingt zugleich eine Sehnsucht nach Bekanntheit mit. Dass die Frauen mit ihrer Aktion zugleich nach populärmedialer Präsenz streben, macht ihr Engagement nicht zwangsläufig illegitim. Sie setzen sich persönlich ein und stellen sich zugleich dem aufblühenden Markt für Protest zur Verfügung. Foto: Franziska Schultz Unter den Protestgütern finden sich Accessoires, wie Fächer, Schilder oder Anstecker. Der Markt bietet aber auch literarische Texte, so den Sammelband Trotzdem März, wieder (2012; Soredemo sangatsu wa, mata), sowie Sachbücher, die über Kernkraftwerke oder das Demonstrieren informieren. Dabei zeichnen sich viele Publikationen zu den Demonstrationen durch ihren explizit anleitenden Charakter aus. So führt beispielsweise der von einer Gruppe Twitterer zusammengestellte Band Auf zur Demo (2011; Demo iko) u.a. in das Basteln von Plakaten, Demonstrantentypen oder den Umgang mit der Polizei ein. Am Ende bleibt das Gefühl, dass Japan diese Demonstranten, die hinterfragen, querdenken, Widerwort geben und auf die Straße gehen, heute mehr denn je braucht. Ihnen wird schwerlich ein großer Umbruch abzuverlangen sein. Aber zuzutrauen ist ihnen, dass sie die japanische Zivilgesellschaft beharrlich mit kleinen Impulsen zu mehr ökologisch-ökonomischer Nachhaltigkeit drängen. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 32 Im Haus des Pfirsichs Tobias Prell, Mitglied der DJG in Bayern, berichtet über seine Tätigkeit als Freiwilliger in einer Tagesförderstelle für Menschen mit schwerer Behinderung in Osaka Wenn die Deadline für diesen Beitrag abgelaufen sein wird, werde ich bereits knapp drei Monate in Osaka als Freiwilliger einer Tagesförderstätte 坤示示昨朸墾für Menschen mit schwerer Behinderung gearbeitet haben. Drei Monate, die mir natürlich nur wie maximal sieben Wochen vorkommen, da Aufregendes bekanntlich die Zeit fliegen zu lassen vermag – Doch Aufregung an sich ist natürlich noch ein wertneutraler Begriff und ich würde stilisieren, würde ich nur positives berichten, auch wenn diese Seite eindeutig im Übergewicht ist. Nichtsdestotrotz kann ich meinen Internationalen Jugendfreiwilligendienst, mit dem das Freiwillige Soziale Jahr seit Abschaffung der Wehrpflicht etwas sperrig betitelt wird, erst in vollen Zügen genießen, seit ich aus dem Guesthouse, das die Organisation für mich als Ausgangspunkt herausgesucht hat, ausgezogen bin. Die mir vorangegangenen Freiwilligen hatten mit ihren Schilderungen, was Dreck, Lärm und Ungeziefer angeht nicht untertrieben - Nach einem recht unglücklichen Zusammentreffen mit einer Kakerlake, die aus einer Klimaanlage über mir auf meine Schulter herabfiel, habe ich mir dann schnellstmöglich eine kleine Einzimmerwohnung gesucht, mit der ich nun mein Jahr in vollen Zügen genießen kann. Verfiel ich in der Guesthouse-Zeit aus Schlafmangel noch während der ersten Arbeitsstunden des Öfteren dem Sekundenschlaf und konnte mich kaum auf all die Infos und Anweisungen konzentrieren, die ich bei der fürsorglichen Einarbeitung bekommen habe, merke ich nun, wie ich ein immer selbstverständlicher eingesetzter, vollwertiger Kollege für die Festangestellten werde, wie sich langsam Sicherheit durch Routine einstellt – Sodass es eine Ausnahme bleibt, wenn etwa beim Auffüllen der Shampoo-Flaschen den Großteil des Shampoos auf dem Boden landet statt in der Flasche; Und selbst wenn es zu solchen Missgeschicken kam, wurde es bisher immer mit Humor genommen. Ganz allgemein ist das Klima in der Einsatzstelle extrem angenehm, da mit den knapp 35 Mitarbeitern und der überschaubaren Größe des Arbeitsplatzes eine sehr familiäre Atmosphäre entsteht, in der Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 33 fast täglich jeder mit jedem zu tun hat. Desweiteren wurden schnell ein „Kennenlern-Tag“ festgelegt, an dem ich allen Rede und Antwort stehen und für die Einsatzstelle etwas kochen sollte, wobei ich ein Gericht mit Kartoffeln gewählt habe. - Wenn ich jedoch nicht gerade Stereotypen bzgl. der deutschen Küche bediene, besteht meine Arbeit natürlich hauptsächlich aus der Versorgung der betreuten Menschen mit Behinderung und des Schaffens eines geeigneten Rahmens hierfür; was konkret, etwas lakonisch als typischer Arbeitstag skizziert, folgendes bedeutet: In- und außerhalb der Einsatzstelle kehren, die Futons der Betreuten ausbreiten, Morgentee vorbereiten, die nach und nach ankommenden Betreuten in Empfang nehmen und versorgen (Teetrinken, Temperatur-, Puls-, Blutsauerstoff-Messung, erster Toilettengang), Abhalten der Morgenrunde坤鑛昨抵墾(Vorlesen der Neuigkeiten bzgl. der einzelnen Betreuten, Singen von drei „Monatsliedern“), Versorgung der Betreuten mit ihrem Mittagessen, zweiter Toilettengang, gemeinsame Nachmittagsaktivität und parallel dazu Unterstützung für die zum Baden Eingeteilten - sofern man nicht selbst eingeteilt ist, Vorbereiten der Abreise der Betreuten (Teetrinken, dritter Toilettengang, abfahrtsbereit machen), Abbauen der Futons, Reinigen der Einsatzstelle (Staubsaugen, Bäder reinigen etc.) Bisweilen begleiten wir auch die Betreuten in den Bussen, die sie von Zuhause in die Einsatzstelle und zurück bringen; in jedem Fall dauert der Arbeitstag entgegen dem Klischee immer relativ genau von 8:30 Uhr bis 18 Uhr und das an fünf Tagen jeder Woche. Entgegen dem Klischee allerdings auch nur, da wir keine Festangestellten sind – von diesen wird „natürlich“ erwartet standardmäßig einiges früher zu kommen und einiges später zu gehen, als die regulären Arbeitszeiten vorschreiben. . Und auch bei den berüchtigten Meetings und freiwilligen Engagements greift der Stereotyp nicht zu kurz. Um es etwa überspitzt formuliert zu exemplifizieren: Mit japanischer Arbeitswut in den Augen deines Gegenübers, kann etwa die Frage „Wollt ihr Freiwilligen euch nicht mindestens alle zwei Wochen nach der Arbeit bis etwa 22 Uhr treffen, um einen Auftritt für das Weihnachtsevent vorzubereiten?“ vielmehr nur noch als Anweisung aufgefasst werden. Aber ein kleiner Aufritt ist ja auch eine schöne Idee, die man gerne mitträgt; nur war es eben ein Beispiel. Wenn dann noch Fortbildungslehrgänge an freien Tagen, das allmonatliche Meeting der Arbeitsstelle, das der Organisation und diverse Veranstaltungen sowie Begrüßungs- und Verabschiedungstreffen von Angestellten hinzukommen, vermindert das die Freizeit aufsummiert doch um einiges. . Jedoch gewöhnt man sich mit der Zeit, denke ich, an all das – und man gewöhnt sich vor allem gerne. Zum einen wegen der genannten familiären Atmosphäre (die nicht zuletzt sicher auch aus dem erheblichen Zeitaufwand entspringt) und den Freundschaften, die man schnell schließt; zum anderen, da alles um der Betreuten willen geschieht – und man diese einfach von Beginn an in sein Herz schließen muss, sodass man alles gerne in Kauf nimmt. Die Gewöhnungszeit weicht aber ohnehin langsam einem Alltag, in dem ich sogar Zeit finde, wöchentlich den kostenlosen Japanisch-Kurs freiwilliger Lehrkräfte einer nahegelegenen Mittelschule zu besuchen und ab und an mein Kendô-Training auch hier fortzusetzen. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 34 Kanji –Kurs 4 neue Kanjis, erläutert von Wolfgang Hadamitzky Die bisher eingeführten Kanji: 瀧 忠 濯 朝 嗔 蹙鏤軛虫烝錨宅付秒池鋺涖 鑵 圓友ə滿渼鑚彳椌樅 嚔旅箆 評嘆 螭 超幽琢託梛迯本 悄 敕悸數旄晧珽拓 菱片便勉 弭隣弸不 貭♤縫 ⑼ 凋餮坿 ︽直霓鴈陬 鎬 儁 . schaftler; 蹙鑚旄 Nihon gakusha Japanologe; hissha Schreiber, Verfasser. 滲 TO, miyako – Hauptstadt Merksatz: Viele VIPs stadt. SHI – Stadt; Markt; ichi – Markt Merksatz: Überdachter 貯 Ort für Stoffe 滾 (und andere Waren): Markt; Ort mit Markt(platz): Stadt. Komposita: 滲不 shinai in der Stadt, innerhalb der Stadtgrenze; 滲弸 shigai außerhalb der Stadtgrenze; Vorort; 滲滿滲 Ichikawa-shi die Stadt Ichikawa; 嗔蹙滲滲 Yokkaichi-shi die Stadt Yokkaichi; 鑚滲 mihon-ichi Messe (Ausstellung). am Ort Komposita: 滲 toshi Stadt; in(nerhalb der Stadt) Tôkyô. : Haupt- 不 tonai 庁 KYÔ – Haupstadt Merksatz: Kaiserpalast mit Flachdach 貯 und breiten Fenstern 旅 sowie staunenden Klein椌bürgern darunter: Hauptstadt (mit Kaiserresidenz). Komposita: 庁 (滲) Kyôto(-shi) (die Stadt) Kyôto; 陬庁( ) Tôkyô(-to) (die Hauptstadt) Tôkyô; 琢庁 jôkyô nach Tôkyô/zur Hauptstadt (fahren). SHA, mono – Person Merksatz: Die Erde 圓 mit einer Hacke / bearbeiten, Tag 蹙 für Tag: Person (z.B. aus einer bestimmten Berufsgruppe). Komposita: 旄 Kaihô gakusha Gelehrter, WissenNo. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 35 Rezensionen David Mitchell Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet deutsche Übersetzung Rowohlt Verlag September 2012 714 Seiten Euro 19,95 Der englische Autor David Mitchell gilt vielen Lesern als ein hoch begabtes Talent in der schreibenden Zunft und als Produzent von Bestsellern. Weil gerade sein Roman „Cloud Atlas“ unter dem Titel „Wolkenatlas“ als Film in die Kinos gekommen ist, lohnt es sich, einen Blick in die deutsche Übersetzung seines Romans von 2010 zu werfen, der in Japan spielt. Jacob des Zoet, den der Autor auf der Insel Dejima im Hafen von Nagasaki nicht nur Abenteuer mit den dort lebenden Holländern und den japanischen Dolmetschern erleben lässt, ist niemand anderes als Hendrik Doeff, einer der Opperhoofd der holländischen Faktorei dort. Der echte Doeff war 1777 geboren und starb 1835 in Amsterdam, nachdem er 18 Jahre auf Dejima verbracht hatte. Das geschah zwangsweise, weil zu der Zeit bedingt durch die napoleonischen Kriege keine holländischen Schiffe nach Japan segeln konnten. Doeff aber nutzte die Zeit für ein eingehendes Studium Japans, das ihn zu einem Kenner und Freund des Landes machte. Um die Zeit, als Doeff in Dejima war, hatte sich alles Harsche und das Mißtrauen im Umgang miteinander bereits gelöst. Japaner interessierten sich zunehmend für die Errungenschaften des Westens, lernten Holländisch und pflegten einen recht engen Umgang mit den seltsamen Fremden auf der Insel. Bis auf wenige Individuen war das westliche Interesse an Japan allerdings sehr viel schwächer ausgebildet. Doeff und nach ihm Philipp Franz von Siebold waren Ausnahmen. Was macht nun der Autor aus diesen Tatsachen? Mitchell ist kein konventioneller Erzähler und bietet keine langsam sich entwickelnde Beschreibung dieses Lebens um 1800 auf Dejima. Die Mahnung unserer Deutschlehrer, beim Schreiben vollständige Sätze zu bilden, gilt ihm ebenfalls nicht viel. Er treibt seinen Roman vorwiegend durch Gesprächsfetzen und Sinneseindrücke voran. Ständig raunt und raschelt etwas, Motten taumeln durch die Luft, graue Katzen miauen bedeutungsvoll, weshalb der Leser grübelt, ob sie vielleicht für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. Das ist anfangs recht witzig. Allerdings muss der Autor Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 36 sich zunehmend bemühen, neues Personal dafür heran zu schaffen, um den Leser bei der Stange zu halten. Doeff hat später (1833) seine „Erinnerungen an Japan“ in holländischer Sprache erscheinen lassen (englische Übersetzung unter dem Titel „Recollections of Japan“ 2003). So seltsam das zusammengepferchte Dasein von Europäern und Japanern auf der kleinen Insel auch erscheinen mag, in seinem Buch und in den jährlichen Tagesregistern der Opperhoofd deutet nichts auf exaltiertes Benehmen und aufgeplusterte Geschehnisse hin. Die Umstände wurden von beiden Seiten als völlig normal hingenommen. Der Autor begnügt sich also nicht mit dieser an sich schon farbigen Begegnung zwischen Europäern und Japanern, die nur durch das lose Band gegenseitiger kommerzieller Interessen verbunden sind. Und das 200 Jahre lang. Der junge Jacob de Zoet muss erst einmal mit der Eigensucht und der Korruption unter den Holländern selbst aufräumen, verliebt sich (natürlich) in eine junge, von Holländern in der Shirand -Akademie (die gab es tatsächlich) ausgebildete japanische Hebamme (vielleicht hatte Mitchell da Siebolds Tochter O-Ine vor Augen), die aber in die Fänge des bösartigen Fürstabtes Enomoto gerät, der einen Todeskult pflegt. Es mag ja möglich sein, dass heute ohne ausgesuchte Grausamkeiten kein Roman mehr auskommt, aber eine Art von aztekischen Blutorgien in einem Kloster (das immer wieder als Schrein bezeichnet wird) geschehen zu lassen, ist schon starker Tobak und wirkt auch sehr befremdlich. Schließlich kehrt der Roman wieder nach Dejima zurück und bietet eine veritable Seeschlacht, für die es ein entsprechendes historisches Vorbild gibt. Der Staat Holland existierte dank Napoleon nicht mehr. Lediglich auf Dejima und einigen kleineren Inseln in den südostasiatischen und indischen Gewässern wehte noch die holländische Flagge. Denn die japanischen Behōrden hielten ihren holländischen „Gästen“ in dieser Zeit die Treue, sehr erstaunlich, wenn man bedenkt, mit wie viel Mißtrauen diese Beziehung begann. Ein englisches Schiff, die Phaëton (im Buch Phöbus) war 1808 in den Hafen von Nagasaki eingedrungen und drohte japanische Schiffe und die Küste zu zerstören, wenn die Japaner nicht die Niederlassung Dejima und den damit verbundenen Handel England ausliefern würden. Ähnliches versuchten auch die Russen. Aber Doeff gelang es in der Zusammenarbeit mit den Japanern immer, diese Versuche abzuwehren. Auch dem Helden des Romans Jacob de Zoet gelingt das, nicht aber, seine Geliebte zu retten. Eine große Rolle spielt das Quecksilber, das die Holländer als Medizin nach Japan brachten und das in diesem Roman zu dem tödlichen Elixier in den Händen des bösartigen Abtes wird. Viel Stoff zum Lesen, und tatsächlich ist die deutsche Übersetzung des Romans 714 Seiten lang. Der Satz „Macht David Mitchell den Schädel auf, und eine ganze Symphonie von Einfällen und Ideen fliegt raus“ (The Times) ist richtig. Aber manchmal ist wirklich weniger mehr. Dr. Andrea Hirner Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 37 Mokichi Sait Wanzentagebuch Die kleinen Leiden und Freuden eines japanischen Studenten im Europa zwischen den beiden großen Kriegen (1921-1924) übersetzt u. herausgegeben von Peter Pantzer Herder 2011 410 Seiten Euro 24,95 Dass im März 1886 der junge japanische Arzt Mori Rintar , der sich als Schriftssteller gai nannte, sein Studium bei Max von Pettenkofer in München aufnahm und in seiner Erzählung „Wellenschaum“ den Tod von Ludwig II. im Starnberger See beschrieb, ist inzwischen recht gut bekannt. Sehr viel weniger bekannt ist sein „Nachfolger“ in München, der für ein Jahr in der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie (heute: Max-Planck-Institut für Psychiatrie) als Nervenarzt forschte. Wie Mori führte er ein doppeltes Leben: Nach seinem Medizinstudium als Arzt, aber in seinem eigentlichen Leben als Dichter. Sait Shigeyoshi war 1882 in Yamagata geboren worden, als Sohn eines Bauern (sein Dichtername Mokichi war sein Kindername). Doch dazu taugte der sensible und früh dem Lesen ergebene Knabe gar nicht. Er kam nach T ky als Adoptivsohn eines Arztes, der in Deutschland Medizin studiert hatte und einen Adoptiv- und gleichzeitig Schwiegersohn brauchte. Folgsam studierte der Junge Medizin, um einmal die Klinik des neuen Vaters zu übernehmen. Die Freuden der inzwischen Mokichi Saitô stark westlich orientierten Großgezeichnet von Kitahara Hakushû (1885-1942) stadt T ky konnten ihn nicht recht locken: er blieb immer schwerfällig und etwas unbeholfen, im Körperbau wie im harten Dialekt des Nordens, den er nie ganz ablegte. Ganz im Gegensatz zu seiner späteren, westlich erzogenen Frau. Ist es ein Wunder, dass die Ehe nicht glücklich wurde? Erholung bot ihm lediglich das Verfassen von Gedichten, keine Haiku, sondern von Tanka mit 31 Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 38 Silben. Auf Wunsch des Schwiegervaters ging er von 1921 bis 1924 nach Europa, nach Wien und München. In Japan hatte er bereits einen Namen als Dichter, als 40jähriger Spät“student“ war er dagegen ein Nichts. Pflichtgemäß führte er seine Forschungen durch, untersuchte Hirnschnitte von Paralytikern unter dem Mikroskop oder die Gehirne von Versuchstieren. Sonst streifte er durch die Städte, unternahm zahlreiche Reisen in Österreich und Deutschland – und beobachtete. Am liebsten still in der Ecke eines Cafés, mit Freunden in Bierkneipen, in der Gesellschaft von Frauen (seine sexuelle Neugierde war groß). Er schrieb keinen Reiseführer für wohlhabende Japaner, wenig über schöne und berühmte Gebäude oder Persönlichkeiten. Nur die Natur, in der sich seine Einsamkeit spiegelt, ist ihm vertraut, in ihr fällt seine Angst von ihm ab. Denn er ist ein Melancholiker bis zur Verzweiflung, überempfindlich, und gelegentlich wirkt er wie in Kind in einer fremden Welt. Er kann nur reflektieren: seine Heimat Japan, seine Konstitution, seine Empfindsamkeiten. Dazu gehört seine dünne weiße Haut (er war buchstäblich „dünnhäutig“), die ihn oft quält, besonders wenn er von Ungeziefer gestochen wird. Und das geschieht ihm oft: sein „Wanzentagebuch“ ist deshalb die Titel gebende Geschichte. Denn in München zog er endlos um, immer auf der Suche nach einem sauberen Quartier ohne die Quälgeister, die ihn ständig heimsuchten. Aber es ist vom 19. Juli 1923 bis Juli 1924, die er hier verbrachte, ein armes München, in das er kommt. Der verlorene Krieg, Mokichi Saitô Hungersnot und die entsetzlivor dem Goethe Denkmal am Wiener Opernring, che Inflation machen München Wien, , Juni 1923 zu einem trostlosen Ort. Eine Semmel kostet 15.000 Mark, ein Bier 150.000 Mark, und jeden Tag steigen die Preise. Nicht nur ist er Zeitzeuge, wie die alte Ordnung in München zusammenbricht; er sieht auch, wie eine neue, viel schrecklichere herauf zieht. In seine München-Zeit fällt der Novemberputsch von Hitler. An diesem Tag steigt der Wert eines englischen Pfund auf 12 Billionen Mark, notiert er (S. 294). Er dagegen kommt aus einem Siegerland, das sogar Krieg gegen das so verehrte Deutsche Kaiserreich Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 39 geführt hat. Er beobachtet, wie die Münchner Familien zusammenrücken, um an den fremden Studenten vermieten zu können. Er leidet unter den gelegentlichen abschätzigen Zurufen „Japs“ oder „Chinese“. Auf dem Land ist es besser; die Menschen sind freundlicher, und manchmal trifft er Veteranen, die in japanischer Kriegsgefangenschaft waren und sogar ein paar Wörter Japanisch sprechen. Einziger Lichtblick in München ist die „Japantante“ Maria Hillenbrand, die die japanischen Studenten betreut und bei der er länger wohnt und ihr Gedichte und eine Erzählung widmet. Als er probeweise einmal in der Klenze Str. 30 übernachtet, um zu sehen, ob die Wohnung ungezieferfrei ist, liest er von dem großen Kant -Erdbeben vom 1. September 1923 mit Hunderttausenden von Toten. Die nachfolgenden Tage sind eine Tortur mit der Ungewissheit, ob Familie und Freunde noch leben. Zwar hat er das Glück, dass alle wohlauf sind, aber das Unglück ereilt ihn später. Einen Tag vor seiner Rückkehr nach Japan hört er in Hongkong, dass die Klinik seines Schwiegervaters abgebrannt ist. Mit endlosen Schreibarbeiten muss er für ihren Wiederaufbau sorgen. Er ist auch der Hausarzt des Dichters und Freundes Akutagawa Ryünosuke und besorgt ihm das Mittel, mit dem dieser Selbstmord beging. Seine Schriften füllten später 56 Bände, und 18.000 Gedichte hat er hinterlassen. In Wien hat sich Professor Dr. Alexander Slawik, der ein Studienfreund von Mokichi war, darum gekümmert, ihn nicht vergessen zu lassen. Professor Dr. Pantzer, der seine Habilitationsschrift über ihn verfasst hat, hat nun die Schriften, Essays, Erzählungen und einige der Gedichte in diesem Band zusammen gefasst, übersetzt und sorgfältig kommentiert. Es ist kein unbeschwertes und heiteres, erfolgreiches Leben, das in diesem Buch ausgebreitet wird. Aber es ist für uns auch ein Spiegel des Lebens dieser Zeit in Österreich und Deutschland, und deshalb sollte es unbedingt als ein Teil des „japanischen Bayern“ gelesen werden. Immerhin ist seine „Reise zu den Quellen der Donau“, das heißt nach Donaueschingen, bekannt geworden, denn die Deutsch-Japanische Gesellschaft Donaueschingen beruft sich stolz auf diesen Essay und hat dem Dichter eine Erinnerungstafel gewidmet. Vielleicht verlockt das Buch den einen oder anderen zu einem Blick in das Leben von Sait Mokichi in Europa und in sein „Wanzentagebuch“. Dr. Andrea Hirner Japanisches Au-Pair gesucht Familie bei München mit drei Kindern (zwei Mädchen mit 6 und 4 Jahren, ein Junge mit 1 Jahr) sucht japanisches Au-Pair (weibl.) ab Mitte April oder Anfang Mai 2013. Mit den Kindern sollte japanisch gesprochen werden. Erfahrung mit Kinderbetreuung (Babysitting usw.) ist sehr erwünscht. Nähere Informationen unterkoko3@web.de und 0176/50221913. 蹙鑚朝士時仔昨夢 璽自執慈執昨 昨虫朝朸踞 敕盗朔 昨悄昨敕腰 昨悄昨敕腰 昨 昨 敕 歳蹙鑚朝士時仔 悄磽 燦蔡裁崎哉擦際甑 烝 鏤湧栽 鏤 栽晒甑 敕盗 碕轗倻蹙鑚 燦 裁崎託細哉甑持似実斯紫祉実作鷺昨 滽 被擊甑 菱: 磁実識koko3@web.de, 蟷澳 0176-50221913. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 40 Filmrezension Nabbies Liebe funktioniert als Zwitterwesen von Musical und Komödie. Auf der Okinawainsel Aguni formieren sich dabei Dramaturgie, Musik und Schauspieler zu einem ganz einzigartigen Ensemble der Einzelleistungen. Ein Kommentar von Maximilian Stoiber. Nabbies Liebe DVD, ab £ 20 bei Amazon.co.uk Einzelheiten zur Filmvorführung: siehe Seite 6 dem Schiff die Insel - ahnungslos und guter Dinge. Die Heimkehr Die ganz normal unreife Nanako (Naomi Nishida), die weniger durch ihre Naivität und Impulsivität, als durch ihr Schweigen aus der quietschpinken Lollipoprolle fällt, kehrt eines sonnigen Tages auf die Inseln Aguni zurück, um sich dort dem gehobenen Müßiggang eines Inseldaseins zu widmen. Glücklicherweise ist das großstädtische Springinkerl als Dorfschönheit und Enkelin der Nabbie-Familie dort willkommen. Selbst der ihr bereits von Kindheit an versprochene Kapitän der Fähre Kenji (Shinichi Tsuba) macht ihr bereits auf dem Schiff den Hof und will ihr gerne die Kraft seiner Lenden spenden, was Nanako jedoch ablehnt. Auch der junge Taugenichts und Wandersmann Fukunosuke (Jun Murakami) erreicht mit Kaihô No. 1/2013 Als Teil des Okinawa Archipels, auf der Nanakos Großvater Keitatsu (Seijin Noborikawa) und Großmutter Nabbie (Tomi Taira) noch leben, zeigt sich Aguni dabei als recht anachronistisches Paradies, unbelastet von mondäner Hektik, voll Gemeinsinn, Musik und überfließender Flora. Dralle, folkloristische Einheimische, deren Erwerbstätigkeit schemenhaft bleibt, scheinen entweder mit Viehzucht oder musischer Eigenpädagogik beschäftigt zu sein - eine andere Welt. Das in Würde gealterte Ehepaar Keitatsu und Nabbie kommuniziert miteinander ohne zu sprechen, die Handgriffe der Alltäglichkeit sind ihm geläufig. Er züchtet Kühe, spielt Shamisen und sie kultiviert eine mysteriöse Leidenschaft für Bougainvillea, einer prachtblütigen Pflanzenart, die größtenteils in Brasilien heimisch ist. Nanako scheint das alles bereits zu kennen. Sie steht auch auf einmal nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens, denn so linear das Leben auf der Januar/Februar 2013 Seite 41 Insel bisher lief, so jäh wird es durch die Ankunft des mysteriösen Fremdlings Sanra (Susumu Taira) empfindlich gestört. Das Gleichgewicht der Gemeinschaft scheint in Gefahr. Gerüchte über den einstigen Inselbewohner kursieren munter, bis schließlich Nanako eines Tages beobachtet, wie der alte Sanra und ihre Großmutter Nabbie sich um den Hals fallen - wiedervereint nach über sechzigjähriger Trennung. Offensichtlich kann das die unbarmherzige Rollator-Schamanin, als Päpstin der konspirativen Gemeinde, nicht billigen und fordert die erneute Exilierung Sanras von der Insel, im Namen der kami (dt.: Götter). Der abgehaltene Familienrat, ihrem orakelnden Sprachrohr stets treu ergeben, erkennt schlau im Götterwillen diese einzige Möglichkeit und stimmt dem zu. Was einst Motto der Kreuzzüge war, legitimiert auch heute noch immer ganz vorzüglich jene willkürliche, repressive Ausgrenzung durch vermeintliche Notwendigkeit. Der Fremde muss also weg, am besten zurück nach Brasilien und Großmutter Nabbie darf ihre frühe Liebe nie mehr wiedersehen. Da jedoch nach so langer Zeit ein erneuter Kaihô No. 1/2013 Verzicht auf ihre Blume nicht in Frage kommt gibt sie sich ihm ganz hin, entschlossen der insularen Leidenschaft, inklusive ihrem eigentlichen Mann Keitatsu, zu entfliehen. So kommt es, dass das alte-junge Paar mit einem Mal weg ist - auf nach I-loveyou-Island. Das von der prophetischen Kraft der Schamanin angedrohte Unheil, das Aussterben der ganzen Nabbie-Familie, wird daher auf eine unerwartete Probe gestellt. Selbstredend tritt es nicht ein: Der gehörnte Großvater Keitatsu, immer schon als liebevoll-renitenter Spaßvogel bekannt, gibt sich nur mit dem Besten für die Frau zufrieden und lässt sie daher ziehen und fügt sich somit ganz selbstlos dem schmerzlichen Verlust. Auch Nanako entschließt sich der Prophezeiung zu trotzen und bleibt, mit dem ihr inzwischen angetrauten Fukunosuke auf Aguni. Sicher werden sie bald Kinder bekommen und ganz bestimmt glücklich werden, wenn nicht doch Kenji, der schelmische Lustmolch und Kapitän der kapitalen Fähre, seiner fruchtbaren Bestimmung folgt - aber das ist eine andere Geschichte. Januar/Februar 2013 Seite 42 besser erst gar nicht auffällt, der kann die angenehme Filmlänge von 1,5 Stunden mit Zur Einkehr Ein munterer Hoppla-Hopp, dessen Drehbuch wirkt, als sei es für das Abendprogramm prädestiniert. Dieser Eindruck täuscht auch nicht, sondern ist in jeder Hinsicht für laue Winternächte an der Amalfiküste verfasste Unterhaltung. Als quietschbunte Samurairomantik, mit bemüht originellem Patchwork zwischen Jung und Alt, zwischen traditioneller Musik und Irish-Folk, vermisst er gekonnt jegliche Motive und Charakterentwicklung. Die freiwillige Selbstbeschränkung, als Preis einer uneingeschränkten Weichzeichnung des Lebens, macht auch vor den ewigen Themen wie Liebe, Treue und Misstrauen gegenüber Fremden nicht Halt und kann daher den Zuschauer in einen einlullenden Strudel aus interessanten musikalischen Darbietungen mit sakeseligem Happy End in die Tiefe ziehen. Lust verfolgen, ohne dabei mit der gefährlichen Realität konfrontiert zu werden. So gesehen ist Nabbie no koi ein freundliches, harmloses Märchen, das mit sympathischen Einzelleistungen, wie etwa Shamisenmeister Keitatsu, der seinen frivolen, unverblümten Charme gerne über der verklemmten Enkelin Nanako ausgießt, beglücken kann. Auch Großmutter Nabbie ist recht spaßig anzusehen. Jeder, der sich zudem für die seit über 10 Jahren im Kitcho gespielte Yoshida-Brothers‘ CD nicht mehr so ganz begeistern kann, der sollte sich daher vor allem die Musik nicht entgehen lassen. Insgesamt erwartet einen somit am 18. 01. ein Film, der Anlass zum Lachen und zum Weinen gibt - wie stets präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Japanischen Kulturinstitut in Köln, der Münchner Stadtbibliothek und der DJG. Offene Fragen bleiben nur bei entsprechender Erwartung. Wer gnädig über die Dramaturgie hinwegsehen kann, oder wem sie Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 43 Jugend-Kreis Michelle Janetzko stellt den kürzlich gegründeten Jugendkreis der DJG in Bayern vor Seit Sommer dieses Jahres gibt es den neu gegründeten Jugend-Kreis. Er richtet sich an Jugendliche (Studenten, Schüler) zwischen 17 und 25 Jahren, die Mitglieder der DeutschJapanischen Gesellschaft sind oder es werden wollen. Unsere Aufgabe ist es, bekannte Persönlichkeiten zu interviewen, die einen Bezug zu Japan haben und sie dann im Kaihô vorzustellen. So wurde im letzen Kaihô (Ausgabe 6/2012) der japanische Generalkonsul Akira Mizutani vorgestellt. Der Jugendkreis will jungen Leuten ermöglichen, sich aktiv in der DJG zu engagieren und Projekte mit Gleichaltrigen zu planen und durchzuführen. Mitglieder Jugend-Kreis Dazu gibt es jeden Monat zwei Treffen im Büro der Deutsch Japanischen Gesellschaft, mit japanischem Tee und etwas Süßem. Außerdem werden auch andere Aktivitäten wie Karaoke, Gemeinsames Kochen, Filmabende und Treffen mit japanischen Austauschstudenten (Stadtführung) angeboten. Falls du Interesse hast dich daran zu beteiligen und gute Ideen für neue Projekte oder Veranstaltungen hast kannst du gerne unverbindlich zu einem der nächsten Treffen kommen und mehr über den Jugend-Kreis erfahren. Zeit: Ort: Eintritt: Information/ Anmeldung: Kaihô 17.00 Uhr, jeweils am 1. und 3. Montag jedes Monats Büro DJG (Marienplatz 1/II, 80331 München) frei djg-muenchen@t-online.de No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 44 Die Wintersonne so tief, plötzlich Spinnweben in meiner Kammer Rainer Mehringer Foto: Kazuyoshi Miyoshi aus der Ausstellung Weltkulturerbe in Japan Acht rote Blüten der Amaryllis trotzen der Herrschaft des Winters. Erich Wasem Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 45 Japanischer Gesprächskreis Ein Bericht von Yuko Murato Es freut uns, dass immer wieder neue Leute den Weg zu unserem Diskussionskreis finden. Mancher kommt auf Empfehlung von Bekannten oder weil er im Internet auf uns aufmerksam wurde. Ein neues Mitglied erfuhr durch einen Aushang an der LMU von uns. Aber wir sind auch glücklich, dass uns unsere Stammmitglieder treu bleiben und viel zum Gesprächskreis beitragen. Das Gesprächsthema am 8. November war die Farbenlehre. Diesmal konnten wir leider keinen Beamer organisieren. Aber es ging mit dem Laptop der Rednerin auch gut. Die als Installations- und Ikebana-Künstlerin sehr gefragte Referentin, die aus einer Künstlerfamilie aus Kyôto stammt, stellte uns zuerst die Farbenlehre von Johannes Itten vor und verglich sie mit der von Goethe. Nach der Referentin sei die letztere sehr emotional und von der Farbe Rot dominiert. Sie führte uns dann ins Geheimnis der Farbenwelt ein und gab uns sogar geheime Tipps, zum Beispiel was für eine Farbe eine Frau bei ihrem ersten Date tragen soll, oder was für Farben eine Businessfrau für ihr Arbeitskostüm wählen soll usw. Wir sprachen noch über die Shinnenkai, das Neujahrsfest unseres Kreises am 31.01.2013 in einem Restaurant. Es wird wieder ein schöner Abend sein mit unseren Freunden und Familien. Beim letzten Treffen in diesem Jahr am 5. Dezember hielt eine Teilnehmerin aus China einen Vortrag über die japanische Sprachprüfung für Nichtmuttersprachler (JapaneseLanguage Proficiency Test). Sie hatte sich drei Tage zuvor einer Prüfung für den höchsten Grad unterzogen. Weil sie uns vor dem Vortrag umfangreiches Info-Material über die Prüfungen verteilt hatte, konnten wir uns ein Bild davon machen. Während des Vortrags machten wir einige schwierige Prüfungsbeispiele probeweise mit. Gleich konnten wir feststellen, wie hoch das Niveau war – beim Test werden nicht nur die Kenntnisse der Schulsprache, sondern auch die Beherrschung und Differenzierung der alltäglichen und familiären Ausdrücke geprüft. Nach der Diskussion gingen wir wie üblich in ein Café in der Nachbarschaft und stillten unseren Durst mit gekühltem Bier. Es gab noch einen regen Gedankenaustausch in entspannter Atmosphäre. 陋烝1鏤31蹙削朔鴫旨詞鹿執埼 冴阪昨赱烝抵燦離朝 朝碕蒜削 妻着暼埼際甑 Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 46 Haiku Kreis Yuko Murato berichtet Frau Miyashita aus Japan und Herr Wolfschütz, der ehemalige Vizepräsident der Deutschen Haiku-Gesellschaft (DHG) aus Hamburg, kamen tatsächlich zu unserem Haiku-Sondertreffen am 18.10.2012. Sie trug einen Kimono, dessen Farben und Muster uns an Meißener Porzellan erinnerten. Auf ihrem dunklen Obi-Gürtel waren spielende Kinderfiguren, die Glücksbringer sein sollen, zu sehen. In einem Raum, den unsere Eine Woche nach dem Treffen hatten wir noch ein reguläres Treffen. Wir waren uns einig, dass das Sondertreffen mit Frau Miyashita ein großes Glück für uns bedeutete. Dass sie auch offen und kritisch zu unseren Haiku geäußert hatte, gefiel uns besonders. Wir hoffen, dass das SonderTreffen mit ihr kein Einzelfall bleibt. Das Treffen am 22. November öffneten wir mit der erfreulichen Mitteilung, dass Frau Yoshino Yamada das einmal verschobene Deutsch-Japanische Haiku-Treffen am 28. Sept. 2013 nachholen wird. Herr Professor Dr. Pörtner wird dabei sein, wenn er an diesem Tag nicht verhindert ist. Frau Yamada hat sich von ihrer Operation im Sommer soweit erholt, dass sie wieder zu unseren Haiku Kommentare schreibt. Mitglieder liebevoll mit Herbstblättern und mit einer kalligraphischen Schriftrolle dekoriert hatten, lasen wir je zwei eigene Haiku vor, die anschließend in einer japanischen Übersetzung vorgetragen wurde. Frau Miyashita kommentierte jedes Haiku liebevoll und kompetent auf Englisch. Zwischendurch las Herr Wolfschütz einige Haiku aus dem Haiku-Kalender 2013 der DHG vor. Es wurden heißer Tee aus Japan serviert und leckere Süßigkeiten aus Tokio, sowie selbstgebackener Kuchen unserer Mitglieder gereicht. Nach ihrer Rückkehr nach Hause schrieb Frau Miyashita für die Homepage ihrer Haiku International Association (HIA) einen Artikel über dieses Treffen. Sie bittet mich nun, einen eingehenden Artikel über unseren Kreis in der Homepage zu veröffentlichen. Kaihô No. 1/2013 陋烝9鏤28蹙 圓 削樅 徒誕端朧歳哉晒裁 崎蹙 凸了彳抵燦 采祭碕削作三擦裁冴 Januar/Februar 2013 Seite 47 Hinweise Spendenaktion Das Projekt "Schützt die Kinder aus Fukushima - Hokkaido" bemüht sich darum, den Kindern aus Fukushima die Gelegenheit zu geben, jedes Jahr ihre Sommerferien auf Hokkaido zu verbringen, wo sie sich unbeschwert im Freien aufhalten und neue Kraft tanken können. Doch um dieses Hilfsprojekt auch weiterhin durchführen zu können, bedarf es finanzieller Unterstützung. Daher bittet die Stadt Sapporo die Münchnerinnen und Münchner: Helfen Sie den Kindern aus Fukushima und unterstützen Sie dieses Projekt mit Ihrer Spende. Von den Spendengeldern soll in Sapporo eine feste Einrichtung für die Kinder errichtet werden. Die Stadt Sapporo hat bei der Deutschen Bank (BLZ 70070010) ein Spendenkonto unter der Nummer 2239358 eingerichtet - Stichwort: Kinder aus Fukushima. Eine steuerliche Abzugsfähigkeit der Spenden ist leider nicht gegeben. Unter www.city.sapporo.jp/shimin/support/kikin/fukushima-ger.html hat Sapporo eine deutschsprachige Internetseite mit Informationen und dem Film "Aktiv für den Schutz der Kinder von Fukushima" eingerichtet. Ausstellungen Inspiration Japan Fotoarbeiten von Martin Eisenhawer (Wintergeister von Hokkaido) und Keramik in japanischer Tradition von Gudrun Paysen Galerie Claudia Geiser, Zürich, Breitingrstrasse 27 Ausstellung vom 14.12. 2012 bis 18.02.2013. Weitere Informationen unter www.claudiageiser.ch Japan zu Gast Galerie für Angewandte Kunst, München, Pacellistr. 6-8 Eröffnung: Donnerstag, 17. Januar 2013, um 18.30 Uhr. Mitglieder der DJG sind zur Eröffnung herzlich eingeladen. Ausstellungsdauer: 18. Januar bis 23. Februar 2013 Japan – Land mit einer über 1000-jährigen, bis heute lebendigen und vielfältigsten KeramikTradition sehr eigener Ästhetik – ist für die europäische Studiokeramik stets Vorbild gewesen und gilt bis heute als das „Gelobte Land“ der Tōpferei. In mannigfacher Weise bezog die Keramik Europas Anregungen technischer und ideeller Art aus dem Fernen Osten. Umso erstaunlicher ist es, dass Schauen mit Arbeiten zeitgenössischer Keramiker und Keramikerinnen aus Japan hierzulande zu zwar vielbeachteten gleichwohl raren Ereignissen im Ausstellungsbetrieb zählen. Der Bayerische Kunstgewerbe-Verein e. V. freut sich daher außerordentlich, sein Programm 2013 mit der Ausstellung „Japan zu Gast“ erōffnen zu können, die Werke von 9 Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 48 japanischen Künstlern und Künstlerinnen präsentiert. Die Ausstellung findet in Kooperation mit der Galeristin Marianne Heller statt, die sich in ihrer „Galerie für zeitgenōssische keramische Kunst“ in Heidelberg programmatisch der Vorstellung japanischer Keramik der Gegenwart widmet. Gezeigt werden Steinzeuge und Porzellane des „Lebenden Nationalschatzes“ Isezaki Jun (*1936), von Yamada Jôzan IV (*1954), Ken Mihara (*1958), Yasukage Katô XIV (*1964), Katsumi Kako (*1965), Shunichi Yabe (*1968), Yasuko Sakurai (*1969), Yoko Imada (*1971) und Masaru Nakada (*1977). Verkaufsausstellung Herbst / Winter 2012 /13 in der Galerie am Haus der Kunst – München, Franz-Josef-Strauß Ring 4 UTAGAWA HIROSHIGE I (1797-1858) „Ansichten berühmter Orte der 53 Stationen der TŌkaidŌstraße“, „TŌkaidô gojûsan tsugi meisho zu-e“. Die Memorial Edition aus dem Jahr 1891. Dauer der Ausstellung: 11. 12.2012 bis 28. 02. 2013 Workshop Klassischer japanischer Tanz -- "Hane no Kamuro" Tanzworkshop am 12. und 13. 1. 2013, Volkshochschule München, Schwanthaler Str. 18 Rgb. Das Kabuki-Tanzstück "Hane no Kamuro", uraufgeführt 1785, ist ein Genrebild des Demimonde-Viertels Yoshiwara in Edo (heute Tokio) während des Neujahrsfests. Kamuro, ein junges Mädchen, dient im Haushalt einer hochrangigen Kurtisane. Aus teils kindlicher, teils frühreifer Sicht beschreibt Kamuro Begebenheiten und Eindrücke aus diesem luxuriösen, sinnlichen Milieu, z. B. den Briefwechsel zwischen Halbweltdamen und Bewunderern. Kamuro tanzt auch eine Szene des Spiels mit einem Federball, „Hane“ und einem schōnen japanischen alten Schläger, „Hagoita“. Dieses Spiel, „Hanetsuki“ wurde traditionellerweise an Neujahr genossen. Einzelheiten unter dem folgenden link aufrufen: http://www.mvhs.de/5.3/mvhs.de/index.php?StoryID=1814&show=Veranstaltung&Ver anstaltungID=EM3412&SemesterID=2 Konzerte Das Neujahrskonzert am 21.01.2013 um 19.30 Uhr im Münchner Künstlerhaus, Lenbachplatz 8 mit Werken von Arenski, Koetsier, Mendelssohn Batholdy, Saint-Saens und japanische Lieder. Eintritt: von 26 – 32 Euro, Sonderpreise für Schüler und Studenten. Rebecca Rust (Violincello) Yumi Sekiya (Piano) Friedrich Edelmann (Fagott) Das klassische Kammerkonzert mit drei Musikern aus drei Kontinenten steht unter dem Motto „Zum neuen Jahr“ und unter der Schirmherrschaft des japanischen Generalkonsuls in München, Herrn Akira Mizutani. Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 49 Neue Mitglieder Wir danken allen neuen Mitgliedern für ihr Vertrauen in unsere Gesellschaft. Mit ihrem Mitgliedsbeitrag leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Zielsetzung unserer Gesellschaft, nämlich das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschen und Japanern zu fördern und zu vertiefen. In den letzten zwei Monaten sind unserer Gesellschaft drei neue Mitglieder beigetreten. Impressum: Familie Maria Burger Christian John Jana Guttmannova E-Mail: djg-muenchen@t-online.de 81667 München 85375 Neufahrn 82131 Stockdorf Herausgeber: DJG in Bayern e.V. Marienplatz 1/II 80331 München Telefon: 089/221863 Telefax: 089/2289598 Web: www.djg-muenchen.de Bürozeiten: Montag: 10.00 – 12.30 Uhr Donnerstag: 10-12.30 Uhr Bankverbindung: Commerzbank AG München Konto: 0331642700 BLZ 70080000 Redaktion: Lüder Paysen (verantw.) Jürgen Betten Dr. Andrea Hirner Elke Föll-Großhans Auflage: Druckversion: 1.000 Exemplare Online-Version: 546 e-mails Layout und Satz: Lüder Paysen Aufnahmen: Kazuyoshi Miyoshi (2) Yuko Murato (2) Tobias Prell (1) Michelle Janetzko (1) Herder Verlag (2) Franziska Schultz (2) Dr. Renate Syed (1) Kaihô No. 1/2013 Januar/Februar 2013 Seite 50 GALERIE A M HAUS DER KUNST MONIKA SCHMIDT Japanische Farbholzschnitte UKIYO-E • SHIN HANGA • SOSAKU HANGA BlOcKBücHER • MAlEREIEN • PUPPEN • MINGEI Franz-Josef-Strauß-Ring 4 • 80539 München Öfnungszeiten: Di – Fr 10.30-18.00, Sa 10.30-14.00 Tel.: ++ 49 (0) 89 22 23 15 • Fax: ++ 49 (0) 89 21 56 81 52 www.japankunst.de Der BMW 7er www.bmw.de/7er Freude am Fahren SOUVERÄNITÄT KÖNNEN WIR NICHT ERKLÄREN, ABER SIE KÖNNEN SIE ERFAHREN. Ein Automobil, dessen souveräne Leistung und elegante Exklusivität weit über das Gewohnte hinausgehen. Und das auch abseits der Straße Erwartungen übertrifft mit einem exklusiven Kundenbetreuungsprogramm, das seinesgleichen sucht. Mehr Informationen über den BMW 7er und den BMW Excellence Club unter 089 1250 16 000 oder www.bmw.de/7er DER BMW 7er. Kraftstoffverbrauch in l/100 km (kombiniert): 12,9 5,6. CO2-Emission in g/km (kombiniert): 303 148. Als Basis für die Verbrauchsermittlung gilt der ECE-Fahrzyklus. Abbildung zeigt Sonderausstattungen.