Kaihô - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern eV

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Kaihô - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern eV
Kaihô
Juli/August 2016
Das Japanfest am 17.
Juli im Englischen Garten ist zweifellos die
wesentlichste Veranstaltung für unsere Gesellschaft in diesem Sommer. Viele unserer Mitglieder besuchen das Fest
und kommen auch zu
einem kurzen Plausch an
unseren Stand.
Natürlich benutzen wir
unseren Informationsstand auf dem Fest dazu, die Zielsetzungen
und Leistungen unseres
Vereins darzulegen. Wir
machen ebenfalls Werbung in eigener Sache
und verteilen auch diesen Kaihô. So hat diese
Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift
diesmal nicht nur vier, sondern sechs Umschlagseiten. Die beiden letzten
sind eingeklappt und
werben auf der Außenseite für die DJG in Bayern, und auf der Innenseite ist ein Aufnahmeantrag abgedruckt, der
hoffentlich fleißig benutzt werden wird.
Fuji-san
Aufnahme: Alphonsus Maaswinkel
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Programm
Juristenstammtisch
Zeit:
Ort:
Montag, 04.07.2016 um 19.30 Uhr
Kitcho, Wurzerstraße 14, München
Stammtisch
Zeit:
Ort:
Mittwoch, 13.07.2016 um 19.00 Uhr
Kitcho, Wurzerstraße 14, München
Der Umzug
Zeit:
Ort:
Freitag, 15.07.2016 um 19.00 Uhr
Münchner Stadtbibliothek am Gasteig
Kodomo-Kagura und
Shakuhachi
Zeit:
Ort:
Samstag, 16.07.2016 um 19.00 Uhr
Museum Fünf Kontinente,
Maximiliansstr. 47, München
Japanfest
Zeit:
Ort:
Sonntag, 17.07.2016 ab 11.00 Uhr
Am Japanischen Teehaus im
Englischen Garten, Prinzregentenstr.1
München, hinter dem Haus der Kunst
Japanischer Gesprächskreis
Zeit:
Ort:
Donnerstag, 21.07.2016 um 19.00 Uhr
ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München
Japandult
Zeit:
Ort:
Sonntag, 24.07.2016 ab 12.00 Uhr
Glockenbachwerkstatt, Blumenstr. 7
München
Japanischer Gesprächskreis
Zeit:
Ort:
Sonntag, 24.07.2016 um 14.00 Uhr
Privatwohnung, München
Japanische Eßkultur
Zeit:
Ort:
Dienstag, 26.07.2016 um 19:00 Uhr
IBZ, Amalienstr. 38, München
Haiku-Kreis
Zeit:
Ort:
Donnerstag, 28.07.2016 um 18.30 Uhr
ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München
Haiku-Kreis
Zeit:
Ort:
Donnerstag, 25.08.2016 um 18.30 Uhr
ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München
Konzert mit traditioneller
japanischer Musik
Zeit:
Ort:
Mittwoch, 31.08.2016 um 19:00 Uhr
Museum Fünf Kontinente,
Maximilianstr. 42, München
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 3
Liebe Mitglieder und Freunde der DJG in Bayern,
Sie halten die Sommerausgabe unseres Mitgliedermagazins in den Händen, und ich
hoffe sehr, dass der eine oder andere Artikel Ihnen Japan näher bringen wird. Unmittelbar zum Anfassen wird es japanische Kultur wieder auf dem Japanfest im Englischen
Garten geben.
Am Sonntag, 17. Juli, wird das Japanfest bereits zum 21. Mal in dem schönen Teil des
Englischen Garten zwischen dem Haus der Kunst und dem Teehaus stattfinden. Neben
den traditionellen japanischen Künsten wie Ikebana, Keramik, Kampfkunst und Bogenschießen - um nur einige zu nennen - werden mehrere Musik-Gruppen aus Japan erwartet, die traditionelle japanische Musik und Tänze aufführen werden. Ein besonderes
Highlight sind immer auch die Auftritte der Schüler der japanischen Schule. Auch für
gutes japanisches Essen wird gesorgt sein. Mein Dank gilt alle Freiwilligen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement zum Gelingen dieses eindrucksvollen Festes beitragen.
Wer die Künstler des Japanfests in einer ruhigeren Atmosphäre erleben möchte, kann
dies auf dem Vorabendkonzert im Museum Fünf Kontinente am 16. Juli tun. Dort wird
unter anderem die Gruppe Kodomo-Kagura auftreten, die vor einigen Jahren bereits
einmal das Münchner Publikum begeistert hat.
In den Sommermonaten erwarten wir eine Jugenddelegation der JDG Fukuoka in München. Im Anschluss werden Münchner Jugendliche nach Kyushu reisen, so dass es im
nächsten Kaihô sicherlich einiges über die Jugendreise zu berichten geben wird. Auch
für die in München Bleibenden können wir in der Sommerpause einige interessante
Veranstaltungen anbieten. Insofern möchte ich auf den Vortrag über die Tradition und
die Vielfalt von Sushi am 26. Juli und das Konzert einer Gruppe von 10 japanischen
Musikern am 31. August hinweisen.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen und erholsamen Sommer!
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Schön
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 4
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Inhalt
Juristenstammtisch........................................................................................................... 7
Stammtisch ........................................................................................................................ 8
Der Umzug Ohikkoshi .................................................................................................... 9
Japanischer Spielfilm
Japanische Filmreihe im Gasteig ................................................................................. 10
A c h t u n g Filmfreunde!
Ab Juli Änderung bei der Kartenausgabe für die japanischen Filmvorführungen
Kodomo-Kagura und Shakuhachi............................................................................... 11
Vorabendveranstaltung zum 21. Japanfest
Japanfest 2016 .................................................................................................................. 12
Zum 21. Mal findet das Japanfest am Teehaus im Englischen Garten statt
Japandult .......................................................................................................................... 13
Japanische Esskultur – Was essen die Japaner außer Sushi? ................................ 15
Vortrag mit Lichtbildern von Dr. Kenji Kamino
Konzert mit traditioneller japanischer Musik .......................................................... 16
mit Shamisenspielerinnen, Shakuhachispielern, Kotospielerin, Nagautaspieleri,Tänzerin
Die Farben von Tokio – Lichtbildervortrag von Axel Schwab ............................. 18
Rückblick von Elke Föll-Großhans
Mitgliederversammlung 2016 ...................................................................................... 20
Siebold in unseren Gärten ……………………………………………………………………23
Das unbekannte Japan .................................................................................................. 27
Ein Beitrag von Lüder Paysen
Setting Sun - Zeitgenössische Fotografie in Japan ................................................... 31
Ein Beitrag von Michele Vitucci, München
Shimpu Tokkotai............................................................................................................ 39
Kurzgeschichte von Nina Yukiko Peters
Japanischer Gesprächskreis ......................................................................................... 48
Haiku-Kreis ..................................................................................................................... 49
Rezensionen .................................................................................................................... 50
Hinweise .......................................................................................................................... 51
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
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Juristenstammtisch
Neue Entwicklungen im japanischen Patentrecht
Die renommierte Patentrechtlerin Prof. Dr. Toshiko Takenaka von der University of
Washington School of Law ist Gast des nächsten Juristenstammtisches. Prof. Takenaka
hat ihren Bachelor-Abschluss an der Seikei Universität in Tokyo gemacht und arbeitete
zunächst in der Patentabteilung von Texas Instruments Japan. 1986 wurde sie zum Patent
Attorney ernannt und war dann im Yamasaki Law
and Patent Office tätig. Von der University of
Wahington bekam sie 1990 den LL.M. und 1992
den Ph.D. verliehen. Sie hatte Gastprofessuren
am heutigen Max-Plank-Institut für Innovation
und Wettbewerb in München und an der Waseda Universität in Tokyo.
Prof. Dr. Takenaka wird eine aktuelle Entscheidung des japanischen Obersten Gerichtshofs
vorstellen.
Inhaltlich geht es über das Verhältnis und die
Kompetenzen des Obersten Gerichtshofs zum
Obergericht für geistiges Eigentum und zum
Japanische Patentamt. Ausgangspunkt ist eine
Entscheidung des Obersten Gerichtshofs hinsichtlich eines Product-by-Process-Anspruchs,
in dem er eine lang etablierte Prüfungspraxis des Japanischen Patentamts für ungültig
erklärt hat.
Prof. Dr. Takenaka wird die Erkenntnisse dieses Falls im Hinblick auf die Bedeutung
von Spezialgebieten für geistiges Eigentum kritisch bewerten und mit der Rechtslage in
den USA und dem geplanten Einheitlichen europäischen Patentgericht vergleichen.
Der Stammtisch wird im Restaurant Kitcho stattfinden und um 19:30 Uhr beginnen. Es
werden zwei Sondermenüs angeboten. Sushi/ Sashimi/ Tempura für 16,50 Euro und
Udon/ California Maki für 11,50 Euro. Das Restaurant bittet um eine Reservierung unter djg-muenchen@t-online.de, um einen schnellen Service sicherstellen zu können.
Zeit:
Ort:
Eintritt:
Anmeldung:
Kaihô
Montag, 04.07.2016, 19.30 Uhr
Restaurant „Kitcho“, Wurzerstr.14, München
gratis
telefonisch, per Fax oder per Email bei der
DJG in Bayern
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 7
Stammtisch
Matsuri
Im Mittelpunkt des Juli-Stammtisches am Mittwoch, 13. Juli 2016, steht ein Reisebericht
unseres Mitglieds Karl Ewald.
Herr Ewald ist im Frühjahr für 2 ½
Monate durch Japan gereist. Er wird
über die von ihm besuchten japanischen Volksfeste („Matsuri“) berichten.
Im Mittelpunkt seines Berichts stehen
neben Schilderungen der Feste auch
persönliche Erlebnisse, beispielsweise
über die Schwierigkeiten, zu solchen
Festen zu kommen. Der Andrang der
Interessenten ist oft so groß, dass Verkehrsmittel und Hotels bereits lange im
Voraus ausgebucht sind. Insgesamt ist
ein vielseitiger und aktueller Reisebericht zu erwarten. Karl Ewald berichtet
über seine Japan-Erlebnisse auch auf
seinem Weblog www.japannerd.de.
Der Stammtisch findet jeweils am
zweiten Mittwoch eines Monats ab
19:00 Uhr im Restaurant Kitcho in der
Wurzerstr. 14 statt. Es wurden zwei
Sondermenüs ausgehandelt (Udon mit
California-Sushi für 11,50 Euro und
Aoba-Matsuri, Sendai
Aufnahme: Karl Ewald Sushi/ Tempura/ Sashimi für 16,50
Euro). Um dem Lokal die Vorbereitung
zu erleichtern wird um eine Anmeldung unter djg-muenchen@t-online.de gebeten. Die
Teilnahme ist aber auch ohne Anmeldung möglich.
Zeit:
Ort:
Eintritt:
Anmeldung:
Kaihô
Mittwoch, 13.07.2016, 19.00 Uhr
Restaurant „Kitcho“, Wurzerstr.14, München
gratis
telefonisch, per Fax oder per Email bei der
DJG in Bayern
No. 4/2016
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Der Umzug Ohikkoshi
Japanischer Spielfilm
Regie:
Darsteller:
Spieldauer:
Herstellung:
Sprache:
Shinji Sômai
Shinobu Chihara
Kiichi Nakai
Junko Sakurada
Mariko Sudo
124 Minuten
1993
Japanisch mit deutschen Untertiteln
Nach einem Roman von
Tanaka Hiko. Renko ist
beunruhigt, als sie hört,
dass ihre Eltern sich trennen wollen. Sie kann die
Änderungen, die sich daraus ergeben, nicht verstehen. Vergebens versucht
sie, ihre Eltern wieder zusammen zubringen ...
Sômai Shinji gilt als einer der großen Poeten unten den japanischen Regisseuren, die
sich mit dem Thema Jugend und Erwachsenwerden auseinandersetzen.
Zeit:
Ort:
Eintritt:
Veranstalter:
Kaihô
Freitag, 15.07.2016, 19.00 Uhr
Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek
am Gasteig, Rosenheimer Str. 5, München
frei
Bitte beachten Sie, dass die Platzkarten nicht
mehr bei der Vorstellung vor dem Saal ausgegeben werden, sondern ab dem 8.07.2016
kostenlos an den „München Ticket“ Verkaufsstellen erworben werden können.
DJG in Bayern und Münchner Stadtbibliothek
mit Unterstützung des Japanischen Kulturinstituts Köln
No. 4/2016
Juli/August 2016
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Japanische Filmreihe im Gasteig
A c h t u n g Filmfreunde!
Ab Juli Änderung bei der Kartenausgabe für die japanischen Filmvorführungen
Unsere japanische Filmreihe, die wir 2010 eingeführt haben, erfreut sich eines übergroßen Interesses. Der Kinosaal im Gasteig ist bei den Vorstellungen praktisch immer gefüllt. Da die Eintrittskarten erst eine Stunde vor Filmbeginn vergeben werden, kommt
es häufig vor, dass Interessenten, die erst kurz vor Beginn der Vorstellung kommen,
keine Karten mehr bekommen. Das führt zur Frustration und stößt häufig auf Unverständnis.
Um diese Situation zu verbessern, hat unsere Kooperationspartnerin, die Münchner
Stadtbibliothek, beschlossen, versuchsweise und auf eigene Kosten eine kostenfreie Kartenausgabe bei München Ticket einzurichten. Wie Sie sicherlich mittlerweile wissen,
gibt der japanische Filmverleih vor, dass für den Eintritt unserer Filmvorführungen
nichts verlangt werden darf. Ansonsten würden auf die Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern hohe Leihgebühren zukommen.
Ab der Filmvorführung im Juli 2016 erhalten Sie als Besucher für die japanischen Filmabende nun Ihre Eintrittskarten – natürlich als Freikarten – an allen Kassen von München Ticket (z.B. im Gasteig). Die Karten können dann 8 Tage vor dem Veranstaltungstermin abgeholt werden. Das bedeutet: Findet die Filmvorführung an einem Freitag
statt, erhalten Sie die Eintrittskarte ab dem vorhergehenden Freitag bei München Ticket.
Die Karten können bei München Ticket auch telefonisch bestellt und reserviert werden,
müssen jedoch 2 Tage vor der Filmvorführung abgeholt werden. Eventuelle Restkarten
erhalten Sie am Tag der Filmvorführung an der Abendkasse im Gasteig eine Stunde vor
Veranstaltungsbeginn. Bestellung über Internet ist nicht möglich!
Am Abend der Vorführung wird weiterhin der Einlass in den Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek, Gasteig, ab 18.40 Uhr sein. Beginn der Filmvorführung, wie bisher,
um 19.00 Uhr. Bitte beachten Sie, dass es ab sofort nach Beginn der Filmvorführung
keinen Nacheinlass mehr geben wird. Die Karten verlieren dann ihre Gültigkeit.
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
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Kodomo-Kagura und Shakuhachi
Vorabendveranstaltung zum 21. Japanfest
Auf der Vorabendveranstaltung zum Japanfest treten die Gruppe der Kodomo-Kagura
und der Shakuhachi-Spieler Seimo Yamaguchi auf.
Die Gruppe der Kodomo-Kagura in Tsuchie kommt aus der Stadt Oda in der Präfektur
Shimane. Die Stadt ist mit der Iwami-Silbermine bekannt, die 2007 ins UNESCOWeltkulturerbe aufgenommen wurde. Das japanische Wort Kodomo bedeutet Kinder
und Jugendliche. Das Wort Kagura bedeutet die Aufführung uralter Tänze und Musik
im Shintō. Die Herkunft der Kaguratänze geht der Legende nach auf Ame no Uzume zurück, die damit die Sonnen-göttin Amaterasu aus ihrer Höhle herausgelockt haben
soll. In diesem Sinne ist der Zweck der Tänze die Beruhigung, Besänftigung und Erfreuung der Gottheit. Sie werden zu verschiedenen festlichen Gelegenheiten dargeboten. Diese Kindertanzgruppe hat eine über 300 Jahre alte Tradition.
Seimo Yamaguchi hat bereits an einem
Shakuhachi Konzert der DJG in Bayern im
letzten Jahr mitgewirkt. Auf vielfachen
Wunsch unserer Mitglieder haben wir ihn
erneut zu dieser Vorabendveranstaltung
und zum Japanfest eingeladen. Seimo Yamaguchi hat früher Gitarre gespielt und
danach erst, zur Vertiefung japanischer
Kultur, angefangen, Shakuhachi und Shinobue (Bambusquerflöte) zu lernen. 2011
startete er seine Karriere als Solist und gibt
derzeit weltweit Konzerte. Er wird beim Konzert mit Shakuhachi (Bambuslängsflöte)
und Shinobue (Bambusquerflöte) verschiedene alte und neue japanische Musikstücke
vortragen.
Zeit:
Ort:
Preis:
Anmeldung:
Kaihô
Samstag, 16.07.2016, um 19:00 Uhr
Museum Fünf Kontinente, vormals Staatliches Museum für Völkerkunde, Maximilianstraße 42, München
8 € für Jugendliche/Studenten, 10 € für Mitglieder,
13 € für Nicht-Mitglieder.
Der Betrag ist bis zum 13. Juli 2016 auf das Konto der
DJG in Bayern e.V. bei der Commerzbank zu überweisen: IBAN: DE79 7008 0000 0331 6427 00.
bis zum 13. Juli 2016, telefonisch, per Fax, e-Mail
(djg-muenchen@t-online.de) oder an der Abendkasse
(falls Restkarten zur Verfügung stehen) .
No. 4/2016
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Japanfest 2016
Zum 21. Mal findet das Japanfest mit einer bunten Mischung
von Darbietungen Münchner Vereine, kulturellen und
sportlichen Veranstaltungen sowie Bühnenvorführungen statt.
Traditionell am dritten Sonntag im Juli des Jahres findet das Japanfest im Englischen
Garten statt. Was vor zwanzig Jahren mit ein paar hundert Besuchern begann, hat sich
inzwischen zu einer riesigen Veranstaltung entwickelt. Wie immer wird das Fest gemeinsam vom Japanischen Generalkonsulat, vom Japanclub München und von der DJG
vorbereitet. Wir hoffen auf ebenso gutes Wetter wie im letzten Jahr!
Für das Bühnenprogramm haben wir Gäste aus Japan eingeladen, die extra für das Fest
zu uns nach München reisen. Japanische Kinder geben eine Kagura-Vorführung, das
sind Musik und Tänze mit einer über tausend Jahre alten Tradition. Des Weiteren wird
Seimo Yamaguchi auf der Shakuhachi spielen, der klassischen Bambusflöte mit ihrem
schwebend-rauen Klang. Auf der Bühne singen wird der Deutsch-Japanische Chor
München, der sich aus Mitgliedern der DJG und des Frauenchores des Japanclubs zusammensetzt.
Auf dem Gelände wird dieses Jahr wohl wieder
Gedränge herrschen, denn wir haben uns entschieden, im Zweifelsfall neue Teilnehmer lieber mit hinzuzunehmen anstatt ihnen abzusagen. So werden von den knapp vierzig Ausstellern etwa ein Viertel 2016 zum ersten Mal dabei
sein. Auch für das leibliche Wohl ist wieder
gesorgt. Zusätzlich zu den großen RestaurantStänden wird es dieses Jahr einige weitere Plätze auf dem Gelände geben, an denen man einen
Aufnahme: Jochen Kingler
kleinen japanischen Imbiss erwerben kann.
Selbstverständlich wird auch die DJG mit einem eigenen Stand auf dem Festgelände
vertreten sein. Wir werden dort allgemein über unsere Gesellschaft informieren und
wollen natürlich bei dieser Gelegenheit auch neue Mitglieder werben. Der Haiku-Kreis
der DJG wird wieder einen Gedicht-Wettbewerb für alle Besucher des Japanfestes veranstalten.
Zeit:
Sonntag, 17.07.2015, 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Eröffnung: 12.00 Uhr auf der Bühne
Ort:
am Japanischen Teehaus im Englischen Garten München
(Prinzregentenstr. 1, hinter dem Haus der Kunst)
Eintritt: gratis
Kaihô
No. 4/2016
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Philipp Franz von Siebold und
München
Veröffentlichung
der DJG in Bayern e.V.
broschiert, hochwertige Ausstattung
zahlreiche farbige Abbildungen
168 Seiten, € 12,80
ISBN 978-3-00-052253-6
erhältlich im Buchhandel
oder portofreier Direktbezug
bei der DJG in Bayern e.V.
Marienplatz 1/II, 80331
Telefon: 089/221863
djg-muenchen@t-online.de
www.djg-muenchen.de
PHILIPP FRANZ VON SIEBOLD (1796-1866)
Erforscher Japans, Vermittler und unermüdlicher Reisender,
ist die große Symbolgestalt zwischen Japan und Bayern.
In Würzburg geboren, starb er in München in der
Von-der-Tann-Straße und wurde auf dem
Alten Südlichen Friedhof bestattet.
Viel verbindet ihn mit München: Seine japanische Sammlung stellte er
Anfang 1866 in den Arkaden des Hofgartens aus mit dem Wunsch,
sie dem bayerischen Staat zu übereignen. Über den Verhandlungen
starb er, doch wurde mit seinem „Japanischen Museum“ das Völkerkundemuseum in München gegründet.
Beiträge von Andrea Hirner, Bruno J. Richtsfeld und
Jürgen Betten beschreiben sein abenteuerliches Leben,
sein Ende und das Grab in München.
Auch seiner Bedeutung für die Gründung des heutigen Museums
Fünf Kontinente wird nachgegangen.
Siebold gehört damit zu den bedeutenden Persönlichkeiten
im München des 19. Jahrhunderts.
Kaihô
No. 4/2016
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Japandult
Bereits zum 7. Mal findet nun die Japandult in der Glockenbachwerkstatt statt, und wir
können uns wieder auf eine bunte und lebendige Sommerdult freuen. Auch diese Dult
mit ihrem außergewöhnlichen Flair ist mittlerweile so populär geworden, dass sie viele
begeisterte Besucher anzieht.
Aufnahme: Axel Schwab
Unter dem Motto „Bavaria meets Japan“ laden Künstler und Kreative aus Bayern und
Japan zu einem bunten Markt mit Handmade Design, Mode, Kunst, Kultur, KreativWorkshops, Musik und kulinarischen Köstlichkeiten ein. Natürlich wird auch die
Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern mit einem Stand vertreten sein und gerne
über ihr vielseitiges Engagement und Wirken zwischen Deutschland und Japan Auskunft geben.
Japanische Tanzkurse für Kinder und Erwachsene werden angeboten, und ebenso kann
man Origami erlernen. Vielleicht haben Sie ja Lust, einen Furoshiki-Workshop mitzumachen oder sind neugierig auf die Onigiri-Kochkurse? Zum ersten Mal wird auch Ikebana präsentiert. Als musikalischen Abschluss werden Sie diesmal Live die Münchner
Band Cat & the Kings erleben.
Zeit:
Ort:
Sonntag, 24.07.2016, 12.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Glockenbachwerkstatt, Blumenstr. 7
gegenüber der Schrannenhalle
Eintritt:
kostenlos für Mitglieder der DJG in Bayern
Veranstalter: Japandult in Kooperation mit der DJG in Bayern e.V.
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 14
Japanische Esskultur –
Was essen die Japaner außer Sushi?
Vortrag mit Lichtbildern von Dr. Kenji Kamino
Während es vor 40 Jahren die meisten
Münchner empört abgelehnt hätten, rohen Fisch zu verspeisen, ist für die jungen
Stadtbewohner von heute Sushi zu einem
coolen Superfood avanciert, das man
selbstverständlich kennt und fachgerecht
mit Stäbchen zu sich nimmt. Wer Sushi
nicht kennt, wird als Banause belächelt,
der den Zug zur Internationalität des Essens verpasst hat. Vielleicht sind noch die
japanischen Nudeln ein Begriff, die bei
uns, in heißem Wasser gebadet, zum einfachen Snack in einem Plastikbecher ver- Kaiseki
kommen sind.
Aufnahme: Dr. Hanns Hieber
Aber klar sollte sein, dass Japaner sich nicht allein von Sushi ernähren können und wollen. Nur – was gibt es außerdem noch Interessantes auf der japanischen Speisekarte?
Wie wird es zubereitet? Steht dahinter eine Philosophie, und was sind die Charakteristiken dieser Speisen? Wie überhaupt hat sich die japanische Küche entwickelt?
Wer einmal in Japan war und die traditionelle Kaiseki-Küche kennen gelernt hat, in
einem echten japanischen Restaurant oder bei einem japanischen Gastgeber, ahnt, dass
da mehr ist als Sushi und Co.
Nicht umsonst hat die japanische Küche inzwischen Weltruhm erlangt, mit Köchen, die
Auszeichnungen einheimsen und die in den europäischen Gourmet-Führern groß herausgestellt werden. Selbst Filme wurden über sie gedreht, um hinter das Geheimnis
ihrer Kunst zu kommen.
Gut, dass sich Herr Dr. Kamino dieses Themas angenommen hat. Schon einmal hat er
vor einigen Jahren einen amüsanten Vortrag über Sushi gehalten. Diesmal weiht er uns
in die Geheimnisse der japanischen Küche ein, bis hin zur Zubereitung des giftigen Kugelfisches. (Das allerdings sollten Hobby-Köche nicht zum Vorbild nehmen.)
Zeit:
Ort:
Eintritt:
Kaihô
Dienstag, 26.07.2016, 19.00 Uhr
Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft
(IBZ), Amalienstr. 38, München
Mitglieder frei, Gäste: € 5,00
No. 4/2016
Juli/August 2016
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Konzert mit traditioneller japanischer
Musik
mit fünf Shamisenspielerinnen, zwei Shakuhachispielern, einer
Kotospielerin, einer Nagautaspielerin sowie einer Tänzerin
Christoph Hahn, Musikwissenschaftler, hat 2013 in der September/Oktober Ausgabe des Kaiho
ges hrie en: „Zeitlos der Bambus-Klang der Shakuhachi-Flöte, impulsiv und farbig das Spiel der
Shamisen, dramatisch akzentuiert der Theatergesang der Kabuki-Sängerinnen: weit reichte der
Bogen an diesem Abend mit traditioneller japanischer Musik und hinterließ allseits nachhaltigen
Eindruck, auch bei den japanischen Konzertbesuchern. Die stellten nämlich anerkennend fest,
dass eine solche Präsentation ganz unterschiedlicher musikalischer Welten an einem Abend
selbst in Japan nur äußerst selten zu erleben sei. ….. Sicher haben hierzulande die meisten, die
sich für japanische Kultur interessieren, den charakteristischen Shakuhachi-Klang im Ohr. Doch
wenn sich Yokota Reiko in der Mitte der Bühne niedergelassen hat und den ersten Ton wie von
weit her in den Raum stellt, die Töne erblühen und wieder ersterben läßt – manche reißen auch
ganz plötzlich ab oder brechen überraschend laut und geräuschhaft aus dem Nichts hervor -,
dann fühlt man sich unversehens in eine ferne Welt versetzt, eine Welt der Askese und der Demut, aber auch unendlicher und naturgegebener Gelassenheit.“
Noch besser könnte man es nicht ausdrücken, um die Kunst des Shakuhachi-Spielers Yokota zu
beschreiben. Dieser Künstler wird erneut, zusammen mit anderen, renommierten Künstlern, bei
dem von uns organisierten Konzert mit traditioneller japanischer Musik. Die Künstlergruppe
besteht diesmal insgesamt aus fünf Shamisenspielerinnen, zwei Shakuhachispielern, einer Kotospielerin, einer Nagautaspielerin sowie einer Tänzerin.
Dies ist also eine wirklich einzigartige Gelegenheit, diese verschiedenen Künste so direkt und
hautnah erfahren zu dürfen, und das an einem einzigen Abend. Wir werden die verschiedensten
Instrumente-Kombinationen erleben, wie z.B. Shakuhachi mit Koto, Shakuhachi mit Shamisen,
Japanischen Tanz begleitet von Singen und Shamisen, Shakuhachi , Shamisen und auch Koto,
usw. Das Konzert wird voraussichtlich etwa eineinhalb Stunden dauern.
Zeit:
Ort:
Preis:
Anmeldung:
Kaihô
Mittwoch, 31.08.2016, um 19:00 Uhr
Museum Fünf Kontinente, vormals Staatliches Museum für Völkerkunde, Maximilianstraße 42, München
5 € für Jugendliche/Studenten, 10 € für Mitglieder,
15 € für Nicht-Mitglieder.
Der Betrag ist bis zum 25. August 2016 auf das Konto
der DJG in Bayern e.V. bei der Commerzbank zu
überweisen: IBAN: DE79 7008 0000 0331 6427 00.
bis zum 25. August Juli 2016, telefonisch, per Fax,
E-Mail (djg-muenchen@t-online.de) oder an der
Abendkasse (falls Restkarten zur Verfügung stehen).
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 16
Die Künstler
Konzert mit traditioneller japanischer Musik
Reiko Yokota
Kaihô
No. 4/2016
Gosami Kineya
Juli/August 2016
Seite 17
Die Farben von Tokio – Lichtbildervortrag
von Axel Schwab am 21.April 2016
Rückblick von Elke Föll-Großhans
Shinjuku bei Nacht
Aufnahme: Axel Schwab
Im vollbesetzten Seminarraum des IBZ warten die Besucher voller Spannung auf die
Fotos, die der Japanliebhaber und Tokio Experte, Axel Schwab, gleich zeigen wird. Von
seinem letzten Aufenthalt in Japan im Januar 2016 hat er wieder eine große Anzahl von
Fotos mitgebracht. 160 ausgewählte Highlights sollen uns jetzt ins Tokio der Gegensätze
aus Tradition und Moderne entführen und unser Wissen auf den neuesten Stand bringen.
Wir erleben ein winterliches Tokio mit Schnee am Kaiserpalast, auf Tempeldächern und
eifrige Tempeldiener, die sich bemühen, den Weg zum Tempel freizuschaufeln. Schnee
in Tokio, ein Ereignis, das man nur selten auf Fotos bannen kann. Ebenso werden uns
die Sitten und Bräuche zum japanischen Neujahrsfest näher gebracht, mit „Hatsumode“, dem ersten Besuch am Meiji-Schrein und in Asakusa, um hier inmitten einer großen Menge für Gesundheit und Wohlergehen zu beten. Im Januar wird auch an dem
gesetzlichen Feiertag „Seijin no Hi“ die Volljährigkeit mit einem Besuch am MeijiSchrein gefeiert. Für diese Zeremonie sieht man die Japanerinnen in ihren wunderschönen, traditionellen Kimonos.
Der malerische Sonnenaufgang, der den Fuji-san in der Ferne erstrahlen lässt, bringt
uns zum Schwärmen und das geschäftige Treiben auf dem berühmten Tokioter Fischmarkt, bekannt als Tsukiji-Fischmarkt, erinnert an einen ersten Besuch dort, um 2.00
Uhr morgens. Übrigens sollte man diesen Markt noch unbedingt besuchen, bevor er im
Herbst 2016 umzieht!
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
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Beeindruckend anzuschauen ist „Dezome-shiki“ in Odaiba, die jährliche Parade der
Feuerwehr, mit Feuerwehrfahrzeugen, aber auch Wagenparade mit MINI und einem
BMW Cabrio. Die Hundestaffel darf nicht fehlen, und natürlich auch nicht die Blaskapelle, die für den nötigen Schwung sorgt.
Neben dem „Sanja-Matsuri-Fest“ in Asakusa, das eine große Menschenmenge auf die
Straße bringt, die dicht an dicht mitfeiert und die Trageschreine, Mikoshi, nicht aus den
Augen verlieren möchte, ist das „Seijin-sai-Fest“ in Enoshima, eine Prozession mit Trageschreinen im Meer, ein ganz besonderes Ereignis. Dabei wagen sich tollkühne Japanerinnen und Japaner mit vier Trageschreinen in die kalten Fluten des Pazifiks, um hier
eine Zeremonie durchzuführen.
Mit dem alten Stadtviertel Yanaka, seinen Holzhäusern, engen Gassen, überquellenden
Verkaufsläden wird der erste Rundgang beendet.
Die Öffnung Japans brachte als technische Errungenschaft u.a. auch die Fotografie ins
Land. So werden wir auch in die nostalgische Fotokunst „Zartrosa und Lichtblau“ in
Anlehnung an frühe Aufnahmen der Meiji-Zeit eingeführt. Der Schwerpunkt liegt auf
Nikko mit seiner prachtvollen Anlage und der umgebenden reichen Natur. Wir sehen
moderne Fotos im Stil von handkolorierten Alben-Aufnahmen, wobei die Farben zartrosa, lichtblau und eisengrün überwiegen, und bekommen ebenso nostalgische Eindrücke aus Tokio. Wir bewundern die Blütenpracht der Kirschbäume, die Vielfalt der blühenden Pflanzen, das Herbstlaub oder einfach nur die unglaubliche Vielfalt an Farben
in dieser Stadt.
Zum Ausklang dieser Veranstaltung werden wir noch mit Foto-Highlights aus den vergangenen Besuchen unseres Referenten in Japan mit passender Musikuntermalung
verwöhnt. – Ein interessanter Abend!
Seijin-Sai-Fest Enoshima
Kaihô
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Aufnahme: Axel Schwab
Juli/August 2016
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Mitgliederversammlung 2016
Eine Zusammenfassung der Versammlung am 2. Mai 2016
von Jürgen Betten
Zur Eröffnung spielte das Vorstandsmitglied Willi Huber ein Werk des englischen
Komponisten Albert Ketèlbey (1875-1959) “From A Japanese Screen”, als zweites Stück
folgte der “Tanz der Geisha” aus der Suite “Japan” op. 89 des deutschen Komponisten
Walter Niemann (1876-1953).
Dr. Oliver Schön, Präsident der DJG in Bayern, konnte dann im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft in der Amalienstraße 38 mehr als 60 Vereinsmitglieder
begrüßen.
In seinem Grußwort stellte der Stellvertretende Japanische Generalkonsul Daisaku
Sugihara fest, dass die DJG in Bayern nunmehr 55 Jahre alt und mit über 800 Mitgliedern die größte DJG in Deutschland ist und damit ein besonderes Gewicht hat. Mit ihren vielen Veranstaltungen im vergangenen Jahr, insbesondere dem Japanfest, den Vorträgen mit Japan-Bezug und den Filmabenden im Gasteig hat die DJG in Bayern viel für
die deutsch-japanischen Beziehungen beigetragen. Er beglückwünschte die Gesellschaft
zur Siebold-Gedenkschrift „Philipp Franz von Siebold und München“.
Dr. Schön stellte in seinem Tätigkeitsbericht fest, dass das vergangene Jahr 2015 ein ruhiges, erfolgreiches, gutes und normales Jahr war und dass das Jahr 2016 ganz im Zeichen des 150. Todesjahres von Philipp Franz von Siebold steht. Er bedankte sich beim
Japanischen Generalkonsulat für die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Der
Präsident dankte dann den Vorstands- und Beiratsmitgliedern. Alle haben feste Aufgaben, die sie von A bis Z ausführen, wodurch eine hohe Qualität bei den Veranstaltungen erreicht wird.
Der Präsident berichtete über deren Tätigkeit im Berichtsjahr: Dem Geschäftsführer
Akihiro Asano ist es gelungen, das Büro neu zu gestalten und die Kontakte zu japanischen Künstlern weiter auszubauen. Der Schatzmeister Alexander Heine wird leider
zum Monatsende als Schatzmeister aus dem Vorstand ausscheiden. Er hat im vergangenen Jahr die weitere steuerliche Anerkennung der Gesellschaft durch das Finanzamt
erreicht.
Die übrigen Vorstandsmitglieder haben die Tätigkeiten allgemein wie folgt aufgeteilt:
Lüder Paysen (insbesondere Kaihō, den er zu einem der besten DJG-Veröffentlichungen
in Deutschland gemacht hat), Dr. Andrea Hirner (Kulturbereich und Großveranstaltungen usw.; besonders hervorzuheben ist die Siebold-Veröffentlichung, die sie – zusammen mit Lüder Paysen – initiiert hat), Elke Föll-Großhans (Kultur- und Pressearbeit (in
letzter Zeit wurden fast alle DJG-Veranstaltungen im SZ-Kalender erwähnt); Filme;
Chor usw.), Jürgen Betten (Wirtschaftliche Themen, Business Luncheon, Beziehungen
zum Dachverband VDJG und zu anderen Organisationen), Yuko Murato (Haiku- und
japanischer Gesprächskreis, und zwar nicht nur in München, sondern auch in Augsburg; ; für das Siebold-Buch hat sie erfreulicherweise für alle Artikel eine zusammenfassende japanische Übersetzung gemacht, so dass das Buch auch für Japaner interessant
ist ), Dr. Jochen Kingler (Japanfest), Willi Huber (Musik-Veranstaltungen), Ulrich
Hosemann (Ausflüge, Großveranstaltungen (z.B. Shinnenkai), Stand auf dem Japanfest).
Kaihô
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Prof. Dr. Evelyn Schulz vom Japan-Zentrum (Beziehungen zu den Universitäten, Vorträge und Veranstaltungen aus dem universitären Bereich).
Im Beirat werden auch weiterhin Dr. Inga Streb und Dr. Irene Wegner den Vorstand
nicht nur beraten, sondern auch selbst Vorträge halten bzw. Museumsbesuche organisieren. Der Jugendkreis wirkt bei der Durchführung des Buffets mit, z.B. beim Shinnenkai und der Mitgliederversammlung, und sollte wohl durch neue jüngere Mitglieder
reaktiviert werden.
Eine weitere Aufgabe in der nächsten Zeit wird die Gewinnung weiterer Vorstandsmitglieder sein.
Einen besonderen Dank sprach Dr. Schön dem Team in der Geschäftsstelle aus: Herrn
Hans-Werner Thürk, Frau Hildegard Dann, sowie Frau Astrid Reier, die seit einiger
Zeit in der Geschäftsstelle arbeitet.
Danach ging Dr. Schön konkret auf eine Vielzahl von Veranstaltungen des vergangenen
Jahres ein, wobei er diese in die Themen einteilte:
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regelmäßige Veranstaltungen:
Kinofilme (fast monatlich, Sonderfilme im Dezember); Stammtisch, Gesprächsund Haikukreis; Juristenstammtisch;
Kernveranstaltungen:
ein erfolgreiches Shinnenkai, gelungene Vorabendveranstaltung zum Japanfest; das 20. Japanfest, das überaus gut besucht war,; die drei Business Luncheon, die einen immer größeren Zuspruch finden;
Vortragsveranstaltungen:
waren dieses Jahr sehr vielfältig;
Konzerte:
Shakuhachi/ Wadaiko - Konzert im IBZ; Joruri-Gesang aus dem japanischen
Bunraku Theater; Konzert von Atombombenopfer aus Nagasaki; Die Gedankenwelt der Japaner vor 1.300 Jahren – Texte aus dem Kojiki; sowie eine Solidaritätsveranstaltung am 11.3.2015.
Ausflüge:
Alter Südfriedhof; Depot des Museums fünf Kontinente; Ausflug zum Kunsthaus Zürich (Monet, Gaugin, van Gogh - Inspiration Japan); Ausflug nach
Augsburg – Japan Ausstellung im Grafischen Kabinett; Ausflug nach Tutzing
in den Japangarten von Jakob Blätte; Sonderführung Goya – Im Künstlerhaus.
Sonstiges:
Die DJG hat erstmals an der Japandult im Glockenbachviertel mit einem Stand
teilgenommen und will dies auch in Zukunft tun.
Der Präsident stellte fest, dass der Kaihô eine hohe Qualität hat, mit den Rückschauen
ein Mehrwert für alle, auch die nicht anwesenden Mitglieder, erzielt wird. Die Kosten
des Kaihô werden durch die Werbeeinnahmen gedeckt, wobei das Werbepotential
längst noch nicht ausgeschöpft ist. Es hat sich gezeigt, dass die Zahl der Teilnehmer
auch bei sehr interessanten Veranstaltungen sinkt, wenn mehr als eine Veranstaltung
pro Woche angeboten wird. Die Zahl der Veranstaltungen soll daher gesenkt werden.
Unter dem Titel „Karl May macht Musik“ sprach Willi Huber dann ausführlich und amüsant über das Phänomen im späten 19. Jahrhundert, fiktive exotische Welten mit traditionellen europäischen Stilmitteln zu gestalten.
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Der Schatzmeiser dankte für die gute Zusammenarbeit mit dem Vorstand und insbesondere mit dem Büro. Im Jahr 2015 wurde der Turnaround bei der Verwaltungsumstellung (Integration der Lexware-Software, Einführung des SEPA-Einzugsverfahren)
erreicht. Da der SEPA-Einzug für das Jahr 2015 sehr spät erfolgte, konnte das Mahnverfahren erst spät eingeleitet werden. Im Jahr 2016 wird der SEPA-Einzug früher erfolgen.
Im vergangen Jahr waren 62 % der Einnahmen Mitgliedsbeiträge. Die Ausgaben verteilen sich zu 55 % auf Verwaltungs- und zu 45 % auf Veranstaltungskosten. Der Jahresabschluss, der nach Zu- und Abfluss im jeweiligen Jahr berechnet wird, ist 2015 mit
€ 6.375,49 negativ ausgefallen. Ein Hauptgrund liegt darin, das einige Einnahmen, die
2015 betreffen, erst in diesem Jahr zufließen werden.
Das für das Japanfest zuständige Vorstandsmitglied Dr. Jochen Kingler erläuterte dann
detailliert die Organisation und Einnahmen- und Ausgabenstruktur dieser Großveranstaltung.
Der Präsident gab dann bekannt, dass sich die beiden Rechnungsprüfer entschuldigt
haben, und las den Prüfungsbericht der Rechnungsprüfer vor: „Die Rechnungsprüfer
haben die Buchhaltung und den Jahresabschluss für das Jahr 2015 am 21. März 2016
geprüft und keine Beanstandungen festgestellt“. Das Mitglied Thomas Hain beantragte
daraufhin die Entlastung des Vorstands. Der Vorstand wurde danach von den anwesenden Mitgliedern ohne Gegenstimmen entlastet.
Dr. Oursin kandidiert erneut als Kassenprüfer für das Jahr 2016, während Dr. May nicht
erneut als Kassenprüfer gewählt werden möchte. An seiner Stelle kandidierte Alexander Heine für die Zeit ab 1.6.2016, wenn er den Posten des Schatzmeisters abgegeben hat.
In der anschließenden Wahl wurden die Herren Dr. Oursin und Heine ohne Gegenstimmen zu Kassenprüfern der Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2016 gewählt.
Der Präsident dankte dem Kassenprüfer Dr. May für seine langjährige und verantwortungsvolle Tätigkeit.
Ein Mitglied regte - unter Punkt „Verschiedenes“ - eine Erhöhung des seit 15 Jahren
gleich gebliebenen Mitgliedsbeitrags an, was jedoch nach kurzer Diskussion nicht weiter verfolgt werden soll.
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung dankte der Präsident den Organisatoren
der diesjährigen Mitgliederversammlung: Willi Huber (Musik und Catering), dem Jugendkreis und Dr. Jochen Kingler für das Buffet und Elke Föll-Großhans für die Moderation.
Das warme Sommerlicht
fällt schräg ins Zimmer auf die
schlafenden Katzen.
Inge Johnson
Kaihô
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Siebold in unseren Gärten
Dr. Andrea Hirner berichtet von dem Rundgang
durch den Botanischen Garten und die
Botanische Staatssammlung am 21. Mai 2016
Ob es an den verheißungsvollen Wetteraussichten lag oder am Name Siebold: Es kamen
so viele Anmeldungen für diese Veranstaltung zusammen, dass wir die beiden Kuratoren bitten mussten, je zwei Führungen anzubieten. Schließlich versammelten sich etwa
vierzig Mitglieder bei herrlichstem Sonnenschein vor dem Eingang des Botanischen
Gartens. Die eine Gruppe marschierte unter Führung der Kuratorin Frau Dr. Bayer
gleich in die ausgedehnten Anlagen, die andere Gruppe folgte Herrn Dr. Esser in die
benachbarte Botanische Staatssammlung.
Allein das Gebäude der
Staatssammlung ist eine
Besichtigung wert. Ab 1913
wurde es im reinsten Jugendstil erbaut, wie die
beeindruckenden Mosaikfresken und die Ausschmückung der imposanten Räume zeigten. Selbstverständlich steht das Gebäude vollständig unter
Denkmalschutz. Dank des
nahe gelegenen Krankenhauses wurde die Staatssammlung im Zweiten Aufnahme: Alphonsus Maaswinkel
Weltkrieg nicht bombardiert. Hätte das alliierte Kriegskommando gewusst, dass die Eingangshalle mit einem
Hakenkreuz geschmückt ist, wäre es vielleicht nicht so gnädig gewesen.
Das Innere ist aber absolut international, mit gesammelten Pflanzenschätzen aus aller
Welt. Insgesamt etwa drei Millionen davon werden in den hohen Schränken staub- und
insektensicher aufbewahrt, was die Staatssammlung zur Nummer 20 in der Welt macht.
Die ältesten Exemplare stammen noch von 1690, als Pflanzen nur nach ihrem Äußeren
beschrieben wurden. Erst Carl von Linné schuf dann die binominale Kennzeichnung, die
noch heute gebräuchlich ist und die auch Siebold in Japan bei seinen Freunden einführte.
Siebolds Freund und Kollege Carl Friedrich Philipp von Martius brachte die brasilianische Pflanzenwelt in getrockneter Form nach München. Was zu groß war, musste er
abmalen. An den uns präsentierten Blättern mit den sorgfältig aufgeklebten Specimen
konnten wir erkennen, wie mühselig die Arbeit dieser Forscher unter widrigen Umständen gewesen sein muss. Dann präsentierte uns Dr. Esser die Seiten, die Siebold
selbst noch zusammen mit dem Kurator Zuccarini bearbeitet hat. Die Staatssammlung
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Blauglockenbaum
Taschentuchbaum
Schirmtanne
Schneeball
Aufnahmen: Alphonsus Maaswinkel
Kaihô
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besitzt etwa 1000 solcher Blätter mit den aufgeklebten und beschrifteten japanischen Pflanzen
Siebolds.
Ein witziger Abschluss war eine kleine Kollektion von Schweizerischen Alpenpflanzen, die die
berühmt-berüchtigte Lola Montez hinterlassen hat.
Was wir in der Staatssammlung in getrockneter Form kennengelernt hatten, begegnete uns dann
in frischem Wachstum im Botanischen Garten. Frau Dr. Bayer versorgte uns bei jeder Pflanze
mit Erläuterungen und Informationen dazu. Auch sie war überrascht, wie viele Pflanzen Siebold
in Europa eingeführt hat. Und Herr Klein-Langner von der Siebold-Gesellschaft in Würzburg
würzte den Rundgang mit weiteren Anekdoten und Geschichten aus Siebolds Leben und Wirken.
Natürlich stammt keine dieser Pflanzen noch von Siebold selbst. Er hatte immer mit dem „Alten
Botanischen Garten“ an der Elisenstrasse zu tun.
Wunderschön war ein mächtiger Blauglockenbaum, der geschützt von drei Seiten durch Gebäude
zu einer beeindruckenden Größe herangewachsen ist. Seine
betörenden
blau-lila
Blütentrauben
sind
noch heute die Symbolblüte der japanischen Regierung. Wie
überhaupt jede Stadt
und jede Präfektur in
Japan sich ein Blüte
oder eine Pflanze als
Symbol erwählt hat.
Riesige
Wisterien
(links- und rechtsdrehend!), üppig blühende
Päonien, Sträucher und
Bodendecker wie die
zahlreichen
Hosta
wurden von unseren
Mitgliedern auf Photos
oder
Smartphones
festgehalten.
Aufnahme: Lüder Paysen
Dass Siebold neben schmückenden Gewächsen auch an den Nutzen dachte, bewiesen die zahlreichen Nadelgehölze und der „Siebold-Apfelbaum“, der zwar bereits verblüht war, aber in einem Foto präsent blieb. Er trägt aber nur daumennagelgroße Früchte, da zu Siebolds Zeit die
wirtschaftliche Nutzung noch nicht im Vordergrund stand. Wir lernten auch einen „LackSumach“ kennen, aus dessen Saft der Rohstoff für den japanischen Lack gewonnen wird. Es
gelang Siebold aber nicht, mit dem Baum das Lackhandwerk nach Bayern zu bringen. Außerdem
ist dieser Baum hoch giftig, worunter die japanischen Lackarbeiter sehr zu leiden hatten.
Vom Gehen und Schauen waren wir in der Hitze des Tages recht müde geworden, aber diese
Veranstaltung hat uns gezeigt, wie viel wir Siebolds Wirken zu verdanken haben, und wie sehr er
unsere Gärten und Parks bereichert hat. Es war eine schöne Ergänzung zum Siebold-Gedenkjahr.
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Das unbekannte Japan
„Off the beaten track“. Auf den Touristen bezogen, besagt dieser britische Ausdruck,
Gegenden kennenzulernen, die von dem Massentourismus nur wenig berührt sind.
Entsprechend sind die vergangenen Reisen der DJG nach Japan und die nächste noch
zu planende immer davon gekennzeichnet, abseits der üblichen Touristenpfade das
„unbekannte Japan“ zu entdecken und zu erleben. In einer losen Reihe von Beiträgen
stellen wir einige dieser Sehenswürdigkeiten dar. Der erste Beitrag befasst sich mit
Gunkanjima, eine Insel, die erst seit wenigen Jahren zu besichtigen ist. Die
eindrucksvolen Aufnahmen wurden während einer Japanreise im letzten Jahr von
Alphonsus Maaswinkel, Mitglied der DJG in Bayern, gemacht.
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Das unbekannte Japan
Ein Beitrag von Lüder Paysen
Vielleicht haben Sie den vorletzten James Bond Film „Skyfall“ gesehen. Dort hatte
Raoul Silva, ehemaliger MI6 Agent und Bösewicht des Films, seinen Stützpunkt auf
einer winzigen verlassenen Insel voller verfallener, mehrstöckiger Gebäude. Diese
Szenen wirkten beklemmend, düster und unheimlich. Nun, im Film war diese Insel
fiktiv und die Gebäude waren computer-animiert.
Allerdings gab es für diese Filmsequenzen ein durchaus reales Vorbild, die Insel
Hashima, im Volksmund Gunkanjima (Kriegsschiff-Insel) genannt. Diese zur Stadt
Nagasaki (Kyushu) gehörende, mit einer bis zu 10 Metern hohen Mauer gegen
Hochwasser geschützten Insel, mit verlassenen, teils eingestürzten, beschädigten und
verfallenen mehrstöckigen Häusern, sieht von weitem in der Dämmerung aus wie ein
Kriegsschiff. Die Insel hat eine Küstenlänge von etwas mehr als einem Kilometer, ist
gerade mal einen halben Kilometer lang und 160 Meter breit. Ursprünglich war Hashima
wesentlich kleiner, wurde aber durch den Abraum aus den unter dem Meer liegenden
Kohleminen, die von der Insel aus abgebaut wurden, ständig erweitert. Die Blütezeit
des Bergbaus auf der Insel begann um 1890, als Mitsubishi diese Insel erwarb und mit
dem Abbau der Kohleflöze begann. Zu den besten Zeiten lebten mehr als 5 000
Menschen auf Hashima. Auf der eigentlich lebensfeindlichen Insel errichtete Mitsubishi
eine für die damalige Zeit zukunftsträchtige und moderne Infrastrukur, teilweise auf
Grund der begrenzten Fläche auch unterirdisch. So wurde das erste in Japan gebaute
mehrstöckige Gebäude aus Stahlbeton auf der Insel gebaut. Neben den Wohn- und
Verwaltungsgebäuden gab es Schulen, einen Kindergarten, einen Tempel, ein Kino, eine
Turnhalle, Gaststätten, ein Hotel, ein Krankenhaus und sogar einen Swimmingpool. Die
Kumpels auf der kleinen Insel wurden recht gut bezahlt und bekamen viele Vergünstigungen. Sie mußten ja auch mit den zahlreichen Einschränkungen, so auch in ihrer
Privatsphäre, klarkommen.
Die Abhängigkeit von der Kohle wurde der Insel dann zum Verhängnis. Die
Kohleförderung wurde zu teuer. Unternehmen bevorzugten das billigere Erdöl, um
ihren Energiebedarf zu decken. Anfang 1974 stellte Mitsubishi die Kohleförderung ein,
schon im April 1974 hatten alle Arbeiter und deren Familienangehörige die Insel
verlassen. Aus dem Symbol für den Fortschritt wurde ein Symbol der Vergangenheit.
Viele persönliche Gegenstände, deren Abtransport finanziell zu teuer gewesen wäre,
wurden zurückgelassen. So findet man heute noch in den Gebäuden Kühlschränke,
Schulbänke, Flaschen, Spielzeug. Die Insel mutierte zu einer Geisterinsel, der Zahn der
Zeit und die vielen Taifune nagten an den Gebäuden. Alles verfiel. Wegen der
Einsturzgefahren durfte sie mehrere Jahrzehnte lang nicht mehr betreten werden. Die
Insel war der Natur überlassen.
Inzwischen hat Nagasaki das touristische Potential der lange vergessenen Insel erkannt.
Seit 6 Jahren kann Hashima besichtigt werden und dreistündige Fahrten mit einem
Rundgang auf gesicherten Pfaden werden mehrmals am Tag angeboten.
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Gunkanjima
Aufnahme: Alphonsus Maaswinkel
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Gunkanjima
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Aufnahme: Alphonso Maaswinkel
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Setting Sun –
Zeitgenössische Fotografie in Japan
Ein Beitrag von Michele Vitucci, München
Michelle Vitucci nahm uns bei seinem Vortrag auf eine fotografische Zeitreise mit. Wir begleiteten ihn dabei durch verschiedene Etappen: Die Anfänge der Fotografie in Japan ab 1843 Der Pictorialismus (1890er bis in die 1920er Jahre) - Der Objektivismus (ab den 1920er Jahren
bis 1945) - Die Nachkriegsjahre (1950er und 1960er Jahre) - Die zeitgenössische Fotografie ab
den 1970er Jahren bis heute.
Die Anfänge der Fotografie in Japan ab 1843
Schon zehn Jahre vor der erzwungenen Öffnung des Landes, 1853, durch die Kanonenboote Matthew Perrys, kam über Nagasaki im Jahr 1843 eine Schiffsladung an, die
eine Daguerreotypie-Kamera enthielt. Das war noch zur Zeit des Togukawa-Shogunats
und nur wenige Jahre nach der Erfindung dieser Technik in Frankreich. Diese Kamera
blieb aber aus unbekannten Gründen nicht in Japan.
Es dauerte bis 1857 bis die erste Daguerreotypie auf japanischem Boden durch einen
Japaner entstand. Als ältestes bekanntes Foto Japans gilt das Portrait des Daimyo Nariakira Shimazu aus dem Satsuma Clan. Da zu dieser Zeit technologische Neuerungen
aus dem Westen mit einer Zeitverzögerung von 10 bis 20 Jahren nach Japan kamen,
übersprang man im Großen und Ganzen in der Fotografie die ersten Methoden, wie
zum Beispiel die Daguerreotypie. Die meisten Bilder der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind schon Ambrotypien. Die ersten Jahrzehnte der Fotografie in Japan waren
geprägt von dokumentarischen Wiedergaben von Orten und Menschen. Fotografen
wurden als Wissenschaftler betrachtet, nicht als Künstler. Das war in Europa übrigens
nicht anders.
Zwischen 1890 und 1920 florierte die Fotografie in Japan. Mit der Öffnung des Landes für Ausländer kamen auch professionelle Fotografen ins Land. Der in Venedig geborenen Felice Beato war sicher der bekannteste unter ihnen. Diese Fotografen eröffneten
Fotostudios und produzierten zahlreiche Postkartenmotive, die sogenannten Yokohama-Fotografien, die vorrangig die Klischee-Vorstellungen des Westens über das größtenteils unbekannte Land befriedigen sollten. Aber schon bald eröffneten Japaner ihre
eigenen Fotostudios und übernahmen somit ein florierendes Geschäft.
Nachdem sich der Meiji-Kaiser und seine Gemahlin 1872 von Kuichi Uchida fotografieren ließen und diese Fotos sich schnell landesweit verbreiteten, war die Neugier auf
das neue Medium voll entbrannt. Ganz nebenbei bedeutete es auch das Aus für den
traditionellen Farbholzschnitt, der bis dahin als populäres Druckmedium Geschichten
und Bilder bekannter Schauspieler, Krieger usw. millionenfach unters Volk brachte.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Fotografie von der japanischen Meiji-Regierung
sehr schnell als Werkzeug erkannt wurde, um das Bild, das die westlichen Mächte von
Japan hatten, rasch zu Japans Vorteil zu revidieren. Anfangs betrachteten die USA und
die europäischen Führungsmächte Japan als rückständiges, feudal geprägtes Land, welKaihô
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Satomi Shirai, Breakfast, 2007
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chem keinesfalls auf selber Augenhöhe begegnet wurde. Die Handelsverträge, die mit
Japan abgeschlossen wurden, waren stets nur zum Vorteil des Westens.
Ein erstes Bild des Kaisers, das 1872 fotografiert wurde, zeigt ihn in traditionellem
Gewand, als Oberhaupt des rückständigen, eingekapselten Japans. Es war sofort klar,
dass man dieses Bild nicht im Westen verbreiten wollte. Ein neues Image für den Kaiser
musste her. Ein Jahr später, 1873, machte Kuichi Uchida ein zweites Bild von ihm. Nun
war er in einer westlich geschneiderten Paradeuniform zu sehen, ganz locker in einem
Polstersessel sitzend, mit einem Haarschnitt nach neuester Mode. Dieses Bild ist ein
Beispiel dafür, wie Fotografie in der Meiji-Zeit eingesetzt wurde: zur Vermittlung der
inneren Werte einer neu definierten nationalen Identität und zur proaktiven Gestaltung
internationaler Meinungsbildung. Japan stellte sich dar als moderne Nation, welche im
geopolitischen Gefüge seinen Platz beanspruchte. Typisch für die Meiji-Zeit war auch,
wie Japan seine territoriale Erweiterung durch Kriegsfotografie dokumentierte und indigene Völker als minderwertig und primitiv darstellte.
Der Pictorialismus 1890er bis in die 1920er Jahre - Die Fotografie als künstlerische Ausdrucksform
1893 gab es in Tokio eine Ausstellung, die vom englischen Fotografen und Ingenieur
William K. Burton organisiert wurde. Er zeigte den europäischen Pictorialismus zum ersten Mal in Japan. Diese Ausstellung motivierte danach zahlreiche japanische Fotografen, die künstlerische Effekte durch die Manipulation der chemischen Entwicklungsprozesse schufen. Die Arbeiten waren stark von den traditionellen japanischen Kunstformen inspiriert, wie zum Beispiel Farbholzschnitte und Tuschemalerei.
Die ca. 30 Jahre des Pictorialismus waren wahrscheinlich die eigenständigsten und
originellsten Jahre in der Geschichte der japanischen Fotografie. Japanische Auswanderer in die USA nahmen ihre Kultur mit und schufen dort Werke, die sie kulturell und
ideell mit ihrer alten Heimat verbanden. Einer der bekanntesten Fotografen japanischer
Herkunft war Harry K. Shigeta.
In den 20er Jahren des 20. Jh. demokratisierte sich die Fotografie durch das Aufkommen des Films und kleinerer, handlicher Kameras. Erste Foto-Zeitschriften wurden
veröffentlicht.
Einer der einflussreichsten Fotokünstler dieser Zeit war Shinzo Fukuhara, ein Spross
der Besitzer des Shiseido Kosmetikimperiums. Fukuhara war der Auffassung, dass Fotografie sich von der künstlerischen Manipulation in der Dunkelkammer wegbewegen
sollte, hin zum Experimentieren mit Licht und Schatten, sowie unüblicher Bildkompositionen. Shinzo Fukuhara und sein Bruder Roso waren Teil einer Gruppe von Künstlern,
die es sich zum Ziel gesetzt hatte, eine eindeutig japanische Form der künstlerischen
Fotografie zu entwickeln. Shinzo Fukuhara wollte eine Fotografie, die ihre besten Bilder
ähnlich wie Haiku komponierte: minimalistisch, den essentiellen Augenblick der Szene
einfangend und trotzdem kraftvoll. Das war sehr nahe an dem, was dann in Europa
Henri Cartier-Bresson in den 50er Jahren den „decisive moment“, den entscheidenden Augenblick, nannte.
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Hiroshi Watanabe, Tsutenkaku, Osaka, 2003
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Der Objektivismus ab den 1920er Jahren bis 1945
In der Zeit zwischen 1920 und 1945 verdrängte der neue Objektivismus den Piktorialismus in der Fotografie. Die Fotografen besannen sich auf die der Fotografie immanenten Eigenschaften und lehnten es ab, andere künstlerische Medien kopieren zu wollen.
Neue Strömungen entstanden, z.B. die New Photography und der Surrealismus. Die „neue
Objektivität“, die aus Deutschland kam, machte sich unter den Fotografen breit. Alles
Subjektive und Persönliche sollte aus der Fotografie verschwinden. Es begann die Zeit
des Modernismus.
Die Nachkriegs-und 1950er Jahre
Das Ende des Krieges, 1945, bedeutete für die Fotografen das Ende einer langen
Durststrecke, währenddessen sich nur schwer Filme, Fotopapier und Chemikalien beschaffen ließen. Ebenso waren sie in ihrer künstlerischen Ausdrucksform durch Zensur
stark eingeschränkt gewesen.
Es dauerte noch sehr lange bis die landesweite Versorgung mit den notwendigsten
Lebensmitteln wieder gewährleistet war, aber Film und Fotomaterial war schon sehr
bald wieder verfügbar. Es schien den Menschen in Japan wichtiger zu sein, zuerst ihren
Hunger nach freiem Ausdruck und Kreativität zu stillen.
Zeitschriften wie CAMERA und ASAHI CAMERA wurden schnell nach Kriegsende
wieder publiziert. Neue Titel folgten bald. Es waren diese Magazine, die zügig zur Verbreitung des Fotorealismus und der Subjektiven Fotografie in den 50er Jahren beitrugen.
Ein wichtiger Nachkriegsfotograf, der schon in den 30er Jahren als Straßenfotograf aktiv
war, Hiroshi Hayama, wurde das erste japanische Mitglied der 1947 in Paris gegründeten
Fotoagentur Magnum.
Eine neue Generation von Fotografen stand aber schon bereit und prägte die japanische Fotografie der späten 40er und frühen 50er Jahre. Tadahiko Hayashi, 1946 aus China
zurückgekehrt, wurde schnell bekannt mit seinen Fotos über das Leben der Nachkriegsgesellschaft, den Schwarzmärkten, Straßenkindern und die Rückführung von
Übersee-Japanern.
Die hohe Zeit des Fotorealismus begann 1950 mit wesentlicher Beteiligung des Magazins CAMERA, das mit Ken Domon einen leidenschaftlichen Verfechter dieses Genres als
Kolumnist und Bildkritiker für sich gewann.
Die Subjektive Fotografie
Eine weitere wichtige Strömung der 50er Jahre war die „Subjektive Fotografie (shukanshugi shashin)“, welche durch den Deutschen Otto Steinert propagiert wurde. Steinert
hatte 1951 eine Ausstellung Subjektive Fotografie in Saarbrücken organisiert mit Vertretern dieser Gattung aus verschiedenen Ländern. Diese Ausstellung erregte international
viel Aufsehen und wurde danach auch in anderen Ländern gezeigt. In Japan löste diese
Ausstellung, über die CAMERA berichtete, ein sehr starkes Interesse aus. Der Artikel,
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Tomohide Ikeya, Breath #074, 2011
Kaihô
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veröffentlicht im Mai-Heft des Jahres 1954, lautete „Die Subjektive Fotografie moderner
europäischer Fotografen.“
Nach Steinerts eigener Definition war die Subjektive Fotografie „der Rahmen, der alle Aspekte individueller fotografischer Schöpfung umspannt, von dem nicht objektiven Fotogramm bis zur profunden und ästhetisch zufrieden-stellenden Reportage.“ Anders
gesagt, umfasste dieses Genre jede Fotografie, auch die dokumentarische, die durch den
freien Willen des Fotografen geschaffen wurde. Aufbauend auf der surrealistischen Fotografie und den Fotomontagen der 20er und 30er Jahre.
In Japan wurde aber „subjektiv“ mit „Subjektivität“ übersetzt, und damit dieses
Genre als eine Alternative zum Realismus interpretiert. Das Genre wurde verstanden als
fotografische Technik und weniger als innere Einstellung zur Fotografie. Aus diesen
verschiedenen Strömungen der Nachkriegszeit ging ein Fotograf hervor, der schon vor
dem Krieg seit 1931 als Mitglied eines Fotoamateur-Vereins fotografierte: Shoji Ueda.
Anfangs ein Pictorialist, ging er bald über in den modernistischen Zweig der Fotografie.
1937 begann er mit inszenierter Fotografie (enshutsu shashin). 1956 beteiligte er sich dann
an der Ausstellung über Subjektive Fotografie in Tokio und wurde stetig bekannter und
anerkannt. Shoji Ueda (1913 -2000) arbeitete in den 80er Jahren sogar als Modefotograf.
In Tottori, dem Ort wo er einen wesentlichen Teil seines Lebens verbracht hatte, gibt es
ein Museum, das seinen Namen trägt und sich um seinen Nachlass kümmert.
Die 60er und 70er Jahre
Die 60er und 70er Jahre mit ihrem Motto „are – bure – boke“ (rau– körnig – unscharf)
sind die quintessentiellen Jahre in der japanischen Fotografie. Das war zwar keine rein
japanische Entwicklung, aber inspiriert durch die Amerikaner Robert Frank und William
Klein, war diese Entwicklung in Japan besonders stark.
Fotobücher etablierten sich als primäres Präsentationsmedium für die Fotografie.
Ein Grund dafür war der Mangel an geeigneten Ausstellungsorten. Galerien gab es so
gut wie keine und Museen nahmen Fotografie noch nicht als Kunstform wahr. Ein weiterer Grund war die Erzählform der Fotografie in diesen Jahren. Es waren serielle Bilder, die eine Geschichte erzählten. Ein Einzelbild erschloss sich dem Betrachter nicht
immer.
Das Magazin PROVOKE, das nur drei Hefte veröffentlichte und 1969 wieder eingestellt wurde, stand stellvertretend für eine ganze Generation von Fotografen.
Shomei Tomatsu (1930 – 2012). Dieser Fotograf beeinflusste die PROVOKE-Fotografen
wesentlich. Er war der Fotograf, der Japan seine Wunden aufzeigte. Zunächst als Bildjournalist unterwegs, wurde er bald zum Beobachter der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche in Japan. Er entwickelte den Stil der „are – bure – boke“ (rau– körnig –
unscharf), den so viele andere, heute weltbekannte Fotografen nachahmten.
Eikoh Hosoe (1933 - ). Seine Spezialität war die Performance-Fotografie. Er arbeitete
mit Yukio Mishima, dem berühmten Schriftsteller, und berühmten Butoh-Darstellern wie
Hijikata.
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Die 80er Jahre
Es sind wahrscheinlich die Jahre, in denen unsere Klischees vom japanischen Pauschaltouristen, der in sieben Tagen um die Welt reiste, gefestigt wurden. Japan war inzwischen die Nummer 2 unter den Wirtschaftsnationen, und die ganze Welt orientierte
sich an den Produktionsmethoden der Japaner und wartete auf Sonys neuesten technischen Gadgets. In der Fotografie gab es nicht wirklich Neues. Die Leute, die sich in den
60er und 70er Jahren einen Namen gemacht hatten, waren noch immer populär und
Fotobücher florierten weiterhin. Japan war und ist zum Teil das einzige Land, in dem
Fotobücher Auflagen erzielen konnten, die man nur von der Belletristik her kennt. Das
großformatige Foto wird durch technische Weiterentwicklungen populär. Fotografen
werden langsam auch als zeitgenössische Künstler anerkannt und in Japan erscheint
Nobuyoshi Araki (1940 - ) auf der Bildfläche. Er etablierte sich unter den wohl bekanntesten Fotografen weltweit. Der heute 76-jährige Fotograf ist berühmt für seine ca.
400 Fotobücher, die er seit den 60er Jahren produziert hat, und für seine unverwechselbare erotische Fotografie. Das bekannteste Fotobuch ist „Sentimental Journey“, in dem er
die Krebserkrankung seiner Frau bis zu ihrem Tod fotografisch begleitet und emotional
aufarbeitet. Unzählige Frauen zogen und ziehen sich heute noch immer für ein Bild von
ihm aus.
Die 90er Jahre der „Girl photographers“ (onnanoko shashin)
Die 90er Jahre bringen neue Impulse in die japanische Fotoszene. Es sind die Jahre
der Fotografinnen, die mächtig von sich reden machten. In der männerdominierten Ge
sellschaft Japans fand man auch in der Fotografenszene wenige Frauen. Das änderte
sich, als junge Frauen wie Hiromix, Miwa Yanagi, Chino Otsuka, Mariko Mori, Ryoko Suzuki erste Bücher und Ausstellungen hatten. Man kann sagen, dass die japanische Fotoszene bis heute sehr starke Fotokünstlerinnen hervorgebracht hat, die international anerkannt sind und den Männern nicht unwesentlich den Rang abgelaufen haben.
Diese Fotografinnen konzentrieren sich in erster Linie auf Gender-spezifische Themen,
wie die Arbeitssituation der Frau in der japanischen Arbeitswelt und die Erwartungen
der Gesellschaft an sie als zukünftige Ehefrauen und Mütter.
Die Gegenwart und die Zukunft
Wir sind in den 00er Jahren angekommen. Die Digitalfotografie und das Smartphone erlauben das Knipsen hunderter Millionen von Fotos weltweit täglich. Noch nie war
die Fotografie so populär und gleichzeitig so flüchtig. Ikonische Bilder, die uns aus den
40er, 50er, 60er, 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhundert ins kollektive Gedächtnis gebrannt wurden, gibt es heute nicht mehr. Wir sehen täglich so viele Bilder, aber was
bleibt uns noch in Erinnerung? Trotzdem bewegt sich viel in der Fotokunst. Fotokünstler überschreiten die Grenzen von der Fotografie zur Malerei und zu anderen Kunstformen. Kazuha Imura, eine Fotografin, und die Fotografen Sohei Nishino und Tomohide
Ikeya sind diejenigen, welche im Augenblick die Zukunft definieren.
Der Beitrag ist die Zusammenfassung eines Vortrages, den der Verfasser für die Mitglieder der
DJG am 1. Juni 2016 im Münzkabinett gehalten hat.
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Shimpu Tokkotai
Kurzgeschichte von Nina Yukiko Peters
Diese Kurzgeschichte ist nur in der Online-Version des Kaihô abgedruckt.
Stille. Die Lotusblätter sind gefüllt mit Morgentau. Eine einzelne Kirschblüte fällt. Wasserringe bilden sich an der Wasseroberfläche des Teiches. Nishikigois, Brokatkarpfen in
schillernden Farben schwimmen zu der Blüte, lassen aber von ihr ab, als sie eine Hand
erkennen, die die Blüte aus dem Wasser fischt. Sie gehört einem alten Mann, Yasuyuki
Hashimoto. Er ist zum Beten in den Schrein gekommen. Im Gebet gedenkt er seiner
Ahnen und seinen gefallenen Freunden. Der große Stein nahe dem Wasser erinnert ihn
an damals, als er seinen Einsatzbefehl erhielt und seinen Abschiedsbrief an seine Eltern
schrieb. Es war im Frühjahr 1945. Yasuyuki setzt sich, legt sorgfältig die Kirschblüte auf
seine Handfläche und erinnert sich an seine letzten Worte.
Kamikaze Museum in Chiran (Kyushu)
Aufnahme: Dr. Hanns Hieber
„Wenn Ihr den Brief vom Kriegsministerium erhaltet, werde ich bereits Tod sein, ich
gehöre dem Shimpu Tokkotai Kommando, dem Selbstmordkommando der japanischen
kaiserlichen Fliegerstaffel an. Ich werde Euch nicht enttäuschen und in Ehre für Vaterland und Kaiser mein Leben opfern. Ich freue mich schon, wenn ich am Obon Fest, an
unserem Totenfest wieder bei Euch sein kann. Ich weiß, dass Du liebe Mutter mir mein
Lieblingsessen an meinen Platz stellen wirst und es genauso liebevoll zubereiten und
dekorieren wirst, wie Du es auch schon für meine gefallenen Brüder und alle unsere
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Ahnen getan hast. Das Kirschblütenfest - Hanami. Die Erinnerung an das Picknick unter
den Kirschbäumen im Park mit ihren rosa leuchtenden Blüten werde ich mit mir nehmen. Ihr, meine Familie, seid alle dort gewesen. Ein letztes Mal durfte ich Euer Lachen
erhaschen, der heimischen Lieder lauschen und meine Zeit mit Euch verbringen. Nun
halte ich ein letztes Mal eine Kirschblüte in meinen Händen, sie ist so vollkommen, wie
mein Leben mit Euch, auch wenn es nur sechzehn Frühlinge zählte“.
„Daijobuka?“ fragte eine Stimme. Sie klang dumpf und kam aus der Ferne. Seine Gliederschmerzten. Stille, nur das leise Glucksen des Wassers um ihn herum. Er trieb orientierungslos auf Wasser. Seine Augenlider waren unendlich schwer, so als läge Blei auf
ihnen. Er konnte sie nicht öffnen. Sie waren verklebt, brannten. Er wollte seine Hände
zur Hilfe nehmen doch er spürte sie nicht mehr. Sie waren taub bis in die Fingerspitzen.
Er fror, zitterte. Seine Kleidung war nass und klamm. Es roch nach Blut. Er konnte sich
nicht bewegen. Bei der geringsten Bewegung durchzog ihn ein entsetzlicher Schmerz.
Er war ins Meer gestürzt und hatte überlebt. Wieder die Stimme. Jetzt näher. Er wollte
antworten. Seine Stimme versagte. Er hustete. Er konnte seine Augen endlich öffnen. Es
war dunkel. Rundherum das Meer. Ein Fischerboot. Er musste sich bewegen, um zu
zeigen, dass er lebte. Es gelang ihm nicht. Er war gefangen im Schmerz. Er stöhnte.
„Anshinshiro“. Vertraute Worte in japanischer Sprache, seiner Muttersprache, drangen
an sein Ohr. Ein Einheimischer gab ihm zu verstehen, dass er keine Angst haben
brauchte und Ruhe bewahren sollte. Er nickte zustimmend und war erleichtert. Irgendetwas steckte in seinem Oberschenkel. Entsetzliche Schmerzen schnellten erneut durch
seinen Körper, als der Mann versuchte ihn aus den Wrackteilen zu befreien. Der Mann
ließ ihn schreien und zog ihn zu sich aufs Boot. Angst und Schmerz wichen. Die Schreie
ließen nach und endeten in einem Wimmern. Sein schwerer Köper sackte schwerfällig
zu Boden. Es roch nach Fisch. Sehr frischem Fisch. Der Fischer deckte ihn mit einer Plane zu, damit ihn niemand sah, falls sie von einer Patrouille kontrolliert würden. Sie entfernten sich von der Absturzstelle. Erleichterung bereitete sich aus. Er war am Leben.
Ihm wurde schwarz vor Augen. Er verlor sein Bewusstsein.
Der Raum, in dem er lag, war mit Tatami, Reisstrohmatten ausgelegt. Die Futonmatte,
auf der er schlief, war frisch bezogen. Alles um ihn herum war einfach, aber sauber.
Aber wo war er nur? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, erschöpft schlief er
wieder ein. Schmerz ließ ihn hochschrecken. Sein Oberschenkel und sein Arm waren
verbunden. Sie schmerzten. Er hatte Mühe aufzustehen. Er zwang sich dazu. Wenn er
humpelte und zuerst seine Ferse aufsetzte, ging es. Den Shoji, die Schiebetür bespannt
mit weißem Reispapier, schob er auf und verließ ein wenig unbeholfen den Raum.
Frisch gebohnerter Dielenboden aus Bambusholz wies ihm den Weg zum Genkan, dem
Eingangsbereich. Die Tür stand offen. Vor ihm erstreckte sich das Meer. Die Sonnenstrahlen glitzerten, wie tausend Diamanten, auf der Wasseroberfläche. Ein alter Mann
sprach zu ihm: „Mein Sohn, wie geht es dir? Wieder besser? Nachdem du dein Bewusstsein vor einer Woche auf meinem Boot verloren hattest, hast du nur noch geschlafen.“ Er musste sein Vater sein. Er antwortete ihm: „Ja, Vater, mir geht es besser,
aber woher habe ich diese Verletzungen?“ „Mein Junge, es tut mir leid, aber ich bin
nicht dein Vater. Nur ein einfacher Fischer, der deinen Flugzeugabsturz beobachtet hat
und dich bei Nacht aus deinem Wrack gezogen hat. Tagsüber waren zu viele amerika-
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nische Flugzeuge und japanische Küstenpatrouillen unterwegs. Niemand durfte wissen,
dass du noch lebst und von mir gerettet wurdest. Sie würden dich als Kriegsverweigerer hinstellen, denn noch ist der Krieg nicht vorbei. Deine Uniform habe ich
zur Sicherheit verbrannt und dich in die Kleidung meines Sohnes gesteckt. Wie heißt
du mein Junge? Denk nach.“ Der Junge schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht. Er war
verzweifelt und schwieg. Tränen rannen ihm übers Gesicht. Er konnte sich an nichts
erinnern, weder an seinen Namen noch an seinen Absturz. Der Junge atmete schwer,
bekam kaum Luft. Sein Herz raste. Sein Kopf war leer. Alles war wie ausgelöscht. Keine
Erinnerung, nur eine gähnende Leere. Er zitterte. Der Fischer kam auf ihn zu „Beruhige
dich mein Junge. Eines Tages wird dir alles wieder einfallen. Du bist mit deinem Flugzeug abgestürzt und hattest Glück. Du brauchst einfach noch Ruhe. Er wies ihn an, sich
neben ihn auf die Treppenstufen, die vom Strand zu seinem Haus führten, zu setzen.
Fürsorglich legte er seinen Arm um ihn.
„ Junge, du kannst bei mir solange bleiben, bis deine Erinnerungen zurückkehren. Du
wirst dann eh aufbrechen wollen. Bis dahin kannst du mir beim Fischen helfen. Ich bin
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Aufnahme: Dr. Hanns Hieber
alleine. Meine Frau ist an Typhus gestorben und mein Sohn Yunjiro in der Mandschurei
gefallen. Es würde mich sehr freuen, wenn du seine Sachen trägst. Fühle dich wie Zuhause. Ich heiße übrigens Tanaka Hajime“, sagte er feierlich und verbeugte sich vor
ihm. Der Junge erwiderte dankend die Verbeugung, in dem er sein Haupt tief vor dem
alten Mann senkte. Der Name Hajime gefiel ihm, er bedeutete schlicht Neuanfang.
Hajime lächelte ihm, freundlich zu, erhob sich und verschwand ins Haus. Der Junge
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blieb noch eine Weile sitzen und starrte aufs Meer. Er versuchte sich zu erinnern. Wer
war er nur? Er musste also Pilot gewesen sein. Das stand fest. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen. Hajime rief nach ihm: „Komm, ich habe frischen Fisch gefangen. Lass
uns eine Kleinigkeit essen, du musst unbedingt wieder zu Kräften kommen.“ Er stand
schwerfällig auf und folgte ihm. Gedanken verloren, aß er und versuchte den Worten
des Fischers anstandshalber zu folgen. Dieser erzählte von seiner Frau und seinem
Sohn. Am späten Abend beobachtete er ihn wie er Räucherstäbchen anzündete und den
kleinen Gong zum Gebet schlug. Er sprach uralte Zen-Gebete. Sie kamen ihm bekannt
vor, eine vage Erinnerung stieg in ihm auf. Er versuchte sie zu greifen, sie mussten etwas mit seiner Herkunft zu tun haben, aber sie verblassten eh er sie richtig deuten und
greifen konnte. Enttäuscht über sich selbst, kehrte er in seinen Schlafraum zurück und
weinte.
Tage, Wochen und Monate verstrichen. Er half Hajime beim Fischen, lernte Netze zu
knüpfen, den Fang einzuholen und die Fische auf dem Markt zu verkaufen. Am
15.August 1945 verkündete der Kaiser die bedingungslose Kapitulation Japans. Die japanische Bevölkerung begegnete der Verkündung mit gemischten Gefühlen. Manche
dachten an Selbstmord, andere an einen Neuanfang. Auf dem Fischmarkt ergatterte der
Junge eine Tageszeitung, die er zu später Stunde Hajime vorlas. Dabei fiel ihm eine
Anzeige direkt ins Auge. „Wir trauern um unseren Vater und Großvater Saburo
Yasuyuki Hashimoto. In ewiger Liebe und stiller Trauer Yusaku und Chiagi Hashimoto
und Natsuki. „Noch während er las, kehrten seine Erinnerungen allmählich zu ihm
zurück. Er konnte es kaum fassen. Er zeigte Hajime die Anzeige. „Hajime, schau, das ist
mein Großvater, meine Eltern und meine Schwester trauern um ihn. Ich muss zu
ihnen.“ „Warte, mein Junge, nicht so hastig. Bist du dir ganz sicher, dass es deine Familie ist?“ „Ja“, entgegnete der Junge. „Du kannst nicht zu ihnen zurück. Deine Eltern
denken, du seiest tot?“ Tränen schossen dem Jungen in die Augen. Hajime hatte recht. „
Ja, ich weiß. Großvater ist bestimmt meinetwegen gestorben. Er muss den Brief vom
Kriegsministerium und meinen noch dazu erhalten haben. Ich bin sein Lieblingsenkel
gewesen. Er war damals so stolz gewesen, als er hörte, dass auch ich der kaiserlichen
Fliegerstaffel angehörte. Ich kann mich noch sehr gut an seine letzten Worte erinnern.
Sie waren pathetisch. „Yasuyuki, du bist ein guter Junge, mein ganzer Stolz. Es ist eine
Ehre ein Flugzeug unter der japanischen Flagge fliegen zu dürfen. Wäre ich jünger,
hätte ich es dir gleich getan, damals im Krieg gegen die Russen, bin ich mit der gleichen
Entschlossenheit, und Euphorie in den Krieg gezogen. In unserem Dorf begegnen dir
alle mit Hochachtung und Bewunderung. Sie haben für dich ein Haramaki genäht, trage
es bei deinem Einsatz in Ehren. Es soll dich beschützen.“ Hajime und Yasuyuki
schwiegen eine ganze Weile. Sie starrten aufs Meer. Nach einer Weile brach Yasuyuki
das Schweigen. „Mein Großvater war unglaublich stolz auf mich gewesen. Jetzt erinnere ich mich auch wieder. Mein Name ist Hashimoto, Yasuyuki. Ich gehörte dem Shimpu
Tokkotai-Selbstmord Kommando der kaiserlichen Fliegerstaffel an.“ Hajime hob seine
Augenbrauen vor Bewunderung an. Ihm wurde klar, dass der Junge zu sich selbst zurückgefunden hatte. „Was willst du jetzt tun?“, fragte Hajime. „Ich will nach Kagoshima, zu meiner Familie.“ „Yasuyuki überlege es dir gut. Du musst dir im Klaren darüber
sein, dass sie dich nicht sehen wollen, du wirst sie entehren.“„ Ja, Hajime ich weiß, aber
ich muss mit ihnen sprechen, Ihnen die Wahrheit erzählen. Meine Mutter hat schon
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meine beiden Brüder verloren und sie muss wissen, dass ich noch lebe.“ „Yasuyuki,
wenn du dort nicht Willkommen sein solltest, dann komme zurück. Ich würde mich
sehr freuen, denn für mich bist du inzwischen wie ein Sohn geworden.“ Yasuyuki bedankte sich bei Hajime, in seiner tiefen Verbeugung brachte er dem alten Mann seinen
Respekt und seine Ehrerbietung entgegen.
In den frühen Morgenstunden brachen sie mit dem Fischerboot auf. Hajime brachte
Yasuyuki mit dem Boot von der Insel Tanegashima zum Festland, nach Kyushu. Zum
Abschied überreichte er Yasuyuki das Haramaki. Yasuyuki war überrascht und wollte
etwas sagen. Hajime wies ihn an zu schweigen. Er hatte es nach der Rettung an sich
genommen und gut versteckt. Er wusste, dass der Junge es benötigen würde, wenn er
eines Tages zu seiner Familie zurückkehren wollte. Das Haramaki war etwas ganz Persönliches, ein Bauchband, das dem Krieger bei seinen Kämpfen Glück bringen sollte.
Es hatte Yasuyuki Glück gebracht. Er bedankte sich bei Hajime und verließ das Fischerboot. Er blickte dem Boot noch eine Weile nach. Im Hafen war reges Treiben. Unzählige Fischerboote brachten ihre Fänge ein. Möwen kreischten. Yasuyuki schaute sich
um und entdeckte zwei Männer, die einen Lastwagen beluden. Er ging auf sie zu und
entnahm ihrer Sprache, dass sie aus Kagoshima waren. Er sprach sie an und fragte sie,
ob sie ihn bis Kagoshima mitnehmen könnten. Sie willigten ein ohne etwas dafür zu
verlangen. Auf der Ladefläche mit weiteren Reisenden sitzend, erreichten sie am späten
Nachmittag Kagoshima. Auf ein Handzeichen hin, stoppte der Lastwagen am Hauptbahnhof. Yasuyuki sprang herunter und ging auf das Bahnhofsgebäude zu.
Was er sah, verschlug ihm die Sprache. Tausende verletzte Soldaten, in weiße Kleidung
gehüllt, saßen, standen oder lagen in und um das Bahnhofsgebäude herum. Manche
hatten nur noch ein Bein. Manche nur noch ein Auge. Auf der Kleidung standen ihre
Namen und Dienstgrade. Einige von ihnen bettelten. Sie baten um Essen und Trinken
oder eine Bleibe. Sie sprachen auch ihn an. Yasuyuki sagte ihnen, dass er auch nichts
habe. Flüchtlinge aus allen Regionen Japans durchliefen den Bahnhof. Mütter mit Kindern eilten an den Soldaten vorbei. Sie hatten den Kopf und ihre Blicke gesenkt. Sie ertrugen das Elend nicht. Amerikanische Jeeps hupten in den Straßen. Gaijins, hellhäutige
und dunkelhäutige Amerikaner, immer sehr hochgewachsen, teilweise in Uniformen,
teilweise in ziviler Kleidung schlenderten an ihm vorüber. Yasuyuki fiel unter den vielen Menschen nicht auf. Er war einer von vielen. Keiner nahm an, dass er ein Pilot gewesen war. Er war einfach gekleidet, aber sauber und gepflegt. Langsam bahnte er sich
seinen Weg durch die Menschenmassen, das Stimmengewirr und das Elend in den
Straßen. Es war Abend geworden, als er in seinem Heimatdorf ankam. Es lag einige
Kilometer außerhalb von Kagoshima. Sein Elternhaus stand noch an der gleichen Stelle
und war schön wie eh und je. Es war auf einen Hügel gebaut. Er betrat das Grundstück,
schob die Eingangstür auf, zog im Eingangsbereich seine Schuhe aus und lief barfuß
über den Dielenboden. Alles fühlte sich so vertraut an. Er ging langsam zu den Wohnräumen. Seine Mutter kniete am Boden und nähte bei Kerzenschein, sein Vater saß über
einer Kalligraphie und seine Schwester las in einem Buch. Er beobachtete sie durch den
Türspalt. Sie hatten nichts gehört und erschraken, als er langsam die Tür aufschob, sich
tief vor ihnen verbeugte, ehe er den Raum betrat. Sie erkannten ihn sofort, eilten alle
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drei zu ihm, umarmten ihn und hatten Mühe ihr Leid zu unterdrücken. „Otosan, Okasan, gomennasai, Vater, Mutter, es tut mir so leid.“ Still und reglos verharrten sie
eine Weile beieinander. Yasuyuki brach das Schweigen und fing an zu erzählen:
„Wenn wir unsere Maschinen bestiegen, schickte das Kriegsministerium ein Telegramm an die Familienangehörigen. Es hieß darin, dass wir freiwillig für Kaiser und
Vaterland gestorben seien, aber dem war nicht so. Freiwillig haben meine Freunde und
ich uns zur kaiserlichen Fliegerstaffel gemeldet. Unsere Brüder, hatten wir stets als
Helden vor Augen. Sie sind noch einen ehrenhaften Tod gestorben. Im Kampf sowie
einst unsere Vorfahren, die Samurai. Sein Leben für ein erzwungenes Selbstmordkommando, zu Opfern, davon war nie zuvor die Rede gewesen, wir waren jung, aber nicht
dumm. Jeder von uns hatte bereits das Leid der Hinterbliebenen, der weinenden Mütter
und Väter erlebt und wollte nur seiner Aufgabe dem Vaterland und Kaiser zu dienen,
gerecht werden, um danach zu seinen Lieben zurückkehren zu dürfen. Einige von uns
sprachen die Sinnlosigkeit ihr Leben für ein Selbstmordkommando zu opfern an. Sie
fingen an sich zu weigern, doch sie mussten schnell erkennen. Sie hatten keine Wahl.
Sie wurden solange gefoltert, bis sie sich gebeugt, gefügt, angepasst und funktioniert
haben.“ „Was bedeutet sie wurden gefoltert? Bist du auch gefoltert worden?“ „Ja jeder
von uns. Ich weiß, niemand hätte es für möglich gehalten. Wir waren zu absolutem
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Aufnahme: Dr. Hanns Hieber
Stillschweigen verpflichtet. Alles verlief unter dem Deckmantel der Ehre. Wir funktionierten. Bei der kaiserlichen Fliegerstaffel wurden nur die Fleißigsten, die besten Absolventen der Akademie und die Söhne aus den angesehensten Familien rekrutiert,
denn nur wir wissen was unseren Familien das Ansehen und die Ehre bedeuten. Für
uns steht schon aufgrund unserer Herkunft die Loyalität dem Kaiser gegenüber an erster Stelle, dann kamen bei meinen Freunden und mir noch der Enthusiasmus den Krieg
gegen die Amerikaner zu gewinnen dazu und natürlich der Patriotismus, der Stolz gegenüber der eigenen Nation. Was uns zu dem Zeitpunkt fehlte war die Lebenserfahrung. Wir waren offen für Neues und vor allem des Lebens noch lange nicht müde.
Dieser Illusion wurden wir alsbald beraubt. Schon bald erkannten wir die AussichtsloKaihô
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sigkeit, den Krieg gegen die Amerikaner zu gewinnen. Die Maschinerie, die sich unter
dem Deckmantel Ehre verbarg, erkannten wir viel zu spät. Wir waren nur noch die Mittel zum Zweck. Wir sollten das Versagen, die Fehler der japanischen Kriegsstrategen
mit Überraschungsangriffen ausgleichen, dabei sollten wir nicht nur einen Flugzeugträger bombardieren, sondern im selbstvernichtenden Sturzflug eine Explosion verursachen. Unser Leben spielte dabei keine Rolle mehr. Mit so einem Angriff rechnete niemand. Strategisch klug, denn unerwartete Züge sind immer schwer zu kontern. Um uns
soweit zu bringen, setzten sie uns Wochen vor unseren Einsätzen Folterungen aus. Sie
nahmen uns unsere essentiellen Bedürfnisse wie Essen, Schlafen und Trinken. Jeden
Morgen läutete eine schrille Sirene, die uns weckte. In 10 Minuten mussten wir beim
Morgenappell sein, kamen wir z u spät, wurden wir bestraft. Es wurde von Tag zu Tag
härter. Die Nachtruhe wurde in den Tagen vor unserem Einsatz extrem gekürzt. Noch
im Laufen zogen wir unsere Uniformen an, um nur nicht zu spät zu kommen. Hunderte
Jugendliche, größtenteils alle im Alter von sechzehn und siebzehn Jahren rannten jedes
Mal aus dem Gebäude auf den Hof. Bevor der diensthabende Offizier zum Appell rief,
mussten unsere Uniformen sitzen. Wenn nicht, dann wusste jeder, welche Schindereien
einem bevorstanden. Wir befolgten die Kommandos, die der Reihe nach durchgerufen
wurden, Okiro-,tatte-,kiritsu-‚masugu miro’, hidario miro’ und ‚migio miro’, aufstellen,
still gestanden, ausrichten, Augen geradeaus, links und rechts. Alles musste auf Befehl
sitzen. Mit Sonnenaufgang begann unser Tag, noch vor dem Frühstück erhielten wir
den Tagesbefehl, unsere Arbeiten und Aufgaben gingen bis in die späte Nacht hinein.
Es gab kein Erbarmen. Wir litten unter extremen Schlafentzug. Unsere Nächte bestanden aus ein bis zwei Stunden Schlaf. Unsere Körper konnten sich nicht mehr regenerieren. Aufgrund mangelnden Schlafs ließ unsere Konzentration immer mehr nach und für
die Fehler wurden wir wiederum hart bestraft oder mussten verbale Demütigungen
über uns ergehen lassen, schlimmstenfalls wurden uns noch die Essensrationen gekürzt.
Mit der Zeit schafften sie es uns psychisch zu zermürben. Unser Lebenswillen wurde
gebrochen. Wir begegneten allmählich diesen Situationen mit Gleichgültigkeit. Wir
nahmen es hin, um zu Überleben und um es zu Überstehen. Parolen über Selbstmord
und Ehre wurden in uns eingehämmert. Wir wussten um die Sinnlosigkeit des Selbstmordes und nahmen sie an. Allein der Gedanke daran, brach unsere Herzen, nahm uns
jegliche Hoffnung auf ein Leben mit Zukunft. Wir fügten uns, denn es fehlte uns inzwischen an Energie das Handeln unserer Vorgesetzten noch zu hinterfragen. Wir wussten
nicht mehr, was richtig oder was falsch war. Jetzt hatten die Offiziere leichtes Spiel, wir
waren gebrochen und sie wussten um unser Ehrgefühl gegenüber unseren Familien
und unsere Verbundenheit zu den alten Traditionen und missbrauchten sie für ihre
Zwecke. Schlussendlich beugten wir uns bedingungslos dem Shimpu Tokkotai Kommando, denn niemand von uns wollte seine Familie entehren. Unser Ehrgefühl stand
über allem. Unsere Väter sollten Stolz auf uns sein. Wir alle sehnten uns nur noch nach
den Grundbedürfnissen und unseren Familien. Wir waren angreifbar. Die Rückkehr zu
unseren Familien, unser Halt, wurde nun zunichte gemacht. Sie suggerierten uns, dass
es eine Schande sei, wenn wir nicht bei einem Selbstmordkommando freiwillig für Kaiser und Vaterland sterben würden. Kehrten wir lebend von unseren Einsätzen zurück,
sei es eine Schmach für unsere Familien. Wir wurden zu Tieren.“ „Wie schrecklich
Yasuyuki, wir hatten ja keine Ahnung.“ Yasuyukis Mutter umarmte ihren Sohn, während sein Vater stumm vor sich hinstarrte. Yasuyuki sprach unbeirrt weiter.
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„Der Blick unserer Nation richtete sich auf die stark umkämpfte Insel Okinawa. Seit
Tagen hielt die 5. Flotte der Amerikaner von Seeseite die Insel Okinawa unter Beschuss.
Amerikanische und japanische Soldaten lieferten sich blutige Gefechte. Ich erhielt meinen Einsatzbefehl wenige Tage nachdem Tokyo die Soldaten bei der Schlacht um Okinawa im Stich gelassen und ihnen die angeforderte Hilfe verweigert hatte. Ursprünglich lautete unser Einsatzbefehl ‚Guam’ aber kurzfristig wurde der Befehl geändert. Es
war der Tag, an dem ich meinen Befehl erhielt die, amerikanischen Flugzeugträger vor
Okinawa zu zerstören. Die Amerikaner hatten bereits die Insel ‚Iwojima’ eingenommen. In wenigen Stunden sollte es soweit sein, meine Maschine, ein trägergestütztes
Torpedoflugzeug, die Nakajima B6N, mit dem Spitznamen ‚Tenzan’ was so viel wie,
Himmlischer Berg, bedeutete, wurde betankt. Mit diesem Flugzeug standen wir den
Amerikanern in nichts nach.
Ich wusste, dass ich eine Maschine flog, die über eine Reichweite von 3050 km verfügte
und Munition von 800 kg an Bord mit sich trug. Mit mir sind 388 Flugzeuge gestartet.
45 davon waren Torpedoflugzeuge wie die Nakajima B6N. Die Piloten, die sie geflogen
haben, waren alle meine Freunde und alle in meinem Alter. Wir alle hatten den Auftrag
uns auf die USS Missouri zu stürzen und die 5. Flotte der US Marine zu zerstören.
Kamikaze Museum in Chiran (Kyushu)
Aufnahme: Dr. Hanns Hieber
Meinem Freund gelang es, sich auf die USS Missouri zu stürzen, dabei wurde er aus
der Maschine geschleudert und das Flugzeug explodierte neben dem Schiff. Ich selbst
wurde von den Flakgeschossen eines anderen Schiffes getroffen und stürzte ins Meer.
Mein Leben eilte in Zeitraffer an mir vorüber, von Jetzt bis zu dem Tage als Mutter mich
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in ihren Armen hielt und dann versank ich. Der Aufprall auf der Wasseroberfläche war
hart. Ich rechnete mit einer lauten Explosion, die aufgrund meiner Beladung und dem
Feuer, das sich allmählich in der Maschine ausbreitete, ausgelöst werden musste, aber
dem war nicht so. Stunde vor unserem Einsatzkommando habe ich bei einem Formationsflug zu unserem neuen Stützpunkt, meine Formation verlassen und einen Brief an
euch über unserem Haus abgeworfen. Es war uns verboten, euch, unseren Familien, die
Wahrheit über unseren Verbleib zu erzählen. Ich konnte nicht anders, als euch die
Wahrheit zu erzählen. Ich habe noch heute vor Augen, wie sehr du liebe Mutter gelitten
hast, als Jujiro und Kensaku, meine Brüder gefallen sind. Auch sie waren beide Piloten,
aber sie beide sind im fairen Kampf gefallen. Sie haben nicht leichtfertig ihr Leben bei
einem Selbstmordkommando geopfert.“
Yasuyukis Mutter stand auf, verließ den Raum und kam wenige Minuten später mit
einer gepackten Tasche zurück. In ihr befanden sich ein Kimono und andere Kleidungsstücke, sowie Geld und ein paar Kostbarkeiten und etwas zu essen. Yasuyuki nickte, er
wusste, dass es an der Zeit war zu gehen. Die Tradition verlangte es so und er verabschiedete sich mit gesenktem Haupt von seinen Eltern und seiner Schwester.
Zum Abschied reichte er ihnen sein Haramaki und sagte ihnen, dass er bei Hajime
Tanaka dem Fischer auf der Insel Tanegashima zu finden sei. Seiner Mutter und ihm
rannen die Tränen über das Gesicht, aber keiner von ihnen verlor bei der Verabschiedung an Haltung. Sich immer wieder verbeugend, verließ er rückwärts gehend, den
Eingangsbereich und dann Haus und Grundstück. Nach dem er einige Schritte gegangen war, drehte er sich noch einmal um, erinnerte sich an seine unbeschwerte Kindheit
mit seinen Geschwistern, seinen beiden Brüdern und seiner Schwester. Er wusste, dass
er gehen musste, um das Ansehen seiner Ahnen zu bewahren. Zu Fuß ging er zum
Bahnhof, dort legte er sich für ein paar Stunden zu den anderen geschlagenen Soldaten,
für die es auch keinen Weg zurück gab.
Nina Yukiko Peters, geboren 1973 in Düsseldorf, zweisprachig Japanisch/Deutsch aufgewachsen, nach der
Schulzeit 1994 Einstieg in die Tourismusbranche als
Flugbegleiterin bei der JAL Insgesamt 15 Jahre Berufserfahrung im Tourismus, insbesondere bei Airlines und Reiseveranstaltern. Studium Literarisches Schreiben an der
Cornelia Goethe Akademie Frankfurt (Main), 2008 –
Schriftstellerdiplom.
Veröffentlichungen: Kurzgeschichte „ Shimpu Tokkotai“
in „Der Frankfurter literarischen Lustgarten 2011“, herausgegeben von Leopold von Emden - Cornelia Goethe
Akademie Frankfurt/Main. Gedicht „Das Christkind“,
Frankfurter Bibliothek - Jahrbuch für das neue Gedicht,
Frankfurt (Main). Mitglied der DJG in Bayern.
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Japanischer Gesprächskreis
Yuko Murato berichtet
Eine professionelle Fremdenführerin in München hielt im März einen Vortrag über den
Ise-Schrein (Jingû), einen der wichtigsten Shintô-Schreine Japans. In Ise-Shima fand Mitte Mai dieses Jahres das G7-Treffen statt. Unsere Referentin hatte vor drei Jahren, im
Jahr des „Shikinen-Sengû“, an einer zweitägigen Führung durch den Schrein teilgenommen. „Shikinen-Sengû“ bedeutet, dass der Ise-Schrein alle 20 Jahre neu errichtet
wird. Das soll aber keine Verschwendung sein, denn das Material des abgebauten
Schreins wird restlos wiederverwendet, teils auch für fremde Schreine, und selbst das
kleinste Stück Holz wird sogar zu
Ess-Stäbchen verarbeitet. Der
große Nutzen der regelmäßigen
Erneuerung ist, dass Baukunst
und -technik des Schreins weitergegeben werden. Außerdem soll
es dem Wald gut tun, wenn man
alle 20 Jahre Bäume für den neuen Schrein fällt.
Im Ise-Jingû gibt es den „Naikû“, den Inneren Schrein, und den „Gekû“, den Äußeren
Schrein. Der erstere ist der Amaterasu-Ômikami, der Sonnengöttin, und der letztere
dem Toyoukeno-Ômikami, dem für „Ishokujû“, die Nahrung, Kleidung und Wohnung
zuständigen Gott, geweiht. Beim Shintôismus ist „Oharai“, das Ritual der Reinigung,
wichtig. Der Mensch sei ursprünglich rein, kann aber nicht so bleiben. Wenn er durch
das Oharai gereinigt wird, soll er eins mit dem All und der Natur werden. Der Vortrag
war so gut, dass wir fast den Eindruck gehabt hätten, bei der Referentin eine Führung
durch den Schrein mitzumachen.
Im April hatten wir einen Japanisch-Lehrer als Referenten. Was er uns aus seinen mehr
als 40 Jahre Erfahrungen als Sprachlehrer erzählte und demonstrierte, war auch für die
japanischen Teilnehmer sehr hilfreich. Nach seiner Meinung sollen alle Anfänger im
Sprachkurs zunächst zu 75 % sprechen und nur zu 5 % schreiben lernen. Er legte viel
Wert auf die Übung mit Verben. Mittels der von ihm handgefertigten Zettel mit je einem Verb und einer Illustration darauf übten wir die Grund-, Vergangenheits-, Verneinungs-, Verlaufsform usw. in einem kurzen Satz. Es ging schnell und machte uns Spaß.
Das Fazit war, dass man Beispielsätze auswendig und wiederholt lernen muss und zu
Hause tüchtig Hausaufgaben machen soll. Seine Methode war durchdacht und überzeugend. Wie immer gingen wir nach der Diskussion in ein Café, in dem wir uns entspannt unterhielten.
4月
Kaihô
語学学習
つい
経験豊
No. 4/2016
先生
貴重
ご指導をい
Juli/August 2016
し
Seite 48
Haiku-Kreis
Ein Bericht von Yuko Murato
Das März-Treffen fiel dieses Jahr auf den Gründonnerstag. Die teilnehmenden HaikuKollegen kamen gut gelaunt, die Dichterinnen blieben dieses Mal in der Minderzahl,
was im heutigen Japan unvorstellbar wäre.
Der Haiku-Kreis traf sich im Januar 1998 zum ersten Mal. Deshalb möchten wir im
Herbst 2017 anlässlich seines 20. Jubiläums die vierte Anthologie herausgeben. Die
Vorüberlegungen beginnen, denn wir möchten ein anspruchsvolles Heft herausgeben.
Dabei befasst sich jeder Dichter noch einmal mit seinen Texten früherer Jahre, was ihm
vielleicht zu neuen, auch kritischen Einsichten verhilft.
Beim April-Treffen kochte ich
Wasser, um die Dichter mit
dem „Sakura-yu“ und „Yôkan“,
einer Süßigkeit aus Bohnen, zu
bewirten. Beim „Sakura-yu“
handelt es sich um ein heißes
Getränk. Eine Teeschale wird
mit heißem Wasser gefüllt und
ein oder zwei in Salz eingelegte
gefüllte Kirschblüten werden
hineingetan. Die Blüten öffnen
sich langsam und der angenehme Duft steigt auf. Das Salz löst sich im Wasser, das wohl
schmeckt. Das Getränk wird bei erfreulichen Angelegenheiten – zum Beispiel einer Verlobung – serviert, bei denen man vermeidet, grünen Tee zu trinken. Denn es gibt ein
Sprichwort: „Man trübt den (grünen) Tee“, etwa: Man redet um eine Sache herum oder
pfuscht bei einer Arbeit.
Wie immer gab es viele Diskussionsthemen. Eines davon war, dass man sich für ein
Haiku grundsätzlich auf nur ein Jahreszeitenwort (Kigo) beschränken soll. Sonst wird
die Konzentration des Lesers gestört. Aber es gibt auch eine Ausnahme. Als Paradebeispiel dafür kann man das folgende Haiku von Sodô (1642-1716), Bashôs einflussreichem
Freund, nennen:
Me ni wa Aoba / Yama hototogisu / Hatsu-gatsuo.
Fürs Auge frisches Laub / in den Bergen der kleine Kuckuck / der erste Bonito.
Das ist ein Haiku mit “Sandan-gire” (drei Sätzen in drei Zeilen), das in der Regel geschmäht wird. Außerdem gibt es drei Kigo! Und es gilt als Meisterstück.
Ende April gab ich in einer kleinen Gruppe von Malern und Dichtern in München ein
Haiku-Seminar, das sehr spannend war und mir viele neue Ideen brachte.
4月句会
Kaihô
最初
桜湯を入れ
No. 4/2016
そ
香を味わい
俳句
Juli/August 2016
取
組
し
Seite 49
Rezensionen
Yoko Schmidt
Sumi-e Cats
Contemporary japanese ink paintings
Erste Aufl. 2016
125 S., davon 83 Abbildungen
ISBN 978-3-00-051290-2
Euro 32,00
Zu beziehen über Buchhandlung Moths, Rumfordstr. 48; Autorenbuchhandlung, Wilhelmstr. 41; Rococo, Amalienstr. 87; Buchhandlung in
der Au, Humboldtstr. 12; oder (portofrei) über die Autorin: hello@sumiecats.com.
Die Katze ist ein in allen Kulturen abgebildetes und gewürdigtes Tier, sei es als nützliches Wesen für die Mäusejagd oder als anschmiegsames Geschöpf, das jeden Stress
wegzaubern kann. So auch in Japan, wo Künstler die geschmeidigen und eleganten Bewegungen dieses kleinen häuslichen Raubtiers beobachteten und in ihren Bildern verewigten. Auch Katsushika Hokusai ließ sich von ihrem Anblick gefangen nehmen, wie
ein Bild von 1824 beweist, das der Künstler im Auftrag der Holländer auf holländischem Papier fertigte, unsigniert (wie alle seine Bilder für die Holländer) und mit dem
Titel: „Jahresabrechnung eines Kaufmanns“. Es ist eines der Blätter, die Siebold
dann nach Europa zurückbrachte. Heute
befindet es sich im Nationalen Museum für
Völkerkunde in Leiden. Gut möglich, dass
der Meister das kleine weiße Kätzchen mit
dem roten Halstuch selbst vor Augen hatte,
als er die Szene malte.
Sumi-e, die japanische Malart, die sich auf
Pinsel und Tusche beschränkt, ist hierzulande vor allem bekannt für die Wiedergabe von Pflanzen und Blumen. Anfänger in dieser Kunst versuchen sich gerne an Bambus oder Chrysantheme. Doch ist der Tuschpinsel auch besonders geeignet dafür, die
weichen Bewegungen, die Sprünge und Luftrollen der Katze festzuhalten. So hat Hokusai eine Nachfolgerin in der Münchner Sumi-e Künstlerin Yoko Schmidt mit ihren
Katzenporträts gefunden. Nur mit wenigen geschwungenen Strichen deutet sie die Situation und das Charakteristische in den Bewegungen ihrer Objekte an. Es entstand
eine „Vielzahl geschickter und bezeichnender Momentaufnahmen von katzentypischen
Sujets“, wie der Münchner Kunstsammler Dr. Klaus Baake im Vorwort schreibt.
Am besten schaut man sich die Abbildungen an, wenn gerade eine Mieze schnurrend
auf dem Schoß liegt oder sich auf dem Sofa eingerollt entspannt. Empfehlenswert für
Japan- und Katzenfreunde/innen.
Dr. Andrea Hirner
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 50
Max Arnold
Fred – Alle Tage sind übel
novum Verlag
Taschenbuch
165 S.
ISBN 978-3-95840-084-9
Taschenbuch
€ 11,90; e-book € 7,99
Das von Max Arnold geschriebene und von seiner Mutter Mihoko mit Zeichnungen
versehene Taschenbuch wurde zum Welttag des Buches am 24.4.16 im Gymnasium
Neubiberg vorgestellt. Der Autor ist 13 Jahre alt. Die Idee für sein Buch kam ihm vor
zwei Jahren im Kunstunterricht, als er mit allen Aufgaben fertig war und anfing nachzudenken.
Das Leben des Schülers Fred, der das genaue Gegenteil vom Autor sein soll, ist eine
einzige Katastrophe. Ständig hat er Ärger mit der Schule, den Eltern und Erwachsenen.
Eines Tages beschließt er, mit seinem Freund Leon von zu Hause abzuhauen. Als erstes
machen sie sich für diese Abhau-Aktion eine Liste mit den Sachen, die sie mitnehmen
wollen. Sie wollen weit wegfahren, möglichst nach Afrika, aber dann kommt alles ganz
anders …
Jürgen Betten
Hinweise
In eigener Sache
Bei der Druckausgabe des letzten Kaiho kam es leider zu Problemen. In einem Teil der
Auflage wurde ein Druckbogen seitenverkehrt eingelegt. Dadurch waren insgesamt
vier Seiten vertauscht, was die Lesbarkeit des Heftes eingeschränkt hat. Dies bitten wir
zu entschuldigen.
Gastfamilie für japanische Studentin gesucht
Keiko Kawata-Krüger, langjähriges Mitglied der DJG, sucht für junge Studentin (20) aus
Tokyo eine Gastfamilie vom 10.08.2016 bis Ende August. Die junge Japanerin studiert
Internationale Kultur an der Meiji Universität. Sie wird 4 Wochen an einem deutschen
Sprachkurs an der Universität in München teilnehmen, bevor sie ab September in Siegen weiter studieren wird. Sie spricht Englisch und lernt Deutsch. Sie mag Reisen, Kochen und Tennis. Leider hat sie Angst vor Haustieren, vor allem vor Hunden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Keiko Kawata-Krüger, Tel.: 089-573894.
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 51
Siebold-Netsuke treffen japanische Schönheiten,
3. Juli – 6. November 2016
Knauf Museum, Iphofen
In Zusammenarbeit mit dem Museum Fünf Kontinente München, den Museen der Stadt Regensburg,
dem Siebold Archiv Burg Brandenstein, der Kunstsammlung Schloss Sugenheim sowie mit privaten
Leihgebern zeigt das Knauf-Museum Iphofen anlässlich des 150. Todestages von Philipp Franz von
Siebold Netsuke und ausgewählte Farbholzschnitte
des 19. Jahrhunderts.
Die DJG in Bayern wird ihren Mitgliedern einen Besuch dieser Ausstellung im September oder Oktober
2016 anbieten. Einzelheiten finden Sie im nächsten
Kaihô.
Impressum:
Herausgeber:
DJG in Bayern e.V.
Marienplatz 1/II
80331 München
Telefon: 089/221863
Telefax: 089/2289598
E-Mail:
djg-muenchen@t-online.de
Web:
www.djg-muenchen.de
Neue Mitglieder
In den letzten Monaten sind unserer Gesellschaft
sechs neue Mitglieder beigetreten, die wir recht
herzlich begrüßen. Wir danken für das Vertrauen
und hoffen, dass wir den Erwartungen der neuen
Mitglieder gerecht werden können.
Beigetreten sind:
Axel Schwab
Tommy Dorand
Renzo F. Kaneko-Opromolla
Stefan und Masako Billet,
Yoko Taguchi-Roth
Nina Yukiko Peters
80538 München
81925 München
81669 München
85521 Riemerling
81247 München
81545 München
Ich bin weit weg,
doch in Gedanken da,
beim Japanfest.
Bürozeiten:
Montag: 10.00 – 12.30 Uhr
Donnerstag: 10-12.30 Uhr
Bankverbindung:
Commerzbank AG München
Konto: 0331642700
BLZ 700 800 00
IBAN DE79 7008 0000 0331 6427 00
BIC DRESDEFF700
Redaktion:
Lüder Paysen (verantw.)
Jürgen Betten
Dr. Andrea Hirner
Elke Föll-Großhans
Auflage:
Druckversion: 1.000 Exemplare
Online-Version: 600 E-Mails
Layout und Satz:
Lüder Paysen
Detlef Dehn
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 52
Philipp Franz von Siebold und
München
Veröffentlichung
der DJG in Bayern e.V.
broschiert, hochwertige Ausstattung
zahlreiche farbige Abbildungen
168 Seiten, € 12,80
ISBN 978-3-00-052253-6
erhältlich im Buchhandel
oder portofreier Direktbezug
bei der DJG in Bayern e.V.
Marienplatz 1/II, 80331
Telefon: 089/221863
djg-muenchen@t-online.de
www.djg-muenchen.de
Das wahre Geschenk besteht nicht in dem,
was gegeben oder getan wird,
sondern in der Absicht
des Gebenden oder Handelnden.
Lucius Annaeus Seneca
Verschenken Sie an Freunde,
Verwandte und
Bekannte
das Siebold Buch der DJG in Bayern.
Kaihô
No. 4/2016
Juli/August 2016
Seite 53
Die 100 Jahre
Innovationsmodelle
www.bmw.de/
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Freude am Fahren
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Abbildung zeigt Sonderausstattungen.