Kasachstan Aktuell 2-2014

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Kasachstan Aktuell 2-2014
Ausgabe 2-2014 . Mai 2014 . www.owc.de
OST WEST
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Das Wirtschaftsmagazin für Ost-West-Kooperation
In Kooperation mit:
Inhalt
Wirtschaft3
Firmen und Kooperationen
4
Schlüsselakteur auf den
Weltagrarmärkten5
Milliardenbeträge für Projekte
im Öl- und Gassektor
6
Ölfeld Kaschagan: Keine Produktion mehr
in diesem Jahr
9
Branchenmeldungen9
Wissenswertes,
Veranstaltungskalender10
Regierung schnürt neues
Anreizpaket für Investoren
BERLIN, 15. Mai. Kasachstan will wieder
mehr Investoren ins Land holen. Nachdem
der Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen (FDI) zuletzt ins Stocken geraten ist, soll die vor mehr als zehn Jahren
geschaffene Investitionsgesetzgebung
nun gründlich reformiert werden. „Wir
wollen ein Investitionsklima schaffen,
das so günstig wie nur möglich gestaltet ist“, kündigte Kasachstans Präsident
Nursultan Nasarbajew auf der 47. Sitzung der Asian Development Bank an, die
Anfang Mai in Astana stattfand. Jerbolat
Dossajew, Minister für Wirtschaft und
Haushaltsplanung, sprach von „radikalen
Verbesserungen für Investoren“. Kasachstan werde ein umfassendes Anreizpaket
für sie schnüren.
Die Regierung hat bereits konkrete
Maßnahmen ausgearbeitet, die laut Dossajew schon im Juli 2014 in die Gesetzgebung einfließen sollen. Vor allem beim
Visumregime soll es Vereinfachungen
geben. Nachdem nicht nur zahlreiche
deutsche Geschäftsleute über Schwierigkeiten mit den im Juli 2013 verschärften
Visaregelungen klagten, wird es vor allem
für Bürger aus Industrieländern künftig
spezielle Visa für eine Aufenthaltsdauer
von 90 Tagen geben und sogenannte
Investorenvisa für die Führungsebene
ausländischer Unternehmen.
Außerdem will die kasachische Regierung die Rekrutierung ausländischer
Mitarbeiter für die Realisierung eines
Investitionsprojektes erleichtern, indem
unter anderem Arbeitsgenehmigungen
unkomplizierter erteilt werden sollen.
Investoren sollen mehr Planungssicherheit bekommen, indem Stabilität etwa
bei grundlegenden gesetzlichen Richtlinien im Steuerwesen oder für einzelne
tarifäre Abgaben für eine Zeit von zehn
Jahren garantiert werden soll. Darüber
hinaus will Kasachstan Investoren den
Zugang zu internationalen Schiedsgerichten erleichtern und OECD-konforme
Richtlinien zur effektiven Lösung von
Konflikten zwischen Investoren und dem
Staat einführen.
Für die Investitionsprojekte multinationaler Unternehmen plant Kasachstan
zusätzliche Anreize wie eine Befreiung
von der Körperschaftsteuer für zehn
Jahre oder eine Kompensation der Inve(Lesen Sie weiter auf Seite 4)
++kurz notiert ++ kurz notiert ++ kurz notiert ++ kurz notiert ++ kurz
Inflation hat sich
verlangsamt
ASTANA, 4. Mai. Die monatliche Inflation
der Verbraucherpreise verlangsamte im
April auf 0,6 Prozent, wie die Nationale Statistikagentur berichtete. Im März stieg die
Inflation noch um ein Prozent im Vergleich
zum Vormonat. Die jährliche Inflationsrate
der größten Volkswirtschaft Zentralasiens
stieg von 6,2 Prozent im März auf 6,5 Prozent im April. Das Inflationsziel der Zentral-
bank für dieses Jahr liegt in einem Korridor
zwischen sechs und acht Prozent.
Reserven legen zu
ASTANA, 6. Mai. Im ersten Quartal dieses
Jahres stiegen die Gold- und Währungsreserven der kasachischen Zentralbank um 7,5
Prozent und erreichten Ende März 25,7 Milliarden US-Dollar. Im April sind die Reserven
weiter angestiegen und erreichten einen
Wert von 27,6 Milliarden US-Dollar.
1 USD
182,03 KZT
1 EUR
248,82 KZT
1 RUB
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Nationale Bank der Republik
Kasachstan: www.nationalbank.kz
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KASACHSTAN aktuell
wirtschaft
(Fortsetzung von Seite 1)
stitionskosten in Form eines Investitionszuschusses in Höhe von 30 Prozent. Auch
sollen Investoren künftig aus einer Hand
im Rahmen eines One-Stop-Shops bei der
Realisierung ihrer Projekte unterstützt
werden.
Seit seiner Unabhängigkeit konnte
Kasachstan mit einem vergleichsweise
attraktiven Investitionsklima, einer
wirtschaftsliberalen Gesetzgebung und
mit makroökonomischer Stabilität zahlreiche Direktinvestoren aus dem Ausland
gewinnen. Das Land weist heute einen
der höchsten Bruttoinvestitionsbestände
der GUS-Staaten auf. Von 2005 bis 2013
stiegen die kumulierten ausländischen
Bruttodirektinvestitionen
auf
rund
184 Milliarden US-Dollar. Doch kam es
weltweit im vergangenen Jahr zu einem
FDI-Rückgang, den auch Kasachstan zu
spüren bekam. Sind 2012 noch FDI im
Wert von 28,9 Milliarden US-Dollar ins
Land geflossen, bezifferte die Zentralbank den Zufluss 2013 nur noch auf 24,1
Milliarden US-Dollar – ein Rückgang um
über 16 Prozent. Auch die deutschen
Direktinvestitionen entwickelten sich
im vergangenen Jahr rückläufig: Investierten deutsche Firmen 2012 noch 681
Millionen US-Dollar, waren es 2013 nur
401 Millionen US-Dollar – ein Minus von
41 Prozent.
gh
Astana verabschiedet
Antikrisenplan
ASTANA, 14. Mai. Vom 21. bis zum 23. Mai
2014 findet in der kasachischen Hauptstadt Astana zum siebten Mal das Astana
Economic Forum (AEF) statt. Die internationale Wirtschaftskonferenz bringt
über 7.000 Teilnehmer aus 150 Ländern in
Entwicklung von BIP und Industrieproduktion*
9,6
7,3
7,5
6,0
5,0
3,3
2,7
3,8
2,3
2,6
0,7
1,2
2008
2009
2010
BIP-Wachstum
2011
2012
2013
Industrieproduktion
Gestützt auf Zuwächse beim Konsum und die anhaltend hohen Ölpreise verzeichnete Kasachstans Wirtschaft in den vergangenen Jahren ein hohes Wachstum. Für 2014 rechnet der Internationale Währungsfonds mit einem BIP-Plus von 5,7 Prozent. Die kasachische Industrieproduktion
ist in den letzten Jahren langsamer gestiegen als das BIP. Nach einem Plus von nur 0,7 Prozent im
Jahr 2012 hat sie 2013 aber wieder angezogen und ist auf 2,3 Prozent gewachsen.
*reale Veränd. ggü. VJ in %, Quellen: IWF, Nationales Statistikamt, gtai
Astana zusammen. Neben dem Präsidenten
der Republik Kasachstan, Nursultan Nasarbajew, und Vertretern aus der Regierung,
den Behörden und aus den Staatsunternehmen Kasachstans nehmen auch viele
private Firmen und Vertreter von internationalen Organisationen teil. 250 Referenten,
darunter der ehemalige italienische Premierminister Romano Prodi und der Chef
der internationalen Handelsorganisation
UNCTAD, Mukhisa Kituyi, haben ihre Teilnahme zugesagt. Die Themen reichen von
der Wirtschaftsentwicklung Kasachstans
bis zu Corporate Governance und Innovationsmanagement. Ein vorläufiges Programm
ist auf der Website des Astana Economic
Forum abrufbar.
Parallel zum AEF findet die zweite World
Anti-Crisis Conference in Astana statt, an
der sich neben Zentralbank-Chefs auch
Wirtschafts- und Finanzminister aus über
100 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen
beteiligen.
Auf der Antikrisenkonferenz wollen die
Veranstalter einen Welt-Antikrisenplan
verabschieden. Dieser wurde auf der ersten
World Anti-Crisis Conference unter Berücksichtigung der verschiedenen Vorschläge
von Experten aus aller Welt, UN-Mitgliedstaaten und dem UN-Sekretariat diskutiert und ausgearbeitet. Der Entwurf des
Welt-Antikrisenplans sieht eine Reform
der internationalen finanzwirtschaftlichen
Strukturen vor.
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KASACHSTAN aktuell
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firmen und kooperationen
InterRail AG
Kooperation mit KTZ
Express vereinbart
ST. GALLEN, 8. Mai. Der Schweizer Eisenbahndienstleister InterRail und das staatliche kasachische Logistikunternehmen KTZ
Express (KTZE) haben ihre Zusammenarbeit
ausgebaut und Ende April in einem gemeinsamen Vertrag die Förderung der internationalen Güterverkehre zwischen Westeuropa
und Kasachstan vereinbart. Neben gemeinsamen Marketing- und Werbeaktivitäten
wurde im Vertrag auch festgehalten, dass
InterRail künftig die KTZ Express auf dem
Gebiet der Europäischen Union und der
Schweiz vertritt.
Beide Unternehmen arbeiten bei Speditions- und Logistikservices für Bahnverkehre zwischen Europa und Asien schon seit
Längerem zusammen. InterRail koordiniert
für diese Verkehre in Westeuropa unter
anderem Bestellungen, stellt wettbewerbsfähige Frachtraten bereit oder übernimmt
das Containermanagement oder die Rückführung von Containern in Westeuropa.
Die KTZ Express wurde 2011 als eine hundertprozentige Tochter der kasachischen
Eisenbahngesellschaft KTZ gegründet. KTZE
agiert als Dienstleister im Eisenbahn-, Straßen- und Lufttransport und soll als Staatsunternehmen dabei das Transportpotenzial
Kasachstans entwickeln und kasachische
Produkte im Ausland platzieren. Das Unternehmen hat Niederlassungen in China, der
GUS, im Baltikum und in der EU.
Airbus Defence and Space
Kasachstans erster
Erdbeobachtungssatellit
startet ins All
KOUROU, 29. April. Ende April wurde der
Satellit KazEOSat-1 vom europäischen
Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus an Bord einer Vega-Trägerrakete auf die Erdumlaufbahn geschickt.
Entwickelt und vorbereitet wurde er vom
Raumfahrtunternehmen Airbus Defence
and Space. KazEOSat-1 ist der erste Erdbeobachtungssatellit der Republik Kasachstan.
Er verfügt über eine sehr hohe Auflösung
von einem Meter und eröffnet Kasachstan
Zugang zu einem umfassenden Spektrum
ziviler Anwendungen – von der Überwachung von Naturressourcen und Landwirtschaft bis hin zur Bereitstellung von
Kartendaten, Sicherheitsanwendungen und
zur Unterstützung von Rettungskräften
im Katastrophenfall. „Durch ein Trainingsprogramm haben wir unser Wissen an die
kasachischen Ingenieure weitergegeben.
So kann Kasachstan den Satelliten künftig
völlig autonom betreiben und Satellitenaufnahmen erfassen und nutzen“, sagte
François Auque, Leiter von Space Systems.
KazEOSat-1 ist die hochauflösende Weltraumkomponente eines Erdbeoachtungs-
4
systems, das aus insgesamt zwei Satelliten
und einem entsprechenden Bodensegment
bestehen wird. Der Satellit mittlerer Auflösung, KazEOSat-2, wird von SSTL, einem
britischen Tochterunternehmen von Airbus
Defence and Space, gebaut.
Beide Satelliten sind Teil des kasachischen
Weltraumplans, der außerdem den Bau
eines Satellitenintegrations- und Testzentrums in Astana, der Hauptstadt Kasachstans, vorsieht, dessen zentrale Komponente
von Airbus Defence and Space geliefert
wird. 2009 wurde Airbus Defence and Space
von Kasachstan als strategischer Partner
für seinen Weltraumplan ausgewählt. Im
Rahmen dieser Partnerschaft hat das Unternehmen bereits 60 kasachische Ingenieure
und Techniker ausgebildet. Für den Betrieb
dieses Zentrums haben Airbus Defence and
Space und das der kasachischen Raumfahrtbehörde unterstellte Staatsunternehmen Kasachstan Gharysh Sapary das Joint
Venture Ghalam gegründet.
Flughafen Zürich AG
Flughafen Zürich berät elf
Airports
ZÜRICH, 23. April. Die Flughafen Zürich AG
wird über ein Joint Venture bis zu elf Flughäfen in Kasachstan beraten. Zum Beratungsmandat des Schweizer Flughafenbetreibers
gehört auch der Airport der kasachischen
Hauptstadt Astana, der mit jährlich 2,3 Millionen Passagieren mit Abstand das größte
Passagieraufkommen des Landes aufweist.
Die Flughafen Zürich AG wird ManagementKnow-how im Rahmen eines mehrjährigen Dienstleistungsvertrages einbringen
und die kasachische Betreibergesellschaft
unterstützen. Die Schweizer werden jedoch
nicht in die Flughafeninfrastruktur investieren – diese bleibt vollständig im Eigentum des kasachischen Staats. Die Flughafen
Zürich AG ist derzeit außerhalb der Schweiz
am Betrieb von elf Flughäfen in Indien und
Lateinamerika beteiligt, darunter Bangalore
in Indien, Antofagasta, Puerto Montt und
Iquique in Chile, Bogotá in Kolumbien, Belo
Horizonte in Brasilien sowie in Curaçao. Sie
schließt gezielt Managementverträge in
Wachstumsmärkten ab, unter anderem in
Lateinamerika, der Karibik, Osteuropa sowie
Zentralasien oder Südostasien.
Air Astana
EU: Air Astana darf
Europa-Dienste ausbauen
BRÜSSEL, 11. April. Die staatliche kasachische Fluggesellschaft Air Astana kann
ab sofort die Frequenzen auf ihren bestehenden europäischen Strecken erhöhen und
neue Europa-Ziele in ihr Streckennetz aufnehmen. Laut der Europäischen Luftsicherheitsbehörde hat Air Astana bewiesen, dass
ihre Sicherheitssysteme und -verfahren in
vollem Einklang mit den internationalen
KASACHSTAN aktuell
Sicherheitsstandards der EU stehen. „Wir
sind über die Entscheidung hoch erfreut”,
sagte Air-Astana-Chef Peter Foster. „Wir
können nun mit der Planung für mehr Flüge
nach Europa beginnen. Unsere Prioritäten
liegen dabei auf Paris und Prag als neue
Ziele, die Ende 2014/Anfang 2015 angeflogen werden sollen.“ Die Europäische Kommission hatte Anfang April ihre „Schwarze
Liste“ der Luftfahrtunternehmen aktualisiert, für die aus Sicherheitsgründen Flugverbote oder Betriebsbeschränkungen in
Europa gelten. Auf ihr befinden sich aktuell
296 Fluggesellschaften mit einem Flugverbot im europäischen Luftraum, zehn weitere
unterliegen strengen Auflagen.
Air Kazakhstan
Neue regionale Airline
gegründet
ASTANA, 4. April. Kasachstan will eine
neue Airline etablieren, die nach bisherigen
Plänen nur Inlandsverbindungen anbieten
soll. Ab 2015 soll die Fluglinie „Air Kazakhstan“ abheben. Gegründet werden soll sie
vom kasachischen Staat, der derzeit noch
auf der Suche nach einem Betreiber ist.
Neben Air Astana wäre die Air Kazakhstan
die zweite staatliche Airline in Kasachstan.
Die Verträge über zehn neue Bombardier
Dash 8Q-400 sind bereits unterschrieben, meldete der kasachische Staatsfonds
Samruk Kazyna Ende März. Sie sollen den
Grundstock für die neue Air Kazakhstan
bilden. Die Flugzeuge sollen Ende des Jahres
ausgeliefert werden, die Airline nimmt dann
Anfang nächsten Jahres den Flugbetrieb
auf. Air Kazakhstan soll keine Konkurrenz
zur bestehenden Air Astana werden. Vielmehr wolle man eng zusammenarbeiten,
erklärte Peter Foster, Chef von Air Astana,
in einem Statement. „Es gibt viele Inlandsflughäfen, die wir mit unserer Flotte, bestehend aus Jets, nicht bedienen können.“
Diese könne dann Air Kazakhstan mit ihren
modernen Turboprops bedienen. Air Astana
werde sich dafür mehr auf internationale
Verbindungen konzentrieren.
Giorgio Armani S.p.A.
Erste Filiale in der Esentai
Shopping Mall in Almaty
eröffnet
ALMATY, 17. April. Der italienische Modekonzern Giorgio Armani hat im April seinen
ersten Markenstore in Kasachstan in der
Esentai Shopping Mall in Almaty eröffnet.
Das Geschäft des Modelabels verfügt über
160 Quadratmeter Fläche und bietet die
Damenoberbekleidungs- sowie Herren- und
Knaben-Oberbekleidungskollektionen des
Labels Giorgio Armani sowie Accessoires an.
Die italienische Gruppe ist nun in 46 Ländern aktiv, das Label Giorgio Armani allein
verfügt über insgesamt 151 eigene Läden
weltweit.
KASACHSTAN aktuell
2-2014
KASACHSTAN aktuell
branchen
Schlüsselakteur auf den Weltagrarmärkten
Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung erläutert im Anfang Mai erschienenen IAMO Policy
Brief 15 Entwicklungshemmnisse der kasachischen Agrarwirtschaft und gibt Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger.
Kasachstan gilt zunehmend als Schlüsselakteur auf den Weltagrarmärkten. Das
Land verfügt über hohe Exportpotenziale im Getreidesektor (Weizen) sowie im
Rindfleisch- und Milchsektor. Der IAMO
Policy Brief 15, der Datenerhebungen
auf Unternehmerebene auswertet, gibt
neue Einblicke in die Hemmnisse, die die
wirtschaftliche Entwicklung Kasachstans beeinträchtigen und bewertet die
Regierungsstrategie zur Entwicklung des
Agrarsektors. Die Autoren empfehlen den
politischen Entscheidungsträgern Maßnahmen zu ergreifen, die das lokale institutionelle Umfeld der Agrarunternehmer
verbessern, anstatt lediglich den Zugang
zu Kapitalquellen zu subventionieren.
Unter den Nachfolgestaaten der
Sowjetunion gilt Kasachstan inzwischen
als wirtschaftliches Erfolgsmodell. Während die Entwicklung zum größten Teil
durch die Öl- und Gasvorkommen des
Landes vorangetrieben wird, gehört das
Land inzwischen auch zu den weltweit
zehn größten Exporteuren von Weizen
und Mehl. Internationale Beobachter
bewerten die kasachische Agrarwirtschaft als ein interessantestes Investitionsobjekt, attraktiv aufgrund der
beträchtlichen Ressourcen an Agrarflächen, der positiven Nachfrageaussichten
in den Nachbarstaaten, einer wachsenden Konsumnachfrage im Land und einer
relativ liberalen Handelspolitik.
beiden Bereichen verhindern, dass kleinere Unternehmen sich in hochwertige
Verarbeitungs- und Absatzmärkte integrieren.
Modernisierungsprozess
koordinieren
Die Autoren empfehlen der kasachischen
Regierung, den Modernisierungsprozess
der Agrarwirtschaft zu koordinieren und
anzuleiten. „Unsere Einschätzung ist,
erfolgreiche Agrarunternehmer benötigen mehr oder sogar etwas ganz anderes
als günstigen Zugang zu Betriebsmitteln
und Kapital, nämlich wirksame institutionelle Regelungen und Strukturen auf
lokaler Ebene“, führt Petrick aus. Dies
betrifft beispielsweise die Verbesserung
des Know-hows des einzelnen Landwirts,
die Liberalisierung des Bodenmarktes
und die Vergrößerung privater Lagerkapazitäten. Kommunen sollten eine
unterstützende Rolle bei der nachhaltigen Verwaltung des öffentlichen Wei-
delandes übernehmen. Ebenso bedarf es
strengerer Standards für die Qualität und
Sicherheit von Lebensmitteln.
Alle Erkenntnisse und Empfehlungen
der Studie fasst der IAMO Policy Brief
15 zusammen, der auf der Webseite des
Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung
in Transformationsökonomien (IAMO)
zum Herunterladen zur Verfügung steht:
www.iamo.de/dok/IAMOPolicyBrief15.
pdf.
Weiterführende Informationen zum
Thema finden sich im IAMO Discussion
Paper 145 „Kazakhstan’s wheat, beef
and dairy sectors: An assessment of their
development constraints and recent
policy responses“: www.iamo.de/dok/
dp145.pdf.
KONTAKT:
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in
Transformationsökonomien (IAMO)
Prof. Dr. Martin Petrick
Tel.: +49 345 2928-120
petrick@iamo.de
www.iamo.de
Landwirte nehmen nur
zögerlich Kredite auf
Momentan ist die Subventionierung von
Kapital die wesentliche Maßnahme der
kasachischen Regierung, um Investitionen in Agrarunternehmen anzukurbeln.
Aber die Landwirte nehmen nur zögerlich
Kredite auf. „Die Investitionszurückhaltung ist auch auf fehlende Managementfähigkeiten zurückzuführen“, erläutert
Agrarökonom Martin Petrick, einer der
Autoren der Studie. Den Getreideproduzenten im Hauptanbaugebiet des Landes
fehlt es an verfügbarem Pachtland. Die
Marktmacht der Getreidehandelshäuser ist ein weiteres Problem, genauso
wie die Unwägbarkeiten des Transports
über weite Entfernungen bei unterentwickelter Verkehrsinfrastruktur und die
Interventionen der staatlichen Food Contract Corporation (FCC). Der Rindfleischund Milchsektor leidet unter der zersplitterten Produktionsstruktur. Produzenten
haben hier massive Probleme, das ganze
Jahr über Futtermittel bereitzuhalten.
Zerklüftete Wertschöpfungsketten in
KASACHSTAN aktuell
2-2014
5
branchen
KASACHSTAN aktuell
Milliardenbeträge für Projekte im Öl- und
Gassektor
Erweiterung der Lagerstätte Tengis/ Investitionen in Erkundung/ Stillstand der
Förderung am Ölfeld Kaschagan
In Kasachstans Öl- und Gaswirtschaft wird investiert. Die Ölkonzerne planen Milliardenbeträge für Produktionserweiterungen und Erkundungsarbeiten. Die Freude über den lang
erwarteten Beginn der Förderung am Ölfeld Kaschagan im September 2013 währte nur
kurz. Seit Oktober 2013 steht die Produktion still und könnte erst im zweiten Halbjahr 2014
wieder aufgenommen werden. Spätestens bis 2030 soll die landesweite Förderung auf 110
Millionen Tonnen steigen. Für 2014 wird eine Produktion von 83 Millionen Tonnen erwartet.
Die Öl- und Gasförderung ist der wichtigste Wirtschaftszweig in Kasachstan.
Mit einem Produktionswert von umgerechnet rund 61 Milliarden US-Dollar
hatte dieser 2013 einen Anteil von 51,0
Prozent an der gesamten Industrieproduktion des Landes. Auch im weltweiten
Maßstab spielt der Kohlenwasserstoffsektor der zentralasiatischen GUS-Republik eine bedeutende Rolle. Nach
Angaben der Statistical Review of World
Energy des Ölkonzerns British Petroleum
(BP) verfügte Kasachstan Ende 2012 über
nachgewiesene Erdölreserven im Umfang
von 30,0 Milliarden Barrel beziehungsweise 3,9 Milliarden Tonnen. Das entspricht einem Anteil von 1,8 Prozent an
den globalen Vorkommen. Damit liegt
das Land weltweit auf Rang zwölf, hinter
Venezuela (17,8 Prozent), Saudi-Arabien
(15,9 Prozent), Kanada (10,4 Prozent),
Iran (9,4 Prozent), Irak (neun Prozent),
Kuwait (6,1 Prozent), den Vereinigten
Arabischen Emiraten (5,9 Prozent), Russland (5,2 Prozent), Libyen (2,9 Prozent),
Nigeria (2,2 Prozent) und den USA (2,1
Prozent).
Vor allem dank des Neufundes des
Ölfelds Kaschagan im Schelf des Kaspischen Meeres sind die Ölreserven
Kasachstans, die BP bis zum Jahr 2002
mit 5,4 Milliarden angegeben hatte,
inzwischen auf 30 Milliarden Barrel
gewachsen. Gemessen an der heutigen
Förderung und dem derzeitigen Umfang
der Reserven reichen die Vorkommen
noch für rund 50 Jahre.
Große Vorkommen auch
an Erdgas
Mit einer Produktion von etwa 80 Millionen Tonnen Öl lag Kasachstan 2012 auf
Rang 17 der weltgrößten Förderländer.
Laut Angaben von Usakbai Karabalin,
Minister für Öl und Gas, wird die Produktion nach pessimistischen Prognosen bis
zum Jahr 2030 auf 110 Millionen Tonnen
pro Jahr steigen und danach bis 2050
auf diesem Niveau bleiben. Damit ist die
GUS-Republik eines der wenigen Länder
weltweit, bei dem der Höhepunkt der
Ölgewinnung noch bevorsteht. Gleich-
6
zeitig würde Kasachstan künftig in die
Liga der Top-Ten-Förderländer aufsteigen. Für 2014 rechnet die kasachische
Regierung mit einer Ölproduktion von 83
Millionen Tonnen.
Auch bei Erdgas verfügt Kasachstan
über bedeutende Vorkommen. Für die
Wirtschaft des Landes ist der Sektor
aber weniger wichtig als die Ölförderung.
Während die Exporte von Erdöl und Erdölerzeugnissen 2012 Erlöse von 59,8 Milliarden US-Dollar einbrachten, waren es
bei Gas nur 3,6 Milliarden US-Dollar.
Steigender
Inlandsverbrauch
Nach Angaben von BP belaufen sich die
nachgewiesenen Gasreserven Kasachstans auf 1,3 Billionen Kubikmeter (Rang
22) und reichen noch für rund 66 Jahre.
Bei der Förderung lag die GUS-Republik
2012 mit 19,7 Milliarden Kubikmeter global auf Platz 29. Demgegenüber meldet
das kasachische Statistikamt für das gleiche Jahr eine Produktion von 40,3 Milliarden Kubikmeter. Der Unterschied dürfte
sich damit erklären, dass ein Großteil des
Gases als Begleitgas bei der Ölförderung
anfällt und zurück in die Erde gepumpt
wird, um den Lagerstättendruck aufrechtzuerhalten. Entsprechend belief
sich die Produktion von verkaufsfähigem
Gas laut Usakbai Karabalin 2012 auf rund
21,7 Milliarden Kubikmeter.
Bis zum Jahr 2030 soll die Gasförderung auf 54,1 Milliarden Kubikmeter steigen. Allerdings könnte es in Kasachstan
laut einer Prognose des Ministeriums für
Öl und Gas bereits 2024 zu einem Defizit an Gas kommen. Grund sind der steigende Inlandsverbrauch (nicht zuletzt
deshalb, weil neue Regionen an die Gasversorgung angeschlossen werden) und
der wachsende Bedarf an Gas zur Aufrechterhaltung des Lagerstättendrucks
bei Vorkommen, die bereits seit Langem
ausgebeutet werden.
Stillstand der Förderung
am Ölfeld Kaschagan
Wichtigster Faktor bei der Ausweitung
der Ölförderung in Kasachstan ist die
Aufnahme der Produktion an der Lagerstätte Kaschagan. Das Ölfeld wurde im
Jahr 2000 entdeckt. Es ist der weltweit
größte Neufund der vergangenen 40
Jahre. Das Feld verfügt über förderbare
Vorkommen von neun Milliarden bis 13
Milliarden Barrel Erdöl. Entwickelt wird
die Lagerstätte vom Firmenkonsortium
North Caspian Operating Company,
bestehend aus den Ölkonzernen KasMunaiGas (Kasachstan; Anteil: 16,9 Prozent),
Eni (Italien; 16,8 Prozent), ExxonMobil
(USA; 16,8 Prozent), Royal Dutch Shell
(Vereinigtes Königreich, Niederlande;
16,8 Prozent), Total (Frankreich; 16,8
Prozent), Inpex (Japan; 7,6 Prozent) und
der Firma CNCP (VR China; 8,3 Prozent),
die im Jahr 2013 in das Projekt eingestiegen ist.
Bislang haben die Erschließung der
Lagerstätte und der Bau der nötigen
Infrastruktur für den Transport und die
Weiterverarbeitung des stark schwefelhaltigen Öls rund 50 Milliarden US-Dollar verschlungen. Meldungen von CNN
zufolge könnten die Gesamtkosten für
das Vorhaben auf insgesamt 116 Milliarden US-Dollar steigen. Damit wäre es das
weltweit teuerste Energieprojekt – vor
der Erschließung des Erdgasvorkommens
Gorgon (Australien) mit 57 Milliarden
US-Dollar.
Immer wieder
Verzögerungen
Ursprünglich für das Jahr 2005 vorgesehen hat sich die Aufnahme der Produktion an Kaschagan immer wieder
verzögert. Nach einem kurzzeitigen
Start Mitte September 2013 steht die
Förderung seit Oktober 2013 still, nachdem ein Austritt schwefelhaltigen Gases
aus den Leitungen von einer künstlichen
Förderinsel zum Weiterverarbeitungswerk Bolaschak festgestellt wurde. Die
genaue Ursache für die Lecks wird noch
untersucht. Grund könnten mangelhafte
Schweißarbeiten sein.
Das Betreiberkonsortium NCOC hat
bereits Aufträge zur Lieferung neuer
Stahlrohre ausgeschrieben. Ursprünglich
(Lesen Sie weiter auf Seite 8)
KASACHSTAN aktuell
2-2014
KASACHSTAN aktuell
branchen
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KASACHSTAN aktuell
2-2014
7
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branchen
KASACHSTAN aktuell
(Fortsetzung von Seite 6)
hatte die Regierung für 2014 mit einer
Förderung von acht Millionen Tonnen
Öl im Feld Kaschagan gerechnet. Nun
geht sie laut Jerbolat Dossajew, Minister
für Wirtschaft und Budgetplanung, von
einer Wiederaufnahme der Förderung im
zweiten Halbjahr 2014 und einer Produktion von maximal drei Millionen Tonnen
aus.
Milliardenschwere
Investitionen
Auch an der Lagerstätte Tengis (Gebiet
Atyrau), dem bisher größten Ölfeld
Kasachstans, stehen milliardenschwere
Investitionen an. Im Rahmen des „Future
Growth Project“ will das Betreiberkonsortium Tengizchevroil die Fördermenge
bis 2019 auf 38 Millionen Tonnen pro
Jahr steigern. Die Kosten hierfür werden
auf 23 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Im Jahr 2013 wurden in der Lagerstätte
27,1 Millionen Tonnen Öl aus dem Boden
geholt (2012: 24,2 Millionen Tonnen). Das
entsprach rund 33 Prozent der gesamten
Ölförderung in Kasachstan.
Im Herbst 2013 hat sich Tengizchevroil
mit der kasachischen Regierung auf Vorhaben in den ersten drei Jahren der Erweiterung des Ölfeldes geeinigt. Vorgesehen
sind die Durchführung von Infrastrukturarbeiten (Straßen, Hafen), der Bau neuer
Büros sowie von Wohnungen für Arbeiter,
von Weiterverarbeitungsanlagen sowie
der Kauf von Kompressoren für das Aufrechterhalten des Lagerstättendrucks.
Laut Angaben von Generaldirektor Tim
Miller wurden bislang 30 Verträge im
Wert von über einer Milliarde US-Dollar
geschlossen, darunter ein Auftrag über
den Bau einer neuen Ölarbeitersiedlung
für 450 Millionen US-Dollar. Unabhängig
davon führt Tengizchevroil mehrere Projekte im Bereich des Umweltschutzes und
der Abfallwirtschaft durch. Seit dem Jahr
2000 hat das Unternehmen rund 2,7 Milliarden US-Dollar für Umweltvorhaben
personal
Neuer General Manager
bei Tien Shan Hotel Group
ALMATY, 19. April. Jens Weber heißt der
neue General Manager der Tien Shan
Hotel Group in Almaty, Kasachstan. Er ist
verantwortlich für drei Hotels und zwei
Restaurants mit insgesamt 380 Mitarbeitern. Weber ist Absolvent der Hotelfachschule Heidelberg. Er arbeitete im In- und
Ausland, darunter in Russland als Developing und Pre-Opening Manager. Von 2003
bis 2012 war der 45-Jährige als Dezernent
für den Fachbereich Gastronomie in der
Hauptverwaltung der Allianz Deutschland
AG in Stuttgart tätig.
8
ausgegeben und damit beispielsweise die
Abfackelung von Begleitgas um 93 Prozent verringert.
Das Betreiberkonsortium Tengizchevroil wurde 1993 gegründet und besteht
derzeit aus den Firmen Chevroil (USA;
50 Prozent der Anteile), ExxonMobil
(25 Prozent), KasMunaiGas (20 Prozent)
und LukArco B.V. (Lukoil; Russland; fünf
Prozent). Die förderbaren Reserven der
4.000 Meter tief gelegenen Lagerstätten
Tengis und Koroljow beziffern sich laut
Tengizchevroil auf sechs Milliarden bis
neun Milliarden Barrel beziehungsweise
0,75 Milliarden bis 1,1 Milliarden Tonnen.
Die gesamten Vorkommen werden auf
29 Milliarden Barrel beziehungsweise 3,2
Milliarden Tonnen geschätzt.
Weitere Projekte werden
geprüft
Investitionen in die Erweiterung der Förderung an der nach Kaschagan und Tengis drittgrößten Lagerstätte des Landes,
dem Gaskondensatfeld Karatschaganak
(Gebiet Westkasachstan) werden geprüft
(dritte Erweiterungsstufe). Im Jahr 2013
wurden an dem Vorkommen rund 18,6
Millionen Tonnen Öläquivalent gefördert. Betreiber ist das Firmenkonsortium
Karatschaganak Petroleum Operating
B.V. Anteilseigner sind die Unternehmen
BG Group (Vereinigtes Königreich), Eni
(je 29,25 Prozent der Anteile), Chevron
(18 Prozent), Lukoil (13,5 Prozent) und
KasMunaiGas (zehn Prozent). Bis dato
wurden rund 17,6 Milliarden US-Dollar
in die Erschließung und Förderung an der
Lagerstätte investiert.
Umfangreiche Investitionen in Erkundungsarbeiten plant der staatliche Ölkonzern KasMunaiGas. Das Unternehmen
will seine förderbaren Ölressourcen von
derzeit rund 800 Millionen Tonnen bis
zum Jahr 2022 auf 1.400 Millionen Tonnen erhöhen. Die Kosten hierfür belaufen
sich auf 9,7 Milliarden US-Dollar. Laut
Angaben der Economist Intelligence Unit
(EIU) sind hiervon bis 2018 rund 4,5 Milliarden US-Dollar eingeplant, davon 2,1
Milliarden US-Dollar für Offshore-Erkundungen und knapp 2,4 Milliarden
US-Dollar für Projekte an Land. Laut
Angaben von Kurmangasy Iskasijew, dem
stellvertretenden Leiter von KasMunaiGas, sollen hierfür bis 2017 mehr als 300
Bohrungen in Tiefen von 5.000 bis 8.000
Metern durchgeführt werden. Bislang ist
der Untergrund an bekannten Lagerstätten nur bis 3.000 Meter erforscht. Dabei
arbeitet KasMunaiGas mit den Unternehmen Maersk, Total und Schlumberger
zusammen.
Angaben des Statistikamtes zufolge
sind in Kasachstan insgesamt 44 Firmen in der Öl- und Gasförderung tätig.
Die größten Lagerstätten werden von
Konsortien ausländischer Firmen mit
Beteiligung des staatlichen Ölkonzerns
KasMunaiGas betrieben beziehungsweise
entwickelt. Die größten zehn Unternehmen hatten in den ersten drei Quartalen
2013 laut der Wirtschaftszeitschrift
Forbes einen Anteil von 84,7 Prozent an
der gesamten Ölgewinnung. Der größte
Teil der Öl- und Gasförderung sowie der
Vorkommen entfällt auf die westkasachischen Gebiete Atyrau, Mangystau, Westkasachstan und Aktobe sowie die Oblast
Kysylorda.
Rolle Chinas als
Abnehmerland steigt
Nach Angaben des kasachischen Zollkomitees exportierte Kasachstan 2013
Rohöl und Gaskondensat im Wert von
55,2 Milliarden US-Dollar in Länder
außerhalb der Zollunion (2012: 56,4 Milliarden US-Dollar). Damit kam Erdöl auf
einen Anteil von 72,5 Prozent an den
Gesamtexporten des Landes. Gerechnet
in Mengen belief sich die Ausfuhr 2013
auf 68,1 Millionen Tonnen (2012: 68,0
Millionen Tonnen). Wichtigstes Abnehmerland war Italien (Anteil: 26,7 Prozent), gefolgt von der VR China (16,4 Prozent), den Niederlanden (13,4 Prozent),
Frankreich (8,7 Prozent), Österreich (6,9
Prozent), der Schweiz (5,9 Prozent) und
Rumänien (4,1 Prozent). Die Bedeutung Chinas als Abnehmerland für Öl
aus Kasachstan nimmt zu. Im Jahr 2005
hatte der Anteil des Reiches der Mitte an
den kasachischen Ölexporten erst bei 2,2
Prozent gelegen.
Nach Deutschland wurden Angaben
des Zollkomitees zufolge 2013 nur rund
15.000 Tonnen Öl geliefert. Demgegenüber meldet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für
2013 Rohölimporte Deutschlands im
Umfang von knapp 7,1 Millionen Tonnen
aus Kasachstan, das damit fünftwichtigstes Lieferland war. Grund für den
großen Unterschied dürfte sein, dass das
kasachische Zollkomitee Öllieferungen,
die für deutsche Endkunden bestimmt
sind, aber über europäische Drittstaaten
eingeführt werden, als Lieferungen in
letztere Länder deklariert.
Laut Angaben von Usakbai Karabalin wurden 2013 insgesamt 72,1 Millionen Tonnen Öl und Gaskondensat über
kasachisches Territorium ins Ausland
geliefert. Davon entfielen 28,7 Millionen
Tonnen auf die Pipeline KTK vom Ölfeld
Tengis zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk, rund 15,4 Millionen
Tonnen auf die Leitung Atyrau-Samara
(Russland) und etwa 11,8 Millionen Tonnen auf die Pipeline Atassu-Alaschankou
(China). Über den Hafen Aktau wurden
6,3 Tonnen verschifft. An die Raffinerie
in Orenburg (Russland) gingen knapp 0,9
Millionen Tonnen Gaskondensat von der
Lagerstätte Karatschaganak. Die restlichen rund neun Millionen Tonnen entfielen auf den Eisenbahntransport.
Fabian Nemitz,
Germany Trade & Invest, Almaty
KASACHSTAN aktuell
2-2014
KASACHSTAN aktuell
branchen
Ölfeld Kaschagan: Keine Produktion
mehr in diesem Jahr
ATYRAU, 25. April. Anfang des Jahres
wurde bekannt, dass die Produktion
am kasachischen Ölfeld Kaschagan im
Kaspischen Meer für unbestimmte Zeit
ausgesetzt werden muss, weil einige
Gaspipelines Leck geschlagen sind. Wie
die Betreibergesellschaft North Caspian Operating Consortium (NCOC)
Ende April nach diversen Medienberichten mitteilte, war die Produktion
bereits wenige Tage nach der Inbetriebnahme der Anlagen im September 2013
gestoppt worden. Nachdem versucht
worden war, ein Ende September entdecktes Leck zu reparieren, entdeckten
die Techniker durch Druckprüfungen
weitere Lecks.
Die betroffenen Pipelines sind
jeweils 90 Kilometer lang und transportieren Öl und Gas von der künstlich
angelegten Bohrinsel im Kaspischen
Meer zu der an Land befindlichen Aufbereitungsanlage Bolashak. Der Grund für
die Beschädigung der Pipelines sei der
hohe Gehalt an Schwefelwasserstoff des
Erdgases, durch den das Material der Erdgasleitung beschädigt wurde.
Der Betreiber NCOC bestätigte, dass die
Pipelines vollständig ausgetauscht werden
müssen. Fachleute gehen davon aus, dass
die neuen Rohrleitungen, um der Korrosion standzuhalten, aus einer Legierung
auf Nickel-Basis bestehen müssen – diese
seien zehn bis 15-mal teurer als die bisherige Leitung. Laut NCOC hängt ein Neustart der Produktion von den Ergebnissen
der noch laufenden Untersuchungen ab.
Diese werden zum Ende des zweiten Quartals 2014 erwartet. Die Betreiber rechnen
nicht damit, dass die Produktion noch in
diesem Jahr wieder anlaufen kann. Experten gehen gar davon aus, dass das Projekt
in den nächsten zwei Jahren stillstehen
wird.
Das Öl- und Gasfeld Kaschagan ist
weltweit das größte in den letzten 30
Jahren gefundene Vorkommen. Die
Reserven werden auf 38 Milliarden Barrel geschätzt, davon sollen neun bis 13
Milliarden abbaubar sein. Der Termin für
die erste Ölförderung wurde mehrfach
verschoben – von 2005 auf 2008, auf
2010, auf 2012. Immer wieder kam es –
nicht zuletzt aufgrund der Größe und der
technischen Komplexität des Projekts –
zu Verzögerungen. Das Ölfeld liegt fast
vier Kilometer unter dem Meeresboden.
Das
Betreiberkonsortium
NCOC
besteht aus sieben Konsortialpartnern:
den Ölkonzernen Eni, Shell, ExxonMobil,
Total und KazMunaiGaz sowie dem chinesischen Konzern CNPC und der japanischen Inpex.
Grit Horn
Umwelt, Energie, Rohstoffe
Ölindustrie sowie zum Vorkommen der fossilen Rohstoffe Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran.
Zu finden ist die Datenbank unter www.ifo.
de/de/w/3fFvZVcg6.
wird. Fachbesucher der größten Städte und
Regionen Kasachstans sowie aus 18 weiteren Ländern wie Kirgisistan, Turkmenistan,
Usbekistan, Russland und den GUS-Staaten
informieren sich über die Mode und Trends
der Saison Frühjahr/Sommer 2015.
In einem breit gefächerten Rahmenprogramm finden erneut Modenschauen,
Seminare und Matchmaking-Programme
statt. Unterstützt durch diverse Medienpartner werden Reisen inklusive Messebesuch für 500 ausgewählte Facheinkäufer
organisiert.
Bisher haben sich Aussteller aus 16 Ländern
darunter Italien, Frankreich, Deutschland,
Spanien, Portugal, Polen, USA, Kanada,
Türkei, Russland und Belarus angemeldet.
Anmeldeschluss für die deutsche Gemeinschaftsbeteilung „Made in Germany“ ist der
5. Juni 2014.
Neue Datenbank zu
Energie und Rohstoffen
MÜNCHEN, 14. Mai. Das ifo Institut in
München baut eine neue Datenbank zu
Energie und Rohstoffen auf. Die Datenbank bietet Forschern wie auch der interessierten Öffentlichkeit einen Überblick
über Schätzungen zu vorhandenen und
abbaubaren Vorkommen an fossilen Energieträgern sowie zur Entwicklung erneuerbarer Energien.
Die Datenbank wird laufend aktualisiert
und erlaubt die Abfrage von Kennzahlen
zur Stromerzeugung, zu Im- und Exporten, Energiepreisen, CO2-Emissionen
und Fördermengen verschiedener Energie-Rohstoffe. Außerdem zeigt sie Daten
zu Öl- und Gaspipelines, der globalen
KASACHSTAN aktuell
2-2014
Messen & Kongresse
Neuer Termin für die
Central Asia Fashion
DÜSSELDORF, 19. Mai. Um eine Überschneidung mit den Mailänder Modemessen zu vermeiden, wird die im September stattfindende
Messe Central Asia Fashion um zwei Tage
vorgezogen und findet nunmehr vom 16. bis
18. September 2014 statt. In der kasachischen
Wirtschaftsmetropole Almaty wird das Atakent Exhibition Center erneut Austragungsort der 14. Ausgabe der Modemesse sein, die
von der Düsseldorfer Igedo Company, einer
Tochter der Messe Düsseldorf, organisiert
9
wissenswertes, veranstaltungskalender
publikation
Religion und Transformation
in Zentralasien und Südkaukasus
Alykbek Alykberov, Arne Clemens Seifert,
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Reihe rls papers,
April 2014, 44 Seiten
Die im April
bei
der
Rosa-Luxemburg-Stiftung
er s chienene
Analyse „Religion
und
Transformation in Zentralasien und
Südkaukasus“
widmet sich
der Religionsproblematik
in Zentralasien und dem Süd-Kaukasus. Der
komplizierte Charakter von Transformation
und Staatsformung in Zentralasien ergibt
sich aus der Überlappung dreier Prozesse:
erstens der Transformation vom Sowjetsystem zur kapitalistischen Marktwirtschaft,
zweitens der teils erstmaligen Bildung
moderner Staaten, vornehmlich in Zentralasien, und drittens der Suche nach bzw.
von Konsolidierung nationaler Identitäten.
Die Gleichzeitigkeit und wechselseitige
Durchdringung dieser Prozesse erzeugen
innere Widersprüche und gesellschaftliche Spannungen. Das Papier ist kostenfrei
erhältlich auf der Webseite der Stiftung:
www.rosalux.de.
veranstaltungstipps
Kooperationsbörse zum Thema
Rohstoffförderung
Die Botschaft der Republik Kasachstan wird
in Berlin eine Veranstaltung zur aktuellen
Entwicklung der Rohstoffförderung und
industriellen Verarbeitung von Seltenen
Erden in Kasachstan durchführen. Auf Einladung der Botschaft wird der Vorstandsvorsitzende von KazAtomProm, Vladimir
Schkolnik, sein Unternehmen präsentieren
und Gespräche mit interessierten deutschen Unternehmen führen. Die Nationale
Atomgesellschaft KazAtomProm ist der
weltgrößte Uranförderer und gehört zu den
bedeutenden Produzenten von Beryllium,
Tantal und Seltenen Erden. Sie beschäftigt
über 25.000 Menschen.
Die Präsentation mit
anschließender
Kooperationsbörse findet am 11. Juni
2014 von 15 bis 18 Uhr in der Botschaft
10
KASACHTAN aktuell
der Republik Kasachstan in Berlin statt. Um
Anmeldung in der Wirtschaftsabteilung der
Botschaft Kasachstans wird gebeten.
KONTAKT:
Botschaft der Republik Kasachstan
Yermukhambet Konuspayev
Tel.: +49 30 47 00 71 33
y.konuspaev@mfa.kz
termine
21.-23. Mai, Astana
VII. Astana Economic Forum (AEF) / II.
World Anti-Crisis Conference
Regierung der Republik Kasachstan, EECSA
- The Government of the Republic Club of
Scientists
http://astanaforum.org/2014
12. Juni, Düsseldorf
OMV Fachseminar „Geschäftsaufbau in
Kasachstan“
Ost- und Mitteleuropa Verein e.V.
Hamburg, Anja Hetebrueg
Tel.: +49 40 338945
hetebrueg@o-m-v.org
www.o-m-v.org
22.-27. Juni, Astana, Almaty, Aktobe
Geschäftsanbahnungsreise Bau,
Energie- und Umwelttechnik
BMWi, Ost-Ausschuss der Deutschen
Wirtschaft, COMMIT GmbH, Berlin
Leysan Garaeva
Tel.: +49 30 2061648-32; Fax: -10
L.Garaeva@commit-group.com
30. Juni - 4. Juli, Astana
AHK-Geschäftsreise nach Kasachstan:
„Energieeffizienz in der Industrie“,
mit Fachkonferenz
Renewables Academy (RENAC) AG
Laura Scharlach
Tel.: +49 30 526 8958-71; Fax: -99
scharlach@renac.de
www.renac.de
2. Juli, Astana
Konferenz: „Energieeffizienz in der
kasachischen Industrie“
Delegation der Deutschen Wirtschaft für
Zentralasien, Almaty
Dr. Galia Shunusalieva
Tel.: +7 727 2674141
v-rdw@ahk-za.com
http://zentralasien.ahk.de
9. September, Koblenz
AHK-Lounge: Individuelle Beratung/
Einzelgespräche für ein Engagement in den
Ländern Zentralasiens
Delegation der Deutschen Wirtschaft für
Zentralasien, IHK Koblenz
Tel.: +49 261 106-0
service@koblenz.ihk.de
www.ihk-koblenz.de
15. September, Kassel
IHK-Sprechtag Kasachstan
Delegation der Deutschen Wirtschaft für
Zentralasien, Almaty, IHK Kassel-Marburg
Tel.: +49 561 7891-0; Fax: -290
www.ihk-kassel.de
16. September, Wiesbaden
Sprechtag für Kasachstan & Zentralasien
Delegation der Deutschen Wirtschaft für
Zentralasien, Almaty, IHK Wiesbaden
Tel.: +49 611 1500-0; Fax: -222
info@wiesbaden.ihk.de
19. September, Saarbrücken
Business-Roundtable Kasachstan &
Russland
Delegation der Deutschen Wirtschaft für
Zentralasien, Almaty, IHK Saarland,
Saarbrücken
Tel.: +49 681 9520-0; Fax: -888
info@saarland.ihk.de
Weitere Termine im
OWC-Geschäftskalender
unter www.owc.de/
geschaeftskalender
Impressum
Herausgeber:
Dr. Jutta Falkner, Klaus Leger
Chefredakteurin:
Dr. Jutta Falkner • jf@owc.de
Projektleitung, Redaktion und
Anzeigenverkauf:
Bogdan Belimenko
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