Diaorama Tiefsee
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Diaorama Tiefsee
Hypothesen zur Evolution des Lebens Die extremen Umweltbedingungen, wie sie in den hydrothermalen Feldern der Tiefsee (Wasseransammlung in Gesteinsschichten) in der Nähe der Black Smoker herrschen, lassen an die Verhältnisse in der frühen Erdgeschichte denken. Die Evolutionsbiologen sehen darin den Ursprung des irdischen Lebens. Vulkanismus mit hohen Temperaturen und hohem Druck, Mangel an Licht und eine hohe Mineralkonzentration haben einige Forscher, beispielsweise William Martin und Michael Russell, bewogen, der Umgebung von Black Smokern eine besondere Bedeutung in der Entwicklung des Lebens zuzuweisen. Besonders die chemosynthetisch aktiven Bakterien und Archaeen trugen dazu bei. Sie werden wegen ihres anaeroben Stoffwechsels und der Energiegewinnung ohne die Möglichkeit der Nutzung von Sonnenlicht, von einigen Forschern als repräsentativ für früheste Formen des Lebens angesehen. Einige Biologen erwarten, ähnliches Leben auf Monden der Gasplaneten wie z. B. dem Jupitermond Europa zu finden, da dort unter dem Eismantel ein Wasserozean mit eventuellen hydrothermalen Quellen vermutet wird. Black smoker / White smoker Black Smoker (dt. Schwarze Raucher) und White Smoker (dt. Weiße Raucher) sind hydrothermale Quellen am Meeresboden. Sie kommen durchschnittlich in einer Tiefe von 2000 Metern vor. Das Wasser der Smoker kann eine Temperatur von bis zu 400°C haben. Das aufgeheizte Wasser stammt aus der ozeanischen Kruste und ist sehr mineralreich. Durch die erhöhte Temperatur verbessert sich die Löslichkeit anderer Stoffe im Wasser. Es kommen vor allem gelöste Sulfide und Salze von Metallen wie z.B. Eisen, Mangan und Kupfer vor. Bei Kontakt mit dem kalten Meerwasser kommt es zur Ausfällung der mineralischen Fracht. Dadurch bilden sich im Laufe der Zeit schornsteinartige Strukturen um die Thermalquellen. Die ausgefällten Minerale werden durch eine "Rauchfahne" sichtbar. Je nach Art der gefällten Minerale ist die "Rauchfahne" von schwarzgrauer (Black Smoker; z.B. Sulfide, Salze der Metalle) oder hellgrauer (White Smoker; z.B. Angydrit, Gips) Färbung. Smoker sind ca. 20 Jahre aktiv. Die Black Smoker bilden die Grundlage für eine Lebensgemeinschaft, die von der Energie des Sonnenlichtes unabhängig ist. Die Grundlage der Nahrungskette bilden chemoautotrophe Bakterien, die ihre Energie aus den Schwefelwasserstoffen beziehen. Überraschende Lebensvielfalt am Meeresgrund Wissenschaftler haben 1977 am Meeresgrund vor den Galapagos Inseln das seltsame Phänomen der Schwarzen Raucher entdeckt. Schon seit 1972 war bekannt, dass an einigen Stellen des Meeresbodens heißes Wasser aus dem Untergrund austritt, gesehen hatte diese Unterwasserquellen jedoch bis dahin noch niemand. Entsprechend überrascht waren die ersten Beobachter: Sie entdeckten ausgedehnte Kolonien seltsamer, bisher unbekannter Tierarten, umspült vom warmen, mineralhaltigen Wasser, das aus zahlreichen Öffnungen im hügeligen Meeresboden drang! Die Schlotfelder quellen geradezu über vor Leben und Aktivität. 10’000 bis 100’000 Mal dichter als in der restlichen Tiefsee ballen sich hier die Organismen zusammen. Am Beginn der Nahrungskette stehen Schwefel fressende Bakterien, welche die Energie der chemischen Substanzen im heißen Schlotwasser nutzen, um organische Kohlenstoffverbindungen wie Zucker und Eiweiße zusammenzubauen. Neben Bakterien, kleinen Krebsen und Muscheln ist vor allem der Riesenbartwurm Bewohner der Black Smoker. Bis zu drei Meter lang können sie werden und sie wachsen mit bis zu zwei Millimetern. Häufig sind die Black Smoker von großen Kolonien dieser Würmer umgeben. Alle Lebewesen an den hydrothermalen Schloten sind äußerst hitze- und säureunempfindlich. Noch ist nicht im Detail geklärt, wie es die Röhrenwürmer, Krebse und Muscheln schaffen, in Wassertemperaturen nahe dem Siedepunkt und in den extrem hohen Schwermetall- und Schwefelkonzentrationen zu überleben. Tiefseefische Bis etwa 1860 wurde angenommen, dass unterhalb von 500 m Wassertiefe kein Leben möglich sei. Zweifel kamen auf, als 1860 auf einem in 2000 m tiefen Kabel mehrere Tierarten gefunden wurden. Danach begann die Zeit der ersten Tiefsee-Expeditionen, bei denen Tausende unbekannter Tierarten entdeckt wurden. Später gelangten Forscher in Stahlkugeln immer tiefer und entdeckten immer neues Leben in immer grösseren Tiefen. Die Zeit der Entdeckungen ist auch noch nicht vorbei. Es ist möglich, dass in der Tiefe der Meere noch viele unbekannte Tierarten leben. Etwa 11 % aller bekannten Fischarten leben in der Tiefsee. Sie kommen in allen Ozeanen vor, jedoch nicht in den Gewässern der Arktis. In der antarktischen Region sind nur etwa 30 Tiefseearten bekannt. Tiefseefische sind in besonderer Weise an die Bedingungen der Tiefsee angepasst. Da sie sich wenig bewegen, haben sie oft nur schwache Muskeln, Kiemen und Herzen und Skelette mit geringer Knochenbildung. Oft haben sie keine Schuppen und kleine Augen. In Anpassung an den enormen Druck haben die meisten Tiefseefische keine Schwimmblase. Bei manchen Arten ist sie zu einem Fettspeicher umgebildet. Fische gibt es in bis zu 8400 m Tiefe. Viele Tiefseefische verbringen den Tag in der Tiefe und wandern in der Nacht in flacheres Wasser. Bei diesen täglichen Wanderungen legen sie Höhenunterschiede von bis zu 1500 m zurück. Tiefseefische wachsen langsam, werden erst mit 15-20 Jahren geschlechtsreif und können über 100 Jahre alt werden. Wegen ihrer langen "Nachwachszeiten" sind Tiefseefische für die Fischerei uninteressant: die kommerzielle Nutzfischerei endet bei 500 m Tiefe.