Der Kreuzbandriss - Kleintierklinik Babenhausen
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Der Kreuzbandriss - Kleintierklinik Babenhausen
Dr. Susanne Medl, Dipl. ECVN Fachtierärztin für Chirurgie und Augenheikunde Alpenstraße 27 · 87727 Babenhausen Telefon 0 83 33 - 40 05 www.kleintierklinik-babenhausen.de Der Kreuzbandriss – die häufigste Lahmheitsursache beim Hund Die häufigste Ursache für eine Lahmheit der Hintergliedmasse des Hundes ist der Kreuzbandriss. Im Gegensatz zum Kreuzbandriss des Menschen, der in der Regel traumatisch ist, ist der des Hundes ein langsam voranschreitender chronisch-degenerativer Prozess. Es reißen nach und nach einzelne Fasern des Kreuzbandes bis es über kurz oder lang zur vollständigen Ruptur kommt. Ein vollständiger Riss des vorderen Kreuzbandes führt zu einer Instabilität, die bei der Lahmheitsuntersuchung mit dem Schubladentest festgestellt werden kann. Auch bei partiellen Rissen können bereits Veränderungen, wie Verdickung der Kapsel, vermehrte Gelenksfüllung und Schmerzhaftigkeit des Kniegelenks festgestellt werden. Wenn es zu einem vollständigen Riss gekommen ist zieht dies sekundär häufig eine Schädigung des Innenmeniskus nach sich. Die Menisken wirken als Stoßdämpfer des Kniegelenks und sind essentiell für ein funktionelles, stabiles und schmerzfreies Gelenk. Eine Schädigung der Menisken führt zu einem schnelleren Voranschreiten der Kniegelenkarthrose und damit auf lange Sicht zu Funktionsverlust und Schmerzen. Wie kann ein Kreuzbandriss diagnostiziert werden? Bei einem großen Teil der Patienten kann ein Kreuzbandriss bereits bei der Lahmheitsuntersuchung festgestellt werden. Typisch für einen Kreuzbandriss sind ein positiver Schubladentest, ein positiver Sitztest sowie Extensionsschmerz und vermehrte Gelenksfüllung. Röntgenbilder zeigen verschiedene Grade von Gelenksfüllung und Arthrose, das Kreuzband und die Menisken können nicht direkt dargestellt werden. Röntgenbilder werden daher angefertigt, um andere Kniegelenkserkrankungen auszuschliessen, den Grad der Gelenksveränderungen zu beurteilen und um die chirurgische Behandlung zu planen. Abb: seitliches Röntgenbild von einem Knie mit Kreuzbandriss, eine vermehrte Gelenksfüllung und mittelgradige Arthrose ist zu sehen. Ob das Kreuzband gerissen ist oder der Meniskus geschädigt ist kann mit einem Röntgenbild nicht festgestellt werden Reichen Lahmheitsuntersuchung und Röntgenbilder zur Diagnosestellung nicht aus kann eine Kernspintomographie durchgeführt werden. 141104 - © INOID® - TTA In unserer Klinik ist die Arthroskopie zum Mittel der Wahl geworden Kreuzband- und Meniskusveränderungen zu diagnostizieren. Sie bietet den Vorteil, dass die intraartikulären Strukturen in deutlicher Vergrößerung angesehen und gleichzeitig betastet werden können. Wenn Veränderungen vorliegen, können diese sofort behandelt werden. Wie muss mein Tier behandelt werden, wenn es einen Kreuzbandriss hat? Eine konservative Behandlung ohne Operation ist leider in der Regel nicht zufriedenstellend. Von den zahlreichen chirurgischen Methoden, die existieren um einen Kreuzbandriss zu behandeln, führen wir die folgenden Methoden durch: Extrakapsuläre Stabilisation: Diese Operation sollte nur bei kleineren Hunden und Katzen angewendet werden, sie kann aber in Ausnahmefällen auch bei größeren Hunden durchgeführt werden. Tibial Tuberosity Advancement (TTA): Diese Methode empfehlen wir für größere Hunderassen (>15 kg). Das Ziel dieser Operation ist es die Biomechanik des Kniegelenks so zu verändern, dass das vordere Kreuzband nicht mehr nötig ist. Eine alternative Methode zur TTA ist die TPLO (Tibial Plateau Leveling Osteotomy). Wir geben der TTA den Vorzug, da sie bei vergleichbarem Ergebnis und ähnlicher Komplikationsrate weniger invasiv ist. Biomechanische Studien haben gezeigt haben, dass die Belastung der Menisken nach der Operation mit der TTA günstiger ist. Meniskusbehandlung: Die adäquate Behandlung von Meniskusschäden ist unerlässlich für den Therapieerfolg. Es sollte so viel wie nötig aber so wenig wie möglich vom Meniskus entfernt werden, wenn dieser kaputt ist. Die Menisken nehmen eine zentrale Stellung für die Funktion des Kniegelenks ein. Eine Meniskusschädigung tritt meist nur in Kombination mit einem vollständigen Riss des Kreuzbandes auf. Liegt nur ein partieller Kreuzbandriss vor ist der Meniskus häufig intakt. Wenn eine Behandlung bereits zu diesem Zeitpunkt durchgeführt wird, steigt die Chance den Meniskus auf Dauer zu erhalten und damit die Prognose für das Gelenk deutlich zu verbessern. Wenn der Meniskus zum Zeitpunkt der Operation intakt ist raten wir dazu diesen zu erhalten. Jede Meniskusbehandlung führen wir arthroskopisch durch. Was muss ich beachten, wenn mein Tier wegen eines Kreuzbandrisses operiert worden ist? Wir verabreichen nach jeder Operation Schmerzmittel und im Einzelfall Antibiose, bitte informieren Sie uns rechtzeitig über bekannte Unverträglichkeiten. Sollte nach Tablettengabe zu Hause Erbrechen oder Durchfall auftreten bitten wir Sie die Medikamente abzusetzen und uns zu kontaktieren. Unabhängig von der Art der Operation bekommen die Tiere direkt nach der Operation einen Verband. Dieser wird je nach Patient für 2 bis 14 Tage belassen. Der erste Verbandswechsel findet in der Regel 2-3 Tage nach der Operation statt, das Intervall für die Verbandswechsel kann dann verlängert werden. Die Fäden können nach 10 Tagen gezogen werden. Auch nach einer chirurgischen Versorgung sind entzündungs-hemmende Medikamente, ein gezielter Muskelaufbau und wenn nötig eine Gewichtsreduktion angezeigt. 141104 - © INOID® - TTA Die Dauer der Schonung nach der Operation unterscheidet sich zwischen den Methoden ein wenig: Spielen, Springen und Toben ist während der Schonungszeit strengstens untersagt, Treppen bitten wir wo möglich zu vermeiden. Extrakapsuläre Stabilisation: Nach der Operation muss ihr Hund für 6 Wochen an der Leine gehalten werden. Bis zum Fäden ziehen nach 10 Tagen sollten die Spaziergänge auf das Nötigste beschränkt werden. Anschließend kann die Belastung langsam und kontinuierlich gesteigert werden, jedoch sollte die Spaziergangdauer 15-20 Minuten 3-4mal täglich am Ende der 6 Wochen nicht überschreiten. 141104 - © INOID® - TTA TTA: Der Leinenzwang nach der Operation beträgt hier 8 Wochen, nach diesen 8 Wochen wird ein Kontrollröntgen angefertigt und das weitere Vorgehen anhand der Röntgenbilder entschieden. Wie bei der extrakapsulären Stabilisation sollten die Spaziergänge bis zum Fäden ziehen nach 10 Tagen auf das Nötigste beschränkt werden und danach langsam auf 3-4mal täglich 15-20 Minuten gesteigert werden.