Immobilienmärkte in Europa und den USA
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Immobilienmärkte in Europa und den USA
apoFokus apoResearch Anlageinformation Verzockt, verbaut, verloren …? Immobilienmärkte in Europa und den USA > Südeuropa – Dramatische Situation bei spanischen Wohnimmobilien > Nord- und Mitteleuropa – Stabilität trotz nachlassender Konjunkturdynamik > USA – Vorreiter bei der Überwindung der Immobilienkrise? Ausgabe 1│2013 apoFokus apoResearch Anlageinformation Titelfoto: getty images Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn/Frankfurt. Die in diesem apoFokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern sollen. Mit dem apoFokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden. Der apoFokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. 2 Immobilienmärkte in Europa und den USA Inhalt Einleitung 4 Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien 6 Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa 13 Immobilienmarkt USA 35 Zusammenfassung/Fazit 45 3 apoFokus apoResearch Anlageinformation Einleitung Einleitung Immobilien als beliebte Assetklasse Fokussierung auf bestimmte Immobilienmärkte … … und Unterscheidung nach Nutzungsarten Spanien als südeuropäisches Land, Nord-/Mitteleuropa und die USA Keine Betrachtung der „Mikrolagen“ Immobilien bilden eine Assetklasse, die aktuell eine der beliebtesten ist. Die nach wie vor und wahrscheinlich auch weiterhin spürbaren Folgen der Finanzund Staatsschuldenkrise, historisch niedrige Zinsen sowie zum Teil auch die Angst vor Inflation und/oder einem Auseinanderfallen des Euro-Währungsraumes haben den Blick der Anleger wieder auf Immobilien gelenkt. Besonders der Sektor Wohnen erfreut sich großer Beliebtheit. Zu hinterfragen ist, ob sich diese allgemeine Entwicklung in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Dieser apoFokus stellt im Folgenden auf die Gegebenheiten an den Immobilienmärkten oder, präziser ausgedrückt, an den jeweiligen geografischen Teilmärkten ab. (Beide Begriffe werden aufgrund einer besseren Lesbarkeit im Folgenden synonym verwendet.) Aufgrund der Komplexität des Themas musste eine Beschränkung auf einzelne Regionen/Länder Europas und die USA erfolgen. Es werden sowohl die Entwicklungen des letzten Jahres, die aktuelle Lage und auch die zukünftigen Chancen vorgestellt und miteinander verglichen. Dabei ist vor allem eine Unterscheidung hinsichtlich der Nutzungsarten notwendig. Denn DEN Immobilienmarkt gibt es nicht. Ein prosperierender Standort aus Sicht des Einzelhandels muss nicht zwangsläufig eine gute Lage für Büroimmobilien darstellen und vice versa. Aufgrund der aktuellen ökonomischen Situation in Europa ist eine Darstellung der Situation auf den jeweiligen Immobilienteilmärkten in den südlichen Ländern unseres Kontinents interessant. Jedoch war es anhand der verfügbaren Datenlage nur sinnvoll, auf Spanien näher einzugehen. Nach Möglichkeit erfolgt eine Darstellung im Hinblick auf die unterschiedlichen hauptsächlichen Nutzungsarten (Büro, Handel, Logistik, Wohnen). Gleiches gilt für ausgewählte Länder in Nord- und Mitteleuropa. Ein jeweils kurzes Fazit bzw. ein Ausblick verdeutlichen die zukünftigen Chancen der einzelnen Märkte. Aus Platzgründen kann in diesem apoFokus nur begrenzt auf die „Mikrolagen“ eingegangen werden. So beziehen sich bspw. Aussagen zum Büroimmobilienmarkt in Deutschland meistens auf sieben große Metropolregionen. Einen guten Überblick über die Lage an den gewerblichen Immobilienmärkten geben die Immobilienuhren von Jones Lang LaSalle. 4 Immobilienmärkte in Europa und den USA Einleitung Jones Lang LaSalle-Immobilienuhr für Büromieten Q2/2012 Amsterdam, Zürich Paris CBD, Genf London City, London West End Helsinki, Oslo, Stuttgart Berlin, Düsseldorf, Moskau, Warschau Kopenhagen, Hamburg, Stockholm, Lyon Köln München Verlangsamtes Mietpreiswachstum Beschleunigter Mietpreisrückgang Beschleunigtes Mietpreiswachstum Verlangsamter Mietpreisrückgang Athen Luxemburg Lissabon, Madrid Barcelona, Budapest, Brüssel Dublin Bukarest, Edinburgh, Frankfurt, Istanbul, Kiew, Prag, Mailand, Rom St. Petersburg Manchester Quelle: Jones Lang LaSalle, Juli 2012 Absolut betrachtet befinden sich Märkte wie Athen, Lissabon, Rom, Madrid usw. in einer Phase des verlangsamten Mietpreisrückgangs innerhalb des Immobilienzyklusses. Die Aussagekraft der Erkenntnisse steigt durch enen Vergleich im Zeitablauf. Jones Lang LaSalle-Immobilienuhr für Büromieten Q3/2012 Amsterdam, Genf Zürich Paris CBD, London West End Helsinki, London City Oslo, Stuttgart Berlin, Köln, Lyon Warschau Düsseldorf, Moskau, Stockholm Hamburg Kopenhagen München Luxemburg St. Petersburg Manchester Mailand Verlangsamtes Mietpreiswachstum Beschleunigter Mietpreisrückgang Beschleunigtes Mietpreiswachstum Verlangsamter Mietpreisrückgang Athen Lissabon, Rom Budapest, Madrid Barcelona, Brüssel, Dublin Bukarest, Edinburgh, Frankfurt, Istanbul, Kiew, Prag Quelle: Jones Lang LaSalle, Oktober 2012 Es ist ersichtlich, dass die Positionen der oben genannten Märkte bis auf wenige Ausnahmen konstant blieben. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich bspw. die Lage in Athen in den letzten drei Monaten kaum verändert hat. 5 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Bis Ende Oktober 2012 haben 8 der insgesamt 18 autonomen spanischen Gebietskörperschaften und Städte Hilfskredite in Höhe von 16,2 Mrd. Euro bei der spanischen Zentralregierung beantragt. Damit sollen die Auswirkungen einer entweder drohenden oder bereits vorliegenden Insolvenz gemildert werden. Obwohl die Details erst viel später oder – aufgrund mangelnder Daten – unter Umständen nie genau quantifizierbar sein werden, ist von einer negativen Beeinflussung des Immobilienmarktes über alle Nutzungsarten hinweg auszugehen. Büroimmobilien Die beiden wichtigsten lokalen Märkte in Spanien sind Madrid und Barcelona. Mietmarkt Madrid Jones Lang LaSalle berichtet, dass die Spitzenmiete in der spanischen Hauptstadt im dritten Quartal 2012 im Vergleich zum zweiten Quartal desselben Jahres um 2 % gefallen ist. Der Mietrückgang liegt in den sehr wenigen Transaktionen und in einem hohen Angebot an vermietbaren Flächen begründet. Gelegentliche Flächenumsätze fanden aufgrund der gestiegenen Nachfrage jedoch zu sehr hohen Preisen statt. Genau wie in den Vorquartalen blieb das tiefe Mietpreisniveau in den B-Lagen stabil, während Peripherie-Standorte aufgrund eines hohen Angebotes von einem Mietrückgang um 4,2 % gekennzeichnet waren. Diese Angaben decken sich mit denen der IVG. Nach deren Erkenntnissen beträgt die monatliche Spitzenmiete in Madrid rund 25 Euro/qm. Im Quartalsvergleich bedeutet dies ein Rückgang von 1 %. Bezogen auf den Vorjahreszeitraum sank die Spitzenmiete um 4,8 %. Die Leerstandsrate stieg im dritten Quartal 2012 von 11,2 % auf 11,4 %. Gegenüber den 13,4 % Ende 2011 ist dies als Fortschritt zu sehen. Die Verfügbarkeit von hochwertigen Bürogebäuden ist über alle Teillagen relativ stabil geblieben. In Madrid wurden im dritten Quartal 2012 lediglich 61.000 qm Fläche in der Innenstadt neu vermietet. Das niedrige Niveau des Flächenumsatzes bleibt damit erhalten. 6 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Spitzenmieten in Madrid und Barcelona 50 € 40 € 30 € 20 € 10 € 0€ 2000 2002 Madrid 2004 2006 2008 2010 2012 Barcelona Quelle: Jones Lang LaSalle, Office Market Report 3. Quartal 2012 Barcelona In Barcelona blieb das Mietniveau im dritten Quartal 2012 stabil. Die höchste Miete für Büroflächen in der katalanischen Provinzhauptstadt ist mit 18 Euro/qm im Viertel Paseo de Gracia zu zahlen. Der Leerstand in Barcelona ist nur sehr geringfügig auf knapp 14 % gestiegen. Es wurden keine neuen Flächen angeboten. Weiterhin ist auch nicht mit der Vermietung neuer Flächen zu rechnen. Das spekulative Angebot an Büros wird sich in diesem Jahr um ungefähr 66.000 qm erhöhen. Der Flächenumsatz in Barcelona (City-Lage) ist im dritten Quartal 2012 um 62.000 qm gestiegen. Dies entspricht einer beachtlichen Steigerungsrate von 45 % im Vergleich zum zweiten Quartal des letzten Jahres. Jedoch ist bei diesem Vergleich zu beachten, dass das zweite Quartal 2012 die geringsten Vermietungen (mit gerade einmal 9.300 qm) seit 2003 aufwies. Erwähnenswert ist jedoch eine Anomalie: Der Flächenumsatz in den peripheren Gebieten der Stadt stieg deutlich mehr als im Central Business District: 8.500 qm im dritten Quartal 2012 entsprechen im Vergleich zu den 2.800 qm im zweiten Quartal desselben Jahres einer Steigerung von 200 %. Fazit/Ausblick Wir gehen davon aus, dass die Mieten in Madrid auch zukünftig weiter fallen werden. Die Leerstandsrate der Hauptstadt sollte auf dem Niveau des dritten Quartals 2012 verharren, ebenso wie das Angebot an Büroimmobilien. Für Büroimmobilien in Madrid ist nicht vor Ende 2013/Anfang 2014 mit einem spürbaren Leerstandsabbau zu rechnen. Gleiches gilt auch für Barcelona. 7 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Investmentmarkt Im Einklang mit der ökonomischen Entwicklung in Spanien sowie der horrenden Arbeitslosigkeit sinken die Investitionen in gewerblich genutzte Immobilien, besonders in Bürogebäude. Die Risikoaversion der Investoren ist gewachsen. Madrid Dies lässt sich an den Investitionen in Madrid gut ablesen. Gemäß den Angaben der IVG sank das Investitionsvolumen von 137 Mio. Euro im zweiten Quartal 2012 auf nur noch 32 Mio. Euro im dritten Quartal des letzten Jahres. Die erzielbare Spitzenrendite in Höhe von 6,25 % im zweiten Quartal 2012 ist im dritten Quartal 2012 in etwa gleich geblieben. Gemäß den Angaben von Jones Lang LaSalle waren im dritten Quartal 2012 keine Transaktionen (Käufe oder Verkäufe) am Investmentmarkt in Barcelona zu verzeichnen. Fazit/Ausblick Von zeitnahen Investitionen in spanische Büroimmobilien sollte derzeit noch immer abgeraten werden. Auch wenn die gewerbliche Nutzung nur bedingt mit denen des Wohnimmobilienmarktes vergleichbar ist, kommt man dennoch zum selben Schluss: Preissenkungen werden weiter zu beobachten sein. Der Boden scheint noch nicht erreicht. Wohnimmobilien Der spanische Wohnimmobilienmarkt ist seit der Wirtschafts- und Finanzkrise von schweren Verwerfungen und Preisrückgängen geprägt. Die Preise für Häuser und Wohnungen fielen im Durchschnitt um 35 %. Die hohe Arbeitslosigkeit, besonders unter den Jugendlichen, vor allem aber das Handeln der Banken, bedingen einerseits nicht ordnungsgemäße Rückzahlungen der Darlehen. Andererseits bleiben Mieter und Käufer für den spekulativ errichteten Immobilienbestand aus. Dies führt zum Teil zu absurden Situationen und Handlungen. Auch die zum Teil schon zwangsvereinten spanischen Sparkassen (Cajas de Ahorro) spielen dabei eine unrühmliche Rolle. Mietmarkt „Geisterstädte“ – nicht fertig gestellte Häuser und Wohnungen 8 In den diversen Medien ist immer wieder von so genannten „Geisterstädten“ die Rede: (Teilweise) fertig gestellte Siedlungen mit Häusern und Wohnungen, die nur wenige Mieter fanden. Die Mieten für solche Gegenden waren in den letzten drei Jahren von einem steilen Sinkflug gekennzeichnet. Betrug die durchschnittlich zu erzielende Monatsmiete im Jahr 2010 bspw. noch 750 Euro, so sind in diesem Jahr nur noch 500 Euro zu zahlen (-33 %). Für 2013 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien wird für Neuvermietungen in diesen Siedlungen ausgehend von dem 2012er Niveau nochmals mit einem Rückgang auf dann rund 350 Euro (-28 %) gerechnet. Doch auch abseits der „Geisterstädte“ sieht die Lage nicht viel besser aus. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Mieten im Jahres- und Monatsverlauf. Der höchste Verfall der Miete im Jahresverlauf war im zweiten Quartal 2012 festzustellen. Gegen Ende des Jahres 2012 haben sich die Verringerungen gemildert. Im Monatsvergleich jedoch nehmen die Rückgänge der absoluten Miethöhe zu. Veränderung der durchschnittlichen Monatsmiete pro Quadratmeter für Häuser im Jahresverlauf 2012 09/2012 08/2012 07/2012 06/2012 05/2012 04/2012 03/2012 02/2012 01/2012 7,41 7,47 7,56 7,49 7,50 7,53 7,55 7,56 7,59 YoY % -3,40 % -2,10 % -3,10 % -5,20 % -4,50 % -4,70 % -3,20 % -5,20 % -5,30 % MoM % -0,80 % -1,10 % 0,80 % -0,10 % -0,40 % -0,30 % -0,20 % -0,30 % 0,20 % Mietpreis Quelle: Bloomberg, 18.10.2012 Fazit/Ausblick Spanien ist in Bezug auf Wohnimmobilien ein „eigentümergeprägtes Land“. Mehr als 50 % aller Bewohner leben in den eigenen vier Wänden. Der Mietpreisverfall zeigt die überaus schwierige Situation des spanischen Wohnimmobilienmarktes. Seriöse Prognosen über das zukünftige Mietpreisniveau sind nicht erstellbar. Es ist zwar davon auszugehen, dass die Anzahl ehemaliger Besitzer einer zwangsverwerteten Immobilie, die zukünftig in einem gemieteten Objekt leben müssen, nicht die Größenordnungen wie in den USA erreichen wird. Dennoch wird der Mietmarkt für spanische Wohnimmobilien auch in Zukunft eine höhere Bedeutung haben als vor der Finanz- und Staatsschuldenkrise. Investmentmarkt Hoher Leerstand Rund eine Million leer stehende Eigenheime und Wohnungen sind derzeit in Spanien vorzufinden. Dies korrespondiert mit Angaben diverser Nachrichtenagenturen, dass bspw. ab Dezember 2011 rund 25 % weniger Wohnimmobilien verkauft worden sind als im Jahr zuvor. 9 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Geplatzte Blase – Hausverkäufe in Spanien 100 75 50 25 0 2007 2008 Bestand 2009 2010 2011 Neubauten Quelle: Wall Street Journal 2012 Die Summe der durch Banken vergebenen Hypothekenkredite ist enorm. Gemäß der Zeitung „El pais“ gehen seriöse Schätzungen von Werten in Größenordnungen um die 170 Mrd. bis 210 Mrd. Euro aus. Doch die meisten Kreditinstitute bleiben auf ihren Forderungen sitzen. Rund 40 % dieser Darlehen sollen zumindest zweifelhaft sein. Allein von 2008 bis 2011 mussten die spanischen Banken und Sparkassen 66 Mrd. Euro für risikobehaftete ImmobilienDarlehen zurückstellen. Zwangsvollstreckungen mit fatalen Folgen 10 Viele Spanier können ihre Hypotheken nicht zurückzahlen. Dies führt letztlich zu Zwangsversteigerungen bzw. vorherigen Zwangsräumungen. Von 2008 bis Oktober 2012 summierte sich die Anzahl der Räumungen auf über 300.000 Objekte. Ab dem dritten Quartal 2011 erhöhte sich die Zahl deutlich. Allein in diesem Zeitraum wurden mehr als 10.000 Zwangsvollstreckungen registriert. In den ersten drei Quartalen 2011 waren 43.000 Zwangsräumungen zu verzeichnen. Im zweiten Quartal 2012 erhöhte sich die Anzahl auf 19.000. Seit Oktober 2012 wurden die Zwangsräumungen zum Politikum. Landesweit kam es zu mehreren Todesfällen durch Suizid aufgrund von Zahlungsunfähigkeit. Die Banken sind dazu angehalten, möglichst „flexible Lösungen“ bzw. Alternativen zu suchen. Laufzeitverlängerungen auf teilweise bis zu 40 Jahren und Zinsobergrenzen (Caps) sind im Gespräch. Einige spanische Banken haben sich „freiwillig“ dazu bekannt, Zwangsräumungen für die nächsten zwei Jahre zu stoppen, wenn sich der Eigentümer in einer „extremen finanziellen Notsituation“ befindet. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die zwangsgeräumten Objekte oft unverkäuflich sind, da die Angst vor noch weiter sinkenden Preisen die Nachfrage hemmt. Das eigentliche Ziel der Banken, die Immobilie zu verwerten, würde somit nur in wenigen Fällen erreicht. Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Leer stehende Investitionsruinen als Standard in den Vororten der Metropolen und in vielen Provinzen Seit dem Kollaps am spanischen Wohnimmobilienmarkt ähneln sich viele Landesteile und Vororte der größeren Städte. Das Land ist praktisch durchzogen von Investitionsruinen an leeren Siedlungen und Häusern bzw. halbfertigen Anlagen. Was einmal als aufstrebender Teil einer Provinz oder als schicker Vorort einer größeren Stadt gedacht und konzipiert war, ist heutzutage meistens eine Geisterstadt, der auch der bauliche Verfall droht. Besonders dramatisch ist die Lage in den Provinzen, die bereits „offiziell“ ihre Zahlungsunfähigkeit bestätigt haben und Hilfe der Landesregierung bekommen. Verschärft wird die Lage dadurch, dass die spanische Regierung neue Vorschriften zur „Absicherung“ der Risiken in den Bankbilanzen erlassen hat. Die betroffenen Banken versuchen, die Unterlegung der Risiken mit (teurem und vor allem nicht vorhandenem) Eigenkapital zu vermeiden, indem die Immobilien zu „Ausverkaufspreisen“ losgeschlagen werden sollen. Dabei muss bedacht werden, dass die Preise für Wohnungen und Häuser seit 2008 bereits durchschnittlich um 22 % gefallen sind. Teilweise groteske Vorgehensweisen und Lösungsmöglichkeiten Wie schwer die Lage noch Anfang des Jahres 2012 war, zeigt der Sachverhalt, dass Bauträger und Banken jedoch nicht nur auf leer stehenden Objekten, sondern auch auf unbebautem Bauland sitzen bleiben. Um Verluste aus Abschreibungen zu vermeiden, einen Eigenkapitalbedarf zu vertuschen und eventuelle Zwangsfusionen oder andere geschäftliche Nachteile zu umgehen, wird das unbebaute Land seitens der Banken teilweise „in nachfragestarken Regionen wie der Innenstadt von Madrid“ weiter mit Wohnungen und Häusern bebaut. Dies soll den Wert der brach liegenden Flächen steigern. Vorvermietungen bzw. im Voraus verkaufte Objekte gibt es dabei kaum, so dass das spekulative Angebot nochmals ausgeweitet wird. Dies führt schließlich zu einem weiteren Preisverfall aller am Markt befindlichen Objekte, der den „Schweinezyklus“ aus erhöhtem Abschreibungsbedarf und fallenden Preisen künstlich, aber eben auch „absichtlich“ weiter anheizt. Zusätzlich kompliziert wird die Lage – nicht nur die der spanischen Banken und Sparkassen – dadurch, dass die Bauträger und Bauunternehmen selbst kein Kapital haben. Die Baumaßnahmen werden wiederum auf Kredit finanziert. Die ordnungsgemäße Rückführung dieser neuen Darlehen ist ebenfalls ungewiss. Die „faulen“ Kredite werden eher noch größer. Fraglich ist auch, woher sich Käufer für die leer stehenden Objekte finden lassen. Die Eigentumsquote in Spanien beträgt ca. 50 %. Und viele der restlichen „Einheimischen“ haben aufgrund von Arbeitslosigkeit bzw. bereits eingegangener Hypotheken schlicht kein Geld, sich (neuen) Wohnraum zu kaufen. 11 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt in Südeuropa – Spanien Die Suche nach ausländischen Investoren, besonders aus den europäischen Ländern wie z. B. Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Schweden, ist daher ein weiterer verzweifelter Versuch, die Verluste zu begrenzen. Was für Ferienimmobilien unter gewissen Umständen noch Sinn macht, erscheint für Wohnimmobilien abseits der spanischen Touristengegenden eher als der berühmte „Tropfen auf den heißen Stein“. Hinzu kommt: Was Anfang 2011, als die ausländischen Investitionen um 32 % gestiegen sind, noch funktionierte, ist seit der Verschärfung der Euro-Krise im Herbst 2011 obsolet. Allein im dritten Quartal 2011 fielen die Hausverkäufe um 34 %. Das diese „Maßnahmen“ eher wirkungslos blieben, wird durch den Betrag von rund 40 Mrd. Euro deutlich, den die spanischen Banken über einen im Umfang bis zu 100 Mrd. Euro dotierten „Rettungsschirm“ der EU erhalten werden. Die folgende Tabelle gibt die Entwicklung der spanischen Hauspreise in Bezug auf das entsprechende Vorjahresquartal wieder. Es ist zum einen ersichtlich, dass die Erosion der Preise anscheinend noch immer keinen Boden gefunden hat. Zum anderen ist der Preisverfall in den Gebietskörperschaften, die staatliche Hilfskredite beantragt haben, oft größer als in den restlichen Regionen. Regionale Entwicklung der Hauspreise in Spanien Land/Region Spain Q3/2012 Q2/2012 Q1/ 2012 Q4/2011 Q3/2011 Q2/2011 Q2/2012 -9,30 % -8,30 % -7,30 % -6,80 % -5,50 % -5,10 % -4,60 % Andalucia -10,40 % -10,80 % -9,20 % -7,80 % -5,60 % -4,40 % -4,70 % Aragon -11,10 % -8,90 % -10,10 % -10,40 % -8,40 % -7,00 % -2,60 % Asturias -5,10 % -6,00 % -1,90 % -2,70 % -0,70 % -1,40 % -4,00 % Baleares -7,60 % -7,10 % -7,30 % -6,70 % -4,30 % -4,50 % -3,70 % Canarias -11,10 % -6,80 % -5,50 % -7,50 % -3,40 % -4,10 % -3,10 % Cantabria -6,00 % -0,60 % -0,30 % -3,30 % -1,10 % -3,60 % -6,80 % Castilla y Leon -6,10 % -6,20 % -6,80 % -6,30 % -6,00 % -5,70 % -5,00 % Castilla-La Mancha -9,70 % -7,30 % -6,70 % -5,50 % -5,80 % -6,60 % -2,60 % Cataluna -10,90 % -10,80 % -8,40 % -7,70 % -6,50 % -5,40 % -4,50 % Com. Valenciana -10,80 % -8,40 % -7,60 % -6,80 % -5,00 % -7,30 % -5,90 % Extremadura -11,70 % -6,70 % -5,30 % -2,10 % 0,50 % -4,00 % 1,80 % -9,40 % -7,10 % -6,80 % -6,40 % -2,80 % -7,70 % -8,70 % Galicia Com. de Madrid -10,90 % -9,70 % -7,50 % -8,20 % -8,40 % -7,70 % -8,70 % Murcia -9,20 % -5,40 % -6,30 % -7,10 % -7,90 % -7,90 % -7,30 % Navarra -3,30 % -5,80 % -4,50 % -4,00 % -6,70 % -5,20 % -7,70 % Pais Vasco -3,70 % -2,40 % -2,00 % -3,10 % -0,90 % -3,80 % -3,50 % La Rioja -5,50 % -5,60 % -7,40 % -7,60 % -7,20 % -5,30 % -2,20 % Ceuta y Melilla -1,70 % -2,00 % 2,30 % -2,00 % -0,30 % -0,40 % -1,30 % Quelle: Bloomberg 18.10.2012 12 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Fazit/Ausblick „Der Markt befindet sich nach wie vor im Stillstand.“ lautet die Aussage eines spanischen Immobilienmaklers. Dies beschreibt die Situation treffend. Denn im Gegensatz zu anderen Staaten ist im spanischen Markt für Wohnimmobilien noch keine Bodenbildung erkennbar. Die bis vor rund fünf Jahren geltende spanische Lebensweisheit „La vivienda no baja“ („Immobilien verlieren nicht an Wert.“) gilt schon lange nicht mehr. Noch ist nicht abzusehen, wann der Markt sich wieder erholt. Ernst & Young geht nicht vor 2015 davon aus. Investoren sollten skeptisch bleiben. Die Preise sinken nur langsam, in Bezug auf die Marktlage zu langsam. Denn viele der „Vermögenswerte“ sind noch immer zu unrealistischen Preisen bewertet bzw. werden überteuert angeboten, weil die Besitzer sich weigern, realistische Nachlässe zu akzeptieren. Weitere Preisrückgänge können nicht ausgeschlossen werden. Prognostiziert werden mitunter sogar Abschläge von 30 % bis 50 % ausgehend vom Niveau Ende 2011. Investments in diesen europäischen Teilmarkt sind daher nicht anzuraten. Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Auch auf den europäischen Märkten für Wohnimmobilien ist eine Differenzierung zwischen Deutschland, den nordeuropäischen Staaten und „dem Rest“ aufgrund der unterschiedlichen Zyklik sinnvoll. Bei einem Vergleich der Situation an den deutschen Immobilienteilmärkten mit denen der beiden nordeuropäischen Länder Norwegen und Schweden sollte immer bedacht werden, dass gerade in den Segmenten der gewerblichen Nutzung (alle außer Wohnen) für ausländische Investoren mitunter „weiche“ Eintrittsbarrieren existieren. Anders ausgedrückt, einheimische Investoren zahlen manchmal eklatant weniger für ein und dieselbe Immobilie als ein Ausländer. Deutschland Investmentmarkt über alle gewerblichen Nutzungsarten Das Jahr 2011 bot eine gute Vorlage für die Entwicklung am Investmentmarkt. Gemäß verschiedener großer, am deutschen Markt vertretener Maklerhäuser belief sich der Investmentumsatz in 2011 über alle gewerblichen Nutzungsarten hinweg auf ca. 23 Mrd. Euro. Dies entspricht einer Steigerung um ca. 20 % gegenüber 2010. Die Investments erreichten damit ungefähr das Niveau von 2005. 13 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Investitionsvolumen in Deutschland im Jahr 2011 (in Mrd. Euro, alle Nutzungsarten) Makler Investitionsvolumen 2011 BNP Paribas Real Estate 23,5 Catella 22,5 Jones Lang LaSalle 23,5 Savills 22,6 Quelle: Platow-Immobilien v. 11.01.2012; eigene Darstellung Auch die Preise stiegen. Die Researcher der renommierten Bulwien Gesa AG ermittelten für 2011 einen Preisanstieg – über alle Nutzungsarten hinweg – von 3,4 %. Dies war die höchste jährliche Steigerungsrate seit dem Jahr 1993. Wenig verwunderlich ist der Sachverhalt, dass sich Wohnimmobilien um 4,7 % verteuerten, der Preisanstieg bei Gewerbeimmobilien hingegen nur 1,6 % betrug. Nach einem regen ersten Quartal 2012 wurden zwischen April und Juni des letzten Jahres mit 4,2 Mrd. Euro rund eine Milliarde Euro weniger investiert als im ersten Quartal 2012. Im ersten Halbjahr 2012 betrugen die gesamten Investitionen 9,4 Mrd. Euro, rund 16 % weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Jones Lang LaSalle berichtete zum dritten Quartal letzten Jahres, dass in Relation zu den ersten beiden Quartalen 2012 eine Dynamisierung festzustellen war. Es wurden 5,4 Mrd. Euro in gewerblich genutzte Immobilien investiert, ein Plus von 26 % gegenüber den Monaten April 2012 bis Juni 2012. Für die ersten neun Monate des letzten Jahres ergibt sich ein Transaktionsvolumen von rund 14,9 Mrd. Euro. Dies entspricht 14 % weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Jahres 2011. Das Maklerhaus geht von einer deutlichen Steigerung des Transaktionsvolumens im vierten Quartal 2012 aus. Insgesamt sollte damit ein Investitionsvolumen von 21 Mrd. bis 23 Mrd. Euro für das gesamte Jahr 2012 realistisch sein. Büroimmobilien Im Folgenden wird nur auf die sieben größten deutschen Teilmärkte eingegangen. Zu den so genannten Metropolen im Bereich Büroimmobilien zählen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. 14 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa MIETMARKT Im Jahr 2011 sorgte eine gute Nachfrage nach Büroimmobilien für einen hohen Flächenumsatz, sinkende Leerstände und steigende Mieten. Diese positive Entwicklung führte dazu, dass die Spitzenmieten gemäß den Angaben der DZ-Bank an allen Standorten nach fast zweijähriger sinkender Entwicklung in 2011 wieder um durchschnittlich 2 % gestiegen sind. Ursächlich für die Nachfrage nach Büroflächen war die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt. Aber auch in Deutschland wachsen die Bäume nicht schneller in den Himmel als anderswo – das spiegelt auch die derzeitige Lage am Büromarkt wider. Die Vermietungsleistungen sind im dritten Quartal 2012 zweistellig gesunken. BNP Real Estate gibt einen Wert von 12,7 % an, gemäß Jones Lang LaSalle betrug der Rückgang der Mietumsätze sogar 14,4 %. Die Angaben der beiden Makler zeigen, dass der Umsatz an Mietflächen in den sieben Metropolen in den ersten neun Monaten des Jahres 2012 rund 2,2 Mio. qm betrug. Büroflächenumsatz erstes Quartal bis drittes Quartal 2012 JLL Veränderung BNPRE Q1 - 3´12 Veränderung JLL Leerstand BNPRE Spitzenmiete Stadt Q1 - 3´12 Berlin 400.300 -0,5 % 346.000 -11,0 % 8,4 % 22 €/qm Düsseldorf 235.600 -21,8 % 228.000 -13,0 % 11,3 % 25 €/qm Frankfurt/Main 316.600 -6,4 % 387.000 -25,8 % 13,1 % 36 €/qm Hamburg 305.200 -22,5 % 309.000 -19,7 % 8,1 % 24 €/qm Köln 192.900 -23,5 % 197.000 -23,9 % 8,0 % 21,5 €/qm München (Region) 539.200 -12,9 % 528.000 -12,5 % 8,6 % 33 €/qm Stuttgart 157.100 -21,8 % Gesamt 2.146.900 -14,4 % 5,7 % 1.995.000 -12,7 % Quelle: Platow-Immobilien v. 19.10.2012 Die Spitzenmieten bei Büros haben sich im dritten Quartal 2012 im Jahresvergleich in allen sieben Metropolen um rund 3 % auf durchschnittlich 26 Euro/qm erhöht. Dieser Durchschnitt wurde vor allem von Mietsteigerungen in Düsseldorf (6,4 %) und Berlin (4,8 %) getrieben. Im dritten Quartal 2012 selbst konnte jedoch nur München mit einem Zuwachs der Spitzenmiete aufwarten. Die Leerstandsquote in den „Big 7“ umfasst eine Fläche von knapp 8 Mio. qm bzw. beläuft sich per Ende September 2012 auf ca. 9 %. Dies entspricht gegenüber dem zweiten Quartal des genannten Jahres einem Rückgang um 20 Basispunkte. Die Nettoabsorption war in allen Metropolen positiv. Fazit/Ausblick Die Lage am deutschen Büromarkt ist noch relativ robust. Dennoch zeigen sich für die Zukunft erste Abschwächungstendenzen. Jones Lang LaSalle geht 15 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa davon aus, dass es zu einer stärkeren Differenzierung bei der Mietpreisentwicklung zwischen „Core-Objekten“ und den Büroimmobilien kommt, die diese Kriterien nicht erfüllen. Aufgrund der Fokussierung vieler Investoren wird von konstanten Spitzenrenditen bei den Top-Immobilien ausgegangen, während andere Objekte eher von Renditeminderungen betroffen sind. Für das Gesamtjahr 2012 prognostiziert der Makler einen Flächenumsatz von rund 3 Mio. qm. Dies entspricht einem Rückgang der Vermietungsleistung um ca. 16 %. Die Spitzenmieten sollten leicht zulegen können. Bulwien Gesa erwartet für 2012 bei Büroimmobilien einen Leerstandsabbau aufgrund einer gering(er)en Neubautätigkeit (Abnahme um ca. 25 %). Die Prognose für die deutschen Metropolen beläuft sich auf eine Leerstandsrate von durchschnittlich 8,4 % für 2012. Dabei sollen die Mieten moderat steigen. Dies sieht auch die DZ-Bank, die aufbauend auf der nach wie vor guten Arbeitsmarktlage die Nachfrage nach Büroflächen im Jahr 2012 in etwa so hoch schätzt wie in 2011 und einen Anstieg der Spitzenmiete in 2012 um rund 1,5 % prognostiziert. Zwar liegt der Wert 0,5 Prozentpunkte unter dem des Vorjahres, bestätigt aber damit mittlerweile auch die in Deutschland nachlassende konjunkturelle Dynamik. Prognose für sieben Top-Standorte in Deutschland (Zahlen in Klammern in Prozent ggü. Vorjahr, alle Durchschnitte flächengewichtet) 7 Top-Standorte Miete in Top-Lage in Euro Leerstand 2010 2011 2012e 23,6 (-1,3) 24,2 (2,5) 24.6 (1,6) 10,00 9,60 9,40 Quellen: Bulwien Gesa, DZ-Bank Research INVESTMENTMARKT Gemäß den Angaben von Jones Lang LaSalle wurden im zweiten Quartal 2012 rund 1,9 Mrd. Euro in deutsche Büroimmobilien investiert. Zusammen mit dem etwas stärkeren ersten Quartal des vergangenen Jahres ermittelt sich für das erste Halbjahr 2012 ein Gesamttransaktionsvolumen von 4,2 Mrd. Euro. Dies entspricht gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum einer deutlichen Steigerung von 45 %. Ein geringfügig höheres Investitionsvolumen weist der Immobiliendienstleister IVG aus. Gemäß dessen Berechnungen betrugen die Investitionen in deutsche Büroimmobilien im zweiten Quartal 2012 rund 2,3 Mrd. Euro. Für das dritte Quartal im Jahr 2012 wurden 3,7 Mrd. Euro ausgewiesen. 16 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Büro-Spitzenrenditen in Prozent Stadt Q3/2011 Q4/2011 Q1/ 2012 Q2/2012 Q3/2012 Berlin 4,95 4,95 4,95 4,95 4,95 Düsseldorf 5,15 4,95 4,95 4,70 4,70 Frankfurt/Main 4,85 4,80 4,80 4,80 4,80 Hamburg 4,85 4,85 4,75 4,65 4,65 Köln 5,25 5,20 5,20 5,20 5,20 München 4,75 4,75 4,75 4,50 4,50 Stuttgart 5,25 5,15 4,95 4,95 4,80 Quelle: Jones Lang LaSalle, Presseinformation zu Q3/2012 Fazit/Ausblick Die Spitzenrendite in den „Big 7“ hat sich leicht reduziert und beträgt im Durchschnitt 4,8 %. Aufgrund des Nachfrageüberhangs (nach geeigneten Core-Objekten) bleibt ein gewisser Druck bestehen. Jedoch sollte es laut den Prognosen von Jones Lang LaSalle im Gesamtjahr 2012 und auch im aktuellen Jahr eher zu einer Seitwärtsbewegung und damit nicht zu einer (weiteren) Renditekompression kommen. Abseits des Core-Segments ist damit jedoch zu rechnen. Weniger risikoarme Investitionen in Büroimmobilien können gemäß den Angaben des Maklers je nach Lage und Qualität der Objekte sowie nach Bonität des Mieters und Restlaufzeit der Mietverträge in 2012 steigende Renditen um bis zu 240 Basispunkte aufweisen. Die volkswirtschaftliche Analyseabteilung der Hessischen Landesbank geht davon aus, dass sich der Fokus auf Core-Immobilien verringert, falls sich die Finanzkrise entspannen sollte oder wirkliche Lösungen absehbar sind. Dieses Szenario erscheint jedoch aus heutiger Sicht zumindest für 2012 und wahrscheinlich auch für 2013 als wenig realistisch. Handelsimmobilien Einzelhandelsimmobilien in Deutschland stehen seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 vermehrt im Blickfeld von Immobilieninvestoren. Im Vergleich zu Büroimmobilien eignen sich Handelsimmobilien aus der Perspektive institutioneller Anleger und Portfoliomanager als stabiler Baustein in einem Immobilienportfolio. Je nach Wahl der Basis gilt dies zu Recht. Jedoch stellen deutsche Einzelhandelsimmobilien je nach Lage auch schon seit längerem eine rentierliche Anlageform dar. 17 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Bei Auswertungen und Analysen zu deutschen Handelsimmobilien werden die „Big 10“ und der Rest unterschieden. Zu den größten 10 Handelsmetropolen zählen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart. Indexentwicklung der Höchstmieten im Städtevergleich (Idealtypischer 100-qm-Standardshop in bestfrequentierter Lage der jeweiligen Stadt) 160 140 120 100 80 2002 2003 2004 2005 Berlin Hamburg München 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Frankfurt/Main Leipzig Düsseldorf Köln Quelle: BNP Real Estate Property Report Retailmarkt Deutschland 2012 MIETMARKT Die Spitzenmieten für typische Einzelhandelsobjekte sind seit Anfang 2012 aufgrund des knappen Angebotes und der hohen Nachfrage weiter gestiegen. Damit setzte sich der Trend aus 2011 auch im vergangenen Jahr fort. Im Jahr 2011 betrug der Anstieg (Jahresrate) gemäß den Berechnungen von BNP Real Estate landesweit im Durchschnitt 5 %, wobei einige Städte deutliche Abweichungen von diesem Mittelwert aufwiesen. Steigerung der Spitzenmieten Retailmarkt Deutschland (Metropolen) in 2011 Spitzenmiete 2011 in Euro/qm Spitzenmiete 2012 in Euro/qm München 330 315 4,76 % Frankfurt/Main 300 270 11,11 % Köln 265 260 1,92 % Hamburg 260 245 6,12 % Berlin 260 250 4,00 % Düsseldorf 240 230 4,35 % Leipzig 120 115 4,35 % Stadt Durchschnitt Steigerungsrate in % 5,23 % Quelle: BNP Real Estate Property Report Retailmarkt Deutschland 2012 18 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Landesweit betrachtet war das dritte Quartal 2012 das bisher umsatzstärkste im letzten Jahr. Insgesamt wurden 159.000 qm Fläche vermietet, 28.000 qm mehr als im zweiten Quartal des letzten Jahres. Ebenso gestiegen ist die Anzahl der Vertragsabschlüsse, hier wurden mit 248 Transaktionen ca. 15 % mehr vermittelt als im zweiten Quartal 2012. Der Spitzenwert aus dem dritten Quartal 2011 wurde jedoch nicht wieder erreicht. Anzahl Deals Q3/2011 Q4/2011 Q1/2012 Q2/2012 gesamt 266 231 241 217 Q3/2012 248 Anteil Big 10 47 % 46 % 49 % 47 % 47 % Anteil internat. Konzepte 61 % 59 % 52 % 62 % 59 % Quelle: Jones Lang LaSalle, Einzelhandelsmarktüberblick Q3/2012 Bezüglich der Flächenumsätze zeigt sich nach wie vor Berlin als Spitzenreiter und verwies die anderen Städte mit deutlichem Abstand auf die Plätze. Die höchste Steigerungsrate im Jahresvergleich hingegen erzielte München. Vermietungsumsatz Einzelhandel in qm Stadt Q1 - Q3/2012 Q1 - Q3/2011 Veränderung zum Vorjahr Durchschnitt 2007 - 2011 Berlin 57.000 57.000 0% 33.000 München 19.000 11.000 73 % 13.000 16.000 Stuttgart 19.000 30.000 -37 % Düsseldorf 15.000 12.000 25 % 6.000 Hamburg 14.000 17.000 -18 % 12.000 Hannover 11.000 10.000 10 % 12.000 Köln 10.000 33.000 -70 % 13.000 Frankfurt/Main 9.000 12.000 -25 % 9.000 Leipzig 5.000 5.000 0% 9.000 Nürnberg 2.000 2.000 0% 4.000 Quelle: Jones Lang LaSalle, Einzelhandelsmarktüberblick Q3/2012 Die Spitzenmieten im Einzelhandel stiegen im ersten Halbjahr 2012 bundesweit nur um 1 %. Dies entspricht gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum einem Rückgang von rund 50 %. Anstieg der Spitzenmieten in den „Big 10“ Bezogen auf die „Big 10“ ergibt sich ein ähnliches Bild. Lediglich Berlin sticht mit einer zweistelligen Wachstumsrate im Vergleich der ersten neun Monate des Jahres 2012 heraus. 19 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Spitzenmieten im Einzelhandel in den „Big 10“ 2. Halbjahr 2012 Stadt/Straße München (Kaufingerstr.-Marienplatz) Frankfurt/Main (Zeil) 2. Halbjahr Veränderung Prognose 2011 zum Vorjahr 1. Hj. 2013 330 320 3% 340 290 280 4% 290 Berlin (Tauentzienstraße) 270 240 13 % 280 Düsseldorf (Königsallee) 255 250 2% 265 Hamburg (Spitalerstraße) 250 250 0% 255 Köln (Schildergasse) 245 230 7% 245 Stuttgart (Königstraße) 235 235 0% 235 Hannover (Georgstraße) Nürnberg (Ludwigsplatz-Hefnersplatz-Karolinenstr.) Leipzig (Petersstraße) 185 185 0% 185 160 150 7% 160 115 115 0% 120 Quelle: Jones Lang LaSalle, Einzelhandelsmarktüberblick Q3/2012 Fazit/Ausblick Die „Relative-Stärke-Position“ Deutschlands im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung in den meisten Ländern des restlichen Europas dürfte auch 2012 und 2013 anhalten. Dies gilt umso mehr, falls die bisherige Entwicklung der verfügbaren Einkommen und der Konsumlaune in Relation zu den meisten restlichen Ländern Europas weiter überdurchschnittlich verläuft. Ein weiterer geringer Anstieg der Spitzenmieten in den Metropolregionen (gemäß Jones Lang LaSalle um ca. 1,7 %) dürfte somit wahrscheinlich sein. INVESTMENTMARKT Einzelhandel als dominierende Nutzungsart bei Investmentumsätzen in 2011 20 Deutschland liegt seit Mitte 2010 wieder im Blickfeld internationaler Händler. Handelsimmobilien setzten den seit ca. zwei Jahren bestehenden Trend auch in 2011 fort. Gemäß den Angaben des Maklers Savills betrug der Anteil an Einzelhandelsimmobilien am gesamten Transaktionsvolumen in 2011 rund 49 %, BNP Real Estate errechnete 46 %. Das gesamte Transaktionsvolumen erreichte rund 10,8 Mrd. Euro und konnte damit den Wert aus dem Jahr 2010 um beachtliche 38 % übertreffen. Aufgrund der nach wie vor – in Relation zu den europäischen Nachbarn – positiven konjunkturellen Entwicklung in unserem Land, war Deutschland sowohl aus Sicht der heimischen Einzelhändler als auch aus der Perspektive internationaler Investoren, deren Anteil an den Transaktionen in 2011 ca. 39 % betrug, nicht nur der mittelfristig größte Markt Europas, sondern wurde und wird teilweise noch immer als „Hort der Stabilität“ im Vergleich zu anderen Ländern gesehen. Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Ausgewählte Retail-Investments 2011 Typ Chash & Carry Märkte Kaufpreis in Mio. Euro Objekt Stadt Metro-Portfolio bundesweit Centro (50 %) Oberhausen Shoppingcenter 650 Eddie Healey PEP München Shoppingcenter 410 RREEF (grundbesitz europa) Canada Pension Plan Investment US-Pensionsfonds TIAA-CREF Gropius-Passagen Berlin Shoppingcenter 340 WealthCap mfi Skyline Plaza (80 %) Frankfurt Shoppingcenter 290 ECE/CA Immo Allianz Real Estate 700 Hamburger Meile (85 %) Hamburg Shoppingcenter 250 Karstadt-Portfolio Hamburg, Münster Kaufhäuser 250 München Kaufhäuser 250 Neuss Shoppingcenter 230 Karstadt/ Karstadt-Sport Rheinpark-Center (94,9 %) Verkäufer MetroEigentümerfamilien ECE/Unternehmensgruppe Bruhn HighstreetKonsortium HighstreetKonsortium Unimo Käufer Promontoria Real I.S. Quantum Signa Holding/Centrum Union Investment Real Estate Quelle: BNP Real Estate Property Report Retailmarkt Deutschland 2012 Expansion in den Metropolen Für die Expansionspläne der Einzelhändler spielen – analog zu den Büroimmobilien – die Core-Objekte in den A-Lagen der großen Handelsmetropolen die Hauptrolle. BNP Real Estate (BNPRE) gibt das Gesamt-Investitionsvolumen für 2011 in den sechs größten deutschen Standorten mit rund 4,3 Mrd. Euro an. Am meisten investiert wurde in München (1 Mrd. Euro), gefolgt von den typischen Einzelhandelsstandorten wie Berlin (940 Mio. Euro) und Hamburg (916 Mio. Euro). In Frankfurt/Main wurden 788 Mio. Euro investiert. Auf den Plätzen folgen Düsseldorf (359 Mio. Euro) und Köln (252 Mio. Euro). Das im Vergleich zu den ersten vier genannten Städten deutlich geringere Investitionsvolumen in den beiden Rhein-Metropolen ist gemäß BNPRE nicht auf mangelnde Nachfrage, sondern ein nicht adäquates Angebot an Flächen zurückzuführen. Shoppingcenter liegen in der Käufergunst mit einem Anteil von 43 % an den gesamten Retail-Investments vorn, Fach- und Supermärkte kommen auf 29 %. Innerstädtische Geschäftshäuser weisen einen Anteil von 21 % und Warenhäuser von 7 % auf. Neben neuen „Playern“ (wie z. B. Scotch & Soda aus den Niederlanden oder Boggi Milano aus Italien), die Deutschland als „Markt“ entdeckt haben, versuchen auch die bereits etablierten Marken seit Mitte 2011, mit neuen Konzepten zu expandieren bzw. in anderen Ländern funktionierende Strategien zu adaptieren. 21 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Die Spitzenrenditen blieben Ende 2011/Anfang 2012 für alle Objektarten mit Ausnahme der Shoppingcenter stabil. In Relation zu den gestiegenen Spitzenmieten deutet dies auf steigende Preise hin. Langfristige Entwicklung der Netto-Spitzenrenditen („Big 6“ Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg, Köln, München) 9,0 % 8,0 % 7,0 % 6,0 % 5,0 % 4,0 % 2002 2003 2004 Geschäftshäuser Shoppingcenter 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Fachmarktzentren Fachmärkte Quelle: BNP Real Estate Property Report Retailmarkt Deutschland 2012 Die aktuelle Angebots-/und Nachfragesituation ist ähnlich zu der von 2011. Geeignete Flächen sind weiter knapp, neu angebotene Areale werden zeitnah und fast vollständig absorbiert. Die Nachfrage weicht in den Metropolregionen jedoch nicht auf die B-Lagen aus, so dass das Angebot dort nach wie vor größer ist. Der Trend dreht Das Festhalten der Interessenten an den Core-Objekten führte dazu, dass die Investitionen im Einzelhandel bereits im ersten Halbjahr 2012 gesunken sind und auch im dritten Quartal 2012 weiter nachgegeben haben. BNP Real Estate gab für die ersten neun Monate des letzten Jahres ein Investitionsvolumen von 4,5 Mrd. Euro an. Dies sind rund 46 % weniger als in den ersten drei Quartalen des Jahres 2011. Jedoch wird betont, dass die geringen Investitionen keine strukturellen Gründe haben. Die Nachfrage sei weiterhin intakt, lediglich das kaum vorhandene Angebot lasse keine Transaktionen zu. Das Kaufpreisniveau wird als unverändert hoch bzw. stabil gesehen. In den sechs Top-Standorten verringerte sich das Transaktionsvolumen in den ersten drei Monaten 2012 um 55 % zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die höchsten Investitionen in Einzelhandelsimmobilien konnte Hamburg mit 380 Mio. Euro noch vor München (290 Mio. Euro) aufweisen. Berlin (288 Mio. Euro) und Frankfurt (277 Mio. Euro) folgen auf den weiteren Plätzen. In Köln wurden immerhin noch 127 Mio. Euro investiert, in Düsseldorf lediglich 58 Mio. Euro. 22 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Auch die zum Anfang letzten Jahres zu beobachtende Stabilität der Spitzenrenditen besteht weiterhin fort. Im Durchschnitt wiesen die sechs TopStandorte bei innerstädtischen Geschäftshäusern eine Nettoanfangsrendite von 4,3 % auf. Die Spannweite reicht dabei im dritten Quartal 2012 von 3,7 % im sehr teuren München bis hin zu 4,7 % im deutlich billigeren Nürnberg. Fazit/Ausblick Unterstellt, dass die Abschwächung der volkswirtschaftlichen Indizes Mitte des Jahres 2012 nur eine kurzfristige Momentaufnahme war, für Deutschland jedoch keine Rezession prognostiziert wird, so ist auch in 2012 und auch in diesem Jahr von einer weiterhin hohen Nachfrage nach Handelsimmobilien auszugehen. Das Investoreninteresse für Deutschland wird auch im Hinblick auf die Schwierigkeiten in anderen Teilmärkten eher zunehmen. Die Maklerhäuser gehen auch für 2012 von einem über 10 Mrd. Euro betragenden Transaktionsvolumen aus. Die Wertbeständigkeit von Handelsimmobilien sollte damit gegeben sein, weitere Preissteigerungen für Immobilien in A-Lagen sind wahrscheinlich. Logistikimmobilien Ähnlich wie in den Segmenten der Büro- und Handelsimmobilien erfolgt auch bei den Objekten des Bereiches Logistik eine Unterteilung in die „Big 5“ bzw. deren Ballungsräume und die restlichen Regionen. Zu den erstgenannten zählen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/Main inkl. Wiesbaden und Mainz, Hamburg und München. Mitunter wird auch (die Region) Leipzig als sechster Standort zusätzlich betrachtet. MIETMARKT Rekordjahr 2011 Das Jahr 2011 war für den deutschen Logistikmarkt bzgl. des Flächenumsatzes ein Rekordjahr. In den sechs großen deutschen Logistikstandorten wurden 2011 Flächen in einer Größenordnung von 5,9 Mio. qm vermietet bzw. selbst genutzt. Dies entspricht gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2010 einer Steigerung um mehr als ein Drittel. Vorteilhaft für die strukturelle Entwicklung des deutschen Logistikmarktes ist dabei gemäß den Angaben von BNP Real Estate, dass in allen beobachteten Städten/Regionen ein Umsatzzuwachs zu verzeichnen war und nicht nur außerordentlich große Abschlüsse in einzelnen Gebieten die Statistik beeinflussten. Ursächlich für die guten Vermietungsleistungen war natürlich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Aber auch die nach wie vor im Gange befindlichen strukturellen Veränderungen im Einzelhandel, die Entwicklungen 23 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa im „Online-Geschäft“ sowie einige Großabschlüsse trugen zu diesem Umsatzrekord bei. Nachfrage in allen Größenklassen Ungeachtet der Verträge für besonders große Flächen haben alle so genannten Größenklassen (Größen der vermietbaren Flächen) von der Steigerung der Umsätze profitiert. Die meisten Umsätze bezogen sich auf Flächen bis zu 8.000 qm, sie machten einen Umsatzanteil von rund 30 % aus. Flächenumsatz nach Größenklassen 27,5 % 30,4 % ≥ 35.001 qm 20.001 - 35.000 qm 12.001 - 20.000 qm 12,3 % 14,4 % 15,4 % 8.001 - 12.000 qm ≤ 8.000 qm Quelle: BNP Real Estate Property Report Logistikmarkt Deutschland 2012 Abgesehen von München, Berlin und Leipzig, die bereits im Jahr 2010 ein deutliches Mietpreiswachstum verzeichneten, sind die Spitzenmieten in 2011 in allen großen Logistikstandorten deutlich gestiegen. Beispielsweise konnte Frankfurt/Main zu München aufschließen. In beiden Städten wurden Logistikimmobilien teilweise für bis zu 6,20 Euro/qm vermietet. Höchstmieten in bedeutenden Logistikmärkten in Euro/qm München 6,2 Hamburg 5,6 Frankfurt 5,2 Düsseldorf 5,1 Köln 4,8 Berlin Leipzig 4,7 4,25 Quelle: BNP Real Estate Property Report Logistikmarkt Deutschland 2012 24 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Zurück auf ein normales Niveau Jones Lang LaSalle weist für die „Big 5“ für das erste Halbjahr 2012 einen Flächenumsatz von 774.000 qm aus. Dies entspricht einem Rückgang um ca. 35 % gegenüber den ersten sechs Monaten des Jahres 2011. Die Verringerung ist jedoch nicht auf mangelnde Nachfrage, sondern auf ein zu geringes Angebot an geeigneten Flächen zurückzuführen. Dies trifft besonders auf Areale in einer Größe von ungefähr 5.000 qm (oder größer) zu. Das rückläufige Angebot führt dazu, dass Eigentümer immer weniger bereit sind, potenziellen Mietern auch zukünftig Incentives zu gewähren. Bis auf München (-4 %) mussten sich alle Ballungsgebiete mit zweistelligen Rückgängen bei den Vermietungen abfinden. Diese waren in Berlin und Düsseldorf mit -32 % am geringsten, in Hamburg mit -46 % am größten. Kurioserweise wurde in der Hansestadt mit 208.000 qm der absolut größte Flächenumsatz erzielt. Stabile Spitzenmieten im ersten Halbjahr 2012 Moderates Flächenangebot Die Spitzenmieten für Objekte mit einer Größe ab 5.000 qm blieben im ersten Halbjahr 2012 in allen Ballungsräumen stabil. Die höchsten Mieten konnte in München (6,30 Euro/qm) und Frankfurt/Main (6,00 Euro/qm) erzielt werden. Am preiswertesten waren Lagerflächen für 4,70 Euro/qm in Berlin zu bekommen. Dass die (Spitzen-) Mieten auch zukünftig stabil bleiben sollten, liegt im moderaten Angebot geeigneter Logistikflächen begründet. Zwar befanden sich in den „Big 5“ Ende 2011/Anfang 2012 rund 300.000 qm Lagerfläche im Bau, damit 14 % mehr als ungefähr ein Jahr vorher. Jedoch hat sich das Angebot an spekulativen Flächen nur leicht auf 50.000 qm bzw. 17 % erhöht und befindet sich damit auf einem niedrigen Niveau. Die Flächenerweiterung fand schwerpunktmäßig im Raum Hamburg statt (40 % aller neu geschaffenen Areale). Nach dem Rekordjahr 2011 ist das aktuelle Angebot an vermietbaren Bestandsflächen in den meisten Regionalzentren knapp. Dies gilt besonders für zusammenhängende Flächen von mehr als 10.000 qm. Fazit/Ausblick Auch vor dem Hintergrund eines in 2012 zumindest temporär schwächer gewordenen Wachstums der Wirtschaftsleistung sollte die lebhafte Nachfrage nach Logistikimmobilien anhalten. Dafür spricht, dass die bereits erwähnten strukturellen Umbrüche im Handel und auch der erwartete Umsatzzuwachs im Teilsegment „interaktiver Handel“ von ca. 16 % für 2012 zu weiterer Nachfrage nach geeigneten Immobilien führen sollten. Aufgrund der stagnierenden Auftragseingänge und der Kapazitätsauslastung vieler deutscher Konzerne ist aber nicht damit zu rechnen, dass das Rekordergebnis bzgl. des Flächenumsatzes aus 2011 in 2012 wiederholbar ist. Ein Flächenumsatz von etwas mehr 25 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa als 4 Mio. qm erscheint für 2012 jedoch realistisch. Die Spitzenmieten sollten im Jahr 2012 und Anfang 2013 aufgrund des eingeschränkten Flächenangebotes und der Nachfragesituation stabil bleiben bzw. nur geringfügig steigen. INVESTMENTMARKT Der Investmentumsatz bei Logistikimmobilien in Deutschland belief sich im vergangenen Jahr auf rund 1,2 Mrd. Euro. Die Anzahl der einzelnen Transaktionen ist mit 41 % in 2011 gegenüber dem Vorjahreswert deutlich gestiegen. Während die Investmentumsätze an den kleineren Standorten in 2011 eher stagnierten oder sich leicht verringerten, konnten die großen Logistikzentren mit Ausnahme von Berlin und Düsseldorf steigende Transaktionsvolumina aufweisen. Die Investmentumsätze stiegen in 2011 über alle Zentren hinweg betrachtet um rund 25 % auf 500 Mio. Euro. Logistikinvestments in bedeutenden Logistikmärkten 200 150 100 50 0 Berlin Düsseldorf Frankfurt 2010 in Mio. Euro Hamburg Köln Leipzig München 2011 in Mio. Euro Quelle: BNP Real Estate Property Report Logistikmarkt Deutschland 2012 In 2011 blieben die Renditen bei Logistik-Investments nahezu unverändert. Lediglich im Großraum Frankfurt/Main war ein leichter Rückgang um 10 Basispunkte zu verzeichnen. Die durchschnittliche Spitzenrendite aller großen Zentren lag in 2011 bei 6,75 %. 26 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Entwicklung der Netto-Spitzenrenditen 10% 9% 8% 7% 6% 5% 2002 2003 Berlin Hamburg München 2004 2005 2006 2007 Düsseldorf Köln 2008 2009 2010 2011 Frankfurt/Main Leipzig Quelle: BNP Real Estate Property Report Logistikmarkt Deutschland 2012 Fazit/Ausblick Rund 48 % aller Transaktionen in Logistikimmobilien entfielen auf das CoreSegment. Das rückläufige Ergebnis bei Logistikimmobilien steht im Gegensatz zum Transaktionsvolumen bei gewerblichen Immobilien im Allgemeinen. Denn Deutschland ist nach den Untersuchungen der BNP Real Estate auch in diesem Jahr ein bevorzugter Investitionsstandort, gerade im Hinblick auf die immer noch anhaltende Finanz- und Staatsschuldenkrise. Unseren Recherchen nach mangelt es nicht am Interesse der Investoren, die nach wie vor zur Portfolio-Optimierung auch renditestarke Logistikimmobilien nutzen würden. Vielmehr besteht ein nur viel zu kleines Angebot an so genannten CoreProdukten mit ansprechenden (Rest-) Laufzeiten hinsichtlich der Mietverträge. Daher ist noch unsicher, ob auch in 2012 mit einem leicht steigenden Transaktionsvolumen gerechnet werden sollte. Wohnimmobilien Obwohl in 2012 die Baugenehmigungen landesweit um rund 20 % gestiegen sind, ist die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland, egal ob Mietoder Eigentumswohnung, nach wie vor ungebrochen. Gemäß einer Studie des Pestel-Instituts fehlen in den zehn größten deutschen Städten mehr als 100.000 Wohnungen im bezahlbaren mittleren Preissegment. Tendenz: steigend. Dass 2011 ein gutes Jahr für Wohnimmobilien in Deutschland war, belegen auch die Untersuchungen der Bulwien Gesa. Daraus resultierend werden in letzter Zeit vorrangig zwei Fragen diskutiert: Sind Anzeichen einer Überhitzung in diesem Segment vorhanden? Und wenn ja, wann platzt die „Blase“? 27 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Die Münchener verneinen dies, denn aus ihrer Sicht ist der Preisanstieg bei Wohnimmobilien nachfrageinduziert und resultiert aus einem Zuwachs an Einkommen bzw. einem Anstieg der Beschäftigung, und nicht aus der einer Steigerung der Inflation. Letzteres ist sicher nach wie vor zutreffend, die Angaben zur Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und der Nettoeinkommen in 2012 könnten aktuell auch kritisch gesehen werden. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ist vorsichtig und verweist auf die Diskrepanz der Preisanstiege in den letzten sechs Jahren. Gemäß der Studie für 25 deutsche Großstädte stiegen in den Jahren 2007 bis 2010 die Mieten noch schneller als die Kaufpreise. Ab 2011 sei dies genau anders herum. MIETMARKT Bulwien Gesa hat eine differenzierte Betrachtung vorgenommen. Die Mieten für neu gebaute Wohnungen und Häuser stiegen in 2011 mit 5,2 % deutlich stärker als die für Bestandsobjekte (4,6 %). Obwohl in dieser Publikation aus Platzgründen nicht auf alle regionalen Teilmärkte im Detail eingegangen werden kann, ist die Abgrenzung von Berlin wichtig: Berlin hat mit lediglich 14 % die geringste Eigentumsquote im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen. Daher ist die Bedeutung der Entwicklung der Mieten für die Hauptstadt in Relation zur Entwicklung der Preise bedeutender als in anderen Städten Deutschlands. Fazit/Ausblick Die Schätzungen von Bulwien Gesa prognostizieren für das Jahr 2012 wiederum steigende Mieten, allerdings auf einem niedrigeren Niveau als in 2011. Auch 2013 sollten die Mieten vor allem in den guten Lagen der Metropolen weiter steigen. INVESTMENTMARKT Die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen ist in 2012 deutlich gestiegen. Das gesamte Transaktionsvolumen bei Wohnimmobilien mit einer Portfoliogröße ab 1 Mio. Euro betrug in 2011 rund 6,2 Mrd. Euro. Dahinter stehen 363 Transaktionen und 141.000 verkaufte Wohneinheiten. Die meisten Käufer kamen aus dem Inland, gefolgt von den USA, Großbritannien und Skandinavien. Es wird davon ausgegangen, dass das Investitionsvolumen in 2012 mindestens auf dem Niveau von 2011 liegen wird. Hintergrund dieser positiven Meinung sind die bisher abgeschlossenen Verkäufe. 28 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Neben den Volumina stiegen auch die Preise. Bulwien Gesa ermittelte für Eigentumswohnungen einen landesweiten durchschnittlichen Anstieg um 7,3 %. Reihenhäuser verteuerten sich um 4,3 %. Etwas darunter liegen die Ergebnisse von Deutsche Bank Research: Eigentumswohnungen verteuerten sich demnach „nur“ um 4 %, Einfamilienhäuser um 2,5 %. Makler sehen auch auf dem hohen Preisniveau noch gute Chancen und empfehlen aufgrund der Demografie den Kauf von kleinen Wohnungen bis ca. 70 qm Größe. Durch die zu beobachtende „Versinglelung“ sollte die Nachfrage nach diesen Größen weiter anhalten bzw. zunehmen. Fazit/Ausblick Nicht nur die volkswirtschaftlichen Faktoren wie Einkommenszuwächse und erwartete Inflationsgefahr bilden eine gute Basis für eine weiterhin hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien. Auch sozio-kulturelle Faktoren, wie z. B. die derzeit zunehmende Anzahl an Haushalten bzw. Single-Haushalten und der Trend zu mehr Wohnfläche je Person, sollten sich positiv auf den Markt für Wohnungen und Häuser auswirken. Trotz des hohen Preisniveaus seien Investitionen in deutsche Wohnimmobilien nach wie vor sinnvoll. Deutsche Bank Research geht von moderaten Wachstumsraten der Preise für Wohnimmobilien von durchschnittlich 2 % bis 3 % pro Jahr bis 2015 aus. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) prognostiziert für Metropolen wie Hamburg und München, aber auch für mittelgroße Städte wie bspw. Augsburg, Dresden und Nürnberg für 2013 sogar Preissteigerungen von mehr als 10 %. Stagnation hingegen wird für das Ruhrgebiet erwartet. Keine Blase bei deutschen Wohnimmobilien Eine Überhitzungsgefahr, die schnell zu (unsachlich) geführten Diskussionen über Blasenbildungen und deren Platzen führt, sehen die meisten Makler und auch Researcher derzeit nur in vereinzelten Stadtteilen mancher Großstädte, jedoch nicht landesweit. Preisanstiege korrespondieren mit wachsenden Mieten, was auf einen „gesunden Gleichlauf“ hindeutet. Lediglich in Augsburg, Berlin und München sei dies nicht so. Die hohen Preise jedoch sind ein Ausdruck der anhaltenden Nachfrage und der Knappheit bzgl. des Angebots an Wohnraum. Tendenziell wird seit Jahren zu wenig (bezahlbarer) Wohnraum (mittlerer Qualität) geschaffen, vor allem in den Großstädten. Auch von der Finanzierungsseite ist nicht mit einer Schwemme von Immobilienkrediten zu rechnen. Zwar sind die Zinsen für Hypothekendarlehen im historischen Maßstab nach wie vor sehr günstig, dennoch gehen die meisten Banken bei der Vergabe von Darlehen sehr konservativ vor. Die Kreditvergabe für Wohnimmobilien erhöhte sich in 2011 lediglich um 1,2 % in Bezug auf 2010. Auch die umfassende Regulierung des deutschen Wohnimmobilienmarktes sollte mittelfristig vor Überhitzungstendenzen schützen. 29 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Norwegen Norwegen wird zum einen als „Musterbeispiel“ in der derzeitigen Krise gehandelt, zum anderen gilt es aufgrund der eigenständigen Währung nach wie vor als Zufluchtsort für Investoren, die gegenüber dem Euro skeptisch sind. Als Ursache für die wirtschaftliche Stabilität des Landes gelten die diversifizierten Wirtschaftszweige (vom Fischfang bis hin zur Wasserkraftnutzung) und vor allem die Ölvorkommen. Das Land hatte Anfang 2012 gerade mal die Hälfte der durchschnittlichen Schulden der Eurozone und wies den größten Haushaltsüberschuss der mit AAA gerateten Volkswirtschaften der Eurozone aus Büroimmobilien MIETMARKT Oslo In Oslo sind zurzeit viele Büroflächen im Angebot. Allein in 2012 wird mit einem Flächenzuwachs von 300.000 qm gerechnet. Dies hatte (bisher) jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Leerstandsrate in diesem Teilmarkt, die im ersten Halbjahr 2012 bei moderaten 7 % verharrte. Ein nach wie vor anhaltendes Beschäftigungswachstum und die Umwidmung nicht mehr zeitgemäßer Büroflächen in Wohnraum begrenzten die möglichen negativen Effekte aus der regen Bautätigkeit. Die Leerstandsquote im Central Business District (CBD) betrug lediglich 5 %. Die bereits seit 2011 spürbare Nachfrage hat sich im ersten Halbjahr 2012 fortgesetzt. In diesem Zeitraum wurden 428 Mietverträge über eine Gesamtfläche von 278.000 qm abgeschlossen. Dabei war zu beobachten, dass viele der Transaktionen vor allem von größeren Unternehmen initiiert wurden, die mehrere Standorte zu einem konzentriert haben. Im CBD und den angrenzenden Lagen stieg die Spitzenmiete in 2011 um beachtliche 10 %, in den Außengebieten konnte ein stabiles Mietpreisniveau beobachtet werden. Fazit/Ausblick 30 Für 2013 wird die Fertigstellung weiterer Büros in einer Größenordnung von 200.000 qm prognostiziert. Ungeachtet dessen schätzt der Makler Jones Lang LaSalle, dass der Leerstand mittelfristig nicht steigen wird und begründet dies mit dem im Vergleich zu vielen anderen Ländern Europas höheren Wachstumsraten der norwegischen Volkswirtschaft. Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Das führt dazu, dass auch für 2012 ein weiterer Anstieg der Spitzenmiete um ca. 5 % als wahrscheinlich gilt. Sollte sich der Trend allerdings deutlich bestätigen bzw. fortsetzen, ist auch mit einer Abwanderung von (z. B. staatlichen) Mietern in die Außenbezirke zu rechnen. Dieses Mieterverhalten war auch schon 2007 und 2008, also kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise, zu beobachten. INVESTMENTMARKT Der Osloer Investmentmarkt befindet sich in einer schwierigen Situation. Während im ersten Quartal 2012 noch 15 Mrd. Norwegische Kronen (NOK) bzw. rund 2 Mrd. Euro investiert wurden, sank der Betrag im zweiten Quartal 2012 auf 9,5 Mrd. NOK bzw. 1,3 Mrd. Euro. Begründet wird dies mit dem restriktiven Verhalten der Banken bzgl. der anteiligen Fremdfinanzierung. Die Spitzenrendite wird per Juni 2012 mit 5,25 % angegeben und befindet sich damit auf einem historischen Tief. Der damit in Zusammenhang stehende hohe Kaufpreis wird jedoch nur von wenigen hochwertigen Gebäuden erzielt. Fazit/Ausblick Jones Lang LaSalle rechnet für das Gesamtjahr 2012 mit einem Investitionsvolumen von 50 Mrd. NOK bzw. 6,7 Mrd. Euro. Im Vergleich würden beide Halbjahre mit je ca. 25 Mrd. NOK gleich gewichtet, was auf eine kontinuierliche Entwicklung schließen lässt. Wohnimmobilien Die Voraussetzungen bzw. Bedingungen bei Wohnimmobilien in Norwegen unterscheiden sich von denen anderer mitteleuropäischer Länder. Denn mit ca. 80 % besitzt das Königreich im Norden Europas eine der höchsten Eigentumsraten an Wohnraum in der gesamten Welt. INVESTMENTMARKT Der robusten Entwicklung der norwegischen Wirtschaft zum Trotz befürchten seit Anfang 2012 solche bekannten und anerkannten Ökonomen wie Robert Shiller das Platzen eine Immobilienblase in Norwegen. Dies wurde damit begründet, dass die Hauspreise in dem nordeuropäischen Land stärker gestiegen waren als je zuvor. Das norwegische Statistik-Amt meldete für den Dezember 2011 einen Sprung von rund 8 %. Für die letzte Dekade (2001 bis 2010) ist eine Verdopplung der Hauspreise zu verzeichnen. 31 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa Entwicklung der Immobilienpreise in Norwegen 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Index Immobilienpreise Quelle: SpareBank, Oktober 2011 Das Platzen einer angeblichen Immobilienblase wird auch mit dem Anstieg der privaten Verschuldung der Haushalte begründet, die sich Anfang 2012 auf 204 % des verfügbaren Gesamteinkommens ausgeweitet hat. Passiert ist bis heute jedoch nichts. Geht man dennoch von der Existenz einer Blase am norwegischen Immobilienmarkt aus, so waren die Versuche des norwegischen Staates, dieser Entwicklung entgegenzusteuern, bisher erfolgreich. Die Behörden versuchen, die Kreditvergabe an private Haushalte zu verringern. Dies ist kongruent zu dem bereits vor rund einem Jahr von der norwegischen Finanzaufsicht unterbreiteten Vorschlag, dass die Beleihungsgrenze für Immobilienkredite von maximal 90 % auf 85 % gesenkt werden soll. Fazit/Ausblick In Norwegen von einer Immobilienblase zu sprechen, ist kritisch zu sehen. Wenn dem so sei, wie soll man dann die Lage in Spanien bezeichnen? „Operation erfolglos, Patient tot“? Schweden Auch Schweden wurde bisher, ähnlich wie Norwegen, als „Ausweg“ von den Immobilieninvestoren betrachtet, die sich zwar in Europa, nicht jedoch im Euro-Raum engagieren wollten. Doch neue steuerliche Vorschriften lassen die Attraktivität der schwedischen Teilmärkte (Stockholm, Göteborg, Malmö) verblassen, solange Investitionen nicht ausschließlich mit Eigenkapital finanziert werden. Verschärfung steuerlicher Regelungen… 32 Die schwedische Regierung setzte per 01.01.2013 Änderungen in der Besteuerung um. Die Abzugsfähigkeit von Fremdkapital-Zinsen wurde eingeschränkt. Die Änderungen betreffen alle Investoren, unabhängig vom jeweiligen Investorenstatus und dem Geschäftsfeld der Investition. Im Gegenzug wurde seitens Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa des schwedischen Staates die Absenkung der Körperschaftssteuer von aktuell 26,3 % auf 25,3 % in Aussicht gestellt. … erzeugte auch Unsicherheit bei Immobilien-Investoren Grundsätzlich besteht eine erhöhte Unsicherheit bzgl. der Finanzierung von Immobilientransaktionen mit Fremdkapital. Besonders ausländische Investoren und die mit ihnen eventuell verbundenen Unternehmen sind von den neuen Regelungen betroffen. Dies spielt zwar Eigenkapitalinvestoren in die Hände, verschlechtert jedoch auch die Attraktivität des schwedischen Marktes aus Gesamtsicht aller Investoren. Zudem sind die geplanten Veränderungen nicht zweifelsfrei determiniert, so dass mit einer Reihe von (gerichtlichen) Einzelfallentscheidungen zu rechnen ist. Büroimmobilien MIETMARKT Stockholm Gemäß den Angaben des Immobilienmaklers Jones Lang LaSalle stieg die Leerstandsrate in Stockholm im ersten Halbjahr 2012 geringfügig von 9,7 % um 60 Basispunkte auf 10,3 %. Bemerkenswert ist dabei, dass der Leerstand im Central Business District (CBD) um 110 Basispunkte deutlicher wuchs als im gesamten Teilmarkt. Die IVG berichtet, dass sich der Leerstand im dritten Quartal 2012 nochmals um 40 Basispunkte auf 10,7 % erhöht hat, geht jedoch von keiner weiteren nennenswerten Steigerung aus. Die Nachfrage nach Büroflächen im ersten Halbjahr 2012 verminderte sich nur leicht. Der Flächenumsatz betrug 229.000 qm, verglichen mit 295.000 qm im zweiten Halbjahr 2011. Der aktuelle Flächenumsatz stellt dabei das zweitbeste Halbjahr seit 2008 (Beginn der Finanzkrise) dar. Die monatlichen Spitzenmieten im CBD stiegen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 auf 359 Schwedische Kronen (SEK)/qm bzw. um 2,4 %. Dies entspricht ca. 43 Euro/qm. IVG ermittelte für das dritte Quartal 2012 eine Spitzenmiete von 40,75 Euro/qm. Dies sind im Quartalsvergleich 2,3 % mehr, bezogen auf den Vorjahreszeitraum plus 4,8 %. Göteborg Die Leerstandsrate für den Teilmarkt Göteborg ist im ersten Halbjahr 2012 um 70 Basispunkte auf 7,2 % gefallen und liegt damit in etwa wieder auf dem Niveau wie vor der Finanzkrise. Im Zentrum (Central Business District – CBD) war im gleichen Zeitraum eine Minderung um 40 Basispunkte auf 4,1 % zu verzeichnen. Der geringe Leerstand beruht auf einer fast zum Erliegen ge33 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmärkte in Nord-/Mitteleuropa kommenen Neubautätigkeit. Im ersten Quartal 2012 wurden lediglich 5.000 qm fertig gestellt. Der Flächenumsatz im ersten Halbjahr 2012 betrug 60.000 qm und erreichte damit den Halbjahresspitzenwert seit den ersten sechs Monaten 2008 bzw. vor der Finanzkrise. Ungeachtet der hohen Nachfrage blieben die Spitzenmieten in Göteborg nahezu stabil. Malmö/Lund Die Leerstandsrate in Malmö ist in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 um einen Prozentpunkt auf 6,9 % gestiegen. Erstaunlicherweise war der Anstieg im CBD noch höher: 130 Basispunkte auf 5,5 %. Der Flächenumsatz konnte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 um 28 % auf 41.000 qm gesteigert werden. Die Spitzenmieten blieben im ersten Halbjahr 2012 konstant. Lediglich im Central Business District war ein leichter Rückgang der Höchstmiete um 4,20 SEK (0,50 Euro) auf 167 SEK (ca. 20 Euro) zu verzeichnen. Dies ist auf die Konkurrenzsituation zwischen älteren, oft im Zentrum gelegenen Gebäuden und neuen, meist im Peripherie-Bereich befindlichen Objekten zurückzuführen. Fazit/Ausblick Während des ersten Halbjahres 2012 wurden in Stockholm nur 3.000 qm neue Büroflächen fertig gestellt. Für das Gesamtjahr 2012 sind hingegen 109.000 qm geplant. Davon sind 87 % vorvermietet. Lediglich 14.170 qm (13 %) stellen spekulative Flächenausweitungen dar. Für die Jahre 2013 und 2014 werden 45.000 qm bzw. 115.000 qm an neuen Fertigstellungen erwartet. Davon ausgehend prognostiziert Jones Lang LaSalle ein sich verlangsamendes Mietpreiswachstum im CBD und ein insgesamt stabiles Mietpreisniveau für den gesamten Teilmarkt. Ähnliches gilt auch für den Teilmarkt Göteborg. Hier wird von einer Flächenausweitung um 21.000 qm in 2012 und weiteren 41.000 qm in 2013 ausgegangen. Sollte die Nachfrage jedoch – wie bisher auch – weiter so konstant sein und es vom Arbeitsmarkt weiterhin gute Signale geben, wird zumindest für 2012 mit geringeren Leerständen und einem Anstieg der Spitzenmiete gerechnet. 34 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt USA In Malmö/Lund werden für 2012 neu am Markt angebotene Flächen in Höhe von 56.000 qm erwartet, von denen 39 % (ca. 22.000 qm) spekulative Erweiterungen darstellen. Dies und die zusätzlichen Fertigstellungen von 30.000 qm in 2013 sollten zu einem weiteren Anstieg des Leerstandes führen. INVESTMENTMARKT Stockholm Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Stockholm 15,1 Mrd. SEK bzw. 1,8 Mrd. Euro in Büroimmobilien investiert. Dieses Segment dominierte die Nachfrage vor Wohnimmobilien und Einzelhandelsobjekten. Der Immobiliendienstleister IVG ermittelte für das zweite und dritte Quartal 2012 eine Spitzenrendite von 4,5 % Göteborg Das Investitionsvolumen im ersten Halbjahr 2012 betrug 4,3 Mrd. SEK bzw. 517 Mio. Euro und hat sich damit im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 verdoppelt. Das Investitionsklima an diesem Teilmarkt ist trotz der aktuellen Schuldenkrise in der Eurozone nach wie vor intakt. Fazit/Ausblick Die Spitzenrenditen in Stockholm, Göteborg und Malmö/Lund sollten über das gesamte Jahr 2012 hinweg konstant bleiben. Immobilienmarkt USA Die USA wird – in Bezug auf die Überwindung der Folgen der Finanzkrise – als Vorreiter gegenüber den europäischen Staaten gesehen. Die USWachstumserwartungen sind besser als in Europa, die Finanzmärkte erholen sich anscheinend schneller als in der „Alten Welt“ und die Bedingungen für die Kreditvergabe von Banken für Hypothekendarlehen deuten insgesamt betrachtet auf eine geringere Restriktivität hin. Auch die Arbeitslosigkeit nimmt, wenn auch nur langsam, aber im Zeitablauf seit 2009 doch erkennbar ab. Die kurz geschilderten makroökonomischen Bedingungen führen zu einer langsamen Erholung am US-Immobilienmarkt, der aufgrund von SubprimeFinanzierungsinstrumenten von der Finanzkrise deutlich betroffen war. Dabei ist zu beobachten, dass sich die Lage bei Wohnimmobilien deutlicher und zügiger entspannt als bei Gewerbeimmobilien, bei denen die Anzeichen für eine nachhaltige „Recovery“ noch zaghafter sind. Dies entspricht jedoch dem bekannten zyklischen Muster innerhalb des Immobiliensektors. Ein weiteres wichtiges Abgrenzungsmerkmal des amerikanischen Immobilienmarktes in Relation zu Europa stellt das verfügbare Fremdkapital dar. Laut Aussagen des Immobiliendienstleisters IVG werden in den USA auch zuneh35 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt USA mend wieder Darlehen für Immobilientransaktionen vergeben, die sich nicht auf Class A-Gebäude (Core-Objekte) beziehen. Die Kreditgeber sind anscheinend bereit, mehr Risiken einzugehen. Büroimmobilien Besonders gute Teilmärkte sind die Kernimmobilienmärkte in Austin, Dallas/Forth Worth, Denver, Boston, San Francisco und Seattle, bedingt jedoch nur New York (City) und Washington D. C. Dort steigen die Preise bereits leicht an, es werden zudem deutliche Mietsteigerungen erwartet. Mietmarkt Die Erholung der Mieten für Büroflächen setzte nach Angaben von Bloomberg erst ab dem zweiten Quartal 2012 ein. Noch im Frühjahr vergangenen Jahres erreichte der Flächenumsatz in New York City mit 530.000 qm den niedrigsten Quartalswert seit dem zweiten Quartal 2009, dem Monat mit den geringsten Umsätzen seit Ausbruch der Lehman-Krise. Bei Banken und Investmentfirmen wurden seitdem mehr als 150.000 Stellen gestrichen. Die dadurch gesunkene Nachfrage nach Vermietungs-Büroflächen hätte zu einem weiteren deutlichen Absturz des Büromarktes führen können. Nach wie vor wachsende IT-Unternehmen und die Medienbranche bzw. deren Flächennachfrage haben dies verhindert. Die Leerstandsrate in New York betrug im ersten Quartal 2012 rund 10,8 %. Verglichen mit dem vierten Quartal 2011 entsprach dies einem Rückgang um ca. 30 Basispunkte bzw. 140 Basispunkte in Relation zum vierten Quartal 2010. Die Durchschnittsmiete für einen Quadratfuß (ca. 0,9 qm) belief sich in den ersten drei Monaten des letzten Jahres auf 50 US-Dollar. Die Erholung des gesamten US-Büroimmobilienmarktes verläuft gemäß den Angaben des Immobiliendienstleisters IVG schleppend. Die Dynamik der Flächennachfrage verminderte sich im dritten Quartal 2012 in Relation zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Viele Mieter sind sich unschlüssig über die zukünftige Entwicklung der Mietpreise. Diese abwartende Haltung führte dazu, dass die Anmietungen in den ersten drei Quartalen 2012 geringer waren als in denen des Jahres 2011. Dies korrespondiert mit der Entwicklung der Leerstandsquote. Sie sank per Ende September lediglich auf 17,2 % (im Vergleich zu einem Wert von 17,6 % Ende 2011). Regionale Unterschiede in der Entwicklung der Immobilienteilmärkte innerhalb der Vereinigten Staaten sind erkennbar. Metropolen, in denen die Energiebranche und Hightech-Unternehmen eine bedeutende Rolle spielen, sind 36 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt USA durch einen hohen Flächenbedarf gekennzeichnet. Hingegen sind solche Bürostandorte, die vornehmlich Mieter aus dem öffentlichen Sektor (Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden) sowie der Finanz- und Beratungsbranche aufweisen, immer noch von einer schwachen Nachfrage nach Büroflächen gekennzeichnet. Auch in den USA ist der Trend zu Core-Objekten sichtbar. Mieter wechseln aufgrund der relativ attraktiven Preise weiterhin in hochwertige Immobilien mit entsprechender Ausstattung und hoher Flächeneffizienz. Auch die Zusammenlegung mehrerer Unternehmensstandorte zu einer großen Fläche in zentraler Lage ist nach wie vor im Trend. Dies führt dazu, dass die so genannten Central Business Districts (CBDs) mit rund 14 % eine unter dem Durchschnitt liegende Leerstandsrate aufweisen. Die nominalen Mieten in diesen Zentren steigen leicht. Die bisher anzutreffenden Mietanreize („Incentives“), wie bspw. mietfreie Zeiten oder Umbaukostenzuschüsse, können dort nach und nach zurückgefahren werden. Gebäude des so genannten Class BSegments, teilweise auch in peripheren Lagen, werden hingegen kaum nachgefragt. Fazit/Ausblick Für den gesamten US-Markt werden im Jahr 2013 keine exorbitant steigenden Vermietungsaktivitäten erwartet. Viele langfristig orientierten Mieter haben die geringen Mietzinsen in den Jahren 2009 und 2010 zu vorgezogenen Mietvertragsverlängerungen genutzt bzw. fragen derzeit aufgrund von Kosteneinsparungen bei Umzügen keine zusätzlichen Flächen nach, was ebenfalls nicht für weitere Flächenbelegungen spricht. Da die wenigen, oft auch durch hohe Vorvermietungen gekennzeichneten Neubautätigkeiten vorrangig in den Standorten mit zukunftsträchtigen Wirtschaftszweigen anzutreffen sind, sollte sich der Leerstand in den nächsten Jahren nur sehr zögerlich verringern. Investmentmarkt Potenzielle Investoren sollten den großen Metropolen den Vorzug geben, denn sie sind durch hohe Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber gekennzeichnet. Gemeint sind damit die finanzkräftigen Mieter, die diversifizierte Mieterstruktur und eine gute Infrastruktur sowie eine international deutliche Wahrnehmung. Metropolregionen weisen hohe Transaktionsvolumina und damit auch eine hohe Transparenz auf, was sich günstig in Bezug auf Risikozuschläge bei der Immobilienbewertung und damit auch hinsichtlich des Transaktionspreises auswirkt. 37 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt USA Zudem ist das Angebot bzw. dessen Ausweitung an Class A-Immobilien begrenzt (städtebauliche Entwicklung) bzw. derzeit bei fast null. Auch die vorhandenen Flächen sind ebenfalls nicht oder nur in geringem Maße vermehrbar. Aktuell ist die Bautätigkeit in den USA eher gering, da in Amerika weniger spekulative Neubauten erstellt werden als z. B. vor der Finanzkrise. New York überteuert? Jedoch sind die Renditen in Downtown New York bereits auf einen Wert um die 4 % gesunken. Dies entspricht einem Multiplikator von 25. Das heißt, für potenzielle Käufer ist der Erwerb einer Immobilie in Downtown New York sehr teuer. Alternativen in anderen Stadtteilen sind noch etwas preiswerter und normalerweise zu Nettoanfangsrenditen um 5 % zu erwerben. Fazit/Ausblick Ähnlich wie im Mietmarkt wird auch der Investmentmarkt für Büroimmobilien noch eine gewisse Zeit benötigen, bis eine mögliche Erholungstendenz in der Breite als sicher angesehen werden kann. Auch in den kommenden Jahren ist die Bevorzugung der Metropolen gerechtfertigt, allerdings muss das Preisniveau im Einzelnen (am jeweiligen Teilmarkt) beachtet werden. Handelsimmobilien Entgegen den bisherigen Gewohnheiten ist den amerikanischen Verbrauchern bewusst, dass der Weg aus der derzeitigen Finanzkrise noch Zeit beanspruchen wird. Dies wird an der Anpassung des Verbraucherverhaltens sichtbar, dass immer mehr durch Konsumverzicht bzw. „smart-shopping“ gekennzeichnet ist. Zudem erfolgt eine „Polarisierung“ bezüglich der Anbieter: Einkauf beim Discounter auf der einen, der Luxuseinkauf auf der anderen Seite. Daraus ist die Bedeutung für Einzelhandelsimmobilien ableitbar: Kaufhäuser und der klassische Supermarkt verlieren Marktanteile gegenüber High Street Shops und Lebensmitteldiscountern. Die Bedeutung des Einkaufs per Internet nimmt durch den wachsenden Ableger M-Commerce (Mobil-Commerce) stetig zu. Dies schadet den Fachmärkten und Department-Stores. Mietmarkt Eine positive Nettoabsorption, also die Verringerung des gesamten Angebotes an Einzelhandelsflächen unter Berücksichtigung des Flächenzuwachses durch fertig gestellte Neubauten, ist in den USA derzeit nur deshalb zu beobachten, weil fast keine neuen Handelsimmobilien mehr erstellt werden. E-Commerce und M-Commerce sowie ein verändertes Konsumentenverhalten führen dazu, 38 Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt USA dass eher ein Überangebot an Einzelhandelsflächen existiert. Besonders Kaufhäuser und Fachmärkte spüren das aktuelle Verbraucherverhalten. Bestes Beispiel dafür ist die landesweite Insolvenz des Buchhändlers Borders im Jahr 2011. Dem Verdrängungswettbewerb wird seitens der Fachmärkte durch Flächenkonzentration (Standortoptimierung), Flächenverkleinerung („Downsizing“) und qualitative Flächenaufwertung (Refurbishment) sowie durch Nutzung der „neuen“ online-Vertriebswege Rechnung getragen. Dies führt ebenfalls zu einer Zunahme des Angebots an Einzelhandelsflächen. Rund 70 % aller Shopping-Center weisen nach Angaben der IVG per September 2012 einen Leerstand von unter 10 % aus. Gerade mal 7 % dieser Center haben einen Leerstand von mehr als 40 %. Die höchste Leerstandsquote ist mit fast 11 % bei Strip Malls (Mini-Malls) festzustellen. In allen Special Centern stehen 8,7 % der Flächen leer. Über alle „Betriebstypen“ gesehen hat sich die Lage bei den ShoppingCentern stabilisiert. Generell stagnierte der Leerstandsabbau über alle Shopping-Center-Segmente hinweg im ersten Halbjahr 2012. Leerstandsentwicklung nach Typen 12% 10% 8% 6% 4% 2% 0% Q2/2006 Q2/2007 Q2/2008 Q2/2009 Q2/2010 Q2/2011 Q2/2012 Geschäftshäuser Einzelhandel gesamt Regional Malls Special Center Fachmarkt Center Strip Center Quelle: IVG Marktreport Nordamerika 2012 Die nach jahrelanger Re-Urbanisierung seit einem gewissen Zeitraum zu beobachtende Rückbesinnung des Einzelhandels auf die Innenstädte führt zu einem „Austausch der Betriebstypen“, also zu einem veränderten Angebot an Einzelhandelsläden bzw. –konzepten an sich. Während bisher die (teuren) Innenstadtlagen durch ebenso teure Luxuslabels dominiert wurden, nimmt die 39 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt USA Anzahl an Flagship-Stores und Multi-Brand-Shops immer mehr zu. Die Höhe der Leerstände korrespondiert mit der Entwicklung der Mieten für die jeweiligen Einzelhandelsflächen. Der allgemeine Mietrückgang hatte sich in der zweiten Jahreshälfte 2012 fortgesetzt, scheint aber allmählich einen Boden zu finden. Besonders Special Center haben seit 2007 spürbare Mietpreisminderungen erfahren. Durchschnittlich kostet in solchen Centern ein Quadratfuß (0,9 qm) knapp 15 US-Dollar je Monat. Flächen in Fachmärkten sind für monatlich rund 17 US-Dollar je Quadratfuß zu bekommen. Bei den Mieten für Regional Malls setzte eine Stabilisierung ein, dort kostete im ersten Halbjahr 2012 ein Quadratfuß 18,70 US-Dollar je Monat. Mietentwicklung nach Betriebstypen 28 26 24 22 20 18 16 14 Q2/2006 Q2/2007 Q2/2008 Q2/2009 Q2/2010 Q2/2011 Q2/2012 Geschäftshäuser Einzelhandel gesamt Regional Malls Special Center Fachmarkt Center Strip Center Quelle: IVG Marktreport Nordamerika 2012 Fazit/Ausblick 40 Für 2012 und 2013 ist davon auszugehen, dass sich die Polarisierung der Mietpreise je nach Betriebstyp und Lage weiter fortsetzen wird. Die Mieten für High Street Shops sollten weiter (deutlich) zunehmen, während sich die Mietpreise für Shopping Center im Allgemeinen und für Fachmärkte im Speziellen eher durchschnittlich entwickeln sollten. Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt USA Logistikimmobilien Mietmarkt Erstaunlicherweise war der Bedarf an Logistikflächen zur Miete in den letzten beiden Jahren ungeachtet der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen relativ hoch. Begründet wird dies vor allem mit der Ausweitung des Außenhandels. Die Nachfrage konzentriert sich auf große, zusammenhängende Flächen, die hohen Qualitätsstandards gerecht werden. Mietinteressenten sind vor allem Logistikdienstleister und Händler der Nahrungsmittel- und Konsumgüterindustrie, aber auch e-Commerce-Anbieter wie amazon usw. Gemäß den Angaben des Immobiliendienstleisters IVG hatte sich die landesweite Leerstandsquote bei Logistikimmobilien per Mitte 2012 innerhalb eines Jahres von 10,3 % auf 9,4 % verringert. Dies gilt jedoch nur für hochwertige funktionelle Flächen. Die geringsten Leerstände gibt es bei Logistikflächen in der Nähe von Containerhäfen der Küstenstädte. Jones Lang LaSalle verweist darauf, dass der grundsätzliche Leerstand an unbrauchbaren Flächen (struktureller Sockelleerstand) auf ca. 40 % des gesamten Leerstandes geschätzt wird. Mit nennenswerten Neubauvorhaben im Segment der US-Logistikimmobilien ist nicht zu rechnen. Meist werden Flächen geschaffen, die konkret auf die Bedürfnisse des späteren Mieters zugeschnitten sind, spekulative Neuflächen werden kaum erstellt. Aufgrund der relativ hohen Nachfrage sind die Mieten für Logistikflächen nicht weiter gefallen und haben oftmals einen Boden gefunden. Steigende Mieten sind jedoch nur vereinzelt vor allem bei guten Flächen in Hafenstädten auszumachen. Fazit/Ausblick Das Segment der Logistikimmobilien schneidet im Vergleich zu den Büroimmobilien besser ab. Davon ausgehend, dass der Welthandel auch in Zukunft prosperiert, kann in diesem Jahr auf wieder leicht steigende Mietpreisniveaus gehofft werden. Wohnimmobilien Die bereits kurz skizzierten Chancen auf eine bessere ökonomische Entwicklung der USA gegenüber Europa beeinflussen den Wohnimmobiliensektor zeitlich eher als zum Beispiel den der Büroimmobilien. 41 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt USA Mietmarkt Barclays verwies im Juni 2012 darauf, dass der Mietmarkt bzw. das Mietniveau für Mehrfamilienhäuser höhere Baubeginne für dieselben induziert. Mittlerweile ist auch an den Flächenumsätzen erkennbar, dass die Zahl der Vermietungen von Wohnungen in den letzten anderthalb Jahren deutlich angestiegen ist, obwohl im zweiten Quartal des letzten Jahres eine Abschwächung der Steigerungsraten zu verzeichnen war. Auch der Markt für Appartements in den Metropolen ist schon weit vorgelaufen, die Mieterhöhungen liegen deutlich über dem Durchschnitt. Diese Entwicklungen liegen gemäß den Angaben von IVG zum einen darin begründet, dass sich ehemalige Hauseigentümer, deren Immobilie bspw. zwangsversteigert worden ist, kein Einfamilienhaus mehr leisten können und als Nachfrager am Mietmarkt auftreten. Ebenso scheuen viele neu gegründete Haushalte derzeit die Anschaffung einer Immobilie. Zum anderen ist die Zuwanderungsrate aus dem Ausland in die USA nach wie vor hoch. Auch die Zuwanderer sind eher auf der Mieterseite als bei den Eigentümern zu finden. Aufgrund der Mieternachfrage hat sich die Leerstandsquote von Mietwohnungen innerhalb des letzten Jahres um rund 120 Basispunkte reduziert. Mitte 2012 wurde mit lediglich 4,7 % das geringste Niveau seit zehn Jahren erreicht. Dieser Wert gilt sowohl für Objekte mit gehobener als auch für die mit durchschnittlicher Ausstattung. Besonders wenig Leerstand bei Mietwohnungen ist in New York (2,2 %), in San Jose (2,5 %) und in San Diego (2,9 %) anzutreffen. Mehr Wohnungen werden z. B. in Atlanta (7,2 %) und in Houston (7,6 %) angeboten. Die Mietpreisentwicklung weist aufgrund der Nachfrage nach Mietwohnraum und des geringen Angebotes eine steigende Tendenz auf. Die Mieten stiegen landesweit um rund 2,5 % und haben in ihrer absoluten Höhe wieder das Niveau vor der Finanzkrise zumindest erreicht, oftmals auch überschritten. Aufgrund der guten Entwicklung nimmt auch die Anzahl von Neubauprojekten zu, besonders die von hochwertigen Wohnungen in innenstadtnahen Hochhäusern. Die Finanzierung der Objekte erfolgt oftmals über Apartment-REITs. Fazit/Ausblick 42 Ungeachtet dessen ist jedoch für 2012 und auch in 2013 noch nicht mit einer spürbaren Erhöhung des Angebots an Mietwohnungen zu rechnen. Der geringe Leerstand sollte anhaltend niedrig bleiben. Eine weitere Verknappung des Angebots und damit auch steigende Mieten sind realistisch. Immobilienmärkte in Europa und den USA Immobilienmarkt USA Investmentmarkt Die Auswirkungen der Immobilienkrise in den USA, eines der Länder, die die Verwerfungen an den weltweiten Immobilienteilmärkten maßgeblich mit ausgelöst hatten, waren unübersehbar. Im Jahr 2011 erreichte die seit 2007 in den USA anzutreffende Krise ihren Höhepunkt. Die Preise für Eigenheime sind bis dahin um rund zwei Drittel gefallen. Anfang 2012 begann sich die Situation langsam zu bessern. Per März 2012 stieg die Anzahl der Baubeginne für Häuser landeweit auf 654.000, dies entspricht einem Zuwachs von 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Seit Mai 2012 lässt der US-Wohnimmobilienmarkt erste Anzeichen einer Erholung erkennen. Gemäß einer Analyse von Barclays profitierten zuerst die Neubauten von Mehrfamilienhäusern von diesem Aufschwung, bevor auch der Neubau von Einfamilienhäusern und der Verkauf von Bestandsobjekten anzogen. Die zunächst zaghafte Wiederbelebung des amerikanischen Wohnimmobilienmarktes Mitte 2012 wurde teilweise auch vom Staat gestützt. Lange, manchen Meinungen nach sogar zu lange, hatte die Regierung den Immobilienmarkt sich selbst überlassen und vertraute darauf, dass die Banken von sich aus denjenigen Schuldnern schon geringere Rückzahlungsraten anbieten würden, die ihre Darlehen nicht mehr tilgen konnten. Erst im Februar 2012 wurden zusammen mit fünf großen US-Banken Maßnahmen, wie z. B. Refinanzierungen der Darlehen bzw. Schuldenschnitte für die Hauseigentümer, deren ordnungsgemäße Kredittilgung gefährdet ist, getroffen. Die Banken stellten fast 26 Mrd. US-Dollar zur Verfügung, um all denen zu helfen, deren Hypothek den Wert des Hauses übersteigt. Eine Verbesserung der Lage auf dem Markt für gebrauchte Häuser (Bestandsimmobilien) ist fast landesweit zu beobachten. Lediglich der mittlere Westen ist noch von Stagnation betroffen. Die Häuserpreise und auch die Finanzierungszinssätze sind aktuell auf einem Niveau, dass sowohl Eigennutzer als auch Investoren oftmals den Kauf einer Anmietung vorziehen. Per September 2012 konnten die Verkäufe von Einfamilienhäusern im Vergleich zum Vorjahresmonat um 27 % gesteigert werden. Der Angebotsüberschuss an Eigenheimen hat sich seitdem deutlich reduziert. Auch die Preise für solche Häuser erhöhen sich langsam. Sie stiegen durchschnittlich um 11 % im Vergleich zum September 2011. 43 apoFokus apoResearch Anlageinformation Immobilienmarkt USA Case/Shiller-Hauspreisindex Die Veröffentlichungen (per September 2012) des anerkannten Indexes für die Entwicklung der Hauspreise in 20 Städten der USA bestätigen dies und lassen auf eine Fortsetzung der Erholung hoffen. Gegenüber August 2012 stieg der Index um 0,3 % und verbesserte sich damit zum sechsten Mal nacheinander. Im Vergleich zum September 2011 verteuerten sich die Hauspreise in den Metropolen um 3 %. Entwicklung des Case/Shiller Hauspreisindex 25% 15% 5% -5% -15% 10-CITY COMPOSITE NADJ Dez 12 Dez 10 Dez 08 Dez 06 Dez 04 Dez 02 Dez 00 Dez 98 Dez 96 Dez 94 -25% 20-CITY COMPOSITE(NSA) NADJ Quelle: IVG Marktreport Nordamerika 2012 Fazit/Ausblick 44 Der US-Wohnimmobilienmarkt scheint sein Tief überwunden zu haben und befindet sich in einem – wenn auch noch jungen – nachhaltigen Aufwärtstrend. Barclays prognostiziert einen Anstieg der Hauspreise von ungefähr 3 % für 2012 und auch für das aktuelle Jahr. Ein gewisser Preisdruck aus Notverkäufen und Zwangsversteigerungen ist zwar weiterhin vorhanden, sollte aber durch entsprechende Nachfragesteigerungen überkompensiert werden. Diese Schätzungen unterliegen den Bedingungen, dass potenzielle Käufer Zugang zum Hypothekenmarkt haben und sich die Staatsschuldenkrise in Europa nicht verschlimmert. Immobilienmärkte in Europa und den USA Zusammenfassung/Fazit Zusammenfassung/Fazit Grundlegend ist die Lage an den meisten europäischen Immobilienmärkten als gut zu bezeichnen. In Südeuropa und teilweise auch in den USA hingegen ist Vorsicht geboten, da diese Märkte noch immer mit den Altlasten eines Bau-Booms bzw. mit den Folgen niedriger Zinsen zu kämpfen haben. Dies gilt besonders für das Segment der Wohnimmobilien. Anfang 2012 schien die Lage (bezüglich der gewerblichen Immobilien) noch gut. Mit „vorsichtig optimistisch“ wäre der Blick auf das Jahr 2012 sicherlich oft beantwortet worden. Nord-/Mitteleuropa Die nordeuropäischen Teilmärkte Norwegen und Schweden zeigen eine immer noch robuste Entwicklung. Im zweiten Halbjahr 2012 war die Nachfrage weiterhin ungebrochen, die Flächenumsätze sind im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2011 konstant, steigen in einigen Teilmärkten sogar leicht. Jedoch ist eine tendenzielle Verlängerung der Entscheidungsprozesse festzustellen. Auch für Nordeuropa gilt die Konzentration der Nachfrage nach CoreObjekten in Innenstadtlage. In den meisten betrachteten nordeuropäischen Städten hat sich das Wachstum der Spitzenmieten trotz des begrenzten Angebotes abgeschwächt. Eine Ausnahme dabei bildet Oslo. Dort sind die Spitzenmieten aufgrund der Verringerung der Arbeitslosenquote und in Verbindung mit einem ebenfalls sehr limitierten Angebot an hochwertigen Büroflächen gestiegen. Der Hauptgrund für die stabile Entwicklung an den nordischen Mietmärkten für Büros ist die geringe Anzahl an neuen spekulativ erstellten Flächen. Lediglich in Oslo und Helsinki sind verstärkte Neubauaktivitäten zu beobachten. Auch das Transaktionsvolumen in den nordeuropäischen Städten ist ungeachtet der Knappheit an geeigneten Objekten, dem begrenzten Zugang zu (erschwinglichem) Fremdkapital und der recht ausgeprägten Risikoaversion der Investoren konstant geblieben. Die schwedische Regierung erließ Beschränkungen hinsichtlich der steuerlichen Abzugsfähigkeit bei Immobilientransaktionen. Die diesbezügliche Unsicherheit potenzieller Investoren führt zumindest zu Verschiebungen von Transaktionen in die Zukunft. Die Fixierung auf Core-Immobilien ist nicht auf Nordeuropa beschränkt. Auch in Mitteleuropa finden viele Anleger nur wenig geeignete Produkte. Die Logistikbranche ist eng mit der Globalisierung und Internationalisierung 45 apoFokus apoResearch Anlageinformation Zusammenfassung/Fazit von Handelsströmen verbunden. Aus struktureller Sicht ergibt sich für dieses Segment der Gewerbeimmobilien daher weiteres Potenzial. Das gilt insbesondere für Deutschland mit seinen grundsätzlichen Standortvorteilen (Lage in Mitteleuropa, Ausbau der Infrastruktur usw.). Das Interesse ausländischer Investoren am deutschen Immobilienmarkt ist nach wie vor ungebrochen. Deutschland wird noch immer als vorrangiges Investitionsziel im europäischen Raum genannt. Aber ist der Immobilienmarkt in Deutschland wirklich das „Bollwerk“ gegen die „Sorgen von außen“? Können sich deutsche Gewerbeimmobilien im Zuge der Globalisierung, Virtualisierung und Vernetzung tatsächlich vom Geschehen an den internationalen Märkten abkoppeln? Dies ist nicht möglich. Auch in Deutschland sind verlängerte Entscheidungsprozesse zu beobachten. Umzugsentscheidungen werden stärker geprüft bzw. verschoben (Flächeneffizienzsteigerung statt Umzug) und Mietverträge intensiver verhandelt. Die in Deutschland oft herbeigeredete Blase im Segment der Wohnimmobilien ist bis auf wenige Ausnahmen (in wenigen Teilmärkten) nicht auszumachen. Aufgrund der bisherigen Entwicklung der Mieten, der Transaktionspreise und der Bereitstellung von Fremdkapital ist auch in Zukunft die Wahrscheinlichkeit einer Übertreibung eher gering. Dennoch sind das Miet- und Preisniveau in Deutschland sehr hoch. Daher werden mitunter Fragen aufgeworfen, ob die anhaltende Eurokrise Investoren vermehrt zu Investitionen in Wohnimmobilien drängt. Dies ist jedoch nicht verifizierbar. USA Immobilienanlagen in den USA eignen sich für europäische Anleger, da der amerikanische Immobilienmarkt einen hohen Reifegrad (bzgl. der Investitionsfreundlichkeit, der Transparenz, der Liquidität und der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen) aufweist. Mit US-Immobilien können langfristig hohe Renditen erzielt werden. Dabei sollte jedoch auch das Risiko in Betracht gezogen werden. Investments in den USA eignen sich für bedingt risikofreudige Anleger derzeit nur mäßig, da das Wechselkursrisiko aktuell besonders relevant ist. Die Absicherungskosten schmälern eventuelle Renditevorteile gegenüber Investments in Euroland. Aufgrund der aktuell parallelen Entwicklung des Core-Segments in Europa und Nordamerika sind zusätzliche Renditen aus Sicht eines europäischen Investors unter Einbeziehung des Wechselkursrisikos wohl nur im Non-Core- 46 Immobilienmärkte in Europa und den USA Zusammenfassung/Fazit Segment erzielbar. Dies setzt eine bestimmte Risikotragfähigkeit seitens des Investors voraus. Der Markt für US-Büroimmobilien erholt sich nur langsam. Die leicht ansteigende Dynamik im Mietbereich kann sich vor allem auf die hochwertigen Objekte in zentralen Lagen positiv auswirken. Potenzielle Anleger sollten vor allem im Segment der Büroimmobilien die Teilmärkte bevorzugen, die durch neue Technologien (High-Tech) bzw. dem Thema Energieeffizienz geprägt sind. Dagegen sind Standorte mit hohem Anteil an öffentlicher Verwaltung bzw. Dienstleistungsanbietern (der Finanz- und Beratungsbranche) eher ungeeignet. Einzelhandelsimmobilien leiden unter dem „langen Weg aus der Krise“. Eine restriktivere Vergabe von Konsumentenkrediten, ein immer mehr festzustellender Konsumverzicht, die Polarisierung des Konsumverhaltens, die Wiederbesinnung auf urbane Lagen und neue Entwicklungen im e-Commerce (MobilCommerce) wirken sich auf Einzelhandelsimmobilien direkt aus. Verlierer sind Mieter und Investoren von Kaufhäusern und (kleineren) Supermärkten, die durch High Street Shops und große Lebensmitteldiscounter verdrängt werden. Mit Blick auf die mögliche Zunahme von Leerständen ist nicht von Mietpreissteigerungen in nachhaltigem Umfang bzw. einer Erholung des Gesamtmarktes über alle „Betriebstypen“ hinweg auszugehen. Die Mieten im US-Logistikbereich haben einen Boden gebildet. In Zukunft ist den Distributionszentren in den Hafenstädten an den Küsten das größte Wachstumspotenzial zuzubilligen. Entscheidend wird sein, wie sich die Handelsrouten durch die Erweiterung des Panama-Kanals und der damit zusammenhängenden Veränderung der Schiffsklassen (z. B. Postpanamax-Klasse) verändern. Eine Erholung am US-Wohnimmobilienmarkt ist sichtbar. Wie schnell bzw. wie nachhaltig diese sein wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Die kommenden Monate bis hin zum Frühjahr/Sommer 2013 werden entscheidend sein. Die Leerstandsquote bei amerikanischen Mietwohnungen hat den tiefen Stand von 2001 erreicht. Dies hat ein weiter steigendes Mietpreisniveau zur Folge. Neue Objekte dürften jedoch erst 2014 auf den Markt kommen. Herausforderndes Umfeld für Finanzierungen Unabhängig vom Namen des Immobilienteilmarktes bleibt das Umfeld der Darlehensfinanzierung in nahezu allen geografischen Regionen weiter herausfordernd. Die strenger gewordenen Anforderungen bezüglich der Bonität, der Eigenkapitalausstattung und der Objektqualität resultieren zum Teil aus den 47 apoFokus apoResearch Anlageinformation verbesserten Controlling-Prozessen der finanzierenden Banken. Aber auch die neuen aufsichtsrechtlichen Vorschriften für Banken (Stichworte Basel III und Eigenkapitalunterlegung) erschweren bzw. verhindern die Darlehensvergabe und damit auch die Transaktionen an den Investmentmärkten. Eigenkapital bleibt auch für Immobilienfinanzierungen eine knappe Ressource. Diese Restriktivität wird wohl auch im kommenden Jahr weiter fortbestehen. Gleichzeitig stützt das aktuelle Marktgeschehen aber auch die Finanzierungen für Gewerbe- und Wohnimmobilien. Gemäß den Prognosen von Jones Lang LaSalle ist davon auszugehen, dass das Zinsumfeld in den nächsten 12 bis 15 Monaten weiter stabil auf einem niedrigen Niveau bleiben wird. Risikobewusste Finanzierungen und ein höherer Eigenkapital-Anteil bei den Transaktionen und Projektentwicklungen weltweit sollten insgesamt gesehen für „Qualitätsverbesserungen“ am „Markt“ sorgen. Studie abgeschlossen am 2. Januar 2013 48 Verfasser: Sven Bartram Finanzanalyst (CEFA/CREA/ISSP) Immobilienmärkte in Europa und den USA apoFokus – zuletzt erschienen November 2012 Vorsicht Falle! > Diese Fehler sollten Sie bei der Geldanlage vermeiden > Warum treten wir immer wieder in die gleichen Fallen? September 2012 Der Euro – Fluch oder Segen! > Analyse seiner Probleme > Lösungswege für eine bessere Zukunft > Ratschläge für Investoren Juni 2012 Asien – Die Top-5 Wirtschaftsmächte im Überblick > Die etablierten Industriestaaten Japan und Südkorea > China und Indien: Die beiden konträren Aufsteiger > Der Newcomer Indonesien Februar 2012 Gold – Glänzende Aussichten? > Gold als Währung – Damals und Heute > Edelmetall oder Goldminenaktien > Konjunktur und Ausblick Dezember 2011 Ausblick 2012 – Ein weiteres Jahr der politischen Börsen > Euroland bekommt die rote Laterne – Rezession droht > Aktien: Qualität ist Trumpf > Unternehmens- und Schwellenländeranleihen bieten attraktive Renditen Dezember 2011 Der Aufstieg Lateinamerikas > Warum ist er bislang nicht gelungen? > Sind die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen? > Stehen wir am Anfang des lateinamerikanischen Jahrzehnts? Unsere bisher erschienenen Ausgaben können Sie im Internet unter http://www.apobank.de/apofokus abrufen. 49 apoFokus apoResearch Anlageinformation 50 Immobilienmärkte in Europa und den USA 51 Deutsche Apotheker- und Ärztebank Zentrale apoResearch Richard-Oskar-Mattern-Straße 6 40547 Düsseldorf Telefon: (0211) 5998-0 Internet: http://www.apobank.de V.i.S.d.P.: Uwe Zeidler Layout und Produktion: IRM Publikationsmanagement Druck: SD Service-Druck GmbH & Co. KG Bussardweg 5 41468 Neuss 52