Ostia Altera Band 1
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Ostia Altera Band 1
Ostia Altera Band 1 Übersetzungen Lesestücke Februar 2004 Guido Falk von Rudorff INHALTSVERZEICHNIS Caput primum Caput secundum Caput tertium Caput quartum Caput quintum Caput sextum Caput septimum Caput octavum Caput nonum Caput decimum Caput undecimum Caput duodecimum Caput tertimum decimum Caput quartum decimum Caput quintum decimum Caput sextum decimum Caput septum decimum Caput duodevicesimum L 01 L 02 L 03 L 04 L 05 L 06 L 07 L 08 L 09 L 10 L 11 L 12 L 13 L 14 L 15 L 16 L 17 L 18 L 19 L 20 L 21 L 22 L 23 L 24 L 25 L 26 L 27 L 28 L 29 L 30 L 31 L 32 L 33 L 34 L 35 L 36 L 37 L 38 L 39 L 40 L 41 L 42 L 43 L 44 L 45 L 46 L 47 L 48 Auf dem Pompeianum Ein Gewitter droht Wo ist Syrus? Panne Wer den Schaden hat... Früh am Morgen Der Schulmeister Griechischstunde Rache ist süß Auf ihn! Sind wir die Herren oder nicht? Davus Ein Brief für den Nachbarn Streit ums Trinkgeld Falerner Wein Flavus und der Esel Inzwischen auf dem Pompeianum Fabula de equo superbo et de asino misero Colonus und Patronus Kurier aus Rom Nach Rom! Die Lykischen Bauern Auf dem Forum Das Wundermittel Ein Triumphzug „Vae Victis“ Das magische Quadrat Hannibals Ende Der Junge und der Delphin Im Circus Maximus Ein spannendes Wagenrennen Camillus und die Kinder von Falerii Der Baukran Beim Buchhändler Brand in der Subura Im Marcellustheater Hochzeitstag Cumuli Rekorde Langweilige Lektüre Ein Brief aus dem Grab Marmor aus Afrika Die Germanen Ostia – Welthafen vor den Toren Roms Lieferung frei Haus Das Gespensterhaus Miles gloriosus Lösegeld von Caesar Der Kleiderdieb II IV IV V V V VI VI VI VIII VIII VIII X X X X XII XII XII XIII XIII XIII XIV XV XV XV XVI XVI XVII XVII XIX XIX XIX XXI XXI XXI XXIII XXIII XXV XXV XXV XXV XXVII XXVII XXIX XXIX XXXI XXXI XXXIII caput undevicesimum Caput vicesimum L 49 L 50 L 51 L 52 L 53 L 54 In den Thermen Menschen, Tiere, Sensationen Eine Villa am Meer Sie Sintflut Eine Pantomime über Midas Cena pomponii III XXXIII XXXIII XXXV XXXV XXXVII XXXVII Caput Primum 1. Auf dem Pompeianum Domitilla singt. Lucius lacht und ruft laut: „Domitilla heult“. Domitilla schweigt. Sie singt nicht mehr. Tertia jedoch ist wütend und schreit: „Sie heult nicht, sie singt.“ Publius und Lucius lachen. Schon zanken sich Tertia und Lucius. Polybius kommt. Er sagt: „Wer schreit?“ Publius und Lucius schweigen. Aber Domitilla und Tertia sind wütend und meinen: „Lucius schimpft.“ Immer zankt er.“ Darauf (entgegnet) Polybius: „Es gehört sich nicht sich zu streiten und zu schimpfen auch nicht wütend zu sein.“ Endlich sind Lucius und Tertia nicht mehr wütend, sondern spielen: Spielen macht immer Spaß. 2. Ein Gewitter droht M. Pomponius Marcellus ruft laut: „ Wo ist Selenus?“ Pomponius ist Hausherr und Selenus ist Verwalter. Selenus ist kein Sklave, sondern Freigelassener. Schon kommt er. Da (sagt) der Hausherr: „Der Himmel ist dunkel. Wo sind die Sklaven und Sklavinnen?“ Warum kommen sie nicht?“ Der Verwalter (sagt): „Sie arbeiten.“ Plötzlich blitzt es. Der Hausherr ist unruhig. Er fragt: „Wo sind die Wagen?“ Denn das Getreide ist reif. Aurelia ist auch unruhig: „Wo sind Domitilla und Tertia?“ Aurelia ist die Hausherrin. Polybius (antwortet): „Die Mädchen spielen- sie da sie kommen schon.“ Dann (sagt) Selenus: „Sie da, auch ein Wagen kommt ... vielmehr viele Wagen kommen.“ Endlich sind alle Sklaven und Sklavinnen da. Die Wagen sind beladen. Die Sklaven und Sklavinnen sind erschöpft. Wiederum blitzt es. Nun sind alle fröhlich: Das Getreide ist unbeschädigt. IV Caput secundum 3. Wo ist Syrus? Selenus schreit. Lydia fragt: „Was ist? Wer schreit (da)?“ Corinthia antwortet: „Selenus ruft.“ Dann Lydia: „Wen“, sagt (/fragt) sie, „sucht der Verwalter? Was will er?“ Corinthia: „Er ruft Syrus, aber Syrus kommt nicht.“ – „Hört er ihn etwa nicht?“ antwortet Lydia. Selenus sieht Lydia und Corinthia; er fragt sie: „Wo ist Syrus?“ Er erhält jedoch keine Antwort. Alle arbeiten: Sie bringen Getreide herbei, füllen Säcke, beladen die Wagen. Der Verwalter sieht es und ist zufrieden. Syrus aber fehlt und hilft ihnen nicht. 4. Panne Da laufen Afra und Apollonia herbei. Schon von weitem rufen sie: „Syrus kann nicht kommen. Der Wagen steckt nämlich fest. Deshalb ist Syrus noch nicht da. Er verlangt ein Rad.“ Der Verwalter bezeichnet Syrus als dumm. Die Sklaven können (ihm) kein Rad herbeitragen. Und so müssen Davus und Flavus es herbeitragen. Sofort schickt er sie los. 5. Wer den Schaden hat Und das war passiert... Syrus lenkt den Wagen und führt die Ochsen an. Sie Muhen, denn der Wagen ist beladen. Plötzlich bleibt der Wagen stecken. Syrus betrachtet den Schaden: Das Rad ist zerbrochen. In der Nähe sieht er Sklaven und Sklavinnen. Sie arbeiten. Syrus ruft sie. Sofort eilen sie herbei helfen ihm aber nicht, sondern lachen. Daher schreit Syrus: „(Ihr) Schurken! Lachen ist unredlich!“ Wer kann ein Rad und Werkzeug herbeitragen? Das Landhaus ist nahe. Schon eilen Afra und Apollonia davon. Lange wartet Syrus auf sie... Schließlich kommen Davus uns Flavus und bringen ein Rad mit. Werkzeug aber fehlt. Deswegen ist Syrus zornig und fährt Davus an: „Wo sind die Werkzeuge?“ Jetzt ist auch Davus wütend und bezeichnet Syrum als Esel. Syrus aber schlägt ihn. Die Übrigen lachen... V Caput tertium 6. Früh am Morgen Der Verwalter weckt früh am Morgen die Sklaven auf und gibt ihnen ihre Arbeiten; Syrus muss den Ochsen Wasser anbieten und den Stall säubern und den Zaun reparieren. Davus hilft ihm. Die Arbeiten der Sklaven sind nicht immer angenehm. Dennoch gehorchen sie dem Verwalter – andernfalls drohen ihnen Strafen. Wem gibt die Hausherrin Arbeiten? Sie befielt den Sklaven Lydia und Afra. Sie bereiten ihr warmes Wasser vor, schmücken (ihre) Haare und ziehen (ihr) Kleider an. Sie dienen Aurelia gerne. 7. Der Schulmeister Die Kinder warten auf Lampriscus. Lampriscus ist Lehrer, er unterrichtet sie täglich. Domitilla und Tertia und Lucius nehmen am Unterricht teil. Lucius ist Elementarschüler/ Abcschütze. Sextus und Quintus und Titus nehmen am Unterricht teil. Sie sind Nachbarn und sowie Lucius Abcschützen. Lucius schreibt Buchstaben, darauf zeigt er sie dem Lehrer. Heute tadelt der Lehrer den Jungen nicht, sondern lobt (ihn), er gibt ihm ja sogar eine Belohnung. Tertia schreibt Wörter. Schreiben ist ihr nicht angenehm. Domitilla ließt (was von) Homer: Die Odyssee liebt sie besonders. Lampriscus schenkt Domitilla heute ein Buch. Das Buch ist schön, es enthält Geschichten, (Ein schönes Buch, mit Geschichten,) und so ist es ihr zur Freude. „Jetzt“, ruft sie, „hab ich ein Buch.“ Lampriscus ist unglücklich, denn er ist nicht frei. Oft ruft er laut: „Griechenland ist schön. Trotzdem sind die Griechen unglücklich: Denn sie müssen den Römern gehorchen – sie sind Sklaven. Daher ist ihr leben elend. 8. Griechischstunde Für Quintus und Sextus ist den Unterricht kein Vergnügen, denn sie fürchten den Lehrer. Heute lehrt Lampriscus den Kindern das Griechische Alphabet. Die Schüler lernen nämlich sowohl die Griechische als auch die Lateinische Sprache. Sie begrüßen den Lehrer. Er spricht zuerst vor: „Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon...“ Dann wiederholt Sextus das Alphabet. Lampriscus ist zufrieden und gibt ihm einen Plätzchen. Darauf sagt Titus das Alphabet rückwärts auf: Omega, Psi, Chi, Phi...“ Wiederum ist Lampriscus zufrieden und gibt auch ihm eine Belohnung. Jetzt spricht er vor: „Alpha, Omega, Beta, Psi, Gamma, Chi...“ Plötzlich ruft er Quintus. VI Der träumt aber und ist nicht aufmerksam. Daher gibt Lampriscus Titus und Sextus ein Zeichen: Sofort kommen sie ihm zur Hilfe und erwischen Quintus. Lampriscus schlägt ihn. Der Junge schreit. Zuletzt diktiert der Lehrer den Schülern einen Spruch: „Schüler lernen nicht für die Schule sondern für das Leben.“ So beendet er den Unterricht. Quintus aber schreit: „So nicht! Nicht für das Leben, sondern für die Schule oder den Lehrer lernen Schüler!“ VII Caput quartum 9. Rache ist süß Sie da! Titus kommt, er schaut umher. Sucht er (s-)einen Freund? Er ruft: Titus: „Lucius! Lucius! Wo bist du? Hörst du mich denn nicht? Lampriscus verlangt dich (nach dir).“ Lucius: „Hier bin ich. Ich hab Frösche gefangen, es sind viele im Teich. Ich bin auch drin. Du, komm! Hilf mir, bitte!“ Titus (ist ängstlich): „Ich? Willst du mich etwa verspotten? Ich fürchte mich vor Fröschen!“ (nähert sich und sieht seinen Freund) „In der Tat du bist im Wasser! Hüte dich! Das Wasser ist nämlich kalt. Es ist und nicht erlaubt im Kalten zu sein: Lampriscus hat es (uns) verboten.“ Lucius: „Lampriscus hier, Lampriscus dort! Er ist mir verhasst. (Ich hasse ihn.) Er beschimpft dich, bezeichnet und als schlecht, und verprügelt mich ja sogar. Ich verachte ihn... Griechlein.! Titus: „Ich weiß schon. Jedoch sag mir: Warum fängst du Frösche?“ Lucius: „Ich will Lampriscus einen Streich spielen. Weißt du noch nicht? Er fürchtet sich auch sehr vor Fröschen. Denn die sind schlüpfrig. Daher fange ich sie und... hilf mir, Titus!“ Titus: „Was höre ich? Der Lehrer fürchtet sich auch vor Fröschchen (kleinen Fröschen)? Lucius: „Natürlich fürchtet er sich. Er ist ein kleiner Griechischer Sklave. Also hilf mir, komm!“ 10. Auf ihn! Quintus (kommt): „Titus, Lucius, was macht ihr hier? Warum seid ihr nicht beim Unterricht? Warum seid ihr so nass? Warum sind Frösche im Korb? Was wollt ihr? (Was habt ihr vor?) Kommt, lauft, Lampriscus sucht euch.“ Titus: „Vielleicht such er uns – wir suchen ihn aber nicht! Im Gegenteil wir Spielen hier, wir fangen Frösche, denn wir wollen ihm einen Streich spielen.“ Quintus: „Auf welche Weise wollt ihr ihn verspotten? (Er schweigt, darauf hin lacht er) Sieh mal! Jetzt verstehe ich! Lampriscus fürchtet sich vor Fröschen! Deshalb...“ Lucius: „So ist es. Nehmt den Korb, ruft Lampriscus nach draußen, betretet das Schlafzimmer und lasst die Frösche frei!“ Quintus: „Gleich rufe ich ihn nach draußen, Freunde...!“ 11. Sind wir die Herren oder nicht? Pomponius: „Was höre ich? Ihr verspottet Lampriscus? Es gefällt mir keineswegs! Lucius: „Höre, Vater! Zuerst: Lampriscus ist Sklave und unmenschlich. Er verprügelt uns nämlich. Darauf: Der Griechische Sklave bezeichnet Römer als schlecht – das ist unredlich, nicht wahr?“ Pomponius: „Das ist nicht unredlich, Lucius. Lampriscus ist Lehrer und gebildet, ihr seid Schüler und ungebildet. Ungebildete müssen sowohl lernen als auch sich bemühen und Gebildeten gehorchen!“ Lucius: „Ich stimme dir nicht zu. Ich kann einem griechischen Lehrer nicht gehorchen. Kann ein Römischer man etwa einem Griechen gehorchen? Die Römer sind die Herren, nicht die Griechen!“ Pomponius: „Freilich sind wir die Herren, Lucius. Aber Griechen sind gelehrt und lehren seit altersher uns Römern vieles: Philosophie, Heilkunst, Baukunst, Geometrie, Mathematik, VIII Naturwissenschaften, Redekunst, Poesie und anders. Der Grieche ist gebildet: „Dumme könne weder schwimmen noch schreiben.“ Wollt ihr etwa dumm sein? Deshalb müsst ihr dem Lehrer gehorchen. Belehrung und Unterricht ist sogar für Herren notwendig wie Lucius oder Titus oder Quintus.“ Die Jungen lachen. Pomponius ist einerseits streng, andererseits menschlich. Und so lieben sie ihn und versprechen den Lehrer nicht gleich zu verspotten. IX Caput quintum 12. Davus Aurelia ruft: "Davus, bring den Freunden den Wein!" Davus: "Was? Ist es erlaubt, meinen Freunden Wein zu bringen?" Aurelia: "Du spinnst! Nicht deinen Freunden, sondern den Freunden des Herrn sollst du Wein bringen! Oh weh! Was habe ich für dumme Sklaven?" 13. Ein Brief für den Nachbarn Marcus Pomponius gibt Davus einen Brief. Er sagt: "Überbringe diesen Brief sofort Postumius Modestus, meinem Freund." Davus nimmt den Brief des Herrn entgegen und geht weg. "Ich bin Bauer eines kleinen Stückes Land, also arbeite ich immer. Sieh hier, schau dort, Davus! Ich pflege die verschiedenen Erbsen-, Zwiebel-, und Schnittlauchpflanzen, aber ihre Blätter sind trocken. Aber wem kann ich kleine und mickrige Pflanzen anbieten? Etwa Lydia, der schlauen Sklavin deiner Herrin, oder Corinthia, ihrer Freundin? Sieh mal! Komm! Sieh hier, die kaputten Ziegel des Stalls. Ich habe kein Geld, deshalb fehlt diesem Ochsen ein unbeschädigtes Stalldach. Sieh dort: Siehst du irgend etwas von den Bohnen oder Rüben? Siehst du etwa irgend etwas von dem Spargel, von der Malve und dem Sellerie? Nichts erscheint. Das Wasser vom Bach fehlt schon lange, deshalb können die Pflanzen nicht wachsen. Davus gefallen seine traurigen Worte nicht er eilt schnell davon und strebt zum Gutshof des Postumius. 14. Streit ums Trinkgeld Davus: "Sei gegrüßt! Ich bin Bote des Marcus Pomponius Marcellus. Ich habe Briefe. Wo ist euer Hausherr?" Timaeus, Pförtner des Postumius Modestus: "Unser Hausherr ist nicht da; gib mir die Briefe!" Davus aber antwortet: "Mein ist es sie deinem Herrn zugeben und deinem Herrn ist es mir eine Belohnung zugeben." Da sagt Timaeus: "Bist du taub? Der Hausherr ist nicht da." Davus: "Ist vielleicht eure Hausherrin da?" Timaeus: "Unsere Hausherrin ist weder da noch gibt sie so habgierigen Sklaven eine Belohnung." Daher behalt deine Briefe oder gib sie her!" 15. Falerner Wein Die Pomponier warten auf die Gäste. (Es ist Essenszeit). Die Stunde des Essens ist da. Aurelia sieht Lampriscus und ruft: "Höre, Lampriscus! Unsere Gäste kommen gleich, (Unser) Nachbar Postumius und eine kleine Zahl von Freunde des Herrn. Daher geh ins Weinlager! Hole uns eine (-n) Amphore (zweihenkeligen Krug) Falernerwein, schnell!" Lampriscus gehorcht der Hausherrin, aber er mault heimlich: "Mir ist es die Freiheit zulehren. Wein zuholen ist (was für den) Mundschenk." Zufällig trifft er Davus: "Hallo, Davus! Grüß dich! Ist es etwa dem Lehrer der Griechische Sprache den Gästen den Wein zu bringen?" Davus: "Keineswegs ist es das! Dein (-e Aufgabe) ist es nicht volle Weinamphoren herbeizutragen! Ich aber kann dir helfen: Wer von uns ist der beste Mundschenk? Niemand X wenn nicht ich!" Lampriscus: "Wie freue ich mich, teuerer Freund und ich stimme dir zu! Ich mache dir großen Dank!" Sofort eilt Lampriscus davon, Davus aber geht ins Weinlager. Aurelia wartet lange auf Lampriscus. Schließlich ruft sie: "Lampriscus! Wo ist der Wein!? Du bist ein wirklich fauler Sklave." Da taucht Davus auf. Er schwankt, er trägt eine Amphore und singt: "O mein Falernerwein... sei gegrüßt, Herrin! ...dieser ...dieser Wein ist dein." Die Herrin aber: "Was? Du bringst den Wein? Wo ist Lampriscus? Ihr ich...!" Aber es fehlt schon viel Wein, Aurelia ist zornig. "Oh du Säufer!" beschimpft sie Davus. XI Caput sextum 16. Flavus und der Esel Flavus belädt zur 6. Stunde den Esel mit einem Sack und kehrt nach Hause zurück. Selenus erwartet ihn, deshalb treibt er das Eselchen an. Aber der Esel bleibt an vielen Stellen stehen. Zum Schluss weicht er nicht mehr von der Stelle. Vergeblich treibt Flavus ihm mit freundlichen Worten an, vergeblich schlägt er ihn: Der Esel gehorcht ihm nicht. Nun pflückt er mit großer Sorgfalt Gras für den Esel, aber er kann ihn nicht einmal mit interessantem Gras antreiben und auch nicht von der Stelle bewegen. 17. Inzwischen auf dem Pompeianum Im Pompeianum erwartet der Verwalter Flavus mit Davus. Er läuft mit großer Ungeduld vor dem Tor hin und her. Denn zur ersten Abendstunde (zur ersten Abenddämmerung) ist Flavus noch nicht da. Selenus: „Es ist schon Abend. Wo ist Flavus? Warum ist Flavus noch nicht zurückgekehrt? Er ist schon lange von dem Gutshof weggegangen. Gewiss steht er mit (seinen) Freunden auf dem Marktplatz und erzählt Geschichten vom Hausherrn Pomponius. Komm mit mir, Davus! Ich will zum Hügel gehen und nach ihm Ausschau halten.“ Der Verwalter und Davus gehen aus dem Gutshof und steigen einen Hügel, der nahe dem Gutshof gelegen ist, hinauf. Vom Hügel schauen sie. Was sehen sie? Der Esel strebt ohne Sack zum Stall; Flavus steht unterhalb des Hügels und trägt auf seiner Schulter den Sack…. 18. Fabula de epuo superbo et de asino misero Rusticus geht mit seinem Esel und seinem Pferd zum Markt. Der Esel ist schon alt, er muss alle Säcke tragen. Das Pferd muss keinen Sack tragen. Nach kurzer Zeit kann der Esel nicht mehr, er bleibt auf der Stelle stehen und sagt zum Pferd: "ich" sagte er, "bin ein alter Esel (ich trage alle Säcke), ich gehe mit allen Säcken zum Marktplatz du aber bist frei von Säcken. Also hilf mit und befrei mich von der Hälfte der Säcke. Du trägst nicht mal einen Sattel. Aber das Pferd antwortet mit stolzen Worten: "Ertrage das und halte es aus! Du bist mir mit deinen Worten lästig. Geh zum Teufel!" Bald darauf kann der alte Esel die Säcke nicht mehr tragen. Er fällt zusammen und geht aus dem leben heraus (stirbt). Der Bauer hebt die Säcke auf den Rücken und legt sie auf den Rücken des Pferdes. Dann ruft das Pferd: "Oh.. bin ich dumm, statt der Hälfte der Säcke trage ich jetzt alle Säcke!" XII Caput septimum 19. Colonus und Patronus Faustra, die Ehefrau von Simylus weckt ihn in der Frühe auf: "Stehe auf Simylus! Heute müssen wir dem Hausherren die Pracht geben oder den Preis zahlen... geh, frag ihn! Sag ihm: Das Wasser fehlt, die Pflanzen sind zu trocken... wir haben kein Geld... Wir leben schlecht! Pomponius unser Herr ist nicht unmenschlich! Warum bist du ängstlich...?" Langsam steht Simylus auf und bereitet sich vor zum seinem Herren zu gehen. Simylus: „Wir Bauern sind immer schlecht, immer leben wir schlecht, Herr. Nun aber quält aber das Unglück mich im besonderen (sehr). Der Verwalter nämlich nimmt mein Wasser aus dem neuen Brunnen. Deshalb sind mein Garten und meine Äcker trocken. Selten und spärlich wächst eine Pflanze. Ich bitte dich: ich arbeite immer hart und beständig, aber das Wasser fehlt: in meinem Fluss ist nicht ein Tropfen Wasser.“ Pomponius hört die Worte des Bauern mit großer Ungeduld: „Schweig, ich weiß es schon von Davus. Was zu mir (Was geht mich das an?)“ sagt er. „Es ist das Deine (Es ist dein Problem! Unterlasse die Klagen – zahle nächstes Jahr!“ So eilt Simylus vergeblich nach Hause und denkt traurig über das Unglück nach. 20. Kurier aus Rom Gegen Abend steht ein Bote vor der Tür, er klopft. Der Pförtner geht zur Tür, begrüßt den Boten und fragt: "Wer bist du und von wo kommst du?" "Ich bin Alexander, ich komme aus Rom. Ich trage eine Botschaft der Hausherren. Ist der Hausherr etwa nicht zuhause? Er ist noch nicht da, denn er macht Geschäfte in Pompei. Er ist schon lange von zu Hause weg. Tritt ein und warte auf den Herrn!" Alexander tritt in das Atrium, spät am Abend kehrt Pomponius zurück. Nach dem Essen sagt er Aurelia und den kindern: „Es ist (mir) nötig, Pompei zu verlassen und eine Reise zu machen.“ Die Kinder rufen: „Warum gehst du von zu Hause weg? Wohin willst du eine Reise machen? Du bist selten bei uns.“ Da Pomponius: „Ich gehe nicht fröhlich weg, aber in Rom sind viele Aufgaben für mich.“ „Können wir nicht mir die gehen? Sicher ist es großartig durch die Via Sacra und die Via Nova spazierenzugehen und die Läden und den Circus und den Palatinus zu sehen.“ Pomponius lacht: „Es ist erlaubt, Kinder!“ 21. Nach Rom! Bei Sonnenaufgang weckt Polybius die Kinder: "Beeilt euch Kinder! Es tut mir leid: Es ist Zeit zum Aufstehen. Der Herr will sehr früh gehen." Die Kinder noch sehr müde, aber glücklich, rufen beim Aufstehen: "Wir sind schon bereit für die Fahrt!" Bald darauf verlassen sie das Pompeianum mit der bequemen Kutsche. Auf dem Öffentlichen Weg kommen sie schnell voran. Der Vesuv verbirgt sich noch hinter einer dunklen Wolke; der Wind verjagt sie aber bald, die Weinberge und die Gärten erscheinen. Am Abend kommen sie sehr erschöpft durch den langen Weg in Cumae an; dort halten sie bei einem Freund des Pomponius an um zu übernachten. Er erzählt den Kindern von Sibylle - Sibylles Höhle ist nämlich in Cumae gelegen: Sogar jetzt, in unserem so gelehrten Jahrhundert, kommen einige (Besucher) nach Cumae: Sie wollen nämlich die Höhle der Sibylle sehen. Und in der Tat zeigen ihnen witzige Einheimische eine kleine Flasche, die kleine Wohnung - so sagen sie - der vor so vielen XIII Jahren noch winzigen Sibylle. Alle lachen. Es ist witzig eine Reise zu machen und neues zu sehen oder zu hören. 22. Die lykischen Bauern In der Frühe verlassen die Pomponier Cumae. Zur fünften Stunde nähern sie sich dem kleinem Teich. Sie halten dort um zu essen. Beim Essen hören sie Frösche. Dann sagt Polybius: "Oh glücklicher Lampriscus du musst den Fröschen nicht zuhören! Aber hört, Kinder, ich will euch eine Geschichte über Frösche und über die Göttin Latona erzählen. Seid ihr nicht bereit zum zuhören? Einst irrte die Göttin Latona mit Phoebus und Diana ihren Kinder durch Lycia. (sie war nämlich im Hass bei Iuno, deshalb meidet sie sie) Sie brauchen Wasser und sind sehr durstig. Dann nähern sie sich einem kleinem Teich. Mit fröhlicher Seele läuft Latona dort zum trinken. Plötzlich erscheinen die Bauern vom Nachbardorf und halten die Göttin vom Wasser fern. Latona aber fleht die Bauern an: "Warum haltet ihr uns vom Wasser fern? Wir sind sehr durstig. Habt mitleid mit den armen Kindern. Helft uns und bietet uns Wasser an. Aber die Bauern sind ihrer Pflicht vergessen und beschimpfen die Göttin, sie springen in den Teich und trüben das Wasser durchs hineinspringen. Dann ist die Göttin wütend über sie: "Wehe euch ihr pflichtvergessenen Bauern! Ich bin die Göttin Latona! Ihr hindert uns am Trinken. Darum müsst ihr für immer im Teich leben! Sofort verwandelt sie die Bauern in Frösche. Schon erhalten sie die Gestallten von ihnen, schon springen sie im Teich herum, schon schimpfen sie Unterasser. Wir lesen so bei Ovid dem berühmten Dichter: "Obwohl sie unter Wasser sind, versuchen sie unter Wasser weiter zu meckern." XIV Caput octavum 23. Auf dem Forum Auf der Rednertribühne steht der Redner mit einer Toga bekleidet und hält eine Rede. Seine Stimmer füllt den ganzen Markt. Eine große Menge an Männern und Frauen steht um die Bühne. Zuerst nehmen die Kinder mit der Menge zusammen die Worte des Redners aufmerksam auf. Die Mann spricht mit lauter Stimme, er hebt mit höchsten Lobsprüchen die antiken Zeiten, die herausragenden Tugenden und den guten Charakter einer Senators hervor: Die Leistungen des L. Munatius Plancus stehen bei uns hoch in Ehren. Die glänzenden Taten des Toten sind es wert ewig von uns Bürgern Roms, unserem Volk und allen im Reich im Gedächtnis behalten zu werden. Die größte Leistung..." Ein Teil der Menge ruft dem Redner zu. Die Kinder hören der Rede ein wenig zu, darauf Publius: "Was geht mich der mir unbekannte Senator an und seine Ehre?Ich geh schon weg. Geht mit mir!" 24. Das Wundermittel Die Kinder gehen von der Rednertribüne weg uns erblicken auf dem engen Weg den Marktschreier. Er ruft mit lauter Stimme die Menschen zusammen. Schon steht eine Menge an Menschen um ihn. Der Marktschreier bietet geheimnisvolle Medikamente an und schreit mit lauter Stimme: Kommt! Hört! Seht! Kauft meine Medikamente! Ich rede vor allem euch unglückliche Männer an. Hört! Wer von euch will nicht das Geheimnis der Frauen kennen?" Der Mann zeigt ein kleines Gefäß: "Seht, im Gefäß sind Froschzungen. Ich hohle eine lebendige Froschzungen heraus und lasse sie wieder ins Wasser fallen. Was bewirkt die Zunge?" Der Redner redet einen Zuhörer an: "Lege die Zunge nachts auf die Brust deiner Ehefrau. Dann frag alles aus ihr heraus, glaube mir: Meine Medikamente zwingen die Frauen ihre Geheimnisse preiszugeben. Dann unterbricht eine Frauenstimme den Redner: "Das glaube ich nicht!" Er aber antwortet: "Ich sagen immer die Wahrheit! Die Frau kann sich den Froschzungen in keiner Art und Weise widersetzen. Nehmt, ihr Männer die Zungen und zieht aus euren Frauen die Wahrheit heraus." Ein kleiner Junge sagt zu Vater: "Oh, Vater nimm eine Zunge und frag Mutter nach der Wahrheit!" Aber der Vater gibt ihm eine Ohrfeige und alle lachen... 25. Ein Triumphzug Die ganze Stadt, Bürger und Fremde, Reiche und Arme, Freie und Sklaven schauen dem Triumphzug zu und wollen dem siegreichen Kaiser zurufen. Der Marktplatz und die Straßen ganz Roms sind von ihrem Geschrei erfüllt. Stellt euch vor: schon lange warten sie auf den Heereszug. Denn der lange Feldzug, der Senatoren, der Trompeter, der Priester, die Gefangenen und die mit Beute beladenen Wagen erscheinen. Schon hören die Zuschauer das Geschrei der siegreichen Soldaten. Da, das Viergespann der weißen Pferde und die Soldaten nähern sich. Der Triumphator mit einem Staatssklaven steht auf dem Viergespann. Die Menschen rufen den Namen des Kaisers, der Sieger grüßt sie: "Viel Glück! Viel Glück!", schreit er mit lauter Stimme. Der Sklave hebt die Krone über seinen Kopf und immer wieder sagt er ihm: "Denke daran! Du bist auch nur ein Mensch!" Da verspotten ihn die siegreichen Soldaten auf dem Viergespann mit witzigen Liedern oder loben ihn mit Lobsprüchen. Die Zuschauer rufen ihm und den Soldaten zu: Hurra! Was für ein Triumphzug! Durch die Via Sacra sieht der Heereszug zum Capitol hin - seht, dort ist das Capitol gelegen, der steilste Berg der 7 Hügel Roms. Dort dankt der siegreiche Kaiser mit den Senatoren den Göttern für den Sieg und opfern für Jupiter auf dem Kapitol ein Stier. XV Caput nonum 26. „Vae victis“ Deshalb hat Brennus den Römern den Krieg bereitet, er hat Italien angegriffen, er hat die römischen Legionen an der Alia besiegt, er hat nach Rom gestrebt. Die ängstlichen Bewohner Roms haben ihre Hütten verlassen und haben sich in das Kapitol geflüchtet. Kurz darauf sind ihnen Essen und Trinken ausgegangen. Die Römer sind in großer Not gewesen, sie hatten keinen Plan für Rettung mehr. Deshalb haben sie Sulpicius, den Oberst, als einen Gesandten zu Brennus geschickt. Der König aber hat ihm gesagt: „Wir Gallier haben eure Legionen am Fluss Alia besiegt, nun bittet ihr um Frieden, Römer. Daher tragt Gold und Silber aus den Tempeln und Hütten auf dem Marktplatz zusammen und zahlt 1000 Pfund Gold und Silber.“ Die Römer haben dem König gehorcht und haben Gold und Silber auf dem Marktplatz zusammen gebracht. Brennus hat sie gewogen und hat zum Volkstribun gesagt:“ Es ist zu wenig, zahlt Römer!“ Darauf hat der Tribun der Gallier das Gewicht geprüft und geantwortet:“ Das Gewicht ist geprüft und dein Betrug aufgedeckt. Es ist ungerecht Last hinzuzuziehen, Brennus.“ Darauf hat der wütende König zu den Römer ausgerufen:“ Wehe dem Besiegten!“ und hat das Schwert zusätzlich den Gewichten hinzugefügt. 27. Das magische Quadrat Caecilia: “Seid gegrüßt, Kinder! Was für eine Freude euch zu sehen!“ Tertia: “Ich habe einen Marktschreier gehört! Er hat Geschichten über Frösche erzählt.“ Lucius: “Du hast einen Marktschreier gehört - einen allein? Ich habe eine Menge Marktschreier gehört: Sie haben verschiedene Waren verkauft, sie haben Erstaunliches erzählt, sie haben den Marktplatz mit Lärm gefüllt. Hallo Caecilia! Hast du die Sportler auf dem Marktplatz gesehen? Sie haben mit bloßen Fäusten gekämpft.“ Publius: “Wir haben sie lange angesehen. Zuerst haben sie die Zuschauer begrüßt, darauf haben sie mit Worten gestritten, zuletzt haben sie mit Fäusten gekämpft und sind tot zu Boden gefallen.“ Caecilia: “Verspottest du mich?“ Publius: “Keineswegs habe ich dich verspottet. Die Toten haben am Boden gelegen.“ Caecilia: “Habt ihr in der Stadt denn nichts anderes und Angenehmes gesehen? Das Forum Romanum, die öffentlichen Parks, den Fluss Tiber, ein prächtiges Haus, die Via Sacra, die Kneipen, die Gerichtshalle, das Kapitol...“ Tertia: “Ich habe sehr hohe Gebäude gesehen. Manchmal habe ich nicht einmal den Himmel gesehen!“ Caecilia: “Sie sind wirklich hoch. Deshalb fallen sie nicht selten zusammen.“ Tertia: “Was sagt sie? Ich glaube dir nicht. In Pompeji... Caecilia: “Ach, Pompeji. Erzählt über Pompeji, Kinder, über die Nachbarn, über den Lehrer, über die Schule, über...“ Tertia: “Ich will es dir erzählen. Zu Hause hat mich der Arzt aufgesucht.“ Lucius: “Immer schwatzt sie von dem Arzt: Es ist lästig. Hör mich, sieh mich , Caecilia! Denn du siehst den Sieger! Ich bin auf dem Sportplatz in Pompeji gelaufen und haben den Kranz als Preis genommen.“ Caecilia: “Bravo, Lucius! Du bist ein guter Sportler! Aber es gehört sich nicht nur zu laufen, man muss auch für die Schule lernen.“ (Lucius schweigt) Tertia: “Vielleicht bist du im Körper stark, aber im Geist klein...“ Publius: “Sieh Caecilia! Ich habe ein Brett aus Pompeji mitgebracht. Der Gast des Vaters hat sie den Sklaven gegeben, aber sie haben es nicht geschafft die Inschrift zu verstehen. Kannst du die Pompejianische Tafel lesen?“ (Er gibt die Tafel Caecilia.) Caecilia: “Natürlich kann ich sie lesen." Lucius zu Publius: “Der Vater hat die Tafel nicht lesen können. Caecilia: “Siehe da, Onkel Aurelius kommt. Hallo Aurelius! Lies uns die Tafel vor...“ Lucius (zu Publius): “...auch Caecilia kann sie nicht lesen.“ KÖNNT IHR, LEHRER UND SCHÜLER, DAS BRETT LESEN, SOWIE VERSTEHEN? XVI Caput decimum 28. Hannibals Ende Einstmals, als Gesandte von Prusias, des Königs von Bithynien, in Rom waren und zufällig bei T. Quinctius Flaminius aßen, machte einer von ihnen eine Bemerkung über Hannibal denn der lebte damals im Reich des Prusias. Am nächsten Tag berichtete Flaminius es den Senatoren; er sagte: "Solange Hannibal lebt, leben wir Römer niemals ohne Hinterhalt von ihm." Da schickten die Väter Gesandte in Bithynien zu König Prusias und sie forderten die Übergabe von Hannibal, ihrem größten Feind. Der König konnte den Römern die Forderung nicht abschlagen, da er ein Freund des römischen Volkes war, trotzdem sagte er den Gesandten: "Ich für meine Person kann euch Hannibal nicht ausliefern, weil er mein Gast ist und ich mich weigere, das Recht der Gastfreundschaft zu verletzen. Aber es ist erlaubt, euch seinen Zufluchtsort anzugeben." Der Karthager hatte als Geschenk des Königs einen Zufluchtsort und hielt sich dort auf. Er kannte sowohl den riesigen Hass der Römer, als auch die Treulosigkeit des Königs genau. Deshalb hatte er in allen Teilen der Burg zum Flüchten vorbereitete Türen. Bald umzingelten die Gesandten der Römer mit vielen Soldaten die Festung und belagerten alle Türen. Das meldete ein treuer Sklave Hannibal. Darauf sagte Hannibal: "Schon lange erwarte ich die Soldaten der Römer. Allzu lange haben sie nämlich meinen Tod erwartet, aber ich habe sie zu keiner Zeit gefürchtet." Darauf nahm er einen Becher voll - den hatte er nämlich immer bei sich. So starb ein hochberühmter Mann nach vielen und verschiedenen Anstrengungen. 29. Der Junge und der Delphin Ich bin in der Niederlassung Hippo, in einer Stadt in Numidia, geboren. Sie liegt ganz nah am Meer. Deshalb bezeichnet mich Aurelius als Scherz mit dem Namen Hipponax. Früher hatte ich den Namen Nabdalsa. Der gefiel aber eurem Onkel nicht: Mit dem selben Namen riefen sie nämlich einen Freund des Jugurtha, des Feindes des römischen Volkes, des Königs der Numidier. Kennt ihr Hipponax, Kinder? Er war ein sehr alter griechischer Dichter und sein Name bedeutet: "Herrscher über das Pferd." Ich bin aber ein Fischer, ich bin unkundig über Pferde und ich kann keine Geschichten erfinden außer "tralala." Dort - ich meine in Hippo fingen die Menschen Fische - so wie ich - oder segelten oder schwammen. Vor allem für die Jungen bedeutete es Ruhm und Tapferkeit beim Schwimmen den Strand möglichst weit hinter sich zu lassen. Bei einem Schwimmwettkampf schwamm einst ein einer von den Jungen im tiefen Meer, als ihm ein Delphin begegnete. Bald schwamm er dem Jungen voran, bald zog er seine Runden, zuletzt nahm er ihn auf den Rücken, setzte ihn ab und nahm ihn wiederum auf den Rücken und trug den Ängstlichen zuerst auf hohe Meer hinaus, bald aber bog er zum Strand um und gab ihn der Erde und seinen Kameraden zurück. Durch die Stadt ging das Gerücht: Die Menschen liefen zusammen, sie blickten nach dem Jungen wie ein Wunder, sie fragten ihn, sie hörten ihm zu, sie erzählten anderen die Tatsache. Am nächsten Tag belagerten sie die Küste und schauten aufs weite Meer hinaus. Die Jungen schwammen, unter ihnen, wie am Vortag, der jetzt berühmte Junge. Der Delphin kam wieder zur selben Zeit, wieder zu dem Jungen: Er näherte sich nur ihm allein. Der Junge floh mit den übrigen, der Delphin sprang in die Höhe; er sprang zurück in die Wellen und zog verschiedene Kreise, schließlich ließ er den Jungen frei. Von nun an passierte dasselbe täglich.Allmählich legten die Kinder die Furcht vor dem Delphin ab. Schon schwammen sie auf ihn zu, spielten mit dem Fisch, redeten ihn an, sie berührten ihn und betasteten ihn sogar. Ihre Kühnheit wuchs mit der Erfahrung mehr und mehr. Schließlich schwamm der Junge zum Delphin, sprang auf dessen Rücken und der Fisch brachte ihn zurück. Von da an liebten sich der Junge und der Delphin gegenseitig und täglich kamen sie zum Spielen zusammen... Aber - es tut XVII mir sehr leid, euch das todtraurige Ende der Geschichte darzustellen: Zuletzt aber verlor der Ort seine Ruhe und sein Geheimnis, deshalb gefiel es den Stadträten von Hippo den Delphin heimlich zu töten... XVIII Caput undecimum 30. Im Circus Maximus Zu Spät kehrten Lucius und Publius zum Haus ihres Onkels zurück. Beim ersten Tageslicht waren sie weggegangen und zum Circus Maximus geeilt. Aurelius Flaccus hatte sie schon lange erwartet: "Ihr seid zu spät zurückgekehrt! Caecilia ist sehr zornig auf euch, weil ihr so lange weg wart. Ihr habt eine Strafe verdient." Darauf fragte Publius: "Welche Tat haben wir begangen? Welche Strafe hast du dir für uns ausgedacht? Nachdem wir im Circus Maximus an großartigen Pferderennen teilgenommen hatten, sind wir noch eine Weile in der Stadt herumgegangen. Glänzend und begeisternd - sowohl das Rennen als auch alles andere!" Lucius unterbrach seinen Bruder: "Wir haben niemals so großartige Pferde gesehen!" 31. Ein spannendes Wagenrennen Aurelius: "Erzählt von dem Rennen!" Lucius: "Zuerst sahen wir die Pferde nicht. Die Wagenlenker hielten sie in den Startschranken, in denen sie den Beginn des Rennens erwarteten. Schon hatten die Zuschauer Wetten abgeschlossen, auf die Partei, auf die sie setzten." Aurelius: "Sag mir: Welche Mannschaft hat gesiegt: die weiße, grüne, blaue oder rote?" Lucius: (der dessen Frage im Erzähleifer nicht mitgekriegt hat) "Über der Spina waren sieben Delphine..." Publius: "...deren Anzahl die Anzahl der Runden anzeigt." Lucius: "Plötzlich erhob sich ein Mann auf dem höchsten Zuschauerrang, der eine Flagge in die Arena warf. Sobald er sie warf, schossen die Pferde mit den Wagenlenkern, welche auf den Viergespannen standen, sofort aus den Startschranken heraus. Schon kippte der erste Delphin. Geschrei von allen Seiten, während sich die Viergespanne der Spina nähern. Viele hatten Pauken bei sich, mit denen sie lärmten und die Wagenlenker anfeuerten. Schon eilten die Pferde an der Spina vorbei, schon näherten sie sich der Spitzsäule, welche die Hälfte der Strecke anzeigte. Plötzlich berührte das Viergespann der roten Mannschaft, welches am nächsten an der Spina war, diese fast mit einem Rad. Schon schrien die, die auf die weiße Mannschaft Wetten abgeschlossen auf, aber der rote Wagenlenker brachte das Viergespann unbeschädigt um die Spitzsäule. Nach ihm rasten auch die anderen Wagenlenker um die Spitzsäule, sie kehrten zu den Startschranken zurück, sie begannen die zweite Runde, was der zweite Delphin anzeigte..." Aurelius unterbrach ihn: "Sag schnell: Welche Mannschaft hat beim ersten Rennen gewonnen?" Lucius: "...und die letzte Runde gewann das Viergespann der roten Mannschaft, auf die niemand gesetzt hat. Der glückliche Wagenlenker, den alle feierten, nahm den Preis an. Ach! Ein großartiges Schauspiel!" Da sagte Aurelius: "Bei Herkules! Ich jedenfalls setzte immer auf die rote Mannschaft." Nun sagte Caecilia:"Schweig, Lucius, über den Circus, dessen Schauspiele euren Onkel allzu sehr aufregen und verwirren, wie ich denke." 32. Camillus und die Kinder von Falerii Das Glück des Krieges war lange verschieden. Während die Römer die Stadt Faleri angriffen, führte ein griechischer Sklave einige Jungen, deren Väter bei den Faliskern Anführer waren, täglich aus der Stadt auf die Felder hinaus – denn er war deren Lehrer, wie er immer im Frieden gehandelt hatte. Einstmals aber führte er sie nicht auf die Felder, sondern in das Lager der Römer zu Camillus und übergab sie ihm. Er sagte: “Ich übergebe dir die Stadt Faleri zusammen mit den Kindern der Anführer der Falisker.“ Aber Camillus antwortete, sobald er seine Worte gehört hatte: “Du bist weder zu einem Anführer gekommen noch zu einem verbrecherischen Volk mit einem verbrecherischen Geschenk, verbrecherischer XIX Sklave! Obwohl wir die Falisker als Feinde haben, ist trotzdem von Natur aus eine menschliche Gesellschaft zwischen uns und ihnen, die alle Menschen verbindet. Denn es gibt sowohl Kriegsgesetzte als auch Friedensgesetze. Wir haben die Waffen nicht gegen wehrlose Kinder genommen, sondern gegen bewaffnete Männer. Du willst Faleri mit Verbrechen und Treulosigkeit besiegen, ich will die Stadt der Feinde mit römischen Kriegskünsten und Waffen besiegen, sowie ich auch Vei besiegt habe.“ Camillus übergab den Lehrer den Kindern, nachdem er die Worte gesagt hatte. Diese aber schlugen den treulosen Mann mit Ruten, die ihnen Camillus gegeben hatte und führten ihn nach Faleri zurück. XX Caput duodecimum 33. Der Baukran Lucius blieb auf der clivus Argentarius stehen: „Sieh da, Publius! Komm schnell zu mir!“ Publius eilte herbei und sagte: „Was ist, Lucius? Warum staunst du?“ Lucius: „Hast du die Maschine etwa nicht gesehen? Ich kenne ihren Namen nicht. Niemals zuvor habe ich so ein großes Rad gesehen. Siehst du die Männer, welche in ihr sind? Sie bewegen das Rad mit den Füßen!“ Publius: „Ich kann sogar ihre Stimmen hören.“ Lucius: „Wie sie vor Anstrengung stöhnen! Sie, welche das Rad bewegen, sind gewiss Sklaven.“ Publius: „Die, die im Rad arbeiten müssen sind in der Tat elend. Ich habe Mitleid mit ihnen…“ 34. Beim Buchhändler Nachdem sie bei dem Laden des Buchhändlers angekommen sind, eilen sei sofort zu Aurelius, den sie im äußersten Teil erblickt hatten, er hatte ein Gespräch mit irgendeinem Mann. Sie fragten ihn über die Maschine, die sie gesehen hatten. Er wollte schon antworten, aber der Buchhändler, der den Jungen unbekannt war, hatte sich eingemischt: „Euer Onkel ist einer von den gelehrten Männern, für die das, wonach ihr fragt, nicht zuständig ist. Aurelius lachte: „Also erzähl du über die Maschine. Denn wir wissen: Du bist ein erfahrener Mann in allen Maschinen.“ Bibliopola: „Es ist, wie du sagst, Aurelius! Die Maschine, deren Tretrad ihr gesehen habt, Kinder, ist ein Hebekran, welchen die Griechen „Geranon“ nennen. Die, die in ihm sind, bewegen das Rad mit den Füßen, welches im Griechischen „tympanum“ heißt, wie ich sagte, und heben so große Lasten.“ Lucius: „Du verspottest uns! Niemals können Menschen mit den Füßen Lasten heben!“ Bibliopola: „Ich verspotte niemanden: Sie können es. Durch Treten nämlich treiben die Arbeiter die Maschine an, welche dicke Taue aufwickelt. Habt ihr sie etwa nicht gesehen?“ Publius: „Gewiss haben wir sie gesehen.“ Bibliopola: „Die Arbeiter heben mit den Seilen Steinquader, die für das Gebäude nötig sind. Wenn ihr schauen wollt: Mir gehört eine schöne Ausgabe der Bücher von Vitrinius über die Architektur, die eine Beschreibung des Bauens mit großartigen Zeichnungen enthält.“ Lucius: „Beim Jupiter! Komm Publius! Komm mit mir zurück zu dieser Maschine, welche so große Lasten emporhebt.“ Publius: „Eile du alleine! Ich ziehe es vor die Bücher des Vitrinius anzuschauen. (zum Buchhändler:) Denn ich befasse mich eifrig mit der Baukunst, besonders mit allen Maschinen.“ 35. Brand in der Subura Im Monat des Juni überzog ein unerhörtes Feuer die Stadt und Gebiete und verwüstete beinahe die alte Gegend, welche die Subura ist. Die Katastrophe nahm ihren Anfang auf der Seite des Circus Maximus, welche den Bergen Palatium und Caelius benachbart ist. Das Feuer hatte in irgendwelchen Läden begonnen, der Wind trieb die Flammen an, zuerst erfassten sie die Waren von großem Wert und dann eine Seite des Zirkus, dann durcheilten sie flaches Gelände, stiegen auf hohes Gelände hinauf, dann rafften sie schnell in einem nicht langem Zeitraum das enge Gelände der Subura bis zu den Wegen und Gassen, weil weder Mauern der Tempel noch etwas dazwischen lag. Das Feuer war von nie gesehener Gewalt. Die Enge der Gassen und die Flammen behinderten die Feuerwehrleute sehr, welche sofort mit Feuereimern, Brechäxten, Matratzen und ihren Feuerspritzen zu Hilfe gekommen waren und die Flammen zu löschen versuchten. Überall irrten Kinder und alte Männer in den Wegen, die sich Rettung verschafften, überall suchten Frauen ihre Kleinkinder. Freilich behinderten die Männer von großer Tapferkeit, welche die Schwachen unterstützten, XXI trotzdem auf diese Weise die Feuerwehrleute. Oft schlossen die Flammen die Menschen auch in denjenigen Teilen ein, in die sie geflohen waren, ein und töteten sie. Zuletzt waren die Wege und Plätze voll von denjenigen, welche sich Rettung verschafft hatten. Viele aber gaben die Hoffnung zu überleben auf: Wer seinen Besitz verloren hatte, wer die Eltern, Kinder, Ehefrauen oder Kinder nicht aus den Flammen gezogen hatte, wollte sterben, obwohl er hätte fliehen können. Nach langer Zeit löschten die Feuerwehrleute am Fuße des Esquilin endlich die Flammen, nachdem sie über einen großen Raum hin die Gebäude niedergerissen hatten: So nämlich stand den Feuern ein leeres Feld entgegen. Der Praefekt konnte dem Kaiser Tiberius noch nicht die Anzahl der Toten oder Gebäude, Mietshäuser und Tempel, die der Brand zerstört hatte, melden. XXII Caput tertium decimum 36. Im Marcellustheater Vor dem Theater billigte der Platzanweiser aufmerksam die Eintrittsmarken, die Chremylus besorgt hatte und, während er auf die vor sich gelegene Tür zeige, sagte er ihnen: „Nicht diese ist die Tür, wo ihr hineingehen müsst, Kinder!“ Er zeigte Chremylus die Richtung des Hereingehens: "Jener Eingang ist angemessen, wo du das Standbild des göttlichen Augustus siehst!“ Chremylus öffnete den Kindern einen Weg durch die Mitte der dicht gedrängten Menschen und er führte sie zu den Sitzplätzen. Über diese sagte jener, nachdem sie sich gesetzt hatten: „Verzeit, Kinder, verpetzt mich, bitte, nicht beim Herren Aurelius: Ich kann dieses Schauspiel fast aus dem Gedächtnis aufsagen! Daher- Ich gehe von hier weg! Erwartet mich nach dem Ende des Schauspieles!“–und er geht aus den Zuschauerrängen. Domitilla blickt aufmerksam umher. Was für eine große Menge! Wie viel Geschrei! Dort singen sie, dort schwatzen sie. Dort hatten sie Kissen auf den Steinsitzen. Schon nahmen sie jene Kuchn aus den Körben, welche sie bei sich getragen hatten. „Sie da, Publius“, rief sie, „Guck dir die Frau dort an! Sie trägt in der Tat ihr Kleinkind bei sich... und der Mann hier: Er hat sich eine Maske angezogen!“ Endlich betrat jener Schauspieler mit dem Namen Demetrius, von dem Caecilia erzählt hatte, die Bühne und rief aus: „Schon beginnt das Schauspiel! Unterlasst schon mal das Essen, Trinken und Schwatzen. Und schicken sofort diese Kleinkinder, deren Wimmern ich bis auf die Bühne höre, aus dem Theater! Richtet eure Aufmerksamkeit auf den Soldaten, der jetzt auf die Bühne geht, und auf diesen Schmarotzer, der... Schon erschöpfte sich das Publikum beim Klatschen. 37. Hochzeitstag Im Morgengrauen betrat die Mutter das Schlafzimmer der Tochter und weckte sie aus dem Schlaf: "Steh' auf, Rufilla! Zu Hochzeit ist alles vorbereitet." Schon lange vor diesem Fest hatte der Vater Vorzeichen beobachtet, und weil sie günstig waren, hatte er alle Verwandten und Freunde eingeladen. Rufilla hatte einen großen Teil der Nacht nicht geschlafen. Der Vater hatte sie mit Titus verlobt, als sie kaum 12 Jahre alt war. Seit dieser Zeit trug sie einen eisernen Ring, den ihr Verlobter ihr damals gegeben hatte. Im Monat Mai hatte sie das 15: Lebensjahr vollendet. Wollte sie wirklich Titus heiraten? Dieser einerseits netten, andererseits unzuverlässigen Titus...? Hatte sie ihre Absicht gut geprüft? Aber niemand hatte nach ihrer Zustimmung gesucht... Sobald sie sich gewaschen hatte, gab ihr ihre Mutter Kleidungstücke: "Zieh dieses weiße Untergewand an, dieses Obergewand und diese safrangelben Sandalen. Dann lege diesen feuerroten Brautschleier auf deinen Kopf und schmücke dich mit diesem Myrtenkranz! Oh wie reizend!" Das Fest Endlich kam Titus mit seinen Eltern an. Sogar die Freunde und Verwandten kamen an. Nachdem sie Juno ein Opfer dargebracht und deren Gefälligkeit für den Bräutigam erfleht hatten, -denn diese Göttin kümmerte sich um die Ehe- verband eine der verheirateten Frauen die rechte Hände Ruffillas und des Bräutigams. Titus fragte die Braut:"Bist du bereit, Familienmutter zu werden?" und diese antwortete:"ich bin bereit.“Da riefen alle: "Viel Glück!" und "Lebt gut! Schenkt uns viele Kinder!" riefen sie aus und übergaben ihre Geschenke. Nach dieser Zeremonie aßen, tranken, erzählten, sangen und tanzen sie bis tief in die Nacht hinein. Wie sie auch nun noch auf den Füßen standen, zeigten sie Titus den Weg XXIII mit Fackeln, während dieser die neue Braut, nachdem er sie aus dem Schoss einer verheirateten Frau geraubt hatte, in seine Villa mit sich nahm und den Kindern Nüsse streute. Die Freunde sangen die Hochzeitslieder, riefen "Talassio, talassio" und verspotteten den Mann und die Frau mit anzüglichen Liedern. Diese aber war traurig, weil sie zur Mutter zurückkehrte. Sobald die betrunkene Menge im Haus des Titus ankam, schmückte Rufilla die Pfosten mit Kopfbinden aus Wolle und bestrich die Schwelle mit Schweinefett, weil die neuen Gatten es für ein Vorzeichen zukünftigen Reichtums halten. Titus betrat zuerst das Gebäude, steckte seinen Kopf aus dem Forum und fragte:"Wer bist du denn? Wie heißt du?" Diese sagte zu ihm:" Wo du Gaius bist, bin ich Gaia“, weil es (so) Sitte war. Da erwartete Titus die Braut und gab ihr Wasser und Feuer. Nun kehrten die Freunde und Freundinnen zu ihnen zurück und schlossen das Tor der Eingangshalle. XXIV Caput quartum decimum 38. „Cumuli“-Rekorde Varro sagt: "Der kleinste Mensch ist etwa zwei Fuß hoch." An einer anderen Stelle sagt er, dass der größte Mensch neun Fuß groß sei. Ebenso schreibt Varro: "Der Sportler Vinnius hat mit einem Fuß einen beladenen Wagen bewegt." In einem Zirkus habe ich den Sportler Salvius mit seinen Schultern einen Esel hochheben sehen. Crassus hat in seinem ganzen Leben nie gelacht. Ich weiß jedenfalls, dass Viele Menschen niemals weinen. In einer Arena ist ein achtjähriger Junge in acht Stunden 560 Stadien gelaufen. Die Sparthaner freuen sich auch heute noch, dass ein Bote einst in 48 Stunden 1160 Stadien gelaufen ist. Seeleute sahen Seeungeheuer, welche 600 Fuß lang und 300 Fuß breit waren. Caesar befahl sofort, dass gelehrte Männer diese beobachten und über sie berichten sollten. König Kyros behielt die Namen aller Soldaten im Gedächtnis. Es steht fest, dass Caesar sieben Briefe gleichzeitig diktiert hat. 39. Langweilige Lektüre Tertia und Vibia (diese ist Rufillas Schwester) hörten auf zu spielen. Und vernahmen aufmerksam Domitillas Stimme. Tertia: "Was trägst du vor, Domitilla? Ist es interessant, was du da vorträgst?" Domitilla hörte auf, vorzutragen: "Polybius will, dass ich die Sprüche jenes Varro lese. Aber ich will sie nicht vortragen. Ist dir dieser Varro bekannt, Vibia?" Vibia: "Vater sagt, er war ein gelehrter Mann." Domitilla: "Mich interessiert er nicht! Ich will diese Sprüche nicht lesen, ich ziehe Geschichten oder Homers Gedichte vor." Tertia: "Willst du etwa den Auftrag von Polybius missachten?" Domitilla: "Wollt ihr etwa mit mir spielen?" Tertia: "Sicher wollen wir das, Domitilla! Aber wir wollen nicht, dass Polybius dich tadelt." 40. Ein Brief aus dem Grab Polybius eilt zu seinem Herrn Pomponius: "Ich habe eben einen Brief erhalten, Herr, den mir Freunde aus Griechenland geschickt hatten. Sie schreiben von Dionysidor, welcher neulich gestorben ist." Pomponius fragt: "Wer war dieser Dionysios?" Polybius antwortet: "Er war ein sehr gelehrter Mann. Höre, Herr, dieses seltsame Geschehnis: Jener schrieb uns, die wir noch leben, aus seinem Grab einen Brief. Diesen Brief fanden meine Freunde in seinem Grab." Pomponius: "Was schrieb jener gelehrte Mann aus seinem Grab?" Polybius: "Er schrieb, dass er von seinem Grab zum Innersten der Erde gelangt sei! Die Strecke von seinem Grab bis zum Innersten der Erde seien 42000 Stadien. Die Freunde schreiben, dass sie sofort den Umfang der Erde berechneten: Er beträgt 252000 Stadien." Pomponius: "Willst du etwa, dass ich deinen Geschichten glaube?" 41. Marmor aus Afrika Gegen Abend kam der Händler an. Der Pförtner Charmides öffnet ihm: "Wer bist du? Woher kommst du? Was willst du?" Kaufmann: "Ich bin ein Freund des Herren. Ich komme aus Ostia. Gib du deinem Herren bitte die Botschaft. dass der Kaufmann Aghato gekommen ist. Charmides gehorchte ihm und rief Pomponius herbei. Als dieser vom Freund erfährt begrüßt er ihn mit großer Freude: "Sei gegrüßt Agatho!" sagte er. "Wie geht es dir? Ich freue mich, dass du mich besuchst." Der Kaufmann grüßt zurück: "Sei du auch gegrüßt Pomponius! Mir XXV geht es gut. Ich hoffe, dass du auch gesund bist." Dann Pomponius: "Bekamst du nicht den ich dir vor wenigen Monaten schickte? Ich schrieb, dass ich mein Pompeianum erweitern will. Ich meine nämlich, dass die Villa zu klein und zu eng ist." Der Kaufmann antwortet: "Ich erhielt ihn und las das dieser Villa auch ein Peristyl fehlt. Du befahlst mir Mamor aus Afrika zu beschaffen. Nun melde ich dir, dass dieses mit Steinen beladene Schiff in Ostia angekommen ist. Die Menge an Steinen die du brauchst können wir zu dir transportieren. Die Frachtkosten sind sehr gering - denn du weist mein Schiff kostet für meine Freund nur ganz wenig. Es ist deshalb notwendig, dass du nach Ostia kommst und den Mamor begutachtest. Deshalb lade ich dich zu mir ein. Nimm deine Tochter oder deinen Sohn mit wenn du willst." XXVI Caput quintum decimum 42. Die Germanen Caecilia: "Was ist? Wer hat diesen Brief geschickt?" Aurelius: "Gaius Aemilius, unser Freund, wird in Trier zurückgehalten. Er wird von einer Schlimmen Krankheit gequält. Er hat geschrieben, dass es ihm nicht erlaubt ist, uns zum Bundesfest zu besuchen." Caecilia: "Wie bedaure ich, dass er krank ist und in Trier zurückgehalten wird, in dieser fast fremden Stadt. Ohne Zweifel wirst du vom Schicksal unseres Freundes bewegt." Aurelius: "So ist es. Ich werde beunruhigt. Sicher kümmert man sich in dieser Stadt nicht gut um ihn, weil sie im germanischen Grenzgebiet liegt. Höre, Caecilia, dieses schrieb der Freund: Ihr, ihr glücklichen Menschen werdet von der Wärme der Sonne wiederhergestellt, wenn ihr krank seid; wir aber werden von kalten Winden und Regenschauern gequält. An diesen Orten sieht man viele Monate die Sonne nicht. Als Kaufmann in Germanien Lucius, welcher mit seiner Schwester Tertia diese Worte gehört hatte, fragte: "Wer ist Gaius Aemilius? Wo liegt Trier? Was tut er in jener Stadt?" Aurelius: "Aemilius ist Händler, er sucht die Völker der Germanen auf und kauft viele Waren. Die Stadt Trier liegt in Germanien. Dort werden nicht nur kräftige Sklaven gekauft, sondern auch Bernstein, welcher auf den Inseln des Germanischen Meeres entsteht und bei den Germanen "glaesum" genannt wird. Aemilius erzählt viel über das Leben und die Sitten der Germanen in seinen Briefen." Lucius: "Was schreibt er von ihnen?" Aurelius: "Er schreibt, dass die Germanen grässliche Menschen seien, dass in ihren Dörfern weder Jungen noch Mädchen von Lehrern unterrichtet werden." Lucius: "Werden die Kinder der Germanen etwa nicht unterrichtet?" Caecilia: "Sie werden nicht von Lehrern unterrichtet." Tertia und Lucius rufen: "He! Wir wollen sofort in Germanen verwandelt werden!" Aurelius: "Aber die Jungen der Germanen werden von ihren Eltern streng erzogen!" Pomponius mischte sich ein: "Ich habe gehört, dass auch anderes über die Sitten der Germanen berichtet wird... schreckliches: Oft isst, singt und trinkt man. Was sage ich, man säuft bei diesen Barbaren bis spät in die Nacht.,Manchmal spielen die Väter, wenn sie betrunken sind, mit Würfeln um die Freiheit ihrer Kinder und Frauen." Tertia: "Das missfällt mir sehr!" Aurelius: "Obwohl das Klima in Germanien meistens rauh ist, waschen sie sich täglich bei Tagesanbruch nackt in Flüssen oder Seen mit kalten Wasser." Lucius: "Halt! Es ist genug. Ich verwandele mich jedenfalls wieder in einen römischen Jungen." 43. Ostia – Welthafen vor den Toren Roms Früh verlassen die Pomponii Rom. Vertagus, ein gallischer Sklave und sehr erfahrener Kutscher, bringt sie mit einer Kutsche nach Ostia. Zwei Stunden Später werden die Mauern von Ostia sichtbar und bald darauf werden die Pomponii durch das Römische Tor gefahren. Lucius und Publius bestaunen viele Lagerschuppen, die man an der Hauptstraße entlang sieht. Man hört das Geschrei und die Stimmen der Arbeiter und Lastenträger, welche mit Waren beladen entweder die Lager betreten oder verlassen. Da sagt der Vater: "In jenen Speichern werden Waren gelagert, gewogen und verteilt, welche aus den Provinzen des ganzen Reiches importiert werden oder auch in die entlegensten Teile des Erdkreises exportiert werden. Hinter dem Theater, welches ihr gerade auf der rechten Seite gesehen habt, liegt ein großes Gebäude, wo die Großkaufleute und Reeder und diese, welche 'curatures navium' genannt werden, ihre Niederlassungen haben." Die Sinne der Kinder werden von der Vielzahl der Sprachen und der Kleider und der Völker gefesselt. Äthiopier, Araber, Afrikaner, Inder, Britannen und Dacer sind zu sehen, Stimmen von Galliern, Germanen, Goten und Persern sind zu hören. Überall findet man Läden, Werkstätten, Buden und Garküchen. Hier XXVII wird ein Gebäude, welches ein Brand zerstört hat, von Abbrucharbeitern niedergerissen; dort werden einem Gebäude, welches schon vier Stockwerke hoch ist, von Bauarbeitern zwei zusätzlich aufgesetzt. Endlich kommen die Pomponii an dem Haus des Agatho an. Vertagus steigt ab und klopft ans Tor. Weil niemand geöffnet hat, klopft er wiederum und ruft. Nun wird das Tor geöffnet und der Pförtner fährt Vertagus an: "Was machst du vor der Tür für ein Geschrei? Meinst du etwa, dass du auf dem Land bist? Bei Hercules, geh vom Tor weg. Geh aufs Land, Bauer! Oder willst du von mir geschlagen werden?" Darauf sagt Vertagus: "Was schreist du? Was fährst du mich an? Wehe dir! Ich werde von dir nicht erschreckt! Ich bin Vertagus, der Kutscher des Marcus Pomponius, der ein Freund deines Herrn ist. Wir werden erwartet! Also eile und melde, dass wir gekommen sind, wenn du nicht von deinem Herrn geschlagen werden willst." Der Händler erscheint, weil er den Streit der Sklaven gehört hat, und erkennt die Freunde: "Wenn ich mich nicht täusche, sehe ich meine Freunde. Sei gegrüßt, Pomponius! Verzeih bitte diesen nichtsnutzigen Pförtner! Tretet ein, ihr werdet schon erwartet. Ich denke, ihr seid von der Reise erschöpft. Deshalb befehle ich, dass ein Bad und ein zweites Frühstück vorbereitet werden." XXVIII Caput sextum decimum 44. Lieferung frei Haus Während sie sich am zweiten Frühstück erfreuen, wird ein kräftiger Mann in den Garten des Händlers geführt. Der Verwalter der Sklaven meldet Agatho: "Sieh mal diesen neuen Sklaven, Herr, den du kürzlich gekauft hast. Er ist mir eben vom Sklavenhändler gebracht worden." Agatho sagt zu seinen Gästen: "Lange habe ich einen kräftigen Sklaven in Rom gesucht. Die, die auf den Podesten ausgestellt wurden, waren schwach und bei schlechter Gesundheit." Marcus Pomponius staunt: "Das verstehe ich nicht. Einst jedenfalls hat man überall in Rom Sklavenhändler gesehen, welche Sklaven verkauft haben." Der Händler antwortet: "Du hast es richtig gesagt. Jetzt aber gibt es selten Sklaven und sie sind teuer. Der, den du hier siehst, ist mir von einem mir bekannten Sklavenhändler vor dem Tempel der Castoren verkauft worden. Der sagte mir, dieser Sklave sei unserer Sprache kundig." Pomponius sagt: "Mit welchem Namen wird er gerufen?" Der Sklavenverwalter antwortet: "Ihm wurde der Name Afer gegeben." Dann fragt er den Sklaven: "Wann bist du gefangen worden, Afer? Was ist deine Heimat?" Afer antwortet: "Sowohl ich als auch meine Kameraden sind letztes Jahr in den afrikanischen Wäldern gefangen worden." Pomponius sagt: "Ich denke, dass ihr sofort an den Sklavenhändler weitergegeben worden seid, der dich hierher geführt hat." Afer antwortet: "Wir sind an diesen habgierigen und gemeinen Mann übergeben worden." Agatho lacht: "Ich gewähre dir einen kleinen Trost, Afer: Es ist schon befohlen worden, ein Bad vorzubereiten." Und er sagt zu dem Verwalter: "Er ist ein großartiger Sänftenträger, wie ich sehe." 45. Das Gespensterhaus Es war ein großartiges, aber schreckliches Haus in Athen, in dem mitten in der Nacht das Geräusch von Eisen gehört wurde. Bald erschien das Gespenst, ein alter Mann, welcher einen langen Bart hatte und dessen Harre struppig abstanden. Er trug Ketten, mit denen er lärmte. Die Menschen, die dieses Haus bewohnten, durchwachten, als sie das Gespenst gehört und gesehen hatten, die Nächte. Jenen Nächten folgten Krankheit, ja sogar Tod nach. Denn auch Tagsüber, wenn das Gespenst wich, wurden die Menschen von der Erinnerung dieses Gespenstes gequält. Zuletzt verließen sie das Haus und ließen es dem alten Mann zurück. Das Haus aber wurde, nachdem es verlassen worden war, zu einem kleinen Preis zum Kauf angeboten. Zufällig kam ein Philosoph nach Athen, erfuhr, dass das Haus zum Kauf angeboten wurde und fragte nach dem Grund des kleinen Preises: Er mietete das Haus, obwohl ihm der Grund bekannt war. Als die Nacht sich näherte, befahl jener Philosoph, dass ihm ein Bett zurecht gemacht wird; Er verlangte, dass ihm Tafeln, ein Schreibstift und eine Leuchte herbeigebracht werden. Er richtete, nachdem diese herbeigebracht worden waren, seine Aufmerksamkeit auf das Schreiben. Er wollte nämlich mit dem Schreiben die Angst vertreiben. Bald darauf hörte er das Geräusch von Ketten. Darauf glaubte er, dass das Geräusch zunehme, dass es sich näherte, dass es schon im Schlafzimmer sei. Endlich sah er das Gespenst, von dem ihm erzählt worden war. Der Alte stand im Schlafzimmer und winkte dem Philosophen mit seinem Finger. Dieser aber beachtete den Alten nicht. Das Gespenst rasselte mit den Ketten über dessen Kopf. Dann endlich nahm der Philosoph die Lampe und folgte jenem, der vorausging. Das Gespenst beugte sich im Garten über und verließ plötzlich seine Begleiter. An jenen Ort, an dem der Alte verschwand, legte er Kräuter und Blätter als Zeichen. Am nächsten Tag befahl er, dass jener Ort aufgegraben wird: Darin sind Knochen gefunden worden, welche mit Ketten gefesselt waren. Die Knochen sind in der Öffentlichkeit XXIX bestatten worden. Seit dieser Zeit blieb jenes Haus frei von Manen, weil die Knochen vorschriftsmäßig bestattet worden waren. XXX Caput septium decimum 46. „Miles gloriosus“ In der zehnten Stunde dieses Tages gingen der Kaufmann und Pomponius mit ihren Söhnen und Töchtern im Hafen von Ostia spazieren. Sie wurden von dem Anblick eines Heeres gefesselt, welches an Land gesetzt wurde. Ein ihnen unbekannter Mann trat heran: "Viele Jahre habe ich im Fußheer Kriegsdienst geleistet. Nun bin ich ein Veteran, der sich gut verdient gemacht hat. Einst habe ich mit meinen Mitkämpfern vielen Anstürmen von Barbaren standgehalten. Ich habe in aller Gewissenhaftigkeit die Unglücke vom Staat ferngehalten. Deswegen habe ich viele Orden erhalten." Schon zeigte er sie mit seiner Hand. "Seht! Dies sind die Früchte meiner Tüchtigkeit und Tapferkeit." Seht, der Reiteroberst, welcher das Reiterheer anführt, kommt. Begeistert streckte er seine rechte Hand zum Reiteroberst und zum ganzen Heer aus und rief: "Hurra, Herr Offizier, Hurra!" - und verschwand in der Menschenmenge. Agatho sagte zu den Kindern: "Alberne Sachen! Jener Mann war geschwätzig und prahlerisch - wie ein Soldat. Zu nichts nütze. Aber Pomponius erwidert: "Ich billige deine Meinung nicht. Oft war das römische Heer die letzte Hoffnung für unseren Staat. Welche die Soldaten unserer Heere vor Unglücken retteten. Sie werden in Schlachtordnung trainiert, nicht in Wissenschaft - wie die Zivilisten. Es steht fest, dass der römische Staat von unseren Heeren aus dem Unglück gerettet wurde, und, dass das römische Heer unseren Staat schützt. 47. Lösegeld von Caesar "Fürchtest du denn die Gefahren von Stürmen oder Piraten nicht?" - "Wir fürchten die Stürme jedenfalls immer, Domitilla, in unserer Zeit aber sind wir frei von der Furcht vor Piraten. In der Zeit unserer Vorfahren aber, fürchteten die Händler die Piraten, welche sich durch Raub von entweder Waren oder Passagieren ihren Lebensunterhalt und ihren Reichtum verschafften. Nicht einmal Gaius Julius Caesar haben sie verschont." - "Was weißt du über diesen Vorfall mit Caesar?" "Einst segelte Gaius Julius Caesar nach Rhodos - er wollte dort einen berühmten Lehrer der Rhetorik hören, glaube ich. In der nähe einer Insel wurde er von einer Bande Piraten gefangen, welche damals mit großen Flotten die Seewege beherrschten. Natürlich waren die Räuber mit großer Freude über jenen Raub erfüllt worden, weil sie mit Hoffnung eines reichlichen Preises geführt wurden: "Gib uns 20 Talente - und geh weg und scher dich zum Teufel!" Caesar wies dieses unter dem Anschein höchster Empörung zurück: "Schätzt ihr mich etwa auf 20 Talente ein? Mich, welcher unter die Anzahl der besten Männer des römischen Senats gezählt wird? Fordert wenigstens 50 Talente, wenn ihr wollt, dass ich gehe." Er blieb ungefähr 40 Tage bei ihnen, mit einem Sklaven und zwei Kammerdienern, die übrigen seiner Begleitung hatte wegen des Beschaffens des Geldes weggeschickt. In jenen Tagen befahl Caesar den Piraten wie deren Anführer, er spielte ihnen ohne irgendeine Angst einen Streich: Bald verlangte er unter dem Anschein von Hunger Früchte von Bäumen, bald machte er aus Verdruss über die freie Zeit Verse und, als sie nicht mit Bewunderung aufgenommen wurden, beschimpfte er sie als Räuber und ungebildete Barbaren. Häufig kündigte er ihnen mit einem scherzhaften Lachen die Todesstrafe für dieses Verbrechen an: "Bei meiner Treue! Jener Tag, an dem ihr mich entführt habt, war für euch nicht zum Heil!" Die Räuber erkannten die Zuverlässigkeit dieser Sache nicht, im Gegenteil, sie glaubte, Caesar sei ein Witzbold. Sobald das Lösegeld herbeigebracht und gezählt worden war, setzten die Piraten Caesar am Strand aus. Dieser eilte sofort nach Milet, rüstete dort Kriegsschiffe aus, fing die Räuber auf jener Insel und erlangte seine Talente und andere Reichtümer wieder. XXXI Die Räuber, welche er gefangen hatte, führte er nach Pergamon. Dort wurden sie auf Befehl Caesars an Kreuze gebunden, zuvor aber hatte er befohlen, sie zu erdrosseln." XXXII Caput duodevicesimum 48. Der Kleiderdieb Die Freunde eilten froh zu den öffentlichen Thermen von Pompeji. Schon von weitem sahen sie eine Menschenmenge und hörten Geschrei. Plötzlich erblickten sie einen Mann, der aus den Thermen weggeführt wurde. Mit lauter Stimme rief er: "Helft mir! Ich bin unschuldig!" Dann fragte Lucius neugierig einen aus der Menge, die herum stand: "Was ist? Warum wird jener Mann abgeführt?" Dieser aber lachte: "Jener? Er ist ein Mann Mit drei Buchstaben DIEB (lat. FUR). Er wird abgeführt, weil er beim Diebstahl erwischt wurde." Jener aber widersetzte sich und fuhr fort zu schreien: "Ich bin Unschuldig! Ihr führt mich ab, obwohl ich nicht des Diebstahls überführt bin. Beim Jupiter!" Die Menschen lachten, während er dies schrie, und die Wächter führten ihn gefesselt ab. 49. In den Thermen Endlich traten die Jungen in die Thermen ein. Die Bademeister begrüßten sie, ihre Dienste anbietend. Viele, die zu den Thermen kamen, wollten begossen oder trocken gerieben werden, jene aber strebten zuerst zu einem Sportplatz. Dieser war voll von laufenden, springenden oder mit Bällen spielenden Männern und Jungen. Überall riefen Verkäufer: "Kauft Obst! Kauft Wein! Kauft Plätzchen! Kuchen! Heiße Würstchen!" Darauf gingen die Freunde in den Auskleideraum, legten ihre Tuniken ab und vertrauten die abgelegten Kleider dem im Auskleideraum zurückbleibenden Polybius an. Sie eilten nackt zu dem Schwimmbecken, das nahe dem Sportplatz lag. Lucius freilich, floh vor dem kalten Wasser erschauernd, aber Quintus, der ihn ergriff, warf ihn ins Wasser. Jener fuhr ihn im Schmerz an; sie liefen durch die Thermen und drangen schließlich in das von allen Seiten vom Lärm widerhallende Tepidarium ein. Schon war einer von den Bademeistern, der von irgendjemandem wegen dieses Lärms gerufen worden war, herbeigeeilt. Aber die Freunde flohen mit großem Lärm vor ihm, indem sie in ein Schwimmbecken sprangen und unter Wasser schwammen. Nachdem jener erfolglos weggegangen war, bespritzten sie die übrigen badenden mit aus dem Leitungsrohr strömenden Wasser... 50. Menschen, Tiere, Sensationen Die Zuschauerränge waren schon voll von Zuschauern, als ich das Amphitheater betrat. Zwei Menschen, die auf einer Wasserorgel und einem Horn spielten, zeigten den Anfang des Schauspiels an, sobald ich mich hingesetzt hatte. Während sie spielten, kamen Gladiatoren mit einem langen Zug in die Arena hinein. Die Zuschauer applaudierten ihnen, während sie zum Sitz des Veranstalters gingen. Vor dem Veranstalter des Gladiatorenspiels blieben sie stehen und grüßten. Nachdem jener aber gegrüßt worden war, schickte er sie los und befahl, dass die Spiele beginnen. Zuerst wurden ein Tiger und ein Esel hereingelassen. Nachdem dieser von Angst ergriffen worden war, floh er vor jenem. Das Tier aber ergriff den Fliehenden schnell und zerfleischte ihn. Das Blut färbte den Sand rötlich..Nachdem darauf 3 Tierkämpfer mit einem Bären hereingelassen worden waren, fingen sie die Jagt an. Der Bär, welcher von einem mit einem weißen Gewand bekleideten Tierkämpfer gereizt worden war, griff seinen Gegner an und drückte ihn zu Boden. Sofort halfen die Übrigen ihm und trieben das Tier mit Peitschen von ihrem Mitkämpfer weg. Jetzt griff ein mit einem roten Gewand bekleideter Tierkämpfer den Bären an. Der teil der Zuschauer, der diesen Tierkämpfer XXXIII begünstigte, rief „er hat ihn“ und „erdrossele ihn“. In der Tat wurde das Tier von ihm erdrosselt. Dann verprügelten sich 2 Gladiatoren mit Knüppeln und Peitschen und amüsierten die Zuschauerränge. Diesen Gladiatoren folgte ein anderer Tierkämpfer, welcher einen Panther mit einer Lanze durchbohrte und ihn tötete. Vergeblich hatte das Tier versucht, die Lanze mit den Zähnen aus seinem Körper zu ziehen. Zwei Gladiatoren liefen mit großer Leidenschaft aufeinander zu und beendeten den ersten Teil des Gladiatorenspiels. Der Netzkämpfer mit Dreizack, Dolch und Netz und der Verfolger mit Schild, Lederhelm und Schwert bewaffnet kämpften um ihr Leben. Zuerst griff der Netzkämpfer mit seinem Netzt den Verfolger an. Es war sofort über dem Kopf des Gegners, dieser aber schlug mit seinem Schwert hierhin und dorthin und wehrte den Angriff ab. Beim zweiten Angriff warf der Netzkämpfer mit einem mächtigen Stoß seinen Gegner in den Sand und wickelte ihn schnell mit dem Wurfnetz ein. Jener lag besiegt auf dem Boden, ich glaubte, dass er schon tot sei ...Aber die Zuschauer riefen gnädig „lass ihn gehen“. Darauf gehorchte der Veranstalter den Stimmen des Volkes und richtete seinen Daumen auf, der Sieger schickte den Besiegten lebend aus der Arena. XXXIV Caput undevicesimum 51. Eine Villa am Meer Freundlich spricht Caecilius seine Freund an: „Zufällig habe ich ein jetzt käufliches, geschmackvolles, direkt am Meer gelegenes Meereshaus kennengelernt, mit einem Wort ein entzückendes Haus.“ Mit vielen und bedeutenen Worten spricht Lucius Caecilius über das Haus, welches er verkaufen will – einem geschicktem Redner nicht unähnlich. „Ich freilich glaube, Pomponius, dass es dir nützlich ist, wenn du dein Geld in das Haus investierst. Jenes Haus ist für allen Nutzten geräumig und nicht kostspielig. Es hat ein recht großes Atrium, ein geschmackvoll erbautes Peristyl und einen sehenswerten Säulengang der den Buchstaben D darstellt. Vor allem aber bewundere ich das Triclinuim, welches zum Meer herausragt. Deshalb wird es, wenn das Meer vom Wind angepeitscht wird, von den schon gebrochenen Fluten des Meeres sanft bespült. Überall hat das Haus Fenster, an den Seiten und an der Frontseite, man glaubt gleichsam 3 Meere zu sehen. Auf der Rückseite siehst du das Peristyl, den Porticus, das Atrium, Wälder weit entfernte Berge. Sehr bewundernswert ist der dem Meer benachbarte Garten und in diesem ist auch ein bewundernswertes Schwimmbecken: Von dort erblickst du, wenn du schwimmst, die Untergänge der Sonne oder die Wellen des Meeres.“ Dann sagt Pomponius scherzend: „Kann ich dann nicht die Wellen dreier Meere sehen?“ Caecilius: „Immer scherzt du Pomponius. Jetzt zu den Türmen...“ Pomponius: „Ich vermute richtig, dass du jetzt von der einzigartigen Schönheit der Türme sprichst...?“ Caecilius: „Du scheinst mich zu verspotten Pomponius! – Das Haus hat 2 Türme. Vom einen, dann wenn der Himmel klar ist, kann sogar Capri gesehen werden; den anderen hat der kluge Architekt mit einem Sonnendach bedeckt. Dieser Turm grenzt an einen großen Fischteich, in dem bewundernswerte Meerestiere sind.“ Pomponius: „Es ist mir schon genug. Oder hast du geglaubt, dass ich ein Neureicher bin?“ 52. Die Sintflut Dann beschloss Jupiter, weil er den gottlosen Menschen zürnte, das ganze freche und gottlose Geschlecht der Sterblichen mit einem gewaltigem Regen zu vernichten. Und in kurzer Zeit wurde ein mächtiger Regen vom Himmel geschickt, die Erde wurde zum Meer. Alle Flüsse ergossen ihre Kräfte über die Wege, die Felder und die Dörfer. Mit gewaltiger Kraft wurden alle Bäume, alle Menschen und alle Tiere mitgerissen. Schon bedeckte ein gewaltiges Meer die Dächer der Häuser und die Bergspitzen. Die hohen Türme waren schon unter dem Meer verborgen. In kurzer Zeit war die Erde nicht mehr zu sehen: Ein ganzes Meer entstand und dem Meer fehlten die Küsten. Wo eben noch eine schlanke Hirschkuh Gräser gefressen hatte, dort legte ein Seehund jetzt seinen schweren Körper ab. Ein räuberische Wolf wurde zusammen mit einem geraubten Schaf von reißenden Wellen davongezogen. Ein Delphin schwimmt in den Wäldern. Die Kräfte des Meeres trugen die Kräftigen Löwen heftig fort. Dem kräftigen Wildschwein nützte nicht mehr seine Kraft, der flüchtigen Hirschkuh nicht mehr ihr schneller Fuß. Die Vögel gebrauchten mit großer Kraft ihre Flügel, aber, nachdem sie vergeblich die Erde gesucht hatten, waren sie vom Fliegen erschöpft und fielen ins Meer. Hier versuchte ein Mensch vergeblich einen Hügel zu ersteigen: Er entfloh der mächtigen Kraft der Wellen nicht. Dort fuhr ein anderer über die Meere, die gerade noch Äcker gewesen waren: Ihm nützte sein schnelles Schiff, aber auf der Flucht nichts; weil er keine Nahrung hatte, starb er nach kurzer Zeit. Andere, die auf Bäumen saßen wurden von den Meerestieren zerfleischt. Unter dem Meer bewunderten die Nereiden die Ruinen berühmter Bauwerke. So haben die pflichtvergessenen Sterblichen damals viele elende Tode erlitten. Fast alle gingen XXXV zu Grund, bis auf 2, die Jupiters grausamen Zorn entkamen: Deucalion, ein pflichtgetreuer und unschuldiger Mann und Phyrra, seine treue und pflichtbewusste Frau. XXXVI Caput vicesimum 53. Eine Pantomime über Midas „Höre Aurelia“, sagt Pomponius „ich erinnere mich gut an 2 Pantomimen, die in Rom mit großem Applaus die Geschichte von König Midas aufgeführt hatten!“ Aurelia fragt: „Hast du 2 gesagt? Wer spielte Midas, wer seine Sklaven und wer den Gott Bacchus?“ Pomponius antwortet: „Sie spielten abwechselnd unterschiedliche Rollen. Nachdem die Masken getauscht worden waren, war der eine bald Midas selbst, bald ein Sklave, bald Midas Freund, bald der Gott Bacchus. Manchmal tauschten sie, während die Zuschauer auf die offene Bühne blickten, die Rollen – vor den Publikum! Bald stellte jener, während dieser sang, das dar was gesungen wurde, bald erklärte dieser, während jener spielte, den Zuschauern die Dinge, die auf der Bühne geschahen.“ Publius: „Noch nie habe ich derartiges gesehen!“ Pomponius: „Ein großartiges Schauspiel, niemals langweilig, mit großer Kunst zusammengestellt! Nachdem die Nahrung von Midas berührt worden war, der Fels vom Boden aufgehoben worden war, selbst als Midas im Wasser badete, war plötzlich die ganze Bühne mit goldenem Staub bedeckt – ich weiß nicht durch welchen Kunstgriff.“ Tertia: „Jetzt erkenne ich die Geschichte. Der unglückliche König Midas litt unter Hunger, weil jede Nahrung sich in Gold verwandelt hatte, er hatte Durst, weil Wasser oder Wein sich in Gold verwandelt hatte!“ Publius: „Nicht so! Obwohl Midas sich ein törichtes Geschenk wünschte, war Bacchus dennoch gnädig und machte, weil er mit Midas Mitleid hatte, das nutzlose Geschenk rückgängig. Später wurde Midas richtig unglücklich, weil seine Ohren in Eselsohren verwandelt worden waren.“ Pomponius: „Jene stellten diese Dinge nicht dar, wie ich glaube, als sie die Geschichte in Rom aufführten. Trotzdem wurde, nachdem das Schauspiel beendet worden war, kräftiger Applaus auf den ganzen Zuschauerrängen gespendet, aber, wie ich selbst glaube, wurde obwohl alle die Schauspieler bewunderten und applaudierten, trotzdem den Pantomimen nur ein geringer Lohn gewährt...“ Aurelia: „Daher machst du selbst Bacchus nach und...“ Publius: „...verwandelst ihre Kunst in Gold, Vater.“ 54. Cena Pomponii Aurelia grüßt Aurelius und Caecilia: Wenn ihr gesund seid, ist es gut. Mir geht es gut. Wie ihr wisst gaben wir am 15. Oktober unseren Freunden ein glänzendes Essen – nachdem unser neues Peristyl uns endlich vom Architekten übergeben worden war. Wir haben nicht nur das mit Bildern aus diesen Zeiten geschmücktes Peristyl erbaut, sondern auch die alte Vorhalle mit einem neuen Mosaik als gegenwärtiges Beispiel angepasst: Unter einem heftig bellenden, lebendigem und bissigem Hund scheinst du jetzt unser Haus zu betreten – oder du wagst dich vielleicht lieber nicht herein! Die Maler haben das Peristyl mit wirklich bewundernswerten und mit Kunst gemalten Werken verschönert. Ein ganz besonderer Schmuck ist jenes Bild, auf dem irgendwelche Pygmäen in einer Nillandschaft mit Flusspferden und Krokodilen kämpfend dargestellt werden. Auf der Rechten Seite haben 3 Pygmäen ein Krokodil mit Tauen fast gezähmt – während ein anderer Zwerg auf seinem Rücken sitzt und das Tier antreibt. Oberhalb von diesen hebt ein anderer seine winzigen Hände zum Himmel, weil sein Gefährte von einem Flusspferd – mit gewaltigem Maul – aus irgendeinem Boot herausgerissen wurde. Zur selben Zeit bemüht sich ein anderer Pygmäe, der auf dem riesigem Rücken des Flusspferdes steht, die Aufmerksamkeit jenes Tieres der Nillandschaft (das auf diese Art und Weise wütet) abzulenken, indem er mit der Lanze die Hinterbacken durchbohrt. In der Mitte erblickt man einen idyllischen Tempel den grüne Bäume gleichsam überwölben, links aber, droht ein anderes Krokodil einem einzelnem Pygmäen, während irgendein Kranich XXXVII zu einem anderen Tempel fliegt. Dieser wehrt mit Schwert und Rundschild bewaffnet, immer noch seinen riesig großen Feind ab. Ein wundervolles Bild, das unsere Fantasie durch Ägypten, jenes Land voller Wunder, schweifen lässt! Alle Gäste waren über dieses Bauwerk verdutzt. Nachdem die Besichtigung beendet worden war, nachdem die Bewunderung nicht aufhörte, befahl ich, ausgezeichnete Speisen herbeizubringen, die unser neulich erst gekaufter Koch zubereitet hatte. Während wir uns alle immer noch an diesen delikaten Gängen amüsierten, ließen wir 2 Pantomimen auftreten, von denen ihr in der Stadt sicher gehört habt. Dort gaben sie nämlich Vorstellungen – während ganz Rom applaudierte – und führten die Geschichte von König Midas mit großer Kunst auf. Wie bedaure ich, dass ihr selbst gerade an diesem Fest nicht teilgenommen habt. Daher ist es notwendig, nachdem ihr diese neuen Sachen kennengelernt habt, dass ihr schnell nach Pompeji aufbrecht und selbst einerseits jenes Mosaik und andererseits jenes Peristyl und jene bewundernswerten Gemälde anschaut. Kommt, seht, schaut! Kümmert euch sorgfältig um eure Gesundheit. Ich habe den Brief am 31.10 in Pompeji geschrieben. XXXVIII