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D 8512 NACHRICHTEN POLITIK Vorläufige Bilanz Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan zieht die Regierung im Fortschrittsbericht vorläufig Bilanz. Seite 4 BUNDESWEHR Vertrauenssache Brigadegeneral Friedhelm Tränapp, Leiter der Arbeitsgruppe Attraktivität: Ohne Vertrauen geht es nicht. Seite 6/7 MILITÄRGESCHICHTE Weg zur Einheit Vor 25 Jahren ebnet der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem 10-Punkte-Plan den Weg zur Deutschen Einheit. Seite 9 SPORT Geglückter Auftakt Die Eisschnellläufer eröffnen den Weltcup in Japan und machen Hoffnung auf eine erfolgreiche Wintersportsaison. Seite 10 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.wirdienendeutschland.de Nr. 46 Montag, 24. November 2014 Im Dialog mit den Bürgern Ministerin eröffnet Showroom der Bundeswehr im Herzen Berlins – Vielfalt der Karrierechancen. von Florian Manthey Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am vergangenen Mittwoch den Showroom der Bundeswehr in Berlin eröffnet. Dabei handelt es sich um ein modernes und offenes Forum, in dem künftig ein kontinuierlicher Dialog zwischen Bundeswehr und Öffentlichkeit stattfinden kann. Direkt am Bahnhof Friedrichstraße – im Herzen der Hauptstadt – präsentiert sich die Bundeswehr nun mit ihrem bundesweit einzigartigen Showroom. „Wir sind bewusst in die Mitte der Gesellschaft gegangen“, machte die Ministerin deutlich. Im Mittelpunkt des Angebots im Showroom stehen die Karrierechancen in der Bundeswehr. Zur Eröffnung unterhielt sich die Ministerin mit Bewerbern, für die nach eigenen Angaben vor allem die Vielfalt der Berufsund Karrieremöglichkeiten in der Bundeswehr sehr attraktiv sei. Von der Leyen freute sich über die Steigerung der Bewerberzahlen, insbesondere bei den Bewerberinnen. Hier habe die Bundeswehr einen Zuwachs von zehn Prozent zu verzeichnen. Laut einer Befragung von mehr als 12 000 Foto: Funk/Bundeswehr 50. Jahrgang „Selfie“ mit der Ministerin: Bei der Eröffnung des Showrooms der Bundeswehr in Berlin trifft sich die Ministerin mit Jugendlichen, die sich für Karrierechancen bei der Bundeswehr interessieren. Schülern, die im Sommer veröffentlicht worden war, ist die Bundeswehr nach der Polizei der zweitbeliebteste Arbeitgeber bei Schülern der Klassen 8 bis 13. Bei den jungen Frauen liegt die Bundeswehr erstmalig unter den Top Ten auf Rang vier. Auch die 19-jährige Cindy war zu einem Beratungsgespräch im Showroom. „Man hat mir gleich alle meine Fragen beantworten können“, freut sich die Berlinerin über das freundliche und auf- geschlossene Gespräch. Sie würde gerne Rettungsassistentin werden. Der Termin im Showroom habe ihr Interesse für eine Karriere in der Bundeswehr bestärkt. Im Showroom besteht für Interessenten die Möglichkeit zu einem ersten Kontakt mit dem Arbeitgeber Bundeswehr. Im Anschluss kann ein Beratungstermin im neuen Karrierecenter in der Friedrichstraße – in unmittelbarer Nähe zum Showroom – folgen. Kapitän zur See Ulrich Karsch ist bewusst, dass der Showroom auch provozieren kann. Der Leiter Karrierecenter Berlin erklärt gelassen, dass die Bundeswehr das aushalten müsse. Der Leiter des Showrooms, Hauptmann Jürgen Klau und sein Team, stellen sich auch kritischen Fragen. Sie vermitteln Ansprechpartner. Das Team steht montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr in der Georgenstraße 24 zur Verfügung. Schnell Verbesserungen erzielen www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.instagram.com/bundeswehr Unter Leitung von Staatssekretärin Suder ist das Projekt Rüstungsmanagement gestartet. Berlin. Unter der Leitung von Staatssekretärin Katrin Suder hat am vergangenen Freitag die KickOff-Veranstaltung des Projekts Rüstungsmanagement in Berlin stattgefunden. Das Projekt bewertet die Erkenntnisse des externen Rüstungsgutachtens und wird dessen Empfehlungen in konkrete Maßnahmen für die Bundeswehr umsetzen. Bei dem Treffen wurden die Teilprojekte abgestimmt und Schnittstellen identifiziert. Das Projekt soll von einer integrierten Arbeitsweise geprägt sein. Bis kommenden Monat soll die Planung innerhalb der Teilprojekte abgeschlossen sein. Das Gutachten „Umfassende Bestands- Foto: Wilke/RedBw www.bmvg.de Rüstung in vier Bänden: Das 1500 Seiten starke Gutachten zeigt den Stand der Projekte. aufnahme und Risikoanalyse zentraler Rüstungsprojekte“ des Konsortiums aus KPMG, P3 Group und Taylor Wessing wurde Anfang Oktober an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen übergeben und empfiehlt grundlegende Veränderungen in den Strukturen und Verfahren der Rüstungsbeschaffung. Daraus hat die Ministerin erste Konsequenzen gezogen und mit der Agenda Rüstung einen Rahmen gesetzt. Das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung der Handlungsempfehlungen. In der festen Absicht, ohne Zeitverzug entscheidende Verbesserungen im Beschaffungswesen herbeizuführen, hat Suder ein hochrangiges und schlagkräftiges Team aufgestellt, das die große Aufgabe Rüstungsmanagement mit Entschlossenheit angeht. An der Spitze der Projektorganisation Rüstungsmanagement steht der Beauftragte für die st rategische Steuerung 2 aktuell Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: aktuell@bundeswehr.de Intern ZItAt „Ron hat sich diese Chance verdient, und er hat seine Sache super gemacht.“ Bundestorwarttrainer Andreas Köpke zur Leistung von Nationaltorwart Ron-Robert Ziegler im Freundschaftsspiel gegen Spanien. Leitender Redakteur (App. 24 20): Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik (App. 24 21): Jörg Fleischer (jf) Redaktionelle Mitarbeit Streitkräfte/Einsatz (App. 24 22): Hauptmann Patricia Franke (pfr) Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev) Sport/Vermischtes (App: 24 22): Regierungsoberinspektor Stefan Rentzsch (sr) Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, App: 24 23) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation - Abt. S4 Proetzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228-2670 E-Mail: akbwinfokomzredbwmedienvertrieb@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. KAlenderBlAtt Vor 10 Jahren: Am 27. November 2004 wird die deutsche U-19-Frauenfußballmannschaft im Finale der Weltmeisterschaft in Thailand mit einem 2:0-Sieg über China im Rajamangala National Stadium in Bangkok Weltmeister. Vor 85 Jahren: Am 29. November 1929 überfliegt der amerikanische Marineleutnant Richard Evelyn Byrd als Erster mit einem Flugzeug den Südpol. Vor 100 Jahren: Am 29. November 1814 wird die britische Tageszeitung „Times“ zum ersten Mal mit Hilfe einer Zylinderdruckmaschine hergestellt. Damit begann eine neue Ära in der Geschichte des Zeitungsdrucks Vor 165 Jahren: Am 27. November 1849 gründet Bernhard Wolff das Telegraphische Correspondenz-Bureau in Berlin als Nachrichtenbüro für die Presse. Es handelt sich um die erste deutsche und eine der ersten Nachrichtenagenturen Europas. Vor 140 Jahren: Am 24. November 1874 entwickelt der Farmer Joseph F. Glidden den ersten Stacheldraht, dessen ursprüngliche Form noch heute gebräuchlich ist. Vor 405 Jahren: Am 30. November 1609 beobachtet Galileo Galilei zum ersten Mal den Mond mit seinem Teleskop und fertigt Zeichnungen von Gebirgen, Kratern und Ozeanen an. (eb) 24. November 2014 E und bekannteste Boxerin möchte die Soldaten als Fitness- und Motivationscoach unterstützen und damit ein Zeichen der Wertschätzung für deren Leistungen setzen (S.12). Zu einem glaubwürdigen Auftreten gehört jedoch auch eine fortwährende kritische Selbstreflexion. Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan hat sich das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch mit dem Fortschrittsbericht zum Engagement am Hindukusch befasst. Er wirft einen differenzierten Blick auf die Ergebnisse des Einsatzes (S.4). Auch die Spitzensportler der Bundeswehr tragen einen wichtigen Teil dazu bei, die Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. In Japan haben die Eisschnellläufer kürzlich die Wintersportsaison eröffnet (S.10). In den kommenden Wochen und Monaten wird sie die Nachrichtenlage im Sport dominieren. Stefan Rentzsch Redakteur Sport/Vermischtes Foto: Bundeswehr Bild der Woche In voller Montur: Minentaucher der deutschen Marine proben den einsatz vor der Insel Stromboli mit Kräften der italienischen Marine im rahmen einer nAtO-Übung. 24. November 2014 Ministerium / Hintergrund Chancen eröffnen Foto: Hannemann/Bundeswehr von Ulrike Jenssen Gruppenbild mit Damen: Ministerin Ursula von der Leyen (M.) bei der Tagung der zivilen Gleich stellungsbeauftragten in Berlin. siert. Unter anderem strebe man auch eine deutliche Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositi onen an. „Ich möchte Ihnen sagen, wie wichtig Sie sind, um in den Köpfen das Denken zu veran kern, dass Frauen zwar anders sind, aber genauso gut sein kön nen“, würdigte von der Leyen die Arbeit der Gleichstellungsbeauf tragten. „Frauen sind nicht bes ser als Männer. Aber sie führen anders, sie kommunizieren anders und gehen anders mit Chancen und Risiken um und lösen Prob leme anders“, ergänzte die Minis terin. „Bleiben Sie hartnäckig, gestalten Sie mit und nutzen Sie ihre Möglichkeiten“, appellierte von der Leyen abschließend. Die Teilnehmerinnen hatten sich ein ambitioniertes Programm vorgenommen. Unter anderem trugen Referenten zu den The men Agenda Attraktivität, Ent geltordnung und Binnenarbeits markt der Bundeswehr vor und kamen mit den Teilnehmerinnen ins Gespräch. Kontrovers disku tiert wurde auch die Neufassung des Bundesgleichstellungsgeset zes (BGleiB), das sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet. Die Gleichstellungsbeauf tragten agieren als Beraterinnen in allen Fragen der Gleichstel lung von Männern und Frauen, etwa bei den Themen Verein barkeit von Familie und Dienst und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Hilfe zur Trauer Die Ministerin eröffnet unter großer Anteilnahme den „Wald der Erinnerung“. Foto: Hannemann/RedBw G Emotionaler Moment: Bundespräsident Joachim Gauck (3.v.r.), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (2.v.r), und der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant Hans-Werner Fritz (r.), bei der Kranzniederlegung. Verbindung zwischen Ehren mal am Dienstsitz des Vertei digungsministeriums in Berlin und dem „Wald der Erinne rung“. Wie sehr diese Stätte des gemeinsamen Gedenkens und der individuellen Erinnerung zur deutschen Gesellschaft gehört, bewies die Anwesenheit des Bundespräsidenten Joachim Gauck. Gemeinsam mit der Ministerin legte er am Ort der Stille einen Kranz nieder. Sowohl die Ministerin, als auch der Befehlshaber des Einsatzfüh rungskommandos, Generalleut nant HansWerner Fritz, und 3 Agenda: Laptops an die Bundeswehr Ministerin spricht sich vor zivilen Gleichstellungsbeauftragten für höheren Frauenanteil aus. Berlin. „Gleichstellung bedeu tet nicht Gleichmachung, son dern gleiche Chancen für Frauen und Männer zu eröffnen.“ Diese Maxime hat Verteidigungsmi nisterin Ursula von der Leyen anlässlich der 17. Gesamttagung der zivilen Gleichstellungsbeauf tragten (GleiB) der Bundeswehr betont. Rund 90 Gleichstellungsbe auftragte aus allen Dienststellen der Bundeswehr waren auf Ein ladung von Barbara Schladoth, zivile Gleichstellungsbeauftragte im Verteidigungsministerium, und ihrer Vertreterin Verena Heep in der vergangenen Woche nach Berlin gekommen. Der demografische Wandel und die Bedürfnisse und Erwar tungen der neuen Generation junger Arbeitnehmer stelle auch die Bundeswehr vor eine große Herausforderung in der Nach wuchsgewinnung und Mitarbei terbindung. Dabei spielten die Themen Vereinbarkeit von Fami lie und Dienst, mobiles und fle xibles Arbeiten und Führungs kultur künftig eine zunehmend wichtige Rolle. „Diese Themen machen im Zweifel den Unterschied“, sagte von der Leyen. Mit der Agenda Attraktivität und dem Artikel gesetz würden durch gesetzliche und untergesetzliche Maßnahmen zahlreiche dieser Themen adres aktuell Tanja Menz, Mutter eines gefal lenen Soldaten, nahmen Gaucks Präsenz als Zeichen der öffent lichen Wertschätzung wahr: „In Ihrem Beisein, Herr Bundes präsident, wird heute durch Sie, Frau Ministerin, der „Wald der Erinnerung“ seiner Bestimmung übergeben. Ihrer beider Anwe senheit ehrt gerade uns Solda tinnen und Soldaten in besonde rem Maße. Sie zeigen damit Ihre große Verbundenheit mit uns. Das tut uns gut!“, erklärte Fritz. Tanja Menz betonte die Möglich keit, im „Wald der Erinnerung“ ihrem Sohn nun wieder nahe sein zu können. Für Oberstabsfeldwebel Axel Josef Hammers, als Kompanie feldwebel 2010 und 2013 in Afghanistan, ist der „Wald der Erinnerung“ ein Ort des immer währenden Gedenkens. Für Stabsfeldwebel Lutz Wendt ist es ein Platz für das „Nichtver gessen“. (stä) Berlin. Mobil, flexibel und orts unabhängig arbeiten, das bietet der Arbeitgeber Bundeswehr heute. 3000 Laptops werden ab sofort bis Ende kommenden Jah res bundesweit an die Standorte ausgeliefert – den Anfang mach ten in der vergangenen Woche unter anderem Dienststellen an den Standorten Koblenz, Wil helmshaven, Berlin und Ham burg. Weitere Standorte folgen. Sabine Bastek, Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, erklärt dazu: „Mit der Bereitstellung von Laptops für mobiles Arbeiten geben wir Bun deswehrangehörigen die Mög lichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens, insbesondere für die bessere Vereinbarkeit von Fami lie und Beruf“ – ein Programm punkt der Agenda ,Bundeswehr in Führung“. (eb) Mehr auf www.bmvg.de. Kabinett billigt Missionen Berlin. Die Bundeswehr soll nach dem Ende des ISAFEin satzes weiter in Afghanistan bleiben. Das hat das Kabinett am vergangenen Mittwoch beschlossen. Ab 1. Januar 2015 sollen sich bis zu 850 Soldaten unter der Führung der NATO an der ISAFFolgemission „Resolute Support“ beteiligen. Der Bundestag muss dem noch zustimmen. Am 31. Dezember 2014 wird der ISAFEinsatz in Afghanistan beendet. Wei ter verlängerte das Bundeska binett die NATOgeführte Ope ration „Active Endeavour“. Bei dieser Mission überwacht die NATO das Mittelmeer mit Schif fen und Flugzeugen. (fb/eb) Ministerin beim BundeswehrVerband Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat kürzlich bei der Jahrestagung des Deut schen BundeswehrVerbands in Berlin die besonderen Herausfor derungen der Bundeswehr gerade in diesem Jahr erläutert. Auch Defizite seien deutlich geworden. Im Blick auf Ende 2016 kündigte die Ministerin ein neues Weiß buch an. Von der Leyen machte deutlich, dass Krisen wie durch die ISTerrormiliz sowie in der Ukraine nicht vorherzusehen gewesen seien. Der Dank der Ministerin für die vertrauens volle Zusammenarbeit mit dem DBwV mache den Stellenwert der Interessenvertretung aller Bun deswehrangehörigen deutlich, so Verbandschef Oberstleutnant André Wüstner. (eb) Führungswechsel im BKA Mainz. BKA-Präsident Jörg Ziercke ist nach mehr als zehn Jahren an der Spitze des Bundeskriminalamtes (BKA) feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Er habe sich in seiner Amtszeit „große Verdienste“ um Deutschland erworben, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am vergangenen Mittwoch bei einem Festakt in Mainz. Zum neuen BKA-Chef wurde der bisherige Bremer Innenstaatsrat Holger Münch ernannt. Der 67 Jahre alte Ziercke stand seit 2004 an der BKA-Spitze. Sein Nachfolger Münch wird das Amt offiziell am 1. Dezember antreten. Der 53-jährige Beamte ist seit 2011 Innenstaatsrat in Bremen, zuvor war er Polizeipräsident der Hansestadt. Die Verabschiedung Zierckes fand im Rahmen der zweitägigen BKA-Herbsttagung statt. (cax) IS-Video: Franzosen identifiziert Paris. In dem jüngsten Enthauptungsvideo der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sind zwei Franzosen identifiziert worden: Es handele sich um zwei 22-jährige Konvertiten aus dem Großraum Paris, hieß es vergangene Woche aus informierten Kreisen in der französischen Hauptstadt. In dem Video, in dem auch ein enthaupteter US-Bürger gezeigt wird, sind vermutlich noch weitere westliche IS-Milizionäre zu sehen. Frankreichs Präsident François Hollande hatte während eines Besuches in Australien bestätigt, dass auf dem Video zwei Franzosen zu sehen seien. Aus Frankreich kommen die meisten europäischen Kämpfer, die sich bislang IS in Syrien und im Irak angeschlossen haben.(cp) Minister Müller am Hindukusch Berlin. Entwicklungsminister Gerd Müller hat bei einem Besuch in Kabul Deutschlands Unterstützung beim Aufbau Afghanistans bekräftigt. „In diesen schwierigen Zeiten des Umbruchs kann Afghanistan auf uns zählen: Wir sind auch weiterhin ein verlässlicher Partner und lassen das Land nicht im Stich“, sagte Müller am vergangenen Dienstag zum Auftakt seiner Afghanistan-Reise. „Unsere Entwicklungszusammenarbeit wird auch nach dem Ende der ISAF-Mission weitergehen.“ Müller führte in Kabul persönliche Gespräche mit dem neuen afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani und dem Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah. (bfi) POLITIK/HINTERGRUND 24. November 2014 Brisante Sicherheitslage Nach dem Synagogen-Anschlag in Israel spitzt sich die Lage in Nahost einmal mehr zu. Foto: dpa/pa aktuell Schmerz und Trauer: Nach dem Synagogen-Anschlag herrscht in Israel tiefe Bestürzung. Berlin/Jerusalem. Nach dem Anschlag auf eine Synagoge im Westteil Jerusalems hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu die von ihm angekündigte Politik der harten Hand gegen Palästinenser wahr gemacht. In einer Vergeltungsaktion zerstörten israelische Soldaten und Polizisten am vergangenen Mittwoch erstmals seit fünf Jahren das Haus eines Palästinensers in Ostjerusalem. Das Haus des Palästinensers im Stadtteil Silwan in Ostjerusalem sei zerstört worden, teilte die Armee mit. Der 21-jährige Palästinenser Abdelrahman Schaludi war im Oktober in Westjerusalem mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gerast. Dabei waren eine junge Frau aus Ecuador und ein Baby ums Leben gekommen. Die israelischen Sicherheitsbehörden werteten den Vorfall als Attentat. Die israelische Polizei hatte den 21-Jährigen unmittelbar danach erschossen. Am vergangenen Dienstag hatten zwei palästinensische Angreifer vier jüdische Gläubige während des Gebets in einer Synagoge im überwiegend von ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil Har Nof in Westjerusalem getötet. Bei den Opfern handelte es sich um drei US-Bürger und einen Briten, die jeweils auch die israelische Staatsbürgerschaft besaßen. Ein Polizist erlag später seinen Verletzungen, die er bei dem Anschlag erlitt. Israelische Polizisten erschossen die beiden Attentäter, die wie Schaludi aus dem von Israel besetzten und annektierten OstJerusalem kamen. Drei weitere Palästinenserfamilien in OstJerusalem wurden bereits über die bevorstehende Zerstörung ihrer Häuser informiert. Das Auswärtige Amt in Berlin verschärfte unterdessen seine Reisehinweise für Israel. In einer aktuellen Mitteilung des Ministeriums heißt es unter Verweis auf den Anschlag vom vergangenen Dienstag, die seit dem Sommer bereits angespannte Sicherheitslage in Jerusalem habe sich nochmals verschlechtert. Allen Deutschen in Israel oder den palästinensischen Gebieten werde geraten, sich auf der „Krisenvorsorgeliste“ des Außenministeriums online zu registrieren. Bei Aufenthalten in Israel sei die Botschaft in Tel Aviv zuständig, bei Aufenthalten in den Palästinensergebieten die Auslandsvertretung in Ramallah. (bt) „Licht und Schatten“ Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan zieht die Bundesregierung vorläufig Bilanz. Berlin. Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan und Hilfszahlungen in Milliardenhöhe hat sich das Bundeskabinett am vergangenen Mittwoch mit dem Fortschrittsbericht zum Afghanistan-Engagement befasst. In der Studie des Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Michael Koch, werden als Erfolge die Präsidentschaftswahlen, der Aufbau eines afghanischen Staatswesens einschließlich Polizei und Armee und eine gestiegene Lebenserwartung genannt. Weiter werden bei der Menschenrechtslage, Pressefreiheit, Demokratisierung, Bildung und Lebensqualität Fortschritte gesehen. Allerdings bewertete das Kabinett die Sicherheitslage kritisch, ebenso wie den Kampf gegen den Drogenanbau und die wirtschaftliche Entwicklung. Foto: Bundeswehr 4 ISAF-Einsatz: Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan geht die ISAF-Mission zu Ende – „Resolute Support“ folgt. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte nach der Kabinettssitzung: „Der Einsatz in Afghanistan hat Licht und Schatten.“ Die Ministerin sagte, man dürfe die Erwartungen an den Bundeswehreinsatz nicht überfrachten. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass sie an eine positive Entwicklung in dem Land glaube. „Afghanistan ist nicht Brutstätte des Terrors, sondern Afghanistan ist ein Land, das eine Chance verdient hat.“ Außenminister Frank-Walter Steinmeier wies darauf hin, dass sich der Einsatz verändern werde. „Wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der wir einen Übergang organisieren müssen.“ Für Aufbau und Entwicklung stellte die Bundesregierung Afghanistan 2,9 Milliarden Euro Hilfsgelder zur Verfügung. Das Land am Hindukusch bekommt so viel deutsche Entwicklungshilfe. In dem Bericht der Regierung heißt es, es stehe außer Frage, dass Afghanistan heute „in weit besserer Verfassung“ sei als zu Beginn des deutschen Engagements 2001. Laut Bundesregierung habe die internationale Hilfe für Afghanistan dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung seit 2001 von 45 auf 60 Jahre gestiegen sei. Während vor 13 Jahren nur knapp eine Million Kinder und Jugendliche zur Schule gingen, sind es heute zwischen acht und neun Millionen. (cne/eb) 24. November 2014 Einsatz / Bundeswehr aktuell 5 Treffsicher am Gewehr Schießausbildung: Vorbereitung auf den scharfen Schuss, im Probeanschlag mit dem Gewehr G36. 30 Schuss pro Mann aufmunitio niert. Die Abläufe und die prak tische Umsetzung waren kein Problem. Die erfahrenen Solda ten wurden ja bereits in den ver gangenen Tagen in die Waffe und ihre Handhabung eingewiesen. Bei den ersten Durchgängen zeigten sich die Kurden bereits handhabungs und zielsicher. Im Durchschnitt erzielte jeder von ihnen 24 von 30 möglichen Tref fern. Lediglich die Treffervertei lung auf der Scheibe war noch nicht so optimal, hier fehlte ein fach noch ein wenig Übung. Parallel zum eigentlichen Schießen gaben die deutschen Soldaten immer wieder Tipps zur Haltung, zur Atemtechnik und zum Schießverhalten. Für Hauptmann Thomas B. war das selbstverständlich: „Es ist wich tig, den Peschmerga zu zei gen, wie man am besten mit der Waffe umgeht“, erklärt er. Um die wenige Zeit voll auszunutzen, Japanisch auf der „Lübeck“ Zwei Hamburger im Einsatz gegen das Ebola-Virus Foto (2): Vennemann/RedBw Sie sind mehr als zwei Wochen in Monrovia. Wie bewerten Sie die Situation? Oberfeldarzt Sudeck (r.): Die Situation in Mon rovia ist besser als noch vor einigen Wochen. Die Bevölkerung ist sich der Gefahren durch den EbolaVirus bewusst. Die Zahl der Neuerkrankungen ist deutlich rückläufig, so dass auch das Alltagsleben wieder an Normalität gewinnt. „Ungeheuer Ebola“ mit Loch Ness, das den Kopf aus dem Wasser gestreckt hatte und jetzt wieder unter der Wasseroberfläche ver schwunden ist. In Sicherheit wiegen darf man sich noch nicht, auch wenn es zu einem deutlichen Rückgang der Neuerkrankung gekommen ist. Wie schützt sich die Bevölkerung vor Ansteckung? Sudeck: Die Bevölkerung kann sich auf grund der Infrastruktur nicht hundertpro zentig vor Ansteckung schützen. Denn viele leben in sehr einfachen, beengten Verhält nissen. Daher wird den Menschen durch ver schiedene Maßnahmen bewusst gemacht, wie wichtig es ist, frühzeitig Erkrankungen zu melden und Erkrankte aus Ihrem häus lichen Umfeld in die EbolaTreatmentUnit (ETU) zu bringen, um sie dort zu isolieren. Ein zweiter Punkt ist das KontaktBriefing, das heißt, die Feststellung wer mit dem Erkrankten Kontakt hatte, einschließlich des Nachverfolgens des Kontaktes. Sollte er ebenfalls infiziert sein, muss er auch in die ETU gebracht werden. men benötigt wird. Außerdem muss sicher gestellt sein, auf entsprechend ausgebilde tes Personal zurückgreifen zu können. Hier werden wir durch das Rote Kreuz sehr gut unterstützt. Teilweise helfen auch örtliche Hilfskräfte. Wie klappt es mit der Verständigung? Peilstöcker: Mit der Sprache klappt es gut. Liberia ist englischsprachig. Man muss sich ein bisschen daran gewöhnen, dass es afri kanisches Englisch ist, aber das ist einem ja nicht völlig unbekannt. Zwei bis drei Tage braucht man, um sich reinzuhören. Danach klappt es dann ganz gut. Foto: Privat Monrovia. Oberfeldarzt Hinrich Sudeck und Oberstabsfeldwebel Michael Peilstöcker sind im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg tätig. Sudeck leitet den Fachbereich Tropen medizin. Peilstöcker ist gelernter Fachkran kenpfleger für Anästhesie und Intensiv pflege. Beide haben bereits Erfahrungen in Afrika sammeln können. Sie gehören jetzt zu den Freiwilligen im Hilfseinsatz gegen das EbolaVirus. im aufbau: die Ebola treatment unit. Nach aktuellen Informationen scheint es, dass die Ansteckungsrate an Ebola in Liberia um 25 Prozent zurückgegangen ist. Wie bewerten Sie diese Entwicklung? Sudeck: Die Weltgesundheitsorganisation hat kürzlich in einer Besprechung die neu esten Fakten vorgestellt. Der Vergleich mit früher ergab ein sehr positives Bild. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Resul tat dieser geballten Hilfsaktion, die hier im Augenblick stattfindet. Man verglich das Was sind derzeit vor Ort die größten Probleme? Oberstabsfeldwe bel Peilstöcker (l.): Die größten Pro bleme haben wir im Bereich der Versor gung. Es ist wichtig, immer ausreichend Material zur Verfügung zu haben, das für die erforderlichen Maßnah wurde zeitgleich zum Schießen immer wieder die Handhabung der Waffe, etwa beim Zerlegen und Zusammensetzen, geübt. Auch der peschmergische Ver bindungsoffizier, Oberst B., ließ es sich an diesem Tag nicht neh men, mit der für ihn neuen Waffe in den Anschlag zu gehen und zu schießen. Am Ende des Tages und nach vielen verschossenen Patronen haben die Peschmerga das Aus bildungsziel erreicht. Sie haben nicht nur Vertrauen in die Waffe gewonnen, sondern auch wich tige praktische Erfahrungen gesammelt, die sie später an die von ihnen auszubildenden Solda ten weitergeben können. Instruktor Havra F. M. war sehr zufrieden: „Das G36 ist zielge nauer, als ich dachte. Zusammen mit der theoretischen Einweisung hat mir der Tag unglaublich viel gebracht“, erklärte der Oberst. Das sehen auch seine Kamera den so und freuen sich schon auf den nächsten Schießtag mit den deutschen Einweisern und dem Gewehr G36. (eb) Wie sind Sie bei Ihrer Ankunft aufgenommen worden? Von den Kameraden, Kollegen und Mitarbeitern des Roten Kreuz sind wir herzlich willkommen geheißen worden. Bei den Liberianern war da eher eine vornehme Zurückhaltung zu spüren. Vor allem merken wir den Respekt für unsere Arbeit. Die Fragen stellte Stefanie Pietzcha. Foto: Fuchs/Bundeswehr Erbil. 17 Instruktoren der Peschmerga erlernen seit einigen Tagen in einem zweiten Durch gang, wie sie mit deutschen Waf fen umgehen müssen. Zum ersten Mal dabei: das G36. Die prak tische Ausbildung für die 17 Peschmerga unter Anleitung der acht deutschen Soldaten fand auf einer Schießbahn nahe der kur dischen Kaserne statt. Die Front im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ist gerade mal 40 Kilometer von Erbil entfernt. Die Peschmerga zeigten sich hoch motiviert, zum ersten Mal mit dem deutschen Sturmgewehr G36 schießen zu können. Einer von ihnen war Instruktor Havra F. M., der sich, wie alle anderen auch, ganz besonders freute. „Das G36 ist leichter als die Kalasch nikow. Nun bin ich gespannt, wie es schießt“, sagt er. Anders als in Deutschland musste die Schießbahn hier selbst hergerichtet werden, das Aufstel len der Schützenscheiben inklu sive. Das war schnell getan. Dann wurde die Munition an die ers ten Peschmerga ausgegeben und Foto: Bundeswehr Deutsche Soldaten bilden in Erbil Instruktoren der Peschmerga am Sturmgewehr G36 aus. dschibuti. Auf der Fregatte „Lübeck“ ist es kürzlich zu einem Besuch der besonderen Art gekommen. An einem Novembermorgen näherte sich vor der somalischen Küste der japanische Zerstörer „Takanami“ der deutschen Fregatte. Der Kommandeur der 6. Japanischen Escort Division, Kapitän zur See Tsutomu Okawa, kam zusammen mit einer neunköpfigen Delega tion an Bord und nutzte die Gele genheit, Erfahrungen aus dem laufenden AntiPiraterie Einsatz „Atalanta“ auszutauschen und die Verständigung zwischen bei den Nationen zu vertiefen. Als besonderen Höhepunkt konn ten zehn Soldaten der „Lübeck“ anschließend für einige Stunden das Schiff tauschen und kamen mit begeisterten Eindrücken von der „Takanami“ wieder zurück. „Dieser Besuch ist wieder ein sichtbares Zeichen dafür, dass Meere Nationen nicht trennen, sondern verbinden“, betonte der Kommandant, Fregattenkapitän Peter Christian Semrau. (mp) 6 aktuell Bundeswehr aktuell 7 Weg vom Schreibtisch – hin zu den Menschen Ein bisschen was von Predigt: Brigadegeneral Friedhelm Tränapp ist sich nicht zu schade, für die Agenda Attraktivität im wahrsten Sinne des Wortes Klinken zu putzen – „es geht um unsere Bundeswehr, es geht um unsere Zukunft“. von Heike Pauli Berlin. Ein bisschen was von einem Wanderprediger habe er zweifelsohne, sagt Brigadegeneral Friedhelm Tränapp auf der Fahrt vom Verteidigungsministerium in die Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Ein Blick in seinen Terminkalender verrät: Der Leiter der Arbeitsgruppe Attraktivität trägt an diesem Tag auf der Tagung der zivilen Gleichstellungsbeauftragten vor. Sein Thema ist natürlich die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ – die Mitte des Jahres gestartete Initiative, bei der es darum geht, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands zu machen. Weg vom Schreibtisch, hin zu den Menschen“, dieses Motto beschreibe eine seiner Hauptaufgaben, sagt der General. Tatsächlich hat er zusammen mit seinem kleinen Team in nicht einmal sechs Monaten bereits mehr als 60 Vorträge gehalten. Rund 2300 Angehörige der Bundeswehr haben sie unmittelbar vor Ort erreicht. „Eine anständige Bilanz“, findet Tränapp. In den ersten drei Monaten nach dem Start des Projekts habe man fast keine Luft holen können, erinnert er sich. Diese Phase sei schon sehr belastend gewesen. Mittlerweile ist alles sehr viel planbarer geworden. „Es reicht nicht aus, nur Broschüren zu drucken. Es muss darum gehen, die Agenda mit eigenen Worten zu erklären, unmittelbar auf Fragen und Anregungen zu reagieren, sich aber auch Kritik zu stellen“, führt Tränapp aus. Natürlich ließen sich Inhalte heutzutage problemlos über das Intra- und Internet ver- schicken: Vorträge, Informationspakete, Illustrationen – all dies sei richtig und gut – könne aber nicht dauerhaft die persönliche Präsenz ersetzen. Daher sind auch die bislang erreichten Multiplikatoren gehalten, ihr Wissen weiter zu geben und die Informationen – vor allem über Hintergründe und Zusammenhänge – in die Dienststellen zu tragen. Sich Zeit zu nehmen, ein offenes Ohr zu haben, zu erklären, aber auch zuzuhören, darauf komme es jetzt an, ergänzt er. Auch bei seinem Termin heute. „Die zivilen Gleichstellungsbeauftragten sind für uns ganz wichtige Multiplikatoren vor Ort und in der Fläche“, stellt Tränapp heraus. Der Erfolg der Agenda hänge davon ab, was bei den Menschen wirklich ankommt, welche Verbesserungen sie tatsächlich spüren, so seine Überzeugung. An diesem Tag ist die Autofahrt kurz, nur rund elf Kilometer. Der General schaut aus dem Fenster, nutzt die zwanzig Minuten zum Durchatmen. Kein hektisches Aktenstudium, keine vorbereitete Rede, die er noch einmal durchliest. „Es gibt kein festes Drehbuch für die Vorträge, das vorher festgelegt wird“, sagt Tränapp. Die Kernbotschaften habe er längst im Kopf. Wie genau die geplanten 90 Minuten verlaufen, das hänge in erster Linie von den Zuhörern und ihren Fragen ab. „Die Attraktivitätsoffensive ist kein Selbstzweck“, stellt der Brigadegeneral dann gleich zu Beginn im großen Festsaal der Unteroffizierheimgesellschaft heraus. Rund 80 Teilnehmerinnen erhalten von ihm zunächst einmal einen groben Überblick über die Inhalte der Agenda – er referiert zu den 29 untergesetzlichen Maßnahmen, zum Artikelgesetz, das sich nach der Verabschiedung im Kabinett nun in der parlamentarischen Befassung befindet, und zur langfristig angelegten Personalstrategie. Es geht um die Folgen des demografischen Wandels, um die Veränderungen für die Bundeswehr, die die Aussetzung der Wehrpflicht für die Streitkräfte bedeutet, es geht um Bewerberzahlen, um die Bedeutung von Frauen in der Truppe, um Besonderheiten der Generation Y, um Flexibilität und finanzielle Sicherheit. Und es geht vor allem um den Menschen in der Bundeswehr. Tränapp betont darüber hinaus, dass viele Bausteine der Agenda keineswegs eine Revolution darstellen. „Wir haben viele Dinge aufgegriffen, die schon angelegt aber noch nicht vollendet waren. Einige Themen waren vielleicht über die Jahre etwas festgefahren“, so Tränapp und stellt mit Nachdruck heraus, dass die Gelegenheit für positive Veränderungen innerhalb der Bundeswehr aus seiner Sicht noch nie so günstig war – und sie vielleicht auch in Zukunft nicht mehr sein wird. „Das Commitment der Leitung ist sehr hoch“, unterstreicht er. Das habe er in seiner mehr als 30-jährigen Zugehörigkeit zu den Streitkräften in dieser Form noch nie erlebt. Die Verbindlichkeit, was den Erfolg der Agenda angeht, sei darüber hinaus durch die Zielvereinbarungen gewährleistet, die die Ministerin persönlich mit den Abteilungsleitern geschlossen hat. Diese wiederum haben ihre Meilensteine in ihren Fach- und Zuständigkeitsbereichen mit ihren Referats- und Bereichsleitern fixiert. „So weiß jeder, was er in welcher Zeit zu tun hat“, erläutert Tränapp. Und fügt hinzu: „Wir wissen, wo wir hin wollen, Energien können gezielt eingesetzt werden, und es geht Schritt für Schritt voran.“ Tränapps Vortrag ist leidenschaftlich, emotional, auch kämpferisch, resolut, motivierend. Er spricht in klaren, kurzen Sätzen. Er ist verbindlich, freundlich, bestimmt. Mit fester Stimme motiviert er die Anwesenden. Ein charismatischer Auftritt. „Wir brauchen Ihren Vertrauensbonus für die nächsten drei Jahre, in denen die Umsetzung erfolgt“, fordert Tränapp sie mit Nachdruck auf. „Wir brauchen Sie als Multiplikatoren und Motoren“, ergänzt er und ordnet diesen Appell gleich ins Gesamtziel ein. „Es geht um unsere Bundeswehr, es geht um unsere Zukunft“, schließt er seinen Vortrag. „Jetzt predige ich Facetten des Soldatenberufs: Interessierten und vor allem Frauen die Streitkräfte näher bringen (l.) – der Einsatz gehört dazu (r.). Foto (5): Bundeswehr Foto (3): Hannemann/RedBw Bei der Tagung der zivilen Gleichstellungsbeauftragten in Berlin erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe Attraktivität, warum die Gelegenheit für Veränderungen in der Bundeswehr so gut ist wie noch nie – auf Tour mit Brigadegeneral Friedhelm Tränapp. Soldaten mit der Kinderbetreuung nicht allein lassen: Kita-Plätze im nahen Umfeld einer Dienststelle helfen schnell und unkompliziert. Gleiche geschlechtsunabhängige Chancen für alle Beschäftigten: Die Gleichstellungsbeauftragten der Bundeswehr sind eine wichtige Zielgruppe, um vor allem auch qualifizierte Frauen zu gewinnen. ja fast schon“, schmunzelt der General, als er für Fragen und Anregungen auf dem Podium neben Barbara Schladoth, Gleichstellungsbeauftragte im Verteidigungsministerium, Platz nimmt. Die Reaktionen aus dem Plenum folgen sofort – Hände schnellen in die Höhe. „Wir sind auch Visionäre in unserem Job als Gleichstellungsbeauftragte“, sagt Sabine Todt von der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Der Vertrauensvorschuss für das Projekt sei auf jeden Fall vorhanden, unterstreicht sie. Gleich ein paar Fragen rund um die Themengebiete Gender Diversity, Coaching der Führungskräfte und den Preis der Bundeswehr, der im kommenden Jahr an Menschen aus dem öffentlichen Leben verliehen werden soll, die sich in besonderer Weise um die Bundeswehr verdient gemacht haben, hat sie sich für diese Gelegenheit notiert. Aber auch ihre Mitstreiterinnen nutzen die Chance, den Agenda-Experten zu befragen. Ob Beurteilungssystem oder Karrierechancen für zivile es Richtung Nürnberg. Dort hat er einen Termin an einer Weiterbildungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit. „Die ist ein bisschen mit unserer Führungsakademie in Hamburg vergleichbar“, erklärt er. Es sei wichtig über den Tellerrand zu schauen, Impulse von außen aufzunehmen und den Blick nicht allein auf die Bundeswehr zu verengen. Doch eines ist ihm noch ganz wichtig loszuwerden, bevor er in seinem Büro im ShellHaus in der Stauffenbergstraße verschwindet. Der Schlüssel zum Erfolg bestehe vor allem auch in der Eigeninitiative. Es geht darum, nicht ständig zu sagen, man „müsste mal“, sondern „ich mache einfach mal“, erklärt er – natürlich im Rahmen der geltenden Gesetze. Doch viel zu oft werde immer wieder der Ruf nach Regelungen laut, der Spielraum eigener Entscheidungskompetenz nicht genutzt, findet er und hat dafür gleich ein Beispiel parat: „Es müsste eine Regelung geben, die es uns ermög- Beschäftigte, ob bundeswehrgemeinsames Selbstverständnis oder Infrastrukturklagen – die zivilen Gleichstellungsbeauftragten haben sich offenkundig im Vorfeld intensiv auf ihren Gast vorbereitet. Auch nach dem offiziellen Panel vertiefen sie bei einer Tasse Kaffee im direkten Dialog die Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Der General nimmt sich Zeit, diskutiert, erklärt, ordnet ein, stellt in Aussicht, verdeutlicht. „Eine wirklich fruchtbare Veranstaltung“, bilanziert er später auf der Rückfahrt. Es werde einmal mehr vor Ort deutlich, dass die Führungs- und Organisationskultur tatsächlich das Leitthema für die Bundeswehrangehörigen darstelle. Genau das habe die Ministerin auch so herausgestellt, resümiert er. Klar ist, dass das Coaching beispielsweise Kraft und natürlich Geld kostet – „das ist die Leitung aber bereit zu investieren“, unterstreicht er. An diesem Tag ist es für Tränapp ein Heimspiel in Berlin. Aber schon am nächsten Tag geht Schwerpunkt der Arbeitsgruppe: Die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber machen. Ziel der Attraktivität: Die Reisetasche bleibt möglichst im Schrank, denn Versetzungen werden auf das Nötigste reduziert. licht, nach Dienst einmal gesellig beisammen zu sitzen“, mit dieser Anfrage sei mal jemand an das Sekretariat herangetreten. „Viele suchen einfach immer nach dem Haar in der Suppe“, so Tränapp. Dieses Denken müsse sich zukünftig ändern. Das sei neben all den untergesetzlichen und gesetzlichen Maßnahmen, die es braucht, um die Agenda durchzusetzen und die Bundeswehr attraktiver zu machen, ein wesentlicher Faktor, damit die Initiative auch nachhaltig erfolgreich ist und bei allen ankommt. „Einfach mal machen“: Brigadegeneral Tränapp (l.). bundeswehr Kulinarisches im Wettbewerb Luxemburg. Die Kochnationalmannschaft der Bundeswehr unter der Führung von Teamkapitän Stabsunteroffizier Thomas Kucharski nimmt derzeit am „Villeroy & Boch Culinary World Cup“ in Luxemburg teil. Zu der Kochweltmeisterschaft werden 105 Mannschaften und insgesamt 1000 Köche aus aller Welt erwartet. Die Mannschaft der Bundeswehr tritt in den Kategorien „KaltePlatte-Show“ und „Community Catering“ an. Kucharski möchte mit seinem achtköpfigen Team nicht nur in den Einzelwettbewerben nach Gold greifen, sondern auch einen Spitzenplatz in der Gesamtwertung erreichen. Die Weltmeisterschaft findet alle vier Jahre statt. (dibu) Wechsel im Amt für Heeresentwicklung Köln. Mit einem feierlichen Appell übergab Generalmajor Erhard Drews am 13. November die Führung des Amtes für Heeresentwicklung an Generalmajor Wolfgang Köpke. Drews, der 2011 für ein Jahr die KFOR-Truppen führte, wird Ende November nach 43 Jahren Dienstzeit in den Ruhestand versetzt. Als Kommandeur des ehemaligen Heeresamtes strukturierte er die Dienststelle zum Amt für Heeresentwicklung im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr um. (akw) Foto: Bundeswehr Für die Streitkräfte ... wurde kürzlich das erste Flugplatzrundsichtgerät beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel an die Truppe übergeben. Mit der neuen Technik kann der Luftraum im jeweiligen militärischen Zuständigkeitsbereich überwacht und der Flugverkehr kontrolliert werden. Bis 2017 sollen weitere 16 Standorte der Bundeswehr und der NATO Flugplatz Geilenkirchen mit einem Flugplatzrundsichtgerät ausgerüstet werden. Mit dem Datenaustausch OLDI (Online-DataInterchange) wird Deutschland damit europaweit eine führende Rolle in der vernetzten Flugverkehrskontrolle einnehmen. (eb) 24. November 2014 Starkregen und Hochwasser Bei der Übung „Standhafter Bär 2014“ probt die Bundeswehr den Hilfseinsatz. von Susanne Lopez wildflecken. „Standhafter Bär 2014“ – die simulationsgestützte Stabsrahmenübung zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und zivilen Behörden sowie Organisationen ist beendet. Mitte November fand die Übung im Gefechtssimulationszentrum des Heeres in der Rhön-Kaserne in Wildflecken statt. Ziel war es, „die Anwendung der Verfahren bei Katastrophen und besonders schweren Unglücksfällen zu üben und die Handlungssicherheit zu vertiefen“, wie Generalmajor Volker Wiermann, Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, erklärte. Beübt wurden die Lagezentren der Landeskommandos Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz unter Einbindung der Operationszentrale (OPZ) des Kommandos Territoriale Aufgaben. Als Szenario wurde eine Hochwasserkatastrophe angenommen, angelehnt an die Erfahrungen aus der realen Katastrophe von 2013. Die Ausgangslage: Starkregen in weiten Teilen Deutschlands lässt Bäche und Flüsse zu reißenden Strömen ansteigen. In Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz lösen immer mehr Landkreise Katastrophenalarm aus. Das Kommando Territoriale Aufgaben beobachtet die Entwicklung genau und löst am Vormittag des 6. November militärischen Katastrophenalarm der Stufe 1 aus, einen Tag später Stufe 3. Rund 7500 Soldaten werden im Bereich der Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Wildflecken und Baumholder zusam- Foto: Ahrendt/Bundeswehr aktuell Hilfe während des Hochwassers: Sandsäcke werden vorbereitet und an die Deiche geflogen. mengezogen und einsatzbereit gehalten. Am 9. November beginnt die „heiße Phase“ der Übung: Die OPZ des Kommandos Territoriale Aufgaben wird am Übungsort in Wildflecken hochgefahren. Auch die Lagezentren der Landeskommandos in ihren Dienststellen in München, Wiesbaden und Mainz machen sich bereit. Ein Drehbuch mit rund 80 verschiedenen Ereignissen gibt den Takt vor: Im hessischen Gießen droht das Hochwasser beispielsweise einen Trinkwasserspeicher zu fluten. Die zivilen Kräfte stoßen schnell an ihre Grenzen. Der Landrat wendet sich hilfesuchend an seinen KVK-Mann, den Reservisten im Kreisverbin- dungskommando, der als Berater und Vermittler zur Seite steht. Dieser meldet an das Landeskommando in Wiesbaden, was in Gießen gebraucht wird: 250 Soldaten und eine Sandsackfüllanlage. Im Lagezentrum in Wiesbaden wird der Antrag geprüft und in Form eines Hilfeleistungsantrags an die OPZ des Kommandos Territoriale Aufgaben übergeben. Hier laufen die Fäden zusammen. Ist der Hilfeantrag genehmigt, werden Einsatzkräfte, Fahrzeuge und Material in Marsch gesetzt. Alles ist so realitätsnah wie möglich. „Wir leben in der Lage“, sagt Oberstleutnant Andreas von Hacht. Die Führung von Einsatzkräften und Material wird über das Simulationssystem gesteuert. Ein technisches Bedienerteam sorgt dafür, dass die Kräfte „per Mausklick“ sofort in Marsch gesetzt werden. Auf dem Bildschirm ist zu sehen, wie die Transporte vorankommen, wo die Einsatzkräfte und die kritischen Punkte an den Deichen sind. Nach rund 55 Stunden gibt die Übungssteuerung das erlösende Zeichen: „Übungsende“. Jetzt beginnt die Phase der Auswertung von „Standhafter Bär 2014“. Aber schon vor der Detailauswertung steht fest: „Das Hauptziel der Übung wurde erreicht“, sagt Generalmajor Wiermann zum Abschluss. Die Folgeübung „Standhafter Bär 2016“ wird ebenfalls im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Wildflecken stattfinden. Projekt Gesundheitsförderung Sportwissenschaftler leiten künftig zu gesünderer Lebensweise an. W des BGM am Bundeswehrkrankenhaus Ulm eingesetzt. Elf weitere ausgewählte Dienststellen und die Dienstsitze des Verteidigungsministeriums in Bonn und Berlin nehmen an dem Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung teil. Ziel der Sportwissenschaftler ist es, die Angehörigen ihrer Dienststellen von einer gesünderen Lebensweise zu überzeugen. „Ich sehe mich als eine Art Wohlfühlmanager“, erklärt Kruschke. Dabei gilt es insbesondere diejenigen für sich zu gewinnen, die nicht zu überzeugten Sportlern zählen. Trotzdem werden die Sportwissenschaftler in den Dienststellen unterschiedliche Voraus- Foto: Kemper/Bundeswehr 8 Aktiv: Das Motto „Sport fördert die Gesundheit“ wird vorgelebt. setzungen vorfinden, und das ist auch gleichzeitig die Herausforderung: In manchen Dienststellen sind die Mitarbeiter eher jung und womöglich sportbegeistert, in anderen ist die Situation anspruchsvoller. Um dem gerecht zu werden, sollen den Sportwissenschaftlern Ausbildungs- module in Projektmanagement und Kommunikation helfen. Ab Januar werden die 17 ausgebildeten BGM-Koordinatoren wertvolle Erfahrungen in den Dienststellen sammeln. Erfahrungen, die das komplexe Projekt langfristig zum Erfolg führen könnten. (uh) 24. November 2014 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9 Historische Sternstunde Vor 25 Jahren: Mit Kohls 10-Punkte-Plan wird der Weg zur Deutschen Einheit geebnet. Bonn. Spätestens mit den Kommunalwahlen in der DDR und dem Fall des Eisernen Vorhangs zwischen der Volksrepublik Ungarn und der Republik Österreich Anfang Mai 1989 hatte sich für das DDR-Regime das „worst-case-scenario“ schlechthin zusammengebraut: Immer mehr Menschen in der DDR gingen wegen der bedrückenden Verhältnisse auf die Straße und riefen die Parole „Wir sind das Volk“ gegenüber denjenigen, die sich mit Gründung der SED im April 1946 angemaßt hatten, zu wissen, was das richtige Volk ist. Immer mehr Menschen verließen „ihre“ sozialistische Heimat via Ungarn und schließlich ab Anfang November via Tschechoslowakei in Scharen, weil sie genug hatten von hohlen Phrasen und Drangsalierung durch den SED-Staat namens DDR. Mit dem sowjetischen Staatsund Parteichef Michail S. Gorbatschow stand seit 1985 ein Mann an der Spitze der bisherigen Garantiemacht für die Existenz der SED-Diktatur, der einen humanen Sozialismus realisieren wollte. Dies immerhin zwei Jahrzehnte nachdem dieser Versuch auf dem Gebiet der Tschechoslowakei durch sowjetische Panzer vereitelt worden war. Kurzum, die DDR erlitt im Herbst 1989 den Zusammenbruch: Alle Gefährdungen, die das DDR-Regime bislang mit Hilfe der Sowjetunion gemeistert hatte, traten nun in Kombination Foto: dpa/pa von Peter Popp, Offizierschule der Luftwaffe Siegerlächeln: Auf dem damaligen EG-Gipfeltreffen in Straßburg am 8. und 9. Dezember 1989 kommt Bundeskanzler Helmut Kohl mit seinem 10-Punkte-Plan einen entscheidenden Schritt weiter. auf, ohne dass die Sowjetunion zu Gunsten der Herrschenden „helfend“ eingriff. Seit dem Fall der Berliner Mauer verkörperte die DDR kein geschlossenes System mehr. Die SED-Herrschaft erodierte nun noch schneller. War die DDR als „Nicht-Mehr-SED-Staat“ und zugleich als sozialistische Alternative zum westlichen Deutschland noch denkbar? Im November 1989 hofften dies nicht wenige von denjenigen, die als Bürgerrechtler noch vor kurzem unter Lebensgefahr auf die Straßen gegangen waren. Was die SED-Klientel betraf, so sollte der sozialistische Traum bald und nun erst recht unter dem Signet „Partei des Demokratischen Sozialismus“ realisiert werden. Der 9. November 1989 verkörpert den Tag, der die deutsche Frage mit einem Schlag auf die Welttagesordnung setzte. Die internationale Welt hatte seit 1945 ganz gut mit der Tatsache eines geteilten Deutschlands gelebt, ungeachtet der Tatsache, dass die drei westlichen Schutzmächte der Bundesrepublik Deutschland bislang jährlich ihr Bekenntnis zum Recht der Deutschen auf Herstellung der staatlichen Einheit in Frieden und Freiheit abgelegt hatten. Allerdings verdankten Großbritannien und Frankreich ihren Großmachtstatus vor dem 9. November 1989 dem Status als Atommächte und der Tatsache, dass Deutschland geteilt war. Die bisherige „Lösung“ der deutschen Frage enthob sie der Überlegung, ihre eigene Rolle in einem perspektivisch integrierten WestEuropa kritisch zu reflektieren. Die Sowjetunion ihrerseits war bestrebt, ihre Rolle als Supermacht zu erhalten, indem sie das Verhältnis zum Westen neu, im kooperativen Sinne unter der Formel vom „gemeinsamen europäischen Haus“, ordnete. Deutschland konnte hier als Helfer dienen unter der Voraussetzung, dass „Barrieren“ fielen. Für die Vereinigten Staaten bedeutete der 9. November 1989 eine Herausforderung im durch- weg positiven Sinn. Die Freiheit triumphierte mit dem Fall der Mauer. In Washington sah man sehr deutlich, dass damit der „Eiserne Vorhang“ nicht mehr existent war. Die Freiheit Ostmittel- und Südosteuropas hing von der Freiheit Deutschlands und dessen fester Verankerung im Westen ab. Bundeskanzler Helmut Kohl, gelernter Historiker, erfasste die Lage: Jetzt galt es abzusichern, was das Grundgesetz jedem verantwortungsvollen deutschen Politiker gebot: die Vollendung der Freiheit in Einheit. Dass die Herstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nur in Einklang mit dem nachbarlichen Umfeld erfolgen konnte, war ihm als überzeugten Atlantiker und Europäer wohl bewusst. Und so wurden im kleinen Kreis der Vertrauten zehn Punkte formuliert, die in Rückschau den Weg zur deutschen Einheit genau so wiesen, wie sie formuliert waren: Von der Vertragsgemeinschaft beider deutscher Staaten über die Freiheit der Menschen in der DDR hin zum Selbstbestimmungsrecht der Deutschen. Das alles wurde unmittelbar vor der Regierungserklärung vom 28. November 1989 formuliert, noch rechtzeitig genug vor dem EG-Gipfeltreffen in Straßburg am 8. und 9. Dezember. Mit dem Zehn-Punkte-Programm legte Kohl den Grundstein zu seinem Ruf als „Kanzler der Einheit“. Die Bundesrepublik wurde ihrem Selbstverständnis gerecht, als Treuhänder – nicht als Vormund – für die Deutschen in der DDR zu wirken. „Armee im Aufbruch“ Ein neuer Sammelband führt in die Gedankenwelt junger Offiziere in den Kampftruppen der Bundeswehr ein. von Karen Haak Buch. Spannungsfelder beleuchten, militärhistorische Fragen aufarbeiten, aktuelle Probleme von allen Seiten betrachten – im kürzlich erschienen Sammelband „Armee im Aufbruch“ haben sich 16 Offiziere diesen Herausforderungen gestellt. Herausgekommen ist ein Buch, das Themen der Militärgeschichte und der Inneren Führung aus teils ungewöhnlichen Perspektiven anpackt. „Das Projekt ‚Armee im Aufbruch‘ versteht sich als ein Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte, zum ersten Mal auch von jungen Offizieren“, sagt Mitherausgeber Leutnant Lukas Reitstetter. Mancher Punkt und manche Meinung werde auf geteiltes Echo stoßen. „Aber gerade das bringt die Diskussion voran“, so Reitstetter. So stellt sich Leutnant Florian Rotter die Frage „Wie dienen?“ und setzt sich dabei mit der Rolle der preußischen Tugenden im 21. Jahrhundert auseinander. Diese Tugenden sind vielleicht alt, aber keineswegs weniger wichtig für eine moderne Armee. Sie sollten zum ethischen Fundament der Bundeswehr gehören. Doch dafür werde in der Ausbildung oft zu wenig geleistet. „Es reicht keineswegs, Begriffe wie Mut, Treue oder Ehre zu erlernen. Zum Verständnis und zur Internalisierung braucht es auch Vorbilder und Traditionen“, meint Rotter. Entstanden ist das Buchprojekt an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg. In regelmäßigen Kolloquien besprachen und kritisierten die Autoren gegenseitig ihre Textentwürfe. Vielen von ihnen fehlt bislang noch die eigentliche Erfahrung in der Truppe. Denn in der Offizierausbildung beginnt das Fachstudium bereits nach etwa einem Jahr militärischer Ausbildung. Doch dieser Mangel an Truppen- und Einsatzerfahrung ist kein Grund, die eigene Meinung zu verstecken. Diese Ansicht teilt Generalleutnant a. D. Wolfgang Born, der bis vor kurzem als Leiter der Abteilung Personal im Verteidigungsministerium für die Universitäten der Bundeswehr zuständig war: „Dieses Buch ermöglicht einen tiefen Blick in die Gedankenwelt einer jungen Generation. Wir Älteren sind immer gut beraten zuzuhören. Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen, aber unverstellte Gedanken weiten den Blick und zeigen Alternativen auf.“ Mehr Informationen unter www.armee-im-aufbruch.de. Marcel Bohnert, Lukas J. Reitstetter, „Armee im Aufbruch – Zur Gedankenwelt junger Offiziere in den Kampftruppen der Bundeswehr“, 280 Seiten, Miles, Berlin 2014, ungebunden: 24,80 Euro, ISBN 978-3-93788598-8, gebunden: 24,80 Euro, ISBN 978-3-937885-99-5 aktuell verlost ein Exemplar. Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff „Aufbruch“ bis zum 30. November senden an: aktuell@bundeswehr.de. Start im Weltcup gesichert sigulda. Rennrodlerin Feld webel Dajana Eitberger hat sich Mitte November den vier ten Startplatz in der deutschen FrauenWeltcupmannschaft für den kommenden Winter gesi chert. Auf der WMBahn von 2015 im lettischen Sigulda fuhr die 23Jährige aus Ilmenau im letzten mannschaftsinternen Wettkampf hinter den beiden OlympiamedallienGewinner innen Natalie Geisenberger und Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner auf den dritten Platz und setzte sich damit gegen Unteroffizier (FA) Aileen Frisch durch. „Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich freue mich jetzt riesig auf den ersten Weltcup Ende November in Igls“, sagte Eitberger. Zuvor hatten sich bereits Geisenberger, Hüfner und Hauptfeldwebel Anke Wischnewski für den Welt cup qualifiziert. (sid) Erfolgreicher WM-Abschluss Almaty. Oberfeldwebel Almir Velagic hat den deutschen Gewichthebern zum Abschluss der Weltmeisterschaften im kasa chischen Almaty kürzlich die erhoffte TopTenPlatzierung beschert. In der Königsklasse über 105 Kilogramm zeigte der 33Jährige eine starke Vorstel lung und leistete sich nur einen Fehlversuch. Am Ende belegte Velagic nach insgesamt 421 Kilo gramm im olympischen Zwei kampf, der aus den Disziplinen Reißen und Stoßen besteht, den siebten Rang und sorgte damit für seine beste Platzierung bei Weltmeisterschaften. Der Sieg ging an den russischen Titelver teidiger Ruslan Albegow, der sich mit einer Gesamtlast von 462 Kilogramm durchsetzte. Silber sicherte sich Olympia sieger Behdad Salimikordasiabi aus dem Iran vor dem Ägypter Mohamed Massoud. (sid) Aus der Reihe getanzt Ludwigsburg. Hauptgefreiter Julian Bruns hat bei den Deut schen Meisterschaften im For mationstanz Mitte November die Silbermedaille gewonnen. Der 24Jährige amtierende Euro pameister aus der Sportförder gruppe Köln musste sich mit seiner Formationsgemeinschaft TSZ Aachen/Düsseldorf Rot Weiß in den Lateinformationen lediglich dem GrünGoldClub aus Bremen geschlagen geben. Der dritte Platz in der MHP Arena in Ludwigsburg ging an die sgemeinschaft TSZ Velbert/ Seidenstadt/Krefeld. (sr) sport 24. November 2014 Aufwärtstrend in Sicht Die deutschen Eisschnellläufer sorgen beim Saisonauftakt in Japan für Lichtblicke. von Stefan Rentzsch obihiro. Für den deutschen Eis schnelllaufsport gab es im ver gangenen Winter nicht viel zu lachen: Erfolge blieben aus, Schlagzeilen wurden häufig außerhalb der Eisbahn gemacht. Höhepunkt der Enttäuschungen waren die Olympischen Winter spiele in Sotschi Anfang des Jahres, bei denen keine einzige Medaille geholt werden konnte. Die Eindrücke aus der Trai ningszeit und die Ergebnisse bei den Deutschen Meisterschaf ten Anfang November schürten jedoch die Hoffnung, dass die Talsohle überwunden werden kann. Deswegen richteten sich Mitte November alle Augen auf den Weltcupauftakt im japani schen Obihiro. Es galt herauszu finden, auf welchem Leistungs stand sich die Kufenflitzer zum Saisonbeginn befinden. Bereits am ersten Wettkampf tag machten die Athleten vor den sehr gut gefüllten Rängen auf der Insel Hokkaido posi tive Eindrücke. Auf der Kurz distanz von 500 Metern sprinte ten Hauptfeldwebel Nico Ihle auf den fünften und Judith Hesse auf den vierten Platz und lagen damit in Reichweite zum Podium. „Ich bin zufrieden, es ist ein guter Einstand“, sagte Ihle, der bei sich noch Steigerungspotenzial sieht: „Ich bin zuversichtlich und habe gesehen, dass mir nach oben nicht viel fehlt.“ Auch auf den Ausdauerdistan zen ließen die deutschen Sport ler aufhorchen. Über die 5000 Meter der Herren lief Hauptge freiter Patrick Beckert auf einen Foto: dpa/pa aktuell Gerangel: Bei der noch jungen Disziplin Massenstart geht es bisweilen auch ruppig zu. starken fünften Platz. Bei den Frauen konnten Claudia Pech stein als siebte und Stabsunter offizier (FA) Bente Kraus die traditionelle niederländisch e Dominanz in der Disziplin nur ansatzweise brechen. Kraus war trotzdem zufrieden: „Das war mein bestes Rennen in diesem Winter“, freute sich die 25Jäh rige über ihre Zeit von 4 Minuten und 13 Sekunden. Die Glanzpunkte des Welt cups hielt aus deutscher Sicht der zweite Wettkampftag bereit. Völ lig überraschend lief Oberfeld webel Samuel Schwarz auf sei ner Paradestrecke 1000 Meter auf den dritten Platz und sorgte damit für die erste internatio nale Medaille in diesem Winter. „Ich wollte ganz sauber laufen und habe es immer geschafft, die Kontrolle zu behalten und dabei nie zu überdrehen“, sagte Schwarz, der vor vier Jahren an selber Stelle seinen ersten Welt cupsieg holte. Freudentränen gab es dann bei der Teamverfolgung der Frauen. Das Dreiergespann, bestehend aus Bente Kraus, Claudia Pech stein und Gabriele Hirschbichler, musste sich lediglich den über mächtigen Niederländerinnen und den Lokalmatadorinnen aus Japan geschlagen geben und holte ebenfalls die Bronzemedaille. Ein Erfolg, der beim Teamlei ter der Deutschen Eisschnell laufGemeinschaft, Helge Jasch, pure Freude auslöste. „Wir haben das gar nicht zu wagen gehofft. Wir sind extrem froh, es gibt nur strahlende Gesichter“, sagte Jasch. Nach dieser Vorstellung dürfte sich das Trio, das zum ers ten Mal in dieser Formation star tete, für weitere Einsätze emp fohlen haben. Jasch sprach denn auch von einer „Option für die Zukunft“. Der dritte Wettkampftag stand ganz im Zeichen einer noch sehr jungen Disziplin im Weltcup: dem Massenstart. Hier sorgten Feldwebel Alexej Baumgärtner und Hauptgefreiter Patrick Beckert mit Platz vier und fünf für positive Schlagzeilen. Der Wettbewerb wird in dieser Sai son erstmalig auch bei Weltmeis terschaften ausgetragen und soll die Attraktivität des Eisschnell laufens steigern. Am Ende herrschte im deut schen Lager große Zufriedenheit. Die Kufensportler zeigten sich in guter Form und konnten den Nachweis erbringen, dass nach der langen Durststrecke mit ihnen in diesem Winter wieder zu rech nen ist. Sprintass Nico Ihle fasste es kurz und prägnant zusammen: „Team Germany ist am Start.“ Comeback in Tallin Degenfechter Christoph Kneip klettert nach über zehn Jahren wieder auf das Treppchen. T - Foto: imago 10 Unangefochten: Christoph Kneip (r.) ist wieder in Topform. reich beendete mit einem 15:11 im Finale die Siegesserie des Leverkuseners. „Eine prima Leistung von Christoph“, äußerte sich Bundes trainer Didier Ollagnon anerken nend. „Die Platzierung ist das Resultat seines Fleißes. Er sollte nun an dieses Ergebnis anknüp fen“, fügte er hinzu. Kneip krönte seine „Wiederauf erstehung“ sogar noch mit dem dritten Platz im Teamwett bewerb. Die deutsche Mann schaft, der auch Hauptgefreiter Niklas Multerer von der Sport fördergruppe Mainz sowie Jörg Fiedler und Falk Spautz ange hörten, musste sich im Halbfi nale nur den VizeWeltmeistern aus Südkorea geschlagen geben. Im Gefecht um Rang drei setzte sich das deutsche Quartett abschließend souverän gegen die tschechische Mannschaft mit 45:23 durch. Das deutsche Nationalteam der Degenfechter meldet sich mit diesem Resultat eindrucks voll zurück an der Weltspitze und kann nun zuversichtlich in die kommenden Wettkämpfe in Oslo, Dublin und Doha gehen. (sr) 24. November 2014 Vermischtes aktuell 11 Foto: dpa/pa Aus dem All: Der Lander „Philae“ hat die ersten Bilder und wissenschaftlichen Daten vom Kometen tschurjumow-Gerasimenko (genannt „tschuri“) gesendet. Laut ersten Auswertungen, die am vergangenen montag durch die europäische raumfahrtbehörde (esA) veröffentlicht wurden, besitzt der vier Kilometer große himmelskörper eine zehn Zentimeter dicke staubschicht, unter der sich eine sehr harte Oberfläche befindet. Der Leiter für den missionsbetrieb der esA, Paolo Ferri, sprach zudem von „Bildern, die aussehen wie Korallenriffe auf dem meeresboden“ und „unglaublichen strukturen“. Das werden jedoch vorerst die letzten Daten von „Philae“ sein. Bei der nicht ganz planmäßig verlaufenen Landung am mittwoch zuvor setzte der kühlschrankgroße Forschungsroboter an einer anderen stelle als geplant, nämlich an einem Kraterrand in einer schrägstellung auf. Deshalb bekam er wesentlich weniger sonnenlicht ab als für einen Weiterbetrieb notwendig. „Philae“ stellte daher seine Arbeit ein. Kurz vor der Abschaltung gelang es jedoch noch, das minilabor samt seinen sonnensegeln um 35 Grad zu drehen. Das größte sonnensegel steht nun in einem günstigeren Winkel zur sonne und kann mehr energie tanken. Die Forscher hoffen, dass sich „Philae“ noch einmal aus seinem ruhemodus hochfahren lässt, wenn sich „tschuri“ in den kommenden monaten weiter der sonne nähert. Dies setzt jedoch voraus, dass sich der Lander nicht von der Kometenoberfläche löst. Die in „Philae“ eingebauten Ankervorrichtungen hatten sich bei der schwierigen Landung nämlich nicht wie geplant in dem Kometen verhakt. „Philae“ ist das erste von menschen geschaffene Gerät, das auf der Oberfläche eines Kometen gelandet ist. Die esA spricht daher auch von einem „vollen erfolg“ der etwa eine milliarde euro teuren mission. Die muttersonde „rosetta“ befindet sich derweil weiterhin in einem Orbit um den etwa 500 millionen Kilometer von der erde entfernten Kometen und wird ihn von dort aus weiter erforschen. Von der 2004 gestarteten mission erhoffen sich die Wissenschaftler neue erkenntnisse über die Frühzeit des sonnensystems. Gesucht wird unter anderem nach organischen molekülen, wie sie eine rolle bei der entstehung von Leben auf der erde gespielt haben könnten. (afp/eb) Weihnachten auf Keltisch Sodom und Camorra Buch. In den 80er Jahren studierte Mathilde Schwabeneder in Rom und wurde später für den Österreichischen Rundfunk Korrespondentin in der italienischen Hauptstadt. In dieser Zeit lernte sie Italien mit all seinen Facetten kennen. Dazu gehört eben nicht nur „La Dolce Vita“, sondern auch die allgegenwärtige organisierte Kriminalität. Mit unzähligen Interviews, dem Studium zahlloser Ermittlungs- und Gerichtsakten und intensiven Hintergrundrecherchen erforschte die Autorin diese geheimnisvolle Welt. In ihrem Buch „Die Stunde der Patinnen“ befasst sie sich mit den Lebenswegen von Frauen im Umfeld von Cosa Nostra, Camorra und Ndrangheta. Sie stehen dabei längst nicht mehr nur als Ehefrauen der Paten im Hintergrund. Viele haben sich an die Spitze ihrer Clans gesetzt und herrschen dort ebenso gnaden- und skrupellos wie ihre männlichen Pendants. Schwabeneder geht auch auf Frauen ein, welche die Mafia-Strukturen unter Lebensgefahr hinter sich gelassen und mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet haben. Die Autorin stellt ihre Protagonistinnen im jeweiligen historischen und familiären Kontext vor. Familienehre, Geschäftszweige, internationale Kooperationen und die Verbindung zur italienischen Politik werden dabei ebenso beleuchtet wie die Lebensbedingungen inhaftierter Mafiosi und die Gefahren, denen sich Ermittler, Staatsanwälte und Zeugen aussetzen. Dieses Buch ist eine spannende Beschreibung des organisierten Verbrechens, das den Leser von der ersten Seite an fesselt und dabei schonungslos aufzeigt, dass die Mafia eben nicht nur ein finsteres Kapitel der Vergangenheit ist, sondern noch immer über Macht und Einfluss in nahezu allen Lebensbereichen verfügt. (akw) Mathilde Schwabeneder: „Die Stunde der Patinnen“, 271 Seiten, gebundene Ausgabe, styria premium, Wien/Graz/Klagenfurt 2014, 24,99 Euro, ISBN 978-3-222-13461-6 aktuell verlost vier Exemplare des Buchs. Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff „Mafia“ bis zum 30. November senden an: aktuell@bundeswehr.de. Jede Sekunde zählt Regisseur Noel Clarke sorgt mit dem Science-Fiction-Thriller „Anomaly“ für Spannung. DVD/Blu-ray. Wenige Jahre in der Zukunft: Der traumatisierte ehemalige Soldat Ryan Reeve (Noel Clarke) erwacht im Kofferraum eines Kleintransporters. Neben ihm liegt der kleine Alex (Art Parkinson), der offensichtlich – wie er selbst – entführt wurde und dessen Mutter durch Männer in roten Masken umgekommen sein soll. Beiden bleiben genau 9 Minuten und 47 Sekunden, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Ohne auch nur zu wissen, welche Umstände zu ihrer Geiselhaft geführt haben, können Reeve und Alex entkommen. Auf ihrer Flucht bemerkt Reeve eine seltsame Maske und eine Pistole in seiner Tasche und ahnt Böses. Wenig später wird er ohnmächtig und kommt erst nach einigen Tagen wieder zu sich – allerdings nur für 9 Minuten und 47 Sekunden. Diese WachMomente nutzt er fortan für die Rekonstruktion seines Lebens und zur Suche nach Alex. Doch überall, wo er erwacht, wartet ein mysteriöser Mann (Ian Somerhalder) auf ihn, dessen wahre Ziele er nicht ergründen kann. Schauspieler Noel Clarke hat sich mit seinen Funktionen als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller in „Anomaly“ viel Arbeit vorgenommen. Das Ergebnis ist ein interessanter Science Fiction-Film mit ThrillerElementen „Made in England“, der sich klar im Independent-Bereich einordnet. Große Settings oder Und die Grundidee, genau 9 Minuten und 47 Sekunden Zeit zu haben, um dem Rätsel des eigenen Zustandes auf die Spur zu kommen und um einen entführten Jungen zu retten, bleibt bis zum Finale fesselnd. Der knapp 100 Minuten lange Film aus diesem Jahr liegt ab sofort auf DVD und Blu-ray vor und ist ein echter Geheimtipp. (eb) computergenerierte Raumschiffe sucht man in Clarkes Zukunftsvision vergeblich. Es sind vielmehr kleine Dinge wie TouchScreens und DNA-codierte Handwaffen, die für eine futuristische Atmosphäre sorgen. „Anomaly – Jede Sekunde zählt“, Universal, 2014, DVD 11,84 Euro, Blu-ray 10,54 Euro aktuell verlost drei Exemplare der DVD. Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff „Zukunft“ bis zum 30. November senden an: aktuell@bundeswehr.de. cD. Die irische Sängerin Caitríona O’Leary präsentiert: Die weltweit erste Einspielung der bedeutendsten Weihnachtslieder Irlands. Die großen Emotionen der „Wexford Carols“ drücken einerseits die tiefen religiösen Gefühle beim Erzählen der Weihnachtsgeschichte aus, andererseits spiegeln sie auch die politischen und sozialen Umstände der Katholiken wieder, denen das Feiern der Heiligen Messe seit 1678 verboten war. Durch das Singen verliehen sie ihrer Vorfreude auf das Weihnachtsfest Ausdruck. (eb) Caitríona O‘Leary: „The Wexford Carols“, CD, Heresy Records, 2014, 19,99 Euro aktuell verlost zwei Exemplare der CD. Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff „Irland“ bis zum 30. November senden an: aktuell@bundeswehr.de. Gewinnauslosung aktuell 44/2014. Jeweils zwei Kinogutscheine für den Film „Interstellar“ gewinnen Karin Maul, Heribert Maring und Daniel Borczewski. Je ein Buch „Der jüdische Patient“ von Oliver Polak gewinnen Kerstin Wachs, Jörg Gentsch und Stefan Schönbeck. Herzlichen Glückwunsch! aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 25. November, 22:45 Uhr, hr: “verräterkinder – Die töchter und söhne des Widerstands“ Die Männer und Frauen des 20. Juli 1944 werden heute als Helden verehrt, die ihr Leben im Widerstand gegen Adolf Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe, an deren Folgen sie bis in die Gegenwart zu tragen haben. Christian Weisenborns Film zeigt eindrucksvolle, hoch emotionale Momentaufnahmen aus dem Leben der Kinder des Widerstands. Er würdigt damit die Courage der Eltern und gibt ihnen einen historisch gerechten Platz. Youtube-video der Woche: Das Zusammenspiel von Infanterie, Joint Fire Support Teams und luft- sowie bodengestützter Feuerunterstützung ist im Einsatz Realität und als „Gefecht verbundener Waffen“ wichtiger Bestandteil moderner Kriegsführung. Dieses üben rund 350 Soldaten aus verschiedenen Verbänden. Für zwei Wochen haben sich die Männer und Frauen dafür auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Nordosten Bayerns eingefunden. (eb) Der Beitrag „Grafenwöhr unter Feuer“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. vermischtes 24. November 2014 Ein Zeichen des Respekts Regina Halmich möchte die Bundeswehr als Fitness- und Motivationscoach unterstützen. Karlsruhe. „Ich beschäftige mich schon sehr lange mit der Bundeswehr und bin der Meinung, dass unsere Soldaten in der Öffentlichkeit viel mehr Respekt verdienen.“ So beschreibt Regina Halmich die Motivation hinter ihrer Idee, die Bundeswehr im kommenden Jahr als Fitnessund Motivationscoach zu unterstützen. „Mit meinem Engagement möchte ich das öffentliche Bewusstsein für die Aufgaben unserer Soldatinnen und Soldaten stärken“, so die 38-Jährige weiter. Halmichs fachliche Kompetenz steht außer Frage: Sie ist die bekannteste und erfolgreichste deutsche Boxerin. Zwischen 1995 und 2007 hielt sie den Titel der Boxweltmeisterin im Fliegengewicht und gewann 54 ihrer 56 Kämpfe. Zwischen ihrer sportlichen Leidenschaft und der Bundeswehr hat die gebürtige Karlsruherin einige Parallelen ausgemacht: „Ich kann mich sehr gut in die Lage von Soldaten versetzen. Disziplin und Gehorsam sowie das Zusammenspiel von mentaler und körperlicher Stärke gehören bei ihnen zum Alltag – genau wie im Boxen.“ Halmich geht es nicht darum, Strukturen zu verändern, sondern Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? Ich bemühe mich, ohne Plattitüden auszukommen, aber manchmal schleicht sich „sozusagen“ ein. Was ist Ihre größte Errungenschaft? Dass ich den Boxsport bei und für Frauen gesellschaftsfähig gemacht habe. Foto: Regina Halmich 12 zu ergänzen. „Ich möchte einfach ein paar Highlights setzen. Das Ziel ist, etwas Abwechslung in den Alltag der Soldaten zu bringen und meinen Teil dazu beizutragen, sie fit und bei Laune zu halten“. Neben Motivationsvorträgen schweben Halmich moderne und fordernde Trainingsmethoden wie Intervalltraining vor. „Die Soldaten sollen danach sagen: Es war ein tolles und anstrengendes Training und hat uns etwas gegeben“, hofft Halmich. Bei einem Vortrag in Dresden Anfang November erhielt sie bereits großen Zuspruch von den Soldaten und Soldatinnen für ihr Vorhaben. „Mein Gespür dafür, dass das genau das richtige ist, hat sich bestätigt. Ich habe das Gefühl, etwas Gutes bewirken zu können.“ (sr) Wie können Sie am besten entspannen? Beim Sport, einem guten Essen mit Freunden oder einem Thriller – ich liebe Krimis. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Die der Gelassenheit und des Großmuts – ich bemühe mich täglich. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Angela Merkel dafür, wie sie es geschafft hat, sich in der von Männern dominierten Politik durchzusetzen und zu etablieren. Was wäre Ihre berufliche Alternative? Politik vielleicht? Ich gehe gern mit Menschen um und bin eine Macherin. Schreibtisch pur wäre nichts für mich. Welches Lied singen oder hören Sie gern? „We‘re like thunder“ von Doro Pesch. Sie ist eine liebe Freundin und das war meine Walk-In Musik. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Hin und wieder Schokolade. Aber danach wird heftig trainiert… Was ist Ihr Hauptcharakterzug? Ich bin neugierig auf die Welt, kann ungeheuer diszipliniert sein und gehe die Ziele, die ich erreichen will, aktiv und entschlossen an. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Ich bin nie einen Schritt zurück gegangen – es sei denn, um Anlauf zu nehmen!