Jahresbericht 2015 PDF

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Jahresbericht 2015 PDF
MACHER
AM WERK
MAGAZIN
2015
MACHER
AM WERK
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2016 – DIE
TRANSFORMA­TION
GREIFT …
KUNDEN
ÜBERZEUGEN
WELTWEIT
ES MUSS ANDERS
WERDEN …
Der Unternehmensumbau von
Heraeus nimmt sichtbar Gestalt
an. Jan Rinnert, Vorsitzender der
Heraeus Holding Geschäftsführung
über ein ereignisreiches Jahr und
gute Perspektiven.
Jeden Tag arbeiten Heraeus Mitarbeiter in allen Regionen der Welt
daran, ihre Kunden vor Ort noch
erfolgreicher zu machen. Ein Blick
an die Orte, wo Zusammenarbeit
entsteht.
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WO DIE SONNE
AUFGEHT
… WIR SEHEN
CHANCEN!
Dr. Weiming Zhang über die Vereinbarkeit seiner Doppelrolle als
Leiter Sales und Chefentwickler für
Heraeus Photovoltaics und die
Herausforderungen in China, dem
größten Photovoltaikmarkt der Welt.
Das Geschäft mit Knochenzement
boomt: Heraeus Medical Components gehört zu den am stärksten
wachsenden Business Units im
Konzern. Das ist auch ein Ergebnis
der besonderen Innovationskultur.
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ZEMENT ANMISCHEN
FÜR WEITERES
WACHSTUM
INNOVATIONEN
SCHAFFEN
Von Wehrheim aus liefert Heraeus
Medical Knochenzement in alle
Welt – bei ständig wachsender
Nachfrage. Dr. Britta Bär ist für den
weiteren Ausbau der Produktion
verantwortlich.
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AN DIE IDEE
GLAUBEN
So geht Teamarbeit im globalisierten Umfeld: Die Heraeus Innovationspreisträger Florian Richardt
und Bikash Agarwal berichten, wie
sie alte Denk- und Organisationsstrukturen mit ihrem innovativen
Preismodell „Flexible Forward“
aufbrechen.
Ein Überblick zu den Finalisten und
Preisträgern der Heraeus Innovationspreise 2015.
Dr. Jürgen Heraeus, Aufsichtsratsvorsitzender der Heraeus Holding
GmbH beschreibt, warum Unternehmen heute wie damals wandlungsfähig bleiben müssen.
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KONSEQUENT
AUF ERFOLG
AUSGERICHTET
Wolfgang Stang, Geschäftsführer
von Heraeus Noblelight beschreibt,
mit welchen Mitteln er den Turn­
around im stagnierenden Lichtgeschäft schaffte.
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DIE PRODUKTION
DER ZUKUNFT
BAUEN
Zwei Orte, zwei Menschen, ein Ziel:
Die Projektmanager Hendrik Trute
und Vincent Ji bauen die Edelmetallfabrik der Zukunft. In Hanau
und Nanjing.
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EXZELLENZ BRAUCHT
EIN GUTES TEAM
Wo ist die Produktion bei Heraeus
richtig gut? Zum Beispiel in
Wilmington, North Carolina. Ein
Besuch bei Produktionsleiter
Bruce Bratz.
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HERAEUS
IM JAHR 2015
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16 36
Heraeus hat im Jahr 2015 seine Transformation
zielstrebig vorangetrieben. Das Unternehmen
hat sich neu und funktional auf seine Märkte
aus­­ge­richtet, viele Prozesse optimiert und ist so
insgesamt für seine Kunden leistungsfähiger
geworden. Damit das auch in Zukunft so bleibt,
laufen weiterhin viele Initiativen auf dem Weg zu
globaler Exzellenz. Doch Transformation ist harte
Arbeit. Menschen sind die treibende Kraft, täglich
entwickeln sie jeden Bereich des Unternehmens
weiter. Doch wer sind sie und was motiviert sie?
Lernen Sie einige Gestalter bei Heraeus kennen.
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MEILENSTEINE
2015
APRIL
JULI
Heraeus Electro-Nite
übernimmt CPP Thermo
Devices Pvt. Ltd.
Best Supplier Award
der Firma Continental
Heraeus Electro-Nite übernimmt CPP Thermo Devices. Das
indische Unternehmen ist spezialisiert auf die Produktion und
den Vertrieb von Messsensoren für die Stahlindustrie in Indien,
Südostasien, dem Nahen Osten sowie Afrika und beschäftigt
rund 140 Mitarbeiter.
Die Firma Continental zeichnet Heraeus mit dem „Best
Supplier Award“ in der Kategorie „Product Related Auxiliaries
(PRA)“ aus. Eine große Rolle spielt das neue Produkt
„Flexible Forward“ von Heraeus. Mehr dazu ab Seite 16.
JULI
APRIL
Heraeus Noblelight in
Cambridge, UK, erhält Queen’s
Award für Unternehmen
in der Kategorie »Innovation«
Der Queen’s Award ist die äußerst
renommierte Anerkennung des
britischen Königshauses für exzellente
unternehmerische Leistungen. Heraeus
Noblelight UK erhält die Auszeichnung
für die langjährige, erfolgreiche
Weiterentwicklung der automatisierten
Fertigung von Flash-Lampen. So wurden die Technologie­
führerschaft und weitere Marktanteile gewonnen.
JUNI
»Top 100«-Preisverleihung:
Heraeus Medical ist
top-innovatives Unternehmen
Heraeus Medical wird beim Summit
des Deutschen Mittelstands erneut
als Top-Innovator ausgezeichnet.
Damit das Unternehmen seinem Ruf
als Weltmarktführer weiter gerecht
bleibt, widmen sich über ein Drittel
der Beschäftigten in Deutschland
ausschließlich innovativen Prozessen – von der Optimierung
bestehender Produkte bis zur Neuentwicklung.
Grundsteinlegung des
Innovationszentrums in Hanau
Mit der Grundsteinlegung startet
der Bau des neuen Innovations­
zentrums am Standort Hanau.
Bereits Anfang 2017 soll das
repräsentative Gebäude fertig­
gestellt sein und Platz für rund
200 Arbeitsplätze bieten.
AUGUST
Neues Touchpanel mit
Heraeus Innovation entwickelt
Heraeus hat gemeinsam mit ITRI Taiwan erstmals ein voll
funktionsfähiges, biegbares 7-Zoll-Touchpanel auf der Touch
Taiwan Exhibition vorgestellt. Als Folienbeschichtung kamen
leitfähige Polymere (Clevios™ PEDOT) zum Einsatz. Die
Innovation eröffnet neue Möglichkeiten für flexible, faltbare
und tragbare Displays.
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AUGUST
NOVEMBER
Ausbau der Aktivitäten von
Heraeus Medical in Wehrheim
Chinesisches Heraeus Joint
Venture feiert 20-jähriges
Jubiläum und eröffnet neuen
Produktionsstandort
Heraeus Medical investiert rund
17 Mio. Euro in den Um- und Neubau von Produktionseinrichtungen
am Standort Wehrheim. Der Standort
bietet ideale Voraussetzungen
für die globalen Aktivitäten des
Unternehmens.
SEPTEMBER
30 Jahre Heraeus in Singapur
Vor 50 Jahren wurde Singapur eigenständig, vor 30 Jahren
startete Heraeus in dem Stadtstaat mit rund zehn Mitarbeitern
– heute arbeiten rund 650 Mitarbeiter an fünf Standorten in
Singapur. Schwerpunkte der Tätigkeiten liegen in den
Bereichen Elektronik, Festplatten, Halbleiter, Medizintechnik
und Photovoltaik.
Mit dem 20-jährigen Jubiläum der
Heraeus (Zhaoyuan) Precious Metal
Materials (HZPM) und der Eröffnung
eines neuen Produktionsstandorts
des Joint Ventures gibt es für Heraeus
gleich zwei feierliche Anlässe. Das
Gemeinschaftsunternehmen war das
erste Joint Venture zwischen einem chinesischen und einem
ausländischen Unternehmen in der Gold verarbeitenden
Industrie. Am neuen Produktionsstandort können mit
modernsten Produktionsanlagen, hohen Betriebsstandards und
intelligenten Informationsmanagement-Systemen Produktivität
und Produktqualität verbessert und die Elektronik- und
Halbleiterindustrie in Greater China gestärkt werden.
NOVEMBER
OKTOBER
Werkseröffnung in Rumänien
Heraeus Innovationspreis
2015
Mit dem Heraeus Innovationspreis
würdigt Heraeus seit 2003 eigene
Forscher und Entwickler für
herausragende Ideen und Leistungen. Die diesjährigen Gewinnerteams
stellen wir Ihnen auf der Seite 26 in
diesem Magazin vor.
Heraeus hat mit Timişoara einen idealen Standort für seinen
neuen Produktionsstandort in Rumänien gewählt. Die Region
bietet eine gute Infrastruktur und kurze Transportwege.
Produziert werden Lotpasten, Pulver und andere Kontaktmittel,
vor allem für Automobilzulieferer.
OKTOBER
Heraeus und Northam
Platinum schließen langfristige
Partnerschaft für Edelmetallraffination und -vertrieb
Heraeus und der südafrikanische Hersteller von Platingruppenmetallen (PGM) Northam Platinum, Ltd., geben die Ausweitung
ihrer bestehenden, langfristigen Partnerschaft bekannt. Im
Rahmen der Zusammenarbeit, für die eine Laufzeit von 20
Jahren vereinbart wurde, raffiniert Heraeus alle PGM-Erzkonzentrate von Northam. Darüber hinaus erwirbt Heraeus bis zu
40 Prozent dieser raffinierten Edelmetalle. So sichert Heraeus
seinen Kunden einen zuverlässigen Zugang zu Platingruppenmetallen.
DEZEMBER
Verleihung des HPS Awards
Spitzenleistungen bei der Weiterentwicklung unserer Produktion und der Einführung des Heraeus Produktionssystems (HPS)
– dafür werden zum ersten Mal drei Teams mit dem hausinternen HPS Award ausgezeichnet. Beim zweiten HPS Jahresevent
werden die Preise an die Gewinnerteams aus Bitterfeld,
Kleinostheim und Yverdon-les-Bains vergeben.
»2016 WIRD DAS
JAHR, IN DEM DIE
TRANSFORMATION
GREIFT…«
Interview mit JAN RINNERT, Vorsitzender der Heraeus Holding
Geschäftsführung zu den unternehmensweiten Veränderungsprozessen.
Herr Rinnert, Sie haben einen sehr umfangreichen
Veränderungsprozess bei Heraeus angestoßen.
Warum war das notwendig?
Handeln erlaubt. Die neuen Global Business Units (GBU) sind
nun seit über einem Jahr in dieser Form auf ihren Märkten aktiv
und wir stellen überwiegend gute operative Fortschritte fest.
JAN RINNERT: Ein wesentlicher Grund sind starke Veränderungen
unserer Märkte und Kundenbedürfnisse. Unsere Wettbewerber
Ein zweiter wichtiger Bereich waren unsere Maßnahmen zur
gewinnen Marktanteile mit Produkten, die im Niedrigpreisseg-
Verbesserung unserer operativen Exzellenz, insbesondere weil
ment angesiedelt sind. Besonders spürbar wird das überall,
die Effizienz in der Produktion und in den produktionsnahen
wo zum Beispiel Edelmetalle aus Kostengründen substituiert
Bereichen nicht ausreichend ist. Ab dem zweiten Quartal
werden, wie z. B in der Elektronikindustrie. Außerdem verän-
2015 haben wir daher die Exzellenz-Initiativen gestartet, die
dern sich die Technologien in unseren Märkten in sehr großem
uns in allen Ebenen auf Weltklasseniveau bringen soll. Im
Tempo: So verliert beispielsweise das traditionelle Festplatten-
Laufe der Reorganisation haben wir aber feststellen müssen,
geschäft weiter Anteile gegenüber Halbleiterspeichern, oder
dass bei einigen der alten Geschäftseinheiten stärkere Defizite
Technologien wie OLED (Organische Leuchtdiode) setzen sich
in den Arbeitsabläufen bestehen als bisher angenommen und
nicht so schnell durch, weil große Marktteilnehmer andere
weitere Optimierungsmaßnahmen erforderlich sind. Wir haben
strategische Entscheidungen treffen. Die beschleunigte Ent-
diese dann gebündelt und in dem Heraeus FIT-Programm
wicklung und der stärker globalisierte Wettbewerb führen auch
zusammengefasst. Die konsequente Umsetzung dieses Pro-
zu einem höheren Innovationsdruck, in immer kürzeren Zyklen
gramms hat maßgebliche Wirkung auf die Stabilisierung und
neue Produkte in den Markt zu bringen. Gleichzeitig müssen
Wiederherstellung der Wettbewerbs­fähigkeit einiger Geschäfte
wir mehr als bislang Service- und Systemanforderungen unserer
besonders an unseren deutschen Standorten.
Kunden erfüllen und das bei gleich­zeitigem Kostendruck.
Darüber hinaus haben wir weiter intensiv an unseren Prozessen
Welche Maßnahmen haben Sie aus dieser
Entwicklung abgeleitet?
und Systemen gearbeitet: Im Rahmen des im Jahr 2012 gestar-
JAN RINNERT: Wir haben über das Gesamtunternehmen hinweg
Konzerns einheitliche Prozesse auf Basis eines integrierten SAP-
mehrere Handlungsfelder identifiziert. Seit Herbst 2014 haben
System eingeführt. So identifizieren wir schlichtweg schneller,
wir uns intensiv mit einer marktgerechten und kundennahen
wo unsere Geschäfte gut laufen und wo nicht. Auch wenn sol-
Ausrichtung unserer Geschäftseinheiten beschäftigt, was uns
che Projekte nie reibungslos ablaufen und erhebliche Anstren-
in der Umsetzung zügig und gut gelungen ist. So haben sich
gungen seitens der gesamten Belegschaft erfordern, verlief die
zu Beginn des Jahres 2015 neue Führungsstrukturen mit elf
Umstellung erstaunlich schnell. Weltweit arbeiten nun bereits
globalen Business Units im Unternehmen etabliert. Diese
ca. 50 % als SAP-Anwender auf einheitlichen Systemen.
teten Programms „Magellan“ haben wir in weiten Teilen unseres
Einheiten bündeln nun in elf marktorientierten Bereichen
Führungsstrukturen verschlankt und zwei Management-Ebenen
Wie konnten sich in diesem Umfeld die Geschäfte und
Ergebnisse entwickeln?
herausgenommen. Damit konnten wir eine funktionale Struktur
JAN RINNERT: Wir haben zwar ein starkes Unternehmensfundament,
mit kurzen Wegen etablieren, die schnelles unternehmerisches
aber es war letztes Jahr sehr wichtig, unsere Hausaufgaben
unsere vorher 35 strategischen Geschäftsfelder. Wir haben die
DER STEUERMANN
Jan Rinnert ist Vorsitzender der Heraeus Holding Geschäftsführung. Unter seiner Führung
wurden wichtige Programme und Initiativen
gestartet, um die Position des Familienunternehmens auch in Zukunft zu sichern.
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»Wir machen gute Fortschritte
im Hinblick auf unsere Ziele
und Heraeus schlanker,
schneller sowie markt- und
kundenorientierter.«
Heraeus FIT richtet sich aber auch an die internationalen Stand­
orte: So optimieren wir unser Standort Set-up in China und investieren hier ebenfalls in eine neue Edelmetallfabrik. Wir konsolidieren
aber auch Standorte in den USA, Brasilien und den Philippinen.
Für mich ist die Summe dieser sehr unterschiedlichen Investitions- und Optimierungsprojekte entscheidend. All diese Maßnahmen werden nicht nur dafür sorgen, dass wir mittelfristig
zu machen haben und die Veränderungsprojekte konsequent mit
Ergebnisverbesserungen sehen, wir befähigen auch unsere
den notwendigen Investitionen, Abschreibungen und Rückstellun-
Mitarbeiter in einem wettbewerbsfähigeren Produktionsumfeld
gen auf den Weg zu bringen. Außerdem hat sich das global sehr
exzellente Leistungen für unsere Kunden zu erbringen.
herausfordernde kompetitive Umfeld verstärkt, gleichzeitig haben
kühlte Entwicklung in China, einem unserer wichtigsten Märkte,
Wie stellen Sie sicher, dass Heraeus bei all diesen Maßnahmen
weiterhin innovativ bleibt?
Überkapazitäten im weltweiten Stahlmarkt, signifikante Währungs-
JAN RINNERT: Innovationen haben eine entscheidende Bedeutung
schwankungen und niedrige Edelmetallpreise – das alles hat unser
für den zukünftigen Erfolg unseres Unternehmens! Heraeus steht
Geschäft im vergangenen Jahr nicht gerade einfacher gemacht.
für kontinuierliche Innovation in seinen jeweiligen Märkten. Wir
Einige Geschäftsbereiche konnten diesen Bedingungen trotzen
erfüllen damit die Bedürfnisse unserer Kunden und gestalten mit
und haben dank konsequenter Marktbearbeitung, zielgerichteter
unseren Innovationen die zukünftige Entwicklung in unseren un-
Innovation und Kostenmanagement gutes profitables Wachstum
terschiedlichen Endmärkten. Das neue Innovationszentrum spielt
erzielen können, in anderen Bereichen haben wir Schwächen in
dabei eine wichtige Rolle: Ab Anfang 2017 bietet es rund 200
Markt- und ihrer Wettbewerbsposition identifiziert, die sich dämp-
Entwicklern bei Heraeus ein gemeinsames Dach. Wir planen hier
fend auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt haben. Unter diesen
eine hochmoderne Infrastruktur für Forschung und Entwicklung
Bedingungen konnten wir operativ ein noch zufriedenstellendes
und bieten ein optimales Arbeitsumfeld, das unsere regionalen
Ergebnis erzielen, und das in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Entwicklungscenter hervorragend ergänzen wird. Darüber hinaus
wir in vielen Regionen abschwächende Märkte gesehen. Die abge-
haben unsere Geschäftseinheiten in ihren Kernmärkten Asien,
Welche Auswirkungen versprechen Sie sich langfristig von den
Exzellenz-Initiativen und dem Programm Heraeus FIT?
USA und Europa regionale F&E-Zentren aufgebaut. Wir sind sehr
JAN RINNERT: Die Exzellenz-Initiativen und das Programm Heraeus
können dadurch sehr schnell maßgenschneiderte Lösungen anbie-
FIT bilden die Grundlage für die weitere positive Entwicklung von
ten. Das unterscheidet uns wesentlich vom Wettbewerb und gibt
Heraeus. Mit dem Exzellenz-Gedanken wollen wir die Grundein-
uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Im vergangenen
stellung aller Heraeus Mitarbeiter in allen Bereichen langfristig
Jahr haben wir unsere Ausgaben in Forschung und Entwicklung
weiterentwickeln. Es soll für jeden Mitarbeiter selbstverständlich
noch einmal erhöht, um diese Anstrengungen zu unterstützen.
nahe an unseren Kunden, sprechen ihre jeweilige Sprache und
sein, sich und sein Arbeitsumfeld kontinuierlich zu verbessern und
Kundenbedürfnisse als wichtige Priorität zu sehen.
Gibt es bei Innovationen bereits erste sichtbare Ergebnisse?
JAN RINNERT: Lassen Sie mich aus dem letzten Jahr nur drei Beispie-
Darüber hinaus sehen wir in wesentlichen Teilen des Konzerns
le nennen: Heraeus Noblelight wurde vom britischen Königshaus
kurz- und mittelfristig Optimierungspotenziale, insbesondere in
mit dem Queen’s Award für herausragende Innovation ausgezeich-
der Produktion und in produktionsnahen Bereichen. Die dafür
net. Heraeus Medical belegte erneut den zweiten Platz als eines
notwendigen Maßnahmen und Investitionen sind im Programm
der innovativsten Unternehmen in Deutschland im Wettbewerb
Heraeus FIT zusammengefasst. Die konsequente Umsetzung dieses
„Top 100“. Und wir sind mit 21,7 % Effizienz der aktuelle Weltre-
Programms wird maßgebliche Auswirkung auf die Stabilisierung
kordhalter bei der Leitfähigkeit von Silberleitpasten für Solarmodu-
und Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit einiger Geschäfte
le. Photovoltaik ist ein hart umkämpfter Markt mit extrem kurzen
insbesondere in unseren deutschen Standorten haben. Hierzu
Entwicklungszyklen und hohem Substitutionsdruck. Auch einige
gehören auch die Investitionsentscheidungen in das Innovations-
der Start-up Unternehmen erhalten eine sehr gute Kundenreso-
zentrum von Heraeus in Hanau sowie die Edelmetallfabriken der
nanz. Meine Liste ließe sich noch erweitern. Das Interessante ist
Zukunft in Hanau. Auch der Ausbau des Produktionsstandortes
jedoch, dass wir in ganz unterschiedlichen Märkten erfolgreich sind,
Wehrheim für den Bereich Heraeus Medical ist eine sehr wichtige
weil unsere Geschäftseinheiten so nah am Kunden sind. Und mit
Investition in die Zukunft. Kostenoptimierung versprechen wir uns
unseren internen Innovationspreisen, die wir jährlich vergeben,
durch die Konsolidierung der deutschen Standorte und Aktivitäten
spornen wir alle Entwickler bei Heraeus an, weiterhin hervorragen-
bei Heraeus Noblelight sowie Heraeus Quarzglas.
de Lösungen und Produkte zu entwickeln.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER STEUERMANN
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Welche Schwerpunkte setzen Sie dieses Jahr?
JAN RINNERT: Wir arbeiten weiter intensiv an den Exzellenz-Initiativen. Mit dem Eintritt von Dr. André Kobelt in die Geschäftsführung
wird kommerzielle Exzellenz und die systematische Bearbeitung
unserer Märkte erheblich verbessert. Das Verbesserungspotenzial
bei kommerzieller Exzellenz ist in weiten Teilen des Unternehmens
ähnlich groß wie in den Produktionsbereichen. Darüber hinaus
verfolgen wir intensiv die Umsetzung von Heraeus FIT, um unsere
Arbeitsabläufe weiter zu verbessern. Das bleibt erfolgskritisch,
insbesondere für die deutschen Standorte.
Zur Erreichung unserer Ziele ist ein gemeinsames Führungsverständnis wichtig. Wir haben daher ein neues Leadership Modell
eingeführt und unsere Ansprüche an unsere Führungskräfte neu
definiert. Dieses wollen wir weiter mit Leben füllen und die weltweite Führungskultur noch stärker verankern.
Zuletzt widmen wir uns noch stärker Zukunftsthemen, wie der
Einführung eines Responsibility Management Systems, dass
neben unserer schon sehr guten Legal- und Compliance-Arbeit
Wo liegen die Themenfelder, in denen sich Heraeus zukünftig mit Inno-
einen Fokus auf Umwelt, Gesundheit und Sicherheit setzt. Und
vation und Produktlösungen beschäftigen sollte?
wir werden die Digitalisierung und Industrie 4.0, die wesentlichen
JAN RINNERT: Wir sind in vielen relevanten Themenfeldern bereits gut
Einfluss auf unsere Tätigkeit haben werden, weiter vorantreiben.
aufgestellt. Im Aktivitätsfeld Gesundheit haben wir zum Beispiel
eine starke Position und die Innovationspipeline gut gefüllt. Der
Und welche Auswirkungen erwarten Sie auf die Geschäftsentwicklung?
Bereich Medical Components hat beim Heraeus Innovationspreis
JAN RINNERT: Das Marktumfeld bleibt in wichtigen Märkten und
2015 allein drei von sieben Finalisten gestellt. Und Heraeus
Regionen herausfordernd. Aber 2016 wird das Jahr, in dem unsere
Medical habe ich ja bereits erwähnt. Daran sieht man, dass wir
Transformation greift. Wir sind besser aufgestellt, unsere Chancen
hier auch zukünftig eine führende Rolle einnehmen wollen. Im
für profitables Wachstum zu nutzen und den Auswirkungen
Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten wir intensiv und unter-
schwacher Märkte entgegenzutreten. Darüber hinaus wollen wir
nehmensweit an Konzepten zur Energiegewinnung, -speicherung
bei Innovationen weiter zulegen, um unseren Kunden heraus-
sowie effizienten Energiemanagement. Hier sehe ich uns in der
ragende Lösungen zu bieten. Wir machen gute Fortschritte im
Bündelung unserer Kompetenzen in einer sehr vielversprechenden
Hinblick auf unsere Ziele und Heraeus schlanker, schneller sowie
Marktposition. Auch haben wir sehr gutes Potenzial, um unsere
markt- und kundenorientierter. Vorausgesetzt die weltwirtschaftli-
Kunden in der Elektronikindustrie weiterzubringen. Mit dem Appli-
che Lage bleibt stabil, sehe ich eine gute Entwicklung der Heraeus
kationszentrum für Leistungselektronik haben wir einen wichtigen
Geschäfte voraus.
Schritt gemacht, um unseren Kunden noch mehr integrierte Lösungen
anzubieten und weniger standardisierte Produkte, die immer
Die längerfristigen Perspektiven sind in den meisten unserer
einem großen Wettbewerbsdruck unterliegen. Das kommt uns zum
Geschäfte und für unserer Unternehmen sogar sehr gut. Wir
Beispiel beim Thema eMobilität zugute. Zuletzt bieten wir für die
sind in attraktiven Märkten positioniert und unsere globale
Industrie weiterhin viele weit entwickelte Produkte an. Unsere
Präsenz sichert uns hervorragenden Marktzugang und Kunden-
Edelmetallkompetenz hilft uns zum Beispiel bei der Sensorik
nähe.
und zunehmend als wichtiger Anbieter von Services, sei es beim
Handel oder bei der Beratung vom Edelmetallmanagement unserer
Wir können stolz sein, dass wir bei Heraeus auf ein derart enga-
Kunden. Wir dürfen aber nicht nur die Themenfelder betrachten,
giertes und motiviertes Team zählen können. Unseren Mitarbei-
sondern auch die Regionen. Trotz unsicherer Signale aus China
tern, Kunden und Partnern rund um den Globus gilt deshalb
sehen wir hier weiterhin große Chancen. Die wollen wir mit dem
unser besonderer Dank für ihre tägliche Unterstützung. Ebenso
Ausbau der Produktionskapazitäten in Nanjing und Zhaoyuan oder
danken wir unseren Gesellschafterinnen und Gesellschaftern
regionalen Entwicklungszentren nutzen. Aber auch Korea sowie die
für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen. Gemeinsam arbeiten
amerikanischen und europäischen Märkten bleiben weiterhin in
wir daran, jeden Tag besser zu werden. Das macht uns am Ende
unserem Fokus.
erfolgreich. ●
DER PASTENMACHER
Dr. Weiming Zhang, bei Heraeus Photo­
voltaics in Personalunion als Leiter Vertrieb
und Leiter Innovation tätig, gilt bei Heraeus
als einer der Väter der Silberpasten für
Photovoltaik.
WO DIE
SONNE
AUFGEHT
China ist der größte Photovoltaikmarkt der Welt – und damit auch Hauptabsatzmarkt
für Silberpasten von Heraeus. WEIMING ZHANG und sein Team richteten 2015
zentrale Forschungs- und Entwicklungszentren für Photovoltaik in Schanghai und
Taipei ein, um noch schneller auf die Wünsche der wichtigsten Kunden reagieren
zu können – mit den innovativsten und individuellsten Silberpasten,
die vor Ort entwickelt und produziert werden.
10
S
eit über 17 Jahren ist Dr. Weiming Zhang für
Heraeus tätig. Seit einem Jahr hat der erfolg­
reiche Wissenschaftler eine völlig neue Rolle
als Verkaufsleiter der Global Business Unit
Heraeus Photovoltaics (HPT). Diese Rolle war
nicht immer abzusehen: Der gebürtige Chinese machte
1997 seinen Doktor in Keramiktechnologie an der University
of Missouri-Rolla (USA). Nach Abschluss seines PostdocStudiums im Jahr 1999 wechselte er zu Heraeus und
ist seitdem mit seinem ersten Arbeitgeber im Bereich
Forschung & Entwicklung (F&E) verbunden.
Die Nachfrage nach Energie nimmt weltweit zu und wird
bis zum Jahr 2030 um mehr als 20 bis 30 Prozent jährlich
steigen. Dabei werden laut einer Studie der Internationalen
Energieagentur (IEA) rund 30 Prozent des weltweiten
Energieverbrauchs durch Windkraft, Solarenergie, Erdwärme, Biomasse und Wasserkraft abgedeckt. Ende
November 2015 zeigte die Weltklimakonferenz in Paris
einmal mehr, dass erneuerbare Energien eine Schlüsselrolle spielen werden, wenn der steigende Energiebedarf
der Weltbevölkerung nachhaltig und umweltfreundlich
gedeckt werden soll. Alle 195 teilnehmenden Nationen
stimmten dem folgenden Klimaziel zu: Begrenzung des
Anstiegs der weltweiten Durchschnittstemperatur auf
1,5 °C bis 2 °C. Dies erfordert die fast vollständige
Vermeidung der Energiegewinnung aus fossilen Energieträgern – d. h. die Umstellung auf Technologien, die
kein CO2 ausstoßen. Photovoltaik spielt dabei eine entscheidende Rolle im Energiemix der Zukunft.
„Vater der Silberpasten“
Heraeus konzentriert sich schon lange auf erneuerbare
Energien, und insbesondere auf die Photovoltaik. Das
Unternehmen produziert keine fertigen Silizium-Solarzellen,
sondern mit den Silbermetallisierungspasten eine der
wichtigsten Komponenten: Sie werden zur Herstellung
der sehr feinen, hochleitfähigen Kontaktbahnen auf den
»Nur durch die Umgestaltung
unserer Rolle können wir
den Markt mitgestalten und
zum Branchenführer werden.«
indigoblauen Solarzellen eingesetzt. Die Bahnen bilden
die elektrischen Kontakte für den Wafer und verbessern
die Effizienz von Silizium-Solarzellen.
Dr. Zhang gilt bei Heraeus als einer der Väter der Silberpasten. Zusammen mit seinen Kollegen entwickelte er im
Jahr 2006 quasi aus dem Nichts für Heraeus die erste leit­fähige Silberpaste für Photovoltaikanwendungen, machte
das neue Produkt marktfähig und legte damit den Grundstein für die heutige Geschäftseinheit.
Dank seiner Leistungen und der seines Teams nimmt das
Photovoltaik-Geschäft von Heraeus in den letzten zehn
Jahren eine wichtige Marktposition ein. Trotz marktbedingter Höhen und Tiefen in den letzten Jahren erwirtschaftete
der Bereich einen beträchtlichen Umsatz. Für seinen Anteil
bei der Entwicklung der leitfähigen Silberpasten für den
Photovoltaik-Markt erhielt Zhang im Jahr 2011 die Ehrenmedaille „Medal of Honor“ der Heraeus Geschäftsführung.
Er ist bislang der einzige Heraeus Mitarbeiter mit dieser
Auszeichnung.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER PASTENMACHER
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Mit Silberpasten werden die feinen Kontaktbahnen auf Solarzellen hergestellt. Die
Bahnen bilden die elektrischen Kontakte für
den Wafer und verbessern die Effizienz von
Solarzellen.
Seit 2015 arbeitet Zhang in einer ungewohnten Rolle: Er
übernahm zusätzlich zu seinem alten Job die Aufgabe als
Leiter des weltweiten Verkaufs von HPT. „Zugegeben hat
mich die Ernennung etwas überrascht. Aufgrund meines
Verantwortungsbewusstseins gegenüber dem Unternehmen
habe ich dann doch gerne angenommen. Ich war schon
immer nahe am Markt und habe ein gutes Verständnis für
das gesamte PV-Geschäft und unsere Kunden.“ Aktuell
führt Zhang ein gemischtes Team von mehr als 70 Personen, darunter über 30 im Verkauf und über 30 Mitarbeiter
in Forschung und Entwicklung, das rund um den Globus
an verschiedenen Standorten, unter anderem in China,
Singapur, den USA und Deutschland, angesiedelt ist.
2015 war ein gutes Jahr: Heraeus Photovoltaics konnte
die Kunden mit kürzeren Vorlaufzeiten als die Mitbewerber
überzeugen. Die Nähe zum Kunden in der Produktion trägt
nach Zhangs Meinung maßgeblich zu diesen Erfolgen bei:
„Unsere Produkte werden in China hergestellt und täglich
an unsere Kunden versandt. Ohne die Produktionsstandorte in China hätten wir es nicht geschafft“, zeigt er sich
überzeugt.
Ständig unterwegs
Um die Reaktionszeit auf die Kundenanforderungen weiter
zu verkürzen, entschied der Bereich Photovoltaik im vergangenen Jahr regionale F&E- und Produktionsstandorte einzurichten. Dezentrale F&E-Arbeit ist eine organisatorische
Herausforderung. Die Teams müssen ihren regelmäßigen
und engen Informationsaustausch über Zeit- und Landesgrenzen hinweg organisieren. Ende April 2015 richtete HPT
regionale Forschungs- und Entwicklungszentren in Schanghai
und Taipei ein. Mittlerweile verzeichnen die beiden Standorte
gesteigerte Synergien mit dem globalen Forschungs- und
Entwicklungszentrum in den USA: Das Ergebnis sind die
innovativsten und individuellsten Silberpasten, die vor Ort
entwickelt und produziert werden. Mit dieser Umstellung
ist Heraeus bei seinen Kunden vor Ort präsent und flexibler
in der Umsetzung ihrer Anforderungen – was diese spürbar
honorieren.
ERNEUERBARE
ENERGIE WIRD
NOCH GRÜNER
Solarzellen tragen zunehmend zur Erzeugung von
erneuerbaren Energien bei. Der umweltfreundlich
erzeugte „grüne“ Strom hat aber derzeit noch einen
Beigeschmack, denn einige der in Silizium-Solarzellen eingesetzten Materialien enthalten das giftige
Schwermetall Blei. Heraeus entwickelt schon seit
Jahren silberhaltige Solarpasten, die als Leiterbahnen
auf Solarzellen für den Transport des durch die Sonne
erzeugten Stroms eingesetzt werden. Larry Wang,
Li Yan, Michael Neidert und Tracy Guo von Heraeus
Photovoltaics am Standort Conshohocken, USA, haben
2015 eine silberhaltige Paste entwickelt, die bei der
Metallisierung komplett auf bleihaltige Materialien
verzichtet, ohne dass die Effizienz, Zuverlässigkeit
und Leistungsfähigkeit der Solarzelle eingeschränkt
werden. Gut für unsere Umwelt, denn auf diese Weise
wird erneuerbare Energie noch grüner.
12
HERAEUS
IN CHINA
BEGINN
UMSATZANTEIL
30 %
1974
MITARBEITER
bababababba�
babababbaba�
baba 2.600
Seit mehr als 40 Jahren ist Heraeus
in der Region aktiv. Bereits 1974
begann Heraeus in Hongkong den
Edelmetallhandel, gefolgt von der
industriellen Produktion ab dem
Jahr 1995.
In China produziert Heraeus seine
Produkte hauptsächlich für Kunden
vor Ort. So wurde die Region zu
einem der wichtigsten Märkte für das
Unternehmen und liefert 30 Prozent
des weltweiten Umsatzes.
Insgesamt 2.600 Mitarbeiter arbeiten
in Greater China. In Schanghai sind
1.200 Mitarbeiter bzw. fast die
Hälfte aller Mitarbeiter der Region
beschäftigt.
QUARZGLAS
STANDORTE
LEISTUNGSFÄHIGKEIT
CHINA
21,7%
2.500x
Die Telekommunikationsfasern, die
jährlich aus Quarzglaszylindern von
Heraeus gewonnen werden, könnten
die Erde 2.500-mal umrunden. 2015
verkaufen sich fast 50 Prozent davon
auf dem chinesischen Markt.
Neben Standorten in Shenyang,
Schanghai, Hongkong und anderen,
plant Heraeus bis Ende 2017 eine
neue Edelmetallfabrik in Nanjing, die
nach modernsten Produktions- und
Umweltstandards errichtet wird.
Silberpaste von Heraeus ermöglicht
den chinesischen Photovoltaik-Unternehmen, die Effizienz ihrer PV-Module
zu erhöhen. Heute hält Heraeus sogar
den Weltrekord mit einer Zelleffizienz
von 21,7 Prozent.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER PASTENMACHER
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3 FRAGEN
an Andreas Liebheit,
President Heraeus Photovoltaics
In der neuen Doppelrolle ist Zhangs Zeitplan noch enger
getaktet als zuvor. Mehr als 60 Prozent seiner Arbeitszeit
verbringt er auf Geschäftsreisen. Da Asien ein wichtiger
Markt für die Photovoltaik ist, konzentriert er sich vor allem
auf diesen Kontinent und verbringt so etwa 150 Tage
pro Jahr in asiatischen Ländern. An erster Stelle stehen
Kundentermine. Oft verfeinert er noch im Flugzeug die
Ausarbeitung seiner Präsentation und fährt nach Ankunft
direkt vom Flughafen zum Kunden. Für Langeweile bleibt
so sprichwörtlich keine Zeit. Aber natürlich freut sich
Zhang ebenso oft darauf, die wenige freie Zeit mit seiner
Frau und seinen beiden Kindern verbringen zu können,
mit denen er in den USA lebt.
Die großen Zusammenhänge
Wie kann Heraeus seinen Kunden auch in den nächsten
Jahren bestmögliche Unterstützung bieten und so die
Marktführerschaft weiter ausbauen? Diese Frage beschäftigt Zhang schon länger. Die Photovoltaikbranche ist an
einem Wendepunkt angelangt: bestehende Technologien
werden seit einigen Jahren nach und nach durch neue
Technologien ersetzt. Nach Zhangs Einschätzung eine
große Chance: „Nur durch die Umgestaltung unserer Rolle
können wir weiterhin den Markt mitgestalten und Branchenführer bleiben. Denn wir wollen unsere Position als Marktführer im Bereich Photovoltaik in den nächsten fünf bis
zehn Jahren und darüber hinaus ausbauen.“
Zhang prognostiziert, dass die Kosten der Photovoltaik
weiter sinken werden, während die Effizienz der Leistung
unablässig steigen wird. „Wenn wir die großen Zusam­menhänge betrachten, wird das Hauptthema des kommenden
Jahrzehnts die Energiespeicherung sein, die viele Veränderungen und neue Chancen mit sich bringen wird.
Beispielsweise gibt es immer noch keine wirtschaftliche
und effektive Energiespeicherlösung, die der Photovoltaikbranche auf die nächste große Wachstumsstufe verhelfen
könnte. Die Kombination von Photovoltaik und Energiespeicherung gibt uns bei Heraeus die Möglichkeit
unerschlossene Geschäftspotenziale zu nutzen.“ Weiming
Zhang und seine F&E- und Verkaufsteams wollen dazu
einen wesentlichen Beitrag leisten. ●
Welche Rolle spielen erneuerbare Energien
in der Zukunft?
Weltweit wächst der Hunger nach Energie – bis 2030
um über 40 Prozent. Die Weltklimakonferenz in
Paris 2015 zeigte, dass erneuerbaren Energien eine
zentrale Rolle zukommt, wenn der Energiebedarf der
Weltbevölkerung nachhaltig und umweltfreundlich
­gestillt werden soll. Die Begrenzung der Welterwärmung auf 1,5 bis 2 Grad ist ohne eine nahezu vollständige Dekarbonisierung der Energiegewinnung, also
einen Umstieg auf CO2-emissionsfreie Technologien,
unmöglich.
Wie ist Heraeus aktuell im Bereich
erneuerbare Energien aktiv?
Heraeus verfügt über ein breites Know-how und eine
Vielzahl innovativer Produkte zur Erzeugung, Umwandlung, Speicherung und Verteilung von erneuerbaren
Energien. Hierzu zählen Metallisierungspasten für
Leiterbahnen auf Solarzellen, Sputtertargets für Dünnschichtsolarmodule, leitfähige Polymere für organische
Solarzellen, Licht- und Wärmelösungen ­sowie Quarzglasprodukte für die Solarzellenproduktion, Porocarb®
für Lithium-Ionen Batterien, Elektroden für Brennstoffzellen, Katalysatoren für die elektrolytische Wasserstofferzeugung, und Leistungselektronik für Windräder.
Wie weit wird sich der Wirkungsgrad
von Solarzellen noch steigern lassen?
Die Steigerung der Effizienz ist der entscheidende
Treiber im Photovoltaikmarkt. Momentan wandeln
Standardsolarzellen rund 18 Prozent des Sonnen­­lichts in elektrische Energie um. Der aktuelle Welt­
rekord für Prototypen liegt bei 22 Prozent, erreicht
mit Solarpasten von Heraeus. In fünf bis zehn
Jahren sind Solarzellen mit standardmäßig 23 bis
25 Prozent Effizienz umsetzbar. Wir arbeiten an
einem Multischichtaufbau, der Heraeus Tandemzelle,
wo wir verschiedene Materialsysteme in einer Solar­
zelle stapeln, die verschiedene Farben oder Wellenlängen des Sonnenlichts einsammeln können und auf
diese Weise noch mehr Energie erzeugen.
14
DIE ZEMENTMACHERIN
Seit gut neun Jahren leitet Dr. Britta Bär
die Produktion von Heraeus Medical. Der
weitere Ausbau der Fertigung ist ihr bislang
größtes Projekt.
ZEMENT
ANMISCHEN
FÜR WEITERES
WACHSTUM
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DIE ZEMENTMACHERIN
15
Heraeus Medical ist führend im Bereich der Knochenzemente und Biomaterialien für
die chirurgische Orthopädie und Unfallchirurgie. Um die neuen, innovativen Produkte herstellen
zu können, erweitert der Medizintechnikspezialist seine Produktion. DR. BRITTA BÄR,
die verantwortliche Projektleiterin, erzählt wie.
S
eit mehreren Jahren investiert Heraeus Medical
kräftig in die Forschung und Entwicklung. Das
Unternehmen aus Wehrheim gibt dafür mehr als
das doppelte des Industriestandards aus. Mit
Erfolg. Im Jahre 2015 wurde Heraeus Medical
im Innovationswettbewerb des Deutschen Mittelstandes
zum zweitinnovativen Unternehmen gewählt, die Pipeline
an neuen Produkten ist substantiell.
Eine Frage, die die Forscher bei Heraeus Medical
beschäftigt, ist, wie ein Knochenzement – er wird zur
Fixierung von künstlichen Gelenkimplantaten verwendet –
während der Operation in den Körper gebracht
werden kann.
Dazu hat Heraeus Medical das System PALACOS® Pro
entwickelt. Traditionell wird der Knochenzement durch
Anmischen einer Flüssigkeit und eines Pulvers im
Operationssaal hergestellt. PALACOS® Pro vereinfacht
diesen Prozess. Aus der Sicht der Produktion sieht das
mit der einfacheren Handhabung allerdings anders aus.
In seinen Abmessungen ist das System relativ groß und
in den gegenwärtig engen Räumlichkeiten können die
Wehrheimer der wachsenden Nachfrage nur mittelfristig
gerecht werden. Für dieses vom Kunden gewünschte
Produkt muss Heraeus Medical den Standort also weiterentwickeln, neue zusätzliche Maschinen werden benötigt.
„Wir wollen auch weiterhin mit mehr als 10 Prozent pro
Jahr wachsen, dafür muss die Infrastruktur angepasst
werden“, erklärt Dr. Britta Bär. Die promovierte Pharmazeutin ist verantwortlich für Produktion und Supply Chain
bei Heraeus Medical und in dieser Funktion auch mit der
Erweiterung des Stand­ortes betraut.
17 Mio. Euro fließen in den Neubau eines Produktions­
gebäudes. Neben PALACOS® Pro will Heraeus Medical
hier auch ein anderes innovatives Produkt produzieren.
Im Jahre 2020 will Heraeus Medical mit Produkten, die
momentan noch in der Entwicklungspipeline sind, ein
Drittel des Umsatzes generieren.
Ein bisschen wie Tetris
Fest steht, dass der Neubau ganz neue Möglichkeiten
schafft. „Es ist ein bisschen wie Tetris spielen“, sagt Bär.
Man setzt Räume und Arbeitsbereiche zusammen, probiert
neu und sucht nach den besten Lösungen. Ein Ziel ist dabei
klar: Das neue Setting muss den Anforderungen der schlanken
Produktion entsprechen. Von der Herstellung und Abfüllung
der Pulvermischungen bis hin zur Verpackung werden die
Abläufe auf die wirklich notwendigen Prozessschritte
reduziert. „Am Ende haben wir einen Produktionsfluss, der
weniger segmentiert und sehr viel stärker automatisiert
ist als bisher“, erklärt Bär.
Ihre Doktorarbeit schrieb Bär über die ätherischen Öle der
Geruchlosen Kamille. Als sie – nach einer Zwischenstation
in der Qualitätskontrolle – im Produktionsbereich eines
pharmazeutischen Unternehmens begann, kam sie in eine
ganz andere Welt. Inzwischen ist sie gut 20 Jahre im
Produktionsumfeld tätig, davon neun bei Heraeus. Und zwar
mit Leidenschaft, wie man schnell merkt. Sie ist interessiert
am technologischen Aspekt ihrer Arbeit. Und sie ist fasziniert
von den Abläufen – von der Anlieferung der Rohstoffe bis
zur Verteilung des fertigen Produkts. Dass der Erfolg der
Arbeit greifbar ist, ist ein weiteres Plus für jemanden, der
Veränderungen gestalten und Dinge vorantreiben will.
Kurze Wege, flache Hierarchien und viel Gestaltungsfreiheit
– Bär genießt es, dass man sie auch bei diesem Projekt
machen lässt. „Jeder ist hier in seinem Fachbereich voll
handlungsfähig, trägt aber auch die Verantwortung“. Dieses
Prinzip gilt natürlich nicht nur für sie als Führungskraft, es
gilt auch für ihre Mitarbeiter. „Ich vergleiche das ein bisschen mit der Aufgabe eines Dirigenten“, erzählt sie. „Ich
gebe Rhythmus und Einsatz vor, aber dann braucht es das
Talent und das Engagement eines jeden Einzelnen, damit
etwas daraus entsteht“. Mit dem neuen Projekt hat sie ein
paar neue Musiker hinzubekommen. Architekten etwa, oder
Baustatiker. Sie alle bauen daran, dass innovative Produkte
aus dem Entwicklungslabor den Weg zum Patienten finden.
Das Unternehmen glaubt fest an Wachstum. ●
FLORIAN RICHARDT
BIKASH AGARWAL
16
DIE
KOOPERATIONSMACHER
Florian Richardt und Bikash Agarwal überwinden konzerninterne Grenzen, um Kunden
mit dem innovativen Flexible Forward eine
bestmögliche Preissicherheit zu bieten.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DIE KOOPERATIONSMACHER
17
AN DIE
IDEE
GLAUBEN
Selbst wenn eine Idee gut ist und alle Seiten davon profitieren, ist der Weg
zum Markterfolg lang. Florian Richardt und Bikash Agarwal berichten, wie sie alte Denk- und
Organisationsstrukturen mit ihrem innovativen Preismodell »Flexible Forward« aufbrechen.
D
ie Sache ist im Grunde simpel: „Immer wenn
ein Produkt zu einem Festpreis im Markt
angeboten wird, möchte der Hersteller seine
Vorprodukte auch zu einem festen Preis beziehen“, sagt Florian Richardt. „Denn nur dann
sind seine Herstellkosten und damit die Wirtschaftlichkeit
planbar.“ Florian Richardt arbeitet im Edelmetallgeschäft
bei Heraeus als Head of Precious Metal Solutions. Seine
Funktion beschreibt sein Kollege Bikash Agarwal so:
„Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass ein Kunde,
sobald er eine Anforderung in Bezug auf Edelmetalle hat,
zu Heraeus geht – und zu niemand anderem.“
Genauso war es, als 2013 der Automobilzulieferer Continental, der aus mehreren Geschäftseinheiten von Heraeus
unterschiedliche Produkte bezieht, den Wunsch äußerte,
diese Produkte nun zu einem Festpreis zu kaufen. Die Motivation ist eindeutig, denn die Preise für Edelmetalle sind
sehr volatil. So schwankte Silber im Jahr 2013 mehr als
40 Prozent, ein kalkulatorischer Alptraum im industriellen
Geschäft. Die Preisdifferenzen gibt Heraeus in der Regel
an seine Kunden weiter. Der finale Produktpreis schwankt
also in Abhängigkeit von den Edelmetallpreisen am Rohstoffmarkt. Verständlich, dass Heraeus’ Kunden nach einer
Lösung für diese Herausforderung fragen.
Lösungsfindung im Team
Wünsche dieser Art wurden schon öfter an Heraeus
herangetragen, konnten aber mit Blick auf die volatilen
Märkte bislang nicht erfüllt werden. Für Florian Richardt
Ansporn genug, sich dem Thema intensiv zu widmen:
„Wir haben uns mit den betreuenden Vertriebskollegen
aus insgesamt drei Geschäftseinheiten und dem Kunden
zusammengesetzt. Das Ergebnis war der Flexible Forward.“
Der grundlegende Mechanismus war schnell klar, nämlich
wie bei Termingeschäften mit einem Festpreis und festen
Abnahmemengen zu arbeiten. Und doch war es gerade die
18
»Wir müssen im ersten Schritt
sowohl unseren Vertriebskollegen
als auch im zweiten Schritt
dem Kunden verdeutlichen, dass
er von dem Flexible Forward
profitiert. Und das lässt sich am
besten mit Zahlen belegen.«
Zusammenarbeit zwischen dem Edelmetallhandel, den
produzierenden Geschäftseinheiten von Heraeus und dem
Kunden, die zur Verfeinerung des Konzepts führte. Denn
im Flexible Forward wird die Preissicherung des Edelmetalls mit dem Produkt verbunden, und der Kunde hat
zudem die Möglichkeit, die vereinbarten Mengen innerhalb
der festgelegten Vertragsperiode völlig flexibel abzurufen.
Der Kunde erhält also einen deutlich größeren Service als
bei einem gängigen Termingeschäft. Aber: „Wenn man so
etwas dem Kunden anbietet, muss man natürlich dafür
sorgen, dass die Prozesse dahinter funktionieren“, erklärt
Florian Richardt. „Ein Vertragsabschluss mit Flexible Forward hat direkte Konsequenzen. Denn Heraeus muss die
Edelmetalle natürlich zu einem Preis beschaffen, der den
vorher getätigten Vertragsabschluss wirtschaftlich macht.
Da muss die Information schnell fließen, denn in dem Geschäft können manchmal Sekunden entscheidend sein.“
Bald war klar, dass das Konzept funktioniert. Sogar so
gut, dass dies für Continental ein wichtiges Kriterium
dafür war, Heraeus 2015 als „Supplier of the Year“ auszuzeichnen. Da lag der Gedanke nah, den Flexible Forward
auch anderen Kunden anzubieten. Florian Richardt holte
sich Unterstützung bei Bikash Agarwal, der als Account
Manager Precious Metal Solutions von Singapur aus den
asiatischen Markt bearbeitet.
Erst die Kollegen überzeugen, dann den Kunden
Zuerst begannen die beiden, auch andere Vertriebskollegen aus Heraeus Geschäftsbereichen anzusprechen, die
Produkte mit Edelmetallen anbieten. Doch hier gestaltete sich die Zusammenarbeit zunächst nicht so einfach.
„Innerhalb von Heraeus ist die Zusammenarbeit über
Geschäftsbereiche hinweg noch neu. Wir mussten
einige Vorbehalte abbauen: Viele Kollegen hatten Sorge,
dass wir über die Maßen in ihre Kundenbeziehungen
eingreifen oder sogar einen Teil ihrer Gewinnmarge abschöpfen wollten“, berichtet Bikash Agarwal. „Letztlich
ist es aber natürlich auch immer vom Menschen abhängig.
Einige Kollegen sind offener für neue Ideen, andere sehen
zunächst Schwierigkeiten – das ist ein Stück weit auch
normal.“
Florian Richardt kam schnell zu der Erkenntnis, dass es
einer strukturierten und faktenbasierten Herangehensweise
bedurfte. „Wir müssen im ersten Schritt sowohl unseren
Vertriebskollegen als auch im zweiten Schritt dem Kunden
verdeutlichen, dass er von dem Flexible Forward profitiert.
Und das lässt sich am besten mit Zahlen belegen.“ Bikash
Agarwal und er analysieren regelmäßig Kundendaten und
identifizieren so, für wen der Flexible Forward interessant
sein könnte. Inzwischen führen sie monatliche Treffen mit
Vertriebsteams durch, bei denen sie ihre Ergebnisse vorstellen und darüber sprechen, ob und wie sie den Kunden
bestmöglich bedienen können. Auch haben sie halbjährliche Vertriebstreffen mit über 100 Vertriebsmitarbeitern
initiiert, um den internen Austausch zu fördern und BestPractice-Beispiele vorstellen zu können.
Danach galt es, auch den Kunden zu überzeugen. „Viele
Kunden stellen natürlich kritische Fragen. Gerade der
Fachbegriff ‚Price Hedging‘ lässt Zweifel aufkommen.“
Die Preissicherung ist jedoch zur Sicherung von Währungsoder Rohstoffschwankungen ein sehr gängiges Verfahren.
„Oftmals müssen wir nicht nur die Einkäufer des Kunden,
sondern auch seine Finanzabteilung überzeugen“, erklärt
Bikash Agarwal.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DIE KOOPERATIONSMACHER
19
Kassepreis =
Volatiler
Edelmetallpreis
FLEXIBLE FORWARD =
Festgeschriebener
Preis – Flexible Abrufe
Edelmetall-Abrufe
Mehr als ein Termingeschäft
Florian Richardt erläutert weiter: „Unser Kunde profitiert
in vielen Bereichen. Er hat die sichere Kalkulationsbasis
für seine Herstellkosten, kann die Mengen jedoch flexibel
abrufen. Edelmetallbeschaffung und Produkt sind direkt
miteinander verbunden, der Kunde erhält dadurch alles
aus einer Hand. Das entlastet auch die Kreditlinie bei
seiner Hausbank, da die Preissicherung nicht mehr dort
erfolgen muss. Und da die Preissicherung in den Liefervertrag aufgenommen wird, gestaltet sich die Bilanzierung
deutlich einfacher.“ Es sind dann auch genau diese
Argumente, die den Kunden überzeugen. „Und wenn der
Kunde überzeugt ist, dann ist auch der Vertriebskollege
aus der Global Business Unit überzeugt“, lacht er.
Und dennoch: Der Weg ist lang. „Wir gehen den Weg der
kleinen Schritte, aber es ist der einzige, der uns ans Ziel
bringt“, fasst Bikash Agarwal zusammen. Florian Richardt
sieht nach wie vor ein großes Potenzial in dem Angebot:
„Mal abgesehen von der viel höheren Kundenbindung, die
wir mit Flexible Forward erzielen: Ich war mir sicher, dass
Heraeus mit dem Konzept langfristig einen signifikanten
zusätzlichen Umsatz generieren kann.“ Auch gibt es
Kunden, die vorher ihr Edelmetall bei anderen Anbietern
beschafften und das Auftragsvolumen nun an Heraeus
gegeben haben.
Flexible Forward lohnt sich übrigens nicht nur für die
Kunden und für Heraeus, sondern auch für seine beiden
Vertreter: Florian Richardt und Bikash Agarwal wurden
für ihre Heraeus-übergreifende Arbeit mit dem Heraeus
Innovationspreis 2015 in der Kategorie „Kooperation“
ausgezeichnet. ●
SO FUNKTIONIERT
FLEXIBLE FORWARD
Flexible Forward bietet dem Kunden die Sicherheit
eines Termingeschäfts zur Absicherung von Preisschwankungen und kombiniert dies mit einer größtmöglichen Flexibilität bei der Abnahme von Produkten. Heraeus und der Kunde vereinbaren für Produkte,
die Edelmetalle enthalten, über einen bestimmten
Zeitraum einen Festpreis für eine bestimmte Abnahmemenge. Innerhalb des Zeitraums kann der Kunde die
Produkte nach Bedarf abrufen.
Der Festpreis ermöglicht dem Kunden eine sichere
Kalkulationsbasis für seine Herstellkosten und damit
seine Marge, wenn er Preisschwankungen aufgrund
von volatilen Edelmetallpreisen nicht an seine Kunden
weitergeben kann oder der Kunde einen Festpreis mit
seinem Kunden vereinbart hat. Er hat in dem Modell
das Risiko, bei fallenden Edelmetallpreisen einen
im Prinzip zu hohen Produktpreis zu zahlen, auf der
anderen Seite ist aber auch das Risiko aufgefangen,
dass bei steigenden Edelmetallpreisen seine Marge
schmilzt.
20
KUNDEN
ÜBERZEUGEN
WELTWEIT
B
ei Heraeus ist Kundennähe das A und O.
Ihre Geschäfte sind es, die das Handeln des
Unternehmens bestimmen. Dabei stellen sich
die Mitarbeiter von Heraeus die immer wieder
gleiche Frage: Welche besonderen Herausforderungen rauben unseren Kunden den Schlaf? Dann
machen sie sich an die Arbeit und suchen Lösungen für
ihre Probleme.
Im Rahmen dieser Bemühungen hat Heraeus seine Präsenz in wichtigen Regionen der Welt ausgebaut. Ein Beispiel hierzu: Zur Unterstützung von Märkten mit starken
Zuwachsraten – Märkte wie Asien – hat Heraeus reichlich
in regionale F&E-Zentren in China und Taiwan investiert.
In enger Zusammenarbeit mit den Kunden zur Bestimmung zukünftiger Anforderungen, beschleunigen diese
F&E-Zentren den Innovationsprozess vom Forschungslabor
bis hin zum Arbeitsplatz des Kunden. Darüber hinaus
ermöglicht ein globales Netzwerk aus Fertigungsstätten
Heraeus, schnell auf Markttrends und Kundennachfragen
zu reagieren.
Mit seinem global verteilten Betriebsmodell gelingt es
Heraeus, den Kunden wahrhaft in den Mittelpunkt aller
Aktivitäten des Unternehmens zu stellen. Den Edelmetallkunden des Unternehmens wird über dessen drei Handelsbüros in Hanau, Hongkong und New York eine weltweite
Unterstützung rund um die Uhr geboten. Unsere Geschäfte
im Bereich Medizin, Stahlsensoren, Photovoltaik und
Quarzglas befinden sich an strategisch wichtigen Standorten in aller Welt, um sowohl ihren Märkten als auch ihren
Kunden nahe zu sein.
Kundennähe bedeutet aber mehr als eine geografische
Nähe – es geht dabei auch um Menschen. Für jeden Heraeus
Standort schlägt irgendwann die Stunde der Wahrheit:
Gelingt es den Mitarbeitern – vom Fertigungsbereich
über das Back Office bis zur Führungsetage – an jedem
einzelnen Tag jedem einzelnen Kunden das zu bieten,
was dieser braucht? Deshalb legt das Unternehmen
einen derart hohen Wert auf Aktivitäten wie gemeinsame
Planungssitzungen, Reisen zu Kundenstandorten und
Investitionen in F&E-Projekte für Kunden. Auf diese
Weise entsteht eine einzigartige Kultur, in der Mitarbeitern bewusst wird, dass sie eigentlich für zwei Unternehmen arbeiten: für Heraeus und für ihre Kunden.
Heraeus ist damit so etwas wie die natürliche Erweiterung der Geschäfte seiner Kunden. Für den eigenen
Erfolg gibt es daher einen einfachen Maßstab: Es ist
der Mehrwert, den das Unternehmen schafft, damit
seine Kunden noch erfolgreicher sind. ●
Amerika
2.091
494,0
»Nachdem ich
vor Ort bei einem
unserer wichtigsten
Kunden gearbeitet
habe, kann ich mir
nun ein besseres
Bild von ihren Bedürfnissen und Herausforderungen machen. Wir streben
ständig nach einer Vorgehensweise,
die für beide Seiten einen Erfolg mit
sich bringt. Können wir also unseren
Kunden dabei helfen innovativer und
erfolgreicher zu werden, verbuchen
wir dies für uns auch als Erfolg.«
Ying Gao, Ph.
Product Application Manager
Heraeus Tenevo
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | KUNDEN ÜBERZEUGEN
21
Deutschland
4.712
230,8
»Für uns gilt eine universelle Wahrheit: Jede Kundenbeziehung muss
auf Vertrauen aufbauen – und zwar
ausnahmslos. Das ist nicht so einfach,
denn dies erfordert Zeit, harte Arbeit
und Engagement. Vertrauen erwerben
wir uns am leichtesten, indem wir die Bedürfnisse des
Kunden in den Mittelpunkt unseres gesamten Handelns
stellen. Dann wissen unsere Kunden, dass sie stets
darauf zählen können, dass wir auch ihre schwierigsten
Probleme lösen werden.«
Vincenzo Longobardo
Senior Director, Global Key Account Management
Heraeus Electronics
Europa (außer Deutschland)
1.602
342,6
»Wir bauen auf ganzheitliche Weise Beziehungen zu unseren
Kunden auf. Möglicherweise legt die
Einkaufsabteilung eines
Kunden den Fokus auf die Preisgestaltung,
die Produktionsgruppe auf eine schnellere
Markteinführung und ein R&D-Mitarbeiter
wiederum auf verbesserte Leistung. Ein
gründliches Verständnis aller Anforderungen unserer Kunden – das macht den
Unterschied.«
Abby Littlechild
Global Sales Manager, Optics Flash Division
Heraeus Noblelight
Asien
3.933
816,9
Afrika/Australien
139
44,8
»Unsere Produkte spielen bei orthopädischen Eingriffen, wie etwa bei
Hüft- und Knieersatzoperationen, eine
lebenswichtige Rolle. Wir unterstützen
diese in enger Zusammenarbeit mit
den Chirurgen, um ein zuverlässiges
OP-Erlebnis sicherzustellen. Für mich und mein Verkaufsteam ist die Gewissheit, dass diese enge Zusammenarbeit bessere Ergebnisse für die Patienten ermöglicht,
außerordentlich befriedigend.«
»In Anbetracht des
hohen Wertes von
Edelmetallen, sprechen
unsere schnelle Prozessbearbeitung innerhalb
von Stunden und unsere
flexiblen Lösungen, darunter Risk-Management, aus einer Hand definitiv für uns. Wir
können unsere Kunden effizient bedienen,
dank unserer einzig­artigen Aufstellung als
selbständiger Händler mit einem eigenen
Tresor, einer Abholeinrichtung und einem
Logistikteam. So konnten wir das Vertrauen
unserer Kunden gewinnen.«
Alice Chiu
Managerin Platinum Group Metals
(PGM) Trading
Heraeus Metals Hong Kong Limited
Susan Tye
Country Manager, Australien
Heraeus Medical
Anzahl Mitarbeiter zum 31. Dezember 2015
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. € im Geschäftsjahr 2015
22
DER
TÜFTLER
Colin Boucher zeigt den patentierten
Torque Coil Catheter Shaft. Mit der „verdrehbaren Katheterwelle“ kann der Chirurg
den Katheter zielsicher und zuverlässig im
menschlichen Körper lenken.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER TÜFTLER
23
…WIR
SEHEN
CHANCEN!
Colin Boucher, Produktingenieur bei Heraeus Medical Components (HMC),
überlässt die einfachen Dinge anderen. Er und sein Team leben dafür, komplexe Heraus­
forderungen zu bewältigen, denn sie wissen, dass jede Lösung eines kniffligen Problems einen
enormen Einfluss auf Patientenversorgung und Behandlungsergebnisse haben kann.
A
ls Teenager wissen viele Schüler noch nicht,
was sie beruflich einmal machen möchten.
Doch Colin Boucher erinnert sich noch gut an
den Moment, an dem sich sein Berufswunsch
plötzlich herauskristallisierte. Die Region
Minneapolis/Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota ist
bekannt für ihre florierende Medizintechnik. „In den Twin
Citys ist diese Industrie buchstäblich überall“, sagt er.
„Man fährt auf einer Autobahn, und schon sieht man das
Werksgelände eines der großen Medizintechnikunter­
nehmen. Und jeder kennt hier jemanden, der bei einem
dieser Unternehmen arbeitet.“
So auch Colin Boucher. Während er noch in der High
School war, zeigte ihm sein Großonkel, der lange Jahre bei
einem Medizintechnikunternehmen gearbeitet hatte, die
Labore, in denen die medizinischen Geräte getestet wurden. „In einem der Labore durfte ich sogar ein schlagendes Schweineherz berühren. Das gehört nach wie vor zu
den coolsten Dingen, die ich je in meinem Leben getan
habe“, so Boucher. Dieser Besuch im Labor war der
Zeitpunkt, an dem Boucher plötzlich klar wurde, was er
einmal beruflich machen wollte, sodass sein Leben eine
Richtung bekam – vom Besuch zur Berufung! „Im Rückblick war das der entscheidende Moment, in dem ich mich
für die Medizintechnik entschied.“
Katheter sind faszinierend
Nachdem er sieben Jahre in dem Bereich gearbeitet hat,
gibt Boucher bereitwillig zu, dass die Medizintechnik ein
Beruf voller Herausforderungen ist. „Wir arbeiten in einer
stark regulierten Branche. Das Wohlbefinden der Patienten
steht auf dem Spiel. Es ist dringend notwendig, dass alles
präziser und perfekter funktioniert.“ Doch Boucher und
seine Kollegen bei Heraeus Medical Components halten
sich an die Leitprinzipien, die beim Forschen, um den
nächsten großen Durchbruch zu erzielen oder die Lösung
für ein Problem zu finden, wesentlich sind: „Eine Innovation entspringt genauso der Einstellung und Mentalität wie
den Ideen selbst“, so Boucher. „Wo andere Hindernisse
sehen, sehen wir Chancen!“
24
Colin Boucher (Mitte) und seine Kollegen
Choua Xiong (links) und Rick Koniszczuk
(rechts) arbeiten daran, die neue Torque Coil
Technologie nun auch für Katheter nutzbar
zu machen.
Nach dem Abschluss seines Studiums begann Boucher
bei einem Medizintechnikunternehmen zu arbeiten, bei
dem er sich auf die Entwicklung von Stents spezialisierte,
die chirurgisch in Gefäße im Bein implantiert werden,
um die Durchblutung zu verbessern. Er untersuchte die
komplexen Katheter, die von Chirurgen verwendet werden,
um die Stents in das verengte Gefäß einzubringen. „Die
Konstruktion und das Design dieser Katheter faszinierten
mich, weil sie eine so ungemein wichtige Rolle in der
Behandlung spielen“, erklärt er.
Anfang 2013 begann Boucher dann bei Heraeus Medical
Components und arbeitete dort in der Coiling Group, was
ihm die Gelegenheit gab, an Torque Coil Catheter Shafts
zu arbeiten. Er machte sich umgehend mit der Technologie
vertraut und verstand sehr schnell, wie alles funktionierte
– und hatte auch bald Ideen dafür, wie die Leistung des
Katheters verbessert werden konnte.
Minimalinvasive Alternative
Ähnlich einem Strohhalm sind Katheter lange, hohle
Röhren, die mit dem Griff eines medizinischen Geräts
verbunden sind, das sich außerhalb des Körpers des Patienten befindet. Von diesem Gerät aus wird der Katheter in
den Körper des Patienten eingeführt, genau an die Stelle,
die behandelt werden muss. Drehspulen wurden bisher in
medizinischen Geräten verwendet, um das Drehmoment
eines Elektromotors außerhalb des Körpers an eine Stelle
im Inneren des Körpers zu übertragen. Bouchers Kollegen
Jake Markham, Choua Xiong und Rick Koniszczuk arbeiteten daran, diese Technologie nun auch für Katheter
nutzbar zu machen. Leistungsstärkere Katheter bieten Chirurgen eine minimalinvasive Alternative zu herkömmlichen
Eingriffen wie etwa Operationen am offenen Herzen, die
weitaus komplizierter sind und eine längere Genesungszeit
nach sich ziehen.
Aber Boucher und seine HMC-Kollegen sahen sich mit einer großen Herausforderung konfrontiert: Umflochtene Katheterschäfte waren für Ärzte bisher wenig nützlich, da der
Energietransfer vom Griff bis zur Spitze nicht reibungslos
funktionierte. Das Team nahm die Technik der Drehspulen
als Ausgangspunkt und veränderte das Design und die
Verarbeitung, um dünnere Spulenwände zu erhalten und
die Möglichkeit zu erlangen, jedes gewünschte Material an
der Innen- und Außenseite der Drehspulen anbringen zu
können. Laut Boucher ist das für die Kunden sehr wichtig,
und er fügt hinzu: „So können wir die Katheter genau an
die besonderen Bedürfnisse einzelner Kunden anpassen.“
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER TÜFTLER
»Persönlich und beruflich ist
es unheimlich befriedigend
zu wissen, dass unsere Arbeit
dazu beiträgt, dass unsere
Kunden das Leben ihrer
Patienten überall auf der Welt
verbessern können.«
Ebenso wichtig für die Ärzte ist die reibungslose Energie­
übertragung. Da Katheter gewissermaßen eine „Fortsetzung“
der Hände des Arztes im Körper des Patienten sind, müssen
Katheter sich vorhersagbar und immer gleich verhalten.
Boucher erklärt: „Die aktuell verfügbaren Katheter haben
ein Verzögerungsmoment in ihrer Bewegung von einem
Ende zum anderen. Manchmal bewegen sie sich auch
gar nicht. Die größte Gefahr ist jedoch, dass die Energie
sich aufstaut und dann plötzlich freigesetzt wird. So eine
peitschenartige Bewegung ist sehr gefährlich, wenn sich
der Katheter im Gehirn oder im Herzen eines Patienten
befindet.“
Bessere Versorgung für Patienten
HMC und die Abnehmer der medizinischen Geräte arbeiten gemeinsam daran, diese patentierte Technologie aus
dem Labor letztendlich in den Operationssaal zu bringen.
Boucher und das Projektteam freuen sich ganz besonders
über die realen Verbesserungen im Gesundheitsbereich,
die ihre Arbeit nach sich zieht: leistungsfähigere Geräte,
weniger invasive Verfahren, preisgünstigere Behandlungen
und eine geringere Komplikationsrate, was für die Patienten eine bessere Versorgung bedeutet.
Boucher und das Team für die Torque Coil Catheters sind
davon überzeugt, dass es bei ihrer Arbeit um weit mehr
geht als nur die Freude darüber, medizinisch-technische
Herausforderungen zu bewältigen. Sein Fazit: „Persönlich
und beruflich ist es unheimlich befriedigend zu wissen,
dass unsere Arbeit dazu beiträgt, dass unsere Kunden
das Leben ihrer Patienten überall auf der Welt verbessern
können.“ ●
25
2 FRAGEN
an Dr. Nicolas Guggenheim,
President Heraeus Medical
Components
Beim Heraeus Innovationspreis 2015 waren
gleich drei Projekte von Heraeus Medical Components
unter den sieben Finalisten vertreten. Wie erklären
Sie sich diesen Erfolg?
Wir entwickeln Innovationen, um einen Mehrwert
für unsere Kunden zu schaffen und Kundenprobleme
zu lösen. Innovation ist Aufgabe der gesamten
Organisation und findet bei uns auf allen Ebenen
und Funktionen weltweit statt. Ein wichtiger Bestandteil unserer Innovationskultur ist ein interner Award,
für den 2015 über 60 Projekte und Ideen in den
Kategorien Produkt-, Prozess- und Geschäftsprozess­
innovation eingereicht wurden. Drei davon haben
es schließlich bis in das Finale beim Heraeus Inno­
vationspreis geschafft.
In Leadership-Modellen spielt Resilienz, also
die psychische Widerstandskraft, eine Rolle.
Wie wichtig ist für Sie Resilienz im Zusammenhang
mit Innovationen?
Ein Beispiel: Die CerMet-Technologie wurde als beste
Heraeus Innovation 2015 ausgezeichnet. Doch bis
dahin war es ein langer Weg. Die Planbarkeit bei Innovationen ist sehr schwierig. Es passiert immer etwas
Unerwartetes, Märkte und Anforderungen verändern
sich ständig, Annahmen erweisen sich als falsch.
CerMet hatten wir zunächst als reines R&D-Projekt
aufgesetzt. Daher waren wir anfangs nicht erfolgreich
bei unseren Kunden und mussten viele Rückschläge
verkraften. Nach mehrfacher Neuausrichtung unseres
CerMet-Programms arbeiten wir nun mit Kunden, für
deren Bedürfnisse unsere CerMets eine echte EnablerTechnologie darstellen. In unserem CerMet-Start-Up
sind die Marktanforderungen eng mit der hohen
Kompetenz unserer Entwickler verknüpft. Dennoch
erfordert dies ein hohes Maß Resilienz, denn wir
wissen, dass es noch einige Jahre dauert, bis die
CerMet-Technologie flächendeckend eingesetzt wird.
26
INNOVATIONEN
SCHAFFEN
I
m neuen Design und mit neuen Kategorien präsen­
tierte sich im November 2015 der Heraeus Innovationspreis. Die Gewinner des Konrad-Ruthardt-Preises für
die „Beste Innovation“ revolutionieren das Design
und die Möglichkeiten von zukünftigen medizinischen
Implantaten. Mit dem innovativen Heraeus Material­
system aus Keramik und Platin (CerMet) lassen sich
kleinere, robustere und leistungsfähigere Medizinpro­
dukte herstellen. Für diesen Technologiesprung erhielt
die Innovation auch den erstmals vergebenen „Customer
Focus Award“. Heraeus Kunden konnten für die aus
ihrer Sicht wichtigste Innovation stimmen. Der RichardKüch-Preis für die „Beste Kooperation“ ging an ein
innovatives Instrument zur Absicherung von Edelmetall­
geschäften. Mit „Flexible Forward“ erhalten Heraeus
Kunden mehr Preissicherheit im Verbrauch von Edel­
metall.
Innovation in der DNA von Heraeus fest verankert
Heraeus CEO Jan Rinnert würdigt die InnovationspreisFinalisten: „Die Projekte beweisen einmal mehr, dass
Innovation in unserer DNA fest verankert ist. Besonders
freut mich das direkte Feedback unserer Kunden. Denn
unsere Innovationen sollen unsere Kunden erfolgreicher
machen. Unsere Entwicklerteams tragen mit ihren großartigen Produkten und Prozessen entscheidend dazu bei.“
Aus 26 eingereichten Projekten für den Innovation
Award wählte eine Jury sieben Finalisten aus. Der
Heraeus Innovationspreis wird seit 2003 verliehen, fast
280 Innovationen wurden bislang eingereicht, insge­
samt 43 prämiert. Die Kategorie „Beste Innovation“ für
Produkt, Prozess oder Geschäftsmodell ist benannt nach
dem Physiker Dr. Konrad Ruthardt (1906 – 1973), Be­
gründer des Physikalischen Laboratoriums bei Heraeus
und Mitentwickler der Hochvakuumtechnik. Die Katego­
rie „Beste Kooperation“ für die beste Innovation durch
herausragende interne und externe Zusammenarbeit ist
benannt nach dem Physiker und Chemiker Dr. Richard
Küch (1860 – 1915), erster Heraeus Chefentwickler
und u. a. Erfinder der Höhensonne „Original Hanau“. ●
RICHARD-KÜCH-PREIS/BESTE KOOPERATION
Team
Flexible Forward:
Kundenfreundliches
Preissicherungsinstrument
„Flexible Forward“ ermöglicht Heraeus’ Industrie­
kunden, eine bestimmte Menge Edelmetalle zu
einem aktuell festgeschriebenen Preis zu kaufen.
Die vereinbarte Menge kann dann flexibel im fest­
gelegten Zeitraum abgenommen werden. Heraeus’
Edel­metallkunden erhalten so eine Planungs­sicherheit bei gleichzeitiger ständiger Verfügbarkeit von
Edel­metallen. Der innovative Flexible Forward
bewährt sich seit Mitte 2015 bei den Kunden des
Heraeus Edelmetallhandels.
Team
Coniuratio Digitalis:
Auf virtuellem Weg
zum Kundenerfolg
Neue Wege in der Zusammenarbeit mit Kunden aus
der Beschichtungsindustrie ist die Heraeus Noblelight
bei der Entwicklung eines neuen Infrarot-Strahlers
gegangen. Der gesamte Produktionsprozess des
passenden Strahlers wurde zunächst komplett virtuell
und mithilfe von 3D-Design und Simulationsberechnungen am Computer durchgeführt und optimiert.
Interdisziplinäre Teamarbeit und der ständige
Austausch mit dem Kunden waren die entscheidenden Elemente für die erfolgreiche Umsetzung des
Projekts.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | INNOVATIONEN SCHAFFEN
27
KONRAD-RUTHARDT-PREIS/BESTE INNOVATION
Team
Horizon 2020:
Platinbasierte
CerMet-Technologie für
medizinische Implantate
Die CerMet-Technologie von Heraeus Medical Components eröffnet große Chancen für eine weitere Miniaturisierung medizinischer Implantate. Mit dem innovativen Materialsystem lassen sich in den Komponenten
kleinere, robustere und leistungsfähigere Durchführungen kostengünstig herstellen. Die 0,15 Millimeter
dünnen elektrischen Leiterbahnen sind nur zweimal
so dick wie ein menschliches Haar. CerMet ermöglicht
neue Anwendungen zur medizinischen Behandlung
etwa im Bereich der Nervenstimulation im Gehirn.
Team
Pure Black:
Heraeus Black Quartz
(HBQ® 100)
Heraeus Black Quartz besteht aus hochreinem Siliziumdioxid, enthält aber zusätzlich reines Silizium. Das
Silizium sorgt für die schwarze Färbung und verändert
die optischen Eigenschaften grundlegend. HBQ® 100
ist eine neuartige Quarzglas-Generation, die im sicht­
baren und infraroten Spektrum optisch absorbiert. Die
Absorption und Emission von Strahlung prädestinieren
das Material für das Blocken und Homogenisieren von
Wärmestrahlung in Hochtemperaturprozessen z. B. in
der Halbleiterindustrie.
Team
Green Paste:
Erneuerbare Energie
wird noch grüner
Zukünftige Solarzellen werden grüner als die derzeitigen
sein, denn sie werden die neu entwickelten bleifreien,
leitfähigen Metallisierungs­pasten (für die Leiterbahnen)
von Heraeus Photovoltaics enthalten. Durch eine neue
Zusammensetzung der silberhaltigen Pasten ist es
gelungen, bei der Metallisierung von Solarzellen kom­plett auf bleihaltige Materialien zu verzichten, ohne
dass die Effizienz, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Solarzelle eingeschränkt wird.
Team
Improving Lives Together:
Minimalinvasive
Operationen werden noch
einfacher und schneller
Die minimalinvasive Chirurgie wird durch eine
Neu­entwicklung von Heraeus Medical Components
einfacher und schneller. Der patentierte „Torque Coil
Catheter Shaft“, also die „verdrehbare Katheterwelle“,
ist wesentlich flexibler und lenkbarer, sodass der
Chirurg den Katheter zielsicher und zuverlässig in noch
feinere Verästelungen und Kanäle im menschlichen
Körper einführen kann. Für die minimalinvasive Chirurgie können sich durch diese Innovation neue operative
Eingriffe ergeben.
Team
Transformers:
Komplexe Herzschritt­
macher-Bauteile
flexibel produzieren
In den meisten Herzschrittmachern stecken HightechKomponenten von Heraeus Medical Components, z. B.
millimeterkleine Stimulationselektroden. Die Herstellung dieser Bauteile erfolgt bislang über dreh- und
frästechnische Verfahren. Mit einem neuen hoch­
modular aufgebauten, flexiblen Fertigungsverfahren
(Mikrotiefziehverfahren) kann Heraeus diese komplexen
Mikrobauteile noch kostengünstiger und individueller
produzieren und neue Märkte und Anwendungen
erschließen.
Im neuen Design präsentiert sich der
Innovation Award und symbolisiert
den Durchbruch, den Heraeus Entwickler
mit ihren Innovationen schaffen.
28
Dr. Jürgen Heraeus ist Aufsichtsratsvorsitzender der Heraeus Holding GmbH.
Er beschreibt, warum Wandlungsfähigkeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor
für Unternehmen ist.
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | ESSAY
29
ES MUSS ANDERS
WERDEN,
WENN ES BESSER
WERDEN SOLL
Ein Essay von Dr. Jürgen Heraeus
W
ussten Sie, dass der Touristikkonzern
TUI ursprünglich aus dem Bergbau­
unternehmen Preussag hervorgegangen
ist? Oder dass Nokia, einstmals größter
Mobiltelefonhersteller der Welt, seine
ersten Umsätze mit der Produktion von Gummistiefeln
in der finnischen Taiga machte? Man fragt sich, wie es
zu solchen Entwicklungen kommen konnte.
Sicher, nicht alle Unternehmen durchlaufen in ihrer
Geschichte solch radikale Veränderungen. Doch bleibt
Wandlungsfähigkeit neben der eigenen Innovationstätig­­keit Erfolgsgrundlage für Unternehmen. Stillstand war
schon immer gleichbedeutend mit Rückschritt. Deswegen
erinnern sich die Älteren unter uns an die Unternehmen
AEG, Borgward oder Telefunken. Sie haben die Markt­
signale nicht verstanden und sind daher von diesem
verschwunden.
Ich höre in diesen Tagen häufiger, dass es doch gerade
die Beständigkeit war, die unser Unternehmen groß und
erfolgreich gemacht hat. Dem stimme ich mit Blick auf
die Anpassungsfähigkeit auf veränderte Märkte und neue
Opportunitäten zu. Der beständige Wandel ist ein Erfolgsfaktor in der 165-jährigen Geschichte von Heraeus. Nur
so konnte aus einer Apotheke am Hanauer Marktplatz das
globale Technologieunternehmen werden, das wir heute
repräsentieren. An dieser Stelle darf Beständigkeit nicht
mit Trägheit verwechselt werden! Wer diesem Irrtum
unterliegt, verpasst die Zukunft. Das eingangs erwähnte
Unternehmen Nokia, welches ab 2007 den Smartphonemarkt verpasste, kämpft heute noch mit dieser Erkenntnis
und um sein Überleben.
Wir sehen – das Verschwinden großer Unternehmen hängt
nicht selten mit der Unfähigkeit zusammen, sich zügig
auf ein verändertes Umfeld einstellen zu können. Und wie
viele Firmen sind an den Anforderungen des globalisierten
Marktes gescheitert, der auf ganz andere Lieferketten und
Kostenstrukturen als ein Binnenmarkt setzt? Schauen wir
in Richtung digitalisierter Geschäftsmodelle, fällt auf, wie
viele traditionelle Kauf- und Warenhäuser sich seit der
Entstehung des E-Commerce ab Anfang dieses Jahrtausends aus dem Markt verabschiedet haben.
Das disruptive Moment der Digitalisierung
Dass es so nicht zwangsläufig kommen muss, beweist
die Otto-Group in Hamburg: Dort wurde früh erkannt,
dass das klassische, jahrzehntelang erfolgreiche Kataloggeschäft vom Online-Handel abgelöst wurde. Die gesamte
Strategie bis hin zur Geschäftsführungsstruktur wurde
Richtung Online ausgerichtet. Ein unternehmerischer
Change, der im Familienunternehmen Otto nicht nur
Befürworter fand. Heute ist Otto nach Amazon der größte
Online-Händler für Mode und Lifestyle-Produkte für Endverbraucher in Europa. Und nach Bestellkatalogen fragt
niemand mehr.
30
»Es ist beeindruckend zu
beobachten, welche Dynamik
die Paarung kreativer und
unternehmerischer Kompetenz
auf Basis einer flachen
Struktur erzeugen kann.«
Die Digitalisierung betrifft aber nicht nur den Einzelhandel,
auch wenn hier sicher das disruptive Element am deutlichsten zutage tritt. Die zunehmende Vernetzung und
Nutzung digitaler Daten zur Verbesserung der eigenen
Geschäftstätigkeit macht auch vor der Industrie nicht halt.
Ein wichtiger Treiber ist die Initiative Industrie 4.0, deren
Inhalte uns übrigens nicht nur in Deutschland beschäftigen. In China wurde mit „Made in China 2025“ ein in
vielen Zielen ganz ähnliches Programm gestartet. Laut
einer unveröffentlichten Studie der Chinesischen Akademie für Ingenieurswissenschaft könnte das Land bis zum
Jahr 2045 mit den USA, Deutschland und Japan als fortschrittlicher Industrieproduzent gleichziehen. China bricht
in ein neues Zeitalter der Produktion auf: Die Investitionen
in Automatisierung und Digitalisierung steigen explosions­
artig an, seit 2005 haben sich die Investitionen der produzierenden Industrie in IT verdoppelt. Und mittlerweile
ist das Land der weltweit größte Absatzmarkt für Industrieroboter. Bereits nächstes Jahr werden voraussichtlich die
meisten Industrieroboter dort eingesetzt.
Außerdem Geduld, denn erfolgreicher Wandel stellt sich
nicht von einem Tag auf den anderen ein. Er ist das
Ergebnis beharrlicher Arbeit. Ich begrüße, dass Heraeus
mit dem 2015 eingeführten Leadership-Modell ein gemeinsames Verständnis für Führung etabliert. Das Modell
befördert unsere Agilität in den Bereichen Geschäfts-,
Organisations- und Teamführung sowie der Potenzialausschöpfung jedes Einzelnen. Jeder Mitarbeiter hat nun die
Möglichkeit, sich auf Basis gemeinsamen Verständnisses
weiterzuentwickeln. Ein Verharren in bestehenden Struk­
turen kann für kein Unternehmen gewünschter Zustand
sein. Das gilt auch für die Menschen bei Heraeus.
Durch Wandel fit für die Zukunft
Interessant ist, dass viele Veränderungsprozesse oftmals
nicht im Geringsten angezweifelt werden. Wenn wir auf
die Neuausrichtung unserer Innovation und die Errichtung
des Innovationscenters am Hanauer Hauptsitz schauen,
gibt es breite Zustimmung für diese Maßnahmen. Ich
appelliere an dieselbe Offenheit, wenn es um die anderen
großen Veränderungsprojekte in unserem Unternehmen
geht. Heraeus „fit“ zu machen für die Zukunft findet bei
mir wie im Kreise der Gesellschafter uneingeschränkte
Unterstützung.
China und die „neue Ingenieur-Dynastie“
An diesen Beispielen wird ersichtlich, warum unternehmerischer Wandel so wichtig ist: Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und damit der langfristigen Unternehmensentwicklung. Die erfolgshungrigen asiatischen Nationen
und insbesondere China werden uns nicht freiwillig noch
existierende Vorsprünge in Fertigungstiefe und Innovationskraft überlassen. Die „neue Ingenieur-Dynastie“, wie
unlängst das Zukunftsinstitut titelte, wird nach der ersten
Welle des Zukaufs ausländischen Know-hows zukünftig
aus gut ausgebildeten, heimischen Talenten bestehen.
Wie können also die hiesigen Unternehmen den Wandel
erfolgreich gestalten? Ich glaube, dass diese Aufgabe hohe
Anforderungen an die Führungskräfte stellt. Sie müssen
nicht nur verstehen, warum der Wandel notwendig ist,
sondern die Gründe und die Konsequenzen überzeugend
an die Mitarbeiter kommunizieren. Dies bedarf großer
Energie, um interne und externe Widerstände zu überwinden.
Meine Zuversicht stützt sich dabei insbesondere auf zwei
Faktoren: Wir verfügen über ein technisches Know-how,
das wir oftmals nicht vollständig ausnutzen. Die Verknüpfung unseres Fachwissens mit digitalisierten Prozessen
wird uns einen wichtigen Wettbewerbsvorsprung verschaffen. Darüber hinaus setzen wir schon jetzt auf Start-upStrukturen. Es ist beeindruckend zu beobachten, welche
Dynamik die Paarung kreativer und unternehmerischer
Kompetenz auf Basis einer flachen Struktur erzeugen
kann. Vorbilder aus dem Silicon Valley, aber auch zunehmend in Europa, gibt es genug. Ich sehe in der Adaption
dieser Strukturen ein großes Potenzial.
Es war der Physiker Georg Christoph Lichtenberg, der
einst erkannte: „Ich kann freilich nicht sagen, ob es
besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich
sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten. ●
31
DIE CHANGE-THEMEN
DES HERAEUS KONZERNS
IM ÜBERBLICK
OPERATIONS EXCELLENCE:
AUF DEM WEG ZUR
PRODUKTION DER ZUKUNFT
HERAEUS FIT:
DURCH INVESTITIONEN
UND OPTIMIERUNG
WETT­BEWERBSFÄHIGKEIT
STÄRKEN
Weltklasse in der Produktion – dieses Ziel hat sich
Heraeus gesetzt. Deshalb wurde im April 2015 das
Operations-Excellence-Programm ins Leben gerufen.
Ein Team von Heraeus Produktionsexperten arbeitet
dazu in enger Zusammenarbeit mit den Produktionsverantwortlichen der einzelnen Bereiche vor Ort an
Zukunftskonzepten und begleitet die ersten Schritte
der Umsetzung. Nach und nach sollen so in den kommenden Jahren große Teile der weltweiten Heraeus
Produktionslandschaft exzellent aufgestellt werden.
Mit dem Programm FIT stärkt Heraeus seine Wett­
bewerbsfähigkeit durch Investitionen, Standortkon­
solidierung sowie die Optimierung von Strukturen
und Portfolio. Dazu bündelt das im August 2015
gestartete Programm eine Vielzahl von Maßnahmen
in Deutschland sowie an internationalen Standorten.
Insgesamt werden in den kommenden Jahren
150 Mio. € in die Modernisierung und den Ausbau
wichtiger Standorte investiert, zum Beispiel in das
Innovation Center in Hanau oder die Edelmetall­
fabriken in Hanau und Nanjing.
LEADERSHIP-MODELL:
GEMEINSAMES
FÜHRUNGSVERSTÄNDNIS
ALS ERFOLGSGRUNDLAGE
MAGELLAN:
EINHEITLICHE GESCHÄFTSPROZESSE FÜR EINE
WELTWEIT AGIERENDE
ORGANISATION
Heraeus betrachtet eine moderne, einheitliche Führungskultur als wesentliche Grundlage unternehmerischen Erfolgs. Mit dem im Sommer 2015 weltweit
eingeführten Leadership-Modell entsteht eine gemeinsame Vorstellung von guter Führung. Das LeadershipModell beschreibt, was Heraeus unter exzellenter
Führung versteht und wie eine Führungskultur aussieht, welche die Wachstumsziele unterstützt. Das
Modell stützt sich dabei auf die vier Säulen Geschäft,
Organisation, Mitarbeiter und die eigene Person.
Seit 2012 arbeitet Heraeus im Rahmen des Programms Magellan an konzernweit einheitlichen
Geschäftsprozessen auf Basis einer standardisierten
SAP-Landschaft. Das Programm Magellan spielt
damit eine bedeutende Rolle bei der Erreichung der
im Heraeus Konzernleitbild 2020 festgeschriebenen
Ziele. Mit den Rollouts in Hongkong, Singapur und
New York sowie der Vorbereitung auf die Umsetzung in
Deutschland ist das Programm 2015 seinem Ziel ein
gutes Stück näher gekommen.
32
KONSEQUENT
AUF ERFOLG
AUSGERICHTET
Innerhalb eines Jahres steigerte er den Umsatz der Heraeus Noblelight um rund
15 Prozent und führte den Bereich in die Gewinnzone: Global Business Unit President
Wolfgang Stang erzählt, wie der Bereich von innen heraus die Trendwende schaffte.
K
lare Kommunikation und Strukturen sowie
Berechenbarkeit – dies sind die Prinzipien, die
Wolfgang Stang sich selbst auferlegt, um eine
gute Führungskraft zu sein. Und das erwartet
er ebenfalls von seinem Management-Team:
„Die Mitarbeiter wollen ein klares Bild, wohin die Reise
geht. Wir müssen ihnen Orientierung geben“, sagt der
gelernte Ingenieur.
2014 verfehlt der damalige Geschäftsbereich Heraeus
Noblelight bereits im dritten Jahr in Folge seine Gewinnziele.
Umsatzsteigerungen sind nur auf einen Zukauf zurückzuführen. Oberflächlich betrachtet ist der Bereich also ein
Sanierungsfall. Nicht so für Wolfgang Stang: „Als Betrachter
von außen war ich mir sicher, dass man den Bereich zügig
wieder profitabel gestalten kann“, erinnert er sich. Mit Turnarounds hat Wolfgang Stang Erfahrung: Seit dem Jahr 2000
im Konzern, zunächst als Divisions-, dann als Vertriebsleiter, konnte er auch als Co-Geschäftsführer von Heraeus
Quarzglas den Bereich neu aufstellen und zu einem der
erfolgreichsten Bereiche innerhalb der Gruppe ausbauen.
Im Herbst 2014 beginnt Wolfgang Stang seine Tätigkeit
als neuer Leiter des Geschäftsbereichs. Von Beginn an
setzt er auf Kommunikation. Er spricht an seinem ersten
Tag mit den Mitarbeitern, die direkt an ihn berichteten
– in Einzelgesprächen. „Ich wollte hören, wie sie die Lage
einschätzen und wo sie Ansatzpunkte zur Verbesserung
sehen.“ Bis zum Abend kommen 17 Gespräche zusammen. So konkretisiert sich das Bild, das er sich bis dahin
nur von außen machen kann.
Die Mitarbeiter fragen ...
Sein zweiter Arbeitstag führt ihn dann zu allen Mitarbeitern. In zwei Belegschaftsversammlungen an den deutschen Produktionsstandorten stellt er sich ihnen vor – und
stellt sich auch bohrenden Fragen. „Natürlich wollen die
Mitarbeiter meine Ziele wissen. Aber das lässt sich zu
diesem frühen Zeitpunkt nicht seriös beantworten“, blickt
Wolfgang Stang zurück. Doch er verspricht, bis Weihnachten Klarheit über die zukünftige Strategie zu schaffen.
Dann macht er sich ans Werk.
Im nächsten Schritt kümmert sich Wolfgang Stang um die
Strukturen. Obwohl er sich auch von einigen Führungs­
kräften trennt, verzichtet er auf große Entlassungswellen.
Vielmehr schafft er historisch gewachsene Doppelstrukturen ab und reduziert die Zahl seiner direkt an ihn berichtenden Mitarbeiter auf die Hälfte. Aus vier Divisionen
werden drei Business Lines, darüber hinaus organisiert er
Fertigung und Entwicklung nach funktionalen Kriterien.
33
DER KURSMACHER
Mit einer klaren Strategie und konkreten
Vorgaben macht GBU-President Wolfgang
Stang seinen Geschäftsbereich Heraeus
Noblelight in kurzer Zeit wieder erfolgreich.
Zudem identifiziert er zusammen mit dem Leadershipteam zwei Wachstumspfade: Zum einen erweitert Heraeus
Noblelight das Geschäft mit Licht­quellen um die Peripherie der Produkte und wandelt sich so zum Anbieter von
Systemlösungen. Zum anderen überarbeitet der Bereich
die bestehende Strategie für das neue Geschäftsfeld
industrieller LED-Anwendungen mit dem Ziel, die Innovationsrate zu erhöhen und so den Marktanteil deutlich
auszubauen.
... Wolfgang Stang gibt Antworten
Wie angekündigt, präsentierte Wolfgang Stang bis Weihnachten die künftige Strategie. „Solche Versprechen
müssen gehalten werden. Berechenbarkeit als Führungskraft ist zentral. Darum überlege ich mir vorher sehr genau,
was ich ankündige und welche Ziele ich formuliere.“ Auch
deshalb entwickelt der Global Business Unit President die
Geschäftsziele zusammen mit seinem Führungsteam: „Wir
müssen alle Aspekte zusammenführen, um realistische Ziele
definieren und dann auch gemeinsam umsetzen zu können.“
Messbare Ziele sind für Wolfgang Stang ohnehin ein
wichtiges Element, um die gewünschte Berechenbarkeit
herzustellen. Denn er verlangt sie nicht nur von sich
selbst, sondern auch von seinen Mitarbeitern. Beispiel
Vertrieb: „Wir mussten die Präsenz beim Kunden erhöhen.
Präsenz am Markt ist in diesem Geschäft essenziell. Ich
habe darum die Zahl der Kundenkontakte als messbare
Kennziffer eingeführt“, berichtet der Manager. Die Umsatzsteigerung im ersten Geschäftsjahr unter seiner Führung führt er zum Teil auf diese Maßnahme zurück. Und
solche Vorgaben, auch das ist typisch für Wolfgang Stang,
gelten nicht nur für seine Mitarbeiter: „Ich habe mir selbst
Ziele gesetzt, wie viele Kunden ich besuche – und meine
Ziele erfüllt.“ ●
34
DIE PRODUKTION
DER ZUKUNFT BAUEN
Heraeus investiert in einer moderne Produktionslandschaft. Die zwei größten Projekte entstehen
am Hanauer Hauptsitz und im chinesischen
Nanjing. HENDRIK TRUTE und VINCENT JI sind
verantwortlich die Edelmetallproduktion von
morgen zu realisieren.
Interview mit Hendrik Trute,
Projektmanager Building & Construction
Was sind die besonderen Herausforderungen
bei Planung und Bau der neuen Edelmetallfabrik?
In der neuen Edelmetallfabrik werden künftig mehrere
opera­tive Einheiten von Heraeus Hunderte verschiedene
Produkte in einem optimierten Produktionsfluss herstellen. Als Projektmanager müssen meine Kollegen und ich
die Anforderungen vieler interner Auftraggeber in einem
sinnvollen komplexen Fabriklayout zusammenbringen.
Gleichzeitig bauen wir in der historisch gewachsenen und
räumlich begrenzten Struktur des Hanauer Werksgeländes
unter laufendem Betrieb. Hinzu kommen aufwendige Genehmigungsverfahren und eine enge Zeitschiene mit vielen
Abhängigkeiten zu anderen Projekten.
HENDR
IK T R U T E
HANAU
Was ist Ihre Aufgabe und welchen Beitrag leisten Sie?
Als Projektmanager bin ich sowohl für die gesamte Gebäudeplanung als auch die spätere bauliche Umsetzung
verantwortlich. Dabei muss ich gegenüber den einzelnen
Beteiligten immer das Gesamtinteresse von Heraeus als
Bauherr im Auge behalten. Ich kenne die interne Struktur
bei Heraeus sehr gut. Bei früheren Projekten habe ich mit
unterschiedlichen Schwerpunkten wie Bau, Finanzierung
und Projektmanagement gearbeitet. Das hilft mir, ein so
komplexes Projekt zusammenzuführen.
Am Hanauer Hauptsitz von Heraeus entsteht bis
zum Jahr 2018 eine Edelmetallproduktion nach
modernsten industriellen Standards. Produktionspro­
zesse, die bislang über das Werksgelände verteilt waren,
werden unter einem Dach von Edelmetallrecycling
und -schmelze über Vorproduktion und Produktion
unter Einhaltung höchster Edelmetallsicherheit zusammengeführt. Die neue Edelmetallfabrik setzt
damit weltweit neue Standards in Sachen Produktionseffizienz für Heraeus.
Was fasziniert Sie, an der neuen Edelmetallfabrik
mitzuarbeiten?
Mit der neuen Fabrik schaffen wir eine Produktionsumgebung nach modernsten industriellen Standards, die bei
Themen wie schlanke Produktion, moderne Fabrikplanung,
aber auch Industrie 4.0 konzernweit Vorbild sein wird. Mit
einem solchen Projekt und einem kompetenten Team zum
künftigen Erfolg von Heraeus beitragen zu können, treibt
mich jeden Tag an. ●
Die Edelmetallfabrik Hanau in Zahlen:
• 1 zentraler Produktionsfluss
• Auf 26.000 m2 (davon rund 60 Prozent Bestand)
• Mehr als 45 Mio. € Gesamtinvestitionskosten
• Rund 800 Mitarbeiter
• Hunderte Produkte und Tausende Produktvarianten
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DIE FABRIKMACHER
35
DIE FABRIKMACHER
Hendrik Trute und Vincent Ji planen die
Produktion der Zukunft. Sie sind verantwortlich für den Bau von zwei hochmodernen
Edelmetallfabriken in Deutschland und China.
Interview mit Vincent Ji,
Deputy Technical Project Manager
& Site Service Manager
VINCENT JI
NANJING
Mit dem Bau einer neuen Edelmetallfabrik in der
chinesischen Stadt Nanjing schafft Heraeus die
Voraussetzungen für weiteres Wachstum in Asien. Das
Werk wird in der Region neue Maßstäbe in Bezug auf
Produktion und Umweltschutz für Heraeus setzen. Es
soll bis Anfang 2018 fertig gestellt sein. Nanjing, die
zweitgrößte Stadt im Osten Chinas, liegt ca. 300 km
nordwestlich von Schanghai.
Das Edelmetallwerk Nanjing in Zahlen:
• Größe des Werksgeländes: 84.000 m2,
Gebäudegrundfläche: 21.000 m2,
Grundstücksfläche: 33.600 m2
• Eingetragenes Kapital der neuen Gesellschaft:
40 Mio. US-Dollar
• ca. 400 Mitarbeiter (nach Erreichen der vollen
Produktionsleistung im Jahr 2024)
• 1 Recycling-Service für chemische Produkte
und Edelmetalle wird angeboten.
Was sind die besonderen Herausforderungen
bei Planung und Bau der neuen Edelmetallfabrik?
Effizient in einem komplexen Team zu arbeiten, das ist
eine der größten Herausforderungen in diesem Projekt.
Unsere Teammitglieder kommen aus vielen verschiedenen
operativen Einheiten von Heraeus und konzentrieren sich
manchmal eher auf die Ziele ihrer Einheit als das große
Ganze. Trotzdem ist es uns gelungen, dieses Problem
in den Griff zu bekommen, indem wir zu intensiven und
offenen Diskussionen angeregt, allgemeine Design­prinzipien
und Werksrichtlinien formuliert und diese gemeinsam
beschlossen haben. Ich persönlich muss mich mit
bestimmten Themen noch vertrauter machen, z. B. mit
den besonderen Sicherheitsanforderungen in Verbindung
mit Edelmetallen. Ich arbeite ständig an mir, indem ich
mir neues Wissen aneigne, Fachleute in unserem Unternehmen zurate ziehe und im Projekt direkt mit Experten
zusammenarbeite.
Was ist Ihre Aufgabe und welchen Beitrag leisten Sie?
Ich leite zusammen mit meinen Kollegen die konstruktionsrelevanten Aktivitäten des Projekts und stelle sicher,
dass das Projekt termin- und budgetgerecht voranschreitet
und die Qualitätsanforderungen erfüllt. Ich bringe meine
breiten beruflichen Erfahrungen in das Projekt ein, etwa
indem ich das Team mit meinem professionellen Rat
unterstütze, das örtliche Konstruktionsteam auf die Arbeit
mit internationalen Experten einstimme usw. Außerdem
koordiniere ich die Benutzeranforderungen bezüglich der
Standortinfrastruktur und der Logistikplanung und stelle
auf diese Weise sicher, dass der Standort den Anforderungen
der künftigen Mieter entsprechen wird.
Was fasziniert Sie, an der neuen Edelmetallfabrik
mitzuarbeiten?
Ich arbeite seit Juli 2014 an diesem Projekt. Ich finde es
sehr interessant, als Teil eines großen Projektteams tätig
zu sein, und ich habe viel von den anderen Teammitgliedern gelernt. Außerdem ist es spannend zu verfolgen, wie
sich der neue Standort von der bloßen Idee über die Pläne
bis zur Realität entwickelt. ●
EXZELLENZ
BRAUCHT EIN
GUTES TEAM
Mit verschiedenen Programmen baut Heraeus die Wettbewerbsfähigkeit der
globalen Produktionslandschaft aus. Und setzt dabei ganz besonders auf die
langjährige Erfahrung und das Engagement von Produktionsexperten wie
BRUCE BRATZ vom US-Standort in Wilmington (NC).
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | DER LEANMACHER
37
DER LEANMACHER
Bruce Bratz ist einer der erfahrensten
Produktionsexperten bei Heraeus und treibt
jeden Tag mit neuen Ideen Effizienz und
Qualität in der Produktion voran.
I
n seiner fast 30-jährigen Karriere bei Heraeus in
Wilmington, North Carolina (USA), hat Produktions­
leiter Bruce Bratz schon viele Veränderungen gesehen.
Aber eines ist immer gleich geblieben: das beständige
Engagement des Unternehmens für Operational Excellence. „Unsere vergangenen – und sogar unsere derzeitigen – Maßnahmen reichen nicht aus für die Produktion
von morgen“, sagt er. „Wir müssen unsere Produktion
ständig verbessern und neue Wege beschreiten.“
haben zu deutlichen Verbesserungen bei der Produktivität,
der Fertigungseffizienz und der Lieferpünktlichkeit geführt.
Modernisierte Fertigungsmethoden und Automatisierung
haben die Qualität und Zuverlässigkeit erhöht.
Erfahrung ist Grundlage des Erfolgs
Der Standort in Wilmington, der auf die Quarzfertigung
für die Glasfaser-, Halbleiter- und Life-Science-Industrie
spezialisiert ist, nutzt Elemente aus allen Heraeus Excellence-Initiativen, um eine hochleistungsfähige Produktionsumgebung zu gestalten. Dazu gehören Lean-Prinzipien,
die Heraeus 5-S-Standards und Ziele, das Heraeus Produktionssystem (HPS) und ein Programm zur beruflichen
Entwicklung für seine zwei Dutzend Angestellten, das
auf eine stärkere Querqualifizierung (Cross Training) und
Höherqualifizierung der Mitarbeiter abstellt.
Ein Beispiel dafür, was Bratz „Excellence in Aktion“
nennt, ist recht aktuell: Der Standort Wilmington wurde
vor Kurzem damit beauftragt, Quarzbrenner mit drei
Düsen herzustellen, die in der Glasfaser-Industrie für das
Arbeiten mit Rußpartikeln verwendet werden. Mithilfe der
HPS-Tools entwickelte das Wilmington-Team eine Herstellungsmethode, die die Produktionsleistung immens
erhöhte: Statt in einem Monat 40 bis 50 Brenner pro
Bediener herzustellen, konnten nun in 3 bis 5 Tagen 120
Teile produziert werden. Außerdem führte das Team einen
Produktionsprozess an der Drehmaschine ein, der auch in
der Wiederholung höchste Qualität und Zuverlässigkeit der
fertigen Teile garantierte.
Laut Bratz ist dieser 360-Grad-Ansatz des Unternehmens
entscheidend für den Erfolg. „Eine Maschine besteht aus
unzähligen beweglichen Teilen, die gut zusammenarbeiten
müssen, damit die Maschine richtig funktioniert. Dasselbe
gilt für die gesamte Fertigungsumgebung.“ Dieser umfassende Ansatz greift: Neugestaltete Lean-Arbeitsplätze
Für Bratz ist das Team des Standorts Wilmington der wichtigste Bestandteil der Heraeus Formel für Erfolg. „Unsere
Mitarbeiter in der Produktion sind an vorderster Front
dabei“, sagt er. „Sie wissen genau, was funktioniert und
was nicht. Ihre Erfahrungen, Anregungen und Ideen sind
es, die uns so innovativ und erfolgreich machen.“ ●
38
HERAEUS
IM JAHR 2015
5.750 12.477
Patente und Patentanmeldungen
Mitarbeiter
1.929
Mio. €
Umsatz ohne
Edelmetalle
Produktumsatz
nach Regionen
Amerika
26 %
Asien
42%
Deutschland
12 %
Afrika/Australien
2 %
Übriges Europa
18 %
HERAEUS | MAGAZIN 2015 | AKTIVITÄTSFELDER
HERAEUS
AKTIVITÄTSFELDER
Unter dem Dach der Heraeus Holding
sind im Geschäftsjahr 2015 die
folgenden fünf Aktivitätsfelder des
Konzerns zusammengefasst
GESUNDHEIT
In dem Aktivitätsfeld Gesundheit setzt Heraeus die
lange Konzerntradition fort und zählt weltweit zu den
nachgefragtesten Anbietern von Medizintechnik und
medizinischen Komponenten.
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. €
2015
356,7
2014
316,6
ELEKTRONIK
INDUSTRIEANWENDUNGEN
Das Aktivitätsfeld Elektronik versorgt weltweit Kunden
aus der Konsumgüterelektronik und bietet herausragende Lösungen für die Automobil-, Informationstechnologie- und Telekommunikationsindustrie.
Mit seinem Aktivitätsfeld Industrieanwendungen und
seiner Expertise im Umgang mit Hochtemperaturprozessen sowie der industriellen Verarbeitung von
Edelmetallen ist Heraeus seit Langem ein gefragter
und verlässlicher Partner der Industrie.
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. €
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. €
2015
2015
592,1
2014
539,1
579,0
2014
555,4
UMWELT
CORPORATE
Die Produkte von Heraeus im Aktivitätsfeld Umwelt
leisten einen wesentlichen Beitrag zur ressourcenschonenden Energiegewinnung. Darüber hinaus besticht das Aktivitätsfeld durch seine Innovationskraft.
Unter dem Aktivitätsfeld Corporate bündelt der Kon­
zern seine richtungsweisenden und auf die Zukunft
ausgelegten Aktivitäten. Daneben sind in diesem Akti­
vitätsfeld die Heraeus Konzernfunktionen angesiedelt,
die bereichsübergreifende Funktionen für die opera­
tiven Gesellschaften des Konzerns übernehmen.
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. €
Umsatz ohne Edelmetalle in Mio. €
2015
2015
285,6
2014
240,9
115,7
2014
106,9
39
40
Impressum
Herausgeber
Heraeus Holding GmbH
Communications & Marketing
Heraeusstraße 12–14
63450 Hanau
Telefon +49 (0) 6181 - 35 - 5100
Fax +49 (0) 6181 - 35 - 4242
pr@heraeus.com
www.heraeus.de
Konzeption und Gestaltung
Edelman.ergo GmbH
Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Köln, München
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Fotografie
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Wolfgang Hartmann, Heraeus
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Mike Krivit, USA
Brownie Harris, USA
Illustrationen
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3
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63450 Hanau
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