BullionReport
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Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 BullionReport Ausgabe Mai | 2013 BullionReport 3 Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Wer hätte es für möglich gehalten, dass Sie Gold noch einmal für 1.400 US-Dollar die Unze und Silber für rund 22 US-Dollar die Unze kaufen können. Manche Investoren und Banken scheinen Gold vor diesem Hintergrund allerdings ganz abgeschrieben zu haben. Vor wenigen Tagen landete so zum Beispiel ein Research der Credite Suisse auf meinen Schreibtisch: „Gold: The beginning of the end of the gold era“. Dieser Titel entlockte uns dann doch ein Lächeln: Vor wenigen Jahren glaubten diese Banken nicht an eine Goldrally und jetzt eben an das Ende des Goldbullenmarktes. Dazu gibt es eigentlich wenig zu sagen, außer vielleicht, dass Gold seit mehr als 5.000 Jahren begehrt ist, unser Bankensystem allerdings nur mit Ach und Krach die letzten 50 Jahre überstanden hat. Vielleicht endet hier eine ganz andere Ära, nur manche wollen es noch nicht wahr haben. Harte Zahlen bestätigen jedenfalls, dass sich informierte Kleinanleger auch vom aktuellen Kurseinbruch nicht in die Irre führen lassen. Tatsächlich wurde fast noch nie so viel physisches Gold und Silber gekauft wie in den ersten Monaten 2013. Das zeigen unsere Verkaufszahlen, dass zeigen die Statistiken der Prägeanstalten und das zeigen die Veröffentlichungen führender Analystenhäuser. In diesem Sinne wünsch ich Ihnen eine angenehme Lektüre, Ihr Joachim Schwarze Inhalt Preise & Tendenzen 2012: Ein ganz normaler Marktmechanismus Seite 03 Fundamentales Das Fundament wackelt nicht! Seite 06 ETF-Nachfrage Rote Zahlen bei Gold ETFs Seite 08 Einzelhandel Allen Widrigkeiten zum Trotz Seite 09 Silberling klärt auf! So schön ist Amerika Seite 11 Neues am Bullionmarkt Leere Regale trotz Flaute Seite 12 Impressum Seite 14 BullionReport 3 Preise & Tendenzen Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 2012: Ein ganz normaler Marktmechanismus Der Gold- und Silberpreis ist in den vergangenen Wochen drastisch abgefallen. Experten machen den Abverkauf von großen Goldpositionen verantwortlich. 1.700 $ 1.650 $ Mittlerweile ist es fast Geschichte: Der Goldpreis ist um dramatische 30 Prozent abgestürzt. Noch im November 2012 musste für eine Unze Gold 1.750,5 US-Dollar bezahlt werden. Vor wenigen Tagen ließ sich die gleiche Menge Gold dann für 1.350 US-Dollar erwerben. Fast Geschichte deswegen, weil nun scheinbar eine Gegenbewegung anstehen könnte. Vergangenen Donnerstag stürzte der Nikkei mehr als 1.000 Punkte in den Keller und zog andere Leitindizes wie Dax oder Dow Jones mit hinab. Auch das (für Gold wichtige) Währungsverhältnis EUR/USD scheint am Beginn einer längeren Abwärtsphase zu stehen. Nun ist es definitiv etwas verfrüht an dieser Stelle den Wendepunkt am Edelmetallmarkt lautstark einzuläuten, aber gleichzeitig ist es ebenfalls verfrüht, das Ende des Bullenmarktes zu prophezeien. Statt Spekulation möchten wir an dieser Stelle aber Tatsachen sprechen lassen: 1.600 $ 1.550 $ 1.500 $ 1.450 $ 1.400 $ 1.350 $ 1.300 $ 2. Jan. 1. Feb. 3. Mrz. 2. Apr. 2. Mai. Chart 1: Goldpreis seit Jahresbeginn 2013 32,00 $ 30,00 $ 28,00 $ 26,00 $ Seit 2002 ist der Goldpreis kontinuierlich gestiegen. Zwölf Jahre ohne signifikante Abweichung sind nicht nur extrem unwahrscheinlich sondern quasi ohne Präzedenzfall. Selbst die Finanzkrise 2008 und die damit verbundene Korrektur fügen sich in einen langfristigen Gold-Chart quasi nahtlos ein. Während andere Märkte die ganz normale „Achterbahnfahrt“ der Kurse durchlebten, kannte der Goldmarkt nur ein Ziel – nach oben. Daran hatten sich alle Marktteilnehmer gewöhnt und umso größer war jetzt vielleicht die Überraschung. Aus charttechnischer Sicht ist der Einbruch allerdings keineswegs beunruhigend – jedenfalls langfristig gesehen. Er ist nur ein Rückfall auf das 50 Prozent Fibonnacci Retracement-Niveau. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt auch, dass der letzte Gold-Bullenmarkt (1970 bis 1980) zwischen 1975 und 1977 mit einer ausgeprägten Abwärtsphase zu kämpfen hatte. Kursverläufe sind keine Einbahnstraße und das müssen nun zum ersten Mal auch die Goldanleger lernen. 24,00 $ 22,00 $ 20,00 $ 2. Jan. 1. Feb. 3. Mrz. 2. Apr. 2. Mai. Chart 2: Silberpreis seit Jahresbeginn 2013 BullionReport 3 Preise & Tendenzen Gleichzeitig bleibt die Frage nach den Gründen hinter dem Absturz und hier wird es bereits schwieriger. Mittlerweile scheint längst klar, dass am 12. April zu einer wenig liquiden Zeit eine große Verkaufsposition in den Markt platziert wurde. Gerüchten zufolge sollen es 124 Tonnen gewesen sein, andere Insider sprachen sogar von 400 Tonnen. Ohne Käufer riss diese Position den Markt in die Tiefe und löste sukzessive weitere Verkaufsorder im Markt aus - mit den Nachwehen haben wir noch heute zu kämpfen. Aus charttechnischer Sicht nicht unbedingt ein ungewöhnlicher Verlauf, aus regulatorischer allerdings schon: 124 Tonnen entsprechen 40.000 Terminkontrakten an der COMEX. Wie an den meisten Terminbörsen gibt es Positionslimits, die von allen Marktteilnehmern eingehalten werden müssen. Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Chart 3: Goldpreis 2002-2013 Für die CME Group, zu der die COMEX gehört, sind das 3.000 Kontrakten für den aktuell handelbaren Monat – und nicht 40.000. Im Umkehrschluss heißt dies, dass entweder mindestens 14 Trader zum gleichen Zeitpunkt und unabhängig voneinander große Positionen in den Markt gestellt hatten oder dass es irgendeine absurde Ausnahmeregelung gegeben hat. Das eine ist hoch unwahrscheinlich (oder schlichtweg abgesprochene Manipulation) und das andere wäre entweder gesetzeswidrig oder ein Fehler seitens der Regulierungsbehörden. Nun gibt es keine offizielle Bestätigung dafür, dass es wirklich 124 Tonnen Gold waren, die auf einmal verkauft werden sollten und das wirklich nur eine einzige Entität dahintersteckt. Im Grunde ist es auch irrelevant, denn wie heißt es so schön: „Was geschehen ist, ist geschehen!“. Wichtig ist vielmehr die Motivation hinter dem jüngsten Kurssturz zu verstehen. Man kann das Ganze Fiasko als charttechnische Korrektur oder als Wette einiger wenigen Spekulanten gegen den Markt betrachten. Tatsächlich zeigen die wöchentlichen Commitment of Traders Report der US-amerikanischen Regulierungsbehörde CFTC eindeutig, dass nicht die Produzenten hier short gegangen sind, sondern eben die Spekulanten. Die Produzenten, also all diejenigen, die ein inhärentes Interesse daran hätten, sich vor fallenden Edelmetallpreisen abzusichern, sind vielmehr aktuell netto mit so wenig Kontrakten short, wie zuletzt im Sommer 2008 mitten zu den Hochzeiten der Finanzkirse. BullionReport 43 Preise & Tendenzen Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Ein eindeutiges Signal? Nun auch die vermeintlich am besten informierten Akteure an der COMEX könnten falsch liegen, aber offensichtlich gehen sie nicht von einem Ende des Bullenmarktes aus. Die phänomenale Nachfrage am Schmuckmarkt und im Bullionhandel (mehr dazu auf Seite 6) lässt sie freilich auch nicht darauf schließen. Die nächsten Wochen und Monate werden jedoch zeigen, mit welcher Ausdehnung sich diese erste signifikante Korrektur am Goldmarkt wirklich präsentieren wird. Schlussendlich darf nicht vergessen werden, dass die Notenbanken die Gelddruckmaschinen so schnell nicht abschalten werden. Japan wird allein in diesem Jahr seine Geldbasis verdoppeln und insgesamt das Doppelte seines Steuereinkommens ausgeben. Nicht nur für den Laien klingt das nach russischem Roulette. 1,4 Billionen Dollar – ja sie haben richtig gelesen B-I-L-L-I-O-N-E-N – wird die Bank of Japan bis Ende 2014 ins das System reinpumpen. Das Land der aufgehenden Sonne ist mittlerweile hinlänglich bekannt für extreme finanzpolitische Entscheidungen, aber man kommt nicht umhin sich zu fragen, ob sich die Japaner nun nicht etwas verspekuliert haben. Eine solche aggressive Finanzspritze könnte den gesamten japanischen Bankenund Anleihenmarkt zu Fall bringen. Kein Problem, sagen sie, Japan ist weit weg? Anders als Griechenland, Spanien oder Portugal gehört Japan zu den größten und wichtigsten Finanzplätzen der Welt. Fällt Japan, fällt der Rest mit. Wenn das passiert, wird sich jeder glücklich schätzen, der über physischen Gold- und Silberpositionen verfügt. Die ersten Ausläufer dieser Probleme konnten wir jedenfalls bereits letzten Donnerstag beobachten. 1,50 1,40 1,30 1,20 1,10 1,00 0,90 Jan. 10 Okt. 10 Jul. 11 Apr. 12 Jan. 13 Chart 4: Japanische Geldbasis in 100 Billionen Yen, Quelle: Bank of Japan Und Silber? Silber scheint aktuell gefangen zwischen der weiterhin relativ unsicheren Wirtschaftslage, den Kapriolen des Goldmarktes und einer kurzfristig relativ geringen Nachfrage nach Sicherheit seitens der institutionellen Anleger. Insofern überrascht der Kursverlauf nicht weiter, allerdings spiegelt er gleichzeitig auch in keinster Weise die fundamentalle Situation am Silbermarkt wider. Die nächsten Monate werden zeigen, ob sich der Silberpreis vom Goldpreis abkoppeln kann, oder ob Vorgaben aus der Politik die Entwicklung des weiße Metall lenken werden. BullionReport 53 Fundamentales Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Das Fundament wackelt nicht! Fallende Goldnotierungen sorgten im ersten Quartal 2013 für einen deutlichen Anstieg der Nachfrage. Institutionelle Investoren haben sich jedoch deutlich bärisch positioniert. Der Goldpreis verfolgt seit Beginn 2013 kontinuierlich einen Abwärtstrend. Aber spiegelt sich diese Tatsache auch in fundamentaler Hinsicht wider? Antworten auf diese Frage liefert ein jüngster Bericht des World Gold Councils (WGC). Der Branchendienst schätzt, dass die gesamte Goldnachfrage im ersten Quartal 2013 um ganze 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal abgefallen ist, während das Angebot weitestgehend stabil geblieben ist. Auf den ersten Blick scheint also, dass der rückläufige Goldpreis auch von fundamentaler Seite Unterstützung findet. Eine etwas differenzierte Betrachtung der Angebotund Nachfragesituation am Goldmarkt zeichnet jedoch ein deutlich komplexeres Bild: Vollkommen überraschend zeigte der Schmuckmarkt im ersten Quartal mit einem Nachfrageanstieg um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgesprochene Stärke. Insgesamt 551 Tonnen gingen über den Ladentisch. Überraschend deswegen, weil die Schmuckindustrie dankt schwacher Wirtschaftslage und steigender Goldpreise in den vergangenen Jahren stets rückläufige Zahlen vermelden musste. In den USA, immerhin der drittgrößte Markt für Goldschmuck weltweit, wurde sogar der erste Nachfrageanstieg überhaupt seit 2005 festgestellt. Die Investmentnachfrage im weltweiten Einzelhandel verzeichnete ebenfalls positive Zahlen. Laut dem WGC wurden zwischen Januar und März insgesamt 377,7 Tonnen im Form von Barren, Münzen und Medaillen nachgefragt – ganze 10 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Zentralbanken befinden sich weiterhin auf der Käuferseite: Mit 109,2 Tonnen zeichnet sich eine konstante Nachfrage des offiziellen Sektors ab. 1200 1100 1000 900 800 700 600 Chart 5: globale Goldnachfrage in Tonnen Quelle: World Gold Council BullionReport 63 ETF-Nachfrage Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Schwache Vorgaben aus der Wirtschaft führten jedoch zu einem gleichermaßen schwachen Ergebnis in Punkto industrieller Nachfrage. Für elektronische Komponenten, Zahnmedizin und andere industrielle Anwendungen wurde im ersten Quartal 2013 mit 102,0 Tonnen 4 Prozent weniger nachgefragt als im Vorjahresquartal. Mit einem Anteil von 11 Prozent an der Gesamtnachfrage nimmt die Industrienachfrage jedoch eher eine untergeordnete Rolle im Gesamtbild ein. Größter und quasi einziger negative Posten war die Nachfrage von institutionellen Investoren über ETFs und ähnliche goldgedeckte Anlagevehikel. Laut dem WGC wurden in diesem Sektor Abflüsse von 176,9 Tonnen verzeichnet. Im ersten Quartal 2012 wurden im Gegensatz dazu noch 53,2 investiert. In der Summe fiel die Nachfrage im ersten Quartal 2013 also um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 963,0 Tonnen. Im Detail zeigt sich jedoch, dass sich allein die preisbestimmenden institutionellen Anleger bärisch positioniert haben, während der große Rest des Marktes mit deutlich positiven Zahlen glänzen konnte. Auch auf der Angebotsseite lässt sich keine dramatische Wende der Situation skizzieren. Die Minenproduktion stieg mit 688,0 Tonnen zwischen Januar und März 2013 um rund 4 Prozent an. Der schwache Goldpreis, insbesondere eine gute Ernte im Schlüsselmarkt Indien sorgte gleichzeitig aber dafür, dass weniger Altgold auf den Markt kam – insgesamt 366,6 Tonnen oder 4 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Aufaddiert stieg damit das gesamte Goldangebot im ersten Quartal 2013 um ein minimales Prozent auf 1.051,6 Tonnen an. 750 700 650 600 550 Chart 6: globales Minenangebot für Gold Quelle: World Gold Council Aus fundamentaler Sicht lässt sich also abschließend sagen, dass der Goldmarkt durchaus mit soliden Zahlen glänzt und einzig und allein die Spekulanten aktuell nicht an eine Fortsetzung des Bullenmarktes glauben. Das ist sicherlich nicht zu unterschätzen, denn Gold war und ist ein wichtiges Anlagevehikel im Interbankenmarkt. Gleichzeitig werden eben diese Spekulanten Tatsachen wie Gesamtverbrauch oder Förderkosten nicht beliebig ignorieren können. Irgendwann holt der Markt sie alle ein. BullionReport 73 ETF-Nachfrage Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Rote Zahlen bei Gold ETFs Die physischen Bestände der weltweiten Gold-ETFs sind drastisch abgefallen. Silber-ETFs zeigen sich im Gegensatz dazu überraschend stark. Das war wohl nichts: Nach phänomenalen Zuwächsen im vierten Quartal 2012 auf ein neues Allzeithoch bei 83,0 Millionen Unzen, schlossen die 22 von uns verfolgen physisch hinterlegen Goldfonds das erste Quartal 2013 deutlich negativ ab. Drastische 5,6 Millionen Unzen Gold flossen zwischen Januar und März aus den Tresoren von SPDR Gold Trust, ZKB & Co. Mitte Mai befanden sich dann nur noch 68,5 Millionen Unzen (2.161,0 Tonnen) Gold in den weltweiten Gold-ETFs. Das letzte Mal verwalteten die weltweiten Gold-ETFs im Juni 2011 so wenig Gold. 85 83 81 79 77 75 73 71 69 67 65 Jan '11 Sep '11 Mai '12 Jan '13 Chart 7: Gold-ETF-Bestände in Mio. Unzen Der Grund liegt scheinbar auf der Hand, denn die negative Entwicklung des Goldpreises seit Jahresbeginn war nicht unbedingt ein schlagkräftiges Argument für den Aufbau neuer Goldpositionen bei institutionellen Anlegern. Ein weiterer wichtiger Grund für den Abfall der Gold-ETFBestände muss ebenfalls genannt werden: Mitte Februar wurde bekannt, dass George Soros seine Anteile am SPDR Gold Trust weitestgehend abgestoßen hatte. Inmitten der negativen Preisentwicklung dürfte diese Nachricht bei diversen Hedge-Fonds und Vermögensverwaltern zu einer unreflektierten Kurzschluss-Reaktion geführt haben. Mittlerweile scheint der Abverkauf seine Berechtigung gefunden zu haben, fraglich dabei bleibt aber, wie viel des Preissturzes genau durch diese Vorlage ausgelöst wurde. 520 510 500 490 480 470 460 450 Jan '11 Sep '11 Mai '12 Jan '13 Chart 8: Silber-ETF-Bestände in Mio. Unzen Im Gegensatz dazu präsentiert sich die Lage bei den SilberETFs wesentlich positiver, nachdem zwischen Juli 2011 und Juli 2012 quasi stillstand herrschte. Genauer betrachtet wurden die Silber-ETF-Bestände kurzfristig sogar auf ein neues Allzeithoch katapultierte: Mitte April befanden sich insgesamt 520,0 Millionen Unzen (16.171,4 Tonnen) Silber in den weltweiten Silber-ETFs. Objektiv betrachtet lieferte auch die Entwicklung der Silbernotierungen im ersten Quartal 2013 wenig Grund zu Freude. Seitdem ist der Silberpreis drastisch eingebrochen, mit aktuell 497 Millionen Unzen präsentieren sich die Silber ETFs jedoch weiterhin erstaunlich stark. Ein fast panikartiger Abverkauf, wie bei den Gold-ETFs, ist hier nicht festzustellen. BullionReport 83 Einzelhandel Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Allen Widrigkeiten zum Trotz Bullionprodukte erfreuten sich im deutschen Einzelhandel im ersten Quartal 2013 großer Beliebtheit. Auch in den USA waren die Verkaufszahlen stark! Die ersten Monate dieses Jahres stellten langfristige Edelmetallanleger wahrlich auf die Probe. Statt der von so vielen Analysten versprochenen Rally sanken die Preise unaufhörlich ab. Auf dem Papier wurden Investoren durch die Bank weg von roten Zahlen begrüßt. Gleichzeitig rief das erneute Aufflammen der Eurokrise jedem Anleger die Tatsache zurück ins Bewusstsein, dass gerade diese Papierwährung alles andere als sicher ist! Die Deutschen konnten sozusagen live miterleben was passiert, wenn Sparguthaben eingefroren werden. Insofern lässt es sich recht leicht erklären, warum physische Gold- und Silberprodukte weiterhin gefragt waren. „Die Sache mit Zypern hat unseren Kunden wirklich zu schaffen gemacht. Plötzlich vor dem Schalter der Bank Ihres Vertrauens zu stehen, um festzustellen, dass sie keinerlei Zugriff mehr auf ihre Altersvorsorge haben – für viele ein Horrorszenario!“, kommentierte Joachim Schwarze von silberling.de die Lage im deutschen Einzelhandel. „Klar, die Preise fallen. Aber warum fallen sie? Weil große Fonds und Spekulanten ihre Absicherungs-Positionen abstoßen. Zypern hatte vor wenigen Wochen sogar angedeutet, dass sie ihre Goldreserven verkaufen müssen. Gut, dafür sind Notreserven nun mal da, aber das alles charakterisiert doch keinen gesunden Markt. Wer sich davon täuschen lässt, argumentiert mehr als nur kurzfristig.“ Offensichtlich geben sich nur wenige Anleger der Illusion hin, dass 2013 ein solides Jahr mit einem weltweit wirtschaftlichem Aufschwung werden wird und kaufen stattdessen Gold und Silber. Auch in den USA sind sich die Anleger dessen bewusst, dass hinter jeder positiven Nachricht aus der Wirtschaft im Grunde nur die Gelddruckmaschinen der Fed stehen. Allein im ersten Quartal 2013 verkaufte die US Mint 40 Prozent (!!!) mehr Silver Eagles als im Vorjahr; und 2012 war schon ein ausgesprochenes Rekordjahr. Insgesamt gingen in der Bullion-Variante 14,2 Millionen Unzen über den Ladentisch. BullionReport 93 Einzelhandel Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Eine unvorstellbare Menge, die gleichzeitig zeigt, dass Silber in den USA inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und längst kein Randphänomen esoterischer Krisenpropheten mehr ist. Die US-Amerikaner sind sich der Krise offenkundig bewusst und besinnen sich auf die alten Werte: Wer in die Verfassung der Vereinigten Staaten blickt, findet einen in diesen Tagen vielzitierten Passus, der vorsieht, dass Geld allein aus Gold und Silber ausgemünzt werden darf. Diese Einschätzung wird auch durch die Verkaufszahlen des Monat Aprils bestätigt. Während der Gold- und Silberpreis beinahe durch wichtige langfristige Unterstützungen gekracht ist, fragten die Amerikaner weitere 4,097 Millionen Silver Eagles nach. Allerdings scheint aktuell der Fokus tatsächlich auf Silber zu liegen, denn die Verkaufszahlen der US-Mint legen nahe, dass die Goldprodukte der führenden Prägeanstalt des Landes weniger beliebt sind. Zwischen Januar und März wurden insgesamt nur 157.500 Unzen in Form von der Bullionversion des American Gold Eagles verkauft. 2012 wurde im gleichen Zeitraum mit insgesamt 210.500 Unzen rund 27 Prozent mehr Gold verkauft. Erst die Tiefstpreise im April lockten die Goldanleger aus der Reserve: Mit 209.500 verkauften Unzen Gold wurde tatsächlich das beste Verkaufsergebnis seit Dezember 2009 erzielt. 7 6 5 4 3 2 1 Apr 13 Jan 13 Okt 12 Jul 12 Apr 12 Jan 12 Okt 11 Jul 11 Apr 11 Sicherlich darf nicht vergessen werden, dass die USAmerikaner auch Krügerränder und Philharmoniker kaufen, trotzdem lässt sich die Diskrepanz zwischen Gold und Silber nicht leugnen. Mit Blick auf die aktuelle Gold-Silber-Ratio könnte man die Präferenz der US-amerikanischen Anleger auch Weitsicht nennen: Mit 61 Zählern ist Silber meilenweit von der ursprünglichen Ratio des amerikanischen Bimetallstandards von 15 zu 1entfernt, der bis 1873 bestand hielt. Jan 11 0 Chart 9: Silver Eagle Verkäufe Jan `11 bis Apr `13 in Mio Unzen Silber Allgemein bleibt festzustellen, dass der Bullionmarkt aktuell von massiven Engpässen gekennzeichnet ist. Aus Nordamerika kommt so gut wie keine Ware nach Europa – fast die gesamte Produktion der US Mint bzw. Canadian Mint wird vom einheimischen Markt aufgesogen. In Australien hat die Perth Mint die Produktpalette stark beschränkt, während die Münze Österreich nun auf Schichtbetrieb umstellen musste und den Verkauf stark kontingentiert hat. BullionReport 3 10 Silberling klaert auf! Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 So schön ist Amerika Die America-the-Beautiful-Münzserie der US Mint wird mittlerweile auch in Europa von vielen Anlegern und Sammlern geschätzt. Ein Kunde ließ uns folgende Frage zukommen: Zitiert: Hallo Zusammen, ich hab vor kurzem bei Ihnen zwei ATB Münzen gekauft. Ware ist so weit in Ordnung, nur fehlen da nicht die Echtheitszertifikate? Außerdem interessieren mich die Auflagen von 2010 und 2011. Wie sieht es da aus? Gibt es die noch irgendwo? Könnten Sie mir da vielleicht aushelfen? Ich würde gerne die Sammlung komplett haben. Beste Grüße…. Zunächst einmal möchten wir allgemein für Klarheit schaffen: Bei Bullionmünzen ist es eher untypisch, dass ein Echtheitszertifikat oder eine Seriennummer mitgeliefert wird. Viele dieser Produkte kommen als Massenware mit einer Auflage von mehreren Millionen Stück auf den Markt und werden auch von den Kunden selten einzeln gekauft. Es wäre einfach unpraktisch und mit zusätzlichen Kosten verbunden, hier Echtheitszertifikate mitzuliefern. Auch die America the Beautiful (ATB) Münzen werden von der US Mint in Tubes à 10 Stück geliefert. Garant für die Echtheit ist hier die hohe Prägequalität und die leichte Vergleichbarkeit mit gleichartigen Produkten. Auch darf nicht vergessen werden, dass die meisten Bullionmünzen offizielles Zahlungsmittel sind und seitens der Notenbank des jeweiligen Landes ein inhärentes Interesse besteht, möglichen Fälschungsversuchen nachzugehen. Zuletzt zeigt sich in Gesprächen mit unseren Kunden immer wieder, dass ein Großteil das Vertrauen in unser Papiergeld verloren hat. Es wäre zumindest eigenartig, wenn nicht gar inkonsequent, vor diesem Hintergrund einem anderen Stückchen Papier Vertrauen zu schenken. Orginal Münztubes für ATB-Münzen; Fassungsvermögen: 10 Stück à 5 oz. BullionReport 3 11 Neues am Bullionmarkt Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Jedoch verlaufen die Grenzen zwischen dem Bullionbereich des Münzmarktes und der klassischen Numismatik fließend. Oftmals geben Prägeanstalten Versionen von beliebten Bullionprodukten in einer Sonderausgabe als polierte Platte oder high relief heraus. Diese Auflagen werden dann in der Tat häufig in speziellen Präsentationsboxen und mit einem Zertifikat (oftmals auch mit einer Seriennummer) ausgeliefert. Wie dem auch sei: Die ATB Münzen werden von der US Mint jedenfalls ohne ein solches Echtheit verbriefendes Papier herausgegeben. Andere Prägeanstalten würden bei Münzen mit einer ähnlich beschränkten Auflage und ähnlich anspruchsvollen Motiven vielleicht anders verfahren. Vielleicht weckt dies bei einigen Kunden eine gewisse Erwartungshaltung. Abschließend möchten wir Sie gerne darauf hinweisen, dass es durchaus noch möglich ist, ausgewählte Münzen älterer Jahrgänge der ATB Münzen über uns zu beziehen. Allerdings sind die Jahrgänge 2010 und 2011 von der US Mint schon längst aus dem Programm genommen worden. Insofern möchten wir Sie bitten, uns Ihre verbindliche Anfrage per E-Mail zukommen zu lassen und ggf. mit Blick auf die Auslieferung etwas terminliche Nachsicht zu zeigen. Leere Regale trotz Flaute Die Produktvielfalt im Bullionhandel ist derzeit stark eingeschränkt. Grund ist die Rekordnachfrage nach Münzen und Barren in Gold, Silber, Platin und Palladium. Die Prägeanstalten haben aktuell massiv Probleme der gigantischen Nachfrage im Einzelhandel nachzukommen. Klar, für jeden der an einen langfristigen EdelmetallBullenmarkt glaubt, bieten sich aktuell traumhafte Einkaufspreise. Der große Nachteil: Die Verfügbarkeit einiger Produkte ist aktuell stark eingeschränkt. Umso mehr freuen wir uns, dass wir Ihnen beispielsweise den Philharmoniker in Gold und Silber aktuell zur sofortigen Lieferung anbieten können und das obwohl die Münze Österreich den Verkauf selbst für Großhändler stark kontingentiert hat. Wiener Philharmoniker, 1 oz Silber BullionReport 3 12 Neues am Bullionmarkt Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Ähnliches gilt für die Perth Mint. Auch die Australier kommen mit dem Prägen kaum mehr hinterher und sprechen offiziell von Rekord-Verkaufszahlen. Das Bullionprogramm ist vor diesem Hintergrund für Silber aktuell auf drei Münzen beschränkt (Kola in der Stückelung 1 Unze und 1 Kilo sowie der 1-Kilo-Kookaburra). Gleichzeitig läuft die Produktion der Lunar-Serie mit dem Jahrgang 2014 auf Hochtouren. Wir werden Sie selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder rechtzeitig informieren, wann und wie Sie das Pferd 2014 vorbestellen können. Auch möchten wir Sie schon jetzt darauf hinweisen, dass vom 2014er Kookaburra statt eine Million Exemplare nur noch 500.000 geprägt werden. Gleiches gilt für die diesjährige Ausgabe. Auf der Webseite der Perth Mint hieß es dazu: „In dieser nachfragestarken Zeit erlaubt uns diese Entscheidung uns vollkommen auf die unlimitierte Ausgabe von 1-Unzen Koalas in Silber zu konzentrieren.“ Offiziell will man damit vor allem den Sammlern und treuen Kunden entgegenkommen, inoffiziell werden es aber höchstwahrscheinlich Produktionsengpässe sein, die als Motivation hinter dieser Entscheidung stehen. Der Blick in die USA lässt ebenfalls kaum auf eine Entspannung der Lage hoffen: 20,9 Millionen Silver Eagles wurden dieses Jahr bereits verkauft – fast nichts davon ist nach Europa gekommen. Als kleiner Trost: Ab sofort ist auf silberling.de das neueste Motiv aus der America-theBeautiful-Serie zu bestellen – der „White Mountain National Forest“. Die erste 2013er Ausgabe der 5 Unzen schweren Silbermünze kann mit einem äußerst pittoresken Abbild des 1064 Meter hohen „Mount Chocorua“ aus dem Bundesstaat New Hampshire überzeugen. Für Anleger mit einem schmäleren Geldbeutel oder aber auch als Geschenk könnte sich hingegen das neue Quarter-Proof-Set aus der ATBSerie eignen (hier klicken). Unabhängig von diesen Angeboten bleibt zu fragen, wie lange die US Mint mit der Rekordnachfrage noch Schritt halten werden kann. Da die Prägeanstalt per Gesetz dazu verpflichtet ist, allein im Inland gefördertes Silber zu verarbeiten, könnten theoretisch bald Rondenengpässe die Produktion beinträchtigen. Amerian The Beautiful, Motive 2013 Quelle: The US-Mint BullionReport 3 13 Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Noch ist die Lage „nur“ angespannt, man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass sie potenziell bald eskalieren könnte. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass die US Mint die Produktion nachfragebedingt zeitweise einstellen musste oder den Verkauf stark kontingentiert hat. Zum Abschluss möchten wir Ihnen noch eine Neuaufnahme in unseren Produktkatalog vorstellen: Ab sofort werden auf silberling.de auch die limitierte Motivbarren der Pamp Suisse angeboten. Damit kommen wir vermehrten Kundenanfragen entgegen, die sich Bestellmöglichkeiten für die besonders edlen Barren der weltweit renommierten Schweizer Prägeund Scheideanstalt gewünscht hatten. Starten möchten wir dieses Angebot in den Stückelungen 1 Unze und 100 Gramm. Beide Barren überzeugen durch ein attraktives Drachenmotiv und sind jeweils in einer sogenannten CertiPAMP™ Blisterkarte – inklusive Echtheitszertifikat – eingeschweißt. Wir möchten Sie allerdings darauf hinweisen, dass zumindest dieses Angebot begrenzt ist, die Barren sind wie gesagt auflagenbeschränkt. Motivbarren Drache, 100 Gramm Silber Quelle: Pamp Suisse BullionReport 3 14 Impressum & Disclaimer Jahrgang 4 | Ausgabe Mai | 2013 Impressum & Disclaimer Herausgeber dieser Publikation: silberling.de Inhaber: Joachim Schwarze USt.-ID: DE265652027 Postfach 2533 87439 Kempten Tel.: 0049(0)83 199 00 603 E-Mail: team@silberling.de Webseite: www.silberling.de Erscheinungsweise: unregelmäßig Abonnement: kostenfrei (Anmeldung unter: www.silberling.de/newsletter) Haftung: Unsere Empfehlungen, Artikel, Charts, Tabellen und Abbildungen entsprechen Informationen aus Quellen, die wir für glaubwürdig halten. Dennoch können wir keine Garantie für deren Richtigkeit übernehmen. 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