Pressemappe - SC Janus eV
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Pressemappe - SC Janus eV
Pressemappe SC Janus e.V. Größter schwul-lesbischer Sportverein Europas von 1980 – 2015. 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................. 3 35 Jahre SC Janus e.V......................................................................................................... 4 Worte des Schirmherren Andreas Wolter ............................................................................. 6 Pressegespräch 03. Juli 2015 – Wolkenburg Köln ............................................................... 7 Vereinsgeschichte .............................................................................................................. 15 Kurzportrait ......................................................................................................................... 20 Leitbild ................................................................................................................................ 22 Daten, Zahlen & Fakten (Stand Mai 2015) ......................................................................... 22 2 Vorwort 1980 wurde die Bundesrepublik Deutschland Fußball-Europameister, Irland gewann mit Johnny Logan und „What‘s Another Year?“ den Eurovision Song Contest, der deutsche Film „Die Blechtrommel“ gewann einen Oscar und in Köln- Ehrenfeld wurde Emanzipationsgeschichte geschrieben. Denn dort gründeten 1980 ein paar Volleyballer den Volleyballclub „VC Janus“, der später in „Sportclub (SC) Janus“ umbenannt wurde. Zunächst war es ein Verein von Schwulen für Schwule, dann kamen Lesben hinzu und heute ist er eine feste Institution in der LSBTTI- Community. Wir haben es im Vergleich zu vielen anderen Vereinen geschafft, den Janus für Lesben und Schwule gleichermaßen attraktiv zu gestalten und uns als ein gemeinsamer Sportverein nach außen zu etablieren. Was auf den ersten Blick eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint, ist auf den zweiten eine besondere Leistung. Immer wieder haben wir uns gefragt, ob wir ein reines Angebot für Frauen oder für Männer ins Leben rufen sollten. Und das in einer Zeit, in der schon die Frage nach der sexuellen Identität diskriminierend sein konnte. Wir haben 2010 die Gay Games ausgerichtet und wir haben es geschafft, zu den anderen Sportvereinen dieser Stadt eine Brücke zu schlagen. Es wurde viel erreicht in diesen Jahrzehnten und es wird unsere Aufgabe in den nächsten 35 Jahren sein, den SC Janus immer wieder neu zu erfinden und als attraktiven Sportclub für Lesben, Schwule, deren Freundinnen und Freunde zu erhalten. Mit Stolz feiert der SC Janus in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag. Es ist eine gute Gelegenheit, uns selber zu gratulieren! Michael Lohaus 1. Vorsitzender, SC Janus e.V. 3 35 Jahre SC Janus e.V. 35 Jahre, die viel bewegt haben. 35 Jahre, die es wert sind, gefeiert zu werden. 35 Jahre, die das Fundament für neue Impulse bilden, getreu dem Vereinsmotto: SC Janus – mehr als Sport. Der SC Janus e.V. ist ein gemeinnütziger Sportverein mit Sitz in Köln, der europaweit den ältesten und größten schwul-lesbischen Sportverein stellt und auch weltweit zu den mitgliedsstärksten zählt. Seit 35 Jahren ermöglicht der Sportverein für Lesben, Schwule und ihre Freundinnen und Freunde, unabhängig von Herkunft und sozialem Status, körperlichen Voraussetzungen, Alter, geschlechtlicher und sexueller Identität vielfältige und individuelle sportliche Erfahrungen in einem diskriminierungsfreien Raum. Er engagiert sich über die Stadtgrenzen hinaus national und international für die Rechte und gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Transsexuellen und Intersexuellen (LSBTTI). Neben dem Sport fördert er Gleichstellung, Toleranz und ein soziales Miteinander, getreu dem Motto: SC Janus - mehr als Sport. Einst als Volleyballclub „VC Janus“ gegründet, nimmt der SC Janus heute den Spitzenplatz in Europa unter den nicht heterosexuellen Sportclubs ein. Im Vordergrund stand aber nicht der Platz auf der Siegertreppe, sondern ein Verein, der Lesben, Schwulen und ihren Freunden eine Plattform bietet, sich sportlich zu betätigen abseits von Diskriminierung und Doppelleben, was Anfang der Achtziger leider an der Tagesordnung war. Das spiegelt sich auch im Vereinsnamen wieder, denn Janus war der römische Gott des Anfangs und des Endes, der Gott der zwei Gesichter. Daher auch die Andeutung auf das Doppelleben, was viele führen mussten, um nicht aufzufallen. Als Verein, der mit über 80 Sportarten und 1600 Mitgliedern ein fester Bestandteil der sportlichen Landschaft der Bundesrepublik ist, leben die Mitglieder täglich Toleranz, Offenheit und ein sportliches Miteinander. Dazu zählen nicht nur die unterschiedlichsten Sportarten, die bis hoch in die Wettkampfebene reichen, sondern auch die gesellschaftliche Verantwortung, die der SC Janus übernommen hat. So sammelt der SC Janus Spenden, die der Aidshilfe Köln zugutekommen wird, um die 4 sozialpolitisch tragende Rolle in der Aufklärung von HIV/AIDS, Hepatitis und anderen sexuell und beim Drogenkonsum übertragbaren Infektionen zu unterstützen. Die Aktion wird sich über das ganze Jubiläumsjahr ziehen und am 05.03.2016 auf der Abschlussveranstaltung seinen Höhepunkt finden. Die Schirmherrschaften für das Jubiläumsjahr haben Imke Duplitzer, Vizeweltmeisterin, zweifache Europameisterin, mehrfache deutsche Meisterin und Silbermedaillengewinnerin bei Olympia im Degenfechten, ehemalige Leiterin der Fechtabteilung des SC Janus und ein langjähriges Janus-Mitglied, der Bürgermeister Andreas Wolter, übernommen. Gutes tun, Toleranz fördern und gleichzeitig Berührungsängste durch Sport abbauen. Ein neues Projekt, welches mit viel Engagement und Herz angelaufen ist, bietet Flüchtlingskindern die Möglichkeit, in der Eltern-Kind-Turngruppe kostenlos am Sportbetrieb teilzunehmen. Insgesamt sind es sechs Kinder im Alter von zwei bis fünf, die für ein Jahr über den Sport sozial eingebunden werden. Ein Stück weit Normalität in einem Alltag, der nicht durch Beständigkeit gekennzeichnet ist. Dem Leitbild des Vereins folgend, fördert der SC Janus Gleichstellung, Toleranz und ein soziales Miteinander. 5 Worte des Schirmherren Andreas Wolter Ich gratuliere zum 35-jährigen Jubiläum! Dieses Jubiläum ist aus meiner Sicht in vielfacher Weise bemerkenswert. Der SC Janus ist einer der größten und ältesten schwul-lesbischen Sportvereine weltweit und praktiziert eine Offenheit gegenüber allen Sportwilligen. Es gibt wirklich für alle gesellschaftlichen Gruppen und Leistungsklassen Angebote: für Kinder mit Eltern, für Jung und Alt, für die, die nur ihre Fitness verbessern wollen, über den Breitensport bis hin zum vorbereitenden Wettkampftraining mit hohem sportlichem Anspruch. Es sind, auch im Jubiläumsjahr, stetig steigende Mitgliederzahlen zu verzeichnen. Der Verein ist ein wichtiger und sehr sympathischer Bestandteil des großen Sportangebots in Köln und in der nahen Region. Nicht zuletzt durch die gelungene Austragung der 8. Gay Games 2010 hat sich der SC Janus einen Namen gemacht und bewiesen, wie leistungsfähig und vital der Verein ist. Die Teilnahme am Ligabetrieb, an Wettkämpfen und Turnieren ist ein aktiver Beitrag zum Abbau von Vorurteilen und für eine steigende Akzeptanz von Lesben, Schwulen und Transgendern im Sport und in der Gesellschaft! Bereits bevor ich nach Köln zog, wurde ich Mitglied beim SC Janus und ich bin dem Verein sehr dankbar für die neuen Freunde und den Zugang zu Köln. Ich bin stolz auf unseren Sportverein und übernehme sehr gern die Schirmherrschaft für das Jubiläumsjahr, denn der SC Janus ist mein Sportverein! Andreas Wolter Schirmherr und Bürgermeister der Stadt Köln 6 Pressegespräch 03. Juli 2015 – Wolkenburg Köln Anlässlich seines 35. Geburtstags hat der SC Janus am 03. Juli 2015 in der Wolkenburg zum Pressegespräch geladen, um darüber zu berichten. Die Gesprächspartner am 3. Juli 2015 waren: Michael Lohaus – 1. Vorsitzender Ein herzliches Dankeschön und ein herzliches Willkommen zu unserer Veranstaltung hier und Danke an unsere Schirmherren, die sich trotz der Temperaturen auch hierhin bewegt haben und die Fahnen hochhalten anlässlich des CSDs. Ich freue mich auch, dass die Aidshilfe Köln da ist, unserer langjähriger Kooperationspartner. Die Aidshilfe Köln ist auch Profiteur, falls der Janus irgendwann mal aufgibt, seid ihr die Empfänger von dem, was sich bis dahin angesammelt hat, das ist dann, glaube ich, eine ganze Menge. Wir sind auch in diesem Jahr in einem wunderbaren kölschen Jubiläum, hier zum elften Mal in der Wolkenburg. Hier ist auch unsere große CSDParty und ich glaube, das hat damals keiner geahnt, als sich 1979 ein paar Schwule zusammengetan haben und einfach mal ein bisschen Volleyball gespielt haben. Und dann hat das auch eine ganze Zeit lang gedauert, bis aus dieser kleinen Gruppe von Schwulen so was wie ein Sportverein geworden ist. 1979 gestartet als Volleyballclub des Janus, 1980 eingetragen beim Amtsgericht, und deshalb haben wir dieses Jahr 35jähriges Jubiläum. Es hat dann schon ein paar Jahre gedauert, bis aus diesen anfangs wenigen Sportlern ein Sportverein geworden ist. Es kam Schwimmen dazu, es kam Badminton dazu, es kam Gymnastik dazu. Es dauerte dann nochmal fast zehn Jahre, bis das erste Turnier ausgerichtet worden ist. 1999 dann – fast zwanzig Jahre danach – hat der Janus es das erste Mal versucht, sich auf internationales Parkett zu begeben, was die Sportveranstaltungen angeht. Es gab die Bewerbung für die Ausrichtung der Euro Games, die man damals leider gegen Manchester verloren hat. Und weil wir uns als Kölner nicht unterkriegen lassen, und als Sportler schon mal gar nicht, haben wir dann aus „Trotz“ die schwul-lesbische Fußballweltmeisterschaft ausgerichtet, und zwar sehr erfolgreich. Und das sind Veranstaltungen gewesen, die uns auch für die Gay Games im Jahre 2010 sehr gut prädestiniert haben. 2003 haben wir unsere Bewerbung 7 dafür abgeben, 2005 den Zuschlag erhalten. Und ich sag‘ immer so ein bisschen ketzerisch: Köln war die letzte Veranstaltung der Gay Games, die eigentlich von einem Sportverein heraus getragen wurde. Das ist wirklich noch mal Basisarbeit gewesen, wo sich ganz viele Vereinsmitglieder zusammengefunden haben und eine der größten Sportveranstaltungen weltweit hier in Köln auf die Beine gestellt haben. 35 Jahre, wir sind gewachsen. Nicht nur in der Location kann man es sehen, sondern auch an den Mitgliederzahlen. Wir sind jetzt wieder bei circa 1.700 Mitgliedern. Wir haben angefangen mit einer kleinen Mannschaft, haben uns dann in den Jahren 1992 mit 120 Mitgliedern, 1995 mit 355 Mitgliedern und 12 Frauen nach und nach so langsam wirklich zu einem schwul-lesbischen Sportverein entwickelt. Und ich glaube, das ist eine Besonderheit. Uns ist es hier in Köln gelungen, einen Verein für Schwule, Lesben und ihre Freunde und Freundinnen zu etablieren, und das haben andere Städte nicht geschafft. Da gehen die Sportler und Sportlerinnen leider getrennte Wege. Ich glaube, das ist das Geheimnis, dass wir hier immer versucht haben, uns gegenseitig mitzunehmen, uns unter die Arme zu greifen. Wir haben über Themen wie eine Frauenbeauftragte sehr heftig diskutiert und gestritten. Aber eben immer auch sehr erfolgreich und das ist auch das Geheimnis, was uns eben für die Zukunft sehr sicher macht. Es tut mir ein bisschen leid für die Aidshilfe Köln, aber wir machen unglaublich gerne Sport und wollen als Verein auch die nächsten 35 Jahre dabei bleiben. Ich denke, neben dieser Zusammenführung von Frauen und Männern ist es auch die Kreativität unserer Sportwarte gewesen, die diesen Verein so erfolgreich gemacht hat. Heute bieten wir von Aquafitness bis Zumba alles Mögliche an. Aber wir hatten auch Exoten wie Quidditch oder eine Zirkusgruppe. Imke Duplitzer – Schirmherrin Homophobie im Leistungssport gibt es nicht. Dieser Satz mag angesichts der heutigen Veranstaltung recht provokativ sein. Aber gesellschaftliche Bereiche, in denen Dinge formal nicht existieren, können diese Dinge auch nicht fürchten. So müssen sich nach Aussage der Diversity-Beauftragten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erst einmal mehr Athleten „engagieren“, damit Handlungsbedarf besteht, um Verbände und Vereine 8 für dieses Thema zu sensibilisieren. Lassen Sie mich an dieser Stelle Georg Kreisler aus seinem Lied „Als der Zirkus in Flammen stand“ zitieren: „Und der dumme Vogel tauchte – da sein Hinterteil schon rauchte – den Kopf standhaft in den Sand!“ Ich distanziere mich schon mal von der Anschuldigung die Homolobby habe die Diversity-Beauftragte als „dummen Vogel“ bezeichnet. Es geht hier nicht um Akteure alleine – es geht um ein System! So sind Äußerungen des Ausstatters der Olympiamannschaft 2004, Betty Barclay, „Ihr Lebensmodell vertritt nicht unsere Zielgruppe“ oder Bemerkungen von angetrunkenen Vertretern von Sponsoren des Deutschen Hauses wie „Für eine Lesbe sehen sie aber irgendwie gut aus“ kein Akt von Homophobie. Ich sehe in ihnen mittlerweile viel mehr den Ausdruck einer sich um sich selbst drehenden Welt, in der Ignoranz vor Sensibilisierung und gespielte Toleranz weit wichtiger sind als Akzeptanz. Verstehen Sie mich nicht falsch – ich kann Menschen, die homophob sind, theoretisch verstehen. Auch ich hatte in meinem Leben oft Angst. Angst vor fremden Kulturen und Lebenswelten, in die mich mein Sport brachte. Aber ist es nicht die wunderbarste Gabe der Menschen, dass er sich intellektuell weiterentwickeln kann? Dass er sich mit seinen Vorurteilen und Ängsten konfrontieren kann, diese reflektiert und sich weiterentwickelt? Mens sana in corpore sano – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper? Leistungssport ist körperfixiert. Lediglich zwei Dinge im Leben sind so körperfixiert. Sport und Sex – und gerade die nicht heteronormativen Versionen von Sexualität bereiten dem System Leistungssport Probleme. Sport ist ein dichotomes System – Sieger und Verlierer, Männer und Frauen. Dieser zweidimensionale Ansatz ist der Erfolgsgarant des Industriezweigs Leistungssport. Die Diskussion von kontroversen Themen – Homosexualität und Homophobie sind hier nur zwei Beispiele – und eine klare Positionierung würden potenzielle Kunden des Systems abschrecken. Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, warum wir denn immer unsere Homovereine haben müssen. Wir würden uns ja selber ein Ghetto bauen. Homosexualität wäre doch in der Gesellschaft kein Thema mehr. Wenn ich dann versuche zu erklären, dass es sehr wohl immer noch ein 9 Thema ist und dass es wichtig ist, einen Ort zu haben, an dem man sich nicht erklären muss, an dem man präferierte gesellschaftliche Konventionen vorfindet und an dem man unter Gleichen ist, stoße ich oft auf Unverständnis. Die Verbalisierung dieses Unverständnisses ist dann, an Olympischen Spielen, eigentlich immer gepaart mit einer Einladung ins Deutsche Haus, damit man dann im deutschen Ghetto mal ein deutsches Schnitzel essen kann – denn dieser chinesische Kram und die Musik in den Lokalen geht einem ja schon nach den ersten zwei Tagen auf den deutschen Geist. Irgendwo muss man ja mal entspannen… So viel zur „mentalen“ Ghettoisierung des deutschen Leistungssports. Zur Ehrenrettung des deutschen Leistungssports muss ich gestehen – Sie können in diesem letzten Statement die Länderkennungen beliebig wechseln. Auch meine Einladung in das jeweilige Pridehouse wird allerdings in der Regel dezent überhört oder bestürzt zurückgewiesen. „Was soll ich denn da? Ich bin verheiratet“, war eine der mir persönlich unverständlichsten Entschuldigungen in dieser Sache. Vielleicht wollte ich es auch nicht verstehen damit ich mich nicht wieder diskriminiert fühlen würde. Der Sport wird allgemein als Spiegel der Gesellschaft gesehen – und darum ist es wichtig, dass es Vereine wie den SC Janus gibt. Vereine, in denen für Diskriminierung – und Phobien jeglicher Art – kein Platz ist. In den fast drei Jahren beim SC Janus habe ich quasi alles erlebt. Coming outs, Coming ins, Crossdresser, Transsexualität und sogar Heteros, die keine Probleme mit den Situationen in Umkleidekabinen hatten. Die reine Existenz des SC Janus trägt dazu bei, den traditionellen Vereinen und Verbänden immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wie weit deren Weg noch ist. Bei dieser Aufgabe wünsche ich allen Vorständen, Trainern und Mitgliedern in den nächsten Jahren viel Erfolg, Durchhaltevermögen und gute Nerven. Und dem Deutschen Leistungssport wünsche ich mehr Mut zur Homophobie – denn nur wer sich offen mit Themen auseinandersetzt, wird sich weiterentwickeln können. 10 Andreas Wolter Moderator Ingo Schneider: Diversity-Politik – auf dem Weg zu einer toleranten Gesellschaft für Köln, in Köln. Wo befinden wir uns dabei und welche Rolle spielt dabei der SC Janus? Andreas Wolter: Also wir sind in Köln schon einmal ein Stück weiter als anderswo. Ich will damit beginnen, weil Du eben gesagt hast, es braucht so Vereine wie den SC Janus. Ich bin 1999 nach Köln gekommen mit meinem Coming out und wusste erst mal gar nicht, wohin damit. Da kam mir der SC Janus sehr gelegen, es war für mich eine tolle Gelegenheit, meine Möglichkeiten, die ich hatte aus dem Sport, ich habe Volleyball gespielt damals, hier Freunde zu finden, die ich heute noch habe. Ich habe beim Ludger Elmendorf in der Mannschaft gespielt, ihr kennt den ja alle, das hat mir unwahrscheinlich geholfen. Wir haben in einem Ligabetrieb gespielt, natürlich in den unteren Chargen, und wurden dann, wenn wir so ins Bergische Land, nach Wipperfürth und so fuhren, wurden wir gefragt: „Sag’ mal, seid ihr wirklich alle schwul?“ Da haben wir gesagt „Nee, bei uns spielen auch Heteros mit.“ Außerdem hatte ich meine zwei Kinder immer noch dabei, da waren sie völlig verrückt, „Wie geht das denn jetzt zusammen?“ Insofern war für mich der SC Janus unwahrscheinlich wichtig, ich habe nachher mit der Leichtathletik wieder angefangen, was ich früher gemacht habe, und fahre mittlerweile jetzt in den Seniorenklassen sogar zu den deutschen Meisterschaften. Da würde ich mich z.B. sehr freuen, wenn deutlich würde: Wir sind ein schwul-lesbischer Sportverein. Das ist leider aufgrund der Meldelisten, aufgrund des Trikots und so für die, die jetzt nicht gerade in Köln und dem Umland wohnen, oft schwer zu erkennen. Da würde ich mir wünschen, dass wir da ein bisschen offensiver damit umgehen, obwohl es manchmal auch gut ist, wenn du dich nicht erklären musst. Aber ich trage das ganz gerne nach außen, bin da eigentlich sehr stolz darauf, für diesen Verein zu starten. Was mir sehr wichtig ist, und jetzt komme ich zu deiner Frage, 11 nachdem ich jetzt diesen Vorlauf, warum ich hier gerne die Schirmherrschaft übernommen habe, dann auch nochmal zum Besten gegeben habe, also ganz wichtig, du hast eben gesagt, das ist ein Verein für Schwule und Lesben und deren Freundinnen und Freunde, und ich habe eben auch schon gesagt, für mich ist ganz wichtig, dass sich der Verein für die Heterowelt öffnet. Und gerade beim Volleyball und der Leichtathletik genauso, es kommen viele in den Verein, die gar nicht schwul oder lesbisch sind und es ist völlig normal und das freut mich sehr. Thema Diversity: Köln ist eine wachsende Stadt, wir rechnen damit, dass wir in den nächsten 20, 25 Jahren vielleicht noch 200.000 Einwohner mehr haben werden. Es gibt Gründe dafür, dass diese Stadt wächst und einer ist sicherlich, wo wir dran arbeiten, wo wir uns auf den Weg machen, ich zitier‘ da immer beim Thema Diversity Richard Florida: Cities without gays and rock bands will lose the economic race. Sprich: Wir müssen was daran tun, dass wir den Wohn- und Arbeitsstandort Köln für die Zukunft attraktiv und auch zukunftsfähig gestalten. Und da arbeitet die Stadt Köln derzeit ein Konzept aus, wir haben uns zum Thema Diversity bekannt, haben auch entsprechende personelle Voraussetzungen geschaffen, dass wir das Thema auch angehen können. Das ist ein harter Kampf, das ist nicht ganz so einfach mit der Stadt Köln, mit der Verwaltung, die wir da haben, jetzt so auf die Schnelle mal durchzubringen, sondern auch das ist wirklich ein Bohren dicker Bretter, wo immer man so gefragt wird „Ja muss das jetzt denn auch noch sein?“. Du (zu Ingo Schneider) kennst das vielleicht auch aus dem Sport, hast du eben gesagt. Ich denke mal gerade im Sport gibt es viele Dinge, wo der SC Janus schon vorbildlich auf dem Weg ist, die wir aber an der Stelle wirklich vertiefen wollen, und auch darauf setzen, dass Vereine wie der SC Janus da mitmachen, es gibt auch in Köln andere Sportvereine, die bei dem Thema wirklich offen sind, ich sage mal das Thema Migranten. Derzeit sind über 7.000 Flüchtlinge nach Köln gekommen, die zu integrieren, da ist der Sport eine unheimlich tolle Möglichkeit, also Leute, wo die Sprache eine Barriere ist, wo teilweise Bildung möglicherweise eine Barriere sein kann, aber beim Sport, da fallen die Barrieren relativ schnell, wenn man da einen offenen Zugang schafft und ihr tut ja da auch in dem Bereich etwas. 12 Ein weiterer Punkt, SC Janus, also ich sage mal die Jugendabteilung ist ja inzwischen nicht so sehr ausgeprägt in dem Verein, aber Diversity ist das Thema, Senioren, demographischer Wandel ist auch ein Thema, dem man sich stellen muss, und das tut ihr wirklich sehr gut und da würde ich mir wünschen, dass da auch, vielleicht auch angeregt durch die Stadt, auch viel, viel mehr passiert. Leute, die über 50 sind, die wollen sich nicht nur mit Ausgleichsgymnastik beschäftigen, wie das vielleicht vor 30, 40 Jahren noch der Fall war. Der eine will sich nur bewegen, weil er sich fit halten will und der andere hat noch Interesse sich noch zu fordern, hat Lust am Wettkampf, und da bietet ihr ja nun wirklich viele Möglichkeiten. Ein weiterer Punkt ist sicherlich auch das Thema Frauen, wo der SC Janus wirklich viel tut. Man hat ja oft so in den Vereinen, egal, wo du so bist, das ist ja in der Politik glaube ich genauso wie jetzt im Sport, da hast du zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen, das zieht sich eigentlich so immer durch, da stelle ich aber fest, hier beim SC Janus, dass ihr da unwahrscheinlich dran arbeitet, also auch diese Quote, ihr habt eben gesagt, 12 Frauen hattet ihr irgendwann in den 90er Jahren, das ist ja schon enorm nach oben gegangen, das denke ich ist auch ein Punkt, wo ihr wirklich sehr stolz drauf sein könnt und weshalb ich auch gerne hier die Schirmherrschaft für 35 Jahre SC Janus übernommen habe. Armin Lohrmann – Verbandsbeauftragter 35 Jahre SC-Janus. Unser Motto „Mehr als Sport“ drückt auch aus, dass wir in diesen 35 Jahren Verantwortung übernommen haben und auch weiterhin übernehmen. Das ist in erster Linie natürlich die Verantwortung gegenüber den Mitgliedern. Wir möchten ihnen immer ein gutes Sportangebot bieten und dieses auch mit aktuellen Sportarten stets aktuell halten. Neben einem großen Angebot an Breiten- und Gesundheitssport wie Yoga und Pilates bieten wir auch die Möglichkeit, Leistungssport zu treiben. Dabei nehmen sowohl 8 Teams als auch Einzelsportler im Ligabetrieb und an Turnieren in 6 verschiedenen Sportarten teil. Daher sind wir Mitglied in 12 Sportverbänden, im StadtBezirksSportVerband 4 (SBSV 4) sowie im Stadtsportbund Köln. Darüber hinaus stellen wir im SBSV 4 auch ein Vorstandsmitglied. 13 Neben dem klassischen sind wir auch dem LGBTTIQ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual, Transgender, Intersex and Queer)-Sportgeschehen verbunden. Dahinter verbergen sich meist Turniere auf nationaler und internationaler Ebene. Um diesen Bereich des Sports zu fördern, übernehmen wir auch hier Verantwortung. So sind wir Mitglied der International Gay and Lesbian Football Association (IGLFA), der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF) und der Federation of Gay Games (FGG) sowie der Gay and Lesbian International Sports Federation (GLISA). In der EGLSF sowie der FGG haben wir jeweils eine Vorstandsposition inne. Bei der EGLSF stellen wir mit Annette Wachter sogar die Female Co Präsidentin. Nicht zuletzt seit sich der Janus zu seinem 30-jährigen Bestehen 2010 die Gay Games „geschenkt“ hat, fühlen wir uns diesen besonders verbunden. In diesem Zusammenhang nimmt der Janus aktiv und gestaltend am One World Event Prozess teil. Dieser hat das Ziel, den Split der zentralen, alle vier Jahre stattfindenden internationalen Sport- und Kulturveranstaltung in Gay Games und World Outgames wieder zu kitten. Ich selber bin Mitglied der Arbeitsgruppe zwischen GLISA und FGG. Wir haben uns im letzten Jahr in Köln getroffen und als Ergebnis den „Cologne Report“ erstellt. Auf dieser Basis findet nun die weitere Arbeit statt. Zusätzlich gibt es auch noch weltweit Veranstaltungen, in denen die Community gefragt wird, was genau sie im Hinblick auf ein großes internationales Event möchte. Als Sportverein für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und ihre Freunde (LGBT + Friends) sehen wir uns als Teil des LGBT Community in Köln. Daher übernehmen wir auch hier Verantwortung, indem wir uns im Kölner Lesben- und Schwulen-Tag (KLUST) engagieren. Außerdem ist der Janus Stimmberechtigtes Mitglied der Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben Schwule und Transgender (Stadt AG LST) und mit zwei sachkundigen Bürgern im Sportausschuss der Stadt Köln vertreten. Auf Landesebene engagieren wir uns im Schwulen Netzwerk NRW und der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW. Nadine Pazdziora - Event Der SC Janus engagiert sich nicht nur im Sport, sondern darüber hinaus. Wir stehen für außersportliches Engagement in vielen Bereichen. Ein aktuelles Projekt, bei dem ich leuchtende Augen bekomme, ist das Mutter- 14 Kind-Turnen. Wir haben eine Mutter-Kind-Turngruppe initiiert, für Kinder im Alter von einem bis fünf Jahren, die zusammen aktiv sind. Das haben wir den Übungsleiterinnen Silke und Linda zu verdanken, die sich seit Beginn des Jahres 2015 ganz intensiv hier engagieren. Das Besondere dabei ist, das wir es Flüchtlingskindern ermöglichen, an der Gruppe kostenlos teilzunehmen. So haben sie die Möglichkeit, regelmäßig Sport zu treiben und so etwas wie einen Hauch von Alltag zu erfahren. Am Anfang haben wir das zusammen mit dem Heim in der Herkulesstraße gemacht, was schwierig war, weil in diesem Flüchtlingsheim Familien nur kurzfristig beherbergt werden. Das zeigt die Problematik, wie schwierig Integration ist, wenn Familien gar nicht die Möglichkeit bekommen, sich länger an einem Ort einzuleben. Unseren Übungsleiterinnen ist es gelungen, das Projekt in Kooperation mit dem Flüchtlingsheim Boarding Home in der Kempener Straße weiter zu führen. Erst kürzlich erzählte mir Silke begeistert davon, dass jetzt drei Kinder einer Familie regelmäßig kommen und weitere Familien sich schon angemeldet haben. Damit setzen wir ein Ausrufezeichen für Integration! Ein weiteres Projekt, für das sich der SC Janus im Jubiläumsjahr einsetzt, ist die Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Köln. Die Aidshilfe Köln ist ein wichtiger Spieler in der Community und der gesamten Gesellschaft, den wir gerne unterstützen. Angefangen haben wir damit im Juni beim Cometogether-Cup, wo wir durch den Verkauf von Give Aways Spendengelder akquiriert haben. Weiter geht es jetzt beim CSD, zu dem wir mit Spendendosen unterwegs sind und über die Aidshilfe informieren. Es wird auch noch weitere Veranstaltungen zugunsten der Aidshilfe geben, so auch die Jubiläumsabschlussveranstaltung im März 2016 mit einer Tombala, deren Erlös der Aidshilfe zukommt. Mich persönlich begeistert der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Aidshilfe, wir spüren einen starken Zusammenhalt innerhalb der Community. Vereinsgeschichte 15 Der SC Janus bewegt Ältester schwul-lesbischer Sportverein blickt auf ereignisreiche 35 Jahre zurück Als Volleyballclub 1980 gegründet hat sich der SC Janus in drei Jahrzehnten zum größten schwul-lesbischen Sportverein in Europa entwickelt. In 35 Jahren hat der Verein viel bewegt: ein Blick auf sportliche Höchstleistungen, internationale Großereignisse und sozialpolitisches Engagement. Ende der 1970er Jahre formierte sich in Europa die schwul-lesbische Sportbewegung, ihr Geburtsort war Köln. Sieben schwule Volleyballer gründeten hier 1979 den Volleyballclub Janus: den ersten schwul-lesbischen Sportverein in Europa. Die offizielle Eintragung in das Vereinsregister folgte ein Jahr später. Rudi Metzler, einer der Gründungsväter, erinnert sich: „Wir wollten pritschen und baggern, ohne unsere sexuelle Orientierung verstecken zu müssen. Und natürlich wollten wir Spaß haben, auch abseits der üblichen Schwulen- und Lesbenszene.“ Öffentlich hielten sich die Sportlerinnen und Sportler mit ihrem Coming-out in den Anfangsjahren noch zurück. Erst 1989 beschlossen die Mitglieder, sich als schwul-lesbischer Sportverein zu outen. Dazu wurden zwei Pressesprecher berufen. „Als wir vor Jahren anfingen, uns für Schwule, Lesben und Transgender stark zu machen, hatten wir es verdammt schwer. Wir mussten gegen viele Vorurteile kämpfen und erst einmal beweisen, dass wir mehr als Wattebausch-Weitwurf machen“, so Ulrich Breite, damaliger Pressesprecher und späterer Vorsitzender des SC Janus. Der Verein auf Expansionskurs Mit zunehmender Öffentlichkeitsarbeit stieg auch die Nachfrage nach weiteren Sportangeboten. Nach Badminton kamen Basketball, Fußball, Handball, Schwimmen und Tischtennis als Trainingsangebote hinzu. Es folgten zahlreiche gymnastische Sportgruppen, darunter Wirbelsäulengymnastik, Gayrobic, Circuittraining und Positiven Sport. Eine neue Vielfalt, die sich bald auch im Vereinsnamen niederschlug: 1991 wurde der Volleyballclub in den 16 Sportverein Janus und kurze Zeit später in den Sportclub Janus umbenannt. Die Mitgliederzahlen stiegen in diesen Jahren stark an: Waren es 1991 noch 100 Mitglieder, so wuchs ihre Zahl bis 1995 auf 400. Frauen waren in dieser Zeit im Verein deutlich unterrepräsentiert. Ihr Anteil lag bei rund 10%. Deshalb richtete der Vorstand 1995 das Amt einer Frauenbeauftragten ein. Die gezielte Förderung des Frauensports führte in den Folgejahren dazu, dass viele neue Sportangebote für Frauen ins Leben gerufen wurden, darunter eine Fußballmannschaft, ein Handballteam und eine Gymnastikgruppe. Bis Ende der 1990er Jahre stieg der Frauenanteil auf gut ein Drittel der Mitglieder an und liegt heute bei fast 40%. Titel, Turniere & Traditionen Auch in sportlicher Hinsicht waren die 1990er Jahre bemerkenswert. Zum 15. Geburtstag veranstaltete der SC Janus sein erstes großes europäisches Sportturnier „European Gaysport Championship Cologne 1994“, an dem rund 700 Sportlerinnen und Sportler sowie 3.500 Gäste teilnahmen. In demselben Jahr nahmen viele Janüsse an den Gay Games in New York teil. Das „Cream Team Cologne“, die Fußballmannschaft des SC Janus, holte dort ihre erste Goldmedaille und wurde Fußballweltmeister. Premiere feierte 1995 auch der „Come-Together-Cup“ (CTC), der vom „Cream Team Cologne“ aus der Taufe gehoben wurde. Innerhalb weniger Jahre avancierte das Benefiz-Fußballfest nicht nur zu einer beliebten Tradition, sondern auch zu einer festen Institution in Köln, bei der Polizisten gegen Schwule, Beamte gegen Journalisten und Immigranten gegen kölsche Urgesteine spielen. Schirmherr der Veranstaltung ist seit 1995 Jürgen Roters, ehemals Kölner Polizeipräsident und derzeit Oberbürgermeister der Stadt Köln. Für viel Aufmerksamkeit weit über die Stadtgrenzen hinaus sorgte das 20jährige Vereinsbestehen des SC Janus und ein damit verbundenes internationales Turnier: die schwul-lesbische Fußball-Weltmeisterschaft. Nach Washington (1997), Amsterdam (1998) und Fort Lauderdale (1999) konnte der SC Janus das sportliche Großereignis im Jahr 2000 an den Rhein holen. Zur Fußball-WM und dem daran angegliederten Multi-Sportturnier kamen rund 17 2.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus aller Welt. 40 FußballMannschaften spielten am Müngersdorfer Stadion um den Weltmeistertitel. Etabliert & integriert Große Beachtung fand im Jubiläumsjahr ebenfalls die Ausstellung „Gegen die Regeln – Lesben und Schwule im Sport“. Die vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit präsentierte und gemeinsam vom Centrum Schwule Geschichte in Köln und dem SC Janus gestaltete Ausstellung war die erste Bestandsaufnahme zum Thema Homosexualität im Sport. Was lange tabu war, wurde hier erstmals öffentlich thematisiert, ebenso wie die vielfältigen Formen der Diskriminierung. Zahlreiche Portraits prominenter Sportlerinnen und Sportler, unter ihnen Tennislegende Martina Navratilova und der US-amerikanische Wasserspringer Greg Louganis, dokumentieren zudem die zahlreichen Chancen, die der Sport Lesben und Schwulen bietet. Vier Wochen lang war die Ausstellung im Oktober 2000 im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln zu sehen. Im Jahr 2010 wurde die Wanderausstellung von der European Gay & Lesbian Sport Federation (EGLSF) aktualisiert und wird bis heute immer wieder an verschiedenen Orten in Europa präsentiert. Mit der Arbeit des SC Janus, internationalen schwul-lesbischen Sportturnieren und Demonstrationen wie dem CSD veränderte sich in den 2000er Jahren auch die Akzeptanz von Schwulen und Lesben im Sport. „Nach zwei Jahrzehnten Vereinsarbeit waren wir zu einem festen und geschätzten Bestandteil der Sportlandschaft geworden“, erinnert sich Ulrich Breite. „Ging es in den Anfangsjahren noch um den Aufbau und die Integration des Vereins, konnten wir uns fortan stärker um den Ausbau der Sportarten kümmern“, so der ehemalige Vorsitzende weiter. Dazu gehörten Angebote wie Rudern, Segeln oder Fit for Fun. Neben allen großen Ballsportarten wurden inzwischen viele Rückschlagspiele, Ausdauersportarten wie Schwimmen und Laufen, aber auch exotische Disziplinen wie Taekwondo, Cheerleading, Streetdance oder Pool-Billard angeboten. VIII. Gay Games Cologne: „Be part of it! “ 18 Ein besonderes Highlight in der Vereinsgeschichte und eine der größten Herausforderungen auf internationalem Parkett waren die Gay Games in Köln, die zum 30-jährigen Jubiläum des Vereins von der games cologne gGmbH ausgerichtet wurden. Nach Austragungsorten wie San Francisco, New York, Sydney und Chicago fand das größte schwul-lesbische Breitensportturnier damit erstmals in Deutschland statt. Das Motto der VIII. Gay Games Cologne: „Be part of it!“ Ein Aufruf, dem rund 10.000 Athletinnen und Athleten aus 70 Ländern folgten. In 35 Disziplinen gingen sie an den Start. Als ranghöchster Schirmherr in der Geschichte der Gay Games sprach Bundesaußenminister Guido Westerwelle zur Eröffnung im RheinEnergieStadion. „Wir fragen nicht nach Privilegien, wir fragen nach Respekt“, betonte Westerwelle den gesellschaftlichen Anspruch des Großevents. 800.000 Besucher aus aller Welt kamen während der Gay Games nach Köln – nicht nur zu den Wettkämpfen, sondern auch zu den Chorkonzerten, Partys und Kulturveranstaltungen und machten das Event so zu einem unvergesslichen Erlebnis und vorläufigen Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Mehr als drei Jahrzehnte schwul-lesbischer Vereins- und Sportgeschichte, in denen sich hinsichtlich der Akzeptanz von Schwulen und Lesben viel bewegt hat. „Sportliche Leistungen sorgen international für Aufmerksamkeit und Anerkennung. Insofern tragen Vereine wie der SC Janus zu mehr Toleranz und Offenheit bei“, so Michael Lohaus, seit 2004 Vorsitzender des Vereins. Über den Sport hinaus steht der Verein seit mehr als 30 Jahren für Lebensfreude, Solidarität und Gemeinschaft. Diese Werte spiegelt auch der neue Slogan des Vereins „SC Janus – Mehr als Sport“ wider, für den die Mitglieder im Jahr 2013 mehrheitlich abgestimmt haben. Über den SC Janus e.V.: 19 Der SC Janus ist der älteste und mit mehr als 1.600 Mitgliedern der größte schwul-lesbische Sportclub in Europa – und in NRW der mitgliedsstärkste schwul-lesbische Verein. An sieben Tagen in der Woche bietet der SC Janus mehr als 80 Trainingsangebote in 45 verschiedenen Sportarten an – vom Breitensport über Funsportarten bis hin zum leistungsorientierten Mannschaftssport. Sowohl national als auch international ist der Verein ein fester Bestandteil der Sportlandschaft und in einer Vielzahl von Verbänden aktiv – darunter zahlreiche deutsche Sportverbände, der „Kölner Lesben- und Schwulentag“ (KLuST), das „Schwule Netzwerk NRW“ und die „Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW“. Außerdem ist der Sportclub Mitglied der „European Gay & Lesbian Sport Federation“ (EGLSF), der „Federation of Gay Games“ (FGG) und der „Gay and Lesbian International Sport Association“ (GLISA). Kurzportrait 20 SC Janus steht für mehr als Sport Der schwul-lesbische Sportverein SC Janus bewegt Köln: mit einem vielfältigen Trainingsangebot in 45 verschiedenen Sportarten, zahlreichen nationalen und internationalen Sportturnieren und politischem Engagement. Der SC Janus ist der älteste und mit mehr als 1.600 Mitgliedern auch der größte schwul-lesbische Sportclub in Europa. Im Ranking der mitgliederstärksten Sportvereine in Köln bewegt er sich unter den „Top 15“. Mit seinem Angebot richtet sich der Multisport-Verein nicht nur an Lesben und Schwule, sondern auch an ihre Freundinnen und Freunde sowie an alle Alters- und Leistungsklassen. An sieben Tagen in der Woche werden mehr als 80 Trainingseinheiten in 45 verschiedenen Sportarten angeboten – vom Breiten- und Funsport über leistungsorientiertes Training bis hin zum Gesundheitssport. Neben klassischen Disziplinen wie Volleyball, Badminton, Gymnastik, Schwimmen, Fußball, Laufen und Basketball bietet der Verein ein breit aufgestelltes Kurs- und Workshop-Programm an. Klettern, Rudern, Taekwondo, Boxen oder Cheerleading stehen ebenso auf dem Trainingsplan wie Bowling, Tai Chi, Feldenkrais oder Yoga. Dazu hält der SC Janus die Stadt Köln mit zahlreichen Veranstaltungen in Bewegung, darunter einmalige internationale Großereignisse wie die „Gay Games Cologne“ im Jahr 2010, der alljährliche „Fabulous Cup“ für Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer aus aller Welt oder das internationale Volleyball-, Schwimm- und Tischtennisturnier „Cologne Open“. Weitere feste Größen in der Kölner Sportszene sind das Badminton-Turnier der „Domfedern“, der „Frontrun Cologne“ der „Frontrunners“ und der „ComeTogether-Cup“, der 1995 von der SC Janus-Fußballmannschaft „Cream Team Cologne“ aus der Taufe gehoben wurde. Als mitgliedsstärkster schwul-lesbischer Verein in NRW ist der SC Janus auch in der Community aktiv: als Teilnehmer der Parade zum Christopher Street Day, als Ausrichter der legendären Janus-Party zum CSD, als Unterstützer des Rainbow Flash zum „Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie“ und als Mitglied der Stadt AG Lesben, Schwule und Transgender. 21 In der Sportlandschaft hat sich der SC Janus in 35 Jahren zu einer festen Institution entwickelt, sowohl auf lokaler, als auch auf nationaler und internationaler Ebene. Zu den Verbänden, in denen der Verein aktiv ist, zählen zahlreiche deutsche Sportverbände – vom „StadtBezirks-SportVerband 4“ (SBSV 4) bis hin zum „LandesSportBund Nordrhein-Westfalen“ (LSB NRW) –, der „Kölner Lesben- und Schwulentag“ (KLuST), das „Schwule Netzwerk NRW“ und die „Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW“ (LAG Lesben). Außerdem ist der SC Janus Mitglied der „European Gay & Lesbian Sport Federation“ (EGLSF), der „Federation of Gay Games“ (FGG) und der „Gay and Lesbian International Sport Association“ (GLISA). Leitbild Der SC Janus e.V. ist ein gemeinnütziger Sportverein mit Sitz in Köln. Gegründet 1980 ist er der älteste und größte schwul-lesbischen Sportverein in Europa und zählt auch weltweit zu den mitgliedsstärksten. Als Sportverein für Lesben, Schwule und ihre Freundinnen und Freunde ermöglicht er, unabhängig von Herkunft und sozialem Status, körperlichen Voraussetzungen, Alter, geschlechtlicher und sexueller Identität vielfältige und individuelle sportliche Erfahrungen in einem diskriminierungsfreien Raum. Er engagiert sich über die Stadtgrenzen hinaus national und international für die Rechte und gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Transsexuellen und Intersexuellen (LSBTTI). Wir pflegen einen toleranten und respektvollen Umgang und kommunizieren offen miteinander. Neben dem Sport fördern wir Gleichstellung, Toleranz und ein soziales Miteinander, getreu unseres Mottos: SC Janus - mehr als Sport. Daten, Zahlen & Fakten (Stand Mai 2015) 22 Entwicklung der Mitgliederzahlen Mit rund 1.616 Mitgliedern ist der SC Janus der größte schwul-lesbische Sportverein in Europa. Im Ranking der mitgliederstärksten Sportvereine in Köln bewegt er sich unter den „Top 15“. 1.700 1800 1.500 1600 1.300 1400 1200 1000 800 800 650 600 400 400 200 900 1.100 1.000 Mitglieder 500 250 7 20 100 0 Frauen- und Männeranteil im Verein 663 1.037 Demographische Daten der Mitglieder 23 Frauen (39%) Männer (61%) Die Sportlerinnen und Sportler des SC Janus sind urban, gebildet und finanzkräftig. Rund 80% aller Mitglieder sind berufstätig, weitere 11% Schüler oder Studenten. Zwei Drittel der Mitglieder sind zwischen 31 und 50 Jahre alt. (Quelle: Redmark Vereinsverwaltung) Sportarten An sieben Tagen in der Woche werden mehr als 80 Trainingseinheiten in 45 verschiedenen Sportarten angeboten. Zu den meistbesuchten Trainingsangeboten zählen der Fitnessbereich, Schwimmen, Volleyball, Badminton, Gesundheitssport und Kampfsport. Die Kurse werden von mehr als 50 Diplom-Sportlehrerinnen und -Sportlehrern sowie von hochqualifizierten Kursleiterinnen und Kursleitern mit verschiedenen Trainerlizenzen geleitet. Eckdaten zum Verein und sportliche Höhepunkte 1980er Jahre 1979 Sieben schwule Volleyballer gründen den Volleyballclub Janus (VC Janus). Initiator und erster Vorsitzender ist Bernd Stürzenberger, der später auch Mitbegründer von Vorspiel SSL Berlin e.V. ist 1980 Eintrag in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Köln 1983 Am 1. September wird der Verein in den Westdeutschen VolleyballVerband (WVV) aufgenommen und darf am regulären Spielbetrieb teilnehmen 1986 Der Verein organisiert das erste europäische schwul-lesbische Volleyballturnier 1990er Jahre 1990 Mit Badminton erweitert der Verein sein Sportangebot. Schon bald folgen Schwimmen und Basketball 1990 Sportlerinnen und Sportler des SC Janus nehmen zum ersten Mal an den Gay Games in Vancouver teil 1991 Umbenennung in den SV (Sportverein) und bald darauf in den SC (Sportclub) Janus 1992 In Köln wird das erste internationale schwul-lesbische Volleyballturnier in Europa organisiert – mit Gästen aus den USA und Australien 24 1994 Zum 15. Geburtstag veranstaltet der SC Janus die „European Gaysport Championship Cologne“ mit rund 700 Sportlerinnen und Sportlern sowie 3.500 Gästen 1994 Mitglieder des SC Janus nehmen an den Gay Games in New York teil. Die Fußballmannschaft „Cream Team Cologne“ holt als erstes Kölner Team Gold und damit auch den Weltmeistertitel an den Rhein 1995 Das Amt einer Frauenbeauftragen wird eingerichtet 1995 Das „Cream Team Cologne“ organisiert zum ersten Mal den „ComeTogether-Cup“. Schirmherr des Benefiz-Fußballturniers ist der damalige Polizeipräsident und heutige Oberbürgermeister der Stadt Köln Jürgen Roters 1997 Die Geschäftsstelle zieht in die Pipinstraße 7 1997 Die „Rheinperlen“, Schwimmerinnen und Schwimmer des SC Janus, veranstalten das erste internationale schwul-lesbische Schwimmturnier „International Swim Masters Cologne – Gloria’s Cup“ mit mehr als 200 Sportlerinnen und Sportlern. Der „Gloria’s Cup“ geht an die „Rheinperlen“ 1998 Für die Gay Games in Amsterdam gründet der SC Janus mit anderen Kölner Organisationen das Team Cologne, das mit mehr als 25 Medaillen zurückkommt. Die erfolgreichsten Kölner Sportler sind die „Rheinperlen“. Das „Cream Team Cologne“ verteidigt seinen Titel als Gay Games-Sieger. In der Länderbewertung kann sich Deutschland nach den USA den zweiten Platz sichern, was nicht zuletzt den Kölnern zu verdanken ist 1998 Die Frauen-Fußballmannschaft „Unity Pirates“ wird unter dem Namen SC Janus beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufgenommen. Damit ist sie die erste offen lesbische Fußballmannschaft, die am Spielbetrieb des DFB teilnimmt 1998 Der Vereinsvorstand ist mit vier Männern und vier Frauen zum ersten Mal paritätisch besetzt 1999 Der SC Janus wird für seine Verdienste um die Anerkennung von Lesben und Schwulen im Sport in die Ausstellung zum 50-jährigen Bestehen der Bundesrepublik Deutschland in Berlin aufgenommen, die vom 23. Mai bis 3. Oktober im Berliner Martin-Gropius-Bau stattfindet 1999 Die International Gay and Lesbian Football Association (IGLFA) entscheidet 1999 in Fort Lauderdale, dass die schwul-lesbische 25 Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2000 nach Köln und an den SC Janus geht. In geheimer Abstimmung setzt sich Köln damit gegen London durch 1999 Bei der CSD-Parade in Köln stellt der Verein mit fünf Wagen die größte Gruppe 2000er Jahre 2000 Der SC Janus feiert sein 20-jähriges Vereinsbestehen mit der Ausrichtung der schwul-lesbischen Fußballweltmeisterschaft. Vom 2. bis 8. Oktober spielen Lesben und Schwule in Köln um den Weltmeistertitel. Zu der WM und dem parallel dazu veranstalteten internationalen Multisport-Turnier kommen rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Rhein. Am 7. Oktober findet die große Geburtstagsfeier des SC Janus im Theater am Tanzbrunnen statt 2000 In Zusammenarbeit mit dem nordrhein-westfälischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit und dem Centrum Schwule Geschichte in Köln konzipiert und gestaltet der SC Janus die Ausstellung „Gegen die Regeln – Lesben und Schwule im Sport“. Mit der Ausstellung wird ein Tabu gebrochen und das Thema Homosexualität im Sport erstmals öffentlich diskutiert. Vier Wochen lang sind die Schautafeln im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln zu sehen. 2010 wird die Wanderausstellung von der European Gay & Lesbian Sport Federation (EGLSF) aktualisiert und bis heute immer wieder in verschiedenen Städten Europas präsentiert 2002 Die Geschäftstelle zieht ins Stapelhaus in der Frankenwerft 2002 Bei den Gay Games in Sydney holt die Fußballmannschaft „Cream Team Cologne“ Bronze 2004 Der SC Janus bewirbt sich um die Gay Games 2010 2004 Bei den EuroGames in München holt die Cheerleading-Gruppe „Pink Poms“ eine Goldmedaille 2005 Der „Fabulous Cup“ feiert sein Debüt: Es ist das erste europäische „Gay, Lesbian & Friends“-Turnier im Eiskunstlauf 2005 Im November erhält Köln den Zuschlag für die Gay Games und setzt sich damit gegen Johannesburg und Paris durch 2005 Die Geschäftsstelle zieht an den Rudolfplatz 26 2009 Das Sportturnier „Cologne Open“ geht mit Wettkämpfen in den Disziplinen Schwimmen und Volleyball an den Start; 2013 folgt als dritte Disziplin Tischtennis 2010er Jahre 2010 Die gemeinnützige GmbH games cologne richtet die „VIII. Gay Games Cologne“ aus. Zu dem größten schwul-lesbischen Breitensportturnier kommen knapp 10.000 Athletinnen und Athleten aus mehr als 70 Ländern sowie 800.000 Besucherinnen und Besucher. Als ranghöchster Schirmherr in der Geschichte der Gay Games kann Bundesaußenminister Guido Westerwelle gewonnen werden. Die Lokalmatadore, das Team Cologne, geht mit mehr als 900 Sportlerinnen und Sportlern an den Start. Zahlreiche Mitglieder des SC Janus holen Edelmetall – darunter die Handballerinnen mit einer Goldmedaille, die Taekwondo-Abteilung mit drei Gold- und vier Silbermedaillen und die Fußballerinnen mit einer Silber- und zwei Bronzemedaillen 2010 Der SC Janus feiert im Gloria sein 30-jähriges Bestehen 2010 Der SC Janus goes facebook: Auf dem „Sportclub Janus“-Profil werden News, Sportergebnisse, Trainingszeiten und Partys gepostet 2012 Der Verein professionalisiert sich weiter: Das Vorstandsressort Marketing wird etabliert 2013 Die Mitglieder stimmen für einen neuen Vereinsslogan ab. Der Gewinner des Votings: „SC Janus – Mehr als Sport“. Dazu wird eine neue Vereinskollektion entworfen Der SC-Janus bietet mit „Quick & Dirty“ deutschlandweit die ersten Krav-Maga-Selbstverteidigungskurse für die Community an, die regelmäßig durchgeführt werden. 2014 Mit „Ü 100“ wird ein speziell auf mollige Mitglieder zugeschnittenes Sportangebot etabliert. 2015 35 Jahre SC Janus Köln Kooperation mit Red Ride: Zirkeltraining für die Wintermonate 27 Kontakt für Journalisten: Sport Club Janus e. V. Michael Lohaus (1. Vorsitzender) Nadine Pazdziora/Carolin Götze (Event-Team) Mittelstr. 52-54, 50672 Köln Telefon: 0221 9255930 Telefax: 0221 9255931 E-Mail: presse@sc-janus.de www.sc-janus.de 28