England –Winds oft Change Das Thema ist so umfassend und es
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England –Winds oft Change Das Thema ist so umfassend und es
England –Winds oft Change Das Thema ist so umfassend und es kommt mir vor als sollte ich die Lösung Eurokrise in 3 Sätzen erklären – wobei es schwerfällt nach der Rede von David Cameron am 23. Januar imZusammenhang mit Grossbritannien noch von Europa zu sprechen. England hat sich in den letzten 50 Jahren radikal verändert und m.E. stärker als andere Länder, ein krasser Einschnitt waren die Thatcherjahre – die 1980er Jahre – die das Land völlig umgekrempelt haben: die Wirtschaft eines ehemaligen Industrielandes mit verlorenem (und bis heute nachgetrauertem) Empire wurde in eine Dienstleistungsgesellschaft verwandelt mit Schwerpunkt auf dem Bankensektor und einen geringen Prozentsatz an industrieller Produktion, wobei noch jüngst die Herabstufung der Bonität auf AA1 hinzukommt. Bereiche Landwirtschaft Industrie Dienstleistungen (2012) BSP (%) UK 0,7 21,1 78,2 Arbeitskräfte UK 1,4% 18,2% 80,4% BSP (%) D 0,8 28,1 71,1 Arbeitskräfte D 1,6 % 24,6% 73,8% Icons: Milk Float: üblicherweise mit Batterien betrieben, sind die zwischen 16 – 26 km/Std. schnell, National Trust: 1894 gegründet zum Schutzder Küste, Landschaft und Gebäuden. Angel of the North: in Newcastle Gateshead, Fertigstellung Febr. 1998, 20 x 54 m Emily and Rolls Royce: Die “Flying Lady” oder einfach “Emily” genannte Kühlerfigur ziert seit 1911 alle Fahrzeuge dieser Marke. Der Künstler Charles Sykes bekam seinerzeit den Auftrag zum Design einer Kühlerfigur, die die Werte der Marke ausdrücken und gleichzeitig die Gesamtwirkung der Automobile unterstreichen sollte. Die Figur einer Frau, die mit ausgebreiteten Armen den Stoff ihres Abendkleides im Wind wehen lässt, schien ihm dazu am besten geeignet. Heinz Baked Beans: 2,3 Mio Briten essen sie täglich, 1 Mio sogar zum Abendessen (Baked beans on toast). 1886 erstmals bei Fortnum & Mason als Delikatesse angeboten, heute sind sie ganz klar „downmarket“ und kosten in der Regel weniger als 30p. „Sie habenverhindert, dass in England je eine Revolution stattfand, da sie so billig waren, dass man immer satt wurde“ (George Orwell) Marmite: ein Hefeextrakt als Brotaufstrich, seit 1902. Werbekampagne „Love it 1 or hate it!“ Oxo Cubes: 1899 entstanden, waren im 1. Weltkrieg Notration der Truppen, in den 4 Jahren wurden 100 Mio Stück produziert. Routemaster: zwischen 1954 und 1968 speziell für London Transport hergestellt. Offener Heckeinstieg für „hop on, hop off“. Da sie nicht behindertengerecht waren, sollten sie in den 2000er Jahren laut einer EGRichtlinie ausgemustert werden. Letzte reguläre Fahrt im Dez. 2005, durch „bendy buses“ ersetzt. Seit 2012 fahren jedoch wieder aktualisierte Versionen. Big Ben: der Name gilt nur für die Glocke, benannt nach Sir Benjamin Hall, der Turm heisst seit Sept. 2012 offiziell Elizabeth Tower. London Taxi: Die „Black Cabs“ werden in Coventry hergestellt, 2012 ging die Firma in die Insolvenz, es ist ein Raumwunder und hat mit 8 m einen kleineren Wendekreis als der Smart, wobei man sich an dem engen Raum vor dem Londoner Savoy Hotel orientierte. In London sind 21.000 Fahrzeuge registriert. Wir versetzen uns einmal zurück in das Jahr 1966 Ich bin für 1 Jahr als Fremsprachenassistent in Royal Runbridge Wells in Kent und wohne bei einer Familie Freeland in einer Doppelhaushälfte, 3 Schlafzimmer, Kaufpreis £ 3,000. Ich verdiene £ 49 im Monat, wovon noch ca. £ 1.70 an die NHS abgeht. £ 25 bezahle ich für „Digs“, d.h. Vollpension mit Familienanschluss einschl. Wäsche. Mein Zimmer ist klein und ohne Heizung, hat Schiebefenster, die zu jeder Jahreszeit frische Luft garantieren. Zum Wärmen setze ich mich in einen Fernsehraum, der einen offenen Kamin hat und habe entweder Pudel Bella oder Katze Kimmie auf meinemSchoß. Hunde sind von der Steuer her billig, 7/6 s, was ungefähr 37 Pence entsprach, aber die meisten Besitzer zahlten sie ohnehin nicht – daher wurden sie 1987 abgeschafft. Am Wochenende nahm mich die Familie zu ihrer Beach Hut („behind the Gas Works“) in Bexhill (Nähe Hastings) mit, die man preiswert mieten konnten. Der englische Alltag beginnt mit „early morning tea“, auf nüchternen Magen also eine Tasse Tee als erstes. Tee ist das Hauptgetränk, Kaffee kann man in der Regel nicht trinken, es gibt nur Pulverkaffee, „Maxwell House“ und der schmeckt nach gar nicht. In meiner Schule trank ich in der Pause etwas, was ich als Tee ansah, bis dann ein Kollege Geld für den „Kaffee“ einsammelte. Tee gibt es zum Frühstück (mit Milch), nach dem Mittagessen, zum 5 o’clock Tea (den es aber zu der Zeit nicht mehr gibt), dann „High Tea“ und Tee als „Nightcap“. Teebeutel sind unbekannt und in Tea Shops wird eine Kanne mit heißem Wasser dazugestellt, um nach der ersten Runde („ShallI I be Mother?“) die Teekanne aufzufüllen. Erst später kommen Teebeutel in Mode, aber ohne Schnürchen, denn dann kann man sich besser die Hände verbrennen. 2 Also gibt es Tee, z.B. „Pg Tips“, der mit Affen originell beworben wird und die dazugehörige Milch wird vom Milk Marketing Board mit „Pinta Girl“ („Drink a Pinta Milka Day“) beworben. Die Milch wird vom Milkman mit seiner Float täglich an jedes Haus geliefert. Das englische Frühstück hat sich in seiner Zusammensetzung nicht geändert, es bleibt so mächtig wie heute noch, wobei früher –besonders von der Arbeitklasse mehr „baked beans“ („Beanz Meanz Heinz“) vertilgt wurden als heute. Heute gibt es dieses Frühstück im Durchschnittshaushalt nur noch am Wochenende, ansonsten besteht das englische Frühstück in vielen Haushalten aus einer Tasse Tee und einer Zigarette. Meine zwei Schulen waren „Grammar Schools“ – die „Skinners‘ School“ (heute eine „Direct Grant School“), eine Jungenschule und die „Tunbridge Wells Grammar School for Girls“, eine Mädchenschule, wo ich pro Woche 18 Schulstunden á 35 Minuten „Dienst“ habe. Der Unterricht begann um 9.00 Uhr mit „Roll Call“, dann „Assembly“, ab 9.30 Uhr begann der Unterricht und ging bis 12.30 Uhr, dann war Mittagspause für 1 ½ Std. mit zwei Sessions für Mittagsessen für die Schüler. Nachmittags waren noch 2 Unterrichtsstunden à 45 Minuten, um 16.30 Uhr war Schulschluß, dann war Zeit für Extra Activities. Unsere Schule hatte mehrere Tennisplätze, ein Schwimmbad und etwas weiter entfernt mehrere Fußballplätze. Donnerstags war nachmittags kein Unterricht, dann war CCF („Combined Cadet Forces“), eine Art paramilitärischer Unterricht und einmal im Jahr fuhr man ins Camp. Für Lehrer gibt es eine Einheitsausbildung meist ohne pädagogische Ausrichtung, die 3 Jahre dauert und mit dem „Bachelor“ abschließt und so unterrichten auch Lehrer aus anderen Fachkräften, häufig auch aus den ehemaligen britischen Kolonien, die in den 1960er Jahren nach und nach unabhängig werden. In dieser Zeit gab es auch lukrative Gelegenheit für Lehrkräfte, nach Australien oder Kanada auszuwandern. Ihnen werden kostenloser Flug (bei Nichtgefallen auch Rückflug), Erstausstattung und beruflicher Aufstieg offeriert. Da galt nicht nur für diesen Beruf, sondern z.B. auch für Bankansgestellte, für die es keinen großen Unterschied macht, ob sie nun für Barclays Norwich oder Barclays Melbourne arbeiten. Ab 5 Jahre gehen die Kinder in die Primary School (Grundschule), natürlich mit Schuluniform. Sie besteht aus meist dunkelgrauem Hosenstoff, Hemd und Schlips, Jakett. Die Schüler der Oberstufe tragen Strohhüte, während die Unterstufe Caps trägt. Die Schüler sind bestimmten Häusern zugeteilt, was an einem feinen bunten Streifen am Jackett erkennbar ist. Die Oberstufenschüler haben bei der Uniform gewisse Freiheiten. Heute ist Schuluniform nicht mehr überall Pflicht, wird aber noch häufig getragen, statt Jackett meist Sweatshirt. 3 Mit 11 Jahren wurde es für die meisten Schüler ungemütlich. Da gibt es die gefürchtete „Eleven Plus“ Prüfung, die nur knapp die Hälfte aller Schüler schafft. Sie entscheidet über den weiteren Weg in eine Grammar, Technical High oder für die Durchgefallenen in die Secondary Modern School. Diese verlässt man mit 16 Jahren mit oder – in der Regel - ohne „O“-Levels, den mittleren Abschluss. Viele besonders aus der Arbeitklasse und wiederum besonders im Norden verlassen die Schule ohne Abschlüsse, jobben dann ein bißchen und die Mädchen sind kurz danach schwanger – England hat die die höchste Rate an minderjährigen (in der Regel alleinerziehenden) Müttern in Europa und man weiss häufig nicht, ob das Kind den Kinderwagen schiebt oder im Kinderwagen liegt. Die hohe Durchfallquote bei der 11+ alarmierte Bildungpolitiker und führte zur Einführung der Gesamtschulen. Fälschlicherweise glaubt man immer, dass sie unter der Labourregierung von Harold Wilson eingeführt wurden, Tatsache ist jedoch, dass viele Gesamtschulen unter konservativen Regierungen in den 1950er und 1960er Jahren eingeführt wurden, sehr viele unter Premier Edward Heath und dessen Erziehungsministerin Margaret Thatcher. (1970 -1974 besuchten die Hälfte aller Schüler Gesamschulen). Während ihrer Zeit als Premier wurden jedoch keine neuen Grammar Schools eröffnet. Nur in einigen Regionen mit Konservativenschwerpunkt gibt es heute noch die 11+. Die Unterstufe umfasst 5 Jahre und schließt mit den GCSE (General Certificate of Secondary Education) O-levels ab. Die Oberstufe beträgt zwei Jahre und schließt mit A-levels ab, wer keine gute Noten hat, bleibt noch ein Jahr und wiederholt die Prüfung. Sitzenbleiben ist unbekannt, Noten sind nur schulintern gültig, die Prüfungen sind landesweit einheitlich. Das Abendessen war – trotz aller Klassenunterschiede immer ein warmes Essen: High Tea – der Arbeitklasse / Supper – der Mittklasse / Dinner – der Oberschicht. Nach dem Essen schaut man fern, vorerst schwarz-weiss, ab 1967 in Farbe, wobei auch die Gebühren – nur für die werbefreie BBC – auch danach gestaffelt war. Es gab zwei Programme, BBC und ITV, das schon damals nur von der Werbung lebte, die allerdings bereits damals pfiffiger war als die bei uns in Deutschland. Das Fernsehen sendete bereits damals nachmittags Soaps wie „Coronation Street“ – in den Granada Filmstudios in Manchester gefilmt – ist die auf der Welt am längsten gesendete Soap. Sie wurden zum ersten Mal am 9. Dez. 1960 ausgetrahlt und war anfangs nicht sehr erfolgreich. Man bediente sich der nordenglischen Sprache und des örtlichen Dialekts und beliebte regionale Wörter wie "eh, chuck?", "nowt" and "by 'eck!"waren erstmals im englischen Fernsehen zu hören. Aber auch „Emmerdale Farm“ über das Dorfleben in den Yorkshire Dales (seit 1972) und „Eastenders“ (seit 1985) über 4 das Leben in der fiktiven London Borough of Walford im East End erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Radio war es weniger unerhaltsam, da die „gute, alte Tante“ BBC nur klassische Musik sendete. Das änderte sich jedoch als die „Pirate Stations“ wie Radio Caroline, Radio Atlanta, Radio London, Radio Invicta oder Radio Essex ihren Sendebetrieb aufnahmen, meist außerhalb der Dreimeilenzone auf aufgelassenen Forts in der Nordsee. Sie spielten Pop, jedoch wurde die neue Musikszene durch den „Marine Broadcasting Act“ vom 14.8.1967 verboten. Allerdings wurde den Discjockeys ein Job bei der BBC angeboten und fortan Musik auch für junge Leute gespielt. Und Pop Music boomte mit Bands wie den Beatles, den Rolling Stones, Gerrry and the Pacemakers, the Seachers, Herman’s Hermit und die Hollies – um nur einige zu nennen. Und mit der Musik kam einer nach oben – Jimmy Savile mit „Top of the Pops“ (seit 1964), der posthum wegen seiner Pädophilie in die Schlagzeilen geraten ist und der immer in einer verrücktenVerkleidung auftrat. Einer der Star war auch Ken Dodd („How tickled I am), der einzige Moderator, der von sich sagte, dass er auf Grund seiner vorstehenden Zähne eine Tomate durch einen Tennisschläger essen konnte. Der gebürtige Liverpooler steht heute mit 85 Jahren immer noch auf der Bühne. In London hatte sich in der Carnaby Street Mary Quant mit ihrem Minirock in Szene gesetzt und mit der dürren Twiggy ein Popidol geschaffen. Am Nachmittag konnte man ins Kino (in den 1960ern: Lawrence von Arabien und Dr. Schiwago) gehen, was sich besonders im Winter empfahl, weil es dort schön warm war und man auch rauchen konnte. Gezeigt wurden zwei Filme hintereinander und am Ende wurde die Nationalhymne gespielt, bei der man aufstehen bzw. das Kino nicht verlassen durfte. Die Pubs waren jeden Abend gut gefüllt trotz der strengen „Licensing Hours“, die im 1. Weltkrieg eingeführt worden waren (die Männer sollten schießen, nicht saufen). Sie galten von 11.00 – 14.00 Uhr und von 18.00 – 22.30 Uhr, in Seebädern bis 22.30 Uhr. Sonntags waren die Pubs in der Regel nicht geöffnet. Ausnahme galten für Wanderer. Ich habe noch die strikten Gesetze auf den Äußeren Hebriden erlebt, das streng kalvinistisch ist, wo an Sonntagen kein Geschäft, keine Kneipe, keine Tankstelle geöffnet ist – nur Kirchen. Sobald „time gentlemen“ erklang, hatte man noch 10 Minuten „drinking up time“. Diese Schankzeiten wurden in den 1990er Jahren auf 11.00 – 23.00 Uhr geändert und sind heute völlig entfallen, trotzdem ist in den meisten Pubs um 23.00 Uhr Schluss. Die meisten Pubs hatten eine Public und eine Saloon Bar, die Public Bar hatte einen „spit and saw“ Boden und bot Spiele wie z.B. Darts und Dominoes. In der Saloon Bar war es etwas gemütlicher, hier gab es Teppichboden und die 5 Getränke waren ein bisschen teurer. In den Hotels war man etwas toleranter, hier ging meist um 23.00 Uhr ein Gitter an der Bar herunter, um den „nonresidents“ zu erlauben, die Bar zuverlassen, danach ging das Gitter wieder hoch und die Hotelgäste konnten weitertrinken. In London habe ich auch erlebt, dass plötzlich um 23.00 Uhr ein Teller mit Sandwiches auf den Tisch gestellt wurde, dann handelte es sich um eine Restaurant – und man durfte wieder trinken. Das Sonntag war öde. Die Pubs waren geschlossen, Theater und Kinos in der Regel ebenfalls. Wenn man nichts am Haus zu reparieren hatte, gab man sich dem einzigen Vergnügen hin, das möglich war: man kaufte mehrere Sonntagzeitungen und las.Qualitätszeitungen sind in England in der Regel nationale Zeitungen und regionale Zeitungen gelten nicht als quality papers. Sie werden in der Regel beim Newsagent gekauft und nicht abonniert. Das hat dazu geführt, dass viele Zeitungen ihre Nachrichten sehr marktschreierisch anspreisen. Die Zeitungswelt sah noch etwas anders als heute aus. Die „Times“, 1785 erstmals veröffentlicht, hatte noch einen guten Ruf. Im 20 Jh. gehörte sie lange Zeit John Jacob Astor, wurde dann an den Kanadier Thomson verkauft und 1981 an Rupert Murdoch, der vergeblich gegen den ständigen Rückgang der Verkaufsziffern angeht. Viele Jahrzehnte hob sich die Zeitung von allen anderen ab, denn bis zum 3.Mai 1966 waren auf der ersten Seite nur Kleinanzeigen der Society abgedruckt. Die „Sun“, 1964 erstmals als Broadsheet erschienen - ist mit einer Auflage von über 2.5 Mio die meistgelesene Zeitung im VK und gehört ebenfalls zu Murdoch. „News of the World“ („News of the Screws“), sozusagen die Sonntagsausgabe der Sun, wurde von 1843 bis 2011 gedruckt und war eine der auflagenstärksten Zeitungen in englischer Sprache. Die Zeitung wurde eingestellt, als herauskam, dass sich deren Journalisten in das Telefonnetz von Militärangehörigen „gehackt“ hatten. Robert Maxwell, dem die „Mirror“ Group gehörte, stammte aus der Techoslowakei, kämpfte aber im 2. Weltkrieg auf britischer Seite. Er brachte es zu enormen Reichtum und führte ein ausschweifendes Leben. 1989 musste er Teile seines Imperiums verkaufen und 1991 wurde er tot im Atlantik gefunden, nachdem er anscheinend nachts über Bord seiner Yacht Lady Ghislaine gegangen war. Viele Mitarbeiter verloren durch ihn ihren Betriebsrentenanspruch, da er die Pensionskasse durchgebracht hatte. Schwere Ausschreitungen fanden in den 1980er Jahren in London statt, als die meisten Zeitungen von der zu eng gewordenen Fleet Street (Street of Ink) nach Wapping in die Docklands umzogen und neue Druckmethoden – unter Verlust von vielen Arbeitsplätzen – eingeführt wurden. Auch rein vom Format hat sich die Zeitungswelt geändert: ab 2003 wird die „Times“ – wie auch viele andere 6 Zeitungen – als Tabloid gedruckt, was bis dahin das Markenzeichen der „Yellow Press“ war. Bis dahin wurden Qualitätszeitungen, die sog. „National Papers“ wie der „Daily Telegraph“, „Guardian“, „Independent“ (seit 1986) und die “Times” als “Broadsheets” gedruckt. Wenn man nicht las oder reparierte, verbrachte man einen Tag „at the seaside“, wegen des Wetters meist verhüllt im Auto sitzend oder bei den Amusements wie Bingo auf den zahlreichen Piers. Beliebter Sport war Tennis und Golf und vor allem Pferderennen für die Upper Class und Greyhound Racing für die Working Class.Wichtig war dabei vor allem das Wetten. Das öffentliche Leben beginnt um 9.00 Uhr, dann öffnen die Läden und schließen um 17.30 Uhr, auch Samstags – Sonntag war Ruhetag. Heute dagegen können Geschäfte am Sonntag 6 Stunden öffnen und der Sonntag ist einer der Haupteinkaufstage geworden. Meist gibt es noch einen „Early Closing Day“, dann schlossen die Läden an einem Nachmittag um 13.00 Uhr. Beim Shopping gönnte man sich eine Pause beim „Elevensis“, wo es richtigen (Filter-) Kaffee gibt. Heute dagegen gibt es Starbucks und die englische Kette Costa, die zur Whitbreads-Gruppe gehört und Cappuccino, Latte Machicato und ähnliches lassen keinen Briten mehr zusammenzucken. Bezahlt wurde bis 1971 (D-DAY) mit der £ s d – Währung, d.h. in Pfund, Shilling und Pence, die ganze Generationen in den Wahnsinn trieb. Schüler verbrachten Stunden damit, folgende Beispielsrechung zu lösen: £ 3 / 6 / 5 (=3/25/17) -£ 1 / 7 / 8 =£ 2 / 18 / 9 Das Geheimnis liegt darin, dass £ 1.00 = 20 Shillinge und 1 Shilling = 12 Pence hatte. Münzen gab ½ Penny, 1 Penny, Threeprence, Sixpence, 1 s, 2 s, 2 ½ s (= half a crown), 10 s Schein, £ 1.00 Schein. Außerdem gab es Preisangaben in Guineas, die es seit 1815 nicht mehr gab, aber 21 Shillinge wert waren. In dieser Einheit wurden vor allem Luxusgüter angegeben, z.B. exklusive Mode für 70 gns = £ 73 und 10 Shillinge. Der Verkehr war natürlich bedeutend geringer als heute und es ging gemütlicher auf den Straßen zu. Wenn man entlang der Straße ging, hielten oft Autos an und man wurde gefragt: „Can I give you a lift?“. Es gab noch viele britische Wagen mit Marken wie Austin, Oxford, Cambridge, Morris, Riley, Vanden Plas, MG, Humber, Hillman, Rover, Ford (Popular, Prefect, Cortina, Consul) und Vauxhall (Viva, Cresta) und natürlich die Luxusklasse wie Jaguar, Daimler, Bentley und Rolls Royce und einige seit langem verschwundene Marken wie Armstrong Siddeley. Heute gibt es außer Ford und Vauxhall (Opel) 7 keine mehr dieser Marken. Ford schließt z. Zt. Seine Werke in Southampton und Dagenham und auch Vauxhall in Luton ist von Schließung bedroht. Rolls Royce und Rover wurden von BMW übernommen, Rover als Sanierungsfall bald eingestellt. Bentley gehört heute dem VW-Konzern, Jaguar dem indischen TataKonzern. Und selbst „Inspector Barnaby“ muss sich nun nach Rover und Jaguar mit einem Volvo begnügen. Daneben gab es mit dem Mini ein Auto,das eine Revolution darstellte. Von Alec Issigonis entwickelt, war es die Antwort auf die Suez-Krise 1956 und die damit verbundenen Energieknappheit. Der Motor war quer eingebaut und trieb die Vorderräder an, außerdem bot er Platz für 4 Personen und Gepäck –manchmal sogar für eine Kuh. Der Mini wurde immer größer und hieß dann Maxi, die schlechte Verarbeitungsqualität führte allerdings zum Niedergang der Marke. Die Qualität wurde besonders durch die hohe Zahl der Streiktage immer schlechter. Man muss sich vorstellen, dass es unzählige Gewerkschaften gab und eine streikte immer. Das verzögerte vielfach die Auslieferung von Neuwagen, nach einem Streik wurde einfach an einer Stelle weitergebaut, was der Qualität der Fahrzeuge nicht unbedingt zugute kam. Aber der Mini war ja nicht die einzige großartige Ingenieurleistung der Briten. DerHovercraft von Christopher Cockerell aus Somerleyton in der Nähe von Norwich erfunden, war ebenfalls eine technische Meisterleistung. Er benutzte für seine Versuche anfänglich eine leere Katzenfutterdose, die er in eine Kaffeedose legte, ein industrielles Druckluftgebläse und eine Küchenwaage. Sein erstes fertiges Modell ST.N1 war am 11. Juni 1959 fertiggestellt und absolvierte seine erste erfolgreiche Fahrt über den Kanal am 25. Juli 1959. Hovercrafts fuhren 30 Jahre lang im Fährverkehr zwischen Dover und Calais, wurden aber 2000 einggestellt. Gründe waren fehlende Rentabilität und geringe Kapazität und wenig Komfort. Allerdings gibt es noch Hovercrafts im Fährverkehr zur Insel Wight. Daneben hatten die Briten vor allem ein Faible für Sportwagen, die eine große Auswahl boten, wie MG, Triumph (Spitfire und TR 4, TR 6), Austin Healey (der mit den Froschaugen), Alvis, Lotus, Morgan, Sunbeam und vor allem der legendäre Jaguar E, der heute als Oldtimer sehr begehrt ist. Daneben gab es noch der Threewheeler „Robin“, der in den Mister Bean-Filmen immer umkippt, meist in der Van-Version. Der hatte mehrere Vorteile: einen Threewheeler konnte man mit Motorradführerschein fahren und ein Van war bei der Versicherung billiger. Die Straßen waren eng und kurvenreich, nur die alten Römerstraßen wie die Watling Street waren gerade. Autobahnen wurden erst ab 1958 (M 1 von 1958 – 1959) gebaut und der Autobahnring um London, die 188 km lange M 25, wurde erst 1986 fertiggestellt. Bis dahin musste man durch die Innenstadt Londons fahren, was oft zu stundenlangen Staus führte, wenn zudem noch die Tower Bridge, Teil der Inner Ring Road, geöffnet wurde, um 8 Schiffe durchzulassen.Heute muss man in der Innenstadt von London werktags die „Congestion Charge“ – eine Citymaut - in Höhe von 12,50 € bezahlen, die den Verkehr reduzieren soll. Auf der M 25 muss man durch den Dartford Tunnel fahren, der ebenfalls hinter den Bedürfnissen des Verkehrs hinterherhinkt. Der westliche Tunnel wurde 1963, der östliche 1980 eröffnet und als beide nicht mehr ausreichten, wurde die Queen Elizabeth II-Bridge 1991 eröffnet, die nun den Südverkehr aufnimmt. Zu den Hauptverkehrszeiten kommen es zu Wartezeiten an den Kassenhäuschen von bis zu 1 Stunde, zur Rush Hour wird der Ring häufig zum größten Parkplatz der Welt. Die Durchfahrt kostete viele Jahre £ 1.00, wurde dann auf £ 1.50 erhöht und kostet ab Oktober 2012 £ 2.00. Allgemein kann man feststellen, dass die vorhandenen Straßen den Verkehrs nicht mehr aufnehmen können. Wer schneller vorankommen will, muss bezahlen, wie auf der M 6 Toll bei Birmingham, die £ 5.50 kostet. In den 60er Jahren war autofahren noch gemütlicher, wenn man die A- (Fern-) Straßen befuhr, reihte man sich hinter dem ersten Fahrzeug ein und blieb geduldig dahinter. Heute wird auf englischen Straßen gerast, überholt, dicht aufgefahren, egal bei welchem Wetter. Trotz allem sieht man relativ wenig Unfälle. Alkoholkontrollen waren nicht bekannt, es gab auch viele Pubs „in the middle of nowhere“ und dazu brauchte man das Auto. Erst unter der Verkehrsministerin Barbara Castle („Baroness Castle of Blackburn“) der Wilson-Regierung wurde 1967 mit dem Road Safety Gesetz eine Alkoholgrenze von 0,8 Promille eingeführt und ihr Motto „don’t force a man to drinkand drive“ wurde – typisch british – mit vielen Witzen angefeindet („but who forces me?“). Wer in England krank wird, hat schlechte Karten, denn er muss sich auf lange Wartezeiten einrichten. Das NHS („National Health System“) war 1948 auf dem Modell einer Bürgerversicherung eingeführt worden, wurde über Steuern finanziert und bot erstmals allen kranken Briten Versicherungsschutz. Nachteilig war von Anfang an, dass in den Krankenhäusern meist ganz junge Ärzte beschäftigt waren und die Patienten oft nur von Krankenschwestern behandelt wurden. Es gab zwar einen „Consultant“, der sich aber selten sehen ließ. Im Jahr 2012 warteten mehr als 155.000 Patienten länger als 18 Wochen auf ein Krankenhausbett, 3.500 länger als 1 Jahr. Keiner sollt – laut Gesetz - länger als 18 Monate warten, jedoch werden die Kriterien dafür ständig verändert. An einen Spezialisten können sich die Briten nur nach einer Überweisung von ihrem GP wenden. Die Fachärzte arbeiten in der Regel nur in einem Krankenhaus. Niedergelassene Fachärzte gibt es kaum, abgesehen von teuren Privatpraxen. Um einen Termin beim Facharzt zu bekommen, müssen sich NHSPatienten jedoch lange gedulden. Mediziner warnen seit langem, daß Krankheiten dadurch verschleppt werden. Bis ein Patient mit einem Nierenstein eine Ultraschalluntersuchung bekommt, kann es fünf bis sechs Monate dauern. 9 Wer in ein Krankenhaus eingeliefert wird, muß sich oft mit großen Krankensälen und minimalem Komfort zufriedengeben. GPs und Fachärzte gehören ungeachtet der Finanznot immer noch zu den bestbezahlten Medizinern in Europa. Obwohl das NHS besonders in Deutschland auf Grund seiner langen Wartezeiten einen negativen Ruf hat, sind die Briten immer noch davon überzeugt, dass es ein segensreiches System ist. Auf Grund der Probleme mit dem NHS hat sich in GB mittlerweile eine private Krankenversicherung, die BUPA (British United Provident Association) entwickelt. Den Urlaub verbrachte man am Meer gemäß dem beleibten Schlage „I want to be at the seaside…“ mit „Beach-Beer-Bingo“ als „Bucket and Spade“ Urlaub am Meer und Eselreiten für die Kinder, das strengen Regeln folgte: So dürfen die Esel nur sechs Tage die Woche zwischen 10 Uhr und 19 Uhr arbeiten. Mindestens eine Stunde Mittagspause, ein freier Tag und ein Gesundheitstest für die Tiere vor der Sommersaison sind obligatorisch – und nach einem neuen "Esel-Kodex" ist es jungen Tierfreunden, die über 50 Kilogramm wiegen verboten, auf Eselrücken über den Strand zu reiten. Ab dem 19. Jahrhundert blühte Blackpool als Ferienziel der nordenglischen Arbeiterschicht auf. Die Nähe zu den Textilstädten des nahe gelegenen Lancashire bewirkte schon früh eine Ausrichtung auf breite Publikumsschichten. Angereist wurde in der Regel mit der Eisenbahn. Auf drei Piers gab es Unterhaltung pur: die Erste Pier (1863 errichtet, heute die Nordpier) zielte auf dieses zahlungskräftigere Publikum, während die 1868 eröffnete zweite (heute die mittlere) Pier bald als Tanzplattform für die Textilarbeiter dienen sollte. anBlackpool ist vieles falsch: Die Felsen am Strand von Blackpool sind künstlich aus Beton hergestellt, was im Englanddes 19. Jh. eine gesuchte Kunst war und der Blackpool Tower ist eine Nachbildung des Eiffelturm mit einem Ballroom, in dem bereits zur Mittagszeit die Arbeiterklasse (die Männer mit Hosenträgern) zu Klängen der Wurlitzerorgel tanzt. Wegen des oft rauen Wetters an der irischen See musste man sich auch Gedanken über die Ausweitung der Saison machen. Im September 1879 trat Blackpool aus Gründen der Rettung einer konjunkturell schwachen Tourismussaison die elektrische Beleuchtung auf - die herbstliche Illumination ist seither zu einem Markenzeichen des Badeortes geworden (über 10 km lang, über 1 Mio Glühbirnen). Sie wird Ende August von einer „Celebrity“ offiziell eröffnet und dauert 66 Tage (bis Anfang November). Blackpool hatte seine hohe Zeit von 1900 bis 1960, besonders während der ‚Wakes’, dem jährlichen Sommerurlaub der sog. „Mill Towns” in Nordengland, häufig organisiert von Organisationen wie Coop, Temperance Societies und 10 Friendly Societies. Bilder aus dieser Zeit zeigen Massen von Touristen am Strand und auf der Promenade. Angeblich hat die Stadt heute noch mehr Hotels und B & Bs als Portugal. Besonders gern kamen Besucher aus Glasgow und das ist auch heute noch so. Der Niedergang begann mit billigen Flügen in den 1960er Jahren, als viele Engländer den Mittelmeerraum wegen preiswerterer Angebote und besserem Wetter vorzogen. Trotzdem ist Blackpool immer noch das beliebteste Seebad Englands, obwohl die Besucherzahl von 17 Mio (1992) auf heute 6 Mio Besucher an. Aber die Verweildauer ist kürzer geworden, man bleibt eher nur ein Wochenende, statt einer ganze Woche. Beliebt ist auch ein Aufenthalt über die Weihnachtstage, die ganze Familien hier seit Jahren verbringen. Ein typisch englischer Badeort musste eine Pier haben. Sie diente der Erholung, man konntehier jederzeit flanieren unabhängig von den Gezeiten. Die erste Pier wurde 1814 auf der Insel Wight als Landesteg gebaut. Bald entdeckte man jedoch die Unterhaltungsfunktion – daher der Begriff „Pleasure Pier“ - einer solcher Pier mit einem Festsaal am Ende der Pier. Im 19. Jh. gab es so viele Piers in England und Wales, dass man behauptete, das die Umrisse von GB aus dem Weltall wie ein Igel ausgesehen haben mussten. Heute existieren laut der National Piers Society noch 55 Piers . Southend Pier (1890) ist mit 2.158 m die längste Pier Englands. Eine typisch britische Art den Urlaub zu verbringen, waren die Holiday Camps. Die bekanntesten sind wohl die Butlin's Holiday Camps, die von Sir Billy Butlin im VK und Irland für einen sparsamen Urlaub gegründet wurden. Zwischen 1936 und 1966 wurden neun Camps gebaut, von denen die in Bognor Regis, Minehead und Skegness heute noch existieren. In Skegness wurde 1936 das erste Camp eröffnet, es folgte 1938 das zweite in Clacton. Hier wurden Unterbringung, drei Mahlzeiten pro Tag und freie Unterhaltung zu Preisen zwischen 35 Shilling (£ 1.75) bis £ 2.00 je nach Jahreszeit an („A week’s holiday for a week’s pay“) angeboten. Dazu gab es sportliche Betätigung nach dem morgendlichen Wecken über Lautsprecher. Die Unterbringung erfolgte in kleinen, in grellen Farben gestrichenen Chalets. Hier traten die berühmten Redcoats auf, Animateure, die alle eine rote Uniform tragen mussten. Einer von ihnen war der später durch seine Fernsehshow „Dave Allen at large“ bekannte irische Comedian Dave Allen. Bei der Ankunft im Holidaycamp bekam jeder Urlauber ein Emailleabzeichen, das er während der Dauer des Urlaubs tragen musste. Es erlaubte ihm ungehinderten Zugang zum Camp. Diese Abzeichen waren jedes Jahr unterschiedlich und zeigten den Namen des Camps und die Jahreszahl. Sie wurden von Goldschmieden in London, Dublin oder dem Jewellery Quarter in Birmingham hergestellt. Das Ende der meisten Camps kam in den 1970er Jahren, als immer mehr Briten zum Urlaub in die Sonne flogen, 11 die heute noch bestehenden sind im Besitz der Rank Corporation. Butlin’s Holiday Camps Paul Theroux beschrieb das Leben im Holiday Camp in Minehead sehr drastisch in seinem Travelogue The Kingdom by the Sea: „Holidaycamps waren von Gefängnismauern umgeben mit Stacheldraht obendrauf. Es gab Hundepatrouillen und „Vorsicht“-Schilder mit Totenkopfschädeln. Die Hütten waren aus Sperrholz und Blechelementen in Grundfarben. Sie waren so hässlich, dass sie in keinen der Broschüren abgedruckt waren. Urlauber schliefen in numerierten Schlafzellen, aßen an einem numerierten Tisch in einem der Speisesäle und verbrachten den Tag damit, sich zu unterhalten. Der Vater spielte Billard, die Mutter ging einkaufen, aber viele schliefen auch nur. Inkauf bis zum Mittag ohne dass man kochen und sich um die Kinder kümmern musste und nur wenige Schritte vom Fish and Chips Shop, der Kneipe und dem Wettbüro – das war das billige Paradies, in dem die Leute mehr oder weniger wie Tiere im Zoo gehalten wurden.“ Zusammenfassend stellte er fest, dass das Holiday Camp die Sicherheit und Gleichheit des Gefängnisses mit der Gemeinheit des Freizeitparks kombinierte. Zum Schluss frage Theroux einen der ‘Redcoats’, welche Jobs die Urlauber hatten: Machen Sie Witze? Nein Die Hälfte der Männer ist arbeitslos. Das ist der Vorteil von Butlins – man kann mit seinem Arbeitslosengeld bezahlen“. An die Blütezeit der Camps erinnert die BBC Sitcom „Hi De Hi“, die in dem 12 fiktiven Holiday Camp Maplins spielt und in den 1980er Jahre ausgestrahlt wurde, aber in den 1950er und frühen 1960er Jahren spielte. Viele Aspekte der Serie sind in die britische Kultur aufgenommen worden, einschließlich dem Maplins-Gruß ‚Hi De Hi’ – auf den man ‚Ho De Ho!’ antworten muss. Heute gibt es nur noch wenige Holiday Camps aber die Idee lebt weiter in den oft als „Wellblech Beach“ ironisierten Caranvanparks, die auf riesigen Anlagen stehen und einer bestimmten Schicht von Urlaubern das nötige „Beach – Beer and Bingo“ bietet Neben Blackpool zog Skegness zogen die Massen an. Es ist eines der berühmtesten Seebänder der VK, besonders für die Arbeiterklasse und ‚DayTrippers’ aus Leicester, Lincoln, Nottingham und den East Midlands. Der Ort wurde das ‚Blackpool of the East Coast’ oder ‚Nottingham by the Sea’ genannt und hat ein berühmtes Maskottchen, den „Jolly Fisherman“ und einen Slogan – ‚Skegness is so bracing’ – der sich auf die vorherrschenden kalten Nordostwinde bezieht. Eingeweihte sprechen von ‚Skeggy’, ‚Costa del Skeg’ oder ‚Skegvegas’, was bereits den Charakter der Stadt kennzeichnet. Politisch erschütterte 1963 die Profumo-Affäre das Königreich. John Profumo (1915 – 2006) war Verteidigungsminister und hatte eine Affäre mit Christine Keeler, die wiederum eine Affäre mit Ivanov, einem Marineattaché in der russischen Botschaft und Spion hatte. Profumo leugnete seine Affäre, später gab er die Lüge zu, woraufhin PM Macmillan seinen Rücktritt erklärte. Profumo hatte Keeler 1961 im Haus von Lord Astor in Cliveden kennengelernt, beendete die Affäre einige Wochen später, aber 1962 wurde sie bekannt. Nach seinem Rücktritt reinigte er im East End Toiletten und blieb auch dort für den Rest seines Lebens, indem er Geld für wohltätige Zwecke sammelte. Dafür erhielt er 1975 den CBE („Commander of the British Empire“) von Queen Elisabeth II und zum 70. Geburtstag von Margaret Thatcher saß er neben der Queen. 1945-1951 1951-1955 1955-1957 1957-1963 1963-1964 1964-1970 1970-1974 1974-1976 1976-1979 1979-1990 Premierminister derNachkriegszeit: Clement Attlee Labour Winston Churchill Conservative Sir Anthony Eden Conservative Harold Macmillan Conservative Sir Alec Douglas-Home Conservative Harold Wilson Labour Edward Heath Conservative Harold Wilson Labour James Callaghan Labour Margaret Thatcher Conservative 13 1990-1997 1997-2007 2007-2010 2010- John Major Tony Blair Gordon Brown David Cameron Conservative Labour Labour Conservative + Liberal Die Wirtschaftwar von1960 bis 1973 zwar ständig gewachsen, blieb aber hinter anderen europäischen Ländern zurück. Nach der Ölkrise von1973 und dem folgenden Bankencrash war das Land in der Rezession mit zweistelliger Inflation und hoher Arbeitslosigkeit und als es im selben Jahr der EU beitrat galt es als der „kranke Mann Europas“. Mit Unterstützung des IWF wurden dem Land öffentliche Ausgaben gekürzt und drastische Sparmaßnahmen verordnet. Das führte zum Ende der Labour-Regierung unter James Callaghan. Die neue konservative Regierung unter Margaret Thatcher privatisierte Staatsunternehmen, deregulierte Märkte, und kürzte Steuern. Das führte 1988 zu dem höchsten Wachstum des Bruttosozialproduktes (5%) in einem europäischen Land. Kehrseite waren hohe Arbeitslosigkeit nach der Schließung von unrentablen Fabriken und Kohlegruben. Das ging nicht ohne Härten ab und es kam zu gnadenlosen Streiks wie z.B. der Bergarbeiterstreik von 1984-85. Er bedeutete das Ende der einflussreichen NUM (National Union of Miners), die 1974 das Ende der Heath-Regierung besiegelt hatte. Politische Widerstände löste sie durch Aufösung der „Metropolitan Areas“ und Grafschaften wie die berüchtigte „People’s Republic of South Yorkshire“. Außerdem löste sie den Greater London Council in der County Hall gegenüber dem Parlament 1986 auf, teilweise vielleicht auch deshalb, weil ihr die an den Außenfassade aufgehängten Anti-Regierungsparolen auf die Nerven gingen. Große Veränderungen gab es im früheren „Port of London“, heute allgemein als „London Docklands“ bezeichnet. Nach umfangreichem Bombardement im 2. Weltkrieg waren die Hafenanlagen in den 1950er Jahren wieder hergestellt. Das Aus kam in den 60er und 70er Jahren mit der Containerschifffahrt, da die großen Schiffe nicht mehr in den Hafen kamen. Bis 1980 wurden alle Docks geschlossen und 21 qkm ungenutztes Gelände blieben zurück, ein Gebiet mit hoher Arbeitslosigkeit und Armut. Unter der Thatcher-Regierung entstand die LDDC (London Docks Development Corporation) mit einer „Enterprise Zone“, die verschiedene Vorteile, wie Ausnahme von Grundsteuer, erleichterte Planung und stuerliche Abschreibung vorsahen. Das Projekt war sehr umstritten, aber erfolgreich. Es entstanden Industriebetriebe, Büroräume wie in Canary Wharf, Wohnbezirke und der London City Airport. Allerdings wurden die Docklands als Symbol von Thatcher-England auch mehrfach Ziel von IRABombenangriffen. Heute sind die Docklands das Erweiterungsgelände des Londoner Bankenviertels und Austragungsort der Olympischen Spiele. 14 Während der Thatcherzeit wurde der gesamt Arbeitsalltag revolutioniert. Während früher der Bürotag in London nicht vor 10 Uhr begann und bereits gegen 16.00 Uhr endete, begann die Arbeitszeit jetzt spätestens um 8.00 Uhr und ging in den Banken und an der Börse bis in die Nacht. Während man früher in Hotels vor 9.00 Uhr kein Frühstück bekam, geht heute der Betrieb in der Regel bereits um 6.00 Uhr los. Ein Symbol dieser Jahre wurde „Essex Man“, der sein „Council House“ preisgünstig erwerben konnte und es damit zu einem gewissen Wohstand brachte. Hauptstadt von Essex Man war Basildon in Essex und das Auto war in der Regel in Ford Escort XR3. Als später die Hypothekenzinsen stiegen, konnten viele das Haus nicht mehr halten und landeten in „Cardboard City“ in der Nähe von Waterloo Station (1983-1998) in der Unterführung unter dem Bullring Kreisels. Heute steht dort das IMAX Kino. Nach 18 Jahren Opposition kam die Labourpartei 1997 unter Tony Blair wieder an die Macht und führte zu einem wirtschaftlichen Wachstum bis zur 2. Hälfte 2008, für das vor allem der Finanzsektor sorgte. Festzuhalten bleibt, dass kein einziges Gesetz, das unter Frau Thatcher verabschiedet worden war, zurückgenommen wurde. Auf Grund der globalen Finanzkrise kam es zur erneuten Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit, die mit dem Zusammenbruch der Northern Rock Bank begann und wonach mehrere Banken verstaatlicht werden mussten. Turbulenzen an den Kapitalmärkten und steigende Rostoffpreise schadeten dem VK mehr als anderen entwickeltenStaaten und haben die Rezession bis heute nicht beendet. Auf dem Immobiliensektorhaben sich gewaltige Veränderungen vollzogen. Früher kaufte man als jungverheiratetes Ehepaar – oder auch als Jungegeselle – ein Haus (was billiger als Miete war), schloss einen Bausparvertrag ab und zahlte dann ab. Vergrößerte sich die Familie, wurde mit dem eingezahlten Geld ein größeres Haus in einer besseren Gegend gekauft usw. Später, wenn die Kinder aus dem Haus waren, kaufte man wieder ein kleineres Haus. Umbauten an Häusern waren so gut wie unbekannt. In den späten 1990er Jahren eskalierten die Preise für Häuser und verdoppelten ihren Preis in immer kürzeren Zeiträumen, so dass es für jüngere Leute kaum mehr möglich war, ein Haus zu kaufen. Wenn man allerdings das Startkapital für den „Einstieg“ hatte, konnte man mit den steigenden Preisenweiter aufsteigen. Diese Blase platzte allerdings mit der Rezession und trieb viele Familien in die Schulden. Dabei sind die Häuser sehr primitiv gebaut und haben in der Regel keine Keller. Leitungsrohre und elektrische Leitungen sind überPutz verlegt. Die Arbeitersiedlungen im Norden Englands bestanden aus „back to back houses“ mit Außentoilette und den umgangssprachlich „two up, two down“ Häusern 15 genannt, die mit einer steilen Treppe nach oben verbunden waren. Die Häuser in England werden vereinfacht nach der Größe der Schlafzimmer bemessen, so hat ein three-bedroom house – Wohn / Esszimmer und Küche unten und 3 Schlafzimmer oben. Immigration Nach ihrer Unabhängigkeit 1947 kamen Inder in großen Scharen nach England und arbeiteten als Busfahrer, in Gießereien oder Textilfabriken, spätere Ankömmlinge in Corner Shops oder Postagenturen. Eine große Zahl kam zwischen 1965 und 1972 als Idi Amin 50.000 Gujaratis aus Uganda warf, dazu kamen weitere 30.000 ugandische Asiaten. Bis zum „Commonwealth Immigrants“- Gesetz von 1962 konten alle Bürger des Commonwealth ungehindert ins VK einwandern. Am 20. April 1968 hielt Enoch Powell seine berüchtigte „Rivers of Blood“ Rede, in der er die Auswüchse von unkontrollierter Einwanderung aufzeigte. Obwohl Edward Heath ihn aus seinem Schattenkabinett entließ, erhielt er großen Zuspruch und eine Meinungsumfrage zeigte, dass 74% seiner Meinung waren. Als drei Tage später die „Race Relations Bill“ im Parlament diskutiert wurde, kam es landesweit zu Streiks aus Protest gegen Powells Entlassung. Viele Immigranten aus Indien und Pakistan versuchten illegal – meist nachts – an der britischen Küste zu landen und wurden von der Polizei regelrecht gejagt. Da es in GB kein Meldewesen gibt, waren Einwanderer nicht mehr auszumachen, wenn sie einmal in ihren Großfamilien der großen Industriestädte verschwunden waren. Ab 1972 durften nur noch Leute mit Arbeitserlaubnis oder mit Eltern oder Grosseltern, die in GB geboren waren, einwandern. In den 1980er Jahren kam es wiederholt zu Rassenunruhen von Immigranten aus den 1960er und 1970er Jahren, wie z.B. in Tottenham, Brixton (London) und Toxteth (Liverpool; hohe Arbeitslosigkeit wg. der starken Zunahme an Containern, Chapeltown (Leeds) und der Moss Side (Manchester), nachdem die konservative Regierung den „Vagrancy Act“ von 1824 verschärft hatten, so dass Leute angehalten und untersucht werden konnten, die unter „angemessenem Verdacht“ standen. Gründe für die Unruhen waren der Niedergang der Stadtteile, die sog. „Inner Cities“, schlechte Unterbringung und hohe Arbeitslosigkeit. Er wurde unverhältnismäßig oft auf Schwarze angewandt,die aber bereits in England geboren waren. Im Stadtteil Broadwater Farm von Tottenham war Cynthia Jarrett aus der Karibik nach einer Hausdurchsuchung an Herzversagen gestorben und in den darauffolgenden Unruhen, angeheizt durch den Tod einer Schwarzen in Brixton wurde der Polizist Keith Blakelock erschossen. Bernie Grant, Fraktionsvorsitzender der Labourfraktion in Haringey und späterer Unterhausabgeordneter für Tottenham wurde angeklagt, weil er gesagt haben soll, dass "the police got a bloody good hiding", jedoch hatte er 16 gesagt, "The youths around here believe the police were to blame for what happened on Sunday and what they got was a bloody good hiding." Der damalige Innenminister Douglas Hurd nannte ihn den „Hohepriester der Unruhen“ und die Presse „Barmie Bernie“. Liverpool hat noch eine besondere Situation. Es ist „die falsche Stadt, im falschen Jahrhundert, auf der flaschen Seite von England. 2011 – 466.400 Einwohner / 1931 – 846.101 Einwohner (von 1971-1981 Verlust von 100.000 Einwohnern): Verlust von Nahrungsmittelindustrie (durch Importe), Colin & Lyle, Werften, Dunlop, Leyland – zwischen 1960 und 1979 wurden 250.000 Arbeiter entlassen. Erneute Unruhen gab es im August 2011 in denselben Städten. Vieles hat sich also in GB verändert, vor allem wirtschaftlich, was man auch in unserer Partnerstadt Norwich verfolgen kann. Hier war früher ein Zentrum der Schuhindustrie (Start-rite, Van Dal, Northvic), die fast völlig zum Erliegen gekommen ist. Boulton & Paul, die ursprünglich Fertighäuser bauten und die Hütten für Scotts Antarktikexpedition herstellten, danach Motoren für Motorboote und ab dem 1. Weltkrieg Flugzeuge;Barnards (Wirenetting), Laurence Scott (Electrical engineers), Es gab die Schokoladenfabrik von Rowntree Mackintosh, wo heute ein Einkaufszentrum „Chapelfield“ ist. Ursprünglich hießen sie Caley’s, die neben Schokolade und Mineralwasser auch Christmas Crackers herstellten. In den 1930er Jahren wurden sie von Rowntree übernommen, die später mit Mackintosh zusammengingen, dann von Nestlé übernommen und 1996 geschlossen. HMSO, die Bundesdruckerei, wurde in den 1970er Jahren geschlossen. Jarrolds Druckerei, 1810 gegründet, die einst 2000 Beschäftigte hatte, wurde 2004 nach Indien verkauft. Colmans Senf und Getränke (1814 gegr.) gehört zum Unilever-Konzern und die Versicherung Norwich Union (1797 gegr.), in der früher ganz Generationen aus Norwich arbeiteten, wurde 2009 von der Aviva-Gruppe übernommen und rigoros umstrukturiert die Norwich Brewery, die letzte der vielen kleinen Brauereien (Morgans, Steward and Patteson, Youngs Crawshay and Youngs, Bullard and Son), schloss 1985, nachdem Holsten-Bräu hier noch einige Jahre ein Lager hatte. Bonds Department Store in Ber Street, der 122 Jahre im Familienbesitz war, wurde bereits 1982 Teil von John Lewis Partnership, wurde aber erst 2001 unter dem Namen John Lewis geführt. Heute herrschen vor allem Dienstleistungen vor: Neben Aviva gibt es weitere Versicherungs und Finanzdienstleister. 17 Archant war früher als Eastern Counties Newspapers bekannt mit den Norwich Evening News und Estern Daily Press Südlich von Norwich liegt der Norwich Research Park mit über 30 Forschungsstätten (Institut der Nahrungsforschung, John Innes Centre (Forschungscenter für Pflanzen und Microbiologie), die UEA und das Norfolk and Norwich Universitätskrankenhaus. Im Bereich des Bahnhofs gegenüber dem Nelson Hotel und entlang der Prince oft Wales Road hat sich entlang des Flusses Wensum eine Amüsierzeile entwickelt, die besonders am Wochenende häufig zum Schauplatz des berüchtigten Binge-Drinking wird. Wenn man hier langgeht, ist man erschrocken über das große Aufgebot an Polizisten, die darüber wachen, dass hier nichts eskaliert. Positiv muss man vermerken, dass die Stadt ist durch Blumenschmuck bunter und offener geworden ist, viele Lokale haben Außenrestauration, das Essen in den Pubs ist dank geänderter Schankzeiten vielfältiger und qualitativ besser geworden. Als ich das erste Mal nach Norwich kam, wurde mir der Spruch „There’s a church for every week oft the year and a pub for every day oft the year” bekannt. Es sollen einmal mehr als 600 gewesen sein und um 1900 waren es noch 561. Im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 100 Pubs durch Luftangriffe in Norwich zerstört und in den 1960er Jahren, als man mit der Atlstadtsanierung begann, wurde weitere Pubs geschlossen. Allein in der King Street gab es 58 Kneipen, heute gibt es noch 1, „King“ und wahrscheinlich öffnet „The Ferry Boat Inn“ demnächst wieder. Ähnlich war es in anderen Straßen und in einem überschaubaren Zeitraum schlossen allein in drei Straßen 138 Pubs. Die verbliebenen Pubs wurden von nationalen oder internationalen Brauereien übernommen, auch die Brauereien aus East Anglia, Adnams und Greene King haben viele Pubs aufgegeben, häufig für Bauland. Viele Pubs haben auch ihren Namen verändert. In den EEN gab es sogar eine Kampagne “Love our Local”. Trotzdem geht das Pub-Sterben weiter, Bier und andere Getränke sind teuer und deshalb füllen sich die Pubs erst in den späten Abendstunden.Mit den Pubs sterben auch die hier praktizierten Sportarten wie Darts, Pool und Snooker. Was nicht besser geworden ist, ist die Anbindung an das restliche England. Der Satiriker Malcolm Bradbury äußerste bereits vor Jahren „Norwich is cut off from England on three sides by the sea and on the fourth by British Rail.” Norwich ist die einzige Großstadt Englands, die an ein überregionales Autobahnnetz angeschlossen ist. Die Autobahn M 11 geht hinter Cambridge in eine zweispurige Landstraße über, aber 2013 soll endlich mit dem durchgängigen vierspurigen Ausbau begonnen werden. 18