Jahresbericht - in der Südlichen Kurpfalz

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Jahresbericht - in der Südlichen Kurpfalz
Diakonisches
Werk
Bericht der Jahre 2006-2008
Leitbild des Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis
씰 Wir sind eine Einrichtung der Evangelischen Kirche
씰 Wir sind Teil der Diakonie im Dienst am Nächsten
씰 Wir arbeiten auf der Grundlage christlicher Werte
씰 Wir sind Haupt- und Ehrenamtliche, die partnerschaftlich zusammenarbeiten
씰 Wir achten jeden Menschen, unabhängig von seiner Religion und Herkunft
씰 Wir geben Hilfestellung, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten
씰 Wir reagieren auf gesellschaftliche Herausforderungen und übernehmen soziale
Verantwortung
Redaktion: Stefanie Pfäffle und Gerhard Tröndle
Mediengestaltung + Herstellung: Druckerei Maulbetsch GmbH, 74939 Zuzenhausen
1
Inhalt
Vorwort
2
Thema: Familienhilfe (k)ein Auslaufmodell?
3
Kapitel 1
Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit
6
Kapitel 2
Ehe- Familien- und Lebensberatung
8
Kapitel 3
Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung
10
Kapitel 4 Pflegekinderdienst
12
Kapitel 5
14
Adoptionsvermittlung
Kapitel 6 Kinderhilfe- und Kinderförderfonds
16
Kapitel 7
18
Kurberatung
Kapitel 8 Schuldnerberatung
20
Kapitel 9 Sozialpsychiatrischer Dienst, Betreutes Wohnen und Tagesstätte
22
Kapitel 10 Migrationsberatung
24
Kapitel 11 Sozialpädagogische Gruppen in Sinsheim und Neulußheim
26
Kapitel 12 Hospizdienst
28
Kapitel 13 Appel + Ei - ein Tafelladenprojekt in Schwetzingen
30
Kapitel 14 Arbeitslosenprojekt DW-Laden
32
Kapitel 15 Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen
34
Finanzierung der Arbeit des Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis im Jahr 2008
35
Statistik
36
Verbandsstruktur
39
2
Vorwort
Zukunftsmodell Familie
Wir freuen uns, wieder einen informativen Mehrjahresbericht vorlegen zu können. Die vergangenen drei
Jahre waren geprägt von den zunehmenden Herausforderungen, die mit dem Stichwort „Sozialer Wandel“ verbunden sind. Die sich verändernde soziale
Landschaft hat auch für das Diakonische Werk im
Rhein-Neckar-Kreis vielfältige, zum Teil neue Aufgaben gebracht. Wobei heute noch nicht abzuschätzen
ist, welche Auswirkungen die aktuelle Wirtschaftskrise für die diakonische Arbeit vor Ort künftig haben
wird. Nichtsdestotrotz sehen wir uns im Diakonieverband Rhein-Neckar, der nach der Fusion der beiden
südliche Kirchenbezirke zum Dekanat Südliche Kurpfalz nunmehr in vier großen Kirchenbezirken agiert,
gut aufgestellt. Die bisherigen Arbeitsbereiche konnten weiter abgesichert, manche wie die Schuldnerberatung sogar noch ausgebaut werden. Dieses war
nicht zuletzt durch die Neuregelung der landeskirchlichen Mittelzuweisungen möglich geworden. Unsere
größte Stärke liegt aber sicherlich in der Fachkompetenz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit
ihrem professionellen wie menschlichen Einsatz
konnten sie für unsere Partner und Klienten ein hohes
Maß an diakonischer Kultur erlebbar und erfahrbar
machen. Und das bedeutet für einen kirchlichen
Wohlfahrtsverband auch immer ein Stück vom Reich
Gottes spürbar werden zu lassen. Dafür möchten wir
uns von Seiten des Vorstands und der Geschäftsführung bei allen Mitarbeitenden bedanken.
Einen Schwerpunkt bildet in diesem Jahresbericht
das Thema Familie. Die Familie ist nach langen Jahren der Vernachlässigung wieder in den Blickpunkt
von Gesellschaft und Sozialpolitik gerückt. Gott sei
Dank! Die einschlägigen Armutsstatistiken, aber auch
spektakuläre Einzelfälle von Kindesmissbrauch bzw.
Vernachlässigung haben die Öffentlichkeit dafür sensibilisiert. Auch dem Letzten unter uns ist inzwischen
klar geworden, dass die Familie als besondere Lebensform umfangreiche Unterstützung braucht, wenn
sie nicht zum Auslaufmodell werden soll. Die demographische Entwicklung und der sich vollziehende
Wertewandel, aber auch ökonomische und soziale
Probleme wirken sich ohne Frage negativ auf das
System Familie aus. Für viele Menschen birgt der
Wunsch, eine Familie zu gründen und Kinder zu
haben, zugleich ein mögliches Armutsrisiko. Allein
Erziehende oder Elternpaare aus unteren Einkommensschichten sind davon besonders bedroht.
Die Diakonie versucht auf unterschiedliche Weise Abhilfe zu schaffen. Die hier beschriebenen Familienhilfen in unseren Dienststellen, aber auch die beiden
Kinderhilfefonds im nördlichen und östlichen Verbandsgebiet sind dafür beredte Beispiele. Weitere
ließen sich nennen. Wir als Diakonie und Kirche werden uns jedenfalls - gerne auch zusammen mit anderen Sozialträgern und Verbänden - weiterhin dafür
einsetzen, dass die Familie in unserem Land wieder
eine Zukunft hat. Und das bedeutet ebenso, dass ihr
die gesellschaftliche Aufmerksamkeit wie die entsprechenden, sozialen Unterstützungsleistungen zuteil werden, die ihr tatsächlich zustehen.
Der Gründervater der modernen Diakonie, Johann
Hinrich Wichern, dessen 200. Geburtstag wir im Jahr
2008 bedacht haben, hat unermüdlich darauf hingewiesen, dass eine Gesellschaft nur überleben kann,
wenn sie das Wohl der Kinder ins Zentrum rückt. Sein
damaliges Programm der Inneren Mission war nicht
zuletzt auf der ganzheitlichen Stärkung der Familie
aufgebaut. Auch wenn sich seither die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend verändert haben, das
bleibt heute gleich wichtig: Das Zusammenleben in
einer Gesellschaft kann nur dann nachhaltig gelingen
und Bestand haben, wenn man die Schwächsten
nicht aus dem Blick verliert.
Thomas Löffler
Pfarrer und DiplomDiakoniewissenschaftler,
Vorstandsvorsitzender des
Diakonieverbandes
3
Familienhilfe - (k)ein Auslaufmodell?
Ingrid Reutemann,
Referentin des Diakonischen Werkes Baden
Mögen Sie Kinder? Ja gerne, Kinder sind wunderbar.
Aber, zuerst kommt die Ausbildung, dann ein festes
Standbein im Beruf, und natürlich wird eine gute
Wohnung gebraucht. Und vor allem die Partnerschaft, sie muss stimmen, sie muss sicher sein. Ohne
diese Voraussetzungen gibt es kein Ansehen in der
Gesellschaft, gehört man zu den Verlierern und die
Kinder mit dazu. Wir sprechen von Familiengründung. Etwas, das einfach nur selbstverständlich sein
sollte, wurde zum Gradmesser in Diskussionen über
Lebensbedingungen und Chancengleichheit. Da geht
es um private Lebensentwürfe und gesellschaftliche
Hochrechnungen, um individuelle Sehnsuchtsvorstellungen und Armutsrisiko, um Zukunft mit Fortschrittsgläubigkeit oder Ballast, um die Verteilung
von Aufgaben, von Rechten, von Macht und von Steuermitteln und –lasten. Und die Bundesstatistik bringt
als Ergebnis: Erneut weniger Geburten für das Jahr
2008.
Warum verzichten Männer und Frauen auf Kinder?
Bei manchen Menschen kommt es anders als gedacht, geplant, geträumt. Man wünscht sich Familie,
aber die Vorstellung, ein Kind allein erziehend zu
haben, macht Angst. Manchmal wird die Sorge, ein
Kind in unsichere Verhältnisse hinein zu bekommen,
zu einer lebenslangen Verhütung. Das sind die neuen
Wahlmöglichkeiten, zu denen sich eine neue Moral
entwickelte. Aus einem Entscheiden können, wurde
die Pflicht zur Entscheidung. Kinderwunsch ja, aber
drumherum muss alles stimmen: Partnerschaft, finanzielle Situation, berufliche Sicherheit, Gesundheit.
Das Zeitfenster für die optimale Geburt ist kleiner
geworden. Familie als Risiko, können wir es wagen?
Warum haben Frauen, Paare es schwer, sich Kinder
zu wünschen, sie groß zu ziehen? Wie gerecht sind
Lasten verteilt? Der UNICEF-Bericht aus dem Jahr
2008 zur Lage von Kindern in Deutschland zeigt,
dass die Armutsrisiken für Familien mit Kindern in
den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen sind. Dazu
fasst die Familienforschung Baden-Württemberg in
ihrer aktuellen Untersuchung zur ökonomischen Lage
von Familien zusammen, dass das Familiennettoeinkommen von jungen Paaren mit Kindern in unserem
Land etwa 300 ¤ niedriger ist als das junger kinderloser Paare. Weiterhin wird berichtet, dass etwa jede
zehnte Paarfamilie als armutsgefährdet gilt. Und rund
30% der allein erziehenden Mütter sowie der ausländischen Familien und etwa jede fünfte Familie mit
drei und mehr Kindern leben in Baden-Württemberg
unterhalb der Armutsrisikoschwelle.
Zukunftsängste, Angst vor Verlust des sozialen Status, finanzielle Probleme, dies sind die Themen, die
in der Beratung im Diakonischen Werk immer wieder
genannt werden. Baden-Württemberg ist kein armes
Land, aber das Armutsrisiko für Familien ist gestiegen. Es gibt eine Furcht vor der Rutsche in die Armut,
genannt Hartz IV, und es gibt eine gewaltige Angst
davor, dass man sich auf einmal selbst darauf befinden könnte. In dem reichen Bundesland wächst, wie
an vielen Orten, die Diskrepanz zwischen Arm und
Reich und die Familienhilfe arbeitet genau in dieser
Kluft. Armut hat heute viele Gesichter: Es gibt den
arbeitslosen Akademiker und den Gelegenheitsarbeiter, den wegrationalisierten Facharbeiter und
die schon immer zu kurz Gekommenen am Rand der
Gesellschaft, dazu gehört die allein erziehende Mutter, die mit ihren Mini-Jobs und Teilarbeitsverträgen
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nicht das Existenzminimum erreicht und die Einwandererkinder, die nicht aus ihrem Ghetto herauskommen. Dabei ist auch der überflüssig gewordene
Bankangestellte, der sein Haus verloren hat und nun
vom Arbeitslosengeld II lebt. Für all diese Menschen
ist eine Familie vorhanden, die die Verpflichtung hat,
zu unterstützen und mit Sorge zu tragen, oder eine
Familie, für die es eine Verantwortung gibt und um
die man sich sorgt. Verwandschaftliche Bindung gehört zur verlässlichsten Sozialbeziehung. „Ich brauch
euch..., ihr müsst mir helfen..., ich komm allein nicht
weiter“. Die Hilfsbereitschaft ist in Not und bei Schadensfällen zwischen Familienangehörigen am größten. Aber ebenso wissen wir, dass es innerhalb der
nächsten Verwandtschaft nicht immer friedlich zugeht. Hilfe zu brauchen ist schnell von einem Hauch
Peinlichkeit begleitet. Wie oft ist es unmöglich sie
einzufordern oder zu erhalten?
Solidarität und Unterstützung kann nicht nur eine
verwandtschaftliche Aufgabe sein. Sie ist der Auftrag
eines Sozialstaates mit einer unterstützenden Familienpolitik, denn das Leben ist nicht immer gerecht.
Manche werden mit dem silbernen Löffel im Mund
geboren, nach einer behüteten Kindheit folgt die Karriere. Andere haben hier die Niete gezogen. Hier liegt
eine Aufgabe für die Familienhilfe der Diakonie im
Unterstützen und Fördern. Aber vor allem muss sie
Pfadfinder und Streithelfer für soziale Gerechtigkeit
sein. Sie leistet soziale Arbeit, die auf Solidarität und
Mitmenschlichkeit baut wie der barmherzige Samariter, der seine Aufgabe aber nicht allein darin sieht,
den unter die Räuber Gefallenen zu pflegen. Für den
Samariterdienst der modernen Wohlfahrtspflege gilt
es, die Straßen so zu sichern, dass immer weniger
Menschen unter die Räuber fallen. Das ist eine soziale
und zugleich eine hochpolitische Aufgabe. Eine moderne Familienpolitik muss dafür sorgen, dass alle
Kinder gute Entwicklungschancen erhalten. Sie gibt
den Menschen Grundsicherung und Grundsicherheit
in einem familienfreundlichen Umfeld in dem sie sich
entfalten können.
Was zeichnet ein familienfreundliches Umfeld aus?
Wodurch werden Regionen für Familien attraktiv? So
vielfältig Familien sind, so verschieden sind auch ihre
Wünsche an ihr Lebensumfeld. Wichtig ist immer,
dass der Wohnraum gut und bezahlbar bleibt, der
wirtschaftliche Standort und Arbeitsmarkt, was
Schule und die Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu
bieten haben. Dazu werden zunehmend Orte gesucht, an denen sich Generationen selbstverständlich
begegnen und sich gegenseitig helfen, denn unsere
Familiennetzwerke sind kleiner geworden. Solche
Treffpunkte sollen die Isolation der verschiedenen
Altersgruppen überwinden und Toleranz und Verständnis füreinander unterstützen. Das ist eine Zukunftsaufgabe.
Orte der Begegnung werden benötigt, in denen Kinder gefördert werden und Familien Rat finden, in
denen ältere Menschen aktiv sein können. Das kann
ein Tätigkeitsfeld für das Ehrenamt sein. Da muss neu
geackert und gesät, da muss neu kultiviert und organisiert werden. Menschen nicht nur zu punktueller
und spontaner Hilfsbereitschaft zu animieren, sondern zu stetiger, langfristiger sozialer Mitarbeit, ist
das die Aufgabe der Familienhilfe? Wenn ja, hat sie
die Sorge soziales privates Engagement zu sammeln
und zu bündeln, das Zueinanderfinden zu begleiten,
Begegnungen zu ermöglichen; für ein neues Miteinander der Familien, das die nachbarschaftliche Hilfe
im Blick hat und Türen öffnet.
Vielfalt kennzeichnet die Familien und vielfältig können die Aufgaben der Familienhilfe sein. Die Familienpolitik der letzten Jahre brachte viele Änderungen
in den Leistungen und Sozialtransfers, um die Einkommenslage der Familien zu korrigieren. Auf der
einen Seite wurde gegeben, auf der anderen reduziert. Da war Freude vorhanden, dort Enttäuschung.
Familien mit knappen Einkommen zählen zu den Verlierern der Reformen, und sie müssen nach wie vor
langwierige, bürokratische Wege gehen, um ihre
Rechtsansprüche zu verwirklichen. Wem gelingt
der Antragsmarathon bei den unterschiedlich zuständigen Stellen ohne atemlos zu werden? Wird ein
Kind in finanziell knappe Verhältnisse geboren, ist das
Einhalten von Terminen und Fristen unerlässlich. Zahlungsverzögerungen oder gar das Einstellen von Leistungen bedroht die Existenz. Wer schafft dies ohne
Hilfe und Beratung?
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Begleiten wir in Gedanken eine Alleinerziehende zu
den Stellen, die sie für Anträge und Nachweise - häufig mehrfach - aufsuchen muss, wie
씰 die Krankenkasse für das Mutterschaftsgeld und
den Antrag auf Versicherung,
씰 der Frauenarzt für den Antrag auf Befreiung
der Zuzahlung, der Bescheinigung zum
Entbindungstermin,
씰 die L-Bank für den Elterngeld-Antrag,
씰 der Arbeitgeber für die Gehaltsbescheinigung,
씰 die Familienkasse für den Kindergeldantrag und
den Antrag auf Kinderzuschlag,
씰 das Jugendamt für die Vaterschaftsanerkennung und die Beistandschaft,
씰 die Wirtschaftliche Jugendhilfe für den Antrag
auf Unterhaltsvorschuss,
씰 die Agentur für Arbeit für den ALG II Antrag
(alle 6 Monate)
씰 das Landratsamt, Sozialamt für Unterkunftskosten,
die Wohngeldstelle der Gemeinde für den
Wohngeldantrag,
씰 die Gemeinde, bzw. das Landratsamt für die
Rundfunk- und Fernsehgebührenbefreiung,
씰 die Agentur für Arbeit oder das Jugendamt für
die Übernahme der Kinder-Betreuungskosten.
Nichts vergessen? Ach ja, Sie hat ein Kind geboren,
für das sie sorgt, dem sie Liebe und Kraft geben muss.
Sie ist häufig müde, körperlich noch nicht ganz fit. Zu
Hause fehlt der Gesprächspartner, vor allem wenn sie
unsicher ist, ob alles normal und richtig ist mit dem
Kind. Hier ist ein Ansatz für die Familienhilfe. Ist diese
nur eine weitere professionelle Institution? Hat sie
ausreichend Zeit und die notwendige Portion Geduld,
sich um die kleinen Dinge im Leben ihrer Klientel zu
kümmern, die aber für diese von großer Bedeutung
sind? Oder lässt ihr Arbeitstakt zu wenig Raum und
Zeit? Ist die Familienhilfe ein Auslaufmodell oder hat
sie genau die Form, die benötigt wird, um Menschen
in ihren ganz privaten Bezügen zu unterstützen und
zu fördern? Kein Auslaufmodell ist die Familienhilfe,
wenn sie wach ist für die Veränderungen und Erfordernisse des täglichen Lebens und sie die Solidarität
und Mitmenschlichkeit im Gemeinwesen befördern
und verwirklichen kann.
Krise ist in unserer sich verändernden Umwelt zu
einem stehenden Begriff geworden. In dieser Zeit
bietet das Diakonische Werk im Rhein-Neckar-Kreis
mit seinen vielfältigen Hilfen an unterschiedlichen
Orten ein Angebot für Familien, das unerlässlich ist.
Die Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes geben
Hoffnung da, wo sie droht, verloren zu gehen und Unterstützung dort, wo kleine und große Probleme bewältigt werden müssen. Sie schaffen Verbindungen
zu Ämtern und Unterstützungsleistungen und zu den
Kirchengemeinden. Sie knüpfen mit am Netzwerk der
Beziehungen, das für ein Leben in der Gemeinschaft
so bedeutungsvoll und unentbehrlich ist.
6
Kapitel
1
Kirchliche Allgemeine
Sozialarbeit
Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit:
Sozialrechtliche Beratung
Beratung und Hilfe
씰 bei sozialrechtlichen Fragen
씰 bei der Klärung von Leistungsansprüchen
씰 bei finanziellen Problemen
Familien- und Lebensberatung
Beratung und Hilfe
씰 bei persönlichen Konfliktsituationen
씰 bei psychosozialen Schwierigkeiten
씰 bei Partnerschafts- und Familienproblemen
Die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit wird in
allen Dienststellen des Diakonischen Werkes im
Rhein-Neckar-Kreis angeboten.
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Mitarbeitende der Dienststelle Schwetzingen und Wiesloch
Vertrauen schaffen
Haushaltsführung, sondern sieht auch Bescheide
durch, denn manchmal fehlen Angaben. Viele Ratsuchende verstehen die behördlichen Schreiben einfach nicht. „Oft muss ein Widerspruch eingelegt oder
eine Neuberechnung beantragt werden oder ich helfe
bei den Formularen.“ Sie verhandelt mit Stromanbietern um Ratenzahlung und Zahlungsaufschub zu
erreichen, berät Alleinerziehende wegen des Umgangsrechts und vermittelt Paare, die in einer Krise
sind, an die Eheberatung weiter. „Wenn es ein Thema
ist, das ich nicht behandeln kann, wie zum Beispiel
spezifische Fragestellungen in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten, leite ich die Klienten an
unsere Fachdienste weiter.“ Sie sei sehr froh darüber,
dass die Schwetzinger Dienststelle hier ein breites
Angebot hat. „Durch die räumliche Nähe ist die
Die kirchliche allgemeine Sozialarbeit ist erste Anlaufstelle für Probleme und Fragestellungen.
Der Strom wurde abgestellt. Kein Geld mehr für
Lebensmittel am Wochenende. Der Kühlschrank ist
kaputt, aber es sind keine Mittel für Ersatz da.
In solchen akuten Notlagen wenden sich Menschen
an die kirchliche allgemeine Sozialarbeit, kurz KASA,
die erste Anlaufstelle des Diakonischen Werkes für
Probleme oder auch nur informelle Fragestellungen.
Drei Mal wöchentlich hat Sozialarbeiterin Ingrid
Fichtner in Schwetzingen offene Sprechstunde. „Dann
ist es natürlich gut, wenn die Leute auch die entsprechenden Unterlagen dabei haben, damit ich einen
Einblick bekomme, was vielleicht auch schon getan
wurde, welche Ansprechpartner ich habe, welche
Kundennummern der Agentur für Arbeit.“ Doch nicht
immer sind die Klienten so sorgfältig. Da kommt
schon mal eine Familie mit kleinen Kindern, die seit
einer Woche keinen Strom hat, wartet 45 Minuten
und hat dann aber nicht die Rechnung dabei.
Die Mitarbeiter der KASA brauchen ein sehr großes
Basiswissen über die Sozialgesetze und Berufserfahrung, um mit den verschiedensten Fragestellungen
umgehen zu können. Denn die Klienten sind sehr unterschiedlich, reichen vom Obdachlosen, der eine
Beihilfe für den Fahrradschlauch braucht, über Einzelpersonen bis hin zu Familien. Gerade, wenn sich
neue Patchworkfamilien bilden, ist den Beteiligten oft
nicht ganz klar, wer für wessen Unterhalt zuständig
ist, vor allem bei Arbeitslosengeld II-Empfängern. Am
häufigsten sind Anfragen zu finanziellen Themen
sowie zur Existenzsicherung. „Viele wissen zwar, dass
ihr Geld nicht reicht, können aber nicht sagen, woran
es liegt“, beschreibt Fichtner eine Ausgangssituation.
Dann bespricht die Sozialarbeiterin nicht nur die
Wahrscheinlichkeit größer, dass die Menschen auch
hingehen, als wenn ich sie zu einer anderen Beratungsstelle in Schwetzingen oder Heidelberg
schicken muss.“
Wichtig ist Fichtner der ganzheitliche Ansatz der Beratung, ein Mensch wird nie auf sein finanzielles Problem reduziert. Wie sind die Klienten in ihre
Familie und ihr Umfeld eingebettet, können vielleicht
dort Leute helfend einspringen? Was hat der Ratsuchende bereits selbst unternommen und mit welchem Ergebnis? Wie erlebt er die Situation? KASA ist
immer auch Beziehungsarbeit. Die individuelle oder
persönliche Situation und wie diese empfunden wird
spielt immer eine große Rolle. Viele Klienten haben
bereits aus ihrer Sicht schlechte Erfahrungen mit Behörden gemacht, die sind dann froh, wenn einer nur
mal zuhört, ohne auf die Uhr zu schielen. „Beratung
heißt nicht nur Fragen beantworten, sondern geht
weit darüber hinaus.“ Klienten müssen sich angenommen fühlen, brauchen Zeit, um Vertrauen zu entwickeln, um auch unangenehme Themen ansprechen
zu können. Dies geschieht dann natürlich nicht
während der offenen Sprechstunde sondern bei extra
anberaumten Terminen. Nicht immer sind da Lösungen gefragt, „manchmal reicht ein gutes Wort“.
Dienststelle
Schwetzingen
8
Kapitel
2
Ehe-, Familien- und
Lebensberatung
Angebot: Erstgespräch zur Klärung
der aktuellen Problemlage
Weitergehende Beratung bei
씰 Trennung und Scheidung
씰 Partnerschaftskonflikten
씰 Beziehungsproblemen
씰 Familiären Konflikten
씰 Persönlichen Krisen
Vermittlung an andere Beratungsstellen
씰 z. B.: Schuldnerberatung, Suchtberatung,
Schwangerenberatung
Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung wird in
der Dienststelle Weinheim angeboten.
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Mitarbeiterinnen der Dienststelle Weinheim
Trennungen bergen viele Probleme. Familien, die
finanziell eben noch gut zu Recht kamen, bei denen
auch der Jahresurlaub noch selbstverständlich war,
stehen plötzlich an der Armutsgrenze, weil das Einkommen für eine doppelte Haushaltsführung nicht
ausreicht. Gerade Kinder sind davon immer häufiger
bedroht. Diese leiden auch unter immer konfliktreicheren Trennungen, unter Elternteilen, die kaum
noch in der Lage sind, miteinander zu sprechen. Hier
müssen Erziehungs- und Umgangsfragen zum Wohle
des Nachwuchses mit Hilfe der Beraterin geklärt werden. Finden die Eltern neue Partner, sind die Stiefeltern das nächste Thema. Für Trennungskinder hat
Kinder leiden unter immer konfliktreicheren Trennungen
Die Ehe-, Familien- und Lebensberatung bietet Gespräche und spezielle Gruppen.
Manchmal kommt ein Paar zu Petra Anthe in die Beratung, bei der ein Partner gedanklich schon längst
aus der Beziehung ausgestiegen ist. „Der andere will
es einfach nicht wahrhaben, dann versuche ich dies in
Gesprächen deutlich zu machen und suche gemeinsam mit dem Paar nach weiteren Wegen“, erklärt die
Diplomsozialpädagogin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Weinheim. Andere Paare kommen
rechtzeitig, um zu sehen, wie sie ihre Beziehung noch
retten können. Doch das sind nicht die einzigen Lebensbereiche, in denen die Weinheimer tätig werden.
Personen in Krisensituationen suchen die Beratungsstelle auf. Diese können völlig unterschiedlich sein,
reichen vom Arbeitsplatzverlust bis zum Tod eines
Angehörigen, der schwer zu verarbeiten ist. „Gerade
bei Todesfällen findet man anfänglich noch bei vielen Freunden ein offenes Ohr, aber irgendwann können die das nicht mehr hören“, weiß Anthe. Doch
manche können erst nach längerer Zeit überhaupt
darüber sprechen. Manchmal schickt auch die Arbeitsagentur Klienten vorbei, wenn der zuständige
Arbeitsvermittler das Gefühl hat, derjenige brauche
Begleitung. „Natürlich hat die Arbeitslosigkeit oberste Priorität, aber häufig kommen dann noch andere
Sachen hoch und es ist schwierig herauszufinden,
was jemanden wirklich daran hindert, eine Arbeit aufzunehmen.“ Entdeckt sie beim Gespräch Drogenoder Schuldenprobleme, ist sie froh, die Menschen direkt im Haus weitervermitteln zu können. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber bei Menschen, die sich
getrennt haben, daran denken oder sich im Prozess
befinden. Häufig machen Frauen den ersten Schritt
in die Beratungsstelle, meist sind auch sie es, die nach
einer Trennung zur Verarbeitung wiederkommen.
die Beratungsstelle deswegen 2009 eine eigene
Gruppe eingerichtet. Andere Angebote existieren bereits länger. Die Gruppe für junge Mütter etwa hat
sich aus der Schwangerenberatung heraus entwickelt. „Diese sehr jungen Mütter fühlen sich in den
normalen Krabbelgruppen mit ca. 30-Jährigen nicht
wohl“, hat Anthe erkannt. Hier geht es aber nicht nur
um den Kontakt untereinander, sonder auch um entwicklungspsychologische Beratung. „Man muss manchen zeigen, dass es nicht reicht, ein Kind nur zu
füttern und zu wickeln, man muss sich auch mit ihm
beschäftigen.“ Außerdem ist es wichtig, dass sich die
jungen Mütter über ihre beruflichen Ziele und Perspektiven klar werden. Es sei aber nicht immer leicht,
die jungen Mütter bei der Stange zu halten. Bei
der Gruppe für Alleinerziehende erhalten die Mütter
Unterstützung in Erziehungsfragen, aber auch Antworten auf rechtliche Ungewissheiten oder zu Fragen
nach einer neuen Partnerschaft.
Dienststelle
Weinheim
10
Kapitel
3
Schwangeren- und
Schwangerschaftskonfliktberatung
Staatlich anerkannte
Beratungsstelle
Beratung
씰 über Hilfen in der Schwangerschaft
씰 bei persönlichen Schwierigkeiten und
Paarproblemen
씰 im Schwangerschaftskonflikt mit
Beratungsnachweis
씰 und Begleitung bei Problemen nach einem
Schwangerschaftsabbruch
Informationen
씰 über soziale Leistungen, z.B. Kindergeld,
Elterngeld, Wohngeld usw.
씰 über Stiftungsleistungen und sonstige
finanzielle Hilfen
씰 zur Sexualaufklärung, Empfängnisverhütung
und Familienplanung
Dienststelle
Sinsheim
Die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung wird in allen Dienststellen des
Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis
angeboten.
11
Mitarbeitende der Dienststelle Sinsheim und Eppingen
einem Jahr wieder voll arbeiten.“ Manche sagen klar,
warum sollen sie ein Kind bekommen, wenn sie es
dann abgeben. Für die anderen tue sich glücklicherweise schon viel mit Tagesmüttern und Kindergartenplätzen. „Aber viele preiswerte Betreuungsangebote gibt es nicht.“ Zwei bis drei Mal jährlich bietet
die Beratungsstelle eine Gruppe für Alleinerziehende
an. Meist kommen Frauen, die auch schon in der
Schwangerenberatung waren und hier im Austausch
mit anderen neue Kraft für den Alltag tanken. Eine
Schwangerschaft wirft auch andere Fragen auf.
Reicht die bisherige Wohnungsgröße, wie reagiert
der Arbeitgeber, Geburtsvorbereitung und die Fragen
Kinder sind nach wie vor ein Armutsrisiko
Trotzdem versuchen die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberaterinnen Mut zu machen.
Da steht es blau auf weiß. Der kleine Strich zeigt es
eindeutig und auch der Arzt bestätigt die Diagnose:
Schwanger! Doch nicht immer löst das reine Jubelstürme bei den Frauen und ihren Partnern aus. Einige
wollen einfach in diesem Moment kein Kind, andere
haben Angst vor der finanziellen Belastung. In
beiden Fällen berät Brigitta Thiele von der Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung in
Sinsheim weiter. Die möchte vor allem mit einem Vorurteil aufräumen. „Bei Konfliktberatung denkt man
immer gleich an die Alleinstehende, aber zu mir kommen meistens verheiratete Frauen, die schon zwei
oder drei Kinder haben“, betont die Diplomsozialarbeiterin. Weder die vom Kindsvater Verlassenen noch
die karriereorientierten Singlefrauen bilden die Mehrheit. Viele der Frauen, die zur Pflichtberatung vor
einer geplanten Abtreibung kommen, haben Angst,
weil sie nicht wissen, was in der Sitzung passieren
wird. „Die meisten lassen sich aber auf ein Gespräch
ein, weil ich sowohl die Möglichkeiten nach dem Austragen, aber auch die Verarbeitung eines möglichen
Abbruchs anspreche.“ Ihr Anliegen sei es, dass die
Frauen bei jedem Schritt wissen, dass dieses in diesem Moment genau der richtige für sie ist und dies
auch nach Jahren noch so sehen.
Vor allem Existenzängste führen Frauen, die ihr Kind
austragen möchten, in die Beratung des Diakonischen Werkes. Mütter mehrerer Kinder fragen sich,
wie es mit noch mehr Nachwuchs weitergehen soll,
auch mit der bereits wieder aufgenommenen Arbeit.
Junge Paare überlegen, wie sie künftig nur noch mit
einem Gehalt auskommen sollen. „Das Elterngeld hilft
vielen Frauen bei der Entscheidung, aber es läuft nur
ein Jahr und nicht jede Mutter möchte bereits nach
nach Sorgerecht und Vaterschaft. „Männer demütigen die Frauen im Laufe der Schwangerschaft regelrecht mit ihren Zweifeln, das gab es vor vier, fünf
Jahren noch nicht“, stellt Thiele fest. Große Sorgen
machen der Beratungsstelle junge Frauen unter 25
Jahren, die nach der Geburt auf Arbeitslosengeld II
angewiesen sind und während der Schwangerschaft
nur selten bereits eine eigene Wohnung beziehen
können. Das seien schwierige Situationen, in denen
sie auch mal massiver gegenüber den Behörden auftreten müsse, im Notfall sogar unter Einbeziehung
eines Anwalts. „Viele Familien haben Schwierigkeiten
auf ihrem Weg in die Sicherheit, Kinder sind nach wie
vor ein Armutsrisiko.“ Es sei schlimm, das zu wissen
und vor sich eine unsichere junge Frau zu sehen, die
sich auf ihr Baby freut. Auch die Schwangerschaften
von sehr jungen Frauen nehmen zu, hat sie festgestellt. „Die bekommen keine Ausbildung nach der
Hauptschule und sehen ihre einzige Zukunftsperspektive darin, Mutter zu sein“, erklärt Thiele. In einer
anderen wirtschaftlichen Situation wäre das vielleicht
eher die Lehre. Selbst die Jungs strahlen, wenn sie
Vater werden, ganz ohne Ausbildung. Minderjährige
treffe sie dagegen nicht sehr vermehrt an in ihrer Beratung, das Thema sei hoch gekocht worden. Diese
kommen meist mit ihren Eltern und auch Thiele ist
froh, wenn diese mit einbezogen werden können.
„Der Gang zum Jugendamt und vors Amtsgericht ist
nicht schön.“ Oft kann sie die Eltern verstehen, die innerlich kochend vor ihr sitzen, weil die Tochter überzeugt ist, sie und ihr Freund werden großartige
Eltern, auch wenn sie den Jungen erst sechs Wochen
kennt. „Ich muss sie dann beruhigen, weil sie sonst
nur das Gegenteil bewirken.“
12
Kapitel
4
Pflegekinderdienst
Beratung und
Betreuung von
씰 Pflegekindern
씰 Pflegefamilien
씰 Herkunftsfamilien
bei
씰 Erziehungsschwierigkeiten
씰 Verhaltensauffälligkeiten
씰 Problemen in Schule und Ausbildung
씰 Konflikten zwischen Herkunftsfamilie und
Pflegefamilie
씰 Sonstigen Fragestellungen
Der Pflegekinderdienst betreut im Rahmen
einer Kooperationsvereinbarung mit dem Kreisjugendamt Rhein-Neckar Pflegekinder und
Pflegefamilien aus verschiedenen Gemeinden
des Kreisgebietes.
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Mitarbeitende der Dienststelle Heidelberg
Das schwere Paket, das die Kleinen mit sich herum
tragen, kann den Familienalltag sehr belasten. „Ich
stehe deswegen auch telefonisch zur Verfügung, wenn
Probleme zum Beispiel in der Schule auftauchen“, erklärt Hofsäß. Gerade im vergangenen Jahr häuften
sich die psychischen Probleme zweier Schützlinge
gleich so an, dass eine stationäre Unterbringung notwendig wurde. Ein Junge musste vorübergehend in
einer kinderpsychiatrischen Einrichtung behandelt
werden. Eine junge Frau konnte aufgrund ihrer psychischen Probleme auch am Wochenende nicht mehr
zu ihrer Pflegefamilie und wurde dann vollstationär in
einem Berufsbildungswerk untergebracht.
Die Maxime ist das Wohl des Kindes
Der Pflegekinderdienst betreut Pflegekinder, die Pflegeeltern und die leiblichen Eltern.
Sie haben meist schon einiges durchgemacht, bevor
sie in ihre neuen Familien kommen. Häufig wechselnde Bezugspersonen, Mutter oder Vater nicht imstande, ein Mindestmaß an emotionaler Nähe zuzulassen, nicht genug zu essen, körperlich oder gar
sexuell misshandelt. „Es sind alles Kinder, die nicht
gerade einen rosigen Start ins Leben hatten“, erklärt
Sozialpädagogin Alexandra Hofsäß. Sie ist zuständig
in der Dienststelle in Heidelberg für den Pflegekinderdienst.
Im Auftrag des Jugendamtes betreut Hofsäß die Kinder, die Pflege- aber auch die Herkunftsfamilien.
Meist beginnen die Pflegeverhältnisse im Kindergartenalter und dauern dann bis ins junge Erwachsenendasein an. Nur selten geben die Eltern ihren
Nachwuchs freiwillig her, zum größten Teil entscheidet ein Gericht darüber, wann das Kindeswohl gefährdet ist. Oft spielt eine Erkrankung der Eltern eine
Rolle, seien es Suchtproblematiken oder psychische
Probleme.
Mit der Vollzeitpflege soll den Jungen und Mädchen
im Vergleich zu einer Heimunterbringung ein stabiles Zuhause und die Möglichkeit, in einer Familie
aufzuwachsen, gegeben werden. Da es sich dabei um
eine Jugendhilfemaßnahme handelt, werden konkrete Hilfepläne ausgearbeitet. Mindestens ein Mal,
meistens zwei Mal jährlich trifft sich Hofsäß mit ihren
Schützlingen, bespricht die derzeitige Situation des
Kindes in der Familie, wie hat es sich entwickelt
und welche speziellen Fördermaßnahmen wären
geeignet, um das Kind zu unterstützen. Doch nicht
immer läuft alles glatt und problemlos ab.
Die Aufnahme in eine Pflegefamilie bedeutet nicht
automatisch den vollständigen Kontaktabbruch mit
den leiblichen Eltern. „Das Wohl des Kindes ist die
Maxime.“ Im Idealfall vereinbaren Pflegefamilie und
Herkunftsfamilie die Besuchskontakte eigenständig.
In anderen Fällen treffen sich beide Seiten in den
Räumen des Diakonischen Werks. Die Art des Kontakts wird dabei der jeweiligen Situation angepasst.
Pflegeeltern sind meist Paare, die bereits selber
Kinder haben oder aber auch ungewollt kinderlose
Paare, die hier eine Alternative zum leiblichen Kind
finden. Über das Jugendamt werden Seminare angeboten und es gibt einen Verein der Pflege- und
Adoptivfamilien zur gegenseitigen Unterstützung
und zum Austausch.
Dienststelle
Heidelberg
14
Kapitel
5
Adoptionsdienst
Inlandsadoption
씰 Information und Beratung von Frauen und
Paaren, die in Erwägung ziehen, ihr Kind zur
Adoption freizugeben
씰 Beratung von adoptionsinteressierten
Ehepaaren
씰 Eignungsüberprüfung von Adoptionsbewerbern, auch für Auslandsadoption
씰 Vermittlung von Kindern in Adoptionspflege
씰 Begleitung und Beratung in der Adoptionspflegezeit und nach erfolgter Adoption
씰 Mitwirkung im Adoptionsverfahren
씰 Beratung von Adoptierten und Mithilfe bei
der Suche nach den eigenen Wurzeln
씰 Nachbetreuung der Herkunftsfamilie
Das Diakonische Werk im Rhein-Neckar-Kreis ist
staatlich anerkannter Adoptionsdienst für Inlandsund Auslandsadoptionen. Die Auslandsadoption
erfolgt in Kooperation mit dem Verein „Eltern-KindBrücke e.V. Heidelberg“ im gemeinsamen Adoptionsdienst PARENTS-CHILD-BRIDGE
www.diakonie-ekb.de
Auslandsadoption
씰 Information und Beratung von Adoptivbewerbern durch Fachgespräche und Seminare
씰 Eignungsüberprüfung von Adoptivbewerbern
씰 Vermittlung von Waisenkindern,
verlassenen Kindern und zur Adoption
freigegebenen Kindern auf der Grundlage
der Haager Konvention aus osteuropäischen
und asiatischen Ländern
씰 Nachbetreuung der Adoptivfamilien
씰 Adoptivfamilientreffen
Der Adoptionsdienst wird von der Dienststelle
Heidelberg angeboten.
15
Wer beim Adoptionsdienst vorstellig wird, der hat in
fast allen Fällen bereits einen langen Weg hinter sich.
Der vergebliche Versuch, ohne und anschließend mit
medizinischer Unterstützung ein Kind zu bekommen.
Auch der Versuch einer Inlandsadoption ist oftmals
gescheitert, es gibt einfach viel mehr Bewerberpaare
als Kinder. „Es gibt kaum ein Paar, das es nicht schon
mal mit einer Inlandsadoption oder mit künstlicher Befruchtung versucht hat, so der Verbandsgeschäftsführer Siegmund Zimmermann, bevor es sich an den
Auslandsadoptionsdienst wendet.“ Die Zahl der Inlandsadoptionen ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Der Wohlstand ist gewachsen, allein
erziehend zu sein ist kein Stigma mehr, ein Abbruch
Wir suchen Eltern für Kinder
bietet. Das dient auch der Prüfung, ob der eingeschlagene Weg wirklich der richtige ist. Die meisten
bewerben sich daraufhin und werden auf ihre Eignung
hin überprüft. „Wir müssen sicher sein, dass wir ihnen
ein Kind anvertrauen können.“ Dazu gehören etwa
eine stabile Paarbeziehung, gesicherter Lebensunterhalt und die Bereitschaft, dass ein Partner mindestens
ein Jahr nach der Adoption zu Hause bleibt, um den
besonderen Bedürfnissen gerecht zu werden. „Ich
brauche ja auch kein Kind vom anderen Ende der Welt
zu holen um es dann von jemand anderem betreuen
zu lassen.“ Die Eltern müssen sich auch auf ein Land
festlegen, aus dem das Kind adoptiert werden soll.
Die Devise, Hauptsache irgendeines, gilt hier nicht.
Dabei spielen die kulturellen Wurzeln eine Rolle aber
auch Risiken wie bspw. Alkoholmissbrauch in der
Seit dem Jahr 2000 fand der In- und Auslandsadoptionsdienst in Heidelberg für 250 Kinder ein neues Zuhause.
ist gesetzlich möglich, listet Zimmermann die möglichen Gründe für immer weniger zur Adoption freigegebene Kinder in Deutschland auf. Doch es wenden
sich immer noch leibliche Mütter, die ihr Kind nicht
selbst aufziehen können, über Ärzte, den kirchlichen
Bereich oder andere Beratungsstellen an die Heidelberger. „Wir sind natürlich froh, wenn sie sich möglichst früh melden, aber es kommen auch Anrufe aus
dem Krankenhaus kurz nach der Geburt.“ Dann geht
es zunächst mal um die Frage, was sich verändern
müsste, damit die Frau ihre Mutterrolle doch wahrnehmen kann. Wenn dann doch keine andere Möglichkeit besteht, wird ihr der Ablauf der Vermittlung
erklärt, auch, wie sie zukünftig die Verbindung zum
Kind aufrecht erhalten kann. „Früher geschah so etwas
vor allem inkognito, jetzt gibt es eher offene Formen,
das heißt, beide Parteien kennen sich, oder halboffene
Adoptionen mit Briefkontakt.“ Es sei wichtig, dass der
Faden zu den leiblichen Eltern nie ganz abreißt, denn
erfahrungsgemäß taucht die Frage nach der Herkunft
irgendwann auf.
Seit dem Jahr 2000 ist der Dienst auch für internationale Adoptionen anerkannt und hat seither 250 Kinder vermittelt. Mit dem Verein „Eltern-Kind-Brücke“
wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen, um verschiedene Kompetenzen zu bündeln. Die Heidelberger
sind eine von 13 Stellen in ganz Deutschland, die sich
dieses Themas annehmen, es gibt Kooperationspartner in acht Ländern in Osteuropa und Asien. „Man
muss seriöse Partner vor Ort haben, die die Situation
dort überprüfen und korrekt abwickeln können“, betont Zimmermann. Wenn sich die zukünftigen Eltern
an den Adoptionsdienst wenden, gehen sie zunächst
in ein Seminar, das ihnen umfassende Informationen
zum Verfahren sowie Gespräche mit Adoptierten
Schwangerschaft. Dann beginnt die Wartezeit, die im
Durchschnitt zwei Jahre dauert. Schwer verständlich,
wenn man sich die Bilder von scheinbar übervollen
Waisenhäusern auf der ganzen Welt vor Augen hält.
Diesen Eindruck muss Zimmermann korrigieren. „Es
ist einfach nicht so, dass Kinder nur darauf warten abgeholt zu werden“, merkt er an. Außerdem konkurrieren weltweit Eltern um die gleichen Kinder, aus den
USA zum Beispiel zahlen Agenturen viel Geld für eine
Vermittlung. Ferner behält sich jedes Land vor, erstmal in den eigenen Grenzen nach Eltern zu suchen, um
die Kinder nicht aus ihrem Kulturkreis herauszuholen.
Diese Vorgehensweise wurde im Haager Übereinkommen zum internationalen Schutz der Kinder festgehalten, das inzwischen von über 100 Staaten ratifiziert
ist. Wenn ein Vermittlungsvorschlag kommt, wird dieser in Heidelberg geprüft und genehmigt, bevor er an
die Klienten weitergereicht wird. „Wir suchen Eltern
für Kinder, nicht umgekehrt“, betont Zimmermann.
Wenn sie den Vorschlag annehmen, reisen sie in das
Herkunftsland und lernen ihr Kind langsam kennen.
Danach müssen sie sich entscheiden und das Verfahren im Ausland wird eingeleitet. Wenn die Eltern ihr
Kind abgeholt haben, wird dieser Beschluss in
Deutschland noch bestätigt. Jetzt folgt eine harte Zeit.
„Für das Kind ist alles neu und es wird austesten, ob es
wirklich gewollt ist, auch wenn es mal Schwierigkeiten
bereitet.“ Deswegen wurde extra eine telefonische
Erziehungsberatungshotline eingerichtet, schließlich
wollen es alle neuen Eltern besonders gut machen. Ist
das Kind erstmal vollständig adoptiert, ist es dann
rechtlich gesehen wie ein leibliches Kind. Der Adoptionsdienst steht aber der Familie auch weiterhin zur
Verfügung und bietet Rat und Unterstützung auf vielfältige Weise an.
16
Kapitel
6
Kinderhilfefonds
Kraichgau und
Kinderförderfonds
Neckar-Bergstraße
Spendeninitiativen von Caritas und
Diakonie im Rhein-Neckar-Kreis
Spendenkonto – Kinderhilfefonds Kraichgau:
Diakonisches Werk,
Konto-Nr. 70 22 932 bei der
Sparkasse Kraichgau, BLZ 663 500 36
Spendenkonto – Kinderförderfonds
Neckar-Bergstraße:
Diakonisches Werk,
Konto-Nr. 54 06 609 bei der
Volksbank Weinheim, BLZ 670 923 00
Mit den beiden Fonds wird Kindern und ihren
Familien in finanziellen Notlagen schnell und unbürokratisch geholfen. Ferner soll Kindern aus
armen Familien der Zugang zu sportlichen, kulturellen und schulischen Veranstaltungen erleichtert werden. Beide Fonds werden von den
Oberbürgermeistern sowie den evangelischen
und katholischen Dekanen der jeweiligen Region
unterstützt. Die Spenden kommen ohne Abzüge
den Zielgruppen zugute. Die finanziellen Hilfen
werden ergänzt durch ein umfangreiches Beratungs- und Hilfeangebot von Caritas und Diakonie vor Ort. Im Rahmen von Spendenaktionen
kann zum einen sinnvolle Hilfe geleistet, zum anderen aber auch die Öffentlichkeit für das Thema
Kinderarmut sensibilisiert werden.
17
Immer mehr Kinder in Deutschland sind von Armut
bedroht oder bereits betroffen. 1965 war nur jedes 75.
Kind auf Sozialhilfe angewiesen, 2007 ist es bereits
jedes siebte. Für viele Familien hat sich mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II die Situation noch
verschärft. Sie sollen einen Teil des Regelsatzes auf die
Seite legen um dieses Ersparte später für Anschaffungen einzusetzen. „Wenn eine Familie zum Beispiel
einen neuen Kühlschrank braucht, bekommt sie dafür
keine einmaligen Beihilfen mehr“, erläutert Gerhard
Tröndle, Dienststellenleiter in Sinsheim. Dann haben
sie vielleicht einen neuen Kühlschrank, aber kein Geld
mehr, um diesen auch mit Lebensmitteln zu füllen. Um
erzählt Anne Hansch, Dienststellenleiterin des diakonischen Werks in Weinheim. „In unseren Beratungsstellen stellten auch wir fest, dass es Familien immer
schlechter geht, seit der Umstellung auf Arbeitslosengeld II und dass vor allem die Bedürfnisse der Kinder
zuerst zurückstehen müssen.“ Man wollte allerdings
keinen weiteren Hilfefonds für Familien, sondern gezielt Maßnahmen mit Kindern fördern. Gemeinsam mit
der Caritas wurde 2007 der Kinderförderfonds NeckarBergstraße ins Leben gerufen. Schirmherren sind hier
der Oberbürgermeister von Weinheim, der Bürgermeister von Heddesheim sowie die beiden zuständigen Dekane. „Unser Ziel ist es, Kinder, die finanziell
Eine erfolgreiche Idee hat Nachahmer gefunden
Neben dem Kinderhilfefonds Kraichgau gibt es jetzt auch den Kinderförderfonds Neckar-Bergstraße.
existenzielle Notlagen unbürokratisch beseitigen zu
können, wurde der Kinderhilfefonds Kraichgau im Jahr
2005 gemeinsam von Caritas und Diakonie ins Leben
gerufen. Als Schirmherren konnten die Oberbürgermeister von Sinsheim, Eppingen und Bad Rappenau
sowie die Dekane beider Konfessionen gewonnen
werden. „Unsere Stärke ist der regionale Bezug und
dass die Spenden wirklich zu 100 Prozent weitergegeben werden“, betont Tröndle. Allein 2008 konnten
gut 24.000 Euro an Spenden eingenommen werden.
„Wir geben den Spendern die Möglichkeit zur direkten
Hilfe vor Ort.“ In der Regel kommen die Familien aufgrund einer Notsituation in die Sozialberatung der beiden Verbände. Die Mitarbeiter der Beratungsstellen
klären, wie es zu dieser Situation gekommen ist, prüfen, ob auch alle staatlichen Hilfen ausgeschöpft sind
und helfen dann in Einzelfällen weiter. Bis zu 500 Euro,
in Sonderfällen auch mehr, kann eine Familie pro Jahr
erhalten. „Wir schauen auch, ob die Rahmenbedingen
zukünftig gesichert sind, damit unsere Hilfe nicht zur
ständigen Ergänzung wird.“ Oft befinden sich die Familien in Übergangssituationen, weil etwa die Bearbeitung der Anträge zwischen Arbeitsplatzverlust und
Geldergenehmigung länger dauert und alles Ersparte
aufgebraucht ist. Dann haben besonders die Kinder
darunter zu leiden, die mit ihrer Armut in der Schule
auffallen. Im vergangenen Jahr konnten 170 Anträge
auf Unterstützung von 133 Familien mit 355 Kindern
unbürokratisch geholfen werden. Dafür wurden gut
22.000 Euro ausbezahlt.
Die erfolgreiche Idee des Kinderhilfefonds hat Zuwachs
bekommen. „Die positive Resonanz auf die Kraichgauer hat uns motiviert, etwas ähnliches anzubieten“,
nicht gut gestellt sind, direkt zu unterstützen“, erklärt
Hansch den Unterschied. Gleichzeitig würden durch
Übernahme von Jahresbeiträgen im Sportverein oder
der Musikschule auch die Eltern entlastet und die Kinder können sich ebenfalls freier fühlen. Die Fördermöglichkeiten sind weit gespannt. Schullandheim,
Hausaufgabenhilfe, Malkurs, neue Fußballschuhe oder
Freizeitmaßnahmen sind nur einige Beispiele. „Es gibt
auch Kinder, die an der Essensversorgung in der Schule
oder im Kindergarten nicht teilnehmen, weil die Eltern
es sich entweder nicht leisten können oder schlicht
nicht in der Lage sind, das vernünftig zu organisieren.“
Über entsprechende Anträge wird möglichst unbürokratisch entschieden. Bereits im ersten Jahr wurden 120
Kinder, 2008 bereits 300 Maßnahmen mit über 36.000
Euro gefördert. Die Hilfebedürftigen sind meist Empfänger von Arbeitslosengeld II oder Familien mit geringem Einkommen, die aber knapp über der Grenze für
öffentliche Gelder liegen. Die Spenden stammen von
Privatpersonen, Serviceclubs, Firmen oder auch von
Geburtstagen oder gar Beerdigungskranzgeld. Im
Sinne von „Kinder für Kinder“ machen auch Kindergärten oder Schulen Aktionen zu Gunsten des Fonds.
Ein Ziel konnte somit auf jeden Fall erreicht werden:
Den Fokus auf Kinder zu richten. „Die Familie ist die
Basis der Gesellschaft, die Qualität einer Gesellschaft
definiert sich über die Qualität des Umgangs mit unseren Kindern“, findet Hansch. Die große Resonanz aus
der Bürgerschaft führt sie auch auf die direkte Hilfe vor
Ort zurück. „Das Geld wird ein zu eins umgesetzt.“
Einen weiteren Erfolg sieht sie in der Sensibilisierung
der Öffentlichkeit für die Kinder. „Nachbarn oder Lehrer
sollen aufmerksamer sein und stärker auf die Bedürfnisse von benachteiligten Kindern achten.“
18
Kapitel
7
Kur- und
Erholungsberatung
Beratung über Kuren, Erholungen
und Freizeiten für
씰
씰
씰
씰
씰
Mütter
Mutter/Vater und Kind
Kinder und Jugendliche
Senioren
Behinderte
Vermittlung
씰 In Kur- und Erholungseinrichtungen des
Müttergenesungswerkes und anderer Träger
씰 in Freizeiten
Spezielle Kurangebote für Mütter
씰 mit pflegebedürftigen Angehörigen
씰 die kranke oder behinderte Kinder
aufziehen
씰 in deren Familie jemand ein Suchtproblem
hat
씰 die den Tod oder Trennung eines nahen
Angehörigen verkraften müssen
Die Kur- und Erholungsberatung wird in allen
Dienststellen des Diakonischen Werkes im
Rhein-Neckar-Kreis angeboten.
19
In den meist kleineren Häusern reisen die Mütter mit
ihren Kindern gemeinsam an und verbringen auch die
drei Kurwochen mit dieser Gruppe. Das spezifische
Verständnis der Lebenssituationen von Frauen und
die zielgerichtete ganzheitliche, medizinische sowie
therapeutische Behandlung der gesundheitlichen
Defizite der Mütter macht die Besonderheit einer
Müttergenesungskur aus. Die Frauen sollen aus ihrem
häuslichen Stressfeld herauskommen. Viele genießen
es, sich nicht um den Haushalt kümmern, kochen und
einkaufen zu müssen, sondern einfach auch mal Zeit
für sich zu haben. In einer Entspannungstherapie
können sie zum Beispiel Techniken erlernen, die ihnen
Begleitung durch den Antragsdschungel
Es ist schwieriger geworden, von der Krankenkasse die Genehmigung einer Kur zu erhalten.
Die Anforderungen wachsen einem über den Kopf.
Ein Kind ist krank, das zweite muss in den Kindergarten und das dritte schreit die ganze Nacht. Zur Arbeit erscheint man nur noch mit tiefen Ringen unter
den Augen und schafft trotz größter Anstrengung
kaum etwas, die gesundheitliche und psychosoziale
Belastung ist zu groß. Eine Mutter-Kind-Kur wäre jetzt
genau das Richtige. Die Kurberatung in Sinsheim ist
der erste Ansprechpartner, steht beratend zur Seite
und hilft bei den Anträgen.
In erster Linie finden berufstätige allein erziehende
Frauen den Weg zu Birgit Hahn in die Kurberatung,
die aufgrund der Dreifachbelastung Kind, Beruf,
Haushalt kaum noch zum Luft holen kommen. Aber
auch Mütter aus traditionellen Familien sind inzwischen häufig berufstätig oder pflegen Angehörige –
eine besondere Belastung. „Die meisten Frauen werden vom Arzt geschickt, oft auch vom Kinderarzt.
Viele erfahren von dem Angebot von Freundinnen
und Bekannten, die bereits selbst in Kur waren und
dort gute Erfahrungen gemacht haben.
Es kommen häufig auch Frauen nach vier Jahren wieder, die einen erneuten Antrag stellen möchten, weil
sie wissen wie effektiv und nachhaltig so eine
Mutter-Kind-Kur wirkt. Das Diakonische Werk vermittelt in erster Linie Mutter-Kind-Kuren in Häuser
des Müttergenesungswerkes, Mütterkuren sind eher
die Ausnahme. „Die wenigsten Mütter sind bereit,
ohne ihr Kind die Kur durchzuführen, das machen
dann entweder Frauen mit älteren Kindern oder solche, bei denen es dringend angebracht ist, dass sie
mal alleine aus dem Familienalltag kommen.“
später im Alltag weiterhelfen und sie davor bewahren, wieder in die alte Tretmühle zu geraten. In der
Zwischenzeit werden die Kinder betreut, für Schulkinder wird schulbegleitender Unterricht oder Hausaufgabenbetreuung angeboten. Die Häuser werden
entsprechend der Indikationen von Mutter und Kind
ausgesucht. Es gibt spezielle Schwerpunktkuren zum
Beispiel für Mütter mit ADS/ADHS-Kindern, mit behinderten Kindern und zur Trauerverarbeitung.
Der Bedarf ist zwar nach wie vor groß, doch es ist
schwieriger geworden, von der Krankenkasse die Genehmigung einer Kur zu erhalten. „Die lehnen aus den
unterschiedlichsten Gründen ab und viel Frauen
scheuen sich, dagegen Widerspruch einzulegen“, berichtet Hahn. Doch auch dabei steht die Kurberatung
helfend zur Seite, so dass ca. 50 Prozent der Widersprüche erfolgreich sind. Der vorliegende Erschöpfungszustand, Verspannungen oder sogar depressive
Verstimmungen reichen den Kassen nicht, sie beleuchten auch das Lebensumfeld der Frauen. Ist die
Frau in die Pflege von Angehörigen eingebunden,
lebt sie in einer instabilen oder zerbrochenen Partnerschaft, auch wirtschaftliche Schwierigkeiten und
soziale Isolation zählen zu den Indikatoren, die für
eine Bewilligung der Kurmaßnahme ausschlaggebend sein können. Manche Kassen schicken die Antragstellerinnen aber auch in eigene Vertragshäuser,
doch das macht Birgit Hahn nichts aus. „Wichtig ist,
dass die Frauen gut vorbereitet zur Mutter-Kind-Kur
fahren, damit sie dann auch möglichst lange davon
profitieren können.“
20
Kapitel
8
Schuldnerberatung
Staatlich anerkannte Schuldnerberatung mit Insolvenzberatung
Wir bieten:
씰 vertrauliche, regelmäßige Beratungsgespräche,
씰 Unterstützung bei der Aufstellung Ihres
Haushaltsplans,
씰 Hilfe bei der Erfassung Ihrer Gesamtschuld,
씰 Hilfen zum besseren Verständnis der
eigenen Unterlagen, vorhandenen Verträge
und Schriftstücke usw.,
씰 Informationen zu Kredit- und Pfändungsfragen,
씰 gemeinsame Entwicklung eines Sanierungskonzeptes,
씰 Unterstützung bei Verhandlungen mit
Gläubigern,
씰 Insolvenzberatung, Begleitung durch das
Insolvenzverfahren,
씰 Hinweise auf weitere Hilfemöglichkeiten.
Die Schuldnerberatung wird von den Dienststellen Weinheim, Schwetzingen, Wiesloch und
Eberbach angeboten.
21
Bei Peter Zwegat auf RTL sieht das immer so einfach
aus. Der private Schuldnerberater geht in die Familien, stellt eine Kostenrechnung auf und räumt Stück
für Stück ihr Leben wieder auf. Oft endet das in
einem Happy End, aber nicht immer, was auch die
Realität widerspiegelt, wie Hanne Gartner und Sieglinde Picht, Schuldnerberaterinnen in Weinheim wissen. „Wenn die Leute zu uns kommen, haben manche
die Vorstellung, dass wir auch überall mit ihnen hingehen, aber das können wir gar nicht leisten“, erklärt
Picht. Trotzdem sehen beide die Sendung positiv.
„Vor zehn, 15 Jahren hat man noch überhaupt nicht
über finanziell Probleme gesprochen, hier wird die
Autos werden ebenso finanziert wie Häuser und
sogar Kleidung lässt sich im Versand im Ratenkauf
erstehen. „Heute wird nicht mehr vorher gespart,
sondern im Nachhinein“, hat Gartner festgestellt. Das
liege sicher auch an der aggressiveren Kundenwerbung der Banken. „Da würden wir uns einen höheren
Verbraucherschutz wünschen.“ Egal ob im Internet,
übers Telefon oder sobald man die Straße betritt: Die
Möglichkeit zum Konsum ist ständig da. Der Konsumdruck setzt schon bei Kindern und Jugendlichen
an. Ein cooles Handy, die richtige Jeans und abends
weggehen sind wichtig, um im Freundeskreis mithalten zu können. „Die kommen schnell in einen
Schulden sind keine Modeerscheinung
Ganzheitliche Beratung und Begleitung macht soziale Schuldnerberatung unersetzlich.
Anonymität gelüftet.“ Denn auch die Klienten, die in
ihre Beratung kommen, haben oft schon eine lange
Karriere als Schuldner hinter sich. Das Unvermeidliche wird lange hinausgeschoben, bis das Kartenhaus
in sich zusammenbricht, der Strom abgestellt wird
oder der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Die
Überschuldung ist da und meist klopfen die Menschen erst dann bei der diakonischen Dienststelle an.
„Wir besprechen mit ihnen, wie sie ihr Existenzminimum sichern können und gleichzeitig Schulden abbauen“, erläutert Picht. Welche Ausgaben sind
notwendig wie Miete, Strom oder Unterhalt, an welchen lässt sich sparen? In der Regel haben die
Schuldner keinen Überblick mehr über ihre finanziellen Verpflichtungen und sind schlicht überfordert.
Gerade bei Personen mit niedrigem Einkommen steht
oft gar nichts mehr zur Verfügung, um den Schuldenberg abzubauen. „Dann müssen wir auch Schuldnerschutz bei den Gläubigern betreiben, wenn diese
mit Zwangsvollstreckung drohen.“ Andere zahlen
zwar die Raten immer fleißig, haben dafür aber nicht
mehr ausreichend Geld für Kleidung und Nahrung.
Der Weg in die Armut ist vorgezeichnet. Hier leiden
vor allem die Kinder. „An denen wird zuerst gespart,
dann kann etwa der Essensbeitrag im Kindergarten
nicht mehr gezahlt werden.“ Doch das Problem
existiert auch umgekehrt. Während es früher üblich
war, dass Lehrlinge, die zu Hause bei ihren Eltern
wohnten, einen Teil ihres Lohns als Kostgeld abgaben, ist dies heute oft nicht mehr der Fall. „Den Eltern fällt es schwer, das Geld bei ihren Kindern
einzufordern, wir hören dann Sätze wie, wenn es eng
wird, gibt er mir ja was“, erzählt Gartner. Schulden
sind heute in den meisten Haushalten die Regel.
Wettbewerb untereinander.“ Deswegen setzt die
Schuldnerberatung auf Prävention. Mit Theaterstücken
oder Wanderausstellungen wird das Thema Geld in
Schulen zum Thema gemacht. „Damit erreichen wir
viele Schüler, weil die Lehrer es auch im Unterricht aufgreifen.“ Die Kooperation mit den Schulen wird auch in
anderen Bereichen aufrecht erhalten, doch die beiden
Schuldnerberaterinnen üben auch Kritik: „Die Schulen
müssen ein Gespür dafür entwickeln, dass sich vielleicht nicht jeder die teure Studienfahrt nach London
leisten kann und dem etwas entgegen setzen.“
Auch Inge Ruchay will mit präventiven Maßnahmen
wie Vorträgen oder Theaterstücken dem sorglosen
Umgang mit Geld vieler Jugendlicher entgegenwirken. Seit Herbst 2007 arbeitet die Diplompädagogin
beim Diakonischen Werk in Eberbach als Schuldnerberaterin in einem Projekt, das auf zwei Jahre angesetzt ist und ausschließlich aus Mitteln der Kirche und
Diakonie finanziert wird. Die Prioritäten liegen hier
bei jungen Erwachsenen und jungen Familien unter
dem Motto „Schuldenfreier Start ins Leben“. Die Berater stellten fest, dass ca. 20 Prozent der Klienten,
die zur Diakonie in Eberbach kommen, überschuldet
sind und spezialisierte Hilfe benötigen. Ruchay
möchte die Familien im Rahmen eines ganzheitlichen
Konzepts unterstützen, das Schuldner- und Haushaltsberatung sowie psychosoziale Beratung beinhaltet, sich also von kommerziellen Angeboten
unterscheidet. „Wir wollen Struktur in die Finanzen
und das Leben bringen, Begleitung und Stärkung anbieten“, so Ruchay, damit die Familien wieder ohne
Schulden selbst bestimmt am Leben teilnehmen können. Schulden sind keine Modeerscheinung und der
Bedarf an Schuldnerberatung ist da.
22
Kapitel
9
Sozialpsychiatrischer
Dienst
Der Sozialpsychiatrische Dienst betreut chronisch psychisch kranke und seelisch behinderte
Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung unter
erheblichen sozialen Beeinträchtigungen leiden
und ist Ansprechpartner für Angehörige von
psychisch Kranken.
Beratung und Angebote
씰 Hilfestellung nach einem Klinikaufenthalt,
씰 bei Problemen in der Alltagsbewältigung,
씰 Unterstützung und Begleitung in Krisensituationen,
씰 im Umgang mit Behörden und Einrichtungen,
씰 Informationen über Hilfeangebote anderer
Dienste und Einrichtungen.
Weitere Angebote im Bereich der sozialpsychiatrischen Versorgung in der Region Eberbach
sind die Soziotherapie, Betreutes Wohnen für
psychisch kranke Menschen, die Tagesstätte
und Gruppenangebote, u.a. auch für Angehörige. Der Sozialpsychiatrische Dienst arbeitet
bei Bedarf mit niedergelassenen Ärzten,
Psychiatrischen Kliniken und Einrichtungen
der psychosozialen Versorgung zusammen.
Dienststelle
Eberbach
Der Sozialpsychiatrische Dienst wird für die
Gemeinden Eberbach, Heddesheim, Hirschhorn,
Neckarsteinach und Schönbrunn angeboten.
23
Sie leben mit ihrem Kind allein und sind psychisch krank.
Aber die Sehnsucht nach einer heilen Familie und einem
Leben ohne Krankheit und ohne die damit verbundenen
Probleme sind immer da. „Deswegen haben sie ein
schlechtes Gewissen, fühlen sich dann wieder schlecht es ist wie in einem Teufelskreis“, hat Diplomsozialarbeiter Gerhard Seußler festgestellt. Gemeinsam mit Diplomsozialpädagogin Annette Knoch, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes in der Dienststelle Eberbach
kümmert er sich um Menschen mit psychischer Erkrankung, darunter auch allein Erziehende, die im Rahmen
des Betreuten Wohnens, kurz BWB, intensiv von den
Mitarbeitern sozialpädagogisch betreut werden. Es geht
darum, psychisch kranke Menschen, die schon länger
Das BWB ist das Spezialgebiet der Eberbacher mit dem
höchsten Betreuungsaufwand. Der Sozialpsychiatrische
Dienst dagegen ist erste Anlaufstelle für chronisch psychisch kranke Menschen, die schon in stationärer Behandlung waren oder sich derzeit in ambulanter
psychiatrischer Behandlung befinden sowie für Menschen in akuten Krisensituationen. „Nach einer ersten
Anamnese stellen wir fest, was der Klient selbst möchte,
was notwendig ist und was als nächstes zu tun ist“, erklärt Knoch das Vorgehen. Alles läuft auf freiwilliger
Basis, solange der Betroffene weder sich noch andere
gefährdet.
Weitere Angebote in Eberbach sind die Soziotherapie, die psychisch Kranke dabei unterstützt, mit den
Alle Bereiche des Familienlebens sind tangiert
In Eberbach finden psychisch Kranke unterschiedliche Hilfe.
krank sind und zum Teil in stationärer Behandlung
waren, wieder zu einem selbständigen Leben zu verhelfen. Sie leben in ihrer eigenen Wohnung und werden bei
allen Problemen, die die psychische Erkrankung mit sich
bringen, unterstützt. Dabei können durchaus auch pädagogischen Fragen zum Thema werden, waren drei der
Personen in den vergangenen Jahren doch allein erziehende Mütter. „Aufgrund ihrer psychischen Erkrankung
haben sie viel mit sich selbst zu tun, dass sie oft nur
schwer den Ansprüchen der Kinder gerecht werden
oder gar sich um schulische Belange kümmern können“,
stellen die Mitarbeiter fest. Hier gibt es aber kein Sicherheitsnetz von Oma und Opa, die Frauen sind auf
sich alleine gestellt. Diese ohnehin schwierige Situation
wird durch die psychische Erkrankung noch erschwert,
weil die betroffenen Mütter schnell überfordert sind.
„Wir müssen immer als Ansprechpartner zur Verfügung
stehen, wenn es den Müttern psychisch nicht gut geht
oder sich die Erkrankung verschlimmert“.
Die Mitarbeiter des BWB sind bei pädagogischen Fragen besonders gefordert, denn der Gesprächsbedarf in
diese Richtung ist hoch. Sie kümmern sich aber auch
darum, dass die Hausaufgabenbetreuung für die Kinder
geregelt wird oder vermitteln, wenn Probleme in Schule
oder Kindergarten entstanden sind. Alle Bereiche des
Familienlebens sind tangiert. Indem die Sozialarbeiter
die Familien unterstützen, wird das Zuhause für Mutter
und Kind entspannter. Wichtig ist auch, dass die Kinder
Kontakte zu anderen Erwachsenen haben, die ihnen mal
Grenzen setzen. Etwas, was die kranken Mütter oft nicht
können. Hier dürfen dann Kinder auch ungestört Kind
sein, kehren sich doch im eigenen Heim die Rollen allzu
oft um, wenn der Kleine die deprimierte Mutter tröstet
und mit zunehmendem Alter immer mehr Verantwortung im Haushalt übernimmt. Oft viel zu früh.
Auswirkungen der Erkrankung zu leben, um stationäre
Behandlungen möglichst zu vermeiden. Außerdem trifft
sich eine feste Gruppe zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten.
Immer wieder wenden sich auch Menschen an den Sozialpsychiatrischen Dienst, die sich um ihre psychisch
kranken Angehörigen Sorgen machen. „Wenn Kinder
zwar erwachsen sind, aber trotzdem krankheitsbedingt
nicht eigenständig leben können, ist das für die Eltern
sehr belastend.“ Ist der Kontakt zum eigentlich psychisch Kranken dann hergestellt, kann es z.B. darum
gehen, diese zu einem Arztbesuch zu motivieren, denn
nicht jeder erkennt, dass er psychisch krank ist. Im Rahmen einer festen Gruppe treffen sich beim Diakonischen
Werk darüber hinaus Angehörige zum Erfahrungsaustausch.
Dritte Anlaufstelle für psychisch kranke Menschen in
Eberbach ist die Tagesstätte. An drei Tagen in der
Woche treffen sich hier Menschen, um an kreativen Angeboten wie Töpfern, Malen oder auch Stricken teilzunehmen oder gemeinsam zu kochen. Neben dem
Entdecken der eigenen Ressourcen geht es bei dem Angebot aber vor allem darum, die sozialen Kontakte der
Betroffenen wieder zu stärken. „Viele psychisch Kranke
leben zurückgezogen und müssen überwiegend mit Arbeitslosengeld II oder einer kleinen Rente auskommen“,
hat Knoch festgestellt. Da bleibt kaum Geld mehr für
eine Teilhabe am sozialen Leben. In der Tagesstätte aber
kennen sich die Leute, erkennen gleich, wenn es einem
mal schlechter geht. Es haben sich feste Gruppen gebildet, die viel Verständnis füreinander aufbringen. „Es ist
schon ein gutes Zeichen, wenn jemand auch an schlechten Tagen kommt und sich angenommen fühlt. Einige
Besucher der Tagesstätte treffen sich mittlerweile auch
privat“, ergänzt Knoch.
24
Kapitel
10
Migrationsberatung
Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)
Beratung für neu zugewanderte sowie schon
länger in Deutschland lebende
Ausländer/innen und Spätaussiedler/innen:
씰 zu Integrations- und Sprachkursen
씰 zur Arbeitssuche, beruflichen Eingliederung
und Berufsausbildung
씰 zu Angeboten der Kinderbetreuung,
Kindertagesstätten und Schulen
씰 zur Erziehung und Familie
씰 zur Existenzsicherung
씰 zum Aufenthalt in Deutschland
씰 zu Freizeit- und Kontaktmöglichkeiten
Die Migrationsberatung wird von den Dienststellen Sinsheim, Schwetzingen, Wiesloch und
Weinheim angeboten.
Ferner werden Spätaussiedler im Übergangswohnheim in Neckargemünd betreut.
25
Deutschland ist ein Einwanderungsland. „Es kommen
jedes Jahr viele neue Migranten hierher, das wird in
der Öffentlichkeit gar nicht so wahrgenommen“, hat
Diplomsozialpädagogin Maria Thöle festgestellt. Häufig mache sich erst ein Familienmitglied auf, schaut,
wie man in der neuen Heimat zurechtkommt und holt
dann den Rest nach. Die Familienzusammenführung
ist in der Regel nicht einfach und nicht nur in diesen
Situationen helfen Maria Thöle und ihr Kollege Jochen Bach von der Migrationsberatung in Sinsheim
weiter. Seit 2005 gibt es neben dem Migrationsfachdienst, den das Diakonische Werk schon viele Jahre
anbietet, auch eine Anlaufstelle für neu Zugewanderte. Dieser mit Zuschüssen des Bundes finanzierte
Vor wenigen Jahren noch lag ein Schwerpunkt des
Migrationsfachdienstes in der Aussiedlerbetreuung in
den Heimen für Spätaussiedler im Rhein-NeckarKreis. Deren Zahl hat so stark abgenommen, dass es
nur noch ein Heim in Neckargemünd gibt. Die Menschen werden aber auch weiter betreut, wenn sie
eine eigene Wohnung gefunden haben, betont Thöle.
„Der Beratungsbedarf ist immer noch da.“
Während die Zahl der Spätaussiedler abnahm, ist die
der EU-Bürger seit 2007 stark gestiegen. Hier helfen
die Berater bei Fragen zu den Themen Arbeit, Krankenkasse oder Sozialleistungen. „Gerade die Migranten aus den neuen EU-Ländern haben das Problem,
Integration braucht seine Zeit
Die Beratungsstelle für Migranten hat vielfältige Aufgaben zu bewältigen
Beratungsdienst war zunächst als Migrationserstberatung (MEB) nur für die ersten 3 Jahre nach der Einreise konzipiert. Heute ist dieser Dienste als
Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer
(MBE) längerfristig angelegt und hat die Aufgabe, die
soziale, sprachliche und berufliche Integration zu fördern und zu begleiten. „Vor allem die Integrationssprachkurse, die seither angeboten werden und an
die wir weitervermitteln, haben unsere bisherige Arbeit gut ergänzt“. erklärt Bach. „60 Prozent der Klienten der Migrationsberatungsstelle leben schon länger
als drei Jahre in Deutschland“. Um sich in der neuen
Heimat zurechtzufinden, braucht es Zeit, denn erst
wenn die Familien ihre Existenz gesichert haben, fangen sie an, sich für das größere soziale Umfeld wirklich zu interessieren. „Es ist schön, diese Entwicklung
zu sehen, wenn man die Menschen über mehrere
Jahre begleitet.“
Anfänglich sind viele Migranten vor allem mit den Anforderungen, die die Behörden an sie stellen, schlicht
überfordert. Die Beratungsstelle hilft beim Ordnen
und bei der Orientierung in der neuen Kultur. Da
komme es schon mal vor, dass gestandene Männer
aus Unsicherheit und Zukunftsangst den Tränen nahe
sind. „Das wirkt sich ja auch auf die Familienstruktur
aus, wenn der starke Vater keine Arbeit hat und die
Kinder beim Übersetzen im Amt helfen müssen. Das
stellt das Weltbild der Familie auf den Kopf“, erläutert Thöle eine der vielen schwierigen Situationen.
Meist kämen die Menschen mit einem Problem zu ihr
und entdecken im Laufe des Gesprächs hundert
weitere Baustellen. „Wir müssen sie dann beruhigen,
ihnen Mut machen, doch die Vertrauensbildung
dauert seine Zeit.“
dass sie noch keinen uneingeschränkten Zugang zum
Arbeitsmarkt haben, der ihnen praktisch nur offen
steht, wenn sie qualifizierte Berufe haben.“ Ein weiteres großes Hindernis, das vor allem für Nicht-EUBürger gilt: Die Anerkennung der heimischen
Abschlüsse und Arbeitszeugnisse. „Ausbildungen
werden meist nicht anerkannt, das erschwert den beruflichen Einstieg zusätzlich.“ Sie bekommen dann
nur Jobs im Niedriglohnsektor und werden dort oft
ausgenutzt, hat Thöle festgestellt. „Früher bekamen
sie bessere Arbeit, jetzt gehören sie zu den Geringverdienern unter Sozialhilfeniveau.“
Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So seien
viele Gemeinden aufgeschlossener und entdecken
die kulturelle Vielfalt als einen Vorteil für die Gemeinschaft. Auch auf die Frauen wird intensiver und
mit speziellen Angeboten zugegangen. „Wenn das
Angebot stimmt, dann kommen die Frauen auch“, erklärt Thöle. Sowohl der Druck auf, als auch die Einsicht bei vielen Migrantenfamilien sei gestiegen, dass
es nur von Vorteil ist, wenn die Frau auch Deutsch
spricht. Sie ist für die Kindererziehung zuständig und
kann ihnen so mehr mitgeben.
An der interkulturellen Öffnung bei Behörden und
Einrichtungen müsse aber noch viel gearbeitet werden. „Da stecken wir noch in den Kinderschuhen.“
Durch die Auslastung bei Einzelfällen komme dieser
Bereich oft zu kurz. Der Zugang zu den Institutionen
muss vereinfacht, Broschüren übersetzt und Mitarbeiter für Kulturunterschiede sensibilisiert werden.
„Da führen manchmal schon kleine Dinge zu großen
Missverständnissen, z. B. wie und wann Handgeben
angebracht ist oder nicht“, sagt Bach.
26
Kapitel
11
Sozialpädagogische
Gruppen in Sinsheim
und Neulußheim
Gruppenangebot
für Kinder und Jugendliche im Alter von 8–12
Jahren in Sinsheim sowie von 10-14 Jahren in
Neulußheim
Sinsheim: Montag von 12:30 Uhr bis 17 Uhr
Neulußheim: Montag, Mittwoch und Freitag
von 13:30 Uhr bis 17 Uhr
Gesetzliche Grundlage
§ 29 Kinder-und Jugendhilfegesetz
씰
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Programm
Mittagessen
Hausaufgabenhilfe
Freizeitpädagogische Angebote
Ziel
Die Teilnahme an sozialer Gruppenarbeit soll
den Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und
Verhaltensproblemen helfen.
Wesentlicher Bestandteil der Gruppenarbeit ist
die Zusammenarbeit mit den Eltern der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die
Kooperation mit Schule und Jugendamt.
27
Maßnahmen der Jugendhilfe greifen. Eltern müssen
diese beim Jugendamt beantragen und sich verpflichten, mitzuarbeiten. Eigentlich ist das Angebot
für Acht- bis Zwölfjährige angedacht. Im Moment
liegt der Alterdurchschnitt eher bei 15 Jahren, (was
an der Belegung durch das Jugendamt liegt). „Mit
Jüngeren zu arbeiten, wäre natürlich besser, denn die
Maßnahme soll präventiv wirken“, erzählt Gutwein.
Bei den Älteren häufen sich die Probleme, so dass
sich oft die Frage stellt, ob dieses Angebot noch
ausreichend ist. Da geht es dann vielfach darum,
das Gröbste, wie etwa einen Schulausschluss zu
vermeiden.
Verhaltensänderung ist schwierig
In der sozialpädagogischen Gruppe lernen auffällige Kinder und Jugendliche ihr Verhalten zu überdenken.
Sie fallen in ihren Klassen oder auf der Straße unangenehm auf. Sie wollen ständig im Mittelpunkt stehen, fordern das mit impulsivem und aggressivem
Verhalten auch ein. Kritikfähigkeit ist ein unbekanntes
Wort. Sie geraten oft in verbale und körperliche Auseinandersetzungen. Das sind die Jungs, mit denen es
Verena Gutwein von der Dienststelle Schwetzingen
in der sozialpädagogischen Gruppenarbeit zu tun
hat.
Drei Mal wöchentlich trifft sich Gutwein mit den Teilnehmern nach der Schule für mehrere Stunden. Nach
dem gemeinsamen Mittagessen kommen die Hausaufgaben dran und dann geht es um Freizeitgestaltung, sei es durch Besuche von Veranstaltungen,
einen Abstecher zum Bolzplatz oder gezielte Gespräche etwa zum Umgang mit Alkohol. „Unser Ziel
ist es, die Jungen wieder in den normalen Alltag zurückzuführen, in Vereine und Jugendhäuser zu vermitteln, klar zu machen, was man mit seiner Freizeit
sinnvoll anfangen kann.“ In der Gruppenarbeit werden auch die Probleme einzelner Mitglieder aufgearbeitet, es entsteht mit der Zeit eine tragfähige
Beziehung zwischen den Jugendlichen und ihren Betreuern. Am Anfang hilft vor allem die Hündin Doreen
dabei, den ersten Zugang zu ermöglichen. „Mit ihr
fällt das Miteinander leichter, ein Hund bewertet nicht
und wenn sie nicht so, wie erwartet reagiert, wird dieser Misserfolg nicht gleich persönlich gesehen“, hat
Gutwein festgestellt.
Anfänglich sind die meisten nicht begeistert von ihrer
neuen Pflicht zur Teilnahme an der Gruppe, denn
die ist nicht freiwillig, da sonst eventuell andere
Die Ursachen für die Schwierigkeiten sind vielfältig.
In der Familie gab es einschneidende Veränderungen
wie Trennung oder neue Geschwister, eine Vaterfigur
fehlt oder die Eltern sind zu sehr mit ihren eigenen
Problemen beschäftigt, um ihren Kindern Rückhalt zu
bieten. Dazu kommen verschiedene kulturelle Einflüsse. „Muslime zum Beispiel haben einfach ein
anderes Männerbild, auch wenn ihre Eltern integriert
sind“, erklärt Gutwein. Sie könne schon verstehen,
dass es den Jungen da schwer falle, sich angemessen zu verhalten. „Manchmal ecken sie an und
wissen gar nicht warum.“ In der Gruppe lernen sie, ihr
Verhalten zu überdenken und zu erkennen, welche
Reaktionen sie auslösen. „Die Erkenntnis, dass sie
sich mit ihrem Verhalten oft selbst im Wege stehen,
ist ein wichtiger Schritt.“
In der kleinen Gruppe können sie Alternativen zum
Gewohnten kennen lernen. „Wenn sie hier bestimmte
Reaktionen an den Tag legen, kann ich darauf eingehen, mit ihnen darüber sprechen.“ Schwieriger wird
es dann, wenn das Erlernte in den Alltag übertragen
werden soll, ein Prozess, an dem viele scheitern.
Immer wieder müssen bestimmte Abläufe im Rollenspiel geübt werden, damit sie das später alleine hinbekommen. Ein langer Prozess, die meisten sind
zwischen eineinhalb und zwei Jahren in der Gruppe.
„Jahrelange eingeprägte Verhaltensmuster zu verändern, ist nicht einfach“, stellt die Diplomsozialpädagogin fest.
28
Kapitel
12
Hospizdienst
Kirchlich Ambulanter Hospizdienst
in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenbezirk, dem Katholischen Dekanat, dem
Caritasverband sowie den Kirchlichen
Sozialstationen der Region.
Wir stehen Schwerkranken, Sterbenden und
Angehörigen zur Seite, damit das Leben bis
zuletzt lebenswert ist.
Die Begleitung der sterbenden Menschen zu
Hause und ihrer Angehörigen ist Aufgabe des
ambulanten Hospizdienstes. Denn Tod und
Trauer gehören zum Leben, werden aber in
unserer Gesellschaft verdrängt.
Dienststelle
Eppingen
Unser Ziel ist es, Sterben als Teil des Lebens
bewusst zu machen und den Menschen am
Lebensende verantwortungsvoll zur Seite zu
stehen. Auch die Information der Öffentlichkeit
über die Themenkreise Sterben, Tod und Trauer
sowie Vorträge bei verschiedenen Zielgruppen
zählen zu unseren Aufgaben. Ebenso die
Schulung von Berufsgruppen, die mit sterbenden Menschen arbeiten.
29
klar, es geht dem Ende entgegen. Schön wäre es
deswegen, wenn sich die Menschen nicht erst ein
paar Stunden vor dem Tod melden, um eine tragfähige Verbindung aufbauen zu können. „Leider ist es
oft zu spät, manchmal kommen wir an und der Betroffene ist bereits verstorben.“ Genauso gebe es
aber auch den gegenteiligen Fall, dass sich ein Patient wieder soweit erholt, dass der Einsatz erstmal
ausgesetzt wird. Der Dienst wird unterschiedlich intensiv gebraucht. Manchmal kommen die Ehrenamtlichen nur einige Stunden pro Woche, ist der Kontakt
intensiver, wird er unter den Mitarbeitenden aufgeteilt. „Mehr als vier Stunden am Tag sollte keiner vor
Das Leben bis zuletzt lebenswert machen
Der Hospizdienst steht Schwerkranken, Sterbenden und Angehörigen zur Seite.
Im Mittelpunkt stehen Sterbende und Angehörige.
Für den kirchlich ambulanten Hospizdienst Kraichgau
leisten Ehrenamtliche eine schwere, aber auch bereichernde Arbeit. Weniger tun ist manchmal mehr. Das
gilt vor allem für die letzten Tage und Stunden eines
Menschen. Und gerade da ist es am Allerschwierigsten. „Es gibt immer die Gefahr, in solch einer Situation in Aktionismus zu verfallen, eine Form des
Davonlaufens“, erklärt Gisela Jungels. „Wir aber sind
dafür da, die Situation auszuhalten, einfach da zu
sein.“ Die Diplomsozialpädagogin ist beim kirchlich
ambulanten Hospizdienst Kraichgau Ansprechpartnerin für Schulung und Gruppenbegleitung.
Die Ursprünge der Hospizarbeit gehen weit zurück
bis ins Mittelalter, doch das Angebot ging verloren.
Erst in den 60er Jahren fing es zunächst in Großbritannien in organisierter Form wieder an. Nach stationären Angeboten entwickelten sich ambulante
Dienste, eine große Entlastung für die Familie. „Viele
wollen gerne zu Hause sterben, da kann ein Hospizdienst hilfreich sein.“ Träger des Hospizdienstes sind
der Caritasverband im Rhein-Neckar-Kreis, Diakonisches Werk im Rhein-Neckar-Kreis, der evangelische
Kirchenbezirk Kraichgau, das katholische Dekanat
Kraichgau und die Sozial-/Diakoniestationen im Einzugsgebiet. Vor allem über Letztere kommen denn
auch die meisten Kontakte zu Angehörigen und Sterbenden zustande. „Wir gehen nur dahin, wo wir von
beiden Seiten gewünscht sind“, betont Jungels.
Dann muss auch klar sein, dass es kein Besuchsdienst
ist. „Das Kind muss beim Namen genannt werden,
viele Familien haben ein Problem damit, das anzunehmen.“ Denn wenn der Hospizdienst kommt, ist
Ort sein, wir dürfen unsere Einsatzkräfte auch nicht
überfordern.“ Denn es ist ein anstrengendes Ehrenamt, wofür die meist weiblichen Helfer speziell geschult werden.
Jährlich werden neue Kurse angeboten, um die Menschen auf diesen sensiblen Bereich vorzubereiten.
Dabei setzen sie sich auch mit ihrer eigenen Motivation, ihren Ängsten und Bedürfnissen auseinander.
„Reflexion ist besonders wichtig, denn hier geht es
nur um den Sterbenden und seine Angehörigen, die
Begleiter treten in den Hintergrund“, betont Jungels.
Selbst nach Grund- und Aufbaukurs sowie den Hospitationen entscheiden manche noch, dass es doch
nicht das Richtige ist oder zumindest nicht zu diesem
Zeitpunkt. „Die Familie muss den Einsatz mittragen,
auch mit dem Beruf muss er ins Zeitbudget passen.“
Derzeit helfen etwa 15 Ehrenamtliche mit, die Zahl
schwankt. Schließlich ist es auch wichtig, sich zwischendurch Auszeiten zu gönnen, sei es durch eigene
Betroffenheit oder nach langen Einsätzen. Waren es
zunächst vor allem Ältere, die sich diese Arbeit vorstellen konnten, wurden es im Laufe der Jahre eher
jüngere Frauen. Oft sind es Menschen, die in ihrem
Umfeld schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht
haben. Ein erster Kontakt entsteht häufig bei den
jährlichen Hospizwochen in Bad Rappenau, bei
denen sich die Besucher dem Thema unverbindlich
nähern können. Neben neuen Ehrenamtlichen ist vor
allem die zunehmende Enttabuisierung des Sterbens
ein Verdienst der Aktionswochen. „Es gehört zum
Leben und wer sich damit auseinandersetzt, gewinnt
ein Stück Lebensqualität.“
30
Kapitel
13
Tafelladenprojekt
„Appel + Ei“ in Schwetzingen ist ein ökumenisches Projekt des Caritasverbandes und des
Diakonischen Werkes. Es wird unterstützt von
der evangelischen und katholischen Kirche
sowie der Stadt Schwetzingen.
Bei „Appel + Ei“ können folgende Personen
eine Kundenkarte beziehen:
씰 Bezieher/innen von Grundsicherung
씰 Bezieher/innen von Arbeitslosengeld II
씰 Bezieher/innen von Kindergeldzuschuss
씰 Bezieher/innen von und Wohngeld
씰 Personen mit geringen Einkommen
(Rentenbezug)
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Appel + Ei - ein Tafelladenprojekt in Schwetzingen
Das Ladengeschäft für Lebensmittel und vieles mehr – für Menschen mit geringen Einkommen.
Der Mitte des vergangenen Jahres in Kooperation mit
der Caritas in Schwetzingen eröffnete Tafelladen
„Appel + Ei“ bietet für Personen mit geringem Einkommen Lebensmittel zu sehr günstigen Preisen. In
Supermärkten, kleinen Lebensmittelgeschäften,
Großmärkten, Drogerien, Bäckereien und Cafés sammeln Ehrenamtliche gespendete Produkte für den Tafelladen ein. Die Unterstützung durch die Bevölkerung ist groß, weiß Dienststellenleiterin Bärbel Morsch
zu berichten. „Die hohe Arbeitslosigkeit und die
öffentliche Diskussion über Hartz IV haben den Blick
und die Sensibilität für das Thema Armut geschärft.“
Besonders Schüler setzen sich in verschiedenen
Aktionen für den Tafelladen ein. Im Rahmen von Religions- und Ethikunterricht machen sie Exkursionen
vor Ort, helfen mit und manche sprechen sogar Einkaufende vor Supermärkten auf eine Spende hin an.
Der Laden selbst wird mit einer Mischung aus Hauptund Ehrenamtlichen betrieben. Dazu kommen Langzeitarbeitslose für 1,50 Euro die Stunde. Die Mitarbeiter sortieren die gespendeten Waren nach
Brauchbarem aus und packen Obst und Gemüse um.
„Natürlich ist das eine Win-Win-Situation für die großen Läden, denn die Entsorgung der Lebensmittel
würde viel Geld kosten.“ Die Tafel aber nimmt alles
mit. Was nicht zu gebrauchen ist, muss sie selbst
wegwerfen.
Die Nachfrage ist groß. 664 Einzelpersonen oder
Familien haben sich eine der Kundenkarten ausstellen
lassen, die nur Bedürftige bekommen. Davon werden
1385 Personen versorgt, rund 500 sind Kinder.
„Ich gehe aber davon aus, dass viele Leute, die die
Vorraussetzungen für einen Tafelladenausweis erfüllen, dieses Angebot nicht in Anspruch nehmen, gilt
es doch eine gewisse Schamgrenze zu überwinden“,
ist sich Morsch bewusst.
Zu Appel + Ei haben nur Kunden mit einer Kundenkarte Zugang. Diesen erhalten sie nach Vorlage entsprechender Unterlagen.
Adresse + Öffnungszeiten Laden:
Markgrafenstr. 12
68723 Schwetzingen
Montag: Seniorentag 9 bis 12 Uhr
Dienstag + Donnerstag: 10 bis 11 Uhr/
Zusätzliche Einkaufsmöglichkeit für Personen mit
Behindertenausweis "G"
Dienstag bis Freitag: 12 bis 16 Uhr
Samstag: 10 bis 13 Uhr
32
Kapitel
14
Arbeitslosenprojekt
DW-Laden
DW-Laden Sinsheim
Second-Hand- und Eine-Welt-Laden
Hauptstraße 52, 74889 Sinsheim
DW-Laden Eppingen
Second-Hand-Laden
Altstadtstr. 8, 75031 Eppingen
Öffnungszeiten Sinsheim und Eppingen:
Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag
9–12:30 Uhr und 14–17:30 Uhr
Mittwoch 9–12:30 Uhr
Im Rahmen dieser Arbeitslosenprojekte
werden arbeitslose Jugendliche befristet in den
DW–Läden beschäftigt. Außerdem werden
Jugendliche im Raum Sinsheim, die Anspruch
auf Arbeitslosengeld II haben, in Kooperation
mit der Agentur für Arbeit auch in Einrichtungen der Diakonie eingesetzt.
Projekt für Langzeitarbeitslose
in Schwetzingen
In diesem Projekt wurden langzeitarbeitslose
Menschen, die Arbeitslosengeld II bezogen,
befristet in gemeinnützige Tätigkeiten
vermittelt. Das Projekt war befristet vom
Herbst 2005 bis November 2008.
33
Einkaufsmöglichkeiten für Einkommensschwache
DW-Läden verbinden haupt- und ehrenamtliche Arbeit.
Drei Wünsche auf einmal? Das geht nun wirklich
nicht, heißt es immer in der Werbung und das gilt
vermutlich auch für soziale Projekte. Aber nicht
immer, der DW-Laden des Diakonischen Werkes in
Sinsheim ist so eine dreifache Wundertüte. Secondhand-Laden, in dem Familien mit geringem Einkommen günstig einkaufen können, Arbeitslosenprojekt
für Jugendliche und Eine-Welt-Laden zur Unterstützung der Entwicklungshilfe in einem. „Es hat sich inzwischen eingespielt, dass Leute, die im Eine-WeltLaden einkaufen auch den Secondhand-Laden beliefern“, erklärt Dienststellenleiter Gerhard Tröndle das
Konzept, das seit 1996 läuft.
Unterstützt wird das Projekt von der Evangelischen
Landeskirche. Jugendliche, die in der Regel bereits
verschiedene Schulungen mitgemacht und trotz
zahlreicher Anläufe bisher keinen Ausbildungsplatz
finden konnten, erhalten hier für sechs bis neun Monate eine Aufgabe. Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit
sind für manche eine ganz neue Erfahrung. Im Laden
erfahren sie Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen, eine Sozialarbeiterin hilft bei den Bewerbungen.
„Unser Ziel ist es, die Jugendlichen in eine Arbeitsoder Ausbildungsstelle zu vermitteln.“ Durch die individuelle Betreuung sind die Erfolgschancen gemessen an den Bedingungen des Arbeits- und
Ausbildungsstellenmarktes relativ gut. Die Arbeit im
Eine-Welt-Laden hat sich über die Jahre hinweg verändert. Inzwischen gibt es auch in vielen Supermärkten fair gehandelte Lebensmittel, so dass sich der
DW-Laden mehr auf Handwerkliches konzentriert.
Immer noch aber kommen Schulklassen vorbei, die
sich über das Thema fairen Handel informieren,
manchmal arbeiten auch Realschüler über das
Projekt soziales Engagement oder Konfirmanden
mit. Denn der DW-Laden ist auf ehrenamtliche Kräfte
angewiesen. „Wir haben einen Stamm von etwa
10 Helfern, bräuchten aber noch mehr, um auf Dauer
die Öffnungszeiten zu garantieren.“
Im Dezember 2008 begannen die Umbauarbeiten für
den im Februar 2009 neu eröffneten DW–Laden in
Eppingen. Das Diakonische Werk Heilbronn konnte
das frühere Diakonielädele aus organisatorischen
Gründen nicht mehr weiterführen. Um dieses Angebot für die Eppinger Bevölkerung zu erhalten, einigte
man sich auf eine „freundliche Übernahme“ durch
das Diakonische Werk im Rhein-Neckar-Kreis. Das
Betreuungskonzept des Secondhand-Ladens ist gemischt. Eine hauptamtliche Mitarbeiterin hält die
Fäden in der Hand, dazu kommen eine geringfügig
Beschäftigte für die großzügige Bücherstube, arbeitslose Jugendliche, die in Kooperation mit der
Diakonischen Jugendhilfe eingesetzt werden und
derzeit drei Ehrenamtliche, die durch Mund-zu-MundPropaganda gefunden wurden.
Am Beispiel der beiden DW–Läden wird deutlich,
dass das Thema Ehrenamt für die Arbeit im Diakonischen Werk immer wichtiger wird. Das hat die Verantwortlichen bewogen, neue Wege zu gehen, um
die Gewinnung, Schulung und Begleitung von Ehrenamtlichen zu fördern. Seit Anfang des Jahres kümmert sich Diplomsozialpädagogin Andrea Bongers
um diese Aufgabe. Die Ehrenamtlichen sollen auf ihre
Aufgaben vorbereitet und während ihrer Einsätze unterstützt werden. Dies kann zum Beispiel der Umgang mit Kunden im DW–Laden sein oder mit belastenden Schicksalsfällen in anderen Arbeitsfeldern
der Diakonie. Bongers nennt dieses Engagement für
andere gelebte Diakonie, die sich langfristig auch in
anderen Projekten wieder finden soll. „Hauptamtliche
haben einfach nicht immer die Zeit, sich um alle Bedürfnisse, wie zum Beispiel einen Spaziergang mit
Altenheimbewohnern kümmern zu können.“
34
Kapitel
15
Gruppenangebote und
Informationsveranstaltungen
Das Diakonische Werk im RheinNeckar-Kreis hat im Berichtszeitraum 2006–2008 zu folgenden
Themen bzw. Arbeitsfeldern
Gruppen angeboten:
Das Diakonische Werk beteiligte sich mit anderen
Beratungsstellen und Einrichtungen von Caritas und
Diakonie an einem Informationsstand bei der
Landesgartenschau in Bad Rappenau.
Bei verschiedenen Benefizveranstaltungen wurde
auf die steigende Armut von Familien hingewiesen
sowie über den Kinderhilfefonds und den Kinderförderfonds informiert.
씰 für Adoptionsbewerber
씰 für Adoptivfamilien
씰 für Alleinerziehende in Schwetzingen,
Sinsheim und Weinheim
씰 für Angehörige von Psychisch Kranken in
Eberbach
씰 für Ehrenamtliche des Kirchlich Ambulanten
Hospizdienstes Kraichgau
씰 für Eltern von Pflegekindern
씰 für junge Mütter in Schwetzingen und
Weinheim
씰 für Psychisch Kranke in Eberbach und
Eppingen
씰 für pflegende Angehörige in Schwetzingen
und Weinheim
씰 für Menschen nach einer Krebserkrankung
in Neckargemünd
Vorträge und Veranstaltungen zu den Themen
Sexualpädagogik, Schulden, Diakonie, soziale
Fragen usw.:
씰 in Schulen
씰 in Konfirmandengruppen
씰 in Gremien und Kreisen der Kirchengemeinden
35
Finanzierung der Arbeit des
Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis
im Jahr 2008
Aufgrund einer Neuordnung der Finanzzuweisungen der Evangelischen Landeskirche für die Diakonischen
Werke ist der Anteil der kirchlichen Mittel seit dem letzten Bericht deutlich gestiegen und liegt nunmehr bei
51 %. Hierin sind die Zuweisungen der Evangelischen Landeskirche, die Umlage der vier Kirchenbezirke im
Rhein-Neckar-Kreis sowie die Mittel aus der Sammlungswoche der Diakonie enthalten. Ferner erhielt das Diakonische Werk Zuschüsse vom Bund, Land, Kreis, politischen Gemeinden sowie zweckgebundene Spenden
für einzelne Arbeitsfelder. Die Spenden- und Stiftungsmittel wurden für die Unterstützung von Klienten eingenommen.
36
Beratene
Klienten
Die Grafik der beratenen Klienten im Verlauf der beiden Berichtszeiträume macht deutlich, dass nach dem
Jahr 2005 mit der Einführung von Hartz IV der Beratungsbedarf deutlich gestiegen ist. Vor allem im Arbeitsbereich Schuldnerberatung ist die Nachfrage nach wie vor sehr hoch.
Beratungen
Die Zahl der Beratungen im Rahmen von Sprechstunden erreichten im Jahr 2008 einen Höchststand von 5609.
Auch die telefonischen Beratungen sind im Berichtszeitraum gestiegen. Die zeitaufwendigen Hausbesuche
mussten dementsprechend reduziert werden.
37
Familienstand
Die Beratung des Diakonischen Werkes wird oft dann in Anspruch genommen, wenn es in Lebensläufen zu Brüchen kommt. Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Not sind Belastungen, an denen manche Familie zerbricht.
Trennung und Scheidung oder eine ungewollte Schwangerschaft, bei der die Mutter nach der Geburt alleine die
Verantwortung für das Kind tragen muss, haben oft die Abhängigkeit von öffentlichen Leistungen zur Folge.
Auch traditionelle Familien, bei denen das Erwerbseinkommen aus dem Niedriglohnsektor nicht ausreicht, um die
Familie zu ernähren suchen Rat und Hilfe bei der Diakonie. Dieses Spektrum spiegelt sich in der Statistik der
Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit wider. Nicht ganz ein Drittel des Klientels ist ledig, ein knappes Drittel lebt
in einer traditionellen Familie und etwas mehr als ein Drittel lebt in Trennung oder ist bereits geschieden.
Altersstruktur
Im letzten Bericht stellte die Gruppe der 21 - bis 40-Jährigen noch über die Hälfte des Klientels in der Sozialberatung. Die schon damals erkennbare Tendenz einer Verschiebung in die höheren Altergruppen hat sich
weiter fortgesetzt. Damals nahm die Gruppe der 41- bis 50-Jährigen um 9% und dieses Mal um weitere 4,5% zu.
Der Anteil der 51- bis 60-Jährigen stieg erstmals um 2,7 %. Die Gruppe der 21- bis 30- sowie der 31- bis 40Jährigen nahm im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum um 6,1 % bzw. 6,3 % ab. Am Gesamtbild, dass die
Sozialberatung des Diakonischen Werkes überwiegend von Klienten in der Familienphase (traditionelle Familien, Alleinerziehende und Patchworkfamilien) aufgesucht wird, hat sich nichts Wesentliches geändert.
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Einkommensverhältnisse
Die Beratung im Rahmen der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) wird insbesondere von ALG II–
Beziehern in Anspruch genommen (40%). Mit 23 % folgt die Gruppe der Erwerbstätigen, bei denen oft der
Lohn nicht ausreicht, um unabhängig von öffentlichen Leistungen leben zu können. Bei 9 % des KASA–Klientels wird das Einkommen durch Ehepartner und Familien gesichert. Das Arbeitslosengeld I spielt nur noch bei
7% der Klienten eine Rolle. Die Zunahme des Anteils von älteren Klienten spiegelt sich auch beim Alters- und
Witwenrentenbezug (7%) wider.
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40
Dienststelle Eberbach
Friedrichstraße 14
69412 Eberbach
Telefon 06271 9264-0
Fax 06271 / 9264-20
eMail eberbach@dw-rn.de
Dienststelle Weinheim
Hauptstraße 72
69469 Weinheim
Telefon 06201 90290
Fax 06201 902924
eMail weinheim@dw-rn.de
Dienststelle Schwetzingen
Hildastraße 4a
68723 Schwetzingen
Telefon 06202 93610
Fax 06202 936120
eMail schwetzingen@dw-rn.de
Dienststelle Wiesloch
Friedrichstraße 5
69168 Wiesloch
Telefon 06222 / 385137
Fax 06222 388873
eMail wiesloch@dw-rn.de
Dienststelle Sinsheim
Kirchplatz 4
74889 Sinsheim
Telefon 07261 1876
Fax 07261 8653
eMail sinsheim@dw-rn.de
Dienststelle Heidelberg
Verbandsgeschäftsstelle
Friedrich-Ebert-Anlage 9
69117 Heidelberg
Telefon 06221 97200
Fax 06221 972020
eMail heidelberg@dw-rn.de
Dienststelle Eppingen
Kaiserstraße 5
75031 Eppingen
Telefon 07262 5041
Fax 07262 4684
eMail eppingen@dw-rn.de
www.dw-rn.de