automobil produktion 1/99
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Engineering VW-Passat 80 Prozent kommen aus Deutschland Mit dem neuen Passat schaffte VW dank zahlreicher Innovationen den Aufstieg in die Oberliga der Mittelklasse. Nun kommen noch im laufenden Jahr weitere Neuerungen. Etwa die neue Einspritztechnik beim TDI. kommt ein mit TRW ebenfalls neu entwickeltes Straffersystem für die hinteren Sitze, das nach dem Wankelprinzip arbeitet. Die Komponenten komplettieren das Sicherheitspaket des Passat und sorgen dafür, daß das Modell »die weltweit schärfsten Sicherheitsstandards 1998« (VW-Entwicklungsvorstand Dr. Martin Winterkorn) erfüllt. Auch das elektrische Bordnetz wurde vollkommen neu konzipiert und dezentral ausgeführt. Als wesentlicher Bestandteil gilt ein Bussystem für die Ausstattungsumfänge Zentral-Verriegelung sowie ein elektrischer Fensterheber mit Überschußkraftbegrenzer. In jeder der Türen befindet sich ein Steuergerät. Das zentrale Steuergerät liegt dagegen im Innenraum der Karosserie. Alle Informationen und Steuerbefehle erhalten die Türgeräte über den Datenbus CAN. Ebenfalls neu: das Navigationssystem des Passat, der als ➔ Bilder: VW Peter Naß, Leiter der technischen Projektleitungen bei VW, bricht eine Lanze für die Zulieferer: »Wir werden auch künftig für den Passat jährlich interessante Items zusammen mit bisherigen, aber auch neu hinzu gekommenen Zulieferern entwickeln.« Bei Naß laufen die Fäden aller Projekte zusammen. Er detailliert deshalb: »Der Schwerpunkt wird gleichrangig in den Bereichen Komfort und Sicherheit liegen. Ebenso sind aber auch für den Bereich Antrieb neue Elemente vorgesehen.« Gemeinsam mit dem Zulieferer Autoliv entwickelte VW pyrotechnische Sicherheitgurtstraffer, die sensorgesteuert die Gurtkraft auf ein risikoloses Niveau begrenzen. Hinzu erstes Fahrzeug von Volkswagen mit einer elektronischen Orientierungshilfe ausgestattet wurde. Mehr Komfort soll auch die kürzlich vorgestellte Pumpe-Düse-Einspritztechnik leisten, die VW zusammen mit Bosch entwickelte. Das neue Fahrgefühl konnten PassatKunden erstmals Anfang 1999 erleben, vorausgesetzt, sie orderten einen Passat mit dem neuen 1,9 LiterVierzylinder-TDI-Motor. Der Vorteil der neuen PumpeDüse-Einspritztechnik gegenüber dem Common-Rail-System liegt in den weitaus höheren Drücken, die separat am Einspritzelement jedes Zylinders erzeugt werden: Per Pumpe-Düse kann der Kraftstoff mit bis zu 2050 bar eingespritzt werden, immerhin 700 bar mehr als bei der Common-Rail-Technik. Damit legt der neue TDI-Motor bei Leistung und Drehmoment deutlich zu und erreicht sogar die Leistungsausbeute von Ottomotoren vergleichbaren Hubraums. Dennoch soll der neue Motor dank effektiver Verbrennung keineswegs mehr verbrauchen. Er habe außerdem »das Potential, die strenge Abgasnorm EU-III-D deutlich zu unterschreiten«, sind sich die VW-Entwickler sicher. An den Neuerungen seien immer auch Zulieferer beteiligt, die die Grundkonzeption entwickeln, betont Naß. In der Testphase greifen die VW-Entwickler ein und geben dem Teil gemeinsam mit den Ingenieuren des Lieferanten den serienreifen Schliff. Passat-Zylinderkopf: Neue, mittels Nocken betätigte, Pumpe-Düse-Elemente. Aktueller Passat: Jährlich hinzukommende Weiterentwicklungen sollen den Innovations-Spitzenplatz im Segment obere Mittelklasse verteidigen. 96 Automobil-Produktion · Februar 1999 Engineering VW-Passat Hinsichtlich der JIT-Lieferung von Modulen und Komponenten liegt die VW-Tochter Volkswagen Sachsen GmbH vorn. Insgesamt 13 Lieferanten siedelten sich in der Nähe des Fahrzeugwerks Mosel an, sie liefern 15 Module. Darüber hinaus werden durch die BMG Baugruppen- und Modulfertigung, Glauchau, diverse Sequenzumfänge und Vormontagen ebenfalls just-in-time geliefert. Die Einzelteile liefern Sublieferanten nach Glauchau. Seit Januar 1999 zählt ein weiterer Modullieferant zu den Auserwählten: Takata Sachsen liefert aus Interview Effektiver durch Businessplan Otto Joos, seit dem 1. August 1998 Werkleiter in Emden, soll die Produktionsstätte des VW-Flaggschiffes in die Spitzengruppe der Konzernliga führen. Herr Joos, sie leiteten zuvor die Produktion des New Beetle in Mexiko. Welche Erfahrungen nutzen Ihnen bei der neuen Aufgabe in Emden am meisten? Wir waren in Mexiko so erfolgreich, weil wir als Team arbeiteten. Diese Teamorganisation führen wir auch hier in Emden ein. Sämtliche Bereiche des Werkes werden in Teams mit genau definierten Schnittstellen organisiert. Das ist neu und erfordert ein Umdenken. In welcher Form sind externe Zulieferer in die Teams eingebunden? Externe Zulieferfirmen in die Teamarbeit einzubeziehen, gilt als nächster Schritt. Wir erarbeiten ein Konzept über Kunden-Lieferanten-Verträge zwischen dem Werk Emden und unseren Zulieferern. Schon jetzt erfolgt eine intensive Zusammenarbeit mit den Zulieferern, in erster Linie natürlich mit denen, mit denen wir nicht zufrieden sind. Wir veranstalten zum Beispiel Workshops, in denen die betroffenen Bereiche des Werkes zusammen mit dem Zulieferer Schnittstellen definieren, Problemfelder analysieren und entsprechende Maßnahmen entwickeln. 98 Automobil-Produktion · Februar 1999 Elterlein Airbags für den Passat sowie den Golf ins Werk Mosel. Auch bei der Lackbereitstellung gehen die Sachsen neue logistische Wege. Sie schufen gewissermaßen das Modul ›Lack‹. Lacklieferant BASF betreut die Lackiererei komplett und stellt sämtliche Materialien wie Lacke, Füller und Reinigungsmittel bereit. Der Farbauftrag läuft unter Regie von VW. Bezahlt wird BASF nach I.O.-lackierten Karosserien. Sicher war diese ›Lack-Lösung‹ mit ein Grund dafür, daß VW Sachsen im Oktober auf dem Logistikkongreß in Berlin den Deutschen Logistikpreis 1998 erhielt. Bild: VW Insgesamt sind in die Entstehung des Passat 850 Zulieferer eingebunden. Die beiden Passatwerke Emden und Mosel beziehen etwa 80 Prozent des gesamten Lieferumfangs aus Deutschland. Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit stehen bei der Lieferantenauswahl ganz oben an. Und bei den Bewerbungen mischt VW mit seinen Eigenfertigungen mit. So wird für den Passat in Emden das JIT-Modul Cockpit von der Hausfertigung produziert. Für die Passatfertigung in Mosel liefert das Cockpit die Mannesmann VDO aus dem Werk Zwickau/Crossen. Otto Joos, Werkleiter im Passatwerk Emden: »Wir konnten mit arbeitsorganisatorischen Maßnahmen die technisch vorgegebene Kapazitätsgrenze deutlich überschreiten.« Wieviele Passat produzieren Sie augenblicklich pro Tag? In Emden fertigen wir 1270 Fahrzeuge täglich. Zusammen mit dem Werk Mosel kommen wir auf fast 1900 Passat pro Tag. Wo liegt die technische Kapazitätsgrenze? Eindeutig niedriger als unser derzeitiger Ausstoß vermuten ließe. Aber wir konnten durch hauptsächlich arbeitsorganisatorische Maßnahmen wie Schichtverlängerung, Nachtschicht und Samstagsarbeit die Kapazität zusätzlich erhöhen. Darüber hinaus stellten wir in Emden auch ca. 2000 Mitarbeiter mit Zeitverträgen neu ein. Nur so konnten wir hier im vergangenen Jahr 329 685 (genau) Fahrzeuge produzieren. Das sind über 100 000 mehr als 1997. Ein Rekord für Emden. Die Zulieferer, insbesondere die System- und Modullieferanten, müssen ihre Produktion im Gleichschritt mit Ihnen hochfahren. Werden die Entscheidungen zur Steigerung der Ausbringung stets gemeinsam mit den Zulieferern getroffen? Die Entscheidungen werden immer gemeinsam getroffen. Wir verfolgen im Falle von Produktionserhöhungen, sei es durch Investitionen zur Ausweitung der technischen Kapazität oder durch arbeitsorganisatorische Maßnahmen, sehr genaue Regelabläufe. ➔