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Samstag, 2. Juni 2012 / Nr. 127
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Freitag, 8. Juni
Polen - Griechenland 18.00 Uhr
Russland - Tschechien 20.45 Uhr
Dienstag, 12. Juni
Griechenland - Tschechien 18.00 Uhr
Polen - Russland 20.45 Uhr
Samstag, 16. Juni
Tschechien - Polen 20.45 Uhr
Griechenland - Russland 20.45 Uhr
«traue russland
den Halbfinal zu»
«Ich glaube, Russland und Polen
kommen aus dieser Gruppe weiter.
Die Polen haben eine gute Mannschaft mit drei Dortmunder Spielern,
die sehr viel Selbstvertrauen haben.
Dazu wird das Team bei der HeimEM wohl von der Euphorie getragen
werden. Und dass Russland eine
erstklassige Mannschaft hat, ist kein
Geheimnis. Die Sbornaja ist stark
besetzt, gut eingespielt und zu allem
fähig. Leider auch im negativen
Sinne. An guten Tagen können die
Russen jeden schlagen. An schlechten tun sie sich auch gegen schwächere Gegner schwer. Ich traue ihnen den Halbfinal zu.»
Kevin Kuranyi (30) ist ehemaliger deutscher
Nationalspieler. Der Stürmer spielt derzeit bei
Dynamo Moskau.
Fussball Die Polen fiebern der Euro 2012 im
eigenen Land entgegen. Nur einer sieht schwarz für
die Gastgeber: Nationaltrainer Franciszek Smuda.
RusslanD Die russen sind
an der EM zu allem fähig.
Keiner spiegelt das so gut wie
ihr Captain: andreij
Sergejewitsch arschawin.
Im ausland auf «Polensuche»
Nur für den Fall, dass Sie vor dieser
EM das dringende Bedürfnis verspüren,
sich mit einem euphorischen und fröhlichen Zeitgenossen zu unterhalten –
meiden Sie Polens Nationaltrainer Franciszek Smuda weiträumig. Der 63-Jährige dürfte so ziemlich der grösste
Griesgram sein, den dieses Turnier im
Vorfeld zu bieten hat. Besonders
schlimm ist es immer dann, wenn er
sich gerade mal wieder die Liste des
Personals angesehen hat, das ihm zur
Verfügung steht. Dann stösst er einen
tiefen Seufzer aus, zieht die Augenbrauen hoch und brummt missmutig:
«Ich habe kaum Weltklasseleute. Aber
ich kann auch nicht viele überdurchschnittliche Spieler sehen.» Das sind vor
einer Europameisterschaft im eigenen
Land nicht die besten Voraussetzungen.
Schliesslich erwarten die Polen einiges von ihrer Mannschaft, vier Prozent
trauen ihr sogar den Titel zu. Im Sinne
ihrer körperlichen Unversehrtheit sollten diese vier Prozent ihren Optimismus
im persönlichen Gespräch mit Smuda
jedoch besser verschweigen. Erst kürzlich wurde der Coach von einem Journalisten gefragt, ob nicht vielleicht doch
der ganz grosse Wurf gelingen könnte.
Smuda blickte den Reporter an, als sei
er ein kleines grünes Männchen und
rüffelte ihn streng: «Sie wissen genau
so gut wie ich, dass wir uns keine Gedanken darüber machen müssen, dass
Polen Europameister werden könnte.»
Und dann gibt es da noch die Einbürgerungswut des Nationaltrainers.
Smuda tingelt schon länger durch Europa und sucht nach Spielern mit polnischen Wurzeln – mit beachtlichem Erfolg. Sebastian Boenisch (Werder Bremen), Adam Matuszczyk (Fortuna
Düsseldorf) und Eugen Polanski (FSV
Mainz 05) sind in Deutschland aufgewachsen und haben auch die deutsche
Staatsbürgerschaft, Ludovic Obraniak
(Girondins Bordeaux) und Damien Perquis (FC Sochaux) sind in Frankreich
geboren. Perquis sprach bis vor kurzem
noch kein Wort polnisch.
Einer, der darüber gar nicht glücklich
ist, ist Jan Tomaszewski, Polens Goalie
bei der WM 1974 und mittlerweile
Parlamentsabgeordneter. Er schäumt
vor Wut über die Massnahmen – und
auch darüber, dass mit dem Dortmunder Lukasz Piszczek ein Profi aufgeboten
wurde, der sich während seiner Zeit bei
Zaglebie Lubin an einer Spielmanipulation beteiligt hatte. «Ich schäme mich,
im selben Trikot gespielt zu haben, wie
diese Nationalmannschaft», giftelt Tomaszewski.
53 Polen-Tore für Dortmund
Die Voraussetzungen für eine harmonische EM sind also nicht gerade günstig. Aber immerhin gibt es zwei Dinge,
die Mut machen. Erstens: die Gruppenauslosung. Wer gegen Russland, Tschechien und Griechenland antreten muss,
kann sich nicht über mangelndes Losglück beschweren.
Kader Polen
Tor: Szcesny Wojciech, Arsenal (Eng),
18.04.1990. Sandomierski Krc Grzegorc, Genk
(Be), 5.09.1989. Tyton Przemyslaw, PSV Eindhoven (Ho), 23.05.1987.
Verteidigung: Boenisch Sebastian, Werder Bremen (De), 1.02.1987. Wojtkowiak Grzegorc,
Lech Posen, 26.01.1984. Kamninski Marcin, Lech
Posen, 15.01.1992. Wasilewski Marcin, Anderlecht (Be), 9.06.1980. Wawrzyniak Jakub, Legia
Warschau, 7.07.1983. Perquis Damien, Sochaux
(Fr), 10.04.1984. Piszczek Lukasz, Borussia Dortmund, 3.06.1985.
Mittelfeld: Dudka Dariusz, Auxerre (Fr)
9.12.1983, Matuschyk Adam, Fortuna Düsseldorf (De), 14.02.1989. Polanski Eugen, Mainz
(De), 17.03.1986. Rybus Maciej Terek, Grosny
(Russ). 19.08.1989. Obraniak Ludovic, Bordeaux
(Fr), 10.11.1984. Murawski Rafal, Lech Posen,
9.10.1981. Blaszczykowski Jakub, Borussia Dortmund (De), 14.12.1985. Mierzejewski Adrian,
Trabzonspor (Tür), 6.11.1986. Wolski Rafal, Legia Warschau, 10.11.1992. Rosicki Kamil, Sivasspor (Tür), 8.06.1988.
Sturm: Lewandowski Robert, Borussia Dortmund (De), 21.08.1988. Sobiech Artur, Hannover
(De), 12.06.1990. Brozek Pawel, Celtic Glasgow
(Scho), 21.04.1983.
Trainer: Smuda Franciszek, 22.06.1948.
Und zweitens gibt es immerhin drei
Spieler, deren Klasse unstrittig ist:
Robert Lewandowski, Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski
haben mit Borussia Dortmund gerade das Double in Deutschland gewonnen und waren in der Liga an
53 der 80 Saisontore beteiligt. Meistertrainer Jürgen Klopp ist jedenfalls
ganz hin und weg: «Ohne die drei
hätten wir den Titel nicht geholt. Es
ist aussergewöhnlich, was sie geleistet
haben.» Das sieht Smuda wohl ähnlich,
der zudem noch mit ungewöhnlichen
geografischen Ausführungen überrascht. Er sagt: «Dortmund ist die
Hauptstadt des polnischen Fussballs.»
So gesehen ist Lewandowski das
Staatsoberhaupt. Der Angreifer erzielte in der Liga 22 Tore, beim 5:2 im
Cupfinal gegen die Bayern traf er stolze
dreimal. An den Qualitäten der BVBProfis zweifelt auch in Polen niemand.
An denen ihrer Mitspieler schon. Das
weiss auch Lewandowski, weshalb er
sagt: «Individuell können wir nichts
schaffen – als Mannschaft aber schon.
Ich freue mich riesig auf die EM. Wir
können Geschichte schreiben.»
Vielleicht sollte er das mal seinem
Trainer vermitteln.
Manche Experten halten das angesichts der tatsächlich überschaubaren Qualität des
Kaders für eine realistische Sicht der Dinge.
Andere, vor allem in
Polen, sind von dem destruktiven Ansatz mittelschwer erschüttert. Smuda zählt
nicht gerade zu den beliebtesten
Trainern seines Landes. Das lassen ihn die einheimischen Reporter auch in schöner Regelmässigkeit
wissen. Deshalb sah sich Smuda vor
einem halben Jahr genötigt, einen flammenden Appell an die Medienvertreter
zu richten. «Wir müssen zusammenhalten und der Mannschaft und dem
HINWEIS
 Lesen Sie morgen in der «Zentralschweiz am
Sonntag» alles über die Euro-Gruppe B. 
Tor: Akinfejew Igor, ZSKA Moskau, 8.04.1986.
Schunin Anton, Dynamo Moskau, 27.01.1987.
Malafejew Wjatscheslaw, Zenit St. Petersburg,
4.03.1979.
Verteidigung: Anjukow Alexander, Zenit St.
Petersburg, 28.09.1982. Scharonow Roman,
Rubin Kasan, 8.09.1976. Ignaschewitsch Sergej,
ZSKA Moskau, 14.07.1979. Beresuzki Alexej,
ZSKA Moskau, 20.06.1982. Granat Wladimir,
Dynamo Moskau, 22.05.1987. Nababkin Kirill,
ZSKA Moskau, 8.09.1986.
Mittelfeld: Schirkow Juri, Anschi Machatschkala, 20.08.1983. Schirokow Roman, Zenit St.
Petersburg, 6.07.1981. Denissow Igor, Zenit St.
Petersburg, 17.05.1984. Zyrianow Konstantin,
Zenit St. Petersburg, 5.10.1977. Ismailow Marat,
Sporting Lissabon (Por) 21.09.1982. Kombarow
Dimitri, Spartak Moskau, 22.01.1987. Dsagojew
Alan, ZSKA Moskau, 17.06.1990. Kokorin Alexander, Dynamo Moskau, 19.03.1991. Gluschakow Denis, Lokomotive Moskau, 27.01.1987.
Semschow Igor, Dynamo Moskau, 6.04.1978.
Sturm: Arschawin Andrej, Zenit St. Petersburg,
29.05.1981. Kerschakow Alexander, Zenit St.
Petersburg, 27.11.1982. Pawljutschenko Roman,
Lokomotive Moskau, 15.12.1981. Pogrebnjak
Pawel, Fulham (Eng), 8.11.1983.
Trainer: Advocaat Dick (Ho), 27.09.1947.
JürGEN KNaPPENbErGEr
sport@luzernerzeitung.ch
Sie sind der Albtraum jedes Wettbüros: Russlands Fussballer. «An einem
guten Tag können wir jeden Gegner
schlagen», sagt Nationaltrainer Dick
Advocaat selbstbewusst. Damit hat er
recht. Was der Holländer dagegen unterschlägt: An einem schlechten sind seine
Spieler auch für jede Blamage zu haben.
Und kein Mensch kann voraussagen,
wann nun ein guter, und wann ein
schlechter Tag kommt. Diese Unbestän-
Polen
Griechenland
Russland
digkeit ist auch der Grund, warum kaum
jemand die Sbornaja auf der Favoritenliste für die Europameisterschaft hat.
Einer, der diese Unbeständigkeit perfekt verkörpert ist Andreij Sergejewitsch
Arschawin. Der Kapitän ist zudem der
bunteste Vogel in Advocaats Truppe.
Beispiele gefällig? Er hat an einer Modedesignschule studiert (um nach eigener
Aussage als einziger Mann viele Frauen
kennen lernen zu können), er hat das
Buch «555 Fragen und Antworten über
Frauen, Geld, Politik und Fussball» geschrieben (mit dem wertvollen Hinweis,
dass Frauen keinen Führerschein bekämen, wenn es nach ihm ginge) – und
er ist der wohl begnadetste Kicker der
Sbornaja. Auch wenn er es nicht immer
zeigt.
Tschechien
Andreij Sergejewitsch Arschawin (links): Auf seine Klasse
sind die Russen angewiesen.
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Zitterpartie gegen andorra
Gross rausgekommen ist der 31-Jährige bei Zenit. Er war mitverantwortlich,
dass der Club aus St. Petersburg zum
unangefochtenen Branchenführer in
Portugal
Keystone/Jean-Christophe Bott
Russland aufstieg. Höhepunkt: Gewinn
des Uefa-Cups 2008 – im Übrigen zusammen mit Trainer Dick Advocaat. Es
blieb bisher sein grösster Triumph. Zu
wenig, um ein Weltklassespieler zu werden. Auch Arschawins Bilanz bei grossen
Turnieren ist ausbaufähig. 2002 und
2004 wurde er jeweils aus dem Kader
gestrichen, 2006 und 2010 verpasste
Russland die Qualifikation.
Und auch vor der EM 2008 hätten
sich Arschawin und die Russen beinahe
selbst um ein grossartiges Turnier gebracht – Arschawin sogar im doppelten
Sinne. Vor dem letzten Qualifikations-
Kroatien
Russland
Tschechien
Polen
Ukraine Tomas Rosicky soll die Offensive
der
Tschechen ankurbeln.
AP/David Josek
EPA/Leszek Szymanski
Niederlande
Nationale Kuriositäten:
Wussten
Sie,
dass
...
Deutschland
– Kleines Bier und Grosses Bier. Trotzdem holte PPPP bei der folgenden Wahl
1993 nur noch 0,1 Prozent und stellte
ihre Tätigkeit ein.
Portugal
... in jedem Land es Sprichworte
und Aberglauben gibt? Aber kaum
eine Nation ist so abergläubisch wie
die Russen – sie haben für nahezu jede
Lebenssituation eine Volksweisheit parat. Eine kleine Auswahl: Wenn Salz
verschüttet wird, steht Streit ins Haus.
Läuft einem eine Frau mit vollem Eimer
Spanien
Italien
über den Weg, ist das ein gutes Omen.
Juckt die linke Hand, steht ein Geldsegen an. Juckende Fusssohlen dagegen künden von einer baldigen Reise. Und wenn einmal ein Messer auf
den Boden fällt? Dann klingelt es bald
an der Türe.
... wer es mit Griechen zu tun hat,
aufpassen sollte, dass er nicht Widerwillens noch ein Gläschen Ouzo nachgeschenkt bekommt? Denn ein leichtes
Kopfschütteln bedeutet in Griechen-
land «Ja». Umgekehrt sollte ein Trinkwilliger seinen Wunsch nach einem
weiteren Schluck nicht mit einem energischen Nicken kundtun – denn dann
wird er leer ausgehen. Um Ablehnung
oder Verneinung auszudrücken, nicken
Griechen nämlich mit dem Kopf – und
schnalzen womöglich noch mit der
Zunge. Verwirrend, aber wahr.
... ein Bierbad – was für viele Ohren
zunächst einmal klingt wie ein typisch
männlicher Tagtraum, in Wahrheit ganz
reale Wellness für sie und ihn ist? In
einem Örtchen nahe der tschechischen
Stadt Marienbad bietet die Familienbrauerei Chodovar Wellness-Anwendungen mit dem hauseigenen HopfenGebräu. Erholungssuchende sind eingeladen, Alltagssorgen in einer Wanne
mit wohlig-warmem Bier zu ertränken.
Das regt den Kreislauf an, befreit die
Poren und spendet zahlreiche Vitamine. Natürlich gibt es auch ein Exemplar zu trinken – nur für die Verdauung
natürlich.
Vom buhmann zum superstar
Sein Glück: Obwohl er für die ersten
Spiele gegen Spanien und Griechenland
gesperrt war, nahm ihn der damalige
TschechIen Schweden
Stark angefangen, stark
nachgelassen. Diese Redewendung
kommt einem in den Sinn, wenn man
sich die Mannschaftsaufstellung des
tschechischen Nationalteams der Reihe
nach anschaut.
Im Tor: Petr Cech.
Frankreich
Besser geht es kaum. Der Schlussmann
des FC Chelsea zählt weltweit zu den
Besten seines Fachs. Gerade erst hat
der 30-Jährige fast im Alleingang das
Champions-League-Finale
gegen den
England
FC Bayern gewonnen. Auch die Abwehr
kann sich mehr als sehen lassen. Tomas
Sivok und Roman Hubnik sind gute
Innenverteidiger, auf den Aussenbahnen sorgen Michal Kadlec (links) und
Theodore Gebre Selassie (rechts) für
Druck nach vorne.
Doch je weiter man dann nach vorne kommt, umso mehr lässt die Qualität nach.
«heimspiele» für die Tschechen
In der Mittelfeldzentrale haben die
Tschechen zwar ebenfalls einen weiteren Weltklassemann – aber eben nur
einen: Tomas Rosicky. Das komplette
Griechenland
Spiel läuft über ihn, was an guten Tagen
kein Problem ist. Aber wenn der Antreiber vom FC Arsenal einmal eine
Schwächephase hat, lahmt das gesamte
Spiel vorne. Und: Die grosse Schwäche
Rosickys ist seine Torausbeute. Ein
Schwarm Stubenfliegen löst in der
Russland
Tschechien
gegnerischen Abwehr mehr Panik aus
als der 31-Jährige. Das alles wäre halb
so wild, wenn im Sturm der Milan Baros stehen würde, den alle aus früheren
Zeiten kennen. Schnell, wendig, torgefährlich. Ein Knipser vor dem Herrn.
Doch mittlerweile stürmt ein anderer
Milan Baros für die Tschechen. Einer,
dessen Zeit schon abgelaufen scheint.
Sein Glück und der Tschechen Pech: Er
hat (noch) keine ernsthafte Konkurrenz.
Ganz allgemein gilt: Die Tschechen
sind schlechter als ihr Ruf. Mit der
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Trainer Guus Hiddink mit zur EM nach
Österreich und in die Schweiz. Hiddink
hat es nicht bereut. Denn nach abgesessener Sperre lief der 1,72 Meter
grosse Wirbelwind zu hinreissender
Form auf. Das Resultat: Russland scheiterte erst im Halbfinale gegen den späteren Europameister, die alles beherrschenden Spanier. Arschawin wurde für
seine Tore und Assists bei zwei seiner
drei Auftritte zum besten Spieler der
Partie gewählt und ausserdem ins Allstar-Team berufen.
Vom Buhmann zum Superstar in Rekordzeit. Das ist ein bewährtes Muster
bei ihm, auch als er Anfang 2009 zum
FC Arsenal wechselte. Der Start war
mehr als verheissungsvoll, gegen den
FC Liverpool gelangen ihm sogar vier
Tore in einer Partie. Doch viel blieb
davon nicht übrig. In der vergangenen
Saison sass er plötzlich regelmässig auf
der Bank. Die Folge: Er wechselte auf
Leihbasis zu seinem alten Klub Zenit
St. Petersburg.
Ein Deal, von dem beide Seiten profitieren. Zenit verteidigte dank Arscha-wins
genialer Mithilfe souverän seinen Meistertitel – und der kleine Irrwisch spielte sich
rechtzeitig zur EM erneut in grosse Form.
«Ich fühle mich gut auf dem Platz, vieles
gelingt mir wieder», sagt er – und fügt
verheissungsvoll hinzu: «Es bleibt Zeit,
um noch besser zu werden.»
Denn bei der EM wollen Arschawin
und seine Teamkollegen allen beweisen,
dass sie nicht nur talentiert, sondern
auch bereit für grosse Siege sind. Es
kann ihnen gelingen. An einem guten
Tag ...
Nicht amüsant – aber erfolgreich
Kader tschechien
Italien
Griechenland
Robert Lewandowski von
Borussia Dortmund ist der Star
bei den Polen.
spiel stand fest: Mit einem Sieg ist die
Sbornaja dabei. Der Gegner war Andorra. Andorra! Eine Mannschaft, die selbst
von einem Freilos kaum getoppt werden
kann. Doch die russische Elf schaffte es,
aus solch einem Selbstläufer eine Zitterpartie zu machen. Am Ende siegte sie
mit 1:0. Und Arschawin? Er sah kurz vor
Schluss wegen einer Unbeherrschtheit
eine völlig unnötige rote Karte.
Spanien
Die tschechen
sind schlechter als ihr ruf
Irland
Turnier helfen», sagte er und fügte noch
hinzu: «Hier ist es modern, zu kritisieren – aber das hilft niemandem.»
Viel genützt hat die Forderung nicht,
Smuda sieht sich weiter mit vielen
Skeptikern konfrontiert. Was auch damit
zusammenhängt, dass er sich nicht
scheut, unpopuläre Entscheidungen zu
treffen. Da ist zum Beispiel die etwas
ungewöhnliche Konstellation, dass kein
einziger Spieler von Meister Slask Wroclaw im Kader steht. Nicht wenige vermuten, dass sportliche Kriterien dabei
eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Vielmehr sei der Grund, dass
Smuda und Wroclaw-Trainer Orest
Lenczyk nicht gerade dickste
Freunde sind. Smuda hält Lenczyk angeblich für besserwisserisch, Lenczyk im Gegenzug
Smuda für ungebildet.
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Kader russland
Polen
Dänemark
... die «Polnische Partei der Bierfreunde» (Polska Partia Przyjaciol
Piwa) das Ziel hatte, die Bevölkerung
von ausuferndem Wodka-Konsum abzubringen? Die Landsleute sollten lieber Bier trinken. Gegründet wurden
die Bierfreunde 1990 von Janusz Rewinski – seines Zeichens Satiriker. Doch
die Partei blieb kein Witz: Bei den
Parlamentswahlen 1991 kam sie auf
3,27 Prozent und erhielt 16 Sitze. Kurz
darauf teilte sich die Partei in zwei
Fraktionen: Male Piwo und Duze Piwo
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Die «Sbornaja» ist unberechenbar
smuda von Kritikern umgeben
Promitipp
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Samstag, 2. Juni 2012 / Nr. 127
Die grösste Spassbremse der EM
CarStEN MEyEr
sport@luzernerzeitung.ch
Spielplan
Sport
Tor: Cech Petr, Chelsea (Eng), 20.05.1982. Lastuvka Jan, Dnjepr Dnjepropetrowsk (Ukr),
7.07.1982. Drobny Jaroslav, Hamburger SV (De),
18.10.1979.
Verteidigung: Gebre Selassie Theodor, Slovan
Liberec, 24.12.1986. Kadlec Michal, Bayer Leverkusen (De), 13.12.1984. Suchy Marek, Spartak Moskau (Russ), 29.03.1988. Hubnik Roman,
Hertha Berlin (De), 6.06.1984. Sivok Tomas,
Besiktas Istanbul (Tür), 15.09.1983. Limbersky
David, Viktoria Pilsen, 7.10.1983.
Mittelfeld: Rezek Jan, Anorthosis Famagusta
(Zyp), 5.05.1982. Rosicky Tomas, Arsenal (Eng),
4.10.1980. Petrzela Milan, Viktoria Pilsen,
19.06.1983. Rajtoral Frantisek, Viktoria Pilsen,
19.06.1983. Plasil Jaroslav, Bordeaux (Fr),
5.01.1982. Pilar Vaclav, Viktoria Pilsen,
13.10.1988. Hübschman Tomas, Schachtjor Donezk (Ukr), 4.09.1981. Kolar Daniel, Viktoria
Pilsen, 27.10.1985. Jiracek Petr, Wolfsburg (De),
2.03.1986. Darida Vladimir, Viktoria Pilsen,
8.08.1990.
Sturm: Necid Tomas, ZSKA Moskau (Russ),
13.08.1989. Baros Milan, Galatasaray Istanbul
(Tür), 28.10.1981. Pekhart Tomas, Nürnberg (De),
26.05.1989. Lafata David, Jablonec, 18.09.1981.
Trainer: Bilek Michal, 13.04.1965.
Klassemannschaft um Pavel Nedved, Jan
Koller, Patrik Berger, Karel Poborský oder
Vladimír Šmicer hat die Mannschaft
nicht mehr viel zu tun. Die neue Generation ist entweder noch nicht so weit
– oder ihr fehlt die Klasse, um an die
Leistungen der prominenten Vorgänger
anknüpfen zu können.
Einen kleinen Vorteil haben sie jedoch. Sie werden neben Polen und der
Ukraine ebenfalls Heimspiel-ähnliche
Verhältnisse haben. Breslau, wo die
Tschechen alle drei Gruppenspiele austragen, liegt nur 90 Kilometer von der
Heimat entfernt. Die Fans werden das
Team also in Scharen unterstützen. Ob
das jedoch reicht, um bei der EM für
Furore zu sorgewwn, ist mehr als fraglich.
JürGEN KNaPPENbErGEr
sport@luzernerzeitung.ch
GRIechenlanD Zumindest wird
niemand Fernando Santos vorwerfen
können, er habe die Öffentlichkeit
nicht gewarnt. Der 57-Jährige ist Nationaltrainer von Griechenland – und
für alle Ästheten dieses Spiels damit
die Verkörperung des Bösen. Oder um
es anders zu formulieren: Wer findet,
dass der FC Chelsea in der Champions
League gegen Barcelona und den FC
Bayern einen Bomben-Fussball gespielt hat, wird auch an den Auftritten
der Hellenen seinen Spass haben.
Das hat dort mittlerweile ja schon
Tradition, seit die Griechen mit ihrer
Polen
Mauer-Taktik aus bis
heute unerfindlichen Gründen 2004 den EM-Titel
Griechenland
gewannen. Konkret bedeutet das: Die
Mannschaft verteidigt mit Mann und
Maus, verweigert in der Regel jede
aktive Beteiligung am Offensivspiel –
und wartet auf die eine Chance, die
es zu nutzen gilt. Meist durch Stürmer
Theofanis Gekas (31, Samsunspor),
der im restlichen Spielverlauf oft so
unbeteiligt wirkt, als sei er nur ganz
zufällig in das Trikot geraten. Allerdings hat Santos den von Vorgänger
Otto Rehhagel eingeführten Libero
wieder abgeschafft. Immerhin.
Russland
Kader Griechenland
Tor: Chalkias Konstantinos, PAOK Saloniki,
30.05.1974. Tzorvas Alexandros, Palermo (It),
12.08.1982. Sifakis Michail, Aris Saloniki,
9.09.1984.
Verteidigung: Maniatis Ioannis, Olympiakos
Piräus, 12.10.1986. Tzavellas Georgios, Monaco
(Fr), 26.11.1987. Malezas Stylianos, PAOK Saloniki, 11.03.1985. Papadopoulos Kyriakos,
Schalke (De), 23.02.1992. Papadopoulos Avraam, Olympiakos Piräus, 3.12.1984. Torosidis
Vassilios, Olympiakos Piräus, 10.06.1985. Papstathopoulos Sokratis, Werder Bremen (De),
9.06.1988. Holebas José, Olympiakos Piräus,
27.06.1984.
Mittelfeld: Makos Grigorios, AEK Athen,
18.01.1987. Karagounis Georgios, Panathinaikos
Athen, 6.03.1977. Fotakis Georgios, PAOK Saloniki, 29.10.1981. Ninis Sotirios, Panathinaikos
Athen, 3.04.1990. Katsouranis Kontantinos,
Panathinaikos Athen, 21.06.1979. Fortounis
Konstantinos, Kaiserslautern (De), 16.10.1992.
Fetfatzidis Ioannis, Olympiakos Piräus,
21.12.1990.
Sturm: Samaras Georgios, Celtic Glasgow
(Scho), 21.02.1985. Lymperopoulos Nikolaos,
AEK Athen, 4.08.1975. Mitroglou Konstantinos,
Panionios Athen, 12.03.1988. Salpingidis Dimitrios, PAOK Saloniki, 18.08.1981. Gekas Theofanis, Samsunspor (Tür), 23.05.1980.
Trainer: Santos Fernando (Por), 10.10.1954.
Tschechien
Niederlande
Kein Qualifikationsspiel verloren
Zu viel mehr Veränderungen liess
er sich jedoch nicht hinreissen. Und
so bitter das für den Unterhaltungswert auch sein mag – es ist angesichts
der Qualität des Kaders durchaus
verständlich. «Wir haben keinen Lionel Messi», merkt Santos an, «deshalb
setzen wir zuerst auf taktisches Verständnis und dann auf individuelle
Qualität.» Und eines muss man dem
Coach lassen: Die Ergebnisse geben
ihm Recht.
Dänemark
Deutschland
Portugal
Die Griechen mühen sich zwar selbst
gegen einen Gegner wie Malta nur zu
einem knappen 1:0 – aber sie sind auch
nur schwer zu knacken. In der EMQualifikation verloren sie keine einzige
Begegnung und verwiesen Kroatien auf
den zweiten Rang. Doch alleine damit
gibt sich Santos noch nicht zufrieden.
«Die Spieler haben sich mit der EMTeilnahme für ihre guten Leistungen
belohnt», sagt Santos, «aber damit ist
der Job noch nicht erledigt.»
Die Griechen haben also noch einiges vor bei dieser EM. Das Publikum
mit attraktivem Fussball zu begeistern,
gehört jedoch nicht zwingend dazu.
CarStEN MEyEr
sport@luzernerzeitung
Sport
Sonntag, 3. Juni 2012 / Nr. 23 Zentralschweiz am Sonntag
14
Die Ruhe vor dem Sturm
STEFaN KlINGER
stefan.klinger@luzernerzeitung.ch
Cristiano Ronaldo – der Unvollendete
Niederlande
Kader Deutschland
Tor: Neuer Manuel, Bayern München, 27. 3.
1986. Wiese Tim, Werder Bremen, 17. 12. 1981.
Zieler Ron-Robert, Hannover, 12. 2. 1989.
Verteidigung: Schmelzer Marcel, Borussia Dortmund, 22. 1. 1988. Höwedes Benedikt, Schalke,
29. 2. 1988. Hummels Mats, Borussia Dortmund,
16. 12. 1988. Badstuber Holger, Bayern München, 13. 3. 1989. Lahm Philipp, Bayern München, 11. 11. 1983. Mertesacker Per, Arsenal
(Eng), 29. 9. 1984. Boateng Jérôme, Bayern
München, 3. 9. 1988.
Mittelfeld: Gündogan Ilkay, Borussia Dortmund,
24. 10. 1990. Khedira Sami, Real Madrid (Sp),
4. 4. 1987. Schweinsteiger Bastian, Bayern
München, 1. 8. 1984. Özil Mesut, Real Madrid
(Sp), 15. 10. 1988. Schürrle André, Bayer Leverkusen, 6. 11. 1990. Müller Thomas, Bayern
München, 13. 9. 1989. Bender Lars, Bayer Leverkusen, 27. 4. 1989. Kroos Toni, Bayern München, 4. 1. 1990. Götze Mario, Borussia Dortmund, 3. 6. 1992. Reus Marco, Mönchengladbach, 31. 5. 1989.
Sturm: Podolski Lukas, Köln, 4. 6. 1985. Klose
Miroslav, Lazio Rom (It), 9. 6. 1978. Gomez
Mario, Bayern München, 10. 7. 1985.
Trainer: Löw Joachim, 3. 2. 1960.
Spielplan
Samstag, 9. Juni
Holland - Dänemark 18.00 Uhr
Deutschland - Portugal 20.45 Uhr
Mittwoch, 13. Juni
Dänemark - Portugal 18.00 Uhr
Holland - Deutschland 20.45 Uhr
Sonntag, 17. Juni
Portugal - Holland 20.45 Uhr
Dänemark - Deutschland 20.45 Uhr
Polen
Griechenland
Gute Laune zur schwierigen Situation: der noch angeschlagene Bastian
Schweinsteiger (links) mit seinem Fitnesstrainer Darcey Norman.
Getty/Joern Pollex
Promitipp
«Deutsche sind der
grosse Titelfavorit»
«Ich denke, dass Deutschland und
Holland weiterkommen. Für mich
sind die Deutschen sowieso der ganz
grosse Titelfavorit. Es ist schon beeindruckend, wie sich diese Mannschaft entwickelt hat.»
Der ehemalige Schweizer Nationalspieler
Mario Eggimann (31) ist seit 2008 beim
deutschen Bundesligisten Hannover 96 unter
Vertrag. Der Innenverteidiger aus dem Aargau
spielte mit der Schweiz an der WM in Südafrika
2010.
N
ach dem EM-Generalpröbchen
gegen ziemlich schwache Israelis (2:0) hat der deutsche
Bundestrainer Joachim Löw
seine Spieler nach Hause geschickt. Im
Kreise ihrer Familie sollen sie an diesem
Wochenende noch einmal den Kopf
freibekommen und neue Kraft tanken.
Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Denn
wenn die deutschen Fussballer am Montag ins EM-Quartier nach Danzig aufbrechen, gibt es für sie nur ein Ziel: den
Titel. Dabei ist die Reise zur EM nach
Polen und in die Ukraine für das vor
wenigen Wochen noch so hochgehandelte DFB-Team inzwischen zu einer
Reise ins Ungewisse geworden – vor der
eigentlich nur eines feststeht: Die stürmischen Tage beginnen wohl schon vor
dem ersten Spiel am Samstag gegen
Portugal.
Denn im deutschen Team gibt es noch
viele offene Fragen – und es schlummert
Konfliktpotenzial. Ganz deutlich wurde
das rund ums Testspiel gegen Israel. Jetzt,
da es ernst wird, scheint die Zeit der
jungen, fröhlichen Dortmunder Himmelsstürmer im Nationalteam erst einmal
vorbei. Während gegen Israel kein Einziger von Meister und Pokalsieger Dortmund in der Startelf stand, liefen gleich
sieben Profis von Bayern München auf.
Zwar agierte der «FC Bayern Deutschland» gegen die Israelis, die nicht mehr
als eine Idealbesetzung für die Rolle des
Aufbaugegners waren, ideenlos und träge. Dennoch setzt Löw bei der EM vor
allem auf die internationale Qualität der
Bayern-Stars. Durch sie, so hofft er, kehrt
Russland
die alte Souveränität und die Leichtigkeit,
mit der das Team bei den vergangenen
Turnieren auftrat, eher wieder zurück –
und damit der Erfolg.
Dortmunder sagen nichts mehr
Und so drehen sich nun alle wichtigen
und halbwichtigen Debatten nur noch
um bayrische Belange. Die Dortmunder
sind auf dem Spielfeld wie bei den Medien nur noch die Ersatzlösung. Wie sehr
der eine oder andere Dortmunder nach
all den Erfolgen und all der Aufmerksamkeit der vergangenen Wochen damit
seine Mühe hat, zeigte sich nach dem
Match. «Ich sage nichts, ich habe ja nicht
gespielt», zischte Mats Hummels. «Ich
habe zuletzt genug gesagt», brummte
Ilkay Gündogan, der wie Hummels und
Marcel Schmelzer gar nicht zum Einsatz
gekommen war, während Klubkollege
Mario Götze am Ende wenigstens noch
sieben Minuten spielte.
Die Strategen beim DFB haben die
Gefahr, die dadurch zunimmt, dass dieser Tage in den deutschen Medien jede
noch so winzige Kleinigkeit enorm wichtig ist, erkannt. So ergriff beim Abendessen nach dem faden Match DFB-Präsident Wolfgang Niersbach das Wort und
mahnte in Richtung der Spieler: «Wir
werden eine erfolgreiche EM spielen –
wenn ihr euch als verschworene Gemeinschaft präsentiert.»
Gomez bloss Ersatz?
Bloss nicht noch eine neue Baustelle
aufreissen. Denn obwohl, und das verkörpern die locker und selbstbewusst
auftretenden sowie optimistisch nach
vorne blickenden Bayern-Stars, die psychologischen Tiefschläge durch die verpassten Titelchancen bei ihnen offenbar
keine Rolle mehr spielen, gibt es rund
ums deutsche Team noch genug offene
Fragen. Kommen die nach Verletzungen
eben erst zurückgekehrten und fürs Team
so wichtigen Per Mertesacker (Innenverteidigung) und Miroslav Klose (Angriff)
rechtzeitig wieder in Topform? Wann
kommt Mesut Özil (Mittelfeld) endlich in
Form? Wie sehr setzt es Mario Gomez
zu, der trotz seines 22. Länderspieltors
nach dem Match gegen Israel missmutig
aus der Kabine stapfte, dass er in den
vergangenen zwei Spielzeiten in Liga,
Tschechien
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Pokal, Champions League und Nationalelf ein Tor nach dem anderen erzielte
und er beim FC Bayern trotzdem wohl
demnächst mit Edin Dzeko einen neuen
Konkurrenten im Kampf um den Stammplatz vor die Nase gesetzt bekommt? Wie
sehr nervt und beeinträchtigt es ihn, dass
er immer noch als der «Stolper-Mario»
wahrgenommen wird und im Nationalteam wohl nicht an Klose vorbeikommt,
wenn dieser wieder richtig fit ist? Und
vor allem: Was ist eigentlich mit Bastian
Schweinsteiger los?
Der Chef des Teams, der Taktgeber im
Mittelfeld fehlt an allen Ecken und Enden.
Portugal
Spanien
Italien
Captain Philipp Lahm ist zwar rein sportlich betrachtet einer der weltbesten
Aussenverteidiger, allein schon wegen
seiner Position kann er während des
Matches jedoch bei weitem nicht so viel
Einfluss aufs Spiel nehmen. Schweinsteiger, der im Mittelfeld mit Özil und Sami
Khedira ein spielstarkes, offensiv wie
defensiv richtig gut agierendes Trio bilden
soll, wird dringend als der zentrale Akteur
im deutschen Spiel gebraucht.
Fragezeichen um schweinsteiger
Ob er diese Rolle wird spielen können,
ist derzeit jedoch noch ungewiss. Denn
im Trainingslager an der Cote d`Azur
spielte sich zuletzt zu Trainingsbeginn
immer dasselbe ab: Während die Mannschaft den Rasen betrat, bildete Schweinsteiger mit den amerikanischen Konditionstrainern Marc Verstegen und Darcy
Norman ein Trio abseits des Platzes. Mal
strampelten die drei gemeinsam auf dem
Velo-Ergometer, mal nahmen Verstegen
und Norman wie zwei Leibwächter
Schweinsteiger in ihre Mitte und joggten
mit ihm durch die Umgebung. Gemeinsam fällt die mühevolle Reha-Arbeit eben
leichter.
Wie schlimm es wirklich um Schweinsteigers Wade steht, in der er in der
Anfangsphase des Champions-LeagueFinals einen Bluterguss erlitten hatte und
trotzdem 115 Minuten weiterspielte, ist
nicht ganz klar. Am Montag soll er jedoch
wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.
Hotel ist bis 1. Juli gebucht
Das Quartier in Danzig, von wo aus
die Deutschen zu den Spielen in der
Ukraine fliegen und wohin sie danach
gleich wieder zurückkehren, hat der DFB
bis zum 1. Juli gebucht – dem Tag des
Finals. Sollte Bastian Schweinsteiger nun
definitiv zurückkehren und im Team kein
Konflikt zwischen der Dortmunder Fraktion und der vom FC Bayern ausbrechen,
besässe die deutsche Mannschaft gute
Chancen, dass der Vize-Europameister
in diesem Match auch wirklich dabei ist.
Irland
... Holland flach, sehr flach ist? Die
höchste Erhebung ist der Vaalserberg
mit 322,7 Metern. Das nagt offenbar
am nationalen Selbstbewusstsein. Und
zwar so sehr, dass es Überlegungen
gibt, einen Berg zu bauen. Und zwar
einen richtigen. 2000 Meter hoch soll
er sein und Schätzungen zufolge 240
Milliarden Franken kosten. Klingt nach
einem Scherz? Das ist es auch – eigentlich. Aber viele Holländer haben den
Gag, den Sportjournalist Thijs Zonneveld in einer Kolumne machte, scheinbar nicht verstanden. So wurde die Idee
zum Selbstläufer: Alle wollen «De Nederlandse Berg» bauen. Wenn es soweit
kommen sollte, würde die HolländerDichte in den Alpen sicher abnehmen.
... die Dänen ja nicht gerade für
Fettleibigkeit bekannt sind? Und trotzdem ist Dänemark weltweit der erste
und bisher einzige Staat, der eine Fettsteuer eingeführt hat. Seit Oktober 2011
müssen die Verbraucher bei Butter,
Milch, Fleisch, Pizza und Co. draufzahlen. Und zwar 16 Kronen (2,59
Franken) pro Kilogramm gesättigte Fett-
säuren. Die Folge? Wegen Hamsterkäufen zunächst einmal leere Supermarktregale. Langfristig soll die Steuer
zu einer gesünderen Ernährung beitragen und so die Lebenserwartung
steigern.
... der deutsche Gesetzgeber dafür
bekannt ist, es besonders genau zu
nehmen und alles bis ins kleinste Detail zu regeln? Ausserdem gelten die
Deutschen als absolute Autofahrernation. So verwundert es kaum, dass auch
die Frage, ob man nackt Auto fahren
Kroatien
darf, juristisch wasserdicht geklärt ist:
Man darf. Schliesslich ist das Auto
Eigentum. Man darf in ihm tun und
lassen, was man möchte – solange es
nicht die Fahrsicherheit beeinträchtigt.
Wenn der Nackte sein Ziel erreicht hat,
sollte er sich allerdings schnell was
überziehen. Denn nackt aus dem Auto
auszusteigen, ist verboten.
Ukraine
... bei fast jeder Fussball-WM oder
-EM Portugal zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gehört? Und trotzdem hat es noch nie zu einem Titel
Schweden
Frankreich
HaNNaH KluWE
sport@luzernerzeitung.ch
Als Argentinier wird Lionel Messi natürlich nicht bei der EM spielen. Aber
trotzdem wird der Weltfussballer irgendwie dabei sein. Denn «Messi-Messi»Rufe sind im Trend, auch wenn der
kleine Argentinier gar nicht auf dem Platz
steht. Gegnerische Fans haben es sich
zum Sport gemacht, den portugiesischen
Star Cristiano Ronaldo mit den Gesängen
Dänemark
Deutschland
Portugal
zu ärgern. Ronaldo ist seit Jahren der
Rivale Messis um den Titel des Weltfussballers. Er kommentiert die Rufe in gewohnt zurückhaltender Manier: «Die
Leute sind neidisch, weil ich schön, reich
und ein guter Fussballer bin.»
Auch sonst fällt Ronaldo eher selten
durch Bescheidenheit auf. Als er kürzlich
gebeten wurde, seine Saisonleistung auf
einer Skala von eins bis zehn zu bewerten, sagte er: «Ich würde mir eine zehn
geben.» Was auch sonst.
Spanien
Italien
Irland
Für 112 Millionen zu
real
Man muss Cristiano Ronaldo nicht
mögen. Man kann ihn für einen selbstverliebten Schnösel halten oder für einen
Egoisten auf dem Platz. Aber man muss
auch sehen: Der Portugiese ist nicht nur
ein Modell-Athlet. Er ist auch ein Musterprofi. Beim Training kommt er als einer
der ersten und geht als einer der letzten.
Die Kollegen mögen ihn fast alle.
Und noch etwas muss man ihm zugutehalten: Er hat gute Gründe für sein
Selbstvertrauen. Mit Manchester United
Kroatien
Polen
Ukraine
gereicht. Praktisch: Die Portugiesen
haben die passende Musik zur Titellosigkeit. Der Fado (portugiesisch für
Schicksal) ist ein trauriger portugiesischer Musikstil. Die Werke handeln von
unglücklicher Liebe, von der Sehnsucht
nach besseren Zeiten und vor allem
von der «Saudade», einer spezifisch
portugiesischen Form des Weltschmerzes. Angesichts der Titelbilanz Portugals
hätte die Musik eigentlich das Zeug zur
Nationalhymne.
HaNNaH KluWE
sport@luzernerzeitung.ch
hat Ronaldo die Champions League gewonnen, drei Meisterschaften und einen
Pokalsieg gefeiert. 2008 wurde er sowohl
zu Europas Fussballer des Jahres als auch
zum Weltfussballer gewählt. 2009 wechselte er für über 112 Millionen Franken
von Manchester United zu Real Madrid
– bis heute der teuerste Transfer der
Fussballgeschichte. Für Real hat er seither in 144 Pflichtspielen 146 Tore erzielt,
den spanischen Pokal und die Meisterschaft gewonnen.
Auf Vereinsebene hat Ronaldo mit 27
Jahren also erreicht, was es zu erreichen
gibt. Und trotzdem haftet seiner Erfolgsbilanz ein Makel an: Mit der Nationalmannschaft hat es bisher nicht zu einem
Titel gereicht. Ein Schicksal, das er nicht
nur mit seinem Rivalen Messi teilt, sondern auch mit den beiden anderen Grossen des portugiesischen Fussballs: Eusebio und Luis Figo.
Kader portugal
Tor: Eduardo, Benfica Lissabon, 19. 9. 1982.
Rui Patricio, Sporting Lissabon, 15. 2. 1988.
Beto, Cluj (Rum), 1. 5. 1982.
Verteidigung: Bruno Alves, Zenit St. Petersburg
(Russ), 27. 11. 1981. Pepe, Real Madrid (Sp),
26. 2. 1983. Fabio Coentrão, Madrid (Sp), 11. 3.
1988. Ricardo Costa, Valencia (Sp), 16. 5. 1981.
Rolando, FC Porto, 31. 8. 1985. Miguel Lopes,
Braga, 19. 12. 1986. João Pereira, Sporting
Lissabon, 25. 2. 1984.
Mittelfeld: Miguel Veloso, Genoa (It), 11. 5.
1986. Custodio, Braga, 24. 5. 1983. João Moutinho, FC Porto, 8. 9. 1986. Quaresma, Besiktas
Istanbul (Tür), 26. 9. 1983. Ruben Micael, Saragossa (Sp), 19. 8. 1986. Meireles, Chelsea
(Eng), 17. 3. 1983. Nani, Manchester United
(Eng), 17. 11. 1986. Hugo Viana, Braga, 15. 1.
1983.
Sturm: Ronaldo Cristiano, Real Madrid (Sp),
5. 2. 1985. Hugo Almeida, Besiktas Istanbul
(Tür), 23. 5. 1984. Nelson Oliveira, Benfica Lissabon, 8. 8. 1991. Varela, FC Porto, 2. 2. 1985.
Helder Postiga, Saragossa (Sp), 2. 8. 1982.
Trainer: Bento Paulo, 20. 6. 1969.
Im schatten Eusebios
Eusebio da Silva Ferreira ist Volksheld,
Legende und Idol – und das bis heute.
Der «schwarze Panther» gewann mit
Benfica Lissabon elfmal die Meisterschaft, fünfmal den Pokal und zweimal
den Europapokal der Landesmeister. Er
war Europas erster dunkelhäutige Fussballer des Jahres und siebenmal portugiesischer Torschützenkönig. Und er war
die Ausnahmeerscheinung der WM 1966
in England. Er verzauberte das Publikum
«goldenen Generation» ab. Geknickt sagte er: «Es ist hart für mich, meine Karriere so zu beenden. Ich habe getan, was
ich konnte.» Gereicht hat es nicht.
Mit ach und Krach qualifiziert
«Die leute sind
neidisch, weil ich
schön, reich und ein
guter Fussballer bin.»
C R I ST I a N o R o N a l D o
mit seinen Dribblings, wurde Torschützenkönig und führte sein Team fast im
Alleingang zum dritten Platz.
Ein Ergebnis, das selbst die «Goldene
Generation» nicht toppen konnte. Auch
die hochbegabten Luis Figo, Rui Costa,
Nuno Gomes und Co. konnten nie einen
Titel mit der Nationalelf feiern. Nach dem
verlorenen Spiel um Platz drei der WM
2006 trat mit Luis Figo der letzte der
Polen
Cristiano Ronaldo gibt sich auf dem Platz
ganz unbescheiden die Bestnote.
Griechenland
AP/Francisco Seco
Griechenland
Schweden
Van Marwijk hat im Sturm die Qual der Wahl
tscHEcHIEn Soweit wir es wissen,
Russland
hat Bert van Marwijk
noch keine ÄnFrankreich
derungen der Regeln beim europäischen Fussballverband (Uefa) gefordert. Dabei hätte er allen Grund dazu.
Sein Brief an Uefa-Präsident Michel
Tschechien
Platini könnte wie
folgt lauten: «Verehrter Präsident. England
Hiermit beantrage ich
im Namen der Elftal, dass alle Teams
Niederlande
bei der EM nur Offensivspieler einsetzen dürfen.» Würde so einem Antrag
stattgegeben werden – die Niederländer hätten schon vor dem Anstoss
einen meilenweiten Vorsprung.
Sie sind ja traditionell gut besetzt in der Offensive. Aber was
sie diesmal im Aufgebot haben,
ist eine Aneinanderreihung an
Weltklasseleuten die seinesgleichen sucht. Nehmen wir mal nur
die Position des Mittelstürmers.
Luuk de Jong von Twente Enschede
wäre mit seinen 25 Saisontoren
wohl in vielen Nationalteams gesetzt. In Holland ist er nur der
dritte Mann. Selbst
der BundesligaTorschützenkönig
Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke
04) muss trotz
32 Treffern aller Voraussicht
nach auf die
Bank.
Der
Grund: Es gibt
Dänemark
Deutschland
Portugal
Spanien
Nationale Kuriositäten: Wussten Sie, dass ...
15
Griechenland
Russland
PortuGal Cristiano
Ronaldo (27) hat fast alles
gewonnen, was es im Fussball
zu gewinnen Tschechien
gibt. Nur eines
fehlt ihm noch: einen Titel mit
der Nationalelf.
Fussball Nach Rang drei an den Weltmeisterschaften 2006 und 2010
sowie Rang zwei an der EM 2008 soll nun für die deutsche
Nationalmannschaft die Krönung folgen. Im deutschen Team, das als eines
der Topfavoriten gilt, lauern jedoch mannschaftsintern ein paar Gefahren.
Sport
Polen
Sonntag, 3. Juni 2012 / Nr. 23 Zentralschweiz am Sonntag
Italien
Irland
Robin van Persie,
holländischer
Schrecken aller
Kroatien
Strafräume.
AP/Bas Czerwinski
auch noch einen Robin van Persie (FC
Arsenal), den gefährlichsten Torjäger
der Premier League (38 Tore).
Problemzone abwehr
In Szene gesetzt werden soll der
Torjäger von einem der besten offensiven Mittelfeldspieler der Welt: Wesley
Sneijder, der wichtigste Mann der Elftal – und derzeit ein klein wenig das
Sorgenkind. Denn Sneijder hatte keine
besonders prickelnde Saison bei Inter
Mailand und ist zudem körperlich angeschlagen. Sollte er ausfallen, stünde
auch hier ein Ersatzmann zur Verfügung, der in den meisten Teams unumstrittener Stammspieler wäre: Rafael
van der Vaart (Tottenham).
Aber vergessen wir all die
Arjen Robbens (FC Bayern
München) und Ibrahim
Afellays (FC Barcelona),
die die Offensive weiter
aufwerten, und widmen
uns der Problemzone:
der Defensive. Die Qual
der Wahl hat van Marwijk dort nämlich
nicht.
Dazu
kommt:
Torhüter
Maarten
Kader Holland
Tor: Stekelenburg Maarten, AS Roma (It),
22. 9. 1982. Vorm Michel, Swansea City (Wales), 20. 10. 1983. Krul Tim, Newcastle United
(Eng), 3. 4. 1988.
Verteidigung: Van der Wiel Gregory, Ajax
Amsterdam, 3. 2. 1988. Heitinga John, Everton (Eng), 15. 11. 1983. Mathijsen Joris, Malaga (Sp), 5. 4. 1980. Bouma Wilfred, PSV
Eindhoven, 15. 6. 1978. Vlaar Ron, Feyenoord
Rotterdam, 16. 2. 1985. Willems Jetro, PSV
Eindhoven, 30. 3. 1984. Boulahrouz Khalid,
VfB Stuttgart (De), 28. 12. 1981.
Mittelfeld: Van Bommel Mark, Milan (It),
22. 4. 1977. De Jong Nigel, Manchester City
(Eng) 30. 11. 1984. Sneijder Wesley, Inter
Mailand (It), 9. 6. 1984. Schaars Stijn, Sporting
Lissabon (Por), 11. 1. 1984. Strootman Kevin,
PSV Eindhoven, 13. 2. 1990. Afellay Ibrahim,
FC Barcelona (Sp), 2. 4. 1986. Van der Vaart
Rafael, Tottenham (Eng), 11. 2. 1983.
Sturm: Kuyt Dirk, Liverpool (Eng), 22. 7. 1980.
Huntelaar Klaas-Jan, Schalke (De), 12. 8. 1983.
Robben Arjen, Bayern München (De), 23. 1.
1984. Van Persie Robin, Arsenal (Eng), 6. 8.
1983. De Jong Luuk, Twente Enschede, 27. 8.
1990. Narsingh Luciano, Heerenveen, 13. 3.
1990.
Trainer: Van Marwijk Bert, 19. 5. 1952.
Stekelenburg (AS Rom) war lange verletzt, Abwehrchef Joris Mathijsen (FC
Malaga) ist es derzeit – und selbst
wenn er topfit ist, gehört er nicht zu
den Schnellsten im Land. Und sein
Partner in der Innenverteidigung,
Johnny Heitinga (FC Everton), ist immer für einen Schnitzer gut. Wie gross
das Problem ist, merkt man auch
daran, wie gereizt van Marwijk darauf
reagiert: «Schauen Sie sich doch die
anderen Nationen an. Die meisten
haben ihre Schwierigkeiten in der Verteidigung», faucht er dann.
Diese Schwierigkeiten der Gegner
werden nicht kleiner, wenn sie auf die
geballte Offensive der Niederländer
treffen.
JüRGEN KNappENbERGER
sport@luzernerzeitung.ch
HINWEIS
 Lesen Sie morgen: Buntes an der Euro 2012. 
bereit für
ein zweites Wunder
Russland
DänEMarK Einen Mann wie Morten Olsen kann so schnell nichts mehr
aus der Ruhe bringen. Der 62-Jährige
ist seit über 40 Jahren im Fussball
tätig, seit 2000 als dänischer Nationaltrainer. Doch nach der Gruppenauslosung zur EM musste auch er kurz
schlucken. Die Dänen treffen in der
Vorrunde gleich auf drei Titelfavoriten:
Deutschland, Portugal und Holland.
Und es gibt einige Fans, die glauben,
dass die Dänen in dieser Gruppe nur
Tschechien
Niederlande
Dänemark
auf eines Einfluss haben werden: auf
das Torverhältnisse der Konkurrenten.
Zumindest in Portugal werden sie
das allerdings nicht denken. Denn dort
haben sie in letzter Zeit fast schon
traumatische Erfahrungen mit den
Skandinaviern gemacht. Von den vergangenen fünf Spielen gingen drei
verloren, nur ein einziges wurde gewonnen – und in der EM-Qualifikation
reichte es auch nur zu Rang zwei
hinter den Dänen. Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw warnt ebenfalls vor dem Aussenseiter. Sein Urteil:
«Unbequem zu spielen und gefährlich.»
Deutschland
Portugal
Spanien
«Wir sind alle Freunde»
Italien
Dabei sucht man im Kader der
Mannschaft vergeblich nach den ganz
grossen Namen. Star der Truppe ist
Stürmer Nicklas Bendtner, der bei
Arsenal aber eine durchwachsene Saison gespielt hat. Die meisten Erwartungen lasten auf Spielmacher Christian Eriksen von Ajax Amsterdam,
gerade einmal 20 Jahre jung. Vor allem
von ihm wird abhängen, ob die Dänen
in dieser Gruppe mehr sein können
als nur ein Punktelieferant. Das ahnt
auch Olsen, der jedoch vor zu grossen
Erwartungen warnt: «Christian ist sehr
Irland
Kroatien
Ukraine
Ukraine
Für Ronaldo kann es noch reichen. Ob
schon bei dieser EM wird sich zeigen.
Das Team von Trainer Paulo Bento (42)
ist so etwas wie die Wundertüte der EM.
Trotz Stars wie den Real-Spielern Ronaldo, Pepe und Fabio Coentrão sowie Nani
von Manchester United und Raul Meireles von Chelsea qualifizierte sich Portugal nur mit Ach und Krach für die EM.
Doch Ronaldo wäre nicht Ronaldo, wenn
er nicht doch irgendwie mit dem Titel
rechnen würde. «Ich bin sicher, dass wir
eines Tages etwas Grosses gewinnen
werden. Ich hoffe, dass es vielleicht schon
dieses Jahr passiert – auch wenn wir
nicht der Topfavorit sind.» Wenn es
klappt, hätte er nicht nur Eusebio und
Figo etwas voraus – sondern auch seinem
grossen Rivalen Lionel Messi.
Kader Dänemark
Tor: Andersen Stephan, Evian TG (Fr), 26. 11.
1981. Lindegaar Anders, Manchester United
(Eng), 13. 4. 1984. Schmeichel Kasper, Leicester City (Eng), 5. 11. 1986.
Verteidigung: Kjaer Simon, AS Roma (It),
26. 3. 1989. Agger Daniel, Liverpool (Eng),
12. 12. 1984. Poulsen Simon, Alkmaar (Ho),
7. 10. 1984. Jacobsen Lars, FC Kopenhagen,
20. 9. 1979. Bjelland Andreas, Nordsjaelland,
11. 7. 1988. Okore Jores, Nordsjaelland, 11.
8. 1992. Wass Daniel, Evian TG (Fr), 31. 5.
1989.
Mittelfeld: Poulsen Christian, Evian TG (Fr),
28. 2. 1980. Kvist William, VfB Stuttgart (De),
24. 2. 1985. Eriksen Christian, Ajax Amsterdam (Ho), 14. 2. 1992. Schöne Lasse, Nijmegen (Ho), 27. 5. 1986. Silberbauer Michael,
Young Boys (Sz), 7. 7. 1981. Poulsen Jakob,
Midtjylland 7. 7. 1983. Kahlenberg Thomas,
Evian TG (Fr), 20. 3. 1983. Zimling Niki, FC
Brügge (Be), 19. 4. 1985.
Sturm: Krohn-Dehli Michael, Bröndby Kopenhagen, 6. 6. 1983. Rommedahl Dennis,
Bröndby Kopenhagen, 22. 7. 1978. Bendtner
Nicklas, Sunderland (Eng), 16. 1. 1988. Pedersen Nicklas, Groningen (Ho), 10. 10. 1987.
Mikkelsen Tobias, Nordsjaelland, 18. 9. 1986.
Trainer: Olsen Morten, 14.08.1949.
talentiert. Aber man muss abwarten,
ob er die Bürde schon tragen kann.»
Eines steht jedoch schon jetzt fest: An
mangelndem Selbstvertrauen werden
die Dänen nicht scheitern. Offensivspieler Dennis Rommedahl ist überzeugt: «Wir können weit kommen.
Denn wir haben ein homogenes Team
mit tollen Individualisten. Wir sind
alle Freunde, ja fast wie eine Familie.»
Das wird Olsen gerne hören, der auch
von der Qualität seiner Mannschaft
überzeugt ist. Sogar so sehr, dass er
steif und fest behauptet: «Wir können
ein zweites Wunder schaffen.»
Das erste datiert aus dem Jahre 1992.
Damals wurde Dänemark Europameister.
CaRSTEN MEyER
sport@luzernerzeitung
Montag, 4. Juni 2012 / Nr. 128
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
16
Marcel Hugs grosse Triumphfahrt
Montag, 4. Juni 2012 / Nr. 128
Liess der Konkurrenz in Schenkon keine Chance und dominierte den
Marathon von A bis Z: der 26-jährige Marcel Hug.
Cristiano Ronaldo
Portugal, 27 Jahre
THERES BüHlMann
theres.buehlmann@luzernerzeitung.ch
«Diese Zieleinfahrt hat mich wirklich
überrascht, es war toll», sagte Marathon-Sieger Marcel Hug. Er dachte
dabei nicht an seinen Vorsprung von
sechs Minuten auf den zweitplatzierten
Mexikaner Aaron Gordian, sondern an
die Zuschauer. Diese feuerten den in
Nottwil wohnhaften Thurgauer frenetisch an. Allerdings hatte der Sieger
von 2010 Glück, dass er das Rennen
einigermassen trocken beenden konn-
te und sich die Zuschauer noch nicht
unter Regenschirme flüchten mussten.
Der Profifahrer liess nie Zweifel aufkommen, wer der «Herr auf der Strasse» ist, und holte sich einen souveränen
Start-Ziel-Sieg. Probleme bekundete
Hug auf der Strecke keine, von den
wechselnden Windverhältnissen einmal abgesehen. «Der Mann mit dem
Silberhelm» führte zuerst eine Fünfergruppe an, ehe er sich absetzen konnte und mit grossem Vorsprung seinen
letzten Marathon vor den Paralympischen Spielen in London für sich entschied. Für den 26-Jährigen stehen bis
zu diesem Saisonhöhepunkt noch zwei
bis drei Bahnrennen an.
Edith Wolf-hunkeler im Regen
Ebenfalls ihrer Favoritenrolle gerecht
wurde Edith Wolf-Hunkeler. Bereits nach
der Hälfte der Strecke lagen ihre drei
Konkurrentinnen mit sechs und mehr
Minuten hoffnungslos im Hintertreffen.
Dass die 39-Jährige, in Dagmersellen
«ohne den Regen
wäre die Zeit wohl
drei Minuten
schneller
ausgefallen.»
M a R aT H o n S i E g E R i n
E D i T H Wo l F - H u n K E l E R
wohnhafte Athletin nach ihrem fünften
Sieg in Schenkon ziemlich ausgepumpt
war, lag auch an den Wetterverhältnissen: «Es war der Horror», blickte sie
zurück. «Die Windböen, Rückenwinde
und Gegenwinde machten mir zu schaffen.» Die letzten Minuten musste WolfHunkeler dann im strömenden Regen
absolvieren. Ihre Dominanz brachte es
mit sich, dass sie das Rennen allein auf
weiter Flur absolvieren musste, keine
Konkurrentin neben und schon gar
keine vor ihr. Niemand da, mit der sie
die Führungsarbeit hätte teilen können.
«Ich musste halt alles alleine durchziehen», brachte sie es auf den Nenner.
Da Wolf-Hunkeler am London-Marathon im April nicht teilnehmen konnte,
war es ihr ein grosses Anliegen, vor den
Paralympischen Spielen noch einen
Marathon zu bestreiten. Mit der Zeit
von 1:49,09, bei ihrem Streckenrekord
von 2006 war sie 10 Minuten schneller,
zeigte sie sich trotzdem zufrieden. «Diese ist in Ordnung. Ohne den Regen wäre
sie wohl drei Minuten schneller ausgefallen.»
Auffallend war die kleine Teilnehmerzahl über die Marathonstrecke. Bei den
Männern waren es deren neun, mit vier
Fahrerinnen nahm sich das Frauenfeld
schon sehr bescheiden aus.
Auslaufmodell Rollstuhl?
Das liegt einerseits daran, dass viele
Akteure aus dem Ausland vor zwei Wochen in Nottwil an den Schweizer Meisterschaften teilnahmen und bereits wieder
nach Hause gereist sind, auch aus finanziellen Gründen. Ein gewichtiger Grund
ist aber der Boom in der Kategorie Handbike. Viele Grössen im Behindertensport
wechseln zu dieser Kategorie. So waren
einige der einstigen Rollstuhlsieger von
Schenkon mit diesem Gefährt unterwegs.
So auch Heinz Frei, Franz Nietlispach
und Ernst van Dyk. Auch bei den Frauen
sind Sandra Graf und Ursula Schwaller
nun in dieser Kategorie anzutreffen, und
dies mit grossem Erfolg.
Wayne Rooney
England, 26 Jahre
Homepage (cristianoronaldo.com)
Ronaldos Homepage glänzt nicht gerade mit
optischen Reizen. Auch der Informationsgehalt
lässt zu wünschen übrig. Links sieht man die
Twitter-Nachrichten von Ronaldo, rechts die
über ihn. Das wars.
Facebook (facebook.com/Cristiano)
Aber auf seiner Facebook-Seite (über 44 Millionen Fans!) macht der Portugiese vieles wett:
Fotos, Videos und vieles mehr.
Twitter (twitter.com/#!/cristiano)
Ronaldo tweetet mehrmals pro Woche – mehr
als 10 Millionen Fans folgen ihm. Die Inhalte
sind zwar oft dieselben wie auf der FacebookSeite – aber die Follower stört das nicht.
Facebook (facebook.com/WayneRooney)
Wayne Rooney hat seinen fast neun Millionen
Facebook-Fans fast täglich etwas mitzuteilen.
Sportliches ebenso wie Privates. Zum Beispiel
ein Foto von einem Treffen mit Musiklegende
Elton John oder ein Schnappschuss vom Golfen
inklusive selbstironischen Kommentars.
Twitter (twitter.com/#!/waynerooney)
Auch hier schenkt Rooney seinen gut vier Millionen Followern fast täglich Einblicke in sein
Leben. So findet der User auch Fotos vom Mops
des Stürmers – mit Kinderschnuller in der
Schnauze . Rooney ist auch via Twitter immer
mal für ein Skandälchen zu haben, wenn er
böse Kommentare über Konkurrenten mal wieder nicht für sich behalten kann.
Bastian Schweinsteiger
Deutschland, 27 Jahre
Homepage (bastian-schweinsteiger.de)
Die Seite des Bayern-Kickers punktet mit vielen
Bildern und bietet Infos in den Kategorien Sport,
Style und Privat.
Facebook (facebook.com/BastianSchweinsteiger)
Auf Facebook gibt es regelmässige Postings vor
und nach Spielen ebenso wie eine Entschuldigung beim deutschen Bundespräsidenten für
einen versehentlich verweigerten Handschlag.
Twitter (twitter.com/#!/officialbasti)
Schön regelmässig zwitschert Schweini seinen
gut 12 000 Followern was. Zum Beispiel News
vom Training oder Kampfansagen an EM-Gegner Portugal. Und: Schweini antwortet auf
Tweets seiner Follower!
Andrés Iniesta
Spanien, 28 Jahre
Homepage (www.andresiniesta.es)
Viele Animationen, tolle Bilder und Videos – und
natürlich Infos über Iniesta.
Facebook (facebook.com/AndresIniesta)
Der Barca-Star postet regelmässig vor und nach
Spielen – gerne auch mal Fotos aus der Kabine.
Die fast zehn Millionen Fans erhalten auch mal
Fotos vom privaten Tennismatch.
Twitter (twitter.com/AndresIniesta8)
Hier gibt es nur spanische Tweets. Das genügt,
um mehr als drei Millionen Follower zu haben.
Iniesta folgt vor allem anderen Profis, zum Beispiel seinem Teamkollegen David Villa oder
auch dem US-Schauspieler Denzel Washington.
HannaH KluWE
Was Sie noch über die
Euro wissen sollten
Bild Philipp Schmidli
RollstuhlspoRt Mit
Marcel Hug und Edith WolfHunkeler setzten sich in Schenkon die Favoriten durch. Doch
das Teilnehmerfeld in der Rollstuhl-Kategorie wird kleiner.
DiE EM iM FERnSEHEn
DiE MaSKoTTCHEn
E
s waren sehr bedeutungsschwangere Worte, die Grigorij
Surkis wählte. Es ging um die
offiziellen Maskottchen der EM 2012,
und Sukris erklärte in feierlichem
Ton: «Sie repräsentieren die gemeinsame Anstrengung und Hingabe beider Länder und ihrer Fussballverbände, eine erfolgreiche Europameisterschaft zu organisieren.»
Wären Slavek und Slavko echte
Menschen – sie hätten ziemlich darüber gestaunt, wofür sie da stehen.
Und wahrscheinlich hätten sie umgehend und ganz unbürokratisch den
Platz am Mikro geentert. Denn Slavek
und Slavko sind zwei Punks in den
Nationaltrikots der Gastgeber.
Das Problem daran: Vor allem die
Mehrzahl der Polen fühlt sich ganz
und gar nicht von Slavek repräsentiert. Über die Namen der Maskottchen wurde angeblich im
Mehr als gut drucken:
unser nachhaltiger Umgang mit Ressourcen.
Internet abgestimmt. Viele Polen und
Ukrainer können nicht mitgemacht
haben. Denn Slavek ist eher ein
tschechischer Name, Slavko kommt
vor allem in Kroatien und Serbien
vor.
Aber man ist in Bezug auf Maskottchen ja schon einiges gewohnt, auch
aus anderen Sportarten. 2007 bei der
Biathlon-WM hiess das Maskottchen,
ein eigentlich ganz knuddliger Bär,
Bumsi. Freunde der gepflegten Zote
klopfen sich noch heute vor Vergnügen die Schenkel wund. Und das
erste Maskottchen einer Fussball-EM
1980 in Italien war Pinoccio. Eine
Holzpuppe mit langer Nase in den
italienischen Staatsfarben und mit
einem albernen Papierhut.
Nun also Slavek und Slavko, zwei
immerzu grinsende Zwillinge. Und
zumindest Andrej Schewtschenko, ukrainischer Angreifer
und EM-Botschafter in
Personalunion, findet
die Figuren
der amerikanischen Firma
Warner Brothers ganz prima: «Ich bin
überzeugt davon, dass die Kinder sie lieben werden.» Zumindest bei
den Polen sollte er sich
da nicht zu sicher sein.
CaRSTEn MEYER
D
ie Europameisterschaft gehört
natürlich zu den fernsehmässigen Grossereignissen. Was
bieten die Sender? Eine Auflistung:
Die Übertragungen: Das Schweizer
Fernsehen zeigt alle 31 Spiele der EM
live – meist auf SF 2. An den jeweils
letzten Spieltagen der vier Vorrundengruppen, wenn die Spiele parallel
stattfinden, wird der zweite Match
zeitgleich auf SF info live übertragen.
Während der Gruppenspiele (18.00
und 20.45) beginnt das Vorprogramm
um 17.40. Zwischen den Partien strahlt
SF 2 ein Euro-Magazin aus, in der es
die Zusammenfassung des ersten
Spiels, aktuelle Infos rund um die EM
und eine Vorschau auf das zweite Spiel
gibt. Jeweils ab 23.00 gibt es die Rubrik «Spitzkick», ein etwas anderer,
unterhaltsamer Tagesrückblick.
Die Experten: Die Übertragungen
werden vom Studio in Zürich aus
moderiert. In der Vorrunde teilen sich
die Experten die Gruppen untereinander auf: Hanspeter Latour (Gruppe A),
Alain Sutter (B), Raphael Wicky (C),
Gilbert Gress (D). Bei kniffligen Entscheidungen der Referees greift der
Schweizer Schiedsrichterchef Carlo
Bertolini ein und analysiert die Szenen.
Zudem hat das SF täglich wechselnde
Studiogäste wie beispielsweise Ottmar
Hitzfeld oder Berti Vogts.
Die Übertragungen: Die ARD und
das ZDF teilen sich die Übertragungen
der EM-Spiele auf. Sicher ist: Alle 31
Spiele kommen in einem der beiden
Sender live, an den letzten Vorrundenspieltagen gibt es Konferenzschaltungen. Während die ARD die Übertragungen auch aus den Stadien
moderiert, sendet das ZDF das
Rahmenprogramm von einer Bühne
in dem auf der Ostseeinsel Usedom
gelegenen Seebad Heringsdorf – mit
jeweils 1000 Zuschauern auf einer
riesigen Tribüne im Hintergrund. Die
ARD zeigt im Anschluss an ihre Übertragungen «Waldis Club». Hierbei analysiert Moderator Waldemar Hartmann im Bayerischen Bahnhof in
Leipzig mit Gästen aus Sport und Show
nicht immer ganz ernst den Spieltag.
Die Experten: In der ARD unterstützt
Mehmet Scholl, Europameister von
1996, die Moderatoren bei der Analyse; im ZDF kommt Ex-Goalie Oliver
Kahn, Vize-Weltmeister von 2002, zum
Zug.
Die Übertragungen: Der Sender
ORF 1 zeigt ebenfalls alle 31 Spiele
live. Nach den Viertelfinal- und Halbfinalspielen folgt jeweils die Show
«Gernots Verlängerung», in der Kabarettist Viktor Gernot mit seinen Gästen
die kuriosesten Szenen der Matches
behandelt, pantomimisch nachspielt
und zum Abschluss stets einen Fussballhit wie zum Beispiel «Gute Freunde» zum Besten gibt.
Die Experten: Der ehemalige österreichische Nationaltrainer Herbert
Prohaska analysiert abwechselnd mit
den ehemaligen österreichischen Nationalspielern Frenkie Schinkels und
Roman Mählich die Spiele. Für die
Schiedsrichterfragen ist Ex-Referee
Thomas Steiner zuständig.
Die Übertragungen: Der Sender
besitzt zwar keine Live-Rechte, zeigt
aber ein, zwei Tage später, meist vormittags oder nachts, die Spiele noch
einmal in voller Länge. Zudem gibt es
täglich von 20 bis 20.30 die live ausgestrahlte EM-Expertenrunde mit den
ehemaligen Fussballstars Patrick Kluivert, Thomas Berthold und Fredi Bobic sowie den Star-Trainern Rafael
Benitez und Arsène Wenger.
Die Übertragungen: Der Sender
strahlt während der EM täglich das
Magazin «EM aktuell» aus. In der
zwischen 45 und 90 Minuten dauernden Sendung zur Mittagszeit, die bis
auf einzelne Ausnahmen immer um
12.15 beginnt, überträgt Sport 1 alle
Medienkonferenzen des deutschen
Teams live und zeigt Hintergründe
rund um die EM. (kli)
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DIE KÖNNEN DAS.
sr. Auch die Zentralschweiz rüstet
sich für den Fussball-Grossanlass, der
ab Freitag in Polen und in der Ukraine losgeht. Grossleinwand und Festwirtschaft gefällig? Kein Problem, wie
unsere kleine Event-Übersicht – ohne
Anspruch auf Vollständigkeit – zeigt.
Luzern
Stadt Luzern: Euro-Bar im Restaurant
Unterlachenhof an der Brünigstrasse
3 mit Livemusik an den Wochenenden
(der Reingewinn fliesst in Hilfsprojekte für Ruanda und Ecuador).
Mehr Hintergrund.
Zum Mitreden.
Immer dabei.
17
inTERnET, FaCEBooK, TWiTTER: So ZEigEn SiCH DiE STaRS
Schenkon
14. Internationaler Rollstuhlmarathon. Marathon. Männer (T 53/T 54, 9 Klassierte):
1. Marcel Hug (Nottwil) 1:30,53. 2. Aaron Gordian (Mexiko) 6:12 zurück. 3. Tobias Lötscher
(Nottwil) 6:16. 4. Saul Mendoza (Mexiko) 6:25.
5. Simon Lawson (Gb) 11:35. 6. Cornel Villiger
(Boswil) 12:20. 7. Kyle Shaw (Ka) 19:05. 8.
Alfonso Zaragoza (Mexiko)19:22. 9. Gottfried
Ferchl (Ö) 23:31.
Frauen (T 53/T 54, 4 Klassierte): 1. Edith WolfHunkeler (Dagmersellen) 1:49,09. 2. Patricia
Keller (Waltenschwil) 11:42 zurück. 3. Sandra
Hager (Jona) 23:40. 4. Ivonne Reyes (Mexiko)
27:08.
Halbmarathon. Männer (T 51–T 54, 5 Klassierte): 1. Ebbe Blichfeldt (Dä) 48:21. Ferner:
4. Lukas Willimann (Hohenrain) 10:47 zurück.
Halbmarathon. Frauen (T51–T 54), 2 Klassierte): 1. Manuela Schär (Kriens) 52:24. 2.
Alexandra Helbling (Azmoos) 8:12 zurück.
Handbike. Männer 2, 37 Klassierte): 1. David
Franek (Fr) 1:35,27.2. Jean-Marc Berset (Sz) 0,02
zurück. Ferner: 8. Heinz Frei (Sz) 0,17. – Männer 3 (30 Klassierte): 1. Rafal Wilk (Pol)
1:33,41. – Ferner 9. Franz Nietlispach (Sz) 8:18
zurück. – Männer 4 (5 Klassierte): 1. Ernst
van Dyk (Sa) 1.42,07. – Ferner: 3. Bruno Huber
(Sz) 14:36 zurück.
Handbike. Frauen 1 (1 Runde, 3 Klassierte):
1. Roberta Amadeo (It) 52:52. – Ferner: 3. Pia
Schmid (Neuenkirch) 16:11 zurück. Frauen 2
(4 Klassierte): 1. Ursula Schwaller (Sz) 1:15,13.
– Frauen 3, 4 Klassierte): 1. Sandra Graf (Sz)
1:17,53. 2. Theres Huser (Sz) 7:58 zurück.
Rangliste: www.marathon-schenkon.ch
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Emmenbrücke: Alle Spiele werden in
der Viscose-Eventbar gezeigt – mit
Grossleinwand, gedeckter Aussenlounge und Grillstand, an den Wochenenden mit Aftershow-Party und
DJ-Sound.
Zug
Sempach: Ab den Viertelfinals
(21. Juni) werden die Spiele im
Restaurant Seeland live übertragen.
Schwyz
Uri
Brunnen: Auf der Sky-Lounge-Dachterrasse im City-Hotel wird die EM
open air auf einem LED-Mega-TV
präsentiert. Das VIP-Ticket (inklusive
Essen und Getränke à discrétion)
kostet 100 Franken pro Abend, ist aber
kein «must». Bei Schlechtwetter werden die jeweiligen Partien im Restaurant übertragen.
Altdorf: Grossleinwand-Übertragung
im Festzelt beim Restaurant Trögli –
mit Köstlichkeiten vom Grill und teilweise musikalischer Unterhaltung an
der Attinghauserstrasse.
Schüpfheim: In der Strabaghalle von
Spiel zu Spiel inklusive Festwirtschaft.
Werktags ab 17 Uhr, am Wochenende
ab 16 Uhr. Achtung: Die ersten vier
Spiele vom kommenden Freitag und
Samstag werden auch am Schüpfheimer Verbandsturnfest übertragen.
Stadt Zug: Das Pickwick Pub beim
Bahnhof zeigt alle Spiele.
Pfäffikon: Im Restaurant Rosso Rosso
beim Tertianum-Zentrum Huob wird
die EM mit auf die jeweilige Partie
abgestimmten kulinarischen Leckereien sowie mit Preisen zelebriert.
HINWEIS
 Lesen Sie morgen: Alles über die
Euro-Gruppe C. 
Dienstag, 5. Juni 2012 / Nr. 129
Polen
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Sport
34
Mit dem dritten Titel en suite in
die Geschichtsbücher
Griechenland
Russland
E
Spielplan
Sonntag, 10. Juni
Spanien - Italien 18.00 Uhr
Irland - Kroatien 20.45 Uhr
Donnerstag, 14. Juni
Italien - Kroatien 18.00 Uhr
Spanien - Irland 20.45 Uhr
Montag, 18. Juni
Spanien - Kroatien 20.45 Uhr
Italien - Irland 20.45 Uhr
Tschechien
FussbAll Die Spanier mit Spielmacher Xavi gelten als
Nonplusultra im Weltfussball. Bei der eM können sie als erstes
Team zum dritten Mal in Folge einen grossen Titel gewinnen.
Niederlande
CarSTeN Meyer
sport@luzernerzeitung.ch
s war Sonntag, der 22. Juni 2008,
gegen 23.30 Uhr, als sich der
Fussball veränderte. Im EMViertelfinal in Wien waren Spanier und Italiener aufeinandergetroffen.
Es war keines dieser Spiele, die einem
das Herz höherschlagen lassen und
selbst Laien in grenzenlose Ekstase
versetzen. Eher ein Lehrstück für alle,
die an einem Taktikbuch arbeiten. 0:0
stand es nach ziemlich trostlosen 120
Minuten, am Ende waren die Spanier
im Penaltyschiessen das glücklichere
Team. Später gewannen sie das Turnier,
wie auch zwei Jahre später die WM in
Südafrika.
Kader Spanien
Dänemark
Tor: Casillas Iker, Real Madrid, 20. 5. 1981.
Valdes Victor, FC Barcelona, 14. 1. 1982. Reina
Pepe, Liverpool (Eng), 31. 8. 1982.
Verteidigung: Raul Albiol, Real Madrid,
4. 9. 1985. Piqué Gerard, FC Barcelona,
2. 2. 1987. Javi Martinez, Athletic Bilbao,
2. 9. 1988. Ramos Sergio, Real Madrid,
30. 3. 1986. Arbeloa Alvaro, Real Madrid,
17. 1. 1983. Jordi Alba, Valencia, 21. 3. 1989.
Mittelfeld: Juanfran, Atletico Madrid, 9. 1. 1985.
Iniesta Andres, FC Barcelona, 11. 5. 1984. Xavi
Hernandez, FC Barcelona, 25. 1. 1980. Fabregas
Cesc, FC Barcelona, 4. 5. 1987. Mata Juan, Chelsea (Eng), 28. 4. 1988. Xabi Alonso, Real Madrid, 25. 11. 1981. Busquets Sergio, FC Barcelona, 16. 7. 1988. Cazorla Santi, Malaga,
13. 12. 1984. Silva David, Manchester City (Eng),
8. 1. 1986.
Sturm: Pedro, FC Barcelona, 28. 7. 1987. Torres
Fernando, Chelsea (Eng), 20. 3. 1984. Negredo
Alvaro, FC Sevilla, 20. 8. 1985. Llorente Fernando, Athletic Bilbao, 26. 2. 1985. Navas Jesus,
FC Sevilla, 21. 11. 1985.
Trainer: Del Bosque Vicente, 23. 12. 1950.
Deutschland
Portugal
Spanien
Mit einem überragenden Regisseur
Xavi und einem Spiel, bei dem der
Gegner mangels Ballbesitz nur ganz
selten mitmachen darf. Das Markenzeichen ist der ewige Ballbesitz – eine
Kurzpass-Orgie, an der sich einige Fussball-Ästheten bis nahe zur Besinnungslosigkeit berauschen. Tiqui-Taca nennt
sich das in Fachkreisen. Und gespielt
wird es in der spanischen Nationalmannschaft und beim FC Barcelona von
Spielern, für die das regelmässige Mähen des Rasens von gesteigerter Bedeutung ist. Weil man sie sonst im
hohen Gras vielleicht nicht sehen würde. Barcelonas Wunderstürmer Lionel
Messi ist 1,69 m gross, die beiden
spanischen Strategen Xavi und sein
kongenialer Partner Andrés Iniesta bringen es gerade mal auf 1,70 m. Trotzdem
sind sie das Mass aller Dinge.
Italien
gefährlich.» Und sein Goalie Iker Casillas ergänzt: «Wir wissen, dass uns
alle schlagen wollen und wir wieder
bei null anfangen müssen. Wir müssen
in das Turnier starten, als hätten wir
noch nie etwas gewonnen. Wir müssen
die letzten beiden Titel vergessen.»
Irland
Kroatien
Promitipp
«Deutschland hatte
sehr, sehr, sehr, sehr
viel Respekt vor uns.»
Ukraine
X av I H e r N a N D e z , S pa N I e N S
M I TT e l F e l D r e g I S S e u r
Demokratisierung des Fussballs
Schweden
Xavi weiss das natürlich. Aber er weiss
ebenfalls, dass alles auch ganz anders
hätte kommen können. «Die Leute
schauen immer nur auf die Ergebnisse»,
sagt er, «heute will die ganze Welt unser
Tiqui-Taca spielen. Aber den Unterschied hat nur dieses eine Spiel gegen
Italien bei der EM 2008 gemacht. Hätten wir da verloren, hätte man gesagt:
Kurzpassspiel reicht nicht, die Spanier
benötigen mehr Physis.»
So aber hatte das Team von Trainer
Vicente del Bosque das beste Argument,
das man im Sport haben kann: Erfolg.
Sehr zur Freude all jener, die das technisch feine Spiel mögen. Dazu gehört
auch Ex-Liverpool-Stürmer Michael
Robinson, der mittlerweile als TV-Experte arbeitet. Und besser als er hat
noch kaum jemand das Phänomen
zusammengefasst: «Diese Jungs haben
den Fussball demokratisiert. Niemand
wird je wieder einen Jugendlichen wegschicken, weil er zu klein oder zu
schmächtig ist.» Selbst die Konkurrenz
erstarrt zuweilen in Ehrfurcht. Sehr gut
zu beobachten war das bei den Deutschen im EM-Final 2008 (0:1) und im
WM-Halbfinal 2010 (0:1). Das Team von
Trainer Joachim Löw wirkte wie das
Kaninchen vor der Schlange: völlig
verschüchtert und nicht in der Lage,
sich gegen die Kombinationen der
Spanier zu wehren. Danach befand
Frankreich
«Ich drücke Italien
die Daumen»
«Ich drücke, da wir leider nicht
dabei sind, Italien die Daumen,
nicht nur in dieser Gruppe, sondern
an der gesamten Euro, weil da meine Kollegen aus der Serie spielen.
Italien muss man in einem Endrundenturnier immer auf der Rechnung haben, die Qualifikation für
die zweite Runde ist hoffentlich nur
ein erster Schritt an dieser Euro.
Spanien ist der Favorit dieser Euro,
zusammen mit Deutschland, also
ist es nur logisch, dass ich davon
ausgehe, dass die Iberer sich in
dieser Gruppe durchsetzen.»
Der Adligenswiler Stephan Lichtsteiner (28) ist
Verteidiger bei Juventus Turin und Schweizer
Nationalspieler.
England
Xavi Hernandez verkörpert das typische
spanische Spiel mit viel Ballbesitz.
Association Image/Anthony Devlin
selbst Xavi leicht verwirrt: «Ich glaube,
dass es entscheidend war, dass Deutschland sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel
Respekt vor uns hatte.» Das zeigt auch
die Reaktion von Löw, der den spanischen Spielmacher nach dem Aus bei
der WM vor zwei Jahren zur Seite nahm
und regelrecht ins Schwärmen geriet:
«Ihr seid die beste Mannschaft der Welt.
Ihr seid sogar die beste Mannschaft,
die ich je habe spielen sehen.»
Das ist einerseits natürlich ein sehr
nettes Kompliment. Aber andererseits
die wahrscheinlich grösste Gefahr, die
den Spaniern derzeit droht. Sie waren
bei den letzten beiden Turnieren eine
Klasse besser als die Konkurrenz. Sie
haben 14 Pflichtspiele in Folge gewonnen. Und sie können als erste Nationalmannschaft drei grosse Titel in Folge
gewinnen. Jeder traut ihnen das zu.
Wenn man 100 Experten nach ihrem
EM-Favoriten fragt, sagen 101: Spanien.
Das alles führt im besten Fall zu einem
gesunden Selbstvertrauen. Im schlechtesten zu Arroganz und Überheblichkeit, was auf diesem Niveau bestraft
wird.
«Müssen bei null anfangen»
Was allerdings für die Spanier spricht:
Sie alle wissen das und zeigen keinerlei Anzeichen von Grössenwahn. «Ohne
Demut», warnt del Bosque, «wird es
Zumal sich del Bosque mit ungewohnten Schwierigkeiten konfrontiert
sieht. Der FC Barcelona, das Liga-Spiegelbild der Nationalmannschaft, hatte
in der letzten Saison einige Probleme.
In der Meisterschaft kamen sie happige neun Punkte hinter Real Madrid ins
Ziel, in der Champions League flogen
sie trotz 79 und 72 Prozent Ballbesitz
im Halbfinal gegen Chelsea raus (0:1,
2:2). Und es gibt einige Experten, die
darin den Anfang vom Ende einer Ära
sehen.
Zwei wichtige Absenzen
Zweitens fehlen del Bosque zwei ganz
wichtige Spieler: Rekord-Torschütze
David Villa (82 Spiele, 51 Treffer) ist
nach seinem Schienbeinbruch nicht
mehr rechtzeitig fit geworden, Captain
und Abwehrchef Carles Puyol fällt nach
einer Knieoperation aus. Das macht
dem Trainer Sorgen. «Uns fehlen damit
Tore und Sicherheit», erklärt er missmutig, «Villa ist unser bester Torjäger,
und mit Puyol fällt mehr aus als nur
ein Spieler. Er ist ein wahrer Captain,
ein Leader.» Und wenn del Bosque nach
einer Prognose für die kommenden
Wochen gefragt wird, zählt er das halbe Teilnehmerfeld auf und erklärt treuherzig: «Spanien ist nicht der Favorit.»
Eine Meinung, die trotz der Ausfälle
nicht unbedingt mehrheitsfähig ist.
Nationale Kuriositäten: Wussten Sie, dass ...
... es in Spanien, genauer gesagt in
Katalonien, eine Krippenfigur, die
Caganer heisst, gibt? Das bedeutet so
viel wie Scheisser. Die Figur ist eine
Person mit heruntergelassenen Hosen,
die sich in der Nähe des Jesuskindes
erleichtert. Ursprünglich stellte die Figur katalanische Bauern dar, heute oft
auch berühmte Persönlichkeiten wie
Politiker oder Sportler. Wenn es bei der
EM nicht läuft, muss dieses Jahr vielleicht Spanien-Trainer Vicente del Bosque herhalten.
... in Italien öffentliches Fluchen verboten ist? Im Allgemeinen gilt der
Italiener ja als lockerer, fröhlicher Typ.
Aber auch als einer, der ordentlich fluchen kann. Von daher erstaunt es schon,
dass öffentliches Fluchen gesetzlich verboten ist und bestraft werden kann. Das
ist nicht das einzige sonderbare Gesetz:
Freie Kleiderwahl gibt es offenbar auch
nicht: Denn Männern ist es gesetzlich
untersagt, Röcke zu tragen. Auf welches
dieser «Kapitalverbrechen» die höhere
Strafe steht, ist uns leider nicht bekannt.
... der «Stein des Weisen» in Irland
steht? Wer sich wünscht, besonders
eloquent und redegewandt zu sein, der
sollte mal über einen Besuch nachdenken. Dort gibt es nämlich den BlarneyStein. Dieser ist an der Burg Blarney
angebracht – und wer ihn küsst, dem
werden Beredsamkeit und ein Talent
zur Schmeichelei beschert. Um an den
Stein ranzukommen, muss man sich
allerdings ganz schön was trauen. Zunächst muss man bis zur Spitze der Burg
hinaufsteigen und sich dann rittlings
über die Brüstung lehnen, nur so ist der
Stein zu erreichen. Und da der Stein
jährlich von zirka 400 000 Menschen
geküsst wird, sollte man auch keine
allzu grosse Angst vor Keimen haben.
... der Wilde Westen in Kroatien
liegt? Wer an die legendären Winnetou-Filme denkt, denkt sofort an den
Westen der USA. Zu Unrecht. Der Wilde Westen wurde für die Streifen nämlich kurzerhand nach Mittelkroatien
verlegt. Hier liegen nämlich die Plitvicer
Seen. Das ist nicht nur der grösste
Nationalpark des Landes, sondern auch
der bekannteste Drehort. An den wunderschönen Seen und Wasserfällen wurden viele Szenen gedreht. Und irgendwo am Grund dieser Gewässer muss
auch der berühmte «Schatz im Silbersee» liegen ... Oder ist das etwa auch
ein Schwindel?
HaNNaH KluWe
sport@luzernerzeitung.ch
Griechenland
Dienstag, 5. Juni 2012 / Nr. 129
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Russland
Sport
35
Explosionsgefahr um Mario Balotelli
Tschechien
E
ines kann man Cesare Prandelli ganz sicher nicht absprechen:
dass er ein sehr mutiger Mann
ist. Das äussert sich zum Beispiel in seiner Zielsetzung für die EM.
«Ich bin keiner, der tiefstapelt», sagt
Italiens Nationaltrainer und fügt hinzu:
«Wir fahren da hin, um den Titel zu
gewinnen.» Aber auch punkto Teamzusammenstellung hat ihn noch keiner
einen Feigling genannt. Mit Ausnahme
von Andrea Pierlo und Gianluigi Buffon
setzt er auf neue Spieler und attraktiven
Fussball, was in Italien immer etwas
argwöhnisch betrachtet wird. Wofür er
aber den meisten Respekt verdient, ist
die Nominierung seiner Angreifer. Er
setzt auf Mario Balotelli und Antonio
Cassano. Man könnte auch sagen: auf
Nitro und Glycerin. Wo die beiden aufschlagen, herrscht Explosionsgefahr.
Nachfragen zu diesem Thema kann
Roberto Mancini, Trainer von Manchester City, fachkundig beantworten. Dessen Nerven hat Balotelli mit seinen
Kader Italien
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Polen
Portugal
Polen
Griechenland
Spanien
Griechenland
Russland
Italien
Russland
Tschechien
Eskapaden in der vergangenen Saison
kurz- und kleingetrampelt. Am Ende
war Man City zwar Meister, aber Mancini auch reif fürs Sanatorium.
Prandelli hat ebenfalls schon so manchen Strauss mit seinem 21-jährigen
Sturm-Juwel ausgefochten, zuletzt im
Februar liess er ihn bei einem Testspiel
gegen die USA aus disziplinarischen
Gründen zu Hause. Danach liess Balotelli kleinlaut verkünden: «Für mich steht
das Nationalteam über allem.» Es
scheint, als sei Prandelli bereit, ihm zu
glauben. «Manche Talente haben vielleicht eine Chance mehr verdient», hat
er bei der Nominierung erklärt, «und
über Marios Talent besteht ja keinerlei
Zweifel. Wir wollen ihm helfen, durch-
Irland
Tschechien
Kroatien
Niederlande
Ukraine
Dänemark
Schweden
Deutschland
Wie lange dauert es, bis Mario Balotelli (rechts, mit
Niederlande
Goalie Gianluigi Buffon) wieder für Ärger sorgt?
AP/Fabrizio Giovannozzi
zustarten.» Vielleicht zusammen mit
seinem Sturmpartner Antonio Cassano.
Der hat eine schwere Zeit hinter sich.
Im Oktober letzten Jahres musste er
nach einem Schlaganfall am Herzen
operiert werden. Fünf Monate später
stand er wieder auf dem Platz. Und
zuletzt sah man ihn äusserst fröhlich
über das Trainingsgelände springen und
seinem holländischen Mitspieler Mark
van Bommel ein paar kräftige «Italia,
Italia, Italia» ins Ohr brüllen. Auch
Cassano ist ja nicht gerade ein Mauerblümchen des Fussballs. Sie haben in
Italien sogar extra ein eigenes Wort für
ihn erfunden: Cassanate. Eine Mischung
aus seinem Namen und dem italienischen Wort für «Dummheit».
Fussballer oder Verbrecher
Aber für den Stürmer war das kein
Problem. Seine Eskapaden füllen ein
Giovanni
trapattoni, der ewige Kulttrainer
Frankreich
Portugal
Irland Mit Giovanni Trapattoni ist
es ein wenig wie mit dem Springteufel aus der Kiste. Irgendwann ist
er verschwunden, keiner rechnet
mehr mit ihm – und, zack!, geht die
Kiste wieder auf, und er hüpft strahlend heraus. So ist das mit dem italienischen Kulttrainer, der mittlerweile ja auch schon rüstige 73 Jahre
alt ist. Das hindert ihn aber nicht
daran, bei der Europameisterschaft
England
Spanien
Italien
Irland
wieder ganz offiziell aufzutauchen.
Der Grund: Er hat ein kleines Wunder
vollbracht und Irland zur zweiten
EM-Teilnahme nach 1988 geführt.
Kroatien
Ukraine
Kader Irland
Tor: Given Shay, Aston Villa (Eng), 20. 4. 1975.
Westwood Keiren, Sunderland (Eng),
23. 10. 1984. Forde David, Millwall (Eng),
20. 12. 1979.
Verteidigung: St. Ledger Sean, Leicester City
(Eng), 28. 12. 1984. Ward Stephen, Wolverhampton Wanderers (Eng), 20. 8. 1985.
O’Shea John, Sunderland (Eng), 30. 4. 1981.
Dunne Richard, Aston Villa (Eng), 21. 9. 1979.
Kelly Stephen, Fulham (Eng), 6. 9. 1983.
McShane Paul, Hull City (Eng), 6. 1. 1986.
O’Dea Darren, Celtic Glasgow (Scho),
4. 2. 1987.
Mittelfeld: Whelan Glenn, Stoke City (Eng),
13. 1. 1984. McGeady Aiden, Spartak Moskau
(Russ), 4. 4. 1986. Adrews Keith, West Bromwich Albion (Eng) 13. 9. 1980. Duff Damien,
Fulham (Eng), 2. 3. 1979. Gibson Darron,
Everton (Eng), 25. 10. 1987. Hunt Stephen,
Wolverhampton Wanderers (Eng), 1. 8. 1981.
Green Paul, Derby County (Eng), 10. 4. 1983.
McClean James, Sunderland (Eng), 22. 4. 1989.
Sturm: Doyle Kevin, Wolverhampton Wanderers (Eng), 18. 9. 1983. Keane Robbie, Los
Angeles Galaxy (USA), 8. 7. 1980. Walters
Jonathan, Stoke City (Eng), 20. 9. 1983. Long
Shane, West Bromwich Albion (Eng),
22. 1. 1987. Cox Simon, West Bromwich Albion (Eng), 28. 4. 1987.
Trainer: Trapattoni Giovanni (It) 17. 3. 1939.
Schweden
Frankreich
England
Natürlich hat er das auf seine Art
getan. Trapattoni vertraut seit jeher
auf Bewährtes – sowohl was Taktik
als auch Kaderplanung angeht. Vielleicht funktioniert die Liaison IrlandTrapattoni auch deshalb so gut. Traditionell arbeitet diese Mannschaft
Fussball eher, als dass sie ihn mit
spielerischer Leichtigkeit zelebriert.
Die Profis stehen kompakt in der
Defensive, rennen sich die Lunge aus
dem Leib, grätschen gegen alles, was
nicht bei drei auf den Bäumen ist –
und beschränken ihre Offensivbemühungen
in weiten Teilen auf
Bälle. Dazu kommt:
lange
Selbst
wenn Trapattoni
gerne auf
junge Spieler setzen würde – er wüsste ja gar nicht,
wo er sie auftreiben sollte. So gross
ist das Reservoir an irischen Fussballern nicht. Deshalb ist das Kader
sehr routiniert, Flügelflitzer Aiden
McGeady ist mit seinen 26 Jahren
so etwas wie das Nesthäkchen der
Stammelf.
Aber das stört keinen. Warum
auch? Die Nationalmannschaft
ist erfolgreich wie selten. Und
auch der Respekt der Konkurrenz
ist gross. Italiens Trainer Cesare
Prandelli erklärte nach der Auslosung
zähneknirschend: «Das Duell mit Giovanni Trapattoni hätte ich gerne vermieden.»
«Wir sind keine Underdogs»
Dafür haben zumindest die irischen
Nationalspieler vollstes Verständnis.
Sie reisen mit ganz breiter Brust zu
den Vorrundenspielen nach Polen.
Und wenn jemand Stürmer Robbie
Keane mit der Aussenseiternummer
kommt, winkt er nur verärgert ab:
«Wir sind keine Underdogs.» Das sieht
Goalie Shay Given ganz ähnlich. In
seinen ganz optimistischen Momenten spricht er sogar vom Titelgewinn.
ganzes Buch – sein eigenes. Er hat schon
eine Autobiografie auf den Markt gebracht, deren inhaltliche Tiefe sich jedoch in überschaubaren Grenzen hält.
Es geht um 700 Frauen, mit denen er
zusammen gewesen sein will, um seinen
Sport und auch um seine Jugend. «Wenn
ich nicht Fussballer geworden wäre»,
sagt Cassano, «hätte ich vielleicht als
Verbrecher geendet.» Sonderlich gross
ist der Schritt dorthin noch immer nicht.
Dänemark
Deutschland
Portugal
Tor: Buffon Gianluigi, Juventus Turin, 28. 1. 1978.
Sirigu Salvatore, Paris St-Germain (Fr),
12. 1. 1987. De Sanctis Morgan, Napoli,
26. 3. 1977.
Verteidigung: Maggio Christian, Napoli,
11. 2. 1982. Chiellini Giorgio, Juventus Turin,
14. 8. 1984. Ogbonna Angelo, Torino,
23. 5. 1988. Balzaretti Federico, Palermo,
6. 12. 1981. Abate Ignazio, Milan, 12. 11. 1986.
Barzagli Andrea, Juventus Turin, 8. 5. 1981.
Bonucci Leonardo, Juventus Turin, 1. 5. 1987.
Mittelfeld: Motta Thiago, Paris St-Germain (Fr),
28. 8. 1982. Marchisio Claudio, Juventus Turin,
19. 1. 1986. Giaccherini Emanuele, Juventus
Turin, 5. 5. 1985. De Rossi Daniele, AS Roma,
24. 7. 1983. Montolivo Riccardo, Fiorentina,
18. 1. 1985. Giovinco Sebastian, Parma,
26. 1. 1987. Pirlo Andrea, Juventus Turin,
19. 5. 1979. Diamanti Alessandro, Bologna,
2. 5. 1983. Nocerino Antonio, Milan, 9. 4. 1985.
Sturm: Balotelli Mario, Manchester City (Eng),
12. 8. 1990. Cassano Antonio, Milan,
12. 7. 1982. Di Natale Antonio, Udinese,
13. 10. 1977. Borini Fabio, AS Roma, 29. 3. 1991.
Trainer: Prandelli Cesare, 19. 8. 1957.
Einem Schiedsrichter knurrte er nach
einem Platzverweis schon mal zu: «Wir
sehen uns draussen.» Sein Temperament
ist bekannt – und gefürchtet. Auch bei
seinen Trainern.
Bei Real Madrid versuchte ihn einst
Fabio Capello zu bändigen. Ohne Erfolg.
Cassano schaufelte bei Interviewterminen Chips in sich hinein, imitierte seinen Coach und erklärte ihm irgendwann: «Du bist falscher als das Geld bei
Monopoly.» Nun also versucht sich
Prandelli an der Zähmung des Widerspenstigen. Er glaubt, dass es keine
Probleme geben wird, und sagt: «Antonio hat nach seiner Krankheit bewiesen,
dass man mit Willenskraft, Entschlossenheit und Enthusiasmus alles erreichen kann.»
Vielleicht sogar den EM-Titel.
Carsten Meyer
sport@luzernerzeitung.ch
Die «Bundesliga-auswahl»
Dann sagt er: «Wir müssen glauben,
dass alles möglich ist.» Sein Trainer
ist der beste Beweis dafür.
Carsten Meyer
sport@luzernerzeitung.ch
Giovanni
Trapattoni:
Mit 73
nochmals an
die Euro.
kroatIen Sagen
wir es mal so:
Spanien
Sollte Kroatien nicht Europameister
werden – am Selbstvertrauen hat es
dann nicht gelegen. «Wir haben viel
Qualität in der Mannschaft und müssen uns nicht verstecken.
ItalienSollten wir
diese Gruppe überstehen, ist alles
möglich – auch der Titel!», sagt Ivo
Ilicevic vom Hamburger SV. Das
Problem ist nur – die Gruppe. Neben
Irland tummeln sich
da nämlich noch
Irland
Italien und Spanien. Aber auch das
AP/Peter Morrison
Kroatien
scheint im Lager der Kroaten niemanden so wirklich aus der Fassung
zu bringen. «Wir haben mit dem FC
Bayern bewiesen, dass Real Madrid
nicht unschlagbar ist. Warum soll
uns das mit der kroatischen Nationalelf nicht auch gegen Spanien gelingen?», tönt zum Beispiel Ivica Olic,
der wegen einer Oberschenkelverletzung vier bis sechs Wochen pausieren muss und deshalb für die EM
ausfällt.
Ukraine
Schweden
Kader Kroatien
Tor: Pletikosa Stipe, Rostow (Russ),
8. 1. 1979. Kelava Ivan, Dinamo Zagreb,
20. 2. 1988. Subasic Danijel, AS Monaco (Fr),
9. 2. 1976.
Verteidigung: Strinic Ivan, Dnjepr Dnjepropetrowsk (Ukr), 17. 7. 1987. Simunic Josip,
Dinamo Zagreb 18. 2. 1978. Buljat Jurica,
Maccabi Haifa (Isr) 19. 9. 1986. Corluka Vedran, Bayer Leverkusen (De) 5. 2. 1986.
Schildenfeld Gordon, Eintracht Frankfurt (De),
18. 3. 1985. Vida Domagoj, Dinamo Zagreb,
29. 4. 1989.
Mittelfeld: Pranjic Danijel, Bayern München
(De), 2. 12. 1981. Rakitic Ivan, FC Sevilla
(Sp), 10. 3. 1988. Vukojevic Ognjen, Dynamo
Kiew (Ukr), 20. 12. 1983. Modric Luka, Tottenham (Eng), 9. 9. 1985. Srna Darijo,
Schachtjor Donezk (Ukr) 1. 5. 1982. Badelj
Milan, Dinamo Zagreb, 25. 2. 1989. Ilicevic
Ivo, Hamburger SV (De), 14. 11. 1986. Dujmovic Tomislav, Dynamo Moskau (Russ),
26. 2. 1981. Kranjcar Niko, Tottenham (Eng),
13. 8. 1984. Perisic Ivan, Borussia Dortmund
(De) 2. 2. 1989.
Sturm: Jelavic Nikica, Everton (Eng), 27. 8.
1985. Mandzukic Mario, Wolfsburg (De),
21. 5. 1986. Eduardo, Schachtjor Donezk
(Ukr), 25. 2. 1983. Kalinic Nikola, Dnjepr
Dnjepropetrowsk (Ukr), 5. 1. 1988.
Trainer: Bilic Slaven, 11. 9. 1968.
Frankreich
Modric ist kopf
der Mannschaft
Schon der erste Gegner ist eine
harte Nuss. Irland ist zwar nicht der
Nabel der Fussballwelt – aber äusserst
unangenehm zu spielen. Ein Patzer
in diesem Spiel genügt, um alle Träume bereits platzen zu lassen. Deshalb
geht die Mannschaft von Trainer
Slaven Bilic trotz aller grossen Sprüche mit viel Respekt in das Auftaktspiel. Dieser gilt vor allem dem Trainer des Gegners. «Giovanni Trapattoni kennt alle Tricks. Irland wird ein
Schlüsselspiel für uns», warnt Luka
Modric. Der Mittelfeld-Motor von
Tottenham ist nicht nur der Superstar
des Teams, er ist vor allem auch unverzichtbar. Modric kann ein Spiel
allein entscheiden. Wenn der 26-Jährige ausfällt oder der Gegner es
schafft, ihn aus dem Spiel zu nehmen,
fehlt den Kroaten oft der Plan B.
Modric ist unbestritten der Kopf
der Mannschaft. Einen Grossteil des
England
Körpers bilden Spieler aus der Bundesliga. Gleich sieben Profis aus der
höchsten deutschen Spielklasse sind
im Kader der Balkan-Kicker. Mehr
hat bei der EM nur die deutsche
Mannschaft zu bieten. Der Grund für
diese Vorliebe: Nationaltrainer Bilic
ist ein grosser Fan der Bundesliga, in
der er selbst drei Jahre lang für den
Karlsruher SC am Ball war: «Die Liga
ist super. Fussball ist heute Spektakel.
Kein Schach mehr, keine Taktik, sondern Zirkus. Dafür steht der FC Barcelona, aber dafür steht für mich vor
allem die Bundesliga. Sie hat den
Fussball verändert.»
Seine Spieler scheinen ihm gut
zuzuhören. Vielleicht rührt daher das
Selbstbewusstsein, mit vielen Bundesliga-Profis selbst gegen Spanien
bestehen zu können.
JürGen KnappenBerGer
sport@luzernerzeitung
Portugal
Mittwoch, 6. Juni 2012 / Nr. 130
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Sport
34
Spanien
Roy Hodgson ist endlich auf
dem Gipfel angekommen
Italien
Irland
Kroatien
FuSSbaLL Die Trainersuche der engländer dauerte lang
und endete überraschend. ausgerechnet ex-SchweizCoach Roy Hodgson (64) soll die Briten zum Titel führen.
ein schwieriges Unterfangen.
CaRSTeN MeyeR
sport@luzernerzeitung.ch
Spielplan
Montag, 11. Juni
Frankreich - England 18.00 Uhr
Ukraine - Schweden 20.45 Uhr
Freitag, 15. Juni
Ukraine - Frankreich 18.00 Uhr
Schweden - England 20.45 Uhr
Dienstag, 19. Juni
Ukraine - England 20.45 Uhr
Schweden - Frankreich 20.45 Uhr
Promitipp
«Ich traue Ukraine
Gruppensieg zu»
«Die Ukraine als Gastland wird sich
für die nächste Runde qualifizieren.
Die Ukrainer verfügen über den
Heimvorteil, was an einem solchen
Turnier wichtig sein kann. Alle Fans
werden hinter ihrem Team stehen,
die Spieler wollen sich entsprechend
präsentieren. Darum traue ich der
Ukraine den Gruppensieg zu. Frankreich ist und bleibt eine grosse
Fussballnation mit wiederum vielen
tollen Spielern. Die Franzosen waren
fast immer gut bei Endturnieren, an
der WM 2006 kamen sie nach verhaltenem Beginn bis in den Final.
Nach dem Skandal von Südafrika
2010 wird die Mannschaft alles daran setzen, um diese Schmach vergessen zu machen.»
R
Ukraine
oy Hodgson ist ein weit gereister
Mann. Wie das eben so ist, wenn
man 19 verschiedene Trainerstationen in seiner Vita hat. Mal
war er erfolgreich – wie 1994, als er die
Schweiz erstmals seit 1966 wieder an
eine WM geführt hatte. Mal war er nicht
so erfolgreich – wie 2011, als seine Mission beim FC Liverpool nach gerade
einmal 191 Tagen sang- und klanglos
endete.
Schweden
Frankreich
den der Verband schlappe 15 Millionen
Franken Ablöse an Tottenham hätte
überweisen müssen.
Doch davon will Bernstein natürlich
nichts wissen. «Roy war unser herausragender Kandidat», sagt er, «wir haben
nur mit ihm Kontakt aufgenommen. Er
ist ein Trainer mit internationaler Erfahrung.» Und er besitzt die Schlüsselqualifikation überhaupt, die es bei der
Suche gab: einen britischen Pass. Nach
England
Und dann gab es noch die Zeiten, als
man darauf hätte wetten mögen, dass
sich Hodgsons Karriere unwiderlegbar
dem Ende zuneige. Das war 2002, als
der Engländer fand, es sei eine gute Idee,
Nationaltrainer der Vereinigten Arabischen Emirate zu werden. Von dort zog
er weiter zu Viking Stavanger (Norwegen), ehe er 2006 finnischer Nationalcoach wurde. Er war damals 59 Jahre alt. Und die
Gesetze dieses Sports lehren einen, dass man nach
so einem Verlauf nicht
mehr zwingend mit
sportlich reizvollen Jobangeboten überschüttet
wird. Oft ist das der richtige
Zeitpunkt, um sich seinem Golf-Handicap zu widmen.
Die günstigste Lösung
Seit knapp einem Monat ist Roy
Hodgson Trainer der englischen Nationalmannschaft. Eine Entwicklung, die
selbst Insider auf der Insel etwas auf
dem falschen Fuss erwischte. Wenn Verbandschef David Bernstein bei der Verkündung einen rosa Hasen mit drei
Ohren aus dem Hut gezaubert hätte – die
meisten Reporter wären nicht annähernd
so erstaunt gewesen. Der Berichterstatter des «Daily Mails» verkündete fassungslos, Hodgson sei doch nur ein
«billiger Mann des Mittelmasses».
Ein Argument, das in doppelter Hinsicht nicht von der Hand zu weisen ist.
Denn erstens kam der 64-Jährige vom
Tabellen-Zehnten West Bromwich Albion. Und zweitens war er in der Tat die
günstigste Lösung. Hodgson kommt zum
Nulltarif. Ein nicht zu verachtender Vorteil im Vergleich zum eigentlichen
Wunschkandidaten Harry Redknapp, für
wenig amüsanten Zeiten unter dem
Italiener Fabio Capello sehnten sich im
Mutterland des Fussballs viele wieder
nach einem Landsmann als Nationaltrainer.
Rooney fehlt zum Start
Und völlig egal, wie viel Mittelmass
man Hodgson auch vorwerfen mag – den
nötigen Patriotismus werden ihm auch
seine grössten Kritiker nicht absprechen.
Das war bei der offiziellen Vorstellung
ganz hervorragend zu beobachten.
Hodgson strahlte eine Glückseligkeit aus,
die man sonst nur von Buddha-Figuren
kennt. «Das ist ein sehr stolzer Tag für mich», verkündete er, «ich bin auf
dem Gipfel des TrainerDaseins angekommen.»
Allerdings ist auch die
Fallhöhe beachtlich. An der
englischen Nationalmannschaft
hat sich bisher noch fast jeder die
Zähne ausgebissen. Und die Vorzeichen waren selten schlechter als vor
dieser Europameisterschaft. Irgendwann
Mitte April sah das Ganze folgendermassen aus: kein Trainer, kein Captain,
kein Torjäger. Die ersten beiden Fragen
sind mittlerweile gelöst. Hodgson hat
Liverpool-Regisseur Steven Gerrad zum
neuen Spielführer ernannt. Vorgänger
John Terry war nach einem Verfahren
wegen rassistischer Beleidigungen vom
Verband als Captain abgesetzt worden.
Trotzdem nominierte Hodgson Terry als
Abwehrchef – Rio Ferdinand dagegen
liess er zu Hause. Er ist der Bruder von
Anton Ferdinand, den Terry beschimpft
haben soll. Ein anderes Problem kann
aber auch Hodgson nicht lösen: Rooney
ist nach einer absurd überflüssigen roten
Karte im letzten, unbedeutenden Qualifikationsspiel gegen Montenegro (2:2) für
die ersten zwei EM-Spiele gesperrt.
40 Tage, 40 Nächte Zeit
Und dann gibt es da noch traditionell
das Problem, dass eine englische Nationalmannschaft rund um ein Turnier nur
schwer zu bändigen ist. Deshalb hat
Hodgson, der sich einen «gutmütigen
Diktator» nennt, als eine seiner ersten
Amtshandlungen einen Verhaltenskodex
ausgegeben. Darin heisst es unter anderem: «Meine Botschaft ist sehr einfach.
Ich erwarte nicht nur, dass ihr euch wie
Erwachsene benehmt, sondern ich befehle genau dies immer dann, wenn ihr
an öffentlichen Orten seid. Tut ihr das
nicht, lasst ihr euch nicht nur selbst
Besitzt viel
internationale
Erfahrung:
Roy Hodgson.
Getty/Scott Heavey
der we-
fallen, sondern uns alle. Denn die Kritik
wird auf uns alle zurückfallen. Das ist
also eine grosse Verantwortung, und wer
diese Verantwortung nicht übernehmen
kann, wird bei mir in Zukunft keine
grosse Rolle spielen.»
Doch trotz aller Probleme erwarten
die Fans von ihm nur eines: dass er
endlich wieder einen «gottverdammten
Titel mit England gewinnt». Hodgson
ahnt, dass dies nicht ganz so einfach
wird – und hat sich längst an die Arbeit
gemacht. «Ich habe nur 40 Tage und
Nächte Zeit», sagte er bei seiner Präsentation und fügte gequält lächelnd hinzu:
«Ich fürchte, ich werde bis zur Europameisterschaft nicht oft die Sonne sehen.»
Aber damit kann ein Engländer ja recht
gut leben.
Kader england
Tor: Hart Joe, Manchester City, 19. 4. 1987.
Green Robert, West Ham, 18. 1. 1980. Butland
Jack, Birmingham City, 10. 3. 1993.
Verteidigung: Johnson Glen, Liverpool,
23. 8. 1984. Cole Ashley, Chelsea, 20. 12. 1980.
Kelly Martin, Liverpool, 27. 4. 1990. Terry John,
Chelsea, 7. 12. 1980. Baines Leighton, Everton,
11. 12. 1984. Jones Phil, Manchester United,
21. 2. 1992. Lescott Loleon, Manchester City,
16. 8. 1982. Jagielska Phil, Everton, 17. 8. 1982.
Mittelfeld: Gerrard Steven, Liverpool,
30. 5. 1980. Walcott Theo, Arsenal, 16. 3. 1989.
Lampard Frank, Chelsea, 20. 4. 1978. Young
Ashley, Manchester United, 9. 7. 1985. Milner
James, Manchester City, 4. 1. 1986. Parker Scott,
Tottenham, 13. 10. 1980. Downing Stewart,
Liverpool, 22. 7. 1984. Oxlade-Chamberlain
Alex, Arsenal, 15. 8. 1993.
Sturm: Carroll Andy, Liverpool, 6. 1. 1989. Rooney Wayne, Manchester United, 24. 10. 1985.
Defoe Jermain, Tottenham, 7. 10. 1982. Welbeck
Danny, Manchester United, 26. 11. 1990.
Trainer: Hodgson Roy, 9. 8. 1947.
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und Schweizer Nationalspieler.
Nationale Kuriositäten: Wussten Sie, dass ...
... es im EM-Gastgeberland Ukraine
Straftrinken gibt? Wenn man jemandem
einen Besuch abstatten möchte, sollte
man deshalb einige Dinge beachten.
Zunächst einmal ist es ganz wichtig, dem
Gastgeber etwas zu essen oder zu trinken
mitzubringen. Nach einem herzhaften
Mahl muss man Tee oder Kaffee trinken
und Süssigkeiten essen. Schwieriger ist
es, die richtige Ankunftszeit abzupassen.
Einerseits gilt es als höflich, fünf Minu-
ten später zu kommen, damit die Gastgeberin noch etwas in Ordnung bringen
kann (sich selbst zum Beispiel). Wer
allerdings viel zu spät kommt, dem droht
«Strafnaja»: Besonders bei Feiern, bei
denen es Alkohol gibt, muss der Zuspätkommer ein grosses Glas Alkohol trinken. Raue Sitten.
... Feminismus in Schweden den
Männern gefällt? Seit 2007 gibt es in
Schweden ein Aktionsbündnis namens
Bara Bröst. Vorrangiges Ziel: Frauen
sollen sich wie Männer «oben ohne»
zeigen dürfen – alles andere ist schliesslich Ungleichbehandlung.
... es in Frankreich einen Ort namens
Y gibt? Er hat 81 Bewohner und liegt in
der Region Picardie im Département
Somme. Die Einwohner von Y nennen
sich «Ypsiloniens» und beweisen bei der
Wahl ihrer Städtepartnerschaften Humor.
So ist zum einen das niederländische Dorf
Ee Partner von Y. Und zum anderen der
Ort mit dem längsten Ortsnamen Europas: das walisische Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Und nein, wir sind nicht aus
Versehen an der Tastatur hängen geblieben.
sejäger gibt? Ja, den gibt es wirklich. Und
ja, es handelt sich dabei um eine Katze
oder einen Kater. Und die Tiere sind auch
wirklich Beamte. Humphrey wurde am
13. November 1997 nach acht Dienstjahren ausgemustert. Ihm folgte für ein
Jahr unter Gordon Brown Sybil nach. Seit
dem 14. Februar 2011 geht Larry für
David Cameron auf Mäusejagd.
... es in England einen obersten Mäu-
HaNNaH KlUWe
sport@luzernerzeitung.ch
Deutschland
Mittwoch, 6. Juni 2012 / Nr. 130
Sport
Portugal
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
35
Der letzte Vorhang für die Ikone
Spanien
Ukraine Auftritte der ukrainischen NationalelfItalien
sind
sehr oft etwas bieder. Aber bei der EM sollte man ihre
Spiele dennoch nicht verpassen – und den grossen
Andrej Schewtschenko ein letztes Mal am Ball sehen.
Polen
Irland
JürgEN KNAppENBErgEr
sport@luzernerzeitung.ch
Mit dem Alter ändern sich oft auch
die Prioritäten. Deshalb ist es nicht mehr
ganz selbstverständlich, dass Andrej
Schewtschenko auf dem Platz zu sehen
ist, wenn seine Mannschaft ein Spiel hat.
Vergangene Saison trat sein Team Dynamo Kiew in Poltawa an – und der
35-Jährige war weit und breit nicht zu
sehen. Der Grund: Der Liga-Spieltag
kollidierte mit dem Termin für die ukrainischen Golfmeisterschaften – und
«Schewa» zog es vor, dort an den Start
zu gehen. Das Resultat kann sich sehen
lassen: Dynamo siegte auch ohne ihn,
Kader Ukraine
Polen
Tor: Kowal Maxim, Dynamo Kiew, 9. 12. 1992.
Pjatow Andrej, Schachtjor Donezk, 28. 6. 1984.
Gorjainow Alexander, Metalist Charkiw, 29. 6.
1975.
Verteidigung: Selin Jewgeni, Worskla Poltawa,
9. 5. 1988, Chatscheridi Jewgeni, Dynamo Kiew,
28. 7. 1987. Kutscher Alexander, Schachtjor
Donezk, 22. 10. 1982. Schewtschuk Wjatscheslaw, Schachtjor Donezk, 13. 5. 1979. Michalik
Taras, Dynamo Kiew, 28. 10. 1983. Rakyzki Jaroslaw, Schachtjor Donezk, 3. 8. 1989. Butko
Bogdan, Iljitschjowez Mariupol, 13. 1. 1991.
Mittelfeld: Timoschtschuk Anatoli, Bayern München (De), 30. 3. 1979. Garmasch Denis, Dynamo Kiew, 19. 4. 1990. Alijew Alexander, Dynamo Kiew, 3. 2. 1985. Gussew Oleg, Dynamo
Kiewm 25. 4. 1983. Jarmolenko Andrej, Dynamo
Kiew, 23. 10. 1989. Rotan Ruslan, Dnjepr Dnjepropetrowsk, 29. 10. 1981. Nasarenko Sergej,
Tawrija Simferopol, 16. 2. 1980. Konopljanka
Jewgeni, Dnjepr Dnjepropetrowsk, 29. 9. 1989.
Sturm: Schewtschenko Andrej, Dynamo Kiew,
29. 9. 1976. Woronin Andrej, Dynamo Moskau
(Russ) 21. 7. 1979. Milewski Artem, Dynamo
Kiew, 12. 1. 1985. Selesnkow Jewgeni, Schachtjor Donezk, 20. 7. 1985. Devic Marko, Metalist
Charkiw, 27. 10. 1983.
Trainer: Blochin Oleg, 5. 11. 1952.
Griechenland
Russland
Tschechien
Niederlande
Griechenland
und Schewtschenko wurde beim Golfen
Zweiter. Besonders aussergewöhnlich
fand er seine Aktion nicht: «Beim Golf
entspanne ich mich. Und diese Entspannung brauche ich zwischen all den
Meisterschaftsspielen.»
Kroatien
Russland
Ukraine
Tschechien
Öffentlich aufgeregt hat sich darüber
niemand. Schliesslich ist Schewtschenko
eine lebende Legende, eine Ikone. Der
beste Fussballer, den das Land jemals
hervorgebracht hat. Die Ukrainer würden
ihm auch verzeihen, wenn er ein Wodkaverbot einführen würde. Und Sorgen,
dass er auch während der Europameisterschaft den Ball gegen den Golfschläger tauscht sind ohnehin unbegründet.
«Die EM im eigenen Land bedeutet mir
sehr viel. Ich habe bisher nur ein grosses Turnier gespielt, die WM 2006. Eine
EM habe ich noch nie erlebt. Dieses
Turnier ist wichtig und wunderbar.»
Schweden
Niederlande
Frankreich
Dänemark
England
Deutschland
Andrej Schewtschenko ist nicht mehr der Schnellste, aber
wegen seiner Führungsqualität im Team unbestritten.
Vier nationaltrainer seit 2009
Wie wichtig ihm die EM wirklich ist,
beweist seine Karriere. Nach acht Jahren
beim AC Mailand und drei beim FC
Chelsea, beschloss er 2009, noch einmal
zu seinem Heimatverein Dynamo Kiew
zurückzukehren. Weil er unbedingt 2012
dabei sein wollte. «Diese EM hat mich
motiviert, meine Karriere fortzusetzen
und mich jeden Tag für das doppelte
Training aufzuraffen», gesteht er – und
fügt hinzu: «Das wird mein letzter Auftritt im Nationalteam sein. Wie es mit
meiner Karriere weitergeht habe ich
noch nicht entschieden.» Vieles spricht
aber dafür, dass danach ganz Schluss
sein wird.
Und es benötigt zumindest ein kleines
Wunder, wenn Europas Fussballer des
AP/Kerstin Joensson
Portugal
Jahres 2004 mit seinem Team mehr als
die drei Gruppenspiele bestreiten will.
Neben Schewtschenko soll eine weitere
lebende Legende für dieses Wunder
sorgen: Oleg Blochin. Nachdem die
Ukraine seit 2009 drei (!) Nationaltrainer
verschlissen hatte, übernahm Blochin
14 Monate vor der EM das Himmelfahrtskommando. Für ihn spricht – abseits seiner glänzenden Spieler-Vita –,
dass er 2006 bei der WM in Deutschland
mit der Ukraine den Viertelfinal erreicht
hat. Seine wichtigste Aufgabe lautet, aus
Routiniers wie Schewtschenko, Anatolij
Timoschtschuk sowie Andrej Woronin
und Talenten ein homogenes Team zu
formen. Zumindest Captain Schewtschenko glaubt daran: «Mein Traum ist
es, das wir gut spielen und in den
Final kommen.»
Spanien
Schewtschenko: «Die
Fitness ist da»
Wie viel er selbst zu einem Weiterkommen beitragen kann, ist strittig.
Zumindest aus fussballerischer Sicht.
Schewtschenko ist nicht mehr der
Schnellste und nach einigen Verletzungen gibt es auch den einen oder anderen Zweifel an seinem Fitnesszustand.
Auch wenn er selbst beteuert: «Ich
fühle mich in guter Form. Nichts behindert mich. Meine Fitness ist da.»
Italien
Irland
Doch selbst wenn es nicht so wäre: Mit
Technik, Cleverness und Übersicht kann
er vieles wettmachen. Ausserdem benötigt ihn die Mannschaft aus psychologischer Sicht und wegen seiner Führungsqualitäten. «Andrej ist nicht irgendein Fussballspieler», sagt Blochin,
«er ist auch ein Mensch von ungeheurer
und unbestreitbarer Autorität. Unser
Team braucht ihn.» Doch allein mit der
Ikonen-Rolle will sich Schewtschenko
nicht zufrieden geben: «Ich will nicht
nur spielen – ich will gut spielen.»
Wenn die Ukraine tatsächlich für eine
positive Überraschung sorgen will, wird
dies auch bitter nötig sein.
Dänemark
Schwedens Taktik heisst Zlatan Ibrahimovic
Deutschland
Kader Schweden
Portugal
Spanien
Italien
Irland
SchweDen Die Schweden haben
bei dieser EM einen grossen Vorteil:
Kroatien
Zlatan Ibrahimovic.
Der 30-Jährige
zählt unbestritten zu den besten Stürmern auf diesem Planeten – und ist
für jeden Club ein echter Erfolgsgarant. Er wurde Meister mit Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Inter Mailand,
Ukraine
dem FC Barcelona
und dem AC Milan. Wenn er in Form ist, können ihn
Schweden
die Verteidiger nur mit vorgehaltener
Waffe stoppen. Vielleicht.
Die Schweden haben bei dieser EM
aber auch einen grossen Nachteil:
Zlatan Ibrahimovic. Denn kaum eine
zweite Nation ist von einem einzelnen
Spieler so abhängig wie die Skandinavier. Ihr Spiel folgt einer Art Naturgesetz, das besagt: Gebt jeden Ball Ibrahimovic. Jeden. Das birgt grössere
Frankreich
England
Zlatan Ibrahimovic
ist quasi
Schwedens
Alleinunterhalter.
AP/Björn Larsson Rosvall
Probleme, wenn es der Gegner schafft,
ihn aus dem Spiel zu nehmen – oder
wenn Ibrahimovic nach zwei Fehlpässen seiner Mitspieler keine Lust mehr
hat, was durchaus vorkommen kann.
5 mit 75 Länderspielen und mehr
Wenn dieser Fall eintritt, müssen
sich die Schweden auf ihre Defensive
verlassen. Das kann bei der aktuellen
Besetzung gut gehen. Muss es aber
nicht. Die Mannschaft von Trainer Erik
Hamrén ist eine Wundertüte des europäischen Fussballs. Mal legt sie eine
für Schweden selten gesehene Gala
hin, dann zeigt sie wieder eine erbärmliche Vorstellung.
Diese Leistungsschwankungen sind
vor allem deshalb verwunderlich, weil
das Gerüst der Stammelf über viel Erfahrung verfügt. Torhüter Andreas
Isaksson (30), Abwehrchef Olof Mellberg (34), die Mittelfeldspieler Anders
Svensson (35) und Kim Källstrom (29)
sowie Ibrahimovic haben alle schon
mindestens 75 Länderspiele absolviert.
Und sie sind auch lange genug dabei,
Tor: Isaksson Andreas, PSV Eindhoven (Ho),
3. 10. 1981. Wiland Johan, FC Kopenhagen
(Dä), 24. 1. 1981. Hansson Pär, Helsingborg,
22. 6. 1986.
Verteidigung: Lustig Mikael, Celtic Glasgow
(Scho) 13. 12. 1986. Mellberg Olof, Olympiakos Piräus (Grie), 3. 9. 1977. Granqvist Andreas, Genoa (It), 16. 4. 1985. Olsson Martin,
Blackburn Rovers (Eng), 17. 5. 1988. Olsson
Jonas, West Bromwich Albion (Eng), 10. 3.
1983. Antonsson Mikael, Bologna (It), 31. 5.
1981. Safari Behrang, Anderlecht (Be), 9. 2.
1985.
Mittelfeld: Elm Rasmus, Alkmaar (Ho), 17. 3.
1988. Larsson Sebastian, Sunderland (Eng),
6. 6. 1985. Svensson Anders, Elfsborg Boras,
17. 6. 1976. Källström Kim, Lyon (Fr), 24. 8.
1980. Hysen Tobias, IFK Göteborg, 9. 3. 1982.
Wernbloom Pontus, ZSKA Moskau (Russ),
25. 6. 1986. Holmen Samuel, Büyüksehir Istanbul (Tür) 28. 6. 1984. Wilhelmsson Christian, Al-Hilal (Saudi-Arabien), 8. 12. 1979.
Sturm: Ibrahimovic Zlatan, Milan (It), 3. 10.
1981. Elmander Johan, Galatasaray Istanbul
(Tür), 27. 5. 1981. Bajrami Emir, Twente Enschede (Ho), 7. 3. 1988. Toivonen Ola, PSV
Eindhoven (Ho), 3. 7. 1986. Rosenberg Markus, Werder Bremen (De), 27. 9. 1982.
Trainer: Hamrén Erik, 27. 6. 1957.
Kroatien
«Wir haben
eine neue Mentalität»
Frankreich Laurent Blanc ist nicht
gerade zu beneiden. Der 46-Jährige
bekleidet das Amt des französischen
Nationaltrainers – und damit einen
Ukraine
der kompliziertesten
Jobs, den der
Fussball derzeit zu bieten hat. Vor
allem drei Baustellen machen ihm zu
schaffen.
Da wäre zum einen der sozialtherapeutische Aspekt.
Bei der WM 2010
Schweden
hatte sich die Mannschaft unter Coach
Frankreich
Raymond Domenech noch aufgeführt,
als nähme sie an einer Doku-Soap
über schwer erziehbare Teenager teil.
Die Truppe blamierte sich auf und
neben dem Feld und schied in der
Vorrunde sang- und klanglos aus. Der
Scherbenhaufen, den Domenech hinterliess, war riesig – und Blanc muss
ihn nun aufkehren. Er wähnt sich auf
einem guten Weg und sagt: «Wir
haben eine neue Mentalität.»
England
Der Präsident befiehlt
um zu wissen, dass sie in der Gruppe
nur Aussenseiter sind. «Realistisch betrachtet kommen England und Frankreich weiter», sagt auch Hamrén, «aber
warum zur Hölle sollten wir realistisch
an die Dinge rangehen? So hätten wir
Holland in der Qualifikation nie mit
3:2 besiegt und wären auch nicht an
das Turnier gekommen.» Eine Herangehensweise, die bei Ibrahimovic auf
viel Zustimmung stösst. Er sagt: «Wir
werden dafür kämpfen, am Ende oben
zu stehen. Deshalb fahren wir dort hin
– sonst könnten wir ja gleich zu Hause bleiben.»
Am 11. Juni wird die Wundertüte
gegen die Ukraine erstmals geöffnet
werden. Man darf gespannt sein, was
rauskommt.
CArSTEN MEyEr
sport@luzernerzeitung.ch
Dann ist da der diplomatische Aspekt, an dem der Trainer jedoch zu
scheitern droht. Blanc liegt in einem
Dauerstreit mit dem neuen Verbandspräsidenten Noel Le Graet. Dieser
weigert sich erstens mit fast schon
bewundernswerter Hartnäckigkeit,
Blancs Vertrag zu verlängern. Und hat
zweitens seinem Trainer auch noch
kurzerhand befohlen, wo das Team
während der EM zu nächtigen hat.
Blanc wollte ein Hotel in Polen buchen, Le Graet befahl eine Herberge
in der Ukraine.
Der dritte und letzte Aspekt ist der
sportliche. In der Fussballwelt gilt
Frankreich noch immer als grosse
Nummer, weil die Mannschaft 1998
die WM und 2000 die EM gewann
sowie 2006 im WM-Final stand. Aber
aus der Elf von vor sechs Jahren ist
Kader Frankreich
Tor: Lloris Hugo, Lyon, 26. 12. 1986. Mandanda Steve, Marseille, 28. 3. 1985. Carrasso
Cédric, Bordeaux, 30. 12. 1981.
Verteidigung: Debuchy Mathieu, Lille,
28. 7. 1985. Evra Patrice, Manchester United
(Eng), 15. 5. 1981. Rami Adil, Valencia (Sp),
27. 12. 1985. Mexès Philippe, Milan (It),
30. 3. 1982. Réveillère Anthony, Lyon,
10. 11. 1979. Koscielny Laurent, Arsenal
(Eng), 10. 9. 1985. Clichy Gaël, Manchester
City (Eng), 26. 7. 1985.
Mittelfeld: Cabaye Yohan, Newcastle (Eng),
14. 1. 1986. Ribéry Franck, Bayern München
(De), 7. 4. 1983. Valbuena Mathieu, Marseille,
28. 9. 1984. Nasri Samir, Manchester City
(Eng), 26. 6. 1987. Matuidi Blaise, Paris StGermain, 9. 4. 1987. Malouda Florent, Chelsea (Eng), 13. 6. 1980. M’Vila Yann, Rennes,
29. 6. 1990. Diarra Alou, Marseille,
15. 7. 1981. Martin Marvin, Sochaux,
10. 1. 1988.
Sturm: Giroud Olivier, Montpellier,
30. 9. 1986. Benzema Karim, Real Madrid
(Sp), 19. 2. 1987. Ménez Jérémy, Paris StGermain, 7. 5. 1987. Ben Arfa Hatem, Newcastle (Eng), 7. 3. 1987.
Trainer: Blanc Laurent, 19. 11. 1965.
kaum noch jemand übrig. Das hat
auch der französische Uefa-Präsident
mit Schrecken registriert – und gar
nicht erst versucht, die Sache schönzureden. Er sehe nur zwei, drei wirklich gute Spieler: «Der Rest ist so lala.»
Bei den guten Spielern dürfte er vor
allem der Offensivabteilung mit
Franck Ribéry (FC Bayern), Samir
Nasri (Manchester City) und Karim
Benzema (Real Madrid) gedacht haben. Ob dieses Trio alleine aber reicht,
ist fraglich. Das sieht auch Blanc so,
der deshalb allen Optimisten entgegnet: «Unser erstes Ziel ist erst einmal
der Viertelfinal. Wir sind bei der EM
2008 und der WM 2010 nicht über
die Vorrunde hinausgekommen. Das
ist einfach die Realität.»
So traurig sie auch sein mag.
CArSTEN MEyEr
sport@luzernerzeitung