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BUSINESS BRIEFING 14. 10. 2011 | Nr. 10 NACHHALTIGE © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. INVESTMENTS Topthema: Firmenkooperationen können Anlegern Signale geben 2 Asset Management: Mit Impact Investing direkt Wirkung erzielen 5 Mehr Schutz für kritische Mitarbeiter Beschäftigte dürfen öffentlich auf Missstände am Arbeitsplatz hinweisen, entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) im Juli. Arbeitgeber können unliebsame Mitarbeiter, die unhaltbare Zustände anprangern, nicht einfach per Kündigung aus dem Weg räumen. Der Bundesverband Deutscher Arbeitgeber BDA übte prompt Kritik, Arbeitgeber wollen sich auf ihre Mitarbeiter verlassen können. Petzen gilt nicht. Doch darf die Loyalität so weit gehen, dass Beschäftigte unethische oder illegale Zustände wider besseren Wissens ignorieren? Nein. Dagegen spricht nicht nur die von der Menschenrechtskonvention geschützte Meinungsfreiheit. Man bedenke auch, dass bei juristisch relevanten Fällen Mitwisserschaft strafbar sein kann. Wer weiß, in welche Fallen Arbeitnehmer geraten, wenn sie bei Betrug, Korruption oder Verstößen gegen internationale Standards Augen, Ohren und Mund verschließen. Zudem ist die Würde des Menschen „unantastbar“, so das Grundgesetz; sie zu schützen sei Pflicht aller staatlicher Gewalt. Deutsche Gerichte bis hin zum Bundesarbeits- und Bundesverfassungsgericht sahen sich im vorliegenden Fall aber nicht gefordert. In anderen Ländern sind unvorstellbare Arbeitsbedingungen tägliche Realität, unlängst machten Zulieferer der Textilketten H&M und Zara mit skandalösen Zuständen von sich reden. Arbeiter/innen wagen selten, den Mund aufzumachen. Kontrolleure bekommen bei den meist angekündigten, stichprobenartigen Überprüfungen kaum Desaster zu sehen. Unternehmen, die sich zu Menschen- und Arbeitsrechten bekennen (müssen), sind also auf Meinungsfreiheit ihrer Mitarbeiter angewiesen. In Deutschland müssen darum diese „Whistleblower“ besser geschützt sein. Es reicht nicht, die Meinungsfreiheit gegenüber den Geschäftsinteressen des Unternehmens abzuwägen, wie der EGMR verlangt. Es muss ein gesetzlicher, in anderen Ländern längst üblicher Schutz her. Das forderten 2010 auch die G20-Staaten. Das Gegenargument, Whistleblower betrieben Rufschädigung, zieht nicht: Unternehmen brauchen nur ein funktionierendes Beschwerdesystem einzurichten, wie es die UN Guiding Principles seit April 2011 fordern, und intern aufgezeigte Missstände zu beseitigen. Dann müssen sie keinen schlechten Ruf fürchten. Öffentlichkeit ist nur nötig, wenn interne Klagen nicht fruchten. Deutschland will mündige Bürger mit Zivilcourage – man muss sie schützen und kann nicht erwarten, dass sie ihren Mut vor Fabriktoren und Bürotüren ablegen. Eine spannende und nützliche Lektüre wünscht Ihnen Susanne Bergius Mit Unterstützung von Inhalt Topthema Kooperationen von NGOs und Unternehmen unter der Lupe ..2 Asset Management Impact Investing ist etwas für Pioniergeister .........................5 Internationale Meldungen .......8 Produkte & Konzepte Nachhaltige Immobilien-AGs verbessern Portfolio ....................9 Nullenergie-Gebäude sind machbar .................................11 Undurchsichtige ETFs ..............12 Köpfe & Außenansicht Angelika Zahnt & Irmi Seidl zu Wachstumsalternativen ....13 Meldungen & Ausblick ................14 Diesen Newsletter abonnieren: handelsblatt-nachhaltigkeit.de © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Greenwashing oder Erfolgsrezept? SEITE 2 TOPTHEMA 14. 10. 11 | Nr. 10 Unternehmen kooperieren immer mehr mit Umweltund Entwicklungsorganisationen. Ist das für Aktienund Anleihen-Investoren ein positives Zeichen? Das kann es sein, aber es fehlen Qualitätskriterien. Ein niedlicher Panda auf Yoghurt von Danone, ein fliegender Storch auf grünem Plakat von Volkswagen Leasing, ein possierlicher Frosch auf Chiquita-Bananen – hier greifen Verbraucher mit gutem Gefühl zu. Anleger ticken oft kaum anders. Logos von Umwelt-, Entwicklungs- oder Menschenrechtsorganisationen auf Produkten sagen aber nicht unbedingt etwas über die Nachhaltigkeitsleistungen der Firmen aus. Investoren tun gut daran, zu hinterfragen, ob Kooperationen von Unternehmen mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf Aktien oder Anleihen von Akteuren hinweisen, die sich glaubwürdig um eine nachhaltige Ausrichtung bemühen, was dahinter steckt und ob das für das Kerngeschäft relevant ist. Der Panda, Logo der namhaften Umweltorganisation WWF, auf dem DanoneYoghurt gehört eher in die Rubrik Marketing und für den WWF zum Fundraising mit inhaltlichen Zielen. Doch die Aktion ist umstritten. Denn der Panda soll eine umweltverträgliche Verpackung signalisieren, sagt aber nichts über den Inhalt, den Yoghurt aus. Zudem kritisiert die ebenfalls namhafte Deutsche Umwelthilfe (DUH), Becher aus dem Biokunststoff PLA seien ökologisch gar nicht vorteilhafter als solche aus rohölbasiertem Kunststoff Polystyrol. Die DUH beruft sich pikanterweise auf eine wissenschaftliche Ökobilanz des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) für Danone und WWF. Der WWF gewichtet die einzelnen Faktoren aber anders und hält PLA für umweltverträglicher. Dies Beispiel zeigt, wie kompliziert es ist, den Wert von Partnerschaften zu beurteilen. Nachhaltige Ratingagenturen haben darum oft keine speziellen Indikatoren für NGO-Firmen-Kooperationen. Auf Marketing ausgelegt fallen sie auf jeden Fall durch ihr Raster. Anders ist das, wenn sie den Kern des Unternehmens beeinflussen. „So kann sich eine Forschungskooperation positiv niederschlagen, wenn sie in einem wichtigen Bereich dazu beiträgt, die Nachhaltigkeitsleistungen des Geschäfts zu steigern“, sagt Matthias Bönning, Leiter des Analystenteams von Oekom Research. Darauf stoßen die Analysten indirekt über Indikatoren für das Kerngeschäft: Über Fragen, wie eine Firma negative Auswirkungen ihrer Aktivitäten mindert oder die Produktentwicklung nachhaltiger ausrichtet. Ratingagenturen analysieren tiefgehende Kooperationen Ob Kooperationen beleuchtet werden, hängt von ihrer Tiefe ab. „Gibt es messbare Ziele und Fristen, etwa für den Umweltschutz, und ist die Kooperation firmenweit, dann sehen wir sie uns näher an“, erklärt Stefan Klemm, Analyst der internationalen Ratingagentur Sustainalytics. Negativbeispiele gebe es viele, strategische Kooperationen seien selten. Positivbeispiel sei der US-Pharma-Konzern Johnson & Johnson: Er habe die beste Bewertung bei Programmen zur Reduzierung von Treibhausgasen und sei Mitglied des WWF-Programms „Climate Savers“. Die zwölf beteiligten Unternehmen vereinbaren mit dem WWF, ihre Treibhausgasemissionen deutlich und in einem transparenten Prozess zu verringern: Umsetzung und Ergebnisse werden extern überprüft. Wo für Finanzdienstleister die Sonne aufgeht. Eines ist sonnenklar: Kaum etwas wird Unternehmen zu solch grundlegenden Veränderungen zwingen, wie der Klimawandel und die Pflicht zu nachhaltigem Wirtschaften. Speziell für Finanzdienstleister haben wir deshalb ein Beratungspaket entwickelt, mit dem Sie schon jetzt Kosten und Ertragslage positiv beeinflussen können. Sie erfahren, wie gut Ihr Unternehmen auf die zahlreichen regulatorischen Vorgaben vorbereitet ist. Sie lernen, die damit verbundenen Risiken zu managen, Sie erfahren, wie Sie Ihre Performance steigern können und vieles mehr. 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BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Das internationale Research-Netzwerk um die britische Eiris schaut sich in einigen Bereichen explizit an, ob Unternehmen mit NGOs kooperieren, sagt Analystin Sonja Scheller vom Hannover Partner Imug. „Kooperationen mit NGOs können darüber entscheiden, ob Unternehmen in einzelnen Bereichen eine Bestbewertung erhalten.“ Die Analysten fragen nach Dialogen mit Anspruchsgruppen (» Stakeholdern) im Umweltbereich, insbesondere hinsichtlich biologischer Vielfalt, oder zu besseren Arbeitsbedingungen und der Bekämpfung von Kinderarbeit. Beim Thema Menschenrechte prüfen sie, ob NGOs in Entwicklungsländern eingebunden werden. „Im Bereich Bestechung und Korruption fragen wir, ob die Unternehmenspolitik in Zusammenarbeit mit einer kompetenten NGO abgestimmt wurde, zum Beispiel mit Transparency International“, erklärt Scheller. Auch bei der Beurteilung der Aktivitäten in der Beschaffungskette spielen NGO-Kooperationen eine Rolle. Die Art und Intensität entscheidet darüber, ob sie positiv ins Gewicht fallen. Je mehr Kooperationen mit unabhängigen NGOs, desto höher die Bewertung. Und: „Wir akzeptieren nur international anerkannte Standards, wie die SA 8 000, oder Sozialstandards, die in Zusammenarbeit mit NGOs entwickelt worden sind“, sagt Scheller. So wirke sich positiv aus, wenn sich Unternehmen verpflichteten, die Standards der Ethical Trading Initiative (ETI) einzuhalten. Dagegen erkennt Eiris Selbstverpflichtungen einzelner Branchen, wie die der Business Social Compliance Initiative (BSCI), derzeit nicht an. SEITE 3 TOPTHEMA 14. 10. 11 | Nr. 10 Nachweisliche Leistungen und Zertifizierungen gefordert Bei einer mit NGOs entstandenen Initiative mitzumachen, wirkt sich bei Oekom nicht direkt aufs Rating aus. Denn einigen, etwa dem „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), kann man beitreten, bevor man Leistungen erbringt. „Positiv beeinflusst eine solche Mitgliedschaft das Rating, wenn das Unternehmen eine aktive Rolle einnimmt und Indikatoren für die Zuliefererkette etabliert hat, um die Einhaltung der Standards zu prüfen und zu gewährleisten“, erläutert Bönning. Analog hätten Logos auf Produkten keinen Einfluss, außer wenn damit ein nachvollziehbarer Standard verbunden sei. „So spielt im Einzelhandel eine Zertifizierung von Produkten nach dem Fair-Trade-Standard eine sehr große Rolle“, erläutert Bönning. „Unternehmen, die sich einer Zertifizierung unterwerfen, sind viel glaubwürdiger als solche, die nur das gesetzliche Minimum erfüllen“, sagt auch Christoph Butz, Investment Manager bei der Bank Pictet. Eine strategische Zusammenarbeit ist folglich kein Greenwashing. Sie trägt zum Erfolg von Nachhaltigkeitsanstrengungen bei, weil Unternehmen vom profunden Know-how der Nichtregierungsorganisationen profitieren und die NGOs durch den tieferen Einblick in die Firmenwelt lernen, welche ihrer Forderungen realistisch sind. Gemeinsam erreichen sie vielfach mehr, auch bei Themen, die im Interesse nachhaltig orientierter Anleger liegen. Tiefe Kooperationen können Anlegern also durchaus Hinweise auf aus Nachhaltigkeitssicht vertretbare Aktien und Anleihen geben. „Jedoch ist noch unklar, ob sich Kooperationen mit NGOs für Unternehmen auch an der Börse auszahlen, weil sie sehr oft Themen betreffen, die sich nicht direkt am Markt verkaufen lassen“, gibt Butz zu bedenken. In Zukunft wird es mehr anspruchsvolle Partnerschaftsformen geben, sagt Guido Palazzo, Professor für Unternehmensethik an der Universität Lausanne. Er beobachtet eine Verschiebung auf strategisch relevante Projekte. Die meisten Akteure beider Seiten erwarten eine Ausweitung solcher Kooperationen und einen stärkeren Fokus auf messbare Wirkungen, ergab 2010 auch eine Befragung von 40 Unternehmen und 40 NGOs durch die Agentur Marschall Wernecke & Andere Credibility und die Medienfabrik Gütersloh. Hauptmotiv der Unternehmen ist trotz aller Nachhaltigkeitsrhetorik die Verbesserung der Reputation. Sie wollen aber auch Informationen zur besseren Entscheidungsfindung erlangen. Immerhin sehen zwei Drittel eine enge Verbindung zwischen den Themen der Mehr und tiefere Kooperationen erwartet Zwei Drittel der Wirtschaftsvertreter und 95 Prozent der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sind überzeugt, dass die Zahl der Partnerschaften weiter steigen wird. Die meisten der 80 von der Agentur Marschall Credibility Befragten wollen ihre eigenen Partnerschaften intensivieren, nur wenige betreiben sie bisher strategisch. Der Finanzrahmen der Kooperationen beträgt im Schnitt 100 000 Euro, 15 Prozent der NGOs und zehn Prozent der Unternehmen betreiben Projekte mit einem Volumen von mehr als 500 000 Euro. Knapp die Hälfte prognostiziert steigende Investitionen in Partnerschaften. Sichtbare und relevante Wirkungen könnten deren Glaubwürdigkeit steigern, heißt es. » Studie „CSR-Partnerschaften“ » eine Art „Blacklist“ zu NGOs © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Kooperation und ihrem Kerngeschäft. „Umso erstaunlicher ist, dass das Potenzial von Partnerschaften noch ungenutzt bleibt“, stellt Credibility-Geschäftsführer Thomas Marschall fest. „Viel zu selten wird die breite inhaltliche Zusammenarbeit in den Mittelpunkt gestellt, die jeweiligen Kompetenzen bleiben vielfach ungenutzt.“ Diese Defizite lägen mit daran, dass oft eine Vernetzung mit den inhaltlich jeweils zuständigen Abteilungen fehle. Unklare Strategien und Strukturen für Partnerschaften auf beiden Seiten erschwere den Befragten zufolge die Arbeit. Schwierig sei auch, eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis zu finden sowie die Zusammenarbeit glaubwürdig und richtig zu kommunizieren. Die größte Herausforderung sehen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen jedoch darin, Ziele und Erwartungen zu definieren, miteinander in Einklang zu bringen und diese auch zu erfüllen. Eine effektivere Kommunikation innerhalb der Organisationen, zwischen den Partnern und nach außen könnte dazu beitragen, diese Schwierigkeiten zu überwinden, sagt Marschall. Die NGOs und Unternehmen sind sich einig, dass ein professionelleres Management und eine stärkere Konzentration auf Inhalte die Zukunft der Partnerschaften prägen wird. SEITE 4 TOPTHEMA 14. 10. 11 | Nr. 10 Die künftige Veränderung von Partnerschaften Einschätzung der NGOs Gegenseitige Lernprozesse 1,9% Professionelles Partnerschaftsmanagement 34,6% Corporate Volunteering 5,8% Langfristige Orientierung 13,5% Strategische Ausrichtung 17,3% Mehr inhaltliche Arbeit 26,9% Heikle Themen bleiben und Gütesiegel fehlen Einschätzung der Unternehmen Unternehmen und NGOs können trotz Vorurteilen und Vorbehalten gut und offen zusammenarbeiten, so die Umfrage. „Doch fehlt ein Gütesiegel für die Effektivität von NGOs“, bemängelt Frauke Fischer, die sich an der Uni Würzburg und als Beraterin seit Jahren damit befasst. Im sozialen Bereich orientierten sich manche am DZI Spendensiegel, im Naturschutz gebe es keine Hilfestellung. Es fehle eine Initiative zur Entwicklung von Qualitätskriterien für NGOs. „Institutionelle Anleger sollten unabhängige Experten einbinden, die aus der Sicht der Geldgeber und ausgestattet mit entsprechender Expertise kritisch beleuchten, was mit den Finanzmitteln gemacht wird und ob die Projekte etwas taugen.“ Gut gemeint sei noch lange nicht gut gemacht. Auch Osram-Nachhaltigkeitschef Wolfgang Gregor beklagt das Fehlen transparenter Qualitätskriterien für NGOs. Er meint: „Professionelle NGOs kritisierten fundiert, haben qualifizierte Mitarbeiter und analysierten komplexe Themen ganzheitlich.“ Dazu zählt er Greenpeace, DUH, Global Nature Fund und einige spezialisierte und lokale NGOs. Trotz öffentlicher Kritik und Fabrikbesetzungen durch Greenpeace bei Osram bestehe Respekt und Vertrauen. Die Industrie brauche solche NGOs, die weder „käuflich“ noch unkritisch seien. Gregor rät Unternehmen zu ausführlicher Recherche und einer transparenten Auswahl mit Gesprächen, um die Kompetenz und Objektivität abzuklopfen. Umgekehrt können Kooperationen für NGOs eine Gratwanderung sein zwischen dem Willen, mehr zu bewegen, dem knallharten Wettbewerb mit anderen NGOs und dem Risiko, vereinnahmt zu werden. „Insbesondere die Kooperation mit multinationalen Unternehmen birgt die Gefahr, verdächtigt oder gar beschuldigt zu werden, ’eigene Ideale’ zu verraten“, sagt Bernward Geiger, Direktor der Agentur Colabora. Er berät die Rainforest Alliance, den größten Zertifizierer für nachhaltige Waldwirtschaft des Forest Stewardship Council (FSC). Sie koordiniert auch das Zertifizierungsprogramm des Sustainable Agriculture Network (SAN) für Produkte von Konzernen wie Tchibo, Kraft Foods oder Chiquita sowie vielen kleinen Firmen – und hat schon einiges an Kritik einstecken müssen. Manche Beobachter werfen NGOs vor, von Unternehmen Geld anzunehmen, verkennen aber, dass diese die enorme Arbeit für gemeinsame Projekte nicht umsonst machen können. Brenzlig wird es bei Fusionen und Übernahmen. Vor zwei Jahren zog der niederländische WWF-Chef Johann van den Gronden die Reißleine: Die Kooperation mit dem niederländischen Versorger Essent wurde beendet, nachdem RWE ihn übernahm. Manche NGOs haben Leitlinien für Firmenkooperationen. So orientiert sich die Böll-Stiftung zur Unternehmensbewertung an den Kriterien zweier nachhaltiger Indizes (s.Kasten). Susanne Bergius Langfristige Orientierung 13,5% Professionelles Partnerschaftsmanagement 41,3% Gemeinsame Lobbyarbeit 5,8% Gegenseitige Lernprozesse 1,9% Intensivere Partnerschaft 13,0% Mehr inhaltliche Arbeit 24,0% Handelsblatt Quelle: Marschall Wernecke & Andere Credibility/Medienfabrik Gütersloh, 2010 Leitlinien für Kooperationen Zur Bewertung von Unternehmen zieht die Heinrich-Böll-Stiftung die Kriterien des namhaften, seit langem existierenden US-Index Domini-400-Social-Index und des Natur-Aktien-Index (NAI) zu Rate. Folglich sind Kooperationen mit Alkohol-, Tabak-, Atom- und Rüstungsherstellern tabu. Zudem beachtet die Stiftung Qualitätsbereiche wie Diversity, Mitarbeiterbeziehungen, Umweltschutz, Menschenrechte sowie die ökologische und soziale Gestaltung von Produkten und Prozessen. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Für Pioniergeister SEITE 5 ASSET MANAGEMENT 14. 10. 11 | Nr. 10 Mit Investments unmittelbar Positives bewirken und zugleich Rendite erwirtschaften – das ist das Ziel des so genannten Impact Investing. Diese noch junge Anlageidee ist aber keine eigene Assetklasse. Eine neue Anlagewelle namens „Impact Investing“ schwappt von den USA nach Europa. Anlageprodukte sollen demnach neben einer finanziellen Rendite direkte positive soziale oder ökologische Auswirkungen haben. Die Investitionen fließen in so genannte Sozialunternehmen. Der Finanzdienstleister JP Morgan erwartet, dass in den nächsten zehn Jahren 400 Milliarden bis eine Billion Dollar auf diese Weise investiert werden. Der Ansatz ist nicht mit nachhaltigen Geldanlagen generell gleichzusetzen, deren konkrete Effekt auf die Umwelt oder die Menschen nicht ermittelbar ist. Impact Investing hingegen nimmt für sich in Anspruch, direkt zu wirken und Lebensumstände vor allem in Entwicklungsländern messbar zu verbessern. Interessant ist das für vermögende Privatanleger, Stiftungen, kirchliche Organisationen, Pensionseinrichtungen und Entwicklungsbanken. Insbesondere Stiftungen können hiermit ihr „Mission Investing“ ergänzen: Mission Investing bedeutet, den Kapitalstock im Einklang mit der eigenen Mission zu investieren, das Stiftungsziel zu fördern und den Kapitalerhalt oder eine finanzielle Rendite zu erzielen. „Dies ist durch nachhaltige Geldanlagen realisierbar sowie durch Impact Investing“, erläutert Melinda Weber. Die selbstständige Beraterin kooperiert mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen, der am 24. November zu Mission Investing eine Tagung in Frankfurt veranstaltet, um die Bedeutung dieser Anlagephilosophie für Deutschland zu erkunden. In den USA habe sich das in Mission Investments angelegte Vermögen in den vergangenen drei Jahren versechsfacht, ermittelte laut Weber eine Studie zu Stiftungen. Einige, auch JP Morgen, halten Impact Investing für eine eigene, neue Assetklasse. Doch dem ist nicht so, denn Impact Investing kann mittels sehr verschiedener Anlageklassen geschehen – über Liquidität, Anleihen, Absolute-Return-Konzepte, Private Equity, Immobilien oder auch Rohstoffe. In den USA gebe es ein breites Spektrum von rund 20 Mission-Investing-Anlageklassen, sagt Weber. Die Anlageidee greift rasch um sich. In dem noch jungen Sektor wird fleißig an wichtigen Dingen wie Definitionen, Standards, Indikatoren, Plattformen und Studien gearbeitet – wie vor zehn Jahren in der Nachhaltigkeitsszene, berichten Kenner. Sogar Börsen entstehen, etwa die Social Stock Exchanges in London, Singapur oder Nairobi. Manche Akteure sprechen darum von einer „Bewegung“. Eine „Bewegung“ arbeitet an Standards und Übersicht Die amerikanische Calvert Foundation etwa hat unter anderem mit der Rockefeller Stiftung die nicht gewinnorientierte Investmentgesellschaft Impact Assets gegründet. Sie will Kapital für soziale und umweltfreundliche Investmentbereiche mobilisieren, Ziel ist ein Zufluss an frischen Mitteln von einer Milliarde Dollar binnen fünf Jahren. Um für Anleger und Finanzberater einen Überblick zu schaffen, hat sie im Juni hierbei weltweit führende Investmentgesellschaften aufgelistet. Die Datenbank Impact Assets 50, die jährlich aktualisiert werden soll, enthält finanzielle Angaben und „Wirkungsinformationen“ über jeden Asset-Manager. Investoren und Finanzberater können Vermögensverwalter nach acht Anlageklassen, verwaltetem Vermögen, Regionen und zwölf Wirkungsbereichen suchen. Beobachter messen dieser Initiative eine hohe Bedeutung bei. Impact Asset 50 Konkrete Beispiele Menschen in Entwicklungsländern fehlt es oft an einer Grundversorgung an Energie, Licht, Landwirtschaftsgerät, Medikamenten, Informations- und Telekommunikationsmitteln. Impact-Anleger investieren in Sozialfirmen, die bezahlbare Lösungen anbieten. So können LED-Solarlampen gesundheitsschädliche Kerosinlampen ersetzen; die Verwertung von Agrarabfällen statt Dieselgeneratoren Strom erzeugen; Wasserreinigung Krankheiten verhindern. Auch Investitionen in Schulen und Ernährungsprojekte sind nötig. Impact Investing in Industriestaaten kann so aussehen: Die BMW Stiftung hat eine Million Euro in einen Bildungsfonds investiert, der die Ausbildung von Studenten in Deutschland finanziert. Damit unterstützt sie den Stiftungszweck direkt aus ihrem Vermögen. Aufruf zum Mitmachen Anfang April hat die Entwicklungsbank der US-Regierung, die Overseas Private Investment Corporation (Opic), aufgerufen, Vorschläge für Impact Investing einzubringen. Die Opic will mit 250 Millionen Dollar Investoren mit verschiedenen Anlagestrategien gewinnen, indem sie Kreditgarantien stellt, die die Risiken senken, Finanzierungslücken schließen und die Renditen fördern. Sie will zu innovativen Finanzstrukturen beitragen, um das Wachstum des Segments zu beschleunigen. » Aufruf der Opic © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS gebe in dem immer komplexer werdenden Anlageuniversum eine sinnvolle Orientierungshilfe, das Team sei gut und die Struktur erlaube es privaten Investoren, sich an einer breiten Palette von Fonds zu beteiligen. Insgesamt investieren diese Asset-Manager 8,9 Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro). Zu ihnen gehören Absolute Portfolio Management aus Wien, Blue Orchard Finance und Symbiotics AM aus Genf oder Triodos Investment Management aus Zeist. Die Liste enthält aber wegen ihrer Auswahlkriterien (siehe Kasten) nur einen Ausschnitt der Anbieter. Dagegen hat das Global Impact Investing Network (GIIN) für die JP MorganStudie von Ende 2010 Daten von über 1 000 Impact Investments eingebracht. GIIN ist eine nicht gewinnorientierte Organisation, die die Bedeutung und die Effektivität dieses Marktes vergrößern will. Sie baut Infrastrukturen und unterstützende Aktivitäten auf und leitet die Initiative für den Berichts- und Investmentstandard IRIS. Hierbei geht es um einheitliche Begriffe und ein Rahmenwerk für die Messung und Berichterstattung zu sozialen und ökologischen Leistungen. Das Netzwerk hat die Datenbank Impact Base aufgebaut, um die Such- und Transaktionskosten für die Branche zu verringern. Diese enthält mehr als hundert Fonds. Im Juni hat GIIN den ersten Leistungsbericht zur Branche veröffentlicht auf Basis von Angaben von 463 Organisationen und 1 931 Mikrofinanzinstitutionen. Inzwischen ist zudem das Ratingsystem „Global Impact Investing Rating System“ (GIIRS) entstanden. Der Bewertungs- und Analyseansatz sei analog aufgebaut zu den Investmentrankings von Morningstar und der Finanzanalyse von Capital IQ, heißt es. Einige institutionelle Investoren – Stiftungen, Banken und Versicherungen – haben bereits öffentlich erklärt, sie bevorzugten Gesellschaften und Impact-Investing-Fonds mit einem GIIRS-Rating. Übersichtliches Angebot – soziale Rendite im Fokus SEITE 6 ASSET MANAGEMENT 14. 10. 11 | Nr. 10 Auswahlkriterien für Impact Asset 50 Ausschlaggebend für die Auswahl der Vermögensverwalter für die Datenbank Impact Asset 50 ist neben der finanziellen Rendite die soziale und ökologische Wirkung ihrer Produkte. Diese muss erwiesen sein und der Vermögensverwalter muss selbst seine Unternehmensverantwortung (» Corporate Social Responsibility) leben. Zu den zwölf Wirkungsbereichen gehören Mikrofinanz (siehe Ausgabe 9/2011), fairer Handel, Gesundheit, Klimaschutztechnik, nachhaltige Landwirtschaft und Umweltschutz. Jeder Genannte muss sich bewerben, über eine wenigstens dreijährige Erfahrung verfügen und mindestens fünf Millionen Dollar Vermögen verwalten. Das muss jedoch nicht komplett als Impact Investing investiert sein. Das Angebot für Anleger im deutschsprachigen Raum ist gleichwohl noch sehr überschaubar. „Investieren statt Spenden“ ist beispielsweise das Motto des im » Datenbank Impact Assets 50 Mai 2011 aufgelegten geschlossen Social Venture Fund, laut eigenen Angaben der erste international investierende Wagniskapitalfonds dieser Art in Deutschland. Er investiert in Sozialunternehmen, die innovative Antworten auf drängende soziale oder ökologische Fragen liefern – mit Finanzmitteln sowie unterstützenden Aktivitäten, etwa Management- und Rechtsberatung. Das Volumen soll bis Jahresende von sieben auf zehn Millionen Euro steigen, bisher sind 16 Unternehmerfamilien, zwei Stiftungen und eine Bank als Kommanditisten eingestiegen. Das Management strebt einen realen Kapitalerhalt an. „Der Social Venture Fund wird keine Kompromisse hinsichtlich der sozialen Rendite eines Zielinvestments wegen einer potenziell höheren finanziellen Rendite eingehen“, betont Investmentchef Florian Erber. Sein InvestMehr zum nachhaltigen Engagement der HypoVereinsbank finden mentkomitee lässt sich durch namhafte Sie unter www.hvb.de/nachhaltigkeit und erfahrene Personen beraten. Regional ist der Fonds auf Deutschland und Nachbarländer konzentriert, für Sozialunternehmen in Entwicklungsländern gibt es Co-Finanzierungen. DIE UMWELT ZU SCHONEN IST GUT. IN SIE ZU INVESTIEREN NOCH BESSER. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Dagegen hat die Züricher Responsability Social Investments AG Ende 2010 einen geschlossenen Fonds aufgelegt, der in Firmen investiert, die Produkte herstellen und vertreiben, die die Lebensqualität der Menschen in den ärmsten Ländern der Welt verbessern sollen. Der „Responsability Ventures I - KGs“ investiert in Asien, Lateinamerika, Afrika und Osteuropa in Energieversorger, Landwirtschaft und Informations- und Kommunikationstechnologie – bisher in fünf Unternehmen. Das Konzept entstand in Kooperation mit der Entwicklungsorganisation Helvetas und der niederländischen Doen Stiftung. Der Fonds wurde mit 15 Millionen Dollar lanciert und peilt bis Ende 2012 eine Verdoppelung an. Er ist als Kommanditgesellschaft konzipiert und unterliegt der Schweizer Finanzmarktaufsicht. Anleger können eine Beteiligung über ihren Vermögensverwalter erwerben. Vorstandschef Klaus Tischhauser weist darauf hin: „Man sollte mit seiner Bank oder seinem Finanzberater klären, ob eine Beteiligung zum eigenen Risikoprofil passt.“ Mit einer Mindestanlage von 250 000 US-Dollar wendet sich der Fonds an professionelle Anleger und Großinvestoren. Investoren für Projekte in Lateinamerika, Afrika, Indien, Südostasien, Europa und China will die LGT Venture Philanthropy Foundation gewinnen. Die 2007 gegründete Stiftung plant, bis Jahresende einen Fonds namens „Impact Ventures Global“ aufzulegen. Dahinter steht ein fast 20-köpfiges Team. Zielgruppe seien „sachkundige" Privatanleger und institutionelle Investoren, die mindestens 125 000 Euro einbringen, sagt Oliver Karius, Partner der LGT VP. Angestrebt sei ein zweistelliger Millionenbereich und eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren. „Ziel ist eine Maximierung der sozialen und ökologischen Wirkungen sowie der Kapitalerhalt, eine finanzielle Rendite kann möglich sein.“ Der geschlossene Fonds ist jedoch nicht zu verwechseln mit den Nachhaltigkeitsfonds der LGT Capital Management, die diese irritierender Weise als „Sustainable Impact“-Investmentfonds bezeichnet. Trotz der Begeisterung, die für diese neue Anlagephilosophie zu spüren ist, muss sie kritisch beleuchtet werden. Manchen Anbietern ist die soziale Rendite am wichtigsten, andere legen die Priorität auf den finanziellen Ertrag. Dazwischen gibt es sicher viele Konstellationen, bei denen hohe soziale oder ökologische Wirkungen sowie der Kapitalerhalt und eine Rendite erzielbar sind. Spannend ist, dass Akteure kooperieren, deren Arbeit sich bisher nicht berührte, etwa Stiftungen und Risikokapitalgeber. Dadurch entstehen neue Lösungsansätze und Partnerschaftsformen. Das macht die Sache allerdings nicht einfacher. Hohe Transaktionskosten und lange Zeithorizonte Anleger sollten darum fragen, wie die Philosophie wirklich umgesetzt wird, rät Karius. Ob deutliche, transparente Richtlinien und ein erfahrenes Team vorhanden sind. „Die beabsichtigte Wirkung sollte klar definiert sein. Nur Jobs schaffen reicht nicht, denn das tun normale Firmen auch.“ Wichtig seien erfahrene Partner vor Ort, sagt Melinda Weber, und dass die Wirkung der Investments vor Ort kontrolliert und belegt werde. Fonds müssten ausreichend Zielinvestments haben. „Zudem sollten Anleger angesichts der vielen sinnvollen Geschäftsideen nicht ihren Verstand ausschalten, denn die Umsetzung des Impact Investing ist sehr aufwendig und verursacht heutzutage noch sehr hohe Transaktionskosten“, gibt Tischhauser zu bedenken. „Das ist für Menschen mit Pioniergeist.“ Der Anfangsaufwand und die jahrelange Begleitung der Sozialunternehmen verlange viel Zeit und Einsatz. Investoren sollten einen langen Atem mitbringen und darauf achten, dass die Anlagevehikel fixe Managementkosten haben, damit die Kosten nicht die gesamte Rendite auffressen. Die Branche muss indes Marktstrukturen aufbauen, die größere Investitionsvolumina zu geringeren Kosten ermöglichen. Und klare Kriterien sind nötig, die die Anlagemöglichkeiten vergleichbar machen. Susanne Bergius SEITE 7 ASSET MANAGEMENT 14. 10. 11 | Nr. 10 Messung und Standards Methoden zur Impact Messung: • AA 1 000 • Balanced Scorecard (BSC) • Global Impact Investing Rating System (GIIRS) • Guarantee Perception Report (GPR) • Impact Reporting and Investment Standards (IRIS ) • Ongoing Assessment of Social Impacts (OASIS) • Poverty and Social Impact Analysis (PSIA) Weiterführende Links » JP Morgan-Studie » Studie über US-Stiftungen: Compounding Impact – Mission Investing by US Foundations » Global Impact Investing Initiative (GIIN) » Global Impact Investing Rating System © Handelsblatt GmbH. 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Einen Führer für verantwortliche Rohstoffinvestments haben darum die von der UN unterstützten Organisationen „Principles for Responsible Investment“ und „Global Compact“ mit dem Schweizer Außenministerium veröffentlicht. Er gibt Empfehlungen für die unterschiedlichen Anlageklassen, entstanden in zweijähriger Arbeit mit führenden Investoren und Anspruchsgruppen. SEITE 8 ASSET MANAGEMENT 14. 10. 11 | Nr. 10 Mit Unterstützung von Nachhaltige Vergütungssysteme haben Seltenheitswert Lediglich sieben der 30 Dax-Konzerne knüpfen die Vergütung ihrer Vorstände auch an soziale oder ökologische Leistungen. Bei den anderen spielen Kundenund Mitarbeiterzufriedenheit oder Umweltaspekte keine Rolle, ergab eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Bei den Maßstäben, nach denen der Unternehmenserfolg bemessen und die variable Vergütung berechnet wird, dominierten nach wie vor finanzwirtschaftliche Kennziffern, heißt es. Die gesetzlich vorgeschriebene Verankerung von Nachhaltigkeit in den Vergütungsmodellen interpretieren die meisten Unternehmen nur in wirtschaftlichem und Zeit-bezogenem Sinne. So verbinden alle Dax-30-Konzerne die kurzfristige erfolgsabhängige Bezahlung ihrer Vorstände verstärkt mit der Entwicklung ökonomischer Kennzahlen über zwei oder drei Jahre. Auch bei der längerfristigen variablen Vergütung haben viele Unternehmen die Bemessungszeiträume ausgedehnt. Bis auf einzelne Ansätze fehlen allerdings andere Maßstäbe, die für den Unternehmenserfolg relevant sind. Deutschlandkarte lokalisiert Anlageberater Für Anleger, die Finanzberater suchen, um sich kompetent zu nachhaltigen Investments beraten zu lassen, gibt es jetzt eine Orientierungshilfe: Eine Deutschlandkarte von Ecoeffekt lokalisiert rund 200 Anlageberater, die sich seit 2005 berufsbegleitend über den Fernlehrgang Ecoanlageberater entsprechend qualifiziert haben. Es sind Kundenberater bei nachhaltigen oder kirchlichen Banken, bei Sparkassen oder Volksbanken sowie freie Finanzberater oder Versicherungsfachleute und Institute, bei denen sich mehrere Berater schulen ließen. Auf der Karte sucht man jedoch vergeblich (freie) Finanzberater, die sich auf andere Weise solides Know-how zu nachhaltigen Geldanlagen erworben haben. Die eigene Kultur beeinflusst die Rendite Trotz der Vernetzung der globalen Märkte wirken kulturelle Unterschiede auf das individuelle Investitionsverhalten und die Rendite. Das Resultat des „Internationalen Tests von Zeitpräferenzen und Risikoaversion“ zu 45 Nationen, geleitet von Thorsten Hens, Professor für Finanzmarktökonomie an der Universität Zürich, widerspricht der herrschenden These, wonach die Kultur Anlageentscheidungen und Renditen nicht beeinflusst. Anleger investierten eher in Wertpapiere ihrer Heimat, so Hens, die Preisfindung bei Aktien von an zwei Börsen gelisteten Firmen unterliege vor allem Informationen aus dem Heimatmarkt. Anleger bestimmter Nationalitäten werden gemäß der Studie eher erfolgreich investieren als andere, weil sie über Geduld und/oder hohe Verlusttoleranz verfügten. Skandinavische und deutschsprachige Kulturen brächten die meiste Geduld mit, Angelsachsen die höchste Verlusttoleranz. Beides nutze Value-Investoren, die stark unterSusanne Bergius bewertete Titel kaufen. Weiterführende Links » Guide for Responsible Investments in Commodities » Auswertung der Geschäfts- und Vergütungsberichte der Dax-30-Unternehmen durch die Hans-Böckler-Stiftung » Deutschlandkarte der Anlageberater » White Paper der Studie zu Kultur und Rendite © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Grünes Betongold SEITE 9 PRODUKTE & KONZEPTE 14. 10. 11 | Nr. 10 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Auch für Immobilien-Aktien ging es zuletzt abwärts. Eine Studie zeigt aber, dass sich damit langfristig das Rendite-Risiko-Verhältnis von Depots verbessert. Mit dem Abschwung an den Aktienmärkten in den vergangenen Monaten kamen auch die Aktien der großen börsennotierten deutschen Immobiliengesellschaften und Real Investment Trusts (Reits) unter die Räder. Doch eigentlich sollten die Aktien der Immoblien-AGs Anlegern einen Mehrwert bringen – zumindest wenn die Gesellschaften nachhaltig ausgerichtet sind. Das ergab eine Studie des Competence Center of Sustainable Real Estate Business der International Real Estate Business School (Irebs) der Universität Regensburg. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Keine der bekannten deutschen Immobilien-AGs gehörte zu dem Universum der nachhaltigen Immobiliengesellschaften. „Es gibt noch nicht viele grüne Reits“, bestätigt Silke Riedel von Imug. Die von der Hannoveraner Beratungsgesellschaft überprüften deutschen Reits – Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen, Gagfah und IVG Immobilien – beschäftigten sich fast noch gar nicht mit Nachhaltigkeit, weder mit dem Umgang mit StakeBest-in-class-Ansatz holdern noch mit der gezielten Entwicklung von Green Buildings. „Sie haben auch noch keine Systeme implementiert, um Bestechung oder Korruption zu verIn den Dow Jones Sustainability hindern, was in der Branche eine latente Gefahr ist“, sagt Riedel. World Index gelangen die UnterFür die Studie der Irebs haben deren Mitarbeiter Marcelo Cajias und Peter Geinehmen jeder Branche mit der ger dagegen die Immobilienaktiengesellschaften aus dem Dow Jones Sustainabbesten Nachhaltigkeitsbewertung lity World Index herangezogen. Etwa 31 Immobiliengesellschaften waren im Un(Best-in-Class-Ansatz), insgesamt aktuell 325 Gesellschaften. tersuchungszeitraum von 2004 bis 2010 in dem Nachhaltigkeitsindex vertreten, darunter British Land, Capitaland aus Singapur oder die australische Lend Lease. Um zu ermitteln, welchen Effekt nachhaltige Gesellschaften für Investoren bei der Portfoliooptimierung haben, wurden sie in einer Simulation in Muster-Portfolios mit anderen, nicht-nachhaltigen Vermögensklassen gemischt. Dabei ergibt sich ein eindeutiges Bild: „Die Portfolios wurden effizienter“, sagt Marcelo Cajias. Das heißt, es wurde eine höhere Rendite bei verhältnismäßig weniger Risiko erzielt. „In dem betrachteten Zeitraum wiesen die nachhaltigen Immobilien-AGs auf Basis monatlicher Daten eine durchschnittliche Rendite von 1,46 Prozent bei einer Schwankungsbreite von 6,69 Prozent aus“, bestätigt Peter Geiger. Andere Assetklassen hätten ein ungünstigeres Verhältnis. Beispielsweise erbrachten DirektinvestiOptimale Portfolios aus Sicht eines britischen Investors tionen in britische, konventionelle ImmobiAnteil im Portfolio bei … Risiko lien eine Rendite von 0,67 Prozent bei einer Assetklasse geringstem niedrigem mittlerem hohem gleichzeitigen Volatilität von 7,71 Prozent. Domestic Equity (britische Aktien) 0,00% 0,00% 0,00% 0,00% Überprüft hat die Irebs die Wirkung von Oversea Equity (weltweite Aktien) 10,48% 28,74% 38,98% 25,63% nachhaltigen ImmobilienaktiengesellschafPublic Real Estate (öffentliche 4,13% 4,38% 4,16% 0,00% ten auf Depots aus Sicht britischer InvestoGebäude) Sustainable Real Estate ren, „da die für die Studie benötigten Daten 4,87% 25,30% 36,98% 69,07% (nachhaltige Immobilien-AGs) umfangreicher waren als bei deutschen TiDirect Real Estate 3,67% 8,21% 10,97% 0,30% teln“, sagt Cajias. Internationale Immobilien(Immobiliendirektinvestitionen) AGs aus dem Dow Jones Sustainablity LT Goverment Bond 71,85% 28,37% 3,91% 0,00% (langlaufende Staatsanleihen) World wurden Portfolios beigemischt, die Cash (Liquidität) 5,00% 5,00% 5,00% 5,00% aus weltweiten Aktien, öffentlichen Gebäudurchschnittliche Rendite 0,49% 0,89% 1,12% 1,40% den, Immobiliendirektinvestitionen, langlaufenden Staatsanleihen, liquiden Mitteln soVolatilität 1,44% 2,31% 3,18% 4,77% wie britischen Aktien bestehen. Gesucht Quelle: Irebs © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS wurde die Zusammensetzung „optimaler Portfolios“ aus allen Assetklassen, die je nach Rendite, Risiko und Korrelation zueinander unterschiedlich gemischt wurden. Nicht in allen Portfolios kamen daraufhin alle Anlageklassen zum Zuge. Beispielsweise im Portfolio mit dem geringsten Risiko, das nachhaltige Immobilienaktien mit knapp fünf Prozent beimischt. Aus der Depotmischung ergibt sich eine jährliche Rendite von 0,49 Prozent bei einer Volatilität von 1,44 Prozent. In einem Portfolio mit einem vergleichsweise hohen Risiko lag dagegen der Anteil der nachhaltigen Immobilienaktien bei 69 Prozent. Der Rest verteilte sich hauptsächlich auf weltweite Aktien (26 Prozent). Diese Zusammensetzung kommt unter dem Strich auf eine Rendite von 1,40 Prozent und eine Volatilität von 4,77 Prozent. „Entscheidendes Ergebnis ist, dass in jedem der vier gebildeten Portfolios nachhaltige Immobilienaktiengesellschaften enthalten waren“, resümiert Geiger. Und: Sie verdrängten gleichzeitig die britischen Aktien aus den Depots. Auch die Schweizer Bank Sarasin beschäftigt sich mit nachhaltigen Reits und hat dazu einen eigenen Fonds, den Sustainable Equity – Real Estate Global B (ISIN; LU0288928376) aufgelegt. Interessant ist, dass es bei den Top-10-Aktien in dem Fonds starke Überschneidungen gibt zu denen eines nicht nachhaltig ausgerichteten Reit-Fonds des Instituts. Thomas Dietzi von Sarasin erklärt das so: „Die großen Immobiliengesellschaften, die in beiden Fonds vertreten sind, befassen sich schon seit längerem mit dem Thema Nachhaltigkeit. Unterschiede in der Fondszusammensetzung gibt es hauptsächlich bei den kleineren Reits.“ Unterschiede gibt es auch bei der Performance, der nachhaltig ausgerichtete Fonds schloss während der vergangenen zwei Jahre schlechter ab als der traditionelle Reit-Fonds. „Problematisch waren vor allem die fehlenden Investitionsmöglichkeiten in den USA und Japan, da dort die Nachhaltigkeitsleistung von Reits häufig noch nicht ausreichend war“, erklärt Dietzi. Dieses Manko würde langsam aufgeholt, insgesamt hat Sarasin 84 der weltweit analysierten 202 Reits als nachhaltig eingestuft. „Die Analyse von Immobilienaktiengesellschaften besteht nicht in der Nachhaltigkeitsbewertung der einzelnen Gebäude, welche das Unternehmen besitzt … Vielmehr wird die Nachhaltigkeitsstrategie und deren Umsetzung bei Planung, Errichtung und Bewirtschaftung der Gebäude betrachtet.“, beschreibt Sarasin in einer Studie aus dem Jahr 2009 die notwendigen Kriterien. Für Gerrit Fey vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) gibt es einen einfachen Grund für die beruhigende Wirkung der Aktien von Immobilien-AGs auf ein Depot: „Ein Reit ist ein Zwitter aus Aktien- und Immobilienanlage. Da die Immobilien kontinuierliche Mieteinnahmen erzielen, sind Reits weniger schwankungsanfällig als andere Aktien.“ In Sondersituationen wie den vergangenen Monaten kann das aber anders aussehen. Die Abhängigkeit von beiden Märkten kann aber Probleme bergen: Die Aussichten für Aktien sind derzeit nicht unbedingt positiv. Die Schuldenkrise in Europa und den USA sowie die sich eintrübende Konjunktur hat die Aktienmärkte in den vergangenen Monaten stark belastet und wird dies nach Einschätzung der Marktteilnehmer auch weiterhin tun. „Immobilien profitieren als Sachwert von einem erhöhten Risikobewusstsein“, erklärt Helge Scheunemann, Leiter der Researchabteilung des Immobiliendienstleisters Jones Lang Lasalle. Aber: Immobilieninvestoren, dazu gehören auch die Reits, könnten unter einer restriktiveren Kreditvergabe der Banken leiden. In punkto Mietpreise erwartet Scheunemann im Durchschnitt ebenfalls eher eine rückläufige Tendenz, da Unternehmen geplante Umzüge in neue Gebäude auf Eis legten oder ganz strichen. Darunter dürften auch die Reits leiden. Für nachhaltige Reits spricht in dieser Situation, dass ihre Immobilien häufiger zu den Green Buildings gehören, die energieeffizient sind. Da die Energiekosten langfristig eher steigen werden, wird die Nachfrage nach solchen Gebäuden mit niedrigen Betriebskosten laut Experten tendenziell zunehmen, wodurch sich höhere Mieten durchsetzen lassen. Stefan Schneider SEITE 10 PRODUKTE & KONZEPTE 14. 10. 11 | Nr. 10 Unterschiedliche Immobilieninvestments Immobilienaktiengesellschaften investieren in Grundstücke und Gebäude und erzielen ihre Erlöse aus der Bewirtschaftung von Immobilien sowie der Wertsteigerung. Real Investment Trusts (Reits) Dahinter verbergen sich börsennotierte Aktiengesellschaften, die gesetzlich streng reglementiert sind. In Deutschland sind die Reits erst seit 2007 zugelassen, international sind sie eine gängige Form der Immobilienanlage. Immobilienfonds bieten Anlegern die Chance, sich auch mit kleineren Beträgen an großen Immobilienprojekten zu beteiligen. Die Fonds investieren oft in Bürogebäude oder Einkaufscenter. Mieterträge und Wertsteigerungen sollen Erträge bringen. Es gibt zwei Arten von Immobilienfonds: Offen Fonds Publikumsfonds kaufen verschiedene Gebäude, oft auch in unterschiedlichen Ländern, um ihr Risiko zu verringern. Die Anlageform galt lange Zeit als relativ sicher, weil das Vermögen in reale Werte investiert wird. Probleme bekommen diese Fonds aber, wenn zu viele Anleger gleichzeitig ihr Geld zurückhaben wollen oder die Objekte nicht mehr zu den erwarteten Konditionen vermietet werden können. Geschlossene Fonds Bei geschlossenen Immobilienfonds verpflichten sich die Anleger, Kapital für mehrere Jahre zur Verfügung zu stellen. Geschlossenen Fonds gelten als unternehmerische Beteiligungen, mit allen Chancen und Risiken – Anleger werden indirekt Eigentümer der Immobilien. Die Fonds werden für einzelne oder wenige Projekte aufgelegt. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Auf dem Weg zum Nullenergie-Gebäude SEITE 11 PRODUKTE & KONZEPTE 14. 10. 11 | Nr. 10 Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme optimiert Gebäudehüllen, Energieanlagen und die Versorgungsstrukturen. Der infolgedessen geringere Verbrauch ist ein wichtiger Vermietungsfaktor. Der Energieverbrauch in Gebäuden lässt sich mit einer Vielzahl von Strategien auf ein Viertel des ursprünglichen Wertes reduzieren. Das sagte Doreen Kalz vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme auf dem E21-Klimakongress des Beratungsunternehmens Conenergy in Mülheim. Auf Immobilien (Wohngebäude und Gewerbe/Handel) entfällt mit rund 42 Prozent der größte Teil der verbrauchten Energie in Deutschland. Deutlich mehr als der Verkehr, der 28 Prozent benötigt. Die Tendenz bei Immobilien ist steigend: Mehr Klimaanlagen im Sommer und mehr Flächenverbrauch – er stieg pro Kopf von 1990 bis 2004 um 21 Prozent. Zudem werden nur vier Prozent aller Heizungen jährlich ausgetauscht. Idealziel der Fraunhofer-Arbeit ist ein Nullenergie-Gebäude, das im Jahresmittel keine externe Energie benötigt. Das geschieht zum einen durch einen geringeren Verbrauch, zum anderen durch die eigene Produktion von erneuerbaren Energien. Das Institut klopft darum drei Bereiche existierender Gebäude ab: Gebäudehülle, Energieanlagen und Versorgungsstruktur. Vor allem die Gebäudehülle hält Doreen Kalz für wichtig, da beispielsweise mit der Integration von multifunktionalen Fassadensystemen mit Haustechnikelementen auch Solarenergie gewonnen werden kann. Verbesserungswürdig sei zudem der Zustand der Energie-Anlagen, die nur in zwei Dritteln aller Fälle die Verbrauchswerte aufweisen, die sie erbringen sollten. „Selbst bei neuen, optimierten Gebäuden herrscht selten ein optimaler Betrieb“, kritisiert Kalz. Schon mit kleineren Investitionen könnten bei der Betriebsführung fünf bis 30 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden. Die Versorgungsstruktur sei aber umfassender zu betrachten und zu optimieren, so das Institut. Seine Ziele: ein hoher Anteil an regenerativen Energien und Kraft-Wärme-Kopplung sowie die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer Energie, die unmittelbar in Strom und Wärme für Heizzwecke oder Produktionsprozesse umgewandelt wird. Derart optimiert haben die Fraunhofer beispielsweise das Energon-Gebäude in Ulm, mit mehr als 8 000 Quadratmetern Grundfläche das bislang größte Bürogebäude nach dem Passivhausstandard. 20 Zentimeter Dämmstärke unter der Bodenplatte, 35 in der Fassade und bis zu 50 Zentimeter im Dach sowie eine Dreifach-Wärmeschutzverglasung tragen zur guten Isolierung bei. Geheizt und gekühlt wird mit Betonkerntemperierung, dafür ragen 40 Erdwärmesonden 100 Meter tief in die Erde. Dieser thermische Komfort ist für den Investor ein Vermietungsargument: Er kann als Novum im Mietvertrag eine Obergrenze für Nebenkosten zur Heizung, Kühlung und Belüftung von 0,75 Euro pro Quadratmeter festschreiben. Die Kosten allein für Heizung/Fernwärme betragen damit weniger als ein Drittel im Vergleich zu konventionellen Gebäuden, die Kosten für Wartung und Objektbetreuung liegen etwa zehn Prozent unter dem Durchschnitt. Anleger können sich für ihre Immobilien entsprechende Konzepte erarbeiten lassen. „Unser Gesamtpaket zur Energieoptimierung ist nicht teurer als Standardangebote“, sagt Kalz. Jürgen Röder Weiterführende Links » Mehr zu effizienter und umweltfreundlicher Energieversorgung und der Arbeit des FraunhoferInstituts » Details zum Passivgebäude Energon © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Fehlende Transparenz SEITE 12 PRODUKTE & KONZEPTE 14. 10. 11 | Nr. 10 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Bei acht neuen ETFs tappen Anleger im Dunkeln, in welche Werte tatsächlich investiert wird (Teil 2). Direkt acht börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) hat Unterschiedliche die Schweizer Großbank UBS Ende August aufgelegt, die zum Thema NachhaltigAnteilklassen keit passen. Doch hinter den acht Fonds stecken vier Schwesterprodukte mit demselben Anlagekonzept, die sich nur in der regionalen Ausrichtung, der AnBei den acht UBS-ETFs gibt es jezahl der enthaltenen Aktien und der Kosten voneinander unterscheiden. Ein Proweils zwei unterschiedliche Anteilblem besteht allerdings für alle Anleger gleichermaßen: „Aufgrund der restriktiklassen, „A“ und „I“. Die Anteilven Informationspolitik von MSCI ist es eine echte Herausforderung, die Mitglieklasse I richtet sich primär an instider des jeweiligen Basisindex zu finden. Und auf der Website von UBS werden tutionelle Anleger und vermögende Privatkunden. Die Anteilderzeit nicht einmal die Top-10-Positionen publiziert“, kritisiert Reinhard Friesenklasse A ist aufgrund des niedribichler, selbstständiger Nachhaltigkeitsexperte aus Österreich. gen Fondspreises eher für PrivatJe zwei der acht Indexfonds bilden den MSCI-Index „World Socially Responsianleger mit geringerem Vermöble“ und die nachhaltigen Regionalindizes „Europe & Middle East“, „North Amegen gedacht. Fondsausrichtung und Zusammensetzung sind idenrica“ und „Pacific“ ab. Friesenbichler erläutert die Nachhaltigkeitsmethodik antisch. hand des weltweit ausgerichteten ETFs: „Der Fonds investiert in die Aktientitel des MSCI World Socially Responsible Index. Dieser nutzt eine Reihe von gängigen Mit den im August neu an der Frankfurter Börse gelisteten ETFs Ausschlusskriterien (zum Beispiel Alkohol, Tabak, Glücksspiel, militärische Wafzählen insgesamt 25 Indexfonds fen, Nuklearenergie, etc.; meist mit fünf Prozent Umsatztoleranz) und wählt darüzum Universum nachhaltiger ber hinaus jene Unternehmen aus, die beim ESG-Rating zu den besten ihrer jeweiliETFs. Sie teilen sich wie folgt auf: gen Branche zählen.“ ESG steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Gesellschaftliche Nachhaltigkeit Verantwortung allgemein Den bisherigen Informationen sei zumindest zu entnehmen, dass ausschließlich in Large-Caps investiert werde, mit teils guter, aber teilweise eher fragwürdiger 1 1 KlimaNachhaltigkeitsqualität, beispielsweise Novartis, McDonald´s oder Google. wandel 13 Der „MSCI Europe & Middle East Socially Responsible ETF“ geht ähnlich vor, absolute 5 Angaben Ressourcen soll aber in Unternehmen aus Europa und dem Mittleren Osten investieren. Doch von den 17 Ländern repräsentiert einzig Israel die Komponente „Middle East“, Erneuerbare 5 alle sonstigen Titel stammen aus Europa. Selbst wenn unklar ist, in welche Titel Energie das Fondsvermögen investiert ist, kaufen die UBS-ETFs nach eigenen Angaben Handelsblatt Quelle: Ecofin tatsächlich die Aktien der Unternehmen (full replication). Das ist beim Ende 2010 aufgelegten „Green Tech Living Planet ETF“ der französischen Amundi anders: Er nutzt für die Indexnachbildung Derivate, so genannte Swaps. Grundlage der Fondszusammensetzung sind europäische Aktien, deren Umsatz zu mindestens 20 Prozent mit grünen Technologien zusammenhängt. „Diese weit gefasste und großzügige Interpretation des Anlagethemas spiegelt sich auch im Portfolio wider“, resümiert Friesenbichler. Dort fänden sich neben vielen anerkannten Größen dieses Segments wie EDP RenovaNachhaltige ETFs veis, Gamesa oder Solarworld auch Name FondsKosten Anzahl Titel, bei denen die grüne TechnoloStand: 30.09.2011 währung p.a. Aktien ISIN gie etwas weit hergeholt scheint – UBS MSCI World Socially Responsible A LU0629459743 US-Dollar 0,50% 410 etwa Eurotunnel –, oder durch priUBS MSCI World Socially Responsible I LU0629459826 US-Dollar 0,33% 410 mär konventionelle Geschäftsfelder UBS MSCI Europe & Middle East Soc. Resp. A LU0629460675 Euro 0,40% 143 stark verwässert ist (Siemens, WaUBS MSCI Europe & Middle East Soc. Resp. I LU0629460758 Euro 0,23% 143 cker Chemie) oder durch gängige UBS MSCI North America Soc. Resp. A LU0629460089 US-Dollar 0,45% 174 Ausschlusskriterien konterkariert UBS MSCI North America Soc. Resp. I LU0629460162 US-Dollar 0,28% 174 wird – wie bei Alstom, die auch masUBS MSCI Pacific Socially Responsible A LU0629460832 US-Dollar 0,65% 104 siv im Nuklear- und Militärgeschäft UBS MSCI Pacific Socially Responsible I LU0629460915 US-Dollar 0,48% 104 Amundi Green Tech Living Planet FR0010949479 Euro 0,45% 50 Stefan Schneider tätig ist. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS Freiheit vom Wachstum SEITE 13 KÖPFE & AUSSENANSICHT 14. 10. 11 | Nr. 10 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Anleger können die neue Dynamik unterstützen. Gastbeitrag von Angelika Zahrnt und Irmi Seidl Wachstum ist ein positiv besetzter Begriff: Kinder wachsen, Pflanzen wachsen, Erkenntnisse wachsen, Einsicht wächst – und die Wirtschaft auch. Doch ob letzteres gut ist und für wen, darüber gibt es seit langem eine Debatte, die an Brisanz, Bedeutung und Breite gewinnt. Negative Folgekosten und Nebenwirkungen des Wirtschaftswachstums sind belegt, positive Effekte werden rar. Dass sich Entwicklungs- und Schwellenländer nach unserem ressourcenintensiven Wachstumsmuster entwickeln, sorgt selbst Wachstumsbefürworter. Es wundert nicht, wenn die Skepsis steigt und Verbraucher anzweifeln, ob ein höheres Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das eigene Wohlbefinden Positives bedeutet. Die Diskrepanz zwischen politischem Bejubeln von Wachstumsraten und der desillusionierten Reaktion der Bevölkerung hat Frankreich veranlasst, die „Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress“ zu etablieren – sie machte 2009 Vorschläge für eine neue Messung. Der Deutsche Bundestag hat aufgrund der erstarkten Wachstumskritik die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ eingesetzt. Sie begann ihre dreijährige Arbeit im Januar. Ausgewiesene Wachstumsskeptiker und begeisterte Wachstumsbefürworter in einem Gremium – das verspricht spannend zu werden. Ihre Arbeit ist wichtig, aber enthebt Wissenschaft, Wirtschaft, Finanzwelt und Öffentlichkeit nicht der Diskussion zur Frage: Wie könnten Wirtschaft und Gesellschaft ohne Wachstum funktionieren? Experten verschiedenster Bereiche haben sich damit befasst und bereits Vorschläge für eine „Postwachstumsgesellschaft“ gemacht. Schon dieses Wort verletzt das Tabu. Wachstum müsse sein, man könne es ja um neue Attribute ergänzen, sagen Semantiker. Bundeskanzlerin Angela Merkel meint, wir bräuchten nicht maximales, sondern optimales Wachstum. Die Grünen wollen grünes Wachstum, die Sozialdemokraten „inklusives“. Liberale und konservative Kritiker verteidigen die bisherige Konzeption, ohne sich inhaltlich mit der Kritik zu befassen, und malen düstere Bilder: Eine Wirtschaft, die nicht vorrangig einen BIP-Anstieg anstrebe, bedeute gesellschaftliche Stagnation, graue Verwaltung des Mangels ohne Kreativität, Innovation und Produktivitätssteigerungen. Der Wille des Einzelnen, sein Wissen zu vermehren und sein Leben zu verbessern, würde ausgebremst. Es drohe ein Rückwärtsgang in vorindustrielle Zeit. Diese Kritiker liegen falsch: Eine Postwachstumsgesellschaft heißt, dass Wirtschaften im Rahmen des ökologisch Möglichen stattfindet und gerechte Wirtschafts- und Lebensweisen zum zentralen Ziel hat. Sie wird sehr viel Kreativität sowie technische und soziale Innovation brauchen und entwickeln. Der erforderliche Strukturwandel wird zu einer äußerst dynamischen Wirtschaft führen hin zu ressourcenleichten, reparaturfähigen Produkten, neuen Dienstleistungen, regionalen Vernetzungen, neuen Wertschöpfungsketten sowie dezentraler Versorgung mit Energie und anderen Infrastrukturen. Eventuell gewinnen Organisationsformen wie Genossenschaften, Stiftungen oder Mitarbeiterfirmen mehr Bedeutung. Viele Branchen und Unternehmen werden wachsen. Diese Dynamik können Anleger mit ihren Investitionsentscheidungen unterstützen. Etwa indem sie beachten, ob sich Unternehmen um die Lebenszyklen ihrer Produkte kümmern. Und indem sie überlegen, wie nachhaltige Geldanlagen in 20 Jahren aussehen. Mit Weitblick können private und institutionelle Anleger die Chancen des Strukturwandels für ihre Geld- und Kapitalanlagen nutzen. Die jetzige Energiewende ist erst der Auftakt. Gastautoren Prof. Dr. Angelika Zahrnt ist BUND-Ehrenvorsitzende und Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Dr. Irmi Seidl ist Leiterin der Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL Birmensdorf. Lesetipp Die Autorinnen sind Herausgeberinnen des Buches „Postwachstumsgesellschaft“, Metropolis-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-89518-811-4 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. BUSINESS BRIEFING NACHHALTIGE INVESTMENTS © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Finanzinstitute auf neuen Wegen? Angesichts der drohenden nächsten Finanzkrise neigen Entscheidungsträger in Unternehmen und Politik zu kurzfristigem Krisenmanagement. Einige Akteure der Finanzwirtschaft wollen nun eine gemeinsame Ausrichtung finden, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen und ihren Beitrag dazu zuleisten, einen ökologisch nachhaltigen, sozial gerechten und wirtschaftlich robusten Finanzsektor auf den Weg zu bringen. Während des 7. UNEP FI / VfU Roundtable 2011 mit dem Titel „New Deal Sustainability. Finanzinstitute auf neuen Wegen“ wollen sie am 9. und 10. November von brancheninternen und externen Experten lernen und sich helfen lassen, die Handlungsfelder für das nachhaltige Wirtschaften eines Finanzdienstleisters umfassend zu verstehen. In innovativen Arbeitsformaten sollen neue Lösungsansätze entwickelt werden. » Informationen zum Roundtable SEITE 14 MELDUNGEN & AUSBLICK 14. 10. 11 | Nr. 10 Mit Unterstützung von Herausforderungen nachhaltiger Geldanlagen angehen Der Anteil nachhaltiger Geldanlagen am Gesamtvolumen des verwalteten Vermögens in Deutschland zeigt, dass zahlreiche Herausforderungen im Umgang mit dieser Anlageform noch nicht gelöst sind. Insbesondere eine strategische und systematische Integration in das Beratungs- und Dienstleistungsangebot steht als wesentliches Element noch aus. Zudem ist nach Ansicht mancher Fachleute die Qualität vieler Produkt zu verbessern. Überdies sind „Engagement“-Prozesse von der Finanzdienstleistungsindustrie zu gestalten, mit denen Investoren in Dialog mit Unternehmen treten und ihre Anforderungen darstellen können. Die Konferenz „Nachhaltige Geldanlagen 2011“ des Frankfurt School Verlags am 23. November befasst sich darum mit derart aktuellen Fragestellungen, neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und daraus abzuleitenden Handlungsmöglichkeiten. Neben renommierten Wissenschaftlern kommen erfahrene Praktiker zu Wort. » Konferenzprogramm Erscheinungsweise: monatlich Erscheinungsart: kostenloses Abonnement Konzeption & Organisation: Susanne Bergius Redaktion: Jürgen Röder (Verantwortlicher im Sinne des §55 Abs.2 RStV), Susanne Bergius, Stefan Schneider Produktion: Heide Braasch Internet: www.handelsblatt-nachhaltigkeit.de Kontakt: handelsblatt.com@vhb.de +49(0)211/887-0 Anzeigenverkauf: iq media marketing gmbh, www.iqm.de/newsletter Email: kundenbetreuung@iqm.de +49(0)211-887-3355 Verlag: Handelsblatt GmbH (Verleger im Sinne des Presserechts) Kasernenstraße 67, 40213 Düsseldorf Email: handelsblatt.com@vhb.de, Tel.: 01805 365365 (EUR 0,14/Min.) Geschäftsführung: Marianne Dölz, Dr. Michael Stollarz AG Düsseldorf HRB 38183, UID: DE 812813090 Dieser Newsletter stellt ausdrücklich keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Es wird keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben und Quellen übernommen. Die ausgewählten Anlageinstrumente können je nach den speziellen Anlagezielen, dem Anlagehorizont oder der individuellen Vermögenslage für einzelne Anleger nicht oder nur bedingt geeignet sein. Die in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen und Meinungen wurden von der Redaktion nach bestem Urteilsvermögen geprüft und entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments und können sich aufgrund künftiger Ereignisse oder Entwicklungen ändern. Dieses Dokument darf in anderen Ländern nur in Einklang mit dort geltendem Recht verteilt werden, und Personen, die in den Besitz dieses Dokuments gelangen, sollten sich über die dort geltenden Rechtsvorschriften informieren und diese befolgen. Kein Teil dieses Newsletters darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages verändert oder vervielfältigt werden. BUSINESS BRIEFING zu Nachhaltigen Investments Die nächste Ausgabe erscheint am 11.11.2011. – Newsletter bestellen unter www.handelsblatt-nachhaltigkeit.de © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.