Dr. Arno Schimpf_ Vortrag
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Dr. Arno Schimpf_ Vortrag
3. Regionale Fachkonferenz NRW Bewegt IN FORM Bewegung und Ernährung – in Lebenswelten! 23. November 2011 in der Historischen Stadthalle Wuppertal Input „Wann ist das Bewegungsverhalten beeinflussbar? Dr. Arno Schimpf, Edingen Psychologe und Sportwissenschaftler, Mental-Coach u.a. Herrenhockey-Nationalmannschaft, Nationalmannschaft Frauenfußball- Anke Feller: Herzlich Willkommen Dr. Arno Schimpf. Dr. Arno Schimpf Vielen Dank. Unglaublich wie viele Menschen wieder hierher gekommen sind, das finde ich ganz toll. Und Sie sind alle freiwillig hier, das ist ja das Phänomenale. Ich bin zum dritten Mal hier, danke für die Einladung. Es ist mir immer wieder eine Ehre, mit Ihnen gemeinsam Dinge weiter zu entwickeln, die eine ganz zentrale Ressource unserer Existenz sind. Und meine Einstiegsfrage wäre, wie sieht es denn bei Ihnen selbst aus - mit Lust auf Gesundheit? Wer von Ihnen betrachtet Gesundheit als eine zentrale Lebensaufgabe? Das sind auch hier schon eine ganze Menge. In Deutschland sind das 95 %, die Gesundheit als erstes Lebensziel haben. Das war vor 10 Jahren noch anders. Vor 10 Jahren war das Thema Rentensicherung, Arbeitslosigkeit, Familienglück im Ranking ganz oben. Wir „Wollen“ also alle gesund sein und vor allem auch gesund bleiben. Wie viele von Ihnen „Wissen“, wie das geht, was zu tun ist? Ich bin überwältigt. Wir wissen alle, wie das geht. Ganz einfach ausgedrückt ein bisschen mehr bewegen, ein bisschen vernünftiger essen und vor allem intelligent mit Stress umgehen. Und jetzt die Frage, wer von Ihnen tut tatsächlich was aktiv dafür? Und aktiv tun heißt, sich mindestens 2 Stunden pro Woche zielorientiert bewegen. Und zielorientiert heißt, ein wenig Krafttraining, viel Ausdauertraining und etwas Koordination. Wer macht das von Ihnen? (70% melden sich). Ich kann nach Hause gehen. Ich muss hier niemanden mehr zur Bewegung verführen. Das war eigentlich mein Ziel für heute. In Deutschland sieht das aber ganz anders aus, da sind das nur 12 % der Bevölkerung, die diese 2 Stunden investieren. Wir haben heute wieder von den Wissenschaftlern gehört, das das mit dem Sport so wichtig ist. Und es gibt in Deutschland pro Jahr 1.450 Studien zum Thema, wie bewege ich mich richtig, wie trainiere ich richtig. Aber es nützt anscheinend alles nichts. Das Wissen ist da, aber das mit dem TUN funktioniert einfach nicht. Und das wissen Sie in der Praxis am besten. Und jetzt einmal so ein kleines Schreckens-Szenario, wo der Weg bei solchen Verhaltensmustern hinführt. Auf die Zahlen muss man sich verlassen, diese sind vom Statistischen Bundesamt bzw. den Ärztekammern; aber aus meiner eigenen Praxis halte ich sie für sehr realistisch. Das ist ein unglaublicher aber wahrer Tatbestand. Wir haben in Deutschland mittlerweile 50 Mio. Übergewichtige. Fast 70 % Männer, 50 % Frauen. Wir sind mittlerweile die Nummer Eins in Europa. Endlich haben wir es geschafft, die Engländer zu überholen. Im Fußball schlagen wir die ja schon lange, aber jetzt haben wir es auch im Körpergewicht geschafft. Weltweit sind wir die Nr. 2. Wir reden jetzt im Folgenden über „Zivilisationskrankheiten“ über so genannte Lifestylekrankheiten, das hat ausschließlich mit unserem persönlichen Lebensstil zu tun. Wir haben 20 Millionen Menschen mit Bluthochdruck, den Ärzten muss ich es nicht sagen, eine der dramatischsten Krankheiten, die man sich antun kann, lebensstilbedingt! Wir haben 8 Millionen Diabetiker, Dunkelziffer 10 Millionen, und wenn man einer Studie oder einer Prognose vom Max-Planck-Institut glauben darf, werden das im Jahr 2020, das sind noch 9 Jahre, in Deutschland 19 Millionen Diabetiker sein. Wir haben 25 Millionen Rückenpatienten. Der Rückenerkrankung ist aus unserer Erfahrung zu 70 % stressbedingt und nur 30 % muskulär, aufgrund von überwiegend sitzender Tätigkeit und der damit verbundenen Fehlhaltungen. Also wer sein Rückenleiden effektiv angehen will, der sollte sein Bauch-/Rückentraining immer mit Entspannungsübungen kombinieren. Wir haben 5,1 Millionen Menschen, die mit der Diagnose Depression in Behandlung sind und wir haben 9,9 Millionen im Themenkreis des ‚Burn out’. Und richtiger Stress fördert natürlich auch nicht gerade die Lust auf Bewegung. Das muss man einfach in diesem Zusammenhang wissen und dem Thema Regeneration oder Stressbewältigung wird im Zusammenhang mit dem Bewegungsverhalten viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Und dann das Thema Alzheimer. Auch da gibt es ganz spannende Studien in den letzten 4 Jahren in Holland und in den USA, die bei zwei Mal in der Woche 45 Minuten Ausdauertraining eine sehr gute Alzheimer-Prävention beschreiben. Verrückte Sache, einfach nur mit dem Medikament „Bewegung“. Und die Frage ist aber letztendlich: 95 % wollen und nur 12 % tun es. Warum ist das so? Und jetzt gehen wir der Frage nach,, warum das so ist. Es gibt auf der einen Seite dieses Extrem (Bild Bodybuilding). Da ist für mich die Frage a) ist das ästhetisch und b) ist es gesund? Ästhetisch ist es vielleicht, gesund ist es mit Sicherheit nicht. Aber es gibt die Extreme im Bewegungsbereich. Menschen, die 6, 7, 8, 9 oder 10 Stunden am Tag trainieren. Und es gibt natürlich das andere Extrem (Bild Übergewichtiger Mann). Ich finde es immer ganz toll, wenn die Männer dabei so lachen, denn mittlerweile sehen 20 % der deutschen Männer so aus. Die Dosis macht das Gift. Es geht bei Bewegung nicht darum, Menschen zum Hochleistungssport zu erziehen. So dass man mit 50 oder 55 noch einen Marathon laufen können muss, das ist völliger Blödsinn. Und gerade im Kinder-JugendBereich, und das sehe ich bei uns an den Sportschulen, gibt es ein Zusammenhang zwischen Bewegung und Selbstwertgefühlstärkung. Wenn man die psychische Stabilität von Menschen, gerade von Kindern fördern will, spielen Bewegungsprogramme eine wichtige Rolle. Die Frage ist, warum gibt es diese Extreme? Und der Unterschied zwischen Tun und Nicht-Tun beträgt nur 10 cm. Jetzt fragen Sie sich, wie komme ich auf 10 cm? Der Satz ist nicht von mir, der Satz ist von Michael Phelps. Michael Phelps kennen wahrscheinlich die meisten, Olympiasieger im Schwimmen 2008, insgesamt 8 Goldmedaillen. Und als wir am letzten Tag der olympischen Spiele mit so einer ganz illustren Sportrunde zusammen gesessen waren und ein Journalist Michael Phelps gefragt hat: „Was ist bei Dir anders? Warum schaffst Du es über Jahre hinweg nicht verletzt zu sein, in der absoluten Weltspitze mit zu schwimmen, warum bist Du so selbstmotiviert und lässt Dich von nichts und niemanden aus der Ruhe bringen?“ Und wenn man weiß, was Schwimmen im Trainingbereich heißt, wie psychisch monoton das ist. Da liegen sie stundenlang im Wasser mit dem Kopf nach unten und drehen links und rechts und sehen dabei nur die Kacheln am Boden und der Seite. Und daraufhin hat Michael Phelps gesagt, Leute, ich glaube der Unterschied zwischen mir und den anderen der beträgt nur 10 cm. Dann haben die alle gelacht. Dazu muss man wissen, das Michael Phelps 7 seiner 8 Rennen in Peking mit mindestens mit 1 m Vorsprung gewonnen hat. Und plötzlich redet er nur noch von 10 cm. Dann hat er gesagt, doch Leute es sind nur 10 cm - die 10 cm zwischen meinen Ohren- der Kopf. Sie selbst entscheiden jeden Tag, was mit Ihnen passiert, auch im falle der Bewegung. Natürlich müssen die Systeme außen herum ein stückweit mitspielen. Aber ich halte es für fatal, für vorsätzlich körperverletzlich, wenn Sie sagen o.k., wenn mein Umfeld die Weichen nicht stellt, dann bleibe ich eben weiterhin zuhause sitzen und mache nichts. Das ist nicht in der Natur des Menschen angelegt. Und Sie wissen alle, unsere Welt wird immer enger – Globalisierung nennt man das. Leistung und Erfolg ist das Paradigma. Es geht darum, im richtigen Moment bzw. dann, wenn es darauf ankommt, dann wenn der Druck am größten ist, erfolgreich zu sein. Und der Kopf kann einem dabei ganz schöne Streiche spielen. Dazu folgendes Experiment. Ich stehe hier oben auf der Bühne, sie ist vielleicht 1 m hoch, ich stehe relativ weit vorne. Schuhgröße 43, und meine Muskelkraft reicht, um stabil hier vorne zu stehen. Was würde jetzt passieren, wenn wir die Bühne 2 m höher fahren. Würde ich dann auch noch so entspannt da vorne stehen? Vielleicht. Vielleicht der ein oder andere von Ihnen auch. Und was würde der Kopf für Signale senden, wenn die Bühne plötzlich auf 10 hochfahren würde. Gleiche Schuhgröße, gleiche Beinkraft, wie bei der 2 m Höhe. was würde dann passieren in diesen 10 cm? Da überwiegt nicht mehr das Wissen, dass man das ja kann. Da kreisen die Gedanken eher darum, das man ja auch runterfallen könnte. In der Psychologie nennt man das misserfolgsbezogene Ergebniserwartungen. Und von diesen werden wir in den letzten Jahren zunehmend geprägt. Auch ein typisch deutsches Phänomen, Angst vor irgendetwas zu haben. Nicht einfach tun und Bock drauf zu haben, mutig und neugierig sein. Ein Beispiel aus dem Spitzensportbereich: Als wir die WM vorbereitet haben, wurde auch immer Elfmeterschießen trainiert. Die zentrale Entscheidungssituation im Sport. Du rekrutierst die Spielerinnen, die von der Konzentration, von der Schusskraft, von der Schusstechnik her die sichersten Elfmeterschützinnen sind. Dann schießt jede 10 Serien à 5 Bälle. Also 50 Möglichkeiten den Ball im Training zu verwandeln. Die Spielerin verwandelt 48 - 50 Bälle. Im Sport musst du aber nur einen Elfmeter zu verwandeln, den in der 88. Minute im Halbfinale, dann wenn es 0:0 steht. Da muss die Pille rein. Und da fängt plötzlich jeder 2. Sportler auch an zu wackeln. Da denkt er darüber nach, was unter Umständen passiert, wenn er verschießt. Und in dem Moment, wo dieser Gedanke kommt, geht der absolute Focus auf das Tun verloren. Man wird viel, viel hellhöriger, was außen herum passiert. Wenn zum Beispiel eine Spielerin der gegnerischen Mannschaft eine Bemerkung macht, wie „die triftt nie, die hat schon die letzen beiden Elfmeter verschossen“. Und darüber hinaus lässt die objekztive Schusskraft nach, da die Muskulatur über Neurotransmitter-Signale gelähmt wird, teilweise bis zu 50%. Und das genau passiert Ihnen im Lebensalltag. Bei zu viel Stress wird das KopfKörpersystem gestört. Und wenn ich dann noch eher negativ in die Zukunft blicke, sind wir wieder beim Deutschen Thema Angst. Und Angst ist ein Motivationskiller. Jedes Jahr erscheint zum Jahresende die Neuauflage des Buches der 1000 Ängste. 1000 Ängste, wenn Sie da die ersten 3 Seiten gelesen haben und bislang noch keine Angst hatten, spätestens dann, wird sie kommen. Es gibt sogar eine Angst vor Bewegung, die sogn. Kinetophobie. Und was Herr Prof. Froböse vorhin gesagt hat, ist, was Bewegungsverweigerung betrifft auch ein spannendes Thema. Der Klassiker, den jeder von Ihnen kennt: Herzökonomisierung. Ich trainiere ein, mein Herzmuskel verändert sich und meine Ruhepulsfrequenz sinkt um 20 bis 30 Schläge. Nach 10 bis 15 Jahren sind Sie dann herzökonomisch fünf Jahre jünger. Es gibt aber auch eine Reihe Wissenschaftler, die das ganz anders sehen. Die sagen Ihnen ganz klar: „Leute bewegt Euch auf gar keinen Fall“, lasst es bleiben, bleibt besser faul zuhause sitzen und liegen. Warum? Wenn Ihr richtig alt werden wollt, dürft ihr euer Herz nicht überfordern. Wie beim Krokodil und die Schildkröte, nämlich nicht bewegen und uralt werden. Entscheiden Sie, was stimmt. Menschen für ein bewegtes Leben zu begeistern geht nur über ‚Lust auf’ Bewegung und Gesundheit. Gesundheit ist mittlerweile aber auch ein Begriff, den man kaum noch hören kann. Du liest überall irgendetwas über Gesundheit und vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht mehr. Überall Gesundheit, gesundes Essen, gesunde Bewegung, gesundes Wohnen, gesund, gesund, gesund. Irgendwie wird damit gar nichts mehr verbunden. Vielleicht wäre der Begriff „erfolgreich Altern“ motivierender. Das Leben bestimmt der Himmel, das heißt wie alt Sie werden, das ist genetisch determiniert, plus minus zwei drei Jahre. Aber die Qualität des Alterns, die bestimmen Sie, darauf haben Sie Einfluss. Und diesen qualitativen Aspekt muss man betonen. Und der Invest, der beträgt 2,5 Stunden pro Woche, nicht mehr. 2,5 Stunden in die einzige Ressource der eigenen Existenz. Und es ist vorher auch angeklungen, es langt nicht, wenn Sie das nur 10 oder 12 Wochen lang machen. Bewegung muss ein lebenslanger integraler Bestandteil werden. Wir müssen Bewegung einfach wieder anders wertschätzen, Lust drauf bekommen. Lust auf Bewegung haben und das ständig. Ein lieber Kollege von mir, der Professor Grönemeyer, sagt dazu immer: „Turne bis zur Urne“. Bewegung muss genauso wichtig sein, tägliche Zähne putzen. Und wenn man Ihnen die Bewegung verbietet, dann muss das genauso schrecklich sein, als würde man Ihnen das morgendliche oder abendliche Zähne putzen verbieten. Dazu brauche ich Lust darauf. Und wenn ich immer nur Angstszenarien höre, wie z.B. „wenn Du das nicht tust, dann bekommst Du mit 30 garantiert Diabetes oder Bluthochdruck“. Damit kann man niemanden begeistern. Drohungen bewirken keine Verhaltensänderung. Im Gegenteil, sie erzeugen Widerstand. Sie müssen als aktives Vorbild, egal wo, ob als Eltern oder Führungskraft, immer wieder provozieren, immer wieder anregen, immer wieder vorreiten. Am Anfang sind Sie Außenseiter, später sind Sie Pionier, dann macht man Ihnen alles nach. Ich weiß noch als die Joggingbewegung anfing in den 70er Jahren, als wir das erste Mal gelaufen sind, da hat man über uns gelacht mit unseren grauen Trainingsanzügen, wenn wir immer durch den Wald gelaufen sind. Schau mal die paar Spinner, joggen durch den Wald, wir gehen lieber in die Disco. Und was haben wir heute für eine Massenbewegung im Bereich Laufen. Aber einfach ist das nicht, das mit dem Vorbild. Evolutionsbiologisch sind wir zwar immer noch Jäger und Sammler, also auf ca. 8.000 Schritte am Tag programmiert. Wir sind Lebewesen, Säugetiere. Wir leben von Zellteilung. Und gesunde Zellteilung bedarf Bewegung. So wie beim Auto. Sie können einen Porsche vor die Haustüre stehen haben, nur wenn Sie kein Benzin rein füllen, fährt er nicht. Sie kommen nicht von A nach B. Also viele Schritte sind notwendig. Leider sind das in Deutschland im Schnitt nur 600 am Tag. Viel zu wenig, damit der Motor rund läuft. Und Herr Prof. Froböse hat das Thema Alltagsbewegung schon angedeutet. Es geht gar nicht so sehr um Sport, dass wir walken, joggen, usw. Es geht um einen bewegten Lebensalltag. Keine Aufzüge mehr, keine Rolltreppen mehr, möglichst viel zu Fuß. Supermarktparkplatz in der letzten Reihe parken. In Amerika werden jährlich 30 Menschen erschossen beim Kampf um den Supermarktparkplatz in der ersten Reihe. D.h. Sie vermeiden auch noch Stress. Und natürlich, die TV-Fernbedienung abschaffen. Aber: das fatale ist, Sie müssen sich ja gar nicht mehr bewegen, um zu überleben. Der Jäger und Sammler musste sich bewegen, um zu überleben. Wenn der in seiner Höhle sitzen geblieben ist, dann ist er verhungert. Das passiert uns heute nicht mehr. Uns reichen 600 Schritte zum überleben. Bett, Frühstückstisch, mit dem Aufzug runter. Mit dem Auto ins Büro. Sitzen. Abends dasselbe rückwärts. Einfach nur Stühle tauschen. Der Mensch geht den ökonomischen Weg. Er überlebt monetär, die Zelle bleibt langfristig aber auf der Strecke. Veränderung ist aber nur auf der LustEbene möglich. Und dann diese nie endenden Sselbst-Argumente, warum es nicht sinnvoll ist, sich zu bewegen. Natürlich ist es jetzt früh dunkel, natürlich ist es jetzt draußen kalt. Und das Fitnessstudio ist auch nichts für mich. Und wenn es dann wieder warm genug ist, dann sind es die erhöhten Ozonwerte. Wir finden immer wieder Gründe in diesem System. Und dann noch der Zeitdruck. Alles andere ist wichtiger als die Zeit für Bewegung. Und nachher werden wir gemeinsam eine Übung aus dem Bereich Mentaltraining machen, wo Sie den Zusammenhang zwischen Entspannung und Körperkompetenz intensiv erleben werden. Auch ein guter einstieg in das Thema Eigenzeit und Regeneration. Gerade weil wir Deutschen schon ein Stück weit regenerationsunfähig geworden sind. Weil Regeneration ist in unserer Kulturgeschichte immer auch ganz stark mit dem Thema faulenzen verbunden. Der Deutsche und faul! Leute, das wissen wir, das geht nicht. Wir sind die Macher, die Schaffer. Faul sind die, das wissen wir auch alle, die die südlich der Alpen zuhause sind. Deswegen funktioniert da auch nichts mehr. Wenn ich zum Beispiel Donnerstagnachmittags in meiner Heimatgemeinde so um 15:00 Uhr im Straßencafé einen Kaffee trinke laufen da bestimmt viele Leute vorbei, die mich kennen. Und ich bin ich der festen Überzeugung, dass da einige Denken, schau mal da, der Arno Schimpf. Der sitzt schon Donnerstagmittags da, der hat es wohl nicht mehr nötig. Die wissen natürlich nicht, dass dies mein Regenerationsprogramm ist. Und dann gibt es noch einen ganz anderen Bewegungskiller. Die Ehe. Sie taucht neuerdings auch auf und zwar als massives Gesundheitsrisiko für Männer. Weil in den ersten 8 Jahren der Ehe die Frauen ihr Gewicht konstant halten, die Männer aber im Schnitt um 15 Kilo zunehmen. Nun kann das ja zwei Ursachen haben. Die erste Ursache, an die ich glaube, dass die Frauen einfach ihre Männer zu arg verwöhnen. Oder wenn man dem Jagdinstinkt glauben darf, sie wollen die Männer mästen, damit sie nicht mehr auf die Jagd nach dem anderen Geschlecht gehen. Wie dem auch sei, Sie sehen, es gibt überall gesellschaftliche Fallen. Aber es gibt ein paar neue Studien, die eindeutig nachweisen, dass verheiratete Männer einfach viel, viel häufiger übergewichtig sind und sich viel zu wenig bewegen als Unverheiratete. Und das ist auch so meine Erfahrung, wenn ich unterwegs bin, dass mir immer wieder die Männer ihre Nöte klagen nach drei bis vier Jahren Ehe. Mensch Arno, ich komme zu gar nix mehr, ich werde einfach nur noch fett. Wir gucken einmal, muss immer zwischendurch auf die Uhr gucken, weil ich habe ja gelernt, wenn wir schon keine Zwischenmahlzeiten bekommen, dann muss ich schauen, dass wir rechtzeitig Mittagspause machen für die Vitamine und für die Nährstoffe. Ist denn wirklich immer alles Kopfsache? Ich glaube ja. Man muss heute auch als Normalbürger ähnlich wie meine Spitzensportler, mental stark sein. Unser Leben ist jeden Tag eine kleine Olympiade. Aber das Geniale ist, Sie selbst sitzen am Schalthebel, Sie entscheiden, was Sie tun oder nicht tun. Ob Sie sich mitreißen lassen, oder ob Sie zuhause bleiben. Das kann man auch nicht in andere Hände legen. Es nützt Ihnen auch gar nichts, wenn Ihr Nachbar eine Stunde joggen geht, ihr Bauch geht davon nicht weg. Und nun zu meinen 27 Jahren Berufserfahrung im Spitzensport und in Unternehmen. Was beeinflusst unsere 10cm zwischen den Ohren. 1. Der Einstieg ist, dass Sie Ihr eigenes Drehbuch schreiben, Ihr eigenes Lebenskonzept. Und zwar unabhängig davon, was die anderen sagen. Das eigene Drehbuch, das ist Ihr Leben. Und das Leben ist keine Generalprobe. Sie leben ca. 80 Jahre und dann ist es vorbei. Neid, es gibt so viele Neider außen herum. Neid ist die deutsche Form der Anerkennung. Je mehr Neider Sie haben, desto mehr Anerkennung haben Sie. Es gibt immer genügend Leute, die Ihnen sagen, Mensch lass es doch bleiben. 50 Jahre hast Du jetzt so gelebt, auf die 20 Jahre kommt es jetzt auch nicht mehr an. Oder wenn Leute zu uns in die Kurse kommen und sagen: „Mensch, rentiert es sich überhaupt noch, jetzt bin ich 55. Ist da überhaupt noch was veränderbar? Das eigene Drehbuch als roter Lebensfaden. Hier einige Beispiele aus dem Spitzensport. Al Oerter. 1956 in Melbourne. Alle haben gesagt, der kann nie Olympiasieger werden, der ist viel zu jung. Er wirft Weltrekord und wird Olympiasieger. Aber eigentlich geht das nicht, weil er zu jung ist. Vier Jahre später in Rom. Bizepssehnenabriss, Schulterblattverletzung, ein dreiviertel Jahr verletzt. Alle haben gesagt, das wird nichts, viel zu viel Trainingsrückstand. Er wird wieder Olympiasieger. 1964 in Tokyo, Streit mit dem Verband. Er war zwei Jahre in Europa, hat andere Trainer, neue Trainingskonzepte ausprobiert. Kann nicht funktionieren, haben wieder die Experten gesagt. Weltrekord und Olympiasieg. Vier Jahre später in Mexiko City, wurde er als Alter Mann bezeichnet. Und wieder wurde er Olympiasieger. Im Sport wie im richtigen Leben, lassen Sie sich nicht durch andere aus der Ruhe bringen. Dick Fosbury. Das ist der, der als erster Mensch rückwärts über diese Hochsprunglatte gesprungen ist. Da konnte man Anfang der 60er Jahre in den biomechanischen Lehrbüchern lesen, es ist für Menschen nur schwer möglich, rückwärts vernünftig über eine Hochsprunglatte zu springen. Dann haben sie von einem kalifornischem Architekten gehört in Los Angeles, der das wohl doch ganz gut kann. Daraufhin haben sich die Biomechaniker das vor Ort angeschaut. Ihr Resumee: Geht, aber über 2 m wird das nur schwer möglich sein. Zwei Jahre später springt Fosbury 2,26 m in Mexiko City, Weltrekord und Olympiasieg. Dieter Baumann. Anfang der 80er Jahre sagten die Ergebnisse der Leistungstests nur ein mittelmäßiges Talent für 5000m-laufen voraus. Dieter Baumann lies sich davon nicht stören. Er war ein Laufverrückter und machte einfach weiter. Das Ergebnis: 1992 Olympiasieger, 1988 Olympia-Zweiter. Alleine geht manches nicht, da stimme ich Ihnen zu, aber dann intelligent verbünden. Wir sind mittlerweile doch genügend Mitstreiter, um immer wieder andere Menschen mit anzustoßen. Und wenn jeder von uns, der heute Abend hier rausgeht, und pro Woche nur 2 oder 3 Leute auf den Weg mitnimmt, dann sind wir in 5 Jahren richtig weit gekommen. 2. Dann fangen Sie einmal an, nicht negativ über sich oder über die Welt zu denken, sondern begeistern Sie sich für sich selbst. Vorbildfunktion, das Wort ist vorhin gefallen. Wenn Sie sich nicht für sich selbst begeistern, wenn Sie nicht selbst ihr größter Fan werden, dann haben wir keine Chance andere Leute auf diesem Weg mitzunehmen. Was spricht denn dagegen morgens aufzuwachen und nicht zu denken, um Gottes Willen mein Kreuz tut mir schon wieder weh und nachher wieder Stress im Büro usw., einfach aufzustehen und zu sagen hey, ist das eine tolle Welt und ich bin doch ein toller Typ. Was spricht gegen diese Einstellung. Das Zitat: „Eigenlob stinkt!“. Wenn´s nur das ist, das können wir einfach mal ignorieren. 3. Dann das Thema Selbstmotivation. Einfach nur Tun, weil es Spaß macht. Die Sache an sich. Ohne über Belohnung nachdenken. Aus eigenem Antrieb heraus. Egal, wie verrückt es ist und wenn Sie bei Ole Einar Björndalen lesen „15 Jahre nur laufen und schießen und jedes Mal die pure Lust“, dann könnte man denken, der spinnt doch. Oder Dirk Nowitzki. Jeden morgen vor der Schule zuerst 1 Stunde in die Turnhalle und nur Würfe auf den Korb geübt. Oder Steffi Graf und Boris Becker. 2 Stunden Tennis vor der Schule. Das ist mehr als Motivation, das ist Leidenschaft, Besessenheit. Und wenn Sie sich schon nicht für andere begeistern können, fangen Sie an sich für sich zu begeistern. Sie werden automatisch von anderen anders wahrgenommen, es bildet sich ein Kreis und man geht gemeinsam den nächsten Schritt. Aber wir sind die Keimzelle. Die Keimzelle dessen, was wir dann draußen transportieren. Egal, welche Rahmenbedingungen, auch wenn sie noch so ungünstig sind. Wir können nicht warten bis andere Leute irgendwelche Weichen stellen. 4. Und dafür brauchen wir Ziele. Ohne Ziel dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie nie irgendwo ankommen. Ziel-Unterschiede, das war auch die Ursache, warum wir im Frauenfußballnationalteam bei der WM gescheitert sind. Da kamen plötzlich Personen mit ins Team, deren Ziel Marktanteile und Einschaltquoten waren. Danach wurden dann zunehmend die Tagesaktivitäten ausgerichtet. Das hat die Spielerinnen zuviel Energie gekostet. Die Mannschaft war zum Schluss mental und körperlich zu müde, nur 80% in Form. Und das reicht heute nicht mehr. Heute musst Du immer 100% abrufen, dazu ist die Leistungsdichte einfach zu hoch. 5. Und dann müssen Sie natürlich wissen, was Sie können. Und egal, wie Sie hier sitzen, Sie haben alle so viel Potential, so viele Stärken. Wir können nicht alles können, aber es gibt Teilbereiche, wo Sie richtig stark sind. Und die müssen Sie entsprechend mit Ihren Verbündeten im richtigen Moment einsetzen. Das erinnert mich an Dieter Baumann, am Abend vor dem Olympiafinale 1992 in Barcelona. Dieter war von der Bestzeit her der langsamste 5.000m-Läufer. Er konnte also eigentlich gar nicht Olympiasieger werden. Aber die Bestzeit war im Finale nicht gefragt, sondern das Gewinnen. Und Dieter war mit Abstand der schnellste 400 Meter-Läufer all dieser 5.000 Meter-Läufer. Und das war die Stärke. Und damit eröffnet sich plötzlich ein neuer Handlungsspielraum. Wie sah der aus? Du musst nur ein langsames Rennen haben, und dann hast du im Spurt alle Vorteile auf deiner Seite. Allein kannst du aber ein Rennen nicht langsam machen. Dazu braucht man Verbündete. Ein Marokkaner und ein Kenianer wollten ebenfalls ein langsames Rennen und waren für eine Kooperation bereit. Und die meisten wissen, wie es ausgegangen ist. Da hätte noch unglaublich viel schief gehen können, aber das entscheidende war, nicht von vorne herein die Flinte ins Korn zu werfen, morgens aufzustehen und zu sagen: “Da schaff ich sowieso nicht“. Sondern es aktiv angehen, egal wieviel Widerstände sich auftun. 6. Ja und zum Schluss, das Thema Stressregulation. Die Kunst loszulassen. Entspannen können. Nur im entspannten Zustand ist der Kopf frei. Und Stress ist immer auch ein Lustkiller, speziell auch im Sinne von Lust auf Bewegung. So, was bleibt jetzt noch für heute offen. Und ich darf zum Schluss Goethe zitieren „Am Anfang war die TAT“. Es geht ums eigene Tun. Nichts ist, das sie bewegt. Sie selbst sind das Rad. Und egal mit was Sie anfangen, Hauptsache Sie fangen an. Wir starten mit unseren Klienten mittlerweile mit Entspannungstraining, da sie dabei sehr schnell Kompetenzerlebnisse haben. Den Puls von 75 auf 40 Schläge innerhalb weniger Minuten regulieren zu können ist perfektes Kompetenzerleben im Sinne von „ich kann meinen Körper beeinflussen.“ Gerade bei Menschen, die jahrelang keinen Sport getrieben haben und vielleicht noch übergewichtig sind, ist der Einstieg über Bewegungstraining viel schwieriger, da das Kompetenzerleben viel länger dauert und die Drop out Quote sehr hoch ist. Und Zeit hat heute kaum noch jemand. Erfolg muss sich also schnell einstellen, sonst gibt man auf. Vielleicht könnte man ja auch ein Vitalitätstagebuch führten. Wie die Schüler ihren Wochen-Stundenplan mit den Unterrichtsfächern. Und sich 2 Stunden Ausdauer, 30min Krafttraining und 20min Entspannungstraining für bestimmte Wochentage eintragen. Aber nehmen Sie sich und Ihre Gesundheit ernst. Und ich zeige Ihnen jetzt ein ganz, ganz tolles Beispiel. Ein 8-Wochen-Experiment eines älteren Menschen in Japan. Und wenn Du das siehst, das ist natürlich schon erschreckend. Aber es ist Alltagsrealität. Wir werden zwar immer älter, aber wir werden immer bewegungsunfähiger und damit immer kranker älter. Genau wie in dieser Videosequenz. Dann ging es los mit Krafttraining, dann ein wenig Koordination. Drei Mal in der Woche hat er trainiert. Und das ist dabei herausgekommen. Es ist es wert, es ist es wirklich wert, das werden auch Sie zugeben müssen, wenn Sie diese Bilder sehen. Und ich kann nur noch einmal appellieren an das Thema „Hier und Jetzt“, die Gegenwart. Die Jungen denken an Jon Bon Jovi, der in seinem legendären Lied 1984 in Los Angeles gesungen hat „It’s my life“, Now or never! Und diejenigen, die Kinder haben kennen mit Sicherheit den Autor Richard Bach und sein Kinderbuch die Möwe Jonathan. Da steht dieser legendäre Satz: „Vergiss den Raum, denn alles was Dir bleibt ist hier! Vergiss die Zeit, und alles was Dir bleibt ist jetzt!“ – hier und jetzt. Oft, wenn ich mit Menschen zusammen bin, heißt es: „Früher war alles viel, viel besser, viel einfacher“. Natürlich war es früher einfacher. Ich wüsste nicht, wenn es zu meiner Zeit schon Handys oder Soziale Netzwerke wie Facebook gegeben hätte, ob ich dann noch 2 Stunden am Tag zum Sport gegangen oder mit den Freunden draußen gespielt hätte. Aber wir müssen gegenwartsbezogen leben. Nicht in 10 Jahren alles nachholen wollen. Die Massai in Afrika haben ein schönes Sprichwort. Jeden Morgen wacht in der Steppe eine Gazelle und ein Löwe auf. Und selbst die langsamste Gazelle weiß, sie muss schneller laufen, als der schnellste Löwe, sonst wird sie gefressen. Aber auch der Löwe weiß, er muss schneller laufen als die langsamste Gazelle, sonst findet er nichts zu Fressen. Und die Massai sagen: „Egal, ob Du Löwe oder Gazelle bist, wenn die Sonne aufgeht, solltest Du starten“. Der eine wird sonst gefressen, der andere verhungert. Sie entscheiden, ob Sie gesund überleben. Heute Morgen habe ich in der Welt gelesen, dass jetzt das i-phone unsere Gesundheit rettet. Es wird ab 2012 eine Fitness- und Gesundheits-App geben. Da gibst du einige individuelle Basisdaten ein - BMI, Blutdruck, Cholesterin -. Und dann kannst Du Dich vernetzen und mit vielen anderen im „Fernduell“ trainieren. Die Idee, die dahinter steckt ist, so die Betreiber, den Spaßfaktor, den Spieltrieb des Menschen anzusprechen. Spieltrieb als Motivator zur Verhaltensänderung. Wir werden sehen was passiert. Danke