Special: Onkologie
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Special: Onkologie Urologische Nachrichten 05/2006 Kein Einfluss auf den Tumorprogress Lycopene zur Behandlung des fortgeschrittenen HR-PCa WUPPERTAL - Das hormonrefraktäre Prostatakarzinom (HR-PCa) ist ein fortgeschrittenes Tumorleiden, für das es bisher keine Standardbehandlung gibt. Lycopene ist das rote Pigment der Tomate und ein potentes Antioxidans. Es wurde außer in Tomatenprodukten in Guave, roter Grapefruit und verschiedenen Früchten isoliert. In mehreren Studien zeigte sich ein karzinoprotektiver Einfluss bei der Entwicklung und das Fortschreiten des Prostatakarzinoms (Giovannucci 1995, J Natl Cancer Inst; Rao et al. 1999, Nutr Cancer; Kucuk et al. 2001, Cancer Epididemiol; Kim et al. 2003 Nutr cancer). Bisher fehlten jedoch prospektive Daten im klinischen Einsatz. Wir konnten die erste prospektive klinische Studie an Patienten mit progredientem hormon-refraktärem Prostatakarzinom durchführen. (Ethikkommission der Uni. Witten/Herdecke, 45/2002). Es wurden insgesamt 18 Patienten mit HR-PCA eingeschlossen. Alle standen unter Hormonablation und waren im Tumorprogress (PSA steigend in drei aufeinander folgenden Bestimmungen). Alle Patienten erhielten über sechs Monate täglich 15 mg Lycopene per os (Puritans Pride, USA). Die Studienendpunkte waren ein signifikanter Anstieg oder Abfall des Serum-PSA Wertes, ein klinischer Progress oder das Erreichen einer Beobachtungszeit von sechs Monaten. Als Kriterium für ein Ansprechen der Therapie wurde ein Absinken des Serum-PSA-Wertes über 50 Prozent gewertet. Neben den verschiedenen klinischen und laborchemischen Parametern wurden die Lycopene-Serum-Spiegel bestimmt. Darüber hinaus wurde die Lebensqualität mit dem EORTC QLQ C-30 (3) bei Eintritt und beim Ausscheiden aus der Studie gemessen und Änderungen des Analgetikaverbrauchs dokumentiert. 17 von 18 Fällen waren auswertbar. Das verwendete Präparat war insgesamt gut verträglich. An unerwünschten Wirkungen, die auf das Lycopene zurückgeführt werden konnten, wurden lediglich in einem Fall ein allergisches Exanthem und in zwei Fällen gastrointestinale Beschwerden mit Oberbauchschmerz und Flatulenz beobachtet. Innerhalb von vier Wochen kam es zu einem adäquaten Anstieg der Lycopene-Spiegel im Verlauf bis zu einem drei-bis sechsfachen Anstieg zum Ausgangswert. Der Analgesieverbrauch verringerte sich bei zwei von 17 Patienten. Sechs von 17 Patienten mussten die Dosis erhöhen oder mit einer Analgesie beginnen. Die PSA-Baseline lag bei durchschnittlich 94,5 ng/ml (r: 13,8-361,4; n=18). Nach sechs Monaten war der durchschnittliche PSA nahezu verdoppelt bei im Schnitt 184,6 ng/ml (r: 13,5-1240; n=12). Insgesamt beobachteten wir bei vier Patienten einen stabilen Krankheitsverlauf über den Studienzeitraum. Bei keinem einzigen Patienten ergab sich ein PSA-Abfall über 50 Prozent. In der Verlaufsbeurteilung zeigte sich, dass es den Patienten tendenziell zum Ende der Studie besser ging als zu Beginn der Studie und zwar unabhängig vom klinischen Verlauf, PSA-Verlauf und Analgesieverbrauch. Für Lycopene wurde im Rahmen von epidemiologischen und experimentellen Studien eine Reihe von Wirkungen auf das Prostatakarzinom beschrieben. In unserer Studie zeigte sich die Behandlung mit Lycopene als eine gut verträgliche und nebenwirkungsarme Therapie. Es ließ sich allerdings keine wesentliche Wirkung auf den Tumorprogress nachweisen. Bei keinem der behandelten Patienten wurde ein relevanter PSA-Abfall oder eine Tumorremission erzielt. • Autoren: Dr. Carlo Schwenke et al., Klinik für Urologie und Kinderurologie, Philipp-Klee-lnstitut für Klinische Pharmakologie, Helios Klinikum Wuppertal, Universität Witten/Herdecke e-mail: CSchwenke@wuppertal.helios-kli-niken.de