Die Fohlen- geburt. Was ist zu beachten?
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Die Fohlen- geburt. Was ist zu beachten?
Mehrz_03-10_neu_001:Layout 3 22.02.2010 12:25 Uhr Seite 122 Die Fohlengeburt. Was ist zu beachten? PRAXIS Lange müssen Pferdezüchter Foto: www.sportfotos-lafrentz.de warten, bis eine Stute ein Fohlen ausgetragen hat und fohlt. Außerdem machen es die Stuten dem Pferdezüchter nicht leicht, den exakten Geburtstermin vorauszusagen. Ein Fohlen kann schon nach 320 Tagen ausgetragen sein und geboren werden, während andere Fohlen erst nach 360 Tagen „reif“ zur Welt kommen. Deswegen ist es besonders wichtig zu wissen, wie eine Geburt bei Pferden abläuft und was zu beachten ist, damit im letzten Moment das Fohlen nicht verloren geht. VON DR. LETJE LEENDERTSE Gestüt im Westen Sie brauchen HILFE bei der Aufzucht Ihres Mutterlosen Fohlens Wir bieten Ihnen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung Gestüt im Westen - Christiane und Werner Stahr - Westenstr. 61, 24392 Süderbrarup Tel. 04641/1002, mobil 0172/9868219, Fax 04641/988855 eMail: stahr-holsteiner@t-online.de www.fohlenhof-stahr.de 122 Pferd+Sport 03 I 10 S IMPEL AUSGEDRÜCKT IST die Geburt lediglich der Vorgang der Austreibung der Frucht einschließlich der Eihäute und des Fruchtwassers aus der Gebärmutter. Die Geburt markiert das Ende der Trächtigkeit und den Beginn einer selbstständigen Existenz. Dieser Beitrag befasst sich mit den normalen Abläufen einer Geburt. Denn um Komplikationen frühzeitig erkennen zu können, muss man über das normale Geschehen genau informiert sein. Die Stute absolviert das Geburtsgeschehen mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Im Durchschnitt dauert eine Fohlengeburt 45 Minuten! Damit der Fötus problemlos ausgetrieben wird und die Mutter das Neugeborene akzeptiert und ernährt, müssen unmittelbar vor der Geburt Veränderungen eintreten, die es der Stute ermöglichen, diesen Aufgaben gerecht zu werden: Die Wehen müssen beginnen und die Milchproduktion muss einsetzten. Doch welches Signal führt zur Geburt? Das Fohlen gibt das Signal, das alle Vorgänge auslöst, normalerweise nur dann, wenn es ausgereift ist. Ein Fohlen kann schon nach 320 Tagen reif zur Welt kommen, andere hingegen brauchen länger Zeit, bevor sie das Signal zur Geburt geben können. Dieses Signal besteht aus einer Kas- Mehrz_03-10_neu_001:Layout 3 22.02.2010 12:25 Uhr Seite 123 Damit der Geburt eines Fohlens nichts im Wege steht, muss in der großen Abfohlbox unbedingt großer Wert auf Hygiene geachtet werden. „Verschiedene äußere Erscheinungen zeigen die nahende Geburt an“ burtszeitpunkt aus den Zitzen und bildet an ihren Spitzen wachsähnliche Tropfen. Dann entspannen sich auch die Bekkenbänder und werden weicher. Diese Wachstropfen erscheinen meistens 48 bis sechs Stunden vor der Geburt. In Ausnahmefällen treten diese Tropfen gar nicht auf oder sind sogar mehrere Tage vor der Geburt zu beobachten. Kolostrum ist von zäher Konzistenz und nach der Geburt für das Fohlen lebenswichtig. Die meisten Stuten zeigen diese Symptome, dennoch gibt es hin und wieder Stuten, bei denen es keinerlei Anzeichen für eine anstehende Geburt gibt. Obwohl diese genannten Symptome alle von großer Bedeutung sind, können sie nie eine verlässliche Auskunft über Pferd+Sport 03 I 10 123 ▲ kade von hormonellen Abläufen, ausgehend vom Gehirn des Fötus über dessen Hirnanhangdrüse zur Nebennierenrinde. Die Stute antwortet auf diese veränderte hormonelle Situation durch Veränderungen in ihrem eigenen Hormonsystem. Verschiedene äußere Erscheinungen zeigen die nahende Geburt an: Das Euter der Stute wächst in den letzten drei bis sechs Wochen der Trächtigkeit langsam. Ganz schnell geht dann das Aufeutern in den letzten Tagen vor der Geburt, und das Euter füllt sich fast bei allen Stuten ungefähr zwei bis drei Tage vor dem Abfohlen mit Kolostrum (Biestmilch). Das Kolostrum tropft dabei kurz vor dem Ge- Mehrz_03-10_neu_001:Layout 3 22.02.2010 12:25 Uhr Seite 124 DER HOLSTEINER Hygiene ist wichtig Wichtig ist, den Stall, in dem die Stute das Fohlen zur Welt bringen soll, sorgfältig vorzubereiten. Günstig ist eine große Abfohlbox, wenn möglich 12qm groß mit Seitenmaßen nicht unter 3m. In einer zu engen Box kann sich die Stute während der Geburt leicht verkeilen. Die freie Passage des Fohlens durch den Geburtskanal kann dadurch behindert werden. Bereits etwa sechs Wochen vor dem erwarteten Abfohltermin wird die Stute dort aufgestallt. Ihr Immunsystem kann sich dann auf die dortige Keimflora einstellen, so dass in der Biestmilch entsprechende Antikörper vorhanden sind. Die Stute darf jedoch nicht rundum die Uhr in der Box stehen. Tägliche Bewegung ist ein normaler und wichtiger Vorgang auch für tragende Stuten. Vermeiden Sie jedoch bei einem Auslauf im Freien, dass die Stute gefrorenes Gras frisst, weil das eine Kolik auslösen könnte. Bevor die Stute in der Abfohlbox ihr neues Zuhause findet oder in ihrer alten Box bleibt, muss diese gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Durch diese Maßnahme wird versucht, die Flut der Keime, die nach der Geburt auf das Neugeborene einwirkt, möglichst gering zu halten. Als Einstreu verwendet man sauberes Stroh von guter Qualität. In der Mehrzahl aller Fälle verlaufen die Geburten im Pferdestall ohne Komplikationen, auch ohne Aufsicht, bzw. 124 Pferd+Sport 03 I 10 Fotos: www.sportfotos-lafrentz.de den genauen Zeitpunkt der Geburt geben. Wenn die Stute das Signal des ausgereiften Fötus bekommen hat, kommt es unweigerlich zur Geburt, und die Geburtswehen fangen an. Doch jede Unterbrechung oder Fehlschaltung in dieser hormonellen Kaskade kann die Geburt zu einen falschen Zeitpunkt auslösen oder sie verzögern! So kann beispielsweise eine emotionale Unruhe den Geburtsvorgang hemmen oder gar für einen bestimmten Zeitraum zum Stillstand bringen, wenn der Stute die Umgebung, in der sie sich befindet, als nicht geeignet erscheint. Im Stall sollte unbedingt Ruhe herrschen. Eine schwache Notbeleuchtung im Stall ermöglicht es, auch nachts nach der Stute zu sehen, wenn eine Geburt ansteht. Denn die Neigung der Stuten, den Geburtsablauf in die Nacht zu legen, ist sehr ausgeprägt. Bei der Fohlengeburt zu beachten Das Abgehen der Nachgeburt vollzieht sich normalerweise sehr schnell. In der Regel können gesunde Fohlen ein, zwei Stunden nach der Geburt aufstehen. Innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt muss das Fohlen mit Kolostralmilch versorgt werden. menschliche Hilfe. Aber aufgrund der Geburtsgeschwindigkeit und des diffizilen physiologischen Gleichgewichts des Fohlens während der Passage durch den Geburtsweg ist ein frühzeitiges Erkennen jeder Abnormalität von größter Bedeutung für einen reibungslosen Ablauf. Kommt es bei einer Stutengeburt zu Komplikationen, ist das Leben von Stute und Fohlen in Gefahr. Geburtsstadien Die Fohlengeburt lässt sich in drei Abschnitte unterteilen: Das erste oder Vorbereitungsstadium ist gekennzeichnet durch Ruhelosigkeit der Stute, Scharren, Bauchschmerzen, leichtes Schwitzen und eventuell auch dem Verlust von Kolostrum. All diese Symptome sind etwa vier bis eine halbe Stunde vor der eigentlichen Geburt zu registrieren und nehmen mit nahender Geburt an Intensität zu. Während dieses Stadiums kann die Stute zeitweise auch wieder ruhig stehen oder beginnt sogar wieder zu fressen. An dieses erste Stadium schließt sich nicht unbedingt sofort das zweite Stadium an. Die Geburt kann für einige Stunden oder gar Tage hinausgeschoben werden. Es ist sogar möglich, dass einer normalen Geburt mehrere dieser ersten Stadien-Wellen vorausgehen. Das zweite Stadium beinhaltet die eigentliche Geburt des Fohlens. Hierbei platzt die äußere Eihaut (Allantochorion) und eine urin-ähnliche Flüssigkeit fließt ab. Das Allantochorion platzt dabei an einer dafür vorgesehenen Stelle. Unmittelbar (ca. 5 Minuten) nach dem Platzen der äußeren Eihaut erscheint eine bläulichweiße, flüssigkeitsgefüllte Struktur, das sogenannte Amnion - die innere Eihaut zwischen den Schamlippen. Dann wird durch das intakte Amnion das Fohlen bzw. seine Nüstern und Vorderbeine sichtbar. Dem ersten Vorderbein folgt das zweite im Abstand von ca. 15cm. Die meisten Stuten bekommen ihr Fohlen liegend. Die Wehen bestehen aus einer Serie von drei bis vier starken Kontraktionen, die von einer kurzen Ruhephase unterbrochen werden. Das Fohlen wird mit einer intakten Nabelschnur und oft auch noch intaktem Amnion geboren. Die innere Eihaut zerplatzt durch die Bewegung des Fohlens und die Nabelschnur reißt genau an einer dafür vorgesehenen Stelle, ebenfalls durch die Bewegungen von Mutter und Fohlen. Das zweite Kurzstadium dauert durchschnittlich 20 bis 30 Minuten, mit Schwankungen von zehn bis 70 Minuten. Die Nachgeburt (Eihäute) trennt sich relativ schnell von der Gebärmutter. Zieht sich dieses zweite Stadium allerdings zu lange hin, bedeutet dies für das Fohlen auch gleichzeitig Sauerstoffmangel und die Gefahr des Absterbens vergrößert sich. Das zweite Geburtsstadium sollte also, wenn möglich, genauestens beobachtet werden. Eingriffe sind allerdings nur vom Tierarzt oder von erfahrenem Fachpersonal vorzunehmen, wenn folgende Anormalitäten auftreten: 1. Die intakte äußere Eihaut ist unnatürlich dicht und erscheint als ein roter Ballon zwischen den Schamlippen In diesem Falle 22.02.2010 12:25 Uhr sollte die Eihaut sofort aufgerissen werden, da sonst das Fohlen Fruchtwasser aspiriert und Sauerstoffmangel bekommt. 2. Ausbleiben des Amnions direkt nach dem Anfang des zweiten Stadiums. 3. Fehlen von Kopf und/oder Vorderbeinen im Amnion bzw. dem Geburtsweg. 4. Ausbleiben von Wehen während längerer Zeit. 5. Ständiges Aufstehen, Wälzen 6. Starke Wehen ohne dass die Geburt weiter voranschreitet 7. Ein Vorderbein ist in das Dach der Scheide vorgestoßen – in diesem Fall muss sofort konkret eingegriffen werden, weil sonst eine Verletzungsgefahr des Mastdarms besteht. 8. Ein Vorderbein bleibt zurück, weil der Ellenbogen im Becken steckengeblieben ist, und der Kopf ist bereits gut sichtbar. In diesem Falle kann leichtes Ziehen hilfreich sein, um das Vorderbein auf gleiche Höhe mit dem anderen zu bringen. Nach der Geburt sollte die Stute in Ruhe gelassen werden, damit sie möglichst lange liegen bleibt. Das Abgehen der Nachgeburt (drittes Stadium) vollzieht sich normalerweise sehr schnell, innerhalb von zwei Stunden, oft sogar schon nach einer Stunde. Dieses Abgehen der Nachgeburt, während die Stute liegt, verringert das Risiko des Eindringens von Luft in den Genitaltrakt und bedeutet daher gleichzeitig eine Reduzierung des Risikos von postnataler Gebärmutterentzündung. Die Nachgeburt sollte spätestens nach zwei Stunden abgegangen sein. Ist das nicht der Fall, sollten Sie unbedingt sofort einen Tierarzt hinzuziehen. Um der Geburtsrehe vorzubeugen, ist es ratsam, die Nachgeburt auszubreiten und auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen. Die Geburtsrehe entsteht nämlich durch Toxine (Giftstoffe), die von Bakterien in der Gebärmutter gebildet werden, wenn Teile der Nachgeburt dort zurückbleiben. Über das Blut werden die Toxine im Organismus verteilt. Während der Fohlengeburt ist strengste Hygiene im Fohlenstall oberstes Gebot. Das beginnt bei der trockenen, sauberen Einstreu der Box, geht über gereinigte Hände bei der Geburtshilfe bis hin zur Nabeldesinfektion. Man sollte die Keimzahl im Stall so gering wie möglich halten. Das Fohlen bekommt den besten Start ins Leben, wenn es innerhalb der ersten Seite 125 zwei Stunden nach der Geburt ausreichend Kolostralmilch bekommt. Ein Fohlen wird nämlich ohne eigene Abwehrkräfte geboren. Mit der Kolostral- oder Biestmilch erhält das Neugeborene die lebenswichtigen Schutzstoffe ohne die es hochanfällig für Infektionen ist. Daher sollte man unbedingt beobachten, ob das Jungtier rechtzeitig aufsteht und erfolgreich bei der Suche nach der Milchquelle ist. Gesunde Fohlen können im Durchschnitt etwa ein bis zwei Stunde nach der Geburt stehen. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann aber auch Biestmilch in eine Babyflasche abmelken und das Fohlen damit die ersten Male tränken. Wichtig ist, dass das Fohlen so früh wie möglich Biestmilch bekommt, am besten bereits zwei Stunden nach der Geburt. Für den Fall, dass die Stute keine Kolostralmilch hat oder diese vorher verloren hat, sollte jeder Züchter eine Portion dieser wichtigen ersten Nahrung eingefroren haben. Am besten verwenden Sie dafür die Kolostralmilch einer älteren Stute ihres Bestandes, die genügend Biestmilch für ihr eigenes und ein weiteres Fohlen produziert. Mangelnde Geburtshygiene führt oft zu Nabelentzündungen, die wiederum zu Spätschäden, wie entzündlicher Gelenksentzündung oder „Frühlähme“, führen können. Die Desinfektion des Nabels unmittelbar nach der Geburt und dessen ständige Kontrolle in den ersten Tagen nach der Geburt können dieser Problematik vorbeugen. Abschließend noch ein kurzes Wort zum Verhältnis von Mutter und Fohlen: Selten kommt es vor, dass eine Stute auf ihr Fohlen tritt. Unfälle sind meistens die Folge davon, dass Menschen die Stute ablenken. Sie benötigt nach der Geburt ihre volle Aufmerksamkeit für das Fohlen. In Ausnahmefällen kommt es vor, dass einige Stuten mit den Vorderbeinen nach dem Fohlen schlagen und es gelegentlich sogar beißen. Normalerweise ist es allerdings nicht nötig einzugreifen, wenn auch ein Beruhigungsmittel in solchen Fällen ratsam erscheint. Stuten, von denen bekannt ist, dass sie gegenüber ihrem Neugeborenen aggressiv sind, oder die erste Anzeichen für ein solches Benehmen zeigen, sollten behandelt werden und in den ersten drei bis vier Tagen nach der Geburt unter ständiger Beobachtung bleiben. >[d]ij["Z_[ZkhY^ B[_ijkd]X[hp[k][d 9#?dZeYjhe;H I< k#8Ve^ida>"8VaZiid>> =dahiZ^c&..% HiVbb/,'.. Oj\ZaVhhZc[g/ =dahiZ^c!@LEC!H#;#! =VccdkZg!Jc^gZ!ZiX# 9Wi_de;H I< k#8Ve^ida>"8VaZiid>> =dahiZ^c&..' 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