Heft 4 - der Brünner Heimatbote
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Heft 4 - der Brünner Heimatbote
ISSN 0007263x Offizielles Nachrichtenblatt der BRUNA – Heimatverband der Brünner e. V. und der Brünner Sprachinselgemeinden e. V. Heft 4/2011 Schwäbisch Gmünd Otto von Habsburg † Jahrgang 63 Auch wir haben uns als BRUNABrünn im Kondolenzbuch eingetra gen, das war neben einem stillen Gebet das geringste, womit wir ihm unsere Dankbarkeit zeigen konnten. Er hat sich immer den Sudeten deutschen und den Vertriebenen aus den „Habsburger Landen“ ver bunden gefühlt. Links St. Ulrich, rechts St. Pius und in der Mitte das Wappen des Hauses Habsburg Der nächste Heimatbote erscheint Anfang Oktober. Redaktionsschluß ist am 10.9. 146 Liebe Brünnerinnen und Brünner, liebe Landsleute der Sprachinsel, liebe Freunde Brünns und der BRUNA, Mit dem Tod Otto von Habsburgs geht eine Ära zu Ende. Sie spannt einen weiten Bogen vom friedlichen, den verschiedenen Volksgruppen größtmögliche Freiheit gebenden österreichischen Kaiserreich bis heu te. Während vor dem 1. Weltkrieg im Habsburgerreich Deutsche Städ te, wie Brünn, Olmütz, Reichenberg, Znaim prägten, und einträchtig mit ihren Nachbarn lebten, gibt es dort heute nach der Vertreibung fast keine Deutschen mehr. Eine wichtige Voraussetzung für die Ver treibung war die Zerstörung der alten Machtstrukturen. Benesch hat deshalb im Exil alle Versuche Ottos, eine DonauKonföde ration – ein demokratischer Zusammenschluss der Nachfolgestaaten der k.u.k. Monarchie nach Kriegsende 1945 ins Leben zu rufen, tor pediert. Der aus dem böhmischen Adel entstammende Graf Czernin erhielt von Benesch für die Arbeit gegen Otto von Habsburg beträcht liche Gelder. Doch, was wäre gewesen, wenn Ottos Idee damals ver wirklicht worden wäre ? Und was wäre geschehen, wenn von Habsburg dabei eine führende Stellung innegehabt hätte ? Hätte dies die Unterjochung Ost/Mitteleuropas durch Stalin verhindert ? Und welchen Stellenwert hätten die Deutschen in solch einem Staat gehabt? Fragen über Fragen. Jede Antwort bleibt Spekulation. Dies auch dann, wenn Otto von Habsburg sie geben würde. Sicher ist, dass er sein Le ben in den Dienst der Völker Mittel/Osteuropas gestellt hat und da bei unermüdlich wirkte. Zu den wichtigsten Zielen Ottos gehörte die Verwirklichung eines eu ropaweiten Volksgruppen und Selbstbestimmungsrechtes. Dazu ge hört zweifelsfrei die Abschaffung der BeneschDekrete. Dies scheiterte bisher an den Prager Betonköpfen. Somit gilt es im Sinne eines Ver mächtnisses von Otto von Habsburg hier weiterzuarbeiten, um dem Erbe und Auftrag dieses großen Europäers gerecht zu werden. Mit den besten Grüßen verbleibe ich Ihr Dr. Rudolf Landrock, Bundesvorsitzender 147 Otto von Habsburg lebt nicht mehr. Er war Realpolitiker – und überzeugter Europäer. Otto von Habsburg, der älteste Sohn des letzten Kaisers von Österreich und Königs von Ungarn starb am 4. Juli 2011 im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking am Starnberger See. Er wurde am 20. November 1912 in Reichenau in Niederösterreich als Sohn von Erzherzog Karl geboren. Die Familie ging 1919 ins Exil. Erst nach langem Rechtsstreit konnte er 1966 die Einreise nach Österreich erzwingen. In Ungarn war er schon früher. Er war 31 Jahre Präsident der Paneuropa Union und von 1979 bis 1999 war er Abgeordneter für die CSU im Europaparlament. Er war es auch, der 1989 das Paneuropäische Picknick an der österreichischungarischen Grenze initiierte, in dessen Folge 600 DDR Bürger in den Westen reisen konnten. Bernd Posselt, der fast zwei Jahrzehnte sein engster Mitarbeiter war und sein Nachfolger als Präsident der PaneuropaUnion wurde, schrieb in seinem Nachruf u.a.: Otto von Habsburg war „der letzte große Baumeister der Europäischen Einigung aus der PionierGeneration“. Er schloß sich „schon in den dreißiger Jahren der PaneuropaBewegung an und kämpfte gegen Nationalsozialismus und Kommunismus. Mit anderen trieb er die politische Einigung Europas mit dem Ziel eines starken supranationalen Bundes voran. Entscheidend trug er dazu bei, den Eisernen Vorhang niederzureißen“. Nach der ersten Europawahl 1979 habe der Verstorbene „in der europäischen Volksvertretung als einer ihrer Motoren gewirkt und wir werden dieses Vermächtnis gegen alle Tendenzen zur Renationalisierung weitertragen“. Aus tiefer christlicher Überzeugung sei er als langjähriger Präsident und Ehrenpräsident der PaneuropaUnion einer jener vorbildlichen Politiker gewesen, „die eine glaubwürdige Persönlichkeit und eine klare Programmatik mit einer unermüdlichen Basisarbeit vereinten“. Posselt, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe ist, dankte dem ehemaligen Thronfolger von ÖsterreichUngarn und damit letzten Kronprinzen von Böhmen, „dass er stets mit Herzblut für Bayerns Vierten Stamm, zu dem er sich zählte, gekämpft hat“. Pöcking trauert Otto von Habsburg war ein Weltbürger, aber am Starnberger See war er zu Hause. Er war ein Prominenter und äußerst beliebter Mitbürger der Gemeinde. 148 Er wurde in der Pöckinger St. Ulrichskirche aufgebahrt um den Pöckingern Gelegenheit zu geben, von ihm Abschied zu nehmen und sich in das Kondolenzbuch einzutragen. In der Gemeinde herrschte bis zum Requiem am Samstag eine Art Ausnahmezustand , die Straßen um die Ulrichskirche wurden abgesperrt. Österreichische und deutsche Traditionsvereine halten die Ehrenwache. Die Beisetzung wird allerdings in Wien stattfinden. Gerd Hanak Über die Trauer zum Heimgang seiner kaiserlichköniglichen Hoheit Otto von Habsburg kann auch das gesegnete Alter das ihm vergönnt war, nicht hinwegtrösten. Viele von uns erinnern sich noch seiner so packenden und fundierten Festrede die er in seiner überlegenen Art beim Bundestreffen der BRUNA 1995 hielt. Aber über die Trauer mag eine kleine Anekdote, die man sich in den Wandelgängen des Straßburger Europaparlaments erzählt, hinweghelfen. Nichts kennzeichnet Habsburgs tiefe Verwurzelung mit der habsburgischen Tradition bezeichnender. Fragt doch ein vorübereilender Abgeordneter seinen Kollegen, den langjährigen Abgeordneten von Habsburg: Hoheit, schauen Sie sich heute das Fußballspiel an? Darauf Otto von Habsburg: Wer spielt denn? Antwort: Österreich Ungarn. Darauf hin seine Hoheit: So, so, gegen wen denn ? Das klingt ein wenig nach Weltfremdheit – oder nach feinem hintersinnigen Humor. Wer ihn je getroffen hat, und das waren viele von uns, der weiß, daß er nicht weltfremd war. S.K.K.H. Otto von Habsburg am Stand der BRUNA (Ausstellung Mährischer Ausgleich von 1905) mit Frau Inge Biefel und K.W.Ziegler (Sudetendeutschertag 2005 Augsburg) 149 Bildeindrücke vom Sudetendeutschen Tag 2011 Wie in den Vorjahren auch, gestalteten wir, BRUNA, DSKV und Sprachinselverein) auch in diesem Jahr wieder einen Gemeinschafts stand in der Aktionshalle beim Sudetendeutschen Tag. Hier einige Fo to Impressionen. Unser Stand: oben 10 Jahre DSKV, Deutscher Sprachund Kulturverein Brno/Brünn, unten: Grenzgänge in Südmähren und Niederösterreich auf den Spuren des Barockmalers Johann Leopold Daysigner. 150 Unsere Standbesatzung, oder ein Teil davon, mit Gästen Halleneröffnung durch Franz Pany und Bernd Posselt Gespräche, Standbesucher…. 151 152 Hieronymus Lorm Am 23. Juni wurde in Nikolsburg eine Gedenktafel am Geburtshaus von Hieronymus Lorm enthüllt. Anlaß dazu war der 190. Jahrestag seiner Geburt. Die Enthüllung wurde von einer Feierstunde begleitet, mit Ansprachen des Bürgermeisters, der Vorsitzenden des Nikolsbur ger Museumvereins Frau Dr. Cernova und von Reiner Elsinger, dem Leiter des Kulturverein Südmährerhof im Museumsdorf in Nieder sulz – NÖ. Die Ansprachen wurden vom tschechischen ins deutsche, bzw. vom deutschen ins tschechische übersetzt. Die Enthüllung wurde von der Vor sitzenden des Nikolsburger Muse umvereins und von Reiner Elsinger gemeinsam vorgenommen. Um rahmt wurde die Feier von einem ge mischten Chor, der jüdische Lieder in hebräischer Sprache sang. Eine kleine Ausstellung über Hieronymus Lorm war in der Ausseg nungshalle am jüdischen Friedhof zu besichtigen. Daten zu seinem Leben: Hieronymus Lorm (eigentlich Heinrich Landesmann); geboren am 9. August 1821 in Nikolsburg, Mähren, als Sohn des jüdischen Kauf manns Christian Landesmann, gestor ben am 3. Dezember 1902 in Brünn, war ein österreichischer gesellschaftskriti scher Schriftsteller, philosophischer Schreiber und ist Erfinder des LormAl phabets, eines Tastalphabets für Taubblinde. Mit 15 Jahren ertaubte er nach langer Krankheit und musste sein Musikstudi um aufgeben. Als Schriftsteller siedelte er nach Berlin und später nach Dresden über. Sein erstes Werk veröffentlichte er 1843: Abdul. 1856 heiratete er. Knapp 25 Jahre später, 1881, verlor er sein Augen licht, nachdem er etliche Jahre zuvor 153 nur noch schlecht sehen konnte. Um sich mit seinen Mitmenschen ver ständigen zu können, stellte er sein LormAlphabet zusammen. 1873 zog es ihn nach Dresden, von wo er 1892 nach Brünn weiterzog. Sei nen Lebensabend verbrachte er dort bei seinen Kindern, wo er 81jäh rig am 3. Dezember 1902 starb. Im Jahr 1956 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) der Lormweg nach ihm benannt. Das LormAlphabet wurde erst nach Landesmanns Tod von seiner Tochter veröffentlicht. Lorms Schwester Nina Landesmann war seit 1849 mit dem Schriftstel ler Berthold Auerbach verheiratet. Lorm hinterließ ein umfangreiches schriftstellerisches Werk. Einiges daraus gibt es auch heute noch im Buchhandel. Hier aber sein „Alphabet“. 154 Sommerwege Carnuntum Eigentlich heißt der Ort heute Petronell – Carnuntum. Petronell ist wohl neueren Datums, aber Carnuntum gibt es schon seit 2000 Jahren, auch wenn es zwischendurch für ein paar Jahrhunderte buchstäblich von der Erdoberfläche verschwand, aber seit mehr als 100 Jahren Schritt für Schritt wieder ausgegraben wird. Die diesjährige Niederösterreichische Landesausstellung nahm sich der Römer an, denn Carnuntum war eine römische Stadt. Eine ziem lich wichtige sogar, Provinzhauptstadt der Provinz Pannonien und nach der Teilung weiterhin die Metropole von OberPannonien. Römi sche Kaiser hielten hier Hof und einmal, es war im Jahre 308 nach Chr. gab es hier eine Konferenz von 3 Kaisern, zu der Diokletian lud. Es war friedvoller als das Treffen der 3 Kaiser im Jahre 1805. Es ging um die Zukunft des Reiches und die Nachwirkungen spüren wir heute noch: Hier und mit dieser Konferenz begann der Siegeszug des Chris tentumes und damit wurde auch das Fundament unserer abendländi schen Kultur gelegt. Einer der Teilnehmer war Constantin, der später „der Große“ genannt wurde. 155 Carnuntum hatte in seiner Blütezeit geschätzte 50 000 Einwohner, 2 Amphitheater und sonst alles was zu so einer Großstadt gehörte. Das Modell unter der Eingangshalle zeigt die gewaltige Dimension dieser Stadt und macht die hohe Einwohnerzahl glaubhaft. Der Niedergang im 5. Jahrhundert wird auf eine Naturkatastrophe, ein Erdbeben, zu rückgeführt, von dem sich die Stadt nicht mehr erholte. Das römische Reich hatte nicht mehr die Kraft, diese Stadt wieder aufzubauen und zu beleben. Auch die später von Westen eindringenden Bayern bauten sich lieber eine eigene Siedlung weiter östlich, bei DeutschAltenburg. Die Landesausstellung brauchte eigentlich nichts mehr speziell aufzu bauen. Die freigelegten Mauern römischer Häuser sind zu sehen und vor allem gibt es nach antikem Vorbild erstellte Häuser: Da ist einmal das Haus der Tuchhändlers Lucius. Es ist ein Haus, das mit den Mitteln der experimentellen Archäologie funktionstüchtig am Originalstandort, d.h. auf den fast 2000 Jahre al ten Fundamenten des römischen Hauses wiedererrichtet wurde. Das Haus zeigt sehr gut den Lebensstandard der Carnuntumer Mittel schicht. Der großzügige Schnitt des Hauses und die solide Ausstat tung sind ein Indiz für den beträchtlichen Wohlstand zu dem es viele Bürger der Stadt gebracht haben. Carnuntum liegt an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, nämlich der Bernsteinstraße und der Limesstraße und war somit ein bedeutender Warenumschlagplatz. Lucius Meticeius Clemens hat seinen Wohlstand sicherlich als Händ ler erwirtschaftet. Ob er wirklich Stoffhändler war, ist nicht erwiesen. Ursprünglich waren wohl beide Geschosse bewohnt, aber da sich kei nerlei Spuren des Obergeschosses fanden, wurde nur das Erdgeschoss ausgebaut. Erstmals wurde hier auch die römische Fußbodenheizung in der Praxis untersucht. 156 Die Villa Urbana ist der zweite wiederhergestellte Gebäudekomplex. Wer der Eigentümer war, wissen wir nicht – leider. Aber die Villa zeigt vom Willen der Römer, den Lebensstandard von Rom bis in die ent ferntesten Gegenden des Reiches zu transportieren. Die Villa Urbana dürfte von einem sehr wohlhabenden Bürger bewohnt worden sein. Rekonstruiert wurde nur der Bereich der öffentlichen Repräsentati onsräume, der 600 Quadratmeter umfaßt. Bemerkenswert war der Fund von rund 30 m2 aufwendiger Wandmalerei, die in einer späteren Bauphase abgeschlagen und mit sonstigem Bauschutt planiert wurde. In mühevolle Kleinarbeit wurde die Malerei wiederhergestellt und ist heute im Hauptsaal zu sehen. Interessant sind die Details der Fußbodenheizung, die teilweise rekon struiert funktionstüchtig sind, teilweise aber offen gezeigt werden, da mit man die „Innereien“ sehen kann. (Sogar im Original!) Die Heizung: links rekonstruiert, rechts das Original Die Wohnräume sind so, daß man sich vorstellen kann, dort einzuzie hen. Auch, wenn die Möblierung für unseren Geschmack recht spar sam ist. 157 Die Therme Der Besuch der Therme war ein fester Bestandteil der römischen Le benskultur. Die Römer errichteten solche Badehäuser überall, wohin sie auch kamen, denn sie wollten ihren Standard beibehalten. Die wie dererrichtete Therme war eine von mehreren in Carnuntum. Der ar chäologische Befund ergab, daß diese Therme als öffentliches Bauvorhaben errichtet wurde, wahrscheinlich um das Jahr 124, also dem Jahr in dem die Siedlung zum „Municipium Aelium Karnun tum“ erhoben wurde, was der Verleihung des Stadtrechtes entspricht. 158 Die Therme bedeckt eine Fläche von 1500 m2. Der Wiederauf bau wurde in reiner Handarbeit durchge führt. Es ist weltweit die einzige Therme, die voll funktionsfähig am Originalstandort in antiker Bautechnik wieder errichtet wur de. Dazu mußte eini ges erforscht werden, wie die Wasserver sorgung und das Heizsystem. Man kann sich vorstellen, daß hier manche Ge schäfte besprochen und abgeschlossen wurden. Ein inter essantes Detail ist das GemeinschaftsWC. Das war kein stiller Ort, sondern hatte ei ne gesellschaftliche Funktion. (Es war Garküche mit Ausgabeschalter wirklich ein WC, denn unter den Sitzen floß das Wasser!) An der Straßenseite dieses öffentlichen Hauses befinden sich zwei Garküchen, also antike Imbissstuben. Schade, daß sie nur zum Anse hen sind, es gibt dort keine römischen Gerichte. Zum ganzen Komplex gehört noch das Museum „Carnuntinum“ mit Funden aus Carnuntum, es ist das reichhaltigste Museum mit römi schen Ausgrabungsfunden in ganz Österreich. 159 Aus der Brünner Stube im Prediger: Die Sammlungen der BRUNA im Prediger in SchwäbischGmünd sind seit einiger Zeit wegen der Neugestaltung des Museums nicht zugäng lich. Um zu zeigen, welche Schätze dort liegen, bringen wir in loser Folge Beispiele. Die Originale dieser Repliken gehören zu den ältesten bekannten „Kunstwerken“ der Menschheit. Ausgegraben wurden sie von Dr. Fritz Freising, der diese Nachbildungen auch der „Brünner Stube“ stif tete. Frauenkopf und Mammut Linkes Abbildung: FrauenKöpfchen aus MammutElfenbein, um 24 000 v. Chr.UnterWisternitz, Südmähren. Erste bekannte Darstel lung eines Menschengesichtes. Rechte Abbildung: Mammut Halbrelief, aus MammutElfenbein, um 23 000 v. Chr. Pollau, Südmähren. 160 Mähren Teil 3 Kyrill (und Method) Bild: Ikone Kyrill und Method, Bukarest, 19. Jahrhundert Kyrill (griechisch Kyrillos Κύριλλος, kirchenslawisch Kiril Кирилъ; geboren ca. 826/827 in Thessaloniki; gestorben 14. Februar 869 in Rom), auch Cyril, der jüngere und anfangs bedeutendere der beiden wichtigsten Missionare im slawischen Raum, Kyrill und Method, hieß eigentlich Konstantin bzw. Kon stantinos und nahm den Namen Kyrill wahrscheinlich erst an, als er kurz vor seinem Tod in Rom in ein griechisches Kloster eintrat.Beide standen dabei im Spannungsfeld zwischen griechisch byzantinischem und römischdeut schem Einfluss und erreichten gegen viele Widerstände eine echte In kulturation des Christentums bei den Slawen. Kyrill und Method wurden im 9. Jahrhundert als Konstantin und Mi chael in Thessaloniki geboren. Ihr Vater war ein byzantinischer Drun garios (Marineoffizier) namens Leontios (geboren in Saloniki), ihre Mutter hieß Maria. Beide waren hochgebildet. Gemäß Vita Cyrilli, die die Zahl Sieben offenbar übertrieben oft ver wendet, war Konstantin der jüngste von sieben Brüdern. Im Alter von sieben Jahren soll er einen Traum gehabt haben, in dem der städtische Stratege sämtliche Frauen der Stadt vor ihm versammelte und ihn er suchte, eine auszuwählen. Konstantin wählte Sofia, die Weisheit, was seine Begeisterung für Wissen erklären soll. Im Alter von 14 Jahren (d. h. 2 mal 7) verwaiste er. Seine Grundausbildung erhielt Konstantin in Thessaloniki. Etwa im Alter von 17 Jahren (842/843) begab er sich nach Konstantinopel, wo er etwa 842/3–847 Philosophie, Grammatik, Rhetorik, Musik, Arith metik, Geographie und Astronomie an der kaiserlichen Universität von Konstantinopel studierte. Er lernte auch Griechisch, Latein (diese beiden Sprachen beherrschte er zusammen mit Slawisch wohl schon 161 seit seiner Kindheit), sowie Syrisch und zum Teil Hebräisch. Zu seinen Lehrern zählte vor allem der Lektor Leon der Mathematiker und Pro fessor (später Patriarch) Photius I.. Seine Patrone waren der Eunuch und Logothet (Staatssekretär am kaiserlichen Hof) Theoktistos (Theoc tistes), der wahrscheinlich sein Verwandter war, ihn auch seinerzeit nach Konstantinopel brachte und ein Günstling der Kaiserinwitwe Theodora war, die 842 die byzantinische Regierung für den unmündi gen Erben Michael III. übernahm. Laut Anastasius entstand später zwischen Konstantin und Photius eine freundschaftliche Beziehung, aber auch ein Konflikt hinsichtlich religiöser Fragen. Nach dem Abschluss seiner Studien und seiner Weihung zum Subdia kon und Diakon um 848 wurde er Chartophylax (Bibliothekar, Archi var und Sekretär) von Ignatius (847–857), dem Patriarchen von Konstantinopel. Ungefähr zwei Jahre später – nachdem er es abgelehnt hatte, eine rei che Braut zu heiraten, die ihm Theoktistos ausgewählt hatte – zog er sich insgeheim in das Kloster von Kleidion (slawisch: Kljutsch, nord östlich von Thessaloniki) auf dem Bosporus zurück. In diesem Kloster versteckte er sich sechs Monate lang. Als man ihn dort entdeckte, lud man ihn ein, an der Universität von Konstantinopel als Philosophie professor tätig zu werden (Ende 850 oder Anfang 851). Seitdem trägt er wahrscheinlich den Beinamen Philosoph. In dieser Zeit hatte er eine Kontroverse mit dem abgesetzten ikonoklastischen Patriarchen Johan nes und Dispute auch mit anderen Ikonoklasten („Bilderstürmer“). Aus Konstantinopel wurde er jedoch sehr bald mit einer politischen und religiösen Mission (850–851) am arabischen Hofe des Kalifen Al Mutawakkil in der Stadt Samarra betraut wegen Eintreibung von Ab gaben und Unterdrückung der Christen seitens der Araber. Hier betei ligte er sich an einem intensiven theologischen Disput mit den muslimischen Gelehrten und Mönchen, so dass ihn die Araber sogar angeblich vergiften wollten. Im Disput ging es um den dreieinigen Gott, dessen Existenz die Muslime nicht anerkennen konnten, und Konstantin erwies sich als guter Kenner auch des Korans. Dies waren genau jene Jahre, in denen die Unterschiede zwischen dem Christen tum und dem Islam größer wurden. Nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel legte er seine Professur nieder und ging in ein Kloster auf dem Berg Olymp in Kleinasien (bei Brussa). In diesem Kloster begegnete er seinem Bruder Method, der 162 hier schon länger wohnte. Auch dieser Klosteraufenthalt hatte einen politischen Hintergrund – 856 wurde die Kaiserin Theodora abgesetzt und ihr Günstling Theoktistos wurde ermordet. Mission bei den Chasaren Auf Einladung des Herrschers der Chasaren unternahm Konstantin etwa 860 eine Mission zu den Chasaren, einem nördlich des Kaukasus (nach manchen Quellen eher am Asowschen Meer) sesshaften Volk, dessen jüdischer König ein friedliches Zusammenleben von Juden, Moslemen und Christen ermöglicht hatte. Vor dieser Reise wurde er wahrscheinlich zu einem ordentlichen Priester geweiht. Auf dem Weg zu den Chasaren ging er in die Stadt Cherson, in der er die hebräische, chasarische und gotische Sprache lernte. In Cherson fand er auch die sterblichen Überreste des um 101 verstorbenen heili gen Klemens (die er dann später nach Großmähren und 867 nach Rom mitbrachte und die wohl zum herzlichen Empfang in Rom beitrugen). Konstantin verfasste über diese Entdeckung drei Schriften (historica narratio, sermo declamatorius und hymnus). Bei den Chasaren führte er dann erfolgreiche theologische Dispute mit jüdischen Gelehrten und Rabbinern. Zweihundert Chasaren ließen sich taufen. Statt der ihm seitens des ChasarenHerrschers angebote nen Entlohnung soll Konstantin nur veranlasst haben, dass 200 grie chische Sklaven entlassen werden. Der ChasarenKönig schrieb später dem byzantinischen Kaiser einen Dankesbrief, in dem er die Mission lobte und er die Freundschaft seines Volkes zusicherte. Konstantin ge lang es zwar nicht, die Chasaren, dafür aber ein kleines Volk im fuli schen Gebiet, das aus den restlichen Alanen und Gothen bestand, zum Christentum zu bekehren. Die Behauptung, dass Konstantin bei der Mission zu den Chasaren von Method begleitet wurde, ist nach man chen Ansichten eher eine spätere Le gende. 861 kehrte Konstantin nach Konstanti nopel zurück und widmete sich der Sprachforschung. Großmährische Mission: Kyrill und Method Tafel von Baska (kroatische Sprache) Beispiel für Glagolitische Schrift, die von Kyrill für die Großmährische Mission entwickelt wurde. 163 Nachdem sich der groß mährische Fürst Rastislav zuerst erfolglos an den Papst in Rom gewandt hatte, bat er den byzanti nischen Kaiser 862 um einen „Bischof und Leh rer“, der die Leute in der Sprache des Volkes, also slavisch, im christlichen Glauben unterweisen kön ne. Es ging aber nicht nur um die Sprache des Vol kes. Es ging hauptsächlich um den politischen Ein fluß, den Bayern und Rom über die Mission ausüb ten. Bisher wurden die Missionare nämlich von den Bistümern Passau und Regensburg ausge sandt. Diese bekehrten das Volk zum wahren Glauben und stärkten die Macht des Papstes in Rom und den Einfluß des Her zogs von Bayern. (Bayern war südlich der Donau römische Provinz, d.h. daß dieses Land schon seit Kaiser Constan tin christlich war, also schon bevor die Bojern aus Böhmen ins Land ka men.) Oben: Kyrill und Method, unten: Die Basilika von Welehrad 164 Mit den Worten Hörst du, Philosoph, diese Worte? Es gibt keinen anderen außer dir, der dies erledigen kann, so, nimm viele Geschenke und deinen Bru der Method mit, und geh! Weil ihr Saloniker seid, und alle Saloniker sprechen reines Slawisch (Quelle: Vita Methodii) bat Kaiser Michael III. Konstan tin um die christliche Mission in Großmähren. Konstantin erklärte sich auf die Zureden von Kaiser Michael III. und Patriarch Photius I. dazu bereit. 863 oder 864 (laut Tradition am 5. Juli 863) kamen Konstantin und Me thod in Großmähren an. Sie brachten ihre ersten Übersetzungen mit, das Symbol des byzantinischen Doppelkreuzes (das heute im slowaki schen Staatswappen steht) sowie die Reliquien eines der ersten Bischö fe von Rom, des heiligen Klemens, die Konstantin seinerzeit 860 in Cherson aufgefunden hatte. 863 gründete Konstantin die so genannte Großmährische Akademie, in der künftige slawische Priester und Verwaltungskräfte ausgebildet wurden, und die zum Zentrum der slawischen Literatur wurde. 885 hatte sie etwa 200 Absolventen. Ihre Lage ist leider unbekannt, aber ar chäologischen Funden zufolge gab es eine kirchliche Schule an der Burg Devín im heutigen Bratislava. Begleitet von seinem Bruder Method missionierte Konstantin mehrere Jahre lang in Großmähren. Von Anfang an hatten sie als Vertreter des östlichen, griechischbyzantinischen Christentums gegen die Kritik der bayerischen Priester in Großmähren zu kämpfen, die als Vertreter des westlichen, lateinischen Christentums ihren Einfluss schrumpfen sahen und behaupteten, dass der Gottesdienst nur in den drei Spra chen abgehalten werden dürfe, die die PilatusInschrift auf dem Kreuz von Jesus enthält (Latein, Griechisch, Hebräisch). Da Großmähren in den Einflussbereich Roms gehörte, gingen die bei den Brüder 867 mit der Zustimmung der großmährischen Herrscher Rastislav (heutiges Mähren) und Sventopluk (Neutraer Fürstentum [heutige Slowakei]) nach Rom, um die Zustimmung des Papstes zur Liturgiesprache Altkirchenslawisch zu erhalten. Sie nahmen dabei auch einige Schüler mit, die zu Priestern geweiht werden sollten. (Nach anderen Quellen wollten sie ursprünglich vom Hafen von Vene dig aus nach Konstantinopel reisen, um die Zustimmung des Patriar chen zu erhalten). 165 Auf dem Weg nach Rom machten sie im Sommer einen kurzen Halt im PlattenseeFürstentum des Fürsten Kocel und unterrichteten auch dort einige Schüler. Im Herbst 867 kamen die Brüder und ihre Schüler in Venedig an, wo sie vor einer Versammlung von Priestern die Ver wendung des Altkirchenslawischen als Liturgiesprache zu verteidigen hatten. In Venedig erhielt Konstantin die offizielle Einladung des Papstes Nikolaus I. nach Rom. Dies geschah wohl, weil er die oben er wähnten Reliquien von Klemens I. mit sich trug und weil er Freunde in Rom hatte (Bischof Arsenius). Im Winter 867 wurden sie vom (neuen) Papst Hadrian II. feierlich empfangen und ihre gesamte Mission in Großmähren wurde gebilligt. Zu Weihnachten wurden sogar die Bibelübersetzungen auf den Altar der Peterskirche in Rom und die Übersetzungen der liturgischen Texte auf den Hauptaltar der Basilika Santa Maria Maggiore feierlich gelegt, um so symbolisch deren Akzeptanz seitens Roms zu zeigen. Im Febru ar 868 wurden Method und drei Schüler (der aus der heutigen Slowa kei stammende Gorazd und die Südslawen Kliment und Naum) in Rom zu Priestern, bzw. zwei von ihnen zu Diakonen geweiht. Im März 868 wurde schließlich die slawische Liturgiesprache (Altkir chenslawisch) zugelassen, als vierte Sprache in der Westkirche. Dies war ein überaus bedeutendes Ereignis, da erst im 20. Jahrhundert (d. h. mehr als 1000 Jahre später) wieder eine Liturgiesprache außer La tein, Griechisch und Hebräisch von Rom zugelassen wurde. 880 wur de die slawische Kirchensprache jedoch von Papst Marinus I. wieder verboten. Ende 868 erkrankte Konstantin in Rom, wurde Mönch in einem Klos ter, wo er auch wahrscheinlich den Namen Kyrill (Kyrillos) annahm, und starb im Februar 869. Er wurde in der St. Klemens Basilika in Rom begraben. Umstritten bleibt die Behauptung des Dokumentes Translatio, dass Konstantin noch zum Bischof geweiht wurde. Anzumerken sei noch, daß Kyrill in seiner Zeit in Mähren noch Kon stantin hieß. Kyrill wurde er erst bei seinem Eintritt ins Kloster, also erst ca. 1 Jahr vor seinem Tode G.Hanak; Quelle: Wikipedia 166 Judentaufen unter Maria Teresia Zu einem der dunkelsten Kapiteln des Kirchenstaates gehörte die Zwangstaufe von Juden, oder eigentlich viel schlimmer, die Wegnah me von jüdischen Kindern von ihren Eltern um sie zu taufen bzw. ih nen eine christliche Erziehung nach den Regeln der alleinseligmachenden Kirche angedeihen zu lassen, um sie so der ewi gen Verdammnis zu entreißen. Der Kirchenstaat wurde erst nach der italienischen Staatsgründung aufgehoben. Das war also in Italien, recht weit weg von Mähren. In mancher Hin sicht aber doch so nah an diesen finsteren Zuständen. Auch in Mähren gab es Zwangstaufen und auch die Wegnahme von Kindern. Es ist be kannt, daß Maria Teresia den Juden nicht wohlgesonnen war. Sie ver dächtigte sie zeitlebens des Verrates zugunsten ihres Gegners Friedrich II. von Preußen. Sie verfügte auch eine „Entfernung der Ju den“ aus ihrem Reiche. Das scheiterte bekanntlich am Widerstand der Stände, die erhebliche wirtschaftliche Nachteile und gewaltige Steuer Mindereinnahmen befürchteten. Das Dekret wurde zunächst für 10 Jahre ausgesetzt und schließlich ganz vergessen. Maria Theresia hat bei ihrem Amtsantritt ein Reskript ihres Vaters vom 7. Oktober 1739 vorgefunden, in dem „Bey vermeidung scharfen Einsehens verboten worden war, jüdischen Eltern die Kinder wegzu nehmen und zwangsweise zu taufen“. Die Kaiserin war aber eine treue Tochter der Kirche und tat nichts, was den Interessen Roms widersprochen hätte. Auch unter ihrer Regierung fanden Judentaufen statt. Heimliche Kindstaufen Obwohl es verboten war, tauften Hebammen heimlich Kinder jüdi scher Mütter, um sie so zu „retten“. Die Taufe ist aber ein unauflösli ches Sakrament der Kirche und somit haben solch heimlich getaufte Kinder eine christliche Erziehung zu bekommen. Weil das im jüdi schen Elternhaus nicht gewährleistet werden konnte, wurden die Kin der auf „allerhöchsten Erlaß“ einer christlichen Erziehung zugeführt. Das bedeutete im Klartext, daß sie den Eltern weggenommen wurden. Auch wenn die illegal Taufenden bestraft wurden. Rückgängig konnte eine solche Taufe nicht gemacht werden. Hier ein Beispiel: Am 19. Juli 1766 meldete der Pfarradministrator Florentinius Honisch zu Aujezd bei Černa Hora dem Olmützer Konsistorium, daß drei 167 christliche Weiber zufällig der Geburt eines jüdischen Mädchens in dem Dorfe Lažan beigewohnt haben und daß eines der Weiber das neugeborene Kind mit den Worten „Dítě já tebe křtím v jménu Boha Otce, Boha syna a Boha svatého“ getauft habe, ohne daß es die Mutter des Kindes merkte. Das Weib habe die Taufe deshalb vollzogen, weil sie der Meinung war, daß das schwächliche Kind sterben werde. Ob wohl zwar solches Unternehmen widerrechtlich und unerlaubter Wei se geschehen, sei die Taufe trotzdem giltig und P. Honesch fragt nun an, was zu geschehen sei. Das Konsistorium macht von dieser Meldung Anzeige an das Guber num und dieses beauftragt zunächst den Kreishauptmann von Brünn, Erhebungen zu pflegen. Nachdem durch diese Erhebungen die Rich tigkeit der Aussage des Pfarrverwesers sichergestellt war, erhielt der Kreishauptmann den Befehl, das Kind nicht nur dem jüdischen Eltern paare abzunehmen und einer christlichen Amme zu übergeben, son dern auch die Vermögensverhältnisse der Eltern des Kindes , sowie der Weiber, die bei dem Geburtsakte zugegen waren, sicherzustellen. Das Ergebnis dieser Erhebungen war jedoch durchaus negativ. Es han delte sich um lauter blutarme Menschen. Der Vater war ein Gehilfe des Lažaner Pottaschesieders und zuständig nach Boskowitz. Die dor tige Obrigkeit erhielt also den Auftrag, die Erhaltungskosten des Kin des, das bei der dortigen Amme bleiben sollte, zu bezahlen. Dieses Beispiel zeigt, daß unter Maria Theresia oft das Kirchenrecht über das Gesetz gestellt wurde. Ein anderes Kind wurde von einem heilkundigen Franziskaner geheilt und dabei auch heimlich getauft. Auch dieses wurde den Großeltern, die Mutter starb bei der Geburt, weggenommen. Kinder, die sich freiwillig taufen lassen wollen Das ist ein Thema, das ziemlich heikel ist, weil es sich nicht wie die Kindstaufen als illegalen Akt einordnen läßt. So ist das Beispiel eines 14jährigen jüdischen Mädchens bekannt, das, nachdem es in einem christlichen Haushalt gelebt hatte, unbedingt nach der Taufe verlang te. Der Vater widersprach dem Verlangen des Kindes, doch wurde sein Einspruch zurückgewiesen. Das Mädchen wurde getauft und so mit seinem Elternhause entzogen. Es mag ja sein, daß es solchen Drang nach der Taufe gab, aber auch hier wurde das Kirchenrecht über das Elternrecht gestellt. 168 Ehefrauen flüchten in die Taufe Das gibt es auch heute noch. Manche Frauen, die es mit ihren ange trauten Ehemännern nicht mehr aushalten können, flüchten sich in ei ne christliche Sekte, die dann als Belohnung für die Mitgliedschaft die Scheidung betreibt. Das gab es offensichtlich auch schon zu Maria Theresiens Zeiten. Die Frauen hatten im Judentume reduzierte Rechte. Weil es auch damals schon emanzipierwillige Frauen gab, suchten sie den einzigen Weg, der ihnen die Freiheit gab, den der Taufe. Ob sie allerdings als konver tierte Christinnen glücklich waren, können wir leider nicht nachvoll ziehen. Wir können aber vermuten, daß sie in der neuen, jetzt christlichen Umgebung, auch Außenseiterinnen blieben. Ehemänner flüchten in die Taufe Ein solcher Fall ist nicht bekannt. G.H. Erinnerung an ein Brünner Musikergeschlecht und an das Brünner Musikleben. Brünn hatte auch schon lange vor unserer Zeit ein reiches, ausgepräg tes und vielgestaltiges Musikleben. Würden wir rund 150 Jahre zu rückblenden, dann gerieten wie in eine Zeit, die wir allenfalls noch ein wenig aus Büchern, oder aus den Schilderungen unserer Großeltern kennen. Wir könnten aber mühelos noch weiter zurückgehen und z.B. auf eine Musikerdynastie verweisen, deren Kenntnis wir einem Nachfahren verdanken, dem Lm. Dr. Egon Streit, der leider kürzlich, wenige Tage bevor er 100 Lebensjahre erreicht hätte, verstarb.. Ihm verdanken wir, und darauf verwies er mit Stolz, daß die Musikerdynastie Streit über drei Generationen in Brünn nachgewiesen werden kann. Es beginnt mit Leopold Streit, der 1813 die Bassistenstelle bei St. Jakob erhielt und 1815 dortselbst Regens Chori wurde und eine Vielzahl von Instrumen ten beherrschte. 169 Sein Sohn Eduard wurde sein Nachfolger als Regens Chori, ebenfalls an St. Jakob, wo er zugleich als Organist tätig war. Und schließlich der Sohn aus zweiter Ehe, Robert Josef Streit, der an der Brünner Musikvereinschule Violine und später Klavier unterrich tete und 1924 in Brünn starb. Mitte des 19. Jahrhunderts war Brünn eine überwiegend deutsche Stadt; der tschechische Bevölkerungsanteil war in den Vororten, be sonders im Norden und Nordosten anzutreffen. Das hinderte die tschechischen Mitbürger aber keineswegs daran, ein reges Gesell schafts und Musikleben zu entwickeln, wozu sie ihr Besední dům be fähigte, über das sie schon mehrere Jahre verfügten, bevor das Deutsche Haus errichtet wurde. Man scheute sich aber damals nicht wechselseitig Konzerte zu besu chen oder Solisten einzuladen. Zwei typische Beispiele seien ange führt: Das erste ist ein Jubiläumskonzert am tschechischen Konservatorium, wo das Konzert für 4 Klaviere von Bach/Vivaldi aufgeführt wurde und wo neben zwei tschechischen Professoren auch die bekannte deutsche Klavierpädagogin Brünns, Frau Prof. Marianne Ertl, am Flü gel saß. Das zweite Beispiel, das etliche Jahre früher datiert, ist ein Konzert, das die Geschwister Neruda, die einer bedeutenden tschechischen Musikerfamilie entstammten, zugunsten des neu gegründeten deut schen Musikvereines gaben; wo sie später auch Ehrenmitglieder wur den. Der deutsche Musikverein wurde 1862 gegründet, ein Jahr früher be gann auch der deutsche Männergesangsverein seine Tätigkeit. Zwan zig Jahre später wurde der Kammermusikverein gegründet und 1902 die Brünner Philharmoniker. Die Tschechen verfügten bereits ab 1860 über den Gesangverein Bese da brněnská, und etwa 20 Jahre später, als Leoš Janáček die Chorlei tung übernahm, begannen die Tschechen merklich aus dem Schatten des deutschen Musiklebens herauszutreten. Janáček führte 1878 das Mozart Requiem auf (das man seit 25 Jahren nicht mehr in Brünn gehört hatte), 1879 gar die Beethovensche Missa solemnis, an die sich der deutsche Musikverein erst 9 Jahre später her anwagte. 170 Nationale Gegensätze, hatten in diesen Jahrzehnten kaum eine Bedeu tung, und das ermöglichte damals die erwähnten wechselseitigen Be ziehungen. Wie so oft feststellbar: Musik erleichtert offenbar die Beziehungen zwischen den Menschen und den Völkern. Erst gegen Ende des Jahrhunderts verschärften sich im politischen Raum die Ge gensätze. Unberührt davon aber gab es bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges in Brünn ein reiches Musikleben, reich an namhaften Komponisten, Diri genten und Solisten, die Brünn die Ehre gaben. Die meisten Namen werden auch heute noch einigen bekannt sein: Hans von Bülow, Euge ne d´Albert, Busoni, Brahms, Dvořák, Mahler, Strauß, Bruno Walter, Arthur Rubinstein, die Geiger Joachim, Kreisler und Kubelík. Alle wa ren sie in Brünn, und noch einige mehr. Einiges dieser knappen Rückblende stammt aus einer bemerkenswer ten Publikation, die vor einiger Zeit zweisprachig in der tschechischen Republik erschien unter dem Titel „Berühmte Musikpersönlichkeiten in Brünn 1859 – 1914“. Recht bemerkenswert ist dort der Schlußsatz der Einleitung, der unseren Lesern nicht vorenthalten werden soll: Přiznáním a zhodnocením velikosti a významu koncertního života brněnských Němců i nezanedbatelné židovské komunity splácíme dluh naší hudební historiografie. Was zu deutsch heißt: Durch das Eingestehen und die Schätzung der Größe und Bedeutung des Konzertlebens der Brünner Deutschen sowie der mitnichten über sehbaren jüdischen Kommunität, zahlen wir eine Schuld unserer Mu sikgeschichtsschreibung ab. (Wörtlich aus der Publikation übernommen). Besser: Dadurch, daß wir die Größe und Bedeutung des Konzertlebens der Brünner Deutschen sowie der nicht zu übersehenden jüdischen Ge meinde eingestehen, zahlen wir eine Schuld unserer Musikgeschichts schreibung ab. Dieser ehrenhaften und begrüßenswerten Feststellung ist nichts hin zuzufügen. erich pillwein 171 Von der SLÖ erhielten wir folgenden hochinteressanten Beitrag: Elsinger: Bemühungen zur Erhaltung des Europäischen Kulturerbes: „Lost in Translation“ Seit der EUErweiterung sind intensive Bemühungen im Gange das traditionelle und auch das immaterielle Kulturerbe zu erhalten. Dazu gehört auch die Praxis historischer, geografischer Bezeichnungen, die in ihrer Vielfalt kulturellen Reichtum ausdrücken. Alle Formen sind gleichwertig. Ihr Gebrauch ist der Ausdruck der verfassungsrechtlich verbürgten Entfaltung der Persönlichkeit und ein Element mitteleuro päischer Identität. Im Verhältnis von Tschechen und Deutschen gehören diese sprachli chen Varianten auch zum kulturellen Erbe, das Tschechen und Deut sche verbindet! Es wird ausdrücklich angeregt Kinder im Schulunterreicht zu lehren, wie ihr Ort und andere geographische Ob jekte in der anderen Sprache heißen, was eine große kulturelle Berei cherung ergibt. Die verschiedenen sprachlichen Formen der Ortsnamen sollten nicht „bestimmten staatsrechtlichen Verhältnissen zugeordnet werden“, wie das immer wieder mit Formulierungen, wie „Liberec, das ehemalige Reichenberg“ geschieht. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass diese Materie weniger durch Gesetze entkrampft werden kann, als vielmehr durch allmähliche „Veränderung der öffentlichen Meinung hin zur of fenen Bürgergesellschaft.“ Dabei schlägt z.B. das von beiden Regie rungen eingesetzte „DeutschTschechische Gesprächsforum“ vor, dass zumindest im nichtamtlichen Verkehr Ortsnamen und sonstige geo grafische Bezeichnungen „in der Sprache benutzt werden, in welcher der übliche Text steht, z.B. in Reiseführern“. Im allgemeinen sagen wir ja auch in der deutschen Sprache z.B. „Mailand, Prag, Paris, Brünn oder Preßburg“ und benutzen nicht fremdsprachige Namensformen, wie englisch, französisch oder eben tschechisch. Letztere sind noch dazu mangels korrekter tschechischer Schreibweise meist verstümmelt. Die lange historische Gemeinsamkeit der Länder der Monarchie ist vor allem hinsichtlich der historische Ereignisse, wie „Frieden von Preßburg oder Prag oder Nikolsburg“ ein Gebot der historischen Red lichkeit und keinesfalls ein territorialer – wie z.Z. des Kommunismus – sondern ein kultureller Anspruch. Mit der ausschließlichen Verwendung tschechischer Ortsnamen wird nicht nur das europäische Kulturerbe von der Landkarte gelöscht, 172 sondern auch die nicht gelöste Nachbarschaftsgeschichte (s. Ausnah meregelung für VölkermordDekrete) tabuisiert. „Lost in translation“ bedeutet hier: „Negierung durch Nichterwäh nung“. Es fällt auf, dass das „Kulturland Österreich“ durch Vernachlässigung und Tabuisierung der kulturellen und historischen Aspekte und ver einfachter, vorauseilender Verwendung amtlicher, fremdsprachiger Ortsnamen gegen die Grundsätze des Europäischen Kulturerbes han delt. „Eigentlich ein kulturelles Armutszeugnis und vermutlich auch der fehlenden, historischen Bildung von Politikern und Journalisten zuzuschreiben“, so Ing. Reiner Elsinger, BundesobmannStv. und Bun desreferent für Heimatpolitik der Sudetendeutschen Landsmann schaft in Österreich (SLÖ). Nehmerland Die Tschechische Republik ist zumindest bis 2013 EUNettoNehmer land, kein unbedeutendes, denn das Land erhält, umgerechnet auf den Kopf der Bevölkerung EUweit die höchsten Subventionen. Das sieht man allenthalben im Lande, denn kaum ein Bauwerk, das der In frastruktur dient, wird ohne EUGelder gebaut. Der Anteil dieser För dermittel hängt natürlich von der Bedeutung des Vorhabens ab. In Welehrad ist die Neugestaltung des Platzes vor der Basilika mit 285 Millionen Kronen veranschlagt. Davon trägt die EU fast 200 Millionen. Bei anderen Bauvorhaben wird es wohl ähnlich sein. Um der Gefahr zu entgehen, in einigen Jahren zum Geber zu werden, bemüht sich die tschechische Regierung zur Zeit intensiv darum, auch über das Jahr 2013 den Status als Nehmerland zu behalten. Das trotz aller EUSkepsis des Präsidenten und eines großen Teiles der Bevölkerung. Deutschland bezahlt insgesamt ca. 25 % dieser Fördermittel. Und wie hoch ist dann der rechnerische Anteil der vertriebenen Sudetendeut schen? Grob gerechnet ist der Bevölkerungsanteil der Sudetendeut schen und deren Nachkommen mit 5 % der Gesamtbevölkerung anzusetzen. Somit beträgt der Anteil der Sudetendeutschen an dem Förderbeitrag für Tschechien 5% von 25, also ca. 1,25 % der Gesamt summe. Das ist nicht wenig, auch wenn es sich hier um eine Milch mädchenrechnung handelt. 173 BUCHBESPRECHUNG Sanftes Monster Brüssel oder Die Entmündigung Europas Wer Ironie und Sarkasmus schätzt wird hier fündig. Der Autor Hans Magnus Enzens berger bedient sich dieser Mittel um eine Entwicklung zu beschrei ben, die in der Verwirklichung wohl unaufhaltsam voran kommt, über deren endgültige Form aber noch gestritten wird: EUROPA soll es ein Europa der Vaterländer sein, ein Bundesstaat oder ein zen tral gelenktes Europa mit „Vasallen staaten“ ? Darüber wird noch gestritten, ob wohl Enzensberger in seiner Bro schüre ziemlich deutlich macht, daß der Zug zum „Einheitsstaat“ schon abgefahren sein dürfte. Zwar beginnt er nach rechtschaffener journalistischer Art mit der Erwäh nung positiv zu bezeichnender Sachverhalte. Dafür reichten ihm aller dings 3 Seiten. Nicht viel im Vergleich zu den 68 Gesamtseiten. Allerdings fügt er dann noch wissenswerte Fakten hinzu, über die vorbereitenden und einleitenden Phasen und die Männer, die sie ge stalteten, von der Montanunion und der EWG hin zur heutigen EU. Hier kann selbst der historisch gut beschlagene Wissenslücken schlie ßen. Dann aber seziert er genüßlich die ausufernde Flut von Organisatio nen und Unterorganisationen, die von Brüssel, Straßburg und anderen Orten gesteuert werden. Ein Mediziner würde von maligner Prolifera tion sprechen, einer krankhaften Wucherung. Im weiteren Verlauf spießt er, und das zurecht, völlig unnötige, unverständliche Regelun gen auf, wie z.B. die Verordnung 244/2009 die allen Europäern auf 14 eng bedruckten Seiten vorschreibt, wie (und womit) sie ihre Privaträu 174 me zu beleuchten haben; und er frägt: Schikane? Dummheit? Willkür? Oder die Richtlinie 2000/84 die dafür sorgt, „daß ein paar hundert Millionen Leute zweimal im Jahr an sämtlichen Armband Taschen und Wanduhren herumfingern müssen, was zur Folge hat, daß ihr Biorhythmus ein paar Wochen lang verrückt spielt“. Wobei von Ener gieeinsparung, die dabei erzielt werden sollte, keine Rede sein kann. Mit klaren Worten beschreibt er auch den kaum wieder gut zu ma chenden Geburtsfehler der Gemeinschaft. Damit ist nicht die übereilte Aufnahme von Rumänien und Bulgarien gemeint und die in Roßtäu schermanier listig erschlichene Aufnahme Griechenlands. Nein, den Geburtsfehler sieht er wo anders. Die Gründerstaaten verfügten über eine vergleichbare Wirtschafskraft. Bald aber stießen mehr und mehr unsichere Genossen zur Gemeinschaft, mit nicht vergleichbaren Volkswirtschaften. So waren sie dem Wettbewerb des gemeinsamen Marktes nicht gewachsen. Die Einführung der Einheitswährung er schwerte ihr Schicksal: Irland, Portugal, und jetzt noch gravierender Griechenland lassen die Konstruktionsfehler klar erkennen. Wir beenden hier die Besprechung und vergeben das Prädikat: lesens wert. Noch dazu preiswert; € 7.00 ISBN 9783518061725 e.p. PS: ……. eine treffliche Ergänzung von Prof. Willeke „Deutschland, Zahlmeister der EU“ – Abrechnung mit einer ungerechten Lastenver teilung – ist eben erschienen. Wir werden sie nächstens vorstellen. Erinnerungssplitter „Nichteinmal ein noch so steil emporführender Lebensweg konnte mir die Freude ersetzen, nach Hause zurückzukehren und wieder von all dem umgeben zu sein, was der Mensch bei seiner Geburt erhält: den Horizont der heimatlichen Landschaft, die Intimität der vier Wände, die Mutter, den Vater. Ich kehrte mit einer großen Erleichterung nach Hause zurück. (Aus dem Roman „Der Scherz’“’ von Milan Kundera; geb. am 1.4.1929 in Brünn) 175 Neues aus Brünn Schiff auf der Zeile Als wir im letz ten BHB über die neuen Schiffe be richtet haben wussten wir noch nicht, was aus dem damals noch nicht fertigem Schiff auf der Zeile wird. Wir hatten an eine Kneipe gedacht. Das stimmte nicht. Aber jetzt ist der Schiffbau beendet und es wurde bekannt, dass es sich um ein „Marionettenmu seum“ handelt. Es gehört einem Brünner Theater namens „Radost“ Freude. Im Inneren des Schiffes soll sich eine Sammlung von 1500 Ma rionetten befinden die das Theater seit Jahren archivierte und bisher dafür keine Ausstellungsräume hatte. Wie man auf dem Bilde sieht gibt es jetzt auf der „hohen See in Brünn“ für die Marionetten genü gend Platz. Weiterer Flugverbindung aus Brünn gestrichen. Wir haben unlängst über die gescheiterte Flugverbindung von Brünn nach Prag berichtet. Man hatte (auch dank der Bemühungen des Brünner Magistrats) bald eine andere Fluggesellschaft gefunden und die Flüge nach Prag fanden weiterhin statt. Jetzt ist es wieder vorbei mit dem Anflug auf die „Goldene Stadt der 100 Türme“ (wie Prag oft benannt wird). Auch die neue Gesellschaft hat Flüge nach Prag gestri chen. Sie lohnen sich, bis auf ein paar Ausnahmen wie die Russland Destinationen, anscheinend wenig bis gar nicht. Ob wenigstens die neuen Schiffe am Brünner Stausee etwas Bewegung nach Brünn brin gen? Bauarbeiten am Spielberg Anfang 2011 hat man mit umfangreichen Umbauarbeiten am Spiel berg begonnen. Es sollen neue Ausstellungsräume, Konzertbühnen, 176 Restaurants und andere touristische Attraktionen auf dem Spielberg Areal entstehen. Fast ein Drittel der Finanzmittel gibt die EU, der Rest soll Brünn selbst aufbringen. Forschungszentrum „par excellence“ in Brünn Die Europäische Union hat für Brünn 217 Millionen Euro für den Bau eines Forschungszentrums „par excellence“ gebilligt. Dieses wird in dem neu entstandenen Kampus der Masarykuniversität in Bohunice zusätzlich gebaut. An dem Projekt beteiligen sich auch andere Hoch schulen in Brünn wie die technische Hochschule in Königsfeld. Dort wird ebenfalls ein neues Spitzenforschungszentrum gebaut. Dement sprechend sind die Ziele der Brünner Wissenschaftler breit angelegt. Von der Medizin und Bioforschung bis hin zu Materialforschung ist die Rede. Topwissenschaftler aus aller Welt sollen kommen. Etwas verdächtig ist allerdings die Höhe der Finanzmittel. Aufgrund des breiten Forschungsspektrums sind 200 Millionen relativ wenig. Darüber macht sich aber in Brünn niemand Sorgen. Man verspricht sich von den neuen Forschungszentren, daß sie große Firmen anlo cken. Über ein Brünner Stanford oder Heidelberg ist derzeit die Rede. Das neue Forschungszentrum soll 2015 fertig werden. Schmutziges Wasser in dem neuen Universitätskampus Obwohl man derzeit in Brünn von einem neuen Heidelberg und Standford träumt, gibt es im täglichen Leben ganz andere Probleme. In dem neu gebauten Kampus der Masarykuniversität bekommen die Professoren und Studenten nur schmutziges und übel riechendes Wasser aus den Wasserhähnen. Man hat bei den riesigen Bauarbeiten der letzten Jahre offenbar irgend etwas versäumt und das Wasser im Kampus ist kaum zu benutzen. Die Masarykuniversität beklagte sich zuletzt darüber in den Brünner Medien; die für den Bau des Kampus zuständige Firma sei dafür verantwortlich. Die Existenz der Gymnasien ist bedroht Obwohl man in Brünn viel Geld in die TopWissenschaft investiert ist das Bildungswesen in dem Lande bedroht. Von der Schließung von vielen Gymnasien und Mittelschulen in ganz Mähren ist die Rede. So soll ein Gymnasium in Seelowitz gestrichen werden und in Nikols burg soll das 400 Jahre alte piaristische Gymnasium mit einer Fach schule zusammengeschlossen werden. Auch viele Lehrer verlieren derzeit ihre Arbeit. 177 Ein Mann beim Waggonklettern durch Strom verletzt Ein Man hat am Zugbahnhof in Königsfeld aus unbekannten Gründen versucht einen Transportwaggon zu besteigen. Als er in die Nähe der Elektrizitätsleitung kam, wurde er vom Strom verletzt, obwohl es zu keinem direkten Kontakt mit der Leitung kam. Der Mann erlitt schwe re Verletzungen und befindet sich in Lebensgefahr. Ein ähnlicher Unfall passierte im August 2009 einer 55 jährigen Frau in einer Brünner Straßenbahn als sie in der Wienerstraße die Lüftungs öffnung im Dach des Straßenbahnwagens während eines Sommerge witters schließen wollte. Die Frau erlitt beim Berühren des Deckels Verbrennungen an der Hand. Aus dem Lüftungsdeckel aus Metall sprühten Funken, es entwickelte sich schwarzer Rauch und der Stra ßenbahnwagen kam ruckweise zum Stillstand. Die verletzte Frau wur de schließlich noch von einem der Mitfahrenden beschimpft, weil er „wegen ihr“ seinen Zug verpassen werde. Arbeiten in der Knochenkammer unter der Jakobskirche Es wird derzeit an der Knochenkammer unter der Jakobskirche gear beitet. Man will die Räume der Öffentlichkeit zugängig machen. Um für die Arbeiten Platz zu schaffen werden die vielen Menschenüber reste in den ehemaligen unterirdischen Luftschutzraum unter dem Kuhberg verlagert. Nach Beendigung der Arbeiten kommen die Über reste wieder zurück. Unter den Haufen von Knochen und Knochenstaub fand man auch al te bemalte Särge. Man vermutet es handelt sich dabei um wichtige Brünner Bürger. Neues Kreuz in Dobrenz Vor einer Zeit haben Unbekannte das hölzerne Kreuz in Dobrenz/Do bronín zerstört. Das von der Gemeinde Dobronín errichtete einfache Kreuz erinnerte nur kurze Zeit an das Massaker an Deutschen von 1945. Unbekannte haben an der Stelle jetzt ein neues Kreuz aufgestellt, das möglichen Angriffen besser widerstehen soll. Wieso sich niemand zu der Aufstellung des Kreuzes bekannte ist unklar. Anscheinend ist es in Tschechien immer noch gefährlich, öffentlich an die tschechische Gräueltaten von 1945 zu erinnern. 178 Die Veröffentlichungen in dieser Rubrik erfolgen nur auf der Grundlage von Meldungen der Kreisverbände, die auch für die Richtigkeit verant wortlich sind, oder laut Zusendungen von BHBBeziehern, die einen Ein trag wünschen. Meldungen für die Ausgabe MärzApril bis 10.1.; für MaiJuni bis 10.3.; für JuliAugust bis 10.5.; für SeptemberOktober bis 10.7.; für NovemberDezember bis 10.9.; für JanuarFebruar bis 10.11. 98.: Martin, Hermine, Marienstift, Joh,Phil.PalmStr. 44, 73614 Schorndorf, am 26. 08. 96.: Schneider geb. Lederer, Emilie, Pfarrgasse 6, A2130 Paasdorf, am 14. 09., frh. Mödritz 94.: Lorenz geb. Schulz, Maria, Porzer Str. 142, 53859 Niederkassel, am 31. 08,. frh. Mödritz Polzer, Franz, Föhrenstr.38, 83052 Bruckmühl, am 22.Oktober, frh. Priesenitz 93.: Schneider, Helmuth, Dr.Ing., Bruhweg 9, 70839 Gerlingen, am 28. 08. 92.: Benda, Karl, Staudenweg 24 a, 68305 Mannheim, am 13. 10., frh. Morbes 91.: Dangelmaier, Hanne, Wiesensteiger Str. 28, 73347 Mühlhausen, am 7. 10. 90.: Hauser geb. Lederer, Herta, Sonnenweg 7, 76337 Waldbrunn, am 16. 08., frh. Mödritz 89.: Pfander, Richard, Philosophenweg 8, 70734 Fellbach, am 16. 10. WentzekPinker, 92637 Weiden, am 8. 09. Hladik, Ludmila, AalenUnterkochen, am 18. 08. 88.: Pressburger, Alice, Oberfeldstr. 38, 76149 Karlsruhe, am 13. 09. Breda, Notburga, Strümpfelbacher Str. 63, Otto Mühlschlegel Haus, 71384 Weinstadt, am 1. 10. 87.: Treibl, Friederike, Geyersperger Str. 62, 80689 München, am 18. 09. 179 86.: 85.: 84.: 83.: 82.: 81.: 80.: 79.: Mannsbarth, Heinrich, Hohenstaufenring 4, 85586 Poing, am 8. 10. Polzer, Felix, von RavensteinWeg 10, 89160 DornstadtTomerdingen, frh.Priesenitz Gebauer geb. Hanak, Irmgard, A.d.Waldesruh, 36039 Fulda, am 13. 10., frh. Mödritz Schreiner, Alfred, Jagstzell, am 22. 09. Hawranek, Gerhard, Fehläcker 7, 73054 Eislingen, am 15. 09. Bauer geb. Brislinger, Auguste, OttoGesslerStr. 3, 71638 Ludwigsburg, am 24. 08. Friedrich, Therese, Bezgenrieter Str. 10, 73092 Heiningen, am 7. 10. Köder, Elisabeth, Ziegelbachstr. 36, 73054 Eislingen, am 21. 09. Lachmann, Walter, Hornschuchstr. 66, 74679 Weißbach, am 1. 10., frh. Mödritz Witt, Resi, Göllnerstr. 21/9, A1030 Wien, am 1. 10., frh. Mödritz Hlauschek, Gerhard, Brahmsstr.30, 86368 Gersthofen, frh. Priesenitz Sokoluk, Elisabeth, Rabenkopfstr. 8, 81545 München, am 31. 08. Lukes, Gertrud, Hilblestr. 4, 80636 München, am 3. 10. Haas, Herta, Silberstreifen 5, 76287 Rheinstetten, am 21. 09. Havlik, Silvia, Lindenstr. 12, 73061 Ebersbach, am 23. 09. Schwihalek, Willy, Gollernstr. 31, 73733 Esslingen, am 2. 09. Fuxa, Mathäus, Rosenhof 6, 74889 Sinsheim, am 14. 09., frh. Morbes Samstag, Ernst, Maisachstr. 27, 82282 Aufkirchen, am 3. 09., frh. Mödritz Frost, Inge, Sebaldplatz 4, 73525 Schwäbisch Gmünd z.Zt. England, am 6. 09. Mannsbarth, Erna, Hohenstaufenring 4, 85586 Poing, am 1. 10. Ottich, Robert, Schießstättstr. 16, 80339 München, am 22. 09. Weithofer, Erika, Waldenbühlweg 3, 73072 Donzdorf, am 28. 10., frh. Mödritz Holz, Alois, Hauptstr. 23, 75032 Mühlbach, am 20. 09., frh. Mödritz 180 78.: 77.: 75.: 72.: 71.: 68.: 61.: Polzer, Marie, von RavensteinWeg 10, 89160 DornstadtTomerdingen, frh. Priesenitz Kettel geb. Taborsky, Edeltraut, OttoKonzStr.7, 73733 Esslingen, am 2. 09. Wystrcil geb. Wirwas, Brigitte, Bolzstr. 38, 74321 BietighemBissingen, am 26. 09. Zöger geb. Butschek, Brigitte, Schweinheimer Str. 25, 53881 Euskirchen, am 9. 10. Grimm, Rosa, Wermeshöferstr. 17, 74706 Osterburken, frh. Priesenitz Herrmann, Horst, AalenWaldhausen, am 6. 08. Braun, Johann, Asternweg 3, 73642 Welzheim, am 27. 09. Schwarz, Helene, BischofKepplerStr. 4/1, 73525 Schwäbisch Gmünd, am 18. 08. Kinauer, Erna, Ebertstr. 12, 89537 Giengen, am 29. 09., frh. Mödritz Wolfram, Hannelore, Füssener Str. 11, 81476 München, am 20. 08. Schwarzer, Hannelore, Bonner Str. 19, 80804 München, am 14. 09. Webinger, Erika, Heubachstr. 11, 73092 Heiningen, am 20. 09. Grübl, Hannelore, Ebereschenweg 22, 73333 Gingen/Fils, am 11. 10. Taborsky, Willy, Goethestr. 5, 74360 Ilsfeld, am 15. 08. Eckert geb. Ehrenberger, Christel, Wiesenstr. 3, 74918 Angelbachtal, am 21. 09., frh. Morbes Geburtstage die schon früher erscheinen sollten, jedoch zu spät zur Kenntnis kamen: 93.: Kellner, Johann, Rosenweg 23, 85774 Unterföhring, am 16. 06., frh. Morbes 87.: Stahl geb. Pavelka, Hilde, Lenzhalde, 70806 Kornwestheim, am 7. 07., frh. Morbes Koschabek, Helene, Allee 9, 74933 Neidenstein, am 15.06. 79.: Heinisch, Friedrich, Fliederweg 3, 89150 Laichingen, am 29. 06., frh. Morbes 65.: Duchon, Kurt, Calvinstr. 15, 68229 Mannheim, am 28. 07., frh.Morbes 181 58.: Barth, Bernhard, Biddersbacher Hof, 74931 Lobbach, am 18. 06., frh. Morbes Allen Geburtstagskindern wünscht der Brünner Heimatbote Glück und Gesundheit, damit sie noch viele schöne Tage im Kreise ihrer Lieben erleben können! Todesfälle: Chwalkowsky, Walter, * 10. 09. 1928 † 21. 04. 2010, frh. Mödritz Dörner geb. Klitschnik, Rosa, Untere Sonnenhalde 21, Tauberbischofsheim, * 1934 † 18. 06. 2011, frh. Morbes Hanny geb. Lochmann, Luise, A 2120 Wolkersdorf, * 26. 05. 1927 † 3. 07. 2011, frh. Mödritz Jakobeit geb. Schatral, 74544 Michelbach, * 23. 07. 1928 † 18. 06. 2011, frh. Mödritz Janaczek, Friedrich Dr., Voitstr. 4, 80637 München, * 18. 07. 1918 † 25. 04. 2011 Kunetka, Luise, Königsbrunner Str. 39 a, 86179 Augsburg, * 20. 05. 1918 – † 2. 08. 2010 Mayer geb. Kubik, Gerti, 89537 Giengen, * 30. 07. 1920 † 28. 06.2011, frh. Mödritz Streit, Egon Dr. Fasanenstr. 24, 85591 Vaterstetten, * 16. 06. 1911 † 14. 06. 2011 (2 Tage vor dem 100. Geburtstag) 182 Helmut Schneider Dr.Ing., Regierungsbaudirektor Kulturpreisträger der BRUNA hat uns im 93. Lebensjahr verlassen. Er hat ein gesegnetes Alter erreicht und solange seine Kraft reichte hat er sie unserem Heimatverband als stellvertretender Bundesvor sitzender und als Kulturreferent zur Verfügung gestellt. Kaum eine Sitzung des Bundesvorstandes, an der er nicht teilnahm. Im Jahre 1998 verlieh ihm die BRUNA ihren Kulturpreis. Das war ein kleiner und bescheidener Dank für seine vielfältigen Aktivitäten. Die BRUNA würdigte dabei neben anderem seine Dokumentation „1000 Jahre Deutsche und Tschechen in Böhmen und Mähren“, seine Mitar beit an den Dokumentationen „Brünner Köpfe“, „Lexikon Bedeuten der Brünner Deutscher“ und an der Dokumentation über den Brünner Todesmarsch. Seinen Aktivitäten ist der Entwurf des Weißen Marterl zu verdanken, das als Nachbildung des Brünner Originales heute in der Patenstadt Schwäbisch Gmünd steht. Auch die redaktionelle Bearbeitung des Buches von Dora Müller „Die Wintererreise in die Brünner Sprachin sel 1975.“ nahm er vor. Darüber hinaus befasste er sich in zahlreichen Referaten mit der Geschichte unserer Heimatstadt. Er widmete sich so der Erhaltung unseres heimatlichen Kulturgutes und der Überlie ferung der besonderen gesellschaftlichen und strukturellen Eigenhei ten des Brünner Deutschtums, wie es uns in der BRUNA Satzung aufgegeben ist. Dr. Schneider war immer eine verlässliche und uneigennützige Stütze der Bundesvorsitzenden der BRUNA. Von der Stadt Brünn eingela den, weilte er mit mir und mit Paul Lochmann 1993 als offizieller Ver treter der BRUNA bei der 750Jahrfeier der Stadt Brünn. Sein Studium begann er an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. Nach dem Wehrdienst beendete er es an der Technischen Hochschule in Stuttgart und wurde dort im Jahre 1961 zum Doktor Ingenieur promoviert. Nun, da wir Abschied nehmen müssen, können wir Dr. Helmut Schneider nur danken für seinen Einsatz für das Deutsche Brünn. Wir werden unserem verdienten Landsmann ein bleibendes und eh rendes Gedenken bewahren. Karl Walter Ziegler 183 Aus dem Verbandsleben BRUNA Remstalkreis Am 29. Mai feierten die Mitglieder der BRUNA Remstal kreis nachträglich das Mutter und Vatertagsfest. Alle wa ren zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Der Vorsitzende, Ldm. Erich Wenzel, begrüßte die Anwesenden und wies auf das bevorstehende Pfingstfest hin. In Schorndorf ist das katholische Kirchengebäude dem Hl. Geist geweiht, sodass an die sem Pfingstfest das Patroziniumsfest gefeiert wird. Im Jahre 1946 ka men überwiegend katholische Heimatvertriebene nach Schorndorf, sodass nach einigen Jahren das kleine Kirchlein für die Gläubigen nicht mehr ausreichte. Es wurde eine größere Kirche gebaut und dem Hl. Geist geweiht. Dabei erinnerte Erich Wenzel an den damaligen Stadtpfarrer Krahmer, der viel für die Integration der Vertriebenen, vor allem der Jugend, getan hatte. Dieser Pfarrer ist einigen von uns noch in guter Erinnerung und es wurden lustige Begebenheiten aus dieser Zeit erzählt. Neben der angeregten Unterhaltung gedachten wir auch unserer kranken Landsleute, wie an unseren Ehrenvorsitzenden, Ldm. Karl Walter Ziegler. Wir wünschten allen gute Besserung und angenehme Tage. Mit heimatlichem Gruß BRUNA Kreisverband München Am 27. Mai 2011 traf sich der harte Kern der BRUNA München zum zweimonatlichen Beisammensein im Rhaetenhaus. Die Vorsitzende, Frau Walz, begrüßte die Gäste und verlas nach einem kurzen Gedenken an die in der letzten Zeit verstorbenen Mitglieder die Geburtstagsliste. Herr Hanak berichtete über die Bundesversammlung in Stuttgart und die letzte Brünnreise, die Dank seiner hervorragenden Organisation wieder ein voller Erfolg geworden war. Die geplante Sommerreise der BRUNA München in das Altmühltal fand einen unerwartet großen 184 Anklang, so daß über eine Erhöhung der vorgesehenen Plätze nachge dacht werden muß. Frau Walz und Herr Hauswirth trugen noch einige Gedichte vor, ehe der Nachmittag nach lebhafter Unterhaltung endete. Die Arbeit der Münchner BRUNA war in letzter Zeit von einer Reihe von Aktivitäten bestimmt. Am Sonntag dem 15. Mai fand in der vollbesetzten Wieskirche bei Freising ein Gedenkgottesdienst für die beim Brünner Todesmarsch ums Leben gekommenen deutschen Bewohner Brünns statt. Der Wies kurat Dr. Brugger erinnerte daran, dass nicht nur von Deutschen Ver brechen verübt worden sind und gedachte während der Messe der Opfer der Vertreibung. Der Gottesdienst wurde von der Schubert Messe begleitet. Es war ein Erlebnis, wieder einmal die altvertrauten Klänge zu hören. Nach der Messe traf sich ein kleiner Kreis im „Wiesstadel“ zum ge mütlichen Beisammensein, wobei auch Kontakte zu der Sudetendeut schen Landsmannschaft in Freising und Moosburg geknüpft werden konnten. Am 21.5. statteten wir der SL Moosburg einen Besuch ab, wo wir ei nem Vortrag über Erbrecht und Vorsorge beiwohnten. Anschließend hatten wir Gelegenheit das Hodschaker Heimatmuseum im Haus der Heimat in Moosburg zu besichtigen. Ein wirklich sehenswertes und mit viel Liebe gestaltetes Museum. Neben den schönen Trachten be eindruckte besonders die Gedenkwand mit den Namen der von Parti sanen umgebrachten deutschen Bewohner. Im Seniorenheim von Zolling hielten wir einen mit großem Interesse aufgenommenen Vortrag über die Flucht aus Brünn, die Rückkehr und den anschließenden Todesmarsch. Leider sind unsere Bemühun gen, auch die jüngere Generation über die Geschehnisse von 1945 zu informieren, bisher wenig erfolgreich geblieben. Hans Hauswirth Am 22. Juli trafen wir uns in den bewährten Räumen im Rhaetenhaus. Das AprilSommerwetter zwang uns auf den Biergarten zu verzichten und im Hause zu bleiben. Dafür war der Besuch erfreulich hoch, an die dreißig Freunde hatten sich aufgerafft zu kommen, was die Vorsit zende, Frau Walz, bei der Eröffnung und Begrüßung erfreut feststellte bevor sie die Geburtstage bekannt gab. Zwei Betroffene waren anwe 185 send und bekamen, verbunden mit den besten Wünschen auch ihren Applaus. Herr Hauswirth gab dann Einzelheiten zum traditionellen Sommer ausflug bekannt, der diesmal per Bus und Schiff das Altmühltal zum Ziele hat. Anschließend berichtete Herr Schmidt über die Hauptkund gebung am Sudetendeutschen Tag in Augsburg und Herr Gabrisch er gänzte mit Einzelheiten aus der politischen, auch der tschechischen Landschaft. So der in Augsburg ausgesprochene Hinweis auf den Be such der englischen Königin in Irland, die sich nicht zu schade war die Fehler der englischen Besatzungszeit zu erwähnen, dort verbun den mit der Frage, ob dies nicht auch dem tschechischen Präsidenten möglich wäre. Die wütenden Reaktionen aus Prag wurden auch er wähnt. Eine rege Diskussion war die Folge, die sich auch der eklatan ten Fehler der bundesdeutschen Politik (im Zusammenhang mit dem Nachbarschaftsvertrag) annahm. Die weitgehende Unkenntnis der verantwortlichen deutschen Politiker über das Ausland Deutschtum hatte dort zu völlig unakzeptablen Zugeständnissen geführt. Herr Fritsch erwähnte eine für den Spätherbst im Sudetendeutschen Haus geplante Ausstellung und Dr. Pillwein berichtet über die Eröff nung der derzeitigen Ausstellung des Jüdischen Museums Prag über die “Verschwundenen Nachbarn“, deren Besuch empfohlen werden kann. Es war wie immer eine ergiebige Zusammenkunft, die sicher die meis ten mit Zufriedenheit entließ. HH Heimatnachmittag am Samstag den 14.05.2011 Bei unserem heutigen Heimattreffen gestalteten wir ein Muttertags programm mit einfühlsam vorgetragenen Gedichten und frühlings haften Liedern, was stimmungsvolle Atmosphäre auslöste und von unseren Landsleuten freudigst mitgesungen wurde. Für das leibliche Wohl wurde mit köstlichen Torten, Kaffee, Brötchen und einem guten Glaserl Wein gesorgt. 186 Im Böhmerwaldmuseum in 1030 Wien, Ungargasse 3 wurde die Son derausstellung Karlsbad – Altösterreichischer Kurort zwischen Erzge birge und Kaiserwald am 07. Mai 2011 eröffnet. Die Ausstellung ist bis April 2012, jeden Sonntag von 09:00 – 12:00 Uhr zu besichtigen. Eben falls begleitet das Böhmerwaldmuseum eine Busreise unter dem Titel „Zu den verschwundenen Dörfern“ vom 19.08.21.08.2011. Abfahrt von Wien nach Linz über Budweis, Krummau und Gratzen. Man wird ei nige der fast verschwundenen Dörfer sehen und kommt in das roman tische Wittingau, nach Zlabings, eine der schönsten Städte dieser Region, Znaim und abschließend Retz. Eine neue Ausstellung ist Egon Schiele, dem zentralen Künstler der österreichischen Moderne und auch seinen Anfängen bis 30. Oktober 2011 im Egon Schiele Museum, in seiner Geburtsstadt Tulln gewidmet. Seine Mutter stammte aus Krummau, wo er auch einige Zeit lebte. Wir erinnerten an den 62. Su detendeutschen Tag am 11. & 12.06.2011 zu Pfingsten in Augsburg. Bernd Posselt, Europaabgeordneter und Sprecher der Sudetendeut schen Volksgruppe wird beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg den Europäischen Karlspreis 2011 der Sudetendeutschen Landsmann schaft an den ehemaligen Staatspräsidenten der Slowakischen Repu blik, Rudolf Schuster, verleihen. Am Samstag den 18.06.2011 ist unser letzter Heimatnachmittag vor der Sommerpause und wir hoffen trotz Urlaubszeit auf zahlreiches Kommen. Wie jedes Jahr findet am Fron leichnamstag – Donnerstag den 23.06.2011 unsere Gräberfahrt im Ge denken an den Brünner Todesmarsch statt. Wer Interesse hat daran teilzunehmen, den möchten wir höflichst darauf hinweisen, dass die Mitfahrt nur mit eigenem PKW möglich wäre. Für etwaige Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung unter der Telefonnummer: 0676 3743362 (abends ab 18:00 Uhr). Heimatnachmittag am Samstag den 18.06.2011 An unserem letzten Heimatnachmittag vor der Sommerpause haben sich leider nur mehr wenige Landsleute eingefunden, da schon einige unserer Mitglieder auf Urlaub sind. Beim 62. Sudetendeutschen Tag zu Pfingsten in Augsburg wurde von Bernd Posselt, CSU Europaab geordneter und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe der Eu ropäische Karlspreis 2011 der Sudetendeutschen Landsmannschaft an den ehemaligen Staatspräsidenten der Slowakischen Republik, Rudolf Schuster, verliehen. Rudolf Schuster setzte sich für die Versöhnung der Völker und Volksgruppen in Mitteleuropa ein und ist deshalb als Kar patendeutscher vom slowakischen Volk zum Staatspräsidenten ge 187 wählt worden. Als erfolgreicher Oberbürgermeister von Kaschau (Košice) vermittelte er zwischen Ungarn, Slowaken, Deutschen und Ruthenen in diesem Teil Mitteleuropas, so begründete der Sprecher Bernd Posselt. Weitere Festreden hielten der bayrische Ministerpräsi dent Horst Seehofer und der SL – Bundesvorsitzende Franz Pany un ter dem diesjährigen Motto des Sudetendeutschen Tages: „Dialog und Wahrheit – Nachbarschaft gestalten“. Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass im Böhmerwald Museum die Sonderausstellung über Karlsbad – Altösterreichischer Kurort zwischen Erzgebirge und Kai serwald bis April 2012 in 1030 Wien, Ungargasse 3, jeden Sonntag von 09:0012:00Uhr zu besichtigen ist. Die österreichische Nationalbiblio thek lädt zu einer Ausstellung über Altösterreich – Menschen – Län der und Völker in der Habsburgermonarchie, eine beeindruckende Bilderreise durch die Geschichte. Die österreichisch – ungarische Monarchie stellte den letzten großen Versuch dar, alle Länder und Völkerstämme der Monarchie gleichwertig zu präsentieren. Zum Bei spiel ist ein Bild von Eduard Gurk, Böhmen „Carlsbad Promenade auf der alten und neuen Wiesengasse“ um das Jahr 1825 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr, Donnerstag 10:00 – 21:00 Uhr, die Ausstellung läuft noch bis 30. Oktober 2011. Am Donnerstag den 23.06.2011 Fronleichnamstag fand unsere Gräber fahrt im Gedenken an die Opfer des Brünner Todesmarsches zu den Massengräbern entlang der Brünner Straße statt. Am Sonntag den 26.06.2011 war das Kreuzbergtreffen der Südmährer in Kleinschwein barth, die Festmesse am Kreuzberg hielt Bischofsvikar Prälat Karl Rühringer, Kundgebung mit Verleihung des Ehrenbriefes des SLR an AltLandeshauptmann HR Siegfried Ludwig, anschließend Südmäh rer Kirtag beim Dorfwirt. Das 63. Bundestreffen der Südmährer in Geislingen / Steige ist im Sommer am 30. und 31.07.2011. Wie alljähr lich ist Sonntag den 14.08.2011 ab 09:30Uhr der Südmährer Kirtag in Niedersulz im Weinviertel. Der Sudetendeutsche Heimattag in Wien am Samstag den 17.09.2011 im „Haus der Heimat“ mit einer Lesung von Erika Örtel aus Gablonz und am Sonntag den 18.09.2011 in Klos terneuburg mit feierlichen Hochamt in der Stiftskirche, Fest und Trachtenzug zum Sudetendeutschen Platz, Totengedenken mit Dkfm. HansGünter Grech und Kundgebung in der Babenbergerhalle. Die Festrede zum Thema „Die Wahrheit siegt – Pravda Vìtězí“ hält der 3. Nationalratspräsident Mag. Dr. Martin Graf. Festabzeichen für den Heimattag in Wien und Klosterneuburg sind bei der „BRUNA“ um 188 € 5, erhältlich. Der Komponist Alexander Blechinger gibt ein Konzert am Donnerstag den 29.09.2011 um 19:30 Uhr im „Haus der Heimat“. Unser erster Heimatnachmittag ist am Samstag den 08.10.2011 und wir freuen uns, Sie im Herbst wieder zahlreich begrüßen zu dürfen. Wir hoffen, dass Sie eine der angeführten Veranstaltungen oder Ausstel lungen besuchen werden. Der Vorstand der BRUNA – Wien wünscht Ihnen einen schönen erholsamen Sommer. Obfrau: Schriftführerin: Ulrike Tumberger ChristianeTumberger BRUNA Kreisverband Göppingen Statt den Monatsberichten Zusammenkünfte 2010 bekannt: geben wir die Themen der Januar: Vortrag: „Wiener KücheBöhmische Küche“ Geschichtl. literarisch aufbereitet Februar: Film „Dubai“ mit Kurzvortrag über ARABIEN März: Referat: ARABIEN das Land der Fatamorgana Tausendundeiner Nacht, des Kaffees und der Baumwolle April: Jahreshauptersammlung; anschl.Kurzvortrag über „Böhmisches Glas“, mit Diaschau Mai: Vortrag: „Iglau und Gustav Mahler“; mit musikal.Kostproben aus „Des Knaben Wunderhorn“ Juni: Lesung aus „Blühendes Mährerland“ von Reinhard Pozorny Sept.: „Spaziergang durch Brünn“ – Film von Ldm.Horst Morawek Okt.: „Kirchweihsonntag“ mit Ehrung langjähriger Mitglieder Nov.: Vortrag : „St.Martin“ sein Leben und Volksbräuche – Martiniritt und das MartinigansEssen Dez.: Traditioneller „Nikolo Nachmittag“ (Die Red. entschuldigt sich dafür, daß die für Heft 22011 vorgesehene Veröffentlichung wegen eines technischen Versehens unterblieb.) 189 Deutsche Sprachinselorte bei Brünn, e. V. Ortsgemeinschaft Mödritz Das Mödritzer Treffen am 18. Juni 2011 Das Mödritzer Treffen 2011 fand wieder in Stetten am Heuchelberg statt. Über 50 Personen folgten der Einladung. „Maritschi“ Weiner mit ihrer Familie hatten alles gut vorbereitet. Ihre beiden Töchter Irmtraud und Monika hatten, zusammen mit Marianne Piller ein buntes Pro gramm zusammengestellt. Schon beim Eintreffen der ersten Mödritzer war zu spüren, dass sich alle auf ein geselliges Beisammensein freu ten. Herbert Kinauer, Vorsitzender der Ortsgemeinschaft Mödritz, begrüß te zunächst die erwartungsfrohen Teilnehmer aus nah und fern. Er ge dachte auch derer, die aus Alters und Gesundheitsgründen nicht dabei sein konnten und derer, die aus den Reihen der Mödritzer ver schieden waren. 66 Jahre nach der Vertreibung ist es nicht selbst ver ständlich, dass die Ortsgemeinschaft noch zusammenhält. Der Beweis dafür, dass sich Mödritz nicht aus den Herzen verdrängen lässt, zeigt das heutige Beisammensein. In diesem Jahr wurde Mödritz zweimal besucht. Anfang April fuhr ein Bus mit CDUMitgliedern aus Erbach in die alte Heimat. Vom 6. 9.Mai machte sich eine Abordnung des Erbacher Gemeiderates, mit dem neuen Erbacher Bürgermeister an der Spitze, auf den Weg nach Mödritz. Da Mödritz auch das 870jährige Stadtjubiläum feierte, wur den gleich Kontakte Mödritz/Erbach geknüpft. Marianne Piller nahm an beiden Besuchen teil und berichtete recht positiv darüber. Nach dem gemeinsamen Essen, führte Marianne Piller durch das wei tere Programm. Es wurden heimatliche Lieder gesungen. Ein Gedicht von Kathi Müller(Weiner), in Mundart (baurasch), brachte viel Erhei terung in den Saal. Mathias Weigel führte ein Video vom letzten Tref fen vor und zeigte auch historische Bilder. Die Stunden vergingen wie im Flug, natürlich war die Zeit zum Aus tausch von Erinnerungen wieder einmal zu kurz, und es war Zeit zum Abschiednehmen geworden. Herbert Kinauer dankte allen die zum Gelingen des Treffens beigeholfen haben. Auf die Frage: „Soll nächstes 190 Vorne Links: Franz Weiner (88 Jahre) Kathi Müller bei Gedichtvortrag Der Jahrgang 1931 (die 80ziger) Rege Gespräche über die Heimat Jahr wieder ein Treffen stattfinden“, gab es ein vielstimmiges „Ja“. Mit den Liedern „Wahre Freundschaft“ und „Kein schöner Land“ endeten die harmonischen Stunden. Viele schöne Sommertage wünscht allen Mödritzern, Erbachern, Wol kersdorfern, Freunden und Bekannten Euer Herbert Kinauer Mödritz hat einen schweren Verlust erlitten Luise Hanny geb. Lochmann unsere Heimaträtin, ist am 03.07.2011 im 85. Lebensjahr verstorben. Wir haben in ihr eine treue Mödritzerin verloren und danken ihr für ihre Liebe und Treue zur Heimat. Die ewige Ruhe sei ihr vergönnt. Wir werden ihr Andenken in Ehren bewahren. Der Heimatrat Mödritz 191 Verantwortlich für Geburtstagslisten: Thomas Schnirch, Uhlandstr. 45, D73092 Heiningen, Ruf und Fax: (0761) 41523. eMail: ThomasSchnirch@online.de Herausgeber: BRUNA Heimatverband der Brünner e. V. Bundesvorsitzender: Dr. Rudolf Landrock, Venantiusstraße 12, 53125 Bonn, Ruf: (0228) 25 12 94, Funk: (0177) 8 99 32 89, email: Rudolf.Landrock@gmx.de Internet: http://www.bruenn.eu Redaktion und Anzeigen: Gerd Hanak, Tábor 30a, CZ60200 Brno, Ruf: 00420541236985, Fax: 00420541236986 BHBRedaktion@Bruenn.eu Erscheinungsweise zweimonatlich. Druck: Druck u. Medienzentrum Gerlingen Vertrieb, Adressverwaltung, Bestellungen, Abbestellungen: Rotraut Pfaff, Silcherstr. 101a, 73614 Schorndorf Ruf: 0718173881 Fax: 0718173881 bhbversand@live.de Der BHBBezug kostet jährlich € 23,. Zahlungen auf das Konto: BRUNAReferat BHB, Postbank Stuttgart, Kto.Nr. 134 024705 (BLZ 600 100 70). Für Zahlungen aus Österreich und anderen €uroStaaten: IBAN DE67 600 100 700 134 024 705 BIC PBNKDEFF