Abstracts - European Nutraceutical Association

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Abstracts - European Nutraceutical Association
NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL
IN DER MEDIZIN
Nürnberg, Deutschland I Samstag, 8. Oktober 2005
Fortbildungsveranstaltung
Abstracts
Mit freundlicher Unterstützung von
Nutrazeutika in den USA: Der Dietary Supplement and
Health Education Act (DSHEA)
B. Wollschlaeger
Der Dietary Supplement and Health Education Act
(DSHEA) of 1994 (1) sollte den Verbraucherzugang
zu unbedenklichen Nahrungsergänzungsmitteln wie
z.B.
Kräuter,
Mineralstoffen
und
Vitaminen
sicherstellen. Er verlieh der US-amerikanischen
Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration
(FDA) eine beträchtliche Durchsetzungsautorität im
regulierenden Umgang mit der Nahrungsergänzungsmittelindustrie.
Die Verabschiedung des Dietary Supplement and
Health Education Act (DSHEA) im Jahr 1994 war das
Ergebnis koordinierter Lobby-Arbeit der Naturheil- und
Nahrungsergänzungsmittelindustrie und einer groß
angelegten Bürgerinitiative, die dem amerikanischen
Kongress fast 2 Millionen Unterschriften vorlegte. Der
DSHEA wurde vom Kongress in Kraft gesetzt,
nachdem eine öffentliche Debatte über die Bedeutung
von Nahrungsergänzungsmitteln zur Gesundheitsförderung, die Notwendigkeit des Verbraucherzugangs zu aktuellen und korrekten Informationen über
Nahrungsergänzungsmittel und die kontroverse Auseinandersetzung über das regulierende Eingreifen der
FDA in diese Produktkategorie vorausgegangen war.
Mit dem DSHEA setzte der Kongress die Parameter
für die Abgrenzung der Nahrungsergänzungsmittel
von herkömmlichen Lebensmitteln fest, wobei – wie
unter Paragraph "Findings" des Gesetzes festgehalten –
einerseits zugestanden wurde, dass
“zwischen der Aufnahme von bestimmten Nährstoffen
oder Nahrungsergänzungsmitteln und der Prävention
von
chronischen
Krankheiten
wie
Krebs,
Herzkrankheiten und Osteoporose eine Verbindung
besteht“ [§ 2 Findings (3)(A)], und dass andererseits
“die Verbraucher in die Lage versetzt werden sollten,
selbst über die Anwendung von Präventivmassnahmen zu entscheiden, und zwar auf der
Grundlage von Erkenntnissen, die im Rahmen
wissenschaftlicher Studien über gesundheitsfördernde
Wirkungen bestimmter Nahrungsergänzungsmittel
gewonnen wurden.” [§ 2 Findings(8)].
Der DSHEA ergänzt den Federal Food, Drug, and
Cosmetic Act von 1938 (FFDCA) dahingehend, dass
er die Art und Weise regelt, wie Nahrungsergänzungsmittel gesetzlich zu behandeln und
auszuweisen sind. Vor dem Inkrafttreten des DSHEA
war die Praxis der FDA, Nahrungser-gänzungsmittel
entweder wie Nahrungsmittelzusätze oder wie
Arzneimittel zu behandeln. Nach Aussagen von Soller
(2) „wurde ein Produkt, das vorwiegend aufgrund
seines Geschmacks, seines Aromas oder seines
Nährwertes Anwendung fand, wie ein Nahrungsmittel
behandelt ... und demnach den Bestimmungen für
Nahrungsmittelzusätze der FFDCA unterworfen. Ein
Produkt wurde hingegen als Arzneimittel behandelt,
wenn es den Anspruch erhob, therapeutisch (d.h.
heilend/vorbeugend) wirksam zu sein und/oder für
sich beanspruchte, Aufbau oder Funktion des Körpers
durch einen nicht nutritiven Mechanismus positiv zu
beeinflussen bzw. wenn andere Hinweise darauf
vorlagen, dass die beabsichtigte Anwendung des
Produktes als ein Arzneimittel erfolgen sollte”.
Jedes Nahrungsergänzungsmittel, das mit solchen
Produkt-Claims vermarktet werden sollte, müsste
daher die Anforderungen der Regelungen zur
Arzneimittelsicherheit und -wirksamkeit erfüllen und
das langwierige Zulassungsverfahren vor der
Markteinführung durchlaufen, das als NDA (New Drug
Application) bezeichnet wird.
Die Verabschiedung des DSHEA und die
Inkraftsetzung am 25. Oktober 1994 durch Präsident
Clinton bewirkte eine ganz erhebliche Änderung der
Art und Weise wie Nahrungsergänzungsmittel
gesetzlich behandelt und ausgewiesen werden. Die
resultierenden komplexen Verflechtungen aus bestehenden Gesetzen und Regelungen unterscheiden
sich signifikant von denen in der pharmazeutischen
Industrie und tragen ihren Teil zum Mythos bei, der
die Nahrungsergänzungsmittelindustrie als die “nicht
regulierte Industrie” bezeichnet.
In einer unlängst veröffentlichten Arbeit riefen die
Autoren D. M. Marcus und A. P. Grollman (3) zu einer
neuen Gesetzgebung und zur Bereitstellung von
Ressourcen zur Regulierung der Naturheil- und
Nahrungsergänzungsmittelindustrie
auf.
Solche
Initiativen würden jedoch nur weiteren bürokratischen
Aufwand nach sich ziehen, um die Einhaltung der
Bestimmungen überwachen zu können ("Kontrolle der
Kontrolle"). Anstatt eines langwierigen und potentiell
vergeblichen
politischen
Ringens
um
eine
Gesetzesreform
wird
unsererseits
vielmehr
empfohlen, der FDA und der FTC ausreichend
Geldmittel und sonstige Ressourcen zur Verfügung zu
stellen, damit die bestehenden Bestimmungen laut
DSHEA durchgesetzt werden können.
Außerdem sollten für ärztliches Personal Fortbildungen über einen sinnvollen Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, um mögliche
unerwünschte Nebenwirkungen überwachen zu
können und das medizinische Personal über die
gängigen Melde- und Berichterstattungspraktiken zu
instruieren.
Unser Ziel sollte es sein, dem Verbraucher den Zugang zu Nahrungsergänzungsmitteln zu ermöglichen
und dabei gleichzeitig die Autorität der FDA und FTC
beizubehalten und zu stärken, damit sie die Anforderungen hinsichtlich Produktqualität, Sicherheit und
adäquater Kennzeichnung durchsetzen können.
(1)
Dietary Supplement Health and Education Act of 1994,
Public
Law
103-417,
103rd
Congress;
http://www.fda.gov/opacom/laws/dshea.html
(2)
Soller W. 2000. Regulation in the herb market: The myth
of the “unregulated industry”. HerbalGram, 49: 64-7.
(3)
D. M. Marcus, A. P. Grollman, 2002. Botanical Medicines.
The need for new regulations. N Engl J Med, 347:2073-76.
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Nutrazeutika in Europa: EU-Richtlinie über Nahrungsergänzungsmittel –
Inhalte und praktische Konsequenzen
I. Kiefer
Durch das vermehrte Angebot an Nahrungsergänzungsmittel und die unterschiedlichen einzelstaatlichen Rechtsvorschriften in den einzelnen
Mitgliedsstaaten soll die Richtlinie 2002/46/EG des
europäischen Parlament und des Rates vom 10. Juni
2002
unter
anderem
vor
allem
ungleiche
Wettbewerbsbedingungen für Hersteller verhindern
und gleichzeitig den Verbraucher schützen und ihnen
durch entsprechende sachgerechte und ausreichende
Kennzeichnungsvorschriften die Auswahl erleichtern.
Nach der Richtlinie sind „Nahrungsergänzungsmittel“
Lebensmittel, die dazu bestimmt sind, die normale
Ernährung zu ergänzen und die aus Einfach- oder
Mehrfachkonzentraten von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder
physiologischer Wirkung bestehen und in dosierter
Form in den Verkehr gebracht werden, d.h. in Form
von z.B. Kapseln, Pastillen, Tabletten, Pillen und
anderen ähnlichen Darreichungsformen, Pulverbeuteln, Flüssigampullen, Flaschen mit Tropfeinsätzen und ähnlicher Darreichungsformen von
Flüssigkeiten und Pulvern zur Aufnahme in
abgemessenen kleinen Mengen“.
Die Richtlinie umfasst neben der genauen Definition,
auch unter anderem Kennzeichnungsvorschriften und
eine Liste von Inhaltsstoffen, die bei der Herstellung
verwendet werden dürfen. Dabei handelt es sich um
spezifische Vorschriften ausschließlich für Vitamine
und Mineralstoffe einschließlich Spurenelemente (=
Positivliste). Diese soll aber durch weitere potentielle
Inhaltsstoffe wie Aminosäuren, essentielle Fettsäuren,
Ballaststoffe und verschiedene Pflanzen und Kräuterextrakte erweitert werden, genauso wie die Regelung
der Höchstmengen bezogen auf die empfohlene
Tageszufuhr. Das umstrittene System der Positivliste
und ihre Quellen wurden am 12. Juli 2005 vom
Europäischen Gerichtshof zugunsten der Europäischen Kommission bestätigt.
Genau geregelt ist die Kennzeichnung. Vorgeschrieben sind: Namen und Kategorien der Inhaltsstoffe, die
empfohlenen tägliche Verzehrsmenge in Portionen,
Warnhinweise, dass die angegebene empfohlene
Tagesdosis nicht überschritten werden darf und
Hinweise dass NEM nicht als Ersatz für eine abwechslungsreiche Ernährung verwendet werden
sollten und dass die Produkte außerhalb der Reichweite von kleinen Kindern zu lagern sind.
Weder die Kennzeichnung noch die Aufmachung der
Verpackung und die Werbung dürfen auf die Verhütung, Behandlung oder Heilung einer Humanerkrankung hinweisen noch behaupten oder
suggerieren, dass die Zufuhr angemessener Nährstoffmengen durch eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung im Allgemeinen nicht möglich
sein.
Grundsätzlich ist eine EU-weite Richtlinie über
Nahrungsergänzungsmittel, speziell zum Schutz des
Konsumenten sehr begrüßenswert. Die Sinnhaftigkeit
von stark eingeschränkten Positivlisten ohne Mengenangaben ist aber eher fragwürdig.
Das Redoxpotential von Lebensmitteln: ein wichtiges Qualitätskriterium
M. Hoffmann
Die Qualität von Lebensmitteln wird traditionell
chemoanalytisch bestimmt und definiert. Mit der
zunehmenden Bedeutung der bioaktiven Substanzen,
den Mikronährstoffen, werden aber zusätzliche
Qualitätsnachweise erforderlich, da die Chemoanalyse weder in der Lage ist, in absehbarer Zeit die
bis zu 100.000 Einzelstoffe befriedigend zu erfassen
noch
deren
immer
wichtiger
werdenden
Wechselwirkungen im Organismus umfassend
darzustellen. Während die Lebensmittelchemie nur
den stofflichen Aspekt eines Lebensmittels betrachtet,
finden bei der Elektrochemie auch elektronenenergetische, thermodynamische, strukturelle und
synergetische Aspekte Berücksichtigung. Eine
elektrochemische Beurteilung dieser Stoffe erlaubt
einen summarischen Einblick in diese Zusammenhänge. Dabei nimmt das Redoxpotential eine
Schlüsselstellung ein. Auf der Basis von ca. 9.000
Einzelmessungen lässt sich heute sagen, dass sich
jede Stress-Situation bei Produktion und Verarbeitung
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von Lebensmitteln auf das Elektronenangebot zur
Reduktion freier Radikale nachteilig auswirkt.
Konsequent bedeutet dies dann aber auch, dass zur
umfassenden Qualitätssicherung von Nahrungsergänzungsmitteln aus Naturstoffen laufende Redoxpotentialbestimmungen notwendig sind.
Das Redoxpotential
Das Redoxpotential hat von den elektrochemischen
Merkmalen von Lebensmitteln, zu denen auch noch
pH-Wert und Leitfähigkeit gezählt werden, die größte
Gesundheitsrelevanz. Schon 1968 schreibt Kollath auf
Grund seiner vielen Fütterungsversuche mit Ratten in
seinem Buch „Regulatoren des Lebens – Vom Wesen
der Redox-Systeme“: „Nahrung, die ihre Reduktionsfähigkeit verloren hat, ist tot.“ Was besagt diese
Feststellung elektrochemisch?
Nahrung, die ihre Fähigkeit verloren hat, Elektronen(energie) abzugeben, ist für den Organismus wertlos!
Über die Redoxmessung ist es möglich, ein
Spannungspotential im Lebensmittel quantitativ zu
bestimmen. Weil der Nullpunkt für die Redoxmessung
auf das Potential an der Wasserstoffelektrode im
Rahmen
einer
wissenschaftlichen
Konvention
festgelegt wurde, bedeutet dies, dass der
vergleichsweise niedrigere mV-Messwert das höhere
Elektronenpotential bezeichnet.
Bioaktive Substanzen verhindern
„Radikalenkrankheiten“
Interessant ist nun, dass die so genannten „bioaktiven
Substanzen“ oder „sekundären Pflanzenwirkstoffe“,
die seit ca. 15 Jahren von hohem wissenschaftlichem
Interesse für die Ernährung geworden sind, die
größten Garanten für den erforderlichen Elektronennachschub in den pflanzlichen Lebensmitteln
darstellen. Dies sind die Farb-, Aroma- und
Bitterstoffe, die in der Pflanze nur eine Aufgabe
haben: Die Arterhaltung und das Überleben der
Pflanzen
sicherzustellen!
Ist
es
deswegen
verwunderlich, wenn immer mehr gesundheitlich
positive Auswirkungen nach deren Verzehr auch für
den Konsumenten festgestellt werden? Sie haben die
größte Bedeutung bei der Verhinderung so genannter
„Radikalenkrankheiten“ wie Grauer Star, Parkinson,
Alzheimer, diverser Herz- und Kreislauf- sowie
Krebserkrankungen und vorzeitigem Altern, um nur
einige zu nennen. Sie haben alle eine gemeinsame
Ursache: Eine nicht rechtzeitige oder eine nur
unvollkommene Neutralisation freier Radikale. Der
menschliche
Organismus
hat
ein
großes
Reduktionsbedürfnis. Das wird unter anderem daran
deutlich, dass der Gluthation-Komplex, ein Enzymsystem, das wesentlich an der Entgiftung des
menschlichen Körpers beteiligt ist, ein Verhältnis von
400:1 von reduktiv zu oxidativ wirksamen
funktionellen Gruppen aufweist. Eine der wichtigsten
Funktionen dabei ist die Neutralisation von freien
Radikalen.
Die
Lebensmittel
sind
die
naturgegebenen
Elektronen-Lieferanten.
Über die Redoxpotential-Messung (Abb.1) lassen sich
diese elektronenenergetischen Prozesse quantitativ in
den einzelnen Verbindungen als Mischpotential
summarisch nachvollziehen. Noch wichtiger als der
Einzelstoff scheint aber nach neuesten Forschungen
das Zusammenwirken dieser einzelnen Stoffe für die
Gesunderhaltung zu sein. Die besondere Heilwirkung
des Sauerkrauts zum Beispiel stützt sich auf die
Kombinationswirkung von bislang 47 bekannten
Einzelstoffen. Es ist deswegen sinnvoll, dass USWissenschaftler keine Einzelstoffangaben mehr für
die Deklaration der antioxidativen Wirkungen vorschlagen, sondern Indexwerte. Gleichzeitig kommt
hier aber auch die besondere Bedeutung der
Elektrochemie zum Ausdruck. Die Chemoanalyse
kann – falls sie die Nachweismethode für einen
bestimmten Stoff schon kennt – die Stoffe
mengenmäßig sehr exakt nachweisen, während die
Elektrochemie nur summarisch über die Feststellung
eines Mischpotenzials die Gesamtheit aller antioxidativ wirkenden Verbindungen feststellen kann.
Berücksichtigt man aber, dass weltweit über 10.000
solcher bioaktiver Wirkstoffe vermutet werden und
gegenwärtig erst einige Hundert identifiziert und noch
weniger in ihren spezifischen Wirkungen vollständig
bekannt sind, wird die Bedeutung der Elektrochemie
bei der generellen Beurteilung von Lebensmitteln erst
erkennbar.
Abb.1 Redoxmessungen bei Apfelsäften
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Die Rolle der Antioxidantien im Therapiekonzept
der allergischen Erkrankungen, neue Erkenntnisse
A. Ranjbar
Allergische Erkrankungen sind in den letzten Jahren
weltweit und insbesondere in den Industrieländern
drastisch angestiegen und gehören heutzutage zu
den Volkskrankheiten. Sie treten bei 15 bis 20% der
Kinder auf und sind die häufigste Ursache aller durch
chronische Krankheiten bedingten Fehlzeiten in der
Schule.
Die Forschung der letzten Jahren hat uns aufregende
Erkenntnisse zur Pathophysiologie und Immunologie
dieser Erkrakungen geliefert, welche uns ein neues
Verständnis dieser Volkskrankheit erlauben. Allergie
ist eine komplexe und systemische Entzündungsreaktion, welche die verschiedenen Organsysteme
betreffen kann. Die Polysaccharidhülle vieler Allergene aktiviert das Komplementsystem und führt zur
Phagozytose der Allergene durch Makrophagen.
Durch diesen Prozess werden die Allergene in kleine
Peptide gespaltet, welche zusammen mit den
Molekülen des Haupthistokompatibilitätskomplexesklasse-II
(MHC-Klasse-II)
die
T-Lymphozyten,
insbesondere die T-Helferzellen (TH), aktivieren und
sensibilisieren. T-Helferzellen bestehen aus 2 Subtypen, nämlich T-Helferzellen Typ 1 (TH1) und THelferzellen Typ 2 (TH2). Bei genetisch prädisponierten Patienten mit allergischen Erkrankungen ist
die Balance zwischen TH1 und TH2 zugunsten des
TH2 gestört. TH2 bildet IL-4, IL-5, IL-6, IL-10 und IL13. IL-4 und IL-13 regen die B-Zellen zur Synthese
des allergenspezifischen IgE an.
IgE hat Rezeptoren auf verschiedenen Zellen,
insbesondere hochaffine Rezeptoren auf Mastzellen,
Basophilen und zum Teil auf Langerhans-Zellen. Die
Bindung von IgE an ihre Rezeptoren auf diesen
Zellarten ermöglicht nach erneutem Allergenkontakt
die rasche Degranulation von Mastzellen und
Basophilen und die Freisetzung bereits präformierter
Mediatoren wie Histamin, Bradykinin, Kinin-Vorstufen,
ECF-A und NCF sowie der Neubildung weiterer Stoffe
wie Prostaglandine (vor allem PGD2), TXA2, HPETE,
PAF und Sauerstoffradikale. Diese Mediatoren
führen zur Schwellung, Hypertrophie bzw. Hyperplasie
der glatten Muskulatur, Schleimbildung, erhöhten
Gefäßpermabilität und Chemotaxis. Andererseits
rekrutiert IL-5 die Eosinophilen-Vorläuferzellen im
Knochenmark, lockt die Eosinophilen in das Zielorgan
und hemmt ihren Tod (Apoptose). Eosinophile spielen
eine zentrale Rolle in der Pathogenese der
allergischen Erkrankungen. Sie besitzen neben Mediatoren wie Leukotriene, Prostaglandine, PAF, TXA2
und lytische Enzyme wie MBP, ECP, EDN und EPO
die sehr aggressiven und toxischen Substanzen
namens Sauerstoffradikale (freie Radikale), welche
zur Intensität der allergischen Entzündung beitragen
und insbesondere zur Zerstörung des betroffenen
Gewebes führen. Die Sauerstoffradikale sind
andererseits in der Lage, unspezifisch die
Effektorzellen zu aktivieren und zur Migration dieser
Zellen in das Zielgewebe zu führen.
Aus diesem immunologischen und pathophysiologischen Verständnis resultiert, dass die Hauptsäule
der Behandlung der allergischen Erkrankungen die
antientzündliche Therapie mit Entzündungshemmern
wie (topischen) Kortikosteroiden und Immunsuppressiva ist. Obwohl diese Medikamente die Aktivierung
der spezifischen Immunzellen wie T-Helferzellen
effektiv hemmen können, haben sie aber kaum
Einflüsse auf die Elimination bzw. Reduktion der
Sauerstoffradikale. Die Sauerstoffradikale führen bei
allergischen Erkrankungen nicht nur zur Entzündung
und zum Teil irreversiblen Schädigung des betroffen
Gewebes, sondern auch zu unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Konzenrationsschwäche, Leistungsverminderung und Kreislaufschwäche, welche die Lebensqualität der
Allergiker drastisch beeinträchtigen.
Antioxidantien sind die Stoffe, welche diese sehr
aggressiven Sauerstoffabkömmlinge eliminieren bzw.
inaktivieren, und daher werden sie auch Radikalänger (Scavenger) genannt. Die Vitamine A, C ,E,
Karotinoide wie Beta-Karotin, Lykopin (der rote
Farbstoff der Tomaten) und Lutein und Zeaxanthin
(enthalten in grünen Gemüsensorten), Flavonoide,
Spurenelmente wie Selen und Zink und körpereigene
Enzyme wie Glutathionperoxidase gehören zu den
wichtigsten Antioxidantien. In der Natur findet man die
beste Synergie der Antioxidantien im naturbelassenen
Obst und Gemüse.
Eine effektive antioxidative Therapie soll insbesondere zwei Voraussetzungen erfüllen. Sie soll (a) eine
qualitativ gute antioxidative Kapazität besitzen, d.h.
mit geringen Mengen eine hohe antioxidative Wirkung
entfalten, und (b) die geeigneten Trägersubstanzen
(Carrier) zum Transport der Antioxidantien in die
Zellen beinhalten. Zahlreiche Studien haben in den
letzten Jahren gezeigt, dass die Antioxidantien wie
Vitamin C im Obst und Gemüse ca. 300-fach höhere
antioxidative
Kapazität
im
Vergleich
zum
synthetischen Vitamin C besitzen. Wir konnten in
einer Beobachtungsstudie zeigen, dass Selen als
Immunmodulator bei Kindern mit therapierefraktärer
atopischer Dermatitis zum Transport in die Zellen die
Carrier braucht, welche im Obst und Gemüse
vorhanden sind. Eine kombinierte Behandlung mit
Selen und Obst und Gemüse führte zur klinischen
Besserung der Haut dieser Kinder.
Die weiteren Forschungen sollen in Zukunft den
exakten Mechanismus dieses wichtigen und
aufregenden Effekts klären.
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State of the Art: Obst und Gemüse als
Bestandteil einer gesunden Ernährung
P. Prock
Dass Obst und Gemüse fixer Bestandteil einer
gesunden Ernährung ist, daran gibt es sicher keinen
Zweifel! Dies ist z.B. an den verschiedenen, heute
diskutierten Ernährungspyramiden sichtbar: in allen
Varianten wird dieser Lebensmittelgruppe ein
dominanter Anteil innerhalb der Basis der Pyramiden
zuerkannt (1). An dieser Einschätzung wird sich auch
so schnell nichts ändern, da die Datenlage, die für
eine Ernährung reich an Obst und Gemüse spricht,
einfach erdrückend ist. Diese Aussage ist auch dann
zulässig, wenn eingeräumt werden muss, dass viele
Erkenntnisse über den Wert von Obst und Gemüse
aus epidemiologischen Studien stammen. Prospektive
Interventionsstudien mit Obst und Gemüse sind leider
nicht so zahlreich, haben jedoch, wo durchgeführt,
höchst interessante Ergebnisse zu Tage gefördert, die
zumeist im Einklang mit den epidemiologischen
Studien stehen (2, 3, 4, 5). Zukünftige Studien werden
daher wichtige Detailfragen zu klären haben, nicht
jedoch die grundlegende Bedeutung von Obst und
Gemüse in der täglichen Ernährung in Frage stellen.
Positive Aspekte einer obst- und gemüsereichen
Ernährung sind vielfältig und weitreichend. Auf der
einen Seite ist der geringe Energiegehalt (v. a. bei
Gemüse) kombiniert mit niedrigem glykämischen
Index und niedriger glykämischer Last zu nennen.
Dies ist in Zeiten, in denen sich Übergewicht und
Adipositas mit ihren assoziierten Problemkreisen in
der westlichen Welt zur Epidemie Nr. 1 entwickeln, als
ganz entscheidendes Positivum zu nennen. Schon
alleine aus diesen Gründen lohnt es sich, diese
Lebensmittelgruppe intensiv zu fördern, und jede
anderslautende Berichterstattung sollte daher, auch
aus gesundheitspolitischen Gründen, peinlichst
vermieden werden.
Auf der anderen Seite ist Obst und Gemüse, trotz des
geringen Energiegehalts, vollgepackt mit wertvollen
Mikronährstoffen und Faserstoffen, die ebenfalls, bzw.
in Ergänzung zum oben genannten, dem Entstehen
von chronischen Erkrankungen entgegen wirken. Zu
diesen Erkrankungen werden so ziemlich alle uns
bekannten Zivilisationserkrankungen gezählt: HerzKreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus,
Gicht, Rheuma und andere chronisch entzündliche
Erkrankungen, Osteoporose, Mb. Alzheimer, Katarakt,
altersbedingte Makuladegeneration etc. etc. (6)
Die Frage jedoch, welche Mechanismen bzw. welche
Einzelstoffe aus Obst und Gemüse exakt diese
Effekte bewirken, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt
sicher nicht vollständig geklärt. So werden einerseits
besonders
die
Faserstoffe
hervorgehoben,
andererseits aber auch die vielfältigen Mikronährstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die
nachweislich ganz außerordentliche, pharmakolo-
gische Wirkungen aufweisen (7). Was die Erforschung
jedoch erschwert, ist die Tatsache, dass diese Stoffe
in der natürlichen Ernährung nicht nur isoliert wirken,
sondern in einem riesigen Orchester von unzähligen
Einzelstoffen. Nun ist es allgemeines Wissen, dass
sich ein Einzelstoff anders verhält als in Kombination
mit weiteren Stoffen. Dies nun auf den Nährstoffmix
mit Hunderten und Tausenden von Einzelstoffen in
Obst und Gemüse angewandt, lässt ein schier
unvorstellbares Wirkspektrum erahnen, dem man in
Studiendesigns wohl nur kaum gerecht werden kann.
Bekannte Mechanismen, durch die Obst und Gemüse
ihre gesundheitsfördernden Wirkungen entfalten, sind
vielfältig und setzen an unterschiedlichsten Stellen an.
Genannt werden immunsteigernde, antioxidative,
zellschützende und zellregulierende, direkt antikanzerogene, entgiftungsfördernde, antibiotische und
antimikrobielle,
antiatherosklerotische
und
antithrombotische, hormonähnliche und weitere
Wirkungen (7).
All
diesen
Fakten
stehen
jedoch
die
Ernährungsgewohnheiten in den westlichen Ländern
gegenüber. Seit Jahren wird durch Kampagnen wie „5
am Tag“ (oder sogar „10 par jour“ in Frankreich) die
Notwendigkeit einer Steigerung des Obst- und
Gemüsekonsums kommuniziert. Obwohl diesbezüglich ein leicht positiver Trend zu erkennen ist, sind
die
Ergebnisse
dieser
Kampagnen
letztlich
enttäuschend und wirken sich nur minimal auf das
Ernährungsverhalten aus: grob gesagt werden nur ca.
die Hälfte der geforderten Mengen konsumiert (8)
bzw. kommen nur max. 10-15% der Bevölkerung
diesen Empfehlungen nach (9, 10). Aufklärung über
eine gesunde Ernährung und Motivation zum Konsum
von mehr Obst und Gemüse muss natürlich weiterhin
betrieben werden. Es ist jedoch zu diskutieren,
inwieweit eine Ergänzung der täglichen Ernährung
durch Nahrungsergänzungsmittel eine Unterstützung
in diesem Dilemma sein kann. Diese beiden
Maßnahmen, vermehrte Aufklärung und Nahrungsergänzung, müssen sich ja nicht ausschließen, wie
häufig behauptet wird, sondern können einander
ergänzen, wozu auch glaubwürdige Daten vorliegen!
(11)
Eine Forderung ist jedoch, dass Nahrungsergänzungsmittel wissenschaftliche dokumentiert sind
und dass die Produkte den natürlichen Bedingungen
der Lebensmittel so nahe wie möglich sind. So liegen
zu Produkten, die auf der Basis von Obst und
Gemüse hergestellt werden, bereits umfangreiche
Studien vor, die den Schluss nahe legen, dass durch
solche Nahrungsergänzungsmittel ähnliche Effekte
wie durch Obst und Gemüse erreicht werden können
(12, 13, 14, 15, 16).
Abstracts – Nahrungsergänzungsmittel in der Medizin – Nürnberg, 8. Oktober 2005
6
(1)
P. Stehle, H. Oberritter, M. Büning-Fesel, H. Heseker, Bonn /
Paderborn: Grafische Umsetzung von Ernährungsrichtlinien –
traditionelle und neue Ansätze, Ernährungs-Umschau 52
(2005), S. 128–135
(2)
Smith-Warner SA, Spiegelman D, Yaun SS, Albanes D,
Beeson WL, van den Brandt PA, et al.: Fruits, vegetables and
lung cancer: a pooled analysis of cohort studies. Int J Cancer
Dec 107:1001-11 (2003).
(3)
Miller AB, Altenburg HP, Bueno-De-Mesquita B, et al. Fruits
and vegetables and lung cancer: Findings from the European
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Cancer 108:269-276 (2004).
(4)
Voorrips LE, Goldbohm RA, van Poppel G, Sturmans F,
Hermus RJ, van den Brandt PA. Vegetable and fruit
consumption and risks of colon and rectal cancer in a
prospective cohort study: The Netherlands Cohort Study on
Diet and Cancer. Am J Epidemiol 152:1081-92 (2000).
(5)
Zeegers MP, Goldbohm RA, van den Brandt PA.
Consumption of vegetables and fruits and urothelial cancer
incidence: a prospective study. Cancer Epidemiol Biomarkers
Prev 10:1121-8 (2001).
(6)
WHO Fruit and Vegetable Promotion Initiative – report of the
meeting, Geneva, 25-27 August 2003
(7)
Ernährungsbericht 2004, Deutsche Gesellschaft für
Ernährung e.V., Bonn (S.325ff.)
(8)
Ernährungsbericht 2004, Deutsche Gesellschaft für
Ernährung e.V., Bonn (S.25ff.)
(9)
G. Ulbricht: Einstellungen zum Obst- und Gemüseverzehr
und ihr Einfluss auf die Ernährungsbilanz, ErnährungsUmschau 49 (2002), S. 305–308
(10) U. Oltersdorf: Eating more Fruit and Vegetables and Eating
Less Meat – Meeting Dietary Goals in Germany (Poster mit
Daten aus der Nationalen Verzehrsstudie – NVS – 1985-89)
(11) Children’s Research Foundation, Preliminary Results
(www.childrensresearch.org)
(12) Plotnick GD, “Effect of supplemental phytonutrients on
impairment of the flow-mediated brachialartery vasoactivity
after a single high-fat meal”, Journal of the American College
of Cardiology, 21 May 2003, Vol.41, Iss.10, Pgs.1744-1749
(13) Samman S, “A Mixed Fruit and Vegetable Concentrate
Increases Plasma Antioxidant Vitamins and Folate and
Lowers Plasma Homocysteine in Men”, Journal of Nutrition
(American Society for Nutritional Sciences), July 2003,
Vol.133, Iss.7, Pgs.2188-2193
(14) Panunzio MF, “Supplementation with fruit and vegetable
concentrate decreases plasma homocysteine levels in a
dietary controlled trial”, Nutrition Research, Vol. 23, Iss. 9,
Pgs. 1143-1296, September 2003
(15) Inserra PF, "Immune function in elderly smokers and
nonsmokers imporves during supplementation with fruit and
vegetable extracts", Integrative Medicine, Vol.2, No.1, 1999
(ISSN 1096-2190)
(16) Smith MJ, "Supplementation with fruit and vegetable extracts
may decrease DNA damage in the peripheral lymphocytes of
an elderly population", Nutrition Research, Vol.19 Number 10,
October 1999
Abstracts – Nahrungsergänzungsmittel in der Medizin – Nürnberg, 8. Oktober 2005
7
Anschriften der Referenten
Univ. Prof. em. Dr. Manfred Hoffmann
Emeritus der Fachhochschule Weihenstephan
D-91746 Weidenbach
E-mail: manfred.hoffmann@ngi.de
Univ. Doz. Mag. Dr. Ingrid Kiefer
Zentrum für Public Health, Institut für Sozialmedizin
Medizinischen Universität Wien
Rooseveltplatz 3
A-1090 Wien
E-mail: ingrid.kiefer@meduniwien.ac.at
Dr. med. Peter Prock
Scientific Advisor, Präsident ENA
Centralbahnstrasse 7
CH–4010 Basel
E-mail: info@enaonline.org
Dr. Alireza Ranjbar, M. D., Ph. D.
Facharzt für Immunologie und Allergologie
Nordstrasse 69 - 71
D-53111 Bonn
E-mail: alireza.ranjbar@web.de
Univ. Doz. Dr. Gerald Tulzer
Kinderklinik Linz
Department für Kinderkardiologie
Krankenhausstrasse 26
A–4020 Linz
E-mail: gerald.tulzer@gespag.at
Dr. Bernd Wollschlaeger
Ass. Prof. Univ. of Miami, School of Medicine
Associate Editor, Journal of the American
Nutraceutical Association (JANA)
North Miami Beach, Florida 33162, USA
E-mail: info@miamihealth.com
09.05/197/400d
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