Heft 4|04.2015 Das InfoMagazin

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Heft 4|04.2015 Das InfoMagazin
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Das InfoMagazin
Heft 4|04.2015
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Neustadt
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Hamburg
Emden
Berlin
Hannover
Bad Münder
Paderborn
Halle
Hagen
Leipzig
Nordhausen
und Harzregion
Kassel
Rochlitz
Altenburg
Crimmitschau
Bonn
Dresden
Chemnitz
Leubsdorf
HohensteinAnaberg
Erstthal
Saalburg Harra
Bayreuth
Darmstadt
Hersbruck
Fürth
Nürnberg
Schwäbisch
Hall
Nördlingen
Ulm
Landshut
Augsburg Dachau
München
Region
Oberschwaben
Kaufering
Kempten
Landkreis
Mühldorf am Inn
Mauthausen/
Gusen
Starnberger Rosenheim
See
Graz
Tausende auf Märschen
des Lebens in Deutschland
Erinnern an die Todesmärsche von Auschwitz
60 Märsche in den USA
und Lateinamerika
Seite 8-9
Seite 10-12
Seite 15
2 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Grußworte
Ronald S. Lauder
Präsident des World Jewish Congress
Bildquelle: Doron Ritter
In den letzten acht Jahren haben die Teilnehmer des „Marsch des Lebens“ ihre
Freundschaft und Solidarität mit den Juden und dem jüdischen Staat unter Beweis gestellt. Als Präsident des World Jewish Congress weiß ich, wie wichtig
solche Initiativen als Gegengewicht zu der Lawine des Hasses sind, die wir so
oft in unserer heutigen Welt vorfinden. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen,
um Ihnen dafür zu danken, dass Sie eine derart wichtige Initiative ergriffen
haben, und ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg dabei.
Gitta Connemann MdB
Der Marsch des Lebens alarmiert – vor Antisemitismus in jeder seiner widerlichen Fratzen. Der Marsch des Lebens setzt ein Zeichen – für den Staat Israel
und den Frieden. Der Marsch des Lebens deckt auf – die Orte des Holocaust
sind mitten unter uns. Er verhindert das Vergessen in einer Zeit, in der uns immer
mehr Zeitzeugen verlassen. Der Marsch des Lebens geht uns alle an. Denn
jeder von uns ist gefordert, Hass gegen Juden anzuzeigen, zu entlarven, ihm die
Stirn zu bieten. Jeder von uns ist gefordert, seine Stimme gegen Antisemitismus
und die Diskriminierung von Minderheiten zu erheben.
Inhalt
Editorial - Seite 3
Wofür steht der Marsch des Lebens? - Seite 4
Schlimmste Feinde werden zu besten Freunden - Seite 6
Märsche des Lebens 2012-2015 - Seite 8
Zu schwach, ihren Namen zu nennen - Seite 10
„Die Todesmärsche waren das Schlimmste“ - Seite 12
Musical „Nie wieder schweigen“ - Seite 13
70 Jahre nach Kriegsende - Seite 13-14
Eine internationale Bewegung - Seite 15
Kommt alle zum Marsch des Lebens nach Berlin - Seite 16
IMPRESSUM
Herausgeber: TOS Dienste Deutschland e.V., Nonnenstr. 17, 04229 Leipzig | Gesamtleitung und V.i.S.d.P.: Jobst Bittner
Redaktion: Jobst Bittner, Heinz Reuss, Florian Kubsch, Carmen Matussek | Grafik: Hannah Dißelhorst | Bildrechte: TOS Dienste Deutschland Archiv (falls nicht anders angegeben)
Material und Texte aus dem „Marsch des Lebens InfoMagazin“ dürfen auch auszugsweise nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers verwendet werden.
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 3
Editorial
Jobst Bittner
Marsch des Lebens Initiator
Liebe Freunde,
Der 70. Jahrestag nach Kriegsende ist ein historischer Gedenktag. Richard von
Weizsäcker nannte den 8. Mai in der wahrscheinlich wichtigsten Rede, die in
Deutschland zu diesem Thema gehalten wurde, einen „Tag der Befreiung vom
menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“.
Zugleich entließ er die Deutschen nicht aus ihrer individuellen Verantwortung für
das, was zuvor geschehen war. Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die
Gegenwart und wird die Zukunft nicht im Geist der Versöhnung gestalten können.
Der 70. Jahrestag steht ebenso für das letzte Kapitel des Holocaust – die Todesmärsche. Mindestens
250.000 Häftlinge kamen in diesen letzten Tagen vor den Augen der Bevölkerung auf den Straßen Deutschlands auf grausamste Weise ums Leben. Niemand konnte die endlosen Kolonnen ausgemergelter Menschen übersehen. Bisher führten auf den Wegen der Todesrouten 40 Märsche des Lebens durch über 200
Städte, um unter dem Motto „Wege des Todes werden zu Wegen des Lebens“ zu erinnern und ein Zeichen
gegen Antisemitismus und für Israel zu setzen.
Der 70. Jahrestag steht auch für unseren Blick nach vorne. Deswegen heißt die Abschlussveranstaltung in
Berlin: „70 JAHRE – DANKBAR NACH VORNE GEHEN!“ Wir sind von Herzen dankbar für Gottes Wirken und
blicken erwartungsvoll in die Zukunft! Gott möchte ein neues Segenskapitel aufschlagen!
Der 70. Jahrestag kann zu einem Ausrufezeichen werden und zu einem Doppelpunkt zugleich. Ein Ausrufezeichen, das einmal mehr hinter dem „Nie wieder!“ steht. Ein Doppelpunkt für die Verantwortung, die wir
als nachkommende Generationen für alle Zeiten mit uns tragen. Elie Wiesel, Nobelpreisträger und Holocaustüberlebender, sagte: „Jeder, der heute einem Zeugen zuhört, wird selbst ein Zeuge sein.“ In diesem
Sinn möchten wir weiter zuhören und als Zeugen auf dem Marsch des Lebens weitergehen.
Wir sind dankbar, als Marsch des Lebens Bewegung von der Knesset in Israel einen Award als Auszeichnung für die Arbeit mit Holocaustüberlebenden und die Unterstützung Israels erhalten zu haben. Ich
möchte an alle Teilnehmer und Initiatoren von Märschen des Lebens den Dank weitergeben, der von vielen
Seiten ausgesprochen wurde. Sie sind in der Vielfalt ihres kirchlichen Hintergrunds und dem Wunsch, gemeinsam auf dem Marsch des Lebens zu sein, das Beispiel einer lebendigen Basisbewegung, die Ökumene auf der Straße lebt.
Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
Jobst Bittner
Sie können dieses InfoMagazin abonnieren:
www.marschdeslebens.org, info@marschdeslebens.org oder Tel. 07071-360920.
Die Bewegung der Gedenk- und Versöhnungsmärsche an Orten des Holocaust, für die die
Initiative „Marsch des Lebens“ so eindrucksvoll
steht, hat meine volle Sympathie.
4 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Sigmar Gabriel, Stellvertreter der Bundeskanzlerin, Bundesminister für Wirtschaft und
Energie und Vorsitzender
der SPD
Wofür steht
der Marsch des Lebens?
Die Botschaft in vier Punkten
von Jobst Bittner
Erinnern
Der 8. Mai 1945 ist ein Datum von historischer Bedeutung
in Europa. Richard von Weizsäcker nannte den Jahrestag einen „Tag der Erinnerung“ an das, was Menschen
erleiden mussten. Gleichzeitig steht dieser Tag auch als
Mahnung, dass die Weigerung, sich erinnern zu wollen,
wieder neu anfällig macht für neuen Rassismus, Antisemitismus und Judenhass. Von Weizsäcker: „Es gab viele
Formen, das Gewissen ablenken zu lassen, nicht zuständig zu sein, wegzuschauen, zu schweigen. Als dann am
Ende des Krieges die ganze unsagbare Wahrheit des Holocaust herauskam, beriefen sich allzu viele von uns darauf, nichts gewusst oder auch nur geahnt zu haben. (…)
Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt,
wird blind für die Gegenwart.“ Der Marsch des Lebens
möchte auf seinen Veranstaltungen Holocaustüberlebende ehren und bei den öffentlichen Gedenkmärschen
an die unsagbare Wahrheit des Holocaust erinnern!
Versöhnen
70 Jahre nach Kriegsende haben sich der Holocaust
und der Schmerz des Zweiten Weltkriegs bis heute tief
im Bewusstsein der Leidtragenden und ihrer Nachkommen eingegraben. Von Weizsäcker: „Wir werden des
8. Mai nur gedenken können, wenn wir verstehen, welche
Überwindung die Bereitschaft zur Aussöhnung den Angehörigen der Opfer des Warschauer Ghettos oder den
Nachkommen von Nazis ausgelöschter Familien abverlangt.“ Versöhnung wird nur stattfinden können, wenn wir
es wagen, aus der Anonymität herauszutreten und das
persönliche Schweigen der Familien über ihre nationalsozialistischen Verstrickungen zu zerbrechen. Die Bitte um
Vergebung von Kindern und Enkeln der Täter gegenüber
den Opfern des Holocaust und ihren Nachkommen kann
als ein Zeichen der Aussöhnung Beziehungen heilen und
helfen, aufeinander zuzugehen.
Deswegen steht der Marsch des Lebens für das Versöhnen, die Heilung und Wiederherstellung der Beziehung
zwischen den Nachkommen der Täter- und der Opfergeneration!
Ein Zeichen setzen
Was heißt das für uns heute? Wer sich erinnert, wie man
sich durch Gleichgültigkeit und Schweigen in Schuld verstricken kann, darf nie wieder zu Antisemitismus, Judenhass und jeglicher Form rassistischen Unrechts schweigen. Bundespräsident Joachim Gauck hat angesichts
des dramatisch zunehmenden Antisemitismus mehr
Zivilcourage verlangt. Er sagte: „Ich möchte alle Deutschen und alle Menschen, die hier leben, auffordern, immer dann ihre Stimme zu erheben, wenn es einen neuen
Antisemitismus gibt, der sich auf den Straßen brüstet.“
Deswegen will der Marsch des Lebens mit den Gedenkmärschen auf der Straße ein Zeichen der Solidarität zu
Israel und gegen den modernen Antisemitismus setzen.
Die Rote Karte zeigen
Ich frage mich, ob wir es uns in dieser Zeit leisten können,
uns aus fragwürdigen theologischen Gründen von einer
Bewegung abzugrenzen, die ihre Stimme gegen den Antisemitismus erhebt, „der sich auf den Straßen brüstet.“
Umso dankbarer bin ich für alle Politiker und Vertreter gesellschaftlichen Lebens, die mutig aus der breiten Masse
heraustreten und ihre Stimme erheben.
Vor 70 Jahren wurden Juden in ganz Europa durch Deutsche aus allen Schichten der Gesellschaft dämonisiert,
ausgegrenzt, entrechtet und anschließend ermordet.
Heute rufen wir einmal mehr dazu auf, den Anfängen
zu wehren und jeder Form von Antisemitismus und Judenfeindschaft auf unseren Straßen frühzeitig die Rote
Karte zu zeigen!
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 5
Ich hoffe, dass sich
viele Menschen von dieser
Idee bewegen lassen und in den
kommenden Jahren mit den Füßen wie
in den Köpfen noch zahlreiche „Märsche
des Lebens“ stattfinden.
Prof. Dr. Norbert Lammert,
Präsident des Deutschen Bundestages
6 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Schlimmste Feinde
werden zu besten Freunden
Der Marsch des Lebens in Polen
Am 17. Januar 1945 begann mit den Todesmärschen
in Auschwitz das letzte fürchterliche Kapitel des Holocaust. 70 Jahre später, am 17. und 18. Januar 2015, liefen rund 500 Polen und Deutsche gemeinsam auf den
historischen Todesrouten: für Erinnerung, Versöhnung
und für Israel – gegen Antisemitismus und Hass.
„Wir dürfen als Christen durch unsere Gleichgültigkeit
nie wieder zu Mittätern werden.“ So fasste Weihbischof
Grzegorz Ryś aus Krakau bei der Abschlussveranstaltung in Oswiecim (Auschwitz) eines der zentralen Anliegen des Marsch des Lebens zusammen. „Unsere
Väter hätten nicht im Traum daran gedacht, dass die
schlimmsten Feinde zu besten Freunden werden würden“, beschrieb einer der polnischen Veranstalter die
besondere Atmosphäre der Freundschaft zwischen Polen und Deutschen sowie Christen und Juden während
des Marsch des Lebens.
Zur Einleitung der Veranstaltungsreihe gab Prof. Gideon Greif, Holocaustforscher aus Tel Aviv, einen historischen Überblick über die Todesmärsche, die das Land
buchstäblich mit einer Blutsspur überzogen hatten.
Bei bis zu –30 °C in offenen Waggons oder zu Fuß im
Schnee, nur dünn bekleidet, unterernährt und entkräftet, hatten tausende Menschen ihr Leben verloren. Direkt vor den Augen der Bevölkerung und teils nur wenige Stunden vor der Befreiung durch die Alliierten waren
alle erschossen worden, die nicht mehr weiterkonnten.
Weihbischof Grzegorz Ryś spricht beim Marsch des Lebens
Bereits am Vormittag des 17. Januar 2015 sind etwa
250 Teilnehmer in gemischt polnisch-deutschen Teams
eine der historischen Routen zwischen Gliwice und Oswiecim als Zeichen der Buße und Versöhnung gemeinsam gelaufen.
Bei der anschließenden Gedenkveranstaltung ermahnte Yechiel Aleksander, der einen der Todesmärsche aus
Auschwitz überlebt hat, vor allem die junge Generation:
„Wer nicht an gestern und vorgestern denkt, kann nicht
für morgen planen.“ Der offizielle Vertreter der Stadt
Gliwice, Andrzej Karasinski, zeigte sich bewegt von der
Veranstaltung und erzählte von seinem Großvater, der
ebenfalls von der Gestapo verhaftet worden war und einen der Todesmärsche überlebt hatte. Zwei Schwestern
aus Deutschland erzählten von ihren Großvätern, die
im damals deutschen Gleiwitz als Kriminalpolizist und
Reichsbahn-Angestellter gearbeitet hatten und direkt
am Holocaust beteiligt gewesen waren, und baten stellvertretend um Vergebung. Auch die polnischen Teilnehmer bekannten ihre Schuld den Juden gegenüber und
baten für Kollaboration, Denunziation und Gleichgültigkeit um Vergebung.
Zielpunkt des Marsch des Lebens war am darauffolgenden Tag das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, wo die Todesmärsche begonnen hatten.
Über 500 Teilnehmer liefen gemeinsam die ehemalige
„Todesstraße“ entlang, die zu den Gaskammern führte.
In einer Welt, die jeden Tag mehr gegen den
Staat Israel aufsteht und in der der Antisemitismus offen von Regierungen und der Gesellschaft
geduldet wird, ist es für uns ganz besonders
begeisternd, an Aktivitäten wie dem „Marsch
des Lebens“ beteiligt zu sein.
Jack Falkon, Asociación
Judía del Perú
Am historischen Ort der Selektion, der Rampe in
Auschwitz-Birkenau, brachen deutsche Kinder und
Enkel von NS-Tätern das Schweigen über der Schuld
ihrer Väter und Großväter. Eine Frau berichtete, dass
ihr Großvater bei der Installation der Elektrozäune und
Gasleitungen in Auschwitz beteiligt gewesen war. Im
Gebet schlossen die Teilnehmer danach an diesem Ort
des Todes einen Bund für das Leben und segneten Polen und Israel.
Den Schlusspunkt des Marsch des Lebens setzte danach das „Fest des Lebens“, das in einer Konferenzhalle nur wenige hundert Meter entfernt vom ehemaligen
Stammlager Auschwitz stattfand. Bewegt von der Atmosphäre der Freude sagte der Vorsitzende der jüdischen
Gemeinde in Katowice, Włodzimierz Kac: „Ich komme
nicht gerne nach Auschwitz. Aber dank euch habe ich
heute hier zum ersten Mal ein Gefühl der Freude ge-
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 7
»
„Wir dürfen als Christen
durch unsere Gleichgültigkeit
nie wieder zu Mittätern
werden.“
habt. Ich habe eine solche Gemeinschaft und Freundschaft bei euch gespürt, dass ich wirklich mit Hoffnung
in die Zukunft schauen kann.“ Diesen positiven Blick in
die Zukunft unterstrich Jobst Bittner, Initiator der Marsch
des Lebens Bewegung: „Der 70. Jahrestag der Todesmärsche markiert eine besondere Zeit, in der für Polen
und Deutschland, eng an der Seite Israels, ein neues
Segenskapitel aufgeschlagen wird.“
Der Marsch von Gliwice nach Oswiecim war der Auftakt
für über 30 weitere Märsche des Lebens bis Mai 2015
im Gedenken an die Todesmärsche in Deutschland und
Österreich.
8 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Märsche des Lebens
2012-2015
Kiel
N
L
Hamburg
Emden
2012
Darmstadt: 22.03.2015
Veranstalter: TOS Gemeinde Leipzig
Halle (Saale): 30.-31.03.2015
Veranstalter: Netzwerk
Marsch des Lebens Rhein-Main
Leipzig: 22.01.2012
Veranstalter: TOS Halle
2013
Augsburg: 19.10.-20.10.2013
Schwäbisch Hall:
05.-06.04.2015
Hannover
Veranstalter: Israelgebetskreis Augsburg
Veranstalter: Abba-Stiftung.org
Bad Münder: 09.11.2013
Veranstalter: Estha Siever
Starnberger See:
04.04.2015
Crimmitschau: 17.11.2013
Veranstalter:
Wort des Lebens e.V.
Veranstalter: Beth Shalom Crimmitschau
Bad Münder
Paderborn
Hagen
Saalburg: 12.04.2015
Nordhause
und Harzreg
Veranstalter: Jesus People Hof
2014
Mauthausen/Gusen: 05.-06.04.2014
Veranstalter:
Christen an der Seite Israels Österreich
Paderborn: 09.06.2014
Veranstalter: Freunde Israels OWL
Emden: 23.10.2014
Veranstalter: Initiative Marsch des Lebens Emden
Kassel: 19.10.2014
Veranstalter: Christen an der Seite Israels e.V.
Hagen: 26.10.2014
Veranstalter: Initiative Marsch des Lebens Hagen
2015
Kassel
Altenburg (Thüringen): 12.04.2015
Bonn
Veranstalter: Beth Emanuel
Nordhausen und
Harzregion: 12.04.2015
Veranstalter: Evang. Allianz
Nordhausen, Kath. Gemeinde
„Dom zum Heiligen Kreuz“
Landkreis Mühldorf
am Inn: 11.-26.04.2015
Darmstadt
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Fürt
Bad Saulgau:
11.-12.04.2015
Schwäbisch
Hall
Veranstalter: FCG Bad Saulgau
Dresden: 27.01.2015
Veranstalter/Träger: Sächsische Israelfreunde e.V.
Ueckermünde: 27.01.2015
Veranstalter/Träger: Ueckermünder Arche,
Stadt Ueckermünde
Nördl
Ulm: 11.-12.04.2015
Veranstalter: Israel-AK Ulm
Hamburg nach Kiel: 14.-19.04.2015
Ulm
Veranstalter: Israelfreunde
Norddeutschland
Aug
Ka
Region
Oberschwaben
Kempten
Team Darmstadt
Team Ulm
Team Kaufering
Team Hannover
Team Hohenstein-Ernstthal
Team Chemnitz
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 9
Team Nördlingen Team Graz
Team Bad Saulgau
Team Rosenheim
Team Nordhausen
Neustadt
Lübeck
Ueckermünde
Rochlitz: 15.04.2015
Veranstalter: Ökumenischer
Trägerkreis
Berlin
Poing (Mühldorf nach
München): 16.04.2015
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Harra: 18.04.2015
Veranstalter: Jesus People Hof
Halle
Leipzig
en
gion
Rochlitz
Altenburg
Crimmitschau
Landkreis Landshut-Ost:
18.-25.04.2015
Dresden
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Chemnitz
Hohenstein-Ernstthal: 18.-19.04.2015
Leubsdorf
HohesteinErstthal
Anaberg
Saalburg Harra
Veranstalter: Christian und
Dagmar Lange (Mitglieder der
„Sächsischen Israelfreunde e.V.“)
Graz (Österreich): 18.-19.04.2015
Veranstalter: Schalom Biblisches Leben
Bayreuth
Hersbruck
th
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Nürnberg: 19.04.2015
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Fürth: 20.04.2015
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Hersbruck nach Dachau:
23.-26.04.2015
Veranstalter: Gemeinden in Nürnberg/Fürth
Kaufering nach Dachau:
24.-26.04.2015
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
München: 24.04.2015
Veranstalter: Marsch des Lebens
Bayern 2015 e.V.
Leubsdorf (Sachsen): 25.-26.04.2015
Kempten: 18.-19.04.2015
Veranstalter: Kirchgemeinde Leubsdorf
Veranstalter: Evangelisch-Freikirchliche
Gemeinde Kempten
Lübeck nach Neustadt (Holstein):
01.-02.05.2015
Nördlingen: 19.04.2015
Nürnberg
Rosenheim: 19.04.2015
Veranstalter: Arbeitskreis
Marsch des Lebens Lübeck-Ostholstein
Veranstalter: Initiative Marsch
des Lebens Nördlingen
Hannover: 02.-03.05.2015
Veranstalter/Träger:
Israelfreunde Norddeutschland
lingen
Landshut
Bonn: 03.05.2015
Veranstalter/Träger: Initiative MDL Bonn
gsburg Dachau
München
aufering
Annaberg (Sachsen): 08.05.2015
Landkreis
Mühldorf am Inn
Veranstalter/Träger: Ökumenischer Trägerkreis
Mauthausen/
Gusen
Bayreuth: 08.05.2015
Veranstalter/Träger: Christen im Beruf,
Chapter Bayreuth
Starnberger Rosenheim
See
Südlich um Chemnitz:
09.-10.05.2015
Graz
Veranstalter/Träger:
Ev.-Luth. Marienkirchgemeinde Meinersdorf
Berlin: 09.-10.05.2015
Veranstalter/Träger:
TOS Dienste Deutschland e.V.
10 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Zu schwach, ihren Namen zu nennen
Die Todesmärsche von Auschwitz
Bildquelle: Bundesarchiv, B 285 Bild-04413 / Stanislaw Mucha / CC-BY-SA
Die sogenannten Todesmärsche waren blutige, grausame und vollkommen unnötige Verbrechen, begangen
am Ende des Zweiten Weltkrieges. Tausende hungernde
Menschen marschierten mit ihrem letzten Rest Energie
und viele starben Tage oder sogar Minuten, bevor sie
von den Alliierten befreit werden konnten.
Die Evakuierungen zu Fuß, auf die die Häftlinge von
Auschwitz bei der Räumung des Lagers im Januar 1945
gezwungen wurden, werden „Todesmärsche“ genannt,
weil sie von besonders großer Brutalität und Sadismus
geprägt waren und für viele Häftlinge tödlich endeten.
noch im Gange und erreichte im Sommer dann seinen
Höhepunkt – waren Häftlinge aus anderen Lagern im
Osten nach Auschwitz evakuiert worden. Ein Ziel dieser
Transporte war es, die Häftlinge vor der Befreiung der
Lager durch die Rote Armee noch in Auschwitz zu ermorden. So wurden im März und Juli 1944 über 7.500
Häftlinge aus Majdanek nach Auschwitz transportiert.
Unter ihnen waren 299 weibliche jüdische Häftlinge mit
Kleinkindern. Sie kamen am 16. April in Auschwitz an
und wurden nur einen Tag später in den Gaskammern
ermordet. Aus diesem Grund und vor allem wegen der
Ermordung der ungarischen Juden befand sich die Todesindustrie im Sommer 1944 auf ihrem Höhepunkt.
Jeden Tag wurden zwischen 10.000 und 20.000 Juden
vergast und verbrannt. Gleichzeitig begann die Hoffnung
der Häftlinge in Auschwitz zu wachsen. Sie hörten immer
wieder von den Erfolgen der Roten Armee und hofften
auf eine baldige Befreiung.
Auf der anderen Seite sahen die Lagerautoritäten eine
wachsende Gefahr von Revolten und Fluchtversuchen
insbesondere polnischer und russischer Häftlinge. Man
ging davon aus, dass ihnen aufgrund der Orts- und
Sprachkenntnisse die Flucht besonders leicht fallen würde und sie sich schnell Partisanengruppen oder sogar
der Roten Armee anschließen könnten. Sie wurden deshalb zur Zwangsarbeit in deutsche Fabriken geschickt,
da dort Arbeitskräfte für die Kriegswirtschaft dringend
benötigt wurden. Bis Dezember 1944 waren über 15.000
Häftlinge aus Polen und Russland auf diese Weise in
Konzentrations- und Zwangsarbeitslager in Deutschland
transportiert worden.
Als die Ereignisse des deutschen Krieges gegen die
Sowjetunion sich gegen das nationalsozialistische
Deutschland wandten, war die SS noch dabei, das Lager in Auschwitz weiter auszubauen. Zahlreiche neue
Gebäude, weitere Abschnitte und Fabriken waren noch
im Bau. Als dann aber klar wurde, dass die Rote Armee
dem Lager immer näher kam, wurden diese Bauaktivitäten eingestellt und es wurde sogar damit begonnen,
Als dann Mitte Januar 1945 die Rote Armee weitere Fortbereits errichtete Gebäude wieder abzureißen. Besonschritte machte, wurde die komplette Evakuierung des
ders wichtig war den Deutschen der Abriss der GaskamLagers für die SS notwendig. Die geheimen Befehle für
mern und Krematorien in Auschwitz-Birkenau, weil sie
diese Evakuierung waren bereits am 21. Dezemdie Spuren des Massenmordes verwischen
ber 1944 ergangen, auch die Route der
wollten. Die Grausamkeit und die beganEvakuierung über Nebenstraßen Richgenen Verbrechen sollten vor der Welt
Der
tung Westen war bereits festgelegt
verschleiert werden.
Marsch des Lebens
worden. Ziel der Evakuierungen
ist ein außergewöhnliches
Bereits im Frühjahr 1944 – der
sollte das Konzentrationslager
Beispiel für den Umgang der
Massenmord war zu dieser Zeit
Gross-Rosen sein. Die Strecke
Nachkommen deutscher Täter mit der
Geschichte der Shoah und ein Lichtblick
für die deutsch-israelische Freundschaft.
Prof. Dr. Gideon Greif, Israelischer Historiker
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 11
von 250 Kilometern sollten die Häftlinge in elf oder zwölf
Tagen zurücklegen.
»
Die ursprünglichen Pläne konnten dann in der Realität
aber nur teilweise umgesetzt werden. Die Lage in Oberschlesien war zu dieser Zeit äußerst chaotisch. Zahlreiche Einheiten der Wehrmacht sowie tausende Zivilisten
befanden sich auf dem Weg nach Westen, und zu diesen
stießen jetzt noch die Häftlinge von Auschwitz.
„Die Seiten des Weges,
den die Todesmärsche zurücklegten, waren buchstäblich
mit Leichen bedeckt.“
Die Seiten des Weges, den die Todesmärsche zurücklegten, waren buchstäblich mit Leichen bedeckt. Die Häftlinge starben entweder an der Erschöpfung, der Kälte
und der unzureichenden Ernährung oder sie wurden von
der SS ermordet, weil sie angeblich zu langsam liefen,
zu fliehen versuchten oder weil die SS-Männer schlicht
ihren Sadismus an ihnen befriedigen wollten. Andere
Häftlinge wurden erschossen, weil sie kurz zur Seite traten, um ihre Notdurft zu verrichten, weil sie anhielten, um
sich ihre Schuhe zu binden oder um sich den Schnee
von den Schuhen zu klopfen. Hinter den Häftlingen liefen
spezielle Kommandos die Strecke ab, um zurückgebliebene Häftlinge, die noch lebten, zu erschießen.
Wenn die Todesmärsche für eine Pause anhielten, konnten nur wenige Häftlinge unter einem Dach pausieren.
Der Großteil musste unter freiem Himmel in der Kälte des
Winters und im Schnee ausharren. Wenn der Marsch
fortgesetzt wurde, wurden alle Häftlinge, die zögerten
wieder aufzustehen, erschossen. Aufgrund dieser Bedingungen starben ungefähr 3.000 Häftlinge, bevor die
Todesmärsche die Distrikte von Katowice und Opole verlassen hatten.
Der schreckliche Anblick der durch Polen marschierenden Häftlinge erregte schnell die Aufmerksamkeit der
Bevölkerung. Häftlinge, denen die Flucht gelungen war,
wurden teilweise von polnischen Familien aufgenommen, versteckt und versorgt, bis die Rote Armee eintraf.
In anderen Fällen gaben die am Wegrand stehenden
Polen den Häftlingen Nahrungsmittel. Diese Akte der
Menschlichkeit waren streng verboten und die Polen, die
den Häftlingen halfen, brachten sich in Lebensgefahr.
Wenn die Transporte aber durch Gegenden kamen, in
denen hauptsächlich Deutsche lebten, erhielten die Häftlinge keine Hilfe. Der Großteil der deutschen Bevölkerung in Oberschlesien stand dem Schicksal der Juden
ablehnend oder gleichgültig gegenüber. Trotzdem waren
diejenigen unter den Deutschen, die bisher nicht hatten
wahrhaben wollen, dass die Verbrechen gegen die Juden wirklich geschahen, häufig sehr schockiert, wenn sie
die vorüberlaufenden Häftlinge sahen.
Als die Todesmärsche schließlich Wodzislaw Slaski und
Gliwice erreichten, wurden die Häftlinge auf meist offene
Zugwaggons verladen und mit Zügen weiter gen Westen
transportiert. In den Waggons lagen viele Leichen, die
bei der Ankunft entsorgt wurden. Von den 4.000 Häftlingen beispielsweise, die am 26. Januar 1945 nach Buchenwald geschickt wurden, waren 176 auf dem Weg
gestorben oder bei der Ankunft im Lager so schwach,
dass sie nicht mehr in der Lage waren, ihren Namen zu
nennen.
Das Leiden der evakuierten Häftlinge endete nicht mit
der Ankunft in den neuen Lagern. Die neuen Lager waren die gleiche schreckliche Hölle, wie sie sie bereits in
Auschwitz erlebt hatten. Besonders traurig ist, dass viele
Opfer nicht einmal ein Grab haben. Sie wurden auf der
schneebedeckten Straße zurückgelassen, wo sie bleiben werden, ohne Grabstein oder auch nur ein Zeichen,
für immer.
Professor Dr. Gideon Greif, Historiker
und Holocaustforscher aus Tel Aviv,
kam 2015 für den Marsch des Lebens
nach Polen, um sein Fachwissen über
die Todesmärsche in Verbindung mit
Zeitzeugenaussagen weiterzugeben.
Das Treffen mit Ihnen heute ist
für mich buchstäblich ein seelischer
Schadensersatz nach 70 Jahren.
12 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Peter Kardos, Oberrabbiner
und Holocaustüberlebender,
Ungarn
„Die Todesmärsche
waren das Schlimmste“
Bericht eines Überlebenden
Man sieht diesem neunzigjährigen Mann sein Alter nicht
an. Unermüdlich strahlt Yechiel Aleksander Freundlichkeit, Zuversicht und gute Laune aus. Nachdem er im
April 2014 bereits am Marsch des Lebens in Österreich
teilgenommen hatte, war er nun aus Israel nach Polen
gereist und kehrte damit zum wiederholten Mal an die
Orte seines Leidens zurück, um seine Geschichte zu erzählen. Denn er hat in seiner Jugend Ghetto, Auschwitz
und zwei grausame Todesmärsche überlebt.
Yechiel stammt aus Lodz und ging dort im Ghetto zur
Schule. „Dort habe ich fast die Hälfe meiner Familie verloren“, berichtet er, „Meine Mutter ist verhungert, und
auch mein Vater ist im Ghetto gestorben.“ Im Frühjahr
1944 kündigte die Verwaltung die Auflösung des Ghettos an. Zu dieser Zeit wusste Yechiel noch nichts von
Auschwitz. Mit einem der ersten Transporte aus Lodz
wurde er ins Konzentrationslager gebracht. Bei der Ankunft an der Rampe in Auschwitz musste er sein Gepäck
zurücklassen. „Dann kam ein Sonderkommando, und ich
sah zum ersten Mal das Totenkopfzeichen der SS. Sofort
begann die Selektion, und ich ging mit den Männern. Da
sah ich auch zum ersten Mal die Wächter mit den Hunden.“ Nach ein paar Wochen wurde Yechiel zusammen
mit mehreren anderen Männern in das Lager Auschwitz I
gebracht und dort zu Maurerarbeiten herangezogen.
„Sie haben uns bessere Kleidung und Schuhe gegeben.
Wir wussten nicht, warum wir anders behandelt wurden.
Wir bekamen auch besseres Essen und Geschirr, das
wir vorher gar nicht hatten.“ Als schlimmste Erfahrung
hat Yechiel die Todesmärsche in Erinnerung. Am 20.
Januar waren sie zu Fuß aus Auschwitz fortgetrieben
worden. „Vor uns war ein Transport von Frauen gewesen, und wir sahen ihre toten Körper auf dem Weg.“
Von Gliwice aus wurde er in einem offenen Zugwaggon
in der Kälte des Winters nach Mauthausen gebracht
und wurde später mit einem weiteren dreitägigen Todesmarsch zur Zwangsarbeit nach Gusen geschickt.
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„Vor uns war ein Transport
von Frauen gewesen,
und wir sahen ihre toten
Körper auf dem Weg.“
„Am 4. Mai wurde ich befreit durch das amerikanische
Militär. Danach fing ich mein neues Leben an“, sagt
Yechiel in deutscher Sprache, die er während des Krieges
gelernt hat, und er ermahnt die folgenden Generationen,
nicht zu vergessen: „Wer sich an gestern und vorgestern nicht erinnert, kann nicht für morgen planen“, sagt
er, und wird deswegen wenige Tage nach dem Marsch
des Lebens erneut zu einer Gedenkveranstaltung nach
Polen reisen, damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 13
Musical „Nie wieder schweigen“
Aus acht Jahren Märschen des Lebens und der Auseinandersetzung mit der Beteiligung der eigenen Vorfahren am
Holocaust ist ein bewegendes Musical mit dem Titel „Nie wieder schweigen“ entstanden. In dem circa einstündigen
Musiktheater wird das Thema auf künstlerische Art und Weise dargestellt.
Die Studentin Hannah erfährt
in Tel Aviv, dass der erste Mann
ihrer Großmutter am Tage seiner
Hochzeit von den Deutschen
erschossen wurde, weil er Jude
war. Gleichzeitig findet Hannahs
Bekannter Lukas in Deutschland
auf dem Dachboden die Aufzeichnungen seines Großvaters,
der diesen Mord begangen und
nie darüber gesprochen hat.
Wie kann die Decke des
Schweigens zerbrochen werden?
70 Jahre nach Kriegsende
Tausende Menschen auf Märschen des Lebens in Deutschland
Dresden: „Wir waren
keine unschuldige Stadt“
während des Gedenkgottesdienstes in der Dresdner
Kreuzkirche. Etwa 300 Teilnehmer waren zuvor von den
ehemaligen „Göhlewerken“ über die Augustusbrücke
in die Innenstadt gelaufen. Die Göhlewerke, in denen
Dresdner Juden Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie hatten leisten müssen, stehen für viele Orte des NSUnrechts in Dresden: KZ-Außenlager, die Fliegerschule,
die SS-Mullahschule u.a. Stadtrat Lothar Klein machte
deutlich, dass „der 14. Februar 1945 (der Tag der Zerstörung von Dresden) nicht ohne den 9. November 1938“
gedacht werden dürfe.
„Wir waren keine unschuldige Stadt“, sagte Winfried
Lehmann, der Bürgermeister Dresdens, am 27. Januar
Weitere Berichte und Bilder der Märsche des Lebens
in Deutschland unter www.marschdeslebens.org
Bis zur Abschlussveranstaltung in Berlin am 10. Mai 2015
finden in diesem Jahr zahlreiche Märsche des Lebens in
Deutschland und Österreich statt. Tausende Menschen
waren bis dahin schon auf den Straßen unterwegs, um
im Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus die Schuld ihrer Familien beim Namen zu nennen
und gegen modernen Antisemitismus und Antiisraelismus aufzustehen.
14 | Das Marsch des Lebens InfoMagazin
Der Marsch des Lebens ist eines der bedeutendsten Ereignisse des Gedenkens an das tragische
Jahr 1944. Als Befürworter der jüdisch-christlichen Versöhnung unterstütze ich dieses
Projekt mit gutem Herzen.
Dr. Tamás Fabiny, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn, Vorsitzender
der Christlich-Jüdischen Gesellschaft in Ungarn
Erste Gedenkveranstaltung
der Stadt Ueckermünde zum 27. Januar
Der Ueckermünder Bürgermeister Gerd Walther wies in
seiner Rede darauf hin, dass es seitens der Stadt Ueckermünde vor dem Marsch des Lebens am Holocaustgedenktag noch nie eine offizielle Gedenkveranstaltung für
die Holocaustopfer gegeben hat. Landesrabbiner Wolff
las auf dem Schlosshof aus der Thora vor. Pastor Lorenz
Sandhofe von der Ueckermünder Arche erinnerte an die
Verbrechen in der Pflege- und Heilanstalt Ueckermünde,
in der während des Krieges 866 körperlich oder geistig
behinderte Menschen ermordet worden waren.
Marsch des Lebens Aulendorf
Beim Marsch des Lebens in Aulendorf am 14.
März 2015 gab Stadtrat Bruno Sing als Stellvertreter des Bürgermeisters einen historischen Überblick über die Rolle, die Aulendorf zur NS-Zeit als
Eisenbahnknotenpunkt bei der Deportation von
KZ-Häftlingen gespielt hat. Danach bat eine Teilnehmerin um Vergebung für ihre Familie. Einer
ihrer Großväter war technischer Leiter des
„Wüste-Unternehmens“ gewesen, dem die
meisten KZ-Außenlager auf der Schwäbischen Alb angehört hatten. Ein anderer
Großvater hatte als Leiter der Abteilung
Rassenhygiene im Reichsausschuss Volksgesundheit gearbeitet.
600 Teilnehmer in Darmstadt
Martin Frenzel vom Förderverein Liberale Synagoge
Darmstadt bezeichnete den Marsch des Lebens, an dem
über 600 Menschen teilnahmen, als eine Veranstaltung,
die „längst überfällig“ gewesen sei.
Ein Mann verlas die Aufzeichnungen seines Großvaters,
der als Sinti nach Auschwitz deportiert worden war. Die
Urenkel eines Nationalsozialisten, der an der Zerstörung
der Synagogen Darmstadts beteiligt gewesen war, baten
stellvertretend um Vergebung, ebenso ein weiterer Teilnehmer, von Beruf Richter, dessen Großvater als Richter
am Sondergericht Darmstadt Todesurteile verhängt hatte.
Jobst Bittner zitierte Charlotte Knobloch mit den Worten:
„Das, was wir zur Zeit erleben, ist die kummervollste und
bedrohlichste Zeit seit 1945. Die Telefone stehen nicht still
und die Postfächer laufen über mit Beleidigungen und
Hassparolen, mit denen wir Juden konfrontiert werden.“
Pastor Jürgen Grün legte als Vertreter der Evangelischen
Allianz dar, dass ihm die Aufarbeitung der Vergangenheit
vor allem deswegen am Herzen liege, weil heute in der
Darstellung Israels wieder die alten antijüdischen Mechanismen zu beobachten seien.
Pfarrer Holger Uhde von der evangelischen Melanchthongemeinde in Griesheim zitierte aus dem
Grundartikel der Evangelischen Kirche in Hessen
Nassau: „Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen, bezeugt sie neu die bleibende Erwählung
der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“
Das Marsch des Lebens InfoMagazin | 15
Marsch des Lebens in Halle
trotz Sturm Niklas
Inmitten eines der schwersten Stürme der letzten
30 Jahre zog am 31. März der Marsch des Lebens
durch Halle – genau 70 Jahre, nachdem am 31. März
1945 das KZ-Außenlager Birkhahn bei Halle aufgelöst worden war. Unter den Teilnehmern waren der
Bundestagsabgeordnete Dr. Karamba Diaby und Max
Privorozki, Vorsitzender des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt.
Der Zeitzeuge Prof. Schwab erzählte die bewegende Geschichte seiner Eltern, deren sogenannte „Mischlingsehe“ zwangsgeschieden worden war. Die Nazis hatten
ihnen gedroht, sonst die Kinder in den Osten zu deportieren. Sein jüdischer Vater war später in Auschwitz ermordet worden.
Herr Schwab bedankte sich am Ende mit den Worten:
„Meine Freunde – nach allem, was ich gestern und heute
erlebt habe, kann ich nur sagen: Meine Freunde!“
Eine internationale Bewegung
60 Märsche in den USA und Lateinamerika
Der Marsch des Lebens ist zu einer internationalen Bewegung geworden, die jährlich tausende Menschen für
Israel und gegen Antisemitismus im Gedenken an den
Holocaust auf die Straße bringt. Seit 2009 finden regelmäßig Märsche in den USA unter dem Namen March of
Remembrance statt. In diesem Jahr sind über das ganze Land verteilt Veranstaltungen in 57 Städten geplant.
Auch in Lateinamerika gibt es in verschiedenen Ländern
jedes Jahr einen Marcha de la Vida.
In La Paz, der Hauptstadt Boliviens, kamen am 23. November 2014 rund hundert Menschen zum Marcha de la
Vida zusammen, darunter der Honorarkonsul von Israel,
Roberto Nelkenbaum. Der Marsch führte zum Plaza Israel, der einige Wochen zuvor von randalierenden Demonstranten verwüstet worden war.
22 Pastoren mobilisiert werden können, die nicht nur
eine Petition gegen die Umbenennung unterschrieben,
sondern teilweise auch Spenden zur Restaurierung des
Plaza Israel leisteten.
Seit den letzten kriegerischen Auseinandersetzungen in
Gaza hatte der bolivianische Präsident sich immer wieder antiisraelisch geäußert. Er erließ sogar ein Gesetz, In einem symbolischen Akt haben die Teilnehmer des
das Israelis die Einreise ohne Visum verbietet. Der VorMarsches am 23. November die letzten Schmierereien
sitzende des Stadtrates von La Paz hatte Pläne
der Randalierer überpinselt. Die Spende wurzur Umbenennung und Umgestaltung des
de dem Präsidenten der Israelischen GePlaza Israel veröffentlicht. Die jüdische
meinschaft, Dr. Ricardo Udler, von den
Ich
Gemeinde hatte sich hilfesuchend an
Mitarbeitern überreicht. In einem
war tief bewegt
und berührt, und ich teile die
die Mitarbeiter vom Marcha de la Vida
Land, das mit dem Iran verbündet
Initiative und Anstrengungen für
in Bolivien gewandt. Zum Erstaunen
ist, war der Marsch des Lebens
die jährliche Durchführung des Marsches,
aller hatten innerhalb eines Tages
für viele ein Lichtblick.
auch wenn in unserem Land Bolivien nur
sehr wenige Menschen ausdrücken, was sie
denken und unterstützen.
Roberto Nelkenbaum,
Honorarkonsul Israels in La Paz, Bolivien
Erinnern
Versöhnen
Jahre
Ein Zeichen setzen
Dankbar nach vorne gehen
Kommt alle
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15:00 Uhr:
Start am Anhalter Bahnhof,
Berlin
16:00 Uhr:
Abschlussveranstaltung
am Brandenburger Tor
Samstag, 09. Mai 2015, 19:00 Uhr: Marsch des Lebens Festgottesdienst, Ort: C-Campus, Waidmannsluster Damm 7c-e, 13507 Berlin
Infos über das Rahmenprogramm vom 08.-10. Mai: www.marschdeslebens.org
Veranstalter des Wochenendes „70 Jahre – Dankbar nach vorne gehen“: Die Brücke Berlin-Jerusalem e.V., Jerusalemgemeinde Berlin e.V., TOS Dienste Deutschland e.V.,
Wächterruf e.V., Unterstützt von Gemeinsam für Berlin e.V.
Träger
In Zusammenarbeit mit:
TOS Dienste Deutschland e.V.
Nonnenstraße 17, 04229 Leipzig
Tel: 0341-2156717, Fax: 0341-9615801
E-Mail: info@marschdeslebens.org
www.marschdeslebens.org
Spenden
Der Marsch des Lebens wird durch Spenden finanziert.
Wenn Sie den Marsch des Lebens unterstützen möchten,
können Sie Ihre Spende auf folgendes Konto überweisen:
TOS Dienste Deutschland e.V.
Stichwort: Marsch des Lebens
Postbank Berlin
Konto: 533554100, BLZ: 100 100 10,
IBAN: DE86 1001 0010 0533 5541 00
BIC: PBNKDEFF
Phönix aus der Asche: Die Überlebenden
der Hölle des Holocaust e.V.
Helping Hand
Coalition
Jüdische
Gemeinschaft Polen
... und vielen anderen.
Fighters against
Nazism