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Messer Schärfen
Ein stumpfes Messer wieder scharf zu bekommen, scheint eines der
letzten Wunder der zivilisierten Menschheit zu sein. Dabei ist es eine recht
einfache Sache. Zumindest wenn man weiß, worum es geht und wie man
vorgehen muß.
Komischerweise hat das jedoch noch nie jemand aufgeschrieben, obwohl
wir schon seit etwa 3000 Jahren in Europa die Schrift kennen. So wurde
über Hunderte von Generationen das Wissen um das Messerschärfen
mündlich weitergegeben. Was schon nach drei Stationen der Weitergabe
dabei rauskommen kann, sieht man sehr schön bei dem lustigen Kinderspiel „Stille Post“. Und aus genau diesem Grunde ist das Wissen um das Messerschärfen
letztlich voller Fehler und Irrtümer. Und ebenfalls aus diesem Grunde
schauen mich zahlreiche Jäger immer wieder an, als hätte ich die Schrift
und den Buchdruck gleichzeitig erfunden. Dabei habe ich das alte Wissen
um das Messerschärfen lediglich aufgeschrieben. Nun ist es in diesem kleinen Ratgeber naturgemäß nicht möglich, sämtliche Wege zum scharfen Messer detailliert aufzeigen. Deshalb sollen
im Folgenden grundlegende Fakten und Handgriffe sowie die richtige
Benutzung von Bandschleifer und Schwabbelscheibe dargestellt werden.
Denn bereits das reicht völlig aus, um die Freude an einem bewährten
Messer zu erhalten. Herzlichst, Ihr
Carsten Bothe
P.S. Sollten Sie noch Fragen haben, dann hilft Ihnen das Buch „Messer
schärfen wie die Profis“ oder „Jagdliche Blankwaffen“ weiter. Im Zweifelsfalle rufen Sie mich einfach an, ich bin gerne für Sie da.
Ratgeber Messer schärfen
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Worum geht es eigentlich?
Die Messer müssen im Anschluß wieder scharf sein, nur darauf kommt es
an! Zunächst haben wir ein stumpfes Messer. Aber was ist ein eigentlich
stumpf? Ganz einfach: Die Schneide ist abgeflacht und läuft nicht in einem
Winkel aus.
Das hört sich einfach an, aber wie stellt man das fest? Wie im Bild gezeigt,
schaut man einfach auf die Schneide. Wenn Sie einen hellen Streifen auf
der Schneide sehen können, ist ihr Messer stumpf. In der unteren Abbildung sehen Sie eine scharfe und stumpfe Messerklinge im Querschnitt. Bei der stumpfen Klinge ist die „Spitze“ abgebrochen beziehungsweise abgenutzt. Kein Schleifinstrument der Welt kann
dieses fehlende Material zurückbringen. Stumpf Klinge
Scharfe Klinge
In den Abbildungen können Sie auch genau sehen, wie eine Messerschneide
im Querschnitt aufgebaut ist. Und in der stumpfen Klinge versteckt sich eine
scharfe Schneide. Mit anderen Worten: An den Seiten des Messers muß Material entfernt werden, um wieder eine scharfe Schneide herstellen zu können.
Auf welche Art und Weise das passiert, ist eigentlich nebensächlich. Einige
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Ratgeber Messer schärfen
Jäger schwören auf den Belgischen Brocken, andere auf Arkansas-Ölsteine,
wieder anderen nutzen ein Lansky-Set. Wer viele Messer schleifen muß, hat
jedoch einen Bandschleifer und eine Schwabbelscheibe im Einsatz. Der Grat
In der Abbildung sehen Sie die abgerundete Schneide im Querschnitt. Die
gestrichelte Linie zeigt die Kontur der
Schneide nach dem Schleifen. Mit anderen Worten: Sie müssen das überflüssige
Material entfernen. Wenn Sie von der
einen Seite schleifen, haben Sie irgendwann so viel Material abgetragen, daß
Sie über die Rundung hinweggeschliffen haben und die Klingen drehen
müssen, um auch von der anderen Seite zu schleifen. In genau diesem
Moment, in dem Sie über diese Rundung hinwegschleifen, wirft sich auf
der Oberseite ein Grat auf, den man sehen und fühlen kann.
Das ist Ihr Zeichen zum Seitenwechsel. Sie können den Grat erkennen,
wenn das Licht richtig auf die Schneide fällt, auch beim Schliefen direkt.
Oder Sie fahren mit dem Finger vom Klingenrücken über die Schneide
hinweg, dann spüren Sie den Grat. Weiterzuschleifen, wenn sich bereits ein
Grat gebildet hat, bringt kein Mehr an Schärfe. Jetzt sollten Sie die Seite wechseln und dort ebenfalls schleifen, bis sich ein
Grat auf der Oberseite
bildet. Dann sind Sie
auf dem groben Stein
oder Bandschleifer
fertig. Der Grat muß
jetzt nur noch abpoliert
werden – aber dazu
später.
Ratgeber Messer schärfen
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Die schnelle Methode:
Bandschleifer und Schwabbelscheibe
Am einfachsten und schnellsten schleifen Sie mit einem Bandschleifer.
Dabei ist es auch für Ungeübte einfacher, den Winkel einigermaßen
­konstant zu halten und ein sauberes Ergebnis zu produzieren.
Sie können das Auflegen des Messers am ruhenden Bandschleifer üben,
dann klappt es am laufenden Band umso besser.
Halten Sie das Messer mit der Schneide flach über das Band und senken
Sie es ganz langsam auf das Band, bis dieses beginnt, Material abzutragen. Die Körnung sollte bei 120 oder 180, bei sehr dünnen Messern noch
feiner (320) liegen. Aber Achtung: Der Bandschleifer trägt das Material
unheimlich schnell ab! Sie sollten deshalb bei den ersten Versuchen nicht
unbedingt die teuersten Messer verwenden, sondern mit den günstigeren
Exemplaren aus der Besteck-Schublade anfangen. Bei diesen Messern
können Sie nicht viel falsch machen und Sie bekommen ein Gefühl für
den richtigen Winkel. Schleifen Sie zunächst den Klingenteil am Griff und
ziehen Sie das Messer dann langsam zur Spitze. Hier zeigt sich die richtige
Handhaltung, denn um die Rundung an der Spitze auf dem flachen Band
richtig zu schleifen, müssen Sie den Knauf des Messers leicht anheben.
Dann wandert der Kontaktpunkt zwischen Band und Klinge automatisch
nach vorne zur Spitze.
Was brauche ich alles?
Zum Schleifen brauchen Sie lediglich einen langsam laufenden
Bandschleifer, die passenden Schleifbänder und eine Schwabbelscheibe mit passendem Polierwachs. Je feiner die Klinge,
desto feiner muß auch die Körnung des Schleifmittels sein. Je
billiger der Bandschleifer, desto schwieriger ist die Beschaffung
der passenden Schleifbänder.
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Ratgeber Messer schärfen
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Der Bandschleifer
Bandschleifer gibt es für wenig Geld im Baumarkt. Dabei reicht die
einfachste Ausführung, sofern sich das Gerät auf dem Kopf mit dem
Band nach oben befestigen läßt. Das ist nicht bei allen Bandschleifern
der Fall. Ebenso geeignet sind stationäre Bandschleifer, die an einer Seite
einen Schleifteller zusätzlich angebaut haben. Vorteilhaft ist es, wenn
die Geschwindigkeit zu regeln ist. Dann können Sie den Bandschleifer
zunächst auf der geringsten Stufe laufen lassen. So stellen Sie sicher, daß
nicht in kürzester Zeit zu viel Material auf einmal abgetragen wird. Zu den Schleifbändern erreichen mich immer wieder Fragen nach Bezugsquellen. Bei den Baumarkt-Geräten werden meist nur drei grobe Körnungen
angeboten, da diese Geräte nur zur Holzbearbeitung konzipiert sind. Bei der
180er Körnung ist dann in aller Regel Schluß. In solchen Fällen sollten Sie sich
im Internet unter dem Suchwort „Schleifbänder“ informieren. Google findet
etliche Lieferanten, die im Zweifel auch Bänder nach Maß fertigen können.
Generell kann man sagen, daß die Bandbeschaffung umso leichter und die
Auswahl umso größer ist, je bekannter der Hersteller des Gerätes ist. Wenn
Ihnen das Band zu grob erscheint, schleifen Sie zunächst etwas Grobes wie
eine Axt darauf. Das stumpft das Schleifband etwas ab. Erst dann kommt ihr
jagdliches Handwerkszeug dran. Dieser Bandschleifer
ist nur dazu da, einen
Streifen von ein oder
zwei Millimetern abzutragen. Die ganze Seite
in eine andere Form
zu bringen ist damit
nicht möglich. Größere
Umarbeitungen von
Klingen sind nur mit
großen, leistungsfähigen Bandschleifern an
ungehärteten Klingen
möglich.
Ratgeber Messer schärfen
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Die Schwabbelscheibe
Die Schwabbelscheibe ist das wichtigste
Werkzeug neben dem Bandschleifer. Erst sie
sorgt dafür, daß die Schneide den letzten Schliff
bekommt. Die notwendige Schwabbelscheibe ist
aber nicht im normalen Baumarkt zu bekommen.
Die Scheibe muß so groß wie möglich sein, um
eine hohe Umfanggeschwindigkeit zu erreichen.
Die von VENATUS vertriebene Scheibe hat
einen so großen Durchmesser, daß sie noch in
einer Ständerbohrmaschine zu verwenden ist,
ohne an die Säule zu stoßen. ­Größere Scheiben sind schwerer und belasten die Lager der
­Bohrmaschine. Daher sollten sie nur in richtigen
Polierböcken verwendet werden. Um die Schwabbelscheibe vorzubereiten muß
der Umfang aufgeraut werden. Das geschieht
am einfachsten mit einer groben Raspel, die Sie
vorsichtig (!) an die laufende Scheibe halten. Ist die
Scheibe am gesamten Umfang aufgeraut – was
Sie am besten an der stehenden Scheibe sehen –
halten Sie das Polierwachs an die Scheibe, bis es
durch die Reibung heiß wird und die Scheibe das
Wachs aufnimmt. So vorbereitet können Sie mit
der Schwabbelscheibe arbeiten. Für das Schärfen
reichen eine Ständerbohrmaschine mit
Schwabbelscheibe und
ein einfacher Bandschleifer, den man
kopfüber an einem
Tisch befestigen kann.
Glüht das nicht aus?
Sicherlich wird bei der spanabhebenden Bearbeitung von Messerklingen
Energie in Form von Hitze frei. Bei den Klingen aus Kohlenstoffstahl sieht man
das sehr schön durch die Funken, die wie bei einer Wunderkerze verglühen.
Mit einem scharfen Band und wenig Druck aber ist die Zeit, die die Klinge am
Schleifband ist, auf wenige Sekunden begrenzt. Und in der kurzen Zeit ist
es nicht möglich, so viel Wärme einzutragen, um das Gefüge nachhaltig zu
verändern. Weiterhin ist die restliche Klinge noch kalt und die Wärme aus der
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Ratgeber Messer schärfen
Schneide wird in die Klinge abgeleitet. Achtung: Sollte sich bei einem stumpfen Band die Schneide bläulich verfärben, sollten Sie sofort mit dem Schleifen
aufhören. Die Anlauffarbe wird aber noch unterhalb der Temperatur sichtbar,
bei der sich der Stahl verändert.
Welchen Winkel sollte man schleifen?
Ein gerne und ausführlich diskutiertes Thema mit offenem Ausgang.
Grundsätzlich richtig ist die Aussage, daß ein Messer umso schärfer ist, je
flacher der Winkel ist, in dem die Schneide geschliffen ist. Ebenso richtig
ist die Aussage, daß ein Messer für den groben Einsatz einen stumpferen
Schneidenwinkel haben sollte, damit die Schneide stabiler wird und nicht
so leicht ausbrechen kann. Was bei den ganzen Diskussionen vergessen wird, ist das Phänomen des effektiven Schneidenwinkels. Wenn man ein Messer senkrecht durch das Schnittgut
bewegt, dann ist der effektive Schneidenwinkel und der Schneidenwinkel an
der Klinge gleich. Im Gegensatz dazu ist ein Schnitt mit einer ziehenden Bewegung zu sehen, bei dem der effektive Schneidenwinkel wesentlich flacher ist.
1) Legen Sie das Messer auf
den laufenden Bandschleifer
zunächst an dem Teil, der am
Griff liegt.
Ratgeber Messer schärfen
2) Dann ziehen Sie die Klinge
langsam zur Spitze hin, ohne
den Winkel zwischen Klinge und
Schleifband zu verändern.
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3) Um die Rundung an der Spitze
zu schleifen, müssen Sie den Griff
etwas anheben, dann läuft der
Kontaktpunkt zwischen Klinge
und Schleifband nach vorne um
die Rundung.
4) Beim Blick von hinten auf die
Klinge bei der richtige Beleuchtung
sieht man den Grat ganz genau.
5) Im Zweifelsfall kann man den
Grat mit dem Finger ganz genau
spüren.
6) Um den Grat zu entfernen spannen Sie die Schwabbelscheibe in
eine Bohrmaschine.
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Ratgeber Messer schärfen
7) Lassen Sie die Scheibe anlaufen
und halten Sie das Polierwachs an
die Scheibe, bis diese gut eingerieben ist.
9) Um die Klingen von der anderen
Seite zu bearbeiten, müssen Sie das
Messer so halten, daß die Scheibe
wieder vom Klingenrücken her
kommend zur Schneide läuft.
Ratgeber Messer schärfen
8) Um die Klingen von der anderen
Seite zu bearbeiten, müssen Sie das
Messer so halten, daß die Scheibe
wieder vom Klingenrücken her kommend zur Schneide läuft.
10) Mit dem Messer können Sie
sich dann die Haare vom Unterarm
rasieren.
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