Youth Research in Asia: Themes and Perspectives
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Youth Research in Asia: Themes and Perspectives
Jugendforschung in Asien * Ngan-Pun NGAI, PhD Professor, Leiter des Graduiertenprogramms Fakultät für Sozialarbeit Chinesische Universität Hongkong Hongkong, China Vorsitzender Forschungsausschuss 34 - Soziologie der Jugend Internationale Gesellschaft für Soziologie npngai@cuhk.edu.hk Eine genaue Definition der Jugendforschung in Asien ist eine Herausforderung, weil es auf dem Kontinent eine Vielzahl von Ländern mit unterschiedlichen Kulturen, politischen Systemen, sozialem Entwicklungsstand und Traditionen in der Jugendforschung gibt. Generell umfasst Jugendforschung die Untersuchung von einzelnen Fragen von Wachstum und gesellschaftlicher Entwicklung im Zusammenhang mit der Interaktion zwischen Jugendlichen und ihrem sozialen Umfeld. Sie bezieht sich auf ein großes Spektrum von Forschungsaktivitäten im Zusammenhang mit Jugendlichen und deckt eine große thematische Bandbreite der sie betreffenden gesellschaftlichen Anliegen ab. Diese Forschung hat bedeutende Auswirkungen auf die Entwicklung der Jugend, gesellschaftliche Stabilität, soziale Veränderungen und die nationale Entwicklung. Studien auf diesem Gebiet untersuchen Themen wie die Werte, Einstellungen und Verhaltensweisen der Jugend, Jugendpolitik und Jugendhilfe sowie Jugendkultur und -entwicklung und basieren vorrangig auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden, wobei sie systematische Schritte und Messinstrumente einsetzen. Jugendforscher in Asien haben generell bei der Durchführung von Jugendstudien keine starren Grenzen, Theorien, Perspektiven oder Themen eingehalten, sondern eher spezielle Fragen herausgestellt, deren Bedeutung als für junge Menschen signifikant betrachtet wurde und die Auswirkungen auf Politik, Praxis und Forschung haben. Verschiedene Jugendforscher haben ein spezielles Thema oder eine Perspektive zu einem Forschungsgegenstand in ihre Studien eingebracht, die eigene Werte, Fachwissen, theoretische Orientierung und Interessen der Forscher widerspiegeln. Diese Themen und Perspektiven haben eine große Bandbreite und sind politischer, 1 wirtschaftlicher, soziologischer, kultureller, rechtlicher, historischer, ethnografischer, interkultureller oder langzeitlicher Natur, wobei das Schwergewicht auf der Entwicklung, den Rollen und Funktionen von jungen Menschen im Verhältnis zu Entwicklung und Veränderungen ihres externen Umfeldes liegt (zum Beispiel im politischen System, der Gesellschaft, Familien, Organisationen etc.). Andere Studien sind psychologisch (zum Beispiel mit Perspektiven von Entwicklung, Übergang, sozial-kognitiven Erkenntnissen oder sozialem Lernen) oder biologisch orientiert, wobei deren Schwergewicht auf den ererbten Determinanten der Persönlichkeit, Motivation sowie des Verhaltens junger Menschen und der Art und Weise liegt, wie sie aufwachsen, sich entwickeln und ihre eigene Identität ausbilden. In dieser großen Forschungspalette gibt es auch eine Reihe von sich neu herausbildenden Themen. Jugendwerte und Kulturen Aufgrund der schnellen gesellschaftlichen Veränderung und der umfassenderen Kontakte junger Menschen mit der Gesellschaft ist es unausweichlich, dass sich neue Jugendwerte, -kulturen und -subkulturen herausbilden und die Identität junger Menschen beherrschen, womit sie für die Jugendforschung in Asien zu wichtigen Themen werden. Zahlreiche Wissenschaftler aus diesem Kontinent haben diese Themen und ihre Beziehung zu und Interaktion mit dem jeweiligen Umfeld untersucht. Beispielsweise hat Julia Kwong (1994) die unter chinesischen Jugendlichen vorherrschenden Werte untersucht und mit der offiziellen Ideologie verglichen, wobei sie herausfand, dass das komplexe ideologische System der Jugendlichen im Widerspruch zur idealen Jugendkultur steht, die in Schulen oder von den Jugendmedien des Landes vermittelt wird; Jeroen de Kloet (2005) untersuchte den Aufstieg der Popkultur im Zusammenhang mit den damit verbundenen Prozessen der Globalisierung und Kommerzialisierung der chinesischen Kultur, wobei er eine Neubelebung der chinesischen Rockkultur und die aktuelle Vielfalt in der Popmusikkultur in China feststellte; Mimi Michter et al. (2004) untersuchte die allgemeinen Einstellungen zu Tabakprodukten und zum Tabakkonsum von männlichen Hochschulstudenten in Indien; und Kenichi Kawasaki (1994) erforschte die kulturellen Gemeinsamkeiten von japanischen Jugendlichen und Yuppies wie beispielsweise Expressionismus, urbane Lebensstile und Bildungsleistungen. Jugendkriminalität In Asien durchgeführte Jugendstudien haben sich auch mit unterschiedlichen Formen von abweichendem oder ungesetzlichem Verhalten sowie Straffälligkeit wie 2 beispielsweise suizidaler Ideenbildung und Suiziden, Gewalt, Drogenkonsum, aggressivem Verhalten, Rauchen und Alkoholkonsum bei Teenagern, Suchtverhalten, Schulabbrechern, jugendlichen Ausreißern sowie sexuellen Werten, Haltungen und Sexualverhalten und vielen anderen Themen befasst. Das Phänomen der Jugendkriminalität wurde unter verschiedenen Perspektiven wie beispielsweise Alter, Geschlecht, Sozialisation, ökologischen Systemen und Labelling untersucht. Studien in diesem Bereich haben auch die Verbindungen zwischen Familie, Schule, Gemeinschaft, und Gleichaltrigen sowie der Beteiligung an Straftaten und die Beziehung zwischen jugendlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Risikoverhalten bei Substanzmissbrauch, Alkoholkonsum und Glücksspiel untersucht. Beispielsweise argumentierten C.K. Cheung, N.P. Ngai und Steven Ngai (2007), dass familiäre Belastungen sehr starke Auswirkungen auf die Kriminalität junger Erwachsener in zwei chinesischen Städten – Hong Kong und Guangzhou - hatten; N.P. Ngai und C.K. Cheung (2005) identifizierten die Vorstufen von Straffälligkeit unter marginalisierten Jugendlichen in Hongkong; Cindy Davis, Catherine Tang und Janet Ko (2004) erforschten die Beziehungen zwischen Familie, Gleichaltrigen und der Schule sowie deren Verbindungen zu Straffälligkeit bei jungen chinesischen Erwachsenen in Hongkong; Abdullah Abu Saleh et al. (2006) bewertete die Geschlechts- und Altersunterschiede bei der Beendigung des Rauchens unter chinesischen Jugendlichen und identifizierte die mit der Aufgabe des Rauchens verbundenen Faktoren; Ji-min Lee et al. (2007) stellte Alkoholkonsum und Straffälligkeit in den Entwicklungs- und Gesellschaftskontext in Korea in einer Studie mit 955 Schülern der 10. Klasse; und D.J. Shoemaker (1994) führte eine Studie mit Eigenberichten zur Straffälligkeit von Männern beziehungsweise Frauen in einer Küstenstadt der südlichen Philippinen durch und zeigte, dass die Straffälligkeitsrate unter Männern höher ist. Jugendidentität Mehrere, in Asien durchgeführte Studien konzentrierten sich auf Jugendidentität einschließlich der eigenen Identität, Gender-Identität, modischen Identität, gesellschaftlichen Identität und nationalen Identität. Ein bedeutender Anteil der Jugendforschung hat sich auf die Untersuchung von positivem beziehungsweise negativem Selbstwertgefühl konzentriert, wobei ein großes Bereichsspektrum wie beispielsweise Leistung, Erfolg, Selbstbeherrschung, zwischenmenschliche Beziehungen und Verbindungen sowie Notlagen in einem bestimmten Entwicklungs-, kulturellen und kontextuellen Rahmen abgedeckt wurde. Beispielsweise fand Lening Zhang (2003) in seiner Studie heraus, dass ein offizielles Labelling von Jugendlichen als kriminell die Selbstachtung der so gelabelten Personen im gesellschaftlichen und 3 kulturellen Kontext von China herabsetzt; Christine J. Yeh et al. (2005) untersuchte den Prozess der kulturellen Anpassung bei 13 jungen koreanischen Zuwanderern, wobei die Ergebnisse darauf hinwiesen, dass man von diesen Jugendlichen erwartet, dass sie ihre Identitäten neu bestimmen und verlagern, um die Belastung der kulturellen Eingliederung zu überwinden und unterschiedliche Erwartungen in verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen zu erfüllen; Hironori Sasada (2006) untersuchte die nationale Identität japanischer Jugendlicher und ermittelte, dass sie aufgrund von Faktoren wie Globalisierung, Medien, Intellektuellen, dem Niedergang linker Parteien, der zunehmenden Popularität nationalistischer Comics, des Internets und internationaler Sportveranstaltungen zunehmend nationalistisch werden; und Sook-Jong Lee (2006) untersuchte den Umfang des Nationalismus unter jungen Koreanern und stellte fest, dass sie stolz auf ihre koreanische Nationalität waren und damit eine bestimmte Art von Nationalismus übernahmen. Mentale Gesundheit Jugendliche mit physischen oder psychischen Gesundheitsproblemen sind häufig mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Beispielsweise erfahren sie häufig eine schlechte Schulausbildung, gesellschaftlichen Rückzug, sie leiden unter geringer Selbstachtung und sind bei den Chancen auf einen Arbeitsplatz weniger wettbewerbsfähig. Studien im asiatischen Kontext haben untersucht, wie diese Unzulänglichkeiten sich im Leben dieser jungen Menschen widerspiegeln und haben damit unser Verständnis der Potenziale und des Unterstützungsbedarfs bei Menschen mit physischen oder psychischen Gesundheitsproblemen und beispielsweise zur Art und Weise erweitert, wie man dieser Gruppe entsprechende Therapien und Hilfen anbieten kann. Beispielsweise untersuchte See-Yeo Lay et al. (2007) die emotionale Anpassung von Jugendlichen mit derartigen Problemen in Singapur und diskutierte die Auswirkungen für Lehrer und Personal im Bereich der mentalen Gesundheit; Michelle J. Hindin und Socorro Gultiano (2006) untersuchtem die Verbindung zwischen häuslicher Gewalt der Eltern und Depressionssymptomen bei jungen Filipinos; Frits Van Griensven et al. (2004) bewertete die sexuelle Orientierung und gesundheitliches Risikoverhalten bei Schülern in Nordthailand; und S.T. Cheng und Alfred Chan (2007) zeigten auf, wie Belastungssituationen, die Unterstützung von Familie und Freunden, Depression, Substanzmissbrauch und die Einstellung zum Tod sich gegenseitig beeinflussen und ein kumuliertes Selbstmordrisiko unter jungen Erwachsenen in Hongkong herbeiführen. Jugendarbeitslosigkeit 4 Themen wie Jugendarbeitslosigkeit sind in den meisten asiatischen Ländern von Belang, und Studien zeigen die weit verbreitete Arbeitslosigkeit in dieser Population und insbesondere in der derzeitigen Periode der wirtschaftlichen Umstrukturierung. Alter, Bildung, Ausbildung, Erfahrung und der kulturelle Kontext werden als bestimmende Faktoren für den Erfolg junger Menschen bei der Arbeitsplatzsuche angesehen. Beispielsweise untersuchte C. Hirschman (1982) die Jugendarbeitslosigkeit in den Städten der malaysischen Halbinsel in den 1970ern und analysierte sowohl die persönlichen als auch die strukturellen Auswirkungen; K.C. Ho (2004) untersuchte die neuen Herausforderungen für junge Menschen unter den schwierigen Marktbedingungen in Singapur; Steven Ngai und N.P. Ngai (2007) untersuchten die Erfahrungen nicht engagierter Jugendlicher in Hongkong, die sich nicht an Bildung, Ausbildung oder Beschäftigung beteiligen, während ihres Übergangs von der Schule in den Beruf; M.C. Yan und C.M. Lam (2009) schlugen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in chinesischen Gesellschaften ein gestaffeltes System, das heißt Prävention in der Schule und Abhilfemaßnahmen durch Gemeinschaftsorganisationen, vor; und Qun Zeng (2005) argumentierte, dass die Bedeutung des Aufwachsens und/oder Erwachsenwerdens sich zwischen Asien und dem Westen unterscheidet und dass Jugendarbeitslosigkeit somit vor dem kulturellen Hintergrund Chinas betrachtet und analysiert werden muss. Gesellschaftlicher Rückzug sowie Computer- und Videospiele In den letzten Jahren haben die Ausbreitung der Computertechnologie und die Popularität von Videospielen im Internet beziehungsweise Videospielcentern einen zunehmend bedeutsamen Einfluss auf das Leben und die Entwicklung von jungen Menschen in Asien gezeigt. Computer, Internet und Videospiele haben ihr Suchtpotenzial bei Jugendlichen bewiesen, weil sie diese in eine mythische Welt einbinden, die visuell realistisch aber nicht real ist. Derart süchtige Jugendliche verpassen ihre Chancen zur Erweiterung ihres Horizonts und ihrer Lebenserfahrung. Florence Chee (2006) untersuchte die Beteiligung koreanischer Jugendlicher an diversen Aktivitäten in Computerspielräumen und argumentierte, dass diese Räume als „dritte Orte“ betrachtet werden können, an denen Jugendliche sowohl online als auch offline eigene Communities aufbauen. Aber in vielen Fällen haben die negativen Auswirkungen einer exzessiven Beteiligung an solchen Spielen die persönliche, gesellschaftliche und intellektuelle Entwicklung der Jugendlichen unterbrochen. Eine Gruppe von computerspiel- und internetsüchtigen Jugendlichen wurde als isoliert, zurückgezogen, passiv und unmotiviert beschrieben (Kawanishi, 2004; Sakamoto et 5 al., 2005). Victor Wong und Winnie Ying (2006) untersuchten 88 Jugendliche im Zustand des gesellschaftlichen Rückzugs in Hongkong und fanden heraus, dass 67 % von ihnen einen großen Teil ihrer Zeit am eigenen PC bei Computer- oder Onlinespielen verbrachten, sich an Online-Chats beteiligten, nach Informationen suchten und sich mit anderen solitären Tätigkeiten beschäftigten. Andere Studien haben gezeigt, dass Gewaltspiele pro-soziales Verhalten und Empathie vermindern und zu erhöhter psychologischer Erregung und aggressiven Gedanken und Verhaltensformen führen. Jugendentwicklung, -beteiligung und -befähigung Es wurde festgestellt, dass Jugendliche ihre Entwicklung durch Beteiligung an ehrenamtlichen Maßnahmen, Angeboten in ihren Gemeinschaften und Schulen sowie Programmen für Jugendliche, Interventionen, Mentoring beziehungsweise Ausbildungsprogrammen fördern können. Wichtige Ergebnisse für die Jugendentwicklung sind die Verwirklichung von eigenem Potenzial, Fähigkeiten, sozialem Wohlbefinden, zivilgesellschaftlicher Verantwortung, ehrenamtlicher Tätigkeit und Transzendenz (Cheung & Ngai, 2004). N.P. Ngai (1996) untersuchte das Wissen, die Anwendung und die Erwartungen von Jugendlichen in Hongkong und ihre Haltungen gegenüber Programmen von Kinder- und Jugendzentren, die sie in sinnvolle Tätigkeiten und Vorhaben einbinden wollten, damit sie so ihre Persönlichkeit weiter ausbilden konnten. N.P. Ngai und C.K. Cheung (1997) untersuchten auch die Beteiligung von Jugendlichen an den Aktivitäten in Jugendzentren in Hongkong und fanden heraus, dass das Wissen über und die Haltungen zu den Leistungen dieser Zentren spezifische Determinanten für die Beteiligungsabsicht sind. T.W. Lo, Dennis Wong und Stephen Ma (2005) untersuchten die Programme von Jugendzentren für benachteiligte junge Zuwanderer in Hongkong und fanden heraus, dass diese Programme den Teilnehmern dabei halfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Darüber hinaus fanden Siyu Jin und Lili Cui (1998) in einer in China durchgeführten Studie heraus, dass dort seit 1993 etwa 72,4 Millionen Jugendliche an ehrenamtlichen Tätigkeiten wie der Unterstützung der Armen und Angeboten für unterschiedliche Leistungen beteiligt waren. Diese Wissenschaftler berichteten, dass dies Jugendlichen durch ihre Beteiligung eine persönliche Bereicherung erfahren, analytische Fähigkeiten entwickelt, Unabhängigkeit erreicht, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verstärkt, ihre eigene Identität gestärkt und Führungsfähigkeiten entwickelt haben. Förderung der Beteiligung von Jugendlichen an verschiedenen Aspekten der 6 Gesellschaft bedeutet, dass man sie an Aktivitäten für die Jugend, politischen Konsultationen, der Planung und Durchführung von Leistungen insbesondere im Hinblick auf Entscheidungen und Programme einbindet, die ihr eigenes Leben und Wohlergehen betreffen. Der Schwerpunkt der Forschung in diesem Bereich liegt auf dem Umfang und den Kanälen für Jugendbeteiligung und den Mitteln, um Jugendliche zur Entwicklung von Bürgersinn und Beteiligung an Aktivitäten zu befähigen, die Demokratie, Menschenrechte, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Selbsthilfe fördern. K.C. Ho (2005) argumentiert, dass die Beteiligung an gesellschaftlichen Gruppen oder Jugendorganisationen in Singapur sowohl der Gemeinschaft als auch den Jugendlichen selbst nützt. Rajendra Pradhanang (2005) wies auch darauf hin, dass die Beteiligung von Jugendlichen an der Planung und Durchführung von Entwicklungsaktivitäten in Nepal eine entscheidende Rolle bei der Intensität der lokalen Entwicklung gespielt hat, und Francis Lee (2003) erforschte die Bedeutung der Klienten-Beteiligung am Supervisionsprozess bei jungen Probanden in Hongkong und fand heraus, dass viele dieser Jugendlichen sich beteiligen würden, wenn man es ihnen erlauben würde. Die Vorteile der Jugendpartizipation auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen sind offensichtlich. Darüber hinaus hat Trish Saywell (2000) gezeigt, dass Jugendliche in Singapur der Politik generell apathisch gegenüberstehen, ein Problem, das auch die Aufmerksamkeit der herrschenden Partei, der People’s Action Party, geweckt hat. Es hat sich gezeigt, dass Jugendliche in vielen Ländern Asiens kein Interesse an Politik haben, was auch die geringe Wahlbeteiligung unter jungen Wahlberechtigten bei den Wahlen erklärt. In der Jugendforschung und Jugendhilfe wird Befähigung (empowerment) so definiert, dass sie Jugendliche in die Lage versetzt, unabhängiger und reifer zu werden und somit ihre eigenen Bedürfnisse und Probleme selbst anzugehen und sich an der Gesellschaft zu beteiligen. Der wichtige Forschungsschwerpunkt in diesem Bereich liegt auf dem Angebot von außen und Hilfen für junge Menschen, damit sie die für das Management ihrer eigenen Angelegenheiten notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, ihre eigenen Probleme lösen und sich an sie potentiell betreffenden Entscheidungen und Programmen beteiligen können. Wei Fang (2005) analysierte Drogenmissbrauch bei Jugendlichen in Hongkong und argumentierte, dass Jugend-Empowerment eine wirksame Strategie zur Bekämpfung dieses Missbrauchs ist. S. M. To (2009) ist der Meinung, dass Empowerment in der praktischen Sozialarbeit bei Studenten in Hongkong wirksam ist. Darüber hinaus hat C.Y. Li (2005) in einer Untersuchung von problematischem Glücksspiel und Internetsucht in Hongkong argumentiert, dass Empowerment notwendig ist, um die Widerstandskraft junger Menschen zu stärken, und dass auf dem Empowerment-Konzept basierende 7 Präventionsprogramme die rationalen Entscheidungen, Unterstützungsnetzwerke und Beteiligung an Gemeinschaftsdiensten in dieser Population verbessern können. Globalisierung und Jugendforschung Die Jugendlichen von heute haben einen neuen Bezugsrahmen für Kulturen, Werte, Normen und Identität. Viele Jugendstudien haben die Auswirkungen von globalen Jugendtrends auf die inländische Entwicklung von Jugendlichen untersucht und die diversen Erfahrungen mit verschiedenen Jugendpolitiken und Leistungen auf den lokalen Bezugsrahmen zusammengefasst. Beispielsweise übernahmen Jeanne Fu und C.Y. Chiu (2007) die gesellschaftliche Identitätsperspektive in einer Studie, die sich auf die Reaktion der lokalen Kulturen auf die Globalisierung in einer Stichprobe mit Hochschulstudenten aus Hongkong konzentrierte und die Werte von beispielhaften Personen in der traditionellen chinesischen beziehungsweise westlichen Kultur betrachtete; Ritty Lukose (2005) untersuchte die weltweit herrschenden Konsummuster bei Jugendlichen im indischen Bundesstaat Kerala unter Bezugnahme auf Politiken in den Bereichen Gender, Klasse und Kaste, die in kolonialen und nationalistischen Projekten verwurzelt sind; und Prodromos Panayiotopoulos (2005) bezog sich auf eine ethnographische Studie in einer Gruppe von jungen Filipinas, die als Haushaltsangestellte und Betreuer von Senioren im südlichen Zypern beschäftigt waren, um so Einblicke in marktbestimmte Betreuung und moderne Globalisierungspraktiken zu erhalten. Regional angesiedelte Studien Obwohl die Verfolgung von Forschungsdaten aus verschiedenen Ländern relativ schwierig ist, wurden in Asien einige wenige Jugendforschungsprojekte zur Erforschung von Themen durchgeführt, die daher von besonderem Interesse sind. Kay Bradford et al. (2003) untersuchte beispielsweise die Verbindungen zwischen Elternkonflikten, Elternverhalten und persönlichen Verhaltensmustern in Daten, die unter die Schule besuchenden jungen Erwachsenen in Bangladesch, China, Indien, Bosnien, Deutschland, den Palästinensergebieten, Kolumbien und den Vereinigten Staaten sowie drei ethnischen Gruppen in Südafrika gesammelt wurden. Ihre Ergebnisse zeigen ein signifikantes Fehlen von Varianz unter den Stichproben, wenn sich signifikante unmittelbare und mittelbare Verbindungen dokumentiert werden, und dass Konflikte zwischen Elternteilen einen direkten Zusammenhang zu den Ergebnissen für die Jugendlichen aufweisen, wobei die indirekten Auswirkungen über das Elternverhalten stärker sind. Bernhard Nauck und Daniela Klaus (2007) 8 untersuchten den Wert von Kindern für deren Eltern in einer interkulturellen und internationalen Studie bei verschiedenen Altersgruppen in 11 Ländern wie beispielsweise Südkorea, China, Indonesien, Indien, den Palästinensergebieten, Israel, der Türkei, Südafrika, Ghana, Deutschland und der Tschechischen Republik. Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, dass die angegebene Bedeutung der Behaglichkeit und Wertschätzung bei Kindern in Ländern mit hoher Fertilität und starken, auf Abstammung/Abkunft basierenden Verwandtschaftssystemen am höchsten und am geringsten in den Ländern mit dem höchsten Wohlstand, der geringsten Fertilität und staatlichen Versicherungssystemen ist. In allen Ländern war der Affektwert sehr hoch, und es gab hier nur geringe Schwankungen. Solche Studien stehen normalerweise im Zusammenhang mit Jugendfragen von gemeinsamem Interesse und/oder befassen sich mit Praktiken in Politik und Intervention. Ein Blick auf die Zukunft Neu entstehende Themen – In Asien bilden sich in der Jugendforschung viele neue Themen heraus. Die oben genannten bilden lediglich ein Segment dieser Gesamtheit. Das allgemeine Bild der Jugendforschung in Asien muss untersucht und auf der Grundlage einer umfassenderen Übersicht über die relevanten, in den jeweiligen Ländern durchgeführten Forschungsarbeiten verglichen werden. Beispielsweise wurden in China Studien zu ländlichen Jugendlichen, den gesetzlichen Rechten von Jugendlichen, Jugendschutz, gesellschaftlicher Ausgrenzung, Freizeitverhalten, Mode, Lebensstil etc. durchgeführt, die hier alle nicht vorgestellt wurden. Natürlich gibt es auch viele andere, neu entstehende Themen in der Jugendforschung in anderen Ländern Asiens, die hier ebenfalls nicht behandelt wurden, wie beispielsweise Armut, Ungleichheit, Gender, Bildung, Wohnung, Kinderarbeit, Kindesmissbrauch, Jugendliche in Gefängnissen und Einrichtungen, HIV sowie politische Partizipation. Weil Themen im Zentrum der Jugendforschung stehen und in einem sich verändernden und spezifischen Kontext als signifikant betrachtet werden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir neue Themen identifizieren, um ein gründliches Bild des Zustands dieser Forschung in der Region zu bekommen. Veränderung der jugendspezifischen Perspektiven – Weil Wissenschaftler in Asien engere Verbindungen nach Übersee geknüpft und in vielen internationalen Jugendpublikationen veröffentlicht haben, werden sich die Perspektiven zu Jugendphänomenen unausweichlich verändern. Es ist daher zu erwarten, dass neue Forschungsperspektiven parallel zu der inländischen und globalen akademischen 9 Entwicklung auftauchen, was auch implizit bedeutet, dass Jugendforscher in Asien sich gedanklich für neue Theorien und Praktiken öffnen müssen. Tatsächlich kann eine solche Forschung sich auf umfangreicheres Wissen über Jugendfragen in unterschiedlichen akademischen Disziplinen und Theorien stützen, um so eine speziellere oder stärker interdisziplinäre Perspektive beim Verständnis von Jugendphänomenen, Gesellschaftspolitik, Interventionsmethoden und dem Leistungsangebot zu bieten. Aber diese unterschiedlichen Perspektiven müssen flexibel eingesetzt werden, damit sie die charakteristischen Merkmale des soziokulturellen Kontexts von speziellen Jugendfragen widerspiegeln. Neukontextualisierung des Wissens – Als relativ junge Forschungsdisziplin in Asien hat sich die Jugendforschung auf diesem Kontinent häufig auf im Westen entwickeltes Wissen, Methoden, Theorien und Praktiken gestützt. In den vergangenen 50 Jahren hat die Modernisierung/Verwestlichung die überkommenen Werte und den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext von Jugendlichen in Asien verändert. Die Werte und die Kultur der heutigen Jugend haben sich allmählich geändert und weisen jetzt ein größeres Schwergewicht bei den westlichen Konzepten von Individualismus, Autonomie, Menschenrechten, Konsumerismus und einem modischen Lebensstil auf. Diese liberalen westlichen Werte legen das Schwergewicht auf das Individuum und den Markt und sind daher keine vollkommene Ergänzung der östlichen Werte, die Kollektivismus und die Familie hervorheben. Angesichts der Grenzen des aus dem westlichen Kontext abgeleiteten Wissens müssen Jugendforscher in Asien dem Prozess des Heimischwerdens oder der Neukontexualisierung größere Aufmerksamkeit schenken, wenn sie sich auf das Wissen und die Erfahrung ihrer westlichen Kollegen stützen, um so ihre Forschungskonzepte im kulturellen Kontext Asiens zu formulieren. Regional angesiedelte Studien – Regional angesiedelte Jugendforschung ist in Asien noch immer selten. Regional angesiedelte Studien von Jugendfragen in asiatischen Ländern können uns helfen zu verstehen, wie Jugendliche ihr Leben in ihrem speziellen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext konzipieren, und sie können letztendlich das Verständnis und die Zusammenarbeit in der Region fördern. Solche Forschungsarbeiten können tief in die Besonderheiten der Jugendpolitik eindringen, indem sie Vergleiche zwischen den gesellschaftlichen Entwicklungen in verschiedenen Ländern Asiens ziehen. Demzufolge wird es uns möglich, die Unterschiede zwischen den Ländern zu erforschen und die Wege zu betrachten, wie verschiedene Gesellschaften sich mit ähnlichen Jugendfragen wie beispielsweise Jugendpolitik, Jugendschutz, Jugendwerten und -haltungen, Jugendbeteiligung, 10 Jugendbefähigung, Lebensstilen von Jugendlichen etc. befassen. Regional angesiedelte Studien können neue Perspektiven zur regionalen Zusammenarbeit eröffnen und einen Beitrag zur Entwicklung von neuem Wissen, neuen Themen und neuen Perspektiven in Jugendforschung, -theorie und -praxis leisten. Literaturhinweise Abdullah, Abu Saleh (2006 et al): Smoking cessation among Chinese young smokers: Does gender and age difference matters and what are the predictors? Addictive Behaviors, 31(5): 913-921 Bradford, Kay (2003 et al): A multi-national study of inter-parental conflict, parenting, and adolescent functioning: South Africa, Bangladesh, China, India, Bosnia, Germany, Palestine, Colombia, and the United States. Marriage & Family Review, 35(3/4): 107-137. Chee, Florence (2006): The games we play online and offline: Making Wang-tta in Korea. Popular Communication, 4(3): 225-239. Cheng, S. T. & Chan, Alfred (2007): Multiple pathways from stress to suicidality and the protective effect of social support in Hong Kong adolescents. 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Die Ergebnisse der ersten Phase wurden im Artikel über “Youth Research in Asia: Themes and Perspectives” [Jugendforschung in Asien: Themen und Perspektiven] dargestellt, der publiziert wurde in: “Growing Up in a Globalized World: Challenges before Children and Youth in the 21st Century – An International Reader”. Editor: Vinod Chandra, Macmillan India Ltd., New Delhi 2009. 15