Der Balaton gestern und heute Im Kalten Krieg Treffpunkt von Ost
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Der Balaton gestern und heute Im Kalten Krieg Treffpunkt von Ost
Der Balaton gestern und heute Im Kalten Krieg Treffpunkt von Ost- und Westdeutschland – Heute internationales Tourismuszentrum mit ökologischer Verantwortung Wohin man auch schaut in Siofok, es ist sofort erkennbar, dass man hier auf Tourismus setzt. Budenstraßen mit den typischen Andenken, wie der Deutsche sie zu kennen glaubt: Czardas, Gulasch, Puszta und etwas Keramik, Paprika in allen Varianten. Und daneben internationaler Souvenirkitsch wie bedruckte T-Shirts mit Inschriften, die im nüchternen Zustand kaum erträglich sind (der Renner: Two beer or not two beer), Gürtel, Bekleidungsstücke rätselhafter Natur und Schmuckimitationen en masse. Nun gut, muss man ja nicht kaufen. Es gibt ja auch einheimische Geschäfte, in denen man reelle Ware zum guten Preis bekommt. Wenn man an den kürzlich gesendeten Film über den Balaton und seine Rolle früher denkt, fällt einem auf, dass sich eigentlich nur das Warenangebot an die nun andersartige Klientel angepasst hat. Natürlich, jaja, die Reisefreiheit, die Freiheit überhaupt und manchmal deutlich erkennbar dieneue Armut, die in Gestalt eines Menschen, der in uralter Kleidung vor einem Supermarkt – es gibt alle, die es auch bei uns gibt – Flaschen aus dem Abfalleimer sammelt. Was gleich geblieben ist, ist der Massenansturm der Menschen, vor allem immer noch aus Deutschland. Gut, bei dem Jahrhundertsturm, den wir miterlebten, war der Menschenstrom ein kleines Rinnsal. Aber das ist ja nicht der Normalzustand. Geht, oder besser fährt man von Siofok aus am Ufer des Balaton entlang, egal in welche Richtung, reiht sich Hotel an Hotel, Pension an Pension, Campingplatz an Campingplatz und Hafen an Hafen – wenn man sie heute auch eher Marina nennt. All die schönsten Plätze, besonders auf der Halbinsel Tihany, sind mit touristischen Einrichtungen überfüllt. Im Gegensatz zu früher aber macht man sich Gedanken darüber, wie man mit den Umweltlasten der Millionen Touristen (und auch der Einheimischen) umgeht, um die Idylle zu erhalten. Das zu recherchieren war unsere Aufgabe im Rahmen des Projekts UBB (Umwelt baut Brücken), welches geleitet vom Aachener IZOP-Institut und verantwortet und finanziert von der DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) mit Hilfe zahlreicher deutscher Tageszeitungen durchgeführt wird. Der andere Aspekt ist dabei das Kennenlernen von etwa gleichaltrigen jungen Menschen, in diesem Fall aus Siofok in Ungarn. Das erste große Problem ist natürlich die Wasserqualität im See. Hierzu wurde ein LIFE OnlineÜberwachungssystem (Life Balaton Projekt) installiert, welches ständig viele Parameter des Wasser misst und unverzögert weitermeldet. So geht es um Sauerstoffgehalt, Wachstum von Algen, eingetragene Stoffe aller Art und auch den Wasserstand. Schließlich sind die Ufer flach und könnten leicht bis weit in manche Gebiete hinein überschwemmt werden. Daher muss rechtzeitig der Stöpsel gezogen werden, sprich, die Schleuse in Siofok geöffnet werden, um den Wasserstand im Zaum zu halten. Beeindruckend hoch ragen diese Messsensoren als schwarze Säulen aus dem Wasser. Leider verhindert der hohe Wellengang unser Schiff, die Helka, daran, naher zu gehen, um einen genaueren Blick darauf werfen zu können. So müssen wir uns mit den Erklärungen von Ing. Gabrielle Kravinszkaja von der Zentralen Transdanubischen Umwelt- und Wasseraufsicht für den Plattensee begnügen. Als wir dann nach einer Stunde heftigen Windes und schaukelnder Wellen an der Halbinsel Tihany anlegen, erwartet uns der nächste Programmpunkt unserer Umweltrecherche: Die Fahrt zum Nationalpark Balaton Oberland um den Belso-to-See herum. Dr. Annamaria Kopek, die die Abteilung Tourismus und Bildung hier leitet, führt uns zunächst zu den berühmten Geysiren. Das heißt, es handelt sich um die Überreste aus erdgeschichtlich früherer Zeit. Zu sehen sind die versteinerten Reste, die aber doch hoch über das Land emporragen. Nach kurzer Kraxelei überblicken wir von oben den Nationalpark: sanft hügelig, weitgehend bewaldet, einige Kraterseen und zu unserem Erstaunen auch Weinanbau. Das gehöre zum Konzept, die alten, ausgestorbenen Pflanzen hier wieder heimisch zu machen. Dazu gehöre seit den Römern Wein. Sie weist uns auch auf die hier typische Art des Lavendels hin, der in duftenden Feldern manchen Weg säumt. Was bis jetzt noch nicht gelungen sei, die Wiederansiedlung alter Obstbaumarten, wird uns an den verkümmerten Setzlingen demonstriert. Hier suche man noch Wege, das erfolgreich umzusetzen. Die typischen weißen Rinder mit den langen, geschwungenen Hörner jedoch leben hier schon seit längerem wieder und pflanzen sich erfolgreich fort. Die Parkverwaltung hat schon manche Wege eingerichtet und beschildert. Man plane jetzt am Ausgangspunkt am See ein Informationszentrum für Touristen, bevor die sich auf die Wanderung machen können. Schließlich will man ja beides – Naturschutz und Erhaltung mit sanftem Tourismus verbinden. Man habe dabei gerade mit deutschen Urlaubern ganz gute Erfahrungen gemacht, hören wir. Diese seien eher sensibel für Umweltthemen als die anderen Besucher. Da das auch Einheimische betrifft, erfahren wir am Ende unserer Recherche, wie man in den Schulen versucht, das Wissensdefizit aufzuarbeiten. In Balatonalmadi stellt uns Frau Zsusza Molnarne Perus ein Projekt mehrer Klassen der dortigen Grundschule vor. Spielerisch lernt man hier Flora und Fauna der Region kennen, erspielt sich sozusagen Wissen über Umweltschutz bzw, Umweltsünden. Auch hier lautet das Motto: Nur was man kennt, interessiert einen und nur dafür ist man bereit, etwas zu tun. Bereit, aus alter Umweltsünde etwas Positives zu machen, waren die Gemeinderäte und der Bürgermeister von Liter, einem kleinen Dorf, gelegen an unserem Heimweg. Janos Bodi, Vorsitzender der Bürgerinitiative, die das Projekt in Bewegung gesetzt hat, führt uns zu dem ehemaligen Steinbruch, der nach seiner Stilllegung lange als wilde Müllkippe genutzt worden war. Am Dorfrand gelegen, auf einer Anhöhe, hat man inzwischen so etwas wie ein kleines Amöglichst unversehr erhalten mphitheater gemacht. Hier trifft sich die Gemeinde zu Festen aller Art, tatsächlich spielt man auch Theater und vor allem die Dorfjugend hat sich diesen Ort als Treffpunkt ausgesucht. Alle diese verschiedenen Projekte und Informationen unter einen Hut zu bringen, ist schwierig. Der rote Faden fehlte in diesem Programm. So haben wir uns den Oberbegriff; Wie geht man sowohl mit Massentourismus als auch mit dem Unwissen der Einheimischen um, wenn man eine wirklich immer noch zauberhafte Landschaft will. Die Beispiele für die verschiedensten Aktivitäten erscheinen dadurch doch in einem Zusammenhang. Again what learned, wie der Engländer sagt. (Redaktionsteam 10d, Pindl-Gymnasium Regensburg)