BERICHT ÜBER DIE GEMEINNÜTZIGE
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BERICHT ÜBER DIE GEMEINNÜTZIGE
BERICHT ÜBER DIE GEMEINNÜTZIGE TÄTIGKEIT DER KIESERLING STIFTUNG 2011/2012 EINE IDEE NIMMT FAHRT AUF. INHALTSVERZEICHNIS 6|7 VORWORT DAS DEUTSCHLANDSTIPENDIUM AN DER UNIVERSITÄT BREMEN IÖB – INSTITUT FÜR ÖKONOMISCHE BILDUNG 1. KIESERLING STIFTUNG 8|9 ROBOSCAN ‘12 Eine gemeinsame Studie des BIBA und des KIT .................................................................................................................................................................. 43 Die Allgemeinheit sollte an seinem persönlichen Erfolg teilhaben .......................................................................................................... 10 MODLOG ZWECK UND ZIEL Engagement für verkehrswirtschaftliche und logistische Themen .................................................................................................................. 11 FORSCHUNGSVERBUND MARITIMES RECHT JACOBS UNIVERSITY BREMEN 12 | 13 > Von der Wissensvermittlung bis zur Projektförderung ................................................................................................................. 14 | 17 HOCHSCHULE FÜR INTERNATIONALE WIRTSCHAFT UND LOGISTIK (HIWL) ISSC HOCHSCHULE BREMEN > > Fundamente legen – Internationalität vorleben .......................................... 18 | 21 DEUTSCH-RUSSISCHE LOGISTIK-TAGUNG > > Austausch fördern, Grenzen öffnen .................................................... 24 | 25 Bremen und Moskau rücken näher zusammen ......................................................................................................... 3. LOGISTICS FORUM RIO DE LA PLATA INDIA > > 46 | 47 More than Steaks ............................................................................................................................................................................................................ 48 | 49 More than Curry .................................................................................................................................................................................................................................. 50 | 51 4. BREMER LOGISTIKTAG Strategien und Märkte im Herbst 2012 ....................... 27 KIESERLING LOGISTIKPREISTRÄGER 2011 Internationale Tagung in Bremen ....................................................................................................................................................................................... 28 KIESERLING LOGISTIKPREIS FÜR SOZIALES ENGAGEMENT > Bergrettung als logistische Herausforderung ............................................................................. 60 29 KIESERLING LOGISTIKPREIS FÜR SOZIALES ENGAGEMENT > Rückenwind für sozial benachteiligte Kinder ............................................................................... 61 TAG DER TECHNIK 2012 BELUGA COLLEGE > > > > > Salzburg und Bremen im wissenschaftlich-kulturellen Austausch .............................................................................................. Conference Center Bremerhaven ............................................................................................................................................................. 54 | 57 > Für außergewöhnliche Leistungen auf dem Gebiet der Logistik ............................................................................ 58 | 59 Faszination Elektromobilität – zu Lande, zu Wasser und in der Luft ..................................................................................................... 30 | 31 Abitur mit zwei maritimen Lehrprofilen .................................................................................................................................................................. 32 5. ORGANE DER KIESERLING STIFTUNG Ein halbes Jahrtausend „Aus Freigebigkeit von Kaufleuten und Schiffern" ..................................................................................................... 33 STIFTUNGSVORSTAND UND STIFTUNGSRAT ...................................................................................................................................................................................................... 64 | 65 BREMER TAGEBUCH > FOCKE MUSEUM Ein Museum fährt voll ab .............................................................................................................................................................................................. 36 | 37 > > 52 | 53 BREMER LOGISTIKTAG 2011 BREMEN TAGE IN SALZBURG HAUS SEEFAHRT Wirtschaft und Wissenschaft gründen Forschungsverbund ........................................................................... 44 | 45 26 MARITIME CONFERENCE 2012 DES INSTITUTS FÜR SEEVERKEHRSWIRTSCHAFT UND LOGISTIK > > Weiter auf Erfolgskurs: der internationale Studiengang Shipping and Chartering ................................................................ 22 | 23 INTERNATIONALES STUDIERENDENSYMPOSIUM IN BREMEN UND IN WARSCHAU LOGMS 2012 Logistik lehren, Logistik lernen! ........................................................................................................................... 40 | 41 42 > 2. FÖRDERPROJEKTE Kluge Köpfe kommen nicht von ungefähr ..................................................................... 38 | 39 Studie zum Markt der Roboter-Logistik ........................................................................................................................................................................ KARSTEN KIESERLING > > > > > 62 | 63 Interesse anregen – Wissenschaft für alle .......................................................................................................................................................... 34 | 35 IMPRESSUM 66 VORWORT Liebe Freunde und Förderpartner, alle zwei Jahre berichten wir über die gemeinnützige Arbeit der Kieserling Stiftung. Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ich freue mich, dass unsere gemeinnützige Stiftung auch für die Jahre 2011 und 2012 erneut über eine vielfältige und erfolgreiche Arbeit berichten kann. Die öffentliche Akzeptanz der Stiftung im Berichtszeitraum ist weiter stetig gewachsen, Breite und Tiefe unserer Förderpartnerschaften haben sich positiv weiterentwickelt. Damit das alles so bleibt und wir auch in Zukunft über ausreichend Mittel verfügen, hat es in unserem Grundstockvermögen, das nicht aus Geld, sondern aus gewerblichen Beteiligungen besteht, im Jahr 2012 positive Umstrukturierungen gegeben: weg von volatilen Beteiligungsengagements und Unternehmensrisiken hin zu mehr Substanz und Stetigkeit. Durch ein Joint Venture mit der CompassLogistikgruppe ist es gelungen, den aktiven Betrieben wieder mehr unternehmerische Dynamik zu vermitteln und gleichzeitig die Substanz und die Leistungsfähigkeit der Stiftung nachhaltig zu sichern. Im Ergebnis schauen wir für die Kieserling Stiftung zuversichtlich in die Zukunft – als verlässlicher Partner für alle, die auf uns setzen. Im nächsten Jahr wird die Stiftung ihren zehnten Geburtstag feiern und wir freuen uns darüber, dass in all den Jahren, das heißt auch in Zeiten der Wirtschaftskrise, die Arbeit der Stiftung beständig fortgeführt werden konnte. Eine Idee nimmt Fahrt auf! Mit diesem Titel erschien die erste Publikation nach dem plötzlichen Ableben des Stifters Karsten Kieserling im Jahr 2006. Mit dem von ihm definierten Stiftungszweck der Förderung von Wissenschaft und Forschung, Erziehung und Bildung mit Fokus auf die Logistik hat er den Kurs der Stiftungsarbeit vorgegeben. Wir können nach neun Jahren sagen, dass wir diesen von ihm gesteckten Kurs halten und entwickeln konnten. Mit diesem Leitbild möchten wir diesen Jahresbericht über die Jahre 2011 und 2012 präsentieren, das heißt die Projekte vorstellen, die wir fördern und operativ begleiten konnten. Die Kieserling Stiftung leistet durch ihre Fördermaßnahmen einen signifikanten Beitrag zur Ausbildung in der Logistik und Wirtschaft sowie zur Stärkung des Logistikstandortes Bremen, in einem Bereich, in dem aktives Handeln privater Institutionen immer wichtiger wird. Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern der Kieserling und Compass-Logistikgruppe, die die wirtschaftlichen Voraussetzungen für unsere Arbeit geschaffen haben. An uns ist es, dieses soziale Engagement aus dem Unternehmen für die Gesellschaft möglichst effizient zu kommunizieren. Hierfür werden wir weiter arbeiten. Viel Freude bei der Lektüre. Ihr Ihre Jürgen Roggemann Svenja Hösel Vorsitzender des Vorstands der Kieserling Stiftung Geschäftsführerin der Kieserling Stiftung 6 7 1. KIESERLING STIFTUNG DIE KIESERLING STIFTUNG VERFOLGT AUSSCHLIESSLICH UND UNMITTELBAR GEMEINNÜTZIGE ZWECKE 8 9 KARSTEN KIESERLING DIE ALLGEMEINHEIT SOLLTE AN SEINEM PERSÖNLICHEN ERFOLG TEILHABEN Karsten Kieserling († 24. April 2006 in Bremen) übernahm 1963 das Unternehmen seines Vaters – Erich Kieserling Bremen (EKB) – und baute es zielstrebig zu einem europaweit erfolgreichen Logistikunternehmen aus. Dabei sah Karsten Kieserling stets einen engen Zusammenhang zwischen unternehmerischer Tätigkeit und gesellschaftlichem Engagement. Sein Anliegen, die Allgemeinheit an seinen persönlichen Erfolgen partizipieren zu lassen, hat er durch die Errichtung der rechtsfähigen und gemeinnützigen Kieserling Stiftung im Jahr 2004 eindrucksvoll unterstrichen. Bereits zuvor hatte er sich über viele Jahre hinweg nicht nur für den Aufbau seiner Unternehmensgruppe, sondern auch für die Entwicklung des Logistikstandortes Bremen starkgemacht. Unter anderem war er lange Jahre Mitglied im Plenum der Handelskammer und saß dem Ausschuss für Verkehr, Distribution und Logistik als Vorsitzender vor. Sein Lebenswerk durch die Einbringung in eine gemeinnützige Stiftung zu sichern und gleichzeitig dem Gemeinwohl, in diesem Fall der Wissenschaft und Forschung, der Ausbildung und Erziehung im Bereich der Logistik, zu dienen, war für ihn die Auflösung des scheinbaren Widerspruchs von Eigennutz und Gemeinnutz. 1 Die Kieserling Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. 2 Zweck der Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie die Förderung der Jugendhilfe. 3 Der Zweck der Stiftung wird insbesondere dadurch verwirklicht, dass die Stiftung auf dem Gebiet der Verkehrswirtschaft und Logistik 4 10 a) Stipendien und Preise vergibt, Lehrstühle an Hochschulen finanziert und Forschungsvorhaben, Promotionen und Habilitationen fördert b) fachwissenschaftliche Veranstaltungen durchführt (z. B. Bremer Logistiktag) c) Aufklärung der Öffentlichkeit betreibt über zukunftsweisende Konzepte der Verkehrswirtschaft und Logistik in Bremen und Umgebung d) junge Menschen unter 27 Jahren zur Vorbereitung oder Durchführung einer Ausbildung in Unternehmen der Verkehrswirtschaft und Logistik durch helfende Maßnahmen wie sozialpflegerische Aktivitäten sowie durch Unterstützung bei der Durchführung von Praktika oder Ausbildungsmaßnahmen fördert e) andere gemeinnützige Institutionen und Einrichtungen fördert, die gleiche oder ähnliche Zwecke wie die Stiftung verfolgen Die Stiftung darf auch Mittel für die Verwirklichung der steuerbegünstigten Zwecke einer anderen Körperschaft oder für die Verwirklichung steuerbegünstigter Zwecke durch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts beschaffen. 11 2. FÖRDERPROJEKTE ZWECK DER STIFTUNG IST DIE FÖRDERUNG VON WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG, BILDUNG UND ERZIEHUNG MIT FOKUS AUF DIE LOGISTIK 12 13 JACOBS UNIVERSITY BREMEN VON DER WISSENSVERMITTLUNG BIS ZUR PROJEKTFÖRDERUNG Seit dem Jahr 2008 fördert die Kieserling Stiftung den Lehrstuhl für Maritime Logistik an der Jacobs University, der von Beginn an von Prof. Jens Froese als Distinguished Professor of Maritime Logistics geleitet wurde. Dabei hat sich neben der Lehre auch die Forschungs- und Entwicklungsarbeit sehr erfolgreich entwickelt; hier ist es Prof. Froese dank seines umfangreichen Netzwerks gelungen, für die Jacobs University renommierte Förderprojekte der EU zu akquirieren. Die obligatorische Besichtigung eines Containerterminals mitsamt der gewaltigen Ladungsvolumina, die mithilfe der „Boxen“ bewegt werden, sowie die Bewusstmachung der damit verbundenen Anforderungen an Menschen und Geräte hinterlassen regelmäßig einen tiefen Eindruck bei den Besuchern. Häufig bleibt der Wunsch, nach Beendigung des Studiums selbst in der „nassen“ Sparte der Logistik zu arbeiten. Ausbildung im Bereich Logistics Management and Engineering In der Work Group Maritime Logistics setzen sich mittlerweile fünf wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dafür ein, Studierende des Bereichs Logistics Management and Engineering bei der Bachelorund Masterausbildung und bei Promotionsvorhaben zu unterstützen; sie werden allesamt durch das Projekt finanziert. Dass die maritime Logistik Studierende aus aller Welt in besonderem Maße anspricht, liegt zum einen sicher daran, dass der Seetransport nach wie vor das Rückgrat des globalen Handels darstellt. Zum anderen kommt darin wohl aber auch die allgemeine Faszination zum Ausdruck, die von Schiffen und Häfen ausgeht. Die maritime Logistik sieht sich heute einem enormen Innovationsanspruch gegenüber: Dabei gilt es nicht nur, die Produktivität kontinuierlich weiter zu erhöhen, sondern gleichzeitig auch die Kosten zu senken. Dieser Anspruch prägt zugleich die akademische Lehre an der Jacobs University. Die Lehrinhalte müssen das Wissen für eine spätere erfolgreiche Praxisoder Wissenschaftstätigkeit und die Methoden die Kompetenz vermitteln, das Wissen zielgerichtet anzuwenden. Immer kürzere Innovationszyklen generieren immer schneller immer mehr Wissenswertes, das sich nicht mehr in den zeitlichen Rahmen eines Studiums zwängen lässt. Erhöhung der Produktivität ist damit auch eine Anforderung an das Studium. Vor diesem Hintergrund experimentiert die Work Group Maritime Logistics mit modernen Werkzeugen der Informations- und Kommunikationstechnologie. Die inzwischen vorliegenden Erkenntnisse zu problembasierten integrierten Lernformen und zu softwareunterstützten Tutorien und Prüfungen sind allesamt ermutigend. 14 DEUTSCH-INTENSIVKURS AN DER JACOBS UNIVERSITY BREMEN: EIN „SPRACHBAD“ FÜR DEN INTERNATIONALEN LOGISTIKNACHWUCHS Um die Deutschkenntnisse der Studierenden des Fachbereichs Logistik zu verbessern, bot die Jacobs University im Januar 2012 einen Deutsch-Intensivkurs an. Die Idee dazu stammt vom Logistics Advisory Board des Fachbereichs International Logistics und von Professor Dr. Bernhard Kramer, Acting Provost der School of Engineering and Science (SES) und Vizepräsident der Jacobs University Bremen. Verwirklicht werden konnte das Projekt dank einer kräftigen Finanzspritze vonseiten der Kieserling Stiftung. Auf Grundlage der Lehrmethode „Total immersion“ – zu Deutsch: „Sprachbad“– bereiteten Dr. Silke Cramer und Dr. Doris Mosbach, beide Lehrbeauftragte für Deutsch als Fremdsprache an der Jacobs University Bremen, den Intensivkurs gemeinsam vor und führten ihn während der sogenannten Intersession, also der Winterpause zwischen zwei Semestern, durch. 15 Laut Dr. Christoph Meyer, Koordinator des Fachbereichs Logistik an der Jacobs University Bremen, war das Interesse bei den Studierenden groß, auch weil die Jacobs University während des regulären Semesterbetriebs normalerweise keine Sprachintensivkurse anbietet. Über elf Unterrichtstage hinweg wurde den Studierenden täglich zehn Kontaktstunden lang „Deutsch von acht bis acht“ vermittelt – also vor allem mündliche Sprachkenntnisse, wie sie in der Arbeitswelt oder während eines Praktikums unerlässlich sind. Vom Erfolg der Maßnahme konnten sich die Initiatoren danach gleich persönlich überzeugen: Auf einer Sitzung des Logistics Advisory Boards stellten einige eingeladene Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer den versammelten Mitgliedern vor, was sie gelernt hatten – selbstverständlich auf Deutsch. Das Board zeigte sich beeindruckt vom erreichten Sprachniveau der Studierenden und sprach sich einhellig für eine Fortführung dieses Lehr- und Unterrichtsangebots aus. JACOBS UNIVERSITY BREMEN DRITTMITTELFINANZIERTE FORSCHUNGS- UND ENTWICKLUNGSPROJEKTE Dem Ziel, den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn voranzutreiben und in Form von Lösungsvorschlägen in die Praxis einzubringen und zugleich die Leistungsfähigkeit in der Lehre und der Wissenschaft zu steigern, dienen auch die Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Work Group, die von der Europäischen Kommission finanziert werden. Das zeigen die Themen der laufenden Projekte: > The European Academic and Industry Network for Innovative Maritime Training, Education and Research and Development (KNOWME) > Multimodal Interoperability E-Services for Logistics and Environment Sustainability (MIELE), unter Beteiligung der Bremer Unternehmen dbh Logistics IT AG und Signalis GmbH > Einrichtung einer MoS Knowledge Platform (TrainMoS) an europäischen Universitäten; „MoS“ steht hier für „Motorways of the Sea“, eine Initiative der EU, um Transporte von der Straße auf das Wasser zu verlagern (from Road to Sea) > Green and Effective Operations in Ports (GREEN EFFORTS) 16 Das letztgenannte Projekt, das sich auf den hochaktuellen Bereich der Energieeinsparung und der Kohlendioxidemissionen konzentriert, wurde zum Jahresanfang 2012 mit einer Laufzeit von 30 Monaten gestartet. Das aus hochkarätigen europäischen Partnern zusammengesetzte Konsortium wird von der Work Group Maritime Logistics der Jacobs University koordiniert. Das Projekt fand nicht nur schon vor Beginn hohe internationale Resonanz, sondern führte auch zur Gründung einer Gruppe „Associated Ports and Terminals“, der unter anderem die Häfen Bremen, Hamburg, Antwerpen und Los Angeles und die Terminals von DP World und HHLA angehören. Insgesamt ist festzustellen, dass die Arbeit der Work Group Maritime Logistics in der Region und international intensiv wahrgenommen wird. Leider kann aus Zeitgründen den vielen Anfragen und Bitten um die Mitwirkung an Fachkonferenzen nur sehr begrenzt entsprochen werden. Die Kieserling Stiftung wird den Lehrstuhl aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit auch nach dem Ausscheiden Prof. Froeses, dessen Vertrag 2012 ausgelaufen ist, für drei weitere Jahre fördern. Ein weiteres Vorhaben, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird, will in Kooperation mit der Universidad de Buenos Aires einen dreisemestrigen Masterstudiengang International Logistics Management (InterLog) etablieren. Über diese Einrichtung sollen sich Bewerber mit einem Hochschulabschluss außerhalb der Logistik als „Quereinsteiger“ für einen logistischen Beruf qualifizieren können. Die Erkenntnis, dass Transportinfrastruktur und Logistik zwingende Voraussetzungen für die wirtschaftliche und damit auch soziale Entwicklung eines Landes sind, hat den Bedarf an Führungskräften mit strategischer Kompetenz und ausgeprägten Managementfähigkeiten in der weltweiten Logistik weiter ansteigen lassen. 17 HOCHSCHULE FÜR INTERNATIONALE WIRTSCHAFT UND LOGISTIK (HIWL) FUNDAMENTE LEGEN – INTERNATIONALITÄT VORLEBEN NEUER ANSCHUB FÜR DEN NACHWUCHS Die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik (HIWL) wird von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) getragen und ist zusammen mit der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV) und den BVL-Seminaren in den Räumlichkeiten des BVL-Campus im Technologiepark Bremen untergebracht. Im August 2010 wurde die Hochschule vom Land Bremen zugelassen. Der Kieserling Stiftungslehrstuhl für Internationale Unternehmensführung ist einer von zwei Lehrstühlen, die zum Start der HIWL eingerichtet wurden und somit an der Konzeption und dem Aufbau der Hochschule maßgeblich beteiligt waren. Seit dem Sommersemester 2010 werden die dualen Bachelorstudiengänge Logistik und Internationale Wirtschaft angeboten. Mittelfristig soll das Angebot der HIWL durch weitere Bachelor- und Masterstudiengänge erweitert werden. Mit dieser Ausbildung verfolgen die HIWL und die kooperierenden Unternehmen das Ziel, durch eine praxisorientierte Ausbildung Fach- und Führungskräfte für die Logistik und den Außenhandel zu rekrutieren. Ein wesentlicher Bestandteil des sechssemestrigen Studiums ist dabei der Wechsel zwischen zwölfwöchigen Studienphasen an der Hoch- schule und gleich langen Praxisphasen in Unternehmen der Logistik und der internationalen Wirtschaft. STUDIERENDE AN DER HIWL Die Entwicklung der Studierendenzahlen an der HIWL läuft steil nach oben, derzeit sind 69 Studentinnen und Studenten in den beiden dualen Studiengängen eingeschrieben. Etwa die Hälfte dieser Studierenden hat ihr Studium im Juli 2012 aufgenommen; für 2013 ist eine weitere Steigerung auf mehr als 100 Studierende geplant. Zwei deutliche Trends zeichnen sich hier ab: Zum einen gibt es eine erfreulich hohe Anzahl an interessierten Bewerbern, die von dem Angebot der HIWL auf Messen, in Schulveranstaltungen, auf Infoabenden und durch das Internet angesprochen werden. Die Hochschule ist dadurch in der Position, sich ihre zukünftigen Studierenden aussuchen zu können, und macht davon durch Einzelgespräche mit jedem Bewerber intensiven Gebrauch. Erfreulicherweise gibt es zum anderen einen steigenden Anteil an Studierenden, die nach einer kaufmännischen Berufsausbildung von ihrem Unternehmen zum Studium an die HIWL geschickt werden. Etwa ein Drittel aller Studierenden hat bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung, die wei- 18 teren zwei Drittel beginnen ihr Studium direkt nach dem Abitur. Unternehmen sehen ein duales Studium an der HIWL als geeignetes Instrument der Personalentwicklung und -bindung. Der erste Jahrgang der HIWL wird 2013 die Hochschule mit dem Titel Bachelor of Arts verlassen. Erfreulicherweise ist zu berichten, dass die Abbrecherquote in Bachelorstudiengängen mit drei Prozent – gegenüber einem bundesweiten Schnitt von 28 Prozent – sehr gering ist und dass alle Studierenden des Jahrgangs nach Abschluss von ihrem Kooperationsunternehmen übernommen werden sollen. Das zeigt, dass die HIWL ihrem erklärten Anspruch, effektiv und praxisnah in Kooperation mit Unternehmen Fach- und Führungskräftenachwuchs auszubilden, tatsächlich gerecht wird. KOOPERATIONSUNTERNEHMEN DER HOCHSCHULE Parallel zu dem Zuwachs bei den Studierenden stieg auch die Zahl der Unternehmen, die Plätze für das Studium bereitstellten oder dies für den Studienbeginn 2013 beabsichtigen. Derzeit kooperieren etwa 35 Unternehmen mit der HIWL. Dazu gehören nicht nur Logistikdienstleister, sondern zunehmend auch Betriebe aus Produktion, Handel und anderen Dienstleistungsbereichen. Konnten zum Start der Hochschule ausschließlich Unternehmen aus der Metropolregion Bremen-Oldenburg gewonnen werden, so hat sich die HIWL seither auch über die Grenzen der Stadt hinaus einen Namen machen können: Studierende der HIWL sind heute nicht nur zwischen Hamburg und Ansbach oder zwischen Köln und Erfurt professionell tätig, sondern arbeiten sogar in den Niederlanden. Die Unternehmen nutzen die Chance, ihren Nachwuchs frühzeitig zu „internationalisieren“, und entsenden ihre Studierenden während der dreimonatigen Praxisphasen vermehrt an ihre ausländischen Standorte. PROFESSOREN UND DOZENTEN AN DER HOCHSCHULE Lehre und Betreuung der Studierenden an der HIWL werden durch ein ausgewogenes Verhältnis von Professoren und externen Lehrbeauftragten gewährleistet. Um dieses Gleichgewicht bei steigenden Studierendenzahlen zu wahren, wurden 2012 zwei neue Professoren berufen. Sowohl Prof. Dr. Nils Wel- ler im Fachgebiet Rechnungswesen und Controlling als auch Prof. Dr. Timm Gessner im Fachgebiet Wirtschaftsrecht verfügen über langjährige Berufspraxis und die didaktischen Fähigkeiten, die für eine effektive Wissensvermittlung unerlässlich sind. Die beiden neuen Professoren flankieren das bisherige Duo Prof. Dr.-Ing. Josef Decker und Prof. Michael Krähe, die die Studiengänge Logistik bzw. Internationale Wirtschaft leiten. Der Kieserling Stiftungslehrstuhl für Internationale Unternehmensführung, den Prof. Michael Krähe besetzt, widmet sich in der Lehre insbesondere der Vermittlung der betriebswirtschaftlichen Grundlagen mit einem starken internationalen Schwerpunkt. Betriebswirtschaftliche Verfahren, Prozesse und Entscheidungen werden nicht nur in der Innensicht deutscher Unternehmen, sondern auch und gerade im Zusammenhang mit der Globalisierung deutscher Unternehmen und der internationalen Konkurrenz dargelegt. Studierende sollen umfassend und praxisnah die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Unternehmen und Märkten in verschiedenen Ländern kennenlernen und sich dadurch ein angemessenes Rüstzeug verschaffen, um im anschließenden Berufsleben die richtigen wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen. Die betriebswirtschaftliche Theorie des Marketings oder der Produktion mag unabhängig von kulturellen Unter- 19 schieden sein, ihre praktische Anwendung ist es nicht. Im Herbst 2012 begannen erstmals die Vertiefungsveranstaltungen des Studiengangs Internationale Wirtschaft. Aufbauend auf den betriebswirtschaftlichen Grundlagen werden hier Themen des internationalen Managements behandelt. Im Zusammenspiel mit externen Lehrbeauftragten aus der Praxis werden die Studierenden insbesondere auf die Übernahme von Führungsverantwortung in global agierenden Positionen vorbereitet. Die Kieserling Stiftung leistet dabei sowohl direkt als auch indirekt einen wertvollen Beitrag. Denn durch die Förderung der akademischen Bildung und die Ausbildung international kompetenter Mitarbeiter steigert sie langfristig auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen aus Logistik, Verkehr, Produktion und Handel. Ein Teil der Lehre an der HIWL wird durch die Mitarbeit externer Lehrbeauftragter mit Leben gefüllt. Gerade die Mischung aus Theorie und Praxis sorgt dafür, dass neue und aktuelle Themen von außen in die Lehre einfließen und eine hohe Flexibilität in der Auswahl von Themen besteht. Darüber hinaus wird durch den gegenseitigen Austausch der Lehrbeauftragten auch die Basis für eine engere allgemeine Hochschulkooperation gelegt. HOCHSCHULE FÜR INTERNATIONALE WIRTSCHAFT UND LOGISTIK (HIWL) AUFBAU DER HOCHSCHULE Nach der Zulassung durch das Land Bremen im August 2010 wurden die beiden dualen Studiengänge Logistik und Internationale Wirtschaft im September 2011 durch die FIBAA unter Auflagen akkreditiert. Im September 2012 wurde die Erfüllung der wenigen Auflagen durch die FIBAA bestätigt, sodass die Verantwortlichen nun – gemeinsam mit dem Land Bremen – als vorläufig letzten Schritt im Aufbau der Hochschule die institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat vorbereiten. Entsprechend dem Konzept der HIWL soll dieser Schritt bis Ende 2015 vollzogen und der Aufbau einer privaten Hochschule in der Bremer Bildungslandschaft damit endgültig abgeschlossen sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nicht nur notwendig, die Anzahl von Studierenden, Kooperationsunternehmen und Professoren stetig zu erhöhen, sondern auch das Angebot an Studiengängen an der HIWL zu erweitern - und zwar sowohl in die Breite als auch in die Höhe. „In die Breite“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Einrichtung weiterer dualer Bachelorstudiengänge, die sich an dem Bedarf bestehender und potenzieller Kooperationsunternehmen orientieren. Hier werden derzeit die ersten Schritte geplant, um sinnvolle Ergänzungen des Angebots zu schaffen. „In die Höhe“ bedeutet mittelfristig die Einrichtung von Masterstudiengängen. Hier ist insbesondere an berufsbegleitende Masterstudiengänge für Mitarbeiter aus Logistik und Verkehr gedacht, um Bachelorabsolventen der HIWL und auch anderer Hochschulen die Möglichkeit zu geben, in ihren Unternehmen tätig zu bleiben und gleichzeitig ihre Karriere weiterzuverfolgen. Diese Masterstudiengänge können analog zu den dualen Bachelorstudiengängen von den Unternehmen auch als Maßnahme der Personalentwicklung genutzt werden. Die Einrichtung eines ersten Masterstudiengangs, eventuell in Kooperation mit einem oder mehreren deutschen oder internationalen Hochschulpartnern, ist derzeit in der Prüfung. > BEMERKUNG Im kleinsten Bundesland Bremen ist es naturgemäß schwieriger, eine größere Anzahl von privaten Hochschulen aufzubauen. Den senatorischen Behörden fehlt dadurch nicht nur die Erfahrung bei der Genehmigung neuer Hochschulinitiativen; aufgrund der hohen Schuldenlast der öffentlichen Hand sind sie auch immer weniger in der Lage, den Aufbau solcher Initiativen finanziell zu fördern. Hochschulen zu gründen und sie aufzubauen ist kein wirtschaftlicher Automatismus. Zu Beginn müssen, wie in einem Industrieunternehmen, erhebliche Investitionen in Personal und Infrastruktur geleistet werden. Geschieht dies nicht, so ist in der Regel die Qualität der akademischen Ausbildung nicht gewährleistet. Private Hochschulen wie die HIWL können ihren Aufbau nicht allein aus den Studiengebühren ihrer Studierenden bestreiten. Sie sind darauf angewiesen, dass Kooperationsunternehmen und Stiftungen ihnen, im Vertrauen auf die Sinnhaftigkeit ihrer Ziele, finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Im Falle der HIWL leistet die Kieserling Stiftung durch die Einrichtung des Stiftungslehrstuhls für Internationale Unternehmensführung einen signifikanten Beitrag zur Ausbildung in Logistik und Wirtschaft und zur Stärkung des Unternehmens- und Logistikstandortes Bremen. Sie tut dies in einer Zeit und einem Bereich, in der bzw. in dem das aktive Handeln privater Institutionen immer stärker an die Stelle einer staatlichen Grundversorgung tritt. INTERNATIONALISIERUNG UND KOOPERATIONEN 2011 und 2012 wurden weitere Hochschulkooperationen vorbereitet und abgeschlossen. Die Schwerpunkte liegen hier zum einen auf internationalen Kooperationen, durch die den Studierenden nicht nur die Möglichkeit eines Auslandssemesters eröffnet werden sollen, sondern die auch auf die Entwicklung gemeinsamer Studiengänge abzielen. Zu diesem Zweck wurden Vereinbarungen mit der Higher School of Economics in Moskau, der Heriot-Watt University in Edinburgh und der Tecnológico de Monterrey in Mexiko geschlossen. Zum anderen dienen Kooperationen, insbesondere in der Metropolregion Bremen-Oldenburg, dem Zweck, vorhandene Ressourcen besser zu nutzen. Die HIWL hat zu diesem Zweck Vereinbarungen mit dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) und der Apollon Hochschule für Gesundheitsmanagement abgeschlossen. Professoren der HIWL unterrichten zudem an der Jacobs University und an der Hochschule Bremen; umgekehrt dozieren Professoren der Universität Bremen und der Hochschulen Bremen und Bremerhaven an der HIWL oder sind in die Berufungsverfahren der HIWL für neue Professoren involviert. Die Kieserling Stiftung fördert darüber hinaus ein internationales Studierendensymposium, in das sowohl Studierende der HIWL als auch der DAV eingebunden sind. Durch die Teilnahme erhalten die Studentinnen und Studenten Gelegenheit, eigene Netzwerke aufzubauen und erste wissenschaftliche Veröffentlichungen zu präsentieren. 20 21 ISSC HOCHSCHULE BREMEN WEITER AUF ERFOLGSKURS: DER INTERNATIONALE STUDIENGANG SHIPPING AND CHARTERING (ISSC) Mir dem Internationalen Studiengang Shipping and Chartering (ISSC) fördert die Kieserling Stiftung – zusammen mit der Bremer Landesbank, der Conrad Naber Stiftung und dem Senator für Wirtschaft und Häfen - einen der erfolgreichsten neuen Studiengänge der Hochschule Bremen. Dieser Studiengang wurde in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bedarfsorientiert entwickelt, um die spezifischen Fachkräfteanforderungen von Reedereien, Versicherungen, Finanzierungs- und Logistikunternehmen sowie anderen Branchen der maritimen Wirtschaft abzudecken. Insgesamt bewerben sich Jahr für Jahr ca. 200 Bewerber auf rund 40 zulassungsbeschränkte Studienplätze; seit 2010 haben über 75 Studierende ihr ISSC-Studium abgeschlossen. Das Lehrangebot des bundesweit einmaligen Vollzeitstudiengangs gliedert sich in die Bereiche maritime Wirtschaft, Nautik/Technik, Management und „Soft Skills“ und ist in verschiedene übergeordnete Forschungsverbünde bzw. Forschungsvorhaben eingebettet. Die Kieserling Stiftung hat zunächst die Förderung über drei Jahre zugesagt. FORSCHUNGSCLUSTER „SEEFAHRT 2040“ Der Forschungscluster „SEEFAHRT 2040“ wurde erst vor Kurzem an der Hochschule Bremen initiiert. Er steht ganz in der maritimen Tradition der Hochschule Bremen und zielt auf die Bildung eines fachübergreifenden Netzwerks zur Bündelung der umfangreichen Fachkompetenz der Hochschule in den Bereichen Seeverkehrswirtschaft, maritimes Recht, Schiffbau, Meerestechnik, Meeresbiotechnologie, Bionik, Nautik, Hafenentwicklung und maritime Logistik sowie auf dem Gebiet des maritimen und marinen Umweltschutzes und der Sicherheit im Seeverkehr. Auf diese Weise will der Forschungscluster seinen Beitrag zur Lösung maritimer Fragestellungen leisten. 22 KNOWME Immer weniger Schulabgängerinnen und -abgänger können sich für eine Karriere an Bord begeistern, während immer mehr junge und gut ausgebildete Offiziere nach Jobalternativen an Land suchen. Vor diesem Hintergrund befasst sich das von der Europäischen Kommission kofinanzierte Projekt KNOWME mit der Entwicklung eines maritimen Internetportals, das in leicht verständlicher Weise über den „Seefahrerberuf“ und landseitige Karrieren in der maritimen Branche informieren und die Attraktivität der entsprechenden Berufsbilder herausstellen soll. Dabei soll das Portal den unterschiedlichen Erwartungen der seefahrenden Berufstätigen, Nautiker in Landpositionen und Studierenden dieses Bereichs gerecht werden und – über seine Funktion als Informationslieferant und Jobbörse hinaus – den Nutzern auch bei der Erweiterung ihres persönlichen Netzwerks helfen. Wichtig ist, dass sich diese Initiative nur als ein Ansatz unter anderen versteht, das Image der Schifffahrt als internationaler und moderner Arbeitgeber zu verbessern. Darüber hinaus ermittelt das Projekt in verschiedenen europäischen Ländern, welches Bild die Schüler von den Berufen in der Schifffahrt haben, um in einem weiteren Schritt ein geeignetes Instrumentarium zur Verbesserung dieses Bildes zu entwickeln. http://www.know-me.org/ NMU Network Die moderne Schifffahrt ist ein zentraler Bestandteil der Globalisierung, da große Teile des Welthandels über den Seeweg abgewickelt werden. Zwar schwankt der Bedarf an seeverkehrswirtschaftlich ausgebildetem Personal bei Reedereien, Terminalbetreibern, Werften, Schiffsfinanzierern und Logistikunternehmen mit der ökonomischen Entwicklung, doch bleiben die Qualitätsanforderungen davon unabhängig: Sowohl in Boom- als auch in Krisenzeiten gilt, dass seeverkehrswirtschaftliche Manager exzellent ausgebildet sein müssen. Internationalität, Bedarfsgerechtigkeit und Flexibilität sind dabei nur einige Kriterien, die eine qualitätsvolle Aus- und Weiterbildungsplanung erfüllen muss. Vor diesem Hintergrund haben sich zehn Partner aus fünf Nordseeanrainerstaaten im Jahr 2008 zusammengeschlossen und das Projekt Northern Maritime University (NMU) gestartet. Die Projektpartner haben ein Netzwerk aufgebaut, in dem seeverkehrswirtschaftliche Kompetenzen gebündelt und neues Wissen kooperativ generiert wird mit dem Ziel, der Branche international exzellent ausgebildete Manager zur Verfügung zu stellen. Zu dem Zweck wurden in enger Abstimmung mit den Akteuren der maritimen Wirtschaft diverse Bildungsangebote, teilweise in Form von E-Learning-Modulen, entwickelt. Die Angebote stehen allen Studierenden des Netzwerks zur Verfügung, ihre erfolgreiche Absolvierung wird von allen Partnern anerkannt. Mit dem internationalen Netzwerk der beteiligten Hochschulen wird die Mobilität von Studierenden und Lehrenden im Sinne des Bologna-Prozesses gefördert und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit der maritimen Wirtschaft gestärkt. Gut bewährt hat sich in diesem Rahmen auch das „Travelling Lecturer“-Konzept, bei dem die Dozenten den Studierenden länderübergreifend eine internationale Lernerfahrung eröffnen. http://www.nm-uni.eu/ 23 INTERNATIONALES STUDIERENDENSYMPOSIUM IN BREMEN UND IN WARSCHAU AUSTAUSCH FÖRDERN, GRENZEN ÖFFNEN DAS SYMPOSIUM 2011 Vom 28. November bis 2. Dezember 2011 bot das Studierendensymposium zum zweiten Mal jungen Menschen Gelegenheit, sich schon während ihres Erststudiums mit Studierenden anderer Länder und Kulturkreise fachlich und persönlich auszutauschen. Mit Unterstützung der Kieserling Stiftung wurden auf dem BVL Campus in Bremen Teilnehmer aus neun verschiedenen Ländern begrüßt, darunter auch je ein Vertreter aus Brasilien und China. Dann hieß es volles Programm. Gastreferenten von internationalem Rang wie z. B. Professor Alan McKinnon von der Heriot-Watt University in Edinburgh gaben einen Einblick in ihre aktuellen Forschungen. Exkursionen zu Kühne+Nagel in Duisburg, zum Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund sowie zum Containerund Autoterminal in Bremerhaven sorgten für frischen Wind im kommunikativen Miteinander. Im Zentrum standen jedoch die Beiträge der Studierenden aus ihren studentischen Projekten. Schon einige Wochen vor der Veranstaltung waren die Arbeiten der Studierenden eingereicht und gesichtet worden. Wo nötig leisteten die Dozenten der HIWL Hilfestellung zur Optimierung. Auf der Basis dieser Dokumentationen fertigten die Studierenden dann Präsentationen an, die während des einwöchigen Symposiums vorgestellt und kritisch diskutiert wurden. IDEE UND KONZEPT Globalisierung und internationale Wirtschaftsbeziehungen erfordern ein hohes Maß an internationaler und interkultureller Kompetenz seitens der Menschen, die diese Netzwerke gestalten und mit Leben füllen. Für Studierende in den Bereichen internationale Wirtschaft und Logistik gilt das in besonderer Weise. Sie bereiten sich schon im Studium darauf vor, Verantwortung für die Gestaltung weltweiter Wirtschaftsprozesse zu übernehmen. Interkulturelle Erfahrungen sind dafür unabdingbar. Sie können jedoch nur im konkreten Austausch mit Menschen anderer Kulturen und Denkweisen erworben werden. Viele junge Menschen haben das erkannt und sind bestrebt, im Rahmen von Schüleraustauschprogrammen oder vergleichbaren Initiativen Auslandserfahrungen zu sammeln. Die Hochschulen sind gefordert, solche Ansätze aufzugreifen und weiterzuentwickeln und insbesondere auch internationale Erfahrungen mit Fachbezug zu verbinden. Dies sollte nicht erst in einem fortgeschrittenen Stadium des Studiums geschehen, sondern frühzeitig in das Studium integriert werden – umso mehr, als die Studierenden häufig schon während ihres Studiums interessante Arbeiten auf hohem Niveau anfertigen, die es wert sind, in einem internationalen Umfeld vorgestellt und diskutiert zu werden. Die Beiträge deckten ein breites Spektrum der Logistik ab und hatten in einigen Fällen einen stärkeren Praxisbezug, während in anderen Fällen die wissenschaftliche Ausrichtung dominierte. Insgesamt waren viele interessante Ansätze und zum Teil auch unerwartete Perspektiven zu den vorgestellten Themen zu beobachten. Vor diesem Hintergrund hat die Hochschule für Internationale Wirtschaft und Logistik (HIWL) 2010 zusammen mit Partnern der Universitäten Maribor (Slowenien) und Györ (Ungarn) ein erstes Studierendensymposium ins Leben gerufen. 24 25 Zu den Themen zählten unter anderem: > Involved parties and their responsibilities on the transport of Dangerous Goods at Air Traffic > The shortage of truck drivers in Germany > Logistics aspects of staging the Olympic Games: the example of Sochi-the host of the XXII Olympic and Paralympic Winter Games in 2014 > Optimization of a spare parts warehouse & the material flow > Risk management in relational arrangements in global supply networks: a Brazilian perspective > Economic effects of the catastrophe in Japan on quantitive and qualitive aspects of the German national economy > ZJIC Zheijang Institute for Communication > Trends and developments in supply chain management Das Feedback der Teilnehmer war durchweg positiv, sodass gleich ein weiteres Symposium ins Auge gefasst wurde. Die ebenso erfolgreiche Folgeveranstaltung fand Ende 2012 mit erneuter Unterstützung der Kieserling Stiftung in Warschau statt. DEUTSCH-RUSSISCHE LOGISTIK-TAGUNG (DR-LOG) MARITIME CONFERENCE 2012 DES INSTITUTS FÜR SEEVERKEHRSWIRTSCHAFT UND LOGISTIK BREMEN UND MOSKAU RÜCKEN NÄHER ZUSAMMEN SCHIFFFAHRT, HÄFEN, HINTERLAND – STRATEGIEN UND MÄRKTE IM HERBST 2012 Die 6. Deutsch-Russische Logistik-Tagung fand vom 11. bis zum 14. Mai 2011 an der Universität Bremen statt und wurde von der Kieserling Stiftung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Förderkreis Wirtschaft-Wissenschaft-Bremen unterstützt. Gastgeber waren der Lehrstuhl für Logistik der Universität Bremen, vertreten durch Professor Dr. Herbert Kopfer, und das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), repräsentiert durch Professor Dr. Hans-Dietrich Haasis. Der Initiator dieser Wissenschaftsgemeinschaft, Professor Dr. Dmitry Ivanov, konnte bei der Eröffnung mehr als 70 Teilnehmer begrüßen. Die DR-LOG ist eine jährliche Veranstaltung der Deutsch-Russischen Wissenschaftsgemeinschaft Logistik, in der Vertreter aus Forschungsinstituten und der Logistikbranche beider Länder zusammenkommen. Die DR-LOG bildet ein wichtiges Forum für die Zusammenarbeit der beiden Länder im Bereich Logistik. Im Mittelpunkt der zehn Sessions, bestehend aus Logistik- und Supply-Chain-Management-Workshops, standen Themen wie maritime Logistik, Risikomanagement, Produktions-, Lager- und Beschaffungslogistik, Informationssysteme, virtuelle Unternehmen, Global Sourcing, Nachhaltigkeit, Logistiknetze oder auch umweltorientierte Aspekte in der Logistik. Alle angenommenen Beiträge auf Deutsch, Englisch und Russisch erschienen im Cuvillier Verlag in Form eines Tagungsbandes mit dem Titel „Dynamics and Sustainability in International Logistics and Supply Chain Management“ (ISBN 978-3-86955-703-8). Neben den fachlichen Vorträgen von Teilnehmern der Wissenschaftsgemeinschaft Logistik zu aktuellen Themen aus Forschung und Lehre fanden die Gäste auch Zeit, sich in Bremen und Bremerhaven über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Logistik und Hafenwirtschaft zu informieren. Zu dem Zweck besuchten sie die BLG Logistics Group in Bremerhaven, die Mercedes-Benz AG sowie das Güterverkehrszentrum in Bremen. Vom 16. bis zum 19. Mai 2012 fand in St. Petersburg inzwischen auch die 7. DR-LOG statt. 26 Am 25. und 26. September setzte, erneut unterstützt von der Kieserling Stiftung, das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) seine maritime Konferenzreihe mit einer Veranstaltung zum Thema „Schifffahrt, Häfen, Hinterland – Strategien und Märkte im Herbst 2012“ fort. Rund 150 Personen aus Wirtschaft, Politik und Forschung diskutierten und analysierten im Bremer Swissôtel in vier Sessions die aktuelle Situation auf den Schifffahrtsmärkten und diskutierten mit rund 150 Teilnehmern über Perspektiven, Strategien und Trends der wichtigsten maritimen Branchen. Prof. Dr. Hans-Dietrich Haasis, Vorsitzender des Direktoriums des ISL, und Senator Martin Günthner, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, eröffneten die Maritime Conference 2012. Eine einleitende Podiumsdiskussion zu den strategischen Herausforderungen und möglichen Lösungsansätzen für die maritime Wirtschaft in Deutschland wurde moderiert von Kurt Bodewig, Maritimer Botschafter der Europäischen Union und Vorstandsvorsitzender des Baltic Sea Forums. Es folgten vier Sessions, die die Situation der Schifffahrtsmärkte, die Perspektiven und Strategien für Schifffahrt und Schiffsfinanzierung, die Visionen und Strategien für neue Märkte und regionale Cluster sowie die Bedeutung grüner und sicherer Transportketten thematisierten. So beleuchteten Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, Stefan Gäde, Shipping Analyst der HSH Nordbank, und Michael Tasto, Schifffahrtsexperte des ISL, den Status der Krise und der Konjunktur sowie die Aussichten für die Container-, Multi-Purpose-, Tank- und Bulkschifffahrt. Weiterhin stellten Jan Tellkamp, Project Manager bei der DNV Germany, Dr. Martin Harren, Geschäftsführer der Reederei Harren & Partner, sowie Lucius Bunk und Alexander Tebbe, geschäftsführende Gesellschafter der Reederei Auerbach Schifffahrt, alternative Konzepte und neue Nischenmärkte in der Schifffahrtsbranche vor und stießen damit auf reges Interesse seitens der Teilnehmer. Am zweiten Konferenztag erfolgte im Rahmen der Session über neue Logistikmärkte zunächst eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation, bevor sich die Teilnehmer möglichen Strategien für Südamerika, die Maghreb-Staaten und Vietnam zuwandten. Abschließend stellten Insider wie Peter Sonnabend, Global Head Ocean Secure and Ocean Freight bei DHL Global Forwarding, Sigward Glomb, Geschäftsführer der Spedition 27 Glomb Container Dienst, und Dr. Wolfgang Busch, Project Manager bei Astrium, moderne und innovative Konzepte für grüne und sichere Transportketten vor. Ein Highlight war die Preisverleihung der bundesweiten Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ am Abend der Veranstaltung. Im Rahmen des bundesweiten Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ wurde das ISL für seine Forschungstätigkeit im Bereich der Sicherheit und Transparenz für maritime Transportketten als „ausgewählter Ort 2012“ ausgezeichnet. Aufgrund der globalen Bedrohung durch Terrorismus und organisierte Kriminalität sowie des Wachstums der weltweiten Warenströme ist der Bedarf an Sicherheitslösungen für maritime Transportketten stark gestiegen. Um die Sicherheit von Warentransporten zu garantieren und dennoch eine reibungslose Lieferkette zu gewährleisten, untersucht das ISL, wie Transporte sicherer, transparenter und planbarer gestaltet werden können. Die Ideen und Lösungen werden nicht nur wissenschaftlich erarbeitet, sondern auch in enger Zusammenarbeit mit Industrie und Behörden umgesetzt und weiterentwickelt. Mit wissenschaftlichem Know-how, Kreativität und Leistungen würden wirtschaftsnahe Lösungen entwickelt – eine große Stärke des ISL. Die nächste ISL Maritime Conference ist für den Herbst 2014 geplant. LOGMS 2012 – INTERNATIONAL CONFERENCE ON LOGISTICS AND MARITIME SYSTEMS BREMEN TAGE IN SALZBURG INTERNATIONALE TAGUNG IN BREMEN SALZBURG UND BREMEN IM WISSENSCHAFTLICH-KULTURELLEN AUSTAUSCH Vom 22. bis 24. August 2012 stand die Universität Bremen ganz im Zeichen der zweiten Ausgabe der LogMS – International Conference on Logistics and Maritime Systems. Die von der Kieserling Stiftung unterstützte Veranstaltung wurde gemeinsam von Professor Herbert Kopfer von der Universität Bremen, Professor Hans-Otto Günther von der Technischen Universität Berlin und Professor Kap-Hwan Kim von der Pusan National University in Korea organisiert und bot eine hervorragende Plattform, um Inhalte und Ergebnisse aus der Logistikforschung vor einem internationalen Publikum zu präsentieren und zu diskutieren. Darüber hinaus versprach man sich von der Konferenz eine generelle Intensivierung der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern – vor allem aus dem asiatischen Raum – im Bereich Logistik. INDUSTRIAL SESSION Zusätzlich zu den vielen wissenschaftlichen Vorträgen, die im Rahmen der LogMS 2012 auf ein interessiertes Publikum stießen, organisierte das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) unter der Leitung des ISL-Direktors Professor Hans-Dietrich Haasis in Kooperation mit dem koreanischen „Forum for Next Logistics Technologies“ (NeLT) eine spezielle „Industrial Session“ für die maritime Wirtschaft und Industrie, in deren Rahmen Unternehmensvertreter aus Deutschland, Südkorea, Schweden und Frankreich „Future Logistics Technologies“ beleuchteten und Beispiele eines erfolgreichen Transfers von Forschungsergebnissen in die Praxis vorstellten. Zum Auftakt dieser Session fand am 22. August eine Exkursion zu den Häfen in Bremerhaven und Wilhelmshaven statt, bei der sich die - überwiegend koreanischen – Teilnehmer ein Bild von den in Deutschland eingesetzten modernen logistischen Technologien machen und sich von der Leistungsstärke des Logistikstandortes Deutschland überzeugen konnten. Am 23. August wurde die Session in der Universität Bremen fortgesetzt. Nach einer Begrüßung durch Professor Haasis und Dr. Hak-So Kim, Vice Chairman von NeLT und Präsident des Korea Maritime Institute, Seoul, konnten sich die Teilnehmer in fünf Vorträgen über den erfolgreichen Praxistransfer von Forschungsergebnissen informieren und angeregt diskutieren. Der Fokus der Vorträge lag auf den Themengebieten Systemoptimierung, Sicherheit und Nachhaltigkeit in der Logistik. Jeder Vortrag machte das große Interesse deutlich, das den vorgestellten Themen entgegengebracht wurde. Im Anschluss an die Präsentationen brachten sich die Teilnehmer mit einer Vielzahl von Fragen ein und diskutierten die vorgestellten Lösungen. So zeigte sich, wie groß der Bedarf an einem internationalen Erfahrungsaustausch wirklich ist. Erfolgreich in die Praxis umgesetzte Forschungsergebnisse benötigen Plattformen wie die LogMS, damit internationale Anwenderkreise auf sie aufmerksam werden. Entsprechend interessiert zeigten sich die südkoreanischen Konferenzteilnehmer an den präsentierten Praxisbeispielen aus Deutschland und Europa. In vielen Gesprächen wurde die Anwendung der neuen logistischen Technologien thematisiert. Umgekehrt hatten die Konferenzteilnehmer aus Deutschland und Europa Gelegenheit, sich über die neuesten logistischen Entwicklungen im asiatischen Raum zu informieren und sich ein Bild davon zu machen, wie sich die Logistik am jeweiligen Standort effizienter, sicherer und nachhaltiger gestalten lässt. Im Anschluss an die „Industrial Session“ trafen sich die Konferenzteilnehmer zu einem gemeinsamen Abendessen, um den Tag in entspannter Atmosphäre ausklingen zu lassen. Man war sich einig, dass Konferenzen wie die LogMS für die maritime Wirtschaft und Wissenschaft ein wichtiger Schritt sind, um in der globalisierten Welt voneinander zu lernen, von Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen zu profitieren und gemeinsam den Weg für eine effiziente, sichere und nachhaltige Logistik zu ebnen. 28 STILL UND LEISE, ABER KONTINUIERLICH ... Er beobachte seit einigen Jahren mit Freude, schrieb Robert O. Drewes in einem Grußwort zu den Salzburg-Tagen 2012 in Bremen, „wie da ganz still und leise, aber doch kontinuierlich eine kulturelle und wissenschaftliche Partnerschaft zwischen Salzburg und Bremen heranwächst“. An der Entwicklung, die dem Honorarkonsul der Republik Österreich in Bremen und geschäftsführenden Gesellschafter der Transport- und Handelsgesellschaft THB solche Freude macht, ist die Kieserling Stiftung nicht ganz unbeteiligt. Denn sie ermöglichte die Teilnahme des Präsidenten der Jacobs University (JUB), Prof. Dr. Joachim Treusch, an einem Logistik-Symposion in Salzburg. Es ist eine kurvenreiche Geschichte, deren Verursacher eigentlich Bremens ehemaliger Wirtschaftssenator Josef Hattig ist. Als der Bremer Senat in den Jahren 2005/2006 mal wieder eine Klageschrift an das Bundesverfassungsgericht in Sachen Länderfinanzausgleich in Auftrag gegeben hatte, äußerte der Jurist Hattig in einem kleinen Kreis, mit einer lediglich „finanzakrobatischen“ Argumentation werde man die Selbstständigkeit Bremens wohl kaum verteidigen können. Da müsse man sich auch emotional ins Zeug legen. „Oder philosophisch“, warf ein Teilnehmer der kleinen Runde ein. „Ja, wenn das geht“, sagte Hattig, „wäre das natürlich wunderbar.“ Der Zufall wollte es, dass just zu der Zeit der Salzbur- ger Otto Müller Verlag eine Neuauflage des Gesamtwerkes von Leopold Kohr herausgab, dem Philosophen und Nationalökonomen, der als Vater des „Small is beautiful“-Gedankens gilt. Sein Leben lang war Kohr ein Verfechter der überschaubaren politischen und wirtschaftlichen Einheiten, ein „idealer Bremer Stadtphilosoph“ mithin, wie ihn der WeserKurier einmal bezeichnete. Die druckfrische Ausgabe des Bandes „Die Lehre vom rechten Maß“ präsentierte der Verlag auf Einladung des Bremer PresseClubs daher in Bremen. Bis dahin allenfalls eine eher amüsante Episode. Denn wer kannte schon Leopold Kohr? Als dann aber im Jahr 2008 mit dem Zusammenbruch der Bank „Lehman Brothers“ die internationale Finanzkrise begann und alle Welt von „too big to fail“ redete, wurde der Salzburger Philosoph, der übrigens 1984 den „Alternativen Nobelpreis“ bekommen hatte, plötzlich populär. Da zudem 2009 sein 100. Geburtstag anstand, widmete ihm das Salzburg-Museum eine große Ausstellung, die dann ein Jahr später auch im Bremer Haus der Wissenschaft gezeigt wurde – verbunden mit einem umfangreichen kulturellen Programm, den „Salzburg-Tagen 2010“ in Bremen. Aus Salzburg kam seinerzeit auch der Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer (ÖVP), der Bremen so faszinierend fand, dass er anregte, die beiden Städte sollten doch über einen nachhaltigen 29 kulturellen und wissenschaftlichen Austausch nachdenken. Das Haus der Wissenschaft und der Bremer Presse-Club nahmen die Anregung auf und organisierten die „Bremen Tage 2011“ in Salzburg. Ein Programmschwerpunkt dabei: die Präsentation des Logistik-Standortes Bremen. Dabei – wieder ein Zufall – traf es sich gut, dass die Fachhochschule Salzburg mit der Professorin Dr. Kerstin Fink gerade eine neue Rektorin bekommen hatte, die zuvor an der Universität Innsbruck stellvertretend das Institut für Wirtschaftsinformatik, Produktionswirtschaft und Logistik geleitet und bereits öffentlich geäußert hatte, dass sie ihre Fachhochschule gehörig umkrempeln und auch neue Studiengänge einführen wolle. Also wurde dem Empfang der Bremischen Hafenvertretung ein Symposion zum Thema „Logistik in der Hochschulausbildung“ vorgeschaltet – mit Kerstin Fink und Joachim Treusch als Protagonisten. Die Zuhörer verfolgten mit Spannung, was Treusch über die Jacobs University Bremen zu berichten hatte und wie in engster Kooperation mit der Logistikbranche der Studiengang „International Logistics“ aufgebaut worden war. Inzwischen fanden die zweiten „Salzburg-Tage“ in Bremen statt. Wie sagte Joachim Treusch in Salzburg? „Logistik ist materialisierte Kommunikation.“ Der still und leise, aber doch kontinuierlich sich entwickelnde Austausch zwischen Salzburg und Bremen scheint dies zu belegen. TAG DER TECHNIK 2012 FASZINATION ELEKTROMOBILITÄT – ZU LANDE, ZU WASSER UND IN DER LUFT Der „Tag der Technik“ ist ein Event des Vereins Deutscher Ingenieure, der alljährlich in zahlreichen deutschen Städten stattfindet – so auch am Freitag, dem 15. Juni und am Samstag, dem 16. Juni 2012, am City Airport in Bremen. Der vom VDI-Bezirksverein Bremen veranstaltete und von der Kieserling Stiftung und weiteren Sponsoren unterstützte „Bremer Tag der Technik 2012“ stand unter dem Motto „Faszination Elektromobilität – zu Lande, zu Wasser und in der Luft“. Der „Tag der Technik“ hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen für technische und naturwissenschaftliche Themen zu begeistern. Er hat den Anspruch, die Freude am Forschen zu fördern und die Begeisterung für die vielen Facetten der Technik zu wecken. Kinder und Jugendliche können in eine Welt voller Experimente eintauchen und sich über die zahlreichen Berufsmöglichkeiten der Branche informieren. 30 Die diesjährige Veranstaltung begann etwas schleppend, nahm dann aber Fahrt auf. Am Freitag, der noch mit eher mäßigen Besucherzahlen und einer verhaltenen Nachfrage vonseiten der Schulen zu kämpfen hatte, fiel vor allem die Bremen-Halle durch ausgelassene Stimmung auf: Im „1. Bremer SolarCup“ wetteiferten Schülerinnen und Schüler mit insgesamt 27 selbst gebauten Solarfahrzeugen, die eine zehn Meter lange Wettkampfstrecke zurücklegen mussten, um den Sieg. Dabei qualifizierten sich acht Siegerteams für den Bundeswettbewerb im September 2012 in Chemnitz. Der Samstag war rundum ein Erfolg. Viele Eltern kamen mit ihren Kindern und ließen sich nicht nur von der Mitmachausstellung begeistern, sondern konnten sich auch in intensiven Gesprächen mit den verschiedenen Ausstellern über die Zukunftsperspektiven ihrer Kinder informieren. Von zahlreichen Grundschulen dankbar angenommen wurde der Solarboot-Wettbewerb, in dem Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene gegen eine geringe Unkostenbeteiligung selbst Solarfahrzeuge basteln konnten. Die Mischung aus Vorträgen, unterhaltendem Bühnenprogramm, Wettbewerben und zahlreichen Ausstellern sprach Menschen jeden Alters an und war rundum gelungen. Natürlich blieb auch der Presse nicht verborgen, dass hier jeder, egal ob jung oder alt, voll auf seine Kosten kam. Viele Berichte äußerten sich lobend über das bunte Programm, das den Kleinen Technisches spielend näherbrachte und den Größeren jede Menge Informationsstoff über Berufschancen und -möglichkeiten bot. Dass der City Airport Bremen eigentlich kein Messegelände ist, fiel niemandem auf, so professionell wurde die Herausforderung gemeistert. Die Schlussbilanz kann sich sehen lassen: An beiden Veranstaltungstagen wurden insgesamt rund 10.000 Besucher gezählt. Damit war der Technik-Tag des VDI-Bezirksvereins Bremen der größte unter allen deutschlandweiten Parallelevents. Das Ziel, Neugier beim ingenieurwissenschaftlichen Nachwuchs zu wecken und Interessierten Chancen aufzuzeigen, wurde wieder einmal erreicht. 31 Nirgendwo sonst gewähren so viele Sparten und Bereiche Schülern jeder Altersgruppe so grundlegende Einblicke in die Arbeitswelt. Und nirgendwo sonst kann sich, wem der Zugang zu technischen Berufen fehlt oder wer sich der Bandbreite der Möglichkeiten nicht bewusst ist, auf so abwechslungsreiche Art und Weise darüber informieren, was ihn in der Welt der Technik alles erwartet. BELUGA COLLEGE HAUS SEEFAHRT ABITUR MIT ZWEI MARITIMEN LEHRPROFILEN EIN HALBES JAHRTAUSEND „AUS FREIGEBIGKEIT VON KAUFLEUTEN UND SCHIFFERN“ Mit einer großzügigen Spende reagierte die Kieserling Stiftung auf den öffentlichen Hilferuf, den das Beluga College im März 2011 gesendet hatte, nachdem dessen Träger, die Beluga-Reederei, ins Schlingern geraten war. Der Beitrag von 15.000 Euro war der Auftakt für viele weitere Unterstützungsleistungen und damit eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Schulbetrieb bis Ende Juni 2011 fortgesetzt werden konnte. Dank der Unterstützung konnten die anstehenden Prüfungen zum Abitur und die Prüfungen zum mittleren Abschluss ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden. Mit Erfolg: Denn trotz der erschwerten Bedingungen schlossen nicht nur die Abiturienten des Jahrgangs 2011 die Reifeprüfung mit gutem Ergebnis ab. Auch die übrigen Schüler und Schülerinnen erreichten ihren „Qualifizierten Mittleren Schulabschluss“ mit überdurchschnittlich gutem Ergebnis und sicherten sich damit die Zugangsberechtigung zur gymnasialen Oberstufe. Die öffentliche Hilfsaktion war notwendig geworden, weil die Schule im Zuge der wirtschaftlichen Schieflage der Beluga-Reederei Insolvenz anmelden musste. Leider ist es den Betreibern des Beluga College nicht gelungen, neue Träger zu finden, sodass das Angebot eines Abiturs mit zwei maritimen Lernprofilen – einem maritim-kaufmännischen Profil und einem technisch-naturwissenschaftlichen Profil – mit Ablauf des Schuljahres 2011 eingestellt werden musste. Die Schulleitung und die Geschäftsführung des Beluga College waren äußerst dankbar für die großzügige Hilfe und auch für die unzähligen kleinen Summen, die alle ihren Teil zur Aufrechterhaltung des ordnungsgemäßen Schulbetriebs beitrugen. Die große Spendenbereitschaft erwies sich nicht zuletzt als großartige moralische Unterstützung in einer schwierigen Situation. 32 Einen äußerst gefährlichen Beruf erfüllte der Seemann in früheren Jahren. Handelsschiffe waren meist so gebaut, dass sie möglichst viel Ladung transportieren konnten – und dadurch oft so behäbig, dass sie den Angriffen von Piraten kaum entgehen konnten. Von sonstigen Risiken ganz zu schweigen. Bittere Not kam oftmals über die Familien, deren Ernährer den Seemannstod erlitt oder zur Sklaverei gezwungen wurde, ohne dass ihnen eine unterstützende Einrichtung zur Seite stand. Vor diesem Hintergrund entstand 1545 die „Arme Seefahrt“, Vorläuferin des Hauses Seefahrt. Die Ältesten einer Schiffergesellschaft hatten dem Rat der Stadt Bremen in einer mehrere Artikel umfassenden Schrift Vorschläge über die Einrichtung einer milden Stiftung zur Linderung der Not unterbreitet. Die zur Finanzierung unterbreiteten Anregungen waren geprägt vom Geist der Reformation. Die Verwaltung und Überwachung der Stiftung oblag einem Vorstand, bestehend aus acht Schiffern und 22 Ältesten aus dem Kreis der Schiffer. Sechzehn Jahre nach der Gründung, 1561, konnte an der Hutfilterstraße ein Haus zur Unterbringung von „Prövenern“ (armen Seefahrern) gekauft werden. Damit einher ging jedoch, dass die anfallenden Verwaltungsaufgaben nicht mehr von den in den eisfreien Monaten viel zu häufig abwesenden Schiffern bewältigt werden konnten. Eine in ihrer Grundform bis heute bestehende Satzung wurde erarbeitet. An die Stelle der vorstehenden Schiffer traten vier Kaufleute. Die acht Schiffer und 22 Ältesten bildeten nun ein Verwaltungsgremium, das für die Anpassung der Verfassung an erforderliche Gegebenheiten oder auch für die Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß den Regeln der stets beibehaltenen Verfassung verantwortlich war. Bis heute hat sich die Anzahl der stets ehrenamtlich tätigen kaufmännischen Vorsteher und der Oberalten Kapitäne nur leicht 33 erhöht. Die Leistungen bestehen heute darin, dass auf dem Seefahrtshof in Bremen-Grohn 36 Wohnungen für Ehepaare und Witwen zur Verfügung gestellt werden, die abhängig von Verfügbarkeit, Zeitpunkt der Antragstellung und Bedürftigkeit von seemännischen Mitgliedern im Ruhestand mietfrei genutzt werden können. Mit der Schaffermahlzeit, dem Abschiedsessen der Kapitäne nach harten Wintermonaten, jährte sich im Jahr 2013 zum 469. Mal eine Tradition. Auch heute ist das Fest ein Aushängeschild für die „Freigebigkeit von Kaufleuten und Schiffern“ und trägt bei zu einem hohen Sozialprestige Bremens weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die Kieserling Stiftung unterstützt erneut in den Jahren 2011 und 2012 das Haus Seefahrt mit einer Spende. BREMER TAGEBUCH INTERESSE ANREGEN - WISSENSCHAFT FÜR ALLE INTERNATIONALE SCHNITTSTELLE IN BREMEN Der Neustädter Hafen ist mit über einer Million Quadratmetern der größte zusammenhängende Umschlagplatz für Stückgut in Europa. Hier wird alles, was nicht in Container passt, umgeschlagen und verschifft. Über 700 Seeschiffe laufen jährlich den Neustädter Hafen an, und rund 1.600 Ganzzüge werden jährlich im Rangierbahnhof Grolland von der Deutschen Bahn abgefertigt. Reinhard Raab, Kapitän und Geschäftsführer der BLG Cargo Logistics GmbH, erläuterte im Februar 2011, dass der Hafen vor allem als internationale Schnittstelle für den Transport von Schwergut- und Projektladung – insbesondere Maschinen, Anlagen, Großrohre, Walzdraht, Vierkantprofile, Formstahl und Profilstahl – hoch im Kurs steht. BREMEN ERLEBEN „Wir wollen den Bekanntheitsgrad der Stadt steigern, das Image Bremens verbessern und die Zahl der Bremen-Besucher erhöhen.“ Mit diesen Worten stellte Dr. Klaus Sondergeld von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen Perspektiven für Bremen vor. Die WFB bewirbt bestimmte Sehenswürdigkeiten, Events, Kultur- und Sportveranstaltungen mit dem bekannten Slogan „Bremen erleben!“ – ein Gütesiegel für die Bremer Erlebnisangebote, das zugleich den hohen Freizeitwert der Stadt unterstreicht. TOR ZUR WELT Der Diplom-Ingenieur Christoph Tarras, der kaufmännische Leiter des Projekts Kaiserschleuse in Bremerhaven, klärte die Besucher über Entstehung, Bau und Ziele der Schleuse auf. Die neue Kaiserschleuse ist 305 Meter lang, hat eine Durchfahrtsbreite von 55 Metern und eine Wassertiefe von 13 Metern unter Normalnull. Sie ist mit einer innovativen Hubschiebetortechnik ausgestattet, die in dieser Größenordnung weltweit einmalig ist. Diese Technik ermöglicht sogar ein Durchschleusen von überlangen Seeschiffen in einem engen Zeitfenster bei tideabhängigem Wassergleichstand zwischen Weser und Binnenhäfen. Zusammen mit der Nordschleuse hat die Kaiserschleuse große Bedeutung für den internationalen Automobilumschlag, die Werften, die Offshoreindustrie und die wirtschaftliche Entwicklung Bremerhavens. INTELLIGENTE CONTAINERSICHERHEIT In einer Livedemonstration über Internet führte der Luft- und Raumfahrtingenieur Dr. Wolfgang Busch den Besuchern die Funktionsweise des Überwachungssystems SecureSystem für See- und Landcontainer vor Augen, das von dem Bremer Raumfahrtunternehmen Astrium entwickelt wurde. Das patentierte satellitengestützte Containerüberwachungssystem kann weltweit eingesetzt werden und ist nicht kopierbar. Es besteht aus einer Telematikbox mit Überwachungstechnik, die an der Innenseite der Containertür befestigt und über eine konventionelle 12-Volt-Batterie mit Strom versorgt wird. Mithilfe von Sensoren wird der Verschlusszustand des Containers permanent überwacht. 34 GEFÄHRLICHE ÜBERFÄLLE AUF SEE Die Veranstaltungsreihe des Jahres 2012 wurde von Kapitän Peter Irminger von ZASS International mit einem Vortrag über moderne Piraterie im Indischen Ozean eröffnet, der ein Riesenerfolg und sofort ausgebucht war. Als ehemaliger Professor für Schifffahrtsrecht und Navigation an der Hochschule Bremen hat sich Irminger frühzeitig mit räuberischen Angriffen auf See auseinandergesetzt und gilt heute unter anderem als Spezialist für Piratenüberfälle im Indischen Ozean. Das Seegebiet vor der somalischen Küste ist das gefährlichste der Welt. Die Piraten operieren von Mutterschiffen aus, die über 500 Seemeilen von der somalischen Küste entfernt im Indischen Ozean liegen, und verfügen dabei über schnelle Boote, die mit Navigationsgeräten, Maschinenpistolen, Panzerfäusten, Raketenwerfern und sonstiger moderner Militärtechnik ausgestattet sind. Sie sind skrupellos und immer brutaler in ihrer Angriffsführung. Auch wenn nur etwa jeder zehnte Überfallversuch gelingt, lohnt sich der Einsatz trotzdem, weil jeder beteiligte Pirat mit rund 10.000 US-Dollar Prämie rechnen kann. UNBEMANNT INS ALL Diplom-Ingenieur Dr. Michael Menking lenkte den Blick der Besucher über die Erde hinaus auf die Bremer Raumfähren. Der Experte für Raumfahrt ist an der Entwicklung des europäischen Weltraumlabors Columbus ebenso maßgeblich beteiligt wie an dem europäischen Versorgungstransporter ATV (Automated Transfer Vehicle), der bei Astrium unter Beteiligung einer Vielzahl von Zulieferern aus Europa, Russland und den USA gefertigt wird. Als Hauptauftragnehmer der ESA sorgt Astrium dafür, dass alle Komponenten und Subsysteme termingerecht und qualitativ einwandfrei eingebaut werden und ordnungsgemäß funktionieren. Im März 2008 startete das erste unbemannte ATV namens Jules Verne mit einer Ariane-5-ES-Rakete in den Weltraum, um erfolgreich an der ISS anzudocken. 2011 folgte das zweite ATV Johannes Kepler und 2012 das dritte ATV Edoardo Amaldi. „So etwas wie das europäische ATV aus Bremen hat derzeit keine andere Raumfahrtnation zu bieten“, erklärte Dr. Menking und betonte, dass nur das ATV autonom und vollautomatisch an die ISS andocken könne. 35 REGENERATIVE ENERGIEN Norbert Giese, Direktor des Bereichs Offshore-Windkraftanlagen bei Repower Systems SE, folgte mit einem Vortrag über Windkraftanlagen aus Bremerhaven. Bremerhaven ist ein bedeutender Produktionsstandort für Windkraftanlagen in Deutschland. Hier werden nicht nur die leistungsstärksten OffshoreAnlagen der Welt – Repower 5M und Repower 6M –, sondern auch die Onshoreanlagen der Baureihe 3.XM sowie Rotorblätter von bis zu 61,5 Meter Länge hergestellt. Repower Systems ist Technologieführer für Anlagen der Multimegawattklasse, und das seeschifftiefe Wasser Bremerhavens bietet dem Unternehmen die besten Bedingungen, um die großvolumigen Komponenten der Windkraftanlagen auf Spezialschiffe zu verladen – Bremerhaven dient dem Unternehmen, das 2001 aus der Fusion von vier norddeutschen Unternehmen der Windenergiebranche hervorging und seit 2002 börsennotiert ist, als Basishafen für den weltweiten Export seiner Anlagen. FOCKE MUSEUM EIN MUSEUM FÄHRT VOLL AB Vom 11. Dezember 2011 bis zum 15. April 2012 präsentierte das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte – besser bekannt als Focke Museum – die Mitmach-Ausstellung „Voll abgefahren“. In der vom Grazer Kindermuseum FRida & freD konzipierten Sonderausstellung konnten Besucher zwischen fünf und zwölf Jahren altersgerecht das große Thema Mobilität erkunden und sich durch konkrete Fragestellungen zum Tüfteln und Ausprobieren herausfordern lassen. Einer der Förderer des Projekts war die Kieserling Stiftung, zu den Kooperationspartnern gehörten die Bremer Straßenbahn, der City-Airport Bremen sowie der Verkehrsverbund Bremen-Niedersachsen. Schuh? Diesen und anderen Fragen wurde in den Werkstattlabors auf den Grund gegangen. Dabei konnten die jungen Besucher zum Beispiel herausfinden, wie Fahrzeuge fahren und welche Technik bzw. welche Naturgesetze dahinterstecken. Die Ergebnisse ihrer Experimente konnten sie in einem Forschungstagebuch festhalten. Neben den Werkstattlabors wurden an Haltestellen übergeordnete Aspekte der Mobilität wie Geschwindigkeit oder Sicherheit aufgegriffen. Auch die Frage, was uns überhaupt dazu bewegt, uns zu bewegen, kam nicht zu kurz. Zudem wurden Entdecker und Entdeckerinnen wie Marco Polo, Neil Armstrong oder Ida Pfeiffer oder auch einige wichtige Flugpioniere und -pionierinnen vorgestellt. Die Ausstellung eröffnete Kindern wichtige Einblicke in das Thema Mobilität und berührte vieles, was die Kleinen schon aus ihrem Alltag kennen und durch die vielen Mitmachstationen besser verstehen lernen konnten. Auf diese Weise bot das Projekt den Kindern einen spielerischen Zugang zu Naturwissenschaft und Technik und griff darüber hinaus Themen wie Schifffahrt, Logistik, Automobilbau, Luftfahrt, Raumfahrt, Straßenbahn und Fahrrad auf, die sowohl historisch als auch aktuell eng mit der Wirtschaft ihres Heimatorts Bremen verknüpft sind. Der Weg durch die Ausstellung führte durch sechs Werkstattlabors, in denen die Kinder unterschiedliche Fortbewegungsmittel erforschen konnten – auf der Straße, auf der Schiene, zu Wasser, in der Luft, im All oder auch zu Fuß. Wie funktioniert ein Motor, was hält ein Flugzeug in der Luft, wie schwimmen Schiffe und wie wichtig ist der richtige 36 STARKER ANDRANG Während der viermonatigen Laufzeit sahen über 16.000 Besucher die Schau im Focke Museum. 122 Besuchergruppen wurden gezählt, darunter 54 Schulklassen und 57 Kindergärten. Die Nachfrage nach Gruppenbesuchen war so groß, dass die Ausstellung in den letzten beiden Monaten dafür auch montags geöffnet wurde. Alle Gruppen wurden von Museumspädagogen des Focke Museums begleitet, die den Kindern die Themen der Ausstellung altersgerecht vermittelten und sie bei den Experimenten anleiteten. Für Einzelbesucher bot das Forschungstagebuch wichtige Anreize. Es ermutigte zum Experimentieren, machte neugierig, vertiefte die Themen der Ausstellung und stellte Bezüge zum Alltag der Kinder her. In dem rund 20 Seiten umfassenden, gestalteten Heft konnten die Kinder ihre Erlebnisse in der Ausstellung und die Ergebnisse ihrer Experimente aufschreiben oder aufzeichnen und als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Zudem waren ständig Museumspädagogen im Einsatz, um den Besuchern Experimente zu erklären und sonstige Hilfestellung zu leisten. Dass viele Besucher sich intensiv mit den Themen der Ausstellung befassten, konnte an der langen Verweildauer abgelesen werden. Nicht minder gut angenommen wurde auch das umfangreiche Rahmenprogramm der Ausstellung. Hierzu zählten insgesamt 59 Veranstaltungen, darunter zahlreiche Werkstätten, in denen Schuhe, Autos, Schiffe oder Flugzeuge gebastelt werden konnten. Angeboten wurden Eisenbahnbau-Workshops, Figurentheater oder Märchen zum Thema Mobilität. Für Erwachsene gab es Führungen durch die Sammlungen des Focke Museums, spannende Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Insbesondere das Ferienprogramm und die Familienführungen in Kooperation mit dem City-Airport Bremen, den Freunden der Bremer Straßenbahn e.V., Mercedes-Benz, Airbus und der Bremer Straßenbahn kamen gut an. Alle Termine waren bereits sehr frühzeitig ausgebucht. 37 RUNDUM POSITIVE RESONANZ Die Medien berichteten intensiv und durchweg positiv über die Ausstellung. Und auch die Einträge im Besucherbuch zeugten von vielen begeisterten Besuchern. Immer wieder wurde der praxisnahe Ansatz des Projekts positiv hervorgehoben. Weiterhin wurde die Art der Experimente gelobt, die sehr einfach gehalten waren, sodass die Kinder sie leicht verstehen und großenteils auch zu Hause nachmachen konnten. Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters empfanden es als gut und richtig, dass die verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich angesprochen wurden – mit einfacheren Darstellungen und Situationen für die kleineren und komplizierteren Szenarien für die größeren Kinder. Und so kamen alle bei „Voll abfahren“ voll auf ihre Kosten. DAS DEUTSCHLANDSTIPENDIUM AN DER UNIVERSITÄT BREMEN KLUGE KÖPFE KOMMEN NICHT VON UNGEFÄHR Dank des Engagements zahlreicher Institutionen und Privatpersonen – darunter auch die Kieserling Stiftung – konnte die Universität Bremen 2011 die Höchstförderquote des Bundes ausschöpfen und im Oktober 76 Nachwuchstalenten ein Stipendium gewähren. Damit nimmt Bremen bundesweit einen Spitzenplatz ein. Nicht viele Universitäten waren so erfolgreich. Besonders erfreulich war, dass viele Spender ihre Förderung nicht auf ein Jahr begrenzt, sondern sich zu einer mehrjährigen Finanzierung bereit erklärt haben und so die ausgewählten Studierenden langfristig unterstützen. Auf diese Weise fließen über die Kofinanzierung gut 318.000 Euro an Bundesmitteln zusätzlich nach Bremen. Die Förderquote des Bundes wird jährlich erhöht und soll in der Endausbaustufe auf acht Prozent steigen. 2012 können schon bis zu ein Prozent der Studierenden in Deutschland ein Deutschlandstipendium erhalten. Im Frühjahr 2011 startete das Deutschlandstipendium als „nationales Stipendienprogramm des Bundes“ zur Förderung von engagierten und begabten Studierenden an den deutschen Universitäten. Das Deutschlandstipendium ist pro Stipendium und Monat mit 300 Euro dotiert. 150 Euro werden dabei von Unternehmen, Stiftungen – eine davon ist die Kieserling Stiftung –, Vereinen, Verbänden oder Einzelpersonen aufgebracht, 150 Euro vom Bund kofinanziert. Mit einem Beitrag von 1.800 Euro im Jahr ermöglicht man als Spender so ein Jahresstipendium von 3.600 Euro. Die Zahl der kofinanzierten Stipendien ist allerdings begrenzt. Im Jahr 2011 konnten nur 0,45 Prozent aller Studierenden in Deutschland ein Stipendium erhalten. Die Stipendien werden durch die Universitäten vergeben. An der Universität Bremen erhalten im Grundsatz Studierende ein Stipendium, die nicht nur besondere Begabung, sondern auch weiter gehende Befähigungen erkennen lassen. Gute Noten sind daher nur ein Kriterium. Ergänzend werden an der Universität Bremen das gesellschaftliche und soziale Engagement sowie die Eigeninitiative berücksichtigt und zudem besondere persönliche Umstände der Bewerberinnen und Bewerber in Anschlag gebracht. Die Studierenden müssen sich mit umfangreichen Unterlagen bewerben, die nicht nur Nachweise über die erbrachten Leistungen enthalten, sondern ebenso ein Motivationsschreiben. Vergeben werden die Stipendien abschließend durch einen 38 > VORGESTELLT Stipendienrat unter Vorsitz des Rektors. Ihm gehören sowohl Studierende als auch Professoren der Universität an. Von den 76 geförderten Studierenden 2011 waren gut 65 Prozent weiblich. 20 Prozent kamen aus dem ersten Fachsemester und konnten ihre Studienzeit somit gleich mit einem Stipendium beginnen, während knapp 40 Prozent bereits im Masterstudiengang studierten. Über 60 Prozent der Stipendiaten der Universität Bremen engagieren sich neben dem Studium ehrenamtlich. Gut die Hälfte kam aus einem sogenannten Nichtakademikerhaushalt. So tragen das Programm an der Universität Bremen und die Stipendiengeber auch dazu bei, junge Talente zur Aufnahme eines Studiums zu bewegen und die Bürgergesellschaft in Bremen weiter zu stärken. „In unserem 40. Gründungsjahr hat es uns sehr gefreut, dass sich so viele Förderer für das Programm und die Studierenden der Universität Bre- men engagiert haben. Als Gewinnerin in der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zählt die Universität Bremen zu den besten deutschen Universitäten. Exzellente Forschung und Lehre verbinden sich bei uns zu einem „Campus der jungen Talente“, erklärte Prof. Dr. Rolf Drechsler, Konrektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Bremen. „Begabte Studierende für unsere Universität und die Region zu gewinnen und ihnen eine exzellente Ausbildung zuteilwerden zu lassen ist angesichts des zunehmenden Wettbewerbs um akademische Fachkräfte dringend notwendig. Mit dem Deutschlandstipendium haben wir die Möglichkeit, engagierte Persönlichkeiten an die Universität Bremen zu holen und hier zu halten. Das große private Engagement zeigt die Verbundenheit von Wirtschaft und Gesellschaft mit diesen Zielen und unserer Universität. Und unsere Stipendiengeber erhalten so die Möglichkeit, vielversprechende Nachwuchskräfte für ihre Einrichtungen zu interessieren.“ 39 Erdem Galipoglu ist einer der 76 Studierenden der Universität Bremen, die im Jahr 2011 ein Deutschlandstipendium bekommen haben. Der Stipendiat war bereits als Schüler in einer Werbeagentur im Bereich Webdesign und -entwicklung tätig. Er hat einen Bachelorabschluss als Wirtschaftsingenieur und studiert derzeit den Masterstudiengang „Wirtschaftsingenieurwesen“ mit Schwerpunkt Produktionswirtschaft und Logistik. Privat interessiert er sich für Naturwissenschaften, Fotografie und Musik. IÖB – INSTITUT FÜR ÖKONOMISCHE BILDUNG LOGISTIK LEHREN, LOGISTIK LERNEN! DIE ANFÄNGE Seit 2006 entwickelt und vertreibt das Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) in Kooperation mit seinen Projektpartnern gedruckte und elektronische Unterrichtsmaterialien zum Themenbereich „Hafenwirtschaft und Logistik“, die sich bei den Schülern der Sekundarstufen I und II einer großen Nachfrage erfreuen. Initiiert wurde das Projekt 2006 durch die BLG Logistics Group und bremenports sowie das Landesinstitut für Schule Bremen (LIS). Seitdem haben sich weitere Unternehmen und Institutionen aus allen norddeutschen Bundesländern dem Projekt als Förderer oder Unterstützer angeschlossen. Dazu gehört seit 2009 auch die Kieserling Stiftung. Dank ihrer Unterstützung konnten in der Vergangenheit das Schülerarbeitsheft „Maritime Wirtschaft und Logistik“ (einschließlich Lehrerbegleitung) sowie das gleichnamige Internetangebot (www.marwilo.de) für Lehrkräfte und Schüler erstellt werden. Im Jahr 2011 unterstützte die Kieserling Stiftung, neben der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten und weiteren Förderern, die Erweiterung des Projektes um Angebote zur Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Erfahrungsgemäß reicht es für eine Implementierung neuer Inhalte nicht aus, Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen, wenn dies nicht gleichzeitig von einer fachli- chen und fachmethodischen Aus- und Fortbildung für einen seriösen Unterricht begleitet wird. Im vorliegenden Fall ist dies auch deshalb notwendig, weil die Lehrkräfte normalerweise nicht hinlänglich mit der Ausgestaltung des regionalen Wirtschaftsraumes und der Struktur des regionalen Ausbildungs- und Beschäftigungsmarktes vertraut sind. Mit der Realisierung eines entsprechenden Qualifizierungsangebotes wurde somit eine wesentliche Grundlage für die Etablierung des Themenfeldes „Hafenwirtschaft und Logistik“ im schulischen Kontext geschaffen. AUSGANGSSITUATION Der internetgestützte BA-/MA-Studiengang „Ökonomische Bildung“ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist am „Schwesterinstitut“ IfÖB angesiedelt, an dem derzeit rund 400 Studierende eingeschrieben sind. Dank dieser in ihrer Struktur in Deutschland einzigartigen Einrichtung können die oben genannten Inhalte direkt in die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte integriert werden. Darüber hinaus bietet das IÖB seit vielen Jahren internetgestützte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in enger Kooperation mit den zuständigen Landesinstituten in Niedersachsen (NLQ) und Bremen (LIS) an. Zur Durchführung der onlinegestützten Qualifizierungsmaßnahmen steht die vom 40 IÖB entwickelte und bundesweit eingesetzte Lernplattform ECEDON zur Verfügung, die bereits mit dem Gütesiegel des Verbandes E-Learning Business Norddeutschland e. V. (vebn) ausgezeichnet wurde. QUALIFIZIERUNGSBAUSTEINE Dank der Unterstützung der Kieserling Stiftung konnten Mitarbeiter des IÖB und externe Autoren gemeinsam drei Qualifizierungsbausteine entwickeln, die anschließend technisch für die Lernumgebung ECEDON aufbereitet wurden. Dabei handelt es sich um folgende Bausteine: > Analyse regionaler Wirtschaftsräume > Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten und ihre Schlüsselbranchen > Logistik, maritime Wirtschaft und die Bedeutung der Infrastruktur AUSBILDUNGSMODUL Im Rahmen des BA-/MA-Studiengangs „Ökonomische Bildung“ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde dann ein Studienmodul konzipiert, das auf den beschriebenen Bausteinen aufbaut. Erstmals eingesetzt wurde das Modul im Sommersemester 2012 im Wahlpflichtbereich. Es unterteilt sich dabei in die folgenden Lehrveranstaltungen: > Fachwissenschaftliche Werkstatt II a: Fachliche Grundlagen der Metropolregion für das Fach Ökonomische Bildung > Fachwissenschaftliche Werkstatt II b: Analyse regionaler Wirtschaftsräume (anhand von Schlüsselbranchen) FORT- UND WEITERBILDUNGEN Die genannten Bausteine bilden auch die Grundlage für Fort- und Weiterbildungskonzepte in Niedersachsen und Bremen und darüber hinaus: > In Niedersachsen werden sie aktuell im Rahmen der internetgestützten Fortbildung zum neu eingerichteten Profil „Wirtschaft“ an Realschulen und Oberschulen eingesetzt. Die zweite, achtmonatige Maßnahme dieser Art startete im September 2012 mit rund 25 Lehrkräften. Weiterhin werden die Bausteine in Teilen in den regelmäßigen einjährigen Fortbildungen für das Fach „Politik-Wirtschaft“ an Gymnasien eingesetzt. > In Bremen wurde in Zusammenarbeit mit dem LIS vom 10. bis 12. Oktober 2012 eine entsprechende Fortbildung unter dem Titel „Analyse regionaler Wirtschaftsräume im Unterricht – Schwerpunkt Hafenwirtschaft und Logistik“ für Lehrkräfte aller Schulformen angeboten. Die tutoriell betreute Bearbeitung der Bausteine wird dabei durch zwei Exkursionen zum Autoterminal Bremerhaven und zum BLG Hochregal Bremen flankiert. > Darüber hinaus kommen einzelne Bausteine regelmäßig auch in den Fortbildungsmaßnahmen anderer Bundesländer zum Einsatz. 41 ROBOSCAN ‘12 MODLOG STUDIE ZUM MARKT DER ROBOTER-LOGISTIK EINE GEMEINSAME STUDIE DES BIBA UND DES KIT RoboScan heißt eine Studienreihe, die seit dem Jahr 2007 vom Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen (BIBA) durchgeführte wird. Die jüngste Studie wurde von ISEIC Pfeffermann Consulting begleitet und durch die Kieserling Stiftung gefördert, Medienpartner war das Fachmagazin „Logistik für Unternehmen“ des Springer-VDI-Verlages. Neben einem Kurzreport in deutscher und englischer Sprache erschien beim Springer-VDI-Verlag ein ausführlicher Studienbericht mit dem Titel „RoboScan ’12 – Studienergebnisse der Onlinebefragung zum Markt der Robotik-Logistik“, der über das BIBA bezogen werden kann. Das Ziel der Studienserie ist der Gewinn neuer Erkenntnisse zum Markt der Robotik-Logistik, um neue Technologien für effizientere globale Logistiknetzwerke möglich zu machen. Zu dem Zweck wurden von April bis Mitte August 2012 über die Studienplattform www.studie.robotik-logistik.de Logistikunternehmen, Technologieanbieter, Beratungsunternehmen und Forschungsinstitutionen befragt. Durch die ähnliche Fragestellung und Auswertungssystematik ist eine Vergleichbarkeit mit den vorgängigen Ergebnissen gewährleistet. Der Fokus der RoboScan ’12 lag auf dem Thema intuitive Roboterprogrammierung. Derzeit setzen knapp die Hälfte der befragten Logistikunternehmen Roboterlösungen ein (47 Prozent). Im Jahr 2007 waren es 41 Prozent. In der Fünfjahresbetrachtung zeigt sich demnach, dass die Robotik-Logistik sich nur „schleppend“ entwickelt hat. Logistikunternehmen, die bisher noch keine Roboterlösung einsetzen, führen nach wie vor als Grund an, dass passende Marktlösungen fehlen. In den nächsten fünf Jahren planen über 75 Prozent der Logistiker den Einsatz von einer oder mehreren Roboterlösungen. Die Studie zeigt, dass die intuitive Roboterprogrammierung als Wegbereiter für die Verbreitung von Roboterlösungen in der Logistik dienen kann. 81 Prozent der Studienteilnehmer, für die die intuitive Roboterprogrammierung relevant ist, sind der Meinung, dass die intuitive Roboterprogrammierung einen erhöhten bis extrem starken Einfluss auf die Bereitschaft hat, Roboterlösungen einzusetzen. Für die Gruppe „Logistikunternehmen“ liegt der Zusammenhang sogar bei 100 Prozent. > INTUITIVE ROBOTERPROGRAMMIERUNG Unter „intuitiver Roboterprogrammierung“ wird die einfache Anpassung eines Robotersystems an geänderte Rahmenbedingungen verstanden. Dabei können die notwendigen Informationen durch einen nicht spezifisch geschulten Mitarbeiter generiert werden, der dem Roboter per intuitivem Programmierverfahren neue Bewegungen vorgibt. Der Maschinencode wird automatisch von dem System erstellt. 42 WIE VIEL POTENZIAL HAT MODULARE LOGISTIK? Heutige Produktions- und Logistiksysteme sind durch eine hohe Dynamik und Komplexität mit kurzen Innovations- und Produktlebenszyklen geprägt. Wer den Markt effizient und effektiv bedienen will, muss flexibel bleiben und immer wieder auf neue Methoden und Konzepte setzen. Dazu gehören auch modulare Logistiklösungen, deren Potenzial in der Anwendung noch nicht voll entfaltet ist. Mit der Studie ModLog verfolgten das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 2012 das Ziel, mögliche Hemmnisse zu identifizieren und Ansätze für deren Überwindung zu finden. Die Studie wurde von der Kieserling Stiftung gefördert. Basierend auf diesen Gesprächen und den Arbeitstreffen wurde ein Fragebogen mit insgesamt 46 Fragestellungen erstellt, der per E-Mail an Experten aus Produktion und Logistik ging. Der Fragebogen wurde mit dem Softwarewerkzeug Lime Survey erstellt. Anhand der Ergebnisse konnten das BIBA und das KIT konkrete Forschungsfragen ableiten und einen Forschungsbedarf im Umfeld der Grundlagenforschung identifizieren. Auf dem Deutschen Logistikkongress wurden weitere Zielgruppen in Form von Interviews befragt sowie konkrete Fragestellungen aus dem Fragebogen an weitere Experten gerichtet. Zur Gestaltung der Fragestellungen fanden zwei Arbeitstreffen in den beiden beteiligten Instituten statt. Zuerst erarbeitete man in Karlsruhe eine Grobstruktur des Fragenkatalogs, um sie dann im nächsten Schritt in Bremen in die Feingliederung zu überführen. Ergänzend wurden die Fragestellungen in mehreren Telefonkonferenzen ausgearbeitet. Des Weiteren wurden am Gemeinschaftsstand „Logistikfabrik – Automatisierung in der Logistik“ auf der Hannover Messe Expertengespräche mit dem konkreten Ziel geführt, die technologischen und die wirtschaftlichen Hemmnisse aufzudecken und näher zu spezifizieren, die dem Einsatz von modularen Systemen entgegenstehen. 43 FORSCHUNGSVERBUND MARITIMES RECHT WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT GRÜNDEN FORSCHUNGSVERBUND Der neu entstandene Verein fördert Projekte der am Forschungsverbund beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen. Neben der Universität Bremen kooperieren die Jacobs University Bremen, die Hochschule Bremen, die Hochschule Bremerhaven sowie das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in diesem Netzwerk miteinander. Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und die Hochschule Elsfleth haben ebenfalls ihre Mitwirkung zugesagt. Am 14. August 2012 haben Vertreter von maritimer Wirtschaft, Politik und Wissenschaft in der Handelskammer Bremen einen Forschungsverbund für maritimes Recht gegründet. Das Netzwerk soll zukünftig die in der Metropolregion Bremen-Oldenburg vorhandenen Kompetenzen in Wissenschaft und Praxis bündeln, um die bestehenden Lücken auf dem Ausbildungs- und Forschungsgebiet „Internationales See- und Seehandelsrecht“ zu schließen. Kernziele sind praxisnahe Forschung sowie die Ausbildung des juristischen Nachwuchses. Dieser Forschungsverbund ist einzigartig in Deutschland. Die Metropolregion Bremen-Oldenburg ist als Wissenschafts- und Ausbildungszentrum auf dem Gebiet des maritimen Rechts besonders geeignet. Schließlich spielt der Handel, insbesondere der Seehandel, hier seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle. Mit der Offshore-Windkraftgewinnung, der Logistik, der Hafenentwicklung, der innovativen Meeresforschung und -nutzung, dem Meeresbergbau oder dem Meeresumweltschutz sind aktuelle Herausforderungen mit zahlreichen neuen Fragestellungen hinzugekommen, die auch rechtswissenschaftliche Kompetenz erfordern. Die Exzellenz Universität Bremen unterstützt das Projekt Forschungsverbund Maritimes Recht von Anfang an, da sie den rechtswissenschaftlichen Bedarf des weiter auszugestaltenden Kompetenzzentrums Meereswirtschaft sieht. Dazu wollen die Hochschulen im Nordwesten und der neu gegründete „Verein zur Förderung von Forschung und Lehre auf den Gebieten des maritimen Rechts in der Metropolregion BremenOldenburg im Nordwesten e.V.“, wie er offiziell heißt, eng zusammenarbeiten. Zu den Gründungs- 44 mitgliedern des den Forschungsverbund tragenden Vereins gehören der Bremer Senator für Wirtschaft und Häfen, die Handelskammer Bremen, der Bremer Rhederverein, das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, die Bremische Hafenvertretung, die Kieserling Stiftung, der Verein Bremer Spediteure, die Vereinigung Bremer Schiffsmakler und Schiffsagenten sowie Via Bremen. Diese neue Einrichtung stärkt Bremen als maritimen Standort und ist somit von großer Bedeutung. Der neue Forschungsverbund versteht sich als Ansprechpartner für wissenschaftliche Fragestellungen der regionalen und internationalen maritimen Wirtschaft. Zu seinen Aufgaben gehören die wissenschaftliche Beratung zu bisher nicht entschiedenen Rechtsfragen, beispielsweise in den Bereichen Offshore-Windenergie und Piraterie, die Übernahme von Gutachteraufträgen für Unternehmen, Verbände und Politik und die Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern. internationale Sichtbarkeit des Studien- und Forschungsstandortes Metropolregion Bremen-Oldenburg weiter zu verbessern. Durch die enge Verzahnung mit der Wirtschaft und ihren maritimen Verbänden wird sichergestellt, dass praxisund wirtschaftsnahe Arbeit geleistet wird. Die Kieserling Stiftung hat durch frühe Zusage finanzieller Mittel maßgeblich dazu beigetragen, dass der Verbund etabliert werden konnte. Sie unterstützt im Marktauftritt und hat dem Verein durch die Herleitung und Gestaltung eines Logos ein erstes Gesicht gegeben. Der Verbund wird darüber hinaus fachbezogene Symposien und Konferenzen wie die renommierten Bremer Seerechtstage veranstalten und Fortbildungen für die Praxis anbieten, um so die 45 > DIE WISSENSCHAFTLER Prof. Dr. Gralf-Peter Calliess Universität Bremen, Dekan Rechtswissenschaft Dr. jur. Till Markus Universität Bremen Dr. Andreas Maurer Universität Bremen Prof. Jens Froese Jacobs University Kieserling Foundation, Distinguished Professor of Maritime Logistics Prof. Dr. Henning Jessen, LL .M. (Tulane) Director of Studies, Shipping & Chartering (ISSC) Hochschule Bremen, Centre of Maritime Studies Prof. Dr. Thomas Wieske Institut für Riskmanagement & Logistikrecht an der Hochschule Bremerhaven, Studiengang Transportwesen/Logistik Prof. Dr. Christine Godt Jean Monnet Professorin für Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Direktorin Hanse Law School Prof. Dr. Werner v. Unruh Jade Hochschule Wilhelmshaven Oldenburg Elsfleth 3. LOGISTICS FORUM ZUM DRITTEN MAL VERANSTALTETEN DIE KIESERLING STIFTUNG UND DIE JACOBS UNIVERSITY BREMEN GEMEINSAM DAS LOGISTICS FORUM, BEI DEM JEWEILS EINE BESTIMMTE FÜR HANDEL UND LOGISTIK INTERESSANTE REGION IM FOKUS STEHT 46 47 RIO DE LA PLATA MORE THAN STEAKS Am 10. November 2011 fand das Logistics Forum über die länderübergreifende südamerikanische Region Rio de la Plata statt. Die Region umfasst die argentinische Stadt Buenos Aires, die nach Mexico City und São Paulo die drittgrößte Wirtschaftsmetropole Lateinamerikas ist und zu der traditionell gute Wirtschaftsbeziehungen bestehen, die uruguayische Hauptstadt Montevideo und sie schließt auch einen Teil von Paraguay mit ein. Brasilien und Bolivien sind über Binnenwasserstraßen und Landverkehrswege gut erreichbar. Wirtschaftlich und gesellschaftlich erlebt die Region derzeit einen rasanten Umbruch, dessen Folgen noch nicht abzusehen sind. Langfristig gibt es für deutsche Unternehmen interessante Wachstumsmöglichkeiten, auch wenn die politischen Rahmen- bedingungen nicht immer einfach zu bewältigen sein mögen. Die Referenten des Forums näherten sich dem Wirtschaftsraum aus verschiedenen Richtungen und Blickwinkeln. Dr. Fernando Puntigliano, Gerente General Minera Aratirí, Uruguay, beleuchtete die infrastrukturellen Defizite der uruguayischen Seehäfen bei der Abfertigung tief gehender Schiffe und zeigte die Möglichkeit auf, das Problem durch einen Offshoreterminal für den Export von Erzen und zur Abfertigung von Containerschiffen zu lösen. Andreas Meyer, Geschäftsführer Hamburg Süd Argentinien, gab einen Überblick über die Entwicklung des Ladungsaufkommens in der Region und wagte einen Ausblick in die nähere Zukunft. 48 Hans-Ludger Körner, Chief Financial Officer der Röhlig Co. Holding GmbH & Co KG, berichtete über die Ausweitung der Geschäftsaktivitäten in Argentinien und Südamerika. Dr. Graciela Humbert-Lan, Directora Centro Universitario Argentino-Alemán Buenos Aires, informierte über die Gründung der Deutsch-Argentinischen Netzwerk-Universität, deren wissenschaftliche Aktivitäten auch den Bereich Logistik, vertreten durch die Jacobs University, berühren. Nataliya Ellger, Jacobs University Bremen, erläuterte den von der Universidad de Buenos Aires und der Jacobs University Bremen gemeinsam entwickelten Masterstudiengang International Logistics Management (InterLog), der Quereinsteigern mit Hochschulabschluss Berufsmöglichkeiten in der internationalen Logistik eröffnen wird. Beim anschließenden Get-together standen die weit über hundert Gäste, die zum Teil aus dem Hamburger Umland angereist waren, noch lange bei Snacks und Erfrischungsgetränken zusammen, diskutierten über das Gehörte und wagten erste Prognosen, welches Land beim Logistics Forum 2012 im Fokus stehen wird. Und nicht nur die rege Beteiligung, sondern auch das Echo in der Fach- und Lokalpresse bestätigte, dass die Veranstaltung in allen angesprochenen Fragen einem echten Bedürfnis nach Information und Meinungsaustausch Rechnung trägt. 49 INDIA MORE THAN CURRY Nach Südafrika 2010 und der Rio de la Plata-Region 2011 war Indien am 5. Dezember 2012 Themenland des gemeinsam von der Kieserling Stiftung und der Jacobs University veranstalteten 3. Logistics Forum. War bei den beiden vorhergehenden Foren das Ziel, Länder bzw. Regionen zu beleuchten, deren Potenziale für Handel und Logistik unterbewertet erscheinen, sind die Möglichkeiten in Indien offensichtlich, ihre Realisierung aber mit teilweise hohen Risiken behaftet. Der Präsident der Jacobs University, Prof. Joachim Treusch, konnte 125 Gäste auf dem Campus begrüßen. Prof. Jens Froese führte durch das Programm, das traditionell von einer Tanz- und Musikgruppe der Universität eröffnet wurde. Vizekonsul Mukesh Kumar Ambasta überbrachte die Grüße Ihrer Exzellenz Mrs. Sujatha Singh, der indischen Botschafterin in Deutschland, die leider sehr kurzfristig nach Neu-Delhi reisen musste und daher selbst nicht teilnehmen konnte. Mit einem die verschiedenen Aspekte Indiens als Logistikstandort aus indischer Sicht beleuchtenden Einführungsvortrag wollte Jayaprakash Hegde, Mitglied des Indischen Nationalkongreses, in die Thematik einführen. Wegen einer Nachwahl zum Nationalkongress, bei der es auf jede Stimme ankam, musste er ganz kurzfristig absagen. Die indischen Studierenden der Logistik an der Jacobs University, Shefali Sehgal und Pronnoy Das, wagten ein Experiment, das sehr erfolgreich verlief: Sie nahmen sich der Sicht des erfahrenen indischen Politikers Jayaprakash Hegde an und ergänzten sie mit ihren eigenen Wahrnehmungen, die sie sehr professionell im ständigen Wechsel der Sprecherrolle vortrugen. Referenten waren Werner Heesen, bis 2009 Lufthansa-Direktor South Asia und eine Amtsperiode Präsident der Deutsch-Indischen Handelskammer in Neu-Delhi, Quentin Lacoste, CEO Europa, Mittlerer Osten und Subkontinent bei Röhlig & Co, Erich Schwager, Direktor bei Karl Geuther GmbH & Co KG, Repräsentant der Shipping Corporation of India, sowie Dr. Daniel Sharma, Mitglied der Geschäftsführung der India Group Continental Europe bei DLA Piper UK LLP. Sie alle verorteten das größte Wachstumspotenzial in der schnell wachsenden indischen Mittelschicht und deren Konsumansprüchen. Das unternehmerische Risiko sehen sie in der schleppenden indischen Gerichtsbarkeit, der starken staatlichen Einwirkung auf Geschäftsaktivitäten, der verbesserungsbedürftigen Infrastruktur und der sehr langsam verlaufenden Liberalisierung. Alle Referenten gaben sich insgesamt sehr optimistisch und motivierten deutsche Unternehmen, sich in Indien zu engagieren. Das anschließende Get-together bot noch sehr lange eine Plattform für Gespräche, die deutlich machten, wie hoch das Interesse der regionalen Wirtschaft am indischen Subkontinent ist. 50 51 4. BREMER LOGISTIKTAG EIN INTERNATIONALES SYMPOSIUM – INITIIERT UND GETRAGEN VON DER KIESERLING STIFTUNG 52 53 BREMER LOGISTIKTAG 2011 CONFERENCE CENTER BREMERHAVEN Bereits zum sechsten Mal versammelte der Bremer Logistiktag am 31. März und am 1. April 2011 Meinungsführer aus der Logistik und darüber hinaus. Rund 525 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Conference Center Bremerhaven trafen sich auf dem zweitägigen Symposium der Kieserling Stiftung, um sich unter dem Motto „Häfen treffen Hinterland“ über Hinterlandanbindungen und Offshore-Windenergie auszutauschen. Die Teilnehmerzahl übertraf zum wiederholten Male die schon exzellenten Zahlen aus den Vorjahren. Aufgrund seiner engen Verbindung zu den bremischen Häfen wurde im Jahr 2011 Österreich zum Gastland erkoren. Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Wirtschaftspartner Österreichs, und die Hansestadt Bremen trägt einen wichtigen Teil dazu bei. 2009 schlugen die bremischen Häfen rund 1,1 Mio. Tonnen Güter für die Alpenrepublik um. Ob Fahrzeuge, Maschinen, Getränke oder Holz: Die österreichische Industrie und der Außenhandel bauen auf die Erfahrung und Verlässlichkeit der bremischen Transport- und Logistikexperten. Am ersten Tag reihten sich acht Fachvorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion aneinander, die sich vor allem mit den Möglichkeiten befassten, Hinterlandverkehre via Bahn, Binnenschiff und Lkw zu organisieren. Involviert waren hier unter anderem Andreas Franz, General Manager Suzuki International Europe GmbH, Heinz Senger-Weiss, Gebr. Weiss Holding AG, Gerhard Oswald, Geschäftsführer TFG Transfracht, sowie der österreichische Botschafter Dr. Ralf Scheide. Am zweiten Tag stand die boomende Windenergie im Mittelpunkt. Vier Fachvorträge, gefolgt von einer Podiumsdiskussion, befassten sich konzentriert mit den Perspektiven der aufstrebenden Branche. Als nationales Kompetenzzentrum für Offshorelogistik lieferte die Seestadt den anwesenden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik dafür den perfekten Rahmen. Für Anlagenhersteller wie Repower Systems oder Areva Wind ist Bremerhaven wegen seiner leistungsstarken Infrastruktur und des ausgezeichneten Flächenangebots interessant. Hier entwickeln und fertigen die Unternehmen unter anderem Rotorblätter, Gondeln und Gründungskörper für Multimegawattanlagen. In den Pausen hatten die Teilnehmer darüber hinaus die Möglichkeit, sich bei den 32 ausstellenden Institutionen und Unternehmen zu informieren und ihr Netzwerk in der Themenlounge zu pflegen. 54 55 BREMER LOGISTIKTAG 2011 56 57 KIESERLING LOGISTIKPREISTRÄGER 2011 FÜR AUSSERGEWÖHNLICHE LEISTUNGEN AUF DEM GEBIET DER LOGISTIK Der Kieserling Logistikpreis wird traditionell auf dem Bremer Logistiktag vergeben. Bürgermeister a. D. Dr. Henning Scherf überreichte mit einer sehr persönlichen Laudatio den Preis an den Preisträger des Jahres 2011, Senator a.D. Josef Hattig, Vorsitzender des BLG-Aufsichtsrates und ehemaliger Wirtschaftssenator, der für seine außergewöhnlichen Logistikleistungen gewürdigt wurde. In seiner Funktion als Wirtschaftssenator konnte Hattig viele logistische Meilensteine setzen, unter anderem mit dem Bau der Containerterminals III und IV in Bremerhaven und des JadeWeserPorts in Wilhelmshaven. 58 59 KIESERLING LOGISTIKPREIS FÜR SOZIALES ENGAGEMENT KIESERLING LOGISTIKPREIS FÜR SOZIALES ENGAGEMENT BERGRETTUNG ALS LOGISTISCHE HERAUSFORDERUNG RÜCKENWIND FÜR SOZIAL BENACHTEILIGTE KINDER Ein weiterer Preis für soziales Engagement, den die Kieserling Stiftung im Rahmen des Bremer Logistiktags 2011 vergab, ging an den österreichischen Bergrettungsdienst, der auf seine Weise tagtäglich logistische Höchstleistungen vollbringt. Aufgabe der Rettungsorganisation ist es, allen im Gebirge in Not geratenen Menschen zu helfen, ungeachtet der Art oder des Verschuldens der Notlage. Die Bergrettung sucht, versorgt und birgt Verschollene, Vermisste oder sonst wie Verunglückte in unwegsamen Geländeteilen, abseits von Straßen und Wegen, und stellt den Rettungsdienst in Wintersport-, Kletter- und Wandergebieten sicher. Dabei sind neben der eigentlichen Notfallversorgung des Patienten zahlreiche technisch-logistische Herausforderungen wie etwa der Abtransport im Gelände zu meistern. Darüber hinaus hat die Organisation die Pflicht, all ihr Möglichstes zu tun, um Unfällen aktiv vorzubeugen, sei es durch Information oder Ausbildung. Geleistet wird diese Arbeit von ehrenamtlich tätigen Bergrettern und Bergretterinnen. Mit dem Spendenbeitrag der Kieserling Stiftung konnte eine variable Fahrtrage als medizinische Sonderausstattung finanziert wurde. Die für Bergungsarbeiten notwendige Ausrüstung ist unabdingbar wichtig für die Rettung von Menschen. > KIESERLING LOGISTIKPREISGELD Seit dem Jahr 2010 wird das mit dem Kieserling Logistikpreis verbundene Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen vergeben, die für soziale logistische Leistungen belohnt werden. Diese Prämie teilten sich 2011 ein deutscher und ein österreichischer Preisträger: der Bremerhavener Verein „Rückenwind für Leher Kinder“, der sich für sozial benachteiligte Kinder einsetzt, und der Bergrettungsdienst Mittelberg-Hirschegg, der Menschen immer wieder auch dank ausgefeilter Logistik aus der Not befreit. 60 Geht das, bei kaltem sozialem Gegenwind Rückenwind zu erzeugen – für Kinder, mit Kindern im Bremerhavener Brennpunkt Lehe, aber auch für die beteiligten Erwachsenen selbst? Das geht, sagten sich im Sommer 2003 acht Erwerbslose, Pensionäre und Rentner verschiedener Nationalitäten aus erzieherischen, künstlerischen und handwerklichen Berufen. Mit tausend Ideen und ein wenig Spendengeld von Freunden und Bekannten fanden sie eine ehemalige Kneipe in der Goethestraße, die sie mietfrei nutzen durften, gründeten den gemeinnützigen Verein „Rückenwind für Leher Kinder e.V.“, erarbeiteten ein Konzept und begannen, ihren „Arbeitsplatz“ neu zu gestalten. Der Sinn und Zweck von „Rückenwind für Leher Kinder e.V.“ ist es, Leher Kindern aus sozial schwachen Familien im Alter von vier bis zwölf Jahren an vier Nachmittagen der Woche, dazu auch an zahlreichen Wochenenden und in allen Ferien ein kostenloses Betreuungs-, Freizeitund Förderangebot zu machen. Jeder Rückenwind-Tag endet mit dem wichtigen Ernährungsprojekt: einem gemeinsamen Essen mit 40 bis 70 Leher Kindern. Das mit dem Kieserling Logistikpreis verbundene Preisgeld, das der Preisträger im Rahmen des Bremer Logistiktags 2011 an Rückenwind verlieh, ermöglichte die Schaffung von zwei weiteren Betreuungsstellen. 61 5. 0RGANE DER KIESERLING STIFTUNG DIE KIESERLING STIFTUNG VERFÜGT ÜBER ZWEI ORGANE: STIFTUNGSVORSTAND UND STIFTUNGSRAT. DIE MITGLIEDER BEIDER GREMIEN SIND AUSSCHLIESSLICH EHRENAMTLICH TÄTIG 62 63 STIFTUNGSVORSTAND UND STIFTUNGSRAT 2011 UND 2012 Dem Stiftungsvorstand obliegt die Verantwortung, die Stiftung zu leiten und zu verwalten. Die Mitglieder des Stiftungsrates zeichnen sich durch ihre besondere fachliche Kompetenz hinsichtlich der inhaltlich gesetzten Ziele der Stiftung aus. Der Stiftungsrat berät und begleitet den Stiftungsvorstand bei der Umsetzung der ideellen Ziele, nicht jedoch bei der Verwaltung des Stiftungsvermögens. STIFTUNGSVORSTAND Jürgen Roggemann, Vorsitzender Dietmar Oelschlegel, stellvertretender Vorsitzender Diedrich Rickens Zielsetzung der Gremien ist der möglichst effiziente Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel, wobei es das Bestreben ist, einen maximalen Multiplikatoreffekt zu erreichen. Das heißt, dass die eingesetzten Mittel nicht nur den unmittelbar Betroffenen zugutekommen, sondern vielmehr eine möglichst breite Wirkung erzielt wird und weiter gehende Prozesse und Handlungen initiiert und angeregt werden. STIFTUNGSRAT Dr. Konrad Hösel, Vorsitzender Detthold Aden Erich Gebhardt Senator Martin Günthner Svenja Hösel Senator a.D. Jörg Kastendiek Dr. Martin Klinkhammer Otto Lamotte Axel Rohrssen Prof. Dr. Joachim Treusch Dr. Patrick Wendisch Prof. Dr. Thomas Wimmer Eine kostengünstige Verwaltungsstruktur, ein strenges Controlling sowie eine unbürokratische Handlungsfähigkeit zeichnen die Wirtschaftlichkeit der Stiftungsarbeit aus. Die Stiftungsaufsicht obliegt dem Senator für Inneres der Freien Hansestadt Bremen. 64 65 IMPRESSUM HERAUSGEBER KIESERLING STIFTUNG Domshof 22 28195 Bremen Telefon: 0421 5128-0 Telefax: 0421 5128-284 www.kieserling-stiftung.de V.i.S.d.R. Svenja Hösel Geschäftsführerin GESTALTUNG www.due-bremen.de DRUCK Goihl Druck PAPIER Munken Polar, FSC umweltzertifiziert DANK DER REDAKTION Wir danken unseren Förderpartnern für ihre inhaltliche Unterstützung bei der Realisierung unseres Berichtes über unsere gemeinnützige Tätigkeit in den Jahren 2011 und 2012. BILDNACHWEISE Bildmaterial der Förderpartner, Dietmar Graeber, Martin Herrmann, Bernd Kusber, Roland Schiffler 66 Kieserling Stiftung . Domshof 22 . 28195 Bremen . www.kieserling-stiftung.de