Umnutzung einer Altbau-Industriehalle zu Veranstaltungsräumen
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Umnutzung einer Altbau-Industriehalle zu Veranstaltungsräumen
Umnutzung einer Altbau-Industriehalle zu Veranstaltungsräumen (Realisierung) Abschlussbericht AZ 16370/02 t= gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Volker Willier Stiftung Pragsattel Theaterhaus Stuttgart, Siemensstr. 11, 70469 Stuttgart Dip!. Ing. Helmut Meyer, Transsolar Energietechnik GmbH, Curiestr. 2, 70563 Stuttgart Oktober 2003 Bezugsmöglichkeiten des Abschlussberichts: Volker Willier Stiftung Pragsattel - Theaterhaus Stuttgart i.l. Siemensstr. 11, 70469 Stuttgart Tel.: 0711/8105640 Fax: 0711/8105630 oder Email an:info@transsolar.com 2 11/95 Projektkennblatt - Deutschen Bundesstiftung Umwelt 16370/02 Az l 21/0' Referat ~2. UMWELT 511FTUNG\' • der Fördersumme 387.623,16 € Antragstitel Theaterhaus Pragsattel Stuttgart - Sanierung und Umnutzung einer denkmalgeschützten Lagerhalle mit der Zielsetzung einer minimierten Umweltbelastung über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes Stichworte Okobau, Demonstration, Sanierunq Laufzeit Projektbeginn Projektende 36 Monate 05/00 05/03 Bewilligungsempfänger Stiftung Pragsattel-Theaterhaus Stuttgart c/o Theaterhaus Stuttgart Siemensstr. 11 70469 Stuttgart Projektphase(n) Tel 0711/81056-40 Fax 0711/81056-30 Projektleitung Volker Willier Bearbeiter Kooperationspartner plus+ Bauplanung GmbH, Goethestrasse 44, 72654 Neckartenzlingen Tel.: 07127/9207-0; Fax: 07127/9207-90 Fehler! Textmarke nicht definiert. Transsolar Energietechnik GmbH, Curiestr. 2, 70563 Stuttgart Tel.: 0711/67976-0; Fax: 0711/67976-11 Zielsetzung und Anlass des Vorhabens In einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Planungsphase, wurde für die denkmalgeschützte Rheinstahlhalle in Stuttgart eine Konzeption entwickelt, mit der Zielsetzung minimierter Ressourcenverbrauch und Emissionen unter Berücksichtigung der gesamten Lebensdauer des Gebäudes. In dieser zweiten Phase steht neben der baulichen Umsetzung vorrangig die Darstellung, der in einer Messkampagne ermittelten Ergebnisse bzgl. Energieaufwand für den Betrieb des Gebäudes und deren Gegenüberstellung zu einer konventionellen, nicht optimierten Lösung. Dies soll auf Basis einer Life Cycle Analyse erfolgen, in die die Ergebnisse der Meßkampagne eingehen. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden Im Rahmen der Vergabe werden die über die Life Cycle Analyse nach der Elementmethode unter Nutzung des Werkzeugs ECOPRO ermittelten Alternativen für Bauteile und Materialien am Markt abgefragt und kostenmäßig bewertet. Die ökologische Relevanz der entsprechenden Bauteile wird als zusätzliches Entscheidungskriterium genutzt. Im Rahmen der Steuer- und Regelungstechnik des Gebäudes werden die für die Messkampagne notwendigen Maßnahmen mit berücksichtigt. Nach Ablauf der Meßkampagne werden die Verbrauchsdaten in eine Life Cycle Analyse des Gebäudes integriert. Im folgenden wird dieses Ergebnis mit einen fiktiven Gebäude mit gleichem Raumprogramm und identischer Nutzung verglichen. Die Verbrauchsdaten dieses fiktiven Gebäudes werden mittels dynamischer Simulation ermittelt. Deutsche Bundesstiftung Umwelt 0 An der Bornau 2 0 490900snabrück 0 Tel 0541/9633-0 0 Fax 0541/9633-190 Ergebnisse und Diskussion Im Bereich der Lüftungstechnik konnte ein innovativer Ansatz realisiert werden, der sich durch Betriebszustände natürliche Lüftung, angetrieben über einen Abluftkamin hybride Lüftung, natürliche Lüftung mit mechanischer Unterstützung (Druckseite) auszeichnet. Durch die Förderung der Bundesstiftung Umwelt wurde es zusätzlich möglich, eine Lebenszyklusanalyse LCA einzelner Komponenten als zusätzliches Planungstool mit einzusetzen und zu nutzen. Die Umsetzung der aus der LCA Analyse gewonnenen Ergebnisse erwies sich aufgrund technischer Probleme oder auch aus finanzieller Sicht als teilweise nicht realisierbar. In Teilbereichen jedoch waren die Ergebnisse aus der LCA für die Entscheidung für einzelne Komponenten entscheidend. Das Lüftungskonzept wurde aus Kostengründen zwar massiv reduziert und vereinfacht, konnte aber in seiner Grundkonzeption erhalten und umgesetzt werden. Die ersten Betriebserfahrungen haben gezeigt, dass zwar noch Anpassungen und Optimierungen erforderlich sind, aber die Funktionsfähigkeit auch unter schwierigen Randbedingungen gegeben ist. Das Konzept hat seine prinzipielle Funktionsfähigkeit in der ersten Betriebszeit bestätigt. Aber nsbesondere in einer Halle sind noch weitere Optimierungen erforderlich. Diese Optimierungen erstrecken sich auch insbesondere auf die Gebäudeleittechnik. Im Rahmen der laufenden Meßkampagne wird der Betrieb kontinuierlich überwacht und anhand des Datenmaterials können weitergehende Optimierungen durchgeführt werden. Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation Neben einigen Veröffentlichungen in der Presse ergab sich ein reges Interesse von Architekten und Planem an dem Gebäude, dem in Form von Führungen und Präsentationen Rechnung getragen wird. Mit einer Broschüre wurde das Projekt anlässlich der offiziellen Einweihung allen Interessierten auch mit dem Lüftungskonzept präsentiert. Zudem wird es auf den Webseiten von Planungsbeteiligten dargestellt. Fazit Das Projekt hat klar die Grenzen bei der Umsetzung der Ergebnisse der LCA Bewertung des Gebäudes aUfgezeigt. Aufgrund der Situation sind arbeitsintensive und damit kostenintensive Lösungen, auch bei hohem Reduktionspotential betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. Das umgesetzte Lüftungskonzept hat im Vergleich zu einer konventionellen Lösung ein hohes Einsparpotential in Bezug auf Betriebsenergien. Die ersten Betriebserfahrungen sind positiv, zeigen aber auch, das ein bewusstes Umgehen des Nutzers Voraussetzung für einen erfolgreichen Betrieb sind. Deutsche Bundesstiftung Umwelt 0 An der Bornau 2 0 490900snabrück 0 Tel 0541/9633·0 0 Fax 0541/9633-190 1. ZUSAMMENFASSUNG 5 2. EINLEITUNG 6 2.1. AUfgabenstellung 6 2.2. Ziele der Planung 7 2.3. Lösungsansa1z 8 ENERGIEKONZEPT 2.4. 11 Foyer und MultifunktionslSporthallenbereich 11 2.5. Veranstaltungshallen 2,5.1, Aufgaben des Lüftungssystems der Veranstaltungshallen 2,5.2, Konzeptbeschreibung 2,5.3. Betriebszustände des Lüftungssytems 2,5.4. Bewertung des beschriebenen Konzepts 2.5.5, Halle4 13 2.6. 3. LCA Bewertung 13 14 16 18 18 18 ANPASSUNGEN IM RAHMEN DER AUSFüHRUNGSPLANUNG UND UMSETZUNG 21 3.1. Foyer I Sportfläche 21 3.2. Veranstaltungshallen 21 3.3. LCA 23 4. ERSTE BETRIEBSERFAHRUNGEN 24 5. SCHLUSSFOLGERUNGEN UND AUSBLICK 30 3 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Zustand der Halle vor Beginn der Sanierung und Umnutzung 7 Abbildung 2: Prinzipskizze Lüftungskonzept 9 Abbildung 3: Bauphase der Erdkanäle 10 Abbildung 4: Blick ins Foyer, rechter Hand der eingehauste Kassenbereich I I Abbildung 5: Sporthalle mit originaler Dachkonstruktion 12 Abbildung 6: Schematischer Grundriss der Hallen 1 bis 3 13 Abbildung 7: Installation Abluftkamin 15 Abbildung 8: Betriebszustand Winter 16 Abbildung 9: Betriebszustand übergangszeit - Sommer 17 Abbildung 10: Szenenfläche Halle 1 mit denkmalgeschützter Fassade 22 Abbildung 11: Raumtemperaturen Juli 2003 26 Abbildung 12: Raumtemperaturen Hallen 1-3 Juli 2003 27 Abbildung 13: Raumtemperaturen Juli Halle 3 und Halle 4 27 Abbildung 14: Rauchversuche zur Luftverteilung in Halle 1 29 Abbildung 15: Südfassade Theaterhaus 30 Photos: Dietmar Strauss 4 - 1. -- ----------, Zusammenfassung Mit dem Theaterhaus Stuttgart wurde eine im Kulturbetrieb neue Konzeption verwirklicht, die ein enges Neben- und Miteinander von Sport und Kunst-fTheaterbetrieb ermöglicht. Gleichzeitig wurde im Bereich der Lüftungstechnik ein innovativer Ansatz realisiert, der sich durch Betriebszustände natürliche Lüftung, angetrieben über einen Abluftkamin - hybrid Lüftung, natürliche Lüftung mit mechanischer Unterstützung auszeichnet. Sowohl die Planungsphase (s. Abschlußbericht Planung Az 16370) wie auch die Umsetzung wurden von der deutschen Bundesstifung Umwelt gefördert. Durch die Förderung der Bundesstiftung Umwelt wurde es zusätzlich möglich, eine Lebenszyklusanalyse einzelner Komponenten als zusätzliches Planungstool mit einzusetzen und zu nutzen. Die Umsetzung der aus der LCA Analyse gewonnenen Ergebnisse erwies sich aufgrund technischer Probleme oder auch aus finanzieller Sicht als teilweise nicht realisierbar. In Teilbereichen jedoch waren die Ergebnisse aus der LCA für die Auswahl einzelner Komponenten ausschlaggebend. Die Bewertung der Betriebsenergien kann nach Beendigung der Messkampagne erfolgen. Das Lüftungskonzept wurde aus Kostengründen aber in seiner Grundkonzeption erhalten Betriebserfahrungen haben gezeigt, dass zwar erforderlich sind, aber die Funktionsfähigkeit Randbedingungen gegeben ist. massiv reduziert und vereinfacht, konnte und umgesetzt werden. Die ersten noch Anpassungen und Optimierungen auch unter erschwerten klimatischen Wichtig ist es in den frühen Planungsphasen sich einen Spielraum für notwendige Anpassungen vorzuhalten, da Sanierungen immer ein gewisses Maß an nicht vorhersehbaren beinhalten. Für ein erfolgreiches Projekt muss eine ausreichende Flexibilität gegeben sein, um auf neue Randbedingungen reagieren zu können. Es ist ein spannendes Nebeneinander von neu und alt entstanden, das nicht nur kreative Künstler beheimatet, sondern der avantgardistische Anspruch spiegelt sich auch in der Technikkonzeption wider. 5 2. Einleitung Der Neubau des Theaterhauses Stuttgart hat nicht nur eine lange Planungsgeschichte, die bis ins Jahr 1995 zurück reicht, sondern ist auch während der Realisierung des Projekts von 2000 bis 2003 von neuen Entwicklungen sowohl im baulichen Bereich wie auch im erweiterten Umfeld begleitet worden. Ausgangspunkt war die Umgestaltung einer denkmalgeschützten, ehemaligen Lagerhalle in ein Theaterhaus mit mehreren Veranstaltungshallen, Foyer und Multifunktionsfläche, die auch als Sportfläche genutzt werden soll. Ziel war die Verbindung von Kunst und Sport. Die Hallen bieten ein Spektrum von der Halle 1 - 1010 Sitzplätze und 1800 Zuschauer bei Stehkonzerten über die Halle 2 mit 430 Sitzplätzen, die Halle 3 mit 340 Plätzen bis zur Halle 4, die ca. 120 Zuschauern Platz bietet. Die zu Beginn des Projekts geborene Idee des natürlich belüfteten Theaters musste im Laufe der Planung und Umsetzung zwar modifiziert werden, blieb aber als grundlegendes Konzept erhalten. Die Planung und Umsetzung dieses Konzepts wurde von der deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Zudem bildete die Bewertung im Rahmen einer Life Cycle Analyse, bzw. in wie weit die LCA - Analyse als Planungsinstrument eingesetzt werden kann, eine Fragestellung für dieses Projekt. Ziel dieses Abschlussberichts ist es, die Entwicklungen zwischen Entwurf und Umsetzung darzustellen. Es sollen die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Realisierung derartiger Projekte unter den oben genannten Gesichtspunkten aufgezeigt werden. 2.1. AufgabensteIlung Das Projekt steht unter einem starken Kostenzwang. Ziel ist mit geringst möglichem Kapitaleinsatz eine funktionsfähige Anlage aufzubauen, die auch im Unterhalt möglichst kostengünstig sein muss. Zudem gibt es von Seiten der Bauherrschaft nicht nur einen ökonomischen sondern im gleichen Maße auch einen ökologischen Anspruch an das Projekt. Neben Architekt und Bauherrschaft ist auch der Denkmalschutz eine wichtige Einflussgröße für die Gestaltung. 6 Abbildung 1: Zustand der Halle vor Beginn der Sanierung und Umnutzung In Abbildung 1 ist der Zustand der Halle nach der Entrümpelung aber noch vor Beginn der Bauarbeiten dargestellt. Der konventionelle Ansatz zur Belüftung von Veranstaltungshallen basiert auf dem Prinzip der Mischlüftung. Dabei wird Luft mit starkem Impuls (d.h. mit hoher Geschwindigkeit) von der Decke in den Raum eingebracht. Ziel ist eine schnelle Vermischung mit der Raumluft. Für die Luft im Raum ergibt sich an jeder Position im Raum im Idealfall die gleiche Temperatur und Belastungsgrad. Durch eine entsprechend dimensionierte raumlufttechnische Anlage mit den Funktionen Lüften, Heizen und Kühlen lässt sich eine Veranstaltungshalle mit diesem Ansatz betreiben. Der Nachteil dieser Lösung besteht in den hohen Investitions- und Betriebskosten sowie dem hohen Energiebedarf der Anlage. Selbst die, von der an der Decke montierten, i.d.R. intensiven Beleuchtung abgegebene Wärme, wird zum Teil wieder in die Raumluft eingemischt und muss durch reduzierte Zulufttemperaturen kompensiert werden. Zusätzlich wird eingebrachte Frischluft mit der Abluft teilweise direkt wieder abgeführt, was die Effizienz der Lüftung bzw. die Schadstoffabfuhr reduziert. Von diesem Ausgangspunkt wurde ein innovatives Konzept entwickelt unter der besonderen Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen. 2.2. Ziele der Planung Die wichtigsten Ziele der Planung waren: 7 o Erfüllung der entsprechenden Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben wie z. Bsp. Versammlungsstättenverordnung etc.... o gleichzeitig Minimierung der Gesamtkosten (Investitions- und Betriebskosten) der Anlage, hohem Umweltbewusstsein und Anspruch an die Nachhaltigkeit bei o Definition eines angemessenen Nutzerkomforts in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn o Minimierung der Auswirkungen auf die Umwelt unter Nutzung des Werkzeugs LCA o Minimierung des Energiebedarfs des Gebäudes o Berücksichtigung der besonderen Gegebenheiten beim Projekt Theaterhaus Pragsattel (Haus-im-Haus-Konzept, Denkmalschutz, enger finanzieller Rahmen, durch die Kubatur der alten Halle limitiertes Raumangebot) o ergaben Aus den Erfahrungen der Nutzer mit dem alten Theaterhaus in Stuttgart Wangen sich folgende Anforderungen: o sein Eine gute Luftqualität muss in den Hallen unter allen Umständen gewährleistet o Ziel für die Raumtemperatur sind 27°C. Da aber auf eine mechanische Kühlung verzichtet wird, darf als obere Grenze die maximale Raumtemperatur während einer Veranstaltung sich auf dem Niveau der maximalen AUßentemperatur des gleichen Sommertages bewegen 2.3. Lösungsansatz Für das Theaterhaus Pragsattel wurde ein Lüftungssystem nach dem Prinzip der Quelllüftung realisiert. Dabei wird die Zuluft aus Luftauslässen im Boden bzw. in den Tribünen möglichst impulsarm, d.h. mit geringer Geschwindigkeit und Drall, in den Raum eingebracht. Die Abluft wird unmittelbar unter dem Hallendach punktuell abgeführt. Es ergibt sich Prinzip bedingt eine vertikale Temperaturschichtung im Raum. In Bodennähe breitet sich ein Frischluftsee aus kühlerer frischer Luft aus. Erwärmt sich die Raumluft an einer Wärmequelle z. Bsp. einer Person, steigt sie auf und fördert frische unverbrauchte Luft nach. Die warme und verbrauchte Luft sammelt sich unter der Decke und wird von dort direkt abgeführt. Die Vermischung von frischer und verbrauchter Luft wird vermieden. Die Abwärme von unter der Decke montierten Scheinwerfern wird nicht direkt in den unteren Zonen wirksam, sondern kann mit der Abluft abgeführt werden. Da die Luft in Bodennähe eingebracht wird, ist die Untertemperatur, mit der dies erfolgen kann, aufgrund von möglichen Zugerscheinungen begrenzt. Diese Einschränkung wird durch die Vorteile jedoch mehr als aufgewogen. Die Zuluft wird den Hallen über ungedämmte Betonkanäle unter dem Gebäude zugeführt. Die in diesem Bereich angrenzende Erdreichtemperatur sorgt für eine KÜhlung der Außenluft, die vor allem bei hohen Außentemperaturen wirksam ist. Der Antrieb der Lüftung entsteht durch die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen, unterstützt durch einen Abluftkamin. Diese Lüftung wird bei Bedarf durch einen Zuluftventilator mechanisch unterstützt. Dies führt zu den folgenden Betriebszuständen, 8 natürlicher Betrieb: die Halle ist im Unterdruck, die Luft wird über den Abluftklamin abgesaugt und strömt durch die Zuluftkanäle nach mechanisch unterstützter Betrieb: Zuluftventilatoren fördern frische Luft, die Halle ist im Überdruck, die Abluft strömt durch den Kamin ab D.h. es gibt ein hybrides Zuluftsystem s. Abbildung 2 und ein rein natürliches Abluftsystem, bei dem der Abluftkamin den üblichen Ventilator ersetzt. Theaterhaus. Stuttgart Pragsattel Wintersituation Fortlufttemperatur 15°e ] Abluftkamin AUßentemperatur ·5°e ( Ablufttemperatur 28°e ~ Abluft· erfassung Wärmerückgewinnung im Kreislaufverbund system ~ jy--------'-, Lufttemp. nach WRG Boe ] Abbildung 2: Prinzipskizze Lüftungskonzept Zusammengefasst sind die Vorteile dieses Ansatzes gegenüber der konventionellen Mischlüftung : o o Verbesserung der Luftqualität bei gleichem Frischluftvolumenstrom Vermeidung der Vermischung von Frischluft und verbrauchter Luft o Abluft kann punktuell erfasst werden, ein aufwendiges Kanalsystem kann entfallen o reduzierter Energiebedarf aufgrund minimierter Antriebsenergie für die Lüftung o deutlich reduzierte Betriebskosten o Berücksichtigung des beschränkten Raumangebots, durch Zuluftversorgung Boden, Führung der Zuluftkanäle und der Minimierung der Abluftkanäle 9 aus dem 1 Grundlage des Entwurfs war durch Abluftkanäle den Druckverlust im Lüftungssystem bei einer Belegung Abluftkamin betrieben werden kann. zwischen der Abluft im Kamin und der eine entsprechende Dimensionierung der Zu- und Kanalsystem soweit zu reduzieren, dass das der Hallen von 50% noch rein natürlich über den In der Auslegung wurde ein Temperaturunterschied Umgebungsluft von 10 K angesetzt. Aufgrund unterschiedlicher Zwänge mussten die zur Verfügung stehenden freien Querschnitte der Kanäle deutlich reduziert werden, das jetzt von einer natürlichen Versorgung der Hallen bis ca. 20 bis 25 % Belegung auszugehen ist. Da sich aus der Nutzung als Veranstaltungshalle sehr hohe interne Lasten durch Personen und Beleuchtung ergeben, erfüllt das Lüftungssystems nicht immer die Anforderungen nach DIN 1946 für mechanisch belüftete Räume mit KÜhlung an die Raumtemperatur. Es wurden dynamische Gebäudelastsimulationen mit dem Simulationspaket TRNSYS und CFD Simulationen mit dem Paket Fluent durchgeführt, die die Bedingungen in den Hallen dynamisch in einem angenommenen Betriebs-Szenario darstellen, und als Entscheidungsgrundlage für den Nutzer und Bauherr dienten. Die Installation einer Kältemaschine und Teil- oder Vollklimatisierung der Hallen wurde aus Kosten- und Platzgründen verworfen. Abbildung 3: Bauphase der Erdkanäle In der Abbildung 3 sind die Erdkanäle in der Bauphase dargestellt. Von rechts nach links kann man die zwei Kanäle der Halle 1, den Kanal der Halle 2 und den u-förmigen Zuluftkanal der Halle 3 erkennen. Der folgende Bericht geht auf die Aspekte des auf Queilluft basierenden Lüftungskonzepts für das Theaterhaus Pragsattel, die Umsetzung und die ersten Betriebserfahrungen ein. 10 Energiekonzept Das umfangreiche Raumprogramm des Theaterhauses umfasst neben einer Vielzahl von untergeordneten Räumen und Werkstätten das Foyer. 4 Veranstaltungshallen und die Sport bzw. Multifunktionsfläche. Die raumklimatischen Anforderungen dieser Bereiche sind unterschiedlich. 2.4. Foyer und MultifunktionslSporthalienbereich Die Konditionierung der Bereiche Multifunktionsfläche und Foyerbereich war im Entwurf über relativ einfache Maßnahmen angedacht. Es gilt in erster Linie ausreichende Temperaturen sicher zu stellen und eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. In ständigen Aufenthaltsbereichen innerhalb des Foyers (z.B. Kasse) werden erhöhte Komfortanforderungen durch zusätzliche lokale Maßnahmen erfüllt. Konzipiert war eine Deckenstrahlheizung in Kombination mit einer natürlichen Lüftung über entsprechend dimensionierte Öffnungen, unterstützt über zusätzliche Abluttventilatoren im Dach. Abbildung 4: Blick ins Foyer. rechter Hand der eingehauste Kassenbereich :Als schwer fassbare Größe erwies sich das in diesem Bereich historische Stahltragwerk. Die statische Bewertung ergab, dass die dringend erforderliche Sanierung des Daches, d.h. 11 Abdichtung und Dämmung gerade noch möglich sind, aber das Tragwerk zusätzliche Lasten in dem durch technische Installationen erforderlichen Umfang nicht mehr aufnehmen kann. Abbildung 5: Sporthalle mit originaler Dachkonstruktion Deshalb musste die Heizung im Foyer und in der Multifunktionsfläche im Boden verlegt werden. Die dort installierte Fußbodenheizung ist für diese Nutzung energetisch nicht optimal. Jedoch vor allem im Foyer mit seiner denkmalgeschützten , ungedämmten Außenfassade war ein Flächenheizsystem vorteilhaft, auch wurde eine großflächige Installation von sichtbaren Heizkörpern vom Denkmalschutz nicht befürwortet. Andererseits ermöglichen Flächenheizsysteme aufgrund ihrer Trägheit nicht, auf sich verändernde Randbedingungen regelungstechnisch direkt zu reagieren. Für beide Bereiche Foyer Pausennutzung mit bis zu 2000 Personen, die sich schlagartig für eine bestimmte Zeit in diesem Bereich aufhalten, wie auch für den Sportbereich - Wechsel von Bodengymnastik zu einer Ballsportart - wären schnell reagierende Systeme, wie im Entwurf angedacht, sinnvoller gewesen aber aufgrund der oben geschilderten Problematik nicht zu realisieren. Neben den baulichen Restriktionen greifen für Versammlungsstätten insbesondere für ein derartiges Projekt auch die einschlägigen Vorschriften und Regelungen, so wurde bspw. der Einsatz direkt befeuerter Gasheizungen sog. Schwarzstrahler, von den Brandschutzbehörden für eine derartige Nutzung nicht akzeptiert. Auf die angedachte, mechanische Entlüftung beider Bereiche wurde aus Kostengründen verzichtet. Dies erfolgte unter dem Bewusstsein, dass vor allem im Winter die Luftqualität im 12 Foyer nicht in jeder Situation gewährleistet werden kann, aber angesichts des zur Verfügung stehenden Raums, der an sich ein großes Luftvolumen zur Verfügung stellt und intensive aber Ld.R. kurzfristige Belegungen abpuffern kann, wurde dieses Risiko als vertretbar eingestuft. 2.5. Veranstaltungshallen Die speziellen Anforderungen der Veranstaltungshallen machen die Integration des Konzepts auch in den architektonischen Entwurf erforderlich. Die Umsetzung erfolgte innerhalb eines integralen Planungsprozesses zwischen Architekt - Tragwerk - Haustechnik - Klimaingenieur und nicht zuletzt Bauherr und Nutzer. Das innovative Konzept wurde für die Hallen 1 bis 3 umgesetzt. Die Halle 4, eine Studiobühne für ca. 120 Personen, erhielt eine konventionelle mechanische Be- und Entlüftung. Halle 1 f---.-+-I • 13 m .. Halle :! "I m • Halid Abbildung 6: Schematischer Grundriss der Hallen 1 bis 3 2.5.1. Aufgaben des Lüftungssystems der Veranstaltungshallen Unmittelbar aus der Nutzungsart als Veranstaltungshalle ergeben sich zwei wesentliche Aufgaben an das Lüftungssystem der Hallen: DEinhaltung thermischer Komfortkriterien In der DIN 1946 Teil 2 sind Komfortkriterien tür raumlufttechnische Anlagen angegeben. Die operative Raumtemperatur sollte danach bei leichter bis mittlerer Bekleidung und sehr leichter körperlicher Tätigkeit idealerweise zwischen 22 und 25 oe liegen. Bei Quellluftsystemen werden für die untere Grenze auch Werte bis 20 oe zugelassen. Für die obere Grenze gilt bei hohen Außentemperaturen (32°C) eine operative Raumtemperatur von 27 oe. Im Winterbetrieb sind operative Raumlufttemperaturen bis 26 oe zugelassen. Für den vertikalen Gradient der Lufttemperatur wird ein Wert von max. 2 K/m angegeben. Ferner ist die mittlere Luftgeschwindigkeit für die thermische Behaglichkeit von Bedeutung. Werte von 0.2 bis 0.3 m/s sollten möglichst nicht überschritten werden. Diese Anforderungen sind einzuhalten, wenn raumlufttechnische Anlagen mit den entsprechenden Funktionen (heizen, heizenlkühlen, heizenlkühlenlFeuchte konditionierung) installiert sind. 13 o Gewährleistung des geforderten personenbezogenen Luftwechsels Für Besucher muss eine stündliche Frischluftrate von mindestens 20 m3 je Person und bei Räumen, in denen geraucht werden darf, von mindestens 30 m3 je Person gesichert sein. (VStättVO §26) 2.5.2. Konzeptbeschreibung Für die Veranstaltungshallen wurde ein Energiekonzept entwickelt und umgesetzt, das durch folgende Komponenten gekennzeichnet ist: o Erdkanal Zuluftseitig wird die Frischluft durch einen begehbaren, betonierten Zuluftkanal geführt. Dieser Kanal ist zum umgebenden Erdreich nicht gedämmt und bewirkt unter Ausnutzung der Erdreichtemperatur eine Vorkonditionierung der Zuluft. Im Sommer wird die Zuluft gekühlt und im Winter erwärmt. Durch großzügig dimensionierte Querschnitte werden die Strömungsgeschwindigkeiten und damit die Druckverluste im Luftverteilsystem minimiert. Jede der drei Hallen besitzt ein zu den anderen Hallen komplett getrenntes System, um akustische Beinträchtigungen der Hallen untereinander zu vermeiden und um die Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes zu erfüllen. D Quelllüftung Die Lüftung der Hallen basiert auf dem Prinzip der Quelllüftung. Frischluft gelangt aus den Luftauslässen im Hallenboden unter Raumtemperatur in die Halle. Die kühle Frischluft im Aufenthaltsbereich in der Halle wird durch die Personen erwärmt und steigt nach oben. Der konvektive Anteil der installierten Lichtleistung, und damit der überwiegende Teil geht auf der Höhe der Scheinwerfer an die Luft über. In der Summe entsteht dadurch eine erwünschte Temperaturschichtung im Raum, die durch kühle, frische Luft im Aufenthaltsbereich und warme, verbrauchte Luft unter dem Hallendach gekennzeichnet ist. Kritisch sind hierbei die Galerien bzw. die obersten Sitzreihen, die in diesen oberen Bereich eintauchen. Sie werden entweder mit eigenen Lüftungsanlagen versorgt oder es wird über die Luftmenge sichergestellt, dass der Bereich in der Frischluftzone liegt. Um den sommerlichen Komfort zu verbessern wurde die Luftmenge pro Person höher angesetzt als nach Versammlungsstättenverordnung erforderlich. o Abluftkamin Aus der Nutzung der Halle ergibt sich eine beträchtliche Kühllast aufgrund des Wärmeeintrag durch Personen und Beleuchtung, die über die Abluft abzuführen ist. Die thermische Energie der Abluft, d.h. die Temperaturdifferenz zwischen Abluft- und Außentemperatur, wird unter Ausnutzung der Auftriebskräfte der wärmeren Luft in einem ca. 30 m hohen Abluftkamin zum Antrieb des Lüftungssytems genutzt. 14 Abbildung 7: Installation Abluftkamin Der Abluftkamin wurde aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertig. Dies war die kostengünstigste Variante. o Das Mechanische Unterstützung freie Lüftungssytem der Hallen ist für eine Teilbelegung der Hallen ausgelegt, entsprechend den baulich zur Verfügung stehenden Abmessungen. Für höhere Belegungen oder ungünstige thermische Randbedingungen ist eine mechanische Unterstützung der Lüftung notwendig. Das mechanische System profitiert dabei von den geringen Strömungswiderständen der Luftführung des natürlichen Lüftungssystems. o Wärmerückgewinnung Bei Winterbetrieb wird durch Wärmerückgewinnung aus der Abluft die Zuluft entsprechend vorgewärmt. Dies ist möglich aufgrund der im Winter zur Verfügung stehenden höheren Temperaturdifferenzen. Die in der Fortluft nach der Wärmerückgewinnung verbleibende thermische Energie wird zum Antrieb des natürlichen Lüftungssystems im Abluftkamin genutzt. o Heizung Die Beheizung der Hallen war mit Deckenstrahlplatten geplant, die vor allem in Bereich der Szenenfläche angeordnet waren, um im Probenbetrieb die erforderlichen Temperaturen sicherzustellen. 15 o Verzicht auf mechanische Kühlung Durch die Umsetzung des Prinzips der Quelllüftung, der Luftführung im Erdkanal und der Ausnutzung der thermischen Speichermasse der Hallen, wurde auf eine mechanische KÜhlung der Hallen verzichtet, die auch aus Kostengründen nicht realisierbar war. Die Konditionierung der Hallen wird mit der Kühlung der Zuluft über den Erdkanal und der Nachtluftspülung der Hallen, d.h. die Hallen werden nachts mit der vergleichsweise kühlen Außenluft durchspült und dadurch entwärmt, erreicht. Dieses System ist in seiner Leistungsfähigkeit limitiert und abhängig von der Nutzung und den klimatischen Bedingungen. Um die Situation zu verbessern, wurden höhere Personen bezogene Luftwechselraten installiert als nach Versammlungsstättenverordnung erforderlich. Dies bietet eine gewisse Leistungsreserve und wird teilweise auch durch unterschiedliche Nutzungsszenarien der Hallen bedingt. Im Vergleich zu einer Kältemaschine entstehen jedoch vernachlässigbare Investitionskosten und bei l\Jachtluftspülung im natürlichen Betrieb nahezu keine Betriebskosten. 2.5.3. Betriebszustände des Lüftungssytems Mit dem beschriebenen Energiekonzept ergeben sich unterschiedliche Betriebszustände für Winter und Sommer, die in Abbildung 8 und Abbildung 9 skizziert sind. Fortlutrtwnperatur 15"C 1 Abluftkamin AuBentempel'llfllr -5"C ] Ablufrtempel'llfllr Za"C ,. , WäfmerOckgewinnung im Kreislaulverbund system - - - Abluft erfassung ( 1--------'---- Rllumtemperatur Z4"C ~ QuellOftung r------L-J.---" &.......,Ober TribOne Zulutrtempenlfur Z O · C ·10--,. ... I Lufrtemp. neclr WRG a·c 1 Abbildung 8: Betriebszustand Winter Im Winter (Abbildung 8) wird die Außenluft vor Eintritt in den Erd kanal durch die Wärmerückgewinnung vorgewärmt. Dadurch bleibt der Keller frostfrei. Durch diese Anordnung wird das Potenzial zur Luftvorwärmung über die Erdreichtemperatur zwar reduziert, aber es kann auf eine Dämmung verzichtet werden und diese Flächen bleiben für die sommerliche Vorkühlung nutzbar. Dieser Effekt und die Einsparung der ansonsten erforderlichen Dämmung zu angrenzenden Räumen, bestimmten diese Entscheidung. Vor Eintritt der Zuluft in die Veranstaltungshalle wird diese durch den Lufterhitzer auf 18 . 20 erwärmt. Durch die internen Wärmequellen wird die Lufttemperatur weiter erhöht. Bevor die Abluft in den Kamin gelangt, wird ihr in der Wärmerückgewinnung Wärme entzogen. Die in oe 16 Umnutzung einer Altbau-Industriehalle zu Veranstaltungsräumen (Realisierung) Abschlussbericht AZ 16370/02 gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Volker Willier Stiftung Pragsattel Theaterhaus Stuttgart, Siemensstr. 11, 70469 Stuttgart Dip!. Ing. Helmut Meyer, Transsolar Energietechnik GmbH, Curiestr. 2, 70563 Stuttgart Oktober 2003 der Abluft verbleibende Energie wird im Kamin zum Antrieb des Lüftungssystems genutzt. Je nach Temperaturverhältnissen und Belegungssituation ist eine mechanische Unterstützung des natürlichen Lüftungssystems notwendig. Fortlufttemperatur 32°C Abluftkamin Außentemperatur 32°C Ablufttemperatur 32°C J Zuluft > ~ Abluft erfassung Raumtemperatur 28°C {9 ~ ~ --'----L-_--., Quellüftung ~überTribüne ZUlufttemperatur 25°C Lufterhitzer Abbildung 9: Betriebszustand Obergangszeit - Sommer In der warmen Jahreszeit Abbildung 9 wird die Wärmerückgewinnung manuell aus dem Lüftungsstrang herausgeklappt und abgeschaltet. Dadurch wird der Druckverlust im Lüftungssystem reduziert und die Funktion des Kaminsystems bei der sommerlich bedingt geringeren Temperaturdifferenz gewährleistet. Am Beginn der Heizperiode wird dann die Wärmerückgewinnung in den Lüftungsstrang wieder eingeklappt. Durch die heraus geklappten Wärmetauscher wird der Druckverlust verringert, um im Sommer die Laufzeiten mit natürlicher Antrieb des Lüftungssytems zu erhöhen. Wird das Herausklappen der Wärmetauscher vergessen oder ist dies autgrund eines wechselhaften Sommers nicht möglich, sind die erforderlichen Luftwechsels und der thermische Komfort gewährleistet, da dann der erhöhte Druckverlust mit Unterstützung der Ventilatoren bewältigt werden kann. Das beschriebene Energiekonzept gilt prinzipiell für die Hallen 1 bis 3, die mit dem alternativen Lüftungssystem ausgerüstet sind. Jede dieser Hallen verfügt über einen separaten Abschnitt im Ansaugbauwerk, einen separaten Zuluftkanal und einen separaten Abluftsammler. Die drei Abluttsammler münden in den gemeinsam genutzten Kamin. Jeder der drei Stränge hat eigene Wärmetauscher für Wärmerückgewinnung und Lufterhitzer sowie eigene Ventilatoren tür die mechanische Unterstützung. 17 2.5.4. Bewertung des beschriebenen Konzepts Die konventionelle Standardlösung zur Versorgung der Veranstaltungshallen ist eine raumlufttechnische Anlage mit den Funktionen Lüften, Heizen und Kühlen und mit Wärmerückgewinnung. Das Energie- und Lüftungskonzept für das Theaterhaus Pragsattel ergibt in folgenden Punkten Energieeinsparungen im Vergleich zu einem konventionellen System. Die angegebenen Einsparungen beziehen sich immer auf eine Nutzung von drei Stunden täglich bei einer Belegung mit 1000 Personen im gesamten Haus. o Energiebedarf zur Luftförderung Durch das Prinzip der Quelllüftung sind zur Erreichung des gleichen thermischen Komforts in der Halle geringere Zuluftvolumenströme erforderlich als beim Prinzip der Mischlüftung. Ein wesentlicher Beitrag zur Reduzierung des Energiebedarfs zur Luftförderung leisten die großen Kanalquerschnitte und die daraus resultierenden geringen Druckverluste. Dadurch ist eine wesentlich geringere Ventilatorleistung erforderlich. In Verbindung mit dem Abluftkamin ist dadurch auch bis zu einer mittleren Belegung der Hallen ein rein natürlicher Antrieb der Lüftung möglich. Bei einer Reduzierung des Energiebedarfs zur Luftförderung um 90 % ergibt sich eine Einsparung an Strom von ca. 27000 kWh jährlich. o Heizenergiebedarf Durch das Quellluftprinzip ist zur Erzielung des gleichen thermischen Komforts und der gleichen Luftqualität bei gleicher Zulufttemperatur ein gegenüber der Mischlüftung um ca. 30% reduzierter Luftvolumenstrom erforderlich. Dadurch ergibt sich ein um bis zu 30 % reduzierter Lüftungswärmebedarf. Da jedoch die Zulufttemperatur bei der Mischlüftung niedriger sein kann als bei der Quellüftung, beträgt die Einsparung ca. 20 %. Das Einsparpotenzial ergibt sich damit zu 15 000 kWh Wärme jährlich. o Kühlenergiebedarf Durch die Umsetzung des beschriebenen Lüftungskonzepts kann auf eine mechanische Kälteerzeugung verzichtet werden. Geht man von einer Kühlgrenze von 26°C aus, beträgt die Einsparung ca. 12000 kWh Kühlenergie jährlich. 2.5.5. Halle 4 Halle 4 erhielt eine konventionelle Mischlüftung mit der Funktion Heizen. Es wurde die Anbindung der Halle an das Erdregister System der Halle 1 geprüft, aber aufgrund der räumlichen Lage, und den akustischen und brandschutztechnischen Anforderungen wurde dies verworfen. Zusätzliche Maßnahmen wurden aus Kostengründen nicht in Betracht gezogen. 2.6. LCA Bewertung Im Rahmen der Planung wurde eine intensive Bewertung von in Frage kommenden Komponenten mittels LCA durchgeführt. Daraus wurden Katalog mit Vorschlägen entwickelt, die wichtigsten sind nachfolgend dargestellt. Empfehlung 1 in allen Decken und Dächern Stahlbeton oder Holoribdecken durch Brettstapel- oder Brettschichtholz-Betonverbund ersetzen. Empfehlung 2 Statt Bitumenbahnen Kunststoffbahnen als Dichtebene im Dach einsetzen. Dabei sollte PVC vermieden werden. Alternative: Polyoleofine. 18 Empfehlung 3 Für neu zu errichtende Sta~lltragwerke (Westfassade, Dacherweiterung im Westen bzw. Dach über dem Bereich Musik der Jahrhunderte, Deckel von Saal 1, Dach im Südflügel) möglichst weitgehend Träger oder Stützen aus dem Abbruch wiederverwenden. Empfehlung 4 Minimierung der Estrichflächen und wo möglich Ersatz von Zement- durch Anhydritestrich. Empfehlung 5 Ein GK-Leichtbausystem mit Kalksandstein Trennwände. Empfehlung 6 Im Innenbereich Kalk-Zementputz durch Kalk-Gipsputz ersetzen. Empfehlung 7 Die Alu-Glas Fassade durch eine Holz-Glas-Fassade mit Alu-Deckleisten ersetzen. Holz statt Metallständern, alternativ Der Umsetzungserfolg der einzelnen Empfehlungen im Verlauf der weiteren Planung war recht unterschiedlich. Der Stand der Planung wird im Folgenden dargestellt. Zu Empfehlung 1 Die Untersuchungen des Tragwerkplaners zeigten, dass ein Ersetzen von Stahlbetondecken durch Brettstapelbetonverbunddecken in weiten Teilen des Gebäudes möglich wäre. Ihr Einsatz scheiterte jedoch an den Anforderung F 90 A an die Geschossdecken, was organische Materialien in der Geschossdecke ausschließt. Die abgeschwächte Forderung F 90 B wird von den Holz-Beton-Verbunddecken erfüllt. Eine Befreiung von der aus der Versammlungsstättenverordnung stammenden Anforderung wurde vom zuständigen Baurechtsamt jedoch abgelehnt.Zwecks weiterer Verbreitung des ökologischen Stahlersatzstoffes Holz in Betonbauteilen sollte eine überarbeitung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgen. Zu Empfehlung 2 Kunststoff Flachdachbahnen sind aufgrund des niedrigeren Flächengewichtes auch aus statischen Gründen erforderlich. PO und PVC - Dachbahnen wurden im LV alternativ ausgeschrieben. Unter Abwägung von Kosten und Nutzen wird eine Entscheidung über das zum Einsatz kommende Material getroffen. Zu Empfehlung 3 Diese Maßnahmen sind nur zu hohen Kosten und bei einem hohem Kostenrisiko machbar. Eine Realisierung dieser Art von Wiederverwertung kann in diesem Projekt trotz der deutlichen ökologischen Vorteile nicht weiter verfolgt werden. Zu Empfehlung 4 In vielen Bereichen (wie Sportfläche, großer Saal, Foyer, Werkstätten) wurde auf einen Estrich verzichtet. Die betreffende Stahlbeton Geschossdecke wird flügelgeglättet. Zusätzlich wird in allen Bereichen in denen aufgrund akustischer Anforderungen nicht auf einen schwimmenden Estrich verzichtet werden konnte - außer den Nasszellen - Anhydrit statt Zementestrich zum Einsatz kommen.Als weitere Reduktionsstrategie werden die Estrich und Betonoberflächen bereits pigmentiert und nur noch versiegelt, oder mit einem gefärbten Siegel überzogen. Ein weiterer Bodenbelag wird somit nicht benötigt (Ausnahme Nassbereiche). Zu Empfehlung 5 Metall- und Holzständerwand wurden alternativ ausgeschrieben. Je nach Anbieterpreisen wird die Entscheidung Kosten-Nutzen orientiert getroffen werden. Zu Empfehlung 6 In allen Innenbereichen an denen ein Putz aUfgetragen werden soll, wird Kalk-Gipsputz zum Einsatz kommen. Zusätzlich wird in weiteren Bereichen auf Putz verzichtet. 19 Zu Empfehlung 7 Seide Varianten von Fassade (Holz-Glas und Aluminium-Glas) sind alternativ ausgeschrieben. Eine Auswahl wird unter Abwägung von Kosten und ökologischen Vorteilen erfolgen. 20 3. Anpassungen Umsetzung im Rahmen der Ausführungsplanung und Im Verlauf der Werkplanung, wie auch während der Bauzeit erfolgten einige Anpassungen. Neben neuen Erkenntnissen aufgrund des Baufortschritts, Freilegung der Fundamente usw., wurden auch teilweise von Bauherrenseite Anforderungen modifiziert oder geändert, genauso wie die angespannte Budgetsituation zu neuen Kostenrunden führte, mit dem Ziel Kosteneinsparungen realisieren zu können. Die zeitweise nicht restlos geklärte BUdgetsituation führte zu Bauunterbrechungen, mit all den daraus entstehenden Folgeproblemen. Dies alles führte zu einen dynamischen Prozess, der eine kontinuierliche Anpassung erforderlich machte. Nachfolgend sind einige wichtige Punkte zusammengestellt. 3.1. Foyer I Sportfläche Aus tragwerkstechnischen Gründen musste auf eine Deckenstrahlheizung verzichtet werden. Die Beheizung erfolgt über eine flächig verlegte Fußbodenheizung in Verbindung mit einzelnen, zusätzlichen Heizkörpern. Die Abluftventilatoren im Dach sind ersatzlos entfallen. Die Bereiche werden natürlich über öffenbare Dachflächen belüftet. Im Sommer werden zusätzlich die Türen als Zuluftöffnungen genutzt. 3.2. Veranstaltungshallen Um das überarbeitete Raumprogramm unterzubringen, wurde die Verlegung der Zuluftkanäle aus der Ebene -1 in die Ebene -2 erforderlich. Dies führte zu Längenanpassungen, um mit minimalen Mehrkosten diese Änderung zu realisieren. Durch existierende Fundamente, die deutlich andere Dimensionen hatten als in den Bestandsplänen dargestellt, ergaben sich lokale Einschnürungen im Bereich der Zuluftkanäle, die so nicht vorhersehbar gewesen waren. Dies erhöht die Druckverluste, bzw. verschlechtert eine gleichmäßige Zuluftverteilung. Im Entwurf vorgeschlagene Zu- und Abluftführungen wurden dem Kostendruck folgend massiv vereinfacht. Es wurde zum Beispiel auf eine gesonderte Versorgung der Szenenflächen mit Frischluft verzichtet. Ebenso wurde die Ablufterfassung in der großen Halle 1 von geplanten sechs Stellen auf eine zentrale Stelle reduziert. 21 Die geplante Beheizung der Hallen bzw. Szenenflächen mit Deckenstrahlplatten wurde ersatzlos gestrichen. Dies erfolgte in erster Linie nicht aus Kostengründen sondern als Folge einer neuen Einschätzung von Seiten des Nutzers. Teilweise wurden bereits installierte Systeme wieder abgebaut. Grundlegendes Problem war eine befürchtete Kollision zwischen der Ebene der Heizplatten und den Traversen zur Befestigung von Beleuchtung, Beschallung u.ä., wie auch eine Beeinträchtigung der Arbeitplätze für Beleuchter und das technische Personal im Bereich der unter der Decke angebrachten technischen Installationen. Abbildung 10: Szenenfläche Halle 1 mit denkmalgeschützter Fassade Im Rahmen der Ausführungsplaung wurden die Anforderungen an die akustische Abschottung der Hallen von 35 dB auf 25 dB erhöht. Dies erforderte eine intensive Ausstattung der Kanäle mit entsprechenden Schalldämpfern. Aufgrund des Zeitpunktes, an dem diese grundlegende Anforderung verändert wurde, war es nicht mehr möglich baulich darauf zu reagieren. Die freie Querschnittsfläche wird durch die notwendigen Einbauten zwischen 50 bis 70 % lokal reduziert sowohl im Zulufttrakt wie auch in der Abluftführung. Diese Änderung hat mehrere einschneidende Konsequenzen auf den Betrieb der Hallen. Durch die zusätzlichen Widerstände wird der Bereich der freien Lüftung auf ca. 20 bis 30 % Belegung von ehemals 50 % bei 10 K Temperaturdifferenz zwischen Saal und außen reduziert. Die Druckunterschiede beim mechanischen Betrieb der Hallen haben sich deutlich erhöht, was sich durch spürbare bis starke Zugerscheinungen an geöffneten Türen bemerkbar macht. Die Summe der Änderungen führt zu einer Erhöhung des Druckverlustes im gesamten Luftsystem inklusive Wärmerückgewinnung ausgehend vom ersten Planungsstand von ca. 15 bis 20 Pa bei 50 % Luftleistung und 60 bis 80 Pa bei 100 % mit 22 mechanischer Unterstützung auf ca. 60 bis 70 Pa bei 50 % und 250 bis 300 Pa bei 100 %. Trotz dieser massiven Änderung, die durch ein erweitertes Spektrum für die Nutzung der Hallen begründet ist, wird das Lüftungskonzept nicht ad absurdum geführt. Zwar ist die Idee des natürlich gelüfteten Theaters nur noch bei geringer Belegung durchführbar, aber die nach wie vor geringen Druckverluste gewährleisten einen energetisch günstigen Betrieb. Die erforderliche Antriebsleistung der Ventilatoren liegt zwischen 0,14 W/m3h und 0,18 W/m 3h, dies spiegelt die erreichten, geringen Druckverluste wieder. Verglichen mit einem konventionellen Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung im Kreislaufverbundsystem ist dies nach wie vor ein durchaus respektabler Wert. Der Druckverlust derartiger Systeme liegt nach Erfahrungswerten im Bereich zwischen 1800 und 3000 Pa. Der Vergleich zeigt aber, welche dynamische Entwicklung in den späteren Leistungsphasen stattfand. Aber hier hat die Variabilität und die Nutzungsmöglichkeiten der Hallen klaren Vorrang vor energetischen Aspekten. Auf die Möglichkeit, die Nachheizregister aus dem Luftweg ausklappen zu können, wurde verzichtet. Zum einen konnte ein sehr geringer Druckwiderstand bei diesen Registern realisiert werden, zum zweiten ist die Zugänglichkeit durch die zusätzlich eingebauten Schalldäpfer nur eingeschränkt möglich. Die Wärmerückgewinnungsre-gister wurden wie geplant beweglich ausgeführt. Zusätzliche Strömungsleitmaßnahmen in den Kanälen wurden nicht realisiert, da aufgrund der eingebauten Schalldämpfer die Luftmengen im natürlichen Betrieb auf eine Größenordnung limitiert sind, die derartige Maßnahmen nicht erfordern. Aus Kostengründen wurde auf eine bewegliche Tribüne für die Halle 2, wie ursprünglich geplant verzichtet. Dies reduziert die maximale Besucherzahl von ehemals ca. 700 Personen auf nun ca. 430. Auf eine Anpassung der Luftmenge wurde verzichtet, da die mögliche Kosteneinsparung gering war und eine Erhöhung der personenbezogenen Luftmenge eine spürbare Verbesserung der sommerlichen Situation bewirken kann. 3.3. LCA Für die Dachdichtungsbahn wurde ein PVC basiertes Material gewählt. Die Auswertung der Auschreibungsrückläufe ergab, dass es aus Kostengründen keine Alternative gibt. Eine Pigmentierung der Estrichoberflächen erwies sich als nicht möglich, da eine eingeschränkte Haltbarkeit verbunden mit einem vergleichsweise hohen Wartungsaufwand oder deutlich erhöhte Investitionskosten damit verbunden gewesen wären. Aus diesen Gründen wurde darauf verzichtet und diese Flächen wurden mit einem Linoleumbelag versehen. Die deutlich höheren Kosten für eine Holzständerwand wie auch für Massivwände konnten mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht abgedeckt werden. 23 Auf die Aluminiumfassade wurde zu Gunsten einer Holzkonstruktion verzichtet. Allgemein zeigt sich, dass die heutige Situation, hohe Arbeitskosten und im Gegensatz dazu Ld.R. geringe Materialkosten, Transport und Energiekosten für umweltschonendes Bauen denkbar schlechte Voraussetzungen sind. Lösungen die auf eine Wiederverwendung von Materialien abzielen und ein hohes Potential zur Verbesserung unter LCA Gesichtspunkten haben, sind aus Kostengründen oft nicht realisierbar. 4. Erste Betriebserfahrungen Am 29.03.2003 wurde das Theaterhaus Stuttgart offiziell eröffnet. Das Haus war vor allem in Bezug auf die Messen-Steuern-Regelungs-Technik noch nicht absolut fertig gestellt, als es in Betrieb ging. Der Eröffnungstag mit vollbesetzten Hallen erwies sich als erster Härtetest für das Lüftungskonzept. Trotz der ganzen Vereinfachungen und Reduktionen, die dieses Konzept erfahren hat, war der Start zwar nicht ohne Probleme aber vielversprechend. Mit dem Sommer 2003, mit seiner extremen, lang andauernden Hitzeperiode, ergaben sich für das Lüftungskonzept Bedingungen, die außerhalb der in den vorab durchgeführten Simulationsrechungen zu Grunde gelegten Annahmen sich befanden. Vorweg genommen bewährte sich das Konzept im Großen und Ganzen, jedoch ergab sich eine ganze Reihe von Erkenntnissen, die in die weitere Optimierung des Gebäudes mit eingeflossen sind bzw. noch aufgenommen werden. Die als Bewilligungsauflage von Seiten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geforderte Messkampagne bewährt sich in diesem Zusammenhang als geeignete Maßnahme, um Probleme frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und Lösungsstrategien zu entwickeln. MSR-Technik Als wichtiger Faktor für den Betrieb eines Gebäudes erweist sich die MessenSteuernRegelungstechnik -Technik in Verbindung mit der GebäudeleitTechnik. Auch in Bezug auf die Messkampagne wurden an die MSR Ausrüstung des Gebäudes höhere Anforderungen gestellt als üblich. Im Laufe des ersten halben Jahres zeigte sich, dass trotz planerischer Berücksichtigung das gesteckte Ziel nicht erreicht wird. Fühler erbringen nicht die geforderte Genauigkeit, die Möglichkeiten der Gebäudeleittechnik sind begrenzt und einige Messgrößen können trotz intensiver Bemühungen der ausführenden Firmen bis heute nicht erfasst werden, aufgrund defekter oder unzureichend kalibrierter Fühler. Die standardmäßig zur Verfügung stehenden Sensoren erreichen teilweise nicht die notwendige Genauigkeit. Verwendet man aber nicht diese allgemein verfügbaren Komponenten, so ergeben sich andere Probleme, wie erhöhte Kosten, "Bastellösungen" und häufig unklare Gewährleistungsfragen. Um in diesem Konfliktfeld eine möglichst befriedigende Lösung zu erreichen mussten die verwendeten Sensoren, dabei vor allem die Temperaturfühler, mehrfach kalibriert und untereinander abgeglichen werden. Die übliche Vorgehensweise, dies einmal bei 24 Inbetriebnahme zu tun, erwies sich als nicht ausreichend. Idealerweise muss dies mehrfach und bei möglichst unterschiedlichen Bezugstemperaturen erfolgen. Es wurden Abweichungen von mehreren Kelvin gemessen, was teilweise über den Regelbereich hinausgeht. Eine sinnvolle Regelung ist mit derartigen Eingangsgrößen nicht möglich. Bis jetzt stehen keine belastbaren Werte der CO 2 - Sensoren zur Verfügung. Die Fühler sind nach jetzigem Kenntnisstand zum Großteil defekt und müssen ausgetauscht werden. Heizung Nach einigen Anlaufproblemen im Heizbetrieb, wie nicht aufgeschaltete Ventile oder unzureichende hydraulische Einregulierungen, waren die Erfahrungen positiv. Die Temperaturen in den Hallen wurden eingehalten, Zugerscheinungen durch die Lüftung konnten durch Anpassung der Luftmengen an die Belegung eleminiert werden. überdruck in den Hallen Ein Problem waren Zugerscheinungen im Bereich der Zugangstüren zu den Hallen 1 - 3 während des Einlasses. Hier verursachte die Installation zusätzlicher Schalldämpfer im Abluftstrang zur Erfüllung der 25 db Anforderung eine Erhöhung des Luftwiderstandes im Abluftstrang und damit eine signifikante Steigerung dieses systemimmanenten Effekts. Dieses Problem wurde in einem ersten Schritt organisatorisch entschärft indem während des Einlasses die Luftmenge reduziert wird. Zudem wurden die in den Hallen angeordneten RWA-öffnungen nachträglich auf die GLTaufgeschaltet, so dass sie bei Bedarf geöffnet werden können, um den überdruck im Raum mit abzubauen. Sommerliche Raumtemperaturen in den Hallen Für die Hallen 1-3 ergab sich eine sehr unterschiedliche subjektive Bewertung von Seiten der Nutzer, die auch durch erste Messdaten tendenziell belegt werden. Zu diesen Messdaten muss jedoch einschränkend gesagt werden, dass die Fühler nachträglich nochmals kalibriert wurden und Absolutwerte teilweise nicht korrekt sind. Aber der Trend kann als solcher gewertet werden. Von der Temperaturentwicklung steht Halle 1 an erster Stelle mit den niedrigsten Temperaturen, dann folgt Halle 2 und als Schlusslichter Halle 3 und 4 mit den höchsten Raumtemperaturen. Der in der Abbildung 11 dargestellte Verlauf der Foyer "Außenwandtemperatur" wird über einen Raumtemperatursensor ermittelt, der an der ungedämmten, denkmalgeschützten Westwand des Foyers angebracht ist. Diese Wand erreicht bei intensiver Einstrahlung und hoher Außentemperatur entsprechend hohe Temperaturen, die auch den vom Sensor ermittelten Wert mit beeinflussen. Die aufgeheizte Wand verursacht einen Anstieg der Raumtemperatur im Foyer, jedoch gibt der Sensor nicht die Situation im Aufenthaltsbereich korrekt wieder. 25 Raumtemperaturen Julil2003 GLT 33.00 t---------+----+----------------{ 31.00·f--------ij·--!-r------il---------------_l 29.00 .r--:----~--;---~fI-,-f_:_---I-___:_----------_l -HaKe 1 Halle 2 -Halle 3 -Halle 4 Foyer Aussenwand Aussenterrperatur 17.00 +---r.---1~::_---+:-~------__*---_T__:+__++---l.-____l 15.00 .j--_--"-_ _- - ,_ _-'--_ _--,11. Jul 03 16. Jul 03 ----, 26. Jul 03 21. Jul 03 ...J.L-->L.-,-_--..!I 31. Jul 03 Zelt Abbildung 11: Raumtemperaturen Juli 2003 Dies entspricht der Wertung durch den Nutzer mit der Einschränkung, dass Halle 4 in dieser Zeit komplett vermietet war. In dieser Zeit kamen von Seiten des Mieters keine negativen Rückmeldungen. Die Bewertung erfolgt anhand der aufgezeichneten Daten. Das Phänomen der deutlich erhöhten RaumtemperatUren der Halle 3 erfordert besondere Berücksichtigung, da auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar ist, warum dieser Unterschied zu den restlichen Hallen auftritt. Raumtemperaturen Julil2003 GLT 3O.()()..,----------------------------""'I 29.00 -I------------------------------j 28.00 -I---------n 27.00 -I---y-r----rr--1......--1f--1.L.-~---__.___:_.._r_-ß___+I__----------_1 ,----------------------j E :; 1 26 00 . ! 25.oo+---~ 24.00 23.00 + - - - - - = - - - - ' - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 22.00 -1----------,-------.---------.---------,----1 11. JulO3 16. Jul 03 26. Jul 03 21. Jul 03 Zelt 26 31. Jul 03 Abbildung 12: Raumtemperaturen Hallen 1-3 Juli 2003 In Abbildung 12 sind die Raumtemperaturen der drei Hallen, ausgerüstet mit Erdkanal, Quelllüftung und natürlicher Abluft, über der Zeit aufgetragen. In dieser Grafik wird deutlich, dass das Temperaturniveau der Halle 3 über den beiden anderen Hallen liegt. Betrachtet man die Lage der Halle 3 ergeben sich einige strukturelle Nachteile für diese Halle. Sie hat im Vergleich zu den beiden anderen Hallen den geringsten personenbezogenen Luftwechsel, die geringste wärmetauschende Fläche im Zuluftkanal und eine zusätzliche Außenwand, zumindest im Vergleich zu Halle 2. Eine überschlägige Bewertung dieser Faktoren konnte jedoch die unterschiedliche Temperaturentwicklung nicht vollständig klären. Selbst der Vergleich mit Halle 4, wie in Abbildung 13 dargestellt, ergibt zwischen den beiden Hallen ein vergleichbares Temperaturniveau. Obwohl bei der Halle 4 direkt Außenluft angesaugt wird, in einem Lüftungsgerät mit deutlich höherer Pressung und damit stärkerer Erwärmung der Zuluft. Einen großen Einfluss hat die Nutzung der Hallen auf die Entwicklung der maximalen Temperaturen. In der Woche vom 11 - 17 Juli fand in der Halle 3 ein intensiver Probenbetrieb statt, bei dem nach den vorliegenden Daten die Lüftung nachmittags auf hoher Leistungsstufe durchlief. Dies bewirkt bei den zu dieser Zeit herrschenden eine kontinuierliche Aufheizung des AUßentemperaturen von teilweise deutlich über 30 gesamten Systems. oe Raumtemperaturen JulV2003 GLT 30.00 ....-----------------------r 29.00 + - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 1 1000 900 800 28.00 .1-------1..--.,---------::-------1-----------1 ·700 ~ 27.00 +---.tr-lII---r~~+4-R+t-+t-+J-r---,.,r:::R~,.fI-,..,..u.-J-l---L.-+----I ~ :; 1ii 26 00 Ht~W-+JtL.Ii...I------IlFt1R-'I'-r-L.L..---'U-.-lF-tI+-----t---1-+-t---=:;--;:t--j· 500 ! . . ~ -HaJle3 Halle 4 -Sollwert FU Ventilator Halle 3 ·400 25.00 + - - - - - - - -..........-----t---r----t:F-llr-n--r----i ·300 24.00 + - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ' - - ' ' - - - - - i 200 23.00 +----------------------1 22.00 +-&1./...l...I.JLLL.LL.aL.W'-'-'I-'.... 16. Jul 03 11. Jul 03 21. Jul 03 26. Jul 03 100 31. Jul 03 Zell Abbildung 13: Raumtemperaturen Juli Halle 3 und Halle 4 Auch war die Nachtluftspülung zu dieser Zeit noch nicht optimal eingeregelt. Jedoch bleibt ein zu klärender Unterschied zwischen den Hallen, der Anlass für weitere Untersuchungen war. 27 Dabei wurde festgestellt, dass die unter der Halle 3 liegende Heizzentrale mit hoher Wahrscheinlic~lkeit für eine Erwärmung der Halle verantwortlich ist. Zwar befindet sich zwischen Halle und Heizzentrale noch ein Zwischengeschoss mit Garderoben, aber auch diese Räume weisen ungewöhnlich hohe Raumtemperaturen auf. Bei Messungen wurden Wandoberflächentemperaturen in den Garderoben von ca. 35 oe gemessen. Die durchlaufende Außenwand weist dann in der Halle immer noch ca. 33 Grad auf. In einer spielfreien Woche, d.h. mit exakt gleichen Nutzungsbedingungen der Halle 2 und 3 war nach 7 Tagen die Raumtemperatur in der Halle 3 um ca. 3.5 K höher als in der Halle 2. oe Als Fazit dieser Analysen wurde folgendes beschlossen auf Nutzerwunsch wird der im Sommer zur Verfügung stehende Frischluftvolumenstrom für die Halle durch Einbau eines zusätzlichen Ventilators erhöht Es werden geeignete Maßnahmen ergriffen, die Temperatur des Heizraumes zu reduzieren. Dabei sind folgende Möglichkeiten in der Diskussion Verbesserung der Dämmsituation der Warmwasser führenden Leitungen und Armaturen Verbesserung der Belüftung des Heizraums Optimierung der Regelung, Steuerung, wie z. Bsp. das Abschalten nicht benötigter Heizkreise, Reduzierung der Zeiten mit Warmwasserbereitstellung, Reduzierung der Kessellaufzeiten ... Die Nachtluftspülung wird weiter bzgl. Laufzeiten und Ausnutzung des natürlichen Betriebs optimiert. Die Situation der Halle 4 wurde als nicht tragbar eingestuft. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist voraussichtlich die Installation einer Zuluftkühlung erforderlich. LuftverteiIung Die Luftverteilung in den Hallen erfolgt über die Tribünen. Im Fall der Halle 1 wird die mobile Tribüne über den Auslässen im Boden positioniert, bildet einen gewissen Druckraum und durch konstruktionsbedingte Schlitze in den vertikalen Stufen strömt die Luft aus. Um über der Höhe eine gleichmäßige Ausströmung zu erreichen, sind bei den fest installierten Tribünen Lochbleche vor den Schlitzen angebracht. Ziel war es, mit minimalem Druckverlust in den Ausströmöffnungen die Gleichmäßigkeit zu gewährleisten, um die Voraussetzungen für den natürlichen Lüftungsbetrieb zu optimieren. Die Luftverteilung in den Hallen wurde gemessen und mittels Rauchversuch visualisiert. 28 Abbildung 14: Rauchversuche zur Luftverteilung in Halle 1 Die Rauchversuche, die bei leerer Halle durchgeführt wurden, zeigten deutlich die Funktion der Quelllüftung. Ein Nachteil dieser effizienten Form des Luftaustauschs zeigte sich bei einer in Halle 1 durchgeführten Veranstaltung, die zugleich fürs Fernsehen aufgezeichnet wurde. Bei einer Fernsehaufzeichnung wird Rauch eingeblasen, um die Strahlen der Scheinwerfer als solche für den Zuschauer erkennbar zu machen. Nun führte aber die Quelllüftung dazu, dass die Luftmenge trotz vollbelegter Halle auf ca. 30 % reduziert werden musste, da bei höheren Werten der Rauch zu schnell abgeführt wurde. Dieser Umstand war keinem der Planungsbeteiligten oder Nutzer zum Planungszeitpunkt bekannt. Die ca. zwei stündige Veranstaltung endete bei ca. 30 in der Halle, was zwar als grenzwertig aber noch akzeptabel empfunden wurde. oe In der Halle 2 herrschen nach den Messergebnissen wie auch nach Rückmeldungen der Nutzer gute Verhältnisse. Aufgrund der hohen Luftleistung, die auf eine höhere Besucherzahl ausgelegt wurde, entstehen bei Sollwerten der Ventilatoren, die größer als 70 bis 80 % sind, Geschwindigkeiten in den Auslässen, die zu Zugerscheinungen führen. Ähnliches gilt für die Halle 1, deren Luftleistung auf die Nutzung ohne Tribüne - Stehkonzert ausgelegt ist. Bei installierter Tribüne ist die volle Luftleistung nicht ohne Zugerscheinungen einbringbar, aber nach dem jetzigen Erfahrungsstand auch nicht erforderlich. In der Halle 3 wurden im Bereich des Zuluftkanals erhöhte Geschwindigkeiten in den Auslässen gemessen. Dies wurde durch die Anbringung eines Prallblechs behoben. In der Halle 4 wurden keine Messungen zur Luftverteilung durchgeführt. 29 5. Schlussfolgerungen und Ausblick Abbildung 15: Südfassade Theaterhaus Die grundlegenden Ziele der Planung konnten in weiten Bereichen umgesetzt werden. Obwohl die in einer Sanierung immer beinhalteten Risiken auch bei diesem Projekt zum Teil eintraten und Rückwirkungen auf das Gebäude und das Lüftungskonzept hatten. Die beteiligten Parteien mit unterschiedlichsten Interessen wie Architekt, Bauherr, Nutzer oder Denkmalschutz haben in kooperativer Anstrengung trotz teilweise widriger Randbedingungen ein spannendes Beispiel für die Umnutzung und Neugestaltung eines alten Industriebaus geschaffen. bei Veranstaltungshallen ist die Vermeidung von Der zentrale Punkt überhitzungserscheinungen durch die intensive Konzentration von Personen und zusätzliche interne Lasten durch Beleuchtung. Hier zeigen die Erfahrungen des Sommers 2003 mit einer extremen und lang andauernden Hitzeperiode, dass das System, die mechanische Kühlung mit Erdkanal und Nachtluftspülung zu ersetzen, zwar seine Grenzen erreicht, aber ausreichende bis gute Bedingungen im Raum erzielt werden. Die Grenzen der DIN 1946 für mechanisch gekühlte Gebäude mit raumlufttechnischer Anlage werden zwar nicht immer 30 exakt eingehalten, aber die überschreitungen sind in ihrer Anzahl überschaubar und erreichen keine unzumutbaren Werte. Die konventionelle Lösung der Halle 4 schneidet hier deutlich schlechter ab und erfordert eine Verbesserung der sommerlichen Situation. Die Erfahrung der Halle 3 zeigen, dass Heizzentralen bei dem heutigen Dämmstandard besonderes Augenmerk zukommt. Die Abwärme muss bei innenliegenden Lösungen soweit begrenzt werden, dass Beeinträchtigungen angrenzender Räume ausgeschlossen werden können. In diesem Fall bekommt die Situation durch die negative Auswirkung auf die Halle 3 ein besonderes Gewicht, aber schon die direkt darüberliegende Künstlergarderobe mit über 30°C Raumtemperatur ist ein unhaltbarer Zustand. Die Begleitung des Nutzers bei den ersten Betriebserfahrungen mit einer solchen Anlage ist wichtig und sinnvoll. Vor allem die MSR Technik muss an die besonderen Anforderungen eines derartigen Systems angepasst werden. Dann muss der Nutzer die Chance haben sich schnell in die Betriebsweise des gesamten Gebäudes einzudenken und das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten nachzuvollziehen. Denn die Möglichkeit einer Einfahrphase außerhalb des Regelbetriebs ist die Ausnahme, d.h. die Justierung und Optimierung muss im laufenden Betrieb durchgeführt werden. Aus diesem Grunde ist es zwingend erforderlich, nach kürzester Zeit einen zumindest halbwegs zufriedenstelIenden Stand zu erreichen, da das Publikum schlechte raumklimatische Bedingungen nicht bzw. nur kurzzeitig akzeptiert. Die Ökobilanzierung der Konstruktion sowie von optimierten Alternativen hat gezeigt, dass sowohl durch verschiedene Ansätze wie wiederverwenden, vermeiden, optimieren der Materialauswahl und effizientem Materialeinsatz die Umweltwirkung des von den Architekten vorgelegten Entwurfs sich deutlich optimieren lässt. Bezogen auf die Summe der betrachteten Bauteile ist ein Reduktionspotential von - je nach Umweltindikator - rund 10 bis 30% erschließbar. Die Hauptreduktionspotentiale liegen dabei in der Optimierung des Tragwerks und Fassade und nicht im Bereich der Gestaltung der Trennwände und inneren Oberflächen. Verglichen mit den Reduktionspotentialen, die sich aus dem Energ iekonzept (Nutzungsphase) ergeben, ist die Optimierungsmöglichkeit im Bereich der Konstruktion (Phasen: Errichtung, Erhaltung und Abbruch) recht eingeschränkt. Treibhauseffekt StoftIuß I 4000 1000 o Entsorgung ]000 • Nutzung 2000 o Erneuerung 1000 o Neubau 0 Variante I ~ , 0 U o Entsorgung 800 600 o Nutzung 400 o Erneuerung 200 • Neubau 0 Variante I Variante 2 31 Variante 2 H...-nantoxizttät Versauerungseffekt 4 40% I& " ~ "o 11I ~ 3 o Nutzung 2 o Erneuerung I o +---'------'-,---'-------'-------1 Variante I 8.0 , - - - - - - - - - - , • Entsorgung o Neubau '-----' ~ 6.0 i 4.0 r-----, o ntsorgung o Nutzung -+----L_J-~&--------l • Erneuerung 2.0 &;1 Neubau 0.0 -+---'"'----------.----'---'------1 ' - - - - - - - ' Variante 2 Variante I Variante 2 Das Optimierungspotential für die Baukonstruktion konnte darüber hinaus nur zu einem Teil genutzt, d.h. die entsprechend optimierten Konstruktionsalternativen in die Planung integriert werden. Hauptgründe dafür sind folgende: 1. Bereits vor Beginn der Entwicklung der ersten Entwurfsideen sollten die wesentlichen Möglichkeiten zur Reduktion der Umweltbelastungen durch die Konstruktion qualitativ vermittelt werden. Ein materialeffizientes Tragwerk ist einer der wesentlichen Ansätze der Optimierung. Dies lässt sich jedoch nur in einem sehr frühen Stadium der Planung umsetzen. 2. Wiederverwendung von Stahl ist keine Standardtechnologie am Bau.Veränderungen an Teilen des Tragwerks sind durch die notwendige Erweiterung der Grundfläche bedingt. Eine Wiederverwendung von ganzen Fassadenstrukturen oder Grundelementen wie Trägern etc. scheiterte jedoch an im Vergleich zur Verwendung neuer Materialien zu hohen Kosten und Kostenrisiken. Für diese ökologische sinnvolle Maßnahmen sollten Standards entwickelt werden, so dass die entsprechenden Leistungen am Markt abgefragt werden können. 3. Brandschutzauflagen für Versammlungsstätten werden modernen Holzbautechnologien nicht gerecht.Massive Holzkonstruktionen mit einer gewissen Stärke der Konstruktion oder auch Holz-Beton-Verbundkonstruktionen sind gegenüber Feuer hemmend, erfüllen jedoch nicht die Anforderungen an die Brandschutzklasse A. Eine Anpassung des Baurechts an diese Technologien wäre anzustreben, um die ökologischen Vorteile des Holzbaues nicht nur im Wohnungsbau nutzen zu können. Es hat sich gezeigt, dass das hier realisierte System auch extreme klimatische Außenbedingungen bis zu einem gewissen Grad bewältigen kann. Auch klassische Anlagen werden nach DIN 1946 bzw. VDI Richtlinie 2078 auf max. 33°C Außentemperatur ausgelegt. überschreitet die Au ßentemperatur diese Grenze, ist ein Anstieg der Raumtemperatur zulässig. Die dynamische Betrachtung der thermischen Vorgänge sowohl des Gebäudes wie auch der Erdwärmetauscher ist für eine belastbare Aussage zur Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems erforderlich. Wichtig ist es bei der Entwicklung eines Energiekonzepts für ein derartiges Gebäude ein Bewusstsein für die vielfältigen Funktionen und Nutzungsszenarien zu entwickeln. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Nutzer erforderlich. Dabei muss aber immer bewusst sein, dass sowohl neue Szenarien für die Nutzung sich ergeben können wie auch Prioritätsverschiebungen aufgrund neuer Erkenntnisse oder neuer Ansprechpartner. Das Konzept muss die Flexibilität bieten, um auf derartige neue Anforderungen reagieren zu können. Auch dies ist ein wichtiger Punkt, um die Nachhaltigkeit zu verbessern. Die Lebenszyklusanalyse und ihre Umsetzung in Planung und Realisierung des Projekts ist ein hilfreiches aber limitiertes Werkzeug. Die Ergebnisse der LCA Analyse lieferte für die Entscheidung bei einzelnen Komponenten einen zusätzlichen Parameter, der soweit möglich 32 berücksichtigt und umgesetzt wurde. Jedoch die Wiederverwendung von Elementen des bestehenden Gebäudes, mit einem bei dieser Umnutzung und Sanierung hohen Einsparpotential, ist weder eine erprobte Technik am Bau noch betriebswirtschaftlich darstellbar. Die LCA hat sich als zusätzliches Plaungswerkzeug im Prinzip bewährt. Für eine breite Anwendung sollte eine gemeinsame Datenbasis angestrebt werden, wie auch ein einheitliche Bewertungsmatrix, um die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Zusätzlich muss die Handhabung vereinfacht werden, um sie einem breiteren Kreis von Anwendern zugänglich zu machen. Absc~lließend ist jedoch anzumerken, dass wie mit der Wärmeschutzverordnung und dem heute gültigen Energieeinspargesetz ein Standard vom Geseztgeber definiert werden muss, der einzuhalten ist. 33