Repräsentanz des Freistaats Bayern in Québec 6

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Repräsentanz des Freistaats Bayern in Québec 6
Praktikumsbericht
zum Praktikum bei der Vertretung des Freistaats Bayern in Québec
vom 07. April bis zum 29. August 2014 in Montréal
Praktikumsstelle:
Vertretung des Freistaats Bayern in Québec
1800, av. McGill College, Bureau 2800
Montréal (Québec) H3A 3J6
info@baviere-quebec.org
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Praktikumssuche
Durch die Ausschreibung in der Praktikumsbörse des LMU Career Service („Student
und Arbeitsmarkt“) bin ich auf die Bayerische Vertretung in Québec aufmerksam
geworden. Relativ frühzeitig, im März 2013, habe ich mich dort um ein mehrmonatiges
Praktikum beworben. Die Ausschreibung reizte mich vor allem wegen meines
interkulturellen Studiums, diverser redaktioneller Vorerfahrungen und der Möglichkeit,
nach dem zweisemestrigen ERASMUS-Aufenthalt in Paris mein Interesse an
Gesellschaft und Politik in einem frankophonen Umfeld zu vertiefen.
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen des Auswahlverfahrens (auf das ich in weiter
unten zurückkommen werde) erhielt ich die Zusage zu einem Praktikumsplatz von April
bis einschließlich August 2014.
Arbeitgeber
Seit 1989 pflegen der Freistaat Bayern und die kanadische Provinz Québec enge
Beziehungen in den Bereichen Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft,
Technologie, sowie Kultur, Bildung, Medien und Gesellschaft. Die Vertretung in
Montréal hat hierbei die Aufgabe, die Zusammenarbeit Bayerns und Québecs auf allen
Feldern
zu
fördern.
Nach
Abschluss
der
Vereinbarung
über
die
bilaterale
Zusammenarbeit wurde das Büro der Vertretung 1999 in Montréal eröffnet, welches
Vermittlungs- und Akquiseaufgaben übernimmt sowie die Kooperationsprojekte in den
o.g. Bereichen betreut. Sie versorgt bayerische und québecische Institutionen mit
Informationen, vermittelt Partnerunternehmen und unterstützt u.a. politische wie
wissenschaftliche Delegations- und Unternehmerreisen vor Ort. In ihrer 25-jährigen
Geschichte hat die Bayerische Vertretung über 600 erfolgreiche Projekte zum
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Abschluss gebracht, die vom Beamtenaustausch über die wirtschaftliche wie
wissenschaftliche Zusammenarbeit, z.B. im Bereich Elektromobilität, bis hin zur
Bildungsarbeit
und
Durchführung
von
Kulturveranstaltungen
(u.a.
eine
Konzertaufführung der Bayerischen Staatsoper unter der Leitung von Dirigent Kent
Nagano) reichen. Obwohl es insgesamt 22 bayerische Repräsentanzen rund um den
Globus gibt, nimmt die Vertretung in Montréal eine herausragende Stellung ein, da sie
direkt an die Staatskanzlei in München angebunden ist. Sie betreut die bilateralen
Beziehungen
zwischen
Québec
und
Bayern
in
allen
Gesellschaftsbereichen,
wohingegen der Schwerpunkt der anderen Repräsentanzen rein wirtschaftlicher Natur
ist.
Bewerbungsverfahren
Mein Einstellungsverfahren gliederte sich in drei Abschnitte: nach dem Einsenden der
üblichen
Bewerbungsunterlagen
erhielt
ich
eine
Einladung
zu
einem
ersten
Telefongespräch, das zunächst von der aktuellen Praktikantin geführt wurde. Dieses
Vorgehen stellte eine entspannte, eher informelle Atmosphäre her, da es weniger um
das Abfragen des Lebenslaufs, sondern um die Erwartungen und Aufgaben ging, die
ich mit dem Praktikum verknüpfte. Nichtsdestotrotz wurde im Laufe des Gesprächs der
deutsch-französische Bezug, die Arbeitsmotivation, Vorkenntnisse, Teamfähigkeit und
Sprachkompetenz
evaluiert,
bevor
ich
zu
einem
zweiten
Gespräch
zur
französischsprachigen Direktionsassistenz durchgestellt wurde. Dieses Interview diente
vornehmlich dazu, meine französischen Sprachkenntnisse zu überprüfen und einen
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ersten Kontakt mit der den PraktikantInnen unmittelbar vorgesetzten Mme Lessard
herzustellen.
Schließlich folgte das finale Einstellungsgespräch mit dem Leiter der Vertretung, Herrn
Curio,
das
ich
als
angenehm
in
Erinnerung
habe.
Dabei
wurden
kleine
„kreative“ Imaginationsaufgaben gestellt, die insbesondere das Herangehen an
Projektfragen betrafen. Einen Tag später erhielt ich bereits die Zusage, die mir später
auch in Deutsch und Französisch postalisch übersandt wurde (wichtig für die
Beantragung des Visums!).
Entgelt/Leistungen
Die Bayerische Vertretung zahlt grundsätzlich kein Praktikumsentgelt. Allerdings
werden die Flugkosten übernommen sowie die Miete ab dem 4. Monat. Ebenfalls
erstatten werden die Visumsgebühr (ca. 130 CAD) sowie die Kosten für einen zweiten
Koffer und die Taxifahrt vom Flughafen zur neuen Bleibe.
Als Projektassistenz kam ich zudem in den Genuss einer intensiven, aber bezahlten
Dienstreise
nach
Québec
City.
Nicht
geringzuschätzen
ist
schließlich
der
Urlaubsanspruch von etwa 1,5 Tagen monatlich.
Vorbereitung
Visum
Die meiste Zeit und den größten Aufwand meiner Praktikumsvorbereitungen nahm die
Beantragung des Visums in Anspruch. Als eingeschriebene/r StudentIn empfiehlt es
sich, ein Visum in der Kategorie „International Co-op (Internship)“ anzufordern.
Grundsätzlich sind neben des CVs, dem Scan des Reisepasses und einer aktuellen
Immatrikulationsbescheinigung die Praktikumszusage in engl. oder französischer
Sprache sowie ein Polizeiliches Führungszeugnis (mind. 4-6 Wochen vor Upload der
Anträge auf in englischer Sprache beim KVR beantragen) im Original erforderlich, es
können aber individuell auch noch andere Dokumente angefordert werden. Mehr dazu
unter: http://www.canadainternational.gc.ca/germany-
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allemagne/experience_canada_experience/ co-op_internship-stage_co
op.aspx?lang=deu&view=d
Das Bewerbungsverfahren ist in zwei Stufen unterteilt. Zunächst erfolgt das Registrieren
in der Kategorie „International Experience Canada“ (IEC) per KOMPASS Account. Das
Ziel dieses ersten Antrags ist der Erhalt eines Acceptance Letter, der über die Aufnahme
in das Visaverfahren entscheidet. Dies hängt mit der Begrenzung der Visakontingente
zusammen, die i.d.R. im Herbst freigeschaltet werden. Daher
unbedingt rechtzeitig einloggen (!) und die geforderten Unterlagen uploaden. Nach einer
ersten Prüfung der Dokumente erfolgt eine Zahlungsaufforderung der Gebühr von
derzeit ca. 110 €. Im Anschluss wurde mir eine World Tracking Number (WTN) zugeteilt
und ich erhielt eine vorläufigen IEC-Zulassung. Mit dieser Zulassung konnte ich einen
MyCIC-Account erstellen und somit den zweiten Schritt der Bewerbung über das
Immigrationsministerium beginnen (http://www.cic.gc.ca/english/e-services/mycic.asp).
Nachdem ich alle erforderlichen Anträge ausgefüllt und die Dokumente signiert per pdf
hochgeladen hatte, erhielt ich nach ein paar Wochen mein vorläufiges Praktikumsvisum.
Bei meiner Einreise nach Kanada wurde das entgültige Visum an der ImmigrationBorder ausgestellt und in meinen Pass geheftet.
Wohnungssuche
Meine Wohnungssuche gestaltete sich relativ unproblematisch, da in Montreal derzeit
eine ziemliche WG-Fluktuation und Wohnungs-Überangebot herrscht. Trotzdem wollte
ich über die „üblichen Verdächtigen“ wie Craigslist oder kijiji/Montreal nicht so recht
fündig werden und meldete mich schließlich bei einem kleineren, weniger anonymen
und überlaufenen Forum an: recherche-colocation.com. Dort fand ich recht schnell ein
passendes Zimmer zu 450 CAD in einer französischen WG im eher ruhigeren, aber gut
angebundenen Wohnviertel Rosemont (Metro- ligne orange).
Versicherung
Dank der Gruppenversicherung des DAAD für Praktikanten konnte ich im Vorfeld eine
recht günstige Krankheits-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung abschließen, zu
einem monatlichen Tarif von 29 Euro. Diese kann ich also nur weiterempfehlen.
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Praktikumsablauf
Die Bayerische Vertretung vergibt normalerweise zwei Praktikumsplätze parallel. Daher
teilt sich der Praktikumsaufenthalt in zwei Phasen. Während des ersten Teils übernimmt
der/die PraktikantIn die Rezeption. Hierbei ist man für den Empfang von Gästen
zuständig, betreut das zentrale Telefon, beantwortet allgemeine E-Mail-Anfragen und
nimmt stereotypische Praktikantentätigkeiten (Kaffee kochen, Postgänge etc.) wahr. So
erhält man einen Überblick über die Tätigkeiten und Aufgabenbereiche der einzelnen
Mitarbeiter und übernimmt organisatorische Aufgaben im Büro. Nach einer relativ
kurzen Zeit wechselte ich jedoch auf den Posten der Projektassistenz, auf deren
Position ich in diverse Projekte und Aktivitäten intensiv involviert war und ziemlich
eigenverantwortlich arbeiten durfte.
Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit galt dabei der Vorbereitung der bayerischquebecischen Arbeitsgruppensitzung, die im Zwei-Jahres-Turnus in Quebec (Ville)
bzw. Bayern (München) stattfindet. Hierbei aktualisierte ich den Stand der laufenden
Projekte und trat in Kontakt mit diversen bayerischen als auch quebecischen
Institutionen. Hervorzuheben ist in diesem Kontext beispielsweise die Korrespondenz
mit der Bayerischen Staatskanzlei, der Bayerischen Forschungsallianz sowie dem
Ministère des Relations Internationales in Québec, deren Ministerialbeamten ich
zuarbeitete. Gemeinsam mit dem Leiter der Bayerischen Vertretung durfte ich an den
vorbereitenden Sitzungen im Vorfeld der Konferenz ebenso teilnehmen wie an der
letztendlichen Arbeitsgruppensitzung in Québec. So konnte ich mich u.a. einmal beherzt
und erfolgreich für die Fortführung der Unterstützung des Dok.Festivals in München
aussprechen, auf welchem in den vergangenen Jahren auch immer wieder
quebecischen Beiträge zu sehen waren.
Im Rahmen dieser Veranstaltung im Juni betreute ich außerdem die von der
Staatskanzlei entsandte Fachdelegation, nahm protokollarische Aufgaben wahr und
begleitete einen Delegierten des Bayerischen Innenministeriums zu sämtlichen
Terminen bei den örtlichen Ministerien und Behörden. Bei diesen Fachgesprächen
dolmetschte ich große Teile der Gepräche und stellte auch eigenständig Fragen –
insbesondere der zweistündige Außentermin im Immigrationsministerium hat mir dabei
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große Freude und neue Erkenntnisse bereitet. Erwähnenswert sind noch die diversen
Staatsbanketts anlässlich der Arbeitsgruppensitzung, an denen ich teilnehmen durfte
und durch die ich zugleich die Kontakte zu den Münchnern und quebecischen
Delegierten noch vertiefen konnte. Nicht zuletzt übersetzte ich während der
Nachbereitung
der
Konferenz das
offizielle
Kooperationsabkommen
aus
dem
Französischen ins Deutsche.
Weitere Tätigkeiten
Zwar wurde es im Juli und August aufgrund des „Sommerlochs“ ein wenig ruhiger,
allerdings gab es neben mehrerer laufender Projekte und Besuchsvorhaben (z.B.
koordinierte ich den Aufenthalt und das Programm der Delegationsreise der HannsSeidl-Stiftung, die Tournée der Siegerband des Bayerischen Newcomer Contests in
Québec) bürointern genug zu tun: Beispielsweise übernahm ich die Praktikavergabe für
das erste Halbjahr 2015. Nachdem ich alle eingehenden Bewerbungen registriert und
auf den in Absprache mit dem Leiter der Vertretung erstellten Kriterienkatalog geprüft
hatte, durfte ich einmal „Assessment Center“ spielen und eine erste Kandidatenauswahl
treffen. Diese stellte ich in einem internen Meeting auf Französisch vor und führte nach
Zustimmung meiner Vorgesetzten das jeweils erste Bewerbergespräch. Im Falle der
Zussage unterstütze ich die PraktikumsanwärterInnen bei Ihren Vorbereitungen und
wickelte die Flugbuchung sowie nötige Korrespondenz ab.
Öffentlichkeitsarbeit
Zum Zuständigkeitsbereich der PraktikantInnen gehört von Beginn an die Aufgabe,
Artikel und Pressemeldungen für die Homepage (http://www.baviere-quebec.org) zu
schreiben und ins Englische und Französische zu übersetzen. Dabei arbeitete ich eng
mit der für die PR zuständigen Büromitarbeiterin zusammen, die mir dank Ihrer
Erfahrung und Dreisprachigkeit wertvolle Hilfestellungen geben konnte. Sie arbeitete
mich auch in das von der BV gebräuchliche Content Management System Imperia ein,
sodass ich während ihres Urlaubs eigentverantwortlich unsere Homepage sowie Social
Media Accounts (Facebook, Twitter) betreuen konnte.
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Interkulturelle Erfahrungen
Sowohl arbeitsintern als auch außerhalb des Praktikums empfand ich es als besonders
bereichernd, an der kulturellen Diversität Montreals und Kanadas teilzuhaben, sie vor
Ort mitzuerleben und die kanadischen Provinzen Québec und Ontario (Ottawa, Toronto)
sowie die USA zu bereisen. Durch meine französische Wohngemeinschaft, den engen
Austausch mit meiner Mitpraktikanten und das Mitspielen in einer québecischen
Fußballmannschaft entstanden einige Freundschaften, die ich auch nach meiner
Rückkehr nach Deutschland gerne pflegen möchte. (Einen Beweis des äußerst
toleranten und harmonischen Verhältnisses gibt der gemeinsame Roadtrip mit meinen
französischen Mitbewohnern und zwei mich besuchenden Komilitoninnen aus München,
als wir nach dem WM-Viertelfinalspiel Deutschland – Frankreich zu einer achtstündigen
Autofahrt nach Boston aufbrachen.) Mein Mitbewohner und drei québecische
Mannschaftskollegen haben bereits ihren Gegenbesuch pünktlich zum Oktoberfest in
München angekündigt. Zwar stellte mich der québecische Akzent immer wieder vor
Herausforderungen im Verständnis der französischen Sprache, allerdings half dagegen
umso mehr der Austausch mit den Québecois, die gegenseitige Toleranz sowie eine
gehörige Portion Humor (z.B. haben in Québec frz. Redewendungen oder Wörter eine
ganz andere Bedeutung und umgekehrt). Wirkliche Kontakte zu englischsprachigen
Montréalais knüpfte ich jedoch nur wenige, was zweifellos auch eine Frage des
Wohnviertels ist.
Schließlich beruht auch die politische Entscheidung zur Förderung der Zusammenarbeit
von Bayern und Québec auf den Gemeinsamkeiten der beiden Partner. Beide Regionen
legen großen Wert auf die Bewahrung ihrer eigenen Identität und Kultur und pflegen
bewusst ihre Traditionen. Wirtschaftlich sind sowohl Bayern als auch Québec HighTech-Standorte sowie Vorreiter in der Entwicklung erneuerbarer Energien. Die
Schwerpunktfelder der wirtschaftlichen Partnerschaft sind dabei Luft- und Raumfahrt,
Medizin- und Energietechnik sowie die Medienindustrie.
Lebenshaltungskosten
Zwar habe ich ein relativ preiswertes WG-Zimmer in Montréal gefunden, allerdings
bewegten sich die sonstigen Lebenshaltungskosten auf einem recht hohen, mit
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München vergleichbaren Niveau. Generell sind bei Einkäufen die im Preis noch nicht
inbegriffenen Taxes (Service- und Mehrwertsteuer) von ca. 15% aufzuschlagen. Bei
den alltäglichen Lebensmitteleinkäufen fielen vor allem die Preise für Milchprodukte,
Obst und Fleisch ins Gewicht. Um teure Supermarkteinkäufe bei der Kette IGA oder
Metro zu vermeiden, kann ich daher empfehlen, auf den Wochenmarkt „Jean
Talon“ (orangene Linie) zu fahren oder im anglophonen Viertel ansässigen Supermarkt
„Adonis“ (grüne Metrolinie „Atwater“) einkaufen zu gehen. Dort war die Auswahl
wesentlich größer und die Preise meist günstiger als in den herkömmlichen Filialen.
Eine
besondere
Eigenart
der
quebecischen
Infrastruktur
stellt
zudem
das
flächendeckende Vorkommen von sog. „Dépanneurs“, eigentlichen „Spätis“ bzw. TanteEmma-Läden dar, die i.d.R. über alle nötigen Lebens- und Haushaltsmittel verfügen und
diese nicht (wesentlich) teurer als im Supermarkt verkaufen.
Sport
Wie bereits oben erwähnt, habe ich eher durch Zufall und den Kontakt einer ehemaligen
Praktikantin Bekanntschaft mit einem Québécois gemacht, der mich sofort für seine
Amateur-Fußballmannschaft
verpflichtete.
Das
bedeutete
eine
Reihe
von
Sonntagsspielen in der Stadtliga und viel Spaß (zu einem Unkostenbeitrag von 10 CAD).
Daneben schrieb ich mich auch in dem nur ein paar Schritte von meiner Wohnung
entfernten Sport- und Kulturzentrum „Père Marquette“ ein, in dem ich insgesamt zwei
Zumbakurse
(Frühlings- &
Sommerturnus)zu
je
50
CAD
pro 7
bzw.
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Trainingseinheiten belegte. Außerdem habe ich gelegentlich von einem Gasteintritt in
den örtlichen YMCA`s durch dort abonnierte Freunde profitiert. Diese zahlten monatlich
etwa 40 CAD für die Nutzung so gut wie aller Sportkurse und Trainingseinrichtungen.
Für alle Wasserfreunde sind die Frei- und Hallenbäder in ganz Montreal kostenlos –
besonders im Winter lohnt sich das Schwimmen, da dann die Bäder nicht so überfüllt
sind und es spezielle Zeiten für Erwachsene bzw. „Bahnen-Schwimmer“ gibt. Nicht
zuletzt prägen auch die diversen Baseball- und Tenniscourts das Stadtbild und stehen
grundsätzlich Jedem offen. Zwei- Dreimal habe ich mit einem Tennispartner dort
gespielt und pro Court und Stunde gerade einmal fünf Dollar bezahlt. Buchungen und
Reservierungen werden über die Homepage der Stadt Montreal abgewickelt.
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Studienbezug und Relevanz für angestrebte Berufstätigkeit
Das Praktikum sehe ich als wirklich bereichernde Erfahrung für meine berufliche wie
persönliche Weiterentwicklung. Gerade nach dem Abschluss meines Magisterstudiums
und die Frustation über den schwierigen Einstieg in den Journalismus habe ich nun
meine Ziele und Vorstellungen von einem erfüllenden Beruf noch einmal neu justizieren
können. Zwar macht es mir weiterhin großen Spaß, gesellschaftliche Zusammenhänge
kritisch und schriftlich zu reflekieren und ich favorisiere immer noch eine journalistische
Laufbahn. Allerdings hat mir die politische und interkulturelle Arbeit in Montreal gezeigt,
dass auch eine Karriere im diplomatischen Bereich reizvolle Tätigkeitsfelder bereitstellt,
auf dem oft Veränderungen im kleinen, aber effektiven Rahmen bewirkt werden können.
Diese Erkenntnis war mitunter auch der Grund für die Bewerbung und Teilnahme am
Auswahlverfahren des Auswärtigen Amts, dessen Ergebnis ich in den kommenden
Wochen erwarte.
Zusammenfassend ziehe ich ein überwiegend positives Resümee aus diesem
Praktikum. Die Arbeitsatmosphäre in dem recht kleinen Team der Staatsvertretung war
überaus gut und wirkt sich positiv auf die Produktivität aus. Durch den relativ großen
Spielraum in eigenverantwortlichen Arbeit, die mir mit den Projekten übertragen wurde,
erhielt ich einen breiten Überblick über das gesamte Tätigkeitsfeld der Vertretung.
Besonders positiv wird mir die Stadt, die Region und die Bevölkerung in Erinnerung
bleiben. Kulturell ist Montréal eine bunte Mischung, eine außergewöhnliche Stadt mit
nordamerikanischen, aber auch dezidiert europäischen Einflüssen, die im Sommer
niemals still steht und in der man herzlich aufgenommen wird. Ferner habe ich durch
die Multilingualität meine Französisch- und Englischkenntnisse wieder auffrischen
können.
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