aktuell Nr. 35 vom 07.09.2015 ( PDF , 8,6 MB)
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D 8512 51. Jahrgang Nr. 35 Montag, 7. September 2015 Nachrichten Politik Neue Militärdoktrin Die Ukraine hat sich eine neue Militärdoktrin gegeben – und will Mitglied der NATO werden. Seite 4 Einsatz Neu an Bord Nachfolger gesucht Die Bundeswehr bekommt neue Möbel. Innovativ und komfortabel sollen sie sein. Der Design-Wettbewerb läuft. Seiten 6/7. Ein Interkultureller Einsatzberater unterstützt die Marine bei der Mission im Mittelmeer. aktuell hat mit ihm gesprochen. Seite 5 Streitkräfte Neu an der Spitze Generalleutnant Jörg Vollmer ist seit einigen Wochen Inspekteur des Heeres – ein aktuell-Interview. Seite 8 Video der Woche: Foto: [M] Bienert/RedBw/Prochaska/RedBw Nobody is perfect! Am 5. Mai 2015 geht die Redaktion der Bundeswehr mit dem Format „MitOlli“ auf YouTube an den Start. Alle zwei Wochen erscheint ein neues Video, in dem Hauptfeldwebel Oliver Bender verschiedene Bereiche der Truppe kurz und knackig vorstellt. Die Reihe kommt an: Die Playlist hat mehr als 125 000 Abonnenten. Bei aller Professionalität, gibt es aber Pleiten, Pech und Pannen bei der Produktion der Clips. Erstmalig nun einige Ausschnitte. Vorhang auf! Der Beitrag „#MitOlli – Outtakes“ unter www. youtube.com/bundeswehr. aktuell@bundeswehr.org 2 aktuell Intern 7. September 2015 Foto: Dorow/Bundeswehr Bild der Woche Abgesetzt: Die trinationale Task Force Cerberus bei der multinationalen Übung „Swift Response 2015“ auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels. Bei der Übung für Luftlandeoperationen bewiesen mehr als 5000 Soldaten aus elf Nationen ihre Reaktionsfähigkeit. Mehr Informationen auf www.bundeswehr.de. Impressum Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: aktuell@bundeswehr.org Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Zitat Editorial „Das verdient Anerkennung. Da geht es nicht nur um Geld.“ Die EU-Arbeitszeitrichtlinie betrifft auch die Bundeswehr. Ab 2016 müssen sich Soldaten genau an die vorgeschriebenen Arbeitszeiten halten. 41 Stunden pro Woche, dann muss die Arbeit erledigt sein. Zumindest im Grundbetrieb. „Mit dieser Regelung wird die Arbeitszeit zu einer Ressource, mit der man noch verantwortungsvoller und sorgsamer umgehen muss“, sagt der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, im aktuell-Interview (Seite 8). Der verantwortungsvolle Umgang mit Zeit – genau dieser Aspekt birgt die große Chance, dass die verbindliche Vorgabe nicht zur Last wird, sondern den Arbeitsalltag attraktiver macht. Auch für Soldaten wird in Zukunft noch berechenbarer sein, wann sie im Dienst sind und wann nicht. Attraktiver sollen auch die Liegenschaften der Bundeswehr werden. Ab 2018 soll es neue Möbel geben, der Design-Wettbewerb läuft bereits. Die Anforderungen an die Möbelserie sind hoch. Schick und zeitlos sollen sie aussehen, robust müssen sie sein, aber auch praktisch und leicht zu handhaben. Und am Ende muss auch der Komfort stimmen. Bundestrainer Joachim Löw über die „Til Schweiger Foundation“. Löw selbst unterstützt die Stiftung, die sich für benachteiligte und traumatisierte Kinder, insbesondere junge Flüchtlinge, einsetzt. Kalenderblatt Vor 65 Jahren: Am 7. September 1950 beginnt in Ost-Berlin unter internationalen Protesten der Abriss des 1443 erbauten Berliner Stadtschlosses, eines der bedeutendsten Barockbauten der Welt. 23 Jahre später wird dort der Palast der Republik, Sitz der DDR Vokskammer, errichtet und 1990 wegen Asbestbelastung geschlossen. Seitdem wird über eine Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses diskutiert. Vor 75 Jahren: Am 12. September 1940 wird in den Vereinigten Staaten der Prototyp eines neuen 4x4 Geländefahrzeugs vorgestellt, dessen Entwicklung die US-Army in Auftrag gegeben hat. Nach nur 49 Tagen Konstruktionzeit werden die ersten Fahrzeuge fertiggestellt. Der „Jeep“ ist geboren und tritt seinen eindrucksvollen Siegeszug in verschiedenen Armeen und später auch im Zivilen an. Vor 160 Jahren: Am 8. September 1855 verliert Russland die Festung Sewastopol im sogenannten Krimkrieg. Frankreich, Großbritannien und das Königreich Sardinien verbünden sich mit dem Osmanischen Reich gegen Russland, das sein Machtanspruch ausdehnen will. Der Konflikt findet mit dem dritten „Pariser Frieden“ 1856 sein Ende, der zu einer neuen Machtkonstellation in Europa führt. Vor 165 Jahren: Am 9. September 1850 wird Kalifornien als einunddreißigster Staat in die USA aufgenommen. Durch den kalifornischen Goldrausch kommen Hunderttausende Goldsucher. Heute ist Kalifornien der mit Abstand bevölkerungsreichste Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Damit das Ergebnis gut wird, sind Soldaten in den Prozess eingebunden. Etwa 50 Stuben werden eingerichtet, sobald beschlossen ist, wie die Möbel aussehen sollen. Dann beginnt ein einjähriger Test unter den realen Bedingungen im Leben eines Soldaten. Die neue Möbelserie ist eine Maßnahme, um die Attraktivität der Bundeswehr zu steigern. Ein wichtiger Baustein, der aber nur einen entscheidenden Unterschied machen wird, wenn die weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr greifen. Angenehmer Komfort ist für alle, die sich von ihren Familien viel zu lang getrennt fühlen, zwar erleichternd. Letztlich aber nur ein bisschen. Vivien-Marie Bettex Redakteurin Politik 7. September 2015 Ministerium / Hintergrund aktuell 3 Ende der Sommerpause Im Bundestag geht es in den kommenden Wochen auch um sicherheitspolitische Themen. Berlin. Nach der Sommerpause erwacht das parlamentarische Leben in der Hauptstadt. Verteidigungspolitisch steht in den nächsten Wochen einiges auf der Agenda. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, sagt auf Anfrage der Redaktion der Bundeswehr: „Der Verteidigungsausschuss hat im Herbst diesen Jahres ein komplexes Programm zu absolvieren. Das reicht vom Haushalt, verbunden mit der Frage der Finanzierung einer Vollausstattung der Bundeswehr sowie der Beiträge zur NATO, über die Reform des Parlamentsbeteiligungsgesetzes bis hin zur Situation in Afghanistan und in Afrika.“ 34,2 Milliarden Euro für 2016 Bereits an diesem Mittwoch nach den Parlamentsferien wird es im Rahmen der Haushaltsdebatte des Bundestages um den Verteidigungsetat für das kommende Jahr gehen. Aus den vom Kabinett beschlossenen Eckwerten für den Haushalt 2016 geht hervor, dass die Bundeswehr im kommenden Jahr rund 34,2 Milliarden Euro erhalten soll – bisher waren im Haushalt 32,4 Milliarden vorgesehen Foto: Wilke/RedBW (2) von Jörg Fleischer Verteidigungshaushalt und Parlamentsvorbehalt bei Kampfeinsätzen: Der Deutsche Bundestag wird sich mit verschiedenen sicherheitspolitischen Themen befassen. – ein Plus von fast 1,8 Milliarden Euro. Bis 2019 sollen rund acht Milliarden Euro zusätzlich in den Wehretat fließen. So sind für 2017 und 2018 pro Jahr rund zwei Milliarden Euro mehr für die Streitkräfte eingeplant, für 2019 sogar mehr als 2,1 Milliarden Euro. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird zum Thema sprechen. Weiter dürften in den kommenden Wochen die Empfehlungen der „Rühe-Kommission“ zur Überprüfung und Sicherung der Parlamentsrechte bei der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr Thema sein. Der Gremiumsvorsitzende, der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe, hatte im Juni seinen Bericht an Bundestagspräsident Norbert Lammert übergeben. Der Empfehlung der Kommission zufolge soll die Zustimmung des Bundestags weiterhin notwendig und der Kampfeinsatz von deutschen Soldaten ohne parlamentarisches Mandat nicht möglich sein. Die Debatte im Parlament wird in der Expertise als wichtiges Instrument angesehen, um die Bürger von der Wichtigkeit eines Einsatzes zu über- zeugen. Die Rühe-Kommission empfiehlt jedoch eine Klarstellung des Einsatzbegriffs durch den Gesetzgeber. Ausschuss trifft Kanzlerin Hellmich über weitere Punkte auf dem Programm des Verteidigungsausschusses: „Konkret streben wir den Besuch einer Delegation des tunesischen Verteidigungsausschusses an und befassen uns zudem mit der Unterstützung der Flüchtlingspolitik durch die Bundeswehr.“ EU berät über Kampf gegen Schlepper Außerdem ist geplant, dass der Ausschuss in einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die globale Sicherheitslage erörtert. Noch in diesem Monat steht zudem eine Reise auf dem Programm des Verteidigungsausschusses. Mit der „Transall“ C-160 geht es von Berlin zum Fliegerhorst in Wunstorf – dort ist die bisher einzige Maschine des neue Militärtransporters der Bundeswehr A 400 M stationiert. Die Auslieferung der Transportflugzeuge verzögert sich seit Monaten. Hoofe trifft GVPA zu Gesprächen Rettung im Mittelmeer: Deutsche Soldaten nähern sich einem seeuntüchtigen Boot mit Dutzenden Flüchtlingen an Bord. politik (GSVP). Der Fokus lag auf der laufenden Mittelmeermission EUNAVFOR MED. Auslöser des maritimen Einsatzes war der Anstieg der Flüchtlingsströme von Afrika nach Europa. “Ich werde den Verteidigungsministern vorschlagen, von Flüchtlingskrise: Die Bundeswehr hilft weiterhin im Inland Neumünster. Die Bundeswehr hat weiteres Material für Flüchtlingsunterkünfte bereitgestellt. Vergangene Woche brachte das Logistikbataillon 161 in Delmenhorst 800 Betten nach Neumünster in Schleswig-Holstein. Mehr als 9300 Flüchtlinge sind inzwischen in Liegenschaften der Bundes- wehr untergebracht. Auch bei der medizinischen Versorgung gibt es Unterstützung durch Soldaten. Ein Beispiel dafür ist Hamburg, dort bietet medizinisches Personal der Bundeswehr Sprechstunden für Flüchtlinge in einer Erstaufnahmeeinrichtung an. (eb) Phase 1 der Operation, in der es um Informationsgewinnung ging, zu Phase 2 überzugehen“, sagte Mogherini im Vorfeld. Grundsätzlich sieht der Operationsplan vor, in einer zweiten Phase die Boote von Schleppern zu suchen, aufzubringen und zu beschlagnahmen. „Deutschland wird sich weiterhin substanziell in Missionen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidgungspolitik der Europäischen Union engagieren“, sagte Staatssekretär Brauksiepe im Anschluss an das Treffen in Brüssel. Bislang retteten Soldaten der Bundeswehr im Mittelmeer mehr als 7000 Menschen. Die Fregatte „Schleswig-Holstein“ und der Tender „Werra“ unterstehen seit dem 30. Juni 2015 dem europäischen Marineverband EUNAVFOR MED. Insgesamt beteiligen sich aktuell 21 Staaten an der Mission im Mittelmeer unter dem Kommando eines italienischen Konteradmirals. (flo) Foto: Grauwinkel/BMVg Brüssel. Der Parlamentarische Staatssekretär Ralf B rauksiepe hat vergangene Woche an einem informellen Treffen der Verteidigungsminister der Europäischen Union in Luxemburg teilgenommen. Im Vordergrund standen Pläne zur Ausweitung des Marine-Einsatzes im Mittelmeer. In einer Arbeitssitzung unter dem Vorsitz von Federica Mogherini, der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, informierten sich die Minister über die laufenden Einsätze im Rahmen der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungs- Foto: Kleemann/Bundeswehr Staatsekretär Ralf Brauksiepe nimmt am Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel teil. Berlin. Staatssekretär Gerd Hoofe ist vergangene Woche mit dem neuen Vorstand des Gesamtvertrauenspersonenausschuss (GVPA) zusammengekommen. Gemeinsam erörterten sie unter anderem den Fortschritt bei der Einführung der gesetzlichen Arbeitszeit für Soldaten. Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Ausstattung. Der Staatsekretär betonte als wesentlichen Erfolgsfaktor für die Arbeit der Bundeswehr eine strukturgerechte Ausstattung, die sich an den Aufgaben orientieren müsse. Der GVPA repräsentiert alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche sowie alle Laufbahn- und Statusgruppen. Die 35 Mitglieder werden aus der Mitte der Vertrauenspersonen der Bundeswehr gewählt. (eb) Politik / Hintergrund China reduziert seine Armee Peking. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hat vergangene Woche die Verringerung der chinesischen Volksarmee um 300 000 auf zwei Millionen Soldaten angekündigt. China geniesse den Status eines der führenden Länder der Welt, strebe jedoch keine Vorherrschaft an, so der chinesische Staatschef. Kurz nach der Ankündigung nahm Xi in Peking eine gigantische Militärparade mit 12000 Soldaten, hunderten Panzern sowie Kampfjets unter Anwesenheit prominenter Politiker, wie Russlands Präsident Putin ab. China streitet derzeit mit einigen asiatischen Nachbarn über einige Inseln und den Grossteil des Südchinesischen Meeres, ausserdem bieten Ansprüche über das Ostchinesische Meer Konfliktpotential zwischen China und Japan.(yb) Foto: NATO NATO eröffnet neue Kommandozentren Vilnius. Die NATO hat sechs Kommandozentren in osteuropäischen Mitgliedstaaten in Betrieb genommen. Die Stützpunkte in Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien haben in der vergangenen Woche ihre Arbeit aufgenommen. „Kein NATO-Partner steht allein da“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (Foto l.) bei der Eröffnung. In jedem der sechs Kommandozentren sind etwa 40 Offiziere eingesetzt, die Manöver – und im Ernstfall auch Einsätze – der neuen schnellen Eingreiftruppe der Allianz koordinieren sollen. (cfm/ju/vmd) Somalia: Islamisten töten Soldaten Mogadischu. Bei einem Angriff der Shebab-Miliz auf einen Stützpunkt der Militärmission der Afrikanischen Union (AU) in Somalia sind offenbar dutzende Soldaten getötet worden. Die AU-Militärmission erklärte daraufhin am vergangenen Dienstag, ihre Truppen hätten einen „taktischen Rückzug“ vollzogen. Eine Opferzahl gab sie nicht an. Die islamistischen Rebellen hatten zuvor zwei Brücken vor dem Lager gesprengt und ein mit Sprengstoff beladenes Auto in den Eingang gerammt, berichteten Augenzeugen. Dann stürmten sie das Lager. (uvs/bfi/vmd) 7. September 2015 Waffenruhe im Südsudan Im jüngsten Staat der Welt halten die Spannungen zwischen Regierung und Rebellen an. Addis Abeba. Im Südsudan haben sich Regierung und Rebellen erneut auf eine Waffenruhe geeinigt. Beobachter haben allerdings Zweifel, dass sie tatsächlich halten wird. Präsident Salva Kiir hatte seiner Armee Ende August befohlen, die Gefechte mit den Rebellen einzustellen. Er hatte zuvor ein unter internationaler Vermittlung ausgehandeltes Friedensabkommen unterzeichnet, zugleich aber „ernsthafte Bedenken“ gegen die Vereinbarung angemeldet. UN-Sicherheitsrat droht mit Sanktionen Der Staatschef überreichte den internationalen Vermittlern ein zwölfseitiges Dokument mit den Kritikpunkten seiner Regierung und rief dazu auf, das Abkommen noch einmal zu überarbeiten. Rebellenchef Riek Machar, der das Friedensabkommen schon anderthalb Wochen vor Kiir unterzeichnet hatte, äußerte daraufhin Zweifel an Kiirs Friedenswillen. Der UN-Sicherheitsrat bekräftige seine Drohung, im Falle einer Nicht-Einhaltung des Friedensabkommens Sanktionen zu verhängen. Beide Seiten seien aufgefordert, „sofort die ständige Waffenruhe zu befolgen“, schrieben die 15 Mitglieder des Sicherheitsrats in einer einstimmig beschlossenen Erklärung. Anderenfalls werde der UN-Sicherheitsrat „angemessene Maß- Fotos: imago (3) aktuell Auf der Flucht: Zehntausende Menschen haben wegen der andauernden Kämpfe ihre Häuser verlassen. Das Bild zeigt ein Flüchtlingslager in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. nahmen“ prüfen, darunter „ein Waffenembargo und zusätzliche gezielte Sanktionen“ wie das Einfrieren von Konten und Einreiseverbote. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben die USA im UN-Sicherheitsrat bereits einen Entwurf für Sanktionen vorgelegt. Im Dezember 2013 war der Machtkampf zwischen Kiir und Machar – seinem früheren Stellvertreter – eskaliert. Verschärft wird der Konflikt dadurch, dass die Politiker unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Tausende sind auf der Flucht In dem jungen afrikanischen Staat sind bei Kämpfen und Misstrauen: Präsident der Republik Südsudan Salva Kiir (l.) und Rebellen-Chef Riek Machar (r.). ethnisch motivierten Massakern inzwischen zehntausende Menschen getötet worden. Rund 2,2 Millionen Südsudanesen sind aus ihren Häuser geflohen. In dem Friedensabkommen ist eine Machtteilung zwischen Regierung und Rebellen vorgesehen. Beide Seiten hatten in der Vergangenheit bereits mindestens sieben Mal Waffenstillstandsvereinbarungen geschlossen. Allerdings wurden alle Vereinbarungen stets binnen weniger Tage oder Stunden gebrochen. Der Südsudan hatte sich erst im Juli 2011 für unabhängig erklärt und ist damit der jüngste Staat der Welt. In dem afrikanischen Land leben rund 8,2 Millionen Menschen. (ts/mid/yb) Der größte Gegner Die Ukraine beschließt neue Militärdoktrin – und räumt mit „irrigen“ Annahmen auf. Kiew. Der Nationale Sicherheitsund Verteidigungsrat der Ukraine hat vergangene Woche den Entwurf einer neuen Militärdoktrin verabschiedet. Die alte Doktrin stammte noch aus Sowjetzeiten. Das neue Dokument bezeichnet nun den einstigen engsten Verbündeten Russland als „größten militärischen Gegner“. Die Ukraine legt darin außerdem die „Bedingungen für eine Befreiung“ der von Russland annektierten Halbinsel Krim sowie der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiete in der Ostukraine fest. So hieß es in einer kurzen Erklärung des Sicherheits- und Verteidigungsrats. Der Entwurf muss demnach noch von Präsident Petro Poroschenko gebilligt werden. Vor Beginn der Sitzung sagte Poroschenko, die bisherige Doktrin sei davon ausgegangen, die Hauptbedrohung gehe vom Westen aus. Diese „irrige“ Annahme sei seit der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepublik niemals berichtigt worden. NATO-Beitritt wird angestrebt Die neue Doktrin rechnet mit der „hohen Wahrscheinlichkeit“ einer ausländischen Militärinter- vention in der Ukraine und sieht vor, erneut einen NATO-Beitritt anzustreben. Bereits im Dezember hatte das Parlament in Kiew ein Gesetz beschlossen, das den Status der Ukraine als blockfreien Staat annulliert – und somit den Weg für einen NATO-Beitritt geebnet. Jetzt beschloss der Rat außerdem eine Ausweitung der Sanktionen gegen Vertreter Russlands und anderer Staaten, die Foto: dpa/pa 4 Feinbild Russland: Der Nationale Sicherheitsrat der Ukraine. nach Auffassung Kiews die Separatisten in der Ostukraine finanzieren und unterstützen. EU verlängert Reiseverbote Unterdessen hat die Europäische Union entschieden, Sanktionen gegen Persönlichkeiten, die in den Ukraine-Konflikt verwickelt sind, um sechs Monate zu verlängern. Die EU-Botschafter beschlossen, dass Reise- und Vermögenssperren gegen rund 150 russische und ukrainische Staatsbürger bis März 2016 in Kraft bleiben. Unter den Betroffenen sind mehrere Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin. Auch die Konten von 37 Unternehmen und Organisationen, die zur Eskalation des Ukraine-Konflikts beigetragen haben sollen, bleiben gesperrt. (ans/ts/mt/ju) 7. September 2015 Einsatz / Bundeswehr aktuell 5 Foto: Olbricht/RedBw (2) Tauchunfall am Horn von Afrika An Bord: Oberstleutnant Arno M. ist Interkultureller Einsatzberater auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ (r.) im Mittelmeer eingesetzt. Kulturen verstehen Ein Interkultureller Einsatzberater unterstützt bei der Rettung im Mittelmeer. Catania. Die Fregatte „Schleswig-Holstein“ befindet sich im Mittelmeer. Dort ist sie im Rahmen von EUNAVFOR MED (European Naval Force Mediterranean) unterwegs. Durch das Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) in Rom wird sie über Seenotfälle informiert. Mit Höchstgeschwindigkeit geht es zur Unglücksstelle. Gleichzeitig bereiten die Soldaten an Bord alles Nötige für eine mögliche Rettung vor. Jetzt beginnt die Arbeit des Interkulturellen Einsatzberaters (IEB), des Oberstleutnant Arno M., an Bord. Vor Ort angekommen, stellt sich heraus, dass es sich um Schiffbrüchige aus Afrika handelt. „Eine meiner wesentlichen Aufgaben bei der Aufnahme der Menschen an Bord ist es, sie durch vertrauensbildende Maßnahmen zu begleiten. Unter anderem erkläre ich den Migranten den nun folgenden Aufnahmeprozess, die medizinische Versorgung oder die Essensausgabe an Bord“, sagt der Experte für interkulturelle Vermittlung. Kulturen im Dialog „Wissen die Geretteten wie es weitergeht und was mit ihnen passiert, beruhigen sie sich nach einer bis dahin ungewissen Flucht deutlich“, so der Kommandant der „Schleswig-Holstein“, Fregattenkapitän Marc Metzger, der die Arbeit und den Rat des Interkulturellen Einsatzberaters sehr schätzt. Sollte es doch einmal vorkommen, dass es zu Missverständnissen zwischen den Geretteten und der Besatzung oder auch zu Konflikten unter den verschiedenen Flüchtlingsgruppen kommt, tritt Arno M. als Schlichter auf. Bislang musste er noch nicht eingreifen. Ein Grund dafür ist, dass die Soldaten vor dem Einsatz über kulturelle Besonderheiten aufgeklärt wurden. Außerdem werden sie im Hinblick auf die Kommunikation mit den Migranten sensibilisiert. Gerade dieser Aspekt ist für den Kommandanten sehr wichtig. Die Besatzung gewinnt so an Sicherheit. Vor allem bei hohem Zeitdruck während einer Rettung kann so Missverständnissen in der Kommunikation vorgebeugt werden. Ein Einsatz der besonderen Art timen Einsatz teilgenommen. Die Gespräche mit den Geretteten an Bord gehen dabei oft weit über die klassische Arbeit eines interkulturellen Einsatzberaters hinaus.“ Die Fregatte „Schleswig-Holstein“ ist mit dem Tender „Werra“ seit Juni im Einsatz und hat im Rahmen der europäischen Mission EUNAVFOR MED den Auftrag, zunächst Informationen über die Netzwerke der Schleuser zu sammeln. Die Seenotrettung besteht aber als Pflicht eines jeden Seemannes weiter. Das Einsatzgebiet ist das Seegebiet zwischen der italienischen und libyschen Küste, außerhalb der Hoheitsgewässer. Der Beitrag „Einsatz Der Einsatz auf der „Schleswig-Holstein“ ist für Arno M. etwas ganz Besonderes. „Bisher habe ich noch nie an einem mari- im Mittelmeer - Vom Flüchtling zum Soldaten“ unter www.youtube.com/bundeswehr. „Wacken“ im Kosovo Foto: Bundeswehr Das Metal-Festival begeistert zum zweiten Mal im Feldlager Prizren. Prizren. „Ein Rockkonzert, das wäre was“, so war die einhellige Meinung unter den Soldaten des 41. Deutschen Einsatzkontingentes KFOR. Vier Monate sind sie über den Sommer im Kosovo. Da verpasst man so einiges: Am Strand liegen, mit Freunden abends im Biergarten sitzen oder luftige Sommerklamotten tragen oder auch das „Wacken Open Air“. So ging es auch Stabsfeldwebel Andree T., Kompaniefeldwebel der Feldjäger in Prizren. Seine Idee: „Wenn ich schon nicht dort sein kann, dann holen wir Wacken eben her.“ Gesagt, getan. Der bekennende Festivalfan organisierte zum zweiten Mal ein kleines Wacken-Konzert im Feldlager Prizren. 2011 in Kunduz kam T. zum ersten Mal die Idee, ein solches Konzert zu veranstalten. „Ich hab Das rockt: Das Marinemusikkorps begeistert die Soldaten vor Ort. damals einfach den Veranstalter angeschrieben und gefragt, ob sie nicht Lust haben, mich zu unterstützen“, erzählt der eingefleischte Metal-Fan. Sie schickten ihm T-Shirts, DVDs und vieles mehr vom Festival. Auf der Internetseite der Veranstalter war damals zu lesen: „We support our troups in Afghanistan.“ Doch das kleine Wacken- Revival blieb nicht nur dort. Andree T. organisiert es nun „Rocket-Hill-Run“ bei AFTUR bereits zum zweiten Mal in Prizren – das erste Konzert fand im Sommer 2013 statt. Mit Hilfe des Betreuungssenders Radio Andernach konnte er die Soldaten dann für sechs Stunden zu Musik und Videos abrocken lassen. Auch diesmal haben sich die Veranstalter des „Wacken Open Air“ wieder etwas einfallen lassen. Sie schickten insgesamt 100 kleine Taschen, sogenannte „Full-Metal-Bags“. Der Stabs- feldwebel packte noch selbst gestaltete Patches oben drauf und ließ sie für einen guten Zweck versteigern. „Der Erlös soll an das Soldatenhilfswerk gehen und den hinterbliebenen Kindern von gefallenen Soldaten zugutekommen“, verrät er. Am Ende konnte er sich über einen vierstelligen Spendenbetrag freuen. Auch der spontane Auftritt des Marinemusikkorps aus Kiel machte Wacken in Prizren zu etwas Besonderem. Die Musiker waren für andere Auftritte im Kosovo und übernahmen das Warm-Up zur Rock-Party. Wie in Wacken, hieß es auch in Prizren: „Militärmusik meets Metal“. Die Soldaten kamen voll auf ihre Kosten, die Stimmung war großartig, denn die Musik rockte einfach – und mit ihr die deutschen Soldaten. (csz) Foto: Bundeswehr (3) von Timo Petersen Djibouti. In Djibouti haben Soldaten der Deutschen Verbindungs- und Unterstützungsgruppe einen verunglückten Sporttaucher gerettet. Bei dem Spanier traten beim Tauchen in 18 Metern Tiefe körperliche Beschwerden auf. Er wurde umgehend in der Taucherdruckkammer behandelt. Als der Notruf kam, trainierten die deutschen Soldaten gerade mit anderen Nationen, wie bei einem Tauchunfall vorzugehen ist. Der Spanier, bei dem die sogenannte Taucherkrankheit diagnostiziert wurde, konnte nach der Behandlung in der Druckkammer in ein örtliches Krankenhaus zur Überwachung gebracht werden. Er wurde mittlerweile wieder entlassen. (eb) Der Lauf: Die Soldaten fordern und unterstützen sich. Kahramanmaras. Bei mehr als 30 Grad Celsius in den Morgenstunden haben rund 30 deutsche Soldaten in der Türkei am „Rocket-Hill-Run“ teilgenommen. Die Strecke in der Gazi-Kaserne in Kahramanmaras zeichnet sich durch ihr schwieriges Profil aus. Es mussten 15 Kilometer bis zum höchsten Punkt der Liegenschaft hinter sich gebracht werden. Die Strecke war bergig und kurvenreich. Gelaufen wurde in unterschiedlichen Anzügen – vom einfachen Sportanzug bis hin zum Feldanzug mit Schutzweste. Der Lauf zeichnete sich durch eine große Kameradschaft aus, denn jeder unterstütze dabei den anderen, um das Ziel zu erreichen. Die ersten Läufer in einfachem Laufanzug erreichten das Ziel nach 25 Minuten. Der Lauf fand das zweite Mal in der türkischen Liegenschaft statt. (eb) 6 aktuell Bundeswehr aktuell 7 Bundeswehr-Mobiliar im Wandel der Zeit Spint, Tisch, Bock Sie haben bald ausgedient: Die Abbildungen zeigen die aktuelle Ausstattung in „Buche Dekor“. von Dietmar Buse und Vivien-Marie Bettex Berlin. Die Bundeswehr sucht nach neuem, zeitgemäßem Mobiliar für ihre Unterkünfte. Jetzt geht der Design-Wettbewerb in die zweite Runde. Schon 2018 soll nach einjähriger Testphase die Ausstattung der Liegenschaften beginnen. Gesucht werden Möbel für 55 000 Unterkünfte. Hintergrund: Im Zuge der Agenda „Bundeswehr in Führung - Aktiv. Attraktiv. Anders.“ wurde die Umsetzung eines neuen, zeitgemäßen Standards für die Unterkünfte der Bundeswehr beschlossen. Die neue Möbelserie solle „zeitloses, wohnliches und innovatives Design mit funktionalen Anforderungen optimal vereinen“, heißt es in den Auslobungsunterlagen. Komfort und Privatsphäre Der Komfort soll nicht zu kurz kommen. Beispiel: Der Härtegrad des Lattenrostes soll in Zukunft individuell eingestellt werden können, die Matratze ist einen Meter breit. Für jede Einzelstube ist eine „Relaxing Area“ mit Sitzmöglichkeiten für bis zu drei Personen vorgesehen, die Arbeitsti- sche sind höhenverstellbar, eine Netzwerksteckdose sowie sechs Steckdosen werden Standard. Und: Eine lichtundurchlässige Abschirmung am Bett soll die Privatsphäre in Stuben mit Mehrfachbelegung – etwa in der Grundausbildung – erhöhen. Langlebig und nachhaltig Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) gibt für den Design-Wettbewerb verschiedene „Nutzerprofile“ vor – von der kurzfristigen Einzelunterbringung bis hin zur Mehrfachbelegung mit bis zu vier Personen. Ein weiteres Profil betrifft das „Leben in der Gemeinschaftsunterkunft“ der Stammeinheit für die Soldaten, die zum Wohnen in der Kaserne verpflichtet sind. Diese Stuben sollen zukünftig unter anderem geeignet sein, Gäste zu empfangen und auch über Nacht unterzubringen. Weitere Anforderungen: Das modulare System soll aus Einzelkomponenten bestehen, die je nach Bedarf erweiterbar und kombinierbar sind. Gefordert wird ein langlebiges und nachhaltiges Materialkonzept, das Pflege und Instandsetzung mit geringem materiellen und personellen Arbeitsaufwand ermöglicht. Besonders bei der Ausführung der Tische, Stühle, Sessel und Betten ist auf eine ergonomische Gestaltung zu achten. Zahlreiche Unternehmen sind daran interessiert, den fordernden Auftrag zu gewinnen und beteiligen sich am Wettbewerb. 23 Bewerber wurden zur ersten Wettbewerbsphase zugelassen. In der vergangenen Woche hat ein Preisgericht entschieden, welche Beiträge sich für die zweite Phase qualifiziert haben. Zum Preisgericht zählen unter anderem der Inspekteur des Heeres sowie renommierte Innenarchitekten und Designer als Fachpreisrichter. Weitere Sachverständige aus der Bundeswehr beraten das Gremium. Dabei handelt es sich um Soldaten aller Dienstgradgruppen und aus allen Teilstreitkräften, zivile Mitarbeiter, sowie Vertreter der Interessenvertretungen. Das Verfahren ist sowohl für die Bundeswehr als auch für Neue Möbel – diese Standards müssen erfüllt werden Neue Möbel für die Bundeswehr – das ist gar nicht so einfach. Um den Auftrag für die neue Einrichtungsserie zu erhalten, muss der Hersteller zahlreiche Auflagen erfüllen. aktuell nennt Beispiele: • • • • Alle Möbelstücke sollten durch maximal zwei Personen per Hand transportiert werden können. Die Abmessungen sollen so gewählt werden, dass die Möbel ohne Zerlegung durch Zimmertüren und Treppenhäuser bewegt werden können. Der Umfang des geschlossenen Aufbewahrungssystems – also der Schränke – soll sich für die Einzelunterbringung am Umfang der Ausrüstung des „Infanteristen der Zukunft“ orientieren. Der erforderliche Stauraum für persönliche Ausrüstung private Gegenstände umfasst in der Grundkonfiguration für Soldaten, die verpflichtet sind, in der Unterkunft zu leben, vier Kubikmeter. Die Auslobung verlangt eine „Harmonisierung“ mit folgendem zum Teil bereits vorhandenem Mobiliar wie Fernseher, • • • • • • Mini-Kühlschrank, Stehlampe und Spiegel. Für alle Materialien wird eine Prüfung der Geruchseigenschaften empfohlen. Das Holz muss zu 50 Prozent aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Bei der Verarbeitung der Rohstoffe dürfen unter anderem nachweislich keine krebserzeugenden Stoffe eingesetzt werden. Flammschutz ist Pflicht, allerdings dürfen vom Hersteller nur ganz bestimmte Mittel dafür eingesetzt werden. Entsorgung: Alle eingesetzten Materialien müssen problemlos zu entsorgen sein, dürfen zum Beispiel bestimmte Bindemittel nicht enthalten. Für alle Verschleißteile wie etwa Scharniere muss der Hersteller Ersatz für mindestens fünf Jahre sicherstellen. die Fachwelt etwas Besonderes. Denn während Wettbewerbe für Architekten – etwa im Hochbau – normales Geschäft sind, gab es im Jahr 2014 bundesweit nur zwei innenarchitektonische Wettstreite wie den laufenden Bundeswehr-Möbel-Wettbewerb. „Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Beteiligung“, sagt Jens Altenburg vom Bonner Infrastrukturamt BAIUDBw. Ganz viel Platz für Schuhe Sachverständige, die die Interessen der zukünftigen Nutzer vertreten, haben bereits im Zuge verschiedener Workshops im Vorfeld ihre Erfahrungen und Wünsche aktiv eingebracht und somit das Anforderungsprofil an die neuen Möbel maßgeblich beeinflusst. Die zweite Preisgerichtssitzung ist für Mitte November geplant. Dann sollen Modelle der Entwürfe präsentiert werden. Nach Auswahl des Siegerentwurfs und der Produktion von Möbeln für etwa 50 Stuben wird eine einjährige Testphase folgen. Ministerialdirektorin Alice Greyer-Wieninger, Abteilungsleiterin Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleis- tungen (IUD) im Verteidigungsministerium ist mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. „Ich bin begeistert von der Interaktion zwischen Jury und Sachverständigen über alle Altersgruppen hinweg, aber auch von den innovativen, zum Teil sehr unterschiedlichen Entwürfen. Ich freue mich auf die nächste Sitzung, wenn wir die ausgewählten Konzepte im Modell erleben dürfen“, sagt Greyer-Wieninger. Verantwortlich für die Entwicklung der neuen Möbelserie ist das Referat IUD I 6. Zusammen mit der Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb – kurz g.e.b.b. – wurden die Grundlagen und funktionalen Bedarfsanforderungen an die neue Möblierungsserie definiert. Vertreter des Rats für Formgebung aus Frankfurt haben den Teilnehmerwettbewerb fachlich unterstützt. Übrigens: Besonders viel Platz sehen die Anforderungen des BAIUDBw für Schuhe vor. In der Einzelunterbringung soll der „geschlossene Aufbewahrungsraum“ Platz für zwölf Paare bereithalten – vier Paar Kampfstiefel, drei Paar Sportschuhe, zwei Paar Halbschuhe, ein Paar Badepantinen und zwei Paar private Schuhe. Anfänge der Bundeswehr „Olympia“ Anfänge der Bundeswehr Aktuelle Ausstattung „Buche Dekor“ Einführung der Serie „Olympia“, 1972 „Buche Dekor“ „Olympia“ „Buche Dekor“ Grafik: [M] Bienert/RedBw, Neumann/RedBw, Prochaska/RedBw, Foto: Neumann/Bundeswehr (1), Faller/Bundeswehr (1), Oed/Bundeswehr (1), Kazda/Bundeswehr (1), Steiner/Bundeswehr (1), Neumann/RedBw (1), Stammer/Bundeswehr (1), Bienert/RedBw (1) Komfortabel, zeitlos und innovativ sollen sie sein: Die Bundeswehr bekommt neue Möbel – und die sollen hohe Ansprüche erfüllen. 8 aktuell bundeswehr 7. September 2015 „Verteidigung, Verzögerung, Angriff.“ Was ist das für ein Heer, an dessen Spitze Sie da stehen? Ein Heer in Top-Form, oder – wie externe Medien immer wieder berichten – ein Heer, das mitunter etwas hinkt? Es ist ein Heer, das unverändert sehr engagiert in Auslandseinsätzen ist. Und gleichzeitig – und das ist die wesentliche Änderung seit dem vergangenen Jahr – ein Heer, das im Rahmen des Readiness Action Plans der NATO gefordert wird. Wir nehmen dabei an einer Vielzahl von Übungen teil. Es gibt eigentlich keine Übung, an der wir nicht beteiligt sind – in den drei baltischen Staaten, in Polen, aber auch in Ungarn. Der Auftrag der Landes- und Bündnisverteidigung ist wieder deutlich mehr in den Fokus gerückt. Wie sehr fordert diese Umstellung das Heer? Ist die Truppe ausreichend gut aufgestellt? Wir wollen und können die Auslandseinsätze weiter in Bw Classix Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr: Das sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. In diesem Beitrag aus dem Jahr 1992 geht es um die Panzerabwehr aus der Luft – mit dem Panzerabwehrhubschrauber BO 105. Bei einer Übung zeigen die Soldaten, die Herausforderungen. Der Beitrag „Panzerabwehr aus der Luft“ unter www. youtube.com/bundeswehr. bewährter Art und Weise leisten. Zusätzlich haben wir eine neue Herausforderung mit der Umsetzung der Bündnisverteidigung zum Schutz unserer Nachbarn im Osten, insbesondere der drei baltischen Staaten und Polen. Dort werden der Truppe ganz andere Qualitäten abverlangt. Zur Einordnung: Wir haben zurzeit rund 600 Heeressoldaten in Auslandseinsätzen. Gleichzeitig beteiligen sich in diesem Jahr etwa 4500 Heeressoldaten an Übungen in den baltischen Staaten, in Polen und der großen NATO-Übung „Trident Juncture“. Zusammengefasst: Wir müssen beides können. Deshalb legen wir jetzt den Schwerpunkt bei der Ausbildung wieder ganz klar auf die klassischen Operationsarten: Verteidigung, Verzögerung, Angriff. Bei der Stabilisierung wollen wir unser Können erhalten. Reicht die Ausstattung, um den neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen gerecht zu werden? Vor einiger Zeit haben wir noch von einer Vorwarnzeit von mehreren Jahren gesprochen. Vor diesem Hintergrund, verbunden mit dem finanziell vorgegebenen Rahmen, wurde die Truppe nicht mehr voll mit Material ausgestattet, sondern im Schnitt nur noch etwa zu 70 Prozent. Das ist jetzt Im Gespräch: Generalleutnant Vollmer im Interview mit aktuell in der vergangenen Woche. anders. Nach der Veränderung der sicherheitspolitischen Lage besteht die Herausforderung nun darin, die Truppe zusätzlich mit den fehlenden 30 Prozent des strukturell unterlegten Materials auszustatten, um reaktionsschnell und flexibel reagieren zu können. Es wird einige Zeit dauern, bis dieses Ziel erreicht sein wird, so dass wir damit unseren Auftrag vollumfänglich erfüllen können. Grundsätzlich gilt, dass wir mit zwei gepanzerten Divisionen mit jeweils drei Brigaden und den besonderen Fähigkeiten der Division „Schnelle Kräfte“ im Heer für die Zukunft gut aufgestellt sind. Und die NATO-Partner? Zeigen sie Verständnis, oder wünschen sie sich mehr Tempo vom deutschen Heer? Unser Tempo ist beeindruckend gut. Man muss sich das mal vor Augen führen: Im September letzten Jahres wurde entschieden, dass das multinatio- nale Korps Nordost in Stettin mit dem High Readiness Status eine völlig neue Aufgabe bekommt. Innerhalb weniger Monate haben dann die drei Rahmennationen Polen, Dänemark und Deutschland über eine neue Struktur dieses Korps-Hauptquartiers entschieden. Kurz darauf einigten sich alle auch darüber hinaus beteiligten Nationen bereits in den Details, wie Personal und Finanzierung. Und nach nur neun Monaten sind die Soldaten in der neuen Struktur vor Ort. Das ist ein atemberaubendes Tempo. Auch bei der Übungspräsenz bei unseren östlichen Bündnispartnern haben wir einen Schnellstart hingelegt. Ich habe das Jägerbataillon 292 und einige andere Truppenteile während ihres zum Teil viermonatigen Aufenthaltes in Litauen besucht und kann nur sagen: Tolle Truppe! Für die Soldaten war vieles neu, aber sie haben sich den Herausforderungen ohne Vorbehalte gestellt, sie mit einer professionellen Selbst- verständlichkeit angenommen und hervorragend gelöst. Es gibt also viel zu tun. Allerdings werden auch Soldaten ab kommendem Jahr aufgrund der EU-Arbeitszeitrichtlinie sich streng an feste Zeiten halten müssen. Was kommt da auf das Heer zu? Mit dieser Regelung wird die Arbeitszeit zu einer Ressource, mit der man noch verantwortungsvoller und sorgsamer umgehen muss. Das ist eine neue Qualität, auch für die Attraktivität des Dienstes, die für uns eine verbindliche Vorgabe ist. Darauf müssen wir uns einstellen und alle Vorgesetzten sensibilisieren. Die Fragen stellte Vivien-Marie Bettex Das vollständige Interview auf www.bundeswehr.de. Luftwaffe beim Air Policing Baltikum Vier deutsche „Eurofighter“ sichern erneut baltischen Luftraum vom estnischen Ämari aus. Ämari. Die „Eurofighter“ der Luftwaffe sind im Baltikum wieder in Bereitschaft. Seit Ende August sichern sie als deutscher Beitrag zum verstärkten „NATOAir Policing Baltikum“ den Luftraum über den Baltischen Staaten gemeinsam mit Kräften der ungarischen Luftwaffe. Hintergrund: In den vergangenen Monaten drangen russische Kampfflugzeuge mehrfach in den Luftraum ein. Seit Ende August gab es wieder neue Vorfälle. Dabei verhinderten die „Eurofighter“-Piloten unter anderem das Eindringen eines russischen Militärflugzeugs vom Typ „Flanker“. Foto: Bundeswehr Berlin. Seit wenigen Wochen ist Generalleutnant Jörg Vollmer Inspekteur des Deutschen Heeres. Im Interview mit aktuell spricht der 58-Jährige darüber, wie das Heer vor allem in Hinblick auf eine veränderte politische Situation in Osteuropa jetzt aufgestellt werden muss – und über die EU-Arbeitszeitrichtlinie. Foto: Neumann/RedBw Der neue Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, im Interview. Einsatz im Baltikum: Die „Eurofighter“ sind rund um die Uhr bereit. Der Kontingentführer des Deutschen Einsatzkontingentes, Oberstleutnant Kai Ohlemacher, meldete der NATO die Einsatzbereitschaft der „Eurofighter“. Vier Jets stehen rund um die Uhr und mit sehr kurzer Reaktionszeit für Schutz- und Sicherungsflüge bereit. Hierfür haben die Techniker des Taktischen Luftwaffengeschwaders 31 „Boelcke“ und weitere Unterstützungskräfte nach Ankunft der „Eurofighter“ im estnischen Ämari viel Arbeit geleistet. Geführt wird der Einsatz vom Combined Air Operation Center (CAOC) UEDEM. Dieser am Niederrhein beheimatete NATO-Luftverteidigungsgefechtsstand stellt das Air Policing von Island bis zu den Baltischen Staaten und von Nord-Norwegen bis zu den Alpen sicher. Die nationale Führung des Einsatzes übernimmt das Zentrum Luftoperationen. Bei einer ungeklärten Lage im Luftraum über den Baltischen Staaten werden die Jets durch das CAOC UEDEM alarmiert und klären die Situation. (eb) 7. September 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9 Eine diplomatische Meisterleistung Am 12. September 1990 wird der Zwei-plus-Vier-Vertrag zur Wiedervereinigung in Moskau unterzeichnet. Geschichte. Das Ende der deutschen Teilung rückt näher: Der Zwei-plus-Vier-Vertrag macht 1990 den Weg zur Wiedervereinigung frei. Der künftige gesamtdeutsche Staat garantiert die Unverletzlichkeit der Grenzen, reduziert seine Streitkräfte, bekennt sich zum Verzicht auf Angriffskriege und Massenvernichtungswaffen. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich ziehen ihre Soldaten aus Berlin ab, die Sowjetarmee räumt ihren Sektor und ganz Ostdeutschland. Die Rechte der Alliierten in Berlin sowie ihre Verantwortung für ganz Deutschland erlöschen. auf ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf Deutschland. Die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen laufen noch über den Tag der Wiedervereinigung hinaus. Nach harten Gesprächen unterzeichnen die Außenminister der vier Mächte sowie Genscher und de Maizière am 12. September 1990 in Moskau den „Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland“. Sowjets erhalten Milliarden für Abzug Seit dem Fall der Berliner Mauer Ende 1989 wird der Wunsch nach Wiedervereinigung immer lauter. Sie kann jedoch laut dem Potsdamer Abkommen von 1945 nur mit Zustimmung der vier Siegermächte erfolgen. In mehreren europäischen Staaten stößt die angestrebte Einheit auf Unbehagen: Deutschland könnte in Europa zu dominant werden, so die Befürchtung. Weitere heikle Themen sind die Grenzen und die ehemaligen Besatzungsstreitkräfte. Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow reformiert zu dieser Zeit Politik und Planwirtschaft („Perestroika“) gegen heftigen Widerstand und öffnet die Gesellschaft („Glas- Foto: dpa/pa Mauerfall nährt Hoffnung auf Einheit Mauerfall ebnet Weg zur Wiedervereinigung: Im Jahre 1990 tragen „Mauerspechte“ in West-Berlin die Oberfläche der Berliner Mauer Stück für Stück ab. Touristen kaufen die Steine später als Souvenir. nost“). Um den Zusammenbruch zu verhindern, braucht er Geld und ist zu Kompromissen bereit. An der ersten der vier Verhandlungsrunden zum Zwei-plusVier-Vertrag am 22. Juni 1990 in Berlin nehmen Vertreter der vier Siegermächte und beider deutscher Staaten teil. Ihnen sind diplomatische Aktivitäten vorausgegangen, an denen die erste frei gewählte DDR-Regierung ihren Anteil hat. So macht Ministerpräsident Lothar de Maizière bei seinem Antrittsbesuch in Moskau deutlich, dass er kein Befehlsempfänger ist. Aber Gorbatschow besitzt einen Faustpfand: weit über eine halbe Million Soldaten, Zivilisten und Angehörige der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). Er weiß, die Vereinigung ist wohl nicht zu verhindern. Sein Sturz könnte jedoch Reaktionäre ans Ruder bringen, für die weder Wiedervereinigung noch Truppenabzug in Frage kommen. Im Juli gelingt bei einem Treffen im Kaukasus der Durchbruch: Der Sowjetführer sagt Bundeskanzler Helmut Kohl zu, die Souveränität eines geeinten Deutschlands anzuerkennen. In Polen prägt Furcht vor Gebietsansprüchen die Politik. Anders als US-Präsident George Bush unterstützen auch nicht alle Verbündeten die deutschen Pläne. Frankreich und Großbritannien haben Bedenken. Aber letztendlich zeigt das Werben Kohls und Außenminister Hans-Dietrich Genschers Erfolg. Unterzeichnung der Verträge Die Regierungen in Bonn und Ostberlin unterzeichnen am 31. August den Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands. Am 1. Oktober verzichten die Siegermächte in New York Gehasst und verspottet Vor 55 Jahren: Walter Ulbricht wird mächtigster Mann der Deutschen Demokratischen Republik. Geschichte. Wie das Grundgesetz der Bundesrepublik sieht auch die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) einen Präsidenten als Staatsoberhaupt vor. Das, als erster und einziger des Arbeiterund Bauernstaates, wird im Oktober 1949 Wilhelm Pieck. Doch mächtigster Mann des Landes ist bald Walter Ulbricht, Vertrauter von Josef Stalin und ab 1950 Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Ulbricht ist bei Kriegsende aus seinem Moskauer Exil nach Deutschland zurückgekehrt. Die sowjetische Besatzungsmacht wünscht einen bürgerlich-demokratischen Staat. So wird 1949 das Amt des Präsidenten eingeführt. Ulbricht und die SED wollen ein Kollektivorgan, doch die Zeit dafür ist erst nach dem Tod Piecks reif. Bis dahin säubert Ulbricht als Generalsekretär, später Sekretär, die Partei und forciert den Aufbau des Sozialismus. Die DDR-Bevölkerung hasst den sächselnden „Spitzbart“. Im Westen ist er eine Witzfigur. Er muss zwar Stalin Rechenschaft ablegen, seine Position ist jedoch unangefochten. Bis der Diktator im März 1953 stirbt und sein Nachfolger Nikita Chruschtschow mit dessen Erbe bricht. Als treuer Gefolgsmann des Verstorbenen kommt Ulbricht in Bedrängnis. Seine Gegner wollen die DDR entstalinisieren, sie werfen ihm Personenkult vor und drängen auf Reformen. Dass er seine Macht behält, verdankt er dem Volksaufstand vom Juni 1953. Bei Piecks Tod Anfang September 1960 ist Ulbricht Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates und im Verteidigungsfall Oberbefehlshaber über die Streitkräfte. Auf seinem Wunsch beschließt das Parlament der DDR, die Volkskammer, am 12. September 1960 „zur weiteren Festigung und Entwicklung der sozialistischen Gesellschaftsordnung und zur Wiedergeburt Deutschlands als friedliebender, demokratischer und einheitlicher Staat“ die Bildung des Staatsrates. Er besteht aus dem Vorsitzenden, sechs Stellvertretern, 16 Mitgliedern und dem Sekretär und wird für jeweils fünf Jahre von der Volkskammer gewählt. Vorsitzender und damit Staatsoberhaupt ist Ulbricht. Der Staatsrat, mächtigstes Verfassungsorgan der DDR, verkün- det Gesetze und schreibt Wahlen aus. Ulbricht bleibt über seine Entmachtung 1971 hinaus bis zum Tod am 1. August 1973 Staatsoberhaupt. Dann übernimmt Erich Honecker als Parteichef dieses Amt. Honecker muss erst während der politischen Wende 1989 alle Ämter aufgeben. Das letzte ostdeutsche Staatsoberhaupt, Egon Krenz, tritt schon nach wenigen Wochen wieder zurück. Im März 1990 beschließt die erste frei gewählte Volkskammer, den Staatsrat nicht mehr zu besetzen. Die völkerrechtliche Vertretung der DDR übernimmt bis zu deren Ende die Präsidentin des Parlaments. Autor: Oberstabsfeldwebel a. D. Johann Fritsch. Während des Abzugs der GSSD befinden sich nur Bundeswehrverbände unter nationalem Kommando auf ehemaligem DDR-Gebiet. Die Stärke der deutschen Streitkräfte sinkt auf 370 000 Soldaten, einer NATO-Zugehörigkeit steht nichts entgegen. Ausländische Streitkräfte dürfen nicht in Ostdeutschland stationiert werden. Die Bundesrepublik muss sowjetische Ehrenmale dauerhaft unterhalten. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag tritt am 15. März 1991 in Kraft. Die Sowjets erhalten für die Rückkehr der GSSD in der Heimat Zahlungen von mehreren Milliarden D-Mark. Als im August und September 1994 die letzten alliierten Soldaten Berlin verlassen, ist die Nachkriegszeit endgültig vorbei. Autor: Oberstabsfeldwebel a. D. Johann Fritsch. Korrektur In der vergangenen Woche (Ausgabe 34) berichtete aktuell über Carl Zuckmeyers „Der Hauptmann von Köpenick“ (Seite 9). Dabei ist der Redaktion ein Fehler unterlaufen: Im Text ist an zwei Stellen von „Kaiser Friedrich Wilhelm“ die Rede. Gemeint war natürlich „Kaiser Wilhelm II“. Der Fehler ist bei der Bearbeitung des Textes durch die Redaktion entstanden. Der Autor selbst, Kapitän zur See a.D. Dr. Frank G anseuer, der für den Fehler nicht verantwortlich ist, machte die Redaktion am Erscheinungstag darauf aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt war die Zeitung schon gedruckt. Eine Korrektur war der Redaktion nicht mehr möglich. Die Redaktion der aktuell bedauert den unterlaufenen Fehler. sport 7. September 2015 Olympia für Soldaten Hockey-Männer sind Vize-Europameister Hockey. Bei der HockeyEuropameisterschaft hat das deutsche Team um den Hauptgefreiten Niklas Wellen und den Obergefreiten Constantin Staib die Silbermedaille gewonnen. Im Finale von London musste sich die Mannschaft den Niederländern mit 1:6 geschlagen geben. Es war das deutlichste Endspielergebnis in der 45-jährigen EM-Geschichte. Laut Bundestrainer Markus Weise sei noch viel Arbeit nötig, um bei den Olympischen Spielen 2016 zu den Favoriten zu gehören. Derzeit seien die Niederlande und Weltmeister Australien noch ein gutes Stück voraus. (sr) Foto: imago Freimuth gewinnt Zehnkampf-Bronze Peking. Zum Abschluss der Leichtathletik-WM in Peking hat Hauptgefreiter Rico Freimuth die Bronzemedaille im Zehnkampf gewonnen. Der 27-Jährige landete mit der persönlichen Bestleistung von 8561 Punkten h inter dem US-Amerikaner Ashton Eaton und dem Kanadier Damian Warner auf dem dritten Platz. „Das ist einfach überwältigend. Ich bin einfach nur stolz darauf, dass ich endlich mal gezeigt habe, was in mir steckt“, sagte Freimuth nach dem Wettkampf. Weltmeister Ashton Eaton stellte mit 9045 Punkten den einzigen Weltrekord der WM auf. (sr) Judoka bestehen Generalprobe Judo. Bei der Weltmeisterschaft im kasachischen Astana haben sich die Judoka der Bundeswehr in Olympiaform präsentiert. Bei den Männern überzeugten die Schwergewichte Hauptgefreiter Richard Frey mit Silber und Obergefreiter Dimitri Peters mit Bronze. Frey verpasste in seinem Finalkampf gegen den Japaner Ryunosuke Haga nur knapp die erste Goldmedaille für Deutschland seit zwölf Jahren. Bei den Frauen holten sich Stabsunteroffizier (FA) Miryam Roper, die Hauptgefreiten Szaundra Diedrich und Martyna Trajdos sowie Obergefreiter Jasmin Külbs die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb. Sie besiegten im kleinen Finale das Team der Mongolei mit 3:2. (sr) Foto (Archiv): Bienert/RedBw (3) aktuell Bei den CISM World Games in Südkorea kämpfen 263 Soldaten der Bundeswehr um die Medaillen. von Stefan Rentzsch Mungyeong. Mehr als 8000 Sportler aus über 100 Ländern, Wettkämpfe in 24 Sportarten auf Topniveau und die Möglichkeit, neue Weltrekorde aufzustellen. Nein, die Rede ist nicht von den Olympischen Spielen, sondern von den Military World Games 2015. Bei dem Großevent des CISM, dem w eltweiten Militärsportverband, kämpfen vom 2. bis 11. Oktober S oldaten aus allen Kontinenten unter dem Motto „Friendship together, Peace forever“ im südkoreanischen Mungyeong um Medaillen und Ehre. „Das sind quasi die Olympischen Spiele für Soldaten“, sagt Oberstleutnant Wolfram Henkies. Der 42-Jährige ist der Chef der deutschen CISM-Delegation. Als solcher ist er für die 263 Soldaten der Bundeswehr, die bei den World Games teilnehmen werden, zuständig. „Sowohl Sportsoldaten, die ihren Sport hauptberuflich ausüben, als auch Soldaten, die in den Einheiten Dienst leisten und ihren Sport nebenher betreiben, werden die Bundeswehr vertreten“, beschreibt Henkies die deutschen Teilnehmer. „Die World Games sind für alle etwas Besonderes. Auch für diejenigen, für die große Wettkämpfe zum Alltag gehören. Schließlich kann man sich bei einigen Sportarten bereits für die Olympiade 2016 in Rio qualifizieren“, hebt der Stabsoffizier den Stellenwert der World Games hervor. onen im Vordergrund steht“, sagt Henkies. Zudem setzt sich die Bundeswehr keine Ziele und Vorgaben hinsichtlich der Medaillenausbeute. „Wie in den vergangenen Ausgaben möchten wir aber auch bei den siebten World Games unter die besten fünf bis sechs Nationen kommen“, erklärt Henkies. Auch sonst erinnern die militärischen Weltspiele an ihr ziviles Vorbild, die Olympiade. Die Sportler sind in drei Athletendörfern – in den zentral gelegenen Städten Mungyeong und Goesan sowie in Yeongcheon im Südosten – untergebracht. Ausgetragen werden die Wettbewerbe an insgesamt neun Wettkampfstätten, die sich jeweils in der Nähe der Athletendörfer befinden. Der Hauptaustragungsort ist die KAFAC (Korean Armed Forces Athletic Corps) in Mungyeong, die Sportschule des südkoreanischen Militärs. Die Bedeutung der World Games für die Soldaten kann man am Beispiel der Fallschirmspringer verdeutlichen. „Für uns als militärische Sportart sind die World Games das absolute Highlight“, sagt Vielfalt des Sports Auf dem Programm stehen größtenteils olympische Disziplinen wie Leichtathletik, Fechten oder Ringen. Dazu kommen auch militärisch geprägte Wettkämpfe, wie der militärische und maritime Fünfkampf sowie der Orientierungslauf. Auch für versehrte Soldaten wird es Wettbewerbe geben. Preisgelder kann man bei den World Games nicht g e w i n nen. „So ist gewährleistet, dass der Sport und die Verständigung der Nati- Hauptfeldwebel Sascha Lasotta, Trainer der Fallschirmziel- und formationsspringer. „Wir richten unseren gesamten Trainingsplan danach aus.“ Lasotta und sein Team konnten bereits 2007 und 2011 den Titel in der Königsdisziplin, der Mannschaftswertung gewinnen. Bei der WM 2014 holten die Fallschirmspringer fünf von sechs Goldmedaillen. In Südkorea gehören sie daher auch zu den Favoriten. „Unser Ziel ist es natürlich, den Titel erneut zu verteidigen. Und ich denke, da haben wir gute Chancen“, ist Lasotta zuversichtlich. Fest für Südkorea In Südkorea selbst herrscht reges Interesse an den Militärspielen. „Dort ist das eine große Nummer“, sagt Henkies. „Fünf Fernsehteams werden die Wettkämpfe begleiten und übertragen. Außerdem gibt es einen Livestream.“ Deshalb und auch, weil der Eintritt zu den Events kostenlos ist, könne man sich auf gut besuchte Wettkämpfe freuen. Die Eröffungsfeier in Yeongcheon ist jedenfalls schon fast ausgebucht. Erfolge in drei Etappen Oberleutnant Johannes König ist IT-Spezialist – und eilt im Triathlon von Sieg zu Sieg. Manching. Er widerlegt derzeit auf eindrucksvolle Art und Weise das Klischee vom unsportlichen Nerd, der den ganzen Tag vor dem Computer sitzt: Oberleutnant Johannes König. Der 28-jährige IT-Spezialist ist Systemingenieur für den Eurofighter beim Systemzentrum 14 in Manching. Und er ist erfolgreicher Triathlet. Allein in diesem Jahr konnte König bereits drei Erfolge einfahren. So wurde er im Frühsommer Deutscher Triathlon-Meister in seiner Altersklasse über die olympische Distanz, also 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Zuvor hatte er sich in Ingolstadt den Titel des Deutschen Meisters auf der Sprintstrecke gesichert, bei der Foto: Bundeswehr 10 Kraft und Athletik: Oberleutnant Johannes König kurz vorm Ziel. alle Distanzen halbiert werden. Zuletzt gewann er den deutschen Militärmeistertitel in Warendorf. König ist 2009 während seines Studiums an der Universität der Bundeswehr in München durch einen Freund, der heute ebenfalls erfolgreicher Triathlet ist, auf den Sport gestoßen. Das Triathlon-Team der Uni war dann ein weiteres Sprungbrett. „Schon bei den ersten Wettkämpfen war ich immer gut dabei. Dann habe ich das Training intensiviert“, so König. Einen Rückschlag erlitt er 2013, als er sich bei einem Radunfall eine schwere Schulterverletzung zuzog. „Meine Frau hat mich in der Zeit immer motiviert, weiterzumachen. Das war wichtig“, ist König dankbar. Und es schien zu helfen. „Die Folgesaison lief dann wieder richtig gut.“ Zum Training nutzt König die Möglichkeit des Dienstsports. „Ansonsten trainiere ich nach Dienst und am Wochenende“, sagt der Offizier, der auch gern Zeit auf dem Segelboot oder bei einer Bergwanderung mit seiner Frau verbringt. Der absolute Höhepunkt für den Sportler sind die Military World Games Anfang Oktober in Südkorea. „Ich werde versuchen, unter die ersten 30 zu kommen“, setzt sich König als Ziel. „Allerdings muss man erstmal sehen, wie stark das Teilnehmerfeld ist. Es kann nämlich sein, dass einige Olympiateilnehmer dabei sind.“ Dann wird es laut König schwierig. „Aber allein dort teilnehmen zu können, ist eine enorme Motivation.“ (sr) 7. September 2015 Soziales / Personal aktuell 11 Ein Bär im Einsatz Das Buch mit dem Bären begleitet Kinder über die Zeit des Auslandeinsatzes der Eltern und erleichtert die lange Trennung. von Oliver Patzschke Koblenz. Wenn ein Elternteil in den Einsatz geht, haben Kinder viele Fragen: Wie kommt Papa nach Afghanistan? Wo schläft Mama, wenn sie im Kosovo ist? Gibt es dort auch einen Zahnarzt? Die Neugier ist unerschöpflich, gerade wenn ein Auslandseinsatz Soldatenkinder von einem Elternteil trennt. „Karl, der Bärenreporter“ ist ein Kinderbuch, das speziell für Kinder, deren Eltern im Einsatz sind, geschrieben wurde. Nun erschien die 7. Auflage. Erstmals werden auch die Tätigkeiten von Soldatinnen beschrieben. Sieben neue kurze bebilderte Geschichten wurden ergänzt und runden somit das Kinderbuch ab. Ulrike Beckmann-Zimmermann, Psychologin am Zentrum Innere Führung in Koblenz, hatte vor mehr als zehn Jahren die Idee zu diesem Buch. Bekannte und Freunde von ihr bedauerten, dass ein mehrere Monate andauernder Einsatz auf dem Balkan, in Afrika oder in Afghanistan für Kinder nur schwer vorstellbar sei. Kindern erscheint diese lange Abwesenheit als Lücke, weil sie nicht wissen was Papa oder Mama während dieser Zeit tut. Die Kinder können nun mit dem Buch an dem Auslandseinsatz teilhaben. „Wir erzählen die Geschichte von Karl, die er erlebt, wenn er mit Papa in den Einsatz geht: Alltagsgeschichten“, so die Psychologin. Unsicherheiten und Ängste abbauen Zwar macht das Buch die Trennung nicht kürzer, es kann aber dabei helfen, Unsicherheiten und Ängste abzubauen. Karl, der Bärenreporter, beschreibt in kindgerechter Sprache und mit Bildern die Reise und die besonderen Umstände eines Auslandseinsatzes. Seine Erlebnisse in der für Kinder doch merkwürdigen Welt der Soldaten sendet er an Mama, Carolin und Patrick und besonders an Mali, den Zwillingsbären. Die oftmals heiklen Themen Trennung und Einsatz werden in kindgerechten Worten und Bildern vermittelt. In einem Kalender können die Kinder die Tage bis zur Rückkehr der Eltern abstreichen. Ein Würfelspiel Feldlagerralley gehört auch dazu. Dabei muss Karl etliche Stationen besuchen und mancherlei Hindernisse überwinden. Die Zeichnungen von Johnny Podgorsky zeigen das Leben in einem Feldlager. Er zeichnet zum Beispiel Feldlazarett und Küche so, dass genug Platz für die kindliche Vorstellungskraft bleibt. Die Grafikerin Helga Krumscheid setzte die Texte und Grafiken am Computer um und brachte alles in Buchform. Ein Soldat im Einsatz lobte das Buch, indem er schmunzelnd beklagte: „Seitdem unsere Tochter das Buch gelesen hat, fragt sie am Telefon zuerst nach Karl und was er denn heute so erlebt hat. Erst dann erkundigt sie sich nach mir.“ Vor dem Einsatz erhalten alle Soldaten mit Kindern der Bundeswehr ein Exemplar des Buches. Ein Exemplar vor dem Einsatz Bezogen werden kann das 40-seitige Heft über die Familienbetreuungszentren. Darüber hinaus können sie in den Verkaufsstellen der LH Dienstbekleidungsgesellschaft mbH (LHD) erworben werden. Der Preis des Buches liegt bei drei Euro. Auf Spurensuche Foto: Andrey Shmatov Oberstabsgefreiter Christian Wölk reiste mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in die Ukraine. Kiew. Oberstabsgefreiter Christian Wölk ging auf Spurensuche. Zusammen mit 13 weiteren deutschen und ukrainischen Kameraden besuchte der 27-Jährige einen Soldatenfriedhof in Kiew und unterstütze dort die Instandsetzung der Anlage. Auf dem Friedhof, auf dem schätzungsweise 1300 ehemalige Wehrmachtssoldaten begraben liegen, exhumierte Wölk auch selbst die Gebeine dreier Gefallener, half bei deren Identifizie- rung und Umbettung. „Als ich von dem Vorhaben hörte, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet. Ein Kamerad erzählte mir von seinen Erfahrungen und ich war neugierig, was mich erwarten würde“, erklärt Wölk seine Motivation, an der Reise teilzunehmen. Für ihn war es der erste Aufenthalt in der Ukraine. „Wie in einer anderen Welt“ habe er sich gefühlt. „Das ukrainische Volk ist sehr stolz. Das war beeindruckend zu sehen“, schildert Wölk seine Eindrücke von der elftägigen Reise. Er traf auch ukrainische Kameraden, arbeitete mit ihnen zusammen und lernte so gemeinsam mit ihnen Land und Leute des osteuropäischen Landes kennen. „Das hat uns zusammengeschweißt“, sagt er rückblickend. Seinen eigenen Familiennamen hat er einige Male auf den G ranitstelen entdeckt, die die Gräber der gefallenen deutschen Soldaten markieren. „Das hat mich schon nachhaltig beeindruckt“, sagt er. Nach seiner Rückkehr möchte er nun bald mit seiner Großmutter sprechen, um herauszufinden, ob einer seiner Vorfahren unter den rund drei Millionen deutschen Wehrmachtssoldaten war, die an der Ostfront während des Zweiten Weltkriegs fielen. Beim Panzerpionierbataillon 701 in Gera ist der Oberstabsgefreite im Personalwesen eingesetzt. Zuvor war er drei Jahre lang als Paketzusteller tätig. 2011 schlug er dann die Mannschaftslaufbahn ein und verpflichtete sich für 15 Jahre. „Ich bin ein echter Teamplayer und arbeite einfach gern mit Menschen zusammen. Das gefällt mir auch in meiner täglichen Arbeit im Stab“, sagt Wölk, der Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Bronze ist. (uje) Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Das Wort „Helden“ ist hier wahrscheinlich schwer zu definieren. Aber ich denke, all die Menschen, die anderen in Not helfen – ohne dabei auf Ihre eigene Situation zu achten. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Das ist eine sehr gute Frage. Aber ich glaube, wenn man eine ruhige, besonnene Ausstrahlung besitzt, gut mit Menschen umgehen kann und ein gutes Verständnis für allgegenwärtige Dinge besitzt, ist das Gabe genug. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Rücksichtslose, egoistische Soldaten. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen am meisten? Ehrlichkeit, eine offene und direkte Persönlichkeit (nicht um den heißen Brei herumreden), Teamplayer. Welches Lied singen oder hören Sie gern? Zurzeit höre ich gern „Master of Puppets“ von Metallica auf dem Album „S&M“ mit Orchester. Wie können Sie am besten entspannen? Ich entspanne am besten bei lauter Rockmusik (Metallica, Slayer, Heaven Shall Burn usw). Außerdem beim Radfahren oder beim Training im Verein. Da bekomme ich den Kopf am besten frei und bin körperlich dazu noch gut ausgelastet. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Manchmal wünsche ich mir, dass ich öfters „Nein“ sagen könnte. Ich denke meine Vorgesetzten auch. Welche lebende Person bewundern Sie am meisten? Da gibt es keine spezifische. Aber wahrscheinlich viele, die es Wert wären hier genannt zu werden. Zum Beispiel die Menschen, die andere unterstützen, ihnen helfen und in der Not mit ihnen ihr letztes Hemd teilen würden. 12 aktuell vermischtes 7. September 2015 Roman. Die siebziger Jahre in New York bilden den bestimmenden Rahmen von Rachel Kushners Roman „Flammenwerfer“. In den großzügigen Lofts der angesagten S tadtviertel Greenwich Village und SoHo spielt sich das wilde Hippileben der Hauptfigur Reno ab. Die Hobby-Motorradrennfahrerin bewegt sich zwischen der Kunstszene der nordamerikanischen Metropole und dem politischen Untergrund der Roten Brigaden in Italien. Kushners Roman fliegt im rasanten Tempo durch das Nachkriegsjahrzehnt und reißt den Leser dabei mit in einen Strudel aus Kreativität, Revolution und Liebe. Dass Reno mit dem Spross einer italienischen Reifendynastie liiert ist, gibt der Geschichte noch mehr Brisanz. Ein kurzweiliges Buch, das sich gut für die bevorstehenden Herbstabende eignet und den Leser gekonnt fesselt.(dibu/dok) Kushner, Rachel: „Flammenwerfer“, 560 Seiten, Rowohlt, ISBN: 978-3-4980-3419-1, 22,95 Euro. 015 35/2 Foto: VGA/IAA Im Sog eines Jahrzehnts Fahrerlos in die Zukunft Die 66. Internationale Automobilausstellung präsentiert wieder zahlreiche Weltneuheiten. von Doreen Kinzel Frankfurt am Main. Alle Jahre wieder drängen im September internationale Automobilhersteller und Autofans gleichermaßen nach Frankfurt am Main. Vom 17. bis 27. September findet zum 66. Mal die Internationale Automobilausstellung (IAA) statt, die zu den wichtigsten Mobilitätsmessen weltweit gehört. Rund 1000 Aussteller aus 40 Ländern präsentieren ihre Innovationen, darunter zahlreiche Weltpremieren. Das Mekka für Autoliebhaber Das diesjährige Motto der Messe lautet „Mobilität verbindet“ – und richtet damit den Fokus auf vernetztes und automatisiertes Fahren. Das zweite große Thema ist die Elektromobilität. Auf einer Fläche von 30 000 Quadratmetern, das entspricht in etwa der Größe von vier Fußballfeldern, bekommt der Besucher viele Einblicke in die Zukunftsvisionen der Automobilbranche. „Connected Car“, „Automated Driving“, „E-Mobility“, Urban Mobility“ und „Mobility Services“ – dahinter verbergen sich beispielsweise das Automobil, das per Knopfdruck dem Fahrer das nächstgelegene Hotel empfiehlt, selbstständig bremst und die Fahrspur wechselt oder eigenständig einparkt, das Elektrofahrzeug, das mit Strom gespeist wird, oder das mondäne Vehikel, das künftig das Bild der Metropolen dieser Welt prägen soll. Während das Elektroautomobil bereits über 100 Jahre alt ist, sind Trends wie das autonome Fahren deutlich jünger. „Die Bundeswehr war im Bereich autonomes Fahren ein weltweiter Pionier“, sagt Klaus Bogenberger, der die Professur für Verkehrstechnik an der Bundeswehr-Universität in München inne hat. Der Kastenwagen „VaMoRs“ (Versuchsfahrzeug für autonome Mobilität und Rechnersehen) gehörte 1987 zum Forschungsprojekt an der Bundeswehruniversität in München. Off-Road mit dem Geländewagen Auf dem 12 000 Quadratmeter großen Outdoor-Parcours dürfen sich die Besucher bei Probefahrten von den mobilen Neuerungen selbst überzeugen. Acht Automobil-Hersteller bieten zudem eine kostenlose Probefahrt im öffentlichen Straßenverkehr der Mainmetropole an. Die Spritztour soll rund 25 Minuten dauern. Ein echter „IAA-Klassiker“ und alljährlich gut besucht, ist der Off-Road-Parcours. Dort können Interessierte als Beifahrer hautnah miterleben, wie moderne Geländewagen von professionellen Fahrern über Buckel- und Schlaglochpisten manövriert werden und extreme Schräglagen, Kiesstrecken und Brücken überwinden. Die digitale Carrera-Rennbahn lädt die Fans von Autorennen zu rasanten Motorsport-Duellen ein. Auch für die jüngsten Besucher bietet das IAA-Kinderkino ein abwechslungsreiches Programm. Kinder zwischen drei und 13 Jahren können auf dem Freigelände selbst das Lenkrad in die Hand nehmen und in der Legoland-Fahrschule ihr Fahrtalent in kleinen Elektroautos erproben. Wer das besonders gut kann, bekommt sogar einen „Führerschein“. Alle Informatio- nen zur IAA finden Sie im Internet unter: www.iaa.de SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 35/2015” und Ihrer Postanschrift an: aktuell@bundeswehr.org Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Ein mobiler Bluetooth-Lautsprecher Creative D100 Lösung der Ausgabe 33/2015: 1 6 2 5 Gewonnen hat: Dietrich Rippe Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.