Immobilien Research: Länderanalyse Spanien
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Immobilien Research: Länderanalyse Spanien
Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Management Summary ‡ Konjunktur und Kapitalmarkt: Befeuert von der sinkenden Arbeitslosigkeit stieg der Konsum im vergangenen Jahr so stark an wie zuletzt 2007. Nach dem außergewöhnlichen gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 3,2% in 2015 schaltet die Konjunktur 2016/17 leicht zurück. Mit erwarteten Steigerungsraten von 2,8% bzw. 2,2% bleibt das Expansionstempo jedoch hoch. Reformen haben die Volkswirtschaft gestärkt, der Banken- und Immobiliensektor wurden stabilisiert. Zusammen mit dem globalen Rückenwind der Euroabwertung und der gesunkenen Energiepreise ergab das einen starken Schub. Aufgrund des Erstarkens der Anti-Reformkräfte ist nun allerdings der Reformprozess in Gefahr und es droht auch eine Rücknahme schon umgesetzter Reformen. Dabei bleiben die hohe Arbeitslosigkeit, die Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte sowie das geringe Produktivitätswachstum Herausforderungen. Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens sind zwar lautstark, doch schlussendlich wird es wohl auf einen Kompromiss mit größeren Autonomierechten hinauslaufen. Trotz der hohen wirtschaftlichen Dynamik bleibt die Inflation wie im gesamten Euroraum sehr niedrig. Ein schwaches weltwirtschaftliches Umfeld, weiter gesunkene Rohstoffpreise und die erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten setzen die EZB unter Druck, ihre Geldpolitik noch stärker zu lockern und ihr Ankaufprogramm bis 2017 zu verlängern. ‡ Büromärkte: Analog zur Konjunktur haben sich die spanischen Büromärkte spürbar belebt. Nach längerer Zurückhaltung erweist sich auch die Expansion von Unternehmen wieder als Nachfragetreiber und sorgt für eine positive Nettoabsorption. Auch dank der begrenzten Bautätigkeit ging der hohe Leerstand in Barcelona kräftig zurück auf 13%. In Madrid sank die Quote auf 11,3%. 2016/17 dürfte der Nettozugang, d.h. die Baufertigstellungen abzüglich Abrissund Umnutzungsflächen, moderat bleiben. Viele veraltete Büros haben bereits eine Umnutzung insbesondere zu Hotels erfahren. Mit zunehmender Markterholung werden auch wieder spekulative Projekte gestartet. Das knappe Angebot an modernen hochwertigen Gebäuden in Toplagen führte bei den nach dem tiefen Fall der Vorjahre erschwinglichen Spitzenmieten zu Anstiegen um 16% in Barcelona auf 225 EUR/m²/Jahr bzw. um 13% auf 312 EUR/m²/Jahr in Madrid. Für 2016/17 erwarten wir ein – auch im europaweiten Vergleich - anhaltend dynamisches Mietwachstum. ‡ Hotelmärkte: Dank der Konjunkturbelebung in Spanien verzeichnete der stärker durch einheimische Nachfrage geprägte Hotelmarkt Madrid das zweite Jahr in Folge eine bessere Dynamik als Barcelona. Im Gegensatz zur Küstenmetropole wurden die durchschnittlichen Zimmerraten und -erlöse von 2007 im vergangenen Jahr allerdings weiterhin um 15% verfehlt, auch wenn die Auslastung wieder an die hohen Vorkrisenniveaus heranreichte. Eine Erhöhung der durchschnittlichen Zimmerrate in 2015 um 10,7% und eine um 6,5% höhere Belegung ergaben in der Hauptstadt einen RevPAR-Anstieg um 17,9%. Aber auch Barcelona konnte mit einem weiteren Plus von 11,3% bei den Zimmererlösen punkten. Die Konjunkturerholung und die dynamische Nachfrage aus dem Ausland dürften beiden Standorten und der Tourismusbranche generell weiteren Auftrieb bescheren. ‡ Einzelhandelsmärkte: Infolge der kräftigen Konsumbelebung ist die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen gestiegen. Die stärkste Erholung verzeichneten große Ketten, aber auch kleinere Filialisten und unabhängige Händler profitierten vom Aufschwung. Internationale Retailer schätzen weiterhin den spanischen Markt, Expansionen erfolgen wie bei einheimischen Unternehmen allerdings selektiv. Besonders begehrt sind Ladenlokale auch zur Eröffnung von Flagship Stores in den innerstädtischen Toplagen von Madrid und Barcelona oder den regional bedeutenden Einkaufszentren. Die Spitzenmiete in der 1a-Lage der internationalen Touristenmetropole Barcelona verzeichnete seit Mitte 2014 einen Anstieg um 9,6% auf 2.640 EUR/m²/Jahr und entsprach zuletzt dem Niveau von Madrid. In der Hauptstadt fiel der Anstieg mit einem Plus von 2,3% moderater aus. In den nächsten Jahren werden weiter steigende Mieten erwartet. ‡ Logistikmärkte: Aufgrund der Konsum- und Exportdynamik verzeichnete der landesweite Flächenumsatz 2015 ein Plus von 37% auf rund eine Million m². Während die Nachfrage in Madrid mit 380.000 m² ungefähr dem Vorjahresniveau entsprach, realisierte Barcelona ein Plus von 78% auf ein neues Rekordhoch von 560.000 m². Logistikdienstleister generierten einen Großteil vom Umsatz. Die weitere Zunahme des Online-Handels erhöht den Bedarf an großen Plattformen mit mindestens 25.000 m², der auf ein unzureichendes Angebot trifft. Für Madrid wird im laufenden Jahr dank der Fertigstellung von in Bau befindlichen Projekten eine Nachfragebelebung erwartet. Wenig spekulative Entwicklungen, rückläufige Leerstände und das knappe Angebot an großen Lager- und Logistikflächen führten in Barcelona und Madrid 2015 zu Mietanstiegen um 10% bzw. 3,4% auf 66 bzw. 60 EUR/m²/Jahr. Nach dem tiefen Fall der Vorjahre besteht weiterhin großes Aufholpotenzial. 1 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 ‡ Investmentmärkte: Mit fast 13,7 Mrd. EUR verzeichnete der spanische Investmentmarkt 2015 auch aufgrund von Portfoliodeals beispielsweise im Rahmen von Unternehmensübernahmen einen neuen Rekord. Das Ergebnis des Vorjahres wurde um ein Drittel übertroffen. Über 40% des Volumens entfielen auf Büroliegenschaften, mehr als ein Viertel auf Einzelhandelsimmobilien, weitere 16% auf Hoteldeals. Das Interesse internationaler Investoren war groß, sowohl direkt als auch indirekt über den Erwerb von Anteilen an spanischen REITs (SOCIMI). Immobilienunternehmen und SOCIMI waren die bedeutendsten Player. Madrid war das wichtigste Ziel, mit deutlichem Abstand folgte Katalonien. Aufgrund der großen Nachfrage und dem knappen Angebot an Top-Objekten gaben die Anfangsrenditen je nach Segment im Jahresverlauf erneut kräftig um bis zu 100 Basispunkte nach. Die Finanzierungsbedingungen haben sich weiter verbessert, auch für sekundäre Assets ist die Verfügbarkeit gestiegen. Investmentfazit Spanien hat in den vergangenen Jahren viel erreicht: Reformen haben die Volkswirtschaft gestärkt, der Banken- und der Immobiliensektor wurden stabilisiert. Zusammen mit dem globalen Rückenwind der Euroabwertung und der gesunkenen Energiepreise ergab das einen starken Schub für die Konjunktur. Die Arbeitslosigkeit ist zwar noch hoch, ging aber schon deutlich zurück. Die Belebung der Binnenkonjunktur und insbesondere des privaten Konsums verhilft dem spanischen Einzelhandel zu Wachstum und steigert auch den Bedarf an Logistikflächen. Die anziehende Nachfrage und die geringe Bautätigkeit beflügeln auch die Büromärkte. Die Verknappung von hochwertigen Objekten in guten Lagen sorgt nach dem tiefen Fall der Vorjahre für kräftig steigende Spitzenmieten. Die institutionellen Risiken von Investitionen in Gewerbeimmobilien auf Länderebene bleiben erhöht. Insbesondere Abschläge bei internationalen Kapitalverkehrskontrollen sowie der Bonität sorgen für eine Einstufung in das „Balanced“-Segment beim DIRECS (Deka Immobilien Real Estate Country Score). Der Boom am Investmentmarkt dürfte sich fortsetzen, die Renditen weiter zurückgehen. Gründe hierfür sind die guten Mietwachstumsperspektiven, vor allem aber auch das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die günstigen Finanzierungsbedingungen. Beim Ertragsausblick dürften die beiden spanischen Büromärkte Barcelona und Madrid mit im Mittel über 10% pro Jahr 2016/17 wie schon in den beiden Vorjahren europaweit an der Spitze stehen. Risiken ergeben sich aus dem Erstarken der Anti-Reformkräfte. Eine Aussetzung weiterer und eine Rücknahme bereits umgesetzter Reformen könnte den Erholungszyklus belasten und sich negativ auf die Ertragsperspektiven auswirken. Inhalt Seite 1. Volkswirtschaft 3 2. Büromärkte 5 3. Hotelmärkte 10 4. Einzelhandelsmärkte 13 5. Logistikmärkte 17 2 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 1. Volkswirtschaft BIP und Arbeitslosigkeit Konjunktur 4 28 2015 gehörte Spanien zu den stark wachsenden Volkswirtschaften Eurolands. Zwar legten auch die Exporte wieder ordentlich zu, doch aufgrund des höheren Importwachstums kamen vom Außenbeitrag bremsende Effekte. Die starke Importnachfrage resultiert aus einer anziehenden Binnennachfrage insbesondere durch den privaten Konsum. Befeuert von der sinkenden Arbeitslosigkeit stieg der Konsum so stark an wie zuletzt im Jahr 2007. Zudem wurde kräftig investiert, doch anders als in den Jahren zuvor nicht nur in Ausrüstungen, sondern auch in Bauten. Auch bei den Bauinvestitionen schließt die Dynamik an das Boomjahr 2007 an. Nach dem außergewöhnlichen Vorjahr mit einem BIP-Wachstum von 3,2% schaltet die Konjunktur im laufenden und kommenden Jahr leicht zurück. Mit erwarteten Steigerungsraten von 2,8% bzw. 2,2% bleibt das Expansionstempo aber hoch. 2 24 0 20 -2 16 Spanien hat in den vergangenen Jahren viel erreicht: Reformen haben die Volkswirtschaft gestärkt, der Bankenund der Immobiliensektor wurden stabilisiert. Zusammen mit dem globalen Rückenwind der Euroabwertung und der gesunkenen Energiepreise ergab das einen starken Schub für die Konjunktur. Aufgrund des Erstarkens der AntiReformkräfte ist nun allerdings der Reformprozess in Gefahr und es droht auch eine Rücknahme schon umgesetzter Reformen. Dabei gibt es noch genügend Herausforderungen: Die Arbeitslosigkeit muss weiter abgebaut werden. Die Verschuldung des Staates und der privaten Haushalte muss reduziert sowie das geringe Produktivitätswachstum durch Reformen gestärkt werden. Nach den Rückgängen zwischen 2011 und 2013 stagnierten die Lohnstückkosten weitgehend. Dagegen sind die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens zwar lautstark, doch schlussendlich wird es wohl auf einen Kompromiss mit größeren Autonomierechten hinauslaufen. 12 -4 2010 2011 2012 2013 2014 2015 BIP in % ggü. Vj. (l.S.) Arbeitslosenquote in % (r.S.) Quelle: Eurostat, DekaBank Einzelhandelsumsätze % ggü. Vj. 4 2 0 -2 -4 -6 -8 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 Spanien EU-28 Quelle: Eurostat, DekaBank Hauspreise 2001 = 1.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 01 03 05 07 09 11 13 15 Quelle: Tinsa, DekaBank 3 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Kapitalmärkte Renditen zehnjähriger Staatsanleihen Trotz der hohen wirtschaftlichen Dynamik bleibt die Inflation sehr niedrig. Auch 2016 erwarten wir für Spanien weitgehend stagnierende Preise, und auch mittelfristig dürfte die Inflationsrate eher unter dem Durchschnitt der Eurozone liegen. Aber auch im Euroraum als Ganzes dürfte der Preisauftrieb noch für einige Zeit hinter den Zielvorstellungen der EZB von 2% zurückbleiben. Ein schwaches weltwirtschaftliches Umfeld, weiter gesunkene Rohstoffpreise und die erhöhte Volatilität auf den Finanzmärkten setzen die EZB unter Druck, ihre Geldpolitik noch stärker zu lockern und ihr Ankaufprogramm bis 2017 zu verlängern. Wir rechnen dennoch mit einer nur überschaubaren Senkung des Einlagensatzes auf -0,40% im März. Gleichzeitig steigt aber die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB zu einem zweistufigen Einlagensatz übergeht. Damit würde sie insbesondere den EONIA-Sätzen noch einmal erheblichen Spielraum nach unten verschaffen, während der dreimonatige EURIBOR weniger stark sinken sollte. Zudem gehen wir davon aus, dass die EZB ihre monatlichen Anleihekäufe auf 80 Mrd. EUR erhöht, sodass die Überschussliquidität noch schneller ansteigt und der Abwärtsdruck auf die Geldmarktsätze zunimmt. Die EZB dürfte ihre Staatsanleihekäufe vom Eigenkapitalschlüssel lösen und vermutlich auch Anleihen nichtfinanzieller Unternehmen in das Kaufuniversum aufnehmen. Dies sollte zu weiterhin sehr niedrigen Renditen langlaufender Bundesanleihen beitragen. Stärker sinken dürften insbesondere die Renditen von Staatsanleihen der Peripherieländer. Der Renditeabstand zehnjähriger spanischer auf deutsche Staatsanleihen ist bis Herbst 2014 dank der verbesserten Fundamentaldaten infolge der Reformen stetig gesunken. Mit dem Erstarken der Anti-Reformkräfte und den Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens ist die Unsicherheit der Anleger wieder etwas gestiegen. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass sich der Renditeabstand im vergangenen Jahr nicht weiter eingeengt hat. Das starke Nachgeben der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im Februar hat wieder zu einer leichten Ausweitung des Spreads geführt. Makrodaten im Überblick 2013 2014 2015 Bruttoinlandsprodukt 1) -1,7 1,4 3,2 2016P 2017P 2,8 2,2 Arbeitslosigkeit (ILO) in % 26,1 24,5 22,1 19,7 17,9 Inflationsrate (HVPI) 1) 1,5 -0,2 -0,6 0,1 1,4 Finanzierungssaldo2) -6,9 -5,9 -4,8 -3,6 -2,6 1) % 8 7 6 5 4 3 2 1 0 08 09 10 11 12 Spanien 13 14 15 16 Deutschland Quelle: Bloomberg, DekaBank Inflation % 6 4 2 0 -2 07 08 09 10 11 Euroraum 12 13 14 15 16 Spanien Quelle: Eurostat, DekaBank Institutionelle Risiken (DIRECS) Im DIRECS (Deka Immobilien Real Estate Country Score) erhält Spanien einen Score von 74 Punkten. Damit gehört das Land wie Irland, Tschechien, Taiwan, Südkorea und Malaysia zum „Balanced“-Segment. Die institutionellen Risiken von Gewerbeimmobilieninvestitionen auf Länderebene sind somit erhöht. Deutliche Abschläge gibt es insbesondere für die Teilkomponenten Internationale Kapitalverkehrskontrollen sowie Bonität. Für die Bonität werden die Ratings von Fitch, Moody’s und S&P berücksichtigt. Fitch und S&P vergaben zuletzt für Spanien jeweils das Rating BBB+, Moody’s liegt mit Baa2 einen Notch darunter. Wachstumsraten in % ggü. Vj.; ²) in % des no m. B IP Quelle: Macrobond, DekaBank 4 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 SWOT-Analyse Stärken ■ Exportsektor im Aufschwung Schwächen ■ Der Reform- und Konsolidierungsprozess ist noch nicht abgeschlossen: Die Arbeitslosigkeit und die Staatsverschuldung sind immer noch zu hoch mit über 46 Mio. Einwohner fünftgrößten EU-Markt ■ Hohe Verschuldung des privaten Sektors ■ Zahlreiche Reformen und Haushaltskonsolidierung in den vergangenen Jahren ■ Der Bankensektor ist geschrumpft und hat sich stabilisiert. Der Anteil der Non-Performing-Loans ist aber noch ■ Exportsektor mit hohen Anteilen im mittleren High-Techzu hoch Segment. Preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist gestiegen ■ Die Wahlen vom Dezember 2015 haben den Reform■ Bankensektor wurde stabilisiert prozess vorerst zum Stillstand gebracht. Mit den unklaren ■ Hauspreise steigen wieder Mehrheitsverhältnissen wird sich daran vorerst nichts ändern ■ starke Belebung der Binnennachfrage, Nachholbedarf im Chancen Risiken ■ Wenn es gelingt, eine gemäßigte Reformkoalition zu ■ Gefahr eines Zurückdrehens von Reformen schmieden, kann zumindest das Erreichte gesichert werden ■ Der Rückgang der Arbeitslosigkeit beginnt an Eigendynamik zu gewinnen ■ Rückenwind der Euro-Abwertung und der geringen Öl- preise nimmt ab ■ Sehr hoher Anteil variabel verzinster Kredite ■ Ansteckungseffekte im Fall einer Re-Eskalation der Schul- denkrise ■ Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens 2. Büromärkte Mietmärkte Marktstrukturen Madrid Der Büroflächenbestand beläuft sich in der landesüblichen Bruttoangabe auf rd. 11,2 Mio. m², was einem Nettobestand von 8,4 Mio. m² entspricht. Der Central Business District (CBD) erstreckt sich entlang der Hauptachse Paseo de la Castellana in Nord-Süd-Richtung, daran schließen sich die City- und Cityrandlagen an. Die zentralen Lagen sind insbesondere bei Finanz- und unternehmensnahen Dienstleistern sowie bei der Regierung beliebt. Die Gebäude sind größtenteils älter und kleinteilig strukturiert. Große Gebäude finden sich entlang der Castellana im Norden in Azca. Nördlich davon befinden sich die 2008/09 fertiggestellten und die landesweit höchsten Bürotürme (Cuatro Torres Business Areas). Die langfristig geplante Verlängerung (Operación Castellana Norte) bietet weitere umfangreiche Flächenreserven. Der Schwerpunkt der Bautätigkeit hat sich seit 2000 auf die Peripherie konzentriert, sodass der Anteil des Bestandes innerhalb des Autobahnringes M30 bei nur noch 52% liegt. Die peripheren Bürostandorte konzentrieren sich entlang der Autobahnkorridore A1 im Norden (La Moralejo, Arroyo de la Vega, Alcobendas) sowie der A6 nach Nordwesten (Pozuelo de Alarcón, Las Rozas). Teilmärkte östlich von Madrid entlang der A2 wie Campo de las Naciones, Nudo Eisenhower und Corredor de Henares profitieren von der Nähe zum Flughafen Barajas. Marktstrukturen Barcelona Mit 4,1 Mio. m² netto verfügt Barcelona über den zweitgrößten Büroflächenbestand Spaniens. Da sich die Bautätigkeit angesichts der mangelnden Flächenverfügbarkeit in der City seit 2000 auf dezentrale Standorte verlagert hat, ging der Anteil der Flächen in zentraler Lage von 83% auf 60% zurück. Die Topstandorte in der City umfassen den Passeig de Gràcia zwischen Placa Catalunya und Avenida Diagonal sowie den westlichen Abschnitt der Avenida Diagonal zwischen Passeig de Gràcia und Gran Vía Carlos III. Die weiteren Büroflächen verteilen sich zu gleichen Teilen auf die überwiegend im Stadtgebiet gelegenen sog. New Business Areas sowie Standorte in der Peripherie: südwestlich entlang der A2 in Sant Just Desvern, Cornella de Llobregat, Sant Joan Despi, Mas Blau in Flughafennähe sowie in Viladecans, im Norden insbesondere in Sant Cugat del Vallès. Im Gegensatz zum Parc Logistic, dem ehemaligen Industrieareal 22@ sowie am Plaza Europa in L’Hospitalet ist die Entwicklung in den New Business Areas 5 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Villa Olímpica, Puerto (World Trade Center), Calle Tarragona, Plaza Cerdà, Plaza de les Glòries bereits abgeschlossen. Bürolagen Barcelona reduzierte sich der Leerstand Ende 2015 auf 6%. Im Core CBD von Barcelona entlang des Passeig de Gràcia sank die Leerstandsquote auf gut 4%. Hochwertige Flächen waren so gut wie nicht mehr verfügbar. Neben einer guten Lage legen die Unternehmen großen Wert auf die Qualität der Gebäude, worauf Eigentümer insbesondere in zentralen aber auch in dezentralen Lagen mit Refurbishments reagieren, um Leerstand zu vermeiden. 2016/17 dürfte der Nettozugang, d.h. die Baufertigstellungen abzüglich Abrissund Umnutzungsflächen, moderat bleiben. Viele veraltete Büros wurden bereits insbesondere in Hotels umgewandelt. Mit zunehmender Markterholung werden auch wieder spekulative Projekte gestartet. Büromarkt Barcelona: Leerstand und Spitzenmiete 20 350 300 250 200 150 100 50 0 15 10 5 2000 Q4 2001 Q4 2002 Q4 2003 Q4 2004 Q4 2005 Q4 2006 Q4 2007 Q4 2008 Q4 2009 Q4 2010 Q4 2011 Q4 2012 Q4 2013 Q4 2014 Q4 2015 Q4 0 Miete in EUR/m²/Jahr (l.S.) Leerstand in % (r.S.) Quelle: PMA, DekaBank Marktentwicklung Analog zur Konjunktur haben sich die spanischen Büromärkte spürbar belebt. Neben Flächenoptimierung war auch die Expansion der Unternehmen nach längerer Zurückhaltung wieder ein Nachfragetreiber. Barcelona und Madrid realisierten beim Flächenumsatz 2015 gegenüber dem Vorjahr kräftige Anstiege um 49% bzw. 28% auf 301.000 m² respektive 367.000 m². In Barcelona erwiesen sich die New Business Areas als besonders umsatzstark. Die Vorvermietung von 37.500 m² in der Zona Franca an die katalanische Regierung, die nach Fertigstellung in 2018 dafür verschiedene Standorte in der City aufgeben will, stellt den größten Deal seit 2006 dar. Eine weitere größere Anmietung erfolgte durch die Steuerbehörde. Eine hohe Nettoabsorption und eine nach wie vor begrenzte Bautätigkeit führten in Barcelona auf Jahressicht zu einem kräftigen Leerstandsrückgang von 15,5% auf 13,0%. In Madrid sank die Quote auf 11,3%. Das Rekordhoch in der Hauptstadt hatte im ersten Halbjahr 2014 bei 12,5% gelegen. Im Core CBD entlang der Hauptachse Paseo de la Castellana Das knappe Angebot an modernen hochwertigen Gebäuden in Toplagen führte bei den nach dem tiefen Fall der Vorjahre erschwinglichen Spitzenmieten 2015 zu Anstiegen um über 16% in Barcelona auf 225 EUR/m²/Jahr bzw. um 13% auf 312 EUR/m²/Jahr in Madrid. Auch in dezentralen Lagen zogen die Mieten an. Die Incentives sind insgesamt weiter rückläufig, dies gilt besonders für die Spitzenlagen. Für 2016/17 erwarten wir weiterhin ein sehr dynamisches Mietwachstum. 6 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Büromarkt Madrid: Nachfrage und Angebot Büromietmärkte auf einen Blick ■ Flächenoptimierung aber auch Expansion belebt Tm² 500 400 300 200 100 0 -100 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 Nettozugang Nettoabsorption Flächenumsatz Nachfrage und reduziert zusammen mit geringem Nettozugang den Leerstand ■ Eigentümer reagieren mit Refurbishments auf Bedarf an modernen Flächen in guten Lagen ■ Knappes Angebot an modernen hochwertigen Gebäuden in Toplagen führt 2015 zu Mietanstiegen um 16% auf 225 EUR/m²/Jahr in Barcelona bzw. um 13% auf 312 EUR/m²/Jahr in Madrid ■ Mietsteigerungen auch in dezentralen Lagen ■ Die Incentives sind insgesamt weiter rückläufig, insbesondere in Spitzenlagen ■ In 2016/17 dynamisches Mietwachstum erwartet Quelle: PMA, DekaBank Bürolagen Madrid 7 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Büromarktprognosen Madrid Q4/13 Q4/14 Q4/15 2016P 2017P 2018P 2019P 0,4 0,0 0,7 0,0 0,7 2,3 2,8 2,8 12,2 12,2 11,3 9,6 8,2 8,4 9,1 9,7 Spitzenmiete in EUR/m²/Jahr 270 276 312 343 371 385 385 385 Miete in % ggü. Vorjahresende -4,3 2,2 13,0 10,0 8,0 4,0 0,0 0,0 5,7 4,8 3,9 3,7 3,7 3,8 4,0 4,2 4.714 5.737 8.000 9.276 10.018 10.144 9.637 9.178 Nettozugang in % des Bestandes Leerstand in % Spitzenrendite (netto) in % Kapitalwert in EUR/m² Kapitalwert in % ggü. Vorjahresende 2020P -0,4 21,7 39,4 15,9 8,0 1,3 -5,0 -4,8 2,5 24,4 41,2 16,8 8,7 1,9 -4,2 -3,8 Q4/13 Q4/14 Q4/15 2016P 2017P 2018P 2019P 2020P 1,2 0,0 0,1 0,1 0,7 1,6 1,7 1,7 16,0 15,5 13,0 11,3 10,0 9,7 9,6 9,5 Spitzenmiete in EUR/m²/Jahr 194 194 225 245 258 265 265 265 Miete in % ggü. Vorjahresende -4,9 0,0 16,0 9,0 5,0 3,0 0,0 0,0 6,0 5,0 4,35 4,1 4,1 4,2 4,4 4,6 3.257 3.849 5.233 5.982 6.281 6.315 6.028 5.766 Gesamtertrag in % pro Jahr Quelle: PMA, Prognose DekaBank Büromarktprognosen Barcelona Nettozugang in % des Bestandes Leerstand in % Spitzenrendite (netto) in % Kapitalwert in EUR/m² Kapitalwert in % ggü. Vorjahresende -4,9 18,2 35,9 14,3 5,0 0,5 -4,5 -4,3 Gesamtertrag in % pro Jahr -2,1 21,0 37,9 15,5 6,0 1,5 -3,5 -3,1 Quelle: PMA, Prognose DekaBank Investmentmärkte Das Büro-Investmentvolumen belief sich 2015 landesweit auf 5,6 Mrd. EUR, was ein Plus von 80% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Das bisherige Rekordniveau von 2007 wurde nur leicht verfehlt. Rund 80% entfielen auf die Hauptstadt, weniger als ein Fünftel auf Barcelona. Während in Madrid insbesondere Deals im Bereich Core+/Value add getätigt wurden, lag der Schwerpunkt in Barcelona wegen des geringen Angebotes an Topobjekten im CBD im Bereich Value Add/Opportunistic. Auf der Käuferseite erwiesen sich vor allem SOCIMI, Investmentfonds sowie Immobilienunternehmen als bedeutende Akteure. Die Finanzierungsbedingungen haben sich weiter verbessert. Es sind wieder mehr Player am Markt aktiv. Die Margen erstrangiger Darlehen für Topobjekte sind im Jahresendquartal auf 175 Basispunkte gesunken und auch die Verfügbarkeit für sekundäre Assets hat zugenommen. Spekulative Projektentwicklungen wurden mit wenigen Ausnahmen weiterhin eher restriktiv gehandhabt. Im Vergleich zu den europäischen Kernmärkten UK, Deutschland und den Niederlanden sind die Margen deutlich höher, das maximale Loan-to Value-Verhältnis mit 65% insbesondere aber auch die maximale Kreditlinie mit 100 Mio. EUR weiterhin erheblich geringer. Wegen der großen Nachfrage nach Core-Produkten auch aus dem Ausland gaben die Spitzenrenditen (brutto) im zurückliegenden Jahr um weitere 75 bzw. 100 Basispunkte nach auf 4,75% in Barcelona bzw. 4,25% in Madrid. Dies entspricht Nettoanfangsrenditen von 4,35% bzw. 3,9%, die sich mittlerweile stark den historischen Tiefständen von 2006/07 angenähert haben (3,9% bzw. 3,7%). Die starke Renditekompression und erste Mietanstiege führten in den beiden zurückliegenden Jahren zu Kapitalwertsteigerungen von knapp 60% bzw. 70%. Der Abwärtsdruck auf die Renditen in zentralen und dezentralen Lagen hält weiter an. Die Ertragsperspektiven 2016/17 dürften im europaweiten Vergleich mit im Mittel jährlich über 10% – wie schon 2014/15 – überdurchschnittlich hoch ausfallen. 8 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Risikoszenario Politikwechsel Finanzierungsbedingungen* Spanien und Rendite 800 8 600 6 400 4 200 2 0 2010 0 2011 2012 2013 2014 2015 Marge in Bp. (l.S.) Swaps 5J in Bp. (l.S.) Spitzenrendite netto Madrid in % (r.S.) Quelle: Bloomberg, CBRE, DekaBank; *erstrangiges Darlehen Topsegment Nettoanfangsrenditen im europaweiten Vergleich* % 8 7 6 Das Erstarken der Anti-Reformkräfte birgt auch für die Immobilienmärkte Risiken. Eine Abkehr vom Reformprozess könnte nationale und internationale Unternehmen verunsichern mit entsprechenden Auswirkungen auf die Flächennachfrage und die Mietentwicklung. Dies würde den Erholungsprozess gefährden. Eine Verunsicherung und ein Rückzug der Investoren dürften sich ebenfalls über steigende Renditen negativ auf die Kapitalwerte auswirken. Die Abspaltung Kataloniens würde das Land und die Region belasten – insbesondere im Falle eingeschränkter Zugangsmöglichkeiten. Eine Abwanderung nationaler und internationaler Unternehmen aus Barcelona in Richtung Madrid hätte einen Nachfrageeinbruch und eine Belastung der Mieten in der katalanischen Hauptstadt zur Folge. Für etwa 40% des Flächenumsatzes der Jahre 2013/14 in Barcelona zeichneten internationale Firmen verantwortlich. Steigende Risikoprämien und die geringere Liquidität am ebenfalls international geprägten Investmentmarkt in Verbindung mit dem schwächeren Mietmarkt dürften entsprechende Preiskorrekturen zur Folge haben. Das Risiko einer Abspaltung Kataloniens erachten wir als gering. 5 4 Lissabon Prag Warschau Brüssel Amsterdam Mailand Tiefststand Aktuell (2015 Q4) Madrid dezentral Höchststand Mittelwert La Défense Frankfurt Barcelona Berlin Madrid London WE London City Paris: CBD 3 Quelle: PMA, DekaBank; *Rückblick 10-Jahres-Zeitraum Büroinvestmentmärkte auf einen Blick ■ Rekordergebnis von 2007 wird 2015 mit 5,6 Mrd. EUR nur leicht verfehlt ■ SOCIMI, Investmentfonds und Immobilienunterneh- men als wichtigste Player ■ Wegen der großen Nachfrage nach Core-Produkten auch aus dem Ausland gaben die Spitzenrenditen (netto) 2015 um weitere 70 bzw. 90 Bp. nach auf 4,35% in Barcelona bzw. 3,9% in Madrid ■ Starke Renditekompression und erste Mietanstiege führten seit 2014 zu Kapitalwertsteigerungen von 60% und mehr ■ Anhaltender Abwärtsdruck auf die Renditen in zentralen und dezentralen Lagen ■ Spanien bei Ertragsperspektiven auch 2016/17 europaweit vorne 9 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 3. Hotelmärkte Angebot und Nachfrage Das spanische Hotelgewerbe registrierte vorläufigen Zahlen des spanischen Statistikamtes zufolge 2015 mit über 93 Mio. Gästen bzw. mehr als 308 Mio. Übernachtungen einen neuen Rekord. In den beiden zurückliegenden Jahren verzeichneten die Übernachtungen von Spaniern eine überdurchschnittliche Dynamik. Über 64% aller Übernachtungen entfielen 2015 jedoch auf ausländische Gäste. Spanien profitierte in hohem Maße von (politischen) Krisen in konkurrierenden Zielmärkten insbesondere im Mittelmeerraum. Der Tourismus wurde zudem durch die starke Belebung der Binnenwirtschaft, den günstigen Euro sowie die niedrigen Ölpreise beflügelt. Die wichtigsten Herkunftsländer sind traditionell das Vereinigte Königreich, Deutschland und Frankreich. Die wichtigsten Ziele sind neben Madrid und Barcelona, Andalusien, die Kanarischen und die Balearischen Inseln. Die höchsten Anteile von ausländischen Gästen weisen Katalonien, die Kanaren und die Balearen auf. Der spanische Hotelmarkt umfasst ein Angebot von mehr als 7.800 Häusern mit insgesamt über 600.000 Zimmern. Im Herbst 2015 befanden sich 1.100 Zimmer in Bau, der Start für weitere 1.700 Zimmer wurde zeitnah erwartet. Der Markt wird weiterhin durch einheimische Hotelbetreiber dominiert, insbesondere Barcelona und Madrid sind allerdings auch verstärkt im Fokus internationaler Ketten. Madrid zählte Mitte vergangenen Jahres 395 Hotels mit 48.000 Zimmern. In der zweiten Jahreshälfte dürften weitere 500 neue Räume realisiert worden sein. Das Luxussegment wird u.a. mit der geplanten Fertigstellung des Four Season’s Canalejas und dem Mandarin Oriental in 2017 gestärkt. Das Hotelgewerbe in Barcelona umfasste Mitte vergangenen Jahres 527 Hotels mit ca. 50.000 Zimmern. Weitere 15 Hotels waren in der Pipeline, mit deren Fertigstellung zeitnah gerechnet wurde. Nachdem die Küstenmetropole durch den Neubau und die Umnutzung von Flächen seit der Jahrtausendwende einen Bauboom erlebt hat, dürfte sich das Angebot in den kommenden Jahren stabilisieren. Im Juni 2015 erließ die Stadtverwaltung ein einjähriges Moratorium für die Neuzulassung von Hotels und anderen Unterkünften. In der Zeit soll ein Konzept für eine nachhaltige Tourismusentwicklung erarbeitet werden. Barcelona ist zum größten europäischen Kreuzfahrthafen und der Nummer 6 weltweit avanciert. Der Flughafen wurde in den zurückliegenden zehn Jahren kräftig ausgebaut. Dank des hohen Freizeitwertes sowie dem bedeutenden MICE-Sektors (Meetings Incentives Conventions Events) lag der Ausländeranteil aller Übernachtungen in der katalanischen Hauptstadt 2015 bei über 79% (Madrid: 51%). Das Preisniveau der Hotels in der internationalen Tourismusmetropole Barcelona ist deutlich höher als in Madrid. Barcelona belegt im Ranking der europaweiten Top 10-Destinationen des MasterCard Global Destination Cities Index Rang 3 in der Kategorie Ausgaben und nach London, Paris und Istanbul Platz 4 bei der Anzahl der Übernachtungen. Die große Nachfrage durch Touristen führt im Gegensatz zu Madrid auch in den Sommermonaten zu durchgängig hohen Belegungszahlen. In Madrid zählen der Frühling und Herbst zu den Jahreszeiten mit der höchsten Auslastung wegen verstärkter Messe- und Kongressaktivitäten, im Hochsommer erfolgt ein Einbruch. Wegen der Bedeutung von Madrid als finanzielles und politisches Zentrum des Landes kommt dem Geschäftsreisetourismus in der Hauptstadt eine übergeordnete Bedeutung bei. Im Ranking von ICCA (International Congress and Convention Association) belegte Madrid 2014 mit 200 abgehaltenen Meetings den dritten Rang weltweit. Barcelona folgt mit 182 Meetings auf Rang 5. Hotelkennziffern Dank der Konjunkturbelebung in Spanien verzeichnete der stärker durch einheimische Nachfrage geprägte Hotelmarkt Madrids das zweite Jahr in Folge eine bessere Dynamik als Barcelona. Die rege Nachfrage aus dem Ausland verhalf der Küstenmetropole trotz der deutlichen Kapazitätsausweitung allerdings auch in den zurückliegenden Rezessionsjahren zu einer leicht positiven Entwicklung, sodass die durchschnittlichen Zimmererlöse 2015 fast wieder an die Werte von 2007 heranreichten. Aufgrund der weiterhin deutlich niedrigeren Zimmerraten wurde das Vorkrisenniveau in der Hauptstadt – trotz gleich hoher Auslastung – hingegen weiterhin um 15% verfehlt. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die durchschnittliche Zimmerrate in Madrid um 10,7% und die Belegung um 6,5%, woraus Anstiege beim RevPAR von 17,9% resultierten. Aber auch Barcelona konnte mit einem Plus von 11,3% bei den Zimmererlösen punkten. Die Konjunkturerholung und die dynamische Nachfrage aus dem Ausland dürften beiden Standorten und der Tourismusbranche generell weiteren Auftrieb bescheren. Von der starken Zunahme privat vermieteter Apartments als Feriendomizile sind in erster Linie Hoteliers im unteren und mittleren Preissegment betroffen. 10 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 deutet. Spanien war nach UK und Deutschland der drittstärkste Markt in Europa. Knapp eine halbe Milliarde Euro entfiel auf Transaktionen von Kreditportfolios, die Hotels betrafen. Zu den 132 Hotels mit über 29.000 Zimmern kommen zur Hotelnutzung vorgesehene Gebäude im Umfang von 144 Mio. EUR hinzu. Über die Hälfte des Gesamtvolumens wurde mit Urlaubsdomizilen generiert, deren Bedeutung in Spanien traditionell sehr hoch ist. Von den Städten landet Madrid (u.a. Luxushotel Ritz) mit einigem Abstand vor Barcelona auf Rang 1. Mit einem Anteil von fast 40% erwiesen sich SOCIMI als wichtigste Käufergruppe. Insbesondere Hispania und Merlin Properties sicherten sich neben einheimischen und internationalen Hotelketten im Rahmen von Portfoliotransaktionen Objekte. Das Interesse aus dem Ausland hat gegenüber dem Vorjahr stark zugenommen. Die Nachfrage dürfte im laufenden Jahr hoch bleiben. Die Anfangsrenditen von Hotelimmobilien mit Pachtvertrag gaben 2015 in Madrid und Barcelona um jeweils 25 Basispunkte auf 6,25% bzw. 6,0% nach. Hotelkennziffern Madrid 20% 10% 0% -10% -20% -30% 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15* Belegung Zimmerpreis Erlös Quelle: str global, DekaBank; *Gesamtjahr Hotelkennziffern Barcelona 20% 10% 0% -10% -20% -30% 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15* Belegung Zimmerpreis Erlös Quelle: str global, DekaBank; *Gesamtjahr Auslastung saisonal Hotelmärkte % 100 80 60 40 20 0 J F M A M J Barcelona J A S O N D Madrid Quelle: str global, DekaBank Investmentmarkt 2015 wurden landesweit 2,6 Mrd. EUR in Hotelimmobilien investiert, was weit mehr als einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr gleichkommt und ein neues Rekordhoch be- 11 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Hotelkennziffern im europaweiten Vergleich ADR in EUR Belegung in % RevPAR in EUR ADR Belegung in EUR in % 2015 RevPAR in EUR 2014 ADR Belegung RevPAR Prozentuale Änderung Amsterdam 132,9 78,2 103,9 122,6 75,7 92,9 8,4 3,2 11,8 Barcelona Berlin 128,3 93,9 75,5 76,4 96,8 71,7 119,6 89,3 72,7 74,1 87,0 66,2 7,2 5,1 3,8 3,1 11,3 8,4 Lissabon 92,4 73,6 68,0 86,0 71,3 61,3 7,5 3,3 11,0 London 199,4 82,2 163,8 175,3 83,0 145,4 13,8 -1,0 12,7 Madrid Mailand 94,4 155,6 69,0 69,4 65,1 107,9 85,3 130,4 64,8 63,4 55,3 82,7 10,7 19,3 6,5 9,4 17,9 30,5 München 132,7 78,1 103,6 128,1 77,8 99,7 3,6 0,3 3,9 Paris* 255,8 76,5 195,6 247,7 80,3 199,0 3,3 -4,8 -1,7 Prag 79,1 75,2 59,4 72,6 70,6 51,2 9,0 6,6 16,1 Rom 152,4 68,4 104,3 144,5 68,8 99,5 5,5 -0,5 4,9 Wien 100,6 72,9 73,3 96,1 72,2 69,3 4,7 1,0 5,7 Europa 113,4 70,1 79,6 105,0 68,6 72,0 8,0 2,3 10,5 Quelle: str global, DekaBank; *Paris geringe Stichprobe mit Übergewichtung gehobenes Segment 12 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Hotelmärkte auf einen Blick ■ Hotelgewerbe mit neuem Gästerekord dank Belebung der Binnenwirtschaft, günstigem Euro, niedrigen Ölpreisen sowie Krisen in konkurrierenden Zielmärkten ■ Madrid holt beim RevPAR mit einem Plus von 17,9% auf, Barcelona mit weiterem Anstieg um 11,3% ■ In Barcelona Moratorium für die Neuzulassung von Hotels und anderen Unterkünften bis Mitte 2016 ■ Neuer Investmentrekord mit 2,6 Mrd. EUR auch dank zahlreicher Portfoliodeals, 74% entfielen auf nationale Anleger insbesondere SOCIMI ■ Anfangsrenditen gaben 2015 um 25 Bp. nach auf 6,25% in Madrid und 6,0% in Barcelona des Jahrtausends bis zum Ausbruch der Immobilienkrise in acht Jahren nahezu verdoppelt und ist somit vergleichsweise jung. Krisenbedingt wegen der geringen Nachfrage und Knappheit an Finanzierungen erhöhte sich der Bestand in den zurückliegenden fünf Jahren im Mittel nur um 1,7% pro Jahr. 2016/17 wird weiterhin mit moderaten Fertigstellungszahlen gerechnet. Anfang dieses Jahres waren 0,27 Mio. m² in Bau. Die Realisierung von rund 0,2 Mio. m² Einzelhandelsflächen wurde gestoppt. In der engeren Planungspipeline befanden sich Projekte im Umfang von 1,3 Mio. m². Der Schwerpunkt liegt weiterhin bei großen Einheiten mit mindestens 40.000 m². Einzelhandelskennziffern Madrid verfügt zusammen mit Barcelona und dem baskischen Bilbao über die landesweit höchste einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner unter allen Städten mit mindestens 240.000 Einwohnern. Aufgrund des hohen Zuflusses an Kaufkraft von außen weisen Tourismusdestinationen wie Palma de Mallorca, Las Palmas de Gran Canaria, Málaga sowie insbesondere auch La Coruña in Galizien (Jakobsweg) hingegen sehr hohe Zentralitätskennziffern auf. Einzelhandelskennziffern 2013* Stadt 4. Einzelhandelsmärkte Marktstrukturen In Spanien gibt es landesweit 560 Shopping-Center mit einer Gesamtfläche von rund 13 Mio. m². Der Besatz liegt mit 278 m² je Tausend Einwohner über dem europäischen Durchschnitt von 250 m². Innerhalb der Regionen variiert die Dichte insbesondere auch wegen der äußerst differenzierten Genehmigungspraxis bezüglich großflächiger Einkaufszentren von 163 m² auf den Balearen bzw. 173 m² in Katalonien bis hin zu 460 m² in Asturien bzw. 486 m² auf den Kanaren. Der landesweite Bestand hat sich seit Anfang Bilbao Barcelona Madrid Zaragoza La Coruña Valladolid Valencia Palma de Mallorca Vigo Gijón Sevilla Las Palmas de Gran Canaria Murcia Córdoba Alicante L'Hospitalet de Llobregat Málaga Kaufkraft Index 121,8 121,3 119,5 111,3 110,1 108,7 108,2 107,4 104,1 103,8 101,4 100,5 99,1 97,7 97,6 95,4 89,4 Umsatzkennz. 118,4 129,7 124,2 137,1 169,9 132,6 125,5 135,7 118,9 105,7 110,1 126,7 118,6 105,9 122,5 88,6 119,5 Zentralität 97,2 107,0 104,0 123,2 154,3 121,9 116,0 126,3 114,2 101,7 108,6 126,1 119,7 108,4 125,5 92,8 133,8 Quelle: MB Research, DekaBank; *Gemeinden mit mind. 240.000 Einw. sortiert nach einzelhandelsrelevanter Kaufkraftkennziffer, Spanien=100. 13 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Shopping-Center-Strukturen im europaweiten Vergleich per Q4/2015 Bestand* Tm² Wachstum Besatz pro 2010-15 Tsd. Einw. Fläche nach Größe in m² (%) in % p.a. m² 5.00015.000 Fläche nach Alter (%) 15.000über 40.000 40.000 vor 1990 1990er Jahre seit 2000 Deutschland 12.199 3,0 152 19 51 30 22 33 45 Frankreich 17.620 1,9 266 23 49 28 64 13 23 Italien 14.157 1,6 232 26 55 18 10 30 59 Niederlande 5.854 1,5 347 48 34 18 57 13 30 Polen 8.991 5,8 237 15 49 36 1 19 80 Portugal 3.024 0,7 292 11 43 46 7 33 60 Spanien 12.898 1,7 278 20 38 43 13 30 57 UK Durchschnitt 16 Märkte 18.101 0,9 280 22 40 38 50 21 29 7.024 2,2 250 23 45 31 34 22 45 Quelle: PMA, DekaBank; *Bruttofläche Einzelhandelsprofile m², Megapark in San Sebastian de los Reyes mit 78.000 m² und Rivas Futura in Rivas Vaciamadrid mit 59.000 m². Madrid Madrid verfügt über 90 Einkaufszentren mit mindestens 5.000 m² und einen Flächenbestand von mehr als 2,2 Mio. m². Angesichts der regen Bautätigkeit bis zur Immobilienkrise übertrifft der moderne Anteil mit 80% den vergleichbaren Durchschnitt europäischer Metropolen (64%). Die Flächendichte entspricht diesem weitgehend mit 354 m² je Tausend Einwohner. Große Einkaufszentren verfügen typischerweise über einen Hypermarkt wie Carrefour, Alcampo oder E.Leclerc als Ankermieter sowie oftmals zudem über Multiplex-Kinos oder andere Freizeitnutzungen. Mit Parquesur, Xanadù und Parque Corredor befinden sich die landesweit größten Konsumtempel in der Hauptstadtregion. Für 2016 wird die Eröffnung des Sambil Outlet Madrid (ehemals Avenida M40) erwartet. Südlich von Madrid ist das Einkaufszentrum Plaza Río 2 geplant (39.000 m²). Verschiedene Projekte wurden krisenbedingt aufgegeben bzw. verschoben. Der Bestand an Fachmarktflächen beläuft sich auf 0,6 Mio. m². Im Gegensatz zu den Einkaufszentren ist die Fachmarktdichte mit 100 m² je Tausend Einwohner im europaweiten Städtevergleich (256 m²) niedrig, allerdings finden sich auch in vielen Einkaufszentren typische Fachmarktanbieter. Wichtige Ankermieter neben Media Markt sind u.a. die französischen Ketten Leroy Merlin und Decathlon. Fachmärkte entstanden oftmals im Umfeld der großen Einkaufszentren. Zu den größten Agglomerationen zählen Parque Oeste in Alcorcón mit 145.000 Die Verkaufsflächen im Stadtzentrum summieren sich auf 855.000 m² und sind gleichermaßen verteilt auf das historische Zentrum und den östlich angrenzenden Stadtbezirk Salamanca. Mit 136 m² ist die Flächendichte je Tausend Einwohner niedriger als in Barcelona (152 m²) und liegt zudem unterhalb des europaweiten Städtedurchschnitts (160 m²). Mit 45% ist der Anteil von Filialisten zudem etwas niedriger. Gleichwohl ist das Angebot internationaler Ketten groß und reicht vom unteren bis ins gehobene Marktsegment. Über eine hohe Präsenz verfügt die spanische Kaufhausgruppe El Corte Inglès. Im historischen Zentrum zählen die Fußgängerzone Calle Preciados sowie die Verkehrsachse und Touristenmeile Gran Vía zu den wichtigsten Lagen. Im Gegensatz zur traditionellen und weiterhin teuersten Hauptlage Calle Preciados bietet die Gran Vía große von internationalen Filialisten gefragte Flächeneinheiten und eignet sich für Flagship Stores. Die Eröffnung von Primark im Oktober 2015 gibt der Einkaufsmeile kräftigen Schub. Weitere Lagen sind die Calle del Carmen, die Calle Princesa sowie die trendorientierte Calle Fuencarral. Im Umfeld der Puerta del Sol wird das Centro Canalejo bis 2017 errichtet (16.000 m²). Durch die vereinfachte Umnutzung von Flächen soll das historische Zentrum als Einkaufszone gestärkt werden. Im Vergleich zur Calle Preciados ist die Calle Serrano, die Toplage im Stadtteil Salamanca, stärker von Filialisten auch aus dem Ausland durchdrungen. Das bisher einzige größere innerstädtische Einkaufszentrum ABC Serrano begrenzt nach Norden hin die Ein- 14 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 kaufslage. In der Calle José Ortega y Gasset konzentrieren sich Luxusmarken und Designerlabels. Madrid Spanne High-Street-Mieten (EUR/m²/Monat) Calle de Preciados 190 - 300 Calle Ortega y Gasset 120 - 280 Gran Vía 60 - 250 Calle Serrano 155 - 235 Calle Fuencarral 100 - 180 Calle Goya zone wird vor allem durch einheimische Marken allen voran der Inditex-Gruppe aber auch durch internationale Labels wie H&M geprägt. Durch die Umnutzung von Basement- und Zwischengeschossen oder auch die Umwandlung von Wohn- und Büroflächen der oberen Etagen soll das Flächenangebot in den Toplagen weiter ausgebaut werden. 80 - 170 Quelle: BNP Paribas, DekaBank; Stand: Q4/2015 Barcelona Barcelona bietet 22 Einkaufszentren mit mindestens 10.000 m², davon entfallen mit L’Illa und El Triangle zwei auf die Innenstadt. Der Bestand an Shopping-Centern im Einzugsgebiet beläuft sich auf 0,84 Mio. m², der moderne Anteil ist mit 87% hoch. Wegen der restriktiven Genehmigungspraxis ist die Flächendichte je Tausend Einwohner mit 229 m² sehr niedrig. Neben dem Nordosten weist der Südwesten die stärkste Konzentration an Verkaufsflächen auf. Das Shopping-Center La Maquinista ist mit 100.000 m² das größte Objekt im Großraum Barcelona. An zweiter Stelle folgt Diagonal Mar mit 87.000 m². L’Illa am Rande der City gehört zu den umsatzstärksten Shopping-Centern Spaniens. Mitte 2015 befand sich nur das rd. 20.000 m² große The Style Outlet in Viladecans in Bau. Für verschiedene Bestandsobjekte bestehen zudem Planungen für Erweiterungen oder Modernisierungen. Die Realisierung bzw. der Baubeginn weiterer geplanter Neubauprojekte war ungewiss. Der Besatz mit Fachmarktflächen ist mit 56 m² je Tausend Einwohner extrem niedrig. Die 0,2 Mio. m² konzentrieren sich in Polígono Montigalà in Badalona, in Sabadell sowie im Parc Comercial Alcampo in Sant Boi de Llobregat. Angesichts des knappen Flächenangebotes weichen Unternehmen wie Toys’R‘Us, Media Markt oder Decathlon auch auf die klassischen Einkaufszentren aus. Das Stadtzentrum von Barcelona weist 560.000 m² Verkaufsfläche auf. Die Innenstadt bietet einen vielfältigen Markenmix und eine hohe internationale Durchdringung. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für den Einzelhandel, von dem insbesondere auch der Passeig de Gràcia profitiert. Die bei internationalen Filialisten vor allem auch im Luxussegment beliebte Toplage hat die Avinguda Diagonal als Hauptluxuslage abgelöst. Das Mietpreisniveau am Passeig de Gràcia hat zur traditionellen 1a-Lage, dem Portal de l’Angel, aufgeschlossen. Das Angebot in der konsumorientierten allerdings kurzen und engen Fußgänger- Mietmärkte Dank der kräftigen Konsumbelebung ist die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen im vergangenen Jahr gestiegen. Die stärkste Erholung verzeichneten große Einzelhandelsketten, aber auch kleinere Filialisten und unabhängige Händler profitierten vom Aufschwung. Internationale Retailer schätzen weiterhin den spanischen Markt, Expansionen erfolgen allerdings wie bei einheimischen Unternehmen selektiv. Besonders begehrt sind Ladenlokale auch zur Eröffnung von Flagship Stores in den innerstädtischen Toplagen von Madrid und Barcelona oder den regional bedeutenden Einkaufszentren. Discountanbieter aus dem Ausland suchen große gut konfigurierte Flächen in modernen Shopping-Centern und Retail Parks. In den Toplagen von Madrid und Barcelona besteht ein Nachfrageüberhang, sodass Händler auch auf angrenzende Lagen und andere strategisch günstige Standorte ausweichen. Auf die zunehmende Konkurrenz im Online-Handel reagieren die Einzelhändler mit „Click-and-Collect“-Konzepten. Die online bestellte Ware kann im Geschäft abgeholt und bei Nichtgefallen auch wieder zurückgegeben werden. Die Spitzenmiete in der 1a-Lage von Barcelona verzeichnete seit Mitte 2014 einen kräftigen Anstieg um 9,6% auf 220 EUR/m²/Monat bzw. 2.640 EUR/m²/Jahr und entsprach Ende 2015 dem Niveau von Madrid. In der Hauptstadt fiel der Anstieg mit einem Plus von 2,3% erheblich moderater aus. Die vor allem in Barcelona aber 15 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 auch in Madrid von verschiedenen Quellen genannten deutlich höheren Werte dürften Ablösesummen für Ladenlokale einrechnen und sich auf maximal erzielbare Preise im absoluten Topsegment beziehen. Die Spitzenmieten in den Toplagen der beiden Städte sowie in großen dominanten und gut gemanagten Einkaufszentren hatten sich auch in der Krise als äußerst stabil erwiesen im Gegensatz zu den Durchschnittsmieten in Shopping-Centern. Diese hatten zwischen 2009 und 2013 im Mittel um über 8% pro Jahr verloren. 2015 schloss sich erstmals wieder ein Mietanstieg an. Die Mieten in Shopping-Centern variieren generell sehr stark entsprechend der Branche sowie der Größe und Bedeutung des Einzelobjekts. Die Leerstandsquoten reichten Anfang 2015 von unter 3% im absoluten Topsegment bis hin zu knapp 15% für sekundäre Center. Die Spitzenmieten für kleine Einheiten im Madrider Principe Pío und in L’Illa in Barcelona, in dem auch die landesweit höchsten Mieten aufgerufen werden, belaufen sich auf 1.200 EUR/m²/Jahr bzw. 1.880 EUR/m²/Jahr. Die Mietwachstumserwartungen bis 2020 in den 1a-Lagen von Barcelona und Madrid sowie für Einkaufszentren generell belaufen sich auf durchschnittlich rd. 5% pro Jahr. Große dominante und gut gemanagte Center dürften wie in der Vergangenheit auch in Zukunft besser als der Markt abschneiden. sispunkte nachgegeben hatten, sanken um weitere 25 Basispunkte auf 5,25%. Im Gegensatz zu den Toplagen von Madrid und Barcelona lagen die Anfangsrenditen in den 1a-Lagen der anderen Großstädte weiterhin über den 10Jahres-Tiefständen. Angesichts der extrem niedrigen HighStreet-Renditen in den beiden wichtigsten Märkten dürfte das Potenzial für weitere Rückgänge dort begrenzt sein. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes gehen wir davon aus, dass leichte Anstiege allerdings erst ab 2018 wieder zu erwarten sind. Transaktionsvolumen Spanien nach Sektoren Mio. EUR 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 2006 2008 2010 2012 2014 Ind./Logistik Handel Büro Hotel sonstige Quelle: CBRE, DekaBank; Hotelerfassung erst ab 2009 Investmentmärkte Das mit Einzelhandelsliegenschaften generierte Transaktionsvolumen verfehlte 2015 mit 3,6 Mrd. EUR das Vorjahresergebnis zwar um 10%. Dabei hatte es sich allerdings auch um ein neues Allzeithoch gehandelt. Im Zehnjahresmittel beläuft sich das Investitionsvolumen auf 2,2 Mrd. EUR. Auf Einkaufszentren entfielen 2015 etwa 2 Mrd. EUR. Aus dem Ausland ist die Nachfrage insbesondere aus Europa und den USA gestiegen. Viele Fonds und institutionelle Investoren waren auf der Suche nach attraktiven Renditen, sodass Immobilien mit Wertsteigerungspotenzial in den Hauptmärkten bzw. Topimmobilien auch in sekundären Standorten ins Visier geraten sind. Die Finanzierungsbedingungen haben sich auch in diesem Segment verbessert. Die großen SOCIMI (REITs) wie Merlin, Axia Real Estate und Lar Espana sowie Investmentfonds waren Hauptplayer. Der Nachfrageüberhang nach Core-Objekten in Spitzenlagen führte zu einer weiteren Erosion der Anfangsrenditen. Spitzenobjekte in den 1a-Lagen von Barcelona und Madrid rentierten im vierten Quartal 2015 mit nur noch 3,75% brutto, dies entspricht europaweit vergleichbaren Nettoanfangsrenditen von 3,6%. Die Spitzenrendite (brutto) von Retail-Parks ging im vergangenen Jahr um 75 Basispunkte auf 6,5% zurück. Die Renditen von ShoppingCentern im Spitzensegment, die 2014 bereits um 125 Ba- Bruttoanfangsrendite (%) Einzelhandel Stadt Q4/15 Q4/14 10j-Hoch 10j-Tief Madrid 3,75 4,00 5,50 3,75 Barcelona 3,75 4,00 5,50 3,75 Sevilla 5,00 5,00 6,00 4,50 Bilbao 5,00 5,00 6,25 4,50 Valencia 5,00 5,00 6,00 4,50 Malaga 5,00 5,00 6,00 4,50 Palma 5,00 5,00 6,25 4,50 1a-Lagen Zaragoza 5,00 5,25 6,25 4,50 Retail Parks ShoppingCenter 6,50 7,25 8,00 4,70 5,25 5,50 7,50 4,25 Quelle: CBRE, Cushman & Wakefield, DekaBank 16 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 5. Logistikmärkte Strukturen Die Lage im Herzen der iberischen Halbinsel und das radial ausgerichtete Verkehrsnetz machen die Hauptstadtregion Madrid zu einem strategisch besonders wichtigen Logistikstandort. Hinzu kommt die Versorgungskomponente der Bevölkerung und der Industrie. Der Flächenbestand beläuft sich auf rd. 6,1 Mio. m². Die Logistikzentren haben sich entlang der Autobahnen angesiedelt und erstrecken sich von den Autobahnringen bis in die angrenzenden Provinzen Guadalajara (Torija), Cuenca (Tarancón) und Toledo (Ontígola, Ocaňa). Die Logistikaktivitäten konzentrieren sich insbesondere entlang der in Richtung Barcelona führenden A2 (Schwerpunkt am Flughafen) sowie entlang der Südachse A4. Zwei Drittel des Gesamtbestandes entfallen auf den Henares-Corridor (A2) und 20% auf die A4. Weitere Logistikzentren finden sich entlang der A1, A3 und A42. Einzelhandelsmärkte auf einen Blick ■ Konsumbelebung beflügelt Nachfrage nach Einzel- handelsflächen insbesondere auch durch internationale Filialisten ■ Nachfrageüberhang in den Toplagen von Madrid und Barcelona ■ Durch die vereinfachte Umnutzung sollen neue Flächenreserven in den Toplagen gehoben werden ■ Anstieg der Spitzenmieten in 1a-Lagen von Barcelona um fast 10% seit Mitte 2014 auf 2.640 EUR/m²/Jahr, Madrid mit Plus von 2,3% ■ Deutlich höhere Mietangaben inkludieren key money und beziehen sich auf Maximalwerte ■ Anhaltendes Mietwachstum in Spitzenlagen sowie in Top-Einkaufszentren ■ Am Investmentmarkt wurde 2015 Vorjahresrekord leicht verfehlt ■ Nachfrageüberhang nach Core-Objekten in Spitzenlagen rückt Immobilien mit Steigerungspotenzial sowie sekundäre Märkte ins Visier und sorgt für weitere Erosion der Anfangsrenditen Der Flächenbestand in der Region Barcelona beläuft sich auf rd. 5,3 Mio. m². Die Topografie zwischen Bergen und Meer erschwert in der ehemaligen Industriemetropole die Ausweisung von Grundstücken für Logistikimmobilien. Traditionelle Schwerpunkte sind der Gemeindeverband Barcelonès und der Bezirk Baix de Llobregat im Umfeld von Flug- und Seehafen (Zona Franca, ZAL, Mas Blau, Sant Boi). Die konkurrierenden Nutzungsarten Büro, Einzelhandel und Wohnen drängen die Transportfirmen weiter in die Peripherie, sodass Logistikstandorte entlang der Autobahnen A2 in Richtung Zaragoza (Anoia) und der A7 (im Südwesten Tarragona und Penedès, im Norden und Nordosten Vallès Oriental/Occidental und La Selva, Girona) und in Bages entstanden. Der Mittelmeerhafen und der Flughafen aber auch die Nähe zu Barcelona und Madrid verhalfen Valencia, Spaniens drittgrößter Stadt, zu ihrer Bedeutung als Logistikstandort. Ein Großteil der Flächen konzentriert sich entlang der nach Madrid führenden A3. Logistikansiedlungen finden sich zudem im Süden (Southern Zone) entlang der V30, V31, N320 und der Mittelmeerroute A7/AP7. Der Norden ist nur in geringerem Maße von Bedeutung (Albuixech-Massalfassar, Sagunto). Spaniens fünftgrößte Stadt Zaragoza liegt in strategisch günstiger Lage zwischen Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia. Die Logistikstandorte sind entlang der großen Verkehrsadern angesiedelt, neuere Logistikzentren wie die Plataforma Logistica Zaragoza (PlaZa) konzentrieren sich im Westen. Zaragoza verfügt über umfangreiche Flächenreserven, die Mieten sind entsprechend niedrig. 17 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Dank der Lage am Atlantik konnte sich im Baskenland im Großraum Bilbao ein weiterer allerdings kleiner Logistikstandort etablieren. Die topographischen Gegebenheiten aber auch die oftmals sehr restriktive Genehmigungspraxis auf lokaler Ebene erschweren dort die Entwicklung von Logistikparks. In Andalusien finden sich mit Málaga und Sevilla weitere kleinere Logistikstandorte. Sevilla verfügt über einen Flächenbestand von rd. 0,5 Mio. m². Über Málaga wird die Bevölkerung der Costa del Sol versorgt. Algeciras an der Meerenge von Gibraltar belegte 2015 beim Containeraufkommen nach Valencia landesweit Rang 2. Logistikregionen Spanien reichendes Angebot trifft. Für Madrid wird im laufenden Jahr dank der Fertigstellung von in Bau befindlichen Projekten (u.a. in Getafe) eine Umsatzbelebung erwartet. Anfang 2016 befanden sich in Madrid 314.000 m² in Bau, davon waren 59% spekulativ. Von den 178.000 m² in Barcelona in Bau befindlichen Flächen war nur ein Fünftel spekulativ. Schwerpunkt der Bautätigkeit ist wie in Madrid auch der mittlere Ring. Um der Nachfrage gerecht zu werden, dürften weitere spekulative bzw. schlüsselfertige Projekte an den Start gehen. Wenig spekulative Neubauten, deutlich rückläufige Leerstände und das knappe Angebot an großen Lager- und Logistikflächen führten in Barcelona und Madrid 2015 zu Mietanstiegen um 10% bzw. 3,4% auf 66 bzw. 60 EUR/m²/Jahr. 2014 war die Spitzenmiete in Barcelona bereits um 3,4% gestiegen, während das Niveau in der Hauptstadt um 3,3% gesunken war. Für die kommenden Jahre ist mit einer weiteren Erholung zu rechnen. Dem Rekordhoch von 90 EUR/m²/Jahr in 2007/08 war ein Einbruch um über 35% gefolgt. Mietmärkte Dank Konsum- und Exportdynamik hat die Nachfrage nach Logistikflächen 2015 merklich angezogen. Gegenüber 2014 ergab sich beim landesweiten Flächenumsatz ein Plus von 37% auf rund eine Million m². In Madrid entsprach die Nachfrage mit 380.000 m² ungefähr dem Vorjahresniveau. Drei Viertel des Umsatzes entfielen auf Logistikdienstleister. Barcelona verzeichnete mit einem Plus von 78% auf etwa 560.000 m² ein Rekordhoch. Das sich verknappende Angebot dürfte ein Grund für den regen Mietmarkt gewesen sein. Rund 70% des Umsatzes generierten Logistikdienstleister. Große Deals in Katalonien entfielen auf wichtige Branchen wie den Fahrzeugbau und die Textilbranche. Etwa 10% des Umsatzes gingen auf das Konto von ecommerce. Anfang dieses Jahres wurde bereits eine Vorvermietung durch Amazon (210.000 m²) gemeldet. Der Online-Handel hat generell Bedarf an großen Plattformen mit mindestens 25.000 m², der allerdings auf ein unzu- Investmentmärkte Beim Investmentumsatz mit Industrie- und Logistikimmobilien wurde 2015 mit 0,8 Mrd. EUR ein neues Allzeithoch erzielt. Das zehnjährige Mittel von 340 Mio. EUR wurde um 145% übertroffen, das Vorjahresergebnis um 35%. Die SOCIMI haben in den beiden zurückliegenden Jahren eine Mio. m² Logistikflächen in ihre Bücher aufgenommen. SOCIMI sowie internationale Fonds waren 2015 die wichtigsten Akteure und hierbei insbesondere Merlin Properties und Green Oak. Die Hauptstadt war Schwerpunkt, Barcelona folgte mit deutlichem Abstand. Darüber hinaus stehen Zaragoza, Bilbao oder Valencia im Visier der Anleger. Es besteht ein großer Nachfrageüberhang nach Core- 18 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Produkten. Die Anfangsrendite im Spitzensegment (brutto) gab daher 2015 wie schon im Vorjahr um weitere 100 Basispunkte nach auf 6.75%, dies entspricht einer europaweit vergleichbaren Nettoanfangsrendite von 6,2%. In Verbindung mit den Mietanstiegen ergaben sich in Barcelona in den beiden zurückliegenden Jahren Kapitalwertzuwächse um 48%, in Madrid um 26%. Wir erwarten weiter anziehende Preise und somit rückläufige Anfangsrenditen. Logistikmärkte auf einen Blick ■ Konsum- und Exportdynamik führt beim Flächenum- satz 2015 zu Plus von 37% ggü. 2014 auf 1 Mio. m² ■ Neuer Rekord beim Flächenumsatz in Barcelona, Stabilität in Madrid ■ Online-Handel hat Bedarf an großen Plattformen ■ Rückläufiger Leerstand und knappes Angebot an großen Flächen führten in Barcelona und Madrid 2015 zu Mietanstiegen von 10% bzw. 3,4% ■ Neues Rekordhoch am Investmentmarkt dank großer Nachfrage durch SOCIMI und internationale Fonds sowie knappes Angebot an Core-Produkten sorgen für Renditerückgang um 100 Bp. in 2015 ■ Anhaltender Abwärtsdruck auf die Anfangsrenditen Leerstand und Mieten Logistikteilmärkte per Q4/2015 Leerstand in % gesamt Barcelona Madrid 4,3 6,1 Mietspanne in EUR/m²/Jahr 1. Ring 2. Ring 3. Ring 1. Ring 2. Ring 3. Ring 4,6 4,1 1,8 5,2 7,6 12,0 5,5 - 6,75 4,25 - 4,75 3,75 - 5,0 3,1 - 3,6 2,5 - 3,5 2,0 - 2,9 Quelle: JLL, DekaBank 19 Spezial Makro Research Länderanalyse Spanien 29. Februar 2016 Ansprechpartner: Immobilienmärkte Daniela Fischer Tel.: (069) 7147-7549 daniela.fischer@deka.de Volkswirtschaft Dr. Andreas Scheuerle Tel.: (069) 7147-2736 andreas.scheuerle@deka.de Impressum: https://deka.de/deka-gruppe/impressum Rechtliche Hinweise: Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für irgendeine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht, noch ersetzen sie eine (Rechts- und / oder Steuer) Beratung; auch die Übersendung dieser stellt keine derartige beschriebene Beratung dar. Die hier abgegebenen Einschätzungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen getroffen und stammen (teilweise) aus von uns nicht überprüf-baren, allgemein zugänglichen Quellen. 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