Edition Rugerup
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Edition Rugerup
Edition Rugerup Thomas Kunst Legende vom Abholen Einbandbild: Matthias Hoch Paris #45, 1999 (Detail) © 2010 VG Bild-Kunst Bonn Courtesy Dogenhaus Galerie Leipzig Erste Auflage 2011 Alle Rechte der deutschen Ausgabe © 2011 Edition Rugerup Rugerup 8379 / 24296 Hörby / Schweden Satz: Edition Rugerup Einbandgestaltung: Johan Laserna, Torna Hällestad Druck und Bindung: Preses Nams, Riga Printed in Latvia ISBN: 978-91-89034-38-9 www.rugerup.de Legende vom Abholen »Ohne die Geste des Liebens ist jede kommunikative Geste ein Irrtum.« (Vilem Flusser) »Wenn ein Mensch an einen anderen durch eine Zuneigung gebunden ist, in der ein beliebiger Grad von Notwendigkeit erhalten ist, so ist es unmöglich, daß er zugleich seine eigene Autonomie und die des anderen zu wahren wünscht.« (Simone Weil) »Ich liebte dich so sehr, daß ich mich nicht in Acht genommen habe.« (Pascal Bonitzer) Hilde ist bestimmt gar nicht nach bonn gefahren, Nach Koblenz, Andernach, nach Kiel, Sie muß hiergeblieben sein, ich spüre mit dem Finger Ihre Piercingreste in der Luft, wir heirateten zwei Mal im Schlaf, von allen Seiten, zum Glück Vergaß sie, ihre Jacke mitzunehmen, ich habe Mir vorgenommen, kleiner zu werden, mit Kleineren Kartoffeln, kleinerem Obst, Steakmedaillons und Winzigen Getränken, ich habe meine Arme Mit Wäscheleinen enger geschnürt, ich schlafe Nur noch mit hochgezogenen Knien, ich lese nur Noch die Buchzeilen genau in der Mitte, ich stelle Mich tagsüber gekrümmt vor meinen geöffneten Kühlschrank, probiere, Mit den Händen phasenweise Drin zu wohnen, lege Weinverpackungen und Melonentrümmer Auf die Arme, Arme Mit nichts dahinter, ich Hebe ständig Schnecken vom Boden auf, Grashalme, Filterpapier und die Kinder von Ameisen, ich gehe In die Hocke und bleibe so, ich binde mich An einem Baum fest und versuche jetzt, von Ganz allein zu bluten, ich schlenkere mit den Armen, warte auf Wölfe und Haie, die auch mal Für umsonst schwimmen, bin ich Schon kleiner geworden, Hilde, ich winke ja Gar nicht, ich warte, ich esse, ich teile Mir mit den Wespen den kleinsten, Jemals von einem Ast gefallenen, Aufgesprungenen Apfel, ich bin schon Kleiner geworden, du mußt Hiergeblieben sein. I Schulstoff für gleich Zieger, böhmer, anders, cartarescu, Salamun, O’Hara, Ferlinghetti, Lieber Latzina als Eminescu, Nordbrandt, Bobe, Carver, Ungaretti. Bachmann, Zagajewski, Char, Artaud, Benn,Vallejo, Müller,Vlavianos, Aleixandre, Nezval, Haavikko, Brinkmann, luga, Carpenter und Ritsos. Christensen und Coles, Achmatowa, Schiller, Plath, Montale, Born und Brasch, Williams, Krolow, Faverey und Mistral. Cummings, Sexton, Hilbig, Naum, Gongora, Ashbery, Bukowski, Huchel, Juhasz, Tranströmer, Pavese, Cardenal. Die jungen dichter und die mittelalten, Die weggestorbenen, die ignorierten, Die von Kritik und Presse isolierten: Die ihre Poesie für sich behalten. Anthologien, Eigen-Editionen, Verbündete im Kampf um Anerkennung, Die Unterdrückung und die Selbsternennung, Die Starre der Conrady-Illusionen. Diskurse nur von denen, die sehr schwache Gedichte schreiben, ohne sich zu schonen, Ich würde gerne gute Texte lesen. Gesänge, die ich zu Gewinnern mache, Die würden sich für andere gar nicht lohnen, Ich bin noch nie in Montpellier gewesen. Die panzerkommandanten haben nein Gesagt, der Zug nach Prag fuhr in den toten Oktober, Knast und Medizin nach Noten. Das Bürgertum am Hang kämpfte allein. Gedichte von Bukowski, Biermann. Zittern, Ob Republiken sich das bieten ließen, Das Heldenepos vorher abzuschließen: Armeezeit, süße Krankheit Gestern, Schlittern In neue Aussichtslosigkeit, absurde Groteske: Persönlichkeitsverklärungen Im Westen Anlässe für Ehrungen. Wer weiß schon so genau, was aus uns wurde. Nach zwanzig Jahren ist noch nichts zu Ende. Erwarte endlich den Roman zur Wende. Im süden deutschlands gibt es parodisten, Die meine Texte lieben, ohne Zweifel, Sie stehen fein sortiert auf meinen Listen Und wohnen zwischen Alsbach und der Eifel. Sie mögen Heidelberg und all die Nester, Es muß Verehrung sein, so wie sie dichten, Nach mir ihr schmales Tagwerk auszurichten Bedeutet: die Begeisterung wird fester. Sie kennen sich mit Frauen aus, mit Kissen, Mit Leibern und Sonetten, die noch bleiben, Es geht in Ordnung, daß sie sich verneigen. Das können Parodisten ja nicht wissen: Daß sie nur jene Texte übertreiben, Die ihnen drastisch ihre Grenzen zeigen. Ach wäre ich nur im hinterland (geblieben), Im Vorderland logieren keine (Gönner), Doch, karg und listig, einen (Einzelkönner) Gibt es in Sistig, wie wird das (geschrieben). Es ist verdienstvoll, Poesie zu (lieben) Und Dichter zu begleiten, die sich (lohnen), Obwohl sie gar nicht in der Nähe (wohnen), Was hat mich nur ins Vorderland (getrieben). Wie gern schrieb ich noch etwas (königlicher), Weil ich dazu gezwungen bin, ein (neuer) Gedichtliebhaber steht bereit, ein (stiller) Verwirrter von sich selbst, soviel ist (sicher), Ironischer Rebell, der Theo (Breuer); Er kommt für mich jetzt gleich nach Friedrich (Schiller) Es gab schon bessere zeiten an der spitze, Die Eitelkeit, das Intertextuelle, Die Einzigartigkeit laut Tontabelle, Ach, Dichter, wie ihr irrt, denn eure Blitze, Die, repariert, die Netzwerke erfassen, Die Sickergruben vor den Heizperioden, Erfüllen das Vermächtnis von Dioden: Den Strom in eine Richtung durchzulassen. In eine Richtung nur, ach, Falkner, ruhe Dich endlich etwas aus von den Gedichten; Die sind so anfällig wie Ballacks Knie. Du bist ja fast modern mit dem Getue Von Wehmut und den anderen Throngeschichten, Kein Tod hat seine eigene Galaxie. Wir reden nicht mehr viel, wir zählen züge Am Telefon, du chattest nebenbei, Die Gegenseite hat die Hände frei, Ich wiederhole mich dabei, ich lüge, Daß es mir gar nichts ausmacht, dich zu hören, Wie du dich aufteilst zwischen zwei Systemen, Mir zuhörst, schreibst, nur von dir Abstand nehmen: Das könnte ich nicht, ohne dich zu stören. Die Traurigkeit ersetze ich durch Leere, Verlassenheit durch übertriebene Tage, Die Angst durch Herbstgefühl und Apathie. Wenn ich dir jetzt am Apparat erkläre: Ich repariere die Igelwaschanlage, Verstehst du deinen Bildschirm sicher nie. Ich werde müde, weil ich nicht mehr dreizehn bin, Zu keiner DDR gehöre, zu keiner Schule, Mich fickend, pissend, scheißend in den Medien suhle, Gewalt und Sex kopiere, Angepaßtheit hin Und Angestrengtheit her, Bekanntheitsmetastasen In jedem Zeitungswinkel, in den Talk Show Soaps, Mit siebzehn hätte ich alles hinter mir, des Lobs Nun voll: ließ ich mir von den Jurys einen blasen. Ich käme, käme, hätte endlich Spaß am Schreiben, Es gäbe kein Land, in dem ich lieber sterben würde: Die Ostsee und der Rewemarkt, Getränkegleise. In Sachsen lohnt es sich, noch länger wach zu bleiben Das Meer nimmt hier am Bahndamm seine letzte Hürde, Ich ahme den Gang von Fliegen nach und werde weise. Kelly, brautigan, tammuz, landolfi, Koeppen, Flusser, Brodsky, Eigner, Barnes, Cheever, Kristof, Bove, Guibert, Onetti, Herhaus, Hilbig, Meckel, Coetzee, Charms. Faulkner, Bishop,Vesper, Eich,Vian, Babel, Barthes, Bataille, Albert-Birot, Hofmannsthal, Koltes und Maupassant, Pynchon, Bernhard, Cortazar, Blanchot. Neumann, Nooteboom und Kennedy, Fauser, Brinkmann, Johnson, Strauß und Jahnn, Inoue, Rougemont und Robbe-Grillet. Tschechow, Buber, Selby, Ferenczi, Kafka, Murakami, Zürn und Mann, Pavel, Kleist, Roussel und Depardieu. II Coelho und die Fische Du kannst mit deinen blicken nicht verhindern, Daß unsere Seelen tanzen und sich binden Und sich mit ihrem alten Glück abfinden, Du gehst zu früh, mußt langsam zu den Kindern. Ich bin mit Telefon umhergeirrt Und kann die Illusionen gut verstecken, Die unterdrückte Nächte in mir wecken, Bevor mein Schmerz im Frühjahr russisch wird. Die Birken können mir gestohlen bleiben, In einer Ehe gibt es keine Birken, Die weiten Wohnungsflächen sind Legenden. Ich sehe auf Koppeln Kinder Fohlen treiben Und sich danach verschanzen in Bezirken Aus altem Glück und freien Wochenenden. Vorvorletzter abschiedsbrief an yasmouni, yasmouni. Freitag, sechsundzwanzigster September, elf Uhr Zehn, zehn, vor mir eine Tasse mit Moreno, die Mit dem größten Fassungsvolumen, damit ich Nicht mehr so oft aufstehen muß, ich, der nicht Gerade häufig reiste, kein Grund, zu Schwitzen, Getränkeherbst mit aufgescheuerten Blumen, die Blüten auf dem Wannenrand und im Küchenausguß, alles im Rahmen und zum Abschluß der Japanischen Wochen bei mir, vormittags schon etwas Anderes zu trinken, wäre mir lieber, Sake mit Stäbchen und Tee, Tee, keine Ahnung, wo ich heute Nacht bin, der Dalmatiner meiner Nachbarin hat Knoten an der Säugeleiste, sie zu Entfernen, lohnt sich wohl nicht Mehr, ich war mit den Beiden im Zoo, mehr, ich sah gestern völlig umsonst Ziemlich gut aus, den ganzen Tag über, die Unterarmlinien, die Stirnhaut, die Stirn, aber jetzt Weiß ich immerhin, daß Wäsche schneller trocknet vom Danebensitzen. Ich habe schon die anzahlung gemacht Für das Ferienhaus in den letzten Beiden Oktoberwochen, du erinnerst dich doch Hoffentlich daran, daß wir den Kindern, für Ihre guten Noten, besonders in den Naturwissenschaftlichen Fächern, versprochen Haben, in diesem Jahr noch einmal Ans Wasser zu fahren, manchmal denke ich Wirklich, Musikschule, Ballettkurs, Judo und Dann auch noch Tennisunterricht, das wird Alles zuviel für sie, wir könnten die Angel Mitnehmen, Ratespiele und zwei frankierte Briefumschläge wegen der Eltern, deine Mutter Ist immer so eigenartig am Telefon, wenn ich Ihr sage, daß es uns allen gutgeht, stimmt Das etwa nicht, ich habe ihr erzählt, schimpf Jetzt bitte nicht mit mir, du schreibst Seit über einem Jahr an einem Gedicht Für Marilyn Monroe und kriegst es wahrscheinlich Auch in diesem Urlaub wieder nicht fertig. Es hätte alles so schön werden können, mit Bjinga und mir, Bjinga heißt auf isländisch Birnenbaum, aber das hilft mir jetzt auch nicht Mehr weiter, ihre Art, nur ein einziges Mal vor unserer Bücheranstalt, das rechte Schulterstück meiner Kapuzenjacke zu küssen: das wäre Es bestimmt für immer für mich gewesen, sie hatte Mich zu sich nach Hause eingeladen, wir wollten uns Videos oder DVDs reinziehen,Videos, dann Brauchte sie hinter den Geräten wenigstens nicht wieder Alle Kabel umzustecken,Videos zum Zurückspulen, falls Sie die gleichen Filme zum Beispiel gerade Mit meinem Vorgänger gesehen hatte, alles nur Filme, Bei denen sie weinen mußte oder sogar unbedingt Weinen wollte, ich weiß nicht, ob sie ein Glückskind War, mit einer ähnlichen Veranlagung wie ich, zur Gleichen Zeit das andere zu empfinden, wir konnten Uns kaum beruhigen, weil unsere Unterarme Auf den Lehnen so verläßlich waren, das wäre es bestimmt Für immer für mich gewesen, sie bereitete in der Küche Das Essen vor, Lachs auf Spinat, Walnußbett und Schlagsahne, Und ich stand derweil mit einem Glas Weißwein in der Hand Neben ihrem Bücherregal, warum in aller Welt, ich frage Mich das schon seit Jahren, warum gibt es Nur immer wieder Frauen, die Coelho lesen, kaum noch Was anderes, Birnenbaum, wir hätten doch alles Entscheidende noch vor uns gehabt, wir haben zusammen Lachs gegessen, als wir noch Hingucker waren, ich glaube, Frauen, die Coelho lesen, machen sich fast nichts Aus Fleisch und Schnaps, besuchen lieber Ganzheitliche Seminare, wie schade, ein Steak Im Bierteigmantel, das wäre es jetzt, von zuviel Heilkraft Kriege ich nämlich Fieber, Bjinga, du mußt mich dann von Außen retten, wir haben zusammen Lachs gegessen, ich habe Durst, wir haben unser Blut In unseren Unterarmen ab einem ganz gewissen Zeitpunkt Alles selber machen lassen, ohne es zu Kontrollieren und zu schonen, die Härchen richteten Sich auf und standen einzeln dafür da, doch endlich Loszuheulen, die Ärmel hoch, das Glück so Weiß und abgefüllt, betreutes Wohnen, Birnenbaum, Birnenbaum heißt auf isländisch Bjinga, wir hätten doch alles Entscheidende noch vor uns gehabt, wir haben Zusammen Lachs gegessen, Wein getrunken, rumgesponnen, Sekunden verabschiedet, Sekunden und ihre lächerlichen, Seelischen Nachahmer, wir haben Brücken am Fluß gesehen, der Regen auf der Kreuzung war ganz schön weit weg von Zu Hause, wir haben zugenommen, abgenommen, geweint, aber wir Hatten an diesem Abend auch beschlossen, Birnenbaum, wirklich Niemals zu sterben. Fitness, yoga, animals, aber solange sie In der Tiefen Gastronomie arbeitete und Ihre Kleider über der Hose trug, konnte sie Sich von mir aus für sonstwas interessieren, bunte, Geblümte, etwa knielange Kleider über der Hose, einmal Hatte sie mich zum Frühstück eingeladen, gleich Nach dem Ausschlafen, nach ihrem Ausschlafen an einem Feiertag Im November, ich speise nur ungern allein, sie Öffnete mir im Bademantel und meinte, sie Sei noch nicht ganz fertig mit den Vorbereitungen, ich Hängte meinen Mantel in den Flur, ging vor dem Essen In ihr Badezimmer und sah, daß sie Das Wasser in der Wanne noch nicht ablaufen gelassen Hatte, kein grünes Wasser mit Schaumresten, wie ich Es noch aus meiner Kindheit kannte, sondern klares, sehr Nachhaltiges Wasser, bestimmt für das Klo und die Blumen, ich Wollte nur noch weg, um diesen unseligen Kreislauf zu Unterbrechen, nahm ich die fast leere Boccamintflasche Vom Regal, was gut ist für die Zähne, muß auch gut Für den Kopf sein, schraubte den Deckel ab, spülte Die Flasche aus und drückte sie an der Stelle In ihrer Badewanne unter Wasser, an der Halsgrübchen, Schlüsselbein und Brüste gewesen sein müssen, etwa auf Halber Höhe, auf der anderen Seite Vom Wasserhahn und vom Stöpsel, näher an Amerika dran als An Europa, ich schraubte die Flasche wieder zu, versteckte sie Hinter meinem Rücken, spülte die Toilette, ohne dabei An Afrika zu denken, gottseidank war sie Noch immer mit den Frühstücksvorbereitungen in ihrer Küche Beschäftigt, beinahe unbemerkt nochmal zum Mantel, hast du Ein Taschentuch für mich, bring lieber gleich die Ganze Packung mit, ich hatte kaum noch Appetit, ich wollte Nur noch weg, nichts gegen selbstgebackenes Brot und NanaMinze, aber solange sie Nicht in der Tiefen Gastronomie arbeitete und ihre Kleider Auch nicht über ihrer Hose trug, bunte, Geblümte, etwa knielange Kleider, konnte sie Sich von mir aus für sonstwas interessieren, denn ich Hatte jetzt wirklich all das, was ich zum Leben An einem Feiertag im November brauchte, eine Boccamintflasche Mit dem Badewasser ihres Halses, ihrer Brüste, ich goß Diese 500 ml in meinen Wasserkocher, brach den Vorgang aber, Schon kurz bevor das rote Lämpchen ganz erlosch, Ab, damit nicht alle wertvollen Inhaltsstoffe für immer Vernichtet wurden, denn Wasser, wenn man es Nicht zu sehr unter Druck setzt und scheinbar fast In Ruhe läßt, erinnert sich, auch Später noch, an Alles. Ich trage immer einen fisch bei mir, für alle Fälle, falls ich bei dir noch Licht Sehe, ich bin ein Schuft, ich sehe immer Licht bei Dir, seit vielen Jahren, ich nehme nie den Gleichen Fisch, denn das verbietet mir mein Stolz, die Tage verbringe Ich mit meinem Boot auf dem Bodden, ich fahre die Reusen ab und stelle mich Tot, ich kann mich nie entscheiden, hast du auch Mehl im Haus, Zitronensaft und Brot, ich brauche immer nur Diesen einen Fisch, diesen einen ScheißFisch für dich, falls ich bei dir noch Licht Sehe, ich trinke einen Klaren, was soll’s, es ist fast Unmöglich, mit einem Korb nur einen Fisch nach Oben, an die Luft, zu heben, bewahre, ich brauche aber nur Den einen, wenn ich gehe, was mache ich mit dem Kopf, Dem Schwanz, seit vielen, viel zu vielen Jahren, die anderen Fische haben mir Vergeben, die Tage verbringe ich in meinem Boot Auf dem Bodden, falls ich bei dir noch Licht sehe. Ich trink mit dir, ich reite, und ich fechte, Kein Leben ohne dich, Helene von. Und hinter meinem toten Telefon Beginnt die Stadt der Zweifel und der Nächte. Wenn du nicht rangehst, schläfst du oder spielst Mit Freunden in der Küche Klassenfahrt, Der Herd ist Moen, die Spüle Leningrad, Getränke in der Pampa, und du zielst Mit der Musik, die läuft, in mein Gehirn, Die Wellen konzentrieren sich, die Küste Ist nicht mehr das, was sie mal war, bricht ab. Der Herd ist an, die Helligkeit der Stirn Ist nicht so gleichgültig wie sonst, ich müßte Hygienisch leben, doch die Zeit wird knapp. III Kaputt in Marseille Gelächter und gewässer, nicht ein fehltritt. Gewirr aus Überinterpretationen, Gedanken, die mich mangelhaft belohnen, Ich liebe dich nicht mehr, bring Öl mit. Ich habe mich geirrt, Irritationen, Den Leib betreffend, fielen aus, verschon mich Mit Freundschaft und Gedöns, es wird wahrscheinlich Darauf hinauslaufen, das zu betonen. Ich hebe nichts mehr auf, ich schmeiße alles, So wie es kommt, von dir, in den Container, Die jämmerlichste Sehnsucht kann mich locken. Ich warte weiter auf ein Zeichen, falls es Dich interessieren sollte, Paul Verlaine, er Verzieh dem Glück und blieb nicht länger trocken. November neunzehnhundertvierundsiebzig, die erste Flucht aus meiner Republik war gar keine Flucht, Sondern eine Entführung, die von den zuständigen Behörden und damaligen Führungskräften des Staates Zum Glück nicht vereitelt werden konnte, es war An einem Sonntagnachmittag, als ein paar Kreolen und Ein paar Männer vom indischen Subkontinent in das Wohnzimmer meiner Eltern drangen, mir die Haare Mit einem Lederstrick nach hinten banden und mich Auf einer langen, gefahrvollen Reise durch Regen, Staub, Hitze, Schnee und Wüstenwinde, über Frankreich, Spanien, Zentralafrika, Tansania und Madagaskar bis Hinüber nach Mauritius verschleppten, wo ich als Aufseher in einer Zuckerrohrplantage arbeiten mußte, Mit den Gepflogenheiten dieser Arbeit machte ich mich Schnell vertraut, das Schneiden des Rohrs erfolgte Neun bis vierundzwanzig Monate nach dem Auspflanzen Mit einer Machete, gleich über dem Boden, ich gestattete Meinen Untergebenen, das Feld vor der Ernte vollständig Abzubrennen, dann blieben nämlich nur die Stangen Übrig, und die Blätter zerfielen zu Asche, Rauch und die Dampfenden Überreste nicht mehr rechtzeitig geflohenen Wildes, mein Haus lag direkt am Meer, ich sehe noch Die Masten und Segel der Saint Geran vor mir, die Riffe Von Gunners’ Coin und Amber Island, das Überwachen Meiner Bediensteten in der Pflanzung bereitete mir Eine ungeahnte Freude, aber erst als ich so durchtrainiert Und braungebrannt war wie meine Sklaven, erlaubte ich Ihnen wieder, mit freiem Oberkörper ihren täglichen Verrichtungen nachzugehen, über einen derart von Der Sonne verfärbten Leib konntest du dir selbst den Letzten Stoff eines Segeltuchfetzens streifen und Hattest dennoch alle gegen dich, den Lederstrick hatte Ich schon längst beim Baden und Schwimmen in den Fluten Verloren, damit die Verständigung untereinander noch Reibungsloser funktionierte, sah ich mich gezwungen, Einmal in der Woche nach Port Louis zum Französischunterricht Zu fahren, der alte Domingo begleitete mich auf seinem Fuhrwerk in die Stadt, meine Lehrerin, oh mein Gott, meine Lehrerin hieß Virginie und wurde nach meinen Nachhilfestunden Immer von ihrem Freund Paul abgeholt, einem der Wenigen Weißen auf der Insel, einem Bastard, der seinen Vater nie gesehen hatte, ich hätte ihn am liebsten im Meer Ertränkt oder von meinen Sklaven ans andere Ende der Welt Verschleppen lassen, so unverbraucht, verheerend blond und Sonnig, wie sie aussah, an einem dieser tristen Nachmittage Im November,Virginie de la Tour, ihr Vater war lange Vor der Geburt, als er auf dem Festland ein paar Schwarze Kaufen wollte, um auf der Insel eine Pflanzung anzulegen, An einem pestartigen Fieber gestorben, als ihre Mutter Sie dann aber später wegen einer feineren Erziehung und viel Geld zu einer Tante nach Paris schickte, wollte ich Paul Auf einmal nicht mehr umbringen, wir verbrachten unsere Tage und Nächte nur noch am Strand, Domingo versorgte uns Mit Fleisch und Früchten, aus einer Kürbisflasche nahmen Wir ein Getränk aus Wasser, Wein, Zitronensaft, Zucker und Muskatnuß zu uns, meine Aufsichtstätigkeit vernachlässigte Ich mehr und mehr, an den Wochenenden spielten Paul und ich Immer Tristan und Isolde, Paul war für mich Isolde und trieb Abwechselnd auf einem schwarzen und einem weißen Brett im Indischen Ozean, schön weit draußen, so daß ich immer mehr Durchdrehte und verzweifelte, Isolde, die meine Virginie War und nicht Paul, ich sehe noch die Masten und Segel Des Schiffes vor mir, wie sie den schweren Orkan kurz vor der Einfahrt zum Hafen, unterhalb der Insel Ambra, nicht länger Ertragen konnten, ich mußte jetzt auch ins Meer, an ein Schiffstau gekettet, um Isolde endlich sterben zu sehen, in Ihrem weißen Hochzeitskleid, auf dem berstenden Oberdeck Der Saint Geran, Isolde, die nicht meine Virginie war, aber Paul, warum zog sie sich nicht aus und wäre kalt und stolz und Bleich und nur auf mich so zugetrieben, die Schaumkronen, die Wellen an den Tränen des Matrosen, aber wir wollten Paul auch Retten,Virginie und ich, Paul war meine Virginie, wir Sprangen in den Ozean und kämpften vergeblich gegen diese Fanatischen, fantastischen Wassermengen an, ich sehe noch die Riffe von Gunners’ Coin und Amber Island vor mir, die beiden Hütten auf dem Hügel, Badamiabäume, Tamarinden und Jambosen, Port Louis, zweiter November neunzehnhundertvierundsiebzig, Meine liebe Virginie, du enterbte, irrsinnige, durch zu Viele seichte Romane so verlorene Frau, sollte ich heute Am Strand ein steinförmiges Stück Holz finden, mache ich Meine Plantage für einen Tag zu, die meiste Zeit verbringe Ich mit deiner Mutter Sophie und auch mit Paul am Meer, sie Gehen mir oft zur Hand, wenn ich sie rufe, der gute Domingo Ist immer dabei, sein uraltes Fuhrwerk hat endlich den Geist Aufgegeben, mein Französisch ist in den vergangenen drei Jahren wieder schlechter geworden, Paul ist ein viel besserer Schwimmer als ich und kennt sich so gut unter Wasser aus, daß Ich mich dir gegenüber fast ein wenig zurückgesetzt Fühle, die Halme werden gleich über dem Boden und direkt Unter dem Blattapparat abgeschnitten, wenn die Felder vor der Ernte nicht in Flammen stehen, Steine aus Holz, Orkane und Schauer,Virginie, die Sklaven sind wieder Schöner geworden, der Sommer dauert hier von November bis Mai. Die letzte mücke des jahres, neben mir, an der Weißen Wand einer Konzertschlosserei, das Konzert War nicht gut, aber sie war gut, sie trug einen Seltersfarbenen Shawl und hatte bestimmt keinen Eintritt bezahlt, so verächtlich wie sie mich Musterte, eine Mücke in der Größe Zweier am Boden um ein Stückchen Wachs Ringender Ameisen, wenn man das Stückchen Wachs In der Mitte zwischen ihnen wegließ und sie gerade Eine Linie bildeten, Akustikset mit SilentElectronica, am liebsten hätte ich mir Einen Fingernagel abgebissen, ihn in Puderzucker Getunkt und diesen gebogenen Balken In die Nähe der beiden Streithähne gelegt, in der Hoffnung, sie würden ihre so heftig umstrittene Beute Nicht mehr länger für eine Nahrungsergänzung oder Einen harten, versifften Wassertropfen halten, eine Reihe Vor mir saß ein Personenschützer, ich erkannte das Daran, daß er für diese Jahreszeit viel zu Braun im Gesicht war, einen schwarzen Anzug trug und sich als Einziger hier im Saal völlig auf seine Figur Verlassen konnte, die Ameisen stammten sicherlich Aus einer der Toreinfahrten seiner zu hohen Profilsohlen, ich sah prüfend zum Ausgang, höchstens sechs, Sieben, acht, neun Schritte, der abgekaute Fingernagel Würde mir fehlen, aber ohne ihn und sein wildes Vermögen, Immer auch Dreck an sich zu binden, wäre ich eben noch etwas Zügiger an der Tür, ich wartete den Beifall zwischen zwei Benachbarten Songs ab, hoffte im Ernstfall auf eine Zugabe, Bemühte mich, indem ich meinen linken Fuß nicht links vom Stuhl Sondern rechts neben meinem anderen Bein aufsetzte, die Beiden miteinander spielenden Ameisen nicht zu Irritieren, ich versuchte, beim Aufstehen, mit meinem Mantel nicht den geringsten Luftzug zu Verursachen, damit die Mücke dachte, es Würde alles auf der Welt so weiterlaufen Wie bisher. Schnee fällt auf melodie johnson, kein ganz Einfacher Schnee, denn sie ist auch kein einfaches Mädchen, hier draußen, vor der Turnhalle Der Spiel Vereinigung Südwest, ihr Vater war Als Elitesoldat in den achtziger Jahren In Deutschland stationiert und soll viele Frauen Gehabt haben, wenn es hart auf hart käme, würde Ich zuerst ihre Mütze und dann ihre Haare Trinken, um sicherzugehen, daß ich gar nicht erst Bis zu ihren Haaren kommen würde, mein Gott, irre, Aschblonde, gelockte, an den Schnee gelehnte, Aus dem Zusammenhang gerissene, arschblonde Haare, ich weiß, sie ist viel zu jung für Mich, so alt wie meine Tochter, das geht überhaupt Nicht, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie Ich mich ihr entziehen kann, auf Dauer Entziehen, Mittwoch für Mittwoch entziehen, sie ist Eine typische Umkehrspielerin, verfügt über eine Ausgewogene Rückhand, Spin, Slice, einfach Alles, sie schläfert ihre Gegner mit ewig Langen Schupfballpassagen ein, mir kommt es Jedenfalls ewig vor, um dann auf einmal Am Tisch zu explodieren, ich bin nicht gerade Glücklich, daß ich nur im Training auf sie Treffe, in Pennsylvania wäre sie bestimmt Längst nicht so gut und ausdauernd, ich weiß, daß Sie in einer Bundeswehrkaserne als Arzthelferin Arbeitet, ich weiß, daß sie viel zu jung für mich Ist, und außerdem spielt sie zwei Klassen über Mir, aber wenigstens im gleichen hellblauen Trikot Wie ich, betandwin, betandwin, für einen Augenblick fällt Schnee auf Melodie Johnson, kein ganz einfacher Schnee, denn Sie ist auch kein einfaches Mädchen, ich kann sie Von meinem Auto aus sehen, von vorn, von der Seite, von hinten, wie sie zu ihrem Punktspiel Geht, zwei Klassen über mir, nur gut, daß sie Keine Schwimmerin ist, bwin, bwin, aber egal, in welch Einer Halle sie trainieren würde, im Wasser, auf dem Boden, in der Luft, kein Schnee, Melodie, hätte jemals In Deutschland gezögert, dich mit offenen Haaren, für die Letzten Schritte in Straßenschuhen, Aus einem Zusammenhang zu reißen, einem Zusammenhang aus November, Pennsylvania und ganz Einfachem Schnee. Morgens vor dem haus Ein Kaugummi oder ein Weißer Stein, ein Stein. Marseille, hafen, hitze, letzter tag, Kurz vor dem Abtreten, noch einmal feiern, feiern bis Der Arzt kommt, mein schleichendes, schleifendes, mich dann bald Durchstreichendes Herz, ich glaube, ich hab nicht mehr Lange, jetzt bleibt mir wohl nur noch, vor dem Ablegen der äußersten Fähre, mich in eine Tagestouristin zu Verlieben, Lyalee, vom entgegengesetzten Ende Marseilles, die Gemälde, die Gemälde, Gemälde Im Wartezimmer, als wenn es jetzt noch auf sie Ankäme, es kam noch nie auf sie an, abgezirkelte, Durchgesuppte, getrocknete Betonraffinessen, Tapetenzusatz ohne Nerven, Landschaftssand, Zitronenpastillen, Ginstersud, alles gleich, alles nur Heller, fast durchsichtiger Schleim, du wartest, Stirbst und stierst dabei auf völlig übermüdetes und Selbstzufriedenes Naturgeplätscher, vergib mir, Cezanne, aber ich fühle mich heute nicht so, ich werde Die Rue Salazare anzünden, mit allem, was auf ihr Draufsteht, Menschenhändler, Ölschmuckbottiche und Flugzeugbänke stehen auf ihr drauf, Fischpapierbäume, Strumpfhosenregale und Sonnenbrillenständer zum Drehen, Hafen, Hitze, letzter Tag, verzeih mir, Cezanne, Aber ich werde das entgegengesetzte Ende von Marseille Anzünden, die Schnecken, Autokinos und Heilbäder, wir Dürfen hier nicht so laut reden, Lyalee, wir sind In einer Familienpraxis, alles an dir gefällt mir, die Augen, die Zähne, die glitzernde Strumpflosigkeit deiner Beine, du arbeitest beim Rundfunk, wertest Kassetten Aus, machst Kopien, ich wollte dich nur fesseln, nicht Anzünden, in deinem gelben, klebrigen, Kaum noch über der Haut grübelnden, wie zu einem Asiatischen Papierdrachen gestreckten, aber durch die Hitze Wieder zusammengeschrumpften Badepergament, wie alles Feuer Fängt, Cezanne, die Brücke in Mennecy, gestapelte Tablettenschuber, dein Schlüsselbeinbrettchen zum Ausruhen Des hauchdünnen Kettchens über dem Abgrund, ein Amulett, Lyalee, die flachste Gondel für Heilige aus der Umgebung, Flächenhinterhalt, Rauch, wattige, leuchtende, Schmelzende Kreaturen, deine Brüste und Haare, aber Deine Brüste dürfen heute nicht kaputtgehen, an meinem Schönsten Tag, einfach so anschwellen, platzen, verdampfen, Orangegelber Kranichbelag in der Rue Salazare, warum mußtest Du auch ausgerechnet hier, um diese Mittagszeit, in diesem Teil Der Anstalt auf den Markt gehen, Wollglanz in Fährennähe, Gemälde, gelöschte Menschenhändler, verkohlte Fischpapierbäume, Mohair auf dem Meer, leicht angeschwärztes Blau, du studierst noch nebenbei, Suivant s’il vous Plait, wartest du auf mich, in deinem Kleiderbändchen, es Dauert bestimmt nicht mehr lange mit mir, schriftlich im Juli, mündlich im Mai, meine Liege muß frisch bespannt Werden, eine Liege für Bettnässer und trockene Kapitäne, der Flur zu kurz, das Gummisegel eingerissen, Schwester, sei Mir nicht böse, Lyalee, sei meine letzte Krankheit, ich nehme Dich auch mit den Flecken da im Gesicht, wenn nur dein Brustaufgang allein von reinem Adel ist, im Gegensatz zu mir Darfst du nicht wählerisch mehr sein, denn ich bin dick und Blaß und auch bald tot, nimm die Spirale raus, du kannst Das doch, ich will den Abstand zwischen uns verringern, verlaß Mich nicht, wo ist das Wartezimmer hin, ich muß mit Flaschenbier und nicht mit Wein in meine letzte Landschaft, die Farben an der Mauer bleiben stur, Urin und Blütensaft, Marseille wird immer kleiner, du Schaust noch einmal auf die Uhr, bleibst die gehetzte Touristin auf dem Weg zum Hafen, Flugzeugbänke, dein Badefummel, Asche, Glut, wie schaffst du das Nur alles nebenbei, du baust auf mich, mit halber Kraft, die Liege rollt nicht mehr und knackt, sie Kommt ins Schlingern, die abgehackten Wellen Auf den Monitoren, abstrakte Fahrgastzellen neben Kutschen, zwischen Booten, Bakterien In Fährennähe, Glanz, erzähl mir nichts, Cezanne, der Flur nicht lang und glatt und steil genug zum Runterrutschen, für eine Tagesbraut mit ihrem Toten, Lyalee, blockierte Meere, stoß Mich an, Theaterpädagogik, Rundfunk, Tanz, so nackt Und geil und matt und schwerelos wie eine Ferienehe, ich gehe Fest, ich habe Angst, ich muß bald nie mehr schlafen. Wenn uns nichts mehr einfällt, spielen wir Am Telefon immer, bei wem mehr Züge Am Zimmer vorbeifahren, vier zu zwei, uns Fällt nichts mehr ein, Winter In Kanada, Bauarbeiten bei Bad Hersfeld, unterirdische Rosen Im Rhein, hast du In der letzten Woche zugenommen, was ist Mit deiner Temperatur, würdest Du mich noch einmal, anderthalb, seit Fünf Tagen gleich, ja, nichts Hält für ewig, ständig Wäre schon jemand Zu Hause. Vom ende der fernbeziehungen, die Sonntage im Internet sind Verheerend, deine gereizte Langeweile und die Jungen, elektronischen Frisuren Aus deiner unmittelbaren Umgebung, Niederzissen, Kruft und Ochtendung, hast du ihn angerufen oder hat Er dich angerufen, er hat dich Angerufen, an den Sonntagen, an Meinen Sonntagen bist du immer von einer Beängstigenden Erwartungslosigkeit, daß es Dir gar nicht auffallen würde, würde Ich dich nicht mehr vermissen, hast Du mit ihm gemeinsam gegessen und Getrunken oder hat er mit dir gemeinsam Gegessen und getrunken, er Hat mit dir gemeinsam gegessen und Getrunken, Sushi, Hackfleisch International, Lasagne, du Bist in einem Punkt nicht gerade Schüchtern, hast du mit ihm zusammen Zu Hause übernachtet oder hat er mit dir Zusammen zu Hause übernachtet, er hat mit dir Zusammen zu Hause übernachtet, die Küche Hätte es doch auch getan, der Winter Geht in diesem Jahr nicht weg, der Schnee, das Blut, der Stil, das Urvertrauen in die infantile Unverrückbarkeit der Möbel, die Anhäufung Gewohnheitsbedingter Briefumschläge in Einer Textilschublade, die Hingezogenheit, der Tod, die Sehnsucht nur noch eine nüchterne Kampagne, der Ungewisse Anfang deiner Tage, Toilettengänge, Abendrot, hast Du nicht eben gesagt, ich war der Häßlichste, mit dem du Je, die viel zu Kurzen Arme und die Altersunbeherrschtheit Meiner Haare, die Einlagen von Elkos, unsere Kinder Nichts als Aliens, keine Frage des Instinkts, hast Du ihn gebeten, noch ein klein Wenig zu bleiben oder hat er dich Gebeten, nicht jetzt schon zu Gehen, er hat dich gebeten, noch ein Klein wenig zu bleiben, die Küche hätte Es doch auch getan, du schläfst am liebsten Zu Hause, du schläfst am liebsten bei Dir zu Hause, im Erdgeschoß, in der Gewöhnungsbedürftigen Unverrückbarkeit deines Zimmers, ich werde von nun An nur noch mit links schreiben, damit Wenigstens die unbeholfene Ordnung meiner wesentlichen Wörter bestehen bleibt, die Unangepaßtheit an Jedwede Zuneigung, diese besonnene und Unverbrauchte Diffamierung einer eleganten, viel zu Leichtlebigen Liebe, die Sonntage im Internet sind immer Verheerend, die Sonnabende, der grelle Plunder und die leeren, Hellen Protokolle der Umgebung, Kalenderplasma, Salz und Freundschaftsrillen, das Gewisse Etwas an Not und Verkehr, Niederzissen, Kruft und Ochtendung, ich habe deine Zurückgezogenheit Gelobt, das Hackfleisch, die Möbel, die Sehnsucht, die Tage, die Punkte, die Kinder, die Möbel, die Ordnung, die Tage, die Tage, ich Schreibe mit links, nur das, was ich Will, ruf niemals mehr an, der Winter Bleibt, das Haus verliert, die Möbel Frieren, deine Brüste spannen, du Hast dich hoffentlich schon ausgetobt, einmal Zuviel, dein Blut hält still, die Küche hätte es doch auch getan. Wir könnten ums am lauf des zeigers stören, Weil die Sekunden in die Jahre zielen Und unsern Altersunterschied verspielen: Mit dir zusammen Curtis Stigers hören, Mit dir zusammen bis ins hohe Alter Zu Rewe gehen und in Betten liegen, Solange ficken, bis wir nichts mehr wiegen Und Gründe haben, abzufliegen, kalter Und wehmütiger Rauch über den Flüssen, Ist das der Rücken oder schon dein Po: Das wissen meine Finger viel genauer. Hier oben brauchen wir auch keinen grüßen, Wir wären endlich gleich alt, hielten so Geduld und Glück für aufgetaute Dauer. IV Das muß Afrika sein In diesem winter sind wir wieder wer. Die Heizungsgitter mit Orangenschalen. Wir drehen durch, wenn wir am Rechner bleiben Und darauf warten, daß wir immer mehr Daran erinnert werden, wie wir leben, Mit Tulsikraut und Briefen, die sich gleichen, Das kleinste Zeichen sonntags würde reichen, Mit meiner Sehnsucht liegst du voll daneben. Die Schlafzimmer von früher sind jetzt Waisen Aus Luft und Holz und eingeklemmten Tieren, Die Ferienlinien der Besucherritzen. Wenn wir uns sehen, dürfen wir verreisen. Ich würde nicht mal den Verstand verlieren, Wenn Wärmflaschen im Taxi vorne sitzen. Diese strassen im norden amerikas kannten sich doch Fast alle noch von früher, wir wollten auch im nächsten Jahr Unsere Rechnungen bezahlen können, ich würde die kommenden Drei Monate nicht zu Hause sein, hatte als Fahrer bei Northwind Industries angeheuert und sollte mit meinem Truck auf der Ice Road, von Inuvik aus, Kesselhäuser, Tanks und Wohncontainer über das gefrorene Meer transportieren, ich Hatte mich vorher tätowieren lassen, um mich den Bedingungen Dort draußen noch spezieller anzupassen, keine Piercings, Mein Engel, bevor ich zurück bin, hatte ich beim Abschied Zu meiner Jüngsten gesagt, im Frühling konnte darüber Meinetwegen neu verhandelt werden, bei über dreißig Grad unter Null war es besser, keine Panne zu haben, ich bin noch nie In meinem Leben so schnell gefahren, auf dem gesamten Kontinent Nicht, aus Angst, stehenzubleiben, siebzig Meilen pro Stunde, obwohl hier nur fünfzig Meilen pro Stunde Erlaubt waren, denn wenn du erst einmal stehengeblieben Bist, mit einem leeren Wohncontainer hinter deinem Fahrerhaus, hat das Eis endlich Zeit, Nachzudenken, grundlos nachzudenken, vorher hat dich Gott auf seinem Handgelenk balanciert, dich als harte, Intakte, überzüchtete Raupe eingestuft, wenn das Knacken unter mir dann immer lauter wurde, war es ohne Sonnenbrille nicht mehr auszuhalten, und ich drehte die Musik bis zum Anschlag auf, die Lieblingskassette Meines Sohnes, Streets of London, aber die eingefrorenen Schlepper und Schiffe erinnerten mich jederzeit wieder Daran, daß ich mit meinem Laster auf einem Ozean Unterwegs war, die Einsamkeit der Wendemöglichkeiten und der Schöne, verrutschte Tod arktischer Pilze, die Gezeiten Und die tückischen Wölbungen der Piste, der Motor Mit voller Kraft, ich hatte nur mit Bob Wollensky, der Irgendwo hinter mir fuhr, gelegentlich Funkkontakt, ansonsten Sprach ich oft stundenlang mit meinem Truck, strich dabei mit der rechten Hand wieder Und wieder über die Druckmeßgeräte und das Armaturenbrett, ruhig, Brauner, das Tattoo Auf dem Unterarm bestand ganz schlicht Aus drei übereinanderliegenden Booten Mit den Vornamen meiner Frau und meiner Kinder, falls ich es schaffte, in Mallik Anzukommen, und mir dann in dieser Einöde Auch gleich jemand entgegenkam, die Tätowierung Aber, wenn ich den Arm noch einmal zu mir Heranholte und es nicht schaffte, ließ Die gleichen Boote nebeneinander Untergehen, ruhig, mein Brauner, gemach, das Eis, das Gerade brach, das eben brach, war nicht für uns, wir haben Es bald geschafft. Sie kam verschwitzt und ziemlich höflich innen Zurück von einer Reise aus den Staaten, Wir wollten uns sofort auf das besinnen, Worauf die meisten viel zu lange warten. Klamotten runter, Säftetausch, Getränke, Bei Hitze wird es immer animalisch, Ich dachte, daß ich immer an sie denke Und wenn mal nicht, dann wäre das auch nicht tragisch Vermisse dich schon jetzt wie keine neue, Mein Leben hier ist wie für dich geschaffen, Jetzt tue schon so, als wenn dich das beträfe. Du plünderst meinen Restbestand an Reue. Der linguistic turn der Neuweltaffen Besänftigt mich: es gibt bald mehr Gespräche. Ich hätte diese gastprofessur in südkorea nie Und nimmer annehmen dürfen, allein schon wegen Dir und dann auch noch in der Vorweihnachtszeit, in Einer gemäßigten Klimazone mit ein paar Sauberen Märkten und Stranden in Busan, eigentlich Wollte ich an deinem Nikolaustag allein mit dem Bus An die Flußmündung des Nakdonggang fahren, habe Es dann aber doch vorgezogen, mit meinen Drei Lieblingsstudentinnen Mi-jung,Yang-soon und Phuong zum Beomeosa Tempel zu wandern, um dort Vom Quellwasser mit den magischen Kräften zu Kosten, im Kollegium änderte sich danach für mich Einiges, ich wurde von diesem Zeitpunkt an Nie mehr zum abendlichen Gesaufe auf dem Campus Eingeladen, wahrscheinlich, weil auch Phuong Park Diesen Ausflug mitgemacht hatte, die amtierende Miss U-Bahn-Bibliothek, die auf der Welt so ziemlich Einzigartig war, ich hatte meinen Kollegen Im Nachhinein erklärt und es dann leider nicht sofort In ihre Landessprache übersetzen lassen, daß wir zu Viert versucht haben, einen Dreizehnzeiler Des Nationaldichters Ri Tsche Hjon Aus dem vierzehnten Jahrhundert nachzustellen, Nachts auf einer Dienstreise im Boot, wenn das Der König wüßte, oben auf dem Berg, auf dem Kumjong-san, Fische und Wein, Asiatinnen und kleine Brüste, von Wegen, ich hatte meinen Kollegen ebenfalls Erklärt, daß wir in der Dunkelheit wirklich nicht mehr Zurückwollten und dabei zum Glück Alles um uns herum vergessen haben, unser Gefolge, die U-Bahn-Bibliothek, das Freie Gymnasium in Zwenkau, die Berge. Sie hatte das reitabzeichen in silber und war Eine Adlige, Livia van Meerheim, wir hatten uns Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Lauenhagener Schloß kennengelernt, sie war mir sofort Aufgefallen, ihres geringen Alters und der Ausufernden Trageweise ihrer schmetterlingshellen Seidenbluse wegen, ich war zu dieser Zeit gerade Chef Einer Security Firma mit Sitz in Brandenburg und Umgebung und verfügte über ein ausgeprägtes Sprachverständnis und ein gepflegtes Äußeres, Prominente aus Wirtschaft, Politik Und Kultur waren hier vertreten, an einem der Hintersten Tische im Saal, dicht Bei den Toiletten, saßen Harald Juhnke, Liz Taylor Und Eddie, der ehemalige Stuckateur, Eddie, Einigen Insidern sicherlich eher bekannt unter Dem Namen Eddie Edwards, hatte es in den Achtziger Jahren zu einigem Ansehen gebracht, als er Bei den Nordischen Skisprungweltmeisterschaften In Oberstdorf mit seinen 73,5 Metern einen Englischen Landesrekord aufgestellt und sich Mit dieser Bestweite automatisch für die Olympischen Spiele in Calgary qualifiziert hatte, er trainierte Damals als einziger Engländer in dieser Disziplin Ohne die Unterstützung der British Ski and Snowboard Federation auf den verschneiten Hügeln von Cheltenham, Livia van Meerheim, als eine der Organisatorinnen Der Charity Gala, hatte verfügt, an diesen hinteren Tisch keinen Alkohol mehr kommen zu lassen, nachdem Harald und Liz während der Rede eines Präsidenten Ihre Drinks auf Fruchtdekorationen und Kerzenflammen Gespuckt hatten, Eddies Brille war dabei beschlagen, so daß Er die aufgerichteten Servietten auf dem Nebentisch für Den neuen Nachschub an Getränken halten mußte, Livia van Meerheim bat mich nun sehr inständig darum, die Herrschaften Doch endlich des Saales zu verweisen, ich mochte die Drei, Edwards hockte sich mit den Füßen auf den Stuhl und Stellte mit zwei um seine Schuhe geschlungenen Tischtüchern Seinen alten Schanzenrekord nach, meine Sicherheitsfirma hatte Damals ihren Sitz in Brandenburg und Umgebung, keiner wußte Richtig, wovon wir eigentlich lebten, zum Schloß gehörte auch Ein Gestüt, die Landbevölkerung vergnügte sich nie Auf den Hügeln von Lauenhagen und in den Badlands Von Cheltenham City, die Eröffnung der umgebauten Schattenbergschanze in Oberstdorf, die zweiunddreißig Wachstischdecken zwischen der Bühne und den Toiletten, Eddies Letzter Sprung, ich bin jetzt in der Gebäudereinigung tätig, Livia sehe ich eher Selten, es ging auf dieser Gala um die Möglichkeiten Von Armutszeugnissen in der Altersvorsorge, ich Wünschte, daß die Früchte in der Schale Auf dem letzten Tisch des Saales wirklich Klebten. Vermisse dich schon jetzt, lieutenant dreedree, Doch bilde dir nichts darauf ein, take care, Mein Handtuch liegt in Washington, am Meer, Ein Strand, den ich dich überstehen sehe. Mit Schnaps ans Wasser, merk dir das für später, Die Untergänge fallen dann klarer aus, Ich gehe schon vor, mach bloß kein Drama draus, Man sieht sich und man sehnt sich, see you later Ein Teil deines Gesichts bringt mich in Not, Dein Haaransatz hat saisonales Flair, Zu Ostern an der See, ich schlafe bis Du sagst: wir wären Heldin und Idiot, Die Schmerzen kommen ohne Wäsche eher, Ich kämme und verschone dich jetzt, Miss. Unser haus wog etwa zehn tonnen, war fünfundzwanzig Bis siebenundzwanzig Meter lang, fünf Meter hoch und stand In einem Naturreservat des Wye Valley, wir wohnten damals In einem Diplodocus, einem ausgebauten Pflanzenfresser, der Irgendwann im Oberjura in diesem Tal plötzlich Für immer stehengeblieben war, vielleicht Ragten in dem Augenblick seines Innehaltens gerade zu Viele zahntragende Vögel aus den Schachtelhalmen und Bärlappgewächsen dieser tropischen Region, die dafür Zuständige Behörde konnte oder wollte jedenfalls keine Näheren Angaben über den Ursprung dieses doch recht Ausgefallenen Mietobjektes machen, in Freshwater West, nicht Weit von Pembroke und Tenby entfernt, hätten wir Einen Triceratops sogar auch käuflich erwerben können, die Drei Hörner hätten sich natürlich wunderbar dafür geeignet, Drei getrennte Schlafzimmer ins Obergeschoß einzubauen, aber Ich hatte in jener Zeit keine reine Jockeyfigur und hätte Trainieren und abnehmen müssen ohne Ende, um mich in diesen Beengenden, geradezu japanischen Wohnverhältnissen Nachts ohne dich wirklich wohlzufühlen, das Haus war Bezugsfertig und stand direkt an der Küste, allerdings Befand sich ein NATO-Camp in unmittelbarer Nähe, wenn eine Rote Fahne wehte, hielten die Panzerbesatzungen dort Ihre Schießübungen ab, und der Zugang zum Strand blieb Gesperrt, also entschieden wir uns für das wesentlich Ältere und auch größere Objekt am Ufer des Wye River, wir Nahmen bei der Walisischen Nationalbank Einen Kredit auf und begannen mit dem Innenausbau, du Hattest ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie wir Später einmal leben würden, unser Schlafzimmer sollte sich Ganz der natürlichen Farbe und Form der Hüftgelenkspfanne Anpassen, für die Kinder sollten die vier Beinröhren Entkernt werden, Mosaikfußböden aus verwitterten, Botanischen Diamanten überall, Kerzenleuchter und Muschelvorhänge, die von den Rückenwirbeln Runterhingen, unser Haus stand auf seinen Hinterläufen, die saftigen Büschel von Palmen An den Hügelablagerungen, wenn wir dann abends mal Allein sein wollten, stopften wir die Kids einfach In ihre Spielzimmer und taten es im Flur des Halses oder In meinem Arbeitszimmer zwischen den beiden Schädelfenstern, Von hier oben hatten wir einen herrlichen Ausblick Auf unser Lancat und Ban y Gore Reservat, die einzigen Zimmer, die nicht mehr muffig und nach Alter rochen, waren die Räume der Kinder, das kann aber auch daran gelegen Haben, daß wir ihre Teppiche aus zugeschnittenen Wiesenmatten täglich erneuerten, den Schwanz im Skelett Hatte ich mit Spiralbohrern ausgehöhlt und hinten Geöffnet, er endete jetzt als Rutsche direkt im Flußdelta, die Bahn war zum Glück viel zu steil, um auf diesem Wege wieder zurück ins Innere der Behausung gelangen zu Können, unsere Kinder waren in Ordnung und benutzten die Rutsche immer nur einmal am Morgen, auf diese Weise Verbrachten sie die meiste Zeit draußen und entwickelten Bei ihrer Heimkehr abends eine ähnliche Ausdauer wie das Allmähliche Zugrundegehen von Steinen neben Lachsen, an Den Sonntagen kam ich im Kopf allein ganz gut zurecht, um Die Familie durchzubringen, arbeitete ich von Dienstag Bis Donnerstag in einem Antiquariat in Hay-on-Wye, einem Berühmten Bücherdorf, ich sprach dort akzentfrei deutsch, der Nächste Kinderzahnarzt, glaub ich, war in Cardiff, immer Wenn wir dann endlich aus diesem neutralen Behandlungszimmer Wieder raus waren, fuhren wir mit der Bristol Queen Nach Flat-Holm-Island rüber und lenkten die Blicke der Tapferen Patienten sofort auf Brandenten, Blindschleichen Und Möwen, unser Haus paßte in dieser Zeit Immer auf sich selbst auf. Mombasa island, zweiter juli, meine liebe Yasmouni, arbeite hier seit gestern als Entwicklungshelfer, brauche Ablenkung, bevor ich Endlich wieder was mit einer Frau Anfange, zuviel Freundschaft zuletzt immer und Zuwenig Liebe, es ist immer das Gleiche, bemühe ich mich um Eine, geht sie am Rand von Sachsen Schlittschuh laufen, beachte ich sie Kaum, sind wir ein Paar, ich fahre Medikamente und Tee nach Tansania und Ins Landesinnere, da mein Zimmer direkt Am Tiefseehafen von Kilindini Harbour Liegt, kann ich keine Nacht schlafen, ständig Muß ich mit anhören, wie Datteln, Trockenfische Und Truhen verladen werden, dabei wollte ich Doch nie nach Afrika, Rimbaud wollte dorthin, ich Nie, überall Müll und Gemüse, Tücher, Schlangen Und Ratten, Ratten und Schlangen, die Garstige Trockenheit an den Wellen der Bleche, die Barfrau im La Marina kommt aus Trondheim, auch nicht Gerade um die Ecke, ihre Augen, ihre Haare, ihre Schultern, theologische Vollkommenheitsbeweise Zugunsten von Sehnsucht und Toblerone, ihre Art, nie Mehr Fleisch anzurühren, macht aus mir einen glücklichen Idioten, ich weiß schon gar nicht mehr, warum ich Dir das alles schreibe, wenn du keinen Kontakt willst, Im La Marina, mußt du dich aus allem raushalten und Stundenlang Erdnüsse kauen, könntest du Den Ring vom kleinen Finger an der rechten Hand Bitte einen Finger weiter vorn tragen, davon wird dein Innenleben heller, deine Seele Bindungsfähiger, die letzte Nacht habe ich An einem Container gelehnt, weil ich dachte, er Macht nicht mehr lange, mit der Stirn und den Händen An der versprengten Etüde eines Containers, An den Rippen, an den Klippen eines Sich nie mehr vom Festland loseisenden Containers, das ist Afrika, wieviele Haare Man in den Jahren verliert, erkennt man am Ehesten nach Umzügen, Garantien der Ausgekratztheit, die Flusen, die Wüste, der Staub, dürres, regalloses, inwendiges Gras, mit einem Hang zu gar keinem Gras, im Herzen des Landes, eine Frau, die Gott geschickt hat, auf einem Fahrrad mit Korb, einem Einkaufskorb, einem Einkaufskorb, Halluzinationen, Erschütterungen, Stotterei, die Mängel einer vergeblichen Vertrautheit, ihre Hände nur mit einer Schachtel Erdbeeren bekleidet, nur ihre Hände, der Rest Spielt keine Rolle mehr, das ist Afrika, warum ich Dir das alles schreibe, du bist vielleicht gut, ich brauche Afrika, bevor ich endlich wieder was mit einer Frau anfange, einer Frau, die mich selbst In der Öffentlichkeit monströser Basare und Bibliotheken In einer schwarzen Badestola in den Wahnsinn Treibt, und das tust du, du Glaubst doch wohl nicht wirklich, daß ich Hierbleibe, nach all den Jahren der Idiotie, der Leichtsinnigkeit, der Mitschuld und des Verstandes. Wenn ich jetzt sterben würde, wäre ich Noch nicht mal vor mir selber sicher, klopfe, Mein Herz, die Brustempfindlichkeit im Kopf Sieht gegen meine Sehnsucht keinen Stich. Wenn ich jetzt sterben würde, wäre nichts Von Nutzen für den Abgang in die Wildnis Der weißen Instrumente, und kein Filmriß Entfernt mich aus dem Schutz eines Gedichts. Wenn ich jetzt sterben würde, sollte ich Gedichte mit hinübernehmen, alle. Ich wüßte keinen, der sich das sonst traut. Wenn ich jetzt sterbe, nehme ich dein Gesicht Und nur ein Haar, das endlich in der Falle Des Mundes, meines Mundes klemmt und taut. V Im Bett zusammen lesen Toskanisch, umbrisch, brüste ohne ende, Die Sonnenhalterungen übler Pinien, Und auf dem Monitor noch Zick-Zack-Linien, Das heißt, ich lebe wohl und ich verschwende Mein Geld für Wein und Frauen auf dem Strich, Ziehe dich rasch aus, du siehst doch, wie ich leide, Und auf dem Display Wasser und Getreide, In Mecklenburg, Markkleeberg und Venedig. Ich wüßte nur zu gern, ob du bald blutest, Wir geben uns hier oft mit Gott die Kante, Die Gondeln und die Pferde ohne Reiter. Du hast ja Recht damit, wenn du vermutest, Ich wäre die letzte menschliche Variante, Mein Herz fällt in ein Loch, und ich gehe weiter. Wenn wir uns nicht beim schnupperkurs himalaja Im Naturgeschichtlichen Museum begegnet wären,Yasmouni, Wären wir uns wohl nie begegnet, ich hatte keine Gefütterten Schuhe an, als wir im dritten Stock, in der Nähe Von Guna La, unser Basislager in einer Höhe von etwa Fünftausendsechshundert Metern bezogen, der Aufstieg Begann erst in der Dunkelheit, lange Nach den offiziellen Öffnungszeiten, die Maultiere Und Jeeps mußten wir in der Eingangszone Zurücklassen, die Etagenheizungen auf dem Flur waren komplett Runtergedreht, wir konnten in dieser Nacht wirklich Nicht mehr weiter, wir bauten die Zelte auf, bogen Mit klammen Händen die Glasfiberstäbe durch die Schlaufen, schmolzen Schnee auf unseren Propangaskochern Und blickten durch die Treppengitter hinunter in die Schlucht, die Verantwortlichen der Expedition hatten Mehrere Hundert Teelichter an den Abhängen Aufstellen lassen, um die sinkende Sauerstoffsättigung der Luft zu simulieren, bei Aufenthalten oberhalb von über Fünftausend Metern erfolgt eine zunehmende Gewichtsabnahme Von bis zu zehn Prozent, das war soviel an Fettverlust, daß Es schon nicht mehr feierlich war, damit diese dringlichen Verluste nur mich betrafen, schob ich in der ersten Nacht Heimlich meinen Schlüsselanhänger aus Djakarta Unter deine Schlafmatte und schlich mich ganz ohne Ausrüstung noch zwei Stockwerke höher, bis Unters Dach, ich konnte nicht hören, wie am nächsten Morgen Die Maultiere in der Schlucht erwachten, im Basislager Wurde so früh schon mit Geschirr und Töpfen Hantiert, diesen Ruhetag hatten wir uns redlich Verdient, ich stieg wieder zu dir ins Tal runter, der Schnee An den Wänden, das Licht ohne Ränder, der Alltag Und die leeren Jeeps, wenn wir uns nicht im Himalaja Begegnet wären, hätte ich alle Yoga-Kurse und Fremdspracheninstitute nach dir abgesucht,Yasmouni, du Warst so schön wie noch nie, hier oben An diesem Geländer. Der gipsabdruck deiner behausung Bei mir im Garten, die Zehen ohne Ansage sauber Rausgebrochen aus der Duschverschalung Deiner Vormieter, überall waren Vor uns und nach uns schon Tiere, verwilderte Haltestangen In den Wänden, südländische Pediküre, Eidechsen und Pinien, von den Kacheln Getrockneter Schaum in der Luft, es Dauerte zu lange, bis Er die Verbindung zu ihren Füßen wieder Hergestellt hatte. Geschenke sind der tod der simplen rede, Merci für alles, Tibet und die Klöster, Gedichte und Gesang sind Frauentröster, Und im Gebirge tröste ich noch jede. Ich werde alt, ich kenne meine Haare, Himalaja und Meere, weiße Strähnen, Wir reden erst, wenn wir uns sicher wähnen, Die Mix-Kassetten kommen in die Jahre. Das Klima an der See, die kühnen Kinder Anhand der Wellen auf den schmalen Flößen, Die Haut, dein Gang und deine Schönheit gerade Ab diesem Winter lebe ich gesünder, Ich will dein Lächeln hier in allen Größen Und Stiefelspuren auf der Schokolade. Der papagei und der iltis. Vor langer, langer Zeit lebte mal Ein Papagei in einer Vierraumwohnung auf einem Ziemlich hohen Baum. Zur Wohnung gehörte auch Eine Terrasse, auf der sich der Papagei In den Sommermonaten fast rund um die Uhr Aufhielt. Am liebsten trug er seine alte, braune Cordhose. Die war bequem, ein wenig zu groß und An den Bünden etwas ausgeleiert. Auf der anderen Straßenseite, auf dem Baum gegenüber, in einer Dreiraumwohnung mit Terrasse, wohnte ein Iltis. Auch der Iltis verbrachte viel Zeit auf seiner Terrasse. Aber während der Papagei in seiner Cordhose In einem Liegestuhl saß, im neuen Andernacher Tieranzeiger blätterte oder Musik von Freunden Hörte, stand der Iltis mit einem Fernglas Am Fenster und glotzte wirklich stundenlang Zu ihm rüber. Zum ersten Mal verschwendete der Papagei Einen Gedanken daran, ob es wohl an seiner alten, Häßlichen, braunen, schon etwas durchgewetzten Hose liegen könnte, die derart viel Aufmerksamkeit Auf sich zog. Schnell verschwand er im Haus, stellte sich Vor einen seiner vielen Spiegel, drehte sich im Kreis, Flog durch den Flur und die Küche, aber immer die Spiegel im Blick und mußte sich eingestehen, daß diese Hose ja wohl das Allerletzte war. Also beschloß er, Am nächsten Tag zum Einkaufen in die Stadt zu fahren. Er legte sich zeitig schlafen und träumte von sehr verwegenen Dingen. Morgens gegen acht Uhr stand er an seiner Haltestelle vor dem Haus. Neben ihm wartete ein Nilpferd. Sie kamen sehr schnell miteinander Ins Gespräch und begannen plötzlich loszukreischen, Denn sie waren in einer ähnlichen Mission unterwegs: Für beide sollte eine neue Hose her. Eine Kuh Hielt neben ihnen. Eine Strickleiter führte Bis auf ihren Rücken. Oben konnte man zwei Felldeckel öffnen und sich dann in eine Warme Kuhle setzen. Das war die Fahrgastkabine. In der Stadt angekommen, stiegen der Papagei Und das Nilpferd vor dem Hosengeschäft von Pepe und Wrangler aus. Der Papagei probierte Eine rote Pepe an und fühlte sich knuffig und schick Darin. Es war zum Glück für ihn gleich Die erste Hose, die er anprobiert hatte. Das Nilpferd zog sich eine knallenge Wrangler über, Und der Papagei sagte: Wow, die steht dir aber. Beide verließen In ihren nagelneuen Hosen das Geschäft. Die Rückfahrt dauerte viel länger als die Hinfahrt, das Konnte aber auch an den alten Geheimnissen In ihren Tüten liegen. Einem Gespräch Auf der gegenüberliegenden Terrasse hatte der Papagei vor einigen Tagen entnommen, daß der Iltis Für kurze Zeit verreisen wollte. Der Papagei und das Nilpferd verabschiedeten sich in ihren alten, schon Etwas durchgewetzten Sweat-Shirts voneinander, Mußten grinsen und sagten: bis demnächst also. Der Papagei fuhr in seine Wohnung hoch, entnahm Seiner Küchenschublade einen Dietrich, fuhr wieder Runter, lief über die Straße, stieg die Baumstufen Zur Iltiswohnung hoch, aber die Baumstufen Innen, öffnete mit dem Dietrich die Tür und Setzte sich beim Anblick des Flurs vor Schreck Auf seine neue, rote Pepe. Überall standen Bilder von ihm, von ihm, in seiner legendären, Alten, braunen Cordhose, die ja nun schon etwas Durchgewetzt war. Es war nämlich von Anfang An nie ein Fernglas gewesen, durch das der Iltis So viele Stunden zu ihm rübergestarrt hatte. Der Papagei verließ die Wohnung, war gerührt und sehr Irritiert, warf den Dietrich auf die stark Befahrene Straße, zog die rote Pepe auf der Stelle Aus, lief nur im Schlüpfer zu seiner Wohnung Rüber, fuhr mit dem Fahrstuhl hoch, der Fahrstuhl war Innen, zog sich seine alte, braune, an den Bünden Schon etwas ausgeleierte Cordhose über und setzte Sich mit dem Tieranzeiger vom fünften August In seinen Liegestuhl. Er las und las, ja sogar noch Mal die Ausgaben vom ersten, dritten und Vierten des Monats, er las solange, bis er nach ein Paar Tagen oder auch Nächten endlich den Iltis Auf seiner Terrasse wiedersah, natürlich mit Fernglas, Schon klar. Es half ja alles nichts. Der Papagei Legte den Tieranzeiger beiseite, verließ seine Wohnung, überquerte die Straße, klingelte beim Iltis, Der kriegte einen Schreck, bat sich einen winzigen Moment Zeit aus, ja, ja, von wegen aufräumen, schnell klappte Er alle Bilder vom Cordhosenpapagei in seinem Flur um, Ließ ihn erst dann herein. Sie tranken frisches Minzwasser und aßen Mohrrübenplätzchen von Bahlsen, sprachen Über ihr Leben und merkten, daß sie sich sehr mochten, Ja, sehr. Einige Zeit später eröffneten sie zusammen Neben dem Hosengeschäft von Pepe und Wrangler Einen Laden für Cordliegestühle, Cordregale und Cordkorkenzieher zum Anfassen. Sie lasen sich Immer bis morgens Geschichten vor und mußten Zeitig aus dem Haus. Mein hexchen ist mir eines tages ausgerissen, Mein Haus war ihr nicht rein genug und viel zu klein, Ich liebe sie und möchte nie mehr glücklich sein, Sie hat jetzt alle Zeit der Welt, mich zu vermissen, Vermißt mich aber nicht, ist frei und meidet alle, Ich kenne sie, die Außenwelt ist ihr zuwider, Ich muß die Briefe an sie löschen und die Lieder, Die Stadt, in der ich auf sie warte, wird zur Falle, Ich mache sie sauber, atme, wische die Außenseiten Von Straßenbahnen, Bäumen, Dächern und Kanälen, Wir haben nichts getan, was wir danach vergaßen. Sie hat mich nie gewollt, das würde sie bestreiten, Wenn sie mal Elefanten sieht, werde ich ihr fehlen, Zum Glück bewegen die sich selten auf den Straßen. Gehe heute nacht bitte nicht mehr zurück In deine Wohnung, du kannst auch gern in Deiner Lieblingstasse schlafen, die neben Meiner Lieblingstasse steht, wir spielen Vorher Stadt Land Name Tier Gewässer und Vernichten die Zettel gleich wieder, wenn Die Ergebnisse zu eng zusammenliegen, Nonnenfalter, Niersteiner See, wir steigen Nach dem Match in voller Montur über die Beiden Henkel tief in unsere Tassen Runter, in deinem Bett war gestern Tee Für deine Atemwege, am nächsten Morgen, bevor du dann in deinem Wagen Davonschneist, gehst du zum letzten Mal bei den vier Papiertonnen in meinem Hinterhof vorbei und schmeißt unsere kleinGefetzten, gereizten, von Schnee und Licht noch einmal richtig aufgeheizten Spielberichte in die Tonne, die Dir von innen jetzt am wenigsten Entgegenkommt, es gibt gar keine Nonnenfalter im Niersteiner See. Nur durchsichtig, in schmerzloser migräne, Gelingt es Fischen durch den Kopf zu treiben, In Spänen, die kurz flimmern, übrigbleiben Von einem Tag mit dehnbarer Hygiene. Mehr Singles, Kinder, Kranke in den Städten, Die Lust auf Infektionen, Gleisarbeiten, Du darfst mich heute in den Schlaf begleiten, Ich halte nichts von Krankenhausgeräten. Es tut mir gut, dich so verliebt zu sehen, Ich denke dabei nur an mich und nichts, Dich abzugeben fällt nicht wirklich schwer. Wir müssen nicht mehr oft ins Kino gehen Und Anteil nehmen am Verlauf des Lichts, Das Elend wird bei Wärme deutlicher. Legende vom abholen, den gestrigen abend allein Mit einer Suchmaschine zugebracht, vor Lauter Einerlei diese Begriffe eingegeben, Studentin, Leipzig und eine frappierende Ähnlichkeit Mit Ornella Muti, sinnlos, nichts zu finden, aber Das kann doch bisher nicht nur mir Aufgefallen sein, in was für einer Aussichtslosen Welt leben wir denn, ich hätte Sie so gern nach Schichtschluß Aus einer Gurkenfabrik abgeholt, sie Hätte den ganzen Tag am Band gestanden, Hochstehende Gurken runtergedrückt und Die Gläser zugeschraubt, zwei Toilettengänge Pro Schicht, ich gab die Begriffe noch einmal Neu ein, Studentin, Sachsen, verblüffende Ähnlichkeit mit Ornella Muti, als sie noch Jünger war, Fließband, Gurkenfabrik, Toilettengänge, Seife, Spind, Pflastersteine, Sirene und Frauen, Frauen, kurz Vor ihrem Wechsel aus einer hohlen Umgebung In eine demonstrative Liebe, Erwartungen, Enttäuschungen, Umarmungen, oben und In der Mitte, oben, nasse Zugänge, je nachdem, ob Sie ganz unter der Dusche waren oder ob sie Es vorzogen, ihre Körper nur vergeblich Über ihre zögerlich ausgestreckten Hände Anzukündigen, Frauen ohne Abendfahrzeuge, Frauen Ohne Zuordnung, Frauen, Frauen, bis Auf diese eine. Du wähltest laubsägen als neigungsfach, Ich wünschte mir von dir ein Cello, Hilde, Ein dünnes, rotes, wo liegt Andernach, Nimm lieber Sperrholz, Schleifpapier und wilde Empfindsamkeit, im Leimholz folgt die Säge Bloß blind und aufgebracht den Maserungen, Die hellen Schnitte nehme ich in Pflege, Du hast mir lange nichts mehr vorgesungen. In deinem Zimmer stapeln sich die Bretter, Ich müßte dich nach Helsinki verschleppen, Nach Stockholm, wegen des Syndroms, nicht ficken Du summst zu oft nobody does it better, Wir heiraten auf meiner Gartentreppe, Die dünnen Instrumente sind die dicken. Ich hätte dich so gern nach deiner party Noch angerufen, aber einer deiner Gäste blieb bis halb Sieben, um halb zwei wollte ich allein für immer nach Tel Aviv, Venedig und Arizona fliegen, Gitarre, Badesachen, Plektrum Im Portemonnaie, um drei wollte ich mich Umdrehen, Gedichtbände, Hundebilder, Lautsprecherbox Mit Strandstein drauf, um vier Gab es Verjüngungen in der Küche, in deiner Küche, Zigaretten, Züge, Bierkästen Mit Kronkorkenfeldern, kraterhaften, Unterbrochenen Kronkorkenfeldern, um fünf Schlief ich ein, konnte mich nicht länger Vor mir selbst verstecken, schade, du machst Das nie, mich irgendwann mit deiner trunkenen Liebe Aufzuwecken, Handyverschleierung, Pommes Schranke, Helligkeitsgemauschel, um sechs Wachte ich auf und hätte dich so gern Nach deiner Party noch angerufen. Am dreizehnten oder vierzehnten tag Mit alkoholfreiem Weißwein weitergemacht, am Dreizehnten Tag, in der Küche zu alt gewordenes Gemüse zugeschnitten, Gemüsekerne, ayurvedische Räucherstäbchen angezündet, Engel auf der Tischplatte Wahrgenommen, schon aus Erfahrung, ihnen Beim Bodenturnen geholfen, sie Hochgehoben, schweben lassen, sie wieder Abgesetzt und abgewischt, mich umgesehen, eine Unangemeldete Himmelslaterne unter Den Fußbodenbelag in der Garage Geschoben, an die verhaltene Disziplin und Traurigkeit der Deutschen Flugsicherung Geglaubt, in einem Autobahnbistro kurz Vor Bonn an Nahrung gedacht, nur Gedacht, Baguette mit Lakritzquark und Frischer Minze, dich nach dem Unterricht Fast nicht wiedererkannt, nach der Letzten Stunde hinter der Schule Auf dich gewartet, gleich nach der Schule Hinter der Schule. Winter ohne leuchtanzeige, du Hast an einem Sonntag mit dem Jonglieren Angefangen, mit drei Mandarinen, mit Drei noch nach einer Woche in Silberfolie Eingewickelten, auf dem Sofa verstreuten, Jeweils bis zum Scheitelpunkt hochgeworfenen, mit Den Fingerspitzen nach innen durch das Gesichtsfeld parallel wieder etwas dichter An den Körper herangewunkenen, leichter Aufgefangenen als hochgeworfenen, Liegengebliebenen Mandarinen. Abends am haus die Zigarettenkippe in Einem Schraubverschluß, Mit dem Gesicht nach unten, Nur noch einmal umdrehen. Am samstagabend wollen wir uns zu zweit Am Telefon betrinken, wir allein, Wir essen, saufen, lassen keinen rein Und sagen alles ab in dieser Zeit. Wir sind gewaschen, eingecremt, rasiert, Ich weiß, wie du im Bademantel liegst Und ohne Gürtel nur die Hälfte wiegst, Wir schütten immer mehr, was auch passiert: Wir wollen uns, es wird in Bonn bald Winter, Im Pathos, gegenüber, Kalb und Schnee, Salate, Hirten und die gleichen Lieder. Sobald du mir vom Tod erzählst, beginnt er, Verzeih mir, daß ich dich am Samstag sehe, Und wenn du nicht allein bist, fahre ich wieder VI Briefe an eine Schülerin Sehr geehrtes fräulein von niendorff, ich sehe Mir dieses Treiben ja nun schon einige Wochen Lang an, wie kommen Sie nur dazu, die Atlanten Mit meinem Kollegen, über den ich mich hier Gar nicht erst großartig auslassen möchte, (schlechter Ruf, Frauengeschichten ohne Ende, miserabler Deutschlehrer usw.) wie um alles in der Welt Kommen Sie also dazu, ihm die Atlanten In die Sammlung, in meine Sammlung, wohlgemerkt, Hinterherzutragen, ich wünsche in diesem Fall, daß Sie sich schriftlich hierzu äußern und Ihren Angefertigten Bericht im Fach 17 des Lehrerzimmers Deponieren, ich bitte um baldige Erledigung Meines Ersuchens, mir ist zudem aufgefallen, daß Der Rücktransport der Atlanten nicht in einem Gewöhnlichen Zeitrahmen stattfindet, wenn ich mir Auch nur im geringsten ausmale, was in meiner Sammlung An derart undelikaten und von daher also auch Verwerflichen Handlungen vollzogen wurde, fühle ich Mich, natürlich ebenfalls in Ihrem Sinne, dazu Verpflichtet, dem Schulleiter eine diesbezügliche Meldung zu erstatten, in der Hoffnung, Sie trügen Die Atlanten also künftig für mich in die Sammlung, Wobei diese Maßnahme durchaus auch einmal Den gewöhnlichen Zeitrahmen überspannen dürfte, verbleibe Ich mit freundlichen Grüßen, Ihr Justin Briesebach. Liebes fräulein von niendorff, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Start in die Woche, ich Kann es, ehrlich gesagt, kaum erwarten, Sie am Mittwoch In der dritten Unterrichtsstunde zu sehen, wenn es Nach mir ginge, hätten alle Elftklässler Zwei Stunden Geographie täglich, Ihren Deutschlehrer Sah ich übrigens am Sonntag sehr innig und vertraut Mit einer aparten, für diese Jahreszeit sehr gewagt Gekleideten Dame am Rhein entlangschlendern, Patrizia S., Eine Schülerin aus Ihrer Parallelklasse, dieser Name Dürfte Ihnen doch bestimmt etwas sagen, spätestens Seit der letzten Klassenfahrt, am kommenden Freitag Gedenke ich, in meinem Haus in der Prinz-Ferdinand-Allee 24, Einen Lichtbildervortrag über meine Letzten Auslandsreisen anzubieten, die ich leider Stets allein absolvierte, vielleicht könnten Sie Mir ja bei der Vorbereitung dieses Events ein wenig Zur Hand gehen, die Speisen vorbereiten, den Diaprojektor Und die Leinwand installieren, die Gäste mit einem Glas Sekt begrüßen, sollten Sie am Mittwoch In meinem Unterricht Ihre grünlich schimmernde Strumpfhose Tragen, bewerte ich dieses Zeichen als geheimes Einverständnis, unserem Treffen am Freitag eine Angemessene Betonung zu verleihen, herzliche Grüße, Ihr Justin B. Liebe leheni, seit mir briesebach gestern Deinen handgeschriebenen Brief zeigte, hat sich Mein bisheriges Dasein von mir losgesagt, ich neige Auf einmal zu Gefühlsschwankungen, die ich nie im Leben Für möglich gehalten habe, selbst die Verlassenheit ist Nicht mehr das, was sie mal war, ein starkes, Melancholisches Gefühl des Allein-Zurecht-Kommens, einer Elementaren, vitalen Sehnsucht ohne Not, Patrizia War heute Vormittag bei mir, ich konnte ihre Tränen Nicht mehr entziffern, ich erklärte ihr, daß Tränen Entscheidungen seien, da weinte sie noch heftiger und sagte Mir, daß sie sich in Briesebach verliebt hätte, die Sicherheit, die sie bei ihm vorfinden würde, den Ausschlag Gegeben hätte, das Haus, die Rücklagen, die Hoffnung auf Gemeinsame Urlaube im Ausland, seinen Audi Combi für Die täglichen Einkaufsfahrten, die gemeinsame Freude An den sich ständig ändernden Produktpaletten, das Schwärmen Beim Anblick der Berge, alles das, was sie mit mir Nicht konnte, einerseits spürte ich eine Erleichterung, Andererseits das Gefühl, alles zu verlieren, verstehst Du das, Helene, alles, ich war ein Idiot, mich so zu Verzetteln, viel zu spät habe ich erkannt, was meine Augen Schon von Anfang an wußten, schon beim ersten Mal in der Sammlung, in der Sammlung mit dir und nur mit Dir, Helene, ich höre an dieser Stelle besser auf, denn Du kannst mir bestimmt nicht mehr vertrauen, ich werde Dir aus dem Wege gehen und dich freigeben, du hast viel mehr Verdient als meine auf dich ausgedehnten Unsicherheiten und Liebeszweifel, dein K., der gerade versucht, das Wort Ingwer Mit links zu schreiben. Liebe helene von niendorff, es ist mir von nun an Wohl nicht mehr gegeben, Ihnen meine geheimsten Absichten, Ihre Person betreffend, länger zu verhehlen, vom Ersten Tag an spürte ich eine derart heftige Hingezogenheit Zu Ihnen, die meine Atmung in Frage stellte, Ihre Art, In der ersten Bank zu sitzen, verlegen zu mir Hinüberzusehen und zu lächeln, Ihre Schamesröte, Ihr Beinspiel unter der Bank, Ihre dezent geöffnete Bluse, Der blasse Salzfilm an Ihrem Hals, die eine, Unselbstständige Haarsträhne, die Ihr graziles Gesicht so Asymmetrisch auseinanderdividierte, alles das, könnte ich Ihnen jetzt vorwerfen, führte dazu, mein Zugehörigkeitsgefühl Zu Ihnen in Liebe zu verwandeln, warum auch länger Darüber schweigen, alles in mir schreit nach Ihnen, Vergessen Sie K., der hätte Sie überhaupt nicht Verdient, der benutzt Sie womöglich nur, um Seinem Alter eine weitere, generationsspezifische Souveränität zu verleihen, das haben Sie doch gar nicht Nötig, Fräulein von Niendorff, ich würde gern am Wochenende Mit Ihnen verreisen, ich kenne da eine hübsche, Saubere Pension im Allgäu, Sie mögen doch sicherlich Die Berge, geben Sie Ihrem Herzen endlich den Ruck, der Sie glücklich machen könnte, fühlen Sie sich jetzt bitte Umarmt, Ihr Justin. Sehr geehrtes fräulein von niendorff, mir ist Nicht entgangen, daß Sie mich im Verlaufe der Unterrichtseinheiten sehr eindringlich mustern bzw. es Sogar darauf anlegen, mich aus der Fassung zu bringen, da Scheint es mir also dringend geboten, Ihnen, noch bevor Sie Sich da auf irgend etwas versteifen, was mit den Schulbelangen Nichts im geringsten zu tun hat, Einhalt zu gebieten. Ich bin seit 24 Jahren mit Frau Prof. Dr. hc. Elfriede Zeulendietz-Bergmann glücklich liiert. Sie bekleidet An der Fernuniversität in Hagen eine C4-Stelle für Negative Insolvenzdynamik. Wir führen eine freie und Homogene Beziehung, die ich mir nicht von pubertierenden und nur Mangelhaft ausgebildeten Schülerinnen streitig machen lasse. Wenn ich an Ihren letzten Aufsatz über Römisches Recht Zurückdenke, den ich natürlich gar nicht anders als mit Ungenügend bewerten konnte, kommt mir Ihr Verhalten noch Provozierender und anmaßender vor, mir ist bewußt, daß Sie Ihre Begabungen eher im sprachlichen und sportlichen Bereich Verortet sehen, deshalb würde ich Ihnen dringend Anraten, das von mir unterrichtete Bildungssegment Als Neigungsfach abzuwählen, Gruß, Karl-Eduard Bergmann. Liebe helene von niendorff, die zeit der duelle Ist ja bekanntlich vorbei, aber vielleicht gelingt es mir, Ihr Herz mit Poesie zu öffnen, ich wollte eigentlich nie Erdkundelehrer werden und war immer nur verrückt Nach Sprachen, Getränken und anderen schöngeistigen Dingen, wenn Die Erfrischungen im Alltag ausbleiben, vertraue ich immer nur Den Intuitionen aus Gedichten und Musik, Williams Sonette Haben mir damals sehr dabei geholfen, die schwere Zeit Der Trennung von meiner Frau zu überstehen, seitdem trage Ich diese Gedichte ständig mit mir herum, sie wollte Die Scheidung, weil ich sie angeblich mit einer Jüngeren betrogen hätte, dabei war sie es, die mich ständig Mit älteren Männern hintergangen hat, während ich Daheim die Kinder versorgte, aber jetzt genug davon, ich Verbleibe mit den ergebensten Grüßen, Ihr Justin. XLVII Mein Auge und mein Herz sind jetzt ein Paar, Das eine weiß das andre anzustiften: Mein Auge will nur Schönheit, ganz und gar, Das Herz verlangt nach Blut und Nebengiften. Das Auge säuft nun deinen ganzen Leib, Mein Herz darf sich die Zeit mit dir verkürzen, Mein Auge und mein Herz als Paar, was treibt Sie denn dazu, in Liebe abzustürzen. Ob meine Sehnsucht und dein Bild nicht frieren, Selbst wenn du fern bist, zuckt es in mir drin, Entfernungen, die alles sind, verlieren Sich nicht, wenn ich nicht in Gedanken bin. Ich wache morgens neben dir, beweg dich, Mein Auge und mein Herz wollen dich für ewig. Liebe helene, lassen sie mich bitte noch Ein Geständnis machen, es ist tatsächlich wie Verhext, es geht nun schon seit etlichen Jahren so, mir Gefallen Frauen als Schülerinnen immer erst dann, wenn K. Sich öffentlich um sie bemüht hat, vielleicht ist es Ihnen deshalb auch nicht verborgen geblieben, daß mir Patrizia S. seit geraumer Zeit hilft, die Atlanten Mit mir in die Sammlung zu tragen, nach anfänglichem Zögern beichtete sie mir, ein Verhältnis mit K. zu Haben, ich hoffe, liebe Helene, Sie sind eine Frau mit Modernen Vorstellungen und können sich damit Anfreunden, nicht die einzige Bezugsperson für mich zu Sein, Patrizia ging mir am Freitag beim Lichtbildervortrag Zur Hand, half mir dabei, ein paar Häppchen zuzubereiten und Champagner an die Gäste auszuschenken, dafür mußte ich sie Einfach belohnen, in die Pension wollte sie nach unserem Techtelmechtel später allerdings nicht, von daher vermute Ich, daß ihre Beziehung zu K. noch nicht beendet ist, ich Hatte schon nicht mehr damit gerechnet, jemals Ihr Herz Für mich gewinnen zu können, aber jetzt, da Sie mir gar Meine tiefste Zuversicht gewärmt haben, allmählich selbst von K. Abstand zu nehmen, glaube ich umso inniger an unser Baldiges Glück, ich habe mir immer eine Frau gewünscht, die mir Im Haushalt zur Hand geht, meine drei Kinder umhegt, ich Erzählte Ihnen doch hoffentlich davon, mir auf Auslandsklassenfahrten den Rücken freihält, mir nach einem Anstrengenden Schultag gestattet, schon im Flur Ihre Kleidung zu öffnen, ich wußte es ja von Anfang an, daß K. Niemals für Ihre geheimsten Wünsche und Hoffnungen, Ihre Liebe und Ihr Leben betreffend, in Betracht käme, Die Vorstellung, mit Ihnen zusammen in die Berge zu Gehen, bedeutet mir alles, meine Kinder Kevin, Samuel und Debora-Marie werden Ihnen gewiß noch einige Freude Bereiten, alle zwei Wochen wohnen sie bei mir, Sie mögen Doch hoffentlich Kinder, Helene, wenn ich mal Nicht da sein sollte, würde ich die Obhutspflicht gern In Ihre Hände geben, die Kleinen aus der Schwanenkita und Vom Hort abzuholen ist mit der Vollmacht, die Meine Sekretärin gerade für Sie ausgedruckt hat, gar kein Problem mehr, ich weiß, sie werden Sie lieben, Ihr Justin. Liebe leheni, gerade auf briesebachs schreibtisch Die Sonette von Shakespeare gesehen, ich habe so eine Dunkle Ahnung, was er damit vorhat, ich fasse es Nicht, wenn du darauf hereinfällst, dann tust du mir Leid, er hat von Poesie doch keinen blassen Schimmer, Auf der letzten Klassenfahrt fragte er mich noch ganz Scheinheilig im Zug, warum er mich seit Jahren immer Wieder nur mit diesem einen Buch antrifft und ob Solch ein triviales Wort wie Aufsichtspflicht Auch darin vorkäme, sollte dir, wie ich es vermute, auch Briesebach eines dieser Gedichte geschickt haben und, So es das Schicksal will, meins mit seinem Identisch sein, liebe Leheni, dann bin ich es nicht Wert, weiter bevorzugt von dir behandelt zu Werden, dein K. XCII Doch tu mir weh, vertrau mir, hau schon ab, Ich habe dich ja sowieso für immer; Dein Leben macht in meinem Leben schlapp, Verschone mich, sonst wird die Liebe schlimmer. Ich habe Angst, du läßt mich nicht im Stich, Aus Mitleid, doch ich leide und geh drauf; Ich hab was Besseres verdient als dich, Spar deine Gier nur für den Nächsten auf. Nicht mal dein Schwanken könnte mich noch kränken, Ich wünschte, ich sterb vor dir, ohne Not; Ich hab das Zeug dazu, mich abzulenken, Denk an die Sehnsucht, glaub an meinen Tod. Das unberührte Schöne bringt mich um, Und hast du mich vergessen, sei’s drum. Liebe patrizia steudel, was soll ich sagen, es ist Aus, ich habe mich neu verliebt, und dieses Mal ist es Ernst, nichts mehr mit Sichern und Weitersuchen, vielleicht Kennt ihr euch sogar vom Sehen, Rachel, die neue Schulärztin, Schwere, jüdische Haare, aromatische Figur, mehrere Fremdsprachen nebeneinander, beim letzten Lichtbildervortrag Hat es zwischen uns gefunkt, ich hatte sie gebeten, Mir Bilder aus ihrer Heimat zu zeigen, Rachel im Toten Meer, So schwerelos und dunkelbraun wie eine Frau mit Israelischen Brüsten nur sein kann, Rachel mit ihrer Bildhübschen, jüngeren Schwester Yelda, Rachel in Ihrer WG-Küche in Schlampershirt und Trainingshose, Rachel Beim Bettenausschütteln mit ihren Haaren, nachdem Alle Gäste gegangen waren, hob ich sie Auf meinen Küchentisch, Sprachen und künftiges Leiden Ausprobieren, Strumpfhosenende und Damaszener Seide, ich will sie für immer, wenn du sie siehst, weißt Du sofort, was mir an dir fehlt, aber dafür Kannst du natürlich nichts, ich werde mich später mal Gern an die Zeit mit dir erinnern, viel Glück, Justin. Liebe, meine liebste leni, du hast sicherlich Mitbekommen, daß ich für ein paar Tage nicht in der Schule War, ich mußte allein ans Meer fahren, ich wollte endlich Den Kopf freibekommen und mein Herz befragen, wie das Alles weitergehen soll, am Wasser befiel mich dann eine Animalisch anmutende Sehnsucht nach dir, Innenblut und Gerüche, Wildnis, Fischkadaver und Leistungssport, wenn ich könnte, Würde ich am liebsten alles ungeschehen machen, vor allem Die Geschichte mit Patrizia, ich hatte das Gefühl, daß Briesebach sie mir ausspannen wollte, deshalb hielt ich noch Länger an ihr fest, Helene, weißt du eigentlich, warum das Mit Patrizia und mir zu Ende ging, erinnerst du dich noch An unsere letzte Klassenfahrt nach Krakau, am ersten Novemberwochenende, sie hatte sich dort so komplett Abgeschossen, daß ich sie am nächsten Morgen aus Irgendeinem der Jungenzimmer wanken sah, sie irrte ziellos Über den Flur, die Hose und ihre Stiefel in der Hand, ihre Neuen Stiefel, erst da begriff ich, daß sie jederzeit Bereit war, mich einzutauschen und zu vergessen, ich hatte Immer Angst um mich, wenn sie trank, dabei brauchte ihre Irre Schönheit gar keine Getränke, um sich gegen ihre Einstige Verlassenheit durchzusetzen, seitdem Halte ich mich von ihr fern, meine Hoffnung, wir könnten Irgendwann einmal zusammen leben, zerschlug sich An diesem Morgen für immer, erst hier am Meer wurde mir In aller seelischen Deutlichkeit bewußt, mit welcher Frau ich Nur den abgehobenen, durchgeknallten Rest meines Lebens Verbringen will, aber dazu, liebe Helene, wird es ja wohl jetzt Schon lange nicht mehr kommen, ich fühle mich schmutzig, Traurig, leer und nutzlos, ich habe versagt, dich An das Vertrauen in die eine große Liebe, die es im Leben Gibt, allmählich gewöhnen zu können, auf absehbare Zeit zu Gewöhnen, in Liebe, dein dreizehnter Oktober, deine Muskatnuß, ganz, deine logische Buchstabengleichung An der von innen beschlagenen Seite meines Autofensters, Deine beiden Regenbögen am anderen Ende von Sachsen, dein Federweißer auf dem Bezahlband, deine Herdreinigungen Während des Essens, deine Hochzeit, deine Liebe zu Mir, ich Idiot, deine Züge, deine Züge und die Falschen Fontänen in Polen. VII Vor den Trennungen Die dauer einer liebe hängt immer davon Ab, wie lange man das Ende der Begeisterungsphase für den Anderen aufrechterhält, es war Ein gutes Jahr mit vielen Höhepunkten, der eine Frühe Morgen mit Babooshka, die Tagebuchnotiz, daß du Dich ändern willst, noch Nie so glücklich warst, nach Meinem Schmerz, die Hochzeiten im Garten und am Rhein, der Bahnhof Bonn, die Weberstraße, Oberwinter, nur Wenig Züge zwischen zwei und Vier, zum Glück bist du in dieser Nacht allein Zurückgegangen und Hast aus Spaß bei Küchenlicht in Deinem schwarzen Kleid nichts Ungeschehenes angefangen, du bist zu jung und Ich so alt, daß du dich für mich Schämst, mein Gott, laß ab, ich Glaube an die Heftigkeit und Schönheit jeden Alters, ich habe damit begonnen, deine Bilder von Den Wänden zu nehmen und aus den CD-Hüllen zu Entfernen, ich zerknülle Sie schon im Gehege selbst, je häßlicher ich Zudrücke und mein Leben Verändere, umso steifer die Knäuel, Familienaufstellungen Im Gebirge, Seepferdchen, Opernballfliegen und futuristische Segelyachten mit Küchenlabyrinthen, als wäre meine Liebe Nach dir jemals weiß Gewesen, ich habe diese Papiere danach wieder Geglättet, sie waren jetzt eine Idee Kleiner als vorher, sie gehörten keiner Eigenen Materialgruppe mehr an, die Deckel Schlossen nicht sauber, benutzte Küchenstühle unter Laken, sie waren jetzt Eine Idee kleiner als vorher, ich habe Sie danach wieder Geglättet, alle, bis Auf das Seepferdchen, das ließ Ich so, wie es war, denn mit nur einmal Zudrücken kriegt man so etwas Gescheites im Landesinneren nie wieder Hin. Wir liebenden haben immer nur einen pfirsich, deine Zusammengestückelte Schönheit, die gar keine Schönheit ist, entspringt einer Erlebnisbetäubten Persönlichkeitsstörung, einer Unausgelebten Hysterie, du bist Lella für Mich, sonst werde ich noch Verrückt, Kontaktlinsen, Hautkränkungen und Bauchnabel, alles an mir findest Du häßlich, aber nicht Abstoßend, die Frisur, meine Wurstfinger, die Verwachsene Figur, ich suche eine Frau, die ihre Hand am Strand, wenn Wir nebeneinander liegen, unter Meiner Hand nicht mehr Hervorzieht, eine Frau, die Sich unaufrichtiger gegenüber der Gleichmäßiger verteilten Bräune Auf einer UnterarmEbene verhält, meine Hand Schwebte zum Schluß sogar über Ihrer, eine gleichgültige Liebe erkennst Du daran, ob Zwischenlösungen einfach nur Hingenommen werden, ohne Nachzuhaken, wenigstens meine Beinhaare waren danach noch Mit im Hotel, du Hattest ja keine. Sie konnte ganz gut backen, kochen und radiohead Hören, hatte kein Abitur oder eine andere mittlere, Seelische Reife, meine Verzweiflung verlief Optimal, in ihrer Krankheit sah sie aus wie niemand Sonst, nur wenn sie Äpfel aß, dann Lächelte sie länger, und wenn, dann Zog ich vorher raus, ich war zu oft allein am Rhein und dachte, ich halt das aus, der Endgültige Einkauf kurz vor Schluß, das Fleisch für uns, die neue Zahnbürste für Ihn bezahlte ich im neuen Jahr mit Karte, in den letzten Gemeinsamen Sekunden in ihrer Küche, nachdem Wir uns unsere Schlüssel zurückgegeben Hatten, erzählte sie mir was von Erbspüree und einer Nacht davor mit Wenig Schlaf. Anmerkungen Meinen Entschluß, keine Sonette mehr zu schreiben, mußte ich wieder rückgängig machen, da mir diese Form die einzige zu sein scheint, die es mir jederzeit gestattet, als Instrument der Ermüdung, Polemik und Ernüchterung gegenüber einer gesellschaftsfördernden, stilprägenden literarischen Ignoranz die Hoheit zu bewahren. Ohne diese Musik wären die letzten beiden Jahre trostloser gewesen: Litany of Echoes von James Blackshaw, The End of Trying von Dakota Suite, Eight String Religion von David Darling, Through the Devil Softly von Hope Sandoval, One String Leads to Another, Guitar Bazaar und Tanz von Tim Sparks, Alina von Arvo Pärt, Distant Light von Peteris Vasks, Gulag Orkestar von Beirut, Drinking Songs von Matt Elliott, Aida Bliss Out V.17 von Mus, In Rainbows von Radiohead, Meditation von Joe Pass, Beyond Boundaries von Michael Hedges, Dreamcatcher von Andy McKee, Monologue von Takeshi Nishimoto, The Sparrow and the Crow von William Fitzsimmons, Claws of Light und Asleep or Awake Walk von The Dust Dive, The Western Lands und Flashlight Seasons von Gravenhurst, Lullaby for Sue, Stick Music und Thom’s Night Out von Clogs, Bring’ em All In von Mike Scott, Rideau von Tape, The Unwinding Hours von The Unwinding Hours, Boduf Songs von Boduf Songs, Our Endless Numbered Days von Iron & Wine, Wooden Arms von Patrick Watson, Heavy von Jochen Diestelmeyer, Angles von Arca, The Doctor Game at Dawn von Smog, Choral von Mountains, Falling Air von Brendon Anderegg, Loupita von Kristofer Åström und Mirelle Mathieu Singt Ennio Morricone. Ich danke dir für unsere Verabredung am achtundzwanzigsten November 2009 um neunzehn Uhr am Telefon. Wir kochten zusammen Chili mit den gleichen Zutaten und einer kleinen Prise Zimt. Wir aßen zusammen in der Küche. Wir tranken den gleichen Wein, einen Silvaner aus Freyburg. Wir drückten, nachdem wir beide in unserem Wohnzimmer bis drei gezählt hatten, auf die Playtasten unserer Musikanlagen und hörten zusammen die Solo-Platte von Mark Hollis und The Glass Bead Game von James Blackshaw. Unser Treffen dauerte bis kurz nach Mitternacht und zählt für mich seitdem zu den inwendigsten und kostbarsten Offenbarungen des Glücks: sich nicht zu sehen und anzufassen, aber trotzdem die Freiheit der Anpassung zu genießen, einen Abend in verschiedenen Städten im Bademantel auf seiner Couch zu verbringen. Kein Anklopfen, keine Steine am Fenster, keinerlei Zweifel, kein Verrat, keine Angst und kein Bildschirmschoner. Ich danke Marquez für sein Dasein im Vorderhaus, für die Psalmabende, die Gartenbanknächte und die Gespräche über israelisches Leben und die seelische Verläßlichkeit von Frauen aus unserer unmittelbaren Umgebung. Ich danke den beiden übereinandergelegenen Regenbögen, der Muskatnuß am späten Nachmittag und dem ungarischen Aprikosenschnaps für ihr deutliches und entschiedenes Auftreten am 13. Oktober 2009. Ich danke Adel Karasholi, der mich auf die großartigen Gedichte von Mahmoud Darwish aufmerksam gemacht hat. Ich danke Frieda für ihren begnadeten Gesang und auch dafür, daß sie mir an einem Sonntag im April 2009 einen geheimnisvollen, unbeschrifteten, in Zeitungspapier eingewickelten Sampler in den Briefkasten steckte, der mich dann durch den famosen Einzeltitel Remembrance, dem fünften Song auf dem Album, zu dieser wunderbaren Platte weiterführte: All Is Wild, All Is Silent von Balmorhea. Ich danke Kattyia und Dreedree, daß sie mich über die Osterfeiertage 2009 an die Ostsee mitgenommen haben, an die Strande zwischen Kühlungsborn und Little Havanna, wo ich ausschließlich Musik von den Counting Crows gehört habe. Ich danke Mane sehr dafür, daß er sich, mir zuliebe, von seiner tschechischen Meistergitarre getrennt hat, die ich verehre und genieße beim Spielen. Ich danke Elisabeth, die mich durch ihre feinsinnige Liebe auf die Idee brachte, ein Familiengedicht mit Sauriern zu schreiben. Ich danke Jan Weinert für seine Neuübersetzung der Shakespeare Sonette, die 2009 in der Edition Erata erschienen sind. Meine beiden Nachdichtungen des XLVII. und des XCII. Sonetts wären ohne seine großartigen Übertragungen nicht denkbar gewesen. Ich danke Gisela für das Schloß hinten und ihre immerwährende, feine Fürsorge. Ich danke meiner wunderbaren Verlegerin und Kanzlerin Margitt dafür, daß sie mich mit meinen Gedichten endlich für immer von der Straße weggeholt hat und ich Rugerups Außenminister sein darf. Ich danke meinem Schwesterherz dafür, daß sie das erste Gedicht für dieses Buch mit einem etwa zehnminütigen Lachanfall begrüßt hat und ich mir dadurch sicher war, nach zwei disziplinierten Jahren auch endlich wieder freiere Textformen verwenden zu können, (ich sah gestern völlig umsonst ziemlich gut aus.) Ich danke meinem Vater jetzt für alles. Unmöglich, diese Platten am Ende nicht noch zu erwähnen: Alabaster von World Standard und Life on Earth und Hands Across the Void von Tiny Vipers. Leipzig, Markkleeberg, Bonn. (2009-2010) Inhalt Hilde ist bestimmt gar nicht nach bonn gefahren, Zieger, böhmer, anders, cartarescu, Die jungen dichter und die mittelalten, Die panzerkommandanten haben nein Im süden deutschlands gibt es parodisten, Ach wäre ich nur im hinterland (geblieben), Es gab schon bessere zeiten an der spitze, Wir reden nicht mehr viel, wir zählen züge Ich werde müde, weil ich nicht mehr dreizehn bin, Kelly, brautigan, tammuz, landolfi, Du kannst mit deinen blicken nicht verhindern, Vorvorletzter abschiedsbrief an yasmouni… Ich habe schon die anzahlung gemacht Es hätte alles so schön werden können, mit Fitness, yoga, animals, aber solange sie Ich trage immer einen fisch bei mir, für alle Ich trink mit dir, ich reite, und ich fechte, Gelächter und gewässer, nicht ein fehltritt. November neunzehnhundertvierundsiebzig… Die letzte mücke des jahres, neben mir, an der Schnee fällt auf melodie johnson, kein ganz Morgens vor dem haus Marseille, hafen, hitze, letzter tag, Wenn uns nichts mehr einfällt, spielen wir Vom ende der fernbeziehungen, die Wir könnten ums am lauf des zeigers stören, In diesem winter sind wir wieder wer. Diese strassen im norden amerikas kannten sich… Sie kam verschwitzt und ziemlich höflich innen Ich hätte diese gastprofessur in südkorea nie Sie hatte das reitabzeichen in silber und war Vermisse dich schon jetzt, lieutenant dreedree, 9 12 13 14 15 16 17 18 19 20 22 23 24 25 27 29 30 32 33 36 38 40 41 44 45 48 50 51 53 54 56 58 Unser haus wog etwa zehn tonnen, war… Mombasa island, zweiter juli, meine liebe Wenn ich jetzt sterben würde, wäre ich Toskanisch, umbrisch, brüste ohne ende, Wenn wir uns nicht beim schnupperkurs himalaja Der gipsabdruck deiner behausung Geschenke sind der tod der simplen rede, Der papagei und der iltis. Mein hexchen ist mir eines tages ausgerissen, Gehe heute nacht bitte nicht mehr zurück Nur durchsichtig, in schmerzloser migräne, Legende vom abholen, den gestrigen abend allein Du wähltest laubsägen als neigungsfach, Ich hätte dich so gern nach deiner party Am dreizehnten oder vierzehnten tag Winter ohne leuchtanzeige, du Abends am haus die Am samstagabend wollen wir uns zu zweit Sehr geehrtes fräulein von niendorff, ich sehe Liebes fräulein von niendorff, ich hoffe, Liebe leheni, seit mir briesebach gestern Liebe helene von niendorff, es ist mir von nun an Sehr geehrtes fräulein von niendorff, mir ist Liebe helene von niendorff, die zeit der duelle Mein Auge und mein Herz sind jetzt ein Paar, Liebe helene, lassen sie mich bitte noch Liebe leheni, gerade auf briesebachs schreibtisch Doch tu mir weh, vertrau mir, hau schon ab, Liebe patrizia steudel, was soll ich sagen, es ist Liebe, meine liebste leni, du hast sicherlich Die dauer einer liebe hängt immer davon Wir liebenden haben immer nur einen pfirsich,… Sie konnte ganz gut backen, kochen und… Anmerkungen 59 62 64 66 67 69 70 71 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 86 87 88 89 90 91 91 92 94 94 95 96 100 102 103 104