kanada gesamt

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rocky mountains | usa sw | mississippi river | kanada | usa süd
zum aktuellen Bericht
19.06. - 04 Juli 2016 (km 197.556) Kanada
Lake Winnipeg - Whiteshell PP - Riding Mountain NP
Sonntagabend versammelt sich die Großfamilie am
Küchentisch. Cousins, Ron und Harry, Cousine Chris
mit Ehemann Kevin und Tochter Erika und natürlich Oma Erika,
die alles im Griff hat. Sie ist es auch, die Neffe Wolfram und Iris
mit Schnitzeln und mehr verwöhnt. Wir fühlen uns zuhause.
Das Gewitter in der Nacht weckt nur kurz, da hatten wir in den
vergangenen Wochen schon Schlimmeres erlebt. Allerdings
berichten die Nachrichten, dass Minnesota und besonders Lake
Itasca, wo wir vorgestern noch waren, von einem Tornado
gestört worden sei. Hoffentlich nicht so schlimm.
Montag wird dann ein Erledigungsmarathon durch Winnipeg,
geführt von Ron. Bei Mercedes machen wir eine Servicetermin,
bei Bell besorgen wir Sim-Cards für Telefon und Ipad. Bei GNRRepairs fragen wir nach einer Gel-Batterie für den OF-EN und
eine Ersatzmatratze für Wolframs durchgelegene. Wo können wir
die Eingangstreppe schweißen lassen? Für alles finden wir eine
Antwort, nur Ersatzteile für das Haustürschloss muss auf die
Liste: Aus D mitbringen. Wir hatten nicht erwartet so viel an
einem Tag erledigen zu können. Mit Rons Hilfe hatten wir die
besten Kontakte.
Dienstag haben wir schon den Termin bei Mercedes und hier ist
der Service exzellent. Alles ist bis am Nachmittag erledigt, sogar
der EDC-Sensor und die Glühkerzenkontrolleinheit ausgetauscht.
In der Zwischenzeit können wir das Fußballspiel Nordirland :
Deutschland verfolgen. Geht’s uns nicht gut?
Mittwoch wird die Treppe geschweißt und Batteryman hat die
passende Batterie, die es abzuholen gilt. Da bleibt sogar noch
Zeit für Wolfram zum Frisör zu gehen und den Rückflug zu
buchen. Am 12.7. fliegen wir, am 13.7. schlagen wir in Frankfurt
auf. Wir wollen dann bis Mitte Oktober bleiben um das Haus zu
übergeben und erst zur Eisbärsafari wieder nach Kanada
kommen.
Donnerstag fahren wir zu GNR-Repairs, um die maßgefertigte
Matratze abzuholen. Hier werden wir zum ersten Mal enttäuscht.
Wir hatten ausdrücklich die härteste Matratze bestellt, der Preis
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322 CAD (215 EUR). Was wir bekommen ist so weich, dass
Wolfram beim Probeliegen den Federrost spüren kann. Dazu
kommt, dass die Matratze 1 inch zu kurz ist und an der falschen
Ecke gekürzt. GNR will uns aber glücklich machen und verspricht
nachzubessern.
Hoffnungsgeladen fahren wir zum Flughafen. Hier wollen wir uns
bei CBS, der Kanadischen Zollgrenzbehörde erkundigen, wie
lange wir und der OF-EN in Kanada bleiben dürfen. Im
Flughafen, dort sitzt die Behörde, bekommen wir aber nur die
Möglichkeit über ein internes Telefon mit einem Grenzer zu
parlieren. Dessen Auskünfte sind leider nicht sehr eindeutig.
Wenn WIR Kanada verlassen, müssten wir das Auto eigentlich
vorher in Kanada importieren. Das Auto darf nur gemeinsam mit
uns hier bleiben.
Aber eigentlich weiß doch keine Behörde, dass der OF-EN
überhaupt hier ist. Als wir letztes Jahr aus Alaska nach Kanada
kamen hatten wir ein Papier bekommen, das uns erlaubte den
OF-EN für ein Jahr hier zu lassen. Es geht hin und her, ohne
klare Aussage. Wir geben auf und ziehen unseres Weges.
Als wir wieder auf dem Highway Richtung Süden unterwegs sind,
schließt ein Fahrzeug neben uns auf und signalisiert anzuhalten.
Es ist Ian, der CBS-Mann vom Telefon eben. Seine Schicht ist zu
Ende und als er den OF-EN den Flughafenparkplatz verlassen
sieht, weiß er gleich, das müssen die Deutschen sein mit den
verrückten Fragen.
Wir setzen uns bei Tim Horton‘s für einen
Kaffee zusammen und der begeisternde Ian
erzählt, was wir alles im nächsten Jahr in
Ostkanada besuchen müssen. Im Gegenzug
berichten wir von Afrika, das er demnächst
bereisen will. Wir bekommen noch die
Empfehlung bei unserer nächsten Einreise in Kanada auf ein
Visitor Record zu bestehen, das einen Aufenthalt über 6 Monate
hinaus erlaubt.
Den Abend verbringen wir mit Cousin Ron vor dem Fernseher.
Die CND Football Saison beginnt und das Kick-Off Spiel zwischen
Hamilton und Toronto ist ein absolutes Muss. Mit dem
Verständnis für die Spielregeln hapert es bei uns noch, aber Ron
ist Experte.
Freitag brechen wir dann auf zum Winnipeg Lake, etwa 100 km
im Norden. Hier haben Cousine Chris und Kevin ein
Wochenendhaus, das wir bestaunen können. Das Haus ist nicht
nur eben mal so eine Hütte, Cottage, wie die Kanadier sagen.
Vier Schlafzimmer, zwei Bäder ein riesiger Wohn-, Ess,Kochbereich und fast 1 ha Land drumherum. Das Seeufer muss
hier in Manitoba öffentlich bleiben, die Grenze zum Ufer sind 50
m und der See nagt beständig davon.
Am Samstag lassen wir Kevins Boot zu Wasser und machen
einen Ausflug zur vorgelagerten Elk Island. Das geplante Picknick
lassen wir allerdings ausfallen, da die Black Flies (die, die wir
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schon am Michigan Lake genießen durften) nach den Regenfällen
der letzten Tage sehr aggressiv sind. Auch heute Abend soll es
wieder ein Unwetter geben, so bringen wir das Boot besser
wieder an Land. Das BBQ auf der überdachten Veranda ist
großartig und die Regenfälle in der Nacht harmlos.
Frühstück gibt es am Sonntag vor dem Fernseher. Deutschland
spielt gegen Tschechien, das darf nicht versäumt werden. Richtig
schön faul wird der Tag, der Abend klingt aus mit Monopoly, was
wir schon 30 Jahre nicht mehr gespielt haben. Entsprechend
zocken uns Erika und Kevin ab.
Auch den Montag beginnen wir wie den Sonntag, nur spielen
heute Spanien gegen Italien, besonders spannend, da der Sieger
unser nächster Gegner in der EM ist. Am Nachmittag geht’s
wieder zurück nach Winnipeg, wo uns Tante Erika wieder mit
einem Verwöhnessen empfängt. Für den Rest der Woche haben
wir einen Ausflug in den Whiteshell Provincial Park im Osten
Winnipegs geplant.
Der erste Halt ist am Falcon Lake im Süden des Parks. Am
Lakeshore Campground entscheiden wir uns gegen den Platz mit
Seeblick und für Elvira und Ruedi, ein Schweizer Ehepaar, das
mit seinem Land Rover Defender in den nächsten zwei Jahren die
Amerikas bereisen will. Wir werden mit einem wundervollen
unterhaltsamen Abend belohnt, wir sind alle in unserem Element.
Leider müssen wir uns am nächsten Morgen wieder
verabschieden, die beiden ziehen nach Westen zunächst nach
Winnipeg, wir wollen Richtung Norden, tiefer in den Park.
Am West Hawk Lake vorbei kommen wir bis zum Caddy Lake. Da
ist dann die Straße gesperrt. Die Regenfälle haben für
Überschwemmungen gesorgt. Wir beachten das Schild “Road
Closed“ erst mal nicht, und fahren bis zu der Stelle, wo das
Wasser einen halben Meter tief die Straße überflutet. Das ist für
den OF-EN kein Problem, aber ein Straßenarbeiter warnt vor der
nächsten Kreuzung, wo wir auf die PR307 zum Red Rock Lake
abbiegen wollen. Dort seien die Überschwemmungen noch
heftiger.
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Also alles wieder zurück. Auf der PTH44 zum Transcana HWY1 bis
Reynold, dort bis Seven Sisters und die PR307 von Westen her
anfahren. Entspannt wählen wir die kürzeste Strecke dorthin, was
bedeutet, wir fahren teilweise Schotterstraßen durch entlegenes
Farmland und sind glücklich dabei. Ein heftiger Gewitterregen
kann unser Glück nicht stören, wir sind einfach froh nicht nass zu
werden.
Auf der 307 fahren wir dann wieder an unzähligen, tiefblauen
Seen bis zum Red Rock Lake. Danach geht’s nach Osten zum Big
Whiteshell Lake. Am Freitag ist Canada Day und damit langes
Wochenende. Schon heute sind alle Campingplätze gut belegt, ab
morgen ausgebucht. Am Big Whiteshell finden wir heute noch
reichlich Platz und einen besonders schönen direkt am Seeufer.
Der Tageskilometerzähler weist 235 km auf, dafür werden wir
belohnt.
Am Donnerstag geht’s dann wieder zurück bis Seven Sisters.
Keine sieben Wasserfälle, sondern nur ein riesiger Damm. Wir
biegen nach Norden zum netten kleinen Örtchen Lac Du Bonet
ab. Immer entlang dem zu kleinen Seen aufgestauten Winnipeg
River, auf kleinen Schottersträßchen direkt am Ufer. Bevor wir
wieder auf die PTH11 zurückkehren gibt’s ein Picknick und wir
genießen den sonnigen Tag.
Für den Abend haben wir uns wieder in Victoria Beach mit Chris
und Kevin verabredet, die uns schon mit einem Appetizer
begrüßen. Clamato, ein Kanadisches Muschel-Tomatengetränk
wird mit Wodka verdünnt, dazu die Stange Sellerie im Glas mit
Salzrand, keine Bloody Mary, nein ein Ceasar macht Appetit. An
dem fehlt’s uns allerdings nie und wir fallen begeistert über die
von Chris und Kevin zur Perfektion zubereiteten Spareribs her.
Der 1. Juli ist Canada Day. Im Fernsehen laufen die
Feierlichkeiten auf dem Capitol Hill in Ottawa dazu. Am Mittag
reisen auch Oma Erika und Ron an. Und wie es sich bei Feiern
gehört wird wieder gegessen und getrunken. Die Männer machen
am Nachmittag einen Bootsausflug und holen Freundinnen von
Tochter Erika aus der Nachbarschaft ab. Am Abend kollidieren
zwei Termine, das Footballspiel der Winnipeg Blue Bombers
gegen Calgary und das Feuerwerk.
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Erst um 22:30h ist es dunkel genug für das Feuerwerk. Die
Bombers liegen nach 2 Spielvierteln soweit zurück, dass die
Herren das Debakel gerne zugunsten des Feuerwerks verlassen.
Mit dem Boot und unzähligen Moskitos geht’s raus auf den See,
von wo das bunte Geballer am besten zu beobachten ist. Zurück
in der warmen Stube und am Fernsehen können wir das letzte
Viertel des Footballspiels verfolgen, getröstet von einer letzten
„kanadischen“ Bloody Mary.
Nach einem deftigen Brunch hoffen wir, dass das Fußballspiel
Deutschland : Italien erfreulicher endet als das Bombersspiel. Die
Spannung lässt nur in der Halbzeitpause kurz nach, in der uns
die Kanadier Youtube Videos vorführen, in denen unser Coach
Jogi Löw in der Nase bohrt. Danach geht‘s immer spannender
weiter. Keiner hat am Schluss die Elfmeter gezählt, die ge- und
verschossen wurden, bevor wir wissen D ist im Halbfinale. Alles
ist gut und so beschließen wir noch am Spätnachmittag mit Erika
und Ron wieder nach Winnipeg zurückzufahren.
In der letzten Woche vor unserem
Deutschlandflug wollen wir noch einen
Ausflug in den Riding Mountain NP im
Westen von Winnipeg machen. Am
Sonntagnachmittag fahren wir bei
regnerischem Wetter auf HWY 1 zunächst
bis Portage La Prairie, einem ruhigen Städtchen am Assiniboinie
River, wo wir auf den Yellowhead HWY16 abbiegen Richtung
Westen bis Minnedosa. Hier geht’s weiter Richtung Norden nach
Wasagaming am Südeingang des Nationalparks, direkt am Clear
Lake.
Trotz des diesigen Wetters ist der Ferienort gut besucht und es
stehen nur noch vereinzelt Plätze auf dem einzigen Campground
zur Verfügung. Für große Außenaktivitäten ist das Wetter nicht
so einladend. Iris macht natürlich trotzdem einen
Erkundungsspaziergang in den Ort, während Wolfram sich im
Internet unterhält.
Montagmorgen starten wir von Wasagaming nach Osten zu
Kathrine und Whirlpool Lake. Wir suchen einen einfachen Platz in
der Natur, wo wir einen Tag verweilen und ansere jüngsten
Abenteuer (hehe) dokumentieren können. Die angetroffenen
Camps sind in wunderschöner Natur, aber leider nur mit
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Zeltplätzen bestückt und wir kehren um nach Westen. Vor dem
angepeilten Lake Audy machen wir am Bisongehege halt ohne
auf nur einen einzigen Bison zu treffen. Nur alte, aber auch
frische Fladen bezeugen, dass hier Grasfresser verkehren.
Die Enttäuschung ist schnell verflogen, als wir auf dem
Campingplatz am Lake Audy einen schöneren Platz neben dem
anderen direkt am Ufer finden. Der Himmel strahlt wie wir, eine
leichte Brise lässt die Wellen rauschen, Libellen huschen lautlos
über bunte Blumenwiesen. Glück Pur.
Die Euphorie verfliegt am Abend abrupt, als Iris feststellt, dass
sie unser GPS-Gerät bei der Selbstregistrierung am
Campingeingang hat liegenlassen. Pech Pur.
Das Leben ist ein Auf und Ab. (noch unbekannter Philosoph)
oben
05. - 12. Juli 2016 (km 199.975)
Riding Mountains - Lake Manitoba - Winnipeg - Deutschland
Dienstagmorgen versuchen wir nochmal unser Glück im
Bisongehege. Leider wieder kein Glück. Naja, vielleicht sehen wir
ja einen Elch, Wolf, Schwarzbären, Lux, Puma oder Wapiti
Hirsch?! Aber auch die haben sich heute in den Schatten der
Bäume verzogen.
Als wir am Moon Lake, mitten im Park ankommen, sind wir ein
bisschen enttäuscht. Iris lässt aber nicht locker und beschließt
eine Wanderung um den See zu machen. Aber schon nach einer
Stunde ist sie zurück. Büsche haben den Weg überwuchert und
der Regen der letzten Wochen haben den Boden tief matschig
gemacht und die Insekten gedeihen lassen. Wegen der
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beunruhigend großen Tierspuren und mit verstochenen Beinen
flieht sie zurück in den OF-EN, wo sich wenigstens ein paar
Eichhörnchen bei ihren Spielen beobachten lassen.
Dauphin liegt schon wieder außerhalb des Parks. Beim Verlassen
erst merken wir, dass wir in den „Mountains“ waren. Aus 650 m
Seehöhe blicken wir auf die 30 km weite 400 m tiefer liegende
Ebene. Dauphin im Norden des Parks ist ein kleiner Ort, groß
genug für einen Walmart und Boston Pizza. Das ist wichtig, denn
wir brauchen für morgen ein Fernsehgerät um das
Europameisterschaftsspiel Deutschland : Frankreich ansehen zu
können.
Zu Boston Pizza gehört hier eine American Sports Bar
ausgestattete mit unzähligen Monitoren. Vorsichtshalber fragt
Iris, ob das Spiel hier morgen an einem der Monitore übertragen
wird. Mit Begeisterung versichert der indische Barkeeper, dass
nichts anderes laufen wird. Er ist selbst begeisterter Socker Fan.
Beruhigt können wir die etwa 20 km nach Westen zum Dauphin
Lake antreten. Hier gibt es im Rainbow Provincial Park einen
Campingplatz direkt am See, den wir ansteuern. Unser Platz liegt
nicht direkt am Wasser, ist dafür aber hell genug um die
Bordbatterie über die Photovoltaik-Zellen zu laden. Am Abend
wird die Außenaktivität vonr den Mücken SCHWÄRMEN
eingestellt. Myriaden von Fishflies summen um den OF-EN.
Die stechen oder beißen nicht, trotzdem ist
es unangenehm, die unzähligen
Flattermänner um Augen, Ohren und Nase
schwirren zu haben. Die Kandier neben uns
sind abgehärteter. Lange Ärmel und
Hosenbeine, Kapuzenjacken, die nur wenig
vom Gesicht zeigen, sind die passende Kleidung für solche Fälle.
Sieht nicht nach Sommer aus aber hilft.
Der Donnerstagmorgen beginnt mit Regen. Ein Wetter zum
träumen, lesen und Planen und - Fußball gucken. Entspannt
fahren wir am Mittag Richtung Sports Bar. Der nette indische
Barkeeper hatte am Goethe Institut in Indien einige Worte
Deutsch gelernt und begrüßt uns wie alte Freunde. Neben drei in
Indien gesprochenen Dialekten spricht er natürlich noch Englisch
und Französisch, was nötig ist um die anderen Gäste zu
unterhalten. Die georderte Boston Pizza war nicht so begeisternd
wie wir sie in Erinnerung hatten, zum Fußballspiel wollen wir uns
an dieser Stelle nicht weiter äußern, wir versuchen es schnellst
möglich zu vergessen.
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Vom Dauphin Lake führt unser Weg Richtung Manitoba Lake. Das
Wetter hat sich erholt und der See macht einen friedlichen
Eindruck. Im Gegensatz zum matschfarbenen Winnipeg Lake ist
der Lake Manitoba schön grün. An seinem Nordostufer liegt der
Lundar Beach PP, auf dem wir einchecken. Es ist noch früh am
Tag und so beschließen wir die Gegend zu erkunden. Eines der
Häuschen direkt am feinen Sandstrand findet unsere
Aufmerksamkeit: FOR SALE! Wir fragen die Dame, die gerade um
das Haus sauber macht, ob wir mal schauen dürfen.
Das wär schon was, 10 m breiter Sandstrand direkt vor der
Haustür. Der linke Nachbar zwar etwas dicht, aber das Häuschen
ist hell und mit drei Schlaf- und zwei Badezimmer auch für Gäste
geräumig genug. Es wird allerdings in den nächsten Wochen noch
geliftet werden, da in den letzten Jahren mehrfach der Lake
Manitoba bis ins Erdgeschoss vorgedrungen war.
Grübelnd ziehen wir uns auf den Campingplatz zurück. Der Ort
Lundar mit Golfplatz liegt 20 km östlich landeinwärts. Im Winter
ist der See komplett zugefroren. All das geht uns durch den
Kopf. „Wär das was für uns zwei?“ Noch wollen wir reisen, aber
vielleicht in ?? Jahren?
Am nächsten Morgen laufen wir nochmal am Strand entlang zu
diesem Traumhaus, bevor wir weiter Richtung Winnipeg
aufbrechen. Dort werden wir mit leckerem Kartoffelsalat und
Würstchen wie bei Muttern begrüßt. „Wann habt ihr das letzte
Mal gegessen?“ Grand Erika achtet darauf, dass wir nicht vom
Fleisch fallen.
Sonntag und Montag nutzen wir um zu packen und den OF-EN zu
säubern, bevor wir ihn am Montagnachmittag zur Cottage von
Chris und Kevin am Lake Winnipeg
bringen. Hier ist er gut aufgehoben und
steht in den drei Monaten, die wir in
Deutschland sind nicht im Weg.
Dienstagnachmittag bringen uns Cousin
Ron und Erika an den Flughafen, von wo
es mit zwei Stunden Zwischenstopp in
Toronto nach Frankfurt geht. Wir freuen uns auf unsere Söhne
und einen schönen Sommer.
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back in October
oben
12. - 24. Oktober 2016 (km 200.996)
Winnipeg - Fort Whyte -Gimli - Riverton - Hecla PP - Grindstone
PP
10.50 Uhr startet AER LINGUS Flug von Frankfurt nach Dublin .
Bei der Sicherheitskontrolle wird die Elektroversorgungseinheit
(EVS) unseres OFENs, die wir zur Reparatur mit nach
Deutschland genommen hatten, kritisch auf Sprengstoff geprüft,
ohne auffälligen Befund. Wir dürfen an Bord.
In Dublin haben wir 1 ¾ h Aufenthalt, den wir mit dem Wechsel
auf unseren Flieger nach Toronto gemütlich verbrauchen. Dort
haben wir 2 ¼ h Zeit bis der Flug nach Winnipeg auf AIR
CANADA weitergeht. Hier sind die Wege etwas länger und wir
sind froh, ½ h vor Abflug in der Boardingzone anzukommen.
Nahezu pünktlich kommen wir 20:15 Uhr in Winnipeg an. Unter
Berücksichtigung der Zeitverschiebung sind wir jetzt 16 h 25 min
unterwegs und froh, dass wir uns um nichts mehr kümmern
müssen, denn Erika und Ron schließen uns in die Arme.
Für die nächsten Tage haben wir wieder Vollpension inklusive
Rundumbetreuung bei Erika gebucht, die sich wie Muttern um
uns kümmert. Ron ist unser Guide in Winnipeg und bringt uns
gleich am nächsten Tag zu Chris und Kevins Cabin, wo der OF-
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EN steht. Wolfram baut die EVS-Einheit wieder ein, das ebenfalls
mitgebrachte Türschluss ist leider das falsche, hier muss
nachgebessert werden.
Donnerstag führt unser Weg zu Golf Town, einem Ausstatter für
alles was der Golfinteressierte braucht. Iris und Wolfram
bekommen ein neues Bag, damit wir auch im nächsten halben
Jahr diesem Spaß frönen können. Nebenan bei Canadian Tire
(der Kanadische OBI ;-) gibt es die passende Alu-Box, die ans
Heck des OF-EN montiert zusätzlichen Stauraum für die
Golfutensilien bietet.
Die erste Golfrunde auf dem Windsor Park Golf Course mit dem
neuen Gerät läuft gar nicht so schlecht. Acht Loch sind wir mit
den Cousins Ron und Harry ziemlich gleich auf, am 9. Loch zieht
dann Harry davon. Samstagvormittag werden Wolframs Schläger
noch 1 Inch verlängert, damit sich der Alte nicht so bücken
muss. Die folgenden Löcher 10 bis 18 des Kurses sind wohl die
schwierigere Hälfte des Parcours. Jedenfalls zeigt sich deutlich,
was wir noch für Anfänger sind. Oder liegt es an der
tiefstehenden Sonne gegen die wir spielen müssen? Übrigens
geht es hier in Kanada auf den Golfplätzen deutlich lockerer zu
als in Deutschland.
Sonntag ist Ruhetag. Wolfram hat eine starke Erkältung
eingefangen. Vor einer Woche in Deutschland noch mit kurzen
Hosen bei um die 20°C, steigen hier die Temperaturen die nachts
um die 0°C liegen tagsüber nicht über die 10°C Marke.
Am Abend hat Iris in Oma’s Schnitzelstube in St. Pierre etwa 55
km südlich von Winnipeg eingeladen. Die Eigner des Restaurants
stammen aus dem Odenwald und hatten fast 10 Jahre das
Restaurant Mainperle in Wolframs Heimatstadt Miltenberg
geführt. Vor 22 Jahren hat es den gelernten Metzgermeister nach
Kanada verschlagen, wo seine Frau jetzt die Gaumen der
Kanadier mit deutschen Rezepten verwöhnt. Fast der ganze
Zeller Clan ist vertreten. Leider sind Cliff und Shelly auch stark
erkältet und deswegen nicht dabei.
Wolfram kuriert sich mit Erdinger Weißbier aus dem Faustbier
Glas und genießt Rinderrouladen mit Rotkraut und Spätzle mit
Pilzsauce. Auch Schnitzel, Bratwurst und Salate schmecken allen
hervorragend, eben wie bei Oma, die glücklicherweise noch gar
nicht so alt ist und hoffentlich noch lange ihre Küche anbietet.
Montag, Dienstag machen wir mit dem OF-EN einen Ausflug nach
Victoria Beach, zurück zu Chris und Kevins Wochenendhaus. Wir
wollen wissen, ob alles am OF-EN funktioniert und wir nächste
Woche unbesorgt in den Norden Manitobas bis Thompson fahren
können.
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Am Abend kommt dann ein Reh bis an unsere OF-EN Haustür
und wir sind fern jeder Hektik. Beim Spaziergang am Seeufer
gibt es allerdings Spuren eines Bären. Also nicht leichtsinnig
werden! Am Mittwochmorgen noch mal ein langer Spaziergang in
die andere Richtung am Seeufer entlang, bevor es wieder 120 km
zurück zu Erika geht.
Wolfram ist für den Abend mit Kevin verabredet, der ihn zu
einem NHL Eishockeyspiel eingeladen hat. Die Winnipeg Jets
spielen gegen die Toronto Maple Leafes. Leider starten die Jets
nicht sehr überzeugend. Nach dem ersten Drittel steht es 2:0 für
Toronto. Die Jets werden hektisch und zwei Mann müssen auf die
Strafbank, davon für eine Minute gemeinsam. Jetzt spielen 5
gegen 3 auf dem Feld und noch vor Ende der Zeitstrafen steht es
4:0. Winnipeg gibt nicht auf und holt auf. Zum Ende der
regulären Spielzeit steht es 4:4.
Jetzt werden fünf Minuten mit 3 gegen 3 Feldspielern
nachgespielt. 3 ½ Minuten davon sind vorbei, als ein TorontoSpieler sich freispielt, den Puck bekommt und alleine auf den
Jets-Schlussmann zustürmt. Der hält und leitet einen Konter ein,
der 10 Sekunden vor Schluss zum Sieg für Winnipeg führt. Das
war spannend.
Donnerstag wird wieder ein fauler Tag. Am Abend fahren wir zum
Fort Whyte, wo zum Sonnenuntergang riesige Schwärme von
Kanada Gänsen einfliegen um auf den drei Tümpeln zu
übernachten. Bevor wir uns das Naturschausiel ansehen, können
wir in einem Lichtbildvortrag etwas über die Gänse, ihre
Lebensgewohnheiten und Fluglinien erfahren, interessant.
Freitag machen wir uns dann wieder auf den
Weg. Wir wollen, bevor wir weiter nach
Norden fahren, die Westseite des Lake
Winnipeg erkunden. Der erste Stopp ist der
kleine ukrainische Ort Komarno (zu dt.
Moskitoplage), der mit dem „World’s largest
Mosquito“ wirbt. Die Skulptur ist dann wirklich groß, einen
Umweg dafür zu machen, muss man sich überlegen. Weiter
geht’s ins 5 km entfernte Winnipeg Beach, eigentlich die
Sommerfrische für die Städter, die hier Wochenendhäuser haben.
Der Strand ist wirklich wunderschön und zurzeit menschenleer.
Auch auf der Küstenstraße nach Gimli begegnet uns auf den 15
km kaum ein Auto. Gimli ist dann wieder ein Ort, der das ganze
Jahr bevölkert ist. Wir wollten eine Besichtigungstour bei der
Crown Royal Whiskey Abfüllung machen, wo der preisgekrönte
Crown Royal Northern Harvest Rye Whiskey abgefüllt wird. Leider
werden hier schon seit Jahren keine Führungen mehr angeboten,
Schade.
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Trotzdem, die Menschen von Gimli sind superhilfsbereit. Am
Ortseingang werden wir von einem jungen Mann gestoppt, der
sich für den OF-EN interessiert. Wir erzählen ein bisschen und er
zeigt uns einen Platz am Strand, wo er meint, dass wir sicher
stehen können. Ob ungestört, wird sich zeigen. Wir stehen direkt
vor einem übergroßen Schild mit der Aufschrift „No Overnight RV
Parking“. Die Nacht bleibt ruhig.
Am nächsten Morgen, wir wollen gerade losfahren, entdeckt Iris
einen riesigen Weisskopfadler auf einem Pfosten am Strand. Bloß
nicht zu schnell bewegen, ruhig das Teleobjektiv aufgeschraubt
und angeschlichen. Das erste Foto aus 300 m Entfernung, dann
geht’s geduckt langsam näher. 200 m, 100 m, was ist das, Iris
winkt ab und kommt zurück. Schon unterwegs wird sie von
einem Einheimischen lachend aufgeklärt. Die Attrappe hat man
hier gegen die vielen Möwen aufgestellt.
Nur 65 km weiter nördlich von Gimli finden wir bei Riverton
direkt am Strand wieder einen wunderschönen
Übernachtungsplatz. Nach einem ausgedehnten Spaziergang
entlang der Landzunge richten wir uns für eine ruhige Nacht ein.
Nur wollen hier um halb drei nachts einige junge Leute feiern,
oder Northern Lights sehen? Zweimal bekommen wir Besuch,
doch nach einer Zigarettenlänge rücken die Autos wieder ab und
es herrscht wieder Ruhe.
Sonntagmorgen durchstreifen wir kurz den Ort Riverton, bevor
wir weiter Richtung Hecla-Island fahren. An einem Parkplatz in
der Nähe eines Beobachtungsturms machen wir Halt. Elche sollen
hier zu beobachten sein, seltener Schwarzbären und Wölfe. Uns
begegnet nur ein einsamer Fuchs. Glücklicherweise ist er wieder
da, als wir vom Turm zurückkommen.
Und noch besser, er lässt uns an seiner Futtersuche teilhaben.
Über 20 Minuten lässt er sich beobachten, wie er im hohen Gras
nach Fressbarem sucht und fündig wird. In der Hoffnung auf
weitere Tierbeobachtungen fahren wir weiter. Im Norden der
Insel grasen zwei Rehe am Straßenrand, spektakuläreres wird
uns leider nicht geboten.
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Wir fahren wieder aus dem Park und biegen in den benachbarten
Grindstone Park ab, wo wir an einem einsamen Badestrand unser
Nachtlager aufschlagen. Leider müssen wir feststellen, dass nach
drei Tagen die Bordbatterie nur noch 1/3 Ladung hat. Die
wenigen Fahrkilometer haben nicht gereicht sie wieder
aufzuladen. Der Kühlschrank braucht zwar bei den herbstlichen
Temperaturen nicht so viel Strom, allerdings verbraucht die
Dieselheizung zum Zünden und für das Gebläse Strom und auch
die Sonne liefert zurzeit nicht allzu viel. Oder ist die reparierte
EVS noch nicht ganz in Ordnung?
Also entscheiden wir, nach dem wir die ersten Tage unserer
Herbstreise ins Tagebuch gebracht haben an eine Steckdose in
Winnipeg zurückzukehren. Von dort sind es bis Thompson nicht
ganz 800 km. Da wir erst Freitagnachmittag dort sein müssen,
sollte es reichen, wenn wir Mittwoch aufbrechen.
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25. 10. - 11. November 2016 (km 201.970)
Winnipeg - Thompson - Churchill - Winnipeg
Am Mittwoch brechen wir auf in Richtung Norden. Vorher haben
wir aber noch ein wunderbares Erlebnis bei Walmart. Nach dem
Einkauf gilt es die Rechnung zu bezahlen, 114 CND$ = 77 EUR
sind fällig. Wolfram zückt die VISA-Card und muss erfahren, dass
Walmart Kanada keine Visa mehr akzeptiert. Bargeld haben wir
nicht genug bei uns, da passiert das Wunderbare. Die Dame
hinter uns, wohl gekleidet und auch vom Habitus fein, erklärt der
Kassierein unsere Rechnung übernehmen zu wollen.
Nein, das geht doch nicht, unsere Bedürftigkeit ist doch nur von
technischer Natur. Wahrscheinlich bedingt von der Sturheit
zweier Entscheider bei Walmart und VISA. Die Lösung bringt die
nahe ATM, die VISA-Cards akzeptiert. Wir bedanken uns bei der
hilfsbereiten Dame und können sie nicht vergessen. So etwas
kann einem (nur?) in Kanada passieren.
Es folgen 450 unspektakuläre Kilometer bis Grand Rapids, wo wir
hinter einer Tankstelle übernachten. Am nächsten Morgen suchen
wir die namensgebenden Stromschnellen, können aber nur ein
Wasserkraftwerk entdecken, das den Höhenunterschied von Lake
Winnipeg und Saskatchewan River nutzt. Unsere Neugierde ist
teilweise gestillt, so machen wir uns wieder auf den HWY 6, der
bei Ponton nach NO abknickt.
Wir werden vor Wildwechseln gewarnt, aber kein Elch, Wolf oder
Schwarzbär verzückt uns mit seinem Anblick. Lediglich
hühnergroße Rabenvögel und weiße Schwalben können wir
aufscheuchen. Etwa ab Ponton säumen die ersten Schneeflecken
unseren Weg. 50 km vor Thompson ist die Landschaft weiß.
Nick vom Creedy Campground erzählt, dass vor zwei Wochen der
Schnee hier noch 1 m hoch lag, heute sind es nur noch knapp 15
cm. Wir können den OF-EN hier für 8 CND$ pro Tag sicher
stehen lassen. Zum Service gehören auch die Fahrt zum Bahnhof
und das Abholen, wenn wir am Dienstag zurückkommen. Da der
Zug erst um 17 Uhr in Richtung Churchill aufbricht, haben wir
noch Zeit Thompson zu erkunden.
Das Heritage North Museum, gleichzeitig Visitor Center, öffnet
allerdings erst um 13 Uhr und so machen wir uns auf den dort
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beginnenden Millennium Spirit Walk. Wolfram kann dem Stapfen
durch knöchelhohen Schnee durch den Ort nichts abgewinnen
und sammelt Iris an der Dr. JF. Thompson City Hall mit dem OFEN wieder ein.
Zurück am Campingplatz packen wir die Rücksäcke und eine
große Tasche Mitbringsel mit Obst und Gemüse, das es nur
schwer und in schlechter Qualität in Churchill gibt. Dass wir
schon eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof sind, hat den Vorteil,
dass wir unsere Plätze für die 16 Stunden Zugfahrt aussuchen
können. Dachten wir!
Der Schaffner verscheucht uns gleich von der 4er Sitzgruppe, die
uns in der Nacht als komfortable Schlafplätze dienen sollte.
Mindest 3 dürfen sich eine solche Sitzgruppe teilen. Als dann eine
High-School-Gruppe in unseren Wagen zusteigt, ist schnell klar,
dass es nichts mit einer ruhigen Nacht wird.
Der Zug verlässt pünktlich Thompson und verschwindet bald in
der Dunkelheit. Die Teenager verhalten sich überraschend ruhig,
bis einer plötzlich Nordlichter sichtet. Alle Gesichter kleben an
den Fensterscheiben. Nur Wolfram lässt sich nicht von seinem
Buch ablenken. Jetzt Ende Oktober, hier, das kann nicht sein.
Und so versäumt er die wundersamen grellgrünen Lichtstreifen,
die Iris so glücklich machen. Wir notieren: „Hochmut verhindert
Glück!“
Pünktlich um 9 Uhr früh fährt der Zug in Churchill ein. Dave
erwartet uns schon. Er lebt hier in Churchill mit seiner Frau
Theresa. Wir hatten die beiden 2014 in Paraguay getroffen, wo
sie uns von der Eisbär Hauptstadt Churchill erzählt und uns
hierher eingeladen hatten. Kurz nach einem Begrüßungstee
machen wir uns im gelben Pickup der beiden auf einen Abstecher
in den Nordwesten des Ortes, ans Kap Merrie.
Erstmals spüren wir die Unwirtlichkeit Churchills. Eiskalter Wind
bläst uns Schneeregenflocken ins Gesicht. Die 2°C fühlen sich
deutlich kälter an. Bald sind wir wieder in den warmen Wänden
von Theresa und Daves Reihenhäuschen. Theresa verspricht ein
leckeres Chili Con Carne zuzubereiten und schickt uns mit Dave
wieder in die Kälte zu weiteren Erkundungen.
Dave arbeitet für Parks Canada und kann uns mit erstklassigen
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Informationen rund um Churchill versorgen. Wir lernen nicht nur
die Recyclingstation des Ortes kennen, sondern auch das
Eisbärgefängnis. Hier werden Eisbären eingefangen, die dem Ort
zu nahe kommen. Im Gefängnis müssen sie in Einzelzellen
hungern, um zu lernen, in dieser Gegend gibt’s nix zu fressen,
bevor sie mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden.
Wir besichtigen die Raketenbasis, von der aus bis in die 80er
Jahre Forschungssatelliten gestartet waren, sowie das Northern
Research Center. Hier arbeiten Wissenschaftler und Studenten,
die das Leben und die Lebewesen an der Hudson Bay und in der
Arktis erforschen. Dave ist überall gut bekannt und wir können
uns frei in den Laboratorien und Aussichtspunkten bewegen.
Zurück bei Theresa gibt’s das versprochene super leckere Chili,
bei dem wir uns über Reise-Erlebnisse austauschen. Bald fallen
wir mit dick gefüllten Bäuchen hundemüde in ein weiches
Kingsize Bett. Am Sonntag ist Theresa unser Guide. Dave ist mit
einem Bus voller Touristen auf Sightseeing Tour durch Churchill.
Auch Theresa kennt sich bestens in dieser eisigen
Schneelandschaft aus. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da
treffen wir auf eine Gruppe Fahrzeuge, darunter ein TundraBuggy. Ein sicheres Zeichen für Eisbären. Es ist ein einzelnes
Tier, das wir für eine halbe Stunde beobachten. Ein mächtiger
weißer Knabe, der bei aller Gefährlichkeit doch so viel Ruhe
ausstrahlt.
Wir sind ganz in der Nähe der Ithaka, einem Schiffswrack, das
1961 bei Sturm und Nebel auf Grund gelaufen ist. Schon gestern
hatten wir mit Dave die Überbleibsel eines Frachtflugzeuges
besichtigt. Da überladen, Miss Piggy genannt, musste der Flieger
1979 notlanden. Die Besatzung konnte das Flugzeug nahezu
unbeschadet verlassen, die Trümmer der Maschine blieben
verkeilt zwischen den Felsen bis heute liegen.
Schon mit Dave hatten wir die Schlittenhundezucht von weitem
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gesehen. Heute kann Theresa den Besitzer Bryan, der den
Eingang seines Geländes persönlich überwacht, überreden, dass
wir hinein dürfen. Hier draußen etwa 20 km östlich der Grenze
Churchills züchtet Bryan Schlittenhunde, die er an Inuit und Cree
verkauft. Die Hunde werden gut gefüttert und so lässt es sich
nicht vermeiden, dass auch eine Eisbärmutter und ihr Einjähriges
den Futterplatz nutzen.
Von Touristen nimmt Bryan für die Besichtigung der beiden 75
CND$. Einheimische, wie Theresa mit Freunden dürfen sonntags
unentgeltlich diese Zweisamkeit von Hunden und Eisbären
bestaunen. Wir bekommen unglaubliche Bilder ganz aus der
Nähe.
Am Abend laden wir Theresa, Dave und Pamela eine Freundin
der beiden ins Tundra Inn ein. Hier treffen sich alle Churchill
Touristen zum Abendessen und entsprechend voll und laut ist es
hier. Der Besuch lohnt sich trotzdem. Bison-Burger und BisonStew sind ausgesprochen lecker, nicht nur weil es Argentinischen
Malbec dazu gibt.
Montag haben wir eine Tour im Great White Bears Buggy
gebucht. Von Dave haben wir uns schon verabschiedet. Er bricht
heute zum Südpol auf, wo er in den nächsten 2 ½ Monaten als
Guide auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitet, das Entdeckungsreisen
in der Antarktis anbietet. Kurz nach 7 Uhr werden wir im Gipsy’s
Bakery abgeholt.
Wir fahren im Morgengrauen in einem Bus zum Buggy, einem
hochrädrigen Ungetüm, das jedes Gelände befahren und dem
kein Eisbär etwas zu Leide tun kann. In diesem sicheren Gefährt
drehen wir eine etwa 8 h dauernde Runde durch die wilde Natur
östlich von Churchill. Am Abend sind sich nicht alle einig, ob es
15 oder 17 Bären waren, denen wir begegnet waren.
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Zum Abschluss der erlebnisreichen Tages gönnen wir uns
nochmal Burger, diesmal in der Lounge des Seaport Hotels.
Heute ist Halloween und wir können sicher in Churchill durch die
Nacht spazieren. Feuerwehr, Polizei, Parks Canada Ranger und
Helikopter sichern die Außengrenzen der Stadt vor Eisbären,
damit auch Churchills Kids nach „Trick or Treating“ an jeder
Haustür fragen können.
Unser Zug zurück nach Thompson geht
erst am Dienstagabend um 19.30 Uhr.
Vielleicht wird uns sogar Dave begleiten.
Sein Flug wurde abgesagt, wegen
Blizzard Gefahr. Das sind die
Witterungsverhältnisse hier oben im
Norden Kanadas.
Wir nutzen die Zeit bis zur Abfahrt und stromern vormittags zu
Fuß durch Churchill. Wir besuchen das Parks Canada Museum im
Bahnhof, kommen auf dem Weg zum Inuit Museum an einem
übergroßen Inukshuk an der Küste der Hudson Bay vorbei. Alles
interessante Stationen für Churchill Reisende.
In den Museen sehen wir alle Informationen, die wir von Dave,
Theresa oder den Tour Begleitern im Buggy erfahren haben
nochmal in Bildern oder kleinen Videos bestätigt. Die vielen
wunderschönen Bilder und Skulpturen im Inuit Museum
begeistern uns besonders.
Den Nachmittag verbringen wir wieder im Gipsy’s, wo wir mit
Fred, dem Chef von Gipsy’s Bakery und Inga einer jungen
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deutschen Biologin, die hier während ihres Work and Travel
Aufenthalt arbeitet zusammensitzen. Interessante Zeitgenossen,
mit denen wir uns gerne austauschen.
Danach verabschieden wir uns von den liebenswürdigen
Gastgebern Dave und Theresa. Wir sind uns einig, ohne den
Aufenthalt bei den beiden Churchillern wäre die Eisbärtour nur
ein Sightseeing Highlight gewesen. Dave und Thereas haben uns
"ihr" Churchill gezeigt mit seinen nur ca 800 Einwohnern, haben
erzählt wie sie die langen Winter überstehen, vom trotzdem
blühenden Sommer mit den Beluga Walen bei max. 16°C und
warum sie immer wieder raus auf
Reisen gehen.
Wir sind sicher, wir sehen uns
irgendwann, irgendwo, irgendwie
wieder.
Pünktlich, wie wir es von VIA RAIL
gewohnt sind, startet der Zug
Richtung Thompson. Heute schaffen
wir es „unsere“ 4er Sitzgruppe zu verteidigen. Die Schaffnerin
nimmt uns ab, dass wir noch auf eine dritte Person warten, die
mit uns nach Süden fährt ;-) Nach einer nicht ganz schlaflosen
Nacht, gönnen wir uns im stylischen Speisewagen ein
kanadisches Frühstück. Ham, Eggs, Sausage, Pancake und Kaffee
endlos.
So gestärkt erreichen wir pünktlich um 12 Uhr Thompson. Nick
erwartet uns schon und bringt uns nach Hause (= ist wo der OFEN parkt). Um 12.40 Uhr starten wir auf die 330 km lange
Strecke nach Grand Rapids. In den letzten Tagen hat es wieder
geschneit, der Highway ist aber freigeräumt, sodass wir schon
um 16.30 Uhr ankommen. Viel zu früh, es ist noch 1 ½ Stunden
hell, um auf einem trostlosen Tankstellen-Parkplatz zu
übernachten.
Allerdings sind es noch 180 km bis Gypsumville, die wir bei
Helligkeit nicht schaffen, uns so fahren wir die letzte halbe
Stunde durch stockfinstere Nacht. Heute sehen wir es als Glück,
dass uns kein wildes Tier über den Weg läuft. In Gypsumville
angekommen übernachten wir auf dem Parkplatz eines
Truckstopps. In Ann’s Café bekommen wir am nächsten Morgen
auch ein erwartet gutes, kräftiges Frühstück inmitten der Trucker
und mit Unterhaltung von Ann’s Ehemann.
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450 km bleiben es bis Winnipeg, wo wir als erstes dem OF-EN
ein Schaumbad gönnen. Mercedes soll sich ja nicht schämen,
wenn sie gleich auf Kollegen in der Werkstatt trifft. Eine
Glühkerze muss gewechselt werden und der Scheibenwischer
klackt. Kurz bevor wir auf das Gelände der Vertragswerkstatt
abbiegen blinkt auch noch das Kühlmittel-Lämpchen auf.
Die freundlichen Damen am Service Schalter geben uns auch
gleich einen Termin für den nächsten Morgen. Unser Plan ist
Samstag und Sonntag noch in Winnipeg zu bleiben und am
Montag dann Richtung USA, Black Hills aufzubrechen. Der Anruf
von Mercedes am Freitag macht einen Strick durch diesen Plan.
Die gute Nachricht, die Glühkerze kann für bescheidene 230 EUR
(!) gewechselt werden. Das Thema Kühlmittel erfordert einen
neuen Kühler, der aus Toronto in Winnipeg nicht vor Mittwoch
eintreffen kann. Der Preis mit Einbau ca. 2.200 EUR plus Steuer.
Zu den Scheibenwischern könne man nichts sagen, man müsse
erst das Armaturenbrett ausbauen, wofür man etwa 10
Arbeitsstunden veranschlagt.
Als wir gestern das Auto zu Mercedes gebracht haben und dort
wie alte Bekannte so freundlich begrüßt wurden hat Wolfram
noch Ron erklärt: „Du bist immer stolz und glücklich
Mercedesfahrer du sein, bis du die Werkstattrechnung
bekommst.“
Etwas Glück im Unglück haben wir aber. Wir sitzen in einem
schönen Zuhause, werden von Tante Erika im Übermaß
verwöhnt, während uns Cousin Ron durch den kanadischen
Indian Summer chauffiert. Im Fernsehen sehen wir Bilder vom
9.11.1986 als ein Blizzard über Nacht ganz Winnipeg unter
Schneemassen verdeckt.
Wir verbringen die nächsten Tage entspannt, Samstag bei einem
Moose Spiel. Die Moose spielen in der amerikanischen Hockey
Liga; der zweiten Eishockeyliga Nordamerikas. Tagsüber
spazieren wir im Park mit Hündin Karly. Montag versuchen wir
eine Tee-Time auf dem letzten noch geöffneten Golfplatz zu
bekommen. Aber dank der herrlichen Herbstzeit sind alle
Abschlagszeiten vergeben.
Montagabend
kommen Cousin Cliff
mit Frau Shelly zu
Besuch, für
Unterhaltung ist
gesorgt. Dienstag
sind wir mit Ron und Harry im Assiniboin Park und erfahren vom
100 jährigen „Winni the Pooh“, einem Schwarzbären im Londoner
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Zoo, dem die Wärter den Namen Winnipeg gaben, was wiederum
einen Kinderbuchautoren zur Geschichte anregte, die auch von
Walt Disney vermarktet wurde.
Mittwoch verbringen wir viel Zeit am Fernseher, um zu erfahren
was gestern bei der Wahl in den USA passiert ist. Die Amerikaner
wollten eigentlich keinen der beiden Kandidaten haben. Das
Rennen war immer sehr knapp, Frau Clinton lag öfter in Führung
als Herr Trump.
Jetzt sind wir alle überrascht, dass das größere Übel gewonnen
hat. Aber vor Monaten schon hatten wir in der FAZ einen
Gastartikel des amerikanischen Autors James Lee Burke gelesen,
auch damit wird Amerika fertig werden!
Donnerstagnachmittag kommt endlich der ersehnte Anruf, wir
können Mercedes abholen. Die gute
Nachricht, der Scheibenwischer hat keine
größeren Probleme gebracht, auf die
Ersatzteile bekommen wir 10% Rabatt.
Die schlechte Nachricht, es bleiben
5.191,44 CND$ zu zahlen, ca 3.535 EUR.
Der Trost: Gut, dass wir nirgendwo
anders liegengeblieben sind.
Noch auf dem Weg zurück zu Erika füllen wir unsre Lager.
Morgen früh geht unsere Reise weiter. Nach einem letzten
Frühstück im Familienkreis brechen wir in Richtung USA auf. Es
ist der 11. November, Feiertag Memorialday in Kanada zum
Gedenken der Gefallenen in den beiden Weltkriegen.
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