wärmepumpen - Hochschule Esslingen
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Weiterbildungsprogramm Energieberatung Technische Akademie Esslingen (TAE) WÄRMEPUMPEN Präsenzphase Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli Fachhochschule Esslingen (FHTE) - Hochschule für Technik Fachbereich Versorgungstechnik und Umwelttechnik Kanalstraße 33, 73728 Esslingen Tel. 0711/397/3453 und 0711/519518 Fax 0711/397/3449 und 0711/519518 e-Post: martin.dehli@fht-esslingen.de TAEWP1 1 Inhalt 1. Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen …………………………………………. 3 2. Kompressionswärmepumpen zu Heizzwecken: Auslegung des Heizungssystems, Nutzung unterschiedlicher Wärmequellen und deren Auswirkung auf die Effizienz der Wärmepumpe ……………...………………………………..…………………... 5 3. Betriebserfahrungen mit Wärmepumpen …………………………………………. 14 4. Elektro-Kleinwärmepumpen mit Wärmerückgewinnung als Lüftungs-Kompaktgeräte im Verbund mit zentralen Abluftsystemen bzw. zentralen Zuluft/AbluftSystemen …..………………………………………………………………………… 17 5. Betriebskosten und Wirtschaftlichkeit … ………………………………………..… 21 6. Primärenergieeinsparung und Umweltgesichtspunkte ……..…..….……………... 32 7. Absatzentwicklung bei Heizungswärmepumpen, Lüftungs-Kompaktgeräten und Warmwasserwärmepumpen ……………………………………….……………..… 38 8. Konzept der Diffusions-Absorptionswärmepumpe (DAWP) und der Zeolith-Wärmepumpe als künftige Systemlösungen für die Wärmeversorgung von Wohngebäuden ……………………………………………………………..…..……….…. 41 9. Elektrisch bzw. gasmotorisch angetriebene Kompressionswärmepumpen für die Teilklimatisierung bzw. Klimatisierung von Großgebäuden ………..…………….. 45 10. Quellenverzeichnis …………………………………………………………..…..…… 55 2 1. Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen Wärmepumpen haben einen breiten Einsatzbereich: Sie können - zur Bereitstellung von Heizwärme in Wohn-, Industrie- und Verwaltungsgebäuden, - zur Trinkwassererwärmung in Wohn-, Industrie- und Verwaltungsgebäuden, - zur Teilklimatisierung (Heizung, Kühlung und Entfeuchtung) z. B. in Verkaufsstätten, Industrie- und Verwaltungsgebäuden sowie in Gaststätten und - zur Bereitstellung von Prozeßwärme in Industrie und Gewerbe eingesetzt werden. Wärmepumpen können zur Bereitstellung von Heizwärme in Wohn-, Industrie- und Verwaltungsgebäuden, zur Trinkwassererwärmung in Wohn-, Industrie- und Verwaltungsgebäuden und zur Teilklimatisierung (Heizung, Kühlung und Entfeuchtung) z. B. in Verkaufsstätten, Industrie- und Verwaltungsgebäuden sowie in Gaststätten eingesetzt werden ([1], [2], [3], [4]). 3 Bei der Heizwärmeversorgung wird als Wärmequelle häufig Außenluft, Erdwärme (mit oberflächennahen Erdkollektoren bzw. mit Hilfe von Erdsonden) oder Wasser (Grundwasser, Oberflächenwasser) genutzt; in zunehmendem Maße wird aber auch - in Kombination mit Be- und Entlüftungsanlagen - verbrauchte Abluft oder das Abgas aus fossil befeuerten Wärmeerzeugern entwärmt. Für die häusliche Wassererwärmung dient meist die Luft als Wärmequelle; aber auch hier gibt es inzwischen Lösungen zur Nutzung der Wärme aus der verbrauchten Abluft oder aus dem Abgas von fossil befeuerten Wärmeerzeugern. In Industrie und Gewerbe werden Wärmepumpen zur Bereitstellung von Prozeßwärme genutzt, wobei häufig Abwärme aus Fertigungsprozessen als Wärmequelle herangezogen wird. Beispiele hierfür sind - die Bereitstellung warmer Trocknungsluft durch Entwärmung von Abluft in der holzverarbeitenden Industrie, - die Bereitstellung von Warmwasser für Spül- und Reinigungsvorgänge aus Abwasser in der Lebensmittelindustrie, - die Bereitstellung warmer Blasluft zur Papiertrocknung aus der betrieblichen Abluft (Luft/Wasserdampf-Gemisch) in der Papierindustrie, - die Bereitstellung von Kochwärme für die Würzepfanne aus Brüden (heißem Wasserdampf aus dem Kochvorgang) in Brauereibetrieben sowie - die Bereitstellung von Wärme zur Sulfitlaugenerwärmung aus Brüden in der Zellstoffindustrie. Im folgenden wird vor allem auf Fragen des Einsatzes von Wärmepumpen bei der Heizwärmeversorgung und Trinkwassererwärmung eingegangen; weiter wird auf Wärmepumpen zur Teilklimatisierung (Heizung, Kühlung und Entfeuchtung) abgehoben. Die Aussagen lassen sich jedoch teilweise auch auf andere Wärmepumpentechniken übertragen. Elektrische Heizungswärmepumpen (1. und 2. Bild) sowie elektrisch bzw. gasmotorisch angetriebene Wärmepumpen zur Teilklimatisierung (Außengeräte; 3. und 4. Bild) ([5], [6], [7]) 4 2. Kompressionswärmepumpen zu Heizzwecken: Auslegung des Heizungssystems, Nutzung unterschiedlicher Wärmequellen und deren Auswirkung auf die Effizienz der Wärmepumpe Auf den linkslaufenden Kreisprozeß, der in Kompressionswärmepumpen verwirklicht wird, wird in Modul 15 des TAE-Weiterbildungsprogramms Energieberatung detailliert eingegangen [8]; daneben wird er in Abschnitt 9 dieser Ausarbeitung näher beschrieben. Ein technisches Maß für die Effizienz - und damit auch auf die Wirtschaftlichkeit - einer Kompressionswärmepumpe zu Heizzwecken ist die Leistungszahl ε, über die der Aufwand für den Betrieb des Wärmepumpenprozesses gemäß P = QWP / εWP ermittelt werden kann [9]. Die Möglichkeiten zur Beeinflussung der Leistungszahl können anhand des reversiblen - also ideal arbeitenden - linkslaufenden Carnot-Prozesses in der Darstellung im T,s-Diagramm erläutert werden: Beim Carnot-Prozeß [9] ist εC = TC / (TC - To) = 1 / (1 - To / TC) [8], Modul 15, Gl. (4-1) Die Leistungszahl ε selbst gibt noch keine direkte Auskunft über die aus den Betriebskosten resultierende Wirtschaftlichkeit, denn sie ermöglicht nur eine Aussage über den augenblicklichen Zustand. Maßgebend ist letztlich die sich über einen längeren Zeitraum - etwa eine Heizperiode - ergebende mittlere Leistungszahl, die Arbeitszahl β genannt wird (vgl. hierzu [8], M 15, Abschnitt 4.1.1.5). Doch läßt sich sagen, daß eine günstige Leistungszahl im Auslegungspunkt auch eine gute Voraussetzung für eine gute Arbeitszahl ist. Inwieweit die Arbeitszahl von der Lei5 stungszahl im Auslegungspunkt abweicht, hängt vom jahreszeitlichen Verlauf der Wärmequellentemperatur und dem Regelverfahren ab (vgl. hierzu [8], M 15, 4.2.4). Das Ziel ist, eine möglichst hohe Leistungszahl ε zu erreichen. Hierzu ist entsprechend Gl. (4-1) erforderlich, daß das Temperaturverhältnis To / TC gegen eins strebt, also To / TC → 1,0 wird. Die Annäherung hieran wird erreicht, indem - die untere Kreisprozeßtemperatur To so hoch wie möglich und die obere Kreisprozeßtemperatur TC so niedrig wie möglich gewählt wird. Welches To bzw. to und TC bzw. tC sich erreichen läßt, hängt ab - von den Temperatur-Auslegungswerten der Heizungsanlage und von der Dimensionierung der Wärmeübertrager, d.h. der Heizflächen von Verdampfer und Kondensator. Von der Auslegung der Heizungsanlage kann die Höhe der Verflüssigungstemperatur tV beeinflußt werden: tV sollte möglichst niedrig gewählt werden. Üblich ist, daß als maximale Vorlauftemperatur etwa 55 oC gewählt wird; bei Neubauten erscheint der Einsatz von Niedertemperatur-Heizungsverteilsystemen (z. B. Fußbodenheizungen) sinnvoll. Außer den wirtschaftlichen Gesichtspunkten kann diese obere Grenze auch durch das physikalische Verhalten des verwendeten Kältemittels (z.B. R 134a) gezogen sein. Eine weitere Konsequenz ist, daß durch die niedrigere Vorlauftemperatur eine Vergrößerung der Heizflächen erforderlich wird (vgl. [8], M 15, Tab. 4-7). 6 Heizungsanlagen, die für den Wärmepumpeneinsatz vorgesehen werden, sollten auf eine entsprechend niedere Vorlauftemperatur ausgelegt werden. Daraus braucht aber nicht geschlossen zu werden, daß eine Wärmepumpe für Anlagen, die auf höhere Vorlauftemperaturen (z.B. konventionell 90 oC bzw. 70 oC) ausgelegt werden, nicht in Betracht käme. Man unterscheidet verschiedene Möglichkeiten der Betriebsweise einer Wärmepumpe: - monovalent, bivalent-parallel und bivalent-alternativ. 7 Wegen der wesentlich höheren Investitionskosten für Wärmepumpenanlagen gegenüber konventionellen Heizungen mit Kesseln wird eine möglichst starke Ausnutzung der installierten Leistung zur Erzeugung von Wärme angestrebt. Eine Aussage hierüber lassen die installierte Leistung und die Vollaststundenzahl zu. Am günstigsten schneidet hier bei Außenluft als Wärmequelle die Betriebsweise bivalent-parallel ab. Die bivalent-alternative Betriebsweise, wie sie zu Ende der siebziger Jahre bei Elektro-Heizwärmepumpen im Hinblick auf die Begrenzung der elektrischen Leistungsaufnahme nicht unüblich war, wird praktisch nicht mehr verwirklicht. Viele Energieversorgungsunternehmen begünstigen inzwischen neben der bivalent-parallelen Betriebsweise vor allem die monovalente Betriebsweise, weil bei Neubauten durch den verringerten Wärmeleistungsbedarf des Gebäudes die gesamte elektrische Leistung der Wärmepumpe vergleichsweise begrenzt ist und beispielsweise zur Entlastung des Stromnetzes ein - in Spitzenzeiten für wenige Stunden am Tag unterbrechbarer Betrieb verwirklicht werden kann [10]. Die monovalente Betriebesweise ist auch bei der Nutzung von Erdreich, Wasser oder verbrauchter Abluft als Wärmequelle nahegelegt, weil diese Wärmequellen über das Jahr hinweg vergleichsweise konstante Temperaturen aufweisen. Als weitere Betriebsweise hat sich bei elektrischen Kompressionswärmepumpen mit Außenluft als Wärmequelle - zur Beheizung von Gebäuden mit niedrigem Wärmeleistungsbedarf - die monoenergetische Betriebsweise bewährt: In den wenigen kalten Wintertagen mit dem höchsten Wärmeleistungsbedarf wird die Wärmepumpe durch eine elektrische Direktheizung unterstützt. Die Aussagen hinsichtlich des Einflusses von tC und to auf die Leistungszahl wurden unter der Annahme eines idealen Prozeßverlaufs nach Carnot getroffen. Der reale Prozeßverlauf weicht dagegen vom Carnot-Prozeß ab. Dementsprechend ergibt sich eine Verringerung der Leistungszahl ([8], Modul 15, Bild 4-6). 8 Für die Ermittlung der Leistungszahl des tatsächlichen Prozesses sind zwei Verfahren gebräuchlich: Eine überschlägige Ermittlung ist möglich unter Verwendung des Gütegrades ηC = εeff / εC [8], M 15 (4-6) Der Gütegrad ηC gibt die Abweichung der Leistungszahl des realen, verlustbehafteten Prozesses εeff von der Leistungszahl des idealen, also nicht verlustbehafteten CarnotProzesses εC wieder. Damit wird die Leistungszahl des realen Prozesses εeff = ηC εC = ηC TC / (TC - To) [8], M 15 (4-6) Hierzu wird das abgeänderte Beispiel 4-1 des Moduls 15 [8] erörtert: Eine Wärmepumpe arbeitet bei to = 0 oC, tC = 50 oC. Die Nennleistung beträgt 28 kW. Frage: Wie groß ist die Leistungszahl εeff der Wärmepumpe? Nach M 15, Tab. 4-1 [8] ist im Mittel ηC = 0,5. Damit wird εeff = 0,5s(273 + 50) / 50 = 3,23 Eine genauere Vorausberechnung ergibt sich nach M 15 (4-4) [8]: εeff = εthsηisηmsηel für ηm = 0,90, ηel = 0,92 und ηi = 0,849 + 0,0025s(pc / po) - 0,002s(pC / po)2 = 0,820 mit pc = 13,1 bar und po = 2,93 bar (vgl. h, lg p-Diagramm für R 134a). 9 Mit εth = qc / w = (428 - 271) / (428 - 398) = 5,23 wird εeff = 5,23s0,820s0,90s0,92 = 3,55 Die Art der Wärmequelle wirkt sich nennenswert auf die Leistungszahl aus, da hierbei unterschiedliche Temperaturen auftreten. Als Wärmequellen für Wärmepumpen zur Beheizung, Trinkwassererwärmung sowie zur Teilklimatisierung haben sich insbesondere - Außenluft, 10 - Abluft (z. B. bei Lüftungs-Kompaktgeräten u. ä.), - Erdreich (Erdkollektoren, Erdsonden, Gebäude-Fundamentstrukturen, Luft-Erdreich-Wärmeübertrager) und - Wasser (Grundwasser, Oberflächenwasser, z. T. auch Abwasser) bewährt. Typische nutzbare Temperaturbereiche sind - im Falle der Heizwärmeversorgung - bei Außenluft - 10 bis etwa + 15 oC, bei Abluft etwa + 17 bis + 24 oC, bei oberflächennahem Erdreich rund + 6 bis + 14 oC, bei über Erdsonden bis zu 50 bis 100 m Tiefe genutztem Erdreich ungefähr + 10 bis + 12 oC, bei Grundwasser etwa + 10 bis + 12 oC und bei Oberflächenwasser etwa + 5 bis + 20 oC. Wärmepumpenanlagen mit den Wärmequellen Außenluft (oben links: Außengerät; oben rechts: Innengerät; unten links: mit Erdreich-Wärmeübertrager) und Grundwasser (unten rechts) ([11], [12]) 11 Wärmepumpenanlagen mit den Wärmequellen Erdreich (unten links: oberflächennaher Erdreich-Kollektor; unten rechts: Erdsonden) ([12], [5]) Wärmepumpenanlagen mit den Wärmequellen Wasser, Erdwärme und Außenluft [13] 12 Die Leistungszahlen εeff von Wärmepumpen wurden im Verlauf der letzten Jahre deutlich verbessert: Im untenstehenden Bild ist die zeitliche Entwicklung der entsprechenden Werte - hier mit dem angelsächsischen Begriff COP (Coefficient of Performance) bezeichnet - zwischen 1993 und 2000 dargestellt; diese wurden im Rahmen von Prüfverfahren für Elektro-Wärmepumpen in der Schweiz [14] unter den folgenden Bedingungen ermittelt: Niedertemperatur-Warmwasser-Heizverteilsystem mit 35 oC Vorlauftemperatur; Wärmequellen Wasser (10 oC), Erdreich (Erdsonden) und Außenluft (bezogen auf eine Lufttemperatur von 2 oC). Es wird sichtbar, dass im genannten Zeitraum die Mittelwerte der Leistungszahlen bei Wasser von etwa 5,2 auf rund 5,5, bei Erdreich von etwa 3,9 auf 4,6 und bei Außenluft von etwa 2,8 auf 3,7 angestiegen sind. Verbesserung der Leistungszahlen ε eff von elektrischen Wärmepumpen zwischen den Jahren 1993 und 2000 [14] Die Leistungszahl εeff ist für die Wirtschaftlichkeit noch nicht aussagekräftig, da sie nur einen Augenblickszustand wiedergibt. Eine zutreffende Aussage ergibt die Arbeitszahl. Eine Bestimmung der Arbeitszahl aus der Leistungszahl, die durch eine Reihe von Größen wie Temperaturdaten der Heizungsanlage, Temperaturniveau und zeitlicher Temperaturverlauf der Wärmequelle beeinflußt wird, ist für eine regelmäßige Anwendung zu aufwendig. Ältere - heute nur noch bedingt zutreffende, da zu niedrige Anhaltswerte liefert [8], M 15, Tab. 4-10. 13 3. Betriebserfahrungen mit Wärmepumpen Bei größeren Wärmepumpenanlagen wird die Gesamtanlage in der Regel aus Einzelkomponenten zusammengestellt; hierbei kann es bei einer unzureichenden Planung fraglich sein, ob sich die gewünschten Auslegungsdaten im Betrieb auch erreichen lassen. Unsicherheiten in den Projektierungsdaten können sich in einer Verschlechterung des Betriebsergebnisses auswirken. Abweichungen von einer optimalen Betriebsweise treten infolge von Dimensionierungsfehlern bei der Größenbestimmung von Verdampfer, Verflüssiger sowie ggfs. weiteren Wärmeübertragern, Verdichter und Expansionsventil auf. Zu Ende der siebziger und zu Anfang der achtziger Jahre haben Summierungen von Auslegungsfehlern zu teilweise erheblichen Abweichungen von den erwarteten Betriebsergebnissen geführt und die Verbreitung der Wärmepumpentechnik behindert. Deshalb sollten größere Wärmepumpenanlagen mit Sorgfalt geplant werden. Die genannten Fehlermöglichkeiten sind beim Einsatz von Kompaktgeräten weitgehend ausgeschaltet. Inzwischen kann die Wärmepumpentechnik - insbesondere auch die Technik von Kompaktgeräten zur Bereitstellung von Heizwärme und zur Wassererwärmung für den Gebäudebereich - als sehr ausgereift gelten. Die marktführenden Hersteller in Deutschland bieten eine zuverlässige, langlebige Technik an, die wartungsarm betrieben werden kann. Wichtig für die Marktakzeptanz der Wärmepumpe ist nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Lebensdauer der Komponenten - insbesondere des Verdichters. Dabei spielt die Begrenzung der Schalthäufigkeit eine Rolle. Hierzu tragen bei größeren Anlagen eine Leistungsanpassung an den Bedarf mit Hilfe einer mehrstufigen Ausführung und - bei größeren und kleineren Anlagen - der Einbau von Pufferspeichern wesentlich bei (vgl. auch die Präsenzphase "Hydraulische Speicher"). Die Heizungsanlagentechnik hat dafür Sorge zu tragen, daß im Teillastbetrieb die Rücklauftemperatur nicht angehoben wird, die zu einer vorzeitigen Abschaltung der Wärmepumpe führen und so zu einer Erhöhung der Schalthäufigkeit beitragen würde. Wärmepumpe mit Pufferspeicher [12] Beispiele für individuelle planerische Lösungen mit Wärmepumpen sind in den folgenden Bildern dargestellt. 14 Aktiv-Energiehaus mit elektrischer Kompressionswärmepumpe und Energie-Absorberplatte (Fundamentplatte) [15] Aktiv-Energiehaus mit elektrischer Kompressionswärmepumpe und Energie-Absorberplatte (Fundamentplatte) [15] 15 Installationsschema einer Heizungsanlage für ein großes Mehrfamilien-Wohngebäude mit ElektroKompressionswärmepumpe (Wärmequelle Erdreich: Erdwärmesonden), holzbefeuertem Kachelofen, Solarkollektor, Trinkwarmwasserspeicher und Pufferspeicher [16] 16 4. Elektro-Kleinwärmepumpen mit Wärmerückgewinnung als Lüftungs-Kompaktgeräte im Verbund mit zentralen Abluftsystemen bzw. zentralen Zuluft/Abluft-Systemen Neue Wohngebäude sowie wärmetechnisch sanierte ältere Wohngebäude weisen zur Verringerung der Wärmeverluste in der Regel eine hohe Fugendichtigkeit der Gebäude-Außenhülle (Fenster, Türen u. a.) auf; damit ist der - früher z. T. erhebliche - Luftaustausch infolge von Fugenundichtigkeiten stark eingeschränkt. Deshalb können Systeme der kontrollierten Wohnungslüftung aus hygienischen Gründen sinnvoll sein. Wohnungslüftungssysteme eröffnen darüber hinaus günstige Möglichkeiten der Energierückgewinnung und sind deshalb auch unter energetischen Gesichtspunkten interessant. Zu den kostengünstigen Wohnungslüftungssystemen gehören zentrale Abluftsysteme mit Wärmerückgewinnung; diese sind hinsichtlich der Luftführung im Grundsatz in der folgenden Weise aufgebaut: Im Gebäude ist ein Lüftungsgerät zentral - beispielsweise im Flur, im Dach- oder im Kellerbereich - angeordnet; damit wird die Abluft aus den Ablufträumen (Bad, Toilette, Küche) über einen Ventilator mechanisch gefördert. Auf diese Weise entsteht in den Ablufträumen ein leichter Unterdruck, der dazu führt, daß Zuluft über - in der Gebäudehülle angeordnete - Zuluftelemente in die Zulufträume wie Wohnzimmer, Schlafzimmer und Kinderzimmer nachströmt. Lüftungs-Kompaktgerät mit Elektro-Wärmepumpe und Wärmeübertrager zur Wärmerückgewinnung für ein zentrales Abluftsystem ([12], [17]) Im Vergleich mit einem zentralen Abluftsystem ohne Wärmerückgewinnung ist hierbei zusätzlich eine elektrische Luft-Wasser-Kleinwärmepumpe in das Lüftungsgerät integriert. Da aus Kostengründen auf eine Zuluftführung über ein Lüftungskanalsystem verzichtet wird, kann die aus der Abluft rückgewonnene Wärme nicht an die Zuluft abgegeben werden, sondern wird zur Warmwasserbereitung auf maximal etwa 55 oC genutzt; hierzu verfügt das Lüftungsgerät mit Abluftwärmepumpe über einen Wärmespeicher. 17 Im Hinblick auf die Nutzung dieses Warmwassers gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: - Bei der ersten Variante Var1 wird die rückgewonnene Wärme für die Trinkwasserwärmung genutzt. Hierzu wird in einem zentral in der Wohnung oder im Einfamilienhaus angeordneten schrankförmigen Lüftungs-Kompaktgerät das Lüftungsgerät und die Luft-Wasser-Kleinwärmepumpe mit einem etwa 120 bis 230 Liter fassenden Trinkwarmwasserspeicher kombiniert. Der Trinkwarmwasserspeicher wird von der Wärmepumpe kontinuierlich mit Wärme beladen, die der abgeführten Abluft zuvor entzogen und auf das gewünschte höhere Temperaturniveau "hochgepumpt" wurde. Ist der Bedarf an Trinkwarmwasser größer als die vorgehaltene Warmwassermenge, wird durch einen weiteren externen Wärmeerzeuger - etwa auf elektrischer oder Gasbasis - Zusatzwärme bereitgestellt. - Bei der zweiten Variante Var2 wird die rückgewonnene Wärme nicht nur für die Trinkwassererwärmung genutzt, sondern auch zur Unterstützung einer - von einer Umwälzpumpe angetriebenen - Warmwasserheizung eingesetzt. Auch hier ist in einem zentral in der Wohnung oder im Einfamilienhaus angeordneten schrankförmigen Lüftungs-Kompaktgerät das Lüftungsgerät und die Luft-Wasser-Kleinwärmepumpe mit einem großvolumigen Warmwasserspeicher kombiniert. Darüber hinaus ist in das Lüftungs-Kompaktgerät ein zusätzlicher Wärmeerzeuger - etwa eine elektrische Heizung oder ein Erdgaskessel zur Spitzendeckung - integriert, oder die Wärmepumpe ist größer ausgelegt und kann zusätzlich auch der Außenluft Wärme entziehen. Ist ein Gaskessel integriert, so kann ein Teil der Restwärme des Verbrennungsgases nach Austritt aus dem Kessel - ebenfalls mit der Luft-Wasser-Kleinwärmpumpe - zusätzlich entwärmt werden. Daneben erlauben es bestimmte Typen von Lüftungs-Kompaktgeräten, auch die Wärme aus eine thermischen Solaranlage zu nutzen und in den Warmwasserspeicher einzuspeisen und dabei regelungstechnisch zu berücksichtigen. Solche Geräte sind also eine Kombination aus Lüftungsgerät und Heizungsanlage. Die von der Wärmepumpe rückgewonnene Wärme aus der Abluft wird vorrangig für die Trinkwassererwärmung verwendet. Ist der Wärmebedarf hierfür gedeckt, so kann die von der Wärmepumpe gelieferte Wärme für die Beheizung genutzt werden. Je nach Gerätetyp ist dies entweder dadurch möglich, daß der Heizungskreislauf über ein elektrisches Dreiwegeumschaltventil der Wärmepumpe hydraulisch integriert ist (Variante Var2A), oder daß ein weiterer Warmwasserspeicher im Heizkreis beladen wird (Variante Var2B). Bei Variante Var2B ist der zusätzliche Heizspeicher entsprechend dem Speicher-inSpeicher-Prinzip thermisch unmittelbar an den Trinkwarmwasserspeicher angekoppelt. Je nach dem Umfang des Heizleistungsbedarfs der Wohnung bzw. des Wohngebäudes kann ein solches Lüftungs-Kompaktgerät gegebenenfalls den Heizungswärmebedarf teilweise oder praktisch fast ganz decken. Bei der Variante Var2A können zwei verschiedene Wasser-Systemtemperaturen (für Trinkwarmwasser und für die Heizung) unabhängig voneinander eingestellt werden; das System ist somit in der Lage, alle Vorlauftemperaturen einer Warmwasserheizung zu erzeugen. 18 Bei Variante Var2B sind die Systemtemperaturen für die Trinkwassererwärmung und die Heizung thermisch miteinander gekoppelt; deshalb ist die einstellbare HeizungsVorlauftemperatur durch die gewählte Temperatur für die Trinkwassererwärmung eingeschränkt. Durch das größere Speichervolumen beim Speicher-in-Speicher-Prinzip können allerdings längere Laufzeitintervalle der Wärmepumpe (Verminderung des Taktbetriebs) verwirklicht werden; dies kommt der Lebensdauer der Wärmepumpe zugute. Daneben gibt es sinnvolle technische Lösungen, bei denen ein zentrales Zuluft/AbluftSystem mit einem Wärmeübertrager zur Wärmerückgewinnung und einer ElektroWärmepumpe kombiniert ist. Bei neuen Wohngebäuden mit sehr niedrigem spezifischem Wärmebedarf (z. B. bei Passivhäusern) kann dabei auf ein WasserHeizungsverteilsystem verzichtet und die Luft als Wärmeträger genutzt werden. Lüftungs-Kompaktgerät mit Elektro-Wärmepumpe und Wärmeübertrager zur Wärmerückgewinnung für ein zentrales Zuluft/Abluft-System ([18], [19], [12]) 19 Zentrales Zuluft/Abluft-System mit Lüftungs-Kompaktgerät in einem hochwärmegedämmten „Drei-LiterHaus“: Jahresgang des Heizwärmebedarfs mit Anteilen der passiven Wärmerückgewinnung über einen Wärmeübertrager, der aktiven Wärmerückgewinnung über eine elektrische Kleinwärmepumpe sowie der ergänzenden Spitzenlastdeckung durch Elektro-Direktheizung [18] Wärmepumpen können mit Lüftungssystemen auch mit Hilfe weiterer Schaltungen kombiniert werden, wie untenstehende Bilder beispielhaft zeigen. Beispiel einer Passivhaus-Wärmeversorgung: Links: Zentrales Zuluft/Abluft-System mit Erdreich-Wärmeübertrager und Wärmerückgewinnung; Erdreich-Wärmepumpe; Solaranlage ([20], [21])]. Rechts: Vereinfachtes Schema eines Zentralen Zuluft/Abluft-Systems mit Lüftungs-Kompaktgerät einschließlich Kleinwärmepumpe und Wärmerückgewinnung [17] 20 5. Betriebskosten und Wirtschaftlichkeit Die Wirtschaftlichkeit wird u.a. durch die Investitionskosten und die Betriebskosten bestimmt. Da die Investitionskosten für eine Wärmepumpe deutlich höher sind als die von konventionellen Anlagen, müssen die Betriebskosten der elektrischen Kompressionswärmepumpe zum Erreichen einer Wirtschaftlichkeit niedriger als die von Kesselanlagen sein. Hierbei spielt die Preisentwicklung bei Heizöl EL, Erdgas und Strom (Wärmepumpentarife) eine wesentliche Rolle. Bei Wärmepumpen ergibt sich ein Kostenfaktor K in €/kWh nach der Beziehung K = KS / β (KS: Strompreis in €/kWh; β: Jahresarbeitszahl) Für eine monovalent arbeitende elektrische Wärmepumpe mit der Wärmequelle Erdreich (Sole/Wasser-Wärmepumpe), einer Arbeitszahl β = 4,5 und KS = 0,09 €/kWh (spezieller Wärmepumpen-Strompreistarif) ergibt sich ein Kostenfaktor K = 0,09 €/kWh / 4,5 = 0,02 €/kWh. Für eine ölbefeuerte Anlage ergibt sich K = KÖl / (ρ HusηN) (KÖl: Heizölpreis in €/l; ρ: Dichte des Heizöls; Hu: Heizwert in kWh/kg; ηN: Jahresnutzungsgrad) Für KÖl = 0,45 €/l, ρ = 0,86 kg/l, Hu = 11,86 kWh/kg und ηN = 0,83 ergibt sich K = 0,45 €/kWh / (0,86s11,86s0,83) = 0,053 €/kWh. Unter den genannten Rahmenbedingungen kann also ein Wärmepumpenbetrieb wirtschaftlich sein. Zur Klärung dieser Frage muß jedoch ein Gesamtkostenvergleich vorgenommen werden. Für die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen ist u. a. auch das Ausmaß der Wärmedämmung eines Gebäudes von Belang: Bei einer guten Wärmedämmung des Gebäudes, wie sie von der Energieeinsparverordnung [22] nahegelegt ist, kann die Wärmepumpenanlage kleiner ausgelegt werden als bei schlechter wärmegedämmten Gebäuden (etwa bestehenden Wohngebäuden); damit vermindern sich die Investitionskosten stärker als bei konventionellen Öl- oder Gasheizungen. Soweit im Gebäudebestand eine Wärmepumpe zum Einsatz kommen soll, ist also zugleich eine Verbesserung der Wärmedämmung der Gebäudehülle zu erwägen; damit lassen sich zudem auch die Vorlauftemperaturen des vorhandenen Heizungsverteilsystems verringern, was sich zusätzlich zugunsten der Wärmepumpentechnik auswirkt. 21 Wohngebäudesanierung durch verbesserte Wärmedämmung und Wärmepumpe [10] Gebäude vor (links) und nach (rechts) der wärmetechnischen Sanierung der Gebäudehülle [23] Aufschlüsse über die Gesamtwirtschaftlichkeit finden sich in dem beigefügten Heizkostenvergleich aus dem Jahr 2002 (Quelle: Stiebel Eltron [12]); der Heizkostenvergleich schließt die Kosten für die Trinkwassererwärmung ein. Dabei sind zwar die Preissteigerungen bei Heizöl EL und Erdgas seit dem Jahr 2000 berücksichtigt, auf die extremen Preisveränderungen des Jahres 2005 wird jedoch nicht eingegangen, weil nicht absehbar ist, ob diese Werte mittel- und langfristig von Dauer sein werden. Der spezifische Wärmebedarf ist mit 50 W/m2 (bei der größten Anlage mit einem Wärmebedarf von 24 kW alternativ jedoch mit 80 W/m2) angenommen (Neubau bzw. wärmetechnisch sanierter Altbau); daneben wird von einem Niedertemperatur-Heizverteilsystem (Fußbodenheizung) ausgegangen. Dabei sind in den ersten fünf Blättern verschiedene Ausführungen von elektrische Kompressions-Wärmepumpenanlagen (Luft/Wasser, Sole/Wasser, Wasser/Wasser) einer konventionellen Öl-Zentralheizung sowie einer Erdgas-Brennwertheizung gegenübergestellt; als Gebäude-Wärmebedarf wurden alternativ 5 kW, 7 kW, 9 kW, 13 kW und 24 kW zugrundegelegt. Bei den letzten vier Blättern ist der spezifische Wärmebedarf ebenfalls mit 50 W/m2 angenommen (Neubau bzw. wärmetechnisch sanierter Altbau); daneben wird von einem Niedertemperatur-Heizverteilsystem (Fußbodenheizung) ausgegangen. Dabei sind neben verschiedenen Ausführungen von elektrische Kompressions-Wärmepumpenanlagen (Luft/Wasser, Sole/Wasser) auch Lüftungs-Kompaktgeräte (Kleinwärmepumpe mit Wärmerückgewinner) mit einbezogen und einer konventionellen Öl-Zentralheizung sowie einer Erdgas-Brennwertheizung gegenübergestellt; als Gebäude-Wärmebedarf wurden hierbei alternativ 3 kW, 4 kW, 6 und 7 kW zugrundegelegt. Andere Heizkostenvergleiche, bei denen z. T. von anderen Annahmen ausgegangen wird, kommen zu teilweise abweichenden Ergebnissen. 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 6. Primärenergieeinsparung und Umweltgesichtspunkte Die Wirtschaftlichkeit braucht nicht das einzige Kriterium für die Wahl eines bestimmten Energieträgers zu sein. Der Verbrauch an Primärenergie hängt bei der Wärmepumpe von der Arbeitszahl, bei Kesselanlagen vom Nutzungsgrad ab; außerdem sind die Nutzungsgrade von Bedeutung, die in den vorgelagerten Energieumwandlungsbereichen bei der Aufbereitung der jeweiligen Primärenergie zur anwendungsfähigen Endenergie auftreten. Bei öl- oder gasbefeuerten Kesseln müssen der Kesselwirkungsgrad, der Umwandlungswirkungsgrad in der Mineralölraffinerie bzw. bei der Erdgasaufbereitung sowie der Transportwirkungsgrad berücksichtigt werden; dadurch errechnet sich z. B. bei Heizöl EL ein Gesamtwirkungsgrad aller Energieumwandlungsvorgänge von im Mittel etwa ηges = 0,88s0,92s0,98 = 0,79. Bei Elektro-Wärmepumpen ist neben der Arbeitszahl β insbesondere der Kraftwerkswirkungsgrad sowie der Wirkungsgrad des Stromtransports von Bedeutung. In Deutschland beträgt der Wirkungsgrad von Kernkraftwerken ηKW = 0,34 - 0,35, von bestehenden Kohlekraftwerken 0,37 - 0,39, von neuen Kohlekraftwerken 0,43 - 0,46 und von erdgasbefeuerten Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerken 0,55 - 0,58. Der Wirkungsgrad des Stromtransports liegt bei etwa ηNetz = 0,95 - 0,96. Geht man in einer vereinfachenden Rechnung von der Strombereitstellung in einem bestehenden Kohlekraftwerk und einer Sole/Wasser-Wärmepumpe aus, so errechnet sich ein Gesamtwirkungsgrad von ηges = β·.ηKW·ηNetz = 4,5s0,38s0,95 = 1,62. Wird der Strom in einem neuen GuD-Kraftwerk erzeugt, so erhält man - bei zusätzlicher Berücksichtigung eines Umwandlungswirkungsgrads bei der Erdgasaufbereitung von 0,98 und eines Erdgas-Transportwirkungsgrades von 0,95 - einen Gesamtwirkungsgrad von ηges = 4,5s0,57s0,95s0,98s0,95 = 2,27. Es wird deutlich, daß der Einsatz elektrischer Kompresssionswärmepumpen gegenüber einer konventionellen Ölheizung zu einer erheblichen Verringerung des Primärenergieeinsatzes führt: Als Folge hiervon sind auch die Umweltauswirkungen geringer, wie Vergleiche hinsichtlich der Emissionen von SO2, NO X, CO, CnHm und CO2 zeigen. Ein solcher Vergleich vom HEA Dachverband für Energie-Marketing und -Anwendung e. V. (Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung) [10] ist im folgenden anhand von vier Systemlösungen für die Wärmeversorgung eines neuen, gut wärmegedämmten Einfamilien-Wohnhauses in Niedrigenergiehaus-Bauweise gemäß der Energieeinsparverordnung [22] (Systemlösungen A, B, C und D) ausgewiesen, die jeweils konventionellen Heizungsanlagen mit Erdgas bzw. Heizöl EL gegenübergestellt sind. Dabei werden jeweils der Primärenergieverbrauch und die CO 2-Emissionen miteinander verglichen. 32 33 34 35 36 Primärenergetisch ebenfalls interessant ist die Wärmebereitstellung über Absorptionswärmepumpen, Adsorptionswärmepumpen und verbrennungsmotorisch angetriebene Kompressions-Wärmepumpen. Hierauf wird in den Abschnitten 8 und 9 dieser Ausarbeitung näher eingegangen. Soweit die letztgenannte Technik eingesetzt wird, lassen sich die in Abgas, Kühlwasser und Schmieröl enthaltenen Abwärmemengen (etwa 65 %) zu einem erheblichen Teil als Nutzwärme mitverwenden. So ergibt sich bei großen verbrennungsmotorisch angetriebenen Wärmepumpen unter sehr günstigen Voraussetzungen ein Verhältnis zwischen Nutzwärme und eingesetztem Brennstoff von etwa 1,6 bis 1,7; ein Wert von 1,4 ist bei kleineren verbrennungsmotorisch angetriebenen Wärmepumpen realistisch. Dieser Wert wird als Heizzahl bezeichnet ([8], M 15, 4.1.1.7). 37 7. Absatzentwicklung bei Heizungswärmepumpen, Lüftungs-Kompaktgeräten und Warmwasserwärmepumpen Die Verbreitung von elektrischen Heizungswärmepumpen hat sich in Staaten wie etwa Schweden, Norwegen und der Schweiz sehr positiv entwickelt. Absatzzahlen für die Schweiz werden im folgenden angegeben [14]. Im Jahre 1994 wurden dort bereits 25 % der Ein- und Zweifamilienhaus-Neubauten mit einer Elektro-Wärmepumpe beheizt. 1995 stieg dieser Marktanteil mit beinahe 4000 verkauften Wärmepumpen auf gut ein Drittel (vgl. nachstehende Tabelle). Absolut gesehen wurden 1995 in der Schweiz wesentlich mehr Heizungswärmepumpen installiert als im wiedervereinigten Deutschland, obwohl die Zahl der Einwohner weniger als ein Zwölftel beträgt. Im Jahr 2004 erreichte der Absatz rund 9900 Anlagen. 1990: 1993: 1996: 1999: 2002: 3200 3000 4400 6100 7500 1991: 1994: 1997: 2000: 2003: 2900 3400 5200 7000 8600 1992: 1995: 1998: 2001: 2004: 2600 4000 6200 7200 9900 Absatz von elektrischen Heizungswärmepumpen von 1990 bis 2004 in der Schweiz [14] Diese positive Entwicklung hat mehrere Gründe: In der Schweiz wird die Elektro-Wärmepumpenheizung als Möglichkeit zur Verminderung der Importabhängigkeit der Energieversorgung gesehen, da die Stromversorgung fast ausschließlich auf heimischer Wasserkraft und Kernenergie beruht. (Wegen der Möglichkeit, Kernbrennstoffe im eigenen Land für mehrere Jahre Betrieb ausreichend zu lagern, gilt die Kernenergie als "quasi-heimischer" Energieträger.) Daneben ist die Wärmepumpenheizung gegenüber einer Ölheizung mit geringeren Umweltbelastungen verbunden. Weiter hat der Energieträger Erdgas im Wärmemarkt der Schweiz nur eine begrenzte Bedeutung. Schließlich wurde in der Schweiz intensiv daran gearbeitet, die Wärmepumpentechnik zuverlässig zu machen. Daneben haben sich spezielle Entwicklungen - etwa die Nutzung von Erdwärme mit Hilfe von Erdsonden - bewährt. In der folgenden Tabelle ist der gesamte Absatz von Heizungs-Wärmepumpen in Deutschland zwischen 1979 und 2004 nach Angaben der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) [24] sowie Stiebel Eltron [12] aufgeführt. Es wird sichtbar, daß ab 1979/1980 - der Zeit der zweiten Ölpreisverteuerung - ein starker Anstieg des Wärmepumpenabsatzes zu verzeichnen war. In der ersten Hälfte der achtziger Jahre war jedoch eine deutlich abnehmende Tendenz zu erkennen, die in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auf ein niedriges Niveau weiter zurückging. 1979: 1982: 1985: 1988: 1991: 1994: 1997: 2000: 2003: 6500 8500 2000 800 500 1400 3600 5700 9500 1980: 1983: 1986: 1989: 1992: 1995: 1998: 2001: 2004: 22000 5200 1500 700 500 1900 4400 8200 12600 1981: 1984: 1987: 1990: 1993: 1996: 1999: 2002: 16500 3500 1000 500 1300 2300 4700 8300 Absatz von elektrischen Heizungswärmepumpen von 1979 bis 2004 in Deutschland ([24], [12]) 38 Gründe für die vergangene Entwicklung waren nicht nur die teilweise weniger befriedigenden Erfahrungen mit Wärmepumpen, sondern auch technische Verbesserungen bei der konventionellen Kesseltechnik (Niedertemperaturkessel mit hohem Teillastwirkungsgrad), die Markteinführung des Erdgas-Brennwertkessels, der Anstieg der Strompreise durch erhöhte Umweltschutzmaßnahmen, die Zurücknahme von Marketingaktivitäten von Stromversorgungsunternehmen, politische Diskussionen zu Lasten des Stromeinsatzes bei der Wärmeversorgung und insbesondere der Rückgang der Ölpreise zu Ende 1985. Seit 1994 ist wieder eine deutliche Marktbelebung zu verzeichnen; durch sie wird der Abgang von Wärmepumpenheizungen aus dem Anlagenbestand mehr als ausgeglichen. Diese ist auf eine verbesserte, zuverlässigere und langlebigere Technik, zum Teil auf staatliche Förderprogramme und auf spezielle, günstige Strompreisregelungen von Stromversorgungsunternehmen zurückzuführen. Seit 2000 kommt noch die verbesserte wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Wärmepumpen aufgrund wiederum stark gestiegener Heizölpreise hinzu. Die Absatzerwartungen für die kommenden Jahre betragen etwa 10000 bis 15000 Anlagen je Jahr. Im Jahr 2004 wurden in Deutschland rund 12600 elektrische Heizungswärmepumpen installiert, von denen 64,7 % Außenluft, 11,1 % Wasser und 24,2 % Erdwärme als Wärmequelle nutzen. Die künftigen Absatzerwartungen stützen sich nicht zuletzt auf die guten Integrationsmöglichkeiten von Heizungswärmepumpen begrenzter Leistung in neue Ein- und Zweifamilienhäuser mit geringem Wärmeleistungsbedarf infolge eines hohen Wärmedämmstandards (vgl. die Abschnitte 5 und 6 dieser Ausarbeitung und [12], [10]). Über die Absatzzahlen von zentralen Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung zwischen 1990 und 2001 in Deutschland informiert die untenstehende Tabelle [12]. 1993: 1994: 1995 1600 1800 2000 1996: 1997: 1998: 2200 4500 5000 1999: 2000: 2001: 9000 11000 13000 Absatz zentraler Wohnungslüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung von 1993 bis 2001 in Deutschland [12] Der Absatz von Kleinwärmepumpen zur Trinkwassererwärmung in Ein- und Zweifamilienhäusern hat sich in Deutschland zwischen 1998 und 2004 stetig entwickelt. Hier hat die Wärmepumpe einen festen Platz neben anderen Systemen der elektrischen Wässererwärmung sowie fossil befeuerten Wassererwärmungstechniken. 1998: 2001: 2004: 4000 4800 3800 1999: 2002: 3100 4100 2000: 2003: 3500 3800 Absatz elektrischer Kleinwärmepumpen zur Trinkwassererwärmung von 1998 bis 2001 in Deutschland [24] 39 Kleinwärmepumpe zur Trinkwassererwärmung (links); Heizungswärmepumpe und Solaranlage in Verbindung mit einem zentralen Trinkwarmwasserspeicher (rechts) 40 8. Konzept der Diffusions-Absorptionswärmepumpe (DAWP) und der ZeolithWärmepumpe als künftige Systemlösungen für die Wärmeversorgung von Wohngebäuden Bisher prägen elektrisch betriebene Kompressions-Wärmepumpen den Wärmepumpenmarkt im Wohngebäudebereich; demgegenüber konnten sich - mit Wärmeenergie betriebene - Absorptionswärmepumpen praktisch kaum durchsetzen. Gas-Absorptionswärmepumpe zur Heizwärmeversorgung und Trinkwassererwärmung [25] Dies könnte sich möglicherweise ändern, wenn der neuentwickelte Typus der Diffusions-Absorptionswärmepumpe in Kombination mit einem Gas-Brennwertkessel marktreif entwickelt ist. Diese technische Lösung, die aus der Schweiz stammt und als robust und wartungsarm gilt, wird gegenwärtig von einem deutschen Kesselhersteller weiterentwickelt und erprobt [26]; daneben gibt es zusätzliche Entwicklungsaktivitäten hinsichtlich einer thermodynamisch gleichartig arbeitenden Kältemaschine zur Raumklimatisierung [27]. Die Wärmepumpe gemäß [26] ist auf den verringerten Wärmeleistungsbedarf von gut wärmegedämmten Gebäuden wie z.B. Niedrigenergiehäusern abgestimmt und könnte dort zu einer interessanten Ergänzung zur konventionellen Heizungstechnik werden. Die Diffusions-Absorptionswärmepumpe (DAWP) beruht auf dem folgenden Prinzip (vgl. das zugehörige Schema): Das Arbeitsmittel Ammoniak (NH3) diffundiert im Verdampfer in eine Heliumatmosphäre hinein. Das Helium (He) dient dabei lediglich als druckausgleichendes Hilfsgas, ohne an einem Stoffaustauschvorgang teilzunehmen. Wegen des - in der Heliumatmosphäre niedrigeren - Partialdampfdrucks des Ammoniaks verdampft dieses und nimmt dadurch Umgebungswärme auf. Anschließend strömt der Ammoniak-Helium-Mischdampf über einen Wärmetauscher in den Absorber. Eine an Ammoniak arme Wasser/Ammoniak-Lösung absorbiert hier das Ammoniak, so daß das verbleibende Helium wieder über den Wärmetauscher in den Verdampfer zurückgeführt werden kann. Beim Absorptionsprozeß wird infolge der Verflüssigung des Ammoniaks Wärme frei. Aus dem Absorber gelangt die nunmehr an Ammoniak reiche Lösung in den Regenerator (Austreiber); dort wird über einen Gasbrenner Wärme zugeführt. Aufgrund des niedrigeren Siedepunktes verdampft das 41 Ammoniak und trennt sich im nachfolgenden Rektifikator vom nicht mehr erwünschten Wasser; dieses strömt in den Absorber zurück. Der Ammoniakdampf steigt in den Kondensator auf und gibt bei seiner Kondensation (Verflüssigung) Wärme ab. Hiernach beginnt der Kreislauf im Verdampfer von neuem. Im Gegensatz zur Kompressions- und zur Absorptionswärmepumpe wird die DAWP nicht elektrisch mit einem Verdichter oder mit einer Lösungsmittelpumpe, sondern allein thermisch mit einem Gasbrenner betrieben. Der auf der Schwerkraftzirkulation beruhende Antrieb erfordert zwar eine nennenswerte Bauhöhe, jedoch kann dadurch auf bewegliche Teile wie Pumpe und Ventil verzichtet werden; dadurch ergibt sich ein geräusch- und vibrationsloser sowie ein wartungsfreier Betrieb. Inzwischen werden rund 100 Anlagen in Deutschland und in den Niederlanden im Feldversuch erprobt. Die DAWP verfügt über eine Wärmeleistung von 3,6 kW; dabei werden 2,4 kW Wärme als Antriebsleistung eingesetzt sowie 1,2 kW Umweltenergie genutzt. In Verbindung mit einem Brennwert-Spitzenlastkessel mit etwa 11 kW Wärmeleistung übernimmt die DAWP die Abdeckung des Grundlast-Wärmebedarfs. Im Vergleich zum Nutzungsgrad heutiger energiesparender Brennwertkessel erreicht das System einen rund 25 % höheren Norm-Nutzungsgrad: Mit 100 % Primärenergie Erdgas können etwa 135 % Heizwärme bereitgestellt werden. Funktionsschema der Diffusions-Absorptionswärmepumpe [26] 42 Die Diffusions-Absorptionswärmepumpe ist zur Deckung des Grundlast-Wärmebedarfs von gut wärmegedämmten Wohngebäuden vorgesehen; sie wird durch einen Brennwertkessel zur Spitzenlastdeckung ergänzt. Normnutzungsgrade verschiedener Heizungssysteme im Vergleich (links); Diffusions-Absorptionswärmepumpe (rechts) [24] Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet der Prototyp einer Zeolith-Wärmepumpe [28]: Diese Technik verwendet ein Stoffsystem auf Wasser-Zeolith-Grundlage; Wasser dient dabei als Arbeitsmittel (Kältemittel). Zeolith ist ein keramischer Werkstoff aus Aluminium- und Siliziumoxid; es kann große Mengen Wasser binden und beim Erhitzen wieder abgeben. Bei der Zeolith-Wärmepumpe ist der Absorber der DAWP durch einen Adsorber ersetzt, der aus Zeolith besteht. In einem ersten Schritt adsorbiert der oben angeordnete Zeolith Wasserdampf, wobei nutzbare Wärme frei wird. An die Stelle des Austreibers der DAWP tritt bei der Zeolith-Wärmepumpe die Desorption: In einem zweiten Schritt wird der (das flüssige Wasser speichernde) Zeolith durch Wärmezufuhr - hier durch Verbrennung von Erdgas bereitgestellt - bei einer Temperatur von 150 oC von Wasser befreit, das dabei dampfförmig wird. Dieser Wasserdampf wird in einem dritten Schritt in einem - im Gerät unten angeordneten - Kondensator verflüssigt, wobei die Kondensationsenthalpie des Wassers als nutzbringende Wärme frei wird. In einem vierten Schritt wird das Wasser entspannt und kann nunmehr auf niederem Temperaturniveau Umgebungswärme aufnehmen, wobei es verdampft; der Wärmeübertrager, der im dritten Schritt als Kondensator gedient hat, ist nunmehr der Verdampfer. Das Zeolith-Heizgerät besteht aus zwei baugleichen, parallel arbeitenden Wärmepumpen-Modulen. Im oberen Teil eines Edelstahlbehälters befindet sich das Sorptionsmittel Zeolith, das auf einen Wärmeübertrager (Adsorber/Desorber) aufgebracht ist. Im unteren Teil arbeitet ein weiterer Wärmeübertrager, der als Kondensator/Verdampfer ausgebildet ist. Als Kältemittel ist Wasser enthalten. Durch die Kopplung beider Wärmepumpen-Module und der damit möglichen internen Wärmeübertragung wird die Leistungszahl des Systems erhöht. Die in den Modulen enthaltenen unbewegten Komponenten müssen nicht gewartet werden. Stellt man eine Wärmebilanz auf, so ergibt sich: 43 - Die Antriebsenergie ist die beim zweiten Schritt - der Desorptionsphase – zugeführte Wärme, die durch Verbrennung von Erdgas bei einer Temperatur von 150 oC bereitgestellt wird. - Die Einbindung von Umgebungswärme im Sinne des Wärmepumpenprozesses wird im vierten Schritt durch die Verdampfung des flüssigen Wassers im Verdampfer möglich. - Die vom System abgegebene Wärme, die zu Heizzwecken genutzt werden kann, fällt im ersten Schritt bei der Adsorption im Adsorber sowie im dritten Schritt - der Kondensationsphase – im Kondensator an. Wie bei der Diffusions-Absorptionswärmepumpe übernimmt die Zeolith-Wärmepumpe in Verbindung mit einem Brennwert-Spitzenlastkessel die Abdeckung des GrundlastWärmebedarfs. Im Vergleich zum Nutzungsgrad heutiger energiesparender Brennwertkessel soll das System einen rund 25 % höheren Norm-Nutzungsgrad erreichen: Mit 100 % Primärenergie Erdgas können etwa 135 % Heizwärme bereitgestellt werden. Zeolith-Wärmepumpe [28]. Links: Gesamtansicht. Mitte: Zeolith-Wärmeübertrager. Rechts: Anordnung der Komponenten 44 9. Elektrisch bzw. gasmotorisch angetriebene Kompressionswärmepumpen für die Teilklimatisierung bzw. Klimatisierung von Großgebäuden Elektrisch bzw. gasmotorisch angetriebene Wärmepumpen haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten in Japan für die Teilklimatisierung bzw. Klimatisierung von Großgebäuden bewährt. Sie werden in der Klimatechnik als Splitgeräte bzw. als Multisplitgeräte bezeichnet und können sowohl eine Heiz- als auch eine Kühl- und eine Entfeuchtungsfunktion übernehmen; daneben eignen sie sich zur „Wärmeverschiebung“ in Großgebäuden. Die abgesetzten Stückzahlen liegen im Millionenbereich, wobei elektrisch angetriebene Kompressionswärmepumpen überwiegen. Auch die - in Deutschland bisher nur in geringem Umfang genutzten - gasmotorisch angetriebenen Kompressionswärmepumpen haben in Japan einen wesentlichen Stellenwert; die Absatzzahlen liegen dort bisher bei insgesamt etwa 450000 Geräten ([4], [29], [30]). Elektrisch (links) sowie gasmotorisch (Mitte und rechts) angetriebene Kompressions-Wärmepumpe (jeweils Außengeräte für Multisplit-Anlagen) [32] Ein wichtiger Grund für die Entwicklung der gasmotorisch betriebenen Split- und Multisplit-Anlagen vor etwa 20 Jahren - als Paralleltechnik zur entsprechenden elektromotorischen Technik - waren Engpässe in der japanischen Stromversorgung, die vor allem durch die Zunahme des Kühlbedarfs in den Sommermonaten auftraten. Neben der Substitution von Strom durch Erdgas in der Anwendung Kühlung kann darüber hinaus mit einer einfachen Umschaltung die Heizfunktion im Wärmepumpenbetrieb genutzt werden. Die Gebäudebewirtschaftung ist dadurch mit einer einzigen Anlagentechnik möglich und deshalb ein höherer wirtschaftlicher Nutzen erzielbar ([4], [29], [30]). Nach einer zehnjährigen Entwicklungs- und Erprobungsphase sind gasmotorisch betriebene Split- und Multisplit-Anlagen seit Ende der 80er Jahre im kommerziellen Einsatz. In Japan wurden sie vom Markt schnell als wirtschaftlich interessante Alternative zu elektrischen Klimageräten akzeptiert. In Japan gibt es viele Hersteller für elektrisch bzw. gasmotorisch betriebene Split- und Multisplit-Anlagen. Diese können auch in Deutschland über Vertriebspartner bezogen werden, wobei bei gasmotorisch betrie- 45 benen Split- und Multisplit-Anlagen Vertriebspartner von bisher drei japanischen Herstellern im Markt vertreten sind ([6], [31], [32]). Nach thermodynamischen Begriffen stellt Wärme eine Prozeßgröße dar, die als Form der Energieübertragung von selbst von einem hohen zu einem niedrigen Temperaturniveau übertragen wird. Es besteht dabei ein Temperaturgefälle vom Wärme abgebenden zum Wärme aufnehmenden Stoff. Mit Hilfe der Wärmepumpentechnik ist es jedoch auch möglich, Wärme umgekehrt von einem niedrigen auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen. Dies erfordert den Einsatz von hochwertiger Energie wie etwa mechanischer Energie bzw. Druckänderungsarbeit für den Antrieb eines Verdichters, um über den Aufbau eines Druckunterschiedes den Temperaturabstand zwischen niedrigem und hohem Temperaturniveau zu überwinden. Mit einem linkslaufenden Kreisprozeß wie beispielsweise dem Kaltdampfprozeß läßt sich die Wärmeübertragung nach diesem Prinzip von einem niedrigen zu einem hohen Temperaturniveau durchführen (vgl. das untenstehende Bild links). Dabei nimmt das in einem geschlossenen Kreislauf geführte Arbeitsmittel durch Verdampfen in einem Wärmeübertrager bei einem geringen Druck- und Temperaturniveau Wärme auf. Der im Verdampfer entstandene Dampf wird dem Verdichter zugeführt. Unter Zufuhr der Antriebsenergie des Verdichters wird der Dampf auf ein höheres Wärmeabfuhr Wärmeabfuhr Q ab Q ab Druck hoch Temperatur hoch Kältemittel flüssig Druck hoch Temperatur hoch Kältemittel flüssig Verflüssiger Verflüssiger Verdichter Verdichter Druck reduzierVentil Druck reduzier Ventil Antriebsleistung P Verdampfer Erdgas Verdampfer Kältemittel gasförmig Kältemittel gasförmig Druck niedrig Temperatur niedrig Druck niedrig Temperatur niedrig Wärmezufuhr Q zu Wärmezufuhr Q zu Gasmotorischer Kaltdampfprozess Kaltdampfprozess Druckniveau verdichtet. Mit der Komprimierung steigt das Temperaturniveau, da der Verdichter nicht gekühlt ist. In einem weiteren Wärmeübertrager - dem Verflüssiger wird das Arbeitsmittel auf hohem Druck- und Temperaturniveau zunächst gasförmig entwärmt und hiernach kondensiert (also verflüssigt). Dabei wird Wärme abgeführt. Geschlossen wird der Kreislauf durch ein Drosselorgan (Druckreduzierventil), in dem das flüssige Arbeitsmittel auf das niedrigere Druck- und Temperaturniveau des Verdampfers isenthalp entspannt wird (isenthalpe Drosselung in einem Zustandsgebiet des Arbeitsmittels mit positivem Joule-Thomson-Effekt). Der Kreislauf beginnt hiernach von neuem. Im Kaltdampfprozeß wird die abgegebene Wärmeleistung im Verflüssiger bestimmt durch die im Verdampfer aufgenommene Wärmeleistung zuzüglich der zugeführten Antriebsleistung im Verdichter. Häufig werden die Verdichter im Kaltdampfprozeß elektrisch betrieben. Der Strom hierfür wird überwiegend in Großkraftwerken mit fossiler und nuklearer Primärenergie 46 erzeugt und über Höchst-, Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze zum Verdichter transportiert. In Deutschland ist dabei - bei Berücksichtigung der gegenwärtig bestehenden Kraftwerks- und Netzstruktur - mit ungenutzter Energie im Umfang von insgesamt etwa 64 % zu rechnen. Wird der strombetriebene Verdichterantrieb durch einen gasmotorischen ersetzt, kann der überwiegende Teil dieser sonst verlorenen Umwandlungsverluste im Wärmepumpenbetrieb zur Wärmeversorgung genutzt werden; dies trifft allerdings nicht im Betrieb als Kälteanlage zur Kühlung und Entfeuchtung (Klimatisierung bzw. Teilklimatisierung) zu. Der direkte Verdichterantrieb mit einem Gasmotor wird als gasmotorischer Kaltdampfprozeß bezeichnet (vgl. das obenstehende Bild rechts). Der elektrisch bzw. der gasmotorisch betriebene Kaltdampfprozeß läßt sich sowohl für die Wärmeversorgung als auch für die Kühlung einsetzen; der Prozeßverlauf bleibt dabei in beiden Fällen unverändert. Liegt der Nutzen auf der hohen Temperaturseite des Prozesses am Verflüssiger, wird die Funktion der Wärmebereitstellung genutzt und der Prozeß als Wärmepumpenprozeß bezeichnet (untenstehendes Bild links). Liegt hingegen der Nutzen auf der niedrigen Temperaturseite am Verdampfer, wird die Kühlfunktion verwendet und der Prozeß als Kälteanlagenprozeß bezeichnet (untenstehendes Bild rechts). Wärmeabfuhr Heizung Erde Druck hoch Temperatur hoch Wasser Luft Druck hoch Temperatur hoch Kältemittel flüssig Kältemittel flüssig Antriebsleistung P Antriebsleistung P Kältemittel gasförmig Kältemittel gasförmig Druck niedrig Temperatur niedrig Druck niedrig Temperatur niedrig Wärmequellen Erde Wasser Luft Kühlung Kaltdampfprozess Heizfunktion = Wärmepumpe Kaltdampfprozess Kühlfunktion = Kälteanlage In der Wärmebereitstellungsfunktion (untenstehendes Bild links) nutzt der Verdampfer Wärme aus der Umwelt (Erde, Wasser, Luft) oder industrielle Abwärme zum Verdampfen des Kältemittels. Das erwärmte Kältemittel wird im Verdichter auf ein höheres Temperatur- und Druckniveau gebracht, und im Verflüssiger wird die Wärme wieder freigesetzt - zusammen mit der Antriebsenergie des Verdichters. Im untenstehenden Bild links ist darüber hinaus dargstellt, daß im Falle des gasmotorisch angetriebenen Systems auch der überwiegende Teil der Abwärme des Gasmotors für die Wärmebereitstellung genutzt werden kann. Die gesamte Nutzwärme läßt sich z. B. zur Wärmeversorgung von Gebäuden verwenden; wird allerdings Wärme auf höherem Temperaturniveau (Prozeßwärme) benötigt, gelten Einschränkungen. 47 Wärmeabfuhr Heizung Erde Druck hoch Temperatur hoch Wasser Luft Druck hoch Temperatur hoch Erdgas Erdgas Kältemittel flüssig Kältemittel flüssig Kältemittel gasförmig Kältemittel gasförmig Warmwasser- Druck niedrig Temperatur niedrig Druck niedrig Temperatur niedrig bereitung Warmwasserbereitung Wärmequellen Kühlung Erde Wasser Luft Gasmotorischer Kaltdampfprozess Kühlfunktion = Kälteanlage Gasmotorischer Kaltdampfprozess Heizfunktion = Wärmepumpe In der Kühlfunktion (vorstehendes Bild rechts) entzieht der Verdampfer dem zu kühlenden Gebäude Wärme mit Hilfe der Verdampfung des Kältemittels; damit wird die Kühlung als Nutzen erreicht.. Der Kältemitteldampf gelangt zum Verdichter und wird komprimiert. Über den Verflüssiger wird die aus dem zu kühlenden Gebäude aufgenommene Wärme - einschließlich der Antriebsenergie - als nicht mehr nutzbare Abwärme an die Umwelt abgegeben. Heizung Prinzip der Wärmepumpe Druck hoch Temperatur hoch Erdgas Kältemittel flüssig Kältemittel gasförmig Warmwasser- Druck niedrig Temperatur niedrig bereitung Wärmequellen Erde Wasser Luft Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Gasmotorischer Kaltdampfprozess Kraft-Wärme-Kopplung & Wärmepumpe Gasmotorische Kaltdampfanlagen (bzw. Wärmepumpen) sind seit vielen Jahren im Einsatz. Insbesondere bei industrieller Abwärmenutzung auf hohem Temperaturniveau und einem ganzjährigen Wärmebedarf ergeben sich mit dem Wärmepumpeneffekt wirtschaftliche Vorteile. Diese Technik hat sich inzwischen bewährt und gilt als praxistauglich. In den realisierten Anlagen wird jedoch häufig nur eine Funktion - entweder die Wärmebereitstellung oder das Kühlen - genutzt. Die Möglichkeit, wechselweise beide Funktionen zu nutzen, wurde in Deutschland bisher in nur wenigen Fällen verwirklicht, da keine standardisierten Lösungen für die Umschaltung von Heiz- auf Kühlfunktion und umgekehrt vorhanden waren. In Japan ist dieses Hindernis durch die Entwicklung von gasmotorischen Multisplit-Klimageräten, auch als Gasmotor-Wärmepumpen (bzw. im angelsächsischen Sprachraum als Gas Heat Pump (GHP) bezeichnet), behoben worden ([4], [33]). 48 Wärmeabfuhr Innengerät Q ab Erdgas Kältemittel flüssig Verflüssiger Verdichter Druck reduzierVentil Antriebsleistung P Verdampfer Außengerät Kältemittel gasförmig Wärmezufuhr Q zu Quelle: Mitsubishi, Stulz Gas Heat Pumps (GHP) (Gasmotorische Kaltdampfanlagen) Funktionsprinzip GHP: Räumliche Trennung des Prozesses Elektrisch bzw. gasmotorisch betriebene Split- und Multisplit-Anlagen (vgl. die obenstehenden Bilder) bestehen aus einem Außenteil (Elektromotor bzw. Gasmotor und Verdichter mit Verflüssiger bzw. Verdampfer), mehreren Innengeräten (jeweils Umluftventilator mit Verdampfer bzw. Verflüssiger) und den Leitungen zum Betrieb (Datenleitungen zur Steuerung, Stromleitungen zum Antrieb der Lüfter bzw. Ventilatoren sowie Leitungen zur Ableitung des anfallenden Kondensates). Dabei wird das technische Prinzip der sogenannten Splittechnik verwendet, bei der das Außengerät räumlich getrennt von den Innengeräten ist. Die Innengeräte (Umluftventilator mit Verdampfer bzw. Verflüssiger) werden als Klimageräte direkt in den zu kühlenden und zu heizenden Räumen installiert. Der elektrische bzw. der gasmotorische Kaltdampfprozeß arbeitet also - nach europäischem Verständnis eher ungewöhnlich - hinsichtlich des Verdichters räumlich getrennt von den vielen Verflüssigern im Heizfall bzw. den vielen Verdampfern im Kühlfall (den Innen- oder Klimageräten). Dies setzt voraus, daß die damit verbundenen Dichtheitsfragen sowie die komplexen Aufgaben der hydraulischen Netztechnik zuverlässig gelöst werden können. Dies ist ohne Einschränkungen der Fall ([2], [4], [7], [29] - [33]). Als Verdichterantrieb kommt im Außengerät ein Elektromotor bzw. ein modifizierter und mit Gas betriebener Personenkraftfahrzeug-Motor nach dem Otto-Prinzip zum Einsatz. Durch eine starke Leistungsverminderung des Gas-Otto-Motors zur Steigerung der Lebensdauer, die seit langem erprobte Technik und die Verwendung bewährter Komponenten arbeiten die Außengeräte und der Elektromotor sehr zuverlässig. Dies trifft auch auf den Gasmotor zu; dieser weist lange Wartungsintervalle auf (bis zu 10000 Betriebsstunden; dies entspricht einem Betriebszeitraum von etwa zwei bis drei Jahren). Kompressionswärmepumpe mit Gasmotor-Antrieb Eine Besonderheit der Gasmotorwärmepumpe ist das Angebot von gleich vier unterschiedlichen Temperaturniveaus: • Verdampferwärme 10 °C und tiefer, je nach Wärmequelle. • Kondensatorwärme aus dem Wärmepumpenprozess, 40 bis 50 °C. • Kühlwasserabwärme des Gasmotors, ca. 90 °C. • Sensible Wärme aus dem Abgas des Gasmotors, ca. 600 bis 100 °C. Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli 6 49 Eine Gasmotorwärmepumpe kann Wärme aus vier verschiedenen Temperaturebenen nutzbar machen (vgl. das obenstehende Bild): Die Verdampferwärme von etwa 10 °C (in Abhängigkeit von der Wärmequelle), die Kondensatorwärme aus dem Wärmepumpenprozess mit etwa 45 °C, die Kühlwasserwärme des Motors mit rund 90 °C sowie die Abgaswärme mit bis zu 600 °C. Gasmotorisch angetriebene Außengeräte werden auf dem deutschen Markt inzwischen mit Wärmeleistungen zwischen 18 und 85 kW sowie mit Kühlleistungen zwischen 14 und 71 kW angeboten; elektrisch angetriebene Außengeräte decken ähnliche Leistungsbereiche ab. Durch den modularen Aufbau können mit dem Einsatz vieler baugleicher Außengeräte die Wärme- und Kälteleistungen auf das Vielfache der genannten Werte vergrößert werden. Eine Kleinausführung der gasmotorisch angetriebenen Wärmepumpe, die etwa auch für die Wärmeversorgung und Kühlung von Einund Zweifamilienhäusern geeignet wäre, ist in Deutschland nicht verfügbar; nach Herstellerangaben soll allerdings bis zum Jahr 2007 ein Außengerät für dieses Marktsegment - speziell auf die hohen Komforterwartungen in Deutschland angepaßt – entwickelt werden (Wärmeleistung: 11 kW; Kühlleistung: 8 kW). Elektrische sowie Gaswärmepumpen lassen sich sowohl für monovalenten als auch für bivalenten Betrieb auslegen. Beim bivalenten Betrieb übernimmt die Elektro- bzw. Gaswärmepumpe die Grundlast, während ein weiteres Heizsystem die Lastspitzen im Heizwärmebedarf abdeckt. Bei der Anlagenplanung ist zu beachten, daß die Temperaturspreizung des Wärmeversorgungsnetzes so ausgelegt wird, daß auch bei höchster Vorlauftemperatur die Rücklauftemperatur so niedrig bleibt, daß die gesamte anfallende Kondensationswärme abgeführt wird. Generell wird die Einbindung einer Elektro- bzw. Gaswärmepumpe in ein Niedertemperatur-Heizsystem empfohlen, vor allem weil die Temperaturobergrenze für den Wärmepumpenkreislauf bei den heute eingesetzten Kältemitteln bei maximal 70 oC liegt. Eine Ausnahme hiervon bilden Wärmepumpenanwendungen für industrielle Prozesse. Von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit eines Wärmepumpensystems sind das Temperaturniveau und die Verfügbarkeit der externen Wärmequelle. Neben geothermischen und Abwärmequellen erfüllen diese Voraussetzungen von den Umweltwärmequellen am ehesten das Grundwasser oder Erdsonden. Sie liefern das ganze Jahr über Wärme mit einer relativ engen Temperaturspanne von rund 7 bis 12 °C. Zwar weist von den Umweltwärmequellen die Außenluft mit 25 °C das höchste maximale durchschnittliche Temperaturniveau auf - allerdings mit - 18 °C auch das niedrigste durchschnittliche Minimum. Diese Schwankungen vermindern die Jahresheizzahl einer außenluftgekoppelten Wärmepumpenanlage und relativieren die Vorteile dieser Wärmequelle wie ihre unbegrenzte zeitliche und örtliche Verfügbarkeit. Da jede Wärmepumpe über eine warme und eine kalte Seite verfügt, läßt sie sich sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen einsetzen. Je nach Dimensionierung des Systems und verwendetem Kältemittel reicht die Temperaturspanne von Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bis hin zu über 90 °C. Diese Eigenschaft prädestiniert die Wärmepumpe für Einsätze überall dort, wo Wärme und Kälte gleichzeitig gebraucht werden, beispielsweise bei der Lebensmittelverarbeitung, in Krankenhäusern oder in Hotels, aber auch für Anwendungen wie Gebäudeheizung, Warmwasserbereitung, Klimatisierung, Kühlung oder Entfeuchtung. Bei Multisplitanlagen wird die erforderliche Kühl- oder Heizenergie direkt und bedarfsgerecht von dem Außengerät über das Kältemittel R 407C den Innengeräten zur 50 Verfügung gestellt. Der linkslaufende Kreisprozess im Heiz- und im Kühlbetrieb ist im untenstehenden Bild links im p,h-Diagramm für R 407C dargestellt. Bei elektrisch angetriebenen Anlagen und künftig auch bei gasmotorisch angetriebenen Anlagen wird außerdem das volumetrisch noch günstigere Kältemittel R 410A eingesetzt. Multisplitanlagen arbeiten mit dem VRF-System (Variable Refrigerant Flow): Hierbei wird die Durchflußmenge des Kältemittels in Abhängigkeit von der Leistungsanforderung der Innengeräte verändert. VRF bedeutet somit eine zeitlich und örtlich veränderliche, an den jeweiligen Bedarf angepaßte Bereitstellung von Kältemittel. In Deutschland sind VRF-Anlagen über das Kältehandwerk und über Spezialunternehmen eingeführt. Wasserbasierte Heizungs- und Klimasysteme sind in Deutschland jedoch wesentlich stärker verbreitet als VRF-Systeme. Deshalb ist es für den Markterfolg von Multisplitanlagen mit elektrischem oder mit Gasmotor-Antrieb von Bedeutung, daß sie auch mit wasserbasierten Klimasystemen kompatibel sind. Gasmotor-Wärmepumpen als Multisplitanlagen : Heiz- und Kühlbetrieb Wassersystem! • Wärmepumpenprozess im Heiz- und im Kühlbetrieb, dargestellt im log p,h-Diagramm von R 407C Quelle: Aisin, Berndt GHP - Hydraulikmodule Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli 35 Hierfür kann die GHP zusammen mit einer so genannten „Speicher-Kondensator-Verdampfer-Pumpenstation“, kurz SKVP, eingesetzt werden (Bild oben rechts). Die SKVP stellt eine Übergabestation vom Kältemittelkreislauf (mit R 407 C bzw. künftig auch R 410A) auf den Wasserkreislauf der klassischen Klimaanlage dar. Damit eröffnet sich für die GHP das gesamte Spektrum wassergeführter Heiz- und Kühlsysteme, also Induktionsanlagen, Gebläsekonvektoren (Fan-Coils), Kühl- und Heizdecken usw. Da die Übergabestation innen aufgestellt wird, besteht keine Frostgefahr für den Wasserkreislauf (anders als beim elektrischen Kaltwassersatz). Multisplitanlagen mit Kältemittel bzw. Wasser als Arbeitsfluid Gaswärmepumpen: 2 Lösungen – VRF-Prinzip (VRF = Variable Refrigerant Flow) in Anlagen mit veränderlichem, dem Bedarf angepassten K ältemitteldurchfluss und Direktexpansion des Kältemittels in den Innenger äten – Wassergeführte Heizungs- und Klimasysteme sind in Deutschland stärker verbreitet als VRF-Systeme. Für diese Einsatzfälle können die Gasklimageräte zusammen mit einer Hydraulik-Übergabestation eingesetzt werden. Prof. Dr. -Ing. Martin Dehli 46 51 Multisplitanlagen mit elektrischem bzw. mit Gasmotor-Antrieb sind für kleinere und größere Gebäude geeignet. Hohe Kälte- und Wärmeleistungen können durch die Installation mehrerer Elektro- bzw. GHP-Einheiten verwirklicht werden. Einsatzbereiche können u. a. Hotels, Restaurants, Büro- und Verwaltungsgebäude, Kundenzentren (z.B. von Banken, Versicherungen), Gewerbebetriebe, Ladenlokale, Einkaufszentren, Veranstaltungsräume, Autohäuser sowie Tankstellen sein. In Verbindung mit der SKVP-Übergabestation können Multisplitanlagen auch in größere wasserbasierte Klimaanlagen integriert werden. Bei konventionellen Systemen wird üblicherweise mit Hilfe zweier getrennter Anlagentechniken geheizt und gekühlt: - Zum Heizen wird ein öl- bzw. gasbefeuerter Niedertemperatur- oder Brennwertkessel eingesetzt, an den in der Regel auch die Trinkwassererwärmung gekoppelt ist. - Die Kühlung und Entfeuchtung übernimmt eine elektrisch betriebene Kältemaschine. Dabei handelt es sich meist entweder um wassergeführte Systeme (Kaltwassersätze) oder um Anlagen, die nach dem VRF-Prinzip arbeiten. Eine Alternative zu zwei getrennten Heiz- und Kühlsystemen ist die Multisplitanlage mit elektrischem bzw. Gasmotor-Antrieb (GHP). Diese übernimmt die Kühl- und Entfeuchtungsfunktion im Sommer sowie die Wärmeerzeugung für die Heizung und Trinkwassererwärmung. Von Bedeutung ist dabei, daß diese Funktionen von einer Multisplitanlage mit Gasmotor-Antrieb monovalent - also ohne zusätzlichen weiteren Wärmeerzeuger - bereitgestellt werden können [29]. In elektrisch bzw. gasmotorisch betriebenen Split- und Multisplit-Anlagen wird die Heizoder Kühlfunktion zentral vorgegeben. Die Umschaltung erfolgt für die gesamte Anlage über ein 4-Wege-Ventil im Außengerät, wobei die Fließrichtung des Kältemittelkreislaufs umgekehrt wird. Im Heizbetrieb fördert der Verdichter das gasförmige Kältemittel zu den Innengeräten, wo es zunächst als Gas gekühlt und daraufhin verflüssigt wird; dabei wird Wärme an den Raum abgegeben. Im Kühlbetrieb wird das flüssige Kältemittel zum Raum transportiert, verdampft in den Innengeräten und nimmt dabei Wärme aus dem Raum auf; diese Wärme wird - zusammen mit der dem Verdichter bei der Kältemittelverdichtung zugeführten Arbeit - nach draußen abgegeben. Mit der Nutzung der Heiz- und Kühlfunktion mit nur einem einzigen Gerät sind wirtschaftliche Vorteile verbunden, weil damit verringerte Investitionskosten verwirklichbar sind. 52 Gasmotor-Wärmepumpe: Gute Energieeffizienz (Pilotprojekt Hohenweiden) Energetische Kennwerte: Ermittelte COP-Werte 1,600 Herstellerangaben 1,400 Coefficient Of Performance (COP) 1,400 Monitoringdaten 1,200 1,218 1,000 0,996 0,951 0,800 0,600 0,400 0,200 0,000 Heizbetrieb Kühlbetrieb Prof. Dr.- Ing. Martin Dehli 52 Hinsichtlich der energetischen Effizienzbewertung einer Anlage eignet sich als Kenngröße das Verhältnis zwischen dem erzielten energetischen Nutzen zum energetischen Aufwand (Jahresarbeitszahl bzw. COP-Wert (angelsächsisch: Coefficient of Performance). Der Nutzen einer gasmotorischen Wärmepumpe ist im Heizbetrieb die zur Verfügung gestellte Wärme, bei Kühlbetrieb die bereitgestellte Kälte. Der energetische Aufwand wird im wesentlichen durch den Energiegehalt des eingesetzten Erdgases (einschließlich der Stromaufnahme der Ventilatoren) erfaßt. An einer untersuchten Anlage in Hohenweiden ergab sich ein COP-Wert beim Heizbetrieb mit Außenluft als Wärmequelle von etwa 1,4 und beim Kühlbetrieb von etwa 0,95 (vgl. [34] - [36]; obenstehendes Bild). Gasmotor-Wärmepumpe: Gute Energieeffizienz Energetische Kennwerte: Vergleich mit Elektro-Wärmepumpensystemen 1,800 WW 1,600 Nutzungsgrad COP 1,400 Elektro-Wärmepumpen max WW...Wasser/Wasser-WP SW ...Sole/Wasser-WP LW ...AußenluftWasser-WP SW 1,200 Gas-Wärmepumpe 1,000 0,800 max LW min 0,600 min Elektrische Raumklimageräte (Multisplit), Leistungszahlen im europäischen Markt. Durchschnitt: 0,9 0,400 0,200 0,000 Heizbetrieb Daten: DIN 4701 T10 Abschn. 5.3.4.2.3. Kühlbetrieb Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli (Quelle: Panasonic) 53 Beim Vergleich mit der Energieeffizienz von elektrisch angetriebenen Systemen ist der primärenergetische Aufwand der Stromerzeugung zu berücksichtigen. Wie das obenstehende Bild zeigt, weist die untersuchte Gasmotor-Wärmepumpe gegenüber einer vergleichbaren elektrischen Außenluft/Wasser-Wärmepumpe einen höheren - also günstigeren - COP-Wert auf; dies trifft allerdings im Vergleich mit einer elektrischen Sole/Wasser-Wärmepumpe (d.h. mit einer die Erdwärme nutzenden elektrischen Wärmepumpe) sowie einer elektrischen Wasser/Wasser-Wärmepumpe nicht mehr zu. Im 53 Kühlbetrieb weist die untersuchte Gasmotor-Wärmepumpe gegenüber einer vergleichbaren, im Kühlbetrieb arbeitenden elektrischen Außenluft/Wasser-Wärmepumpe etwa gleich gute energetischen Vorteile auf. EnEV: Anlagenaufwandszahlen im Vergleich (Pilotprojekt Hohenweiden) Anlagenbewertung nach DIN 4701 Teil 10 /EnEV 1,4 1,3 Gaswärmepumpe GHP, Innengeräte mit Ventilatoren 1,2 Anlagenaufwandszahl e(P) Brennwertgerät 55/45°C, innerhalb der thermischen Hülle 1,1 Brennwertgerät 55/45°C, außerhalb der thermischen Hülle 1,10 1 Sole/Wasser-Wärmepumpe mit Flächenheizung 35/28°C 0,96 0,9 0,89 0,8 0,7 • Anlagenaufwandszahl bezogen auf das Untersuchungsobjekt (Nichtwohngebäude, 300 m² NF) • Nutzenergiebedarf im Ausgangszustand ca. 150 kWh/m²a 0,6 150 kWh/m²a 90 kWh/m²a 50 kWh/m²a Spezifischer Heizenergiebedarf Anlagenaufwandszahl eP , Vergleich mit Alternativsystemen Prof. Dr.-Ing. Martin Dehli 54 Eine primärenergetische Bewertung der in Hohenweiden untersuchten Anlage gemäß der Energieeinsparverordnung von 2002 (EnEV [26]) über die Anlagenaufwandszahl (vgl. [34] - [36]; obenstehendes Bild links) ergibt sehr günstige, vergleichsweise niedrige Werte, die deutlich unter denen von - primärenergetisch bereits günstigen Brennwertgeräten liegen; diese Werte werden im gewählten Vergleich nur noch von einer energetisch besonders sinnvollen Kombination einer elektrisch betriebenen Sole/Wasser-Wärmepumpe mit einer Niedertemperatur-Flächenheizung unterschritten. Damit führen die Untersuchungen an der gasmotorischen Wärmepumpe des Pilotprojekts Hohenweiden zu einer insgesamt sehr günstigen Anlagenbewertung (vgl. [34] [36]; untenstehendes Bild). Energieeinsparverordnung (EnEV): Anlagenbewertung GHP Prof. Dr. -Ing. Martin Dehli 55 Hinsichtlich der Umweltauswirkungen führt eine Substitution von - überwiegend mit Braun- und Steinkohle erzeugtem - Strom durch den CO2-spezifisch günstigen Energieträger Erdgas beim Einsatz der gasmotorischen Wärmepumpe zu C02-Emissionseinsparungen. Diese CO2-Einsparungen werden vor allem bei der Kühlfunktion erreicht, da im Heizfall das Prinzip der Wärmepumpe mit dem Prinzip der Kraft-WärmeKopplung verknüpft wird. 54 10. Quellenverzeichnis [1]: Bosch Buderus Heiztechnik, Junkers, Wernau. [2]: Iselt, P.: So funktionieren VRF-Klimasysteme. Teil 1 bis Teil 4. CCI.Print 11/2004, 12/2004, 14/2004 und 1/2005. [3]: Schrag Heizungs-Lüftungs-Klima-Technik GmbH, & Co. KG, Ebersbach/Fils. [4]: Heizen und Kühlen mit Gasklimageräten. Informationsschrift der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbauch e.V. (ASUE), Kaiserslautern 2003. [5]: Bartl-Wärmepumpen, Ulm. [6]: Dimplex-Wärmepumpen. [7]: Herstellerunterlagen der Firmen Aisin und Yoshi. Fa. Berndt, Gelsdorf 2005. Tel. 02225/9132-0, www.gas-thermodynamik.de. Fa. Panitz, Lieskau 2005, Tel. 0345/5511-696, www.klima-mit-gas.de [8]: Weiterbildungsprogramm Energieberatung der Technischen Akademie Esslingen (TAE), Modul 15: Wärmepumpen. [9]: Doering, E.; Schedwill, H.; Dehli, M.: Grundlagen der Technischen Thermodynamik. B. G. Teubner Verlag, Stuttgart/Leipzig/Wiesbaden 2005. [10]: HEA Dachverband für Energie-Marketing und -Anwendung e. V. (Hauptberatungsstelle für Elektrizitätsanwendung), Frankfurt. [11]: Helios-Ventilatoren, Villingen-Schwenningen. [12]: Stiebel Eltron, Holzminden. [13]: Ochsner-Wärmepumpen. [14]: Schriften und Informationsunterlagen der Fördergemeinschaft Wärmepumpe Schweiz. www.fws.ch [15]: Ingenieur- und Architekturbüro Dipl.-Ing. Weiß, Birenbach/Göppingen. [16]: PKI Pfeil & Koch Ingenieure, Stuttgart. [17]: Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Allendorf/Eder. [18]: AEG Electrolux Haustechnik GmbH, Nürnberg. [19]: Alpha-Innotec GmbH, Kasendorf. [20]: Bühring, A.; Kiefer, K.: Monitoringbericht 2001 zum Förderprogramm Wärmeerzeugung im Passivhaus der EnBW Energie Baden-Württemberg GmbH. Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Freiburg 2002 und EnBW Kundenservice GmbH, Karlsruhe 2002. [21]: Bühring, A.; Kiefer, K.: Monitoringbericht 2002 zum Förderprogramm Wärmeerzeugung im Passivhaus der EnBW Energie Baden-Württemberg GmbH. Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Freiburg 2002 und EnBW Kundenservice GmbH, Karlsruhe 2003 55 [22]: Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung - EnEV). Bundesge-setzblatt (BGBI I) 21.11.2001, S. 3085/3102. [23]: Prill, K.; Schurr, J.: Vom Altbau zum 2-Liter-Haus.: Passivhaus des Energieund Umweltzentrums eza!. TGA-Fachplaner 1(2004), S. 26/28. [24]: Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke e. V. (VDEW), Frankfurt und Berlin. [25]: Robur-Absorptionswärmepumpen. [26]: Bosch Buderus Heiztechnik GmbH; Wetzlar. [27]: Jakob, U.; Schneider, D.; Eicker, U.; Barth, U.: Raumklimatisierung mittels solar betriebener Diffusions-Absorptionskältemaschine. Horizonte - Forschung an Fachhochschulen in Baden-Württemberg - Nr. 26, Juni 2005, S. 10/12. [28]: Vaillant GmbH, Remscheid. [29]: Müller, C.: Heizen und Kühlen mit gasmotorischen Wärmepumpen. GWF Gas/Erdgas 144(2003), Nr. 10, S. 621/627. [30]: Gaswärmepumpen. Informationsschrift der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbauch e.V. (ASUE), Kaiserslautern 2002. [31]: Herstellerunterlagen der Firma Sanyo. Fa. Alfred Kaut GmbH. & Co., Wuppertal 2005. Tel. 0202/26820, www.kaut.de [32]: Herstellerunterlagen der Firma Mitsubishi Heavy Industries. Fa. Stulz GmbH, Hamburg 2005, Tel. 040/5585-252, www.stulz.de [33]: Dehli, M.: Marktaussichten für Gasmotor-Wärmepumpen zur Wärmeversorgung sowie zur Teilklimatisierung in Deutschland. Studie im Auftrag der Gasversorgung Süddeutschland GmbH (GVS) Fachhochschule Esslingen (FHTE), Hochschule für Technik, Esslingen 2005. [34]: GHP - Gaswärmepumpe Versuchsanlage Hohenweiden. Abschlussbericht. Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig, Fachbereich Maschinen- und Energietechnik. Leipzig 2003. [35]: Agsten, R.; Klinkert, V.: Heizen und Kühlen mit Gaswärmepumpe - ein Pilotprojekt der Mitgas. Leipzig 2003. [36]: Agsten, R.; Klinkert, V.: Heizen und Kühlen mit Gaswärmepumpe - Ergebnisse eines Pilotprojektes. Gaswärme International, (54), Nr. 1/2005, S. 30/37. 56