of full issue - Agrarforschung Schweiz
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Agrar forschung schweiz 2 0 1 0 | H e f t 5 Agroscope | BLW | SHL | AGRIDEA | ETH Zürich M a i Pflanzenbau Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Nutztiere Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels Agrarwirtschaft Wettbewerbsfähigkeit erhöhen Seite 202 Seite 176 Seite 194 Artenreiche Wiesen werden sowohl durch Düngung wie durch Bewirtschaftung in i hrer Artenvielfalt und -zusammensetzung beeinflusst. (Foto: Gabriela Brändle, ART) Inhalt Mai 2010 | Heft 5 175 176 Impressum Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und weitere Fachinteressierte. Herausgeberin Agroscope Partner b A groscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART) b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern b Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofen b Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich, Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agron omique Suisse, Forschungsa nstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Abonnement Preise Zeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten), inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–* *r eduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder info@agrarforschungschweiz.ch Adresse Nicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Pflanzenbau Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Roman Tenz, Reto Elmer, Olivier Huguenin-Elie und Andreas Lüscher 184 Pflanzenbau Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus Andreas Stampfli und Michaela Zeiter Pflanzenbau 190Desinfektion von Basilikum-Saatgut ist eine Herausforderung Werner E. Heller und Cornelia Zoller Nutztiere 194Produktion von Weidebeef auf Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich). Editorial Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels Eric Mosimann, Ruedi Schmied, Claude-Pascal Thuillard und Peter Thomet Agrarwirtschaft 202Wettbewerbsfähigkeit erhöhen Markus Lips 208 Porträt 209 Aktuell 211 Veranstaltungen Sortenlisten BeilageListe der empfohlenen Winterrapssorten für die Ernte 2011 Jürg Hiltbrunner, Didier Pellet und Alice Baux Internet www.agrarforschungschweiz.ch www.rechercheagronomiquesuisse.ch ISSN infos ISSN 1663-7852 (Print) ISSN 1663-7909 (Internet) Schlüsseltitel: Agrarforschung Schweiz Abgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz © Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion. Berner Fachhochschule Haute école spécialisée bernoise Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL Haute école suisse d’agronomie HESA Editorial Agroscope – Agrarforschung mit vielschichtigen Aufgaben Liebe Leserin, lieber Leser Die Agroscope Forschungsanstalten sind die Kompetenzzentren des Bundes im Bereich der Agrarforschung. Eine wesentliche Stärke von Agroscope ist die Kombination von Forschungs- und Entwicklungsleistungen, wissenschaftsbasierter Politikberatung und Expertise sowie des ebenfalls wissenschaftsbasierten Vollzuges von gesetzlichen Aufgaben. Diese drei unterschiedlichen Bereiche sind nicht immer scharf abgrenzbar, schaffen aber gegenseitigen Nutzen. Paul Steffen, Direktor der Forschungsanstalt A groscope Reckenholz-Tänikon ART Drei wichtige Pfeiler An der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik ist die Forschung von Agroscope durch einen problemorientierten und praxisnahen Ansatz gekennzeichnet. Dies verlangt eine interdisziplinäre Vorgehensweise sowie den Einbezug von Anwendern, Nutzern und Interessengruppen. Zudem will Agroscope exzellente Forschung auf internationalem Niveau betreiben. Für die Politikberatung ist kurzfristig abrufbare, wissenschaftliche Kompetenz zur Verfügung zu stellen, die häufig auf Resultaten langfristig angelegter und kontinuierlich bearbeiteter Fragestellungen basiert. Gleichzeitig sind im Sinne der «Antennenfunktion» neue Entwicklungen, Risiken und Herausforderungen frühzeitig zu erkennen. Damit verbunden ist die Vorlaufforschung, also Forschung an Themen, die in Zukunft bedeutsam werden könnten. Die gesetzlichen Aufgaben, die häufig von der Schutzfunktion des Staates gegenüber den Bürgern sowie der Natur und Umwelt abgeleitet sind, machen einen festen Bestandteil des Tätigkeitsfeldes von Agroscope aus. Es geht dabei unter anderem um die Prüfung, Zertifizierung und Bewertung von Produkten im Hinblick auf die Einhaltung hoher Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Dies erfordert, dass Agroscope die neuesten wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse besitzt und folglich eine langfristig ausgerichtete, begleitende Forschung betreibt. Mit diesem breiten Auftrag leistet Agroscope zu den zunehmend komplexer werdenden Herausforderungen mit teils globalen Dimensionen in den Bereichen Produktion, Ernährung, natürliche Ressourcen, Umwelt und Klima, einen grossen Beitrag. Drittmittel – ein Spiegel der Qualität Drittmittel haben für Agroscope eine wichtige strategische Bedeutung. Sie sind eines der besten «Qualitätssiegel» dafür, dass sich eine Institution im freien Forschungswettbewerb behaupten kann. Zudem tragen diese zur Vernetzung im nationalen und internationalen Wissenssystem bei und sind zentral für den Ausbau der eigenen wissenschaftlichen Kompetenz. Mit Drittmitteln können zusätzliche, wichtige oder künftig wichtig werdende Fragestellungen bearbeitet werden, die im öffentlichen Interesse sind. Die vielschichtigen Aufgaben von Agroscope – Forschung und Entwicklung zu Gunsten des Agrar- und Ernährungssektors, Politikberatung und Expertise wie auch gesetzliche Aufgaben – setzen aber weiterhin ein wesentliches finanzielles Engagement des Bundes voraus. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 175, 2010 175 P l a n z e n b a u Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Roman Tenz1, Reto Elmer2, Olivier Huguenin-Elie1 und Andreas Lüscher1 Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8046 Zürich 2 Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof, 7302 Landquart Auskünfte: Olivier Huguenin-Elie, E-Mail: olivier.huguenin@art.admin.ch, Tel. +41 44 377 72 42 1 Einleitung Borstgrasrasen bilden typische Pflanzengesellschaften der subalpinen und alpinen Stufe und sind flächenmässig die bedeutendsten Magerwiesen der Alpen (Dietl 1998). Sie kommen auf sauren, mässig trockenen bis frischfeuchten Böden vor. Das bestandesbildende Borstgras (Nardus stricta L.) ist arm an Nähr- und Mineralstoffen und wird von den Tieren wegen seiner Zähigkeit nur in jungem Zustand gefressen. Schon seit Generationen wird seitens der Landwirtschaft versucht, dieses Gras zu Gunsten schmackhafter und gehaltreicher Futterpflanzen zurückzudrängen (Stebler und Schröter 1888). Gewisse Ausprägungen der Borstgrasweiden (Nardi on strictae) bilden aber recht artenreiche Gesellschaften. Diese Rasen beherbergen oft typische Alpenpflanzen, wie die Arnika (Arnica montana L.), die Bärtige Glockenblume (Campanula barbata L.), der Koch’sche Enzian (Gentiana acaulis L.) und die Weisszunge (Pseu dorchis albida (L.) A. & D. Löve; Delarze und Gonseth 2008), darunter auch futterbaulich wertvolle, an magere Standorte angepasste Arten wie der Alpen-Klee (Tri folium alpinum L.) und der Alpen-Wegerich (Plantago alpina L.). Lässt sich der Borstgrasanteil in solchen Beständen durch eine mässige Düngung sinnvoll zurückdrängen, ohne dass diese agronomisch und ökologisch wertvolle Vielfalt verloren geht? Methode Abb. 1 | Bestand auf der Alp dil Plaun, im Hintergrund der Piz Beverin. (Foto: Reto Elmer) 176 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 Langzeitversuch mit neun Düngungsverfahren In einem langjährigen Versuch wurde die Wirkung von Hof- und Mineraldüngern auf einer Borstgrasweide untersucht. Neun Düngungsverfahren (Tab. 1) wurden seit 1994 in einem Block Design mit drei Wiederholungen auf 20 m2 grossen Versuchsparzellen angewendet. Die Versuchsfläche befindet sich auf der Alp dil Plaun (1950 m ü. M.) in der Gemeinde Scheid, Kanton Graubünden (Abb. 1). Sie ist nach Süden exponiert und weist eine Neigung von 5 % auf. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt zirka 1400 mm und die mittlere Julitem- Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen | Pflanzenbau Zusammenfassung peratur ist zirka 12 °C. Beim Boden handelt es sich um einen stark sauren Braunpodsol (pH 4,9–5,3 in 0–10 cm Bodentiefe bei Versuchsbeginn). Der Ausgangsbestand war eine Borstgrasweide mit zirka 75 % Gräsern und Sauergräsern – davon über 60 % Borstgras, 2 % Klee und 23 % Kräuter. Die Parzellen wurden jährlich in der zweiten Julihälfte gemäht. Anfangs Juli 2007 wurde eine Liste aller vorkommenden Pflanzenarten auf jeder Parzelle erstellt und der Anteil jeder Pflanzenart am Ertrag nach den Klassen von Dietl (1995, modifiziert auf 12 Ertrags klassen) geschätzt. Von den entnommenen Bodenproben aus 0–10 cm Tiefe wurde der pH(H2O) sowie die mit CO2-gesättigtem Wasser und die mit Ammoniumacetat+EDTA extrahierbare Phosphor- und Kalium- Menge (P-CO2 und K-CO2 respektive P-AAE10 und K-AAE10) bestimmt. Resultate Grosse Unterschiede beim Ertrag Der Durchschnittsertrag für die Jahre 1997 bis 2007 ist in der Tabelle 2 angegeben. Alle Verfahren hoben sich von der Kontrolle signifikant ab. Die Verfahren Vollgülle und PK brachten eine durchschnittliche Ertragssteigerung von nur 26 % gegenüber der Kontrolle, während die Verfahren Mist und CaPK den Ertrag verdoppelten. Ein Grund für die relativ geringe Wirkung der reinen Vollgülle-Düngung könnte die Qualität der Gülle sein. Diese wies im Laufe der Jahre einen immer tieferen Trockensubstanz-Gehalt auf (von anfänglich 4 % zu etwa 1 %). Den höchsten Ertrag erreichten die Ver Borstgras wird von Rindern ungern gefressen. In einem Langzeitversuch auf 1950 m ü. M. werden die Einflüsse von neun Düngungsverfahren auf den Ertrag und die botanische Zusammensetzung eines Borstgrasrasens untersucht. Eine deutliche Ertragssteigerung und eine agronomische Verbesserung des Bestandes konnten durch eine mässige Düngung mit verrottetem Mist, verrottetem Mist plus Gülle oder mineralischem PK-Dünger kombiniert mit Kalkung erreicht werden. Im Verfahren mit verrottetem Mist und Gülle wurde der Borstgrasanteil gegenüber der Kontrolle fast halbiert. Dies zeigt das Potenzial von Hofdüngern, die agronomische Qualität von Borstgrasbeständen zu verbessern. Die Düngung mit stark verdünnter Vollgülle oder nur mit PK hat den Ertrag und den Bestand kaum verbessert. Die Anzahl Pflanzenarten wurde durch die mässige Düngung nur in zwei Verfahren signifikant reduziert. Dennoch wurden mehrere Arten magerer Standorte, die in der ungedüngten Kontrolle vorkamen, in den gedüngten Verfahren nicht gefunden. Agronomisch sowie ökologisch ist es deshalb sinnvoll, die auf der Alp limitiert vorhandenen Hofdünger bevorzugt auf den produktionstechnisch besten Flächen einzusetzen. Tab. 1 | Beschreibung der neun Düngungsverfahren im Langzeitversuch mit einem Borstgrasrasen auf der Alp dil Plaun Bezeichnung Düngerart und -menge Kontrolle Keine Düngung Vollgülle 20 m3 ha-1 Vollgülle (1:2 verdünnt, 4 % Trockensubstanz) jedes 2. Jahr, nach dem Schnitt Mist 10 t ha-1 verrottetem Mist jedes 3. Jahr im Frühling Mist verflüssigt 10 t ha-1 verflüssigtem Rottemist jedes 3. Jahr im Frühling Mist + HG 10 t ha-1 verrottetem Mist jedes 3. Jahr im Frühling und jährlich 15 m3 ha-1 Harngülle (1:3 verdünnt) nach dem Schnitt Ca 1000 kg CaCO3 ha-1 (= 561 kg CaO), als Ricokalk, jedes 3. Jahr im Frühling PK 21,8 kg P ha -1 (= 50 kg P 2O 5 ), als Superphosphat und 83,0 kg K ha -1 (= 100 kg K 2O), as Kaliumsulfat jedes 5. Jahr im Frühling CaPK P und K wie im Verfahren PK, und dazu 2000 kg CaCO3 ha -1 (= 1122 kg CaO), als Ricokalk, jedes 5. Jahr im Frühling CaPK + N P, K und Ca wie im Verfahren CaPK, und dazu jährlich 25 kg N ha -1, als Ammoniumnitrat nach dem Schnitt Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 177 Pflanzenbau | Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Kontrolle Vollgülle Mist Mist verfl. Mist + HG Ca PK CaPK CaPK + N 300 Kumulierter Ertrag (dt TS ha-¹) - 250 200 150 100 Kumulierter Ertrag (dt TS ha 50 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr Abb. 2 | Kumulierte Futtererträge der neun Düngungsverfahren auf einem Borstgrasrasen auf 1950 m ü. M. von 1997 bis 2007. F ehlerindikator = Durchschnittlicher Standardfehler des Totalertrags von 1997 bis 2007. fahren Mist + HG und CaPK + N. Das Beifügen von Stickstoff (Verfahren CaPK + N) brachte aber gegenüber dem Verfahren CaPK durchschnittlich nur einen Mehrertrag von 11 kg TS pro kg N. Der lineare Anstieg der kumulierten Jahreserträge (Abb. 2) zeigt, dass zwischen 1997 und 2007 der Ertrag der ungedüngten Kontrolle und der Effekt der Düngung nicht deutlich zu- oder abgenommen haben. Nur wenige nachweisbare Unterschiede im Boden Die Verfahren mit Kalk haben zu einer pH-Erhöhung von zirka 0,3 Einheiten gegenüber der Kontrolle geführt (Tab. 2). Die anderen Verfahren beeinflussten den oden-pH nicht signifikant gegenüber der Kontrolle. B Die Menge an P-CO2 war zwischen den Verfahren nicht signifikant unterschiedlich (Tab. 2), also auch in den Verfahren mit Kalk und P-Düngung (CaPK und CaPK+N) nicht höher als in der Kontrolle. Die Mengen an K-CO2 zeigten verfahrensbedingte Unterschiede, mit den tiefsten Werten in den Verfahren mit Kalkung und den höchsten Werten im Verfahren Mist + HG. Die Analyse mit Ammoniumacetat+EDTA zeigte ein ähnliches Bild wie die CO2 Methode sowohl für P als auch für K (Daten nicht gezeigt). Der Humusgehalt in der ersten Bodenschicht (0–10 cm) lag um 10 %, ohne signifikante Unterschiede zwischen den Verfahren. Grosse Unterschiede beim Borstgrasanteil Nach 14 Jahren unterschiedlicher Düngung, gab es zwischen den Verfahren deutliche Unterschiede in der botanischen Zusammensetzung (Abb. 3 und 4). Ähnlich wie für den Ertrag waren die Unterschiede in der botanischen Zusammensetzung zwischen der Kontrolle und den Verfahren Vollgülle und PK nur gering. Die Unterschiede zwischen der Kontrolle und den anderen Verfahren wurden zu einem grossen Teil durch unterschiedliche Anteile an Borstgras verursacht: Während die Kontrolle im Jahr 2007 einen Ertragsanteil an Borstgras von etwa 65 % aufwies, lag der Borstgrasanteil im Verfahren mit dem wenigsten Borstgras (Mist + HG) bei rund 35 %. Die Gruppe der Kräuter erreichte Ertragsanteile um 20 %, ohne wesentliche Unterschiede zwischen den Verfahren. Bei den einzelnen Kräutern gab es allerdings Tab. 2 | Durchschnittliche Futtererträge von 1997 bis 2007, sowie pH und Nährstoffzustand des Bodens im Herbst 2006 für die neun Düngungsverfahren auf einem Borstgrasrasen auf 1950 m ü. M. Verfahren Ertraga) dt TS ha-1 Jahr-1 pHa) K-CO2a) P-CO2 (H2O) mg P kg-1 Versorgungsklasse mg K kg-1 Versorgungsklasse Kontrolle 11,4 e 4,8 bc 1,2 B–C 21,0 bcd B–C Vollgülle 14,4 d 4,7 c 1,2 B–C 25,7 abcd C Mist 22,2 b 4,9 bc 1,4 C 34,3 ab C–D Mist verfl. 18,8 c 4,9 bc 1,4 C 31,5 ab C–D Mist + HG 27,5 a 5,0 ab 1,2 B–C 41,2 a C–D Ca 16,1 cd 5,2 a 0,9 B 14,7 cd B PK 14,4 d 4,8 bc 1,4 C 29,1 abc C CaPK 24,2 b 5,1 a 0,9 B–C 14,1 cd B–C CaPK + N 27,0 a 5,1 a 1,0 B–C 13,3 d A–B erfahren mit einem gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant voneinander (p < 0,05 nach Duncans Test; keine signifikanten Unterschiede bei P-CO2). V Für die Erträge wurde die Varianzanalyse kombiniert über die 11 Jahre durchgeführt. b) Versorgungsklasse: A = arm, B = mässig, C = genügend, D = Vorrat. a) 178 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen | Pflanzenbau deutliche Unterschiede. Die Anteile von Muttern (Ligus ticum mutellina (L.) Crantz) variierten von weniger als 1 % bei Kontrolle, Vollgülle und Ca bis knapp 7 % bei CaPK und CaPK + N (Abb. 3). 100 Andere Kräuter Ertragsanteil (%) 80 Muttern 60 Anderer Klee Weissklee 40 Ertragsanteil (%) Andere Gräser 20 Borstgras Mist verfl. Mist + HG PK CaPK PK Ca CaPK + N Vollgülle Kontrolle Ca Mist Mist + HG Mist verfl. Mist Vollgülle Kontrolle 0 CaPK CaPK + N Abb. 3 | Botanische Zusammensetzung (ausgewählte Arten und Artgruppen) der Bestände im Jahr 2007 nach 14 Jahren unter schiedlicher Düngungsverfahren auf einem Borstgrasrasen auf 1950 m ü. M. Verrotteter Mist fördert Kleewachstum In den verschiedenen Verfahren erreichten die Kleeanteile Werte von 1 bis 23 % (Abb. 3). Alle Düngungs verfahren haben gegenüber der Kontrolle (1 % Klee) zu einem erhöhten Kleeanteil geführt. Dies war allerdings je nach Verfahren unterschiedlich ausgeprägt. Weniger als 10 % Klee hatten die mit Vollgülle, PK, Ca und CaPK + N gedüngten Flächen. Zu den kleereichsten Verfahren gehörten alle mit verrottetem Mist. Der Kleeanteil betrug dabei zwischen 13 und 23 % des Gesamtertrages. Diese höheren Kleeanteile wurden durch einen erhöhten Anteil Weissklee (Trifolium repens L.) bedingt, mit ungefähr 20 % Weissklee bei den Verfahren Mist + HG und Mist verflüssigt. Ertrag und Borstgrasanteil hängen zusammen Auffallend war der deutlich negative Zusammenhang zwischen dem Ertrag und dem Anteil an Borstgras (Abb. 4). In solchen Beständen scheint deshalb die in direkte Ertragswirkung der Düngung durch Verschiebung der botanischen Zusammensetzung mindestens gleich wichtig zu sein, wie die direkte Ertragswirkung durch die Nährstoffzufuhr. Die Analyse der Zusammensetzung der Bestände im Jahr 2001 (Elmer et al. 2002) Abb. 4 | Der saftige Bestand des Verfahrens Mist + HG (rechts) u nterschied sich stark vom Borstgras dominierten Bestand des Verfahrens PK (links). (Fotos: Reto Elmer) Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 179 Pflanzenbau | Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Tab. 3 | Anzahl vorkommende Pflanzenarten in den neun Düngungsverfahren nach 14 Jahren unterschiedlicher Düngung auf einem Borst grasrasen und Unterschiede zur Kontrolle Anzahl Pflanzenarten Verfahren Auf gesamte Fläche (60 m2) Ø pro Parzelle (20 m2) c) Anzahl Arten Ø Nährstoffzahl Gegenüber der Kontrolle zusätzliche Arten b) Anzahl Arten Ø Nährstoffzahl Kontrolle 51 34 ab – Vollgülle 45 31 b 12 2,42 6 2,50 Mist 47 33 ab 11 2,36 8 2,75 Mist verfl. 52 32 ab 8 2,13 9 2,67 Mist + HG 46 32 ab 14 2,21 9 2,78 Ca 53 40 a 7 2,43 9 2,44 PK 52 36 ab 6 2,50 7 2,29 CaPK 41 33 ab 18 2,22 8 2,75 CaPK + N 41 31 b 16 2,19 6 2,67 a) b) c) – Pflanzenarten, die auf der gesamten Fläche der ungedüngten Kontrolle aber nicht in den gedüngten Verfahren gefunden wurden. Pflanzenarten, die auf der gesamten Fläche der gedüngten Verfahren aber nicht in der ungedüngten Kontrolle gefunden wurden. Verfahren mit einem gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant voneinander (p < 0,05 nach Duncans Test). zeigt, dass die Düngung den Borstgrasanteil schon damals deutlich beeinflusst hatte. Eine Änderung des Borstgrasanteils innerhalb der ersten Versuchsjahre könnte erklären, warum die Ertragswirkung der Düngung zwischen 1997 und 2007 nicht zunahm trotz Zusammenhang zwischen Ertrag und Borstgrasanteil. Die einseitige PK-Düngung zeigt kaum eine Ertragswirkung und verdrängte das Borstgras nur wenig. Wahrscheinlich waren P und K nicht die Faktoren, die das Pflanzenwachstum am stärksten limitiert haben: In der Kontrolle wurde nach 14 Jahren ohne Düngung immer noch eine P- und K-Versorgungsklasse zwischen «mässig» und «genügend» gemessen. Dagegen war die Kombi nation von einer PK-Düngung mit einer Kalkung für das an saure und nährstoffarme Bedingungen angepasste Borstgras stark nachteilig. Auf den Ertrag sowie auf den Borstgrasanteil hatte das Hofdünger-Verfahren Mist + HG eine gleich gute Wirkung, wie eine mineralische NPK-Düngung mit Kalkung (Verfahren CaPK + N). Dies zeigt, dass auf solchen Beständen mit hofeigenen Düngern sehr gute Ergebnisse erreicht werden können. Dennoch, weil auf der Alp die Tiere den grössten Teil der Zeit weiden und so nur wenig Hofdünger anfällt, könnten die in diesem Versuch angewendeten Hofdüngermengen nur für einen Teil der Alp mit alpeigenem Hofdünger gedeckt werden. Alpfremder Dünger darf nur mit einer Bewilligung der zuständigen kantonalen Fachstelle zugeführt werden (SöBV, 2009). 180 Gegenüber der Kontrolle fehlende Arten a) Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 Die positive Wirkung der Verfahren mit Mist auf den Kleeanteil hat wahrscheinlich zu einem höheren N-Eintrag durch die symbiotische Fixierung geführt. Jacot et al. (2000) berichten bei Leguminosen auf 1900 m ü. M. von einem Anteil an symbiotisch fixiertem Stickstoff vom Gesamtstickstoff von 73 %. Entsprechend dem Kleeanteil der Verfahren bedeutet dies schätzungsweise einen zusätzlichen jährlichen N-Eintrag von 5 bis 15 kg pro Hektare für die kleereichsten Verfahren (Mist verflüssigt bzw. Mist + HG) im Vergleich zu den anderen Verfahren. Betrachtet man aber den Ertrag des Verfahrens CaPK, das keine N-Düngung bekam und einen bescheidenen Kleeanteil aufwies, wird klar, dass wohl auch der Boden beträchtliche N-Mengen nachzuliefern vermag. Auswirkungen auf die Artenzahl Total wurden in den 27 Parzellen 71 verschiedene Pflanzenarten gefunden. Mit durchschnittlich 31 Arten pro 20 m2, wurden in den Verfahren Vollgülle und CaPK + N am wenigsten Arten gefunden (Tab. 3). Das war signifikant weniger als auf den Parzellen des Verfahrens Ca, das mit durchschnittlich 40 am meisten Arten aufwies. Das Verfahren Mist verflüssigt wies durchschnittlich nur 32 Arten pro Parzelle auf, in den drei Wiederholungen insgesamt (auf 60 m2) sind aber 52 verschiedene Arten gefunden worden, was ungefähr gleich viel war wie im Verfahren Ca. Auch Hejcman et al. (2007) haben eine hohe Artenzahl bei einem ursprünglich von Borstgras Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen | Pflanzenbau und Heidekraut dominierten Düngeversuch in den nur mit Kalk gedüngten Parzellen gefunden. Zwischen sechs und 18 Arten, die in der ungedüngten Kontrolle vorkamen, wurden in den verschiedenen gedüngten Verfahren nicht gefunden. Besonders viele Arten waren abwesend bei Vollgülle, Mist (je 12), Mist + HG (14), CaPK + N (16) sowie CaPK (18). Dabei sind bei verschiedenen Verfahren einige typische Arten magerer Standorte nicht gefunden worden, die in der Kontrolle vorkamen, wie beispielsweise der Schwarze Männertreu (Nigritella rhellicani Teppner und Klein) in den Verfahren Mist, Mist verflüssigt, Mist + HG, Ca, CaPK, CaPK + N, die Arnika (Arnica montana L.) in den Verfahren Vollgülle, Mist, CaPK, CaPK + N und die Gemeine Mondraute (Botrychium lunaria L., Abb. 6) in den Verfahren Mist, Mist verflüssigt, Mist + HG, CaPK, CaPK + N. Andererseits wurden bei jedem Verfahren zwischen sechs und neun Arten gefunden, die in der Kontrolle nicht vor kamen. Dazu zählen Bergwegerich (Plantago atrata Hoppe) in allen Düngungsverfahren und Gamander- Ehrenpreis (Veronica chamaedrys L.) in allen Verfahren ausser PK. Die durchschnittliche Nährstoffzahl (nach Landolt 1977) von den in den jeweiligen Verfahren gegenüber der Kontrolle zusätzlichen Arten war um 0,4 bis 0,6 Einheiten höher als diejenige der gegenüber der Kontrolle fehlenden Arten, ausser bei den Verfah- ren PK, Vollgülle und Ca (Tab. 3). Betrachtet man den Ertragsanteil der Magerkeits- und Säurezeiger (gemäss ökologischen Zeigerwerten nach Landolt 1977), kann man feststellen, dass je höher der Ertrag für ein Verfahren ausfiel, desto geringer war der Ertragsanteil des häufigsten Säure- und Magerkeitszeigers dieser Bestände – des Borstgrases (Abb. 4). Für den Anteil an anderen Säure- und Magerkeitszeigern war jedoch kein deutlicher Trend zu erkennen. Auf der Alp sind Bestände mit hoher Pflanzenvielfalt sowohl agronomisch (Leiber et al. 2005), für das Image der Produkte sowie für die Erhaltung der Artenvielfalt (Hohl, 2006) von grosser Bedeutung. Eine sinnvolle Düngung sollte deshalb die Artenvielfalt schonen. Die an mageren und sauren Untergrund angepassten Arten können aber wegen der Düngung schnell durch kon kurrenzstarke Arten verdrängt werden (Rajaniemi 2002). Dies traf in diesem Versuch auch zu: Obwohl die Artenzahl in den drei ertragsstärksten Verfahren hoch blieb, verschwanden in diesen Verfahren mehrere typische Arten magerer Standorte. Im Verfahren Mist + HG war auch der futterbaulich wertvolle Braunklee (Trifo lium badium Schreb.) nicht zu finden. Die Auswirkung auf die Pflanzenvielfalt war in Scheid aber viel geringer als beim Düngungsversuch auf der Eggenalp (1340 m ü. M., Goldhaferwiese) wo die NPK-Düngung eine Halbierung 30 70 25 60 Ertragsanteil (%) 40 15 30 10 Ertragsanteil (%) Ertrag (dt TS ha-1) 20 50 Ertrag (dt TS/ha) 20 Borstgras 5 10 Andere Magerkeitszeiger Andere Säurezeiger Vollgülle Kontrolle CaPK Ertrag Mist + HG CaPK + N Mist CaPK Mist Ca Mist verfl. PK Ca PK Vollgülle 0 Kontrolle 0 Abb. 5 | Ertragsanteil des Borstgrases und der anderen Magerkeits- und Säurezeiger (Balken) sowie Ertrag (Linie) in den neun Düngungs verfahren nach 14 Jahren unterschiedlicher Düngung auf einem Borstgrasrasen auf 1950 m ü. M. Als Säure- bzw. Magerkeitszeiger sind die Pflanzen mit der Reaktionszahl, respektive der Nährstoffzahl, 1 oder 2 dargestellt (Fehlerindikatoren = Standardfehler, n = 3). Mist verfl. CaPK Mist + N + HG Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 181 Pflanzenbau | Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen Obwohl eine mässige Düngung mit zehn Tonnen ver rottetem Mist alle drei Jahre keine signifikante Abnahme der Anzahl Pflanzenarten bewirkt hat, sind in diesem Verfahren, wie in den anderen gedüngten Verfahren, typische Arten magerer Standorte, die in der Kontrolle vorkamen, nicht gefunden worden. Um die wertvolle Pflanzenvielfalt nicht auf der gesamten Alp zu reduzieren, sollte deshalb ein Teil der Fläche ungedüngt bleiben. Dies ist besonders wichtig, weil die Effekte der Düngung auf die Pflanzenvielfalt in solchen Habitaten jahrzehntelang nach Verzicht auf Düngung erhalten bleiben (Spiegelberger et al. 2006). Dabei müssen sich ökologische und landwirtschaftliche Ziele nicht ausschliessen: Richtige Düngung auf ausgewählten Flächen und keine Düngung auf anderen (abgestufte Bewirtschaftung) führt zu einer Vielfalt an Pflanzengesellschaften, die aus landwirtschaftlicher und ökologischer Sicht wertvoll sein kann. Grossflächig bringt ein Mosaik mit verschiedenen Nutzungsintensitäten und Pflanzengesellschaften eine grosse Artenvielfalt hervor und begünstigt einen bevorzugten Einsatz der auf der Alp limitierten Hofdünger auf den landwirtschaftlich besten Flächen. Schlussfolgerungen Abb. 6 | Die Gemeine Mondraute war in den meisten gedüngten Verfahren nicht zu finden. (Foto: Olivier Huguenin-Elie, ART) der Artenzahl hervorgerufen hat (Baumberger et al. 1996). Auf der Eggenalp wurde aber mit 82,5 kg N, 39,2 kg P und 149,4 kg K jährlich gedüngt, was einer deutlich höheren Düngung entspricht als die Düngungsniveaus im Versuch Scheid, auch wenn die höhenlagebedingten Unterschiede im Ertragspotential betrachtet werden. Literatur b B aumberger C., Koch B., Thomet P., Christ H. & Gex P., 1996. Entwicklung der Artenvielfalt im Langzeitversuch Eggenalp. Agrarforschung 3 (6), 275–278. b D elarze R. & Gonseth Y., 2008. Lebensräume der Schweiz. Ott Verlag, Bern (2. Aufl.), p. 424 b D ietl W., 1995. Wandel der Wiesenvegetation im Schweizer Mittelland. Zeitschrift für Ökologie und Naturschutz 4, 239–249. b D ietl W., 1998. Wichtige Pflanzenbestände und Pflanzenarten der Alpweiden. Agrarforschung 5 (6), I-VIII. b Elmer R., Accola A., Dietl W., Bosshard H.-R. & Rossenberg E., 2002. Wirkung von Mist, Gülle und Mineraldünger in artenreichen Borstgrasweiden. Montagna 7, 34–35. b H ejcman M., Klaudisova M., Schellberg J. & Honsova D., 2007. The Rengen Grassland Experiment: Plant species composition after 64 years of fertilizer application. Agriculture, Ecosystems and Environment 122, 259–266. b H ohl M., 2006. Spatial and temporal variation of grasshopper and butterfly communities in differently managed semi-natural grasslands of the Swiss Alps. Diss. ETH No. 16624. S. 98. b J acot K. A., Lüscher A., Nösberger J. & Hartwig, U. A., 2000. Symbiotic N2 fixation of various legume species along an altitudinal gradient in the Swiss Alps. Soil Biology & Biochemistry 32, 1043–1052. 182 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 Diese Ergebnisse zeigen, dass eine mässige Düngung auf Borstgrasweiden eine Erhöhung des Ertrags und eine agronomische Verbesserung des Bestandes bringen kann, aber dass dafür die Zusammensetzung der Dünger entscheidend ist. Sehr gute Resultate wurden mit Hofdüngern (Mist, Mist und Gülle) erzielt, aber auch mit einer mässigen kombinierten mineralischen CaPK-Düngung. Die neu eingeführte Bewilligungspflicht für alp fremden Dünger (SöBV, 2009) reduziert jedoch die praktische Relevanz der Verfahren mit Mineraldünger. n b L andolt E., 1977. Ökologische Zeigerwerte zur Schweizer Flora. Veröffentlichungen des Geobotanischen Instituts ETH-Zürich, Stiftung Rübel 64, 1–208. b L eiber F., Kreuzer M., Nigg D., Wettstein H.R. & Scheeder M. R. L., 2005. A study on the causes for the elevated n-3 fatty acids in cows’ milk of a lpine origin. Lipids 40, 191–202. b R ajaniemi T. K., 2002. Why does fertilization reduce plant species diversity? Testing three competition-based hypotheses. Journal of Ecology 90, 316–324. b S öBV, 2009. SR 910.133 Verordnung über Sömmerungsbeiträge (Sömmerungsbeitragsverordnung, SöBV) vom 14. November 2007 (Stand am 1. Januar 2009). b S piegelberger T., Hegg O., Matthies D., Hedlund K. & Schaffner U., 2006. Long-term effects of short-term perturbation in a subalpine grassland. Ecology 87, 1939–1944. b Stebler F.G. & Schröter C., 1888. Beiträge zur Kenntnis der Matten und Weiden der Schweiz VII. Das Borstgras (Nardus stricta L.), ein schlimmer Feind unserer Alpwirtschaft. Landwirtschaftliches Jahrbuch der Schweiz 2, 139–150. Effetti della concimazione su un prato di erba cervina L'erba cervina non è particolarmente apprezzata dai bovini. Nel quadro di un esperimento di lunga durata condotto a un'altitudine di 1950 m s.l.m. sono stati studiati gli effetti di nove tecniche di concimazione sulla resa e la composizione botanica di un prato di erba cervina. In seguito a una concimazione mode rata con letame decomposto, letame decomposto e liquame o concime minerale PK combinato con la calcitazione sono stati rilevati un notevole incremento di resa e un miglioramento dal profilo agronomico. Nel metodo che contemplava l'uso di letame decomposto e liquame, la quota di erba cervina è stata quasi dimezzata rispetto a quella presente sulla superficie di controllo. Ciò evidenza quale sia il potenziale dei concimi aziendali per migliorare la qualità agronomica dei prati di erba cervina. La concimazione con liquame completo fortemente diluito o soltanto con concime PK non ha comportato alcun miglioramento della resa e della composizione botanica. Il numero di specie vegetali ha potuto venir ridotto in maniera significativa mediante una concimazione moderata soltanto in due casi. Tuttavia, diverse specie generalmente riscontrabili sui prati magri e presenti sulle superfici di controllo non concimate non sono state rilevate sui prati sottoposti a concimazione. Dal profilo agronomico ed ecologico è quindi opportuno che i concimi aziendali disponibili in quantità limitate sull'alpe vengano preferibilmente distribuiti sulle superfici che presentano le caratteristiche tecniche migliori al fine della produzione. Summary Riassunto Auswirkungen der Düngung auf einen Borstgrasrasen | Pflanzenbau Effects of fertilisation on a mat-grass grassland Mat-grass (Nardus stricta L.) produces poorly palatable forage. We assessed the effects of nine forms of fertilisation on yield and botanical composition of a mat-grass sward of the central Alps at 1950 m of altitude. Moderate fertilisation with stored solid manure, stored solid manure plus slurry, or mineral PK fertilizer combined with liming achieved a significant yield increase and agricultural improvement of the sward. The effects of slurry alone or mineral PK fertilizer without liming were much smaller. After 14 years, the mat-grass proportion was only 35 % in the plots fertilized with solid manure plus slurry, compared to 65 % in the unfertilised plots. Mat-grass swards can thus be agriculturally improved by appli cations of farm manure. The number of plant species was significantly decreased by the moderate fertilisation only in two treatments. Nevertheless, some species typical of nutrient poor sites and present in the unfertilized plots could not be found in the fertilized ones. It therefore seems best for summer farms with mat-grass grasslands, for both production and species conservation, to preferentially keep the produced manure for the area with the best production potential. Key words: manure, Alps, Nardus stricta, yield, botanical composition. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 176–183, 2010 183 P f l a n z e n b a u Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus Andreas Stampfli 1,2 und Michaela Zeiter 1,2 Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, 3052 Zollikofen 2 Institut für Pflanzenwissenschaften Universität Bern, 3013 Bern Auskünfte: Andreas Stampfli, E-Mail: andreas.stampfli@bfh.ch, Tel. +41 31 910 21 98 1 Blick vom Weiler Cragno auf die südexponierten Trockenwiesen des Landwirtschaftsbetriebs von Pree am Monte Generoso, im Juli 1990. Am rechten Rand ist in den verlassenen Wiesen zwischen Birken die Untersuchungsfläche von Poma zu erkennen. (Foto: Andreas Stampfli, SHL). Einleitung Seit der globale Artenrückgang in den 1990er Jahren zu einer Angelegenheit von grossem öffentlichem Interesse avancierte, beschäftigen sich Ökologen mit der Frage, ob und wie der Verlust an Arten die funktionellen Eigenschaften und Dienstleistungen der Ökosysteme beeinträchtigt (Lepš 2005). Zur Bestimmung des kausalen Zusammenhangs zwischen Artenvielfalt und Produktivität wurden in Experimenten auf mehreren Kontinenten unterschiedlich artenreiche, synthetische Pflanzenge- 184 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 meinschaften herangezogen. Die wissenschaftliche Debatte zeigte jedoch, dass sich die Ergebnisse und Schlussfolgerungen solcher Studien nicht auf natürliche Grasland-Ökosysteme übertragen lassen (Grace et al. 2007). Deshalb bestimmen wir die Auswirkungen des Artenrückgangs auf die Produktivität in einer natürlichen Pflanzengemeinschaft. Nach einer Periode ohne Bewirtschaftung verfolgten wir über zwei Jahrzehnte die Vegetations- und Ertragsentwicklung und vergleichen diese mit der Ertragsentwicklung in einer Referenz-Wiese. Fallstudie am Monte Generoso Ökonomische Veränderungen führten in der Schweiz während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer raschen Umstellung der Wiesenbewirtschaftung und zur Überbauung von Trockenwiesen an begehrten Wohnlagen. Magere und artenreiche Wiesen wurden oft entweder intensiviert oder aufgegeben, was viele Pflanzen- und Tierarten zum Verschwinden brachte, so dass Bund und Kantone in den 1980er Jahren erste Inventare ausarbeiten liessen. Darauf abgestützte Zahlungen an Bewirtschafter sollten zur Erhaltung der noch übriggebliebenen artenreichen Lebensräume beitragen (Hedinger und Eggenberg 2008). In der Südschweiz, wo der Rückgang durch Vergandung besonders stark war, widmete sich ein Nationalfonds-Forschungsprojekt der Universität Bern verschiedenen Aspekten des Wandels der Magerwiesen aufgrund von Veränderungen der Bewirtschaftung; zur Untersuchung der Vegetationsentwicklung wurden Flächen auch gezielt verändert bewirtschaftet (Antognoli et al. 1995). Wir berichten hier über zwei einander benachbarte, 980 und 990 m ü. M. gelegene Untersuchungsflächen in Pree und Poma am Monte Generoso. In Pree werden 3,3 ha Trockenrasen von nationaler Bedeutung bis heute kontinuierlich als Wiese und Weide bewirtschaftet. Die Nutzung von Poma war während 20 Jahren (1968–1987) unterbrochen. An verhältnismässig steilen Hängen etablierten sich bald Birke und Hasel und an gehölzfreien Stellen breitete sich die Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) aus und verdrängte mit ihrem dichten Streufilz viele Arten (Abb. 1). Die häufigsten Arten (Brachypo dium pinnatum, Potentilla erecta, Asphodelus albus) verfügen über stark ausgebildete unterirdische Reserveorgane. Kleine Untersuchungsflächen in der Trockenwiese von Pree zeigten nach Unterbruch der Mahd eine Zunahme dieser Arten (Stampfli und Zeiter 2001), was auf eine verhältnismässig geringe Schnittempfindlichkeit dieser Arten hinweist und die Wichtigkeit von Reserven für das Überleben in Graslandbrachen mit dichtem Streufilz unterstreicht. Auf einer gehölzfreien, leicht südwestlich geneigten Fläche in Poma, in einer Entfernung von 50 – 100 m zur Trockenwiese von Pree, nahmen wir 1988 die regelmässige Mahd wieder auf und setzen sie bis heute fort. Die Wiederaufnahme der Mahd zeigte in den ersten zehn Jahren überraschend geringe Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung der eingezäunten Untersuchungsfläche. Die Dominanz der Fiederzwenke war ungebrochen und die Neubesiedlung aus Populationen, die weiter als 25 m entfernt lagen, schien unbedeutend (Stampfli und Zeiter 1999). Aussaatexperimente in den Jahren 1995, 1998 und 1999 mit Arten, die in Pree und Zusammenfassung Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus | Pflanzenbau Wir untersuchen den Zusammenhang zwischen dem Verlust von Arten, dem Funktionieren eines Grasland-Ökosystems und der Futtererzeugung. Unser Untersuchungsgebiet liegt am Monte Generoso im Kanton Tessin und besteht aus zwei benachbarten, ungedüngten Trockenwiesen in Pree und Poma. Beide dienten noch um 1950 als Grundlage für je einen Milch produzierenden Familienbetrieb. Während die Wiese von Pree bis heute regelmässig gemäht wird, veränderte sich jene in Poma nach einem Bewirtschaftungsunterbruch von 1968 bis 1987 in ein Mosaik aus Birkenwald, Hasel gebüsch und Grasbrache mit Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum). Viele Wiesen arten und die wertvollsten Futterpflanzen gingen dabei verloren. Seit 1988 mähen wir eine ca. 200 m2 grosse, gehölzfrei gebliebene Fläche wieder regelmässig und bestimmen Artenzusammensetzung und Pflanzenmasse. Die vorerst ungebrochene Vorherrschaft der Fiederzwenke nahm über 20 Jahre allmählich ab, während die verdrängten Wiesenarten sich kaum wieder ansiedelten. Damit fiel der Ertrag um 45 % zurück und liegt jetzt deutlich unter dem Wert der artenreichen, nicht gedüngten Trockenwiese von Pree. Artenvielfalt versichert somit die Produktion von Futter, das durch extensive Bewirtschaftung von Grasland gewonnen werden kann. Abb. 1 | Grasbrache mit Fiederzwenke ( Brachypodium pinnatum , hellgrün) und blühendem Weissen Affodill ( Asphodelus albus ), Poma im Mai 1985 (Foto: Andreas Stampfli, SHL). Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 185 Pflanzenbau | Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus teilweise auch in anderen südalpinen Trockenwiesen gesammelt wurden, bestätigten die Hypothese, dass sich Wiesenarten etablieren können, wenn ihre Samen auf die Untersuchungsfläche gelangen (Stampfli und Zeiter 1999, Zeiter et al. 2006, Zeiter und Stampfli 2008). Wir setzten die Untersuchung fort und berichten hier nach weiteren zehn Jahren über die Vegetations entwicklung. Bleibt die von Briemle und Ellenberg (1994) als wenig schnittverträglich eingestufte Fiederzwenke langfristig dominant? Können schnitttolerantere Wiesenarten die Untersuchungsfläche erreichen und sich erfolgreich etablieren und ausbreiten? Falls die Fiederzwenke geschwächt und nicht durch andere Arten ersetzt würde, müsste eine Abnahme der Produktivität resultieren. Wir überprüfen diese These im Vergleich mit Referenzwerten aus der benachbarten Trockenwiese. Methode Das Bewirtschaftungsexperiment in Pree dauerte von 1988 – 2003, jenes in Poma von 1988 bis heute. Nicht gedüngte Teilflächen, die jährlich im Juli gemäht und nicht für Aussaatexperimente verwendet wurden (Stampfli 1993, Stampfli und Zeiter 1999, Zeiter et al. 2006), bilden die Grundlage für diese Arbeit. Die Artenzusammensetzung bestimmten wir mit der Punktmethode (Stampfli 1991): in Pree einmal (Anfang Juli 1996), in Poma jährlich von 1988–1991 und danach alle zwei Jahre bis 2007 (Anfang Oktober). Das Vorkommen der Arten an Punkten im Abstand von 20 cm wurde mit Hilfe einer 3 mm dicken Stahlnadel bestimmt (Abb.2). In Pree repräsentieren 900 Punkte 36 m2 (vier Flächen von 3 m × 3 m), in Poma 456 Punkte eine Fläche von 18,2 m2 (1,2 m × 15,2 m, Stampfli und Zeiter 1999, 2001). Wir bestimmten den Deckungswert oder genau genommen die Frequenz einer Art als Anzahl aus 900 beziehungsweise 456 Punkten, an welchen die Art die Stahlnadel berührt, und die Frequenzsumme aller Arten. Wir berechneten die relativen Anteile der Fiederzwenke und der Artengruppen «übrige Gräser», «Sauergräser» und «Kräuter» an der Frequenzsumme und verglichen die Artenzusammensetzung in Pree und Poma anhand der Anzahl Arten mit einem Anteil > 0,5 % an der Frequenzsumme. Die Pflanzenmasse bestimmten wir jährlich unmittelbar vor dem Mahdtermin durch Abmessen der standardisiert getrockneten (80°C, 24 h) Ernte von 1 m langen und 9 cm breiten Probeflächen. In jeder der vier Teilflächen von Pree (4 × 20 m2) legten wir die Ernte von je fünf Probeflächen zusammen. In der Teilfläche von Poma (ca. 100 m2) schnitten wir zehn Probeflächen und bestimmten die Pflanzenmasse für jede einzeln oder, in 186 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 den Jahren 1994, 2000, 2002, 2004, 2006, von zehn zusammengelegten Proben. Wir analysierten die Entwicklung der Produktivität als linearen zeitlichen Trend der logarithmierten Pflanzenmasse. Resultate Nach Wiederaufnahme der Mahd in Poma zeigte die Fiederzwenke einen um vier Jahre verzögerten konti nuierlichen Rückgang über zwölf Jahre während die Frequenzsumme aller Arten auf das Doppelte anstieg (Abb. 3). Kräuter nahmen stark, Sauergräser (Carex spp. und Luzula campestris) und Gräser (hauptsächlich Danthonia decumbens) weniger stark zu. Die Anzahl Arten nahm in allen Artengruppen zu: bei den Kräutern von fünf auf 15, den Sauergräsern von eins auf vier und bei den übrigen Gräsern von null auf zwei. Nach 20 Jahren fehlen jedoch Gräserarten, die sich durch einen hohen Futterwert auszeichnen, immer noch weitgehend. Im Vergleich mit der ununterbrochen bewirtschafteten Trockenwiese von Pree fehlen die Gräser Anthoxanthum odoratum, Agrostis capillaris, Avenula pubescens, Bromus erectus, Briza media, Festuca ovina, Festuca tenuifolia, Trisetum flavescens. Die Pflanzenmasse nahm nach Wiederaufnahme der Mahd signifikant ab, der Rückgang über 20 Jahre von 1988 – 2007 beträgt 45 % (Abb. 4). Im Vergleichsintervall 1988 – 2003 beträgt der Rückgang in Poma 39 % (P < 0.01) während in Pree keine signifikante Veränderung festgestellt wurde. Diskussion Die Variabilität der Pflanzenmasse von Jahr zu Jahr reflektiert in erster Linie die Variabilität des Wetters. Die Pflanzenmasse ist in feuchten Jahren (1988, 1999, 2000, 2001) erhöht und in trockenen Jahren (1991, 1997, Abb. 2 | Vegetationsaufnahme mit der Punktmethode in Poma im Oktober 2007 (Foto: Andreas Stampfli, SHL). Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus | Pflanzenbau Frequenzsumme Vegetationslücken Punkte 800 600 400 200 0 Anteile (%) 100 80 13 15 60 2 40 10 4 20 2 0 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 Jahr (Poma) Fiederzwenke Sauergräser Pree Übrige Gräser Kräuter Abb. 3 | Frequenzsumme aller Arten, Vegetationslücken (obere Grafik) und Anteile der Fiederzwenke und Artengruppen Sauer gräser, ü brige Gräser und Kräuter an der Frequenzsumme auf der Untersuchungsfläche in Poma (456 Punkte) und in den unge düngten Flächen der Trockenwiese Pree (900 Punkte), mit Anzahl Arten (rechts). 1998, 2003) gering. Das Minimum der FrequenzsummenKurve und das Maximum der Vegetationslücken-Kurve zeigen die geringe Pflanzendichte des Bestandes nach der Sommerdürre von 1991. Dieses Ereignis fällt mit dem Beginn von Veränderungen in der Artenzusammensetzung der Vegetation von Poma zusammen. Langzeitstudien im Bleniotal zeigten, dass Sommerdürren bleibende Vegetationsveränderungen in Trockenwiesen auslösen können, die durch unterschiedliche Keimungsund Etablierungserfolge der Arten erklärbar sind (Stampfli und Zeiter 2004, 2008). Der trockene Sommer 1991 zeigte aber auf die Produktivität in Pree keinen langfristig negativen Einfluss, die Wiese reagierte in den feuchten Jahren um die Jahrtausendwende mit einem deutlich grösseren Ertragszuwachs als die Vegeta tion von Poma. Wir interpretieren die Abnahme der Pflanzenmasse in Poma als eine Folge des Entzugs von Assimilaten durch die jährliche Mahd von schnittempfindlichen Arten. Während der Brache-Periode konnten diese in den unterirdischen Pflanzenorganen der dominanten Arten als Reserve gespeichert werden. Der Vergleich mit der nicht gedüngten, benachbarten Trockenwiese in Pree zeigt, dass unter den gegebenen klimatischen Bedingungen ein Produktivitätsrückgang nicht zwingend ist, sofern Arten, die an die Lebensbedingungen in einem Trockenrasen angepasst sind, vorhanden sind. Die Abnahme der Produktivität und des Futterwerts des Grasland-Bestandes von Poma ist somit eine Folge des Rückgangs der Fiederzwenke aber auch des früheren Verlusts von schnittverträglichen Arten, oder der fehlenden Möglichkeiten dieser Arten zur Wiederbe siedlung. Die Chance einer Besiedlung durch Samen wurde in dieser Studie zwar durch einen Maschenzaun und den Ausschluss von weidenden Ziegen und Kühen herabgesetzt, trotzdem erstaunt der geringe Etablierungserfolg aus spontaner Verbreitung über eine Entfernung von nur 50 – 100 m. Nach drei Jahrzehnten Brache zeigte eine Untersuchung der Bodensamenbank in einer benachbarten Teilfläche in Poma nur eine geringe Anzahl typischer Wiesenarten und eine verhältnismässig geringe Samendichte (Holzer 2000, Stampfli und Zeiter unpubl. Daten). Arten aus Trockenwiesen wurden im Herbst 1998 und 1999 in einer andern benachbarten Teilfläche von Poma regelmässig ausgesät (48 000 Samen auf 10,8 m2). Nach drei Jahren resultierte nur ein unbedeutender Produktivitätszuwachs, immerhin kamen neun von 22 gesäten Wiesenarten zum Blühen (Zeiter et al. 2006). Samen der Aufrechten Trespe (Bromus erec tus), eine in vielen Trockenwiesen häufige Gras-Art, 400 PREE 300 200 100 Pflanzenmasse (g/m2) 1000 0 400 POMA 300 200 100 0 87 19 89 19 91 19 93 19 95 19 97 19 99 19 01 20 03 20 05 20 07 20 Jahr Abb. 4 | Variabilität der Pflanzenmasse in Pree (1988-2003, Trend nicht signifikant) und Poma (1988–2007, Trend P < 0,001). Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 187 Pflanzenbau | Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus wurden für diesen Versuch an drei Lokalitäten gesammelt. Dabei etablierten sich die Pflanzen lokaler Herkunft in Poma besser, als die Pflanzen aus den zwei entfernter gelegenen Tessiner Trockenrasen (Zeiter und Stampfli 2008). Die Bedeutung der Artenvielfalt für das Funktionieren eines Ökosystems wird an diesem Fallbeispiel nach 20 Jahren deutlicher sichtbar. Da die Anzahl Arten und die Grösse der Pflanzenpopulationen mit wiesenspezifischen Eigenschaften ungenügend war, sanken der Ertrag und der Futterwert unter das Niveau in einer gemähten Trockenwiese. Schlussfolgerungen Der Artenverlust in einer Trockenwiese, der durch einen Bewirtschaftungs-Unterbruch von 20 Jahren verursacht wurde, konnte nach Wiederaufnahme der Bewirtschaftung in 20 Jahren nicht mehr wettgemacht werden und führte zu einer stark verminderten Produktivität. Trotz der räumlichen Nähe geeigneter Populationen erfolgte die spontane Einwanderung von Wiesenarten sehr viel langsamer als die Verdrängung dieser Arten nach dem Unterbruch der Nutzung. Zur langfristigen Absicherung des Ertrages, einer von vielen Dienstleistungen, die extensiv bewirtschaftetes Grasland in Bergregionen erbringt, sollte eine sorgfältige Nutzung von artenreichen Wiesen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unbedingt fortgesetzt werden. Solange lokale Pflanzensippen nicht endgültig verdrängt sind, kann somit die Möglichkeit zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit extensiver Wiesen durch Einsaat von Samen lokaler Herkunft, bewahrt werden. n Literatur b Antognoli C., Lörtscher M., Guggisberg F., Häfelfinger S. & Stampfli A., 1995. Tessiner Magerwiesen im Wandel. Schriftenreihe Umwelt 246. 134 S. b B riemle G. & Ellenberg H., 1994. Zur Mahdverträglichkeit von Grünlandpflanzen. Möglichkeiten der praktischen Anwendung von Zeigerwerten. 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Veränderungen in Tessiner Magerwiesen: Experimentelle Untersuchungen auf Dauerflächen. Dissertation Universität Bern. 188 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 Kasten 1 | Bewirtschaftungsgeschichte von Pree und Poma Pree und Poma waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts in mehrere Parzellen unterteilt und dienten Familien des benachbarten Weilers Cragno zur Heuproduktion. Die artenreichen Parzellen von Pree wurden in den 1930er Jahren von der Familie Gianolli erworben und dienten in ihrem Zweistufenbetrieb weiterhin der Heuproduk tion. Auch die Wiesen von Poma waren damals noch sehr artenreich. Nach Auskunft von Giacomo und Dina Gianolli bewirtschaftete die Familie Cereghetti die Wiesen bis Ende der 1950er Jahre sehr sorgfältig, wobei die Kühe im Winter in den Ställen von Poma gefüttert wurden. Nachdem Cereghettis ihren Betrieb 1957 verlassen hatten, benutzten Gianollis die Wiesen von Poma bis 1968 als Kuhweide. Nach dem Tod von Giacomo Gianollis Vater wurde Poma ganz aufgegeben. Angelo Gropetti erwarb 1989 Alpe Pree und führte die Bewirtschaftung der südexponierten Trockenwiesen (Mahd im Juli, Beweidung im Spätsommer) weiter. Zur Ver grösserung der Betriebsfläche erwarb er 1996 Poma, rodete die Gehölze und nutzte die Fläche als Wiese und Weide. b Stampfli A. & Zeiter M., 1999. Plant species decline due to abandonment of meadows cannot easily be reversed by mowing. A case study from the southern Alps. Journal of Vegetation Science 10, 151–164. b Stampfli A. & Zeiter M., 2001. Species responses to climatic variation and land-use change in grasslands of southern Switzerland. In: Biomonitoring: General and applied aspects on regional and global scales (Ed. C.A. Burga & A. Kratochwil). Kluwer Academic Publishers, Dordrecht, 107–124. b Stampfli A. & Zeiter M., 2004. Plant regeneration directs changes in grassland composition after extreme drought: a 13-year study in southern Switzerland. Journal of Ecology 92, 568–576. b Stampfli A. & Zeiter M., 2008. 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Mentre il prato di Pree è tuttora falciato regolarmente, quello di Poma si è trasformato, a seguito dell›interruzione della gestione agricola tra il 1968 e il 1987, in un mosaico formato da bosco di betulle, cespugli di nocciolo e una cotica erbosa dominata da paléo comune (Brachypodium pinnatum). A causa dell abbandono sono scomparse numerose specie vegetali tipiche dei prati falciati e pure le specie con maggior rendimento agricolo. Dal 1988 abbiamo ripreso a falciare regolarmente una superficie di circa 200 m2 e osservato la composizione delle specie e la resa. Sull’arco di 20 anni la predominanza del paléo è progressivamente diminuita, ma le specie scomparse dalla cotica non hanno ricolonizzato la superficie lavorata. Di conseguenza, la produzione vegetale è diminuita del 45 %. La resa attuale è nettamente inferiore a quella del prato secco di Pree ricco di specie. La diversità delle specie assicura quindi la produzione di foraggio dei prati gestiti in modo estensivo. Summary Riassunto Der Verlust von Arten wirkt sich negativ auf die Futterproduktion aus | Pflanzenbau Species loss has negative consequen ces in fodder production In this study, the link between species loss, the functioning of a grassland ecosystem and the production of fodder is investigated. The study area is located on the slope of Monte Generoso in Ticino and consists of two adjacent meadows at Pree and Poma. In 1950 two smallholder dairy farms were still based on these meadows, one farm on each meadow. Whereas mowing has been carried out regularly in Pree until today, the meadows of Poma changed after a period of interrupted mowing (1968-1987) into a mosaic of birch woodland, hazel shrubs and fallow grassland dominated by tor grass (Brachypodium pinnatum). Many specialist species of meadows, including the most valuable fodder plants, were lost. Since 1988 an area without woody plants of c. 200 m2 has been regularly mowed and species composition and phytomass monitored. The initially unbroken dominance of tor grass decreased over 20 years while the displaced species hardly reestablished themselves. The standing crop was reduced by 45 % during the same period and is now below the level of the standing crop in the species-rich, unfertilized dry meadow at Pree. Thus, species richness ensures the production of fodder that can be gained from unimproved grassland. Key words: abandonment, community stability, dispersal limitation, dry meadows, grassland restoration. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 184–189, 2010 189 P f l a n z e n b a u Desinfektion von Basilikum-Saatgut ist eine Herausforderung Werner E. Heller und Cornelia Zoller, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 8820 Wädenswil Auskünfte: Werner E. Heller, E-Mail: werner.heller@acw.admin.ch, Tel. + 41 44 786 63 68 Gleichmässiger Auflauf der Buschbasilikum-Sämlinge aus mit Dampf desinfiziertem Saatgut. Einleitung Bei Basilikum sind vor allem der Falsche Mehltau (Pero nospora lamii ) und die Wurzel- und Stängelfäule (Fusari um oxysporum f. sp. basilici, Abb. 1) als samenbürtige Krankheitserreger bekannt und von den Pflanzern gefürchtet. Beide Pilze können zu Totalausfällen vor allem auch bei Topfkulturen führen, was mit hohen finanzi ellen Einbussen für die Produzenten verbunden ist. Um die Wurzel- und Stängelfäule zu bekämpfen, könnte theoretisch auch eine chemische Beizung der Basilikumkörner mit Fungiziden erfolgen, die aus technischen Gründen aber schwierig durchzuführen ist und daher 190 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 190–193, 2010 selten angewendet wird. Nach einem allfälligen Ausbruch der Wurzel- und Stängelfäule sollte zum einen wegen des gegebenen Risikos von Fungizid-Rückständen keine direkte chemische Bekämpfung der Krankheit erfolgen, zum anderen wären befallene Topfkulturen ohnehin nicht marktfähig. Der Trend des Marktes geht momentan vor allem bei Topfkulturen in Richtung BioProduktion, in der die chemische Beizung des Saatgutes gar nicht akzeptiert ist. Eine physikalische Desinfektion der Basilikumsamen würde daher von der gemüsebaulichen Praxis gerne akzeptiert, sofern sie kostengünstig realisiert werden kann. Zusammenfassung Desinfektion von Basilikum-Saatgut ist eine Herausforderung | Pflanzenbau Abb. 1 | Mycel von Fusarium oxysporum f.sp. basilici auf den Wurzeln eines Basilikumkeimlings. (Foto: W. E. Heller, ACW) Methode Mit Dampf und Nylon-Netz Die klassische Heisswasserbehandlung zur Desinfektion des Saatgutes kann wegen spezifischer Qualitäten der Basilikum-Körner kaum eingesetzt werden. Die Basilikumsamen besitzen die Eigenschaft, schnell sehr viel Wasser in einer klebrigen oberflächlichen Schleimschicht einzulagern (Abb. 2). Diese Schleimschicht verklebt die Körner miteinander und verunmöglicht so eine Trocknung nach einer Heisswasser-Behandlung. Eine Alternative bietet die Desinfektion der Samen mit belüftetem Dampf. Dieses Verfahren wurde bereits vor längerer Zeit beschrieben (Locascio 1963), geriet aber offenbar mangels Interesse in Vergessenheit. ACW hat diese Idee vor einiger Zeit wieder aufgenommen und Abb. 2 | Innerhalb von wenigen Minuten quellen die Basilikum samen oberflächlich stark auf. (Foto: W. E. Heller, ACW) Bei Basilikum treten vor allem Fusarium oxysporum f. sp. basilici und Peronospora lamii als samenbürtige Krankheitserreger auf. Das Saatgut verschiedener BasilikumSorten konnte durch Desinfektion mit belüftetem Dampf nachhaltig von der Kontamination durch samenbürtige Pilze wie F. oxysporum f. sp. basilici befreit werden. Die Samen wurden auf einem Nylon-Netz behandelt, getrocknet und anschliessend voneinander getrennt. Als Alternative für Topfkulturen wurde das auf Filterpapier ausgelegte Saatgut desinfiziert, die Filter direkt auf die Töpfe verteilt, mit einer dünnen Substratschicht bedeckt und zur Verkaufsreife weiter kultiviert. technisch zur Praxisreife weiterentwickelt (Heller und Razavi 2007). Um das Problem des Verklebens zu umgehen, wurden die Basilikum-Samen für die Behandlung einschichtig auf einem Nylon-Netz ausgelegt, um kondensierendes Wasser abtropfen zu lassen. Auf dem Netz konnten die Samen getrocknet und danach wieder voneinander getrennt werden. Diese Methode wurde an verschiedenen Sorten und Herkünften von Basilikumsaatgut geprüft. In der Produktion von Topfbasilikum konnten die Körner direkt auf feuchtes Filterpapier gesät und darauf mit belüftetem Dampf behandelt werden (Abb. 3). Wenn die behandelten Samen mit dem Filterpapier direkt auf die Töpfe abgelegt und mit einer dünnen Substratschicht überdeckt wurden, konnte auf die Trocknung der Samen verzichtet werden. Abb. 3 | Desinfektion von Basilikumsamen auf Filterpapier mit b elüftetem Dampf auf dem Förderband der Maschine von ACW. (Foto: C. Zoller, ACW) Agrarforschung Schweiz 1 (5): 190–193, 2010 191 Pflanzenbau | Desinfektion von Basilikum-Saatgut ist eine Herausforderung Resultate Einwirkungsdauer ist entscheidend Die Keimung der Samen und der Desinfektionserfolg wurde unter In-Vitro-Bedingungen geprüft. In den Abbildungen 4 und 5 sind als Beispiel die Ergebnisse zweier Ansätze verschiedener Sorten mit Behandlungsintervallen von 30, 60 und 90 Sekunden bei einer Temperatur von 65°C zusammengestellt. Wie ersichtlich ist, konnte der Pilz-Befall der Samen mit zunehmender Einwirkungsdauer des belüfteten Dampfes beim Buschbasilikum drastisch reduziert, beim Genoveser-Typ sogar vollständig eliminiert werden, ohne die Keimfähigkeit zu beeinträchtigen. Die Desinfektion mit belüftetem Dampf hatte keine negativen Auswirkungen auf die Keimfähigkeit und Triebkraft der Pflanzen nach der Saat in Töpfe oder Schalen, wenn die Behandlungsparameter korrekt eingehalten wurden. In einem dritten Desinfektionsversuch mit auf 67.5 – 68°C erhöhter Temperatur während 90 Sekunden konnten die Samen des Buschbasilikums vollständig vom Erreger der Wurzel- und Stängelfäule befreit werden (Abb. 6). Automatisierung mittels Förderband Mit belüftetem Dampf von 65 – 68°C während 90 Sekunden ist, wie hier gezeigt werden konnte, eine Desinfektion von Basilikum-Saatgut möglich. Samenbürtige Krankheitserreger können mit dieser Methode mit hoher Sicherheit ausgemerzt werden. Der Prozess ist bei genauer Einhaltung der Parameter sicher in Bezug auf die Erhaltung der Keimfähigkeit der Körner und hat keinen negativen Einfluss auf deren Triebkraft und die Entwicklung der Pflanzen. Wird die Desinfektion auf einem Förderband durchgeführt, lässt sich der Prozess automatisieren, was die Behandlungskosten drastisch reduziert. Bei den bekanntlich hohen Preisen von Basilikum-Samen dürften daher die Kosten für den Desinfektionsvorgang kaum ins Gewicht fallen, wenn die unbestreitbare Erhöhung der Produktionssicherheit in die Waagschale gelegt wird. n 100% Desinfektion Dampf+Luft Basilikum Genoveser 75% 50% 25% Pilzbefall % 0% K Keimfähigkeit % D( D( D( 3D 60“(60'';65C)D 90“ (90'';65C) 0“;(30'';65C)D ;65 ;65 65C C) C) ) Verfahren Abb. 4 | Einfluss der Desinfektion mit belüftetem Dampf bei 65°C während 30, 60 und 90 Sekunden auf Keimfähigkeit und Pilzbefall von Basilikum-Saatgut «Genoveser». 100% 75% 50% 25% Pilzbefall % Keimfähigkeit % 0% K D( 30“ ;65 D (30'';65C) D( C) 60“ D( D (60'';65C) ;65 C) 90“ D;6(90'';65C) 5 C) Verfahren Abb. 5 | Auswirkung der Desinfektion mit belüftetem Dampf bei 65°C während 30, 60 und 90 Sekunden auf Keimfähigkeit und Pilzbefall von Buschbasilikum-Saatgut. Abb. 6 | Auswirkung der Desinfektion des Saatgutes mit belüftetem Dampf (67.5–68°C) bei Buschbasilikum. Linke Schale: desinfiziertes Saatgut, keine Symptome; rechte Schale: unbehandeltes Saatgut, absterbende Pflanzen. (Foto: W. E. Heller, ACW) 192 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 190–193, 2010 La sfida della disinfezione della semente di basilico Fusarium oxysporum f. sp. basilici e Peronospora lamii sono i principali agenti patogeni del basilico trasmessi dal seme. Grazie alla disinfezione a vapore aerata, semi di diverse varietà di basilico sono stati stabilmente preservati dalla contaminazione da malattie fungine, quali Fusarium oxysporum f. sp. Basilici. Il trattamento è applicato distribuendo i semi su una rete di nylon prima di essere asciugati e infine separati. Per le colture in vaso la semente è stata disinfettata direttamente su carta assorbente, la quale è stata in seguito disposta sui vasi e ricoperta da un sottile strato di substrato. La coltura è allora proseguita fino a raggiungere lo stadio di crescita appropriato per la vendita. Summary Riassunto Desinfektion von Basilikum-Saatgut ist eine Herausforderung | Pflanzenbau Disinfection of basil seeds is a challenge Seeds of sweet basil are often infected by Fusarium oxysporum f. sp. basilici or Peronospora lamii. The seeds of different varieties of sweet Basil could be disinfected from seed borne pathogenic fungi by aerated steam treatment. The seeds were treated and dried on a nylon net and successfully separated from each other after the process. For pot cultures the seeds were sown on filter paper and disinfected with aerated steam on the paper. After treatment the filter paper was transferred to the pots, covered with a layer of substrate and cultivated under suitable conditions to market stage. Key words: sweet basil, seed disinfection, seed borne pathogens, Fusarium oxysporum f. sp. basilici. Literatur b Locascio S.J., 1963. Hot water and aerated steam treatment of vegetable seed. Florida Agricultural Experiment Stations Journal Series 1735, 183–189. b H eller W. E. & Razavi E., 2007. Mit Dampf zu gesundem Saatgut. Der Gemüsebau (5), 10–11. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 190–193, 2010 193 N u t z t i e r e Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels Eric Mosimann1, Ruedi Schmied2, Claude-Pascal Thuillard3 und Peter Thomet 2 Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, 1260 Nyon 2 Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft, SHL 3052 Zollikofen 3 Agrilogie Grange-Verney, 1510 Moudon Auskünfte: Eric Mosimann, E-Mail: eric.mosimann@acw.admin.ch, Tel. +41 22 363 47 36 1 Die Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen eröffnet interessante Perspektiven. (Foto: Giorgio Skory, ACW) Einleitung In den Talregionen ist ein Konzentrationsprozess der Milchproduktion im Gange. Herden mit einer Grösse von weniger als 60 Kühen werden in absehbarer Zeit wahrscheinlich Mühe haben, ein ausreichendes Einkommen zu generieren. Im Talgebiet könnten andere Aufzuchtformen entwickelt werden, die es nicht nur erlauben würden, die bestehenden Infrastrukturen zu amortisieren, sondern auch vom positiven Effekt der 194 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 Kunstwiesen in der Fruchtfolge zu profitieren sowie weiterhin Tiere zu halten und über eine zusätzliche Einkommensquelle zu verfügen. Unter den guten Bedingungen des Talgebiets erreicht die Weidebeef-Produktion auf Kunstwiesen 1,2 t/ ha/Jahr, was einer täglichen Gewichtszunahme von 1000g/Tag/Tier entspricht (Thomet et al. 2000). Mayne et al. (2000) halten fest, dass die besten Intensivweiden über ein Fleischproduktions-Potenzial verfügen, dass 2 t/ha/Jahr übersteigen kann. Um dies zu erreichen, sind die Kontrolle und die Anpassung der Besatzstärke während der Saison unumgänglich. Im trockenen Jahr 1976 wurde eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 774 g/Tag/Tier auf Rohrschwingel-Kulturen (Festuca arundinacea Schreber) erreicht, die in Changins beweidet wurden (Troxler & Mitzal, 1983). Obwohl toleranter gegenüber Trockenheit, wird der Rohrschwingel aufgrund seiner speziellen organoleptischen Eigenschaften weniger gerne gefressen als andere Gräser (Scehovic und Jadas-Hécart 1989). Die Schweizer Sorte Belfine, seit 2003 empfohlen (Suter et al. 2003), unterscheidet sich durch die Feinheit ihrer Blätter und ihren hohen Nährwert von den anderen Rohrschwingel-Sorten und ist somit für die Anlage von Weidebeständen besonders geeignet. Mit dem genetischen Fortschritt rücken neue Perspektiven für die Futterproduktion in eher trockenen Zonen ins Blickfeld. Diese Perspektiven gilt es anhand folgender Fragen zu beurteilen: 1.) Ist der Rohrschwingel als Komponente von Gras-Weissklee- Mischungen für die Anlage von Weidebeständen geeignet? 2.) Sind seine Trockenheitsresistenz und sein gleichmässiges Wachstum tatsächliche Vorteile? Zusammenfassung Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels | Nutztiere Für Talregionen stellt die Weidebeef-Produktion auf Kunstwiesen eine mögliche Alternative zur Milchproduktion und zum Ackerbau dar. Neue Rohrschwingel-Sorten haben sich als tolerant gegenüber trockenen Weidebedingungen erwiesen. Von 2007 bis 2009 wurden auf 4 Betrieben Vergleichsversuche zwischen zwei Gras-Weissklee-Mischungen durchgeführt, welche von Jungrindern beweidet wurden. Untersucht wurden die SM 460 mit Englischem Raigras als Basis und die SM 462 mit der Rohrschwingel-Sorte Belfine. Während der ersten beiden eher feuchten Jahre haben sich die beiden Mischungen hinsichtlich Trockensubstanz-Produktion und Verdaulichkeit der organischen Substanz nicht signifikant unterschieden. Unter den trockenen Bedingungen im Jahr 2009 zeigte die Mischung SM 462 allerdings Vorteile. Der Rohrschwingel wächst nicht nur im Sommer sehr gut, er hat sich auch als geeignet für die Beweidung erwiesen. Abb. 1 | Zwei Gras-Weissklee-Mischungen wurden verglichen und auf ihre Weidetauglichkeit geprüft. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 195 Nutztiere | Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels Material und Methoden Die Versuche wurden auf vier Betrieben im Mittelland durchgeführt: in Sugiez (FR, 430 m), Chevroux (VD, 480 m), Moudon (VD, 560 m), und St. Urban (LU, 520 m). Die ersten drei Versuchsstandorte befinden sich in relativ trockenen Regionen. Während den drei Versuchsjahren betrug die jährliche Niederschlagsmenge weniger als 1000 mm. Die Versuche wurden im Jahr 2007 an den vier Standorten durchgeführt, im Jahr 2008 Spontanarten 100% an den ersten drei Orten und im Jahr 2009 nur noch Weissklee in Moudon. 80% Rohrschwingel Zwei Standardmischungen, SM 460 (basierend auf dem 60% Englischen Raigras Lolium perenne L.) und SM 462 Wiesenrispe (basierend auf der Schweizer Rohrschwingel-Sorte mit Engl. Raigras 40% feinen Blättern Belfine) wurden im Sommer 2006 nebeneinander auf Weideparzellen von 1,2 bis 1,5 ha 20% 1b 0% März 07 Sept. 07 rösse gesät (Tab. 1). Eine Düngung mit Gülle und/oder G Handelsdünger wurde unter Berücksichtigung der Normen für intensive Beweidung ausgebracht. Die guten Bedingungen nach der Aussaat haben das Auflaufen begünstigt und es erlaubt, auf den Säuberungsschnitt zu verzichten. Dafür wurde die Fläche im Herbst 2006 beweidet. Beim Weideauftrieb im Frühjahr wurden zwanzig Jungrinder verschiedener Rassen gleichmässig nach Gewicht auf die zwei Mischungen verteilt. Danach wurde die Besatzstärke bei beiden Mischungen identisch angepasst, indem die schwersten Tiere geschlachtet wurden. Die Weideführung der Kurzrasenweide bestand im Mähen eines Teils der Fläche im Frühjahr und im Reduzieren der Besatzstärke im Verlauf des Sommers. Die Vegetation der zwei Mischungen wurde durch folgende Massnahmen gekennzeichnet: März 08 Sept. 08 Spontanarten 100% Weissklee 80% Rohrschwingel 60% Wiesenrispe Engl. Raigras 40% 20% 0% a März 07 Sept. 07 1b b März 08 Sept. 08 Abb. 2 | Durchschnittliche Entwicklung der botanischen Zusammensetzung der beiden Mischungen (a: SM 460; b: SM 462) an den drei Standorten im Verlauf der zwei Hauptbewirtschaftungsjahre. Tab. 1 | Zusammensetzung (g Saatmenge/Are) der beiden untersuchten Mischungen ( Mosimann et al., 2008 ) Art Sorte SM 460 SM 462 Weissklee, grossblättrig Seminole 20 25 Weissklee, kleinblättrig Milo 10 15 Engl. Raigras spätreif Alligator 80 Engl. Raigras frühreif Arvella 80 30 Compact 100 100 Tiller 40 Wiesenrispengras Timothe Rohrschwingel Total (g/Are) 196 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 Belfine 150 330 320 Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels | Nutztiere Auf der gesamten Weidefläche ••Die botanische Zusammensetzung wurde im März und im September 2007 und 2008 analysiert. Dafür wurde die Methode von Daget und Poissonet (1969) auf drei fixen Linien von 10 m und 50 Punkten angewendet. ••Mit einer Häufigkeit von 1 bis 4 Mal pro Monatwurde die Grashöhe gemessen (60 Messungen/ha). Dafür wurde mit einem Herbometer (neuseeländisches Modell, Jenquip® «plate pasture meter», Messeinheit: 1 click = 0.5 cm) einem fixen Parcours gefolgt. ••Die Grasdichte wurde bestimmt, indem die gewon nene Menge an TS durch die Differenz zwischen der mit dem Herbometer gemessenen Grashöhe vor und nach dem Schnitt dividiert wurde. ••Die Verdaulichkeit der organischen Substanz (vOS) wurde anhand des Index IAFP (Indice d’activité fermentaire potentielle) von Scehovic (1991) ermittelt. Auf einem unbeweideten Teil der Fläche In jeder Parzelle wurde ein Dispositif aus zwei Streifen von 6,5 m2 abgesteckt (Abb. 1). Die beiden Mini-Par zellen wurden von Ende März bis Anfang November abwechselnd alle zwei Wochen geschnitten. Die geerntete Grasmenge wurde gewogen und es wurden Proben genommen, um den Gehalt an Trockensubstanz und die Verdaulichkeit der organischen Substanz zu bestimmen. ••Das Graswachstum wurde anhand der geernteten Menge an Trockensubstanz (TS) berechnet (Corrall und Fenlon 1977). Botanische Zusammensetzung Die linearen Analysen der zwei Mischungen wurden 2007 und 2008 in Sugiez, Chevroux und Moudon durchgeführt (Abb. 2). In Abb. 2 sind die Vegetationsaufnahmen, die im März 2007 in Sugiez durchgeführt wurden, nicht berücksichtigt. Die Aussaat der SM 462 war 2006 nicht geglückt und eine Nachsaat von Rohrschwingel Belfine (20 kg/ha) wurde im März 2007 erfolgreich durchgeführt. Abgesehen von dieser Ausnahme zu Beginn des Versuchs war die botanische Zusammensetzung der Resultate und Schlussfolgerungen 450 400 20 2007 350 2008 300 dt TS/ha Grashöhe (Einheiten Herbometer) 25 2009 2009 2008 2007 250 200 dt TS/ha 150 15 Grashöhe (Einheiten 100 10 50 0 Mär 0 ➞ 5 Empfohlener Bereich der Grasnarbenhöhe für Kurzrasenweide Apr Mai Jun Jul Aug Sept SM 460 Okt SM 462 Sugiez Abb. 3 | Grashöhe (Einheiten Herbometer) gemessen auf den Parzellen in Moudon während der drei Versuchsjahre. SM 460 SM 462 Chevroux SM 460 SM 462 Moudon SM 460 SM 462 St. Urban Abb. 4 | Trockensubstanz-Ertrag (dt/TS/ha) der zwei Standard mischungen (SM) an den vier Standorten. Tab. 2 | Durchschnittliche Grashöhe (Einheiten Herbometer) der beiden Mischungen an drei Standorten Weideperiode Chevroux Sugiez Moudon 2007 2008 2007 2008 2007 2008 2009 Vorweide 14,2 13,6 12,7 11,8 16,1 10,5 9,0 Frühlingsweide 13,2 13,9 16,0 16,1 18,5 17,2 9,2 Sommerweide 10,7 8,9 10,0 8,8 16,3 10,5 9,2 Herbstweide 6,5 5,9 7,9 7,0 11,9 7,8 5,8 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 197 Nutztiere | Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels ischungen ausgewogen. Das Verhältnis von Weissklee M und Gräsern entsprach den Empfehlungen für Weiderinder (Pflimlin 1993). Der Anteil an Rohrschwingel in der SM 462 hat im Verlauf der Zeit zugenommen, im Gegensatz zum Englischen Raigrass und den nicht gesäten, spontan aufgelaufenen Arten. Diese Tendenz entspricht der von Gillet (1980) gemachten Beobachtung, dass der Rohrschwingel sehr konkurrenzfähig wird, wenn er sich gut etabliert hat. Das Wiesenrispengras (Poa pratensis L.) hingegen, hat mit einem durchschnittlichen Anteil von 3,3 % einen bescheidenen Platz in den beiden Mischungen eingenommen. Grashöhe Durch die Messung der Grashöhe in den Parzellen konnte die Futterverfügbarkeit während der Saison evaluiert werden. Die Unterschiede zwischen den beiden Mischungen folgten keiner bestimmten Tendenz. Tabelle 2 zeigt die durchschnittliche Höhe der beiden Mischungen in den vier Hauptweideperioden. Für die Kurzrasenweide wird empfohlen, den Bestand auf einer Höhe von sieben bis zehn Messeinheiten Herbometer (clicks) zu halten (Thomet et al. 2004). Dieses Ziel wurde zu Beginn der Saison meist nicht erreicht, mit Ausnahme von 2009 in Moudon (Abb. 3). Dort hat ein sehr hoher 140 SM 462 kg TS / ha / Tag 120 SM 460 100% SM 462 Tendenz SM 462 100 SM 460 Tendenz SM 460 90% 80 60 kg TS/ha/Tag 40 20 80% 2007 2008 2009 0 Feb 70% Jun Okt Feb Jun Okt Feb Jun Abb. 5 | Tägliches Graswachstum (kg TS/ha/Tag) der beiden Standardmischungen (SM) in Moudon von 2007 bis 2009. Mär Okt Mai Jun Aug Okt Nov Abb. 6 | Entwicklung der Verdaulichkeit der organischen Substanz (%) im Laufe der Saison. Werte der vier Standorte 2007–2008. Tab. 3 | Durchschnittliches Graswachstum (kg TS/ha/Tag) im Frühling und im Sommer an den vier Standorten Zeitraum Sugiez Moudon St. Urban SM 462 SM 460 SM 462 SM 460 SM 462 SM 460 SM 462 Frühling 2007 97 82 81 69 82 72 87 91 Sommer 2007 65 66 73 79 68 72 66 67 Frühling 2008 97 110 97 104 90 98 - - Sommer 2008 35 51 73 64 59 68 - - Frühling 2009 - - - - 67 85 - - Sommer 2009 - - - - 37 44 - - 74 77 81 79 67 73 77 79 Mittelwert - = keine Messungen 198 Chevroux SM 460 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels | Nutztiere Weidedruck im Frühjahr zusammen mit der Trockenheit zu einem Futtermangel geführt und die Tiere mussten im Juni während zwei Wochen auf andere Flächen verschoben werden. Eigenschaften des Grases Mit den häufigen Niederschlägen in den Jahren 2007 und 2008 war die jährliche Produktion an Trockensubstanz mit durchschnittlich 135 dt TS/ha/Jahr für die vier Versuchsorte sehr zufriedenstellend. Die Erträge (Abb. 4) wurden auf den geschnittenen Streifen gemessen, wobei weder Ernteverluste noch Geilstellen berücksichtigt wurden. Die Varianzanalyse der Werte der verschiedenen Schnitte hat keinen Unterschied zwischen den beiden Mischungen gezeigt. Allerdings zeichnet sich folgende Tendenz ab: Die Produktion der SM 462, zuerst niedriger, überholt diejenige der SM 460 im Laufe der Zeit. Der Ertragsunterschied zwischen den beiden Abb. 7 | Die Schweizer Rohrschwingelsorte «Belfine» wird von jungen Rindern gut gefressen. Tab. 4 | Durchschnittliche Grasdichte (kg TS/Einheit Herbometer/ha) im Frühling und im Sommer an den vier Standorten Zeitraum Sugiez Chevroux Moudon St. Urban SM 460 SM 462 SM 460 SM 462 SM 460 SM 462 SM 460 SM 462 Frühling 2007 124 113 93 104 136 112 118 121 Sommer 2007 115 113 122 138 127 114 99 113 Frühling 2008 101 111 96 92 103 97 - - Sommer 2008 112 113 116 111 119 106 - - Frühling 2009 - - - - 113 125 - - Sommer 2009 - - - - 148 151 - - 113 112 107 111 124 117 109 117 Mittelwert - = keine Messungen Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 199 Nutztiere | Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels ischungen betrug 2009 in Moudon 15 dt/TS/Jahr, was M dem Saisonverzehr eines jungen Weiderinds entspricht. Die Graswachstumskurven in Moudon (Abb. 5) bestätigen obige Resultate. Die SM 462 verfügte im Sommer über eine höhere Wachstumsrate als die SM 460. Ihre Produktion war allerdings nicht gleichmässiger auf die ganze Saison verteilt. Die Höhe der Wachstumsspitze der SM 462 hat insbesondere im Frühling von Jahr zu Jahr zugenommen, was bei der SM 460 nicht der Fall war. Betrachtet man die Daten der vier Versuchsorte (Tab. 3), so war das Wachstum im Sommer bei beiden Mischungen im Jahr 2007 und 2008 sehr zufriedenstellend. Mit einem Mittel von mehr als 60 kg TS/ha/Tag entspricht es den besten Bedingungen des Mittellandes (Mosimann 2005). In Sugiez wurden die auf schwarzer Erde gelegenen Parzellen während des Versuchs jedoch oft überschwemmt, was zu einer Degradation der Vegetation führte. Folglich war die Wachstumsrate im Sommer 2008 tiefer. Die Grasdichte der beiden Mischungen ist in Tabelle 4 aufgeführt. Die Durchschnittswerte entsprechen den Werten, die in anderen Versuchen auf Kunstwiesen ermittelt worden sind (Mosimann, 2005). Sie sind aber tiefer als der Referenzwert von 140 kg TS/ha/click in Neuseeland mit dem gleichen Herbometermodell (Eastes & van Bysterveldt 2009). Die hohen im Sommer 2009 in Moudon gemessenen Werte sind durch die Zunahme der Bestandesdichte im Laufe der Zeit und durch die Auswirkungen der Trockenheit auf die Struktur der Gräser zu erklären. Die regelmässig analysierte Verdaulichkeit der organischen Substanz wies keinen Unterschied im Nährwert zwischen den beiden Mischungen auf (Abb. 6). Ihre Ent- 200 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 wicklung im Lauf der Saison folgte der charakteristischen Tendenz in Form einer Parabel. Diese bestätigt, dass das Gras im Frühling und im Herbst eine sehr hohe Qualität aufwies. In einem zweiten noch zu erscheinenden Artikel wird mittels der beim Vieh erhobenen Daten der Zusammenhang zwischen Wachstum und Grasverzehr evaluiert werden. Auch auf folgende Fragen soll eine Antwort gefunden werden: 1.) Wie kann die Weideführung bei Jungrindern optimiert werden? 2.) Wie kann hinsichtlich des unregelmässigen Graswachstums eine zufriedenstellende Fütterung der Tiere gewährleistet werden? Schlussfolgerungen Der Vergleich der beiden Gras-Weissklee-Mischungen in Talregionen mit weniger als 1000 mm Niederschlagsmenge pro Jahr hat folgende Resultate ergeben: ••Die botanische Zusammensetzung und der Ertra der beiden Standardmischungen (SM 460 und SM 462) erfüllen die Anforderungen von intensiver Beweidung gänzlich. ••Der Rohrschwingel hat seine gute Weidetauglichkeit aufgezeigt. Die Sorte Belfine (Abb. 7) ist für die Anlage von Weidebeständen in trockenen Gebieten gut geeignet. Im Jahr 2009 hat ihre Trockenheits toleranz und ihre Ausdauer der SM 462 in Moudon einen signifikanten Vorteil gegenüber der SM 460 verschafft. n Produzione di carne su pascoli temporanei: l’interesse della festuca arundinacea Per le zone di pianura, la produzione di carni bovine su pascoli temporanei è un’alternativa alla produzione lattera e alla campicoltura. Nuove varietà di festuca arundinacea sono risultate presentate come tolleranti alla pascolazione in condizioni di siccità. Dal 2007 al 2009 sono state svolte delle prove in quattro aziende agricole, con l’obiettivo di confrontare due miscele di trifoglio bianco e graminacee pascolate da giovani bovini: Mst 460 a base di loglio inglese e Mst 462 con la varietà di festuca Belfine. Durante i primi anni piuttosto umidi, le due miscele, per quanto riguarda la produzione di materia secca e la digeribilità della materia organica, non si sono distinte in modo significativo. Al contrario, le condizioni siccitose del 2009 hanno favorito la miscela Mst 462. Oltre alla sua buona crescita nel periodo estivo, la festuca arundinacea si è dimostrata adatta al pascolo dei bovini. Literatur b Corrall A.J. & Fenlon J.S., 1977. A comparative methode for describing the seasonal distribution of production from grasses. Journal of Agricultural Sciences 91, 61–67. b D aget P. & Poissonet J., 1969. Analyse phytologique des prairies. CNRS Montpellier 48, 67. b E astes D. & van Bysterveldt, 2009. Optimiser la qualité de l’herbe pour plus de performance en pâture tournante. Revue suisse Agric. 41 (2): 105–112. b Gillet M., 1980. Les graminées fourragères. Description, fonctionnement, applications à la culture de l’herbe. Edition Bordas, Paris, 306. b M ayne C.S., Wright I.A. & Fisher G.E.J., 2000. Grassland management under grazing and animal response. In: Grass: its production and utilisation. Third edition (Ed. A. Hopkins). Published by Blackwell Science Ltd, Oxford, 247–291. b M osimann E., 2005. Caractéristiques des pâturages pour vaches laitières dans l’Ouest de la Suisse. Revue suisse Agric. 37 (3), 99–106. b M osimann E., Frick R., Suter D. & Rosenberg E., 2008. Mélanges standard pour la production fourragère. Révision 2009–2012. Revue suisse Agric. 40 (5), au centre. Summary Riassunto Produktion von Weidebeef auf Kunstwiesen: Bedeutung des Rohrschwingels | Nutztiere Beef fattening on grazed grass-clover mixtures: interest of the tall fescue Beef production from pasture leys is foreseen as a possible alternative to cropping and dairying in the Swiss lowlands. New varieties of tall fescue are described as adequate for grazing in dry conditions. Experiments were conducted in four sites from 2007 to 2009 comparing two grass-clover mixtures (dominant grass: SM 460 = perennial ryegrass; SM 462 = tall fescue variety Belfine) grazed by young cattle. Regarding grass growth and organic matter digestibility, no differences could be measured between both mixtures during the first two years characterised by regular rainfall. Under dry conditions in 2009, SM 462 showed the best yielding capacity. In addition to its good summer growth, tall fescue appeared well adapted to grazing with beef cattle. Key words: tall fescue, grass-clover mixtures, grazing, grass growth, organic matter digestibility. b P flimlin A., 1993. Conduite et utilisation des associations graminéetrèfle blanc. Fourrages 135, 389–397. b S cehovic J. & Jadas-Hecart J., 1989. La qualité des hybrides festulolium comparée à celle de la fétuque élevée. Revue suisse Agric. 21 (6), 345–349. b S cehovic J., 1991. Considérations sur la composition chimique dans l’évaluation de la qualité des fourrages des prairies naturelles. Revue suisse Agric . 23 (5), 305–310. b Suter D., Briner H.U., Bosshard H., Mosimann E. & Stévenin L., 2003. Rohrschwingel und Wiesenfuchsschwanz: neue Sorten. Agrarforschung 10 (7), 270–275. b T homet P., Hadorn M. & Troxler J., 2000. Leistungsvergleich zwischen Kurzrasen- und Umtriebsweide mit Ochsen. Agrarforschung 7 (10), 472–477. b T homet P., Blättler T., Aeby P. & Mosimann E., 2004. Pâture des vaches laitières: conduite de la pâture – objectifs et contrôle. Information ADCF, 2 Seiten. b Troxler J. & Mitzal A., 1983. La fétuque élevée, ses possibilités pour la pâture. Revue suisse Agric. 15 (3), 127–132. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 194–201, 2010 201 A g r a r w i r t s c h a f t Wettbewerbsfähigkeit erhöhen Markus Lips, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, 8356 Ettenhausen Auskünfte: Markus Lips, E-Mail: markus.lips@art.admin.ch, Tel. +41 52 368 31 31 Rund zehn Prozent der Betriebsleitenden sind an einer Betriebszweig- oder einer Betriebsgemeinschaft beteiligt. (Foto: Iris Pulfer, ART) Einleitung Die Wettbewerbsfähigkeit ist ein Indikator um ab zuschätzen, ob ein Betrieb seine Produkte oder Dienstleistungen langfristig auf dem Markt verkaufen kann. Einerseits setzt dies voraus, dass die Kunden am Produkt interessiert sind, andererseits müssen die Kosten gedeckt sein. Die Wettbewerbsfähigkeit kann gemessen werden, indem man die Selbstkosten des Betriebs 202 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 mit jenen der ausländischen Konkurrenz vergleicht (französische Version von Wikipedia am 12. Feb. 2010). Bei der Wettbewerbsfähigkeit spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Neben dem Preis gilt es, die Qualität zu berücksichtigen. Weiter kann die Distanz zwischen Produzent und Kunde relevant sein. Im Hinblick auf die gesamte Schweizer Landwirtschaft macht eine Konzentration auf das Kriterium Preis beziehungsweise Kosten Sinn. Eine erweiterte Betrachtung wäre notwendig für Nischenprodukte oder Güter, die gezielt für das Pre mium-Segment produziert werden. Ebenfalls in einer erweiterten Betrachtung gälte es, die vor- und nachge lagerten Sektoren einzubeziehen. Die Selbstkosten umfassen sämtliche Kosten, die von der Produktion bis zum Verkauf anfallen und beinhalten auch den Aufwand für Betriebsführung oder Weiterbildung. Sie sind das Resultat der Vollkostenrechnung, welche die Gemein- oder Strukturkosten des Betriebs auf die einzelnen Betriebszweige beziehungsweise die einzelnen Produkte überwälzt. Ein grosser Vorteil der Vollkostenrechung besteht darin, dass Quervergleiche zwischen Betrieben sowie auch zwischen Regionen und Ländern möglich sind. Zusammenfassung Wettbewerbsfähigkeit erhöhen | Agrarwirtschaft Selbstkosten -Vergleich Die aktuelle Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft soll anhand zweier Vergleiche mit Nachbarregionen illustriert werden. Das International Farm Comparison Network (IFCN, www.ifcndairy.org) hat es sich zum Ziel gesetzt, anhand von typischen Milchwirtschaftbetrieben weltweit Milchproduktionssysteme zu vergleichen. Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART ist mit der Datenlieferung von mehreren Schweizer Betriebstypen beteiligt. Die IFCN-Methode bewertet die Arbeit mit den Opportunitätskosten, die 2008 für die Schweiz CHF 27.– pro Stunde betrugen. Da die Kalkulation den ganzen Betrieb umfasst, sind auch die Kosten für die Nebenprodukte der Milch (abgehende Kälber, Remontierung, Futterbau und allfällige weitere vorhandene Betriebszweige) berücksichtigt. Danach erfolgt eine Korrektur, indem die Leistungen der Nebenprodukte abgezogen werden. Dies geschieht unter der Annahme, dass die Kosten der Nicht-Milchprodukte den Leistungen genau entsprechen. Im Weiteren werden die Direktzahlungen von den Kosten abgezogen. Es resultieren die Selbstkosten für die eigentliche Milchproduktion, die vom IFCN auch als Gewinnschwelle (Break Even) bezeichnet werden. Diese Grösse kann man dem Milchpreis gegenüberstellen. Das IFCN charakterisiert die Milchproduktionssysteme mit dem Namen des Landes (der Region) und der Anzahl vorhandener Milchkühe. In der Tabelle 1 sind für das Jahr 2008 die Resultate für die Schweiz und drei Vergleichsregionen in zwei Grössengruppen unterteilt (Hemme 2009). Sie werden pro Kilogramm Energie korrigierte Milch (ECM) angegeben, um Verzerrungen bei den Milchinhaltsstoffen (Fett und Protein) zu vermeiden. Der IFCN-Vergleich zeigt, dass die Schweiz deutlich höhere Kosten aufweist als die drei anderen Regionen. Da die Schweizer Landwirtschaft deutlich höhere Produktions- beziehungsweise Selbstkosten aufweist als die Nachbarländer, gilt es die Kosten zu senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Dazu kommen drei Handlungsmöglichkeiten in Frage. Erstens, die Vergrösserung der Betriebe erlaubt das Erzielen von Skalen effekten und damit Kostenreduktionen pro Einheit. Zusätzliches Land als wichtige Voraussetzung für das Wachstum ist aber kaum vorhanden. Zweitens, Kooperationen stellen eine Alternative zum einzelbetrieblichen Wachstum dar. Umfragen zeigen jedoch, dass intensivere Formen der Zusammenarbeit wie Betriebzweig- oder Betriebsgemeinschaften kaum die erste Wahl für die Betriebsleitenden darstellen. Drittens, nicht nur im gesamten Agrarsektor, sondern auch bei strukturell ähnlichen Betrieben kann eine beachtliche Streuung bezüglich des Arbeitsverdienstes beobachtet werden. Dies deutet darauf hin, dass es auch ohne einzelbetriebliches Wachstum oder Kooperationen ein beachtliches Potenzial gibt, die Effizienz zu steigern und damit die Kosten zu senken. Gleichzeitig muss darauf hingewiesen werden, dass sich insbesondere die Tierschutzanforderungen zwischen den Ländern unterscheiden. Für den Ackerbau liegt ein Vergleich von einzelbetrieblichen Daten aus der Schweiz und Baden-Württemberg für ähnliche Produktionssysteme vor (Lips et al. 2007; Tab. 2). Je nach Kultur basieren die Kosten auf den Angaben von zwei bis sechs Betrieben aus der Schweiz und zwei bis acht Betrieben aus Baden-Württemberg. Tab. 1 | Vergleich der Selbstkosten pro kg ECM für die Milchproduktionn Anzahl Kühe 20 bis 39 40 bis 60 Land/ Region CHF/ kg ECM Schweiz-20 1,11 Österreich-22 0,90 Bayern-31 0,80 Frankreich-38 0,86 Schweiz-57 0,81 Österreich-40 0,63 Bayern-55 0,67 Frankreich-60 0,55 Quelle: Hemme (2009), Verwendeter Umrechnungskurs: 1,08 CHF/ $ Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 203 Agrarwirtschaft | Wettbewerbsfähigkeit erhöhen Kultur Schweiz Baden-Württemberg Weizen 4151.– 2502.– Futtergetreide 4795.– 2367.– 4133.– 2331.– Raps (Spät)-Kartoffeln Zuckerrüben 13 960.– 8051.– 6410.– 3995.– Wichtige Gründe für die höheren Kosten in der Schweiz sind das allgemein höhere Preisniveau und die kleineren Betriebsgrössen. Bezogen auf die einzelnen Kostenpositionen bestehen die grössten Unterschiede bei den Maschinen, deren Auslastung in Baden-Württemberg grösser ist. Die beiden Vergleiche zeigen, dass die Selbstkosten in der Schweiz deutlich höher sind als in den Nachbarländern. Im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit ist es wichtig, die Selbstkosten zu senken. Dazu stehen drei Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die im Folgenden beschrieben werden. Skaleneffekt Der Skaleneffekt (engl. Economies of Scale) beschreibt, dass mit zunehmendem Produktionsumfang die Kosten pro Einheit sinken. Grund dafür ist die zunehmende Rationalisierung und das Aufteilen der Fixkosten auf eine grössere Menge. Für die Milchwirtschaft liegen entsprechende Kostenkalkulationen vor, indem für ein bestimmtes Milchproduktionssystem für Kuhbestände von 20 bis 100 Kühe die Selbstkosten pro kg ECM gerechnet werden (Gazzarin et al. 2005). Die Eckpunkte des Milchproduk tionssystems sind eine Milchleistung von 6700 kg pro Laktation, ein Laufstall und eine Fütterung, die aus Silage besteht. Im Sommer finden ergänzend Weidegänge statt. Die Kostenkurve (Abb. 1) zeigt die Kostendegression deutlich auf. Insbesondere im Abschnitt zwischen 20 und 30 Kühen ist die Kostenreduktion stark. Für die aktuelle Situation der Milchproduktion mit einer Bestandesgrösse von 19,8 Milchkühen (Roesch und Hausheer Schnider 2009) ist dieser Abschnitt von zentralem Interesse. Bei der Maschinenauslastung spielt der Skaleneffekt ebenfalls eine Schlüsselrolle. Am Beispiel des Zweiachsmähers (Mähtraktor) mit einer Leistung von 30 kW (41 PS) soll dies illustriert werden: Die Maschine ist für eine Nutzungsdauer (Arbeitseinheiten) von 8000 Stunden ausgelegt, wird aber durchschnittlich nur 195 Stunden pro Jahr eingesetzt (Albisser et al. 2009). Für die 204 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 Maschinenkostenberechnung werden 200 Stunden pro Jahr und eine Nutzungsdauer nach Zeit von 15 Jahren angenommen, wobei ein Entschädigungsansatz von CHF 48.– pro Stunde resultiert (Gazzarin und Albisser 2009). Verdoppelt man die Auslastung auf 400 Stunden pro Jahr, beträgt der Entschädigungsansatz noch CHF 33.–, was einer Einsparung von 30 % entspricht. Obwohl der Zusammenhang zwischen Kosten und Auslastung beziehungsweise Betriebsgrösse im Allgemeinen bekannt ist, stellt sich die Frage, weshalb es in den letzten Jahren nur kleine strukturelle Veränderungen gab. In einer repräsentativen Umfrage unter Ost schweizer Milchproduzenten wurden alle Betriebe, die voraussichtlich in den nächsten 20 Jahren weiter Milch produzieren, gefragt, welches ihr wichtigstes Wachstumshindernis sei. 39 % verwiesen auf den Mangel an Fläche (Gazzarin et al. 2008). Bei den Betrieben in der Hügelregion waren sogar 54 % vom Flächenmangel betroffen. Entsprechend scheint das einzelbetriebliche Wachstum schwer realisierbar zu sein. Kooperation Die Zusammenarbeit ermöglicht ebenfalls, Skaleneffekte zu erzielen und stellt eine echte Alternative zum einzelbetrieblichen Wachstum dar. In einer Umfrage unter Deutschschweizer Betriebsleitenden gaben 53 % an, Lohnarbeiten ausführen zu lassen (Lips et al. 2009), was die einfachste Form der Zusammenarbeit darstellt. Gut ein Drittel ist an einer Maschinengemeinschaft beteiligt. Bei den intensiveren Formen der Zusammenarbeit ist die Verbreitung geringer. Lediglich 5,4 % der Betriebsleitenden beteiligen sich an einer Betriebszweiggemeinschaft, während 4,2 % Teil einer Betriebsgemeinschaft sind. Der Anteil der Betriebsgemeinschaften ist regional unterschiedlich und besonders in den Kantonen Neuenburg, Jura und Freiburg hoch (Möhring 2007). Die Tatsache, dass lediglich 10 % der Betriebsleitenden Selbstkosten in CHF/kg ECM Tab. 2 | Vergleich der Selbstkosten in CHF/ha für fünf Ackerk ulturen 1.4 1 Selbstkosten in CHF/ kg ECM 0.6 20 30 40 50 60 70 80 90 Anzahl Kühe Abb. 1 | Selbstkosten in CHF pro kg ECM in Abhängigkeit der Anzahl Kühe. 100 Wettbewerbsfähigkeit erhöhen | Agrarwirtschaft an einer engeren Kooperation beteiligt sind, weist darauf hin, dass Hindernisse bestehen, wenn es darum geht, über eine Zusammenarbeitsform Einsparungen zu erzielen. Im Rahmen der Umfrage bei Ostschweizer Milchproduzenten wurden alle Betriebsleitenden, die erstens in der Milchproduktion verbleiben wollten, zweitens weder in einer Betriebszweig- oder Betriebsgemeinschaft organisiert waren und drittens auch keine entsprechende Kooperation in der Zukunft eingehen wollten, nach ihrem wichtigsten Hinderungsgrund befragt. Ein Viertel der 254 Antwortenden gab an, dass sie keinen passenden Partner haben (Gazzarin et al. 2008). Ein weiterer Viertel hat sich nicht mit der Frage beschäftigt, während 22 % lieber eigenständig bleiben möchten. 18 % denken, dass eine engere Zusammen arbeit «schief» geht. Schliesslich sprachen für 10 % äussere Umstände dagegen. Eine Umfrage bei Deutschschweizer Betriebsleitenden zu den wahrgenommenen Schwächen von Betriebsgemeinschaften ergab ähnliche Resultate: Annähernd alle Befragten gaben zwischenmenschliche Konflikte an (Pulfer 2007). Die nächst genannten Schwächen waren die grosse Abhängigkeit und die Unsicherheit bezüglich des Erfolgs. Aus den beiden Befragungen wird deutlich, dass eine engere Zusammenarbeit für die meisten Betriebsleitenden nicht die erste Wahl darstellt. Da es aber einen positiven Zusammenhang zwischen dem Wissen über und der Beurteilung von Betriebsgemeinschaften gibt (Pulfer et al. 2009), besteht die Möglichkeit, die Wahrnehmung zu verbessern, indem mehr Detailwissen über Kooperationen verbreitet wird. Ein stärkeres Thematisieren von Kooperationen in den (Agrar-)Medien, Weiterbildungskursen und der landwirtschaftlichen Ausbildung, könnte intensivere Zusammenarbeitsformen fördern. Wichtige Aspekte dabei sind sicher die möglichen (auch juristischen) Formen von Kooperationen und die Massnahmen, die helfen können, zwischenmenschliche Konflikte zu vermeiden oder zu lösen. Im Weiteren könnten Kooperationsformen, die re lativ leicht auflösbar sind, dazu dienen, eine länger fristige Zusammenarbeit auf ihre Praxistauglichkeit hin zu überprüfen. Die Fruchtfolgegemeinschaft, bei der mindestens zwei Betriebe ihre offenen Ackerflächen zusammenlegen und gemeinsam bewirtschaften, ist eine solche Form. Eine weitere Möglichkeit stellt die Betriebszweiggemeinschaft für Milchvieh dar, bei der zwei unterschiedlich grosse Milchviehbetriebe ihre Vieh bestände zusammenlegen, wobei nur noch in einem Stall gemolken wird. Dies ist durchaus realistisch, weil rund 20 % der Stallkapazitäten nicht genutzt werden (Gazzarin et al. 2008; Jan et al. 2005). Effizienz Bei der jährlichen Ermittlung der Einkommenssituation in der Landwirtschaft zeigt sich regelmässig eine enorme Streuung. Im Jahr 2008 lag der Median des Arbeitsverdiensts, das heisst das Einkommen einer 100-%-Familienarbeitskraft pro Jahr bei CHF 37 200.– (Schmid und Hausheer Schnider 2009), was pro Monat CHF 3100.– ergibt (Abb. 2). Das erste beziehungsweise dritte Quartil lagen umgerechnet auf den Monat bei CHF 1625.– und CHF 5008.–. Folglich hatten 25 % der Betriebe ein Einkommen pro 100-%-Familienarbeitskraft von weniger als CHF 1625.– beziehungsweise mehr als CHF 5008.–. Während das erste Dezil (10 % Betriebe mit dem tiefsten Einkommen) bei CHF 275.– pro Monat lag, war das neunte Dezil bei CHF 7333.–. Eine Untersuchung von Jan und Lips (2009) liefert ein weiteres Beispiel für die Heterogenität zwischen den Betrieben. In dieser Analyse wurden für 71 Milchwirtschaftsbetriebe aus der Bergzone 2 die jährlichen Veränderungen der totalen physischen Faktorproduktivität (Verhältnis von Output zu allen Inputs) über einen Zeitraum von acht Jahren berechnet. Im Durchschnitt konnten die Betriebe ihre physische Faktorproduktivität um +1,4 % pro Jahr steigern. Die Streuung war beachtlich, denn während das erste Quartil bei –0,6 % pro Jahr lag, erreichte das vierte Quartil mehr als +3,8 % pro Jahr. Arbeitsverdienst pro Monat in CHF 8000 4000 0 Abb. 2 | Boxplot für den Arbeitsverdienst einer 100-%-Familien arbeitskraft pro Monat in CHF. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 205 Agrarwirtschaft | Wettbewerbsfähigkeit erhöhen Wichtige Gründe für die beobachteten Unterschiede sind die Betriebsgrösse, die Betriebsausrichtung (Betriebstyp) und die Höhenlage (Region). Sie erklären aber bei Weitem nicht die gesamte Streuung, wie das Beispiel von strukturell sehr ähnlichen Referenzbetrieben aus der Zentralen Auswertung von ART (Buchhaltungsjahr 2008) zeigt. Es handelt sich um fünf Milchwirtschaftsbetriebe aus der Hügelregion. Alle be wirtschaften zwischen 19,0 und 20,9 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und produzieren zwischen 130 und 140 Tonnen Milch. Um die Streuung zu verdeut lichen, sind für sechs Variablen die Mittelwerte und das Verhältnis von Maximal- und Minimalwert der fünf Betriebe angegeben (Tab. 3). Insbesondere bei der Roh leistung der Paralandwirtschaft und dem Arbeitsverdienst pro Monat zeigen sich erhebliche Unterschiede. Der Betrieb mit dem höchsten Arbeitsverdienst weist bei der Paralandwirtschaft den zweittiefsten Wert aus. Die Betriebsführung dürfte einen entscheidenden Anteil an der Streuung haben. Detailliertere Unter ssuchungen dazu sind vorgesehen. Die offensichtliche Existenz der Heterogenität, beinhaltet für etliche Betriebe die Möglichkeit, die Effizienz zu erhöhen und damit die Kosten zu senken. Neben dem Erhöhen der Sensibilität aller Beteiligten, erscheint der Erfahrungsaustausch unter Betriebsleitenden als vielversprechendes Instrument. Es gilt, von den Besten zu lernen. Aus- und Weiterbildung sowie Arbeitskreise können wichtige Beiträge liefern. Schlussfolgerungen Für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft spielen die Produktions- beziehungsweise Selbstkosten eine zentrale Rolle. Da die Selbstkosten im Vergleich zu den Nachbarregionen deutlich höher sind, ist es unvermeidlich, Anstrengungen zur Kostensenkung zu unternehmen. Drei Handlungsmöglichkeiten stehen dazu zur Verfügung: Vergrösserung der Betriebe und damit ein Erzielen von Skaleneffekten, Eingehen von Kooperationen sowie das Steigern der Effizienz. Die Reduktion der Kosten und damit das Erhöhen der Wettbewerbsfähigkeit stellen eine grosse Herausfor derung für Betriebsleitende, Beratungskräfte und Forschende dar. n Tab. 3 | Fünf Milchwirtschaftsbetriebe Mittelwert Verhältnis Maximumzu Minimalwert Jährliche Milchleistung pro Kuh in kg 6212 1,1 Maschinenkosten in CHF pro Hektare 1551 1,8 Futtermittelkosten in CHF pro Hektare 1028 2,8 Rohleistung Paralandwirtschaft in CHF Variable 23 499 15,8 Normalarbeitstage 449 1,6 Arbeitsverdienst in CHF pro Monat 3050 5,1 Quelle: Zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten von ART 206 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 Abb. 3 | Die Betriebsgrösse ist von zentraler Bedeutung für die Skaleneffekte und damit für die Selbstkosten. (Foto: Markus Lips, ART) Aumentare la competitività agricola svizzera L'agricoltura svizzera presenta costi di produzione e costi diretti decisamente più elevati rispetto ai paesi confinanti; occorre pertanto ridurli per aumentare la competitività. A tal fine esistono tre possibilità di intervento. Primo: l'ampliamento delle aziende rende possibili effetti di scala e quindi una riduzione dei costi per unità. Tuttavia, manca in pratica il presupposto fondamentale, ossia la disponibilità di superfici supplementari. Secondo: la cooperazione rappresenta un'alternativa alla crescita delle singole aziende. Da indagini emerge, però, che le forme più intensive di cooperazione, quali comunità aziendali o comunità aziendali settoriali, non trovano i necessari consensi degli agricoltori. Terzo: esiste una notevole differenza in termini di reddito del lavoro, non soltanto nel settore agricolo, ma anche in aziende strutturalmente analoghe. Ciò indica il fatto che esiste un considerevole potenziale di aumento dell'efficienza e quindi di riduzione dei costi, anche a prescindere dalla crescita delle singole aziende o dalla cooperazione. Literatur b A lbisser G., Gazzarin Ch. & Gärtner D., 2009. Maschinenkosten in der Pra xis, ART-Bericht Nr. 711, Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, Ettenhausen. b Gazzarin, Ch. & Albisser G., 2009. Maschinekosten 2009/10. ART-Bericht Nr. 717, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b Gazzarin Ch., Ammann H., Schick M., Van Caenegem L. & Lips M., 2005. Milchproduktionssysteme in der Tal- und Hügelregion, Was ist optimal für die Zukunft? FAT-Bericht Nr. 645, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b Gazzarin Ch., Bloch L., Schneitter O. & Lips, M., 2008. Wie reagieren Verkehrsmilchbetriebe auf die aktuellen Herausforderungen? Eine repräsentative Umfrage in der Ostschweiz vor Aufhebung der Milchkontingentierung. ART-Bericht Nr. 698, Forschungsanstalt Agroscope ReckenholzTänikon ART, Ettenhausen. b H emme T. (Herausgeber), 2009. IFCN Dairy Report 2009, Kiel. b J an P., Lips M. & Gazzarin Ch., 2005. Wie dynamisch sind Milchwirtschaftsbetriebe im Berggebiet?, FAT-Bericht Nr. 630, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b J an P. & Lips M., 2009. Total factor productivity change of Swiss dairy farms located in the mountainous area, Tagungsband der 19. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie, Innsbruck 24./25. Sept. Summary Riassunto Wettbewerbsfähigkeit erhöhen | Agrarwirtschaft Improving competitiveness in Swiss farming As Swiss agriculture full product costs are considerably higher than those of neighbouring countries, the improvement of its competitiveness by cutting costs is very important. Three possible strategies are conceivable. Firstly, increasing the size of farms allows to achieve economies of scale, thus to reduce the cost per unit. Additional land is an important prerequisite for growth, but is very scarce in Switzerland. Secondly, co-operations are an alternative to growth on a single farm basis. Surveys show, however, that more intensive forms of co-operation such as farming collectives or collectives on a production branch basis are hardly a farm manager’s first choice. Thirdly, a considerable variation can be observed in earned income, not only in the agricultural sector as a whole but also between structurally similar farms. This indicates that even without individual farm growth or joint ventures there is a considerable potential for boosting efficiency and hence for cost cutting. Key words: competitiveness, production costs, farm management. b L ips M., Ammann H., Signer A. & Steingruber E., 2007. Kostenvergleich im Ackerbau zwischen der Schweiz und Baden-Württemberg, ART-Bericht Nr. 687, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b L ips M., Pulfer I. & Jucker F., 2009. Kooperationsformen mit einfachen Ausstiegsmöglichkeiten, ART-Bericht Nr. 706, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b M öhring, A., 2007. Betriebsgemeinschaften Wettbewerbsvorteile dank grösserer Betriebsstrukturen, ART-Bericht Nr. 671, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b P ulfer I., 2007. Das Image von Betriebsgemeinschaften, ART-Bericht 692, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b P ulfer I., Möhring A. & Lips M., 2009. Wissen und Image bei Landwirten und Experten bezüglich Betriebsgemeinschaft, ein Vergleich der beiden Gruppen, Berichte über Landwirtschaft 87(1):106–117. b Roesch A. & Hausheer Schnider J., 2009. Grundlagenbericht 2008, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. b S chmid D. & Hausheer Schnider J., 2009. Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2008, ART-Bericht Nr. 714, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen. Agrarforschung Schweiz 1 (5): 202–207, 2010 207 P o r t r ä t Gegen die Blacke scheint kein Kraut gewachsen Er ist ihr schon mit heissen Nägeln, einer Walzenpresse, heissem Wasser und sogar einem Mikrowellenofen zu Leibe gerückt, erfolglos – oder zu energieaufwändig. Dennoch gibt Roy Latsch die Idee nicht auf, dass der Blacke, auch Stumpfblättrige Ampfer genannt, doch irgendwie der Gar auszumachen sein müsse. «Freuen würde ich mich schon, wenn die Forschung an ART dazu führt, dass dem Biolandbau eine gute Bekämpfungs methode empfohlen werden könnte.» Ziel des Blackenprojekts ist, so der Projektleiter, ein praxistaugliches Verfahren zur Bekämpfung dieses in der Landwirtschaft ungeliebten weil fütterungstechnisch minderwertigen Unkrauts zu erforschen, denn die bislang wirksamste Methode, das herkömmliche Blackenstechen, sei sehr anstrengend und zeitraubend. Der Biologe, der in der Pfalz auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen ist, spezialisierte sich an der Universität Greifswald auf Landschaftsökologie und Naturschutz und promovierte später an der Humboldt- Universität zu Berlin im Bereich Agrartechnik zum Thema «Landschaftspflege auf Niedermooren». In diesem Zusammenhang arbeitete er in der Verfahrenstechnik im Bereich Grünlandbewirtschaftung. Auch für seine weiteren Projekte wie der Verbesserung der Silagequalität über eine optimierte Silageverdichtung sowie an Untersuchungen zu Mulchverfahren brachte er so beste Voraussetzungen mit. Als bei ART für das Blackenprojekt eine Nachfolge gesucht wurde, verschlug es den Biologen in die Schweiz. Da die Schweiz keinen Studiengang im Bereich Agrartechnik anbietet, wandte man sich an Universitäten in Deutschland. Dass schliesslich er zur Blacke gefunden habe, da sei schon etwas Zufall im Spiel gewesen, «auch wenn mich dieses kaum bekämpfbare Kraut langsam schon fast fasziniert.» Gegen Schnitt ist die Wurzel völlig resistent. Je mehr man sie verletzt, desto mehr treibt die Rosette aus und die Samen nutzen jede Verletzung der Grasnarbe, um auch nach 40 Jahren noch zu keimen. «Interessant ist auch, dass Methoden wie das Ausfräsen, die in Österreich in der Praxis funk tionieren, in der Schweiz versagen.» So geht die Suche nach mechanischen und physikalischen Methoden weiter, denn die chemische dient dem Biolandbau bekanntlich nicht: «Das bisher resistenteste Exemplar habe ich vor lauter Respekt gar wieder eingepflanzt, nachdem es 50 Sekunden Mikrowellenbehandlung überlebt hatte. Es steht nun bei mir auf dem Fenstersims. Meine Frau, ebenfalls Biologin, spöttelt schon mal, ‹Du willst diese Pflanzen gar nicht umbringen›.» 208 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 208, 2010 Roy Latsch forscht an ART zum Thema Silageverdichtung. (Foto: Etel Keller, ART) Die beiden Biologen aus Deutschland leben mit ihren drei kleinen Kindern seit 2007 in Oberwinterthur. «Die Schweiz haben wir aber noch nicht wirklich entdeckt», bedauert Roy Latsch. «Ich muss gestehen, dass mir die aktuelle Familienphase noch wenig Raum dafür gelassen hat.» Doch allmählich fänden er und seine Frau auch zu geliebten Freizeitaktivitäten zurück, was mit drei kleinen Kindern fern familiärer Unterstützung keine Selbstverständlichkeit sei: «Wenn ich Zeit finde, suche ich meine Ruhe und meinen Ausgleich in der Werkstatt. Dann arbeite ich leidenschaftlich gern mit Holz an der Werkbank.» Dem Autodidakten gelängen immer mehr «Kleinigkeiten», meint er bescheiden. Das Schaukelpferd für den Göttibuben scheint das letzte sehr befriedigende Unterfangen gewesen zu sein, wie die präzise Schilderung vermuten lässt. Konstruktion als Ausgleich zur Destruktion der Blacke? Und dann singt das Paar auch sehr gerne, seine Frau neuerdings auch wieder im Chor. Das sollte in Tänikon die zahlreichen Liebhaber der Sirnacher Operette aufhorchen lassen. Etel Keller-Doroszlai, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, 8356 Ettenhausen A k t u e l l Neue Publikationen Aktuell Untertitel Lauftext Ergänzungs fütterung zur Weide bei Milch kühen Merkblatt für die Praxis ALP aktuell (36), 2010, 1 – 4 AGrAr ForSchUNG Schweiz recherche AGroNomiqUe SUiSSe Untertitel Im Grasland Schweiz ist ein gutes Weidemanagement in der Rindviehhaltung von grosser Bedeutung.Lauftext Agroscope Liebefeld-Posieux ALP unterstützt die Praxis mit einem neuen ALP aktuell. In diesem Merkblatt für die Praxis erklärt Andreas Münger wie man in einem Weidesystem das Beste aus dem Grünfutter herausholt. Da dieses den Bedarf von hochleistenden Milchkühen nicht immer vollständig deckt, zeigt er auch auf, wie die Ergänzungsfütterung richtig zu handhaben ist. Eine neue Rubrik informiert zudem auf der Homepage von Agroscope über das Graswachstum auf den Versuchsbetrieben von ALP in Posieux und dem Biobetrieb «Abbaye» in Sorens (FR). Andreas Münger, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP Aktuelle Forschungsergebnisse für Beratung und Praxis: Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal im Jahr Forschungsergebnisse über Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft, Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und Gesellschaft. Agrarforschung ist auch online verfügbar unter: www.agrarforschungschweiz.ch NEU Bestellen Sie jetzt Ihre Gratisausgabe! Name/Firma Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Partner der zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirtschaft, die Schweizerische hochschule für Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen AGriDeA, die eidgenössische Technische hochschule eTh zürich, Departement Agrarund Lebensmittelwissenschaften und Agroscope, die gleichzeitig herausgeberin der zeitschrift ist. Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenössische Ämter und an weitere Fachinteressierte. Vorname Strasse/Nr PLZ/Ort Beruf E-Mail Datum Unterschrift Talon einsenden an: Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 209–211, 2010 E-Mail: info@agrarforschungschweiz.ch | www.agrarforschungschweiz.ch 209 Aktuell Medienmitteilungen www.agroscope.ch 26.04.2010 / ACW Wegen sauberer Luft Gemüse anders düngen Dank Luftreinhalte-Verordnung hat der Ausstoss von Schwefel in die Atmosphäre seit den 1980er Jahren um mehr als 80 % abgenommen. Parallel dazu ist auch die Schwefel-Menge zurückgegangen, die via Niederschläge in landwirtschaftlich genutzte Flächen gelangt. Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW fanden heraus, dass viele Gemüsekulturen an Schwefel-Mangel leiden, wenn ihnen dieser essentielle Pflanzennährstoff nicht gezielt bei der Düngung verabreicht wird. 22.04.2010 / ART Immer weniger Biodiversität Im Rahmen eines grossen Forschungsprojekts haben über 80 Wissenschaftlerinnen und Fachexperten gezeigt: Die Biodiversität in der Schweiz ist nach wie vor bedroht. Das Ziel, bis 2010 den Verlust zu stoppen, wurde klar nicht erreicht. 15.04.2010 / ACW Nachhaltiger Obstbau für Bulgarien Den Obstbau in Bulgarien auf eine nachhaltige Produktionsweise umstellen – dazu beigetragen haben Insektenspezialisten der Forschungsanstalt Agroscope ChanginsWädenswil ACW. Im Zentrum stand der Apfelwickler, der in Bulgarien wegen eines intensiven Insektizid-Einsatzes weitgehend gegen herkömmliche Pflanzenschutzmittel resistent geworden war. Mit innovativen, umweltfreundlichen Bekämpfungsstrategien er-zielten ACW-Fachleute und bulgarische Wissenschaftler darauf gemeinsam Erfolge. So konnte die Menge an Insektiziden massgeblich reduziert und die Entstehung neuer Resistenzen verhindert werden. Der Schweizerische Nationalfonds hat das Projekt finanziert. 12.04.2010 / ART Tiefere landwirtschaftliche Einkommen 2009 Erste Trends für das Jahr 2009 zeigen ein tieferes landwirtschaftliches Einkommen als im Vorjahr. Gemäss den provisorischen Ergebnissen beträgt das Einkommen pro Betrieb 61 800 Franken gegenüber 64 100 im Jahr zuvor. Tiefere Produzentenpreise insbesondere bei der Milch können durch höhere Direktzahlungen und gute Erträge nur teilweise aufgefangen werden. Der Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft und Jahr bleibt mit 42 000 Franken auf Vorjahresniveau. 210 Agrarforschung Schweiz 1 (5): 209–211, 2010 06.04.2010 / ACW Jede Masche zählt – Qualitätsstandards für Schutznetze gegen Insekten Schutznetze bewahren landwirtschaftliche Kulturen vor gefrässigen Insekten, aber auch Menschen in MalariaGebieten vor krankheitsübertragenden Mücken. Die Wirkung dieser Netze kann durch eine Imprägnierung mit Insektiziden gesteigert werden, ohne dass Rückstände auf Nahrungsmittel gelangen oder Menschen damit in Kontakt kommen. Pflanzenschutzchemie-Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW arbeiten mit internationalen Organisationen und Firmen an der Entwicklung von Qualitätsstandards für solche Netze – etwa Waschfestigkeit, Insektizidgehalt und Maschengrösse. 30.03.2010 / SNG Equigarde® -Abgänger 2009 feiern ihren Abschluss Die Equigarde® -Schüler 2009 haben Anfang März 2010 am Schweizerischen Nationalgestüt SNG ihren Abschluss gefeiert. Eröffnet wurde der Anlass mit einer Bilanz des Kurses und der Information zur neuen obligatorischen Ausbildung für Pferdehalter gemäss Tierschutzverordnung. Nach einer Vorstellung des Schweizerischen Verbandes der Pferdehalter (SVPH) erfolgte die Vergabe der Diplome, Bescheinigungen und Plaketten. Aktuell Neue Internetlinks Graswachstum auf den ALP Versuchs betrieben in Posieux und dem Biobetrieb «l’Abbaye» in Sorens www.agroscope.ch > Praxis > Tierernährung > Weidemanagement > Graswachstum Veranstaltungen Mai 2010 20.05. – 20.05.2010 AGFF-Waldhoftagung AGFF, Inforama, SHL, ALP, ART Inforama Waldhof, Langenthal (BE) Juni 2010 ALP untersucht weidebetonte Produktionssysteme und gibt das erworbene Wissen den interessierten Kreisen weiter. Ab Vegetationsbeginn werden Angaben über das Graswachstum für den ALP-Versuchsbetrieb in Posieux und den Biobetrieb «l’Abbaye» in Sorens auf dem Internet zur Verfügung gestellt und regelmässig aktualisiert. 03.06. – 05.06.2010 IGN-Tagung 2010: Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, Ettenhausen 06.06.2010 Breitenhoftagung 2010, Treffpunkt der Steinobstbranche Agroscope Changins-Wädenswil ACW Wädenswil 16.06. – 17.06.2010 Tänikoner Agrartechniktage Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, Ettenhausen Vor schau Juni 2010 / Heft 6 Das Walliser Schwarznasenschaf wird in der warmen Jahreszeit g esömmert. ACW hat auf einer Alp im Oberwallis Versuche mit Umtriebsweide bei der Schafs ömmerung durchgeführt. Die Schafe der Versuchsherde gehörten den Rassen «Weisses A lpenschaf» und «Walliser Schwarznasenschaf» an. ••Umtriebsweide bei der Schafsömmerung: Auswirkungen auf die Vegetation, M. Meisser und C. Chatelain ACW 18.06. – 20.06.2010 Tage der offenen Tür 2010 Agroscope Changins-Wädenswil ACW Changins, Nyon August 2010 12.08. – 12.08.2010 AGFF-Futterbautagung AGFF, Landwirtschaftliches Zentrum SG, ART Neu St. Johann (SG) 13.08.2010 Info-Tag Medizinal- und Gewürzkräuter Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Forschungszentrum Conthey Bei Fam. Theiler, Hergiswil bei Willisau ••Bedroht der Gelbrost die Weizenproduktion in der Schweiz?, F. Mascher et al. ACW ••Rekultivierungen im Vergleich mit natürlich gewachsenen Böden, M. Stettler et al. SHL und Geotechnisches Institut AG Bern ••Biolandbau: Warum nur wenige Ackerbaubetriebe umstellen, A. Ferjani ART ••Siliermittel: Testergebnisse 2009, U. Wyss ALP Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen Agrarforschung Schweiz 1 (5): 209–211, 2010 211 Donnerstag, 3. Juni bis Samstag, 5. Juni 2010 24. IGN-Tagung 2010 Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung Worum geht es? Ein breites Wissen über tiergerechte Haltungssysteme in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung steht heute zur Verfügung. Dieses findet in der praktischen Umsetzung jedoch sehr unterschiedlich Anwendung. Die Tagung soll sich der Frage widmen, in welchen Bereichen der Nachhaltigkeit Lösungen für eine tiergerechte Nutztierhaltung gefunden werden müssen. Die Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) fördert auf wissenschaftlicher Grundlage die tiergerechte Haltung, Zucht, Ernährung und Behandlung von Nutztieren und organisiert zusammen mit der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART die Tagung zum Thema Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung. Die Tagung fokussiert auf folgende Themen und Spannungsfelder: • Dilemma? Kosten – Nutzen von Tierschutzmassnahmen • Dilemma? Umweltschutz – Tierschutz • Dilemma? Tierleistung – Tierwohl • Dilemma? Verbraucherwünsche – Tierwünsche • Tiergerechtheit in der Praxis: Einfluss des Managements • Methoden der Bewertung der Nachhaltigkeit von Tierhaltungssystemen • Methoden der Förderung von tiergerechten Haltungssystemen. Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis Wer ist angesprochen? Interessierte aus Wissenschaft, Beratung und Landwirtschaft. Ort und Zeit: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon, CH-8356 Ettenhausen Donnerstag, 3. Juni bis Samstag, 5. Juni 2010 Anmeldung und Auskunft: Anmeldung bis Dienstag, 18. Mai 2010 unter www.agroscope.ch > Aktuell > Veranstaltungen Weitere Auskünfte gibt Ihnen Diana Niederer, ART, Telefon +41 52 368 32 23 oder diana.niederer@art.admin.ch www.agroscope.ch ins_ign-tagung_A4.indd 1 28.04.2010 17:05:22