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Forschungen Heft 110 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Forschungsvorhaben im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Endbericht Auftragnehmer Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und angewandte Stadtforschung e.V. AG SPAS, Berlin Bearbeiter Katrin Voigt Peter Pulm Anett Endesfelder Herausgegeben vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Bonn 2003 Forschungen In der Schriftenreihe Forschungen veröffentlicht das BBR ausgewählte Ergebnisse aus der eigenen Forschung und der Ressortforschung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in den Themenbereichen Raumordnung, Städtebau, Wohnungswesen und Bauwesen. IMPRESSUM Herausgeber Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Deichmanns Aue 3137 53179 Bonn www.bbr.bund.de Vertrieb und Verlag Selbstverlag und Buchhandel Selbstverlag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Deichmanns Aue 3137, 53179 Bonn Postfach 21 01 50, 53156 Bonn Telefon: 0 18 88 - 4 01 - 22 09 Telefax: 0 18 88 - 4 01 - 22 92 E-Mail: selbstverlag@bbr.bund.de ISSN 1435 4659 (Schriftenreihe) ISBN 3 87994 442 3 Forschungen Heft 110 Bonn 2003 Inhalt Kurzfassung 1 Abstract 3 Einleitung 5 1 Grundlagen und methodisches Vorgehen 1.1 Soziale Stabilität von Stadtvierteln 1.2 Fallbeispiele 1.3 Methodisches Vorgehen 7 7 8 10 2 Die 2.1 2.2 2.3 2.4 neuen Eigentümer Zusammenfassung Käufergruppen Nachfragepotenzial Kaufmotive und -hemmnisse 12 12 12 19 20 3 Kosten und Finanzierung 3.1 Zusammenfassung 3.2 Kosten und Belastung 3.3 Finanzierung und Förderung 26 26 26 31 4 Der 4.1 4.2 4.3 37 37 38 42 Prozess und die Beteiligten Zusammenfassung Verfahrensaspekte bei Neubaumaßnahmen Verfahrensarten und Akteure bei Umwandlungsmaßnahmen 5 Quartiers- und objektbezogene Rahmenbedingungen 5.1 Zusammenfassung 5.2 Quartiersbezogene Rahmenbedingungen 5.3 Objektbezogene Rahmenbedingungen 51 51 51 57 6 Effekte der Eigentumsbildung 6.1 Zusammenfassung 6.2 Mobilität und Verdrängung 6.3 Nachbarschaften und soziale Netze 6.4 Wohnzufriedenheit und Verbleibeperspektive 6.5 Image als beharrendes Element 6.6 Ein neues Gesicht für das Quartier 61 61 62 64 71 72 73 7 Strategien für die Wohneigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen 7.1 Soziale Stabilität als Zielstellung 7.2 Art der Eigentumsmaßnahmen 7.3 Zielgruppen 7.4 Verfahren 7.5 Förderung und Finanzierung 75 75 76 77 79 80 Quellenverzeichnis 83 Anhang 1 Tabellen, Gebietspässe Anhang 2 Vorträge Expertenworkshop 13.6.2002 87 137 Abbildungen Abbildung 1.1 Karte der Fallbeispiele 9 Abbildung 2.1 Alter der Käufer zum Kaufzeitpunkt 13 Abbildung 2.2 Anteil der Käufergruppen nach ihrer Herkunft 13 Abbildung 2.3 Kaufmotive der Eigentümer in Umwandlungsmaßnahmen 20 Abbildung 2.4 Kaufmotive der Eigentümer in Neubaumaßnahmen 22 Abbildung 2.5 Kaufmotive der Eigentümer nach Haushaltstyp 23 Abbildung 2.6 Kaufmotive der Mieterkäufer im Vergleich zu Käufern von außerhalb 24 Abbildung 2.7 Kaufmotive der kaufinteressierten Mieter 24 Abbildung 2.8 Gründe für fehlendes Kaufinteresse 25 Abbildung 3.1 Kaufpreise der Neubauimmobilien 27 Abbildung 3.2 Kaufpreise der Bestandsimmobilien 28 Abbildung 3.3 Wohnkostenbelastung der Eigentümer und Mieter 30 Abbildung 3.4 Wohnkostenbelastung der Eigentümer und Mieter nach Alter 31 Abbildung 5.1 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer von Neubauimmobilien 52 Abbildung 5.2 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer von Bestandsimmobilien 55 Abbildung 5.3 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der kaufinteressierten Mieter 57 Abbildung 5.4 Objektbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer 57 Abbildung 5.5 Objektbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der kaufinteressierten Mieter 60 Tabellen Tabelle 2.1 Sozioökonomische Merkmale der Käufergruppen nach Neubau und Umwandlung 15 Tabelle 2.2 Sozioökonomische Merkmale der Käufergruppen 18 Tabelle 3.1 Immobilienpreise in 27 E pro m² im Vergleich Tabelle 3.2 Durchschnittlicher Anteil der Wohn- und Kapitalkosten am Haushaltsnettoeinkommen 29 Tabelle 3.3 Wohnnebenkosten der Eigentümer und Mieter 30 Tabelle 4.1 Verfahrensaspekte der Neubaumaßnahmen 41 Tabelle 4.2 Verfahrensaspekte der Umwandlungsmaßnahmen 49 Tabelle 5.1 Wohnungsschlüssel und Verkaufsquoten 59 Tabelle 6.1 Selbstnutzende Eigentümer und Kapitalanleger in den Fallbeispielen 62 Tabelle 6.2 Herkunft der selbstnutzenden Eigentümer in den Fallbeispielen 62 Tabelle 6.3 Sozioökonomische Merkmale der Eigentümer und Mieter nach Neubau und Umwandlung 64 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Kurzfassung Die Untersuchung von 21 Fallbeispielen in 14 westdeutschen Großstädten hat gezeigt, dass die Schaffung von Wohneigentum durch Neubau und Bestandsprivatisierung einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung benachteiligter Stadtteile leisten kann, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt und notwendige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Umwandlungsmaßnahmen führen in erster Linie zur Bindung langjähriger, relativ zufriedener Gebietsbewohner an den Stadtteil. Zwei Drittel der Käufer von Bestandsimmobilien kommen aus dem Stadtteil. Die zuziehenden Käufer von außerhalb tragen durch vergleichsweise gute Einkommen und den höheren Familienanteil zu einer Aufwertung und Durchmischung der Sozialstruktur bei. Nichtdeutsche Käufer sind überdurchschnittlich vertreten. Die Käufer haben ihre Bestandsimmobilien aufgrund des günstigen Verhältnisses von Preis und Leistung, aus Gründen der Altersvorsorge und aus dem Wunsch heraus, die Wohnsituation abzusichern, erworben. Bestandsprivatisierung kann bei geeigneten Verfahren die Nachbarschaften durch die Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen, die Aufwertung des Erscheinungsbildes und den Rückgang der Fluktuation stabilisieren. Dadurch erhöht sich die Wohnzufriedenheit der Bewohner. Durch eine stärkere soziale Kontrolle ändert sich das Verhalten der Bewohner gegenüber dem Gemeinschaftseigentum. Eine Mischung von Mietern und Eigentümern in überschaubaren Wohnanlagen kann am ehesten positive Synergieeffekte innerhalb der Nachbarschaften auslösen, wenn die sozialen Unterschiede zwischen den Bewohnergruppen nicht zu groß und die Lebensstile ähnlich sind. Eine stabilisierende Privatisierung mit Ausstrahlungseffekten auf den Stadtteil kann nur durch ein behutsames Verfahren erreicht werden. Wichtige Voraussetzungen dafür sind der Verkauf an Selbstnutzer, besonders an Mieter aus den betroffenen Wohnanlagen, der Schutz der Mieter vor Kündigung und die Vermittlung von Konflikten in den Nachbarschaften. Flankierende Maßnahmen am Gebäude und im Wohnumfeld verringern das Kostenrisiko für die neuen Eigentümer. Eine transparente Finanzierungs- und Immobilienberatung für Käufer und eine sorgfältige Vermittlung von Kompetenzen an die neuen Eigentümer sichern den langfristigen Erfolg der Maßnahme ab. Konventionelle Privatisierungsverfahren nehmen häufig Risiken wie die Destabilisierung von Nachbarschaften durch die Verunsicherung der Bewohner, die Verstärkung des sozialen Gefälles und die Verdrängung von Mietern in Kauf beziehungsweise provozieren sie und sind damit kontraproduktiv. Die Durchschnittspreise der Bestandimmobilien liegen deutlich unter den Vergleichspreisen der untersuchten Großstädte. Die Eigenheimzulage des Bundes hat bei der Finanzierung eine besondere Rolle gespielt, da die Bestandsförderung einiger Bundesländer erst in jüngerer Zeit gegriffen hat. Ein Drittel der Erwerber hat den Wohnungskauf ohne Eigenkapital finanziert. Insgesamt ist die durchschnittliche Wohnkostenbelastung der Eigentümer im Bestand niedriger als die der Mieter. Bei Neubauimmobilien sind mehr Käufer von außerhalb, nämlich drei Viertel, zugezogen. Es handelt sich überwiegend um junge, gut qualifizierte Familien mit Erwerbseinkommen an der Schwelle zur Eigentumsbildung. Die neuen Eigentümer leisten einen Beitrag zur Verjüngung und zur sozialen Durchmischung der Quartiere. Sie repräsentieren andere Lebensstile und können zu einer Belebung der Wohngebiete und zu einer Auslastung der Infrastruktur führen. An Kindertagesstätten und Schulen führt dies zu temporären positiven Veränderungen. Käufer von Neubauimmobilien engagieren sich in der Regel überdurchschnittlich für die Situation ihrer Kinder und ihre Wohnsituation. Die Einbeziehung der Eigentümer in die Stadtteilentwicklung kann neue Handlungspotenziale für die Stadtteile erschließen und ihnen damit eine Entwicklungsperspektive eröffnen. Eigenheimerwerber tendieren jedoch dazu, sich von den Mietern in ihrer Nachbarschaft und von dem Stadtteil abzugrenzen, während das Leben unter Gleichen in den Neubausiedlungen zu ihrer hohen Wohnzufriedenheit beiträgt. Eine architektonisch ambitionierte Neubaumaßnahme kann die lokale städtebauliche Situation aufwerten und ein positives Signal setzen, der Einfluss der meist peripher gelegenen Neubaugebiete auf das Gesamterscheinungsbild eines Stadtteils ist jedoch eher gering. Wichtige Kaufmotive für die Eigenheimerwerber 1 2 Forschungen Heft 110 waren der Wunsch nach größerem Wohnkomfort, das günstige Preis-/Leistungsverhältnis und die Familie. Die Durchschnittspreise der Neubauimmobilien liegen unter den Durchschnittspreisen der untersuchten Großstädte. Die staatliche Neubauförderung des Bundes und der Länder hat bei der Finanzierung der Neubaumaßnahmen eine wichtige Rolle gespielt. Nur in Ausnahmefällen war der Kauf ohne Eigenkapital möglich. Die Eigenheimerwerber sind im Durchschnitt stärker durch Wohnkosten belastet als die Wohnungserwerber. Die wichtigste Zielgruppe für Neubaumaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen sind junge Schwellenhaushalte von außerhalb des Stadtteils. Bestehende Käuferpotenziale in den Stadtteilen sollten im Rahmen einer gezielten Vermarktung mit berücksichtigt werden. Für die erfolgreiche Eigentumsbildung im Neubau und die Erreichung der Zielgruppe ist die Schaffung von kosten- und flächensparenden Angeboten und ihre städtebauliche und funktionale Einbindung in den Stadtteil von strategi- scher Bedeutung. Das Angebot an Schulen und Kindertageseinrichtungen sollte im Interesse einer erhöhten Integrationsleistung verbessert werden. Dies kann die Nachfrage nach Wohneigentum erhöhen. Die Eigentumsbildung durch Neubau oder im Bestand muss in ein umfassendes stadtteilbezogenes Handlungs- und Imagekonzept eingebettet werden, da isoliert umgesetzte Maßnahmen wenig Ausstrahlungseffekte auf den Stadtteil haben. Den Kommunen kommt als Initiator, Steuerungsinstanz und Vermittler von Stadtteilkonzepten und von sozial verträglichen Verfahren zur Wohneigentumsbildung eine zentrale Rolle zu. Sie können flankierende Maßnahmen in den Wohngebieten initiieren bzw. selber durchführen und damit den Erfolg der Eigentumsbildung sicherstellen. Eine stärkere Ausrichtung der Förderung des Bundes und der Länder auf den Bestand, auf benachteiligte Stadtteile und auf die Zielgruppen würde die Initiierung stabilisierender Effekte durch sozialverträgliche Eigentumsmaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen erleichtern. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Abstract The investigation of 21 example cases in 14 west-German large cities has shown that the creation of home ownership through new construction and the sale of rental apartments to individual owners can make an important contribution to the stabilisation of disadvantaged city sectors if certain basic prerequisites are met and necessary framework conditions are established. The sale of rental apartments leads primarily to a bonding of long-term, relatively content area residents to the city sector. Two thirds of purchasers of rental apartments originate from the same district. Residents moving into the area contribute to an upgrading and mixing of the social structure with comparably good incomes and children. Non-German purchasers are represented higher than average. Buyers have acquired their rental apartments on the basis of a favourable price-performance ratio, for old age provision and out of the desire to secure their housing needs. With suitable processes in place the sale of existing rental apartments can stabilise neighbourhoods through the improvement of neighbourhood relationships, superior appearance and a decline in the frequency people move in and out of the neighbourhood. In this way residents satisfaction is increased. The effect of stronger social control changes residents behaviour regarding common property. A mixture of renters and owners in smaller residential complexes is most likely able to evoke positive synergetic effects in neighbourhoods if social differences between residential groups are not too large and lifestyles are similar. The stabilising results of privatisation with their far reaching effects on the district can only be achieved by proceeding in a cautious way. Important conditions for this are the sale of units to residents actually using the premises, especially to tenants of the affected residential complexes, the protection of tenants from evictions and the mediation of conflicts in the neighbourhoods. Additional measures at the building and in the residential environment reduce the risks of high costs for the new owners. A transparent financial and real estate consultation programme for purchasers and the careful passing on of skills to new owners ensure the long-term success of the measures. Conventional privatisation procedures are counterproductive because they often accept or provoke such risks as the destabilisation of neighbourhoods through the undermining of residents sense of security, through increased differentiation in social classes and by the displacement of renters. Average prices of existing rental apartments are clearly under comparable prices in sampled large cities. The federal home ownership benefit has played a special financing role because public financing programmes in some Laender had taken effect just recently. One third of buyers have financed their purchase without equity capital. All told average housing costs are lower for owners of rental apartments than for tenants. Three quarters of buyers who bought newly built homes moved into the area from elsewhere. These are primarily young, well qualified families with employment incomes at the threshold of being able to afford their own homes. The new owners contribute to the rejuvenation and to a social mix of the neighbourhoods. They represent new life styles, can enliven the residential areas and contribute to the utilisation of the infrastructure. This leads to temporary positive changes at day cares and schools. Generally purchasers of newly built homes are involved in the situation of their children and their living condition at an above average level. Inclusion of owners interests in district planning can create new activity potentials for these districts and can thereby offer a perspective for development. However home owners tend to differentiate themselves from tenants and tenant neighbourhoods whereas living among other owners in the new subdivision contributes to their high rate of satisfaction. An architecturally ambitious new development can enhance the situation from the point of view of town planning and set a positive signal, but the influence of the mostly peripherally located new subdivision on the appearance of the whole city district is rather limited. Important criteria for home buyers are the desire for higher living comforts, an attractive price performance ratio and the family. Average costs of newly built homes are below average costs in sampled large cities. 3 4 Forschungen Heft 110 Federal and Laender financial support for new residential construction has played an important role in the financing of new construction projects. Purchases without equity capital were possible only in exceptional cases. On average owners of newly constructed homes have higher housing costs than apartment owners. The most important target group for new home ownership projects in disadvantaged city districts are young households from outside the district who are at the threshold of being able to afford their own homes. Potential purchasers already residing in the districts are to be taken into consideration within the framework of targeted marketing. For the successful achievement of new home ownership and the reaching of the target group, the establishment of cost and space saving opportunities and their inclusion in town planning criteria in the city district is of strategic importance. In the interest of increased integration the availability of schools and day care facilities should be improved. This can increase the demand for home ownership. The development of home ownership through new construction or through the purchase of existing rental apartments must be embedded in an encompassing action and image concept in relation to the district, since measures implemented in isolation have little appeal. Communities receive a central role as initiator, taxation authority and agent for planning concepts and socially acceptable processes towards home ownership. They can initiate or even carry out additional measures in residential areas and are thereby able to ensure the success for home ownership. Stronger orientation of federal and Laender contributions towards rental apartments, disadvantaged city districts and target groups, would ease initiating stabilising effects via socially acceptable ownership measures in disadvantaged city districts. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Einleitung Die Fachdiskussion über mögliche Instrumente für eine Stabilisierung von benachteiligten Stadtvierteln hat auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Bund-Länder-Programm Die Soziale Stadt die Frage aufgeworfen, ob die Bildung von Wohneigentum stabilisierende Effekte auf ein Wohngebiet haben kann. Erfahrungen aus der Praxis hatten gezeigt, dass vor allem von selbstnutzenden Eigentümern aufgrund spezifischer Einstellungen und Verhaltensweisen positive Effekte in einem Wohnquartier ausgehen können. Es war jedoch weitgehend unbeantwortet geblieben, ob Maßnahmen zur Wohneigentumsbildung tatsächlich zur Stabilisierung eines Stadtquartiers beitragen beziehungsweise einer Destabilisierung entgegenwirken können. Ziel des Forschungsvorhabens war somit die Gewinnung von empirisch abgesicherten Erkenntnissen darüber, ob und in welchem Umfang die Schaffung von Wohneigentum für selbstnutzende Eigentümer durch Neubau und im Bestand einen Beitrag zur Stabilisierung benachteiligter Stadtviertel leisten kann. Im Zentrum der Untersuchung standen drei Fragen: Welche Zielgruppen sind für Eigentumsmaßnahmen in benachteiligten Stadtvierteln auszumachen? Welche Voraussetzungen müssen für die Eigentumsbildung in diesen Quartieren erfüllt sein? Welche Auswirkungen hat Eigentumsbildung auf benachteiligte Gebiete? Zusätzliche Aktualität hat das Thema durch zwei Aspekte erhalten: Die aktuelle Diskussion über die Ausgestaltung der Förderung der Wohneigentumsbildung durch den Bund mit Hilfe der Eigenheimzulage hat die Frage aufgeworfen, inwieweit eine Neugewichtung von Neubau- und Bestandsförderung sinnvoll sein kann. Eine solche Überlegung kann auch eine wichtige Weichenstellung in Bezug auf die Eigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen bedeuten. Die angespannte Haushaltslage in den Kommunen führt dazu, dass sich eine Reihe von Städten durch den Verkauf der kommunalen Wohnungsunternehmen von ihren gesamten Wohnungsbeständen trennen will. Eine solches Vorgehen kann einem Ansatz zur sozialen Stabilisierung benachteiligter Stadtteile durch Umwandlung und Verkauf an selbstnutzende Einzeleigentümer entgegenstehen. Die hier vorgestellte empirische Untersuchung für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen wurde im Oktober 2000 vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Auftrag gegeben. Die Recherchephase dauerte vom November 2000 bis in den April 2001, die eigentliche Feldphase von Mai 2001 bis in den Oktober 2001. Mit einem Expertenworkshop im März 2002 fand die Untersuchung ihren Abschluss. Wir möchten uns an dieser Stelle für die freundliche und geduldige Unterstützung durch die Kommunen, die Wohnungswirtschaft und die vielen Experten vor allem in der vertiefenden Betrachtung der einzelnen Fallbeispiele bedanken, ohne die diese Untersuchung so nicht möglich gewesen wäre. 5 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 1 Grundlagen und methodisches Vorgehen 1.1 Soziale Stabilität von Stadtvierteln einander sowie die Ausgrenzung und Stigmatisierung seiner Bewohner. Die Untersuchung rückt zwei zentrale Begriffe der sozialen Stadtentwicklung in den Mittelpunkt: soziale Stabilität von Stadtvierteln und benachteiligte Quartiere. In diesen benachteiligten Gebieten galt es nun, den Beitrag der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität der Stadtteile zu eruieren. Die Schwierigkeiten einer Operationalisierung des Begriffes soziale Stabilität werden schnell deutlich. Es drängen sich verschiedene Fragen auf: Wie definiert man die Teilgruppen einer Bevölkerung, und wie müssen sie zueinander im Verhältnis stehen, um von einem Zustand der Ausgewogenheit, der Stabilität sprechen zu können? Reicht es aus, Ausgewogenheit mit Hilfe einiger Strukturdaten zu messen oder müssen nicht vielmehr auch qualitative Aspekte des Zusammenlebens eine Rolle spielen? Gibt es einen allgemeingültigen Begriff von Ausgewogenheit, oder läßt sie sich nur im Kontext lokaler Zusammenhänge bestimmen? So genannte benachteiligte Gebiete werden in der Regel durch bestimmte sozioökonomische und wohnungswirtschaftliche Kenndaten charakterisiert. Hierzu gehören z. B. hohe Fluktuation, Wohnungsund Gewerbeleerstand sowie die Konzentration von Problemhaushalten und von Transfereinkommensbeziehern. Einseitige Bevölkerungsstrukturen und Segregationstendenzen werden problematisiert und eine faktische Entmischung im Bestand an Sozialwohnungen (Difu, 1998) konstatiert. Es wird von Überforderten Nachbarschaften und Milieus der Ärmlichkeit gesprochen. Dies bedeutet für große Anteile der Bewohner, dass die Anregungen und Annehmlichkeiten des normalen Alltagslebens aus dem Gesichtskreis verschwinden, dass sie .. . ohne wirtschaftlich relevante Kontakte und Beziehungen leben und von frustrierten, durch tägliche Sorgen zermürbte Menschen umgeben sind (GdW, 1998). Das Miteinander der Menschen wird somit von dem Gefühl der dauerhaften Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben und damit der Benachteiligung gegenüber breiten Bevölkerungsschichten bestimmt. Im Rahmen des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt, das auf Gebiete mit erhöhtem Entwicklungsbedarf abzielt, werden die Zielgebiete umfassend beschrieben. Hier stehen Quartiere im Vordergrund, die aufgrund sozialer, wirtschaftlicher und städtebaulicher Probleme drohen, ins soziale Abseits zu rutschen (ARGEBAU, 1998). Es handelt sich um Stadtteile, die sozialstrukturelle, bauliche und infrastrukturelle Defizite, Probleme im Bereich des Wohnumfeldes, der Wohnungsqualität, der Umweltsituation sowie ein unzureichendes Angebot an Arbeits- und Ausbildungsplätzen aufweisen. Benachteiligte Gebiete zeichnen sich nicht zwangsläufig durch Ausstattungsdefizite im Bereich Wohnen, Wohnumfeld, Infrastruktur etc. aus, sondern und häufig in erster Linie durch eine eher einseitig ausgeprägte Bewohnerschaft und soziale Problemlagen, wie ein konfliktreiches Neben- In stadtsoziologischen Untersuchungen zu städtischen Teilräumen werden in diesem Zusammenhang Zielvorstellungen und Leitbilder benannt, die sich auf soziale Durchmischung bzw. heterogene Bevölkerungsstrukturen beziehen. Ein Stadtteil kann dann als sozial instabil bezeichnet werden, wenn Segregationserscheinungen auftreten und diese sozialräumliche Trennung nicht freiwillig, sondern erzwungen ist, was in erster Linie für ökonomisch benachteiligte Haushalte zutrifft. Im Umkehrschluss bedeutet demnach Stabilität, dass diese unfreiwilligen Entmischungsprozesse zwischen ökonomisch besser und schlechter gestellten Haushalten nicht auftreten oder zum Stillstand kommen, d. h. eine Abwanderung besser gestellter Haushalte nicht stattfindet. Darüber hinaus ist die Wahrnehmung der Außenstehenden von großem Einfluss. Distanzieren sich die gebietsfremden Bewohner von dem Stadtteil und seiner Bevölkerung, führt dies u. a. zu Vorurteilen und einem negativen Außenimage. Das Gebiet wird von den Personen, die es sich leisten können, woanders zu wohnen, gemieden, und es beginnt ein Prozess der sozialräumlichen Abwärtsentwicklung. Aus Orten der Benachteiligten werden so benachteiligte Orte, die für die Bewohner zur Falle werden (ARGE Kirchhoff/ Jacobs, 2000). 7 8 Forschungen Heft 110 Grundsätzlich muss die zwingende Ableitung einer sozialen Destabilisierung allein aufgrund bestimmter sozioökonomischer Merkmale der Bewohnerschaft hinterfragt werden. Was uns Sorgen macht sind die Verhaltensweisen (. . . ), nicht der Status der Bewohner. (Stadtverwaltung Kiel) Dies macht noch einmal die Komplexität des Begriffes soziale Stabilität deutlich und legt nahe, neben strukturellen auch andere Indikatoren zur Bestimmung von sozialer Stabilität hinzuzuziehen. Infolge einer dauerhaften Abhängigkeit von Transferleistungen und sozialräumlicher Stigmatisierung fühlen sich viele Bewohner in benachteiligten Gebieten sozial isoliert, verlieren ihr Selbstwertgefühl und grenzen sich von den übrigen Bewohnern ab. Eine Teilhabe am normalen Leben und an der Gebietsentwicklung ist nur eingeschränkt möglich. Daher erscheint es wenig sinnvoll und unzureichend, allein anhand von Strukturdaten soziale Stabilität zu messen bzw. zu bewerten. Für die hier vorgestellte Untersuchung können wiederum nicht alle Indikatoren der sozialen Stabilität herangezogen werden, da der Wirkungsbereich der Eigentumsbildung begrenzt ist. Es haben in erster Linie qualitative Bewertungen der sozialen Situation, der Lebensqualität, der Gebietsbindung, der Wohnperspektive sowie der baulichen und wohnungswirtschaftlichen Situation bei der Bewertung der Stabilität Berücksichtigung gefunden. Folgende Indikatoren sind für die Untersuchung der sozialen Stabilität in den Fallbeispielen herangezogen worden: Soziale Indikatoren: Sozialstruktur Nachbarschaftssituation soziale Kontakte im Gebiet Image des Quartiers Wohnzufriedenheit Wohnperspektive der Bewohner (z. B. Umzugs- und Verkaufsabsichten) Gebietsbindung (z. B. Wohndauer) Teilhabe an der Gebietsentwicklung (z. B. Engagement) Identifikation mit dem Wohnstandort Gemeinwesen (Nutzung und Bewertung) Einschätzung der Sicherheit im Quartier Wohnungswirtschaftliche und bauliche Indikatoren: Entwicklung der Fluktuation Entwicklung des Leerstandes Instandhaltungsaufwand an Gebäuden Erscheinungsbild von Gebäuden Erscheinungsbild des Wohnumfeldes Erscheinungsbild des Quartiers 1.2 Fallbeispiele Für die Auswahl der einzelnen benachteiligten Untersuchungsgebiete im Rahmen des Forschungsvorhabens wurde die Kumulation verschiedener sozialer, baulicher, wirtschaftlicher oder wohnungswirtschaftlicher Missstände vorausgesetzt. Es haben sowohl qualitative als auch quantitative Aspekte Berücksichtigung gefunden. Die Gebietsmerkmale mussten derart ausgeprägt sein, dass sie aus der Sicht der jeweiligen Kommune im gesamtstädtischen Vergleich zu einer negativen Gebietsbewertung führten. Angesichts der regionalen Unterschiede erschien die Festlegung einheitlicher Kriterien wenig sinnvoll. Die kommunalen Einschätzungen hängen sehr stark von den lokalen Bedingungen ab. Ein benachteiligtes Quartier in Stuttgart ist in der Regel objektiv weniger belastet als ein benachteiligter Stadtteil im Ruhrgebiet. Diese großen regionalen Unterschiede spiegeln sich nicht nur in den hier untersuchten Gebieten, sondern auch in den Soziale-StadtGebieten wider. Die Hauptmissstände, die die ausgewählten Gebiete kennzeichnen, sind die folgenden (vgl. Tab. 1 und Tab. 2 im Anhang): Stigmatisierung durch ein negatives Image hohe Anteile nichtdeutscher Bewohner hohe Anteile an Transfereinkommensbeziehern hohe Anteile an einkommensschwachen Haushalten vernachlässigtes Wohnumfeld hoher Instandsetzungsbedarf an Gebäuden und Wohnungen hoher Wohnungsleerstand hohe Fluktuation soziale Konflikte zwischen Bewohnergruppen Integrationsprobleme nichtdeutscher Bewohner Defizite der sozialen und gewerblichen Infrastruktur Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Die Auswahl der Eigentumsmaßnahmen (Fallbeispiele) wurde durch verschiedene Umstände erschwert. Die Schwierigkeit der Gebietsauswahl lag nicht an der zu geringen Anzahl an Eigentumsmaßnahmen, sondern zum einen an der geringen Gebietskenntnis der Kommunen. Die kontaktierten Vertreter der Wohnungs- und Stadtplanungsämter verfügten in vielen Fällen nicht über Informationen zur Eigentumsbildung, insbesondere dann nicht, wenn es sich um private Wohnungsbestände handelte. Zum anderen wurde der Suchprozess dadurch erschwert, dass in relativ wenigen benachteiligten Gebieten eine Eigentumsbildung für Selbstnutzer in Form von Umwandlungen oder Neubau in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat. In einem Teil der von den Kommunen vorgeschlagenen Quartiere konnten zwar Eigentumsmaßnahmen ermittelt, aber keine Problemlagen nachgewiesen werden (z. B. BerlinSiemensstadt, Sindelfingen-Spitzholz). In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass Umwandlungsmaßnahmen nur dann in nennenswertem Umfang in innerstädtischen Altbauquartieren stattgefunden haben, wenn sich diese Gebiete in einem Aufwertungsprozess (Gentrification) befunden haben bzw. nicht benachteiligt waren. In anderen Gebieten wurden soziale Probleme ermittelt, aber keine Eigentumsmaßnahmen bzw. in zu geringem Umfang realisiert. Die 21 näher untersuchten Eigentumsmaßnahmen verteilen sich auf 20 ausgewählte Stadtteile in 14 Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Sie liegen in neun alten Bundesländern und Westberlin. Insgesamt kann von einer ausgewogenen räumlichen Schwerpunktsetzung ausgegangen werden. Das Saarland und Baden-Württemberg sind in Ermangelung geeigneter Fallbeispiele nicht in der Untersuchung vertreten (vgl. Abb. 1.1). Bei der Anlage der Untersuchung haben neben geographischen auch städtebauliche Aspekte Berücksichtigung gefunden, so dass bei der Auswahl der Stadtteile und Fallbeispiele unterschiedliche Siedlungstypen einbezogen wurden. Die überwiegende Mehrheit der Fallbeispiele (17) liegt in Großsiedlungen der 60er/70er Jahre. Zwei Maßnahmen befinden sich in innerstädtischen Altbauquartieren und wurden in den 20er bzw. in der 80er Jahren errichtet. Als weitere Untersuchungsbeispiele wurden eine Nachkriegs- und eine Zechensiedlung in die Untersuchung aufgenom- men. Stadträumlich gesehen befinden sich die Untersuchungsgebiete überwiegend in Randlagen. Typische innerstädtische Gründerzeitquartiere wurden nicht untersucht, da nur unvollständige Daten zur Eigentumsbildung vorlagen und den Kommunen keine Umwandlungsmaßnahmen in größerem Umfang bekannt waren. Da im Mittelpunkt der Untersuchung auch die sozialen Auswirkungen der Eigentumsbildung in den Nachbarschaften und die Ausstrahlungseffekte standen, war ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der Fallbeispiele die räumliche Nähe zwischen Wohneigentum und Mietwohnungsbeständen. Im Rahmen der Untersuchung sollten keine Fallstudien zu Best-Practice-Beispielen erstellt werden. Es galt, eine möglichst große Bandbreite sehr unterschiedlicher Maßnahmen zu untersuchen. Die ausgewählten Fallbeispiele umfassen ganz überwiegend selbstgenutztes Wohneigentum, das schwerpunktmäßig in den Abbildung 1.1 Karte der Fallbeispiele 9 10 Forschungen Heft 110 letzten zehn Jahren entstanden ist. 14 der 21 Maßnahmen wurden zwischen 1995 und 1998 realisiert. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung die Privatisierung von Wohnungen bzw. der Verkauf von Neubaumaßnahmen in den Fallbeispielen schon über einen längeren Zeitraum erfolgte und sich dies auch in den Ergebnissen (z. B. Nachfrage nach Eigentum, Verunsicherung durch Umwandlungen) widerspiegelt. Insgesamt wurden acht Neubau- und 13 Umwandlungsmaßnahmen untersucht. Die Neubauprojekte entfielen zu 70 % auf Reihenhäuser. Die übrigen Beispiele verteilen sich auf Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern und auf Ein-/Zweifamilienhäuser. Vier der acht Neubaumaßnahmen wurden unter kosten- und flächensparenden Gesichtspunkten gebaut. Bei den Umwandlungsmaßnahmen wurde auch dem Fördertatbestand Sozialer Wohnungsbau Rechnung getragen: Neun von 13 Umwandlungsmaßnahmen sind im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichtet worden. Zwölf der 21 Untersuchungsgebiete befinden sich in Soziale-Stadt-Gebieten oder liegen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Circa ein Drittel der Eigentumsprojekte wurde im Rahmen strategischer Maßnahmen zur Gebietsaufwertung realisiert. Die übrigen Projekte sind zum Teil aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten initiiert worden und hatten keinen Gebietsbezug. Die Umwandlungsmaßnahmen wurden sowohl von kommunalen und freien Wohnungsunternehmen als auch von Privatisierungsgesellschaften durchgeführt. Neubauprojekte entstanden u. a. durch kommunale, soziale und kirchliche Träger. Der Umfang der Neubaumaßnahmen variiert zwischen 35 neu errichteten Wohneinheiten in Siegen-Fischbacherberg und 210 Wohneinheiten in Bremen-Blockdiek. Mit Ausnahme des Fallbeispiels BottropBoy/Welheim waren zum Zeitpunkt der Untersuchung alle Neubaumaßnahmen verkauft und dies ganz überwiegend an Selbstnutzer. Die Größe der Umwandlungsmaßnahmen liegt zwischen 92 (Bremen-Kattenturm) und 522 Wohneinheiten (Frankfurt-Frankfurter Berg). Die Verkaufsquoten der Umwandlungsmaßnahmen liegen zwischen 33 % (Berlin-Schlangenbader Straße) und 100 % (Duisburg-Hochheide, HamburgJenfeld, Wolfsburg-Westhagen). Die Anteile der Selbstnutzer, bezogen auf die verkauften Wohneinheiten, liegen zwischen 25 % (München-Neuperlach) und 100 % (Bremen-Kattenturm, LudwigshafenPfingstweide I und II). 1.3 Methodisches Vorgehen Das Untersuchungsdesign umfasst einen Methodenmix, der darauf ausgerichtet ist, sowohl quantitative und qualitiatve Aspekte des Themas Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln zu erfassen. Haushaltsbefragung Ziel der Haushaltsbefragung war es, auf breiter empirischer Basis Daten und Einstellungen von Mietern und selbstnutzenden Eigentümern in ausgewählten Großstadtquartieren zu erfassen. Im Vordergrund standen die individuellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Eigentumsbildung und deren Auswirkungen. Die Befragung von Eigentümern und Mietern wurde in den 21 Fallbeispielen durchgeführt. Dabei sind Eigentümer und Mieter innerhalb von Nachbarschaften befragt worden. In den Umwandlungsmaßnahmen wurden miteinander lebende Mieter und Eigentümer in Gebäuden bzw. einzelnen Aufgängen interviewt. Bezogen auf die Neubaumaßnahmen sind Eigentümer in den Neubaugebieten und Mieter in unmittelbar angrenzenden Mietwohnungsbeständen in die Befragung einbezogen worden. Damit spiegeln die Ergebnisse die spezifische Situation in den Nachbarschaften von Mietern und Eigentümern in benachteiligten Stadtteilen westdeutscher Großstädte wider. Die Befragung der 840 Haushalte in 21 Fallbeispielen durch beauftragte Interviewer fand zeitversetzt zwischen dem 7.6.2001 und dem 24.10.2001 statt. Es wurden insgesamt 420 Mieter und 420 Eigentümer im Rahmen von Face-to-face-Interviews befragt. Bezogen auf die Gesamtstichprobe sind in Neubaumaßnahmen jeweils 160 Eigentümer- und 160 Mieterhaushalte, in den Umwandlungsmaßnahmen 260 Eigentümer- und 260 Mieterhaushalte erfasst worden (vgl. Tab. 3 im Anhang). Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Schlüsselpersoneninterviews Es wurden 126 Gespräche mit Experten zu den einzelnen Fallbeispielen von den Verfassern geführt. Neben den Kommunen sind u. a. Vertreter von Wohnungsunternehmen und Bauträgern, von freien und öffentlichen sozialen Trägern, Vertreter aus Schulen und Kindertagesstätten, Verwaltungsbeiräte, Stadtteilmanager, Makler und Bewohnerorganisationen in diese Gespräche einbezogen worden. Im Rahmen der leitfadengestützten Gespräche wurden in Abhängigkeit von der Funktion der Person Informationen zum Gebiet (Bewohnerstruktur, Wohnsituation etc.), die Rahmenbedingungen der Eigentumsbildung (Verfahren, Kosten, Zielgruppe etc.) und ihre Auswirkungen (Sozialstruktur, Wohnzufriedenheit, Erscheinungsbild von Gebäuden etc.) thematisiert. Sekundärdaten und -materialien Um das Bild zu vervollständigen, sind Sekundärmaterialien und -daten von Kommunen, Wohnungsunternehmen, Vermarktern und Bauträgern erhoben und ausgewertet worden. Während die Kommunen in erster Linie statistisches Datenmaterial zu den Fallbeispielen und Stadtteilen (Bevölkerungs- und Wohnungsdaten) bereitstellten, sind die privatisierenden Gesellschaften, die Bau- träger und Vermarkter gebeten worden, Angaben zur wohnungswirtschaftlichen Situation (Leerstand, Fluktuation etc.) und zu den Rahmenbedingungen der Eigentumsbildung (Verfahren, Kosten, Auswirkungen auf Leerstand etc.) zu machen. Schriftliche Erhebungen Im Rahmen einer schriftlichen Erhebung sind Vermieter, Vermarkter und Privatisierungsgesellschaften zu den Auswirkungen der Eigentumsbildung befragt worden. Parallel dazu wurden Vertreter der Landesinvestitionsbanken und der Bausparkassen um schriftliche Einschätzungen und Bewertungen der Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten von Eigentumsmaßnahmen in benachteiligten Gebieten gebeten. Expertenworkshop Zum Abschluss der Untersuchung ist am 14. März 2002 ein ganztägiger Expertenworkshop durchgeführt worden, der dazu diente, die Ergebnisse der Untersuchung zu diskutieren und zu qualifizieren. Teilnehmer waren Vertreter aus einzelnen untersuchten Projekten sowie Vertreter von Verbänden, Kommunen, Länderministerien und aus der Wohnungswirtschaft. Der Bericht wurde im Rahmen einer Fachtagung am 13. Juni 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Beiträge dieser Veranstaltung befinden sich im Anhang 2. 11 12 Forschungen Heft 110 2 Die neuen Eigentümer 2.1 Zusammenfassung Drei Viertel der Käufer von Neubauimmobilien sind junge Familien von außerhalb der Stadtteile. Sie leben in großen Haushalten, sind ganz überwiegend erwerbstätig und haben die höchsten Haushaltseinkommen. Dagegen ist nur jeder vierte Käufer von Neubauimmobilien ein Bewohner aus dem Stadtteil. Es handelt sich zum großen Teil um Familien und Haushalte mit überdurchschnittlicher beruflicher Qualifikation. Unter ihnen sind auch hoch motivierte, integrationsbereite und gut qualifizierte Aussiedlerhaushalte anzutreffen, die im Durchschnitt bereits zehn Jahre im Stadtteil wohnen. Die Käufer von Neubauimmobilien begründen ihre Kaufentscheidung mit dem Wunsch nach größerem Wohnkomfort, dem günstigen Preis-/Leistungsverhältnis und führen familienbezogene Gründe an. Insgesamt ist deutlich geworden, dass durch die Neubaumaßnahmen überwiegend junge Schwellenhaushalte in die untersuchten Gebiete gezogen sind. Besserverdienende sind nur unter sehr spezifischen objekt- und gebietsbezogenen Bedingungen erreicht worden. Zwei Drittel der Käufer von Bestandsimmobilien kommen aus dem Stadtteil. Die Hälfte unter ihnen sind sogenannte Mieterkäufer. Sie zeichnen sich durch eine sehr lange Wohndauer im Gebiet, eine sehr hohe Wohnzufriedenheit und einen vergleichsweise hohen Anteil an Rentnern aus. Das übrige Drittel der Bestandskäufer kommt von außerhalb der Stadtteile. Sie sind die jüngsten Käufer im Bestand (Ø 41 Jahre), leben zu einem vergleichsweise hohen Anteil in Familien und haben die höchsten ProKopf-Einkommen. Charakteristische Merkmale sind zum Teil hohe berufliche Qualifikationen sowie hohe Anteile an nichtdeutschen Haushalten. Die Käufer von Bestandsimmobilien haben sich aufgrund des günstigen Verhältnisses von Preis und Leistung, aus Gründen der Altersvorsorge und aus dem Wunsch heraus, die Wohnsituation abzusichern, für die Immobilie entschieden. Die Veräußerung von Bestandsimmobilien führt dazu, dass überwiegend langjährige, zufriedene Gebietsbewohner mit besseren Einkommen im Gebiet gehalten werden. Obwohl in den untersuchten Gebieten seit mehreren Jahren privatisiert wird bzw. Eigenheime geschaffen werden, hatte noch knapp jeder fünfte befragte Mieter zum Zeitpunkt der Befragung Interesse am Erwerb von Eigentum. Die kaufinteressierten Mieter leben seit durchschnittlich 15 Jahren im Stadtteil und verfügen über überdurchschnittliche Einkommen. Unter ihnen sind besonders viele nichtdeutsche und Aussiedlerhaushalte anzutreffen sowie ein hoher Anteil an hoch Qualifizierten. Sie sind im Mittel 39 Jahre alt und leben zu großen Anteilen in Familien. Ihre Kaufwünsche richten sich besonders auf Ein- und Zweifamilienhäuser im ländlichen Raum. Ein gutes Drittel möchte allerdings eine Immobilie im eigenen Stadtteil erwerben. Dort kann sich mehr als die Hälfte vorstellen, eine Eigentumswohnung zu erwerben. Nur jeder Siebte würde sich für die eigene Wohnung entscheiden. Die kaufinteressierten Mieter sind bereit, durchschnittlich 1.524/ m² für eine Immobilie auszugeben. Die Käufer, die keine Immobilie im Stadtteil erwerben wollen, beziehen auch negative Imageaspekte des Gebietes in ihre Überlegungen ein. 2.2 Käufergruppen Das Interesse der Untersuchung richtet sich an selbstnutzende Käufer von Eigentumsmaßnahmen. Während die Neubauprojekte annähernd zu 100 % von Selbstnutzern erworben wurden, machen letztere bezogen auf die verkauften Wohnungen in Umwandlungsmaßnahmen einen Anteil von ca. 60 % aus. Dementsprechend sind im Durchschnitt 40 % der Erwerber in den untersuchten Umwandlungsbeispielen Kapitalanleger. Die Quote der Kapitalanleger variiert in den Fallbeispielen zwischen 0 % und 72 % (vgl. Kapitel 4). Die unterschiedlichen Gruppen an selbstnutzenden Käufern in den Fallbeispielen werden im Folgenden anhand sozioökonomischer Merkmale und ihrer Herkunft für Neubau- und Umwandlungsmaßnahmen dargestellt. Unabhängig von benachteiligten Gebieten kann der typische Wohneigentumserwerber durch charakteristische Merkmale beschrieben werden. Einer Infrateststudie zufolge liegt das Durchschnittsalter des Wohneigentumserwerbers in Westdeutschland bei 40 Jahren und die durchschnittliche Haushaltsgröße bei knapp drei Personen (2,9 Pers.). In dem überwiegenden An- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln teil der Haushalte leben Kinder (65 %) (LBS, 2001). 13 Abbildung 2.1 Alter der Käufer zum Kaufzeitpunkt Der durchschnittliche befragte Eigentümer in den untersuchten benachteiligten Gebieten ist zum Zeitpunkt des Kaufs mit 41 Jahren nur unwesentlich älter als der Durchschnittskäufer im ehemaligen Bundesgebiet. Allerdings unterscheidet sich das Kaufalter sehr stark nach Neubau und Umwandlung. Im Neubau liegt das durchschnittliche Alter der Käufer bei 36 Jahren, im Bestand bei 44 Jahren. Die durchschnittliche Haushaltsgröße der befragten Eigentümer ist mit drei Personen vergleichbar hoch. Auch hier gibt es große Abweichungen zwischen Neubau- und Umwandlungsmaßnahmen. Die Haushalte der Käufer von Neubauimmobilien sind deutlich größer als die der Bestandskäufer (4,9 : 2,5 Pers./Haushalt). Die Käuferhaushalte in den benachteiligten Gebieten zeichnen sich über alle Untersuchungsgebiete hinweg durch einen etwas kleineren Familienanteil als in den übrigen Gebieten in Westdeutschland aus (vgl. LBS, 2001). Er liegt bei ca. 51 %. Im Neubau beträgt der Anteil der Familien drei Viertel. In den privatisierten Objekten gibt es dagegen nur in jedem dritten Haushalt Kinder. Die untersuchten Käuferhaushalte verfügen im Durchschnitt über 2.434 E im Monat und über ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen von 1.104 E1, das ihnen nur begrenzten finanziellen Verfügungsspielraum läßt. Die Käufergruppen unterscheiden sich zum einen nach Neubau- und Umwandlungsmaßnahmen und zum anderen nach ihrer Herkunft (innerhalb/ außerhalb des Stadtteils), ihrer sozialen Zusammensetzung, ihrer kulturellen Zugehörigkeit, ihrer Qualifikation und ihrer Einkommenssituation. Auch das Kommunikationsverhalten in Form von Internetnutzung wurde als ein Indikator für die Abgrenzung unterschiedlicher sozialer Gruppen untersucht.2 Im Rahmen der Untersuchung wurde für alle befragten Personen ermittelt, ob sie zu Hause oder am Arbeitsplatz das Internet regelmäßig für private Zwecke nutzen. Die Abbildung 2.2 stellt die wichtigsten Käufergruppen nach ihrer Herkunft für Neubau- und Umwandlungsmaßnahmen dar (vgl. auch Tab. 2.1). Im Weiteren werden die markantesten Merkmale dieser Käufergruppen skizziert sowie die Charakteristika der nichtdeutschen Käufer und Aussiedler beschrieben. Abbildung 2.2 Anteil der Käufergruppen nach ihrer Herkunft Quellen: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Neubau Die Eigentümer in den Neubaugebieten besitzen ihre Immobilie seit durchschnittlich sechs Jahren und kommen zum überwiegenden Teil nicht aus dem Stadtteil (77 %). Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Merkmale deutlich von den anwohnenden Mietern (vgl. Kapitel 6). Während im Neubau der Anteil der nichtdeutschen Käufer niedriger liegt als in den Umwandlungsmaßnahmen (11 % : 19 %) verhält es sich mit den Aussiedlern umgekehrt. Sie sind mit knapp 10 % stärker unter den Eigenheimerwerbern im Neubau vertreten als unter den Bestandskäufern (6,5 %). Die Käufer von Neubauobjekten haben im Durchschnitt eine Immobilie mit 4,7 Zimmern und 112 m2 für 1.670 /m2 gekauft. Käufer von außerhalb des Stadtteils Drei Viertel der Käufer sind neu in den Stadtteil gezogen. Sie sind in starkem Maße durch junge Familien bestimmt (vgl. Tab. 2.1). Sie wurden in einigen Neubaumaßnahmen gezielt angeworben, um die Sozialstruktur positiv zu beeinflussen. In Bottrop- (1) Der durchschnittliche Vierpersonenhaushalt im früheren Bundesgebiet verfügt über ein Haushaltsnettoeinkommen von 3.897 E (Statistisches Bundesamt, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, Wiesbaden 2001, Stand: 1998). (2) In diesem Zusammenhang gibt die Teilhabe am technischen Fortschritt und an der medialen Informationsbeschaffung und Kommunikation Hinweise auf Einstellungen und Verhalten bzw. Lebensstile. Diese Teilhabe an technischen Neuerungen wird durch materielle Restriktionen und konservative Einstellungen eingeschränkt. Das modernste massentaugliche Kommunikationsmittel ist derzeit das Internet. Im Rahmen einer Forsa-Untersuchung wurde ermittelt, dass derzeit 27 Millionen Deutsche über 14 Jahre das Internet nutzen (Berliner Tagesspiegel, 14.12.2001). Das sind knapp 40 % aller Personen, die älter als 14 Jahre sind. 14 Forschungen Heft 110 Boy/Welheim sollte beispielsweise durch die Neubaumaßnahme ein Beitrag zur Verjüngung der Altersstruktur geleistet werden. In Stadtteilen mit rückläufigen Bewohnerzahlen galt es, demographische Verluste wettzumachen und Nutzer für perspektivisch leerfallende Infrastruktureinrichtungen (Kita, Grundschulen) ins Gebiet zu holen (z. B. Hamburg-Neuwiedenthal). Die Strategien gingen zum Teil so weit, dass explizit keine Käufer aus dem Stadtteil gewünscht waren, um keinen Leerstand im Mietwohnungsbestand zu produzieren. Weiterhin wurde der Zuzug neuer Eigentümer mit der Hoffnung auf eine Stärkung der Kaufkraft verbunden, da die Gebietszentren häufig unter mangelnder Nachfrage der Stadtteilbewohner leiden. In der Regel wurden die untersuchten Neubauvorhaben für Familien bzw. speziell für junge und kinderreiche Haushalte konzipiert. Die bauliche Gestaltung der Reihenund Doppelhäuser bzw. der Eigentumswohnungen ist dementsprechend auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet. Dies drückt sich in den Wohnflächengrößen, der Grundrissgestaltung und der Funktionalität der Gebäude aus. Darüber hinaus wurden in verschiedenen Gebieten ergänzende Infrastruktureinrichtungen für diese Zielgruppe, wie Kindertagesstätten oder Spielplätze errichtet (z. B. IngolstadtPuisviertel). In einigen Maßnahmen war die Zugangsberechtigung direkt an den Familienstatus gebunden (z. B. Duisburg-Hagenshof). Die zugezogenen Käufer haben im Durchschnitt ihr Eigentum mit 35 Jahren erworben und sind damit jünger als die Käufer aus dem Stadtteil (38 Jahre). Es handelt sich häufig um aufstrebende Haushalte und ordentlich verdienende Familien. Obwohl sie die höchsten HaushaItseinkommen beziehen, macht das gewichtete ProKopf-Einkommen deutlich, dass ihnen anteilmäßig weniger Geld pro Person zur Verfügung steht als den Käufern aus dem Stadtteil. Ihr Bildungsniveau ist relativ hoch, wird jedoch von Käufern aus dem Stadtteil noch übertroffen (vgl. Tab. 2.1). (3) Haushalte, deren Einkommen unterhalb der Einkommensgrenzen nach § 25 II WoBauG liegen. Diese jungen Familien zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Erwerbs- und einen geringen Anteil an Arbeitslosenhaushalten aus. Der Anteil der nichtdeutschen Käufer ist in dieser Käufergruppe im Vergleich zu den Umwandlungsmaßnahmen relativ niedrig. Die zugezogenen Käufer unterscheiden sich auch deutlich in ihrem Kommunikationsverhalten von anderen Käufern. Sie nutzen das Internet intensiver als alle anderen Käufergruppen: 60 % unter den externen Käufern einer Neubauimmobilie geben an, das Internet regelmäßig zu nutzen. Käufer aus dem Stadtteil Unter den Erwerbern von Neubauimmobilien machen die Käufer aus dem Stadtteil einen Anteil von 23 % aus. Sie leben ebenfalls zum überwiegenden Anteil in Haushalten mit Kindern. Da es sich hier um eine sehr kleine Gruppe handelt, können lediglich Tendenzaussagen hinsichtlich der sozioökonomischen Merkmale gemacht werden. Diese Käufer aus dem Stadtteil gehören zum Teil zu den abwanderungsbereiten Bewohnern. Ziel der Neubaumaßnahmen war es u. a., Schwellenhaushalte 3 an die Stadtteile zu binden und weitere Segregationserscheinungen durch die Abwanderung von Beziehern mittlerer Einkommen zu verhindern. Es gibt Hinweise, dass es sich zum Teil auch um ehemalige Mieter aus dem sozialen Wohnungsbau handelt. Es sollte gerade denen die Möglichkeit zur Eigentumsbildung gegeben werden, die es sich an anderer Stelle nicht erlauben können. (Stadtverwaltung) Zum Teil sollten die Neubaumaßnahmen auch den Familien eine Perspektive im Stadtteil bieten, die über höhere Einkommen verfügen, ihre Wohnsituation verbessern und/oder aufgrund der Zahlung von Fehlbelegungsabgabe ihre Wohnsituation verändern wollen. Sie haben mit durchschnittlich 19 Jahren eine lange Wohndauer im Stadtteil. Sie sind im Durchschnitt zum Kaufzeitpunkt etwas älter (38 Jahre) als die zugezogenen Käufer und leben ebenfalls in großen Haushalten (3,8 Pers./Haushalt). Ihre finanzielle Situation stellt sich geringfügig besser dar als die der zuziehenden Eigentümer (gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen: 1.008 : 941, vgl. Tab. 2.1). Die Käufer aus dem Stadtteil verfügen über die höchsten Bildungsabschlüsse: Knapp jeder Vierte kann einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss vorweisen. Alle Befragten konnten einen berufsqualifizierenden Abschluss angeben und sind zu ganz überwiegenden Anteilen erwerbstätig (94 %). Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 15 Tabelle 2.1 Sozioökonomische Merkmale der Käufergruppen nach Neubau und Umwandlung Neubau n = 160 Ø Alter zum Kauf (befragte Person) Ø HH-Größe (Personen pro HH) Ø HH-Nettoeinkommen Ø bedarfsgew. Pro-Kopf-Einkommen Umwandlung n = 260 Käufer von außerhalb des Stadtteils Käufer aus dem Stadtteil Käufer von außerhalb des Stadtteils Mieterkäufer aus dem Stadtteil Käufer 77% 23% 37% 33% 30% 35 Jahre 38 Jahre 41 Jahre 46 Jahre 44 Jahre 3,9 3,8 2,6 2,4 2.743 941 2.727 2.454 2,4 2.197 2.097 1.008 1.255 1.180 1.118 HH-Typ (in %) Alleinerziehende + Fam. m. Kindern 80,5 71,4 40,2 31,4 28,6 Singles + Erwachsenenhaushalte 18,7 22,9 50,5 43,0 52,0 0,8 5,7 9,3 25,6 19,5 Hoch-, Fachhochschule 15,6 23,5 17,9 14,0 7,8 Fachschule, Meister, Techniker 16,4 11,8 13,7 10,5 18,2 Berufsfachschule, Lehre Rentnerhaushalte berufsqualifiz. Abschluss (in %) 59,0 61,8 52,6 57,0 53,2 berufliches Praktikum, angelernt 3,3 2,9 1,1 4,7 10,4 in beruflicher Ausbildung 1,1 2,6 kein Abschluss 5,7 13,7 14,0 7,7 69,0 Erwerbstyp (in %) Erwerbshaushalt 94,7 93,8 87,8 67,1 Arbeitslosenhaushalt 2,7 4,4 3,8 3,5 Rentnerhaushalt 2,7 6,3 7,8 29,1 27,5 6 Jahre 19 Jahre 4 Jahre 24 Jahre 22 Jahre 12,2 8,6 25,8 10,5 19,5 9,2 12,5 8,9 4,7 8,8 Ø Wohndauer im Stadtteil Anteil an nichtdeutschen HH (in %) Anteil an Aussiedlern (in %) Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Aussiedler sind in dieser Käufergruppe überproportional vertreten: Jeder achte Käufer ist ein Aussiedler. Damit ist der Anteil höher als in allen anderen Käufergruppen. Umwandlung Die Struktur der selbstnutzenden Käufer im umgewandelten Wohnungsbestand wird durch drei Käufergruppen geprägt, die jeweils zu fast gleichen Anteilen vertreten sind. Es handelt sich zum einen um die Käufer aus dem Stadtteil. Hier wird zwischen den Mieterkäufern, die ihre eigene Wohnung kaufen, und den übrigen Käufern unterschieden. Zum anderen werden die Käufer, die von außerhalb des Stadtteils kommen, betrachtet. Gegenüber den Mietern in den privatisierten Objekten zeichnen sie sich u. a. durch deutlich mehr Familienhaushalte, weniger Rentner, mehr Er- werbstätige und bessere Einkommensverhältnisse aus. Die Käufer im Bestand sind im Unterschied zu den Erwerbern im Neubau älter, leben in kleineren Haushalten mit weniger Kindern und verfügen über ein deutlich höheres Pro-Kopf-Einkommen. Sie besitzen ihre Eigentumswohnung seit durchschnittlich vier Jahren. Der Anteil der Aussiedler unter ihnen ist deutlich geringer und der der Nichtdeutschen fast doppelt so hoch. Die erworbene Immobilie hat im Durchschnitt drei Zimmer und ist zwischen 73 m2 (Mieterkäufer) und 78 m2 (Käufer von außerhalb) groß. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt im Bestand bei 1.188 E (ohne Erwerbskosten). Die Mieterkäufer Ein Drittel der Käufer in den Umwandlungsmaßnahmen sind Mieterkäufer. Sie 16 Forschungen Heft 110 haben sich im Rahmen der Privatisierung zum Kauf der eigenen Wohnung entschlossen. Sie wohnen in der Regel seit 24 Jahren im Stadtteil und fast genauso lange in ihrer Wohnung (21 Jahre). Sie gehören damit zum Teil zu den Erstbeziehern, kennen die Gebietsgeschichte und können sich an die besseren Zeiten der Stadtteile erinnern. Sie sind mit durchschnittlich 46 Jahren (zum Kaufzeitpunkt) die Ältesten unter den Käufern und zeichnen sich durch eine besonders hohe Wohnzufriedenheit aus. Sie stehen häufig im Mittelpunkt der Verkaufsbemühungen der Eigentümer bzw. der Vermarkter. Mieter haben ein Vorkaufsrecht und werden gezielt umworben. Zum einen verspricht man sich durch Mieterkäufe die Förderung der sozialen Stabilität in den Wohnanlagen, zum andern erleichtern sie den Verkauf von Wohnungen im bewohnten Zustand. Zum Teil nutzen Mieter den Wohnungskauf zum Wohnungswechsel innerhalb des Wohnhauses bzw. der Wohnanlage, um eine ihren veränderten Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu beziehen. Es handelt sich zwar dabei streng genommen nicht um Mieterkäufer. In Bezug auf die Bindung an den Wohnstandort können sie jedoch mit den echten Mieterkäufern verglichen werden. Die Möglichkeit, auf veränderte Wohnungsansprüche im Rahmen der Privatisierung reagieren zu können, ist positiv zu bewerten. In den Haushalten der Mieterkäufer leben im Durchschnitt 2,4 Personen. Mehr als jeder Vierte unter ihnen ist ein Rentnerhaushalt. Der Rentneranteil ist damit im Vergleich zu allen anderen Käufern von Bestandsimmobilien überdurchschnittlich hoch (vgl. Tab. 2.1). Dementsprechend niedrig ist der Anteil an Erwerbshaushalten (67 %). Mieterkäufer sind an langfristig gesicherten Wohnverhältnissen auch im Zusammenhang mit der Absicherung im Alter interessiert. Sie verfügen oft über eine bessere Eigenkapitalausstattung als junge Haushalte. Vor allem Ehepaare ohne Kinder oder Ehepaare, deren Kinder den gemeinsamen Haushalt verlassen haben (leere Nester), treten als Käufer auf. Aus diesen Haushalten stammt ein Teil der so genannten Rückkehrer, d. h. Personen, die aus dem Stadtteil weggezogen sind und für die die Eigentumsbildung ein Anstoß ist, in den Stadtteil zurückzukehren. Mit monatlich 1.180 E pro Person gehören diese Haushalte zu den Bessersituierten im Stadtteil und liegen damit über dem Vergleichseinkommen der Käufer aus dem Stadtteil. Unter den Bestandskäufern werden sie hinsichtlich ihres Einkommens nur von den zuziehenden Käufern von außerhalb des Stadtteils übertroffen. Mit knappen 5 % ist der Aussiedleranteil unter den Mieterkäufern der niedrigste unter allen Käufergruppen. Ähnliches gilt für die nichtdeutschen Käufer, zu denen nur jeder zehnte Haushalt gehört. In keiner anderen Käufergruppe im Bestand ist der Anteil so gering. Käufer aus dem Stadtteil Ein weiteres Drittel der Bestandserwerber kommt aus dem Stadtteil und verbindet mit dem Kauf einen Wohnungswechsel. Sie sind in noch stärkerem Maße als die Mieterkäufer durch kinderlose Haushalte gekennzeichnet (72 %). Sie können auf eine lange Wohnbiographie im Stadtteil zurückblicken (durchschnittlich 22 Jahre). Sie stehen ebenfalls im Blickpunkt der an einer Verbesserung der sozialen Situation in den Quartieren interessierten Eigentümer und Vermarkter. Dahinter steht die Absicht, abwanderungsbereite Haushalte durch ein attraktives Kaufangebot an die Stadtteile zu binden und somit die soziale Situation innerhalb des Stadtteils zu stabilisieren. Das Haushalts- und Pro-Kopf-Einkommen liegt unter dem der Mieterkäufer (2.097 E : 1.118 E). Das Qualifikationsniveau ist deutlich niedriger als bei anderen Käufern. Jeder fünfte Käufer lebt in einem nichtdeutschen Haushalt. Der Anteil der Aussiedler ist vergleichsweise gering (9 %). Käufer von außerhalb des Stadtteils Mehr als jeder dritte Käufer in der Umwandlung ist von außerhalb zum Kauf der Bestandsimmobilie in den Stadtteil gezogen (37 %). Sie sind mit durchschnittlich 41 Jahren die jüngsten Käufer im Bestand und unterscheiden sich deutlich von den anderen Käufergruppen in Umwandlungsmaßnahmen. Dies drückt sich zum Beispiel in ihren größeren Haushalten (2,6), dem höheren Anteil an Familien (40 %) und dem deutlich besseren Einkommen aus. Sie verfügen im Schnitt über monatlich 1.255 E pro Person und 2.454 E Haushaltsnettoeinkommen. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Diese Käufer lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: Zum einen handelt es sich um Haushalte bzw. Personen, die den Stadtteil kennen und mit ihm verbunden sind. Aufgrund von freundschaftlichen oder familiären Bindungen haben sie eine persönliche Beziehung zum Wohngebiet und/oder zur Wohnanlage. Dieser Gruppe gehören auch die erwähnten Rückkehrer an. Zum anderen bestehen sie aus Personen von außerhalb des Gebiets, die keine persönliche Beziehung zum Stadtteil haben und über wenig Kenntnisse zum Stadtteil verfügen. Es gibt Hinweise, dass unter ihnen auch die Käufer anzutreffen sind, die als Immobilieneinsteiger bezeichnet werden können. Dies sind Familien, die sich noch kein Eigenheim leisten können und aufgrund des günstigeren Preises zunächst eine Eigentumswohnung erwerben. Den Wunsch vom Reihen- oder Doppelhaus erfüllen sie sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich ihre finanzielle Situation verbessert bzw. stabilisiert hat. Diese Tendenz konnte im Rahmen der Untersuchung benachteiligter Gebiete bestätigt werden. Unter den Käufern, die in den letzten drei Jahren Eigentum erworben haben, ist der Anteil an Nichtdeutschen und an Aussiedlern überdurchschnittlich hoch. Im Rahmen der Haushaltsbefragung in benachteiligten Gebieten wurden rund 16% nichtdeutsche Eigentümer ermittelt. Erfahrungsgemäß sind nichtdeutsche Haushalte in empirischen Untersuchungen häufig leicht unterrepräsentiert. Es ist davon auszugehen, dass in den untersuchten benachteiligten Gebieten der Anteil der nichtdeutschen Käufer überdurchschnittlich hoch ist. Für einige Wohnanlagen wurde dies explizit bestätigt (z.B. Berlin - Flusskarree, Frankfurt - Frankfurter Berg, München Ludwigsfeld). In den untersuchten Fallbeispielen sind unter den nichtdeutschen Käufern besonders türkische, (ehemals) jugoslawische, außereuropäische (z. B. vietnamesische), italienische und sonstige europäische bzw. osteuropäische Haushalte aufgetreten. Der Kauf einer Eigentumswohnung ist oft der erste Einstieg in die Eigentumsbildung. (Wohnungsbaugesellschaft) Die nichtdeutschen Käufer sind anteilmäßig häufiger unter den Käufern von Bestandsimmobilien anzutreffen als im Neubau (Bestand: 19 %, Neubau: 12 %). Auffallend ist, dass jeder Vierte ein nichtdeutscher Käufer ist. Dies ist der höchste Anteil unter allen Käufergruppen. Sie verfügen insgesamt über ein gutes Ausbildungsniveau: Der Anteil der Hoch- und Fachhochschulabsolventen ist von allen Käufern in den Umwandlungsmaßnahmen am höchsten. Die Erwerbshaushalte sind in dieser Käufergruppe überdurchschnittlich stark vertreten (88 %). Sie wohnen mit durchschnittlich zehn Jahren nicht so lange wie die deutschen Eigentümer im Stadtteil (13 Jahre) und sind zum Kaufzeitpunkt jünger als die Vergleichsgruppe. Charakteristisch für diese Käufergruppe sind größere Haushalte (3,5 Pers./ Haushalte) und Familien. Der Anteil an Rentnerhaushalten ist im Gegensatz zu den deutschen Haushalten gering (4 % : 13 %, vgl. Tab. 2.2). In Bezug auf ihr Kommunikationsverhalten fallen die Käufer von außerhalb des Stadtteils dadurch auf, dass sie den zweithöchsten Anteil an Internetnutzern (44 %) im Vergleich zu allen anderen Bestandskäufern aufweisen. Sie werden nur durch die Käufer von Neubauimmobilien übertroffen (57 %). Die finanziellen Verhältnisse der nichtdeutschen Käufer sind etwas bescheidener: Das gewichtete monatliche Pro-Kopf-Einkommen liegt unter dem der deutschen Käufer. In Bezug auf das Bildungsniveau konnte ein hoher Anteil zum einen an sehr gut Qualifizierten (18 % Hoch-/Fachhochschulabschluss) und zum anderen an Personen ohne berufsqualifizierenden Abschluss (15 %) ermittelt werden. Der Anteil der Erwerbstätigen ist höher als bei den deutschen Käufern (90 % : 82 %). Nichtdeutsche Käufer Der Anteil der nichtdeutschen Käufer hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Anfang der 80er Jahre haben 2,3 % der ausländischen Haushalte über Wohneigentum verfügt. Gut 20 Jahre später sind es bereits 17 %, die Eigentum gebildet haben (ILS, 2002). Im übrigen ist der Anteil der Internetnutzer unter den nichtdeutschen Käufern nur geringfügig niedriger als bei den deutschen Eigentümern (43 % : 46 %). 17 18 Forschungen Heft 110 Tabelle 2.2 Sozioökonomische Merkmale der Käufergruppen Deutsche Ø Alter zum Kauf (befragte Person) Ø HH-Größe (Personen pro HH) Ø HH-Nettoeinkommen Ø bedarfsgew. Pro-Kopf-Einkommen Nichtdeutsche Kaufinteressierte Mieter Neubau n = 141 Umwandlung n = 211 Gesamt n = 352 n = 68 n = 79 36 Jahre 44 Jahre 41 Jahre 42 Jahre 39 Jahre 3,9 2,3 2,9 3,5 3,2 2.770 968 1.222 2.209 1.124 2.423 1.014 2.476 2.236 976 HH-Typ (in %) Alleinerziehende + Fam. m. Kindern 77,3 28,9 48,3 63,2 65,8 Singles + Erwachsenenhaushalte 20,6 50,7 38,6 32,4 29,1 2,1 20,4 13,1 4,4 5,1 Hoch-, Fachhochschule 16,6 13,4 14,7 17,8 16,7 Fachschule, Meister, Techniker 15,8 13,9 14,7 13,2 11,5 Berufsfachschule, Lehre 61,2 57,4 58,9 42,6 41,0 berufliches Praktikum, angelernt 1,4 4,8 3,4 8,8 5,1 in beruflicher Ausbildung 0,0 0,5 0,3 2,9 7,7 kein Abschluss 5,0 10,0 8,0 14,7 17,9 Rentnerhaushalte berufsqualifiz. Abschluss (in %) Erwerbstyp (in %) Erwerbshaushalt 95,4 72,2 82,0 90,6 81,8 Arbeitslosenhaushalt 1,5 3,7 2,8 4,7 9,1 Rentnerhaushalt 3,1 23,5 15,2 4,7 9,1 9 Jahre 16 Jahre 13 Jahre 10 Jahre 15 Jahre Ø Wohndauer im Stadtteil Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Aussiedler Der Anteil an Aussiedlern unter den Käufern beträgt 7,4 % und ist damit etwas geringer als unter den Mietern (10,5 %). In verschiedenen Wohnanlagen hat die Privatisierung zu einer überdurchschnittlichen Zunahme dieser Bevölkerungsgruppe geführt (z. B. Frankfurt-Am Bügel, WolfsburgWesthagen). Für einige Beispiele werden 2565 % Aussiedlerkäufer ermittelt (z. B. Siegen-Fischbacherberg, Frankfurt-Frankfurter Berg, Düsseldorf-Garath-Südost). Aussiedler sind unter den Käufern von Eigenheimen stärker vertreten als unter den Bestandskäufern. Die empirischen Befunde werden durch die Experten bestätigt. Aussiedlerkäufer sind zum Kaufzeitpunkt älter als die übrigen deutschen und die nichtdeutschen Käufer (47 Jahre). Da sie im Durchschnitt zehn Jahre im Stadtteil wohnen, muss ein Großteil bereits vor 1992 nach Deutschland zugezogen sein. Alle nach 1992 zugezogenen Aussiedler werden als Spätaussiedler bezeichnet. Sie kamen vermutlich mit der Zuwanderungswelle 1989/90 aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Sie stammen i. d. R. aus städtischen Regionen und sind integrationswillig. Dies wird zum Teil auch von den im Gebiet arbeitenden Experten wahrgenommen: Es handelt sich um hochmotivierte und anpassungswillige Familien. (Schulleiter) Sie verfügen über eine gute berufliche Qualifikation. Der Anteil an Hochschul- und Fachhochschulabsolventen ist mit 23 % besonders hoch. Es wird in einigen Fällen auch der Erwerb von Eigentum durch Mehrgenerationsfamilien beobachtet. Hier leben oft noch Großeltern im gemeinsamen Haushalt. Die durchschnittliche Haushaltsgröße liegt dennoch im Durchschnitt unter der der nichtdeutschen Haushalte. In Bezug auf ihre finanziellen Verhältnisse sind die Aussiedlerkäufer etwas schlechter als die übrigen deutschen Haushalte gestellt. Bei der Internetnutzung liegen sie mit 48 % über den deutschen und nichtdeutschen Käufern. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 2.3 Nachfragepotenzial Sozioökonomische Merkmale Neben den verschiedenen Käufergruppen stellt die Gruppe der kaufinteressierten Mieter eine wichtige Gruppe dar, um Kaufpotenziale in den Stadtteilen spezifizieren zu können (vgl. Tab. 2.2). Diese Gruppe hat vor dem Hintergrund, dass fast die Hälfte aller ermittelten Käufer aus den Stadtteilen kommt, eine besondere Bedeutung auch im Hinblick auf die soziale Stabilisierung dieser Gebiete. Es wurden zwei Mietergruppen in die Befragung einbezogen: Zum einen die Mieter in den umgewandelten Objekten, die nicht gekauft haben, und zum anderen diejenigen, die in unmittelbarer Nähe der Neubaumaßnahmen in nicht umgewandelten Wohngebäuden wohnen. Knapp jeder fünfte befragte Mieter (19 %) hat ein Interesse an der Eigentumsbildung signalisiert. Ein Drittel dieser Gruppe beabsichtigt konkret, Eigentum zu bilden. Dies entspricht ca. 6 % aller befragten Mieter. Insgesamt ist das Interesse in den nicht umgewandelten Gebäuden größer als in den anderen Objekten. Da die Privatisierungen in den Fallbeispielen bereits seit längerem begonnen haben und z. T. abgeschlossen sind, kann davon ausgegangen werden, dass dort das Käuferpotenzial unter den Mietern bereits abgeschöpft ist. Das Kaufinteresse zu Beginn der Privatisierung lag mit hoher Wahrscheinlichkeit über dem ermittelten Wert. Die kaufinteressierten Mieter leben durchschnittlich bereits seit 15 Jahren im Stadtteil und seit neun Jahren in der derzeitigen Wohnung, sind damit nicht ganz so sesshaft wie der Durchschnittsmieter (18 Jahre Stadtteil, 13 Jahre Wohnung). Die kaufinteressierten Haushalte sind mit durchschnittlich drei Personen (3,2) deutlich größer als die übrigen Mieterhaushalte (2,4). Sie zeichnen sich im Vergleich zu den übrigen Mietern durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Familien (66 % : 36 %) und durch ein überdurchschnittliches Einkommen aus, was sich in der Höhe des gewichteten Pro-Kopf-Einkommens und des Haushaltsnettoeinkommens ausdrückt (vgl. Tab. 2.2). Erwartungsgemäß handelt es sich überwiegend um Erwerbshaushalte (82 %) mit zum Teil höheren beruflichen Stellungen. Die kaufinteressierten Mieter zeichnen sich darüber hinaus durch ein deutlich höheres Bildungsniveau aus. Auffallend ist, dass der Anteil der nichtdeutschen Haushalte und der Aussiedler unter den Kaufinteressenten überdurchschnittlich hoch ist (20 % bzw. 15 %). Wohnsituation Die derzeitige Wohnsituation der kaufinteressierten Mieter stellt sich nur bedingt schlechter dar als bei den übrigen Mietern: Der Anteil der Fehlbeleger (ca. 6,4 %) und die Bruttokaltmiete der kaufinteressierten Mieter entspricht annähernd den Werten der übrigen Mieter (6,02 E/m² : 6,10 E/m²). Ihre durchschnittliche Mietbelastung ist mit 27 % sogar deutlich geringer (Mieter: Ø 34 %). Allerdings fehlt es am Wohnkomfort. Die Kaufinteressenten verfügen über weniger Wohnfläche pro Person (31,44 m²/ Pers.) als die Vergleichsgruppe (36,88 m²/ Pers.) und sind gegenüber den anderen Mietern unzufriedener mit ihrer Wohnsituation. Dies wird insbesondere bei der Bewertung des Hauses und des Wohnumfeldes deutlich. Nachgefragtes Wohneigentum Das Interesse des typischen Erwerbers gilt vergleichsweise großen Immobilien: Das in Deutschland erworbene Wohneigentum ist durchschnittlich 125 m² groß und kostet 203.494 E (LBS, 2001). Auch in den untersuchten Fallbeispielen haben die kaufinteressierten Mieter ihre Eigentumswünsche präzisiert. Sie möchten nicht ganz so viel ausgeben und verzichten auch auf Komfort, wollen sich aber insgesamt verbessern. Sie wünschen sich im Durchschnitt 110 m² Wohnfläche, das entspricht 42 m² pro Person, und würden dafür ca. 163.613 E (1.524 E/m²) ausgeben. Die kaufinteressierten Mieter sind damit bereit, mehr Geld für eine Immobilie zu bezahlen als die befragten Käufer ausgegeben haben (1.375 E). Sie scheinen jedoch auch höhere Ansprüche in Bezug auf die Wohnflächenversorgung zu haben. Die befragten Käufer verfügen nur über 31 m² pro Person. Insgesamt wird deutlich, dass diejenigen Mieter, die ein Kaufinteresse äußern, zu sehr großen Anteilen den Wunsch nach einem Eigenheim in Form eines Ein- oder Zweifamilienhauses im ländlichen Raum hegen: 57 % der Kaufinteressierten wünschen sich ein Ein- und Zweifamilienhaus und 41 % votieren für die Lage im ländlichen Raum. Ein Drittel hat Interesse an einer Eigentumswohnung im Mehrfamilienhaus, während das Interesse an einem 19 20 Forschungen Heft 110 Reihenhaus mit 10 % gering ist. 18 % aller Kaufinteressenten würden selbst bauen wollen. Mehr als ein Viertel der Kaufinteressenten spricht sich explizit für das Umland aus und ein gutes Fünftel könnte sich auch mit einer Immobilie in einem anderen Stadtteil anfreunden. Ein gutes Drittel der Kaufinteressenten möchte eine Immobilie im eigenen Stadtteil erwerben. Insgesamt sagen weit mehr als die Hälfte der potenziellen Käufer, dass sie eine Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus kaufen wollen, aber nur jeder Siebte würde sich für die eigene Wohnung entscheiden (Mieterkäufer). Auch hier muss davon ausgegangen werden, dass das Kaufinteresse an der eigenen Wohnung zu Beginn der Privatisierung größer war. Der wichtigste Grund dafür, nicht im eigenen Stadtteil zu kaufen, ist das negative Gebietsimage. Die ungenügende Infrastrukturausstattung und die Architektur der Gebäude sind weitere Gründe. Immerhin sagt ein Viertel der potenziellen Käufer, dass der Erwerb einer anderen Wohnung im Stadtteil vorstellbar wäre. Die Altbauwohnungen in der Innenstadt werden eher von den Erwachsenenhaushalten und von Singles nachgefragt, die Eigenheime in Siedlungen am Stadtrand stärker von Familien. 2.4 Kaufmotive und -hemmnisse Die Motive für den Kauf einer Immobilie in benachteiligten Gebieten unterscheiden sich bedingt von denen in anderen Gebieten. So wird allgemein die Wohneigentumsbildung mit den Vorteilen größerer Gestaltungsmöglichkeiten, der Unabhängigkeit vom Wohnungsmarkt, den besseren RahAbbildung 2.3 Kaufmotive der Eigentümer in Umwandlungsmaßnahmen Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 menbedingungen für Kinder, langfristig geringeren Wohnkosten, einer sicheren Kapitalanlage und einer dauerhaften Wohnperspektive in Verbindung gebracht (vgl. Empirica, 1997). In den untersuchten Quartieren standen für die befragten Eigentümer vor allen Dingen finanzielle Aspekte (Preis-/Leistungsverhältnis, hohe Mieten) und die Altersvorsorge im Vordergrund. Die Motive der unterschiedlichen sozialen Gruppen werden im folgenden für Umwandlungs- und Neubaumaßnahmen dargestellt. Kaufmotive in Umwandlungsmaßnahmen Das wichtigste Kaufmotiv von Wohnungseigentümern in Umwandlungsmaßnahmen ist das günstige Preis-/Leistungsverhältnis der Immobilie. Auch wenn sich die Kaufpreise nicht ausschließlich am unteren Ende des Preisspektrums bewegen, konnte doch offensichtlich in vielen Fällen die gebotene Qualität im Verhältnis zu den Kosten überzeugen (vgl. Kapitel 3). In einigen Gebieten sind auch die besonders günstigen Angebote gebrauchter Immobilien für viele Interessenten, zum Beispiel für Mieterkäufer, so attraktiv, dass sie sich zum Erwerb entschlossen haben. Es lassen sich wunderbar Objekte auch in solchen Gebieten verkaufen, nur der Preis muss stimmen. (Vermarkter) Im Gegensatz zum Kaufpreis spielen niedrige Wohnkosten insgesamt als Motiv eher eine nachgeordnete Rolle. Allerdings ist es in einer Reihe von Fallbeispielen durch besondere Finanzierungsmodelle gelungen, die Wohnkostenbelastung der Eigentümer unter die der Mieter zu senken. Besonders für jüngere Haushalte und Familien scheint eine geringe monatliche Belastung bzw. ein günstiger Kaufpreis ein wichtiges Kaufmotiv zu sein. Ein großer Anteil dieser Eigentümer denkt vorausschauend an die Altersvorsorge. Angesichts der Veränderungen der gesetzlichen Altersvorsorge könnte davon ausgegangen werden, dass der Immobilienbesitz im Rahmen der Altersvorsorge in Zukunft an Bedeutung gewinnt (Riester-Rente). Der hohe Stellenwert der Eigentumswohnung als Altersvorsorge in benachteiligten Gebieten entspricht einer Studie der LBS zufolge dem bundesdeutschen Trend: 78 % der Deutschen sind der Meinung, dass Wohneigentum eine sichere Altersvorsorge sei Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln (LBS, 2001). Kapitel 5). An dritter Stelle steht die Absicherung der Wohnsituation als Motiv für den Kauf einer Wohnung. Dieses Argument ist in noch größerem Maße für die Haushalte, die über ein etwas niedrigeres Haushaltseinkommen (< 1.530 E) verfügen, von Bedeutung. Es könnte vermutet werden, dass ein Teil der Mieter aufgrund von Verunsicherungen und der Angst, die eigene Wohnung zu verlieren, seine Wohnung gekauft hat. Im Durchschnitt haben 12,5 % der befragten Mieter entsprechende Befürchtungen geäußert. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass bei vielen Befragten der grundsätzliche Wunsch bestand, den oft unsicheren Status des Mieters gegen den des Eigentümers einzutauschen, um nicht vorhersehbare Mieterhöhungen oder Kündigungen zu vermeiden. Das Wohneigentum vermittelt ihnen eine größere Wohnsicherheit und eine dauerhafte Wohnperspektive. Die Wohnungszuschnitte sind ideal und werden gut angenommen. (Hausverwaltung) Auffallend ist, dass häufig hohe Mieten als Kaufgrund genannt wurden. Immerhin behaupten 28 % der befragten Eigentümer in Umwandlungsmaßnahmen, aus diesem Grund Eigentum gebildet zu haben. Hervorzuheben ist, dass dieses Motiv in sehr viel geringerem Maße von Mieterkäufern als von anderen Käufergruppen angegeben wird. Eine deutlich nachgeordnete Bedeutung haben für die Käufer der privatisierten Wohnungen die familienbezogenen Gründe und die Steuerersparnis (vgl. Abb. 2.3). Experten haben über die systematisch erhobenen Kaufgründe hinaus auf das Argument der attraktiven Lage der Immobilie aufmerksam gemacht. Die vergleichsweise große Bedeutung der Lage im Stadtgebiet wird im Zusammenhang mit den untersuchten Auswahlkriterien für die Bestandsimmobilie deutlich (vgl. Kapitel 5). In den Gebäuden der 60er und 70er Jahre wird die Qualität der Wohnung als weiteres Kaufmotiv genannt. Hier sind es vor allem die Wohnungsgrundrisse (Größe, Zuschnitt), die von den Käufern positiv bewertet werden. Für die Eigentümer in Umwandlungsmaßnahmen steht dieses Kriterium an dritter Stelle der Auswahlkriterien. Immerhin sagen 78 % aller befragter Eigentümer, dass die Wohnungsqualität für sie ein wichtiges oder sehr wichtiges Auswahlkriterium für den Immobilienkauf war (vgl. Die Bindung an den Wohnstandort bzw. die Identifikation mit dem Stadtteil ist ein weiterer wichtiger Grund dafür, dass vor allem langjährige Bewohner mittleren Alters in ihren Wohnanlagen bzw. in den entsprechenden Stadtteilen Wohnungen erwerben. Immerhin liegt die durchschnittliche Wohndauer im Stadtteil bei den Eigentümern in Umwandlungsmaßnahmen bei 15 Jahren. Im Durchschnitt besitzen sie die Immobilien seit vier Jahren, so dass sie zum Zeitpunkt des Kaufs bereits auf durchschnittlich elf Jahre im Stadtteil zurückblikken können. Kranichsteiner kaufen nur in Kranichstein. (Stadtverwaltung) Auch die Fehlbelegungsabgabe wird in Zusammenhang mit dem Wohnungserwerb gebracht. Fehlbelegungszahler haben grundsätzlich eine niedrigere Kaufschwelle als andere Mieter, da bei ihnen u. U. die monatliche Belastung durch den Wohnungskauf eher geringer ist als durch die monatlichen Zahlungen für Miete und Fehlbelegungsabgabe. In einigen Wohnanlagen scheinen Fehlbeleger als Käufergruppe stark vertreten zu sein (Hamburg-Jenfeld, Ludwigshafen-Pfingstweide II). Die Einschätzungen, inwieweit die Fehlbelegungsabgabe die Ursache für den Wegzug von Bewohnern ist, gehen allerdings auseinander. Während Vertreter der Wohnungswirtschaft auf diesen Kausalzusammenhang hinweisen, gehen Mitarbeiter der Wohnungsämter von einem Bündel von Ursachen aus, das Fehlbeleger zum Umzug veranläßt. Die Fehlbelegungsabgabe wird eher als ein Grund unter vielen und nicht als wesentliches Motiv bezeichnet. Allgemein hat die Bereitschaft der Kommunen zugenommen, Gebiete von der Zahlung der Fehlbelegungsabgabe in der Hoffnung frei zu stellen, dass dadurch die zur Zahlung verpflichteten Haushalte nicht abwandern (z. B. Berlin-Schlangenbader Straße). Eine Stadtverwaltung beschreibt die Situation so: . . . das ist ja noch ein ziemlich großer Sprung vom Fehlbelegungszahler zum Eigentumsbildner . . . (Stadtverwaltung) 21 22 Forschungen Heft 110 Kaufmotive in Neubaumaßnahmen Die Motive der Eigenheimkäufer spiegeln die Bedürfnisse von großen Familien wider: Sie begründen die Eigentumsbildung in erster Linie mit dem Wunsch nach größerem Wohnkomfort, legen auf ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis Wert und führen familienbezogene Aspekte an (vgl. Abb. 2.4). Abbildung 2.4 Kaufmotive der Eigentümer in Neubaumaßnahmen bietet und damit zu einer Entlastung der Eltern beiträgt. Die hohen Mieten haben als Kaufmotiv einen besonderen Stellenwert bei den Eigenheimerwerbern. Jeder dritte Käufer der untersuchten Neubauobjekte sagt, dass u. a. hohe Mieten ein Kaufmotiv sind. Hohe Mietbelastungen lassen die Wohnkostenbelastung durch Eigentum erträglicher oder niedriger erscheinen. In diesem Zusammenhang kann auch die Fehlbelegungsabgabe in Verbindung mit einer vergleichsweise hohen Miete die Kaufmotivation positiv beeinflusst haben. Experten weisen darüber hinaus darauf hin, dass die Bildung von Eigentum und insbesondere der Erwerb eines Eigenheims auch im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Anerkennung steht. Es ist davon auszugehen, dass in einer traditionellen Kleinfamilie das Statussymbol Eigenheim nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzt. Darüber hinaus sind die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten in einem Eigenheim ein Beweggrund für den Erwerb. Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Der größere Wohnkomfort steht mit Abstand an erster Stelle und wird noch einmal besonders von Angehörigen höherer Einkommensgruppen (> 3.070 E Haushaltseinkommen) als ein relevantes Kaufmotiv benannt. Für viele Käufer bedeutet der Umzug in ein Eigenheim eine deutliche Verbesserung des Wohnkomforts. Dies drückt sich nicht nur in einem Wohnflächenzuwachs und in einer besseren Ausstattung aus. Für viele Käufer bedeutet der eigene Eingangsbereich und der individuelle Vorgarten sowie der eigene Carport eine entscheidende Verbesserung. Ein wesentliches Kaufmotiv bei Neubaumaßnahmen ist das besonders günstige Preis-/Leistungsverhältnis, denn in der Regel liegen die durchschnittlichen Kaufpreise hier unter den Marktpreisen (vgl. Kapitel 3). Vielen Eigentümern, die an anderen Standorten aufgrund des Preisgefüges finanziell überfordert gewesen wären, bot sich nur in den untersuchten Gebieten die Möglichkeit der Eigentumsbildung. Für junge Familien mit mehreren Kindern stellt das Eigenheim ein attraktives Wohnmodell dar, da es u. a. mehr Freiraum für die Kinder im unmittelbaren Wohnumfeld Auch für den Neubau gilt, dass bestimmte bauliche Qualitäten der Häuser einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Hierzu gehören zum Beispiel familiengerechte Grundrisse, die zum Teil auch variabel sind und den Bedürfnissen der Haushalte angepasst werden können. Die Abbildung 5.4 (Kapitel 5) verdeutlicht den hohen Stellenwert der Wohnungsqualität, hier Qualität des Eigenheims, unter den Auswahlkriterien für die Eigentumsbildung. Nur bei wenigen Eigentümern hatte die Nähe zu Freunden und Verwandten einen wichtigen Einfluss auf die Kaufentscheidung. Dieses Argument scheint noch am ehesten für Familien bzw. weibliche Befragte zuzutreffen. Es besteht eine Tendenz darin, dass ehemalige Bewohner, die ihre Stadtteile als junge Erwachsene verlassen haben, nach der Familiengründung den Kauf zum Anlass nehmen, zurückzukehren. Viele der Eigentümer haben Verwandte im Mietwohnungsbau, z.B. Kinder oder Eltern. (Vermarkter) Kaufmotive unterschiedlicher Bewohnergruppen Haushaltstypen Bei der Betrachtung der einzelnen Bewohnergruppen fallen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Kaufmotive auf. Interes- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln santerweise hat das Preis-/Leistungsverhältnis nicht für alle Haushaltstypen den gleichen Stellenwert. Es scheint bei Familien (bis zu zwei Kindern) besonders ausgeprägt zu sein. Große Familien mit drei und mehr Kindern, die oft Probleme haben, sich mit adäquatem Mietwohnraum zu versorgen, führen zu gleichen Anteilen den größeren Wohnkomfort und familienbezogene Gründe ins Feld. Sie möchten durch die Eigentumsbildung eine ausreichende Wohnraumversorgung für alle Familienmitglieder gewährleisten und den Bedürfnissen der Kinder Rechnung tragen. Auch die hohen Mieten sind für sie häufiger ein Grund für den Immobilienerwerb als für andere Haushaltstypen. Für Familien ist neben der Qualität der Immobilie die Gestaltungsfreiheit in ihren eigenen vier Wänden von großer Wichtigkeit. Die Ergebnisse deuten an, dass für Singles neben dem Preis-/Leistungsverhältnis eher fiskalische Gründe, wie sichere Kapitalanlage und Steuerersparnis, eine Rolle im Zusammenhang mit dem Eigentumserwerb spielen. Es handelt sich allerdings um eine gering vertretende Gruppe unter den Käufern (9 %). Sie sind vergleichsweise alt (45 Jahre), haben relativ hohe Einkommen und sind überdurchschnittlich qualifiziert. Die Erwachsenen- und Rentnerhaushalte betonen vor allem die Altersvorsorge bzw. die Absicherung der Wohnsituation. Für die Rentnerhaushalte und in erster Linie die deutschen Haushalte unter ihnen ist auch wegen der geringeren Mobilität die Lage im Stadtgebiet ein wichtiger Kaufgrund. Da sich die Mehrzahl der ausgewählten Fallbeispiele in eher peripherer Lage zum Stadtgebiet befindet, schätzen die älteren Erwerber offensichtlich die Nähe zum Umland. Das Preis-/Leistungsverhältnis spielt für Frauen bei der Kaufentscheidung eine weniger wichtige Rolle als für Männer. Umgekehrt verhält es sich mit dem Wohnkomfort und den familienbezogenen Gründen, die wiederum für das weibliche Geschlecht eher ein Kaufmotiv darstellen als für die Männer. Die männlichen Käufer messen demgegenüber der Altersvorsorge einen größeren Stellenwert bei der Immobilienanschaffung bei. Nichtdeutsche und Aussiedler Unter den nichtdeutschen Käufern geben im Vergleich zu den deutschen Haushalten Abbildung 2.5 Kaufmotive der Eigentümer nach Haushaltstyp Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 anteilsmäßig noch mehr Käufer das Preis-/ Leistungsverhältnis, die familienbezogenen Gründe und die sichere Kapitalanlage als Kaufmotive an. Hier scheinen ein besonderes Preisbewußtsein und traditionelle Familienstrukturen eine wichtige Rolle zu spielen. Es gibt Hinweise, dass es unter den nichtdeutschen Bewohnern der ersten und zweiten Generation mittlerweile zu einer beträchtlichen Vermögensbildung gekommen ist. Ein Teil dieses Geldes fließt in den Immobilienerwerb. Zudem entspricht die Eigentumsbildung auch eher den eigenen kulturellen Traditionen. In vielen süd- und osteuropäischen Ländern ist das Wohnen zur Miete wenig verbreitet. Für nichtdeutsche Haushalte ist der Wohnungserwerb vor allem auf angespannten Mietwohnungsmärkten oft die einzige Möglichkeit, sich mit Wohnraum zu versorgen. Hier sind besonders Haushalte mit vielen Kindern und geringem Einkommen benachteiligt. Nichtdeutsche Käufer sind im Vergleich zu deutschen Haushalten sicher auch aus diesem Grunde bereit oder gezwungen, höhere Immobilienpreise zu bezahlen. Es wurde die Vermutung geäußert, dass ihnen Geldquellen zur Verfügung stehen, über die deutsche Käufer in der Form nicht verfügen können (Familie, Freundeskreis, Banken im Herkunftsland). Für Aussiedlerhaushalte spielt der Gestaltungsspielraum, d. h. die Möglichkeiten, den Wohnbereich nach den eigenen Wünschen gestalten zu können, eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. 23 24 Forschungen Heft 110 Für Nichtdeutsche und in ganz besonderem Maße für Aussiedler stellt zudem die Nähe zu Bekannten, Kindern, Eltern und anderen Verwandten ein wichtiges Argument dar, Eigentum zu erwerben. Es wird die Nähe von Gleichgesinnten und Familienangehörigen gesucht, da hier eher auf familiäre Strukturen und traditionelle Formen der Unterstützung und der Nachbarschaftshilfe zurückgegriffen wird als bei Deutschen. Mieterkäufer und andere Erwerbergruppen Auffallend ist, dass Mieter, die ihre eigene Wohnung kaufen im Vergleich zu allen anderen Käufern in stärkerem Maße die Absicherung der Wohnsituation und die Altersvorsorge in den Vordergrund stellen. Sie wollen keine Risiken bzgl. ihrer Wohnung eingehen und kaufen ihre Wohnung aufgrund ihrer starken Gebietsbindung und ihrer Identifikation mit dem Standort. Für viele von ihnen war auch das Privatisierungsvorhaben des Vermieters ein Kaufmotiv. Fast völlig bedeutungslos scheint für sie die Nähe zu Verwandten zu sein. Im GegenAbbildung 2.6 Kaufmotive der Mieterkäufer im Vergleich zu Käufern von außerhalb Abbildung 2.7 Kaufmotive der kaufinteressierten Mieter satz dazu ist die Lage der Immobilie im Stadtgebiet ein wichtiger Kaufgrund. Die Gruppe der Käufer, die von außerhalb des Stadtteils ins Gebiet gezogen ist, hat in erster Linie aus Kostengründen (Preis-/Leistungsverhältnis) die Wohnung gekauft. Sie haben sich für diese Eigentumsbildung entschieden, weil sie einen größeren Wohnkomfort wünschen, Kinder haben oder planen, eine Familie zu gründen. Für viele spielt die Veränderung der Wohnumgebung eine zentrale Rolle. Sie sind in den Stadtteil gezogen, weil sie offensichtlich bestimmte Qualitäten der Wohnumgebung, zum Beispiel die Stadtrandlage oder den Zugang zum Landschaftsraum schätzen. Kaufinteressierte Mieter Interessant ist, dass die kaufinteressierten Mieter etwas andere Prioritäten bei der Kaufentscheidung setzen als die befragten Eigentümer. Die überwiegende Mehrheit dieser Mieter vor allen Dingen an Neubaumaßnahmen verweist auf den größeren Wohnkomfort, und knapp die Hälfte aller Mieter legt auf die Absicherung der Wohnsituation großen Wert. Die Veränderung der Wohnumgebung steht an dritter Stelle in der Rangfolge dieser Mieter. Dies erstaunt wenig, da die an Neubaumaßnahmen wohnenden Mieter ihr Wohnhaus und auch das Wohnumfeld vergleichsweise schlecht bewerten. Dem entspricht zum Teil auch der tatsächliche schlechte Instandhaltungszustand der untersuchten Objekte in der Nähe von Neubaumaßnahmen. Erst an vierter Stelle liegen die familienbezogenen Gründe. Die finanziellen Aspekte spielen im Gegensatz zu den Bewertungen der Eigentümer eine untergeordnete Rolle. Diese Tendenzen machen deutlich, dass beim tatsächlichen Kauf letztendlich der Preis das entscheidende Kriterium zu sein scheint, während bei der Vorbereitung der Kaufentscheidung viele Wünsche Berücksichtigung finden. Kaufhemmnisse Quellen: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Der überwiegende Teil der Mieter in den Fallbeispielen hat kein Interesse am Erwerb einer Immobilie zur Selbstnutzung. Im Gegensatz zu den Kaufinteressenten handelt es sich hier zu großen Anteilen um ältere Personen (Ø 52 Jahre) und um Rentnerund Erwachsenen- bzw. Singlehaushalte, in denen im Durchschnitt zwei Personen leben (2,4 Personen/Haushalt). Mit ihrem Einkommen liegen sie eher im unteren Spektrum der untersuchten Bewohner- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln gruppen (1.631 E Haushaltseinkommen, 900 E gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen). Ihre berufliche Stellung ist eher niedrig: Jeder Fünfte ist ein angelernter Arbeiter. Abbildung 2.8 Gründe für fehlendes Kaufinteresse Die Erkenntnisse aus Untersuchungen, die sich auf nicht benachteiligte Quartiere beziehen, belegen, dass der Immobilienpreis, die Angst vor Verschuldung und die Eigenkapitalproblematik zentrale Hindernisse beim Eigentumserwerb sind (vgl. Empirica, 2001). Die vorliegenden Ergebnisse aus benachteiligten Gebieten belegen, dass vor allen Dingen die finanziellen Verhältnisse der Bewohner und die Stellung im Lebenszyklus (Alter) wichtige Argumente gegen den Immobilienerwerb sind. Insgesamt geben die Mieter eine Vielzahl von Gründen für ihre ablehnende Haltung zum Immobilienerwerb an. Dennoch scheinen finanzielle Aspekte ein zentrales Problem darzustellen, denn bei rund der Hälfte der Befragten wurde die Einkommenssituation als Hindernis benannt. Ein etwas kleinerer Teil der Mieter begründet das fehlende Kaufinteresse mit nicht vorhandenem Eigenkapital. Vor allem Mieter in noch nicht umgewandelten Gebäuden sind durch die engen finanziellen Spielräume eingeschränkt (vgl. Abb. 2.8). Entsprechend der Altersstruktur ist ein sehr hoher Anteil von 40 % der befragten Mieter ohne Kaufabsichten der Meinung, dass sie aus gesundheitlichen oder Altersgründen keine Immobilie kaufen wollen. Dies wird in stärkerem Maße in den bereits privatisierten Wohngebäuden behauptet. Das Lebensalter hat großen Einfluß auf die Kaufentscheidung. Mehr als drei Viertel der befragten Käufer sind unter 50 Jahre alt. Wenn Haushalte eine gewisse Altersgrenze überschritten haben, lässt das Interesse an der Eigentumsbildung wieder nach. Oft rechnet sich der Kauf einer Wohnung im Vergleich zu einem Mietverhältnis aufgrund der geringeren Lebensperspektive nicht mehr. Der Kauf einer Immobilie wird nicht als sinnvoll bewertet, wenn der verbleibende Lebensabschnitt zu kurz erscheint und auch keine Erben vorhanden sind. Zudem ist die Aufnahme von langfristigen oder höheren Krediten nicht möglich oder nicht sinnvoll. Eine höheres Lebensalter ist somit als Hemmnis bei der Eigentumsbildung zu bewerten. Hohe Immobilienpreise werden erst an vierter Stelle als Kaufhindernis genannt. Langfristige Verbindlichkeiten und zu starke Wohnortbindung durch den Immobilienerwerb werden dagegen in deutlich ge- 25 Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 ringerem Umfang als Hinderungsgründe benannt. Die Kaufentscheidung steht darüber hinaus im Zusammenhang mit den privaten und beruflichen Perspektiven. Generell unsichere Zukunftsperspektiven bzw. ein unsicheres Arbeitsverhältnis sind nachvollziehbare Bedenken, die im Hinblick auf einen Immobilienerwerb genannt werden. Weiterhin besteht die Angst vor Verschuldung, insbesondere vor dem Hintergrund unsicherer Einkommensperspektiven. Eine preiswerte Miete ist für viele Bewohner ebenfalls ein Argument gegen den Erwerb einer Wohnung. Bei einer vergleichsweise geringen Wohnkostenbelastung lohnt sich ein Kauf aus der Sicht der Mieter nicht. Die Mieter wohnen sehr gerne hier. Sie wohnen preiswert und fragen sich, warum sie nun ihre Wohnung kaufen sollen und dann noch für alle Reparaturen selber gerade stehen müssen. (Wohnungsbaugesellschaft) Dies könnte auch der Grund sein, warum die kaufinteressierten Mieter mit einer vergleichsweise geringen Mietbelastung bisher nur Kaufinteressenten und nicht Käufer sind. Andere Mieter scheuen die Verantwortung und die neuen Pflichten. Sie befürchten die ständigen Instandhaltungen oder auch unkalkulierbar hohe Zusatzkosten beim Erwerb einer Bestandsimmobilie. Damit sind ein mangelhafter baulicher Zustand des zu privatisierenden Objekts und eine fehlende Kostentransparenz weitere Hemmnisse auf dem Weg zur Eigentumsbildung. 26 Forschungen Heft 110 3 Kosten und Finanzierung 3.1 Zusammenfassung Die Neubauimmobilien haben im Durchschnitt 184.000 E bzw. 1.680 E/m² gekostet. Die Preise liegen fast alle unterhalb der kommunalen Durchschnittspreise für Neubauimmobilien in den jeweiligen Kommunen. Dies gelang vor allem durch kostenund flächensparende Ansätze, durch das Einbringen von kommunalem Bauland zu Vorzugspreisen oder in Erbpacht und durch Selbsthilfemaßnahmen. Die niedrigen Preise haben die Käufer überzeugt bzw. den Immobilienerwerb erst möglich gemacht. Die Eigenheime sind im Durchschnitt 112 m² groß. Aufgrund der größeren Haushalte verfügen die Bewohner von Eigenheimen jedoch über relativ wenig Wohnraum pro Person (Ø 31 m²). Die Wohnkostenbelastung der Erwerber von Neubauimmobilien beträgt 35 % des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens. Vier Fünftel der Wohnkostenbelastung der Eigentümer entstehen durch Kredite und Bausparverträge. Die staatliche Neubauförderung des Bundes und der Länder hat für die meisten Erwerber bei der Finanzierung ihrer Neubauimmobilie eine wichtige Rolle gespielt. Die Förderprogramme der Länder schreiben unterschiedliche Eigenkapitalquoten vor, wobei hier die Eigenheimzulage des Bundes eine wichtige Rolle als Eigenkapitalersatz spielt. Ein hoher geforderter Eigenkapitalanteil kann jedoch zu einer Hürde für die Eigentumsbildung werden. Eigenkapital ist eine Voraussetzung für den Erwerb einer Neubauimmobilie, so dass fast alle Eigenheimerwerber Eigenkapital eingebracht haben. In Einzelfällen war es jedoch möglich, das notwendige Eigenkapital durch Eigenleistung oder besondere Darlehen vollständig zu ersetzen. Erbschaften, Schenkungen und private Darlehen wurden überwiegend im Neubau in Anspruch genommen, haben jedoch insgesamt nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Die Käufer von Bestandswohnungen haben durchschnittlich 92.000 E bzw. 1.188 E/m² für ihre Immobilie bezahlt. Sie verfügen durchschnittlich über 76 m² Wohnfläche bzw. 37 m² pro Person. Die gute Ausstattung der Wohnungen und der Verzicht auf größere Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden hat sich preismindernd ausgewirkt. Darüber hinaus wurden Sonderabschläge für erwünschte Käufergruppen gewährt und auf Vermittlungsgebühren verzichtet. Schließlich musste im Rahmen der Preisgestaltung der Vermarktbarkeit der Immobilien auf dem lokalen Immobilienmarkt Rechnung getragen werden. Die Preisdifferenz zu den kommunalen Durchschnittspreisen für Bestandsimmobilien ist größer als bei den untersuchten Neubaumaßnahmen. Die Wohnkostenbelastung der Erwerber von Bestandswohnungen beträgt 30 % des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens. Davon entstehen zwei Drittel durch Kredite und Bausparverträge. Die Wohnkostenbelastung der befragten Mieter in den Fallbeispielen liegt bei 32 %. Bankkredite und Hypothekendarlehen stellen den am häufigsten verwendeten Finanzierungsbaustein bei Bestandserwerb dar. Die Eigenheimzulage des Bundes hat eine besonders große Rolle gespielt, da die Länder hier wenig gefördert haben. Ein hoher geforderter Eigenkapitalanteil hemmt die Eigentumsbildung durch Schwellenhaushalte auch im Bestand. Aufgrund von gemeinsamen Bemühungen eines Teils der Privatisierer und ihrer Hausbanken war es möglich, dass ein Drittel der Erwerber den Kauf ohne Eigenkapital tätigen konnte. Es werden vermehrt Überlegungen dahingehend angestellt, den Eigenkapitalanteil zu senken und die Förderung so zu gestalten, dass sie stärker projektorientiert wirken kann und dazu führt, dass die Belastung der Wohnungseigentümer nicht höher ist als die der Mieter. Die Inanspruchnahme staatlicher Förderung bei relativ niedrigen Immobilienpreisen scheint besonders im Bestand dazu zu führen, dass die monatliche Belastung der Eigentümerhaushalte durch Kauf z. T. unter der Mietbelastung vor Kauf liegt. Die Ausweitung der staatlichen Förderung auf den Bestand hat hier wichtige Impulse gegeben und die Eigentumsbildung für Schwellenhaushalte attraktiver gemacht. Arbeitgeberdarlehen haben bei der Finanzierung im Bestand ebenso wie im Neubau nur eine sehr geringe Rolle gespielt. 3.2 Kosten und Belastung Der Entschluss, eine Immobilie zu erwerben, hängt zu großen Teilen von der Finanzierbarkeit ab. Besonders Haushalte mit Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln niedrigen Einkommen müssen abwägen, inwieweit sie die finanziellen Belastungen tragen können und inwieweit sie sich langfristig verschulden wollen. Ich muss abzahlen, bis ich 80 bin, aber da müsste ich ja auch Miete zahlen. (Verwaltungsbeirätin) Die Schaffung von selbstgenutztem Wohneigentum setzt vor allem bei gering verdienenden Haushalten und Haushalten mit Kindern eine hohe freiwillige Sparbereitschaft und einen langfristigen Konsumverzicht voraus (Bildung des Eigenkapitals, Leistung der Zins- und Tilgungszahlungen). Tabelle 3.1 Immobilienpreise in 27 E pro m² im Vergleich E/m² Fallbeispiele ¹ Untersuchte Städte² Altes Bundesgebiet Neubau Umwandlung 1.680 E 1.188 E 1.673 E² 1.294 E³ 2.110 E 1.703 E Quellen: ¹ AG SPAS Haushaltsbefragung 2001, ² LBS 2001, ³ focus.de Abbildung 3.1 Kaufpreise der Neubauimmobilien Kaufpreis Neubau Die Neubauimmobilien haben im Durchschnitt 184.000 E bzw. 1.680 E/m² insgesamt gekostet. Die durch den Erwerb zusätzlich entstehenden Kosten (Notar, Makler, Grunderwerbssteuer) machten einen Anteil von 4,8 % aus. Die Verkaufspreise fast aller Neubaumaßnahmen liegen unterhalb des Durchschnittspreises für eine Neubauimmobilie in der jeweiligen Großstadt (vgl. Abb. 3.1). Wichtige Faktoren bei der Preisgestaltung von Neubaumaßnahmen sind die Baukosten (Wohnfläche, Gebäudeausstattung) und die Grundstückskosten (Grundstücksgröße, Stellplatz) in Abhängigkeit vom lokalen Immobilienmarkt. Die größten Einsparungseffekte scheinen in Siegen-Fischbacherberg und München Ludwigsfeld (Eigentumswohnungen) erzielt worden zu sein. Bei beiden handelt es sich um kostensparende Baumaßnahmen. Die konventionelleren Neubauvorhaben orientieren sich stärker an den Durchschnittswerten der jeweiligen Stadt (Bottrop-Boy-Welheim, Hamburg-Neuwiedenthal, Bremen-Blockdiek). Umwandlung Die Käufer von Bestandswohnungen haben durchschnittlich 92.000 E bzw. 1.188 E/m² für ihre Immobilie bezahlt. Der Anteil der durch den Erwerb zusätzlich entstehenden Kosten betrug 5,3 %. Vor allem bei von Wohnungsunternehmen selbst vermarkteten Bestandswohnungen wurden diese Kosten nicht erhoben, um den Kaufpreis attraktiv zu gestalten. Die Preisdifferenz zwischen den Umwand- lungsmaßnahmen und dem lokalem Immobilienmarkt ist meist größer als bei den Neubaumaßnahmen (vgl. Abb. 3.2). In den Umwandlungsmaßnahmen wirken sich die Qualität der Immobilie, der lokale Immobilienmarkt, die Lage der Immobilie und das Image des Stadtteils auf den Kaufpreis aus. Daneben führen besondere Maßnahmen der Vermarkter dazu, dass die Preise zum Teil erheblich abgesenkt werden. Mieterkäufern wurde in vielen Umwandlungsmaßnahmen erste Priorität eingeräumt. Ihnen wurden Preisabschläge gewährt, die dazu geführt haben, dass Mieterkäufer im Durchschnitt 204 E/m² weniger für ihre Wohnung bezahlt haben als die Erwerber von außerhalb der Wohnanlagen. In einigen Fallbeispielen werden Anteile für die Instandsetzungsrücklage in den Kaufpreis eingerechnet. Dies hat zwar zu einer Erhöhung des Preises um 51 E bis 102 E/m² geführt, führt aber zu einer Reduzierung des Kostenrisikos für die neuen Eigentümer. Vermarkter haben die Immobilienpreise bei Absatzschwierigkeiten gesenkt. Vor allem in Umwandlungsmaßnahmen hat das zu wahrnehmbaren Preisnachlässen von mehreren Hundert Euro pro m² geführt Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 28 Forschungen Heft 110 Abbildung 3.2 Kaufpreise der Bestandsimmobilien den 60er bis 70er Jahre vorgenommen wurde. Die zur Verfügung stehende Wohnfläche ist ein weiteres Qualitätskriterium. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person liegt in den befragten Haushalten mit 35 m² pro Person unter dem Durchschnitt der alten Bundesländer mit 40 m² pro Person (Statistisches Jahrbuch 2001, S. 245). Neubau Die eher konventionellen Neubaumaßnahmen verfügen meist über Kellerräume und Ausbaureserven im Dachgeschoss. Die Grundstücke sind mit dem Fahrzeug direkt zu erreichen und verfügen über eigene Stellplätze. Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 (z. B. Hamburg-Jenfeld). Schwankungen des lokalen Preisgefüges haben Einfluss auf den Wiederverkaufswert der Immobilien. Es besteht das Risiko des Wertverlustes, das sich im Falle des Wiederverkaufs als Verlust niederschlagen kann. In einzelnen Gebieten ist es trotz der Lagenachteile zu Wertsteigerungen und damit zu Gewinnen im Falle des Wiederverkaufs von Neubauimmobilien gekommen (z. B. Bremen-Blockdiek). Die relativ niedrigen Preise in den Frankfurter Fallbeispielen hängen vermutlich mit der schlechten Vermarktbarkeit der Immobilien zusammen (Qualität der Immobilie, Image der Wohngebiete). Auch in München-Neuperlach liegt die Verkaufsquote aus ähnlichen Gründen relativ niedrig. Die vergleichsweise hohen Preise in BerlinSchlangenbader Straße sind sicher auch auf die gute stadträumliche Lage der Immobilie zurückzuführen. Der Anteil der verkauften Wohnungen ist hier vermutlich auch aufgrund des hohen Kaufpreises relativ niedrig. Der Verkaufspreis in Berlin-Flusskarree ist insgesamt der niedrigste. Hier wurde versucht, den Lage- und Imagenachteil auszugleichen. Verkaufsquote und Selbstnutzeranteil liegen höher als im Fallbeispiel Berlin - Schlangenbader Straße. Ausstattung und Wohnflächenversorgung Die Ausstattung der erworbenen Eigenheime und Wohnungen ist im Durchschnitt gut. Dies hängt auch damit zusammen, dass ein großer Teil der Umwandlungsmaßnahmen in Wohnungsbeständen aus Ein Teil der Neubaumaßnahmen wurde als kosten- und flächensparende Bauvorhaben errichtet. Dadurch sind die Grundstücksund Wohnflächen begrenzt und es wurde auf bestimmte Ausstattungsstandards verzichtet. Kosten- und flächensparendes Bauen hat im Zusammenhang mit der Realisierung von Wohneigentum in benachteiligten Stadtteilen eine besondere Bedeutung, da auf diesem Wege für Schwellenhaushalte bezahlbare Neubauimmobilien entstehen können. In Siegen-Fischbacherberg konnten Baukosten von unter 1.023 E/m² erreicht und damit eine sehr günstige Immobilie an den Markt gebracht werden. Die Eigenheimerwerber verfügen in Bezug auf die Wohnfläche (Ø 112 m²) und Zimmerzahl (Ø 4,7 Räume) erwartungsgemäß über größere Wohneinheiten als die Wohnungserwerber. Die Wohnflächenversorgung und die pro Person zur Verfügung stehenden Räume sind aufgrund der großen Anzahl an Kindern jedoch unterdurchschnittlich (Ø pro Person: 31 m²/1,3 Räume). Dies führt dazu, dass die Wohnsituation besonders in den flächensparenden Eigenheimen beengt ist. Die Grundstücke der Eigenheimbesitzer sind im Durchschnitt 240 m² groß, ein Drittel ist kleiner als 200 m². Die nutzbaren privaten Freiflächen sind bei einem großen Teil der Eigenheime aufgrund der kleinen Grundstücksgrößen gering. Umwandlung Die Ausstattung der untersuchten Gebäude und Wohnungen ist überwiegend gut. Die verkauften Bestandswohnungen sind im Durchschnitt 76 m² groß und verfügen über 3,2 Räume. Die Wohnflächenversorgung der Wohnungserwerber (Ø pro Person: Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 37 m²/1,5 Räume) ist aufgrund der geringeren Haushaltsgrößen besser als die der Eigenheimerwerber. In einigen Umwandlungsmaßnahmen haben Eigentümer von Erdgeschosswohnungen direkt zugängliche Gärten langfristig von der Eigentümergemeinschaft gepachtet (z. B. Bremen-Kattenturm). Die Wohnungserwerber können meist einen Stellplatz mieten oder erwerben (z. B. für 5.113 E in Hamburg Jenfeld). Das Preis-/Leistungsverhältnis ist bei den untersuchten Maßnahmen gut. Für die Erwerber der Wohnungen war dies der wichtigste Kaufgrund. Wohnkostenbelastung Die Wohnkosten der Eigentümer setzen sich aus dem Hausgeld und den monatlichen Belastungen durch die Finanzierung der Immobilie (Zinsen, Tilgung) zusammen. Das Hausgeld besteht aus den Wohnnebenkosten (Betriebskosten, Heizkosten, Verwaltungskosten) und den Rücklagen für die Instandhaltung. Die Höhe und die Entwicklung der Wohnkostenbelastung (Anteil der Wohnkosten am Haushaltsnettoeinkommen) hat Einfluss auf die wirtschaftliche Situation der Haushalte. Eine zu hohe Belastung kann bei Haushalten mit niedrigeren Einkommen zu einer Destabilisierung der individuellen Lebenssituation führen (Insolvenzrisiko, abnehmende Wohnzufriedenheit). In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Eigenheimzulage innerhalb des Bewilligungszeitraums zu einer finanziellen Entlastung der Haushalte führt. Die Entwicklung der Wohnkostenbelastung verläuft zum Teil sprunghaft in Abhängigkeit von der Art der Finanzierung und der Entwicklung des Haushaltsnettoeinkommens. Deutliche Verringerungen der Wohnkostenbelastung treten z. B. auf durch die vollständige Tilgung von Bausparverträgen oder von Hypothekendarlehen. Die Anteil am Haushaltsnettoeinkommen in % 29 Entlastung durch die Eigenheimzulage, die den Erwerb von Immobilien für Schwellenhaushalte erleichtert, entfällt nach acht Jahren und führt damit zu einem Anstieg der Wohnkostenbelastung. Der Wegfall des Kindergeldes bei Erreichung der Volljährigkeit der Kinder bedeutet für Familien eine Einkommenseinbuße, die sich auch auf die Wohnkostenbelastung niederschlägt. Schließlich kann der Eintritt in die Rente zu einem spürbaren Rückgang des Einkommens und damit zu einer Erhöhung der Wohnkostenbelastung führen. Die Befragung der Haushalte hat im Durchschnitt sechs bzw. vier Jahre nach dem Erwerb der Immobilie stattgefunden. Insofern spiegeln die hier vorgestellten Zahlen die finanzielle Situation der befragten Haushalte zu diesem Zeitpunkt wider. Eigentümerhaushalte mit Kindern haben in den untersuchten Wohnanlagen im Durchschnitt eine besonders hohe Wohnkostenbelastung zu tragen (34 %). Erwachsenenhaushalte ohne Kinder sind mit 28 % unterdurchschnittlich belastet. Rentnerhaushalte im Eigentum müssen 30 % ihrer Rente für das Wohnen aufbringen. Nichtdeutsche Eigentümer geben ein Drittel ihre Einkommens für ihr Wohneigentum aus, Aussiedlerhaushalte sogar 36 %. Deutsche Eigentümer sind nur mit 31 % belastet. Eigentümer im Neubaumaßnahmen Die Wohnkostenbelastung der Eigenheimerwerber beträgt 35 %. Davon entfallen ein knappes Viertel auf die Wohnnebenkosten und gut drei Viertel auf Annuitäten. Die Wohnkostenbelastung der Eigenheimerwerber steigt mit zunehmender Wohnfläche an. Die höchste Wohnkostenbelastung müssen die Eigentümer von Eigenheimen mit einer Wohnfläche zwischen 100 m² und 120 m² tragen (Reihenhäuser: 37 %, Ein-/ Zweifamilienhäuser: 45 %). Eigenheimerwerber entscheiden selbst darüber, ob und inwieweit sie sich durch regelmäßige Rücklagen vor Kostenrisiken durch Neubau Umwandlung Gesamt Eigentümer Hausgeld (inkl. Heiz- und Betriebskosten) 7,4 10,9 9,7 Kredite und Bausparverträge 27,3 18,4 21,6 Hausgeld und Kredite und Bausparverträge 34,7 29,3 31,3 Bruttokaltmiete (inkl. Betriebskosten) 24,8 27,6 29,2 Bruttowarmmiete (inkl. Heiz- und Betriebskosten) 30,4 33,5 32,3 Tabelle 3.2 Durchschnittlicher Anteil der Wohn- und Kapitalkosten am Haushaltsnettoeinkommen Mieter Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 30 Forschungen Heft 110 Instandhaltung absichern. Nur ein sehr geringer Anteil der Eigenheimerwerber hat angegeben, dies zu tun. Die monatlich entrichteten Wohnnebenkosten betragen 196 E. Eigentümer in Umwandlungsmaßnahmen Die durchschnittliche Wohnkostenbelastung der Wohnungseigentümer in den Fallbeispielen beträgt 30 % vom Haushaltsnettoeinkommen. Davon entfallen ein gutes Drittel auf das Hausgeld und knapp zwei Drittel auf Annuitäten. In einigen Umwandlungsmaßnahmen war die niedrigere Wohnkostenbelastung nach Kauf im Vergleich zur Wohnkostenbelastung vor Kauf ein wichtiges Verkaufsargument vor allem gegenüber den Mieterkäufern. Die Wohnkostenbelastung variiert kaum in bezug auf die Wohnungsgröße. Die regelmäßigen Zahlungen der Wohnungsbesitzer an die WEG-Verwaltungen im Rahmen des Hausgeldes belaufen sich im Durchschnitt auf monatlich 221 E. Bestandteile dieses monatlichen Hausgeldes sind die pauschale InstandhaltungsrückTabelle 3.3 Wohnnebenkosten der Eigentümer und Mieter E/m² Eigentümer Neubau Mieter Umwandlung Betriebskosten 1,08 1,56 1,47 Heizkosten 0,68 0,81 0,91 Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Abbildung 3.3 Wohnkostenbelastung der Eigentümer und Mieter lage (Ø 0,48 E/m²), die Verwaltungskostenpauschale (Ø 0,30 E/m²) sowie die Betriebskosten (Ø 1,56 E/m²) und die Heizkosten (Ø 0,81 E/m²). In einzelnen Wohnanlagen sind die Betriebskosten der Wohnungseigentümer recht hoch. Ähnlich wie bei Verwaltungen in Mietwohnungsbeständen besteht auch im Falle von WEG-Verwaltungen das Problem, dass schwer nachvollziehbare und überhöhte Betriebskosten abrechnungen vorgelegt werden. Darauf haben verschiedene Verwaltungsbeiräte aufmerksam gemacht. Mieter Die Mieter bringen im Durchschnitt ein Drittel ihres Haushaltsnettoeinkommens (inkl. Wohngeld, Wohnkostenübernahme) für die Miete (Warmmiete inkl. Fehlbelegungsabgabe) auf. Die Belastung ist in den Umwandlungsobjekten im Durchschnitt 4 % höher als in den Mietobjekten an den Neubaumaßnahmen. Die Nettokaltmiete in den untersuchten Fallbeispielen beträgt im Durchschnitt 4,60 E/m² monatlich. Die Betriebskosten belaufen sich auf 1,47 E/m² im Monat, die Heizkosten auf 0,91 E/m². Die Nettokaltmiete in den Umwandlungsmaßnahmen liegt im Durchschnitt knapp 23 % über der Miete für die Wohnungen in der Nachbarschaft der Neubaumaßnahmen. Dies liegt vor allem an dem höheren Anteil an mietpreisgebundenen Wohnungen in den nicht umgewandelten Objekten. Der Anteil der Wohngeldempfänger unter den Mietern liegt bei 18 % (in Umwandlungsmaßnahmen: 18,7 %, an Neubaumaßnahmen: 17,3 %). Der Durchschnitt für das frühere Bundesgebiet beträgt 6,7 % (Statistisches Bundesamt: Empfängerhaushalte von Wohngeld am 31.12.1999). 6 % der Mieter müssen Fehlbelegungsabgabe bezahlen. Im Jahre 1998 musste ein Mieterhaushalt in den alten Bundesländern durchschnittlich 24,5 % seines Haushaltsnettoeinkommens für die Bruttokaltmiete aufbringen (Statistisches Bundesamt: Mikrozensus-Zusatzerhebung 1998). Die entsprechende Belastungsquote der befragten Mieter liegt mit 29,2 % deutlich höher. Ursachen sind die vergleichsweise niedrigeren Einkommen der befragten Haushalte und die höheren Mieten in den untersuchten Beständen. Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Im Mietwohnungsbestand sind es die Rentner, die mit 35 % die höchste und die Familien, die mit 30 % die niedrigste Wohnkostenbelastung haben. Der Schwerpunkt der Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Wohnkostenbelastung der Mieterhaushalte liegt zwischen 20 % und 30 %, der Schwerpunkt der Wohnkostenbelastung der Eigentümerhaushalte zwischen 30 % und 40 %. Der Anteil der Mieter und Eigentümer, die eine Wohnkostenbelastung von mehr als 40 % aufweisen, ist relativ gering. Haushalte mit einer niedrigen Wohnkostenbelastung von unter 20 % sind bei den Eigentümern stärker vertreten als bei den Mietern (vgl. Abb. 3.3). Die Wohnkostenbelastung der befragten Eigentümer nimmt mit zunehmendem Alter tendenziell ab, während die der befragten Mietern eher steigt (vgl. Abb. 3.4). Insgesamt wird deutlich, dass die Wohnkostenbelastung der Mieter etwas über der Wohnkostenbelastung der Eigentümer liegt. Dies hat seine Ursache vor allem in der vergleichsweise hohen Belastung der älteren Mieterhaushalte. Die Eigenheimbesitzer haben die höchste, die Mieter in ihrer Nachbarschaft die niedrigste Wohnkostenbelastung. Vor allem in den Umwandlungsmaßnahmen scheint es im Durchschnitt gelungen zu sein, die Wohnkosten durch den Erwerb von Wohneigentum im Vergleich zu den Mietern zu senken. Der Lastenzuschuss für Haus- und Wohnungseigentümer entspricht dem Mietzuschuss für Mieter und ist abhängig vom Gesamteinkommen und der Größe des antragstellenden Haushaltes. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach den monatlichen Belastungen durch die Bewirtschaftung der eigenen Wohnanlage (Instandhaltungskosten, Verwaltergebühren, Grundsteuer) und dem Kapitaldienst (Zins und Tilgung). 5,6 % der befragten Haushalte bezogen Wohngeld. Davon erhielten 36 % Lastenzuschüsse und 64 % Mietzuschüsse (Wohneigentumsquote 50 %). 3.3 Finanzierung und Förderung Die Finanzierung der Eigentumsbildung in den untersuchten Fallbeispielen ruht im wesentlichen auf fünf Säulen: Eigenkapital, Kredite und Hypothekendarlehen, Bausparverträge, Eigenheimzulage des Bundes und Fördermittel der Länder. Eigenkapital Der weitaus größte Anteil der befragten Erwerber von Immobilien hat Eigenkapital eingebracht. In allen Eigentumsmaßnahmen, die sich an Haushalte mit mittleren und niedrigen Einkommen richten, waren 31 Abbildung 3.4 Wohnkostenbelastung der Eigentümer und Mieter nach Alter Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 die Beteiligten bemüht, die Hürde Eigenkapital so niedrig wie möglich zu halten. Dies war im Bestand eher möglich als im Neubau. So mussten die Käufer von Wohnungen in Bremen-Kattenturm lediglich 10 % Eigenkapital aufbringen. Andere Wohnungsunternehmen bzw. Vermarkter waren bemüht, mit Hilfe von Hausbanken eine Finanzierung gänzlich ohne Eigenkapital zu ermöglichen, um so Kaufanreize vor allem für Mieter aus dem Haus zu schaffen, wenn dies die Belastung der Käufer durch Annuitäten zugelassen hat (z. B. HamburgJenfeld). Insofern ist der Anteil der Wohnungserwerber, die ohne angespartes Eigenkapital kaufen konnten, im Bestand mit 32 % höher als im Neubau. 90 % der befragten Eigenheimerwerber haben Eigenkapital aufgebracht. Hier war aufgrund der im Vergleich zu den Umwandlungsmaßnahmen höheren Kaufpreise eine Finanzierung ohne Eigenkapital seltener möglich als bei Bestandskäufen. Lediglich in Ingolstadt-Piusviertel und in DuisburgHagenshof war es überhaupt möglich, ein Eigenheim ohne eigenes Geldvermögen zu finanzieren. Dies gelang mit Hilfe einer üppigen Förderung durch besondere Landesmittel bzw. durch die Möglichkeit, Eigenleistungen am Bau anrechnen zu lassen. Eigenkapital ist ein wichtiger Baustein für die Finanzierung von Wohneigentum. Banken setzten ihn für die Gewährung von Krediten ebenso voraus wie die Fördergeber bei der Gewährung von Darlehen. Vor allem junge, kinderreiche Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen sind auf- 32 Forschungen Heft 110 grund der relativ hohen Lebenshaltungskosten und der kurzen Ansparzeiten häufig nicht in der Lage, ausreichend Eigenkapital aufzubringen, um Wohneigentum zu bilden. Die Eigenheimzulage des Bundes ist ein wichtiges Instrument zur Kompensierung fehlenden Eigenkapitals. Der in den Länderprogrammen vorgeschriebene Eigenkapitalanteil zwischen 15 % und 25 % kann bei gleichzeitig niedrigen Einkommensgrenzen für viele Schwellenhaushalte zu einer sehr hohen Belastung führen. In Bremen hat die Erhöhung der Eigenkapitalquote im Rahmen der Förderung dazu geführt, dass die Eigentumsbildung für Schwellenhaushalte unattraktiver wurde und in viel geringerem Maße abgefragt wurde als vorher. Deshalb soll die Quote wieder gesenkt werden. Das Land BadenWürttemberg hat in seinem Landeswohnungsbauprogramm 2002 die Mieterprivatisierung dadurch erleichtert, dass der für den Bestandserwerb erforderliche Eigenkapitalanteil auf 5 % abgesenkt wurde. Bankkredite und Hypothekendarlehen Drei Viertel der befragten Erwerber von Neubau- und Bestandsimmobilien haben Bankkredite und Hypothekendarlehen aufgenommen, um ihre Immobilie zu finanzieren. Aufgrund der höheren Immobilienpreise im Neubau und der z. T. niedrigeren Pro-Kopf-Einkommen bei den Eigenheimerwerbern mussten die Neubauerwerber vermutlich in größerem Maße Kredite aufnehmen als die Erwerber von Bestandswohnungen. Die befragten Eigentümerhaushalte binden sich durch die Aufnahme von Krediten und Darlehen im Durchschnitt fast 15 Jahre, wobei die Laufzeiten in den Neubaumaßnahmen vermutlich aufgrund des höheren Kreditvolumens im Durchschnitt vier Jahre länger sind als in den Umwandlungsmaßnahmen. Das Kreditausfallrisiko ist bei Haushalten mit niedrigen Einkommen überdurchschnittlich hoch, da Veränderungen in bezug auf die wirtschaftliche Situation des Kreditnehmers schnell dramatische Auswirkungen haben können. Der überwiegende Teil der Ausfälle von Hypothekenkrediten bei Privathaushalten hat seine Ursache in plötzlichen Einkommenseinbußen, die bei 60 % bis 70 % der Betroffenen durch Arbeitslosigkeit oder Trennung von Lebensgemeinschaften ausgelöst werden (Faller et al., 2001, S. 4). Besonders jüngere und ältere Kreditnehmer weisen im Vergleich zu Haushalten mittleren Alters ein höheres Kreditausfallrisiko auf. Bei älteren Kreditnehmern können z. B. durch unerwartete längere Krankheiten, Frühverrentung oder Verlust des Arbeitsplatzes plötzliche Einkommenseinbußen nachhaltig auftreten, bei jüngeren Haushalten z. B. durch Familienzuwächse und die damit verbundenen zusätzlichen Kosten bei gleichzeitigem Ausfall eines Zweiteinkommens. Hinweise, dass es in den untersuchten Fallbeispielen über wenige Einzelfälle hinaus in bemerkenswertem Maße zu Insolvenzen und Zwangsversteigerungen gekommen ist, wurden nicht gegeben. Es ist jedoch abzusehen, dass die Wohnkostenbelastung in einzelnen Fallbeispielen durch das Auslaufen der Eigenheimzulage und das Einsetzen von zunächst ausgesetzten Zinszahlungen für Landesdarlehen in Zukunft z. T. sprunghaft ansteigen wird. Dadurch werden vor allem bereits jetzt überdurchschnittlich stark belastete junge Haushalte mit mehreren Kindern und geringeren Einkommen, die besonders in Neubaumaßnahmen anzutreffen sind, zusätzlich belastet (z. B. München-Ludwigsfeld, Ingolstadt-Piusviertel). Inwieweit es dadurch verstärkt zu Insolvenzen und Zwangsversteigerungen kommt, lässt sich aus den vorliegenden Untersuchungsergebnissen nicht ablesen. Staatliche Förderung Eigenheimzulage Die Eigenheimzulage ist mit Kinderzulage und Zulage für ökologische Baumaßnahmen ein wichtiges Instrument zur steuerlichen Förderung von Wohneigentumsbildung durch Neubau und Bestandserwerb. Die Eigenheimzulage ist als progressionsunabhängige Förderung zugänglich für Haushalte mit mittleren und niedrigen Einkommen und erreicht auch Schwellenhaushalte. Sie kann als Eigenkapitalersatz eingebracht werden oder ermöglicht eine zusätzliche Kreditaufnahme bzw. eine erhöhte Tilgung. Die Eigenheimzulage wurde von Eigenheim- wie Wohnungserwerbern gleichermaßen in Anspruch genommen. Dadurch, dass die Länder den Bestandserwerb erst in jüngerer Vergangenheit oder gar nicht gefördert haben, hat hier die Eigenheimzulage eine besondere Bedeutung für einkommensschwache Haushalte gehabt. Der Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln überraschend geringe Anteil derjenigen Eigentümer, die im Rahmen der Befragung Bundeszuschüsse als Finanzierungsbaustein angegeben haben, hängt vor allem damit zusammen, dass die steuerlich geltend zu machenden Förderinstrumente wie Eigenheimzulage und Baukindergeld nicht als solche wahrgenommen werden. Gleiches gilt für KfW-Kredite, die über Banken und Sparkassen abgerufen und durchgeleitet werden. In den Jahren 1995 bis 1999 wurden insgesamt 2,1 Mio. Haushalte durch die Eigenheimzulage des Bundes gefördert, davon 54 % Bestandserwerber und 46 % Neubauerwerber (Bundesministerium der Finanzen, Januar 2001). Die Wirkung der Eigenheimzulage greift dort, wo die Wohnungsmärkte entspannt und die Immobilienpreise niedrig sind, am stärksten. Hier ist ihr Anteil an der Gesamtfinanzierung größer als in Regionen mit höheren Immobilienpreisen. Darüber hinaus sind die Kernstädte mit ihren hohen Immobilienpreisen durch die pauschale Zulage gegenüber Immobilien in städtischen Randlagen und im Umland benachteiligt. Vor diesem Hintergrund wäre die Regionalisierung der Eigenheimzulage auch aus der Sicht der Kommunen durchaus sinnvoll. Die Eigenheimzulage soll regionalisiert werden, damit die Kernstädte nicht weiterhin benachteiligt sind. Sie sollten eher begünstigt werden aufgrund der großen Belastung z. B. durch die Baulandbereitstellung. (Stadtverwaltung) Förderprogramme der Länder Die Länder fördern die Eigentumsbildung durch die Vergabe von zinsgünstigen Darlehen, die Übernahme von Bürgschaften und die Gewährung von Aufwendungszuschüssen. Diese subjektorientierte, rückzahlungspflichtige Förderung nimmt Rücksicht auf die Einkommensentwicklung des Erwerbers und führt insbesondere zu einer Entlastung junger Familien in den ersten Jahren nach der Eigentumsbildung. Da die Eigentumsförderung der Länder traditionell stärker auf den Neubau ausgerichtet war, haben vor allem die befragten Erwerber von Neubauimmobilien diese Förderung in Anspruch genommen. Einzelne Sonderprogramme der Länder, z. B. für kosten- und flächensparendes Bauen, haben die Eigentumsbildung der Befragten weiter erleichtert. So wurde das Fallbeispiel Ingolstadt-Piusviertel durch das einmalige Son- derprogramm Offensive Zukunft Bayern (Siedlungsmodell 2000) des Landes Bayern gefördert. In München-Ludwigsfeld wurde der Erwerb von Eigentumswohnungen durch das Bayerische Landesprogramm Kostensparendes Bauen gefördert. Das Land Niedersachsen fördert in seinem Wohnungsbauprogramm u. a. den Neubau und Erwerb von Wohnraum im Zusammenhang mit städtischen Maßnahmen. Hier fließen Mittel in die kommunalen Sanierungsgebiete und damit auch in SozialeStadt-Gebiete. So konnte die Stadt Wolfsburg die Mittel innerhalb des Sanierungsgebietes Wolfshagen durch entsprechende Festlegung zielgenau auf einzelne Objekte des Fallbeispiels in der Jenaer Straße lenken. Mit einem solchen Instrument können Kommunen die Privatisierung einzelner Wohnanlagen initiieren und deren Eigentümer für eine gemeinsame Strategie gewinnen. Die Förderung des Bestandserwerbs erleichtert den Wohnungserwerb durch kaufwillige Schwellenhaushalte und kann im Rahmen konventioneller Privatisierungsmaßnahmen eine Verdrängung benachteiligter Haushalte durch die Erleichterung des Mieterkaufs abfedern helfen. Förderprogramme der Kommunen Im Rahmen der Untersuchung haben zwei Kommunen den Erwerb von Wohneigentum in den untersuchten Fallbeispielen durch die Vergabe von zinsverbilligten Darlehen an Selbstnutzer gefördert (Ingolstadt, Wolfsburg). In Wolfsburg wurde 1999 ein auf vier Jahre befristetes kommunales Förderprogramm für den Erwerb und die Errichtung von Wohneigentum im gesamten Stadtgebiet aufgelegt, um der Abwanderung von Immobilienerwerbern in das Umland entgegenzuwirken. Pro Jahr stehen rund 2,04 Mio. E aus dem eigenen Haushalt zur Verfügung. Es werden Familien mit Kindern (Einkommensgrenze: § 25 II. WoBauG + 40 %) mit zinslosen Darlehen gefördert (Neubaumaßnahme: 12.782 E, Bestandserwerb: 6.391 E). In Ingolstadt hat die Kommune Fördermittel des Landes Bayern (Sonderprogramm Offensive Zukunft Bayern) in Höhe von 9,2 Mio. E für die Baumaßnahme Ingolstadt-Piusviertel u. a. dazu verwendet, Haushalten den Erwerb eines Eigenheims in der Neubaumaßnahme mit Hilfe eines zinsverbilligten Eigenkapitalersatzdarlehens für Selbstnutzer in Höhe von 51.129 E 33 34 Forschungen Heft 110 (keine Einkommensbeschränkung) zu ermöglichen. Das Wolfsburger Förderprogramm zeigt, dass es für eine Kommune sinnvoll sein kann, ein eigenes Programm aufzulegen, um die wohnungspolitische Ziele durch die Förderung von Wohneigentumsbildung zu verfolgen. In Kombination mit dem Wohnungsbauprogramm Niedersachsen ist es in Wolfsburg in besonderem Maße möglich, Schwellenhaushalten zu Wohneigentum zu verhelfen (Doppelförderung zulässig). Vor allem die Kombination von räumlicher Schwerpunktsetzung und zusätzlicher Förderung von Haushalten mit mittleren und niedrigen Einkommen in kommunalem Zuständigkeitsbereich gibt einen wichtigen Hinweis auf mögliche zukünftige Ausgestaltung von Eigentumsförderung in benachteiligten Stadtquartieren. Baulandbereitstellung, Bodenbevorratung, Bodenpreise Die Bereitstellung von preisgünstigem Bauland ist ein wichtiger Baustein zur Errichtung von kostengünstigem Wohneigentum vor allem in Städten mit hohen Baulandpreisen. Hier können die Kommunen mit einer Bodenbevorratung und durch Überlassung in Erbpacht oder Verkauf unter Marktpreis wichtige Impulse zum kostensparenden Bauen für Haushalte mit niedrigen Einkommen auch in benachteiligten Stadtteilen geben. Im Rahmen der Fallbeispiele haben u. a. Siegen, Ingolstadt und München kommunale Flächen z. T. weit unter Marktpreis in die Projekte eingebracht. Durch dieses kommunale Engagement war es möglich, die Preise im Vergleich zu anderen Immobilien in ähnlichen Lagen um ein Drittel zu senken. Dieser Effekt lässt sich auch deutlich an dem Anteil der Grundstückskosten an den Gesamtkosten der Immobilien ablesen, der für die untersuchten Neubaumaßnahmen mit durchschnittlich 14 % recht niedrig ist (vgl. z. B. Hessen mit 25 %). Die Stadt Stuttgart bietet über ein Sonderbauprogramm Preiswertes Wohneigentum Haushalten mit Kindern die Möglichkeit, familiengerechte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen im Stadtgebiet kostengünstig zu erwerben, indem sie für einzelne Bauvorhaben die Kosten für kommunale Baugrundstücke um bis zu 45 % des Verkehrswertes absenkt. Andere Städte versuchen, mit Hilfe einer Förderung die Baukosten zu minimieren. So schafft die Stadt Düsseldorf über den Verkauf von kommunalem Bauland Anreize zur Minimierung von Baukosten. Der zu zahlende Grundstückspreis ist an den Fertigpreis der Immobilie gekoppelt. Junge Familien erhalten einen zusätzlichen Abschlag. In zwei Fallbeispielen wurden kommunale Grundstücke in Erbpacht an die neuen Eigentümer vergeben. Dies hat dazu geführt, dass die Kaufpreise einer Neubaumaßnahme (Duisburg-Hagenshof) und einer Umwandlungsmaßnahme (LudwigshafenPfingstweide II) gesenkt werden konnten. Die Immobilien der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft in LudwigshafenPfingstweide waren aus diesem Grund günstiger als die des freien Wohnungsunternehmens. Arbeitgeberdarlehen Größere Unternehmen stellen ihren Beschäftigten Arbeitnehmerdarlehen zur Verfügung, um ihnen den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern. Im Rahmen der Neubaumaßnahme Düsseldorf-Garath und in den Umwandlungsmaßnahmen Ludwigshafen-Pfingstweide I und WolfsburgWesthagen konnten Beschäftigte großer Industrieunternehmen im Rahmen des Immobilienerwerbs auf z. T. zinsgünstige Darlehen ihres Arbeitgebers zurückgreifen. Erbschaften, Privatdarlehen Erbschaften oder Schenkungen von Geld und Immobilien und private Darlehen haben im Rahmen der Fallbeispiele eine untergeordnete Rolle gespielt. Nur in wenigen Fällen waren sie vor allem im Neubau Teil der Finanzierung bzw. ersetzten sie angespartes Eigenkapital. Wir sind doch die Erbengeneration, da wird gekauft. (Stadtverwaltung) Diese Einschätzung scheint auf Haushalte mit niedrigen Einkommen in benachteiligten Stadtquartieren kaum zuzutreffen. Insofern überrascht es nicht, dass zinslose private Darlehen ebenfalls nur in geringem Maße zur Finanzierung der Immobilien herangezogen wurden. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Finanzierungsmix der befragten Eigentümer Die Gewichtung der einzelnen Finanzierungsbausteine im Rahmen des Finanzierungsmix hängt von wichtigen Merkmalen des Erwerberhaushaltes ab (Haushaltstyp, -einkommen, Alter des Erwerbers). Lediglich der Anteil der Haushalte, die Eigenkapital aufgebracht haben, ist unabhängig von diesen Merkmalen in allen Gruppen beinahe konstant. Die Anzahl der weiteren Bausteine, mit deren Hilfe die Finanzierung des Wohneigentums sichergestellt wurde, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die Käufer bis 44 Jahre haben am stärksten die staatliche Förderung der Länder in Anspruch genommen. Sie schlossen darüber hinaus häufiger Bausparverträge ab und benötigten mehr Kapitalmarktmittel als die älteren Käufer. Personen, die heute im Rentenalter sind, haben ihre Immobilie in erster Linie mit Hilfe von Eigenkapital und Bankkrediten finanziert. Bundesmittel, Landesmittel und Bausparverträge wurden von ihnen deutlich weniger in Anspruch genommen als von Familien und Erwachsenenhaushalten. Ältere Käufer entscheiden sich eher für eine Eigentumswohnung, sind weniger eine Zielgruppe der staatlichen Förderung und verfügen eher über Eigenkapital als andere. Bezogen auf einzelne Haushaltstypen fällt auf, dass Familien zwar in ähnlichem Maße Eigenkapital eingebracht haben wie Erwachsenenhaushalte. Sie waren jedoch stärker als andere Haushalte auf Fördermittel und Kapitalmarktmittel angewiesen. Familien haben am häufigsten Landesförderung in Anspruch genommen. Dies liegt zum einen daran, dass sie wesentlich stärker in den Neubaumaßnahmen vertreten sind. Zum anderen sind die meisten Länderprogramme besonders auf Haushalte mit Kindern ausgerichtet. Darüber hinaus haben sie überdurchschnittlich häufig Bausparverträge abgeschlossen, um die Finanzierung des Eigenkapitalanteils sicherzustellen. Die Erwerber, die Landesmittel in ihre Finanzierung eingebaut haben, sind in der Einkommensgruppe zwischen 1.534 E bis 3.068 E besonders stark vertreten. Hier hat die Länderförderung gegriffen, da sie die untere Einkommensgruppe der Eigenheimerwerber bilden, auf die die meisten Länderprogramme zugeschnitten sind. Der Anteil derjenigen, die im Rahmen ihrer Finanzierung Kredite aufgenommen ha- ben, steigt mit zunehmendem Einkommen. Die Haushalte mit Einkommen über 3.068 E fallen vor allem durch den hohen Anteil an Kreditnehmern auf. Die kaufinteressierten Mieter haben im Vergleich zu den Käufergruppen eigene Vorstellungen zur Finanzierung ihrer Immobilie. Sie scheinen in geringerem Maße über Eigenkapitel zu verfügen (63 %), wollen aber auf der anderen Seite weniger Kredite und Darlehen aufnehmen (60 %). Die Finanzierungslücke soll dafür stärker mit öffentlichen Zuschüssen geschlossen werden. Marketing der Förderprogramme und Finanzierungsberatung Das Wissen über staatliche Förderinstrumente zur Bildung von Wohneigentum ist vor allem für Schwellenhaushalte, die Interesse an einer Eigentumsbildung haben, ohne eine Förderung jedoch nicht dazu in der Lage sind, sehr wichtig. Es scheint jedoch so zu sein, dass häufig nur der Kaufinteressierte, der aktiv Rat sucht und sich konkret informiert, von den Möglichkeiten der Förderung von Haushalten mit mittleren und niedrigen Einkommen erfährt. Dies hat sich auch im Rahmen einer Evaluierung der Berliner Bestandserwerbsförderung durch die Investitionsbank Berlin (IBB) gezeigt. Es wurde festgestellt, dass die Hälfte der Kunden, die sich bei der IBB zu den Fördermöglichkeiten beraten ließen, über Mund-zu-Mund-Propaganda von der Bestandsförderung erfahren hatten. Nur jeder zehnte Kunde konnte durch Anzeigen und Presseartikeln zu einer Beratung angeregt werden. Es wurde festgestellt, dass die privatisierenden Wohnungsbaugesellschaften und deren Vermarkter wichtige Multiplikatoren für das Förderprogramm gewesen sind. In einer repräsentativen Befragung der Berliner Bevölkerung wurde darüber hinaus festgestellt, dass nur jeder Zehnte von der Existenz der Förderung wusste, obwohl sich jeder Fünfte vorstellen konnte, in näherer Zukunft eine Wohnung zu erwerben (Investitionsbank Berlin, 2001). Die Kaufinteressenten unter den befragten Mietern möchten zu einem größeren Teil ein Eigenheim erwerben. Dennoch rechnen sie stärker mit einer Bundesförderung als mit einer Landesförderung, obwohl gerade die Förderung der Länder in stärkerem Maße auf den Neubau ausgerichtet war. Dies betont die Notwendigkeit einer Finan- 35 36 Forschungen Heft 110 zierungsberatung, in deren Rahmen auch über die Verwendung staatlicher Förderung informiert wird und der Ersatz von Eigenkapital durch Darlehen, Eigenheimzulage oder Selbsthilfe Berücksichtigung findet. Es wird deutlich, dass durch ein gezieltes Marketing von Förderprogrammen weitere Nachfragepotenziale auch in benachteiligten Stadtteilen erschlossen werden können. Wichtig ist neben der Information über die Existenz von Förderprogrammen die konkrete Beratung über existierende Instrumente und ihre Wirksamkeit für den einzelnen Kaufinteressenten. Dabei müssen diese Informationen durch unterschiedliche Multiplikatoren vermittelt werden. Je kleinteiliger und unübersichtlicher die staatlichen Förderinstrumente sind, desto wichtiger wird die Beratung durch einen kompetenten Ansprechpartner vor Ort (Kommune, Wohnungsunternehmen, Banken, Makler). Für die befragten Eigentümer in den Fallbeispielen waren vor allem die Vermarkter eine wichtige Informationsquelle vor der Kaufentscheidung. Daneben waren in erster Linie schriftliches Informationsmaterial und Anzeigen sowie das Gespräch mit Angehörigen oder Freunden wichtige Entscheidungshilfen. Nur jeder Zehnte hat die Bank oder den Steuerberater als wichtige Informationsquelle vor dem Kauf genannt. Eine seriöse Finanzierungsberatung umfasst auch die Aufklärung über bestehende Förderinstrumente und deren Berücksichtigung im Rahmen der individuellen Finanzierung des Immobilienerwerbs. Vermarkter können gemeinsam mit Banken Finanzierungsmodelle unter Einbeziehung der zur Verfügung stehenden staatlichen Förderangebote entwickeln und diese den Kaufinteressenten im Rahmen von Beratungsgesprächen transparent machen. Vermarkter werben zum Teil offensiv mit der Möglichkeit, dass bestimmte Haushalte beim Kauf öffentliche Förderung in Anspruch nehmen können. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 4 Der Prozess und die Beteiligten 4.1 Zusammenfassung Vier der insgesamt acht Neubaumaßnahmen sind in besonderem Maße auf benachteiligte Haushalte und Stadtteile zugeschnitten und wurden in aufwendigen Verfahren mit überdurchschnittlichem Engagement der Verfahrensbeteiligten realisiert. Hier stand die Zielgruppe der jungen, kinderreichen Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen im Vordergrund, mit deren Hilfe die Stadtteile verjüngt und stabilisiert werden sollten. Kommunen können Anreize zum Bau von bezahlbaren Eigenheimen in benachteiligten Stadtteilen schaffen (Baurecht, Baulandbereitstellung, Förderung) und kommunale Wohnungsunternehmen in ihre Strategien einbinden. Durch ihr Engagement (Architekturwettbewerb, Bauträgerschaft, Vermarktung, Finanzierungsberatung) kann ein wesentlicher Beitrag zum Gelingen der Maßnahmen geleistet werden. Kosten- und flächensparende Bauverfahren haben sich als besonders geeignet erwiesen. Der Selbsthilfeansatz ermöglicht eine weitere Reduzierung der Baukosten, erhöht jedoch deutlich den Beratungs- und Betreuungsaufwand. Im Rahmen der Vermarktung sollten potenzielle Käufer aus den Stadtteilen gezielt angesprochen werden. Die Einbettung von Neubaumaßnahmen in ein stadtteilbezogenes Gesamtkonzept erhöht ihre stabilisierende Wirkung. Um die soziale und funktionale Einbindung der neuen Eigentümer in den Stadtteil sicherzustellen und Konflikte mit Anwohnern zu vermeiden, ist es sinnvoll, flankierende Maßnahmen im Stadtteil durchzuführen (z. B. Wohnumfeldmaßnahmen, soziale Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit) und die neuen Eigentümer in bestehende soziale Netze einzubinden. Die untersuchten Umwandlungsmaßnahmen wurden in konventionellen, behutsamen und komplexen Verfahren realisiert. Konventionelle Verfahren haben keine spürbaren stabilisierenden Effekte auf die Stadtteile. Behutsame und in besonderem Maße komplexe Verfahren, die in Kooperation mit weiteren Akteuren und unter Einbeziehung der Bewohner durchgeführt wurden, wirken stabilisierend auf die Wohnanlagen und strahlen auf die Stadtteile aus. Selbstnutzende Eigentümer und besonders Mieterkäufer stehen im Zentrum des Vermarktungsinteresses. Die durch die Privatisierung frei werdenden Mittel kommen den Stadtteilen zugute. Komplexe Verfahren setzen ein überdurchschnittliches Engagement der Akteure voraus. Kommunen können in besonderem Maße durch die Schaffung wichtiger Rahmenbedingungen und durch steuerndes Eingreifen die Stabilisierung der betroffenen Wohnanlagen und Stadtteile sicherstellen. Mit Hilfe kommunaler Wohnungsbaugesellschaften sind sie in der Lage, Privatisierungsverfahren direkt zu initiieren. Durch die Privatisierung gebundener Bestände wird bezahlbarer Mietwohnungsbestand für Haushalte mit niedrigen Einkommen jedoch reduziert, was vor allem in angespannten Wohnungsmärkten bedenklich erscheint. Im Rahmen komplexer Verfahren wird sichergestellt, dass die Mieter der betroffenen Anlagen weitgehend einbezogen und über die gesetzlichen Regelungen (Vorkaufsrecht, Kündigungsschutz) hinaus vor Verunsicherung und Verdrängung geschützt werden (vertragliche Vereinbarungen, Bewohnerversammlung, Einzelgespräche, Verzicht auf Kapitalanleger). Die Ermittlung des Kaufpotentials der Mieter in den in Frage kommenden Wohnungsbeständen ist eine wichtige Voraussetzung für die Auswahl der Wohnanlage. Eine Vermarktung innerhalb der Stadtteile kann dazu führen, dass potenzielle Käufer verstärkt angesprochen werden und damit den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg einer Eigentumsmaßnahme befördern. Die selbstnutzenden Eigentümer müssen vor finanziellen Risiken geschützt werden. Dazu dienen Instandhaltungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum vor Verkauf, die Bildung einer ausreichenden Instandhaltungsrücklage zum Kaufzeitpunkt sowie eine sorgfältige Immobilien- und Finanzierungsberatung im Rahmen der Vermarktung. Das Engagement und die soziale Kompetenz einzelner Hausverwalter oder Verwaltungsbeiräte ist ausschlaggebend dafür, dass Konflikte konstruktiv gelöst und Missstände in der Wohnanlage abgebaut werden. Die Unterstützung der Einzeleigentümer und der Verwaltungsbeiräte durch ein erfahrenes Wohnungsunternehmen bzw. eine Hausverwaltung bei der Wahrnehmung ihrer neuen Aufgaben kann den 37 38 Forschungen Heft 110 Erfolg einer Privatisierung vor allem in der Anfangsphase deutlich erhöhen. Die potenziellen Konflikte und bestehenden Steuerungsbedarfe machen eine Moderation des Privatisierungsprozesses zwischen unterschiedlichen Beteiligten und Interessen als institutionalisierter Bestandteil des Verfahrens von Beginn an erforderlich. Die Wohnungsunternehmen müssen diese Moderation von Anfang an sicherstellen. Die Bestrebungen, die Privatisierungsmaßnahmen in stadtteilbezogene Aufwertungsansätze einzubinden und flankierende Maßnahmen zu initiieren, sind wichtiger Bestandteil der komplexen Privatisierungsverfahren. Die positiven Ansätze, die in den Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf (Bund-Länder-Programm Die Soziale Stadt) bestehen, könnten dabei aufgegriffen werden. 4.2 Verfahrensaspekte bei Neubaumaßnahmen Den untersuchten Neubaumaßnahmen lagen die folgenden Zielstellungen zugrunde: rein wirtschaftliche Gründe Wohnraumversorgung bestimmter Zielgruppen (z. B. Stadtteilbewohner, Schwellenhaushalte, Familien, Beschäftigte eines Unternehmens) Verbesserung der sozialen Situation in einem Stadtteil (Stabilisierung, Verjüngung, Bevölkerungszuwachs, heterogene Bevölkerungsstruktur) städtebauliche Aufwertung eines Quartiers (Modellvorhaben, Arrondierung) Aufwertung des Quartiersimages Düsseldorf-Garath-Südost Verfahrensart Ein Teil der untersuchten Fallbeispiele ist als konventionelle Neubaumaßnahme entstanden (Bottrop - Boy-Welheim, Bremen Blockdiek, Düsseldorf - Garath-Südost, Hamburg - Neuwiedenthal). Nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten haben Bauträger die zu entwickelnden Grundstükke ausgewählt, erworben, bebaut und vermarktet. Entsprechend geradlinig waren die Umsetzungsverfahren. Düsseldorf - Garath-Südost wurde auf Initiative eines Industrieunternehmens von einem Bauträger realisiert, um eigene Beschäftigte mit Wohneigentum zu versorgen. Vier Neubaumaßnahmen sind in besonderem Maße auf benachteiligte Haushalte und Stadtteile zugeschnitten (Duisburg - Hagenshof, Ingolstadt - Piusviertel, München - Ludwigsfeld, Siegen - Fischbacherberg). Sie sind in Bezug auf die Zielstellung, die Finanzierung, die Beteiligung von Akteuren und das Umsetzungsverfahren komplexer als die konventionellen Maßnahmen. Hier stand die Zielgruppe der jungen, kinderreichen Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen stärker im Vordergrund. Mit Hilfe dieser neuen Eigentümer sollten die Stadtteile verjüngt und gleichzeitig stabilisiert sowie das Stadtteilimage verbessert werden. Die Verfahren zur Entwicklung von Eigenheimgebieten in den Stadtteilen sind charakterisiert durch eine mehr oder weniger komplexe Planungs- und Realisierungsphase. Sie enden meist mit der Fertigstellung und Vermarktung der Immobilien. Verfahrensaspekte Die folgende Darstellung wichtiger Verfahrensschritte konzentriert sich auf die Aspekte, die über eine rein wirtschaftlich ausgerichtete Strategie hinaus die Wohnraumversorgung bestimmter Zielgruppen, die Verbesserung der sozialen Situation und die städtebauliche Aufwertung in den benachteiligten Stadtteilen befördern können. Kommune als Motor Die Kommunen haben bei der Vorbereitung, Initiierung und Flankierung der Neubaumaßnahmen eine besondere Stellung eingenommen, die in Abhängigkeit von den lokalen Rahmenbedingungen unterschiedlich stark ausgeprägt war. Kommunen sind vor allem in den Fällen besonders aktiv gewesen, in denen die wirtschaftliche Verwertung der Grundstücke durch Unternehmen Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln nicht möglich war (z. B. Duisburg - Hagenshof, München - Ludwigsfeld). Das Fallbeispiel Ingolstadt - Piusviertel ist in Bezug auf die umfassende Rolle der Kommunalverwaltung eine bemerkenswerte Ausnahme. Hier hatte die Kommune fast alle wichtigen Funktionen im Rahmen der Neubaumaßnahme inne. Sie steuerte das gesamte Verfahren, erwarb das notwendige Bauland, führte einen Architekturwettbewerb durch, war Fördergeberin und nahm die Funktion des Bauträgers, des Finanzierungsberaters und des Vermarkters wahr. Es ist davon auszugehen, dass ein überdurchschnittliches Engagement aller Verfahrensbeteiligter, also auch der Bauträger und Architekten, den Erfolg der einzelnen Maßnahmen befördert hat. baurechtliche Festlegungen und Baulandbereitstellung Zunächst kann die Kommune direkt Einfluss darauf nehmen, wo, in welchem Umfang und in welcher Form Wohneigentum durch Neubau entstehen soll. Durch baurechtliche Festlegungen (z. B. Bebauungsplan, Gestaltungsrahmenplan) legt sie die Lage und die Ausgestaltung von Neubaumaßnahmen fest (z. B. Hamburg - Neuwiedenthal) und schafft dadurch wichtige Voraussetzungen für Baumaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen. Die Bereitstellung von preiswertem Bauland stellt eine weitere wichtige Grundbedingung für den Bau von bezahlbaren Eigenheimen für Familien mit niedrigeren und mittleren Einkommen in benachteiligten Stadtteilen dar (vgl. Kapitel 3). Auch hier haben die Kommunen eine wichtige Rolle gespielt. Durch eine Bodenbevorratung konnten fünf Kommunen Bauland zu Preisen, die z. T. weit unter dem lokalen Preisgefüge lagen, bereit stellen (Verkauf, Erbpacht) und so die niedrigen Gesamtkosten der Maßnahme gewährleisten (Bottrop - Boy-Welheim, Duisburg - Hagenshof, Ingolstadt - Piusviertel, München - Ludwigsfeld, Siegen - Fischbacherberg). Es sind jedoch nicht nur Kommunen, die durch die Bereitstellung von Bauland die Immobilienpreise niedrig halten können. In einem Fallbeispiel hat ein Industrieunternehmen eigene Flächen in Erbpacht zur Verfügung gestellt (Düsseldorf - Garath-Südost). Architekturwettbewerbe und städtebauliche Verträge Im Rahmen von vorgeschalteten Architekturwettbewerben (München - Ludwigsfeld, Ingolstadt - Piusviertel) bzw. einem Gutachterverfahren (Duisburg - Hagenshof), die von der öffentlichen Hand durchgeführt wurden, konnten wichtige Ansätze, die dem Bauen für niedrige und mittlere Einkommensschichten dienen, optimiert werden (kosten- und flächensparenden Bauen, Selbsthilfe, Ökologie). Das Neubaugebiet Duisburg - Hagenshof war ein Projekt der IBA - Emscher Park, die Fallbeispiele Ingolstadt - Piusviertel und München - Ludwigsfeld wurden als Modellvorhaben des Freistaat Bayern realisiert. Die drei Vorhaben zeichnen sich durch eine ambitionierte Architektur zum kosten- und flächensparenden Bauen aus, die durch eine relativ hohe Dichte geprägt wird. Die z. T. prämierten Entwürfe unterscheiden sich deutlich von denen der konventionellen Baumaßnahmen (vgl. Abbildungen im Anhang). In Bottrop - Boy-Welheim hat die Kommune mit dem Eigentümer der zu bebauenden Grundstücke, einem Industrieunternehmen, im Vorfeld von Neubaumaßnahmen einen städtebaulichen Vertrag ausgehandelt. Auf diesem Wege hat die Kommune einen Teil der (Wohnbau-)Flächen erhalten, um eigene Bauprojekte umzusetzen. Im Gegenzug kam sie für die Erschließung des Grundstückes auf und hat unter finanzieller Beteiligung des Industrieunternehmens eine Kindertagesstätte und einen Spielplatz errichtet. Das Industrieunternehmen hat seine Grundstücke an einen konventionellen Bauträger veräußert, die Kommune ihre Flächen an das städtische Wohnungsunternehmen verkauft, das die Bauträgerschaft u. a. für die Errichtung von Eigenheimen mit Selbsthilfeanteil übernommen hat. Einbeziehung der Stadtteilbewohner und Konfliktmanagement Es ist sinnvoll, bereits in der Planungsphase eines Neubauvorhabens Maßnahmen vorzusehen, die mögliche Konflikte zwischen neuen Eigentümern und anwohnenden alteingesessenen Mietern und Eigentümern vermeiden helfen. Im Zusammenhang mit einigen Neubaumaßnahmen kam es vor allem in der Anfangsphase zu Konflikten, die in erster Linie von den Anwohnern ausgegangen sind (Bottrop - Boy-Welheim, Bremen - Blockdiek, Ingolstadt Piusviertel, München - Ludwigsfeld). Ursachen waren z. T. Flächenkonkurrenzen (Stellplätze, Freiflächen, Aufenthaltsbereiche von Jugendlichen) und Vorbehalte gegenüber den neuen Bewohnern. In Einzelfällen waren Akteure vor Ort bemüht, Kon- 39 40 Forschungen Heft 110 flikte auszugleichen. In Ingolstadt - Piusviertel hat sich ein Kirchenvertreter engagiert, in Siegen - Fischbacherberg haben neue Eigentümer aus Unzufriedenheit einen Vereins gegründet, um ihre Interessen besser vertreten zu können. Lediglich in Duisburg - Hagenshof wurden die Bewohner des Stadtteils im Vorfeld durch den Bauträger gezielt über die geplante Maßnahme informiert. Bauträgerschaft In der Realisierungsphase kommt dem Bauträger und -betreuer eine zentrale Rolle zu. Von ihm hängt die Qualität der Baumaßnahme und der Bauherrenberatung bzw. betreuung ab. Dort, wo die Kommune im Besitz des Baulandes ist, kann sie die Auswahl des Bauträgers davon abhängig machen, inwieweit dieser in der Lage ist, die mit der Neubaumaßnahme verbundenen baulichen und sozialen Ziele zu erreichen (z. B. Ingolstadt - Piusviertel, München Ludwigsfeld, Siegen - Fischbacherberg). In den untersuchten Fallbeispielen haben unterschiedliche Akteure die Aufgaben eines Bauträgers und Baubetreuers übernommen: Kommunale oder kirchliche Wohnungsunternehmen (Siegen - Fischbacherberg bzw. Düsseldorf - Garath), eine Landesentwicklungsgesellschaft (Siegen Fischbacherberg), ein Träger von Selbsthilfemaßnahmen (Duisburg - Hagenshof), ein Bauunternehmen (Bottrop - Boy-Welheim), ein Architekturbüro (München Ludwigsfeld) oder die Kommune selber (Ingolstadt - Piusviertel). Städtischen Wohnungsunternehmen kommt als Bauträger und Vermarkter von Neubaumaßnahmen eine besondere Rolle zu. Sie agieren im Sinne der Kommune und waren eher als andere Unternehmen bereit, auch unkonventionelle und aufwendige Vorhaben wie zum Beispiel das kostensparende Bauen in Siegen - Fischbacherberg oder eine Gruppenselbsthilfe in Bottrop Boy-Welheim (Bestandteil der Siedlung Im Johannestal) umzusetzen. Der Selbsthilfeansatz stellt besondere Anforderungen an die Baubetreuung. Er ermöglicht eine weitere Minimierung der Baukosten (vgl. Kapitel 3), erhöht jedoch deutlich den Beratungs- und Betreuungsaufwand und birgt das Risiko zusätzlicher Unwägbarkeiten im Verfahrensablauf in sich. Maßnahmen mit Selbsthilfeansatz sind insofern nur unter bestimmten Rahmenbedingungen möglich. So wurde das Verfahren in Duisburg - Hagenshof von einer erfahrenen Siedlungsgesellschaft betreut, in Bottrop sicherte die kommunale Wohnungsbaugesellschaft unter großem Aufwand den Erfolg der Selbsthilfe ab. Vermarktung und Finanzierungsberatung Die Vermarktung der Immobilien ist ein weiteres wichtiges Element des Verfahrens, vor allem, wenn bestimmte Bewohnergruppen gezielt angesprochen und optimal beraten werden sollen. Es wurde deutlich, dass eine schwach ausgeprägte Vermarktung innerhalb der Stadtteile dazu führen kann, dass potenzielle Käufer nicht angesprochen werden (z. B. München - Ludwigsfeld). Wichtigste Informationsquellen vor der Kaufentscheidung waren für die befragten Eigenheimerwerber Anzeigen und Informationsmaterialien sowie Gespräche mit Freunden und Angehörigen. In den meisten Gebieten wurden die Immobilien von den Bauträgern vermarktet, in Einzelfällen wurde der Verkauf über den Grundstückseigentümer abgewickelt (Düsseldorf - Garath-Südost, Ingolstadt - Piusviertel). Die Bauträger und Vermarkter haben die Nähe zu den destabilisierten Quartieren in den wenigsten Fällen als Standortfaktor problematisiert, obwohl es z. T. zu Schwierigkeiten bei der Vermarktung aufgrund des schlechten Images eines Stadtteils gekommen ist (z. B. Siegen - Fischbacherberg). Im Rahmen der Vermarktung erfolgte eine Finanzierungsberatung der Käufer meist durch die jeweiligen Bauträger, in einigen Fällen durch externe Büros (z. B. München Ludwigsfeld) oder die Stadtverwaltung (z. B. Ingolstadt - Piusviertel). Externe Beauftragte haben den Vorteil einer stärkeren Unabhängigkeit, da sie nicht direkt an dem Verkauf der Immobilie interessiert sind. Allerdings birgt die Finanzierungsberatung durch den Bauträger den Vorzug der Verfahrensvereinfachung. Es kann von Vorteil sein, wenn die Kommunen auch in die Vermarktung der Immobilien involviert sind. Als Verfahrens- und Vertragspartner vermitteln sie den zukünftigen Bauherren und Käufern Sicherheit, Kontinuität und Seriosität. Ist die Kommune gleichzeitig Finanzierungsberater, genießt sie einen besonderen Vertrauensvorschuss. Nimmt sie darüber hinaus Einfluss auf die Auswahl der Erwerber der Eigenheime bzw. der Bauherren (Ingolstadt - Piusviertel, München - Ludwigsfeld), kann sie das Ge- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln lingen einer Maßnahme zusätzlich sicherstellen. Maßnahmen zur sozialen und funktionalen Integration Um die soziale und funktionale Einbindung der neuen Eigentümer in den Stadtteil nach dem Bezug der Immobilien sicherzustellen und Konflikte mit Anwohnern zu vermeiden, ist es sinnvoll, flankierende Maßnahmen durchzuführen, die auch den angrenzenden Quartieren zugute kommen (z. B. Wohnumfeldmaßnahmen in Hamburg Neuwiedenthal, Neubau von Kindertagesstätten in Ingolstadt - Piusviertel und Bottrop - Boy-Welheim). Daneben sollten die neuen Eigentümer aktiv in bestehende Kommunikations- und Beteiligungsnetze in den Stadtteilen eingebunden werden. Dies ist in den untersuchten Stadtteilen jedoch nur zum Teil gelungen. In sechs untersuchten Stadtteilen waren Quartiersmanager (Soziale-Stadt-Gebiete), in zwei Fällen Vertreter der kommunalen Sozialdienste tätig. Eine Notwendigkeit der Einbindung der als eher unauffällig 41 eingeschätzten Eigenheimerwerber in die Stadtteilarbeitarbeit bestand aus Sicht dieser Gebietsakteure nicht. Grundsätzlich ist es sinnvoll, Neubaumaßnahmen für Familien mit niedrigen oder mittleren Einkommen in benachteiligten Stadtquartieren in ein stadtteilbezogenes Gesamtkonzept einzubetten. In Bottrop Boy-Welheim umfasste das Stadtteilkonzept z. B. die Schaffung von Wohnraum, Arbeitsplätzen, den Aufbau von Projekten der Kinder- und Jugendbetreuung und von Integrationsmaßnahmen für nichtdeutsche Haushalte sowie die Förderung der Stadtteilkultur. In Siegen - Fischbacherberg waren u. a. der Aufbau von Beteiligungsstrukturen, die Verbesserung der Wohnumfeldsituation, die Entwicklung von Belegungskonzepten und die Imagewerbung Bestandteil einer Gesamtkonzeption. Die Entwicklung eines solchen integrativen Konzeptes ist in erster Linie eine Aufgabe der Kommunen. Durch stadtteilaufwertende Maßnahmen (z.B. Infrastruktur, Freiflächen) kann sie die Attraktivität des Wohnstandortes erhöhen. Die Neuschaffung un- Tabelle 4.1 Verfahrensaspekte der Neubaumaßnahmen Fallbeispiel Verfahrensart negative Verfahrensaspekte positive Verfahrensaspekte Bottrop Boy-Welheim konventionelles Verfahren isolierte Lage Mischung von Eigentumsformen und Mietwohnungsbau, Kita-Neubau, städtebaulicher Vertrag, Stadtteilkonzept Bremen Blockdiek konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, keine funktionale Anbindung an Stadtteil, monotone Gestaltung Anbindung an bestehende Eigenheimsiedlung Düsseldorf Garath-Südost konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept Erbpacht, städtebauliche Gestaltung und Einbindung Duisburg Hagenshof kosten- und flächensparendes Bauen, Gruppenselbsthilfe keine Einbindung in Stadtteilkonzept günstiger Preis, Selbsthilfe als Eigenkapitalersatz, Lage innerhalb der Siedlung, Einbeziehung der Anwohner, kommunales Bauland, Anbindung an vorhandenes Eigentum, Erbpacht, Gutachterverfahren, Öffentlichkeitsarbeit im Stadtteil, Bau von Gemeinschaftsräumen Hamburg Neuwiedenthal konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept Mischung unterschiedl. Eigentumsformen und Mietwohnungsbau, gemeinsame Freiflächen, Anbindung an vorhandenes Eigentum Ingolstadt Piusviertel kosten- und flächensparendes Bauen Konflikte mit Anwohnern, isolierte Lage Engagement der Kommune, kommunale Darlehen als Eigenkapitalersatz, kommunales Bauland, Architekturwettbewerb München Ludwigsfeld kosten- und flächensparendes Bauen Konflikte mit Anwohnern, keine Vermarktung im Stadtteil günstiger Preis, kommunales Bauland, Architekturwettbewerb, Kita-Neubau Siegen Fischbacherberg kosten- und flächensparendes Bauen Konflikte mit Anwohnern, Vermarktungsschwierigkeiten Stadtteilkonzept, günstiger Preis, Engagement der Kommune, flankierende Maßnahmen (Soziale-StadtGebiet), kommunales Bauland, Mischung von Eigentumsformen im Stadtteil Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 42 Forschungen Heft 110 terschiedlicher Angebote zur Eigentumsbildung in einem Stadtteil kann positive Synergieeffekte mit sich bringen (z. B. Bottrop Boy-Welheim, Siegen - Fischbacherberg). Die Instrumente der Sozialen Stadt können für die städtebauliche und soziale Einbindung solcher Neubaumaßnahmen genutzt werden. Sechs Neubaumaßnahmen liegen innerhalb oder in direkter Nachbarschaft eines Gebietes aus dem Bund-Länder-Programm Die soziale Stadt (Bremen - Blockdiek, Bottrop - Boy-Welheim, Siegen - Fischbacherberg, Düsseldorf - GarathSüdost, Hamburg - Neuwiedenthal, Ingolstadt - Piusviertel). Die positiven Entwicklungen, die durch dieses Programm in den geförderten Stadtteilen ausgelöst werden, können auch den Neubaugebieten zugute kommen. 4.3 Verfahrensarten und Akteure bei Umwandlungsmaßnahmen Die wichtigsten Ziele, die im Rahmen der Privatisierungsmaßnahmen in den untersuchten Fallbeispielen zum Tragen kamen, sind: rein wirtschaftliche Gründe soziale Aufwertung einer Wohnanlage (Stabilisierung, heterogene Bevölkerungsstruktur) bauliche Aufwertung einer Wohnanlage (Instandsetzung, Modernisierung, Wohnumfeld, Ökologie) Verbesserung der sozialen Situation in einem Stadtteil (Stabilisierung, heterogene Bevölkerungsstruktur) Frankfurt - Am Bügel Wohnungsversorgung bestimmter Zielgruppen (z. B. Stadtteilbewohner, Schwellenhaushalte, Beschäftigte eines Unternehmens) Aufwertung des Quartiersimages Die Planungs- und Realisierungsphase in den Verfahren zur Privatisierung von Bestandswohnungen sind weniger komplex als beim Neubau. Hier gewinnen jedoch die sozialen Prozesse während des gesamten Verfahrens stark an Bedeutung. Das führt dazu, dass auch nach der Veräußerung der Wohnungen in den Wohnanlagen ein Regelungsbedarf besteht, der über die reine Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums hinausgeht. Verfahrensarten Die untersuchten Umwandlungsmaßnahmen lassen sich drei Verfahrensarten mit jeweils spezifischen Zielkonstellationen und Umsetzungsstrategien zuordnen. Dabei gibt es in Einzelfällen fließende Übergänge. konventionelles Verfahren Konventionelle Verfahren sind dadurch geprägt, dass Unternehmen durch die Privatisierung von Mietwohnungsbeständen in einem möglichst kurzen Zeitraum einen möglichst großen wirtschaftlichen Erfolg erzielen möchten. Die meist gebietsfremden Privatisierungsgesellschaften erwerben preiswerte Wohnungsbestände z. B. im Rahmen einer Zwangsversteigerung, um sie umzuwandeln und an Einzeleigentümer zu verkaufen. Selbstnutzer stehen nicht im Mittelpunkt ihres Vermarktungsinteresses. Soziale Aspekte werden weitestgehend außer Acht gelassen. So wird in konventionellen Verfahren meist wenig Wert auf eine Schlichtung von Konflikten innerhalb der Wohnanlagen gelegt. Das führt zu einer Destabilisierung innerhalb der labilen Nachbarschaften. Die Präsenz der Privatisierer in den Stadtteilen beschränkt sich auf die einzelne zu vermarktende Wohnanlage und auf den Privatisierungszeitraum. Das Interesse dieser Akteure an einer Einbindung in stadtteilbezogene Aufwertungsstrategien ist gering. Unternehmen von außerhalb der Stadtteile verfügen selten über die dafür notwendige Gebietskenntnis. Von einer solchen Privatisierungsmaßnahme gehen wenig stabilisierende Effekte aus. Oft führen sie zu einer Verdrängung von Bewoh- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln nern und zu einer Destabilisierung der umgewandelten Objekte und des Quartiers (vgl. Kapitel 6). Positive Ausstrahlungseffekte in die Stadtteile sind kaum festzustellen. Die aus der Privatisierung erzielten Gewinne kommen den Stadtteilen nicht zugute. Diesem Typ lassen sich die Fallbeispiele Duisburg - Hochheide, Frankfurt - Am Bügel, Frankfurt - Frankfurter Berg, Darmstadt - Kranichstein, München - Neuperlach, Wolfsburg - Westhagen zuordnen. Die Mietwohnungsbestände, die in konventionellen Verfahren umgewandelt werden, erfüllen aufgrund der Auswahlkriterien häufig nicht die Voraussetzungen für ein behutsames Verfahren. Sie sind vor dem Erwerb meist über Jahre schlecht bewirtschaftet worden und vernachlässigt. Die Bewohner sind benachteiligt und kaum in der Lage, ihre eigene Wohnung zu kaufen. Im Rahmen der konventionellen Verfahren wird das aus dem oft Gemeinschaftseigentum entstehende Kostenrisiko der Wohnungserwerber häufig deshalb nicht abgefangen, weil dies eine Erhöhung des Kaufpreises und des monatlichen Hausgeldes nach sich ziehen und damit die Vermarktung beeinträchtigen würde. Die Immobilien- und Finanzierungsberatung ist häufig an einer schnellen Vermarktung orientiert. Die schnelle Vermarktung einer Immobilie steht im Vordergrund und setzt den Verkauf von Wohnungen an Kapitalanleger voraus. In einigen der untersuchten Fallbeispiele beträgt der Anteil an Kapitalanlegern 50% und mehr (z. B. Darmstadt - Kranichstein: 50 %, Duisburg - Hochheide: 70 %, München - Neuperlach: 65 %, Wolfsburg - Westhagen: 50 %). Kapitalanleger vermieten ihre Immobilien oft ohne Berücksichtigung der sozialen Situation in den Wohnanlagen, auch mit Hilfe der Sozialämter. Dies beeinträchtigt die soziale Situation in den Gebäuden häufig stark. Es sind immer wieder Probleme gekommen durch die Mieter von den Steuersparern, die in die Wohnungen gezogen sind. Die sind nämlich nicht in der Verwaltung mit drin und belegen ihre Wohnungen über das Sozialamt. (Verwaltungsbeirat) Eine schlechte Verwaltung der Einzelimmobilie oder überhöhte Mieten können die Wohnsituation zusätzlich beeinträchtigen. Dies kann zu Bewohnerkonflikten und einer erhöhten Fluktuation führen. Oft sind die Mieter von Kapitalanlegern die in einer Wohnanlage am stärksten benachteiligten Haushalte. Kapitalanleger lassen sich nicht immer in eine gemeinsame Hausverwaltung vor Ort einbinden. Sie sind z. T. aus Unkenntnis, z. T. aus fehlendem Interesse schwer in strategische Überlegungen einzubeziehen. Sie können z.B. Maßnahmen an Gebäuden, die aus Sicht der selbstnutzenden Eigentümer sinnvoll sind, aus finanziellen Gründen blockieren. In einem Fallbeispiel mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Kapitalanlegern scheint es nach einem längeren Prozess gelungen zu sein, die Kapitalanleger in eine gemeinsame Hausverwaltung einzubinden und dadurch die Vermietung und Verwaltung für die gesamte Wohnanlage zu koordinieren (Duisburg-Hochheide). Wir machen die Vermietung für die Kapitalanleger, immerhin zwei Drittel der Wohnungseigentümer. Wir machen das nicht mit dem Wohnungs- oder Sozialamt zusammen, damit es keine Konzentration von Problemfällen in der Wohnanlage gibt und alles zusammen passt. (Hausverwaltung) Einige Wohnungsunternehmen haben den Verkauf an Kapitalanleger ausgeschlossen (z. B. Ludwigshafen - Pfingstweide I und II) bzw. nur für leerstehende Wohnungen vorgenommen (Kiel - Mettenhof). In einem Beispiel wurden Wohnungen erst dann an Kapitalanleger veräußert, als absehbar war, dass Verkäufe an Mieter oder andere Selbstnutzer nicht zur vollständigen Privatisierung der Anlage führen würden (Hamburg Jenfeld). Behutsames Verfahren Behutsame Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass Unternehmen durch die Privatisierung von Mietwohnungsbeständen mittel- und langfristig einen wirtschaftlichen Erfolg erzielen möchten und dies durch flankierende stabilisierende Maßnahmen innerhalb der Wohnanlage sicherzustellen versuchen. Selbstnutzende Eigentümer stehen im Zentrum des Vermarktungsinteresses. Mieterkäufer sind eine bevorzugte Käufergruppe. Es handelt sich meist um größere kommunale oder freie Wohnungsunternehmen, die über einen längeren Zeitraum in einem Gebiet verankert sind, eine längerfristige Gebietsperspektive haben und dadurch eng an den Stadtteil gebunden sind. 43 44 Forschungen Heft 110 Diese Unternehmen verfügen über größere Wohnungsbestände im Stadtteil und damit über mehr Gestaltungsspielräume. Sie wandeln lediglich Teile ihrer Bestände um, die sie nach bestimmten Kriterien aussuchen. Ein solches Privatisierungsverfahren kann positiv in den Stadtteil ausstrahlen. Die durch die Privatisierung frei werdenden Mittel werden von den Unternehmen häufig in die Qualifizierung der verbleibenden Mietbestände investiert. Dies kann auch den Stadtteilen zugute kommen. Diesem Typ lassen sich die Fallbeispiele Berlin - Flusskarree, Berlin - Schlangenbader Straße, Bremen - Kattenturm, Hamburg - Jenfeld und Kiel - Mettenhof zuordnen. Komplexes Verfahren Das komplexe Verfahren erfüllt die Kriterien des behutsamen Verfahrens und geht noch darüber hinaus. Das privatisierende Wohnungsunternehmen ist bestrebt, durch flankierende bauliche und soziale Maßnahmen auch außerhalb der Wohnanlage stabilisierende Effekte im Stadtteil zu erzielen. In einem langfristigen Verfahren wird mit Hilfe vielfältiger Strategien und in Kooperation mit weiteren Akteuren aus dem Stadtteil (z. B. Wohnungsunternehmen, Kommune, freie Träger) und unter Einbeziehung der Bewohner der Versuch unternommen, den Stadtteil insgesamt aufzuwerten um damit die Tragfähigkeit der Wohnungsbestände langfristig zu sichern. Ein solches komplexes Verfahren setzt ein überdurchschnittliches Engagement der Akteure voraus. Diesem Typ lassen sich die Fallbeispiele Ludwigshafen - Pfingstweide I und Ludwigshafen - Pfingstweide II zuordnen. Verfahrensaspekte Im Folgenden werden wichtige Aspekte aus den untersuchten Privatisierungsverfahren herausgestellt, die stabilisierende Wirkungen auf die Wohnanlagen und den Stadtteil hatten und im Rahmen einer sozial verträglichen Privatisierung Berücksichtigung finden sollten. Die Kommune als Motor Den Kommunen kommt im Rahmen der Privatisierungsverfahren eine besondere Bedeutung zu. Durch die Schaffung wichtiger Rahmenbedingungen und Anreize sowie durch steuerndes Eingreifen können sie dazu beitragen, dass Privatisierungsmaß- nahmen der sozialen Stabilisierung der betroffenen Wohnanlagen und Stadtteile dienen. Mit Hilfe eigener Wohnungsbestände sind Kommunen in der Lage, selbst Privatisierungsverfahren umsetzen. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften unterliegen den spezifischen kommunalpolitischen Vorgaben. Während den Wohnungsunternehmen in Berlin klar bezifferte Privatisierungsvorgaben gemacht wurden, lehnen andere kommunale Wohnungsunternehmen auch aufgrund der politischen Vorgaben Privatisierungsmaßnahmen grundsätzlich ab (z. B. Hamburg, München). In zwei Fallbeispielen haben kommunale Wohnungsbaugesellschaften Wohnungsteilbestände privatisiert und die Kommunen gleichzeitig stadtteilbezogene Aufwertungskonzepte entwickelt sowie Maßnahmen umgesetzt (Bremen - Kattenturm, Ludwigshafen - Pfingstweide II ). Einbindung in ein Stadtteilkonzept Wenige Unternehmen haben die Privatisierung von Anfang an in ein umfassenderes Stadtteilkonzept, das von unterschiedlichen Akteuren getragen wird, eingebunden. Einige Stadtteile sind seit Jahren Bestandteil kommunaler Aufwertungsbemühungen. So ist Bremen - Kattenturm seit 1991 Sanierungsgebiet und wurde aus verschiedenen Länderprogrammen gefördert (z. B. Wohnen in Nachbarschaften). Lediglich in Ludwigshafen - Pfingstweide war es von Anfang an Unternehmensstrategie, im Zusammenhang mit der Aufwertung der eigenen Bestände stadtteilbezogene Aktivitäten zu verfolgen und dafür weitere Akteure zu gewinnen. Auswahl der Wohnanlagen In einigen Fallbeispielen waren es in Bezug auf die städtebauliche Situation, den Erhaltungszustand und die Bewohnerschaft eher auffällige Wohnanlagen, die privatisiert wurden. Das Unternehmen erhoffte sich durch die Auswahl eines schwierigen Objektes dessen Stabilisierung z. B. durch Abbau von Fluktuation oder Wohnungsleerstand (Berlin - Schlangenbader Straße, Ludwigshafen - Pfingstweide I). In anderen Fallbeispielen waren es in Bezug auf die städtebauliche Situation, den Erhaltungszustand und die Bewohnerschaft eher unauffällige Wohnanlagen, die privatisiert wurden. Hier wurde der Versuch unternommen, durch eine stärker an den Bewohnern orientierte Mieterprivatisierung in vergleichsweise attraktiven Objekten Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 45 eine Situation stabil zu halten oder wieder zu stabilisieren und damit insgesamt den Wohnstandort aufzuwerten (Bremen - Kattenturm, Kiel - Mettenhof). In behutsamen Verfahren haben Wohnungsunternehmen mit größeren Beständen bereits im Vorfeld der Privatisierung das Kaufpotential der im Objekt wohnenden Mieter in den in Frage kommenden Wohnungsbeständen mit Hilfe einer Bewohnerbefragung ermittelt. Umgang mit Belegungsbindungen Der Kreis der möglichen Käufer hängt auch davon ab, ob die zu privatisierenden Bestände den Bindungen des sozialen Wohnungsbaus unterliegen, da in diesem Fall nur Berechtigte nach dem Wohnungsbindungsgesetz (WobindG) die Wohnung erwerben können. Während bei vorzeitiger Ablösung von Belegungs- und Mietpreisbindung eine Nachwirkungsfrist mit den entsprechenden Auflagen besteht, fallen diese Auflagen nach dem Auslaufen der Bindungen weg. Aus diesem Grund beginnen Privatisierungsgesellschaften mit der Privatisierung z. T. erst, wenn die Bindungen ausgelaufen sind (z. B. Frankfurt Frankfurter Berg). Die Kommune kann Mietwohnungsbestände von Belegungsbindungen und Fehlbelegungsabgabe freistellen. Sie hat die Möglichkeit, in umgewandelten Beständen, die einer Bindung unterliegen, Freistellungen für alle kaufinteressierten Selbstnutzer zu erteilen (z. B. Kiel - Mettenhof). Die Aufhebung der Fehlbelegungsabgabe ist ein häufig praktizierter Ansatz zur Entlastung der betroffenen Mieterhaushalte (z. B. Düsseldorf - Garath). Durch die Privatisierung gebundener Bestände wird bezahlbarer Mietwohnungsbestand für Haushalte mit niedrigen Einkommen reduziert, was vor allem in angespannten Wohnungsmärkten bedenklich scheint. Bauliche Aufwertung der Wohnanlage Die bauliche Aufwertung von Wohnanlagen wirkt sich positiv auf die Wohnzufriedenheit der Bewohner sowie das Erscheinungsbild und die Vermarktungschancen der Wohnanlage aus (vgl. Kapitel 5). Im Rahmen der behutsamen und komplexen Verfahren wurden Aufwertungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum (Gebäude, Wohnumfeld) vor und während der Privatisierung durchgeführt (z. B. Berlin - Schlangenbader Straße, Bremen - Blockdiek, Kiel - Berlin - Schlangenbader Straße Mettenhof, Ludwigshafen - Pfingstweide). Wohnanlagen, die keine bauliche Aufwertung erfahren, haben z. T. ein schlechteres Erscheinungsbild als benachbarte Mietwohnungsbestände (z. B. Frankfurt - Frankfurter Berg). Die Aufwertungsmaßnahme dürfen jedoch nicht dazu führen, dass die Mieten bzw. die Kaufpreise für Bewohner und kaufinteressierte Selbstnutzer zu teuer werden. Absicherung der Mieter Im Rahmen der behutsamen und komplexen Verfahren wird mit Hilfe eines Bündels von Maßnahmen und mit Unterstützung von Akteuren vor Ort versucht, die Mieter der betroffenen Anlagen weitgehend in das Verfahren einzubeziehen, Verunsicherung und Verdrängung zu vermeiden sowie Bewohnerfluktuation zu minimieren. Über die gesetzlichen Regelungen zum Vorkaufsrecht und zum Kündigungsschutz zur Absicherung von durch Privatisierung betroffene Mieter hinaus (vgl. Kapitel 6) hat das Wohnungsunternehmen die Möglichkeit, Mieter durch den Abschluss eines Ergänzungsvertrages, der ihnen lebenslangen Kündigungsschutz gewährleistet, vor der Kündigung durch einen Kapitalanleger zu schützen. Darüber hinaus kann Kapitalanlegern die Kündigung aufgrund von Eigenbedarf durch Regelungen im Kaufvertrag untersagt werden (Hamburg - Jenfeld). In einer Situation, in der sich ein Mieter dem Kaufangebot des Vermieters gegenübersieht, ist er auf eine neutrale und kompetente Beratung angewiesen, um einschätzen zu können, welche finanziellen Möglichkeiten er als potenzieller Käufer 46 Forschungen Heft 110 hat, welche Risiken er tragen kann und welche Handlungsalternativen er hat. Um die Verunsicherung unter den Mietern so gering wie möglich zu halten, haben einzelne Eigentümer bzw. Vermarkter zu Beginn der Privatisierung Einzelgespräche mit Mietern und z. T. Bewohnerversammlungen gemeinsam mit einer Mieterorganisation durchgeführt, um die Bewohner über das Verfahren und ihre Rechte zu informieren. Wir haben so eine Art Sozialberatung gemacht, besonders bei den Senioren. (Vermarkter) Absicherung der selbst nutzenden Eigentümer Wohnungsunternehmen und Vermarkter, die eine Strategie der mittel- und langfristigen Stabilisierung von Wohnungsbeständen im Rahmen eines behutsamen Verfahren verfolgen, bemühen sich besonders um die Absicherung der selbstnutzenden Eigentümer vor finanziellen Risiken. Ein Kostenrisiko für die neuen Eigentümer besteht zum einen in größeren, nicht vorhergesehenen Instandhaltungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum, deren Kosten nicht durch Rücklagen gedeckt sind. Hier bemühen sich Unternehmen, die Wohnanlage in einen technischen Zustand zu versetzen, der die Eigentümer vor größeren Investitionen in den ersten Jahren nach Kauf schützt. Daneben wird über den Kaufpreis eine Instandhaltungsrücklage erhoben, die unvorhersehbare Kosten abdecken soll. Die WEG-Verwaltung sichert dieses Kostenrisiko durch die monatlich erhobene Instandhaltungspauschale zusätzlich ab. Die Unternehmen sind z. T. bemüht, die Kaufinteressenten in Beratungsgesprächen vor Kauf über den baulichen Zustand der Immobilie und die daraus entstehenden zukünftigen Investitionsbedarfe zu informieren. Darüber hinaus soll eine sorgfältige Finanzierungsberatung vor Kauf sicherstellen, dass das Kostenrisiko aus der Aufnahme von Darlehen möglichst gering gehalten wird. Der Eigentümer entwickelt zusammen mit dem Vermarkter und den Hausbanken entsprechende Finanzierungsmodelle für potenzielle Käufer. Wir arbeiten hier nach dem Kümmererprinzip. (Wohnungsunternehmen) Vermarktung Die Vermarktung wird entweder durch einen in das Unternehmen integrierten Geschäftsbereich (z. B. Bremen - Blockdiek, Kiel - Mettenhof, Ludwigshafen - Pfingstweide I und II) oder durch ein neugegründetes Tochterunternehmen (z. B. Berlin Schlangenbader Straße) betrieben. Manche Eigentümer bedienen sich externer Maklerbüros (z. B. Hamburg - Jenfeld). Wohnungsunternehmen, die Interesse an einer sozial verträglichen Privatisierung haben, übernehmen die Vermarktung der Immobilie innerhalb der Wohnanlagen meist selbst. So kann sichergestellt werden, dass sich die Bewohner nicht verunsichert oder sogar zum Kauf gedrängt fühlen. Zu Beginn der Privatisierung muss den Mietern aufgrund des Vorkaufsrechtes eine Kaufofferte unterbreitet werden. Sie wird z. T. mit Hilfe von Wurfsendungen und einem schriftlichen Gesprächsangebot gemacht. Andere Vermarkter haben das direkte, persönliche Gespräch konsequenter gesucht und z. T. Mieterversammlungen durchgeführt, um über das Kaufangebot und das weitere Verfahren zu informieren. Eine gezielte Vermarktung innerhalb der Stadtteile kann dazu führen, dass potenzielle Käufer verstärkt angesprochen werden. Dies kann den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg einer Eigentumsmaßnahme befördern. Der Zeitraum, in dem eine Bestandsimmobilie vermarktet werden kann, hängt z. B. vom Vermarktungsziel, den Zielgruppen und den Immobilienpreisen ab. Vor allem der Verzicht auf Kapitalanleger und die Konzentration auf Selbstnutzer (Mieterkäufer, Stadtteilbewohner) lassen den Verkauf von Wohnungen nach einer anfänglichen Boomphase zurückgehen. Der Umstand, dass nur leerstehende bzw. freiwerdende Wohnungen an selbstnutzende Eigentümer von außerhalb der Wohnanlage veräußert werden können, kann zu Verfahrensverzögerungen führen. Wir hatten einen Boom in den ersten beiden Jahren, da haben wir 65 % verkauft. Dann gab es den Einbruch. (Vermarkter) Im Rahmen von behutsamen und komplexen Verfahren, die auch die Stabilisierung von Wohnanlagen und Wohnquartieren zum Ziel haben, werden eher defensive und langfristig angelegte Verkaufs- bzw. Marketingstrategien verfolgt. Die Wohnungsunternehmen rechnen mit einem Verkaufszeitraum, der viele Jahre umfassen kann. Man muss ein Konzept durchhalten können. (Wohnungsunternehmen) Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Neben dem sozialen lässt sich auch der wirtschaftliche Erfolg einer solchen Strategie nur mittel- bis langfristig realisieren. Hausverwaltung Von der Qualität der Hausverwaltung und der Kompetenz ihrer Mitarbeiter hängt zu einem nicht unwesentlichen Teil die Atmosphäre in einer Wohnanlage ab. Für eine Privatisierung braucht man eine gute Assistenz: stabile Hausverwaltung, gute Hausmeister, Concierge. (Ortsamtsleiter) In einer teilprivatisierten Wohnanlage fallen verschiedene Verwaltungsbereiche an. Neben dem noch verbliebenen Mietwohnungsbestand des Alteigentümers müssen die vermieteten Wohnungen der Kapitalanleger und das gemeinschaftliche Eigentum der Einzeleigentümer verwaltet werden. Die von den Wohnungseigentümern beauftragte Verwaltung (WEG-Verwaltung) ist für das gemeinschaftliche Eigentum zuständig. Sie wird von den Eigentümern für fünf Jahre beauftragt. In den untersuchten Fallbeispielen übernehmen die Alteigentümer bzw. die von ihnen beauftragten Firmen zunächst die Aufgaben der WEG-Verwaltung. So kann die Kontinuität der Verwaltung sichergestellt werden. Bei zufriedenen Mietern kann dieses Vorgehen zu einem größeren Vertrauen führen und die Kaufentscheidung stützen. Wenn die Hausverwaltung das Vertrauen aller Bewohner genießt, kann sie den Erfolg einer Privatisierungsmaßnahme entscheidend mit absichern. Der Umstand, dass hier alles in einer Hand liegt, wirkt sich positiv aus. Wir sind zuständig für die Verwaltung des Objektes und machen die Vermietung. (WEG-Verwaltung) Zum Teil waren die neuen Eigentümer nicht zufrieden mit der anfänglich beauftragten Verwaltung. Nach dem Verkauf gab es große Probleme mit der alten Hausverwaltung. Das hat unheimlich Arbeit gemacht, die zu kontrollieren. Wir haben dann am Schluss den Vertrag gekündigt und eine andere Verwaltung beauftragt. Das läuft jetzt besser. (Verwaltungsbeirat) Den neuen Eigentümern fällt es häufig schwer abzuschätzen, welche Rechte und Pflichten ihnen zugewachsen sind. Hausverwaltungen bemühen sich in dieser Situation, die neuen Eigentümer mit ihren Verantwortlichkeiten vertraut zu machen. Verwaltungsbeirat und Eigentümergemeinschaft Die ehrenamtlich arbeitenden Verwaltungsbeiräte als gewählte Interessenvertreter der Einzeleigentümer spielen eine wichtige Rolle im Rahmen des Privatisierungsprozesses. Die Erfahrung, das persönliche Engagement und die soziale Kompetenz einzelner Verwaltungsbeiräte kann ausschlaggebend dafür sein, dass Konflikte zwischen Bewohnern oder Bewohnergruppen konstruktiv gelöst und Missstände in der Wohnanlage abgebaut werden können. Es ist von der Person abhängig, ob es klappt oder nicht. (Stadtverwaltung) Die Unterstützung der Verwaltungsbeiräte bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben, die Vermittlung von Kompetenzen durch Wohnungsunternehmen und Hausverwaltung und ihre Einbindung in den Privatisierungsprozess kann den Erfolg einer Privatisierung erhöhen. Die Eigentümergemeinschaft fasst auf den Eigentümerversammlungen Beschlüsse z. B. über die Zusammensetzung des Verwaltungsbeirates, über die Vergabe der Hausverwaltung und über Maßnahmen am Gemeinschaftseigentum. Hier ist die Unterstützung der Einzeleigentümer bei der Wahrnehmung dieser neuen Aufgaben durch ein erfahrenes Wohnungsunternehmen bzw. eine Hausverwaltung vor allem in der Anfangsphase der Privatisierung sehr hilfreich. Je größer die Eigentümergemeinschaft ist, umso geringer scheint das Verantwortungsgefühl des Einzelnen gegenüber der Wohnanlage zu sein. Erfahrungen aus den Fallbeispielen machen deutlich, dass die Situation in kleinen Wohnanlagen und überschaubaren Eigentümer- und Mietergemeinschaften besser ist (z. B. Kiel - Mettenhof, Bremen - Kattenturm) als in relativ großen Einheiten (z. B. München - Neuperlach, Darmstadt - Kranichstein). Dieser Zusammenhang sollte bei der Auswahl der Wohnungsbestände berücksichtigt werden. Neubelegung der Mietwohnungen Im Rahmen der behutsamen und komplexen Verfahren erfolgt die Vermietung der nicht verkauften Wohnungen unter Berücksichtigung der sozialen Situation in der Wohnanlage, um Konflikte in den Nachbarschaften zu vermeiden. Dazu ist eine enge Kooperation mit den Wohnungsämtern erforderlich, wenn die Kommune über Bele- 47 48 Forschungen Heft 110 gungs- bzw. Benennungsrechte in der Wohnanlage verfügt. Eine unreflektierte Belegung von Wohnungen mit Hilfe der Wohnungs- und Sozialämter kann durch den Zuzug benachteiligter Haushalte in teilprivatisierte Wohnanlagen immer wieder zu Unzufriedenheiten innerhalb der Nachbarschaften führen. Die Kooperation mit dem Verwaltungsbeirat bei der Belegung kann im Vorfeld Konflikte vermeiden helfen. Moderation des Verfahrens Eine Moderation innerhalb des Privatisierungsprozesses ist Bestandteil des behutsamen und komplexen Verfahrens. Vor allem in der Anfangsphase der Privatisierung können Konflikte zwischen unterschiedlichen Bewohnergruppen entstehen (vgl. Kapitel 6), die einer Vermittlung bedürfen. Moderierende Aufgaben sind von unterschiedlichen Akteuren im Rahmen der Verfahrens wahrgenommen worden: Wohnungsunternehmen, Hausverwaltung, Verwaltungsbeirat oder einem Akteur von außerhalb der Anlage. Die potentiellen Konflikte und bestehenden Steuerungsbedarfe machen es jedoch erforderlich, dass die Moderation zwischen unterschiedlichen Beteiligten und Interessen von Beginn an institutionalisierter Bestandteil des Privatisierungsverfahrens ist. Hier fällt den Wohnungsunternehmen eine besondere Verantwortung zu. Sie müssen eine Moderation des Privatisierungsverfahrens von Anfang an sicherstellen. Mischung von Mietern und Eigentümern Nicht alle Wohnungsunternehmen verfolgen das Ziel, sämtliche Mietwohnungen in den umgewandelten Objekten tatsächlich zu veräußern. Vielleicht verkaufen wir gar nicht alle Wohnungen. (Wohnungsunternehmen) Die Mischung von Eigentums- und Mietwohnungen kann dazu führen, dass das Angebot an Mietwohnungen in den aufgewerteten Standorten auch attraktive Mieterhaushalte anlockt. Flankierende Maßnahmen im Stadtteil Der Erfolg von Eigentumsmaßnahmen hängt auch davon ab, inwieweit sie in stadtteilbezogene Aufwertungsansätze eingebunden sind und von Maßnahmen im Umfeld flankiert werden. Die vorgefundenen Aufwertungsansätze in den untersuchten Stadtteilen reichen von kleinräumigen Einzelmaßnahmen bis zu stadtteilbezogenen Strategien (vgl. Kapitel 5). Dazu gehören u. a. Maßnahmen weiterer Wohnungsunternehmen (z. B. Sanierungsmaßnahmen in Frankfurt - Frankfurter Berg), Aktivitäten der Kommunen (z. B. Maßnahmen im Wohnumfeld in Hamburg - Neuwiedenthal, Bau einer Kindertagesstätte in Bottrop Boy-Welheim), polizeiliches Engagement zur Erhöhung der Sicherheit (z. B. Duisburg - Hagenshof) und stadtteilbezogene Managementansätze sowie Imagekampagnen unter Einbeziehung wichtiger Akteure (z. B. Ludwigshafen - Pfingstweide). Eigentumsbildung ist eine Möglichkeit .. . Die Vielfalt von Maßnahmen macht es. (Leiterin eines Sozialzentrums) Wolfsburg - Westhagen In einigen Stadtteilen ist es gelungen, unattraktive Gebietszentren aufzuwerten (z. B. Bremen - Kattenturm, Darmstadt - Kranichstein, Wolfsburg - Westhagen). Investitionen waren dort nicht möglich, wo den Zentrenbetreibern aufgrund geringer Umsätze die nötigen finanziellen Mittel fehlten (z. B. München - Neuperlach, Ludwigshafen - Pfingstweide). Sechs Umwandlungsmaßnahmen liegen innerhalb oder in direkter Nachbarschaft eines aus dem Bund-Länder-Programm Die soziale Stadt geförderten Quartiers (Bremen - Kattenturm, Darmstadt - Kranichstein, Hamburg - Jenfeld, Wolfsburg Westhagen, Berlin - Flusskarree, Kiel - Mettenhof). In keinem dieser Fallbeispiele war der Handlungsansatz Wohneigentumsbil- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 49 Tabelle 4.2 Verfahrensaspekte der Umwandlungsmaßnahmen Fallbeispiel Verfahrensart negative Verfahrensaspekte positive Verfahrensaspekte Berlin Flusskarree behutsames Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept günstiger Preis, begrenzte Sanierungsmaßnahmen, Verkauf überwiegend an Selbstnutzer, überschaubare Nachbarschaften Berlin Schlangenbader Straße behutsames Verfahren Leerstand Eigentumsbildung als Teil einer Gesamtstrategie (Sanierung, Wohnumfeldmaßnahmen, Aufhebung Fehlbelegung), Mieterbefragung Bremen Kattenturm behutsames Verfahren z.T. negatives Erscheinungsbild Mieterbefragung, flankierende Maßnahmen (Soziale-Stadt-Gebiet), überschaubare Nachbarschaften Darmstadt Kranichstein konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hochverdichtete Wohnanlage, negatives Erscheinungsbild, hoher Anteil an Kapitalanlegern, wenig Mieterkäufe, Verunsicherung der Mieter, Imageverlust Duisburg Hochheide konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hochverdichtete Wohnanlage, hoher Anteil an Kapitalanlegern Frankfurt Am Bügel konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hochverdichtete Wohnanlage, Verunsicherung der Mieter Frankfurt Frankfurter Berg konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hochverdichtete Wohnanlage, hoher Anteil an Kapitalanlegern, Verunsicherung der Mieter, Leerstand Hamburg Jenfeld behutsames Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept Sanierung vor Verfahrensbeginn, Wohnumfeldmaßnahmen, Kündigungsschutz für Mieter Kiel Mettenhof behutsames Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept Sanierung vor Verfahrensbeginn, Wohnumfeldmaßnahmen, Betreuung der Käufer bis Vertragsabschluss, zusätzlicher Kündigungsschutz für Mieter, Vereinbarung zur Freistellung von Belegungsbindung mit Kommune, Verkauf nur an Selbstnutzer, überschaubare Nachbarschaften Ludwigshafen Pfingstweide I komplexes Verfahren z.T. hochverdichtete Wohnanlagen Einbindung in Stadtteilkonzept, Sanierungs- und Wohnumfeldmaßnahmen, Mieterbefragung, Kündigungsschutz für Mieter, Verkauf nur an Selbstnutzer, Kooperation mit anderem Wohnungsunternehmen und Kommune Ludwigshafen Pfingstweide II komplexes Verfahren Differenzen in den Nachbarschaften Einbindung in Stadtteilkonzept, Sanierungs- und Wohnumfeldmaßnahmen, Mieterbefragung, Kündigungsschutz für Mieter, Verkauf nur an Selbstnutzer, Kooperation mit anderem Wohnungsunternehmen und Kommune, Erbpacht München Neuperlach konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hochverdichtete Wohnanlage, hoher Anteil an Kapitalanlegern, Verunsicherung der Mieter, hohe Fluktuation Wolfsburg Westhagen konventionelles Verfahren keine Einbindung in Stadtteilkonzept, hoher Anteil an Kapitalanlegern, Verunsicherung der Mieter Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 gemeinsame Hausverwaltung von Mietern und Eigentümern, Aufwertung des Erscheinungsbildes z.T. Verbesserung des Erscheinungsbildes, überschaubare Nachbarschaften, Mischung von Eigentumsformen im Quartier 50 Forschungen Heft 110 dung Bestandteil der quartiersbezogenen Handlungsansätze, noch hat es eine Einbeziehung des Quartiersmanagements in Privatisierungsprozesse gegeben. Dies lag zum einen daran, dass die Prozesse bei der Aufnahme der Arbeit vor Ort bereits weit fortgeschritten oder abgeschlossen waren (z. B. Darmstadt - Kranichstein, Hamburg - Jenfeld, Wolfsburg - Westhagen). Zum anderen wurden die untersuchten Privatisierungsverfahren als wenig problematisch eingeschätzt (z. B. Bremen - Kattenturm, Kiel Mettenhof). Die positiven Impulse, die in den untersuchten Stadtteilen durch das Bund-Länder-Programm ausgelöst werden, können auch den neuen Eigentümern zugute kommen. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 5 Quartiers- und objektbezogene Rahmenbedingungen 5.1 Zusammenfassung Eigentumsmaßnahmen größeren Umfangs in benachteiligten Gebieten wurden überwiegend in Großsiedlungen der 60er/70er Jahre ermittelt. Typische Umwandlungsmaßnahmen in innerstädtischen Altbauquartieren sind im Rahmen der Untersuchung nicht vertieft worden. Sie scheinen sich bei nichtdeutschen Haushalten einer besonderen Beliebtheit zu erfreuen, sind aber aus strategischer Sicht (z. B. Vielzahl von Einzeleigentümern) deutlich schwerer in gebietsbezogene Aufwertungsstrategien einzubinden. Die Erwerber von Neubauimmobilien messen den quartiersbezogenen Auswahlkriterien deutlich mehr Gewicht bei als die Bestandskäufer. Allerdings hat sich gezeigt, dass das Image des Gebiets eine deutlich geringere Rolle spielt als angenommen. Die Käufer von Eigenheimen stellen an die Quartiere vor allen Dingen Anforderungen hinsichtlich der Qualität der sozialen Infrastruktur (Kindergärten, Grundschulen), der individuellen und öffentlichen Verkehrsanbindung, der Gebietsentwicklung (Aufwertungsmaßnahmen im Stadtteil) und der stadträumlichen Lage der Immobilie. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass Neubaumaßnahmen in peripheren Lagen und ohne städtebauliche und funktionale Bezüge zu den Stadtteilen sich wenig für Stabilisierungsansätze eignen. Neubau in Form von Nachverdichtung ist mit einem hohem Abstimmungsaufwand verbunden und stößt bei Anwohnern häufig auf Widerstand. Für die Realisierung von Eigenheimen in benachteiligten Gebieten spielen neben den Kosten und der Qualität der Immobilie, Garten und Stellplatz sowie die Gestaltungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle. Kosten- und flächensparenden Bauverfahren kommt in diesem Rahmen eine besondere Bedeutung zu, wobei die hohe räumliche Dichte dieser Maßnahmen Konfliktpotenziale in den Nachbarschaften bergen kann. Die Erwerber von Bestandsimmobilien in benachteiligten Gebieten haben im Vergleich zu Käufern von Neubauimmobilien deutlich weniger Anforderungen an das Quartier, in dem sie Eigentum bilden wollen. Sie legen Wert auf die Verkehrsanbindungen, die Lage der Immobilie im Stadtge- biet und die zukünftige Gebietsentwicklung. Die soziale Zusammensetzung der Bewohner im Stadtteil und das Gebiets-image haben nur eingeschränkte Bedeutung für die Erwerber von Bestandsimmobilien. Nur für ältere Käufer (heutige Rentner) ist ein intaktes soziales Umfeld ein wichtiges Kriterium. Kosten und Qualität der Wohnung sind bei der Auswahl der eigentlichen Immobilie entscheidend. Weiterhin hängt der Erfolg von Umwandlungsmaßnahmen von den objektbezogenen Aufwertungsmaßnahmen (Instandsetzung, Wohnumfeldverbesserungen), den Gebäudestrukturen (kleine Gebäude, weniger Geschosse), den Grundrissen (z. B. Größe, Qualität) und der Wohnungsausstattung (z. B. Balkon) ab. Die Zusammensetzung der Nachbarschaften in den umzuwandelnden Objekten ist für ein Gelingen der Maßnahme zentral. Kaufinteressierte Mieter haben in den untersuchten Stadtteilen besonders viele quartiersbezogene Anforderungen. Sie sind auf die Verbesserung ihres sozialen Umfeldes bedacht, so dass die Zusammensetzung der Bewohnerschaft für sie ein besonders wichtiges Entscheidungskriterium beim Immobilienerwerb ist. Darüber hinaus muss die Verkehrsanbindung stimmen, die Lage im Stadtgebiet ihren Vorstellungen entsprechen, eine positive Gebietsentwicklung absehbar sein und eine ausreichende soziale Infrastruktur vorhanden sein. Kaufinteressierte Mieter, die nicht im Stadtteil kaufen wollen, begründen dies auch mit dem schlechten Gebietsimage. Insgesamt wird deutlich, dass zur Absicherung des Erfolgs aller Eigentumsmaßnahmen den stadtteilbezogenen Aufwertungen (z. B. Wohnumfeldverbesserungen, Erscheinungsbild des Quartiers) eine besondere Bedeutung zukommt. 5.2 Quartiersbezogene Rahmenbedingungen Die umfangreiche Gebietsrecherche im Vorfeld der empirischen Untersuchung hat deutlich gemacht, dass nur in bestimmten benachteiligten Quartieren eine Eigentumsbildung in jüngerer Vergangenheit stattgefunden hat. Die ausgewählten Untersuchungsbeispiele spiegeln mit wenigen Ausnahmen die Siedlungstypen in benachteiligten Quartieren wider, in denen 51 52 Forschungen Heft 110 schwerpunktmäßig in den letzten zehn Jahren Eigentum geschaffen wurde. Es handelt sich überwiegend um Großsiedlungen der 60/70er Jahre. Sie haben sich für die Untersuchung als besonders geeignet erwiesen, da hier oft größere Eigentumsmaßnahmen realisiert wurden und damit eine wichtige Voraussetzung für die Untersuchung der Auswirkungen auf den Stadtteil erfüllt wurde. Es gibt ausreichend Hinweise dahingehend, dass Eigentumsbildung in Form von Umwandlungen auch in benachteiligten Altbauquartieren stattfindet (z. B. Berlin Schöneberger Insel, Darmstadt - Martinsviertel, Karlsruhe - Südweststadt). In der Regel sind allerdings umfangreiche Umwandlungsmaßnahmen nur dann festzustellen, wenn sich diese Gebiete in einem Aufwertungsprozess befinden. Darüber hinaus sind die Daten zu Umfang und Zeitpunkt der Eigentumsbildung nur sehr eingeschränkt zugänglich bzw. nicht statistisch aufgearbeitet. Aufgrund der Datenproblematik fanden diese Quartiere im Rahmen der Untersuchung nur sehr eingeschränkt Berücksichtigung. Jeweils eine Wohnanlage aus den 20er Jahren (Berlin Flusskarree) und aus den 70/80er Jahren (Berlin - Schlangenbader Straße) innerhalb eines innerstädtischen Altbauquartiers sind in die Untersuchung einbezogen worden. Diese Fallbeispiele sind für Altbauquartiere nur begrenzt aussagefähig, da die Eigentumsbildung in untypischen baulichen Strukturen (20er Jahre Wohnanlage bzw. Großwohnanlage) stattgefunden hat. Abbildung 5.1 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer von Neubauimmobilien In anderen Altbauquartieren haben sich interessante Entwicklungen im Zusammenhang mit der Eigentumsbildung nichtdeutscher Haushalte abgezeichnet. In Duisburg werden beispielsweise in benachteiligten Gebieten mit hohem Instandhaltungs- und Modernisierungsbedarf zunehmend ganze Wohngebäude von nichtdeutschen Haushalten erworben. Zum Teil wurden mehr als 10 % des Wohnungsbestandes einzelner Stadtteile an türkische Haushalte veräußert. Es handelt sich um unsanierte Objekte aus der Gründerzeit, die in Eigenleistung modernisiert und instand gesetzt werden und dann von Familienangehörigen genutzt bzw. vermietet werden. Käufer und kaufinteressierte Mieter wurden nach den Auswahlkriterien für ihre Immobilie befragt. Auf dieser Grundlage sollen wichtige Quartiersmerkmale für die Eigentumsbildung benannt werden. Neubaumaßnamen Käufer, die sich in einem benachteiligten Gebiet eine Neubauimmobilie kaufen wollen, ziehen verschiedene Aspekte, die sich sowohl auf die Immobilie selbst als auch auf das Quartier beziehen, in ihr Kalkül ein. Diese Käufergruppe in der Regel handelt es sich hier um jüngere Familien mit zwei oder mehr Kindern setzt im Gegensatz zu den Bestandskäufern andere Schwerpunkte bei der Immobilienauswahl. Den quartiersbezogenen Auswahlkriterien wird im Neubau deutlich mehr Gewicht beigemessen als beim Erwerb einer Bestandsimmobilie. Sie stellen insgesamt höhere Anforderungen an den Standort und an das Quartier. Zu den wichtigen Entscheidungskriterien zählen die soziale Infrastruktur, die verkehrstechnische Anbindung, die Gebietsentwicklung und die Lage im Stadtgebiet. An dieser Stelle sollen die relevanten Quartiersmerkmale ausführlicher dargestellt werden. soziale Infrastruktur Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Die soziale Infrastruktur (Kindergärten, Schulen) steht erwartungsgemäß an erster Stelle, da es sich bei den Erwerbern zumeist um junge, kinderreiche Familien handelt, die auf ein entsprechendes Angebot angewiesen sind. In einigen Gebieten wurden Kindergärten im Zuge der Neubaumaßnahme errichtet, in anderen Fällen waren sie bereits in ausreichendem Maße vorhanden. Der Qualität der vorhandenen Schulen und Kindergärten kommt als Standortfaktor Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln eine zentrale Bedeutung zu. Es gibt Hinweise, dass nicht in allen Fällen diese Einrichtungen von Mietern und Eigentümern gleichermaßen genutzt werden. Häufig grenzen sich vor allen Dingen besser gestellte Eigentümer von den übrigen Bewohnern in der Form ab, dass sie andere Infrastruktureinrichtungen innerhalb oder außerhalb der Stadtteile nutzen, die ihnen eine bessere Versorgungsqualität gewährleisten. Die Bedeutung der sozialen Infrastruktur als Auswahlkriterium für den Immobilienstandort ist unabhängig vom kulturellen Hintergrund und der Herkunft der Käufer. Verkehrsanbindung Die jungen Familien sind aufgrund ihrer Lebenssituation stärker motorisiert als andere Haushalte. Aus diesem Grund wird der Anbindung an den Individualverkehr von den Eigenheimerwerbern eine größere Bedeutung beigemessen als von den Bestandserwerbern. Dies wird von Aussiedlern noch stärker betont als von anderen Haushalten. Gleiches gilt für den ÖPNV, der an dritter Stelle der quartiersbezogenen Merkmale genannt wird. zukünftige Gebietsentwicklung Die zukünftige Gebietsentwicklung wird vor allen Dingen von Familien und von Aussiedlern als Auswahlkriterium hervorgehoben. Die Familien sind um ihre Kinder und deren langfristige Perspektiven im Gebiet besorgt. Es müssen sichtbare Zeichen für eine positive Gebietsentwicklung erkennbar sein. Hierzu gehören Aufwertungsmaßnahmen im Stadtteil, Verbesserungen des Erscheinungsbildes der Gebäude und des Wohnumfeldes. Nicht zuletzt ist dabei auch der Werterhalt der Immobilie von Bedeutung. Lage im Stadtgebiet und städtebauliche Einbindung Die Lage im Stadtgebiet wird insgesamt von den Käufern von Neubauimmobilien als ein wichtiges Entscheidungskriterium hervorgehoben. Ein Großteil der Eigentümer hätte eine Immobilie im ländlichen Raum vorgezogen. Kostenaspekte haben sie letztendlich dazu bewogen, Kompromisse einzugehen. Daher schätzen viele unter ihnen die Naturqualitäten der peripheren Standorte und die unmittelbare Nähe zum Landschaftsraum. Die periphere Lage der Neubaumaßmahmen innerhalb der Stadtteile vermittelt den neuen Eigentümern das Gefühl, in einem eigenen Siedlungsbereich zu wohnen, der nichts mit dem möglicherweise stigmatisierten übrigen Gebiet zu tun hat. Voraussetzung für positive soziale Effekte ist allerdings die städtebauliche und funktionale Anbindung der Neubaumaßnahmen (z. B. München - Ludwigsfeld). Dies kann auch durch die bauliche Gestaltung der Neubausiedlung (offene, durchlässige Struktur, z. B. Duisburg - Hagenshof) oder ihre Einbindung in übergeordnete Wegebeziehungen (z. B. Düsseldorf - Garath) geschehen. Viele Neubaumaßnahmen liegen außerhalb der vorhandenen Siedlungen und sind deutlich räumlich getrennt von den benachteiligten Quartieren. Ein Teil der recherchierten Fallbeispiele wurde nicht in die Untersuchung aufgenommen, da hier keine Ausstrahlungseffekte aufgrund der räumlichen Lage zu erwarten waren (z. B. Dortmund - Ewing). An der Peripherie der Siedlungen gibt es sehr häufig kleinere Gebiete mit Eigenheimen, die bereits vor dem Siedlungsbau, zeitgleich oder nur wenig später errichtet wurden. Ein Teil der untersuchten Neubauvorhaben liegt in der Nähe dieser Gebiete und bildet, wenn auch nicht unbedingt städtebaulich, zumindest eine räumliche Einheit. Es ist davon auszugehen, dass die bereits vorhandenen Eigenheime sich positiv auf die Vermarktung und die Akzeptanz bei den potenziellen Käufern auswirken. Obwohl das Zusammenleben der neuen und alten Eigentümer nicht immer konfliktfrei ist (vgl. Kapitel 6), trägt die vorhandene Eigenheimbebauung durchaus zu einer stärkeren Identifikation der neuen Käufer bei und kommt dem Wunsch, unter Gleichen zu leben, entgegen. Freiflächenpotenziale innerhalb der Siedlungen eröffnen die Möglichkeit der Nachverdichtung. Unter den untersuchten Neubaumaßnahmen ist Duisburg - Hagenshof ein Beispiel dafür. Obwohl es zu Beginn des Projektes Akzeptanzprobleme von Seiten der Anwohner gab, scheint das Miteinander zum jetzigen Zeitpunkt relativ konfliktfrei zu sein. Weitere Nachverdichtungsbeispiele aus jüngster Zeit wurden in Hamburg Jenfeld und München - Hasenbergl besichtigt. In Hasenbergl sind geförderte Eigentumswohnungen in einem Soziale-StadtGebiet erstellt worden. Insgesamt wird die Eigentumsbildung in Form von Nachverdichtung sehr zurückhaltend bewertet. In der Regel führt sie in hochverdichteten Gebieten zu großen Wi- 53 54 Forschungen Heft 110 derständen innerhalb der Bewohnerschaft. Die Sinnhaftigkeit der Vorhaben ist nicht immer vermittelbar. Die Mieter fühlen sich nicht nur ihrer Freiflächen und ihrer Aussicht beraubt, sondern empfinden auch eine Art Minderwertigkeit angesichts des Statusgefälles gegenüber den neuen Nachbarn. Auch aus gestalterischen und städtebaulichen Gründen ist Nachverdichtung in Großsiedlungen umstritten. Image In vielen Fällen bietet es sich aus pragmatischen Gründen an, die Neubauprojekte an der Peripherie der Großsiedlungen zu errichten. Größere zusammenhängende Baulandreserven, weniger Konfliktpotenziale mit Anwohnern sowie geringere baurechtliche Einschränkungen erleichtern die Realisierung von Neubauvorhaben. Selbst die aus der JVA (Justizvollzugsanstalt) wollen nicht nach Mettenhof ziehen. (Verwaltungsbeirätin Kiel-Mettenhof) Naherholung und Nähe des Arbeitsplatzes Für die befragten Käufer sind weitere Naherholungsmöglichkeiten und die Nähe zum Arbeitsplatz etwas weniger wichtig. Sie sind in der Regel motorisiert und der Wohnstandort bietet gute Wohnumfeldqualitäten mit Garten. Bewohnerschaft Im Vergleich zu anderen quartiersbezogenen Aspekten wird der Bewohnerschaft als Auswahlkriterium weniger Aufmerksamkeit geschenkt, da die meisten Neubauquartiere eher peripher liegen und viele Eigentümer sich nicht zum Gebiet gehörig fühlen, sich abgrenzen und sich eher mit der eigenen Neubausiedlung identifizieren. Besonders den Aussiedlern ist die Bewohnerschaft im Großen und Ganzen gleichgültig. Die Nähe zu Freunden und Verwandten ist für sie jedoch durchaus von Bedeutung. Die zum Teil objektiv problematische Zusammensetzung der Bewohnerschaft in den untersuchten Stadtteilen scheint kein Kaufhindernis für die Eigentumsbildung zu sein. Die Befragten geben sogar an, dass sie recht zufrieden mit den Bewohnern in ihrem Stadtteil sind. Eigentümer von Neubauimmobilien bewerten die Bewohnerschaft im Stadtteil am positivsten. Es ist zu vermuten, dass sie die Aussage auf ihre Kontaktgruppe innerhalb der Eigenheimsiedlung beziehen. Für die meisten Käufer von Neubauimmobilien stellt die Nähe von Freunden und Verwandten nur ein untergeordnetes Auswahlkriterium für die Immobilie dar. Das schlechte Außenimage kann der Fluch eines Stadtteils sein. Das Dilemma, dass die untersuchten Stadtteile trotz einer eher positiven Einschätzung durch die Bewohner unter einem schlechten Außenimage leiden, wird auch im Rahmen der Bewohnerbefragung deutlich. Dies trifft sowohl auf Neubau- als auch auf Umwandlungsmaßnahmen zu. Image als Auswahlkriterien für den Eigentumserwerb hat für die meisten Käufer von Neubauimmobilien eine untergeordnete Rolle gespielt. In den Expertengesprächen ist allerdings auch deutlich geworden, dass ein negatives Gebietsimage zu Vermarktungsschwierigkeiten von Neubaumaßnahmen und Verkaufsverzögerungen führen kann (z. B. Siegen - Fischbacherberg). Der schlechte Ruf führt dazu, dass Wohnungen schlechter verkauft werden. (Wohnungseigentümerin, Kiel - Mettenhof) Ein schlechtes Image führt mittel- und langfristig zu einem Wiederverkaufsrisiko. Es ist schwer, das Eigenheim wieder loszuwerden der Ruf mindert den Wohnwert. (Ortsamtsleiter) In Ingolstadt - Piusviertel wurde die Bezeichnung einer Neubaumaßnahme aus Vermarktungsgründen geändert, um sie nicht in Zusammenhang mit einer stigmatisierten Mietwohnanlage zu bringen. In Kiel - Mettenhof bemühen sich Bewohner einer ganzen Neubausiedlung, nicht mehr als Mettenhofer sondern als Heidenberger bezeichnet zu werden. Die Verbesserung des Images eines Stadtteils stellt eine zentrale Aufgabe im Rahmen der Maßnahmen zur Stabilisierung eines benachteiligten Stadtteils dar. Dies wird von vielen Verantwortlichen in Unternehmen und Verwaltungen so gesehen. Dabei sind die Strategien unterschiedlich. Viele Kommunen versuchen, mit einem Bündel von Maßnahmen die Situation in den belasteten Stadtteilen zu verbessern (z. B. Bremen - Kattenturm, Kiel - Mettenhof, Hamburg - Jenfeld). Zum Teil werden diese Bemühungen mit Imagekampagnen verbunden (Ludwigshafen - Pfingstweide). Wichtige Partner der Kommunen sind große Wohnungsunternehmen und Betreiber der Stadtteilzentren, die starke wirtschaftli- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln che Interessen mit dem Stadtteilimage verbinden und auch bereit sind, sich finanziell zu engagieren. 55 Abbildung 5.2 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer von Bestandsimmobilien (Umwandlung) kulturelle Infrastruktur Die gebietliche Versorgung mit Kulturangeboten wird nicht in den Abwägungsprozess beim Kauf einbezogen. In der Regel gibt es vor allen Dingen in den Großsiedlungen wenige oder keine Angebote dieser Art. Für die nichtdeutschen Käufer und vor allen Dingen für die Aussiedler spielen die Kulturangebote eine etwas größere Rolle. Es ist davon auszugehen, dass auch informelle Treffpunkte und religiöse Vereinigungen eine größere Bedeutung für diese Gruppen haben. Umwandlungsmaßnahmen Die Käufer von Bestandsimmobilien setzen im Vergleich zu den Käufern von Neubauimmobilien weniger quartiersbezogene Prüfkriterien für den Immobilienkauf an. Dies mag auch daran liegen, dass sie zu zwei Dritteln aus dem Stadtteil kommen, im Durchschnitt seit über 20 Jahren dort leben und sich stark mit dem Gebiet identifizieren. Verkehrsanbindung Für die Umwandlungsmaßnahmen haben sich einige zentrale Kriterien in Hinblick auf die Quartiersmerkmale herauskristallisiert. Für fast alle Gebiete wurde auf den PullFaktor ÖPNV-Anbindung hingewiesen, der die Attraktivität der Eigentumsmaßnahmen erhöht. Dieser verkehrstechnische Aspekt spielt eine zentrale Rolle bei der Entscheidung zum Kauf einer Wohnung. Erwartungsgemäß ist für die Eigentümer in Rentnerhaushalten und die Mieterkäufer die öffentliche Verkehrsanbindung von besonderer Bedeutung. Die meisten Gebiete sind gut durch den ÖPNV erschlossen. In den Quartieren mit verkehrstechnischen Defiziten wurde bzw. wird den neuen Eigentümern eine Verbesserung des ÖPNV in Aussicht gestellt (z. B. Darmstadt - Kranichstein). Dies hat dazu geführt, dass auch diese Gebiete leichter vermarktet werden konnten. In mindestens einem Gebiet wurde diese Zusage auch nach Fertigstellung der Eigentumsmaßnahmen nicht eingehalten, mit der Folge, dass es einzelne Käufer gibt, die einen Wiederverkauf in Erwägung ziehen, sollte sich die Situation in absehbarer Zeit nicht verändern. Damit wird noch einmal deutlich, welche Bedeutung die ÖPNV-Anbindung Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 für die Wohnzufriedenheit und die Bindung an den Standort hat. Auch die IV-Anbindung spielt für die Käufer von Bestandsimmobilien und vor allen Dingen für Familien eine wichtige Rolle. Die Straßenanbindung ist allerdings nur ein Grund für eine positive Entscheidung im Hinblick auf den Erwerb einer Immobilie, der der ÖPNV-Anbindung nachgeordnet ist. Lage der Immobilie im Stadtgebiet Es wird deutlich, dass die Lage der Immobilie im Stadtgebiet ein wichtiges Auswahlkriterium ist. Für die Wohnungskäufer scheint die periphere Lage der Siedlung und die Nähe zum Umland ein wichtiger Kaufaspekt zu sein. Vor allen Dingen für Rentner, deutsche Haushalte und Mieterkäufer ist dies der Fall. Die periphere Lage vieler Großsiedlungen wird in der Regel positiv bewertet und nicht als Lagenachteil wahrgenommen, was auch auf die gute ÖPNVAnbindung der meisten Gebiete zurückzuführen ist. Zukünftige Gebietsentwicklung Die Entwicklungsperspektive des Gebiets ist ein Quartiersmerkmal, das neben anderen in die Entscheidung zum Wohnungskauf einfließt. Für die Käufer in der Umwandlung ist es von Bedeutung, ob Ansätze für eine positive Entwicklung erkennbar sind. Dies kann sich auf eine positive Wohnumfeldentwicklung, ein aufgewertetes Einkaufszentrum oder ähnliches beziehen. Zum Teil sind diese Entwicklungsperspek- 56 Forschungen Heft 110 tiven auch mit Hoffnungen auf eine bessere gebietliche Entwicklung verbunden. Bewohnerschaft Die soziale Zusammensetzung der Bewohnerschaft hat als Entscheidungskriterium für die Immobilienauswahl nur eine eingeschränkte Bedeutung für die Käufer der privatisierten Wohnungen. Vor allen Dingen die Aussiedler und nichtdeutschen Käufer betonen die Bedeutungslosigkeit dieses Kaufaspektes. Die Rentner ziehen ihr soziales Umfeld stärker ins Kalkül. Für sie ist die Bewohnerschaft im Gebiet definitiv ein Entscheidungskriterium. Im Gegensatz dazu hat für Erwachsenen- und Singlehaushalte dieses Argument weniger Bedeutung. Infrastruktur Die Versorgung mit sozialen und kulturellen Infrastruktureinrichtungen im Gebiet ist für die meisten Käufer von Bestandsimmobilien kein besonders hervorhebenswertes Kaufkriterium. Diese Tatsache erklärt sich u. a. dadurch, dass es sich bei diesen Käufern überwiegend um kinderlose Haushalte handelt, die nicht auf Schulen oder Kindergärten angewiesen sind. Für einen Teil der Käufer von Bestandsimmobilien muss davon ausgegangen werden, dass sie für ihre tägliche Grundversorgung auf die Gebietszentren angewiesen sind. Lokale Einzelhandelseinrichtungen werden ganz besonders von Rentnern nachgefragt. Gastronomieangebote in Form von Cafés und Restaurants sind besonders für ältere und nichtdeutsche Käufer von Interesse. In diesem Sinne tragen belebte, aufgewertete Quartierszentren zur Attraktivität der Quartiere bei (Darmstadt Kranichstein). Durch die Errichtung großer Einkaufszentren, z. T. auf der grünen Wiese in unmittelbarer Nähe zu den kleineren Quartierszentren, werden diese in ihrer Existenz bedroht bzw. durch ein fast ausschließlich nichtdeutsches Einzelhandelsangebot eher abgewertet (z. B. München Neuperlach, Duisburg - Hagenshof). Image Die Eigentümer wissen, dass das Außenimage der Stadtteile, in denen sie leben, eher negativ ist, und sie machen die Erfahrung, dass die öffentlichen Medien das schlechte Image undifferenziert und wider besseres Wissen kolportieren. Der Stadtteil wird von der Presse schlechter gemacht, als er ist. Gute Sachen werden kaum erwähnt. (selbstnutzende Eigentümerin, Darmstadt Kranichstein) Sie versuchen, das Beste aus dieser Situation zu machen, sich mit ihr zu arrangieren. Sie erfinden Kosenamen für ihre Siedlungen wie Schlange oder Fischi und entwickeln das Gefühl, mit den anderen nichts zu tun zu haben. Sie begegnen dem schlechten Ruf ihres Stadtteils mit einem Augenzwinkern. Wie sind die Golanhöhen von Frankfurt. (Bewohner, Frankfurt - Am Bügel) Dieses Selbstbewusstsein erwächst zum Teil aus der Gewissheit, dass das schlechte Image nicht der tatsächlichen Situation gerecht wird. Ich bin ein Kranichsteinfan. (langjähriger Bewohner) Aber nicht alle Bewohner können so zu ihrem Stadtteil stehen, und es bedeutet eine ständige Anstrengung, gegen das schlechte Image anzureden. Viele haben das Gefühl, sie müssen erklären, warum man hier wohnt. (Bewohner Darmstadt - Kranichstein) Als Auswahlkriterium findet das Gebietsimage bei den Käufern von Bestandsimmobilien nur sehr wenig Berücksichtigung, da die meisten von ihnen aus dem Gebiet kommen, die tatsächlichen Verhältnisse im Stadtteil kennen und zu den zufriedeneren Bewohnern gehören. Wie wichtig die Imagekampagnen für die längerfristige Veränderung des Gebietsimage sind, wird durch das Fallbeispiel Wolfsburg - Westhagen deutlich. Hier scheinen entsprechende Aktionen des Stadtteilmanagements mehr Effekte in der Stadtöffentlichkeit gehabt zu haben als die Gebietsaufwertungen. Kaufinteressierte Mieter Neben den Eigentümern wurden Mieter zu ihrem Interesse am Kauf einer Immobilie und ihren Auswahlkriterien befragt. Sie unterscheiden sich von den Käufern dadurch, dass sie besonders viele quartiersbezogene Anforderungen an den Immobilienstandort stellen. Sie leben überwiegend in Familien und sind insgesamt mit ihrer Wohnsituation relativ unzufrieden. Sie wohnen seit durchschnittlich 15 Jahren im Stadtteil und wollen zu einem Großteil das Gebiet verlassen. Sie achten bei der Auswahl ihrer zukünftigen Immobilie besonders auf die Zu- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln sammensetzung der Bewohnerschaft, was sie von allen anderen Gruppen unterscheidet. So sagt die überwiegende Mehrheit dieser Gruppe, dass bei der Immobilienauswahl die Bewohnerschaft im Gebiet ein wichtiges oder sehr wichtiges Kriterium sei. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, beziehen die Kaufinteressenten im Vorfeld sehr viele Aspekte in ihre Überlegungen ein, die jedoch bei der tatsächlichen Entscheidung nicht unbedingt ausschlaggebend sein müssen. Die übrigen Entscheidungskriterien ähneln in gewisser Weise denen der Käufer von Neubauimmobilien. Besonders wichtig ist die ÖPNV-Anbindung, gefolgt von der Lage im Stadtgebiet, der zukünftigen Gebietsentwicklung, der IV-Anbindung und der Versorgung mit sozialer Infrastruktur (siehe Abb. 5.3). Es gibt darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Kriterien, die zumindest bei der Vorbereitung des Kaufs in Erwägung gezogen werden. Für die kaufinteressierten Mieter gehört das Image zu den Entscheidungskriterien. Dementsprechend begründen Kaufinteressenten, die explizit nicht im Stadtteil kaufen möchten, diese Einstellung eher mit dem Gebietsimage als mit der vorherrschenden Architektur in den Stadtteilen, in denen sie leben. Gleichzeitig schätzt diese Mietergruppe das Außenimage schlechter ein als die übrigen Mieter. Insofern verwundert es nicht, dass ein großer Teil von ihnen unzufrieden mit dem Gebiet ist und nicht im eigenen Stadtteil kaufen will. 57 Abbildung 5.3 Gebietsbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der kaufinteressierten Mieter Abbildung 5.4 Objektbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der Eigentümer Quellen: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 5.3 Objektbezogene Rahmenbedingungen Die wichtigsten objektbezogenen Bedingungen für den Immobilienerwerb sind sowohl für Käufer von Bestands- als auch von Neubauimmobilien die Kosten und die Qualität der Immobilie. Neubaumaßnahmen Für die Käufer von Neubauimmobilien ist die Möglichkeit, einen Garten zu nutzen von zentraler Bedeutung. Neben der Qualität der Immobilie werden der Stellplatz, die Gestaltungsmöglichkeiten und die Finanzierungshilfen als wichtige objektbezogene Entscheidungskriterien benannt. Stellplätze stellen dort, wo keine grundstückseigenen Parkflächen entstanden sind, ein zentrales Konfliktpotenzial zwischen den neuen und alten Bewohnern dar (z. B. München - Ludwigsfeld, Ingolstadt - Puisviertel). Kosten- und flächensparendes Bauen Die kosten- und flächensparenden Neubaumaßnahmen erscheinen besonders geeignet für die Käuferzielgruppe in benachteiligten Gebieten. Das gute Verhältnis zwischen den Kosten und der Qualität der Objekte hat in den meisten Fällen zu einer guten Vermarktung und Akzeptanz der Maßnahmen bei den Käufern beigetragen. Durch oberirdische Abstellräume im Gartenbereich, gemeinsame Technikzentralen für Heizungs-, Strom- und Wasserversorgung sowie durch eine Optimierung im Bereich Erschließung und Hausinstallation konnten Kosten eingespart werden. Die hohe bauliche Dichte der flächensparenden Neubauobjekte hat nach bisherigen Erkenntnissen zu keinen großen Problemen im Zusammenleben der Bewohner ge- 58 Forschungen Heft 110 führt. Dennoch gibt es Hinweise, dass die Nachbarschaftsverhältnisse etwas belasteter sind als in anderen Neubausiedlungen. Die räumliche Nähe kann dazu führen, dass die Geräuschbelastung im Innen- und Außenbereich zu Spannungen führt. Ökologie Ökologische Aspekte haben u. a. in den Neubaumaßnahmen Duisburg - Hagenshof und Ingolstadt - Piusviertel Berücksichtigung gefunden. Es wurden zum Beispiel Gründächer angelegt, Regenwasserversikkerunganlagen installiert, Blockheizkraftwerke und Niedrigenergiehäuser errichtet. Ökologische Maßnahmen haben nach den bisherigen Erkenntnissen nicht zu einer deutlichen Verbesserung der Vermarktungschancen geführt. Sie machen jedoch die Maßnahmen insofern interessant, als sie das Image der Wohnanlagen positiv beeinflussen. Für die Käufer bedeuten die ökologischen Maßnahmen zusätzliche Fördermöglichkeiten (z. B. Eigenheimzulage, Länderförderungen). hier zu keinen positiven Synergieeffekten zwischen Alt- und Neubewohnern kommen kann (z. B. Bremen-Blockdiek). Darüber hinaus trägt die Monotonie größerer Reihenhaussiedlungen nicht zu einer städtebaulichen Aufwertung der Großsiedlung bei. Die Konzipierung mehrerer kleiner, städtebaulich gut angebundener Maßnahmen (München - Ludwigsfeld) erscheint unter dem Gesichtspunkt der Integration der neuen Eigentümer und der gewünschten Synergieeffekte sinnvoller als die Realisierung einer großen isolierten Maßnahme. Umwandlungsmaßnahmen Für die Käufer von Bestandsimmobilien zählen nach den Kosten und der Wohnungsqualität die Ausstattung und Sanierung des Gebäudes zu den wichtigsten objektbezogenen Aspekten (siehe Abb. 5.4). Sanierungsmaßnahmen und Wohnumfeldaufwertungen Während die Käufer von Bestandsimmobilien die Sanierung des Gebäudes für vergleichsweise wichtig halten, ist die Sanierung der Wohnung deutlich nachrangig. Duisburg - Hagenshof Ein Teil der Käufer ist bereit, notwendige oder zusätzliche Maßnahmen durchzuführen. Ein nicht unerheblicher Anteil der Käufer hat hohe Investitionen in der Wohnung getätigt. Es wurden zum Teil bis zu 30.000 DM für Wohnungsmodernisierungen investiert und viel Eigenleistungen erbracht. Nur in Einzelfällen wurden für Eigenleistungen Preisabschläge bei Verkauf vereinbart. Insgesamt scheint es bei einem Teil der Käufer eine gewisse Bereitschaft zu geben, Aufwertungsmaßnahmen in der eigenen Wohnung durchzuführen. Größe der Neubaumaßnahmen Kleinere Neubaumaßnahmen sind in Bezug auf demographische und soziale Auswirkungen wenig wirksam und zeigen damit nur wenig Ausstrahlungseffekte auf den Stadtteil. Sie können bestenfalls Signalwirkungen für den Stadtteil haben und zu kleinräumigen städtebaulichen Aufwertungen an der Peripherie oder im Innenbereich beitragen (z. B. München - Ludwigsfeld). Sehr große Neubausiedlungen mit z. T. eigener Infrastruktur werden oft als separate Stadtteile wahrgenommen, so dass es auch In einigen Fallbeispielen wurde die Attraktivität von Wohnungen durch die Veränderung von Wohnungsgrundrissen, z. B. durch Wohnungszusammenlegung und Veränderung der Zuschnitte der Räume, aufgewertet (z. B. Berlin Flusskarree, Berlin Schlangenbader Straße). Sichtbare Aufwertungsmaßnahmen am Gebäude fördern die Akzeptanz und den Erfolg von Privatisierungsmaßnahmen bei Käufern, Mietern und Anwohnern. Die durchgeführten Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen beziehen sich in der Regel auf das gemeinschaftliche Eigentum (Hauseingangsbereiche, Fahrstühle, Hausaufgänge, Fassaden, Dächer, Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Wohnumfeld). Die Tatsache, dass das äußere Erscheinungsbild sich deutlich verändert, erhöht die Zustimmung der Bewohner zu den Maßnahmen, vorausgesetzt die Kostenwirksamkeit der Maßnahmen ist begrenzt und im Vorfeld mit den Mietern abgestimmt. Darüber hinaus ist die Vermarktung der Eigentumswohnungen vor allen Dingen bei externen Käufern sehr problematisch, wenn das Erscheinungsbild des Gebäudes vernachlässigt wirkt. Aufwertungsmaßnahmen im Wohnumfeld werden in der Regel bei fast allen Privatisierungsverfahren durchgeführt. In Bezug auf das Wohnumfeld ist festzustellen, dass ein starkes Bedürfnis nach Abgrenzung bei den Eigentümern besteht. Fast alle privatisierten Anlagen mit zugeordneten Freiflächen wurden nach der Umwandlung eingezäunt. Dadurch werden ehemals öffentlich oder informell genutzte Flächen für andere Bewohner unzugänglich. Man erkennt die Privatisierung an den Bonanza-Zäunen. (Wohnungsbaugesellschaft) Darüber hinaus sind Maßnahmen an den Eingangsbereichen besonders wichtig, da sie das äußere Erscheinungsbild maßgeblich beeinflussen und das Aushängeschild des Gebäudes sind (z. B. Ludwigshafen Pfingstweide). Die wichtigsten Maßnahmen sind u. a. der Anbau von Windfängen oder Regendächern, die Erneuerung der Briefkästen, der Klingelanlagen und der Beleuchtung sowie die farbliche Gestaltung. Wohnungsausstattung Die Untersuchungsergebnisse haben die zentrale Bedeutung der Wohnungsqualität unterstrichen. Die Wohnungsausstattung und die Qualität der vermarkteten Wohnungen ist gut. Neben Standardwohnungen wurden zum Teil innerhalb des gleiches Gebäudes besser ausgestattete Wohnungen (Loggia, hochwertige Einbauküchen, Qualität des Bodenbelags etc.) angeboten. Diese Form des Qualitäts- und Preismix kann sinnvoll sein, um auch unterschiedlichen Anforderungen der potenziellen Käufer gerecht zu werden. Die Ausstattung der Wohnungen mit Balkonen erscheint für die Vermarktung sehr wichtig. Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Fallbeispiele hat über eine entsprechende Ausstattung verfügt. Ein Fahrstuhl ist für die Vermarktung von höhergeschossigen Objekten ebenfalls wichtig. Im Zuge der Privatisierung sind 59 häufig Aufwertungen an Fahrstühlen durchgeführt worden, die sich sehr positiv auf das gesamte Erscheinungsbild des Gebäudes ausgewirkt haben. Mietergärten wurden von den befragten Mietern nur nachrangig als Kaufkriterium benannt. Dennoch gibt es Beispiele für gelungene Umwandlungsmaßnahmen, in denen Käufer auch aufgrund des Gartenangebotes geworben werden konnten. In diesen Fällen wurden in den Erdgeschossen die Balkonbrüstungen aufgebrochen und ein direkter Zugang zum Garten geschaffen. Wohnungsschlüssel Der Wohnungsschlüssel der untersuchten Anlagen ist überwiegend durch 2- und 3Zimmerwohnungen geprägt. Der Anteil kleiner (1-1,5-Zimmer) bzw. großer Wohnungen (4-Zimmer u. mehr) ist insgesamt gering. Die Vermarktung von 1-Zimmerwohnungen gestaltet sich vor allen Dingen im Zusammenhang mit anderen Push-Faktoren (z. B. schlechtes Erscheinungsbild) sehr schwierig. In den drei Fallbeispielen mit 1-Zimmerwohnungen wurden diese zum Teil von selbstnutzenden Singles und zum Teil von Kapitalanlegern erworben. Tabelle 5.1 Wohnungsschlüssel und Verkaufsquoten Zimmer Ø Größe Wohnungen im Objekt insgesamt davon verkaufte WE 1 1,5 42,1 m² 179 11,8 % 77 43,0 % 2 2,5 62,5 m² 683 45,1 % 414 60,6 % 3 3,5 80,2 m² 606 40,2 % 442 72,9 % 4 4,5 96,2 m² 45 2,9 % 36 80,0 % 1.513 100,0 % 969 64,0 % Insgesamt Quelle : AG SPAS, Angaben der Vermarkter Große Wohnungen sind angesichts der Immobilienpreise für die Eigentumsbildung relativ unattraktiv. Die Mehrheit der Familien bevorzugt Eigenheime. Größe und Struktur der Wohnanlage Die Lage der Wohnung nach Geschosshöhe hat Einfluss auf die Attraktivität der Immobilie. Wohnungen in unteren Etagen sind in einigen Fällen schlechter zu vermarkten als Wohnungen in höheren Lagen. Dies drückt sich zum Teil in der Preisgestaltung aus. Bei den ausgewählten Umwandlungsbeispielen handelt es sich zum Teil um hoch verdichtete Wohnanlagen (Darmstadt Kranichstein) und zum Teil um überschau- 60 Forschungen Heft 110 bare, kleine Gebäudekomplexe (Berlin Flusskarree). Über die Hälfte der befragten Wohnungseigentümer leben in Gebäuden mit 150 Wohneinheiten und mehr. Die Anzahl der Wohnungen im Gebäude und an einzelnen Hausaufgängen einer Wohnanlage hat einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Privatisierungsmaßnahme. Von ihr hängt auch die Größe der Eigentümergemeinschaft ab. Je größer sie ist, umso komplizierter ist das gesamte Verfahren. Mit der Anzahl der Wohnungseigentümer können auch die divergierenden Einzelinteressen und damit der Aufwand für den Interessenausgleich zunehmen. Das macht die Entscheidungsprozesse schwerfälliger und erhöht den Vermittlungsbedarf. Die soziale Kontrolle, die durch die Eigentumsbildung ermöglicht wird und sich in der Regel positiv auf das Erscheinungsbild auswirkt, wird durch die Anonymität großer Gebäudeaufgänge (> 25 WE) erschwert. Dies kann dazu führen, dass die positiven Aspekte der Privatisierung (Verbesserung des Erscheinungsbildes, Verantwortlichkeit etc.) nicht in dem Maße zu Buche schlagen, wie es gewünscht wird. Gleiches gilt für besonders große Wohnanlagen, die durch die Gesamtzahl an Wohnungen unüberschaubar und schwer zu kontrollieren sind (Berlin - Schlangenbader Straße). Dies trifft in ähnlicher Weise auf das Wohnumfeld zu. Kleinere Gebäudestrukturen (niedrige Geschosshöhen, kleinere Aufgänge) wie beispielsweise in Berlin - Flusskarree oder Kiel - Mettenhof gewährleisten durch ihre Überschaubarkeit eher einen Erfolg im Rahmen der Privatisierung. Ökologische Kriterien Ökologische Kriterien spielen im Rahmen der Vermarktung von Bestandsimmobilien eine geringe Rolle. Auch bei der Nachrüstung werden sie in der Regel nicht berücksichtigt. Ausnahmen bilden Fassadendämmungen, umweltfreundliche Heizsysteme, und Solarkollektoren (Hamburg - Jenfeld). Bewohnerstruktur der Wohnanlage Abbildung 5.5 Objektbezogene Auswahlkriterien für den Immobilienkauf der kaufinteressierten Mieter Wohnanlagen mit sozialen Brennpunkten scheinen ungeeignet zu sein, da hier das Kaufpotenzial zu niedrig und die Gefahr der Verdrängung von Mietern zu groß ist. Die Bewohnerstruktur sollte durch potenzielle Mieterkäufer und Haushalte mit nicht zu unterschiedlichen Lebensstilen gekennzeichnet sein (vgl. Kapitel 6). Kaufinteressierte Mieter Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Auch bei den kaufinteressierten Mietern stehen finanzielle und qualitätsbezogene Aspekte der Immobilie im Vordergrund. Die Abbildung 5.5 verdeutlicht, dass für die befragten kaufinteressierten Mieter alle erhobenen Kriterien von Wichtigkeit sind und im Vergleich zu den befragten Eigentümern insgesamt höhere Anforderungen an das Objekt gestellt werden. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 6 Effekte der Eigentumsbildung 6.1 Zusammenfassung Der von Neubaumaßnahmen ausgelöste Zuzug von Familien führt zu einer mehr oder weniger spürbaren Verjüngung vor allem in den Nachbarschaften und in Teilen zu einer stärkeren Auslastung der leerfallenden Infrastruktur. Besonders an Kindertagesstätten und Schulen kann es zu temporären positiven Veränderungen durch die neuen Haushalte und zu einer Verzahnung der Lebenswelten von Eigentümern und Mietern kommen. Die Käufer von Neubauimmobilien engagieren sich in der Regel deutlich mehr und zielstrebiger als andere Bewohner für die Belange ihrer Kinder oder für die Verbesserung der eigenen Wohnsituation. Eigenheimerwerber grenzen sich eher gegenüber benachbarten Wohnanlagen und den Stadtteilen ab. Sie repräsentieren andere Lebensstile und nehmen missbilligend wahr, dass sich die benachbarten Mietwohnungsbestände im Erscheinungsbild und in Bezug auf Sauberkeit und Ordnung z. T. stark von der eigenen Neubausiedlung unterscheiden. Sie sind zum Teil darauf bedacht, dass ihre Kinder schulische und sonstige Einrichtungen außerhalb der Stadtteile aufsuchen. Dennoch sind die Eigenheimerwerber mit ihrer Wohnsituation so zufrieden wie keine andere Mieter- oder Eigentümergruppe. Die Nachbarschaften innerhalb der Neubaumaßnahmen sind relativ homogen und scheinen gut zu funktionieren. Die sozialen Unterschiede zwischen den Eigenheimbesitzern und den Bewohnern der benachbarten Mietwohnungsbestände sind demgegenüber relativ groß. Eine Neubausiedlung kann die städtebauliche Situation vor allem in direkter Nachbarschaft zu Geschosswohnungsbauten aufwerten. Peripher gelegene Neubaugebiete verändern das Erscheinungsbild eines Stadtteils jedoch kaum. Die breitere Wahrnehmung einzelner gelungener Neubaumaßnahmen auch innerhalb der Stadtteile gelingt dann, wenn es sich um architektonisch interessante Projekte handelt. Größere Reihenhaussiedlungen wirken leichter monoton. Das schlechte Image eines Stadtteils hat in einzelnen Fällen zu Vermarktungsschwierigkeiten geführt. Der Effekt der untersuchten Neubaumaßnahmen auf das Außenimage der Stadtteile war eher gering. Die Eigenheimerwerber haben seit der Eigen- tumsbildung keine positiven Imageveränderungen festgestellt. Mehr als 60 % der umgewandelten Wohnungen konnten veräußert werden. Davon sind knapp 60 % von Selbstnutzern bewohnt. Durch Umwandlungsmaßnahmen werden vor allem langjährige, zufriedene Mieter aus den Stadtteilen angesprochen. Sie machen einen Anteil von zwei Dritteln unter den Bestandskäufern aus. Mieterkäufer verbleiben langfristig in den Wohnanlagen, andere Selbstnutzer ziehen zu. In Abhängigkeit von der Privatisierungsstrategie können problematische Haushalte aus den umgewandelten Objekten in andere Wohnanlagen im Stadtteil verdrängt werden. Insgesamt wurde ein Anteil von 16 % an Wiederverkäufern sowohl im Bestand als auch im Neubau ermittelt. Soziale Prozesse in den Nachbarschaften werden durch Umwandlungsmaßnahmen in stärkerem Maße ausgelöst als durch Neubaumaßnahmen, soziale Effekte sind am unmittelbarsten spürbar. Eigentümer achten stärker auf das äußere Erscheinungsbild der Gebäude und auf das Verhalten der Bewohner. Sie sind häufig mit der Sauberkeit und Ordnung im Haus unzufrieden. Dadurch, dass sie eine stärkere soziale Kontrolle ausüben, kommt es zu positiven Veränderungen in den Wohnanlagen. Sie führen dazu, dass sich das Erscheinungsbild verbessert und die Instandhaltung weniger aufwendig ist. Mieter fühlen sich durch die Eigentümer zunächst eher zurückgesetzt und kontrolliert. Eine Vermittlung zwischen den Bewohnergruppen vor allem in der Anfangsphase einer Privatisierung hat die Überwindung von Konflikten erleichtert. Mittel- und langfristig stabilisieren sich die Nachbarschaften durch den Rückgang der Fluktuation, die positiven Verhaltensänderungen und die Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen. Ein zu großes soziales Gefälle wirkt der Stabilisierung entgegen. Die Veränderungen werden vor allem von den Eigentümern positiv eingeschätzt und führen zu einer Erhöhung der Wohnzufriedenheit. Aufwertungsmaßnahmen, die im Zusammenhang mit der Privatisierung an den Gebäuden (Fassaden, Eingangsbereiche, Aufgänge, Fahrstühle) und im Umfeld (Spiel-, Freiflächen) durchgeführt werden, werten 61 62 Forschungen Heft 110 die Wohnanlage und damit das Wohnquartier auf. Sie werden von Mietern und Eigentümern positiv bewertet und erhöhen ihre Wohnzufriedenheit. Das Außenimage eines Stadtteils ist durch einzelne, nur begrenzt wahrnehmbare Privatisierungsmaßnahmen kaum zu beeinflussen. Wohnungserwerber und vor allem Mieterkäufer haben leichte Imageverbesserungen feststellen können. Offensichtlich kann der Imagewandel eines Stadtteils nur langfristig und im Rahmen eines Maßnahmenpaketes erreicht werden. Für die neuen Eigentümer zieht die Bildung von Eigentum insgesamt eine deutliche Erhöhung der Wohnzufriedenheit und eine Verstärkung der Bindung an den Stadtteil nach sich. Sie äußern wesentlich seltener Umzugabsichten als Mieter. Unter den wenigen, die eine Wiederverkaufsabsicht äußern, sind Familien überdurchschnittlich stark vertreten. Ihre Verkaufsmotive sind in stärkerem Maße durch gebietsbezogene als durch wohnungsbezogene Gründe geprägt. Die Effekte der Eigentumsmaßnahmen auf das Sicherheitsgefühl der Mieter und Eigentümer sind insgesamt gering. Umwandlung abs. in % abs. in % Wohneinheiten insgesamt 773 100 2.902 100 davon verkauft 752 97 1.800 62 selbstgenutzte Eigentümer 732 97 1.062 59 20 3 738 41 Kapitalanleger Quelle: Angaben der Vermarkter Tabelle 6.2 Herkunft der selbstnutzenden Eigentümer in den Fallbeispielen (Stand 12/2001) Neubau abs. Mieterkäufer ² Umwandlung in % abs. Die untersuchten Eigentumsmaßnahmen haben zu Wanderungsbewegungen innerhalb der Stadtteile geführt. Die Zuwanderungen der selbstnutzenden Eigentümer sind freiwillig und führen unter positiven Rahmenbedingungen zu einer Stabilisierung von Quartieren. Unter negativen Rahmenbedingungen können Umwandlungsmaßnahmen zur Verdrängung von Mieterhaushalten und damit zur Destabilisierung von Nachbarschaften führen. Neubau Die Neubaumaßnahmen führen zu einem Zuzug neuer, vor allem jüngerer Bewohner. In den acht untersuchten Neubaumaßnahmen wurden Wohneinheiten für insgesamt 682 Haushalte errichtet. Die Haushalte in den Neubaugebieten umfassen, bezogen auf die Stichprobe, durchschnittlich vier Personen. Demnach zogen über 2.700 Erwachsene und Kinder in die untersuchten Gebiete ein. Davon kamen ein Viertel direkt aus den betroffenen Stadtteilen und drei Viertel von außerhalb. Drei Viertel der in die Stadtteile eingewanderten Käufer von Eigenheimen waren innerhalb derselben Stadt umgezogen, ein Viertel zog mit dem Kauf neu in die Stadt. Umwandlung Tabelle 6.1 Selbstnutzende Eigentümer und Kapitalanleger in den Fallbeispielen (Stand 12/2001) Neubau 6.2 Mobilität und Verdrängung in % 350 33 Käufer aus dem Stadtteil ² 178 23 319 30 Käufer von außerhalb der Stadtteile² 595 77 393 37 selbstgenutzte Eigentümer insgesamt¹ 773 100 1.062 100 ¹ Angaben der Vermarkter, ² Haushaltsbefragung AG SPAS (Berechnungen entsprechend der Anteile in der Stichprobe) Von den fast 2.900 Wohnungen in den 13 untersuchten Umwandlungsmaßnahmen waren zum Zeitpunkt der Untersuchung 1.800 Wohnungen verkauft. 41 % dieser Wohnungen waren an Kapitalanleger verkauft worden. Das heißt insgesamt, dass mehr als jede zweite verkaufte Wohnung von einem Selbstnutzer bewohnt wird. Diese über alle Umwandlungsmaßnahmen ermittelten Quoten differieren in Bezug auf die einzelnen Fallbeispiele (vgl. Tab. 6 im Anhang). Die selbstnutzenden Eigentümer in den Umwandlungsmaßnahmen sind zu einem Drittel Mieterkäufer, zwei Drittel der Käufer sind mit dem Erwerb in die Wohnanlagen gezogen. Das zeigt, dass durch die Umwandlungsmaßnahmen deutlich mehr Mieter aus dem Gebiet an den Stadtteil gebunden werden können als durch Neubau. Durch die Eigentumsbildung der Käufer aus den Stadtteilen und den anschließenden Umzug sind insgesamt fast 500 Mietwohnungen vor allem durch Umwandlungsmaßnahmen aufgegeben worden. Nur in einem Fallbeispiel hatte man kon- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln kret die Befürchtung, durch die Eigentumsbildung Leerstände innerhalb des Stadtteils zu erzeugen. Aus diesem Grunde sollten die Immobilien zunächst nur an Interessenten von außerhalb des Stadtteils veräußert werden. Insgesamt scheinen die 21 Eigentumsmaßnahmen jedoch nicht zu einem nennenswerten Leerstand in Mietwohnungsbeständen geführt zu haben. Die Erfahrungen in einzelnen Fallbeispielen haben eher gezeigt, dass Leerstände im Mietwohnungsbestand durch die Aufwertung von Stadtteilen u.a. durch die Schaffung von Wohneigentum zurückgegangen sind (z. B. Ludwigshafen - Pfingstweide). Privatisierungsmaßnahmen können zu einem Austausch der Bewohnerschaft oder einzelner Bewohnergruppen in Wohnanlagen führen. Das Ausmaß der Bevölkerungsbewegung ist abhängig von den spezifischen Rahmenbedingungen und den flankierenden Maßnahmen eines Privatisierungsverfahrens (vgl. Kapitel 4). Mieter haben aufgrund der Regelungen des § 577 BGB bei Privatisierung vermieteter Wohnungen das Vorkaufsrecht für ihre Wohnung und müssen vom Eigentümer über das Verkaufsangebot informiert werden. Sie sind für mindestens drei Jahre vor Eigenbedarfskündigungen durch den neuen Eigentümer geschützt. In Abhängigkeit von der Lage auf dem Wohnungsmarkt kann die Kommune die dreijährige Frist zum Schutz der Mieter vor Eigenbedarfskündigung auf bis zu zehn Jahre verlängern (z. B. Darmstadt - Kranichstein). Dies sichert bestehende Mietverhältnisse zusätzlich ab. Durch positive Anreize wie das Angebot von attraktiven Wohnungen außerhalb der Wohnanlagen oder die Zahlung von Abfindungen versuchen Eigentümer, Mieter, die ihre Wohnung nicht kaufen wollen, zum Auszug aus einer umgewandelten Wohnanlage zu veranlassen. Auf diese Weise wird zum Teil der Versuch unternommen, leerstehende Wohnungen für Selbstnutzer zur Verfügung zu haben. Andere Maßnahmen können trotz Kündigungsschutz von Vermietern zu einer gezielten Verdrängung von nicht erwünschten Bewohnern eingesetzt werden. So führen Mieterhöhungen dazu, dass einkommensschwache Haushalte ihre Wohnung aufgeben müssen. Mietsteigerungen ergeben sich auch durch mietwirksame Modernisierungsmaßnahmen, mit denen die Wohnanlagen im Zuge der Privatisierung aufgewertet werden sollen. Zum Teil werden Räumungsklagen gegen Mieter angestrengt. Mieter werden unter Vortäuschung falscher Tatsachen und mittels einer Mietsenkung dazu veranlasst, neue, aber befristete Mietverträge abzuschließen. Diese werden nach Ablauf der Frist nicht verlängert. Die sehen nur die billige Miete und verstehen gar nicht, was da vor sich geht. (Sozialarbeiter) Eine schlechte Wohnungsverwaltung und andere z. T. gezielte Maßnahmen von Kapitalanlegern können ebenfalls zu einem vorzeitigen Auszug von Mietern führen. Die gezielt verdrängten benachteiligten Haushalte ziehen meist innerhalb der betroffenen Stadtteile in belegungsgebundene Wohnungsbestände um (z. B. Frankfurt Frankfurter Berg). Zum Teil bemühen sich die zuständigen Wohnungsämter, die die Situation in den Wohnanlagen kennen, die von Wohnungslosigkeit bedrohten Haushalte bevorzugt mit Wohnraum zu versorgen (z. B. Frankfurt). Dies kann dazu führen, dass sich diese Haushalte in anderen Beständen des sozialen Wohnungsbaus konzentrieren. Eine Verschlechterung der sozialen Situation in diesen Häusern und eine Beeinträchtigung der Wohnzufriedenheit der dortigen Mieter ist damit vorprogrammiert. Die problematischen Mieter werden aus den privatisierten Objekten rausgedrückt und konzentrieren sich in belegungsgebundenen Beständen. (Stadtteilmanagerin) Die Gefahr der Verunsicherung der Mieterschaft u.a. durch die Angst vor Verdrängung oder vor neuen Bewohnern ist besonders zu Beginn des Wohnungsverkaufs groß. Die Mieter sind schon erst mal ängstlich viele wissen nicht, was passiert. (Mieterorganisation) In einigen Wohnanlagen wurde die Verunsicherung der Mieter aufgrund gezielter Maßnahmen der Wohnungsunternehmen und Vermarkter von Anfang an gering gehalten. Dazu gehörten die Absicherung der bestehenden Mietverhältnisse mit Hilfe zusätzlicher Vereinbarungen zum Kündigungsschutz und die gezielte Aufklärung der Bewohner zur Erhöhung der Transparenz des Verfahrens. Insgesamt fühlte sich jeder achte befragte Mieter zum Zeitpunkt der Befragung durch die Eigentumsbildung verunsichert. Es sind 63 64 Forschungen Heft 110 überwiegend die in den umgewandelten Objekten lebenden Mieter, die eine Verunsicherung durch Eigentumsbildung erfahren. Eine stärkere Verunsicherung ist besonders in drei Wohnanlagen festzustellen (Frankfurt - Am Bügel, Frankfurt - Frankfurter Berg, Darmstadt - Kranichstein). Da der Beginn aller Privatisierungsmaßnahmen schon mindestens drei Jahre zurückliegt, kann zum jetzigen Zeitpunkt davon ausgegangen werden, dass sich die Situation in einigen Umwandlungsmaßnahmen wieder beruhigt hat bzw. dass nachhaltig verunsicherte Mieter bereits ausgezogen sind. In den umgewandelten Mietwohnungsbeständen bleibt eine gewisse Fluktuation durch den Wiederverkauf von Eigentumswohnungen durch selbstnutzende Eigentümer bestehen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass vor allem besser verdienende Eigentümer, auch aufgrund der hohen Unzufriedenheit vor allem mit den Stadtteilen, ihr Eigentum wieder verkaufen und aus den Stadtteilen wegziehen. Viele merken, dass es hier nicht so schön ist, erst, wenn sie hier leben. (Kitaleiterin) Verkaufsbereite Eigentümer sind sowohl in den Neubaumaßnahmen als auch in den Umwandlungsmaßnahmen anzutreffen. Etwa 20 % verkaufen weiter. (Wohnungsunternehmen) 6.3 Nachbarschaften und soziale Netze Das Verhältnis von Mietern und Eigentümern in den neu entstehenden Nachbarschaften ist ein wichtiger Indikator für die Wirkung von Wohneigentumsbildung auf die soziale Stabilität. Die Entwicklung der nachbarschaftlichen Beziehungen innerhalb der Eigentümer- und Mietergruppe ist ebenfalls ein Spiegel dieser Entwicklung. Neue Nachbarschaften Aufgrund der Eigentumsbildung durch Umwandlung und Neubau entwickeln sich in den untersuchten Fallbeispielen neue Tabelle 6.3 Sozioökonomische Merkmale der Eigentümer und Mieter nach Neubau und Umwandlung Neubau Eigentümer Umwandlung Mieter Eigentümer 36 Jahre 44 Jahre 3,9 3,0 2,5 2,5 Ø HH-Nettoeinkommen 5.341 DM 2.731 E 3.208 DM 1.640 E 4.429 DM 2.265 E 3.415 DM 1.746 E Ø bedarfsgew. Pro-Kopf-Einkommen 1.863 DM 1.004 E 1.534 DM 784 E 2.327 DM 1.190 E 1.873 DM 958 E Ø Alter zum Kauf (befragte Person) Ø HH-Größe (Personen pro HH) Mieter HH-Typ (in %) Singles + Erwachsenenhaushalte 20,1 27,5 48,4 38,4 Alleinerziehende + Fam. m. Kindern 78,2 49,4 33,9 27,6 1,9 23,1 17,7 33,8 Rentnerhaushalte Erwerbstyp (in %) Erwerbshaushalt 94,6 59,4 76,3 48,5 Arbeitslosenhaushalt 2,0 14,3 3,9 11,5 Rentnerhaushalt 3,4 26,3 19,8 40,1 Hoch-, Fachhochschule 16,4 6,4 11,5 14,1 Fachschule, Meister, Techniker 11,1 4,4 10,1 6,3 Berufsfachschule, Lehre 57,2 57,0 55,3 50,8 berufsqualifiz. Abschluss (in %) berufliches Praktikum, angelernt 2,8 5,1 6,1 5,9 in beruflicher Ausbildung 5,8 4,4 3,8 2,3 kein Abschluss 6,7 22,8 13,2 20,7 Arbeitslosenquote (in %) 2,0 12,3 3,4 16,0 Ø Wohndauer in der Wohnung 6 Jahre 11 Jahre 9 Jahre 15 Jahre Ø Wohndauer im Stadtteil 8 Jahre 16 Jahre 15 Jahre 19 Jahre Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln nachbarschaftliche Konstellationen bestehende verändern sich. und Neubau Die Eigenheimerwerber unterscheiden sich aufgrund ihrer sozioökonomischen Situation deutlich von den Mietern in ihrer Nachbarschaft. In den Neubaugebieten wohnen vor allem jüngere Familien mit vergleichsweise höheren Positionen im Beruf, guter Beschäftigungslage und höheren Einkommen. In den angrenzenden Mietwohnungsbeständen leben etwas ältere Haushalte mit geringem Einkommen und mehr Arbeitslosen (vgl. Tab. 6.1). Während mehr als jeder zweite Eigenheimerwerber das Internet nutzt, tut dies nur jeder fünfte Mieter in der Nachbarschaft. Das soziale Gefälle zwischen Mietern und Eigentümern ist somit relativ groß. Die haben nix miteinander zu tun. (Stadtteilkoordinator) Eine Ursache dafür ist der Umstand, dass in der Nachbarschaft eines großen Teils der Neubaumaßnahmen besonders stark belastete Mietwohnungsbestände stehen (z. B. Bremen - Blockdiek, Duisburg - Hagenshof, Hamburg - Neuwiedenthal, Ingolstadt - Piusviertel). Umwandlung Die Unterschiede in der sozioökonomischen Situation zwischen den Eigentümerund Mieterhaushalten in den Umwandlungsmaßnahmen sind geringer ausgeprägt, wobei auch hier die Situation der Eigentümer besser ist als die der Mieter. Sie haben einen vergleichsweise höheren berufsqualifizierenden Abschluss, sind deutlich weniger arbeitslos und verfügen über höhere Einkommen (vgl. Tab. 6.1). Die Eigentümer nutzen zu einem guten Drittel, die Mieter zu einem knappen Drittel das Internet.4 Der Kontakt zu denen in den Eigentumswohnungen ist etwas leichter als der Kontakt zu den Besitzern der Reihenhäuser. Die haben ein ganz anderes Lebensgefühl. (Hausverwalter) Rollenverständnis Eine Dynamik in den Nachbarschaften wird durch den Zuzug neuer Bewohner, der z. T. mit dem Wegzug anderer Haushalte verbunden ist, ausgelöst. Damit einher geht auch die Veränderung von Einstellungen, die mit den zuziehenden Eigentümern in den Nachbarschaften ausgelöst wird, und 65 die sich bei den verbliebenen Haushalten in Umwandlungsobjekten, seien es Mieter oder Mieterkäufer, langsam entwickeln. Es ist festzustellen, dass Eigentümer und Mieter in Bezug auf ihre Wohnsituation eine andere Sichtweise haben. Diese unterschiedlichen Einstellungen treffen in Umwandlungsmaßnahmen unmittelbarer aufeinander als zwischen Neubaugebieten und Mietwohnungsbeständen. Der Hauseigentümer Die Bewohner der Neubaugebiete leben in dem Bewusstsein, einen anderen sozialen Status zu haben als die Bewohner in den angrenzenden Mietwohnungsbeständen. Gleichzeitig haben sie die Gewissheit, innerhalb ihrer Siedlung mit ihresgleichen zusammen zu leben. Die Eigentümer kennen sich alle, die Leute nennen sich Das Dorf. (Kitaleiterin) Die innere Abgrenzung der Eigentümer gegenüber benachbarten Wohnanlagen wird mit der Errichtung von Zäunen und Abpflanzungen zur wahrnehmbaren Realität. Man lebt aneinander vorbei. Mit den Leuten aus der Siedlung [angrenzender Mietwohnungsbestand] haben die Eigentümer möglichst keinen Kontakt. (Pfarrer) Die Eigentümer der neuen Einfamilienhäuser identifizieren sich von ihrem Status her eher mit den Bewohnern der älteren Einfamilienhausgebiete in den Randbereichen der Stadtteile. Die jungen Eigentümer haben jedoch aufgrund der unterschiedlichen Stellung im Lebenszyklus und der unterschiedlichen Situation in den Familien wenig Berührungspunkte mit den Alteigentümern. Vereinzelt ist es auch zu Konflikten (4) Die Nutzung des Internet hängt auch von der Verfügbarkeit moderner Technik zusammen, die ihren Preis hat. So überrascht es nicht, dass mit zunehmendem Einkommen die private Internetnutzung zunimmt. Nur jeder Fünfte mit einem Haushaltseinkommen unter 1.530 E nutzt das Netz. Jeder Dritte, der zwischen 1.530 E und 3.060 E, und bereits drei Viertel derjenigen, die mehr als 3.060 E verdienen, gehen privat ins Internet. Die Wahrscheinlichkeit, dass Besserverdienende mit einem höheren Berufsabschluss auch an ihrem Arbeitsplatz über einen Internetzugang verfügen, ist sehr groß. Ingolstadt - Piusviertel 66 Forschungen Heft 110 zwischen alteingesessenen und neuen Eigentümern gekommen, wenn neue Häuser unmittelbar an alte Gebiete angrenzen und sich die Nachbarschaften gegenseitig gestört fühlen. In Bremen - Blockdiek entfachte sich ein Konflikt zwischen Alt- und Neueigentümern daran, dass Jugendliche aus dem Neubaugebiet ihren Cliquentreffpunkt in ein Wohngebiet mit älteren Eigentümern gelegt hatten. Die Tendenz, dass sich in den neuen Eigenheimgebieten Lebenswelten unabhängig von dem übrigen Stadtteil entwickeln, wird durch andere Erfahrungen bestätigt. In den untersuchten Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre wurde von Anfang an Wohneigentum in Form von Einfamilienhausgebieten und Eigentumswohnungen in Geschossbauweise unter dem Aspekt der Mischung mit berücksichtigt. Die selbstnutzenden Eigentümer, die dem gehobenen Mittelstand zuzurechnen sind, wohnen zum Teil seit ca. 30 Jahren in ihren Immobilien. Sie bilden eigene Gemeinschaften und grenzen sich deutlich gegenüber den Mietwohnungsbeständen ab. Die innere Abkehr von den Stadtteilen vollzog sich vor allem mit Zunahme der sozialen Probleme im sozialen Wohnungsbau. Wohnanlagen mit Einzeleigentümern riegeln sich ebenso hermetisch nach außen ab wie Eigentümergemeinschaften im Geschosswohnungsbau. Beide schaffen sich so ihre wohl gepflegten und nicht einsehbaren Schutzzonen. In einigen dieser Stadtteile sind in der Zwischenzeit weitere Einfamilienhausgebiete (z. B. Kiel - Mettenhof, Bremen - Blockdiek) bzw. Wohnanlagen in Einzeleigentum durch Neubau (z. B. Hamburg - Jenfeld) oder Umwandlung (z. B. Darmstadt - Kranichstein) entstanden, für die z. T. ähnliche Beobachtungen zu machen sind. Der Wohnungseigentümer Der Statuswechsel vom Mieter zum selbstnutzenden Eigentümer bedeutet für den Wohnungskäufer eine Veränderung der Verantwortlichkeiten und der Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Er hat neue Rechte und Pflichten, ist für sämtliche Belange des Eigentums selber verantwortlich und trifft wichtige Entscheidungen im Rahmen der Eigentümerversammlung. Diese neuen Kompetenzen können zu Verhaltensunsicherheiten führen, unabhängig ob es sich um einen Mieterkäufer oder einen Käufer von außerhalb handelt. Mit dieser Rolle scheinen viele selbstnutzende Eigentümer zunächst überfordert, nicht zuletzt, weil sie das Maß der Eigenverantwortlichkeit nicht kannten oder falsch eingeschätzt haben. Dies kann soweit gehen, dass Mieterkäufer noch lange nach dem Wohnungskauf ihre vormalige Hausverwaltung irrtümlicherweise dazu auffordern, Instandhaltungsmängel in der Wohnung zu beheben. In einem mehr oder weniger langen Veränderungsprozess wachsen die neuen Eigentümer in ihre neue Rolle. Etwas drastisch formulierte eine WEG-Verwaltung: Es dauert ein Weilchen, bis die wissen, was das eigentlich ist, Wohneigentum bestimmt 10 bis 15 Jahre. (WEG-Verwaltung) Selbstnutzende Eigentümer achten stärker auf den Umgang mit der Wohnanlage und üben eine stärkere soziale Kontrolle aus. Aufgrund der größeren Selbstverantwortung und der besseren Kenntnis der Kosten für Pflege und Instandhaltung gehen sie in der Regel sorgfältiger mit ihrer Wohnanlage um. Eigentümer haben eine andere Verantwortlichkeit. (Wohnungsunternehmen) Die Identifizierung der Eigentümer mit ihrer Wohnanlage und der Wille, sich wohl zu fühlen, finden ihren Ausdruck häufig darin, dass verstärkt schmückende Blumenbänke, Reliefbilder oder ähnliches in den Hausfluren anzutreffen sind. Und sie möchten, dass es so gepflegt bleibt. Die Eigentümer sind sehr stark daran interessiert, dass das Niveau gehalten wird. (Ortsvorsteher) Dies wirkt sich auf Dauer positiv auf das Erscheinungsbild der Wohnanlagen und z. T. auf das Verhalten anderer Hausbewohner aus. Der Mieter Mieter identifizieren sich in der Regel weniger mit ihrem Wohnhaus als selbstnutzende Eigentümer. Dies führt zu spezifischen Verhaltensweisen. Sie achten tendenziell weniger auf den Zustand der Wohnanlage und machen eher die Hausverwaltung für Fehlentwicklungen verantwortlich. Die Mieter können im Rahmen der Privatisierung lediglich eine passive Rolle spielen. Sie fühlen sich im Falle einer Umwandlung verunsichert und sind u. U. von Verdrängung bedroht. Der Umstand, dass die Mieter kein Stimmoder Mitspracherecht auf der Eigentümerversammlung haben, führt dann zu Unzufriedenheit, wenn dort Entscheidungen ge- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln troffen werden, die die Wohnsituation von Mietern beeinträchtigen. Mieter, deren Wohnung an Kapitalanleger verkauft wurde, fühlen sich im Vergleich zu selbstnutzenden Eigentümern oder Mietern in noch nicht verkauften Wohnungen tendenziell am stärksten benachteiligt oder zurückgesetzt. Das macht die Situation nicht immer einfach. Eigentümer fangen oftmals an zu spinnen. (WEG-Verwaltung) Um hier vorprogrammierte Konflikte zwischen Mietern und Eigentümern zu vermeiden, versuchen Wohnungsunternehmen, auch die Mieter stärker in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Man muss die Wünsche der Mieter rechtzeitig erkennen, gemeinsame Aktionen machen, gegebenenfalls die Miete senken, die Ausstattung verbessern, Feste und Events organisieren. (Wohnungsunternehmen) Nachbarschaftskontakte Neubau Bei den Neubaumaßnahmen stellt sich das Verhältnis zwischen Eigentümern und Mietern in der Nachbarschaft eher als ein Nebeneinander dar. Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Gruppen bestehen hier eher aus Grußkontakten bzw. gaben die Befragten an, dass keine Kontakte zwischen Mietern und Eigentümern bestehen. Eigentümer schätzen die nachbarschaftlichen Beziehungen zu Mietern insgesamt besser ein als umgekehrt die Mieter zu den Eigentümern. Die städtebauliche Situation in den Neubaumaßnahmen hat Einfluss auf die Intensität des nachbarschaftlichen Verhältnisses der Eigentümer untereinander. Es deutet sich an, dass eine zu dichte Bebauung ihre nachbarschaftlichen Beziehungen auch beeinträchtigen kann. Positive Veränderungen im nachbarschaftlichen Zusammenleben werden in den Neubaumaßnahmen in stärkerem Maße wahrgenommen als in den umgewandelten Mietshäusern. Die Nachbarschaftskontakte haben sich aus Sicht der Eigenheimerwerber am besten entwickelt. Das ist vor allem auf die guten Beziehungen der Eigenheimerwerber untereinander zurückzuführen. Umwandlungsmaßnahmen In den Umwandlungsmaßnahmen kann eher von einem nachbarschaftlichen Miteinander gesprochen werden. Die freund- 67 schaftlichen und näheren Kontakte zwischen den Eigentümern und Mietern sind hier stärker ausgeprägt als in den Neubaumaßnahmen. Die sozialen Kontakte in den Nachbarschaften beruhen zum Teil auch auf bestehenden familiären Beziehungen zwischen Mieter- und Eigentümerhaushalten. In den Umwandlungsmaßnahmen sind die Einschätzungen von Mietern und Eigentümern eher ausgeglichen. Hier kommt es sogar zu einer Belebung der Nachbarschaften durch die Eigentumsbildung. Aufgrund der gemeinsamen Verantwortung für das Gemeinschaftseigentum haben die Wohnungseigentümer regelmäßig untereinander Kontakt. Die Leute in den Hochhäusern reden jetzt miteinander, es sind gleiche Interessen da. (Ortsvorsteher) Die städtebauliche Situation in den Umwandlungsmaßnahmen wirkt sich dahingehend auf die Intensität der Nachbarschaftskontakte aus, dass in Wohnanlagen mit geringer Geschosshöhe und überschaubaren Aufgängen (z. B. Berlin - Flusskarre, Bremen - Kattenturm, Hamburg - Jenfeld) die Beziehungen zwischen Eigentümern und Mietern enger sind als in den hoch verdichteten, anonymeren Wohnanlagen (z. B. Frankfurt - Am Bügel, München - Neuperlach, Berlin - Schlangenbader Straße). Die Käufer aus den Stadtteilen haben ein weit besseres Verhältnis zu den Mietern als die Käufer von außerhalb. Die Mieterkäufer schätzen ihr nachbarschaftliches Verhältnis zu den Mietern am besten ein: Die Hälfte von ihnen unterhält nähere, z. T. freundschaftliche Kontakte zu Mietern in der Hamburg - Jenfeld 68 Forschungen Heft 110 Nachbarschaft. Sie heben sich damit sehr von den anderen Bewohnergruppen ab. Das macht deutlich, dass besonders Mieterkäufer ein wichtiger Garant für die Stabilität von Wohnanlagen sein können. Insgesamt wird deutlich, dass in den Umwandlungsmaßnahmen die Wirkungen auf das nachbarschaftliche Zusammenleben von Mietern und Eigentümern deutlicher ausgeprägt sind und hier stabilisierende Wirkungen eher zu erzielen sind. Aus Sicht der Befragten haben sich die nachbarschaftlichen Beziehungen seit der Eigentumsbildung insgesamt eher zum positiven verändert. Diese Ansicht vertreten vor allem die Eigentümer. Die Mieter schätzen nicht nur die Kontakte zu den Eigentümern als weniger intensiv ein als umgekehrt, sie beurteilen auch die Entwicklung der Kontakte seit Eigentumsbildung verhaltener. Das zeigt, dass die Effekte der Eigentumsbildung von den Eigentümern deutlicher wahrgenommen und positiver eingeschätzt werden. Jüngere Haushalte nehmen positive Veränderungen in den Nachbarschaften stärker wahr als ältere. Auch Käufer, die von außerhalb der Stadtteile bzw. von außerhalb der Wohnanlagen zuziehen, nehmen stärkere positive Veränderungen in den Nachbarschaften wahr als Käufer aus den Stadtteilen und besonders Mieterkäufer. Den neuen Bewohnern, die von außerhalb kommen, scheint es zu gelingen, nachbarschaftliche Kontakte innerhalb kürzerer Zeit aufzubauen. Bei den langjährigen Bewohnern mit ausgeprägten sozialen Beziehungen schlägt sich die Veränderung der Nachbarschaften zwar positiv aber nicht so deutlich nieder. Konflikte In den nachbarschaftlichen Beziehungen der Befragten spielen Spannungen und Konflikte zwischen Eigentümern und Mietern eine untergeordnete Rolle. Sie treten vor allem in den Umwandlungsmaßnahmen und hier besonders auf Seiten der Eigentümer auf. Aus den weiter oben beschriebenen unterschiedlichen Lebensumständen und Einstellungen von Mietern und Eigentümern ergeben sich zwischen den beiden Bewohnergruppen in erster Linie die folgenden Konfliktfelder, die von den Eigentümern in stärkerem Maße wahrgenommen werden als von den Mietern. Neubau In den Neubaumaßnahmen haben vor allem die Eigentümer Probleme im nachbarschaftlichen Zusammenleben mit den Mietern. Sie nehmen den z. T. schlechten Zustand der vergleichsweise vernachlässigten Mietwohnungsbestände in ihrer Nachbarschaft als störend wahr, wenn sie die Gleichgültigkeit gegenüber der Wohnanlage, die Sauberkeit und Ordnung im Haus und den Zustand des Wohnumfeldes als problematisch einschätzen. Und sie benennen die Probleme um so deutlicher, je dichter die Neubaumaßnahme neben den Mietwohnungsbeständen errichtet wurde. Anwohner aus den Mietbeständen (z. B. Kinder und Jugendliche) nutzen Neubaugebiete hörbar mit und hinterlassen ihre Spuren (z. B.. Lärm, Graffiti, Abfall). Dies kann zu Unmut auf Seiten der Eigentümer führen. Die Mieter sehen kaum Probleme im nachbarschaftlichen Zusammenleben mit den Eigenheimerwerbern. Das einzige nennenswerte Problem aus der Sicht der benachbarten Mieter besteht in der Abgrenzung der Eigentümer ihnen gegenüber. Umwandlung In den Umwandlungsmaßnahmen werden sowohl von Mietern als auch von Eigentümern Probleme wahrgenommen, wobei die Situation für die Eigentümer in weniger großen Nachbarschaften entspannter ist als in den hoch verdichteten Wohnanlagen. Die Konflikte bestehen vor allem in der mangelnden Sauberkeit und Ordnung in den Wohnanlagen und der Lärmbelastung. Der Umstand, dass auch Mieter die Sauberkeit und Ordnung im Haus zu einem großen Teil bemängeln, deutet darauf hin, dass es sich nicht unbedingt nur um ein mieterspezifisches Verhaltensproblem handelt. Die Eigentümer bemängeln darüber hinaus besonders die Gleichgültigkeit der Mieter gegenüber den Wohnanlagen. Dies liegt zum einen an ihrer niedrigeren Wahrnehmungsschwelle in Bezug auf bestimmte Missstände im Haus. Zum anderen besteht das Problem von Sauberkeit und Ordnung besonders in Wohnanlagen mit großen, anonymen Nachbarschaften und einem wahrnehmbaren sozialen und wirtschaftlichen Gefälle zwischen Mietern und Eigentümern. Die Mieterkäufer in den Umwandlungsmaßnahmen sehen insgesamt weniger Probleme in den Wohnanlagen als diejenigen, die zum Kauf ihrer Wohnung in die Anlage eingezogen sind. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Der Umstand, dass die Eigentümer aufmerksamer sind und ihrer Unzufriedenheit mit dem Verhalten der Mieter auch Ausdruck verleihen, wird von diesen als soziale Kontrolle häufig negativ bewertet. Die Eigentümer glauben, die Mieter sind an allem Schuld was sich negativ auf die Wohnanlage auswirken würde, z. B. der Schmutz und die mutwillige Zerstörung. (Mieterin) Die Wohnungseigentümer schätzen die Entwicklung der sozialen Kontrolle seit der Eigentumsbildung positiv ein. Dass sich tatsächlich etwas verbessert hat, lässt sich auch daran ablesen, dass vor allem Mieterkäufer als langjährige Bewohner diese Entwicklung positiv sehen. Die neuen Eigentümer sind im Vergleich zu den Mietern nicht in jedem Fall die besseren Bewohner. Auch auf Seiten der Eigentümer kann es an der notwendigen Sensibilität im Zusammenleben mit den Mieterhaushalten fehlen. Viele dachten, jetzt hab ich gekauft, jetzt kann ich machen ... Als ob es keine Hausordnung gäbe. (Verwaltungsbeirätin) In gut geführten Umwandlungsmaßnahmen mit einem hohen Anteil an Mieterkäufern scheint die Phase, in der Mieter und Eigentümer lernen, einvernehmlich miteinander zu leben, relativ kurz. Nach ein, zwei Jahren vertragen sich Mieter und Eigentümer. (WEG-Verwaltung) Die Probleme in den Nachbarschaften werden von einzelnen Bewohnergruppen unterschiedlich wahrgenommen. Dabei bestehen fast durchgängig drei wichtige Konflikte: Sauberkeit der Hausflure und Gemeinschaftsräume, Gleichgültigkeit gegenüber der Wohnanlage und Lärmbelastung. In Bezug auf die Haushaltstypen zeigt sich das klassische Konfliktmuster zwischen Haushalten mit und ohne Kinder. Die Familien unter den Eigentümern sind deutlicher unzufrieden mit dem Zustand des Wohnumfeldes als Haushalte ohne Kinder. Innerhalb des Hauses leiden Eigentümerfamilien stärker unter der Abgrenzung der anderen und Mieterfamilien unter der sozialen Kontrolle. Im Vergleich dazu bemängeln die Haushalte ohne Kinder viel stärker die Lärmbelastungen. Die Senioren, die insgesamt die wenigsten Probleme haben, sind sehr unzufrieden mit der Sauberkeit der Hausflure. Nichtdeutsche Eigentümer und Mieter sehen ebenso wie Aussiedler weniger Probleme in der Nachbarschaft als die deutschen Bewohner. Vor allem die nichtdeutschen Eigentümer aber auch Aussiedlerhaushalte fühlen sich jedoch von der Abgrenzung der anderen Bewohner und von der sozialen Kontrolle im Haus stärker betroffen, auch wenn das von deutschen Bewohnern gar nicht so empfunden wird. Es wohnen viele Ausländer bei uns. Wir verstehen uns aber gemeinhin ganz gut. Probleme treten mit Mietern auf, denen alles egal ist. Das ist unabhängig von der Nationalität. (Verwaltungsbeirat) Freunde und Verwandte Die Nähe von Freunden und Verwandten scheint als Bindungsfaktor an den Stadtteil keine herausragende Bedeutung für die Befragten zu besitzen. Sie haben insgesamt mehr Freunde und Verwandte außerhalb der Stadtteile als innerhalb. Dies trifft in noch stärkerem Maße auf die Eigentümer zu. Der Anteil von Freunden und Verwandten aus dem Stadtteil nimmt mit zunehmender Wohndauer im Stadtteil zu. Nur bei wenigen Eigentümern hatte die Nähe zu Freunden und Verwandten einen wichtigen Einfluss auf die Kaufentscheidung - und das, obwohl fast die Hälfte der Erwerber aus den jeweiligen Stadtteilen kommt. Nur in einzelnen Fallbeispielen ist dieses Motiv stärker ausgeprägt (z. B. Kiel Mettenhof). Das zeigt auch, dass Freunde und Verwandte für die Bindung potenzieller Käufer an einen Wohnort keine so wesentliche Rolle spielen (vgl. Kapitel 5). Begegnungen an Schulen und Kindertagesstätten Soziale Prozesse zwischen unterschiedlichen Bewohnergruppen wie Mietern und Eigentümern lassen sich in einem gewissen Rahmen über die Nachbarschaften hinaus auch in den Einrichtungen der Kinderbetreuung und in den Schulen beobachten. Hier begegnen sich Eltern und Kinder aus den unterschiedlichen Familien. Ein Berührungspunkt ist die gemeinsame Elternarbeit. Erfahrungen zeigen, dass sich Eltern aus mittelständischen Eigentümerhaushalten stärker engagieren als Erwachsene aus benachteiligten Familien. Auch ist die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und den engagierten Eltern oft besser. In der gemeinsamen Elternarbeit kann es zu positiven Anstößen kommen. 69 70 Forschungen Heft 110 Die Mittelschicht-Eltern können die sozial schwachen Familien auch mitziehen. (Leiter einer Gesamtschule) Kinder aus Eigentümerhaushalten scheinen oft in geordneteren sozialen Verhältnissen zu leben, können sich besser artikulieren und sind eher zur Mitarbeit zu motivieren. Hier sind im Miteinander von Kindern aus unterschiedlichen Familien positive Anstöße in den Schulen möglich. Im Bereich der Kleinkinderbetreuung lassen sich nur zum Teil vergleichbare Beobachtungen machen. Vor allem die Kinder aus Neubaugebieten ziehen wie eine demographische Welle innerhalb weniger Jahre durch die Einrichtungen. In dieser Zeit kann es zu positiven Anstößen zwischen den Eltern bzw. zwischen den Kindern kommen. Die integrierende Wirkung in den Kindertagesstätten und den Schulen ist auf einen gewissen Zeitraum begrenzt, denn die Wege der meisten Kinder und Jugendlichen trennen sich wieder nach dem Verlassen der Einrichtungen. Viele Schulen in den Stadtteilen leiden trotz ambitionierter Bildungsarbeit unter einem schlechten Image. Ursachen sind häufig die Einseitigkeit und das Stigma ihrer Klientel. Die Lehrer machen da eine wirklich gute Arbeit, aber was nützt das bei den Kindern. (ehemalige Bewohnerin) Dadurch, dass viele Eltern ihre Kinder bewusst in Einrichtungen außerhalb der Stadtteile schicken, werden vor allem an den Schulen Integrationseffekte verhindert. Privilegiertere Eltern mit einem höheren Bildungsanspruch melden ihre Kinder bei anderen, besseren Einrichtungen auch außerhalb der Stadtteile an, um so die Bildungschancen zu erhöhen und schlechte Einflüsse auf ihre Kinder zu vermeiden. Dabei handelt es sich überdurchschnittlich häufig um Eigentümerhaushalte, die auch weitere Schulwege in Kauf nehmen. Die Durchmischung in den Einrichtungen bleibt letztendlich oberflächlich. (Jugendamtsleiterin) Hier spiegelt sich deutlich die Tendenz wider, dass die Haushalte aus den Neubaugebieten zu einer stärkeren Abgrenzung gegenüber dem Stadtteil und seinen Bewohnern neigen und sich in den Neubaugebieten eher Parallelwelten aufbauen. Engagement im Stadtteil Die Möglichkeit der Teilhabe der Bewohner an der Entwicklung ihres Stadtteils wird als wichtiger Faktor für die soziale Stabilisierung von Wohnquartieren angesehen. Umgekehrt ist das tatsächliche ehrenamtliche Engagement jedes einzelnen ein wichtiger Anhaltspunkt für die Bereitschaft, sich auch außerhalb der eigenen vier Wände für etwas einzusetzen. Dabei ist es von besonderem Interesse, inwieweit sich durch die Eigentumsbildung und den Zuzug neuer Bewohner in die Stadtteile Effekte ergeben. Das ehrenamtliche Engagement der befragten Bewohner ist eher schwach ausgeprägt. Nur ein Fünftel ist ehrenamtlich aktiv. Die Gemeinwesenarbeit in den Stadtteilen wird meist nur von wenigen Aktiven getragen. Man sieht immer dieselben aktiven Menschen, egal wo man ist. (Verwaltungsbeirätin) Die Befragten engagieren sich ehrenamtlich mit Abstand am stärksten in der Vereinsarbeit (z. B. Sport, Kultur). Daneben sind es Kirchen, Gemeinwesenarbeit und Elternarbeit an Schulen und Kindergärten, für die sich die Befragten engagieren. Politisch aktiv sind die wenigsten. Nichtdeutsche Haushalte engagieren sich weniger als ihre deutschen Nachbarn, unabhängig davon, ob sie Eigentümer oder Mieter sind. Ähnliches gilt für die Aussiedlerhaushalte. Die Eigenheimerwerber engagieren sich deutlich mehr als die anderen Befragten. Die Mieter und Eigentümer in den Umwandlungsmaßnahmen sind passiver und unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht wesentlich voneinander. Die aus den Stadtteilen stammenden Wohnungserwerber und hier besonders die Mieterkäufer sind aktiver als diejenigen, die zugezogen sind. Die Eigentümer setzen sich stärker für die eigene Wohnsituation und die Situation in der Familie ein. Sie sind besonders im Erziehungsbereich aktiv. Das Engagement des Mittelstandes ist deutlich höher, auch an der Schule. (Schulleiter) In Siegen - Fischbacherberg haben Eigenheimerwerber, die mit der Situation ihrer Kinder im Stadtteil nicht zufrieden waren, einen Verein gegründet, der sich gemeinsam mit anderen Akteuren stadtteilbezogen für eine Verbesserung dieser Situation erfolgreich engagiert und so die Gesamtsituation in einem Stadtteil mit verändert. In einem anderen Fall haben Eigentümer die öffentliche Diskussion stadtteilbezogener Probleme jedoch behindert, da sie einen Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln realen und ideellen Wertverlust für ihre Immobilien befürchteten. In den Fällen, in denen sich Eigentümer engagieren, fallen sie häufig dadurch auf, dass sie ihre Interessen besser und konsequenter vertreten können als andere Bewohner. Es sind immer die gleichen, die sich engagieren, eher die, die auch Eigentum haben, weil die sich besser ausdrücken können. (Stadtverwaltung) Insofern ist die Hoffnung auf eine Stärkung des Gemeinwesens durch den Zuzug von engagierten Eigentümern nachvollziehbar. Wir brauchen diese Leute [Eigentümer] für unsere Arbeit. (Quartiersmanagerin) In den Fallbeispielen haben unterschiedliche Rahmenbedingungen dazu geführt, dass sich Bewohner für ihren Stadtteil engagieren. In den Quartieren, in denen aktiv für Bürgerengagement geworben wird und Beteiligungsangebote bestehen (z. B. Ludwigshafen - Pfingstweide), wurden Bewohner ebenso aktiv wie in Stadtteilen mit hohem Problemdruck und geringem Engagement der öffentlichen Hand (z. B. Frankfurt - Frankfurter Berg, Frankfurt - Am Bügel). Insgesamt ist es schwierig, Bewohner in benachteiligten Stadtteilen auf breiter Basis für ein eher bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen. 6.4 Wohnzufriedenheit und Verbleibeperspektive Wichtige Indikatoren für die soziale Stabilität eines Stadtviertels und die Bindung der Bewohner bzw. bestimmter Bewohnergruppen an ihren Stadtteil sind die Zufriedenheit mit der Wohnsituation und die Verbleibeperspektive. Wohnzufriedenheit Die befragten Bewohner sind insgesamt mit ihren Stadtteilen recht zufrieden. Wohnung, Wohnhaus, Wohnanlage, Wohnumfeld und Stadtteil werden überwiegend positiv bewertet. Diese hohe Zufriedenheit legt vor dem Hintergrund der tatsächlichen Situation in einigen Stadtteilen bzw. Lebensbereichen die Vermutung nahe, dass die Befragten ihre Einschätzung positiv verstärkt haben. Es zeigt sich deutlich, dass die Eigentümer zufriedener mit ihrer Wohnung bzw. ihrem Eigenheim und dem Wohnumfeld sind als die Mieter. Die Wohnungsbesitzer wiederum sind tendenziell zufriedener als Eigenheimerwerber. 71 Mieter und Eigentümer in privatisierten Wohnanlagen sind mit ihren Wohnhäusern zufriedener als die Bewohner der nicht privatisierten Gebäude in der Nachbarschaft der Neubaumaßnahmen (z. B. Bremen Kattenturm, Duisburg - Hagenshof, Hamburg - Neuwiedenthal). Letztere sind oft in deutlich schlechterem Zustand als die untersuchten umgewandelten Wohnanlagen (z. B. Bremen - Blockdiek, Ludwigshafen Pfingstweide) und werden dementsprechend auch am schlechtesten bewertet. Dies zeigt sich auch in der besonders bei Bewohnern der Mietwohnungsbestände geringer ausgeprägten Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld. Eigenheimerwerber sind mit ihrem Stadtteil weniger zufrieden als die anderen Bewohner. Dies erklärt z. T. die stärkere Außenorientierung und vielleicht auch die relativ starke Abgrenzung gegenüber dem Stadtteil. Die Bezieher höherer Einkommen sind mit dem Stadtteil weniger zufrieden als die anderen Bewohner. Dies trifft auf Mieter ebenso zu wie auf Eigentümer. Hier deutet sich an, dass es neben der Verbesserung der Wohnsituation auch darauf ankommt, die Stadtteile attraktiver zu machen, wenn es gelingen soll, diese Einkommensgruppe an den Stadtteil zu binden. Seit der Eigentumsbildung hat sich die Wohnzufriedenheit der Befragten erhöht, die der Mieter leicht, die der Eigentümer deutlich. Diese positive Entwicklung ist besonders bei den Familien in den Neubaumaßnahmen festzustellen. Für die Mieterhaushalte ohne Kinder in den Umwand- Bremen - Blockdiek 72 Forschungen Heft 110 lungsmaßnahmen hat sich die Zufriedenheit am wenigsten verbessert. Wohndauer und Perspektive Die befragten Haushalte wohnen im Durchschnitt zehn Jahre in der Wohnung und 15 Jahre im Stadtteil. Die befragten Mieter wohnen länger in ihrer Wohnung (Ø 13 Jahre) als die Eigentümer (Ø 8 Jahre), die Wohnungskäufer (Ø 9 Jahre) länger als die Eigenheimerwerber (Ø 6 Jahre). Die befragten Mieter in den Umwandlungsmaßnahmen wohnen im Durchschnitt 15 Jahre in ihren Wohnungen, die Mieter an den Neubaumaßnahmen elf Jahre. Ursache für diese Differenz ist die deutlich höhere Mieterfluktuation in den Wohnungsbeständen am Neubau in den Jahren zuvor. Der Umstand, dass die Umzugsabsichten bei Mietern in der Nachbarschaft der Neubaumaßnahmen am stärksten ausgeprägt ist, unterstreicht die geringe Stabilität dieser Bestände im Vergleich zu den Umwandlungsmaßnahmen. Mieter- und Eigentümerhaushalte mit Kindern weisen die geringste Wohndauer im Stadtteil und in der Wohnung auf. Sie sind in den letzten Jahren auch aufgrund der Eigentumsmaßnahmen am stärksten zugewandert. Die Gruppe der Eigentümer mit höheren Einkommen ist in den letzten Jahren leicht angewachsen, während der entsprechende Anteil bei den Mieterhaushalten zurückgegangen ist. Dies zeigt, dass die Stadtteile für Mieter mit höheren Einkommen wenig attraktiv sind, und dass es durch das Angebot von Wohneigentum zu gelingen scheint, einkommensstärkere Bevölkerungsgruppen an diese Stadtteil zu binden. Eigentümer tragen sich deutlich weniger mit Umzugsabsichten als Mieter. Während jeder fünfte Mieter die Absicht äußert, in den nächsten ein bis zwei Jahren umzuziehen, tut dies nur jeder 20. Eigentümer. Wohnungseigentümer haben seltener Umzugsabsichten, dann jedoch mit zeitlich klarerer Umzugsperspektive als Eigenheimerwerber. Mit steigendem Alter und zunehmender Wohndauer geht die Umzugsabsicht der Bewohner zurück. Haushalte mit Kindern äußern am häufigsten die Absicht, umziehen zu wollen. Die Überlegung umzuziehen, bildet sich mit zunehmendem Einkommen stärker aus. Diese Tendenzen sind bei den Eigentümern wesentlich schwächer ausgeprägt als bei den Mietern. Die beiden wichtigsten Auslöser für einen möglichen Umzug sind durchgängig wohngebiets- und wohnungsbezogene Gründe. Die Eigentümer und hier besonders die Hauserwerber sind unzufriedener mit dem Wohngebiet als die Mieter, jedoch zufriedener mit der eigenen Wohnung. Fast alle Gruppen nennen als wichtigsten Umzugsgrund neben dem Wohngebiet die eigene Wohnung. Jeder sechste Eigentümer möchte seine Immobilien in absehbarer Zeit wieder verkaufen. Davon äußerte jedoch nur die Hälfte eine konkrete Verkaufsabsicht (8 %). Diese Wiederverkäufer verteilen sich annähernd gleich auf die Neubau- und Umwandlungsmaßnahmen. Wiederverkäufer verfügen über ein vergleichsweise hohes Haushaltsnettoeinkommen (2.600 E) bzw. Pro-Kopf-Einkommen (1.160 E). Sie sind im Mittel 43 Jahre alt und besitzen die Immobilie seit fünf Jahren. Der Umstand, dass die Wiederverkäufer seit zehn Jahren im Stadtteil und seit sieben Jahren in der Wohnung wohnen, bedeutet, dass es sich um Käufer aus dem Stadtteil handelt. Die Verkaufsabsicht steigt mit zunehmendem Einkommen und geht mit zunehmendem Alter und längerer Wohndauer zurück. Familien sind unter den Wiederverkäufern überdurchschnittlich vertreten. Jede zehnte befragte Familie hat diese Absicht geäußert. Die Wiederverkäufer bewerten vor allen Dingen den Stadtteil deutlich schlechter als die Eigentümer ohne Verkaufsabsichten. Ihre Beweggründe konzentrieren sich ganz überwiegend auf gebietsbezogene Defizite im Wohnumfeld und im Stadtteil (Verwahrlosungserscheinungen etc.). Sie werden in erster Linie von den gut verdienenden Familien bemängelt. Immerhin führt ein gutes Drittel die Unzufriedenheit mit der eigenen Wohnung als Verkaufsgrund an. An dritter Stelle stehen die familiären Gründe, die mehr als jeder vierte Wiederverkäufer angibt. 6.5 Image als beharrendes Element Das Außenimage eines Stadtteils lässt sich sehr schwer und nur unter großem Aufwand verändern. Gerade Stadtteile, die über einen längeren Zeitraum stigmatisiert waren, scheinen in ihrem schlechten Image gefangen zu sein. Positive Veränderungen, die innerhalb von Stadtteilen wahrgenommen werden können, müssen nicht unbe- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 73 dingt Einfluss auf die Wahrnehmung von außen haben. Einzelne Eigentumsmaßnahmen scheinen einen geringen Einfluss auf das Außenimage eines Stadtteils zu haben und nur in wenigen Fallbeispielen wurden gewisse Einflüsse der Eigentumsbildung festgestellt. Die Eigentümer haben dazu geführt, dass der Fischbacherberg mittlerweile differenzierter gesehen wird. Es ist nicht mehr nur schlimm. (Lehrer) Manche Einschätzungen gleichen jedoch eher Beschwörungsformeln. Grundsätzlich ist der Neubau von Eigentum am Rande dieser Siedlung positiv einzuschätzen. Er hat einen positiven Effekt auf das Image. (Sozialstation) Das Außenimage eines Stadtteils ist im Rahmen einer Bewohnerbefragung nur indirekt zu erfassen. Die befragten Bewohner geben das Image wieder, dass ihnen von auswärtigen Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder von Medien vermittelt wird. Dieses vermittelte Außenimage wird von den Befragten eher negativ eingeschätzt. Die Eigentümer und besonders die Eigenheimerwerber scheinen am stärksten mit dem negativen Image konfrontiert zu sein. Sie schätzen das Außenimage ihrer Stadtteile schlechter ein als die Mieter. Die Bewohner haben seit der Eigentumsbildung kaum Veränderungen in Bezug auf das Image der Stadtteile wahrgenommen, wobei lediglich die Eigentümer in den Umwandlungsmaßnahmen von einer leichten Verbesserung ausgehen. Die Verbundenheit der Mieterkäufer mit ihrem Stadtteil zeigt sich auch darin, dass sie als langjährige Stadtteilbewohner eher von einer Verbesserung des Images ausgehen, denn in den Augen der anderen selbstnutzenden Eigentümer, die ihre Immobilie länger als zehn Jahre besitzen, hat sich das Image der Stadtteile verschlechtert. Besonders negativ wird die Veränderung von den Beziehern höherer Einkommen gesehen. Dies trifft für Eigentümer in noch stärkerem Maße zu als für Mieter. Auch dies kann zu der vermutlich nur schwachen Bindung der Bezieher höherer Einkommen an die Stadtteile geführt haben. Ein Aspekt, der negativen Einfluss auf das Außenimage von Stadtteilen und die Wohnzufriedenheit seiner Bewohner haben kann, ist die Annahme, dass belastete Stadtteile unsicherer und von Kriminalität stärker betroffen sind als andere. Diese München - Ludwigsfeld pauschale Annahme wird selten durch Kriminalitätsstatistiken bestätigt. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Befragten hat sich seit der Bildung von Eigentum wenig verändert, wobei die Eigentümer die Entwicklung etwas positiver beurteilen als die Mieter. Tendenziell bewerten jüngere Befragte die Veränderungen etwas schlechter als ältere. Käufer aus den Stadtteilen schätzen die Entwicklung etwas besser als die Käufer von außerhalb, aber schlechter als Mieterkäufer. Die Untersuchung macht deutlich, dass in benachteiligten Stadtteilen trotz des schlechten Images Immobilien gekauft werden. Immerhin kommt über die Hälfte der neuen Eigentümer von außerhalb der Stadtteile. Sie bewerten das Außenimage schlechter als die Käufer aus den Stadtteilen, messen dem Image des Stadtteils bei der Kaufentscheidung jedoch nur eine untergeordnete Rolle bei (vgl. Kapitel 5). 6.6 Ein neues Gesicht für das Quartier Neubau Neubaumaßnahmen können durch ihre städtebauliche und architektonische Gestaltung positiven Einfluss auf das Erscheinungsbild eines Stadtteils haben. Besonders im unmittelbaren Nebeneinander von Geschosswohnungsbau und Neubaugebiet kann die aufgelockerte Reihenhaus- bzw. Doppelhausbebauung der Monotonie der verdichteten Wohnanlagen entgegenwirken (z. B. Duisburg - Hagenshof). Kleinteilige, überschaubare Neubausiedlungen wir- 74 Forschungen Heft 110 ken fast dörflich vor dem Hintergrund der anonymen Großsiedlungen (z. B. Düsseldorf - Garath). In der Nachbarschaft weniger dichter Siedlungsstrukturen scheint es eher darauf anzukommen, dass die Neubaumaßnahme mit dem Bestand harmonisiert (z. B. München - Ludwigsfeld, Bottrop Boy-Welheim). Umwandlung Der nach außen wahrnehmbaren Verbesserung des Erscheinungsbildes der Gebäude (z. B. Eingangsbereiche, Fassaden) und Freiflächen (z. B. Pflanzungen, Spielbereiche, Eigentümergärten) von Umwandlungsmaßnahmen kommt in Bezug auf die Aufwertung der Stadtteile und Nachbarschaften eine besondere Bedeutung zu. Umgekehrt wirken massive Wohnungsbestände, an denen keine sichtbaren Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt wurden, besonders in der Nachbarschaft sanierter Mietwohnungsbestände vernachlässigt (z. B. Frankfurt - Frankfurter Berg). Im Zusammenhang mit der Privatisierung wurden am überwiegenden Teil der untersuchten Fallbeispiele Aufwertungsmaß- Ludwigshafen - Pfingstweide I nahmen durchgeführt, die auch nach außen sichtbar sind (Fassaden, Eingangsbereiche, Wohnumfeld). In besonders ambitionierten Verfahren wird der Aufwertung der Wohnanlage besondere Aufmerksamkeit geschenkt (z. B. Kiel - Mettenhof, Ludwigshafen - Pfingstweide). Die Verbesserung des Erscheinungsbildes wirkt sich positiv auf die Wohnzufriedenheit von Mietern und Eigentümern in Umwandlungsmaßnahmen aus (vgl. Kapitel 5). Der Pflegezustand und das Erscheinungsbild der Gebäude und des Wohnumfeldes sind auch ein Indikator für das Bewohnerverhalten und ihr Verantwortungsgefühl. Die Hauseingänge und -aufgänge und das Wohnumfeld von Umwandlungsmaßnahmen werden häufig besser gepflegt und instand gehalten. Eigentümer verhalten sich anders als Mieter, da sie nicht zuletzt aufgrund des besseren Einblicks in die Kosten ein stärkeres Interesse an dem pfleglichen Umgang mit den Gemeinschaftsflächen haben. Insofern üben sie eine stärkere Kontrolle auf Nutzer und Firmen aus. Positive bauliche oder städtebauliche Veränderungen wirken sich nur dann positiv auf die Stabilität von Stadtquartieren aus, wenn sie von Bewohnern wahrgenommen und positiv bewertet werden. Die Befragten und besonders die Eigentümer schätzen die Auswirkungen der Eigentumsbildung auf das Erscheinungsbild der Gebäude, des Wohnumfeldes und des Quartiers positiv ein. Wohnungseigentümer und vor allem Mieterkäufer beurteilen die Veränderungen am Erscheinungsbild der Gebäude und des Wohnumfeldes am besten. Wahrscheinlich messen sie ihnen eine größere Bedeutung bei als die in den selben Wohnanlagen befragten Mieter. Darüber hinaus waren sie als Eigentümer stärker in die Vorbereitung von Maßnahmen involviert als Mieter. Auffällig ist, dass die Mieterhaushalte mit den höchsten Einkommen die Veränderungen deutlich am schlechtesten bewerten. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 7 Strategien für die Wohneigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen 7.1 Soziale Stabilität als Zielstellung Die Untersuchungsergebnisse machen deutlich, dass das Instrument der Wohneigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen stabilisierende Effekte haben kann, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Es hat sich gezeigt, dass selbstgenutztes Wohneigentum am ehesten stabilisierende Effekte auf die soziale Situation in einem benachteiligten Stadtteil hat. Wohneigentumsbildung ist jedoch kein Allheilmittel und hat als isoliert eingesetztes Instrument nur begrenzte Ausstrahlungseffekte auf den Stadtteil. Eine nachhaltige Stabilisierung ganzer Stadtteile durch einzelne Privatisierungsmaßnahmen scheint kaum möglich. Eigentumsbildung für sich genommen wirkt eher auf der kleinräumigen Ebene. Im Rahmen einzelner überschaubarer Nachbarschaften können positive, stabilisierende Effekte festgestellt werden. Umwandlung und Neubau sind als zwei unterschiedliche eigentumsbildende Instrumente zu sehen. In Abhängigkeit von den spezifischen Rahmenbedingungen können sie unterschiedliche soziale Wirkungen in den Stadtteilen erzielen. Vor diesem Hintergrund sind sie strategisch einsetzbar. Wohneigentumsbildung durch Neubau und Umwandlung kann grundsätzlich vier wichtige stabilisierende Wirkungen haben: 1. Wohneigentumsbildung durch Umwandlung stabilisiert dadurch, dass sie Bewohner mit einer längeren Wohnbiographie und positiven Einstellungen zu dem eigenen Stadtteil in den Gebieten hält. 2. Wohneigentumsbildung durch Neubau stabilisiert Stadtteile im Gegensatz dazu eher dadurch, dass neue und jüngere Haushalte einwandern. Sie repräsentieren andere Lebensstile, führen zu einer Verjüngung und Belebung der Stadtteile und eröffnen dadurch eine Entwicklungsperspektive. 3. Wohneigentum führt zu einer Stabilisierung in den Stadtteilen, da es zu einer Erhöhung der Wohnzufriedenheit führt. Durch den Erwerb ihrer Immobilie sind die Eigentümer deutlich zufriedener und stärker an den Stadtteil gebunden. 4. Wohneigentumsbildung führt zu einer Veränderung des Erscheinungsbildes der Stadtteile durch die Aufwertung von Wohnanlagen (Umwandlung) und Wohngebieten (Neubau) und durch die Veränderung von Verhaltensweisen in privatisierten Objekten. Die soziale Stabilisierung durch Wohneigentum ist an einige wichtige Grundvoraussetzungen geknüpft. Ein nachhaltiger Effekt für den Stadtteil scheint eher durch eine Mischung von Milieus möglich zu sein. Ein unvermitteltes Nebeneinander von Mietern und Eigentümern führt nicht zu den erwünschten positiven Veränderungen. Eine Stabilisierung im Kleinen, d. h. in den Nachbarschaften, scheint eher durch eine gewisse soziale Homogenität erreichbar zu sein. Stabilität auf der Stadtteilebene ist dagegen eher durch eine gewisse Heterogenität in der sozialen Zusammensetzung der Bewohnerschaft zu erzielen. Eine im Sinne der Fragestellung erfolgreiche Eigentumsmaßnahme muss durch weitere unterstützende Maßnahmen flankiert werden. Sie sollte sowohl in ein stadtteilbezogenes Konzept als auch in ein objektbezogenes Privatisierungsverfahren eingebettet sein. Der Schutz der angestammten Bewohnerschaft vor Verdrängung muss im Rahmen einer Privatisierung gewährleistet sein. Auch das ist eine Anforderung an die stabilisierende Wirkung von Eigentumsmaßnahmen. Wohneigentumsbildung birgt gewisse Risiken in sich. Es können negative Effekte in einzelnen Haushalten, Wohnanlagen, Wohngebieten oder Stadtteilen auftreten. Risiken müssen im Rahmen der Umsetzung von Maßnahmen zur Eigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen abgewogen und minimiert werden. Wohneigentumsbildung kann zu einer erhöhten Fluktuation durch Verunsicherung und Verdrängung von Mietern führen. Eine Verstärkung des sozialen Gefälles durch Eigentumsbildung birgt die Gefahr einer Destabilisierung von Nachbarschaften in sich. 75 76 Forschungen Heft 110 Privatisierungsmaßnahmen können zu Segregationserscheinungen und zu einer Polarisierung der sozialen Milieus in Stadtteilen führen. Durch Eigentumsbildung verschuldete Schwellenhaushalte unterliegen einem überdurchschnittlich hohen Insolvenzrisiko bei unvorhersehbaren Veränderungen der Einkommenssituation und einer z. T. starken finanziellen Belastung. Der ökonomische Stress kann zu einer Destabilisierung in den Haushalten führen. Das Risiko, dass Immobilien in benachteiligten Stadtquartieren einen Wertverlust erfahren, ist in Phasen entspannter Wohnungsmärkte besonders hoch. Einzeleigentümer in Umwandlungsmaßnahmen tragen das Kostenrisiko der Instandhaltung der Wohnanlage. Die Unwägbarkeit der möglichen Kosten ist besonders groß in vernachlässigten Wohnanlagen und bei Unkenntnis der notwendigen baulichen Maßnahmen. Unter dem Aspekt der Wohnraumversorgung benachteiligter Haushalte ist der Verkauf von Mietwohnungsbeständen des Sozialen Wohnungsbaus problematisch. Bezahlbarer Mietwohnungsbestand für Haushalte mit niedrigen Einkommen wird dadurch reduziert. Besonders in angespannten Wohnungsmärkten scheint dies bedenklich. Vor diesem Hintergrund werden im weiteren wichtige Rahmenbedingungen und Voraussetzungen aufgezeigt, die die stabilisierenden Effekte einer Eigentumsmaßnahme in benachteiligten Stadtteilen gewährleisten können. Empfehlungen zu Neubaumaßnahmen beziehen sich auf Eigenheime bzw. Reihenhäuser und die zu Umwandlungsmaßnahmen auf den Geschosswohnungsbau. 7.2 Art der Eigentumsmaßnahmen Nicht alle benachteiligten Gebiete eignen sich gleichermaßen für eine behutsame und erfolgversprechende Eigentumsbildung. Die stabilisierende Privatisierung von Bestandswohnungen setzt bestimmte bauliche, gebäudestrukturelle und soziale Rahmenbedingungen voraus. Neubaumaßnahmen bedürfen ebenfalls spezifischer Rahmenbedingungen, um positive Effekte im Sinne einer sozialen Stabilisierung zu erzielen. Neubau Standortauswahl in Abhängigkeit von lokalen Gegebenheiten Große Neubaumaßnahmen lassen sich am ehesten am Siedlungsrand realisieren. Sie bringen neue jüngere Bewohner in den Stadtteil und binden einen Teil der kaufinteressierten Schwellenhaushalte aus dem Stadtteil an das Quartier. Nachverdichtungsmaßnahmen innerhalb des Stadtteils sind nur unter spezifischen Bedingungen umzusetzen. Potenziale zur kleinteiligen Nachverdichtung sind in vielen Gebieten vorhanden (städtebauliche Arrondierung einzelner Wohnanlagen, Baulückenschließung, brachliegende Flächen/Abrissflächen). Bei der Standortauswahl ist es wichtig, Konflikte zu vermeiden, die sozialen Rahmenbedingungen zu prüfen und ggf. rechtzeitig flankierende Maßnahmen zu ergreifen (z. B. Bewohnerbeteiligung). Kosten- und flächensparendes Bauen Die Zielgruppe für die Eigentumsbildung in benachteiligten Gebieten ist auf preisgünstige Angebote angewiesen. Kostenreduzierungen sind im Rahmen des kosten- und flächensparenden Bauens am ehesten zu realisieren. Höherwertige Objekte können in diesen Gebieten nur vermarktet werden, wenn sich der Standort durch besondere Qualitäten (Wald, Wasser etc.) und Lagefaktoren (z. B. Entfernung zur Siedlung) auszeichnet. Städtebauliche Einbindung der Neubaumaßnahmen Ein wichtiger Aspekt bei der Realisierung von Neubaumaßnahmen ist die städtebauliche Einbindung der neuen Siedlung. Es ist wichtig, dass diese Strukturen den neuen und alten Bewohnern Kommunikationsgelegenheiten bieten. Die Siedlungen sollten sich nicht nach außen abgrenzen und durch funktionale und gestalterische Verknüpfungen (z. B. Durchwegung, Spielplätze, Sitzgelegenheiten) den Kontakt zwischen den Bewohnergruppen erleichtern und soziale Mischungen fördern. Umwandlung Umwandlung überschaubarer Wohnanlagen Bei der Auswahl der zu privatisierenden Objekte muss die Gebäudestruktur in Betracht gezogen werden. Große, hochverdichtete Wohnanlagen mit hoher Ge- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln schossanzahl und großen Aufgängen bergen Risiken im Rahmen des Privatisierungsverfahrens. Die anonyme Wohnsituation mindert die Attraktivität dieser Objekte. Die positiven Effekte der Eigentumsbildung durch eine größere soziale Kontrolle und die häufig damit verbundene Verbesserung des Erscheinungsbildes sind in überschaubaren Wohnanlagen eher zu erreichen. Soziale Kontrolle und soziale Lernprozesse werden durch kleine Gebäudestrukturen erleichtert. Kleinteilige Raumstrukturen (z. B. Innenhöfe, geringe Geschossanzahl) kommen dem Wunsch der Eigentümer nach geschützten Bereichen im Wohnumfeld entgegen. Homogene Nachbarschaften als Voraussetzung Eine Privatisierung, die auf Mieterkäufer abzielt, funktioniert nur in relativ homogenen Nachbarschaften mit einem geringen sozialen Gefälle. Homogenität bezieht sich hier weniger auf Haushaltstypen und kulturelle Herkunft als auf die Lebensstile und sozialen Zugehörigkeiten. Die Bewohnerstruktur der Objekte sollte sozial unauffällig und durch einen überdurchschnittlichen Anteil an Erwerbshaushalten gekennzeichnet sein. Keine Umwandlung destabilisierter Wohnanlagen Destabilisierte Wohnanlagen, die in hohem Maße Verwahrlosungs- und Fluktuationserscheinungen sowie eine Konzentration von Transfereinkommensbeziehern aufweisen, sind schwer durch Privatisierungsmaßnahmen zu stabilisieren. In diesen Anlagen führt die Eigentumsbildung verstärkt zu Auszügen von einkommensschwachen Haushalten, und die Wahrscheinlichkeit, einen hohen Anteil an Mieterkäufern zu erreichen, ist aufgrund der unattraktiven Gesamtsituation gering. Wohnungsbestände mit sehr hohem Leerstand sind häufig unattraktiv und durch instabile und konfliktreiche Nachbarschaften gekennzeichnet. Privatisierungen als isolierte Maßnahmen sind wenig geeignet, diese Objekte aufzuwerten und führen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zur Stabilisierung der Wohnanlagen. Aufwertungsmaßnahmen vor Verkauf Es ist sinnvoll, eher intakte Wohnungsbestände auszuwählen. Vor Verkauf müssen notwendige Instandsetzungs- und soweit sinnvoll Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden, um die Attraktivität und die Vermarktung der Bestände zu gewährleisten. Umfangreiche umlagefähige Modernisierungsmaßnahmen können auch zur Erhöhung von Mieten und Kaufpreisen führen und dadurch zu einer Erhöhung der Fluktuation sowie zur Erschwerung der Vermarktung beitragen. Es müssen Standards realisiert werden, die den mittelfristigen Einkommen der Bewohner entsprechen. Unterschiedliche Wohnungsstandards kommen i. d. R. den verschiedenen Bedürfnissen der Käufer entgegenkommen. Grundrissveränderungen und Wohnungszusammenlegungen können die Attraktivität der Angebote erhöhen. Sehr kleine und sehr große Wohnungen sind schwer vermarktbar. Alle Maßnahmen sollten in enger Abstimmung mit den Bewohnern durchgeführt werden. Streuung von Eigentum im Stadtteil Bei der Auswahl der Objekte ist die Lage innerhalb der Stadtteile als Kriterium zu berücksichtigen. Die räumliche Verteilung der Maßnahmen ermöglicht einen größeren Ausstrahlungseffekt und die Mischung der Milieus in den Nachbarschaften. Große Konzentrationen von Eigentumsmaßnahmen innerhalb der Stadtteile fördern die soziale Ausgrenzung und das soziale Gefälle. Mischung von Eigentums- und Mietwohnungen Im Sinne einer Stabilisierung der einzelnen Wohnanlage sollte nicht der Verkauf aller Wohnungen angestrebt werden. Die Mischung von selbstgenutzten Eigentumsund Mietwohnungen trägt zur Erhöhung der sozialen Kontrolle im Haus bei. Durch die Mischung der Eigentumsverhältnisse können sich das Wohnverhalten und die Einstellungen der Eigentümer positiv auf die Mieter auswirken. Es werden soziale Lernprozesse in Gang gesetzt. Darüber hinaus macht sich die soziale Kontrolle durch die neuen Eigentümer im Hinblick auf das Erscheinungsbild positiv bemerkbar. 7.3 Zielgruppen Durch behutsame Eigentumsbildung in benachteiligten Gebieten sollen bestimmte soziale Gruppen gezielt motiviert werden, in den Stadtteil zu ziehen bzw. im Stadtteil zu verbleiben. Die zu verfolgende Strategie hängt im einzelnen von den soziodemographischen Verhältnissen in den Stadtteilen ab. 77 78 Forschungen Heft 110 Neubau Schaffung von Eigenheimen für junge Familien Junge Familien mit mittleren und niedrigen Einkommen gehören zu den wichtigsten Zielgruppen für die Eigentumsbildung im Neubau in benachteiligten Gebieten. Sie ziehen vorzugsweise in Reihenhäuser am Siedlungsrand. Insbesondere für Familien mit zwei und mehr Kindern stellt diese Wohnform eine Alternative zum Geschosswohnungsbau dar. Eine gute soziale Infrastruktur kann die Stadtteile für junge Familien attraktiver machen. Die Verkehrsanbindung durch den IV und ÖPNV muss gewährleistet sein. Für Familien aus dem Stadtteil, aber auch für Zuzieher, sollte erkennbar sein, dass sich im Gebiet etwas tut, positive Impulse gesetzt werden, sichtbare Veränderungen stattfinden. Das kindgerechte Umfeld, familiengerechte Grundrisse, Stellplatz- und Gartennutzung sowie die Nähe von anderen jungen Familien sind wichtige Aspekte für diese Käufer. Angebote für Selbsthelfer Selbsthilfeprojekte ermöglichen auch einkommensschwächeren Haushalten die Bildung von Eigentum. Sie erfordern jedoch einen deutlich höheren Verfahrens- und Betreuungsaufwand. In der Regel können diese Neubaumaßnahmen nur mit engagierten Bauträgern und unter hohem Zeitaufwand durchgeführt werden. Umwandlung Verkauf an Selbstnutzer Stabilisierende Effekte sind in erster Linie durch den Verkauf an Selbstnutzer zu erzielen. Verkäufe an Kapitalanleger sollten vermieden werden. Sie sind nur schwer in objekt- und stadtteilbezogene Strategien einzubinden und ihre Vermietungspraxis kann nachteilige Auswirkungen auf die soziale Stabilität in der Wohnanlage haben. Angebote für Mieterkäufer Da die Mieterkäufer zu den Bewohnergruppen gehören, die u. a. die stärkste Gebietsbindung haben und mit ihrer Wohnsituation am zufriedensten sind, gelten sie als besonderes Stabilisierungspotenzial. Der Kauf der eigenen Wohnungen führt soweit dies behutsam und freiwillig geschieht zu keiner Bewohnerverdrängung. Mieterkäufer können vor allen Dingen durch Preisnachlässe und durch gute bauliche In- standhaltungs- und Ausstattungsqualität von Wohnungen und Gebäuden gewonnen werden. Die Kontinuität einer guten Hausverwaltung über die Privatisierung hinaus (WEG-Verwaltung) kann sich ebenfalls positiv auf die Kaufmotivation der Mieter auswirken. Bindung von Stadtteilbewohnern an das Quartier Fluktuations- und leerstehende Wohnungen sollen auch Kaufinteressenten aus dem Stadtteil zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist es, Erwerbshaushalte im Gebiet zu halten. Abwanderungsbereite Bewohner können u. a. durch attraktive Angebote, gute Ausstattungsqualitäten der Wohnung und konsequente Vermarktung im Stadtteil gewonnen werden. Der Kauf innerhalb des Stadtteils ermöglicht es ihnen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu beziehen. Den oft kinderlosen Paaren (Leere Nester) können so attraktivere Wohnungen (Größe, Grundrisse, Balkon), ansprechende Gebäude und ein attraktiveres Wohnumfeld geboten werden. Berücksichtigung von Bestandskäufern von außerhalb des Stadtteils Neue Bewohner von außerhalb des Stadtteils müssen durch ein überzeugendes Preis-Leistungsverhältnis gewonnen werden. Da diese Käufergruppe auch durch Familien bestimmt wird, können ausreichende Wohnungsgrößen, gute Grundrisse und Wohnumfeldbedingungen, gute Verkehrsanbindungen sowie gute Infrastruktureinrichtungen positive Anreize bilden. Bestandsimmobilien sind auch für nichtdeutsche Haushalte von außerhalb der Stadtteile interessant. Sie müssen gezielt in die Vermarktung einbezogen werden. Gezielte Vermarktung an Aussiedler und nichtdeutsche Käufer Nichtdeutsche Haushalte und Aussiedler stellen eine ernst zu nehmende Käufergruppe dar. Aussiedler, auch aus den Stadtteilen, haben großes Interesse an der Eigentumsbildung und verfügen über die entsprechenden finanziellen Mittel. Sie scheinen sich in erster Linie für Eigenheime zu interessieren. Nichtdeutsche Käufer erwerben eher Bestandswohnungen. Sie ziehen häufig aus anderen Stadtteilen zu, um Eigentum zu bilden. Für beide Gruppen ist Eigentum in der Nähe ihrer kulturellen Bezugsgruppen, ihrer Freunde und Verwandten attraktiv. Gleichzeitig müssen profes- Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln sionelle Vermittlungsangebote im Konfliktfall gemacht werden, die das nachbarschaftliche Zusammenleben erleichtern. Ihrer Integration und ihrer Beteiligung im Stadtteil sollte ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Eigentumsangebote für Rückkehrer Häufig nutzen Personen, die im Stadtteil aufgewachsen sind und bei Verlassen des elterlichen Haushalts aus dem Gebiet weggezogen sind, attraktive Eigentumsangebote, um in den Stadtteil zurückzukehren, in dem sie aufgewachsen sind. Dieser Aspekt ist bei der Vermarktung der Immobilie zu berücksichtigen. 7.4 Verfahren Die nachhaltige Stabilisierung von Wohnanlagen und Wohnquartieren setzt die Durchführung von sozial verträglichen und damit aufwändigen Verfahren voraus. Die Einbindung der Maßnahmen in eine übergeordnete quartiersbezogene Strategie ist dabei von zentraler Bedeutung. Entwicklung von Stadtteilkonzepten Die Maßnahmen zur Wohneigentumsbildung sollten auf der Stadtteilebene in umfassende Stadtteilkonzepte eingebunden werden, deren Ziel die Aufwertung des Stadtteils insgesamt ist. Unter Berücksichtigung der Handlungspotenziale im Stadtteil sind unter Federführung der Kommunen die Handlungsbedarfe, Ziele und Strategien zu formulieren, die Aufgaben der einzelnen Akteure (Wohnungswirtschaft, freie Träger, Gewerbetreibende) in den Stadtteilen zu bestimmen und zu koordinieren. Umsetzung stadtteilbezogener Aufwertungsmaßnahmen Stadtteilbezogene Aufwertungsmaßnahmen können die Eigentumsmaßnahmen flankieren und deren positive Effekte verstärken. Mögliche Maßnahmen sind z. B. die Verbesserung der sozialen Infrastruktur (Schulen, Kindergärten) und der öffentlichen Spiel- und Freiflächen, die Vernetzung der Akteure, die Schaffung von Gelegenheiten zur Begegnung von neuen und alten Bewohnern sowie der Aufbau von Beteiligungsstrukturen. Kommune als Motor der Eigentumsbildung Kommunen können mit Hilfe von bauoder planungsrechtlichen Vorgaben, durch Bereitstellung von kommunalem Bauland und durch Vergabe von Fördermitteln Eigentumsmaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen initiieren. Sie haben die Möglichkeit, durch flankierende Maßnahmen Anreize zur Wohneigentumsbildung zu schaffen und einzelne Maßnahmen zu stabilisieren. Das neue Wohnraumfördergesetz weist den Kommunen neue Aufgaben im Bereich der sozialen Wohnraumförderung zu. Sie sollten ihre wohnungswirtschaftlichen Belange gemeinsam mit den Ländern stärker in die Förderung einbringen (kommunales Wohnraumversorgungskonzept) und durch flexible und bedarfsgerechte Förderprogramme weitere Anreize zur Wohneigentumsbildung in benachteiligten Stadtteilen schaffen. Image als Handlungsfeld Die mittel- und langfristige Stabilisierung benachteiligter Stadtteile durch Eigentumsbildung erfordert die Verbesserung des Außenimages. Mit Hilfe von Einzelmaßnahmen, Kampagnen, Aktionen oder städtebaulichen Modellvorhaben ist es möglich, die Aufmerksamkeit der Stadtöffentlichkeit auf einen Stadtteil zu lenken. Die Aufwertung des Außenimages eines stigmatisierten Stadtteils ist nur langfristig und als Teil einer Gesamtstrategie möglich. Neubau Maßnahmen zur Einbindung der Eigenheimerwerber in den Stadtteil Die Einbindung der Eigenheimerwerber in den Stadtteil ist eine Voraussetzung dafür, dass Abgrenzung vermieden wird und positive Synergieeffekte ausgelöst werden. Durch die Schaffung von entsprechenden Angeboten in den Nachbarschaften und im Stadtteil können neue und alte Bewohner im Umfeld der Eigentumsmaßnahme zusammengeführt werden (z. B. attraktive Spiel- und Freiflächen, gemeinsam nutzbare Räumlichkeiten, attraktive Infrastruktur). Angebote zur Teilhabe an der Stadtteilentwicklung im Rahmen von Bewohnerbeteiligung sollten sich gezielt an die neuen Eigentümer wenden und diese in die Stadtteilarbeit einbinden. Kommunale Wohnungsunternehmen als Träger von Neubaumaßnahmen Kommunale Wohnungsunternehmen sollten stärker als Träger von Neubaumaßnahmen zur Bildung von Wohneigentum für Schwellenhaushalte auftreten, da sie eher 79 80 Forschungen Heft 110 den sozialen Zielen einer stadtteilbezogenen Entwicklungsstrategie verpflichtet sind als andere Wohnungsunternehmen. Umwandlung Komplexes Umwandlungsverfahren Die Umsetzung von umfassenden, komplexen Privatisierungsverfahren unter Einbeziehung wichtiger Akteure (Kommune, Wohnungsunternehmen, Hausverwaltung, Bewohner) gewährleistet am ehesten eine stabilisierende Wirkung auch außerhalb der betroffenen Wohnanlagen unter Vermeidung von Mieterverdrängung und Nachbarschaftskonflikten. Wichtige Bestandteile eines komplexen Verfahrens sind die Ermittlung der sozialen Zusammensetzung und der Kaufbereitschaft bei Mietern, die umfassende Information der Bewohner über Rahmenbedingungen, Maßnahmen, Kosten und Risiken der Privatisierung, die Durchführung von persönlichen Informationsgesprächen zur Beratung der Kaufinteressenten, Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen zur Aufwertung der Wohnanlage und zur Minimierung des Kostenrisikos, die Befähigung der neuen Wohnungseigentümer zur kompetenten Wahrnehmung ihrer neuen Rolle als Immobilienbesitzer, vertragliche Vereinbarungen zum Kündigungsschutz und ein Konfliktmanagement während des gesamten Verfahrens. Das komplexe Verfahren umfasst darüber hinaus flankierende Maßnahmen außerhalb der Wohnanlage, die der Aufwertung des Wohnstandortes insgesamt dienen und so die Tragfähigkeit der Wohnungsbestände langfristig sichern. Behutsamer Umgang mit kommunalen Wohnungsbeständen Der Verkauf von Wohnungen mit Belegungs- und Mietpreisbindung sollte vermieden werden. Besonders in Städten mit angespannten Wohnungsmärkten führt der Verkauf von belegungs- und mietgebundenem Wohnraum zu einer weiteren Verknappung preiswerten Wohnraums. Nur unter besonderen lokalen Bedingungen (z. B. geringe Nachfrage) kann die Umwandlung von gebundenen Beständen einen positiven Beitrag zur Stabilisierung leisten. In diesen Fällen ist es sinnvoll, gemeinsam mit den Wohnungsämtern Strategien für die berechtigten Käufer festzulegen. Kommunale Wohnungsunternehmen sind wichtige Akteure im Zusammenhang mit der Stabilisierung benachteiligter Stadtteile. Durch den Verkauf kommunaler Wohnungsbestände geben die Kommunen ein wichtiges Steuerungsinstrument aus der Hand. Entwicklung von Belegungskonzepten Die Bestimmung von Zielgruppen für eine Eigentumsmaßnahme und die Entwicklung von Belegungskonzepten für die verbleibenden Mietwohnungen kann Probleme in den Nachbarschaften vermeiden helfen und die Stabilität fördern. Die Auswahl der Käufer und die Belegung der Mietwohnungen sollte die soziale Situation der Haushalte und den stabilisierenden Effekt berücksichtigen. Die Kooperation mit Bewohnervertretern (Eigentümer, Mieter) und Wohnungsämtern bei der Belegung kann im Vorfeld Konflikte vermeiden helfen. Vermarktung und Finanzierungsberatung Im Rahmen der Vermarktung müssen Kaufinteressenten in die Lage versetzt werden, die Risiken des Immobilienerwerbs realistisch und individuell abzuschätzen. Risikobereiche sind die Finanzierung mit Fremdmitteln und der zukünftige Investitionsbedarf, der sich aus der Instandhaltung der Immobilie ergibt. Auf diesem Weg lässt sich das Insolvenzrisiko für die zukünftigen Eigentümer reduzieren. Eine Vermarktung unter Berücksichtigung der Risikotatbestände schafft Vertrauen und kann die Kaufbereitschaft bei Haushalten mit niedrigen und mittleren Einkommen erhöhen. Moderation von Konflikten Die Gefahr des Auftretens von sozialen Konflikten im Zusammenhang mit Privatisierungsverfahren macht eine Moderation zwischen unterschiedlichen Beteiligten und die Vermittlung zwischen divergierenden Interessen als institutionalisiertem Bestandteil des Privatisierungsverfahrens von Beginn an erforderlich. Die Wohnungsunternehmen müssen ein solches Konfliktmanagement innerhalb der Wohnanlagen sicherstellen. 7.5 Förderung und Finanzierung Zu einem ausdifferenzierten Steuerungsinstrumentarium gehört ein flexibles Fördersystem, dass auf die sozialen und städtebaulichen Rahmenbedingungen in einzelnen Stadtteilen reagieren kann. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Anpassung der Eigenheimzulage Da sich benachteiligte Haushalte eher in Großstädten konzentrieren und hier die Immobilienpreise besonders hoch sind, sollte die Eigenheimzulage stärker auf Großstädte als auf den ländlichen Raum ausgerichtet werden. Gerade für einkommensschwächere Haushalte hat die Eigenheimzulage häufig die Funktion, den Eigenkapitalanteil zu ersetzen und spielt damit eine zentrale Rolle bei der Finanzierung von Eigentum in benachteiligten Gebieten. Die Regionalisierung dieser Förderung kann darüber hinaus auch einen Beitrag gegen die Abwanderung junger Haushalte ins Umland leisten. Regionalisierung der Länderförderprogramme Die Regionalisierung der Förderung von Wohneigentumsbildung ist Voraussetzung für eine stärkere Berücksichtigung regionaler und lokaler Preisdisparitäten (d. h. unterschiedlicher Teilmärkte) und damit für eine Stärkung benachteiligter Stadtteile. Die Länderförderung sollte in Höhe und Förderart an die regionalen Erfordernisse angepasst werden. Ausbau der Bestandsförderung der Länder Die staatliche Förderung von Bestandserwerb ist Voraussetzung für den flexiblen und gleichwertigen Einsatz der Instrumente Neubau und Umwandlung in benachteiligten Stadtteilen. Eine stärkere Schwerpunktsetzung auf die Bestandsförderung kann zu einer größeren Bindung langjähriger Gebietsbewohner an ihre Stadtteile führen. Schaffung kommunaler Förderprogramme zur Stärkung von Stadtteilen Die Kommunen sollten ihre Möglichkeiten zur Steuerung von Eigentumsbildung stärker nutzen. Das neue Wohnraumfördergesetz eröffnet ihnen neue Möglichkeiten zur Entwicklung eigener kommunaler Förderprogramme. Diese könnten als Förderschwerpunkte auch benachteiligte Stadtteile bestimmen. Die Kooperation mit der Wohnungswirtschaft ist im Zusammenhang mit der Festlegung von räumlichen Förderschwerpunkten notwendig. Ein Instrument der gezielten Steuerung kann die Förderung des Erwerbs von kommunalem Bauland durch Bauherren unter Berücksichtigung bestimmter Auflagen (kosten-/flächensparendes Bauen, Schwellenhaushalte) sein. Die Koppelung kommunaler Programme mit bestehenden Förderprogrammen bringt darüber hinaus Synergieeffekte (z. B. Programm Soziale Stadt). Förderung von Schwellenhaushalten mit und ohne Kinder Die neuen Möglichkeiten einer gezielten Förderung der Eigentumsbildung für einkommensschwache Haushalte in benachteiligten Stadtteilen im Rahmen des Wohnraumförderungsgesetzes sollten genutzt werden. Die Einkommensgrenzen der Förderung sind weiterhin danach auszurichten, dass auch Haushalte mit niedrigerem Einkommen in der Lage sind, Eigentum zu bilden. Auch die Förderung von Haushalten ohne Kinder ist gerade im Rahmen des Bestandserwerbs sinnvoll. Marketing der Förderprogramme Gerade Schwellenhaushalte, die kaufbereit sind, sind häufig nicht über die Möglichkeiten der Förderung informiert. Die Vermarktung staatlicher Förderprogramme sollte deshalb besonders vor dem Hintergrund des neuen Wohnraumförderungsgesetzes intensiviert werden, um bestehende Kaufpotenziale zu erschließen. Aufgrund der Umstellung der Wohneigentumsförderung müssen die Programme mit ihren spezifischen Bestimmungen viel stärker vor Ort und nahe am Kunden vermarktet werden. Besonders den Kommunen aber auch anderen Akteuren vor Ort kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Kostensicherheit für Erwerber Die Kosten für die Bewirtschaftung, Verwaltung und Instandsetzung der Wohnanlagen machen einen spürbaren Anteil der Wohnkosten aus. Die Vermeidung von Kostenrisiken für die Eigentümer durch überhöhte laufende Kosten (z. B. Betriebskosten) und plötzliche Kostensprünge (z. B. durch Sonderzahlungen aufgrund von Instandhaltungsmängeln) muss sichergestellt werden. Zur materiellen Absicherung der Eigentümergemeinschaft sind ausreichende Instandhaltungsrücklagen notwendig. 81 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Quellenverzeichnis Arbeitsgruppe der Ämter 42, 43, 72, 67, 61: Integriertes Handlungskonzept für KielMettenhof im Rahmen des Städtebauförderprogramms Soziale Stadt. Kiel, Dezember 1999 ARGEBAU, Allgemeiner Ausschuss: Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt. 1998 ARGE Kirchhoff/Jakobs: Strategien und Maßnahmen der Wohnungspolitik und der Wohnungswirtschaft gegen soziale Entmischung in Großwohnanlagen. Hamburg 2000 Beer, I. Dr.; Frinken, M.; Multhaup, B.: Wolfsburg - Westhagen. Vorbereitende Untersuchungen Integriertes Handlungskonzept. 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Ludwigsfeld 1993 TOPOS Stadtforschung: Nachfragepotentiale für Eigentümer- und Mietwohnungen in Berlin, Gutachten im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie. Berlin, Mai 1998 Ulrich, R.: Wohneigentum in Deutschland Darstellung und Interpretation von Zeitreihen im Zusammenhang mit der Wohneigentumsbildung. In: Wohnungsmarkt, Hrsg.: Bausparkasse Schwäbisch Hall, Dezember 1997, S. 727 Ulrich, R.: Zur Eingrenzung der Schwellenhaushalte: Demographisch-ökonomische Struktur und wohnungspolitische Bedeutung Darstellung und Interpretation von Zeitreihen im Zusammenhang mit der Wohneigentumsbildung. In: Wohnungsmarkt, Hrsg. Bausparkasse Schwäbisch Hall, Dezember 1997, S. 2961 Verhülsdonk, D.; Spieker, R.: Strategien der Wohnungspolitik. Materialen zum Siedlungs- und Wohnungswesen und zur Raumplanung, Band 36. Zentralinstitut für Raumplanung; Institut für Siedlungsund Wohnungswesen der Universität Münster. Münster 2000 Wissenschaftsstadt Darmstadt, Der Magistrat, Sozial- und Jugenddezernat (Hrsg.): Armut in Darmstadt Zweiter Bericht . In: Beiträge zur Sozialberichterstattung 1999. Darmstadt 1999 85 Anhang 1 Tabellen Gebietspässe Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 89 Tabelle 1 Problemlagen in Stadtteilen mit Neubaumaßnahmen Fallbeispiel Problemlagen im Stadtteil Bottrop - Boy/Welheim Konzentration von einkommensschwachen Haushalten, hohe Arbeitslosigkeit, Abwanderung von deutschen Haushalten, Rückgang der Kaufkraft, negative Umwelteinflüsse, Defizite in der Wohnraumversorgung, Defizite der Freizeitinfrastruktur für Kinder und Jugendliche Bremen - Blockdiek Hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, einseitig ausgeprägte Sozialstruktur, Konzentration von Problemgruppen, hohe Fluktuation, Sanierungsbedarf in Teilbereichen Duisburg - Hagenshof Hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten in Teilbereichen, Defizite im Wohnumfeld, Mängel an Gebäuden, Wohnungsleerstand, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, negatives Image Düsseldorf - Garath-Südost Hoher Anteil an Aussiedlern, Konzentration von einkommensschwachen Haushalten und Transfereinkommensbeziehern, Drogenkriminalität, hohe Jugendarbeitslosigkeit, Instandhaltungsdefizite, negatives Image Hamburg - Neuwiedenthal Überdurchschnittlich hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern und an Transfereinkommensbeziehern, Wohnungsleerstand, soziale Konflikte, Defizite der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, negatives Image Ingolstadt - Piusviertel Hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Transfereinkommensbeziehern und an einkommensschwachen Haushalten, soziale Konflikte in Teilbereichen, negatives Image München - Ludwigsfeld Hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Aussiedlern u. an einkommensschwachen Haushalten, Überalterung der Gebietsbevölkerung, soziale Konflikte in Teilbereichen, schlechter baulicher Zustand von Wohnungen und Gebäuden, defizitäre soziale Infrastruktur, mangelhafte öffentliche Verkehrsanbindung, negatives Image Siegen - Fischbacherberg Defizite im Wohnumfeld, Vandalismus, Wohnungsleerstand, unzureichende Ausstattung mit Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen, großes soziales Gefälle, hoher Anteil an arbeitslosen und sozialhilfeabhängigen Haushalten, negatives Image Quelle: Expertenbefragung, amtliche Statistik, AG SPAS 2001 90 Forschungen Heft 110 Tabelle 2 Problemlagen in Stadtteilen mit Umwandlungsmaßnahmen Fallbeispiel Problemlagen im Stadtteil Berlin - Flusskarree Hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, an Transfereinkommensbeziehern und an einkommensschwachen Haushalten, Konzentration von Problemgruppen, vernachlässigtes Wohnumfeld, Mangel an wohnungsnahen Grünflächen, negatives Image Berlin Schlangenbader Straße Konzentration von Problemgruppen und Transfereinkommensbeziehern, Wohnungs-, Gewerbeleerstand, negatives Image1 Bremen - Kattenturm Überdurchschnittlicher Anteil an nichtdeutschen Haushalten und an Transfereinkommensbeziehern, hohe Arbeitslosigkeit, Integrationsprobleme, auffällige ausländische Jugendgruppen, defizitäre Freizeitinfrastruktur für Jugendliche Darmstadt - Kranichstein Hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten u. an Sozialhilfe- und Wohngeldempfängern, soziale Konflikte, hoher Instandsetzungsbedarf, negatives Image Duisburg - Hochheide Hoher Anteil an nichtdeutschen u. an einkommensschwachen Haushalten, teilweise hoher Instandsetzungsbedarf, Vandalismus, Kriminalität, hoher Wohnungsleerstand, vernachlässigtes Wohnumfeld, Verunsicherung durch Privatisierungen, Defizite der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, schlechtes Image Frankfurt - Am Bügel Hoher Anteil an ausländischen Bewohnern und an einkommensschwachen Haushalten, vernachlässigtes Wohnumfeld, negatives Image Frankfurt - Frankfurter Berg Konzentration von Problemgruppen, Segregationserscheinungen, Defizite im Wohnumfeld, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, Wohnungsleerstand, negatives Image Hamburg - Jenfeld Überdurchschnittlich hoher Anteil an Transfereinkommensbeziehern, an Arbeitslosen und an nichtdeutschen Bewohnern, negatives Image Kiel - Mettenhof Hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen, teilweise Sanierungsbedarf, Defizite der Infrastruktur v.a. für Jugendliche, teilweise Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, negatives Image Ludwigshafen - Pfingstweide I Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, Defizite im Wohnumfeld, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, negatives Image Ludwigshafen - Pfingstweide II 1 München - Neuperlach Hoher Anteil an nichtdeutschen u. einkommensschwachen Haushalten, Bevölkerungsverluste, unattraktives Wohnumfeld, Instandhaltungsdefizite, instabiles Quartierszentrum, soziale Konflikte Wolfsburg - Westhagen Hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, an Transfereinkommensbeziehern, an arbeitslosen und schwer integrierbaren Bewohnern, schlechter baulicher Zustand von Wohngebäuden, defizitäres Wohnumfeld, hohe Fluktuation, hoher Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, negatives Image Die Angaben beziehen sich auf die Wohnanlage Schlangenbader Straße. Quelle: Expertenbefragung, amtliche Statistik, AG SPAS 2001 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 91 Tabelle 3 Personenbezogene Merkmale der befragten Personen (in %) Eigentümer Mieter Gesamt abs. % abs. % abs. % Alter < 18 18 < 45 45 < 65 65 < 1 222 167 28 S 53,1 39,9 6,7 3 171 146 100 S 40,7 34,8 23,8 4 393 313 128 S 46,9 37,3 15,3 Geschlecht weiblich männlich 183 235 43,8 56,2 213 207 50,7 49,3 396 442 47,2 52,7 Deutsch 369 87,8 355 84,5 724 86,3 Nichtdeutsch 51 12,2 64 15,2 115 13,7 Nationalität Quelle: Haushaltsbefragung AG SPAS 2001 (S = zu geringe Fallzahl) Tabelle 4 Verkaufsquoten und Selbstnutzer in den Umwandlungsmaßnahmen (Stand 12/2001) Beginn der Eigentumsbildung WE insgesamt absolut davon Verkäufe in % Duisburg - Hochheide 1982 160 100,0 30,6 Bremen - Kattenturm 1987 92 85,9 100,0 München - Neuperlach-Nordost 1993 442 80,0 28,1 Wolfsburg - Westhagen 1994 130 100,0 50,0 Frankfurt - Am Bügel 1995 323 44,9 86,2 Berlin - Flusskarree 1997 138 41,3 93,0 Frankfurt - Frankfurter Berg 1997 522 39,1 68,1 Kiel - Mettenhof 1997 136 47,0 96,9 Darmstadt - Kranichstein 1998 204 68,6 50,0 Ludwigshafen - Pfingstweide II 1998 180 47,2 100,0 Ludwigshafen - Pfingstweide I 1996 144 65,3 100,0 Fallbeispiel davon Selbstnutzer in % Berlin - Schlangenbader Straße 1996 221 33,5 64,9 Hamburg - Jenfeld 1996 210 100,0 44,3 2.902 62,0 59,1 Insgesamt Quelle: AG SPAS 2001 (Berechnungen nach Angaben der Hausverwaltungen) Tabelle 5 Umfang der Neubaumaßnahmen Beginn der Eigentumsbildung WE insgesamt absolut Siegen - Fischbacherberg 1986 35 Bremen - Blockdiek 1990 210 Hamburg - Neuwiedenthal 1990 52 Duisburg - Hagenshof 1995 52 Düsseldorf - Garath-Südost 1995 150 München - Ludwigsfeld 1996 70 Bottrop - Boy/Welheim 1997 150 Ingolstadt - Piusviertel 1998 54 Fallbeispiel Insgesamt Quelle: AG SPAS Haushaltsbefragung 2001 773 92 Forschungen Heft 110 Tabelle 6 Anteil an nichtdeutschen Personen in den Untersuchungsgebieten Nr. Bundesland Fallbeispiel Anteil an nichtdeutschen Personen (in %) Stadtteil (Stand 2000) (1) Stadt (Stand 1998) (2) 1 B Berlin - Flusskarree 31,7 2 B Berlin - Schlangenbader Straße 12,2 12,6 3 NRW Bottrop - Boy/Welheim 13,1 8,5 4 HB Bremen - Blockdiek 22,0 5 HB Bremen - Kattenturm 18,7 12,3 6 HES Darmstadt - Kranichstein 24,9 14,9 7 NRW Duisburg - Hagenshof 8,7 8 NRW Duisburg - Hochheide 18,0 16,0 9 NRW Düsseldorf - Garath/SO 16,0 19,8 10 HES Frankfurt - BGR k.A. 11 HES Frankfurt - Frankfurter Berg k.A. 12 HH Hamburg - Jenfeld 24,0 13 HH Hamburg - Neuwiedenthal 18,5 15,8 14 BAY Ingolstadt - Piusviertel 28,9 15,7 15 SH Kiel - Mettenhof 13,7 8,7 16 RP Ludwigshafen - Pfingstweide I 18,6 17 RP Ludwigshafen - Pfingstweide II 18,6 18 BAY München - Ludwigsfeld 48,3 19 BAY München - Neuperlach 33,3 21,7 20 NRW Siegen - Fischbacherberg k.A. 10,5 21 NS Wolfsburg - Westhagen 14,7 9,4 32,1 20,6 Quelle: (1) Angaben der Statistischen Ämter der Kommunen, (2) Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 86. Jahrgang 1999, S. 2630 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Anmerkungen zu den Gebietspässen Die Gebietspässe beinhalten die wichtigsten Informationen zu den einzelnen Fallbeispielen. Sie geben einen Überblick über die Situation der Bevölkerung in den jeweiligen Stadtteilen und informieren speziell über die Eigentumsmaßnahmen. Dem Material liegen unterschiedliche Quellen zugrunde: Das Datenmaterial zu Bevölkerungsentwicklung, Wanderungen, Arbeitslosenquote, Sozialhilfeempfänger, Anzahl der Haushalte und Haushaltsgröße sowie zu Anzahl der Wohnungen und Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen in den Stadtteilen wurde in der Regel von den Statistischen Ämtern der jeweiligen Kommunen geliefert. Die Angaben zu den Problemlagen der verschiedenen Stadtteile gehen auf Aussagen von Experten zurück und basieren z. T. auf Sekundärdaten aus der amtlichen Statistik. Detaillierte Informationen hinsichtlich der Eigentumsmaßnahmen, wie z. B. Umfang, Kaufpreis, Herkunft und Struktur der Käufer wurden im Rahmen einer schriftlichen Befragung der Eigentümer, Verwalter bzw. Entwicklungsträger erhoben. Aufgrund der eingeschränkten Mitwirkungsbereitschaft einiger Stadtverwaltungen, Eigentümer, Verwalter bzw. Entwicklungsträger sind die Angaben nicht immer vollständig. 93 94 Forschungen Heft 110 Berlin Stadt Berlin Flusskarree Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Neukölln (Statistisches Gebiet 075) Siedlungstyp Gründerzeitquartier Baustruktur Blockrandbebauung Baujahr 20er Jahre Gesamtstädtische Lage innenstadtnah Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, an Transfereinkommensbeziehern und an einkommensschwachen Haushalten, Konzentration von Problemgruppen, vernachlässigtes Wohnumfeld, Mangel an wohnungsnahen Grünflächen, negatives Image Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 34.673 35.478 2,3 % 33.272 -6,2 % ... davon Nichtdeutsche 24,0 % 28,2 % 31,7 % Altersgruppen: <6 Jahre 6,5 % 6,7 % 6,7 % 618 Jahre 9,1 % 10,6 % 10,4 % 18<45 Jahre 51,7 % 51,1 % 50,9 % 45<65 Jahre 20,0 % 20,8 % 21,9 % 65 Jahre u. älter 12,7 % 10,8 % 10,0 % 1990 1995 2000 k.A. -1,3 % -0,6 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 22,9 % (Bezirk Neukölln) Sozialhilfeempfänger (6/2000) 27,6 % (Bezirk Neukölln) Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 95 Fallbeispiel Berlin - Flusskarree (Statistischer Block 075 037) Baustruktur Blockrandbebauung, 5 Geschosse Baujahr 192728 1990 1995 ± 199095 912 850 -6,8 % 26,2 % 30,7 % Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche 2000 ± 19952000 771 -9,3 % 34,8 % Altersgruppen: 6,3 % 5,3 % 4,8 % 6<18 Jahre 12,5 % 12,7 % 10,4 % 18<45 Jahre 50,3 % 47,5 % 50,4 % 45<65 Jahre 18,4 % 23,2 % 24,8 % 65 Jahre u. älter 12,5 % 11,3 % 9,6 % <6 Jahre Wohnadresse der Umwandlung Ossastraße 916A, Weichselstraße 24, 25, Fuldastraße 37, 39 Jahr der Umwandlung 1997 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1997, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Stadt und Land, WoBeGe Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 138 WE in MFH Motive für Umwandlung, Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Bildung eines günstigen Kaufpreises, möglichst geschlossenes Wohnensemble, geringer Leerstand, keine schlechte Wohnlage davon Eigentum 57 WE (41 %) davon Selbstnutzer 53 WE (93 %) Bindungen keine Investitionen vor Verkauf Instandsetzung des Gemeinschaftseigentums (Fassade, Treppenhaus) Kaufpreis / m² Ø 741 E/m² Bruttokaltmiete / m² Ø 2,94 E/m² Herkunft der Käufer 40 % Wohnanlage, 30 % Wohngebiet, 30 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche und nichtdeutsche Ehepaare und Familien, deutsche Singles 96 Forschungen Heft 110 Berlin Stadt Berlin Bundesland Schlangenbader Straße Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Wilmersdorf (Statistisches Gebiet 045) Siedlungstyp Großwohnanlage Baustruktur Zeilenbebauung, Autobahnüberbauung Baujahr 70/80er Jahre Gesamtstädtische Lage innerstädtisch Problemlagen Konzentration von Problemgruppen und Transfereinkommensbeziehern, Wohnungs-, Gewerbeleerstand, negatives Image (Die Angaben beziehen sich auf die Wohnanlage Schlangenbader Straße) Maßnahmen und Projekte Aufhebung der Fehlbelegungsabgabe, gezielte Belegungsstrategie und Aufwertung seitens der DEGEWO, Umwandlung eines Teils des Wohnungsbestandes, umfassende Modernisierungs- und Instandsetzungsarbeiten Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 20.272 20.090 -0,9 % 19.400 -3,4 % 8,5 % 10,8 % 12,2 % 4,3 % Altersgruppen: 4,5 % 4,3 % 6<18 Jahre 8,9 % 9,2 % 9,0 % 18<45 Jahre 37,1 % 36,0 % 34,5 % 45<65 Jahre 27,6 % 29,9 % 32,4 % 65 Jahre u. älter 22,1 % 20,6 % 19,8 % <6 Jahre Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge 1990 1995 2000 k.A. 0,0 % 0,5 % Arbeitslosenquote (2000) 12,6 % (Bezirk Wilmersdorf) Sozialhilfeempfänger (2000) 4,6 % (Bezirk Wilmersdorf) Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße (2000) Ø 1,8 Personen pro Haushalt (Bezirk Wilmersdorf) Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 97 Fallbeispiel Berlin - Schlangenbader Straße (Statistischer Block 045 619) Baustruktur Terrassenbebauung, Zeilenbebauung, 5 Geschosse Baujahr 80er Jahre 1990 Bevölkerungsentwicklung 1995 ± 199095 -6,8% 2000 ± 19952000 1.848 -7,5% Einwohner absolut 2.142 1.997 ... davon Nichtdeutsche 12,1% 12,0% 15,3% 3,3% Altersgruppen: 5,3% 3,8% 6<18 Jahre 11,3% 11,1% 9,1% 18<45 Jahre 43,0% 37,4% 32,2% 45<65 Jahre 23,9% 29,9% 36,1% 65 Jahre u. älter 16,5% 17,8% 19,3% <6 Jahre Wohnadresse der Umwandlung Schlangenbader Straße 13-22 Jahr der Umwandlung 1996 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1996, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter DEGEWO, GEWOBE Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 221 WE in MFH davon Eigentum 74 WE (33%) davon Selbstnutzer 66 WE (89%) Motive für Umwandlung soziale Probleme, wohnungswirtschaftliche Gründe, Eigentumsinitiative des Senats Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Lage, Wohnungsmix, Struktur der Mieter Bindungen keine Investitionen vor Verkauf Gebäude, Wohnumfeld Kaufpreis / m² Bruttokaltmiete / m² Ø 1.508 E/m² Ø 6,90 E/m² Herkunft der Käufer 20% Wohnanlage, 70% Wohngebiet, 10% außerhalb Struktur der Käufer deutsche Ehepaare 98 Forschungen Heft 110 Bottrop Stadt Nordrhein-Westfalen Boy / Welheim Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Boy / Welheim (Statistische Bezirke 51, 52) Siedlungstyp Zechensiedlung, Siedlungsbau der 60/70er Jahre, Gartenstadtsiedlung Baustruktur Zeilen- und Blockrandbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen Konzentration von einkommensschwachen Haushalten, hohe Arbeitslosigkeit, Abwanderung von dt. Haushalten, Rückgang der Kaufkraft, negative Umwelteinflüsse, Defizite i. d. Wohnraumversorgung, Defizite der Freizeitinfrastruktur für Kinder und Jugendliche Maßnahmen und Projekte Sanierung einer Jugendeinrichtung, Stadtkulturprojekte, Kinder- und Jugendarbeit, Einrichtung eines Stadtteilbüros und Sanierung eines Wohnblocks in der Obdachlosensiedlung, Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 12.583 13.038 3,6 % 13.380 2,6 % ... davon Nichtdeutsche 12,0 % 14,2 % 13,1 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Bevölkerungsentwicklung Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger (1999) 6,5 % Anzahl der Haushalte (2000) ca. 5.800 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße (2000) Ø 2,3 Personen pro Haushalt Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 99 Fallbeispiel Bottrop - Boy/Welheim Neubausiedlung Im Johannestal Baustruktur Reihenhaus- und Doppelhauszeilen Baujahr 1997 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 420 ... davon Nichtdeutsche 10,7 % Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1997, Verkauf noch nicht beendet (Fertigstellung bis 2002) WBG, Entwicklungsträger RBU - Reeser Bau-Unternehmung AG, Gemeinnützige Baugesellschaft Bottrop mbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 49 WE in MFH 93 WE in RH 8 WE in DH Motive für Standortwahl Grundstückspreise in Relation zur Lage günstig, gute Infrastruktur mit ausreichenden Naherholungsmöglichkeiten Besondere Ausstattungsmerkmale Garagen (z.T. in RH), Fußbodenheizung, Keller (DH), Satteldach, Ausbaureserve Dachgeschoss, Mauerwerk davon Eigentum 129 WE (86 %) Grundstücksfläche ca. 144333 m² Wohnfläche ca. 100130 m² (RH, DH), ca. 56-80 m² (ETW) Kaufpreis / m² 2.173 E/m² (RH), 1.779 E/m² (ETW) Bindungen, Auflagen nur für WE mit öffentlicher Förderung Herkunft der Käufer 1/3 Wohngebiet, 2/3 außerhalb Struktur der Käufer deutsche Familien und Ehepaare, nichtdeutsche Familien davon Selbstnutzer 129 WE (100 %) 100 Bremen Stadt Forschungen Heft 110 Bremen Blockdiek Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Blockdiek (Ortsteil 375) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Zeilenbebauung 38 Geschosse, Blockrandbebauung, 2 Punkthochhäuser 1418 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, einseitig ausgeprägte Sozialstruktur, Konzentration von Problemgruppen, hohe Fluktuation, Sanierungsbedarf in Teilbereichen Maßnahmen und Projekte Sanierungsgebiet, Förderung in versch. Landesprogrammen, seit 1999 Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms (Stadtteilmanagement, Bewohnerbeteiligung, Maßnahmen am Wohnumfeld und an Gebäuden etc.) Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 6,4 % 2000 ± 19952000 7.421 -3,8 % Einwohner absolut 7.247 7.712 ... davon Nichtdeutsche 20,3 % 21,5 % 22,0 % 11,1 % Altersgruppen: <10 Jahre 11,2 % 12,4 % 10<18 Jahre 8,6 % 9,2 % 9,1 % 18<45 Jahre 41,9 % 39,5 % 38,6 % 45<65 Jahre 27,6 % 27,1 % 27,3 % 65 Jahre u. älter 10,7 % 11,8 % 13,9 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge 1990 1995 2000 -0,9 % -0,04 % -0,6 % Arbeitslosenquote (2000) k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) 17,0 % Anzahl der Haushalte (1999) 3.410 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße (1999) Ø 2,2 Personen pro Haushalt Wohnungen (2000) 3.266 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (1987) 85,9 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 101 Fallbeispiel Bremen - Blockdiek Düsseldorfer Straße (Statistische Blöcke 375 030, 375 023) Baustruktur Zeilenbebauung, Reihenhäuser, 2 Geschosse + Dachgeschoss Baujahr 19901993 Bevölkerungsentwicklung 1990 0 Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche 1995 ± 199095 895 100 % 2000 ± 19952000 868 -3,0 % 7,9 % 10,0 % <10 Jahre 26,6 % 17,2 % 10<18 Jahre 15,1 % 21,2 % 18<45 Jahre 47,4 % 43,0 % 45<65 Jahre 8,4 % 15,3 % 65 Jahre u. älter 2,5 % 3,3 % Altersgruppen: Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19901993 WBG, Entwicklungsträger Müller & Bremermann GmbH & Co. KG Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 210 WE in RH Motive für Standortwahl k.A. davon Eigentum 210 WE (100 %) davon Selbstnutzer 210 WE (100 %) Besondere Ausstattungsmerkmale Satteldach, Keller, Ausbaureserve Dachgeschoss, variable Grundrisse, Carport Grundstücksfläche Ø 154265 m² Wohnfläche Ø 98 m² Kaufpreis / m² Ø 1.200 E/m² Bindungen, Auflagen Familien mit Berechtigungsschein Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer deutsche und nichtdeutsche Familien, Aussiedlerfamilien 102 Bremen Stadt Forschungen Heft 110 Bremen Kattenturm Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Kattenturm (Ortsteil 233) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Zeilenbebauung 34 Geschosse, Blockrandbebauung 78 Geschosse, 2 Punkthochhäuser 14 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen überdurchschnittlicher Anteil an nichtdeutschen Haushalten u. an Transfereinkommensbeziehern, hohe Arbeitslosigkeit, Integrationsprobleme, auffällige ausländische Jugendgruppen, defizitäre Freizeitinfrastruktur für Jugendliche Maßnahmen und Projekte Sanierungsgebiet, Förderung in verschiedenen Landesprogrammen, seit 1999 Kattenturm Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 13.313 13.248 -0,5 % 12.638 4,6 % ... davon Nichtdeutsche 16,0 % 17,7 % 18,7 % 11,2 % Bevölkerungsentwicklung Altersgruppen: 10,8 % 11,5 % 10<18 Jahre 8,7 % 8,7 % 9,2 % 18<45 Jahre 41,7 % 39,8 % 37,8 % 45<65 Jahre 25,8 % 26,5 % 27,2 % 65 Jahre u. älter 13,0 % 13,5 % 14,6 % <10 Jahre Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge 1990 1995 2000 2,0 % -0,8 % -1,8 % Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) 17,5 % Anzahl der Haushalte (1999) 6.010 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße (1999) Ø 2,2 Personen pro Haushalt Wohnungen (2000) 5.811 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (1987) 53,0 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 103 Fallbeispiel Bremen - Kattenturm Ernst-Erhardt-Straße 515, Immanuel-Kölle-Weg 210, Hinrich-Hormann-Straße 1214 Baustruktur Blockrandbebauung, 38 Geschosse Baujahr 1969 Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -10,3 % 2000 ± 19952000 383 4,6 % 408 366 9,1 % 10,9 % 16,7 % <10 Jahre 11,5 % 12,8 % 20,1 % 10<18 Jahre 9,5 % 7,9 % 10,7 % 18<45 Jahre 42,9 % 37,2 % 34,5 % 45<65 Jahre 24,3 % 28,2 % 21,1 % 65 Jahre u. älter 11,8 % 13,9 % 13,6 % Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: Jahr der Umwandlung 1987 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1987, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter GEWOBA Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 92 WE in MFH Motive für Umwandlung soziale Probleme, Leerstand, Nachfrage, wirtschaftliche Gründe Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Lage, Nachfrage Bindungen Bindungen 1988 ausgelaufen Investitionen vor Verkauf Gebäude, Wohnumfeld Kaufpreis / m² ca. 870-1.230 E/m² Bruttokaltmiete / m² Ø 4,84 E/m² Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. davon Eigentum 79 WE (86 %) davon Selbstnutzer 79 WE (100 %) 104 Forschungen Heft 110 Darmstadt Stadt Hessen Kranichstein Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Kranichstein (Statistischer Bezirk 910) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Zeilen- und Hochhausbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten und an Sozialhilfe- und Wohngeldempfängern, soziale Konflikte, hoher Instandsetzungsbedarf, negatives Image Maßnahmen und Projekte Kinder- und Jugendarbeit, Konzept für ein Jugendcafé, seit 2000 Kranichstein Soziale-StadtGebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms Bevölkerungsentwicklung 1990 Einwohner absolut k.A. ... davon Nichtdeutsche 1996 ± 199096 1996 ± 199699 6.932 6.809 -0,1 % 21,2 % 24,9 % Altersgruppen: <6 Jahre 7,4 % 7,3 % 6<18 Jahre 18,4 % 19,4 % 18<45 Jahre 30,8 % 28,2 % 45<65 Jahre 31,0 % 31,0 % 65 Jahre u. älter 12,4 % 14,1 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 7,3 % Sozialhilfeempfänger (1999) 20,0 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 2.856 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (1995) 34,8 % (Quote rückläufig zum Jahr 2000) Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 105 Fallbeispiel Darmstadt - Kranichstein Bartningstraße 820 Baustruktur Hochhauszeile, 12 Geschosse Baujahr 1969 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <6 Jahre 6<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1998 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1998, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Strohbach und Nichtern GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 204 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. davon Eigentum 140 WE (69 %) Bindungen keine Investitionen vor Verkauf Instandhaltungsmaßnahmen am Gebäude Kaufpreis / m² ca. 1.1701.430 E/m² Bruttokaltmiete / m² k.A. Herkunft der Käufer 25 % Wohnanlage, 75 % Wohngebiet / außerhalb Struktur der Käufer k.A. davon Selbstnutzer 70 WE (50 %) 106 Duisburg Stadt Forschungen Heft 110 Nordrhein-Westfalen Hagenshof Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Neumühl (Ortsteil 204) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung, bis 15 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten in Teilbereichen, Defizite im Wohnumfeld, Mängel an Gebäuden, Wohnungsleerstand, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, negatives Image Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 18.660 19.071 2,2 % 18.649 -2,2 % 5,0 % 7,6 % 8,7 % 10,6 % 11,6 % 10,0 % Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 8,8 % 9,5 % 10,7 % 18<45 Jahre 40,1 % 37,9 % 35,7 % 45<65 Jahre 26,0 % 25,3 % 26,6 % 65 Jahre u. älter 14,5 % 15,7 % 17,0 % 1990 1995 2000 0,6 % 0,0 % 0,6 Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 10,6 % Sozialhilfeempfänger k.A. Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 8.328 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 107 Fallbeispiel Duisburg - Hagenshof Taunusstraße 155 Baustruktur Zeilenbebauung Baujahr 1995 (1998) Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1995 WBG, Entwicklungsträger dfh-Siedlungsbau GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 52 WE in EFH, DH Motive für Standortwahl k.A. Besondere Ausstattungsmerkmale Pultdach, ohne Keller, Holzverkleidung, Abstellräume, PKW-Stellplatz, variable Grundrisse, Gemeinschaftshaus, Gründächer, Regenwasserversickerung, Brennwerttechnik, kosten- und flächensparendes Bauen Grundstücksfläche Ø 230250 m² Wohnfläche Kaufpreis / m² Ø 8495 m² Ø 1.430 E/m² Bindungen, Auflagen einkommensschwache Familien Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer Familien davon Eigentum 52 WE (100 %) davon Selbstnutzer 52 WE (100 %) 108 Duisburg Stadt Forschungen Heft 110 Nordrhein-Westfalen Hochheide Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Hochheide (Ortsteil 403) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung, 820 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen u. an einkommensschwachen Haushalten, teilweise hoher Instandsetzungsbedarf, Vandalismus, Kriminalität, hoher Wohnungsleerstand, vernachlässigtes Wohnumfeld, Verunsicherung durch Privatisierungen, Defizite der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, schlechtes Image Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 19.279 19.307 0,1 % 17.844 -7,6 % ... davon Nichtdeutsche 12,8 % 17,1 % 18,0 % 10,5 % Altersgruppen: <10 Jahre 10,1 % 10,9 % 10<18 Jahre 7,5 % 8,5 % 9,2 % 18<45 Jahre 42,7 % 40,5 % 36,4 % 45<65 Jahre 25,7 % 25,5 % 27,1 % 65 Jahre u. älter 14,0 % 14,6 % 16,8 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 1990 1995 2000 1,0 % -0,3 % -1,4 % 9,8 % Sozialhilfeempfänger k.A. Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 8.548 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 109 Fallbeispiel Duisburg - Hochheide Ottostraße 1820 Baustruktur Hochhausbebauung, 20 Geschosse Baujahr 1970 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1982 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19821985 Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Konventa Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 160 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. Bindungen keine Investitionen vor Verkauf Kaufpreis / m² Gebäude davon Eigentum 160 WE (100 %) Ø 1.176 E/m² (1998), 820920 E/m² (2001) Bruttokaltmiete / m² Ø 4,65 E/m² Herkunft der Käufer 1/3 der Käufer von außerhalb Struktur der Käufer deutsche Haushalte davon Selbstnutzer 49 WE (31 %) 110 Düsseldorf Stadt Forschungen Heft 110 Nordrhein-Westfalen Garath-Südost Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Garath-Südost (Sozialräume 21003, 21011) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus und Zeilenbebauung, 48 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an Aussiedlern, Konzentration von einkommensschwachen Haushalten und Transfereinkommensbeziehern, Drogenkriminalität, hohe Jugendarbeitslosigkeit, Instandhaltungsdefizite, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit 1987 Stadtteilbüro der Diakonie, Wohnumfeldprojekte Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 4,7 % 2000 ± 19952000 6.967 3,3 % Einwohner absolut 6.437 6.741 ... davon Nichtdeutsche 11,6 % 11,5 % 16,0 % <10 Jahre 14,2 % 13,9 % 10,9 % 10<18 Jahre 10,3 % 11,1 % 11,8 % 18<45 Jahre 40,1 % 39,8 % 38,2 % 45<65 Jahre 25,3 % 24,5 % 25,9 % 65 Jahre u. älter 10,1 % 10,7 % 13,2 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Altersgruppen: Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) 16,2 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 2.305 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (2000) 96,7 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 111 Fallbeispiel Düsseldorf - Garath-Südost Am Garather Mühlenbach Baustruktur Einzelbebauung Baujahr 19951997 Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 54,3 % 2000 ± 19952000 436 27,9 % Einwohner absolut 221 341 ... davon Nichtdeutsche 4,1 % 4,7 % 2,3 % 13,3 % Altersgruppen: <10 Jahre 11,8 % 12,0 % 10<18 Jahre 8,1 % 7,9 % 9,2 % 18<45 Jahre 43,9 % 44,3 % 41,0 % 45<65 Jahre 28,5 % 28,2 % 28,2 % 7,7 % 7,6 % 8,3 % 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19951997 WBG, Entwicklungsträger Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 18 WE in MFH 132 WE in RH Motive für Standortwahl ruhige Lage am Stadtrand, gute Verkehrsanbindung Besondere Ausstattungsmerkmale Satteldach, Keller, Garage, Massivbauweise, Klinkerfassade Grundstücksfläche Ø 200230 m² Wohnfläche ca. 6595 m² davon Eigentum 150 WE (100 %) davon Selbstnutzer 150 WE (100 %) Kaufpreis / m² ca. 1.917 E/m², 3.750 DM/m², 1.636 E/m², 3.200 DM/m² im Erbbaurecht Bindungen, Auflagen vereinzelt Einkommensgrenzen Herkunft der Käufer 45 % Stadtteil Garath/Hellershof, 55 % Düsseldorf Struktur der Käufer deutsche Familien, Aussiedlerfamilien 112 Frankfurt Stadt Forschungen Heft 110 Hessen Am Bügel Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Am Bügel Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an ausländischen Bewohnern und an einkommensschwachen Haushalten, vernachlässigtes Wohnumfeld, negatives Image Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 ± 199095 2000 k.A. k.A. k.A. 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger k.A. Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. ± 19952000 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 113 Fallbeispiel Frankfurt - Am Bügel Ben-Gurion-Ring 6488 Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung, 9 Geschosse Baujahr 1976 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1995 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1995, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Schleich Immobilien, Dietz und Partner Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 323 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. Bindungen Bindungen abgelöst Investitionen vor Verkauf keine Kaufpreis / m² 1.1251.380 E/m² Bruttokaltmiete / m² k.A. Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. davon Eigentum 145 WE (45 %) davon Selbstnutzer 125 WE (86 %) 114 Frankfurt Stadt Forschungen Heft 110 Hessen Frankfurter Berg Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Frankfurter Berg Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung, 819 Geschosse Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen Konzentration von Problemgruppen, Segregationserscheinungen, Defizite im Wohnumfeld, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, Wohnungsleerstand, negatives Image Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 ± 199095 2000 k.A. k.A. k.A. 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger k.A. Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. ± 19952000 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 115 Fallbeispiel Frankfurt - Frankfurter Berg Berkersheimer Weg 4, Julius-Brecht-Straße 25 Baustruktur Hochhausbebauung, bis 25 Geschosse Baujahr 1976 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1997 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1997, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Schleich Immobilien, Ludwig und Partner Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 522 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. Bindungen Bindungen abgelöst Investitionen vor Verkauf Kaufpreis / m² keine Ø 1.380 E/m² Bruttokaltmiete / m² k.A. Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. davon Eigentum 204 WE (39 %) davon Selbstnutzer 139 WE (68 %) 116 Hamburg Stadt Forschungen Heft 110 Hamburg Jenfeld Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Jenfeld (Statistische Gebiete 058 007, 058 008, 058 011) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen überdurchschnittlich hoher Anteil an Transfereinkommensbeziehern, an Arbeitslosen und an nichtdeutschen Bewohnern, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit Mitte der 90er Jahre Förderung im Rahmen verschiedener Landesprogramme (Revitalisierungs- u. Armutsprogramm), Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder Programms Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 2,2 % 2000 ± 19952000 9.484 0,2 % Einwohner absolut 9.256 9.462 ... davon Nichtdeutsche 22,8 % 21,8 % 24,0 % <10 Jahre 13,3 % 11,7 % 10,9 % 10<18 Jahre 10,9 % 11,0 % 11,3 % 18<45 Jahre 40,1 % 39,1 % 37,2 % 45<65 Jahre 23,2 % 25,5 % 26,3 % 65 Jahre u. älter 12,5 % 12,7 % 14,3 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Altersgruppen: Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) ca. 16 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 117 Fallbeispiel Hamburg - Jenfeld (Baublock 81 im Statistischen Gebiet 058 011) Baustruktur Hochhausbebauung, 49 Geschosse Baujahr 1968 Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -6,5 % 2000 ± 19952000 1.109 -0,3 % Einwohner absolut 1.189 1.112 ... davon Nichtdeutsche 23,3 % 25,6 % 26,6 % <10 Jahre 12,6 % 11,0 % 11,8 % 10<18 Jahre 10,9 % 11,8 % 11,2 % 18<45 Jahre 38,3 % 34,2 % 33,5 % 45<65 Jahre 30,7 % 33,1 % 31,9 % 7,5 % 9,9 % 11,6 % Altersgruppen: 65 Jahre u. älter Wohnadresse d. Umwandlung Barsbüttler Straße 2438, Gleiwitzer Bogen 1, 5, 7, 9 Jahr der Umwandlung 1996 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19961998 Eigentümer (Umwandler), Vermarkter BBT - Bau-Boden-Treuhand GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 210 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. davon Eigentum 210 WE (100 %) davon Selbstnutzer 93 WE (44 %) Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. Bindungen 1996 Bindungen abgelöst, Nachwirkungsfrist bis 2006 Investitionen vor Verkauf Sanierung während Verkauf (Fassade, Fahrstühle, Treppenhäuser, Solaranlage, Fenster) Kaufpreis / m² ca. 1.125 E/m² Bruttokaltmiete / m² k.A. Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. 118 Hamburg Stadt Forschungen Heft 110 Hamburg Neuwiedenthal Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Neuwiedenthal (Statistische Gebiete 099 004, 099 007, 100 007) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus-, Zeilenbebauung Baujahr 60/80er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen überdurchschnittlich hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern und an Transfereinkommensbeziehern, Wohnungsleerstand, soziale Konflikte, Defizite der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit Anfang der 90er Jahre Förderung im Rahmen verschiedener Landesprogramme (Revitalisierungs- u. Armutsprogramm) seit 1996 Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 12.132 12.217 0,7 % 11.942 -2,3 % ... davon Nichtdeutsche 16,2 % 17,6 % 18,5 % <10 Jahre 12,6 % 12,7 % 12,2 % 1018 Jahre 10,5 % 11,1 % 12,4 % 18<45 Jahre 36,2 % 35,4 % 34,5 % 45<65 Jahre 26,3 % 25,4 % 24,4 % 65 Jahre u. älter 14,4 % 15,4 % 16,5 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Bevölkerungsentwicklung Altersgruppen: Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) ca. 16,0 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 119 Fallbeispiel Hamburg - Neuwiedenthal (Statistisches Gebiet 099 002) Baustruktur Reihen- und Einzelhauszeilen, freistehende Einzelhäuser Baujahr 80/90er Jahre Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 Einwohner absolut 1.234 1.483 20,2 % 2.717 83,2 % ... davon Nichtdeutsche 1,6 % 3,2 % 7,5 % <10 Jahre 21,6 % 19,8 % 18,0 % 10<18 Jahre 10,9 % 12,6 % 14,6 % 18<45 Jahre 47,9 % 44,9 % 43,2 % 45<65 Jahre 17,6 % 19,8 % 20,1 % 2,0 % 2,9 % 4,1 % Altersgruppen: 65 Jahre u. älter Wohnadresse des Neubaus Hausbrucher Straße, Hausbrucher Eck, Wildkatzenweg Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19901997 WBG, Entwicklungsträger TWIN Bauträgergesellschaft, Altländer Baugesellschaft, TECTONIK Baugesellschaft mbH, Scharnowski Bauunternehmungsgesellschaft mbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 52 WE in RH, DH Motive für Standortwahl Förderung des Hamburger Stadtgebietes davon Eigentum 52 WE (100 %) davon Selbstnutzer 52 WE (100 %) Besondere Ausstattungsmerkmale Satteldach, Keller, Ausbaureserve Dachgeschoss, Steinbauweise, variable Grundrissgestaltung Grundstücksfläche k.A. Wohnfläche Ø 105 m² Kaufpreis / m² Ø 2.45 E/m² Art der Förderung k.A. Bindungen, Auflagen k.A. Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. 120 Ingolstadt Stadt Forschungen Heft 110 Bayern Piusviertel Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Piusviertel (Soziale-Stadt-Gebiet) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung Baujahr 50/60er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Transfereinkommensbeziehern und an einkommensschwachen Haushalten, soziale Konflikte in Teilbereichen, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit 1999 Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ... davon Nichtdeutsche ± 199095 1999 13.239 28,9 % Altersgruppen: <10 Jahre 10,4 % 10<18 Jahre 9,7 % 18<45 Jahre 34,7 % 45<65 Jahre 26,7 % 65 Jahre u. älter 18,5 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (1999) 7,1 % Sozialhilfeempfänger (1998) 6,4 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (1999) ca. 3.650 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (1999) 82 % ± 199599 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 121 Fallbeispiel Ingolstadt - Piusviertel Siedlungsmodell Permoser Straße (Richard-Strauss-Straße) Baustruktur Zeilenbebauung mit Reihenhäusern Baujahr 1998 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1998 WBG, Entwicklungsträger Stadt Ingolstadt Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 54 WE in RH Motive für Standortwahl k.A. Besondere Ausstattungsmerkmale Pultdach, Holzskelettbauart, ohne Keller, Abstellraum, variable Grundrisse, Regenwasserversickerung, Dachterrasse, PKW-Stellplatz (extern), Niedrigenergiehaus, Blockheizkraftwerk, Regenwasserversickerung, kosten- und flächensparendes Bauen Grundstücksfläche 100119 m² Wohnfläche 89143 m² Kaufpreis / m² davon Eigentum 54 WE (100 %) 1.8402.045 E/m² Art der Förderung öffentliche Mittel des Bundes und des Landes (Baudarlehen) Bindungen, Auflagen Einhaltung bestimmter Einkommensgrenzen Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. davon Selbstnutzer 54 WE (100 %) 122 Kiel Stadt Forschungen Heft 110 Schleswig-Holstein Mettenhof Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Mettenhof Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen, teilweise Sanierungsbedarf, Defizite der Infrastruktur v.a. für Jugendliche, teilweise Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit 1995 Sanierungsgebiet Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. 19.882 k.A. 18.445 -7,8 % ... davon Nichtdeutsche 11,9 % 13,7 % <10 Jahre 14,8 % 13,1 % 10<18 Jahre 11,4 % 12,0 % 18<45 Jahre 38,0 % 35,6 % 45<65 Jahre 25,3 % 26,9 % 65 Jahre u. älter 10,5 % 12,4 % 1990 1995 2000 k.A. -1,2 % -0,2 % Altersgruppen: Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 10,1 % Sozialhilfeempfänger (2000) 19,6 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen 8.691 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (2000) 49,6 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 123 Fallbeispiel Kiel - Mettenhof Esbjerg Weg 13, Aalborgring 4062, Aarhusstraße 13 Baustruktur Zeilenbebauung, 4 Geschosse Baujahr 1967 1990 Bevölkerungsentwicklung k.A. Einwohner absolut 1996 ± 199096 341 k.A. 5,3 % ... davon Nichtdeutsche 2000 ± 19962000 296 -13,2 % 8,5 % Altersgruppen: 15,2 % 8,1 % 10<18 Jahre 9,4 % 11,8 % 18<45 Jahre 35,2 % 31,8 % 45<65 Jahre 31,1 % 31,8 % 9,1 % 16,5 % <10 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1997 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1997, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter BGI Immobilien Service GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 136 WE in MFH Motive für Umwandlung betriebswirtschaftliche Motive, Nachfrage davon Eigentum 64 WE (47 %) Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Lage, Sozialstruktur Bindungen abgelöste Bindungen mit einer Nachwirkungsfrist bis 2006 Investitionen vor Verkauf Gebäude, Wohnumfeld Kaufpreis / m² Ø 1.023 E/m², 1.125 E/m² mit Gartenanteil Bruttokaltmiete / m² Ø 5,53 E/m² Herkunft der Käufer 70 % Wohnanlage, 20 % Wohngebiet, 10 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche Ehepaare, nichtdeutsche Familien davon Selbstnutzer 62 WE (97 %) 124 Ludwigshafen Stadt Forschungen Heft 110 Rheinland-Pfalz Pfingstweide I Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Pfingstweide Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung, 416 Geschosse, Einfamilienhäuser Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, Defizite im Wohnumfeld, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, negatives Image Maßnahmen und Projekte verschiedene stadtteilbezogene Arbeitskreise mit Mitgliedern aus Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung, Schule, Bewohnern etc. (Wohnen, Wohnumfeld, Verkehr, Öffentlichkeitsarbeit) Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -3,8 % 2000 ± 19952000 6.962 -12,0 % Einwohner absolut 8.230 7.913 ... davon Nichtdeutsche 12,7 % 17,6 % 18,6 % <10 Jahre 13,5 % 13,6 % 10,9 % 10<18 Jahre 10,6 % 11,1 % 11,6 % 18<45 Jahre 43,9 % 38,9 % 36,3 % 45<65 Jahre 26,3 % 28,1 % 28,5 % 5,7 % 8,3 % 12,7 % 1990 1995 2000 -1,0 -1,6 -3,0 Altersgruppen: 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (1999) 10,0 % Sozialhilfeempfänger (2000) 4,5 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 2.821 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (2000) 38,0 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 125 Fallbeispiel Ludwigshafen - Pfingstweide I Prager Straße 33, Budapester Straße 28, Brüsseler Ring 28 Baustruktur Hochhausbebauung, 814 Geschosse Baujahr 19701972 Bevölkerungsentwicklung 1990 Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche 1995 ± 199095 -5,5 % 383 362 19,6 % 18,8 % 2000 ± 19952000 336 -7,2 % 25,9 % Altersgruppen: <10 Jahre 18,0 % 18,0 % 8,9 % 10<18 Jahre 8,3 % 8,8 % 12,2 % 18<45 Jahre 49,9 % 45,3 % 38,4 % 45<65 Jahre 18,8 % 20,7 % 30,4 % 5,0 % 7,2 % 10,1 % 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1996/97 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1996, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter LUWOGE Wohnungsunternehmen der BASF GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 144 WE in MFH Motive für Umwandlung wohnungswirtschaftliche Gründe, Leerstände Nachfrage Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Lage, Ausstattung Bindungen keine Investitionen vor Verkauf Gebäude, Wohnumfeld Kaufpreis / m² davon Eigentum 94 WE (65 %) davon Selbstnutzer 94 WE (100 %) Ø 997 E/m² Bruttokaltmiete / m² Ø 4,14 E/m² Herkunft der Käufer 49 % Wohnanlage, 15 % Wohngebiet, 36 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche Singles, Ehepaare, Rentner, deutsche und nichtdeutsche Familien 126 Ludwigshafen Stadt Forschungen Heft 110 Rheinland-Pfalz Pfingstweide II Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Pfingstweide Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung, 416 Geschosse, Einfamilienhäuser Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, Defizite im Wohnumfeld, vernachlässigtes Stadtteilzentrum, negatives Image Maßnahmen und Projekte stadtteilbezogene Arbeitskreise mit Mitgliedern aus Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung, Schule, Bewohnern etc. (Wohnen, Wohnumfeld, Verkehr, Öffentlichkeitsarbeit) Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -3,8 % 2000 ± 19952000 6.962 -12,0 % Einwohner absolut 8.230 7.913 ... davon Nichtdeutsche 12,7 % 17,6 % 18,6 % <10 Jahre 13,5 % 13,6 % 10,9 % 10<18 Jahre 10,6 % 11,1 % 11,6 % 18<45 Jahre 43,9 % 38,9 % 36,3 % 45<65 Jahre 26,3 % 28,1 % 28,5 % 5,7 % 8,3 % 12,7 % 1990 1995 2000 -1,0 -1,6 -3,0 Altersgruppen: 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (1999) 10,0 % Sozialhilfeempfänger (2000) 4,5 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 2.821 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (2000) 38,0 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 127 Fallbeispiel Ludwigshafen - Pfingstweide II Pariser Str. 10, Amsterdamer Str. 1, 5, Dubliner Str. 10, Londoner Ring 39 Baustruktur Punkthochhäuser, 9 Geschosse Baujahr 1968 Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -4,4% 2000 ± 19952000 337 -12,9% Einwohner absolut 405 387 ... davon Nichtdeutsche 7,1% 13,2% 8,9% <10 Jahre 11,6% 10,6% 6,8% 10<18 Jahre 7,6% 6,7% 6,8% 18<45 Jahre 36,8% 32,6% 31,8% 45<65 Jahre 24,7% 32,3% 35,9% 65 Jahre u. älter 19,3% 17,8% 18,7% Altersgruppen: Jahr der Umwandlung 1998 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1998 Eigentümer (Umwandler), Vermarkter GAG Ludwigshafen am Rhein (Aktiengesellschaft für Wohnungs-, Gewerbe- und Städtebau) Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 180 WE in MFH Motive für Umwandlung zu geringer Eigentumsanteil in der Pfingstweide davon Eigentum 85 WE (47%) Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Wohnungsschlüssel Bindungen abgelöste Bindungen mit einer Nachwirkungsfrist bis 2008 Investitionen vor Verkauf Wohnung, Gebäude, Wohnumfeld Kaufpreis / m² Ø 920 E/m² (inklusive 51 E Instandhaltungsrücklage) Bruttokaltmiete / m² Ø 3,17 E/m² Herkunft der Käufer 53% Wohnanlage, 13% Wohngebiet, 34% außerhalb Struktur der Käufer deutsche Singles, Ehepaare, Familien, Rentner davon Selbstnutzer 85 WE (100%) 128 München Stadt Forschungen Heft 110 Bayern Ludwigsfeld Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Ludwigsfeld (Bezirksteil 2430) Siedlungstyp Wohnsiedlung der 50er Jahre Baustruktur Zeilenbebauung Baujahr 19501952 Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Bewohnern, an Aussiedlern und an einkommensschwachen Haushalten, Überalterung der Gebietsbevölkerung, soziale Konflikte in Teilbereichen, schlechter baulicher Zustand von Wohnungen und Gebäuden, defizitäre soziale Infrastruktur, mangelhafte öffentliche Verkehrsanbindung, negatives Image Maßnahmen und Projekte verschiedene soziale Begegnungszentren Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -3,7 % 2000 ± 19952000 2.911 8,0 % Einwohner absolut 2.801 2.696 ... davon Nichtdeutsche 50,9 % 52,2 % 48,3 % 9,3 % Altersgruppen: <10 Jahre 5,8 % 6,6 % 10<20 (22) Jahre (7,7 %) (7,2 %) 7,6 % 20 (22)<45 Jahre (44,4 %) (43,5 %) 45,2 % 45<65 Jahre 28,6 % 28,8 % 26,4 % 65 Jahre u. älter 13,5 % 13,9 % 11,5 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger k.A. 1990 1995 2000 0,9 % 2,9 % 12,8 % Anzahl der Haushalte (2000) 1.070 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße (2000) Ø 2,0 Personen pro Haushalt Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 129 Fallbeispiel München - Ludwigsfeld Smaragdstraße 224 Baustruktur Zeilenbebauung Baujahr 1997 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<20 Jahre 20<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19961997 WBG, Entwicklungsträger CONCEPT BAU Projektentwicklung und Wohnungsbau GmbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 70 WE in MFH Motive für Standortwahl ruhiges Umfeld, gutes Preis-Leistungsverhältnis Besondere Ausstattungsmerkmale Pultdach, ohne Keller, Ersatzkellerräume, Ziegelmauerwerk, variable Grundrisse, z.T. mit Privatgarten, Terrasse, Balkon, kosten- und flächensparendes Bauen Grundstücksfläche keine Wohnfläche 5092 m² Kaufpreis / m² davon Eigentum 70 WE (100 %) davon Selbstnutzer 50 WE (71 %) Ø 2.352 E/m² Bindungen, Auflagen Einkommensgrenzen, kein Wiederverkauf innerhalb von 15 Jahren Herkunft der Käufer 10 % Wohngebiet, 90 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche und nichtdeutsche Familien, Aussiedlerfamilien 130 München Stadt Forschungen Heft 110 Bayern Neuperlach Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Neuperlach (Stadtbezirksviertel 1642) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhaus- und Zeilenbebauung Baujahr 60/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen u. einkommensschwachen Haushalten, Bevölkerungsverluste, unattraktives Wohnumfeld, Instandhaltungsdefizite, instabiles Quartierszentrum, soziale Konflikte Maßnahmen und Projekte keine Bevölkerungsentwicklung 1990 1995 ± 199095 -2,6 % Einwohner absolut 9.223 8.987 ... davon Nichtdeutsche 23,9 % 28,9 % 2000 ± 19952000 8.873 -1,3 % 33,3 % Altersgruppen: <10 Jahre 9,0 % 9,7 % 9,8 % 10<20 (22) Jahre (14,3 %) (12,1 %) 10,1 % 20 (22)<45 Jahre (36,7 %) (33,7 %) 33,3 % 45<65 Jahre 29,9 % 31,7 % 31,4 % 65 Jahre u. älter 10,1 % 12,8 % 15,4 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote 1990 1995 2000 -1,7 % -2,1 % 0,6 % k.A. Sozialhilfeempfänger k.A. Anzahl der Haushalte (2000) 4.287 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße (2000) Ø 2,2 Personen pro Haushalt Wohnungen (2000) 4.045 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 131 Fallbeispiel München - Neuperlach (Block 1642 03) Baustruktur Hochhausbebauung, bis 16 Geschosse Baujahr 1974 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<20 Jahre 20<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Wohnadresse d. Umwandlung Max-Kolmsperger-Straße 1119, Peschelanger 514 Jahr der Umwandlung 1993 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1993, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Deinböck AG Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 442 WE in MFH Motive für Umwandlung betriebswirtschaftliche Motive Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte Angebot der Neuen Heimat Bindungen keine Investitionen vor Verkauf keine Kaufpreis / m² davon Eigentum ca. 356 WE (80 %) Ø 1.841 E/m² Bruttokaltmiete / m² Ø 7,41 E/m² Herkunft der Käufer 25 % Wohnanlage, 75 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche Ehepaare, nichtdeutsche Familien davon Selbstnutzer ca. 100 WE (28 %) 132 Siegen Stadt Forschungen Heft 110 Nordrhein-Westfalen Fischbacherberg Bundesland Neubau Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Fischbacherberg (Statistische Bezirke 632, 633) Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung, Reihenhausanlagen, Einfamilienhäuser Baujahr 50/70er Jahre Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen Defizite im Wohnumfeld, Vandalismus, Wohnungsleerstand, unzureichende Ausstattung mit Versorgungs- und Infrastruktureinrichtungen, großes soziales Gefälle, hoher Anteil an arbeitslosen und sozialhilfeabhängigen Haushalten, negatives Image Maßnahmen und Projekte seit 1995 Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf im Rahmen des Sonderprogramms, Beseitigung städtebaulicher Defizite, Verbesserung der Wohnumfeldsituation, Kinder- und Jugendarbeit, seit 1999 Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. 3.042 ... davon Nichtdeutsche ± 199095 2000 ± 19952000 3.476 14,3 % 5,9 % Altersgruppen: <18 Jahre 29,2 % 18<45 Jahre 39,0 % 45<65 Jahre 24,2 % 65 Jahre u. älter 7,6 % Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Arbeitslosenquote k.A. Sozialhilfeempfänger (2000) 12,9 % Anzahl der Haushalte (1995) ca. 1.100 Haushalte Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen k.A. öffentl. geförderte Wohnungen k.A. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 133 Fallbeispiel Siegen - Fischbacherberg Thüringer Straße, Königsberger Straße, Tilsiter Straße Baustruktur Zeilenbebauung Reihenhäuser, offene Bauweise Baujahr 19861998 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <10 Jahre 10<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr des ersten, letzten Verkaufs 19861998 WBG, Entwicklungsträger Siegener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH neu errichtete WE 35 WE in RH Motive für Standortwahl Bauen für Familien mit Kindern Besondere Ausstattungsmerkmale Satteldach, Ausbaureserve Dachgeschoss, Carport/Garagen, variable Grundrisse, ohne Keller, Abstellräume, mind. 3 Kinderzimmer Grundstücksfläche Ø 250 m² davon Eigentum 35 WE (100 %) Wohnfläche Ø 130 m² Kaufpreis / m² Ø 1.0231.534 Art der Förderung überwiegend sozialer Wohnungsbau (1. Förderungsweg) Em² Bindungen, Auflagen Einkommensgrenze, ausschließlich Familien Herkunft der Käufer 100 % außerhalb Struktur der Käufer deutsche Familien davon Selbstnutzer 35 WE (100 %) 134 Wolfsburg Stadt Forschungen Heft 110 Niedersachsen Westhagen Bundesland Umwandlung Fallbeispiel Umwandlung / Neubau Stadtteil Westhagen Siedlungstyp Großsiedlung Baustruktur Hochhausbebauung, bis 13 Geschosse Baujahr 19661975 Gesamtstädtische Lage peripher Problemlagen hoher Anteil an nichtdeutschen Haushalten, an Transfereinkommensbeziehern, an arbeitslosen und schwer integrierbaren Bewohnern, schlechter baulicher Zustand von Wohngebäuden, defizitäres Wohnumfeld, hohe Fluktuation, hoher Wohnungsleerstand, Bevölkerungsverluste, negatives Image Maßnahmen und Projekte Sanierungsgebiet im Kernbereich des Stadtteils, seit 2000 Soziale-Stadt-Gebiet im Rahmen des Bund-Länder-Programms 2000 ± 19952000 9.558 -17,5 % 1990 1995 ± 199095 12.361 11.580 -6,3 % 9,9 % 12,1 % 14,7 % <11 Jahre 17,1 % 15,4 % 12,4 % 11<18 Jahre 10,9 % 12,8 % 11,5 % 18<45 Jahre 47,4 % 42,0 % 38,4 % 45<65 Jahre 16,1 % 17,9 % 21,5 % 8,5 % 11,9 % 16,2 % 1990 1995 2000 k.A. k.A. k.A. Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: 65 Jahre u. älter Wanderungen Bilanz Zu-/Fortzüge Arbeitslosenquote (2000) 17,6 % Sozialhilfeempfänger (1997) 13,2 % Anzahl der Haushalte k.A. Mittlere Haushaltsgröße k.A. Wohnungen (2000) 4.328 Wohnungen öffentl. geförderte Wohnungen (2001) ca. 12,6 % Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln 135 Fallbeispiel Wolfsburg - Westhagen Weimarer Straße 19, Jenaer Straße 214 Baustruktur Hochhausbebauung, 8 Geschosse Baujahr 1972 Bevölkerungsentwicklung Einwohner absolut 1990 1995 k.A. k.A. ± 199095 2000 ± 19952000 k.A. ... davon Nichtdeutsche Altersgruppen: <11 Jahre 11<18 Jahre 18<45 Jahre 45<65 Jahre 65 Jahre u. älter Jahr der Umwandlung 1994 Jahr des ersten, letzten Verkaufs 1994, Verkauf noch nicht abgeschlossen Eigentümer (Umwandler), Vermarkter Konopka Anzahl der Wohneinheiten in MFH, RH, DH, EFH umgewandelte WE 130 WE in MFH Motive für Umwandlung k.A. Auswahlkriterien für Umwandlungsobjekte k.A. Bindungen k.A. Investitionen vor Verkauf z.T. Sanierungsmaßnahmen Kaufpreis / m² Ø 8181.074 E/m² Bruttokaltmiete / m² k.A. Herkunft der Käufer k.A. Struktur der Käufer k.A. davon Eigentum 130 WE (100 %) davon Selbstnutzer 65 WE (50 %) Anhang 2 Vorträge Expertenworkshop 13.6.2002 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Wohneigentumsbildung und soziale Stabilität Umwandlung von Mietwohnungen und Neubau von Eigentumsmaßnahmen aus der Sicht der Stadt Ludwigshafen 1 Einleitung Die Probleme der Großstädte bzw. der Kernstädte in Ballungsräumen in Deutschland und Europa verschärfen sich immer mehr. Trends wie die Stadt-Umland-Wanderung von wirtschaftlich und sozial stabilen Bevölkerungsteilen, sowie von Unternehmen, Handels- und Gewerbebetrieben, die Zunahme regionaler Ungleichgewichte, die soziale Entmischung innerhalb der Städte und der Stadtregionen, sowie der Verlust urbaner Funktionen halten an und verstärken die finanzielle Misere der meisten deutschen Großstädte. Vielerorts wird bereits von der Verelendung der Großstädte gesprochen, die Stadt als Heimat für junge Familien scheint gefährdet. Die hier skizzierten Probleme von Großstädten sind auch charakteristisch für die Stadt Ludwigshafen, einer von drei Oberzentren in der Region Rhein-NeckarDreieck, dem siebtgrößten Ballungsraum Deutschlands. Starke städtische Konkurrenz innerhalb der Region, die landschaftliche Attraktivität des Umlandes bei gleichzeitiger guter Erreichbarkeit des Oberzentrums, eine fehlende historische Mitte mit entsprechendem Orientierungswert für die Bevölkerung und ein belastetes Image durch die chemische Industrie kennzeichnen die besondere Problemlage der Stadt. Festzustellen sind auch hier Bevölkerungsverluste insbesondere von jungen Familien und Besserverdienenden zugunsten des Umlandes, sowie Kaufkraftverluste zugunsten der Nachbarstädte und auch der Einkaufszentren im Landkreis. Wir verzeichnen eine Erhöhung und Konzentration von Problemgruppen in bestimmten Stadtvierteln, womit die Gefahr der sozialen und damit auch baulichen Verschlechterung bestimmter Quartiere, nicht zuletzt auch der City, gegeben ist. 2 Indikatoren für soziales Risiko in Ludwigshafen Um Strategien der sozialen Stabilisierung zu entwickeln, muss zunächst die Gefährdung der sozialen Stadt genau beschrieben und kleinräumig durch Indikatoren gemessen werden. In einer Untersuchung des Geographischen Instituts der Universität Mannheim (Diplomarbeit von Michael Horn, April 1999) wurde der Frage nachgegangen, ob und in welchem Ausmaß sich von Armut betroffene Personen in Teilräumen der Stadt konzentrieren. Ein soziales Risiko liegt dann vor, so die These, wenn sich Armutsindikatoren in einem städtischen Teilraum häufen. Als Armutsindikatoren wurden die Variablen HLU-Empfänger je 100 Einwohner, Ausländer je 100 Einwohner, Wohnfläche je Einwohner, Sozialwohnungen je 100 Wohnungen, Wohnungen ohne Bad je 100 Wohnungen und Alleinerziehende je 100 Haushalte mit Kindern herangezogen. Das Ergebnis der Überlagerung der genannten Indikatoren ist eine Karte von statistischen Bezirken, die ein erhöhtes soziales Risiko tragen. Ergänzt wird diese Untersuchung durch die laufende Beobachtung von Baugeschehen und Leerständen, sowie der Verteilung der von Eigentümern bewohnten Wohnungen (Baugebietsmonitoring). Wiederum ergänzt wird dies durch die Kriminalitätsstatistik und Auswertung von eigenen Umfragen zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung und zur Zufriedenheit mit Wohnumfeld, Quartier und Stadtteil. Interessant dabei ist, dass in Gebieten mit erhöhtem sozialen Risiko größere Wohnungsleerstände nicht unbedingt beobachtet werden können, auch nicht höhere Kriminalitätsraten (wie z. B. Straßenkriminalität). Allerdings steigt in den Problemgebieten die negative Bewertung des Wohnumfeldes und der Sauberkeit öffentlicher und halböffentlicher Räume. Nachbarschaften werden als belastend empfunden, die Befragten fühlen sich gestört durch Lärm, große Hunde, Raser, herumlungernde Jugendliche und Ausländer. 139 Volker Adam Fachbereichtsleiter Außensteuerung der Stadt Ludwigshafen am Rhein 140 Forschungen Heft 110 3 Handlungsmöglichkeiten der Stadtentwicklung Die zentrale Frage lautet: Wo kann eine Stadt ansetzen, um diese Problembereiche zu lindern und soziale Stabilität zu erzeugen und hat dabei die Wohneigentumsbildung eine Leitfunktion? Zunächst handelt es sich hierbei um eine ganzheitliche Aufgabe der Stadtentwicklung, bei der die Initiativen der öffentlichen Hand und verschiedenen Handlungsträgern der Gesellschaft kommuniziert und koordiniert werden sollten. Damit angesprochen sind die Bereiche Bauen und Wohnen, Wirtschaft, Einzelhandel und Beschäftigungsförderung sowie die soziale Infrastruktur wie Kindertagesstätten, Schulen und soziale Einrichtungen. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die weichen Standortfaktoren wie Stadtbild, Kultur und Freizeit sowie Stadtmarketing und Maßnahmen zur Imageverbesserung. Gerade der Vergleich von objektiven und subjektiven (befragten) Indikatoren zeigt, dass ein Quartier insbesondere in den Köpfen der Menschen abrutschen kann und dass Verbesserungsmaßnahmen kaum oder erst zu spät wahrgenommen werden. Der Ruf eines Quartiers ist gerade in Ludwigshafen oft schlechter als die Realität; daher muss auch hier angesetzt werden! Welche Instrumente stehen nun der Stadt oder der Region zur Verfügung, um erkennbares soziales Risiko in Teilgebieten zu verringern? Auf der Ebene der Region haben wir die Situation, dass die Regionalplanung eher ein schwaches Instrumentarium zur Angleichung regionaler Ungleichgewichte bereithält. Dem hohen normativen Anspruch steht in der Realität durch das Fehlen stringenter Durchgriffsmöglichkeiten leider meist eine geringe Wirkung entgegen. Anders sieht es schon auf der kommunalen Ebene aus. Hier können die Städte durch Festlegung von politischen Zielen in den entsprechenden Stadtentwicklungskonzepten den Weg vorgeben, der dann durch die Bauleitplanung (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) vollzogen wird. Gesteuert werden kann durch Ausweisung geeigneter Neubauflächen, durch gezielte Förderung der Innenentwicklung, durch Stadterneuerung, Sanierung, Infrastrukturausbau und auch durch Aufbau von Netzwerken, z. B. in Stadtmarketinginitiativen, um die Betroffenen und die Akteure von vorn herein einzubinden und um die mit entscheidenden Fragen des Images von Quartieren mit zu behandeln. 4 Konkrete Ansätze in Ludwigshafen Folgende Wege sind in Ludwigshafen gegangen worden: Wohnbaukonzeption 2010, 1998 vom Stadtrat beschlossen mit dem Ziel, künftig mindestens ein Drittel der neu zu bauenden Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern zu verwirklichen. Eine Eigentumsquote wurde bisher allerdings noch nicht festgelegt! Stadtentwicklungskonzept als Verwaltungs-Entwurf von 1998. Hier wurden die Leitbilder für die gesamtstädtische Entwicklung festgelegt und die Wohnbaukonzeption 2010 integriert mit einer räumlichen Schwerpunktbildung. Der Flächennutzungsplan 1999 ist eine Selbstbindung der Kommune und schafft die Rahmenbedingungen für die Wohnbauentwicklung durch Ausweisung von ausreichenden und geeigneten Neubaugebieten Kommunikation und Koordination der entsprechenden Maßnahmen im Rahmen der Stadtmarketing-Initiative durch Behandlung im Arbeitskreis Wohnen, Soziales und Umwelt; dabei werden Wohnungsbaugesellschaften und weitere Akteure außerhalb der Stadtverwaltung ständig eingebunden. Bei der Ausweisung von Flächen für Einund Zweifamilienhäuser müssen Art, Ort, Größe und Menge, insbesondere aber die Qualität der ausgewiesenen Grundstücke stimmen. Nur dann kann bei einer so starken Konkurrenzsituation in der Region auch die Nachfrage geweckt und die Abwanderung in den Speckgürtel gestoppt werden. Das Baugebietsmonitoring der Stadt gibt der Planung Hinweise an die Hand, welche Art und Größe von Grundstücken nachgefragt werden. Ein weiterer nachfrageorientierter Schritt ist das zielgruppenspezifische Marketing, wie es u. a. von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG verstärkt auch in diesem Sektor eingesetzt wird. Ein- und Zweifamilienhäuser sind jedoch nur ein Ansatz zu Stärkung des Wohneigentums. Zur Strategie in Ludwigshafen gehört auch die Stabilisierung und Stärkung der Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln sogenannten Innenentwicklung durch Lückenschließungen, Stadtumbau, Stadterneuerung und Modernisierung des Bestandes. Konkret werden hier u. a. die großen Wohnungsbaugesellschaften bei Modernisierungs- und Umwandlungsmaßnahmen durch flankierende Maßnahmen der öffentlichen Hand wie Wohnumfeldverbesserung und Stärkung der Infrastruktur unterstützt. Für vier Quartiere mit sehr hohem sozialen Risiko erfolgt in Ludwigshafen auch eine Unterstützung durch das Programm Soziale Stadt. Das europäische Förderprogramm URBAN II, das gemeinsam mit Mannheim insbesondere für den Innenstadtbereich aufgelegt wird, unterstützt ebenfalls die Strategie, ein weiteres trading-down abzuwenden. Weitere Beispiele sind die Aufwertung der 30er Jahre Siedlung Grazer Hof durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG, wobei kleinere Wohnungen zu Doppelhäusern zusammengelegt werden und Eigentumsbildung fürs untere und mittlere Einkommenssegment betrieben wird. Dies wird erreicht, indem bei der Modernisierung eine energetisch aufwendige Rohbauhülle geschaffen wird, die zum Selbstausbau zur Verfügung steht. Stabilisierend und präventiv angelegt ist die konzertierte Aktion der Stadt Ludwigshafen, der GAG und der LUWOGE (Wohnungsbaugesellschaft der BASF) in der Pfingstweide (vergl. Vortrag Dr. Schubert). In dieser Großsiedlung der 70er Jahre werden Wohngebäude der Gesellschaften modernisiert, verstärkte Eigentumsbildung für die bisherigen Mieter geschaffen und flankierende Maßnahmen auf öffentlichen und halböffentlichen Flächen durchgeführt. Hier können erste Erfolge wie gesunkene Straßenkriminalität, höhere Bindung an den Stadtteil und verringerter Vandalismus gerade bei halböffentlichen Flächen beobachtet werden. Eine interessante Erfahrung beider Wohnungsbaugesellschaften ist, dass bei größeren zusammenhängenden Wohnungsbeständen Eigentumsbildung nicht nur den umgewandelten Bereich stabilisiert, sondern auch den Mieterbereich. Daher ist in einem Gebiet der richtige Mix von Eigentums- und Mietwohnungen entscheidend. Auch tendieren die Gesellschaften dazu, in den Gebieten weiterhin vertreten zu bleiben, z. T. als Vermieter, z. T. als Verwalter der Eigentumswohnungen. Eine Wiederbelebung der Idee des Werkssiedlungsbaus ist die Sanierung des Brunckviertels durch die LUWOGE. Durch die Entwicklung eines energieeffizienten Vorzeigeprojekts (z. B. Entwicklung des 3-lHauses im Bestand) wurde der Ruf des Brunckviertels nachhaltig verbessert, Interesse und Nachfrage steigt, es gibt wieder Wartelisten und die (neuen) Mieter werden stärker an Werk und Stadt gebunden, das Risiko der Stadt-Umland-Wanderung deutlich gebremst. Ebenfalls als Erfolg zu werten sind die Qualitätsverbesserungen und die Erhöhung der Eigentumsquote im alten Sanierungsgebiet Hemshof. Hier wurde sogar eine Abwerbung von Bürgern aus Mannheim und Heidelberg möglich durch ein entsprechendes Marketing von engagierten Projektentwicklern trotz des schlechten Rufs des Quartiers bei der einheimischen Bevölkerung. Hier zeigt sich immer mehr, dass ein zielgruppenorientiertes Marketing notwendig ist und ökologische Aspekte als Verkaufs- oder Vermietungsargument stärker in den Vordergrund treten, weil sie nachgefragt werden. Ein anderes Beispiel ist die Entwicklung citynaher Quartiere durch Neubau von hochwertigem Wohnraum wie beim Stadtentwicklungsprojekt Rheinufer Süd. Hier kommt der Eigentumsbildung eine zentrale Rolle zu, jedoch eher in Form einer Imageverbesserung für die Gesamtstadt und zur Bindung neuer Bewohner- und Käuferschichten. Bei all den genannten Maßnahmen kann man feststellen, dass zunächst eine stärkere Bindung der Bevölkerung an die Stadt eintritt, verbunden mit einer besseren Infrastrukturauslastung, einer Verringerung von Pendlerströmen, einer Bindung der Kaufkraft und einer Stabilisierung von Steuerkraft der Gemeinde. Darüber hinaus gibt es noch weitere positive Nebeneffekte, wie zum Beispiel eine höhere Energieeffizienz bei der Modernisierung, die sich positiv auf die Nebenkosten auswirkt und somit unmittelbar den Bewohnern zugute kommt. Außerdem bedeutet eine verstärkte Innenentwicklung sparsamer Umgang mit Grund und Boden und energieeffiziente Modernisierung schafft Beschäftigung im Bauhandwerk, was die Energieeffizienz-Agentur Rhein-Neckar-Dreieck (E2A) eindrucksvoll nachgewiesen hat. 141 142 Forschungen Heft 110 5 Schlussbemerkungen Zur Unterstützung der genannten Strategien zur stärkeren Bindung von sozial stabilen Bevölkerungsschichten an die Stadt dient auch die Forderung des Deutschen Städtetags vom 18.4.2002 in Berlin, die Eigenheimförderung für zentrale Orte und für Altbausubstanz gerade in den Innenbereichen der Städte zu verbessern. Ebenfalls positiv auswirken würde sich eine verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für Selbstnutzer bei Modernisierungsmaßnahmen auch außerhalb von förmlich festgelegten Sanierungsgebieten und eine Entkoppelung der Grundsteuer vom Einheitswert. Im Hemshof ist z. T. eine Versechsfachung der Grundsteuer nach der Modernisierung, auch von selbstgenutzten Objekten, eingetreten. Abschließend kann gesagt werden, dass aus der Erfahrung der Stadt Ludwigshafen die verstärkte Wohneigentumsbildung kein alleiniges Allheilmittel zur sozialen Stabilisierung darstellt, aber ein gutes Instrument ist in Zusammenwirken mit anderen Strategien der Stadtentwicklung. Nur im Verbund entstehen die o. g. positiven Effekte. Ebenfalls wichtig erscheint ein integriertes und konzertiertes Vorgehen aller Handlungsträger. Insofern kommt dem Stadtmarketing eine wichtige Rolle zu, denn es integriert Handlungsträger wie Bewohner, schafft Netzwerke (ppp) und kann auch Akteure der Lokalen Agenda einbinden, was letztlich auch die Nachhaltigkeit der genannten Maßnahmen stärkt. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Die Bildung von Wohneigentum als Erfolgsfaktor für zukunftsorientierte Unternehmensstrategien Nachhaltige Stadtentwicklung als wohnungswirtschaftliches Gesamtkonzept Die Erhaltung der langfristigen Vermietbarkeit der Wohnungsbestände und die Sicherung der Ertragskraft und Vermögenswerte sind zentrale Ziele eines jeden Wohnungsunternehmens. Dabei spielt die zukunftsfähige Revitalisierung ganzer Wohngebiete eine wichtige Rolle, um für den Kunden (Mieter und Eigentümer) attraktiv zu bleiben bzw. für die Zukunft wieder fit zu werden und sich als gute Wohnadresse zu präsentieren. Deshalb bündelt das Wohnungsunternehmen LUWOGE anstehende Sanierungsund Modernisierungsmaßnahmen seit 1995 zu Projekten der nachhaltigen Stadtentwicklung im Sinne der Agenda 21 und Urban 21. Die Projekte Wasserturmsiedlung in Schwarzheide, Brunckviertel und die Großsiedlung Pfingstweide in Ludwigshafen stehen für Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Wohnqualität an zwei wichtigen BASF-Standorten. Das jeweilige wohnungswirtschaftliche Gesamtkonzept umfasst je nach spezifischer Situation des Wohngebietes folgende Bereiche: Gebäude-/Quartiermodernisierung Zeitgemäßer Wohnungsstandard Synthese von Erhalt/Modernisierung und Abriss/Neubau Neue Stadtreihenhäuser anstelle von Geschosswohnungsbauten Wohnumfeldgestaltung Attraktive Eingangsbereiche Entsiegelung der Flächen Parkähnliches Umfeld Kommunikations- und Spielzone Bewohnerstruktur/-beteiligung Infrastruktur Gesamtverkehrsgutachten Durchgangsstraßen werden zu Spielstraßen Ausreichend Parkmöglichkeiten für den ruhenden Verkehr in den Tiefgaragen der Neubauten Eigentumsbildung Mieterprivatisierungsprogramm Energie- und Ökoeffizienz Standardmodernisierung auf 7 l/m² Wohnfläche und Jahr Heizenergieverbrauch Highlight: 3-Liter-Haus im Bestand Durchschnittsverbrauch des Brunckviertels liegt bei 5 l/m² Wohnfläche und Jahr Reduzierung der CO2-Emissionen um 7080 % Zukunftsstrategieen Modellprojekt Zukunftswerkstatt Wohnen Notwendigkeit zur Konsolidierung des Wohnungsbestandes Ähnlich wie an vielen Wohnstandorten in Deutschland, besitzt unsere Gesellschaft ein Überangebot an Mietwohnungen. Ziel ist es deshalb, die Entwicklung der verbleibenden eigenen Mietwohnungsbestände an die Entwicklung unserer Kunden, also die BASF-Belegschaft, anzupassen. Hierzu müssen wir den für die Zukunft quantitativ und qualitativ richtigen Wohnungsbestand definieren. Dieser Anpassungs- bzw. Änderungsprozess soll wirtschaftlich erfolgreich und sozialpolitisch verantwortlich ablaufen. Die Privatisierung von Mietwohnungen spielt dabei eine entscheidende Rolle und wird damit zu einem unternehmensstrategischen Instrument. Ausgewogene Sozial- und Altersstruktur Schichtarbeiter und Senioren entwerfen Grundrisse nach ihren Bedürfnissen Mieterbefragungen und Umzugsmanagement Mietergärten, Patenschaften Projekt Eigentumsbildung in Arbeitnehmerhand, Mieter werden zu Eigentümern Frühzeitig wurde die Chance erkannt und umgesetzt, die nötige Konsolidierung des 143 Wolfgang Schubert Vorsitzender der Geschäftsführung der LUWOGE Wohnungsunternehmen der BASF GmbH, Ludwigshafen 144 Forschungen Heft 110 eigenen Wohnungsbestandes in ganz überwiegendem Umfang durch die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentum nach WEG vorzunehmen und an die Mieter bzw. Belegschaft der BASF zu verkaufen. Dieses gemeinsam mit dem Betriebsrat der BASF gestartete Verkaufsprogramm ist eine Weiterentwicklung der betrieblichen Wohnungs- und Sozialpolitik am Standort Ludwigshafen. Sie ist ein Teil der Vermögensbildung für die BASF-Belegschaft, der bisherige Mieter bleibt dem Wohnungsunternehmen weiter als Kunde jetzt aber als Eigentümer erhalten. Grundlage des Erfolges für beide Partner ist eine starke Vertrauensbasis, dass der Kauf einer Wohnung sich als rentable Vermögensanlage erweist und somit eine gute Entscheidung für die Zukunft darstellt. Das Konzept umfasst im Einzelnen: Attraktiver Verkaufspreis Gemeinschaftseigentum wird hergerichtet Bestandssicherung durch Instandhaltungsrücklage Beratung rund um die Immobilie LUWOGE als Verwalter Selbstnutzungsverpflichtung für mindestens fünf Jahre Mieter, die nicht kaufen wollen, können unbegrenzt wohnen bleiben Verkaufserlöse fließen in die Bestandssanierung zurück Als Auswahlkriterien für die Verkaufsobjekte wurden herangezogen: Bestehender oder zu erwartender Leerstand Eingeschränkte Chancen der künftigen Vermietbarkeit, abhängig von Wohnungsgröße Wohnungsstandard Lage Unrentabel zu bewirtschaftender Streubesitz Kein BASF-Standort Eigentumsähnliche Nutzung über mehrere Generationen Hochhäuser Großsiedlung Pfingstweide Attraktiv für Verkauf Geringe Buchwerte, hohe stille Reserven Ergebnisse Derzeit sind ca. 3 000 Wohnungen in WEGs umgewandelt. Davon werden ca. 200 Einheiten pro Jahr überwiegend an die Mieter verkauft. Insgesamt soll in den nächsten Jahren ein Drittel des Wohnungsbestandes von derzeit 10 000 Einheiten in Eigentum umgewandelt und verkauft werden. In einzelnen Hochhäusern wurden in den ersten drei Jahren bis zu 70 % der Wohnungen privatisiert. Das kommunale Wohnungsunternehmen GAG in Ludwigshafen kann ähnliche Erfolge aufweisen. Erfolgsfaktoren Ganz entscheidend für den Erfolg ist das gemeinsam verantwortliche Handeln aller Akteure der Wohnungswirtschaft und der Stadtentwicklung in Ludwigshafen. Deshalb erfolgt die Steuerung der Stadtentwicklungsprojekte über einen Lenkungskreis und entsprechende Arbeitskreise, in denen das jeweilige Wohnungsunternehmen, Vertreter der Stadt, zum Teil des Landes Rheinland-Pfalz, der Mieter und Bewohner, Vertreter lokaler Organisationen, von Vereinen und der Polizei vertreten sind. Die Bildung von Wohneigentum wird hierbei in einem separaten Arbeitskreis behandelt und konzeptionell weiterentwickelt. Die Erfolgsfaktoren sind im Einzelnen: Umfassendes wohnungswirtschaftliches Gesamtkonzept, das Vertrauen in die Bildung von Eigentum schafft Gemeinsam verantwortlich Handeln mit Land, Kommune, anderen Wohnungsunternehmen und Bewohnern im Sinne einer Win-Win-Situation Hohe Verantwortlichkeit und Sensibilität im Umgang mit den Menschen Erzeugen einer hohen Identifikation bei den Bewohnern Imagegewinn für die Wohnanlage durch soziale Stabilisierung Motivation zum Handeln und Mitmachen, positive Mund-zu-Mund-Propaganda Letztendlich muss das Gesamtkonzept der Revitalisierung und zukunftsfähigen Weiterentwicklung innerstädtischer Wohngebiete für alle Beteiligten einen großen Nutzen bringen: Neue Wohn- und Lebensqualität für die Bewohner (Mieter und Eigentümer) Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Attraktivitätsgewinn für die Kommune als Wohnort Stärkung der sozialen Strukturen und nachbarschaftlichen Beziehungen durch mehr Eigenverantwortung der neuen Eigentümer Zukunftsfähigkeit im Sinne von Klimaschutz und Ressourcenschonung durch eine hohe Energieeffizienz Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit für das Wohnungsunternehmen Positive Einflüsse auf die lokale Beschäftigung durch Eigentumsprojekte Fazit Bei der zukunftsorientierten Entwicklung der Wohnungsbestände spielt die Bildung von Eigentum eine zentrale Rolle. Sie schafft eine neue Wertigkeit des Gebäudes, der Bewohnerstruktur und des Images. Projekte dieser Art sollten als lokale Netzwerkprojekte mit allen relevanten wohnungswirtschaftlichen Akteuren geplant und getragen werden. Durch die Nutzung eigener Stiller Reserven sehen wir uns in die Lage versetzt, unsere Wohnungsbestände schneller als ursprünglich geplant durch Modernisierung und Instandhaltung den künftigen Markterfordernissen anzupassen und Zukunftsstrategien zu realisieren. 145 146 Andrea BestgenSchneebeck Abteilungsleiterin im Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Duisburg Forschungen Heft 110 Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln am Beispiel Duisburg 1 Privatisierungen in Duisburg Typ 4 Wie in einer Vhw-Veröffentlichung erwähnt, gibt es lautlose und weniger geräuscharme Privatisierungen. Intakte Siedlung aus den 50er Jahren mit alteingesessener Bevölkerung über mehrere Generationen, die bei Eigentümerwechsel mit dem Verkauf konfrontiert wurden und entsprechende Unsicherheit und Ängste haben NRW engagiert sich mit Genossenschaftsmodell. Von den lautlosen wird an dieser Stelle nicht gesprochen, weil sie die Kommune meistens nur beiläufig oder nachträglich erfährt. Es ist davon auszugehen, dass diese Privatisierungen in intakten Beständen im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. Ein wenig auffälliger sind Privatisierungen in Problembeständen, stigmatisierten Bereichen mit einseitiger Sozialstruktur und z. T. vernachlässigten Wohnungen und Mietern. Der Versuch einer Typisierung könnte wie folgt aussehen. Typ 1 Arbeitersiedlungen unter Denkmalschutz, die modernisiert und in gutem Zustand sind aber geprägt von türkischstämmiger Bevölkerung mit eigener Infrastruktur und durch die Lage im Stadtgebiet eine Exklave die Wohnungen werden trotz guter Ausstattung vom Wohnungsmarkt nicht angenommen Leerstände sind vorprogrammiert. Typ 2 Arbeitersiedlung unter Denkmalschutz in baufälligem Zustand mit erheblichem Modernisierungsbedarf im Stadterneuerungsgebiet, geprägt von einseitiger Sozialstruktur, vom Markt nicht angenommen. Verkaufsbemühungen der Eigentümer laufen zäh. Typ 3 Hochgeschossiges hochverdichtetes Gebiet aus den 70er Jahren Eigentümer haben oft gewechselt sind teilweise anonyme Fonds. Wurde über Jahre vernachlässigt in der Betreuung und Vermietung. Problematische Sozialstruktur mit vielen Nationalitäten. Aber darunter auch einige stabile Familien, die alteingesessen und scheinbar kaufbereit sind. Typ 5 Neubaumaßnahme in direkter Nähe zu einem hoch verdichteten und problematischen Wohnungsbestand Beispiel Hagenshof, das auch eines der untersuchten Gebiete ist. 2 Handlungsfeld Kommune Bis auf Typ 5 ist die Kommune von allen Privatisierungen mehr oder weniger überrascht worden. Die Eigentümer haben ihre Konzepte vorbereitet und setzen sie um. Dabei spielen natürlich fiskalische und wirtschaftliche Gründe eine große Rolle. Einige Eigentümer waren sehr negativ überrascht, als sie ihre Bestände sahen. Die Kommune hatte sich in den Vorjahren oft bemüht, angesichts der problematischen Entwicklungen mit den verschiedenen Eigentümern zu kontakten, was aber nur z. T. gelungen ist. Auch mit wohnungswirtschaftlichen Sanktionen lässt sich ohne Engagement der Eigentümer keine wesentliche und nachhaltige Verbesserung durchsetzen. Duisburg hat letztlich auf die Intention der Eigentümer reagiert, in der Erwartung, eine Strukturverbesserung zu erreichen. Damit wurden die Eigentümer unterstützt mit einer Palette von Maßnahmen: Kontakte herstellen zu den Fachbereichen in der Verwaltung gemeinsame Besprechungen und Infoveranstaltungen, Information zu Fördermöglichkeiten, Abwicklung von Anträgen, Wohnungsversorgung Haushalte, problematischer Kontakte zu dem zuständigen Ministerium, z. B. für Ausnahmegenehmigungen, Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Einbindung der Akteure vor Ort: Caritative Organisationen, Politik, Presse, Initiierung von Runden Tischen, an denen alle Organisationen und die verschiedenen Eigentümer teilnehmen. Insgesamt also Begleitung des Prozesses im Rahmen der Möglichkeiten, Einbinden und Zusammenführen aller Akteure. Im Ergebnis hat aber die Kommune keinen entscheidungsrelevanten Einfluss und hat die Rahmenbedingungen, u. a. die des Eigentümers zu akzeptieren. Es fehlt eine Möglichkeit, aktiv und gestaltend den Prozess zu begleiten, um unerwünschte Entwicklungen zu verhindern. Deshalb können Privatisierungen auch (noch) nicht als kommunale Strategie zur gesamtstädtischen Entwicklung gewertet werden. Es fehlen: Wissenschaftliche Aufarbeitung des Prozesses zur o Entwicklung von Kriterien zur Begleitung des Prozesses, o Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, o Entwicklung von Kriterien zur Evaluation und Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen. In Duisburg werden die Privatisierungen unterstützt, weil unterstellt wird, dass es langfristig zur Stabilisierung der Strukturen führt. Darüber hinaus unterstützt Duisburg Eigenheimförderungen auch vor dem Hintergrund des Nachholbedarfes und der immer noch niedrigen Eigentumsquote, auch um weitere Abwanderungen zu verhindern. Privatisierung ist aber auch kein Allheilmittel und sollte kritisch durchleuchtet werden. Insbesondere da, wo sie andere, sinnvollere Entwicklungen verhindert. Es muss auch die Abwägung erlaubt sein, ob ein Wohnungsbestand, der über Jahre mehr oder weniger erfolglos therapiert wurde, vom Markt genommen werden kann (muss). 3 Aspekte der Unternehmen Die Unternehmen entwickeln Strategien auf der Grundlage fiskalischer und wirtschaftlicher Erwägungen. Sie trennen sich von Wohnungsbeständen, um ihr Portfolio umzustrukturieren aber auch um problematische Wohnbereiche zu entschärfen. Grundsätzlich ist die Mieterprivatisierung wesentlich schwieriger für die Unternehmen als der Verkauf an Investoren. Der Aufwand des Mieterverkaufes ist ungleich höher: Informationen an Betroffene Einbindung der verschiedenen Akteure vor Ort mit den unterschiedlichen Interessenlagen intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen kommunalen Fachbereichen Presse/Politik Die Kommune unterstützt Mieterprivatisierungen, weil eine stärkere Identifikation entsteht mit besseren Entwicklungsmöglichkeiten. Unternehmen informieren Kommunen unterschiedlich über ihre Absichten: Offensiv im Vorfeld oder erst dann, wenn Probleme entstehen. Einige schalten professionelle Beratungs und Betreuungsunternehmen ein, um einen engen Kontakt zu den potenziellen Erwerbern zu sichern. Auch die Beratungsunternehmen weisen deutliche Unterschiede auf: Eine seriöse und nachhaltige Vermarktung und Betreuung stehen einer aggressiven und vornehmlich auf schnelle Vermarktung angelegten Strategie gegenüber. Auch in diesem Zusammenhang besteht Regelungsbedarf, der nicht per Gesetz verordnet werden kann, sondern mehr über einzelfallbezogene Vereinbarungen umgesetzt werden muss. 4 Neubau in einem belasteten Stadtteil am Beispiel Hagenshof Der Hagenshof liegt im Duisburger Norden, im Bezirk Meiderich. Es handelt sich um ein hochgeschossiges und hochverdichtetes Wohngebiet, das in den 70er Jahren aus dem Boden gebaut wurde. Er besteht aus rd. 1 800 Wohnungen, in denen ca. 4 400 Menschen leben. Rund 78 % der Wohnungen sind öffentlich gefördert. Ohne Anbindung an eine vorhandene Siedlungs und Infrastruktur war der Bereich von Beginn an ein Fremdkörper im Siedlungsgefüge. 147 148 Forschungen Heft 110 Das wurde noch verstärkt durch die Belegung mit problematischen Familien, die sich hier konzentrierten. In den Folgejahren verschlechterte sich das Image, was zu Vermietungsschwierigkeiten und Leerständen führte. Bereits Anfang bis Mitte der 80er Jahre wurde über eine Abtragung der oberen Geschosse nachgedacht, um das Problempotenzial zu reduzieren. Wegen der Kosten wurde dieser Gedanke jedoch verworfen. In den folgenden Jahren bis heute haben die Eigentümer mit sehr viel Aufwand Verbesserungen durchgeführt, sowohl im baulichen als auch sozialen Bereich, was im aktuellen Erscheinungsbild positiv auffällt. In Zusammenarbeit mit der IBA wurde Anfang der 90er Jahre ein Modellprojekt am Rande der Hochhaussiedlung konzipiert. Die Stadt stellte in Erbpacht ein ca. 15 000 m2 großes Grundstück zur Verfügung. Das Siedlungskonzept war durchaus auch als Gegenmodell zum verdichteten Geschosswohnungsbau zu verstehen. Gleichzeitig bestanden Befürchtungen, dass dieser krasse Gegensatz zu einer Verstärkung der Probleme führen könnte. Das Planungsverfahren war als wechselseitiger Lernprozess konzipiert. In einem Gutachterverfahren wurde zwischen drei Entwürfen ausgewählt. Den Zuschlag erhielt ein Büro aus Aachen. Danach entstanden 52 Einfamilienhäuser und fünf Eigentumswohnungen. Vorgestellt wurde das Projekt im November 1993 in einer öffentlichen Versammlung. Das Interesse war sehr groß, bereits im Frühjahr 1994 standen 40 Erwerber verbindlich fest. Fast 70 % der Bauherren bekamen eine Förderung nach dem Modell A für Einkommensschwache mit drei Kindern, auffällig viele Aussiedler waren vertreten. Mittlerweile leben die Eigenheimbesitzer seit mehren Jahren in ihren Häusern. Die Siedlung macht einen positiven, sehr gepflegten Eindruck. In Gesprächen mit Bewohnern und auch den Betreuern des Bürgerhauses gibt es viel Positives zu berichten. So sind die Befürchtungen, dass eine Verstärkung von Problemen entsteht, nicht eingetreten. Vielmehr gab es von Anfang an Durchlässe, d. h. heutige Eigenheimer waren Mieter in den Hochhäusern, so dass eine strikte Trennung vermieden werden konnte. Auch werden die Kontakte durch die Kinder gepflegt. Besonders positiv fällt auf, dass sich die Eigentümer stark in Schule und Kindergarten engagieren. Die Familien stabilisieren den Bereich mit seinen sozialen Einrichtungen. Da es sich um eine recht kleine Maßnahme handelt, bestand auch eher die Möglichkeit des Zusammentreffens zwischen den Bewohnern. Es entwickelte sich nicht so sehr eine eigene Struktur mit Tendenz zur Abgrenzung. Der Hagenshof war schon immer ein Zuzuggebiet, so dass die Bewohner bereit sind, zumindest friedlich nebeneinander zu wohnen und sich zu akzeptieren. Fazit Es kann nicht festgestellt werden, was passiert wäre ohne die Eigenheime. Wäre die Situation in den Hochhäusern eskaliert? Es kann aber ebenfalls nicht bewiesen werden, dass die Gruppenselbsthilfe zur Verbesserung beigetragen hat. Bemerkenswert sind aber die vielen kleinen positiven Entwicklungen in dem gesamten Bereich: Eigentümerengagement durch Modernisierungen und Sozialmaßnahmen; Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes, unauffällige Kriminalstatistik, angesichts der 47 Nationalitäten ein insgesamt friedliches Nebeneinander. Ist das der Erfolg einer solchen Maßnahme? 5 Schlussbemerkungen Insgesamt müssen die Privatisierungen auch in einem gesamtstädtischen Zusammenhang als Strategie zur Stadtentwicklung gesehen werden. So dürfen Privatisierungen, wie schon erwähnt, sinnvolle Entwicklungen nicht verhindern. Dazu gehört der Rückbau von Wohnungen. Viele Quartiere werden mit viel Aufwand erhalten, mit Denkmalschutz und Modernisierungsförderung, wobei der Bestand nicht nachgefragt wird und es mittelfristig zu Vermietungsschwierigkeiten kommt. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Der Denkmalschutz wird oft sehr restriktiv gehandhabt. Häufig werden durch den Erhalt von Altsubstanz Erneuerungen, auch in der Sozialstruktur, verhindert. Aus manchen Fehlern der Vergangenheit können und sollten wir hier lernen. Die Kommunen müssen in die Lage versetzt werden, aktiv an dem Prozess teilzunehmen, zu agieren. Rahmenbedingungen der Privatisierungen und Handlungsempfehlungen müssen konkretisiert und Umsetzungsstrategien entwickelt werden. Es sollten Vereinbarungen zwischen den betroffenen Akteuren geschlossen werden, um die Prozesse zu steuern. 149 150 Werner Teetz Mitglied des Vorstands der GEWOBA AG Wohnen und Bauen, Bremen Forschungen Heft 110 Erfahrungen mit der Umwandlung und Privatisierung von Mietwohnungen aus Sicht der GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen, Bremen Vorstellung Die GEWOBA Aktiengesellschaft Wohnen und Bauen hat ihren Sitz in Bremen. Knapp drei Viertel des Aktienkapitals der GEWOBA befindet sich im Besitz der Kommune. 25,7 % verteilen sich auf fünf Banken. Ein geplanter Börsengang ist aus verschiedenen Gründen zunächst einmal zurückgestellt, aber nicht aufgehoben. Das Unternehmen ist 78 Jahre alt und hat eine bewegte Geschichte. Bis 1987 waren wir Regionalgesellschaft im Neue HeimatKonzern, sind aber auch jetzt mit der Eigentümerstruktur sehr zufrieden. Seit 1987 hat sich das Unternehmen gut entwickelt. Unser Jahresüberschuss 2001 beträgt 17,4 Millionen Euro. Hierbei sind bereits 5 Millionen Euro Abwertungen für geplante Rückbauten und 4,5 Millionen Euro als Zuführung zur 6 b-Rücklage aus dem Geschäftsfeld, das heute Thema ist, gekürzt. Das Unternehmen ist vorrangig im Wirtschaftsraum Bremen tätig und beschäftigt sich mit allen Geschäftsfeldern der Immobilienwirtschaft und der Immobiliendienstleistung. Wir haben 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit 44 600 Wohnungen verfügt die GEWOBA über das größte Mietwohnungsangebot im kleinsten Bundesland: von der Ein-Zimmer-Wohnung bis zum Reihenhaus in fast allen Stadtteilen Bremens und Bremerhavens. Die Bewirtschaftung dieses Bestandes stellt unser Kerngeschäft dar. Es gehört jedoch auch zu unserer strategischen Ausrichtung, in allen größeren Wohnquartieren bis zu 25 % des Mietwohnungsbestandes zu privatisieren. Bereits seit über 20 Jahren wandeln wir Mietwohnungen in Eigentumswohnungen um und bieten sie vorrangig den Mietern zum Kauf an. Hieraus hat sich mittlerweile ein eigenständiges Geschäftsfeld entwickelt, das einen wichtigen Ergebnisbeitrag leistet. Wir haben ständig rund 3 000 Wohnungen aus dem Bestand im Angebot. Wird unser Angebot durch Abverkauf kleiner, wandeln wir ein weiteres Objekt um. Wer sind unsere Zielgruppen in diesem Geschäftsfeld? Unsere vorrangige Zielgruppe sind die Mieter des Objektes. Bevor wir ein Objekt umwandeln, schreiben wir die Mieter an, informieren sie über unsere Absicht und fragen, ob sie am Kauf ihrer Wohnung möglicherweise interessiert sind. Zu dieser Abfrage gehört selbstverständlich bereits ein konkretes Verkaufsangebot und eine beispielhafte Finanzierungsrechnung. Die zu erwartende Belastung nach Kauf darf die Miete nicht wesentlich übersteigen, sonst werden unsere Kunden einfach überfordert. Die Eigenheimzulage ist hierbei natürlich ein ganz wichtiger Faktor und darf auf keinen Fall durch den Gesetzgeber gekürzt werden. Wenn mindestens 10 % der Mieter Kaufinteresse signalisieren, wandeln wir um. Der Verkauf wird durch selbstständige Vertriebspartner durchgeführt, die bereits lange Jahre für uns tätig sind und auch auf keinen Fall mit Drückermethode arbeiten. An dieser Stelle möchte ich deutlich darauf hinweisen, dass wir uns für den Verkauf der Wohnungen Grundsätze verordnet haben zum Schutz der Mieter: Käufer sollen Mieter sein. Mit Zustimmung der Mieter kann die einzelne Wohnung an nächste Angehörige verkauft werden. Bewohnte Wohnungen werden also nicht an Dritte veräußert. Jeder Mieter kann auswohnen. Freiwerdende Wohnungen können auch an andere Interessenten (möglichst zur Eigennutzung) verkauft werden. Der Verkauf en-bloc ist grundsätzlich ausgeschlossen. Der Verkauf einzelner unvermieteter Wohnungen an Erwerber im Sinne der Zielsetzungen der GEWOBA ist möglich. In Bremen ist die Politik informiert und alle Parteien tragen unsere Handlungsweise voll mit. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Was kostet eine Eigentumswohnung aus dem Bestand der GEWOBA? Abhängig von der Größe und qualitativen Aspekten, wie Ausstattung und Lage, liegen die Kaufpreise aktuell zwischen 850 und 1 250 Euro je Quadratmeter. Die vergleichbaren Neubaupreise liegen bei 1 600 bis 2 000 Euro je Quadratmeter. Wer übernimmt eventuell erforderliche Modernisierungsarbeiten? Das Gemeinschaftseigentum modernisiert die GEWOBA grundsätzlich vor der Umwandlung. Damit vermeiden wir eine weitere Belastung unserer Käufer in den nächsten Jahren. Den Kunden bietet das Unternehmen auch eine kostengünstige Modernisierung des Sondereigentums an. Hierzu gehören insbesondere Elektro- und Malerarbeiten, Erneuerung der Bodenbeläge und Sanitärobjekte sowie Fliesenarbeiten. Besonders preiswert sind die Angebote aus der GEWOBA-Musterkollektion. Auch nach dem Verkauf bleiben wir im Kontakt mit den Kunden. Mit der Umwandlung wird die GEWOBA zunächst auch als Eigentumsverwalter bestellt. Der Geschäftsbereich Eigentumsverwaltung der GEWOBA verwaltet über 12 400 Eigentumswohnungen in rund 290 Eigentümergemeinschaften, davon 60 % aus Umwandlungen. Wir gehören zur Zeit sicherlich zu den größten Eigentumsverwaltern in der Bundesrepublik. In den meisten Fällen verlängern die Eigentümergemeinschaften ihren Auftrag und bleiben dem Unternehmen so als Kunden erhalten. Die Eigentumsverwaltung muss professionell durchgeführt werden, dann ist sie auch ertragsbringend. Unsere Kernkompetenz im Mietwohnungsbereich wird um einen wichtigen Bereich des Immobilienmarktes durch unsere Tätigkeit als Eigentumsverwaltungen erweitert. Nach diesen Informationen zum Verfahren nun zu unseren Erfahrungen: Unsere Kunden nutzen gern diese vergleichsweise preisgünstige Form der Eigentumsbildung. Das bestätigen die Vertriebserfolge mit 250 bis 450 Verkäufen umgewandelter Wohnungen pro Jahr. In den Quartieren führt die Privatisierung zu einer sozialen Stabilisierung. Die Kunden übernehmen als Eigentümer eine neue Verantwortung für Wohnung, Wohnhaus und Wohnumfeld. Sie identifizieren sich stärker mit ihrem Eigentum. Positive Effekte, wie zum Beispiel ein besserer Pflegezustand des Objektes, strahlen auf die Nachbarschaft aus. Wir haben festgestellt, dass überwiegend die Kunden ihre Wohnungen kaufen, die das Unternehmen bereits als Mieter positiv bewertet haben. Sie übertragen den Vertrauensvorschuss auf die GEWOBA als Verkäufer und als Eigentumsverwalter. Etwa 36 % der von uns verwalteten Eigentumswohnungen befinden sich inzwischen im Eigentum von sogenannten Kapitalanlegern: Das sind im Wesentlichen Erben früherer Erwerber oder Eigentümer, die ausgezogen sind und ihre Wohnung jetzt vermieten. Zum Teil sind es auch Käufer, die das Objekt als Kapitalanlage erworben haben, zum Beispiel Verwandte der Mieter. Relativ gering ist in den umgewandelten Beständen die Fluktuation. Die Zahl der Weiterverkäufer in Relation zum verwalteten Bestand lag zum Beispiel im Jahr 2001 bei 1,8 %. Diese geringe Fluktuationsrate gilt für sich auch als Beweis für große soziale Stabilität im Quartier. Zum Vergleich: Im Mietwohnungsbestand der GEWOBA lag die Fluktuation im Jahr 2001 bei 13,6 %. Die Bremer sind eigentlich für ihre Umzugsfreude bekannt. Wie wirkt es sich nun aus, dass gemäß unserer Grundsätze jeder Bewohner in einer umgewandelten Wohnung Mieter bleiben kann? Es ergibt sich ein so genannter Schweizer Käse Bestand. In fast allen umgewandelten Eigentumswohnanlagen gibt es auch noch Mieter der GEWOBA. Hieraus resultieren jedoch keine speziellen Schwierigkeiten. Zu beobachten sind gelegentlich die normalen Nachbarschaftsprobleme, die es in allen Mehrfamilienhäusern gibt und, und nicht nur das. Auch bei geborenen Eigentumswohnungen gibt es kaum Bestände, die ausschließlich von Eigentümern bewohnt werden. 151 152 Forschungen Heft 110 Übrigens die Verwaltung der unverkauften, noch vermieteten Wohnungen ist etwa 60 % teurer als die reine Eigentumsverwaltung. Die Erfahrungen mit den neuen Eigentümern sind überwiegend positiv. Viele müssen jedoch ihre neue Rolle und ihre Rechte zuerst erlernen. Sie müssen sich zum Beispiel daran gewöhnen, dass sie jetzt die Entscheidungen selbst treffen: in der Eigentümerversammlung und dass die GEWOBA als Eigentumsverwalter die Entscheidungen nicht mehr treffen kann. Gelegentlich kommt es vor, dass wir unverkaufte Wohnungen wieder vermieten. In diesen Fällen müssen wir die Auswahl der Mieter besonders achtsam treffen, damit sie wirklich gut in die Hausgemeinschaft passen. Zum Schluss möchte ich ein kurzes Fazit aus der über zwanzigjährigen Erfahrung im Geschäftsfeld der Bestandsprivatisierung ziehen: Die Bestandsprivatisierung bringt, wenn sie mit Augenmaß betrieben wird, deutliche Vorteile für alle Beteiligten. Die Kunden erhalten eine kostengünstige Möglichkeit, Eigentum zu bilden. In den Quartieren werden die Sozialstrukturen stabilisiert. Positive Effekte strahlen auf die Nachbarschaft aus. Und uns als Wohnungsunternehmen fließen Erträge zu, die eine marktgerechte Weiterentwicklung unseres Bestandsportfolios ermöglichen. So halten wir unser Angebot fit für die Zukunft. Es findet selbst bei den hohen Verkaufszahlen von 250 bis 450 Einheiten je Jahr kein Ausverkauf statt. Die GEWOBA hat ihren Wohnungsbestand seit 1990 gehalten, immer rund 2,5 Millionen Quadratmeter vermietete Fläche. Wir haben die frei gewordenen Mittel genutzt, um Wohnungen zu kaufen und zu bauen, auch als Ergänzungsbauten in unseren großen Wohnanlagen. Die GEWOBA ist ein engagierter Anhänger des Eigentumsgedanken und hat damit herausragende Erfolge. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln Erfahrungen mit der Umwandlung von Mietwohnungen aus der Sicht der Unternehmen 1 Das Unternehmen Sozialverantwortliche Wohnungsprivatisierung war der Anlass für die Landesbank Baden-Württemberg und der Bietigheimer Wohnbau GmbH Bietigheim-Bissingen, einem regionaltätigen Wohnungsunternehmen der Stadt Bietigheim-Bissingen, die SüdWERT Wohnungsprivatisierungsgesellsch mbH Bietigheim-Bissingen 1997 zu gründen. Seit diesem Zeitpunkt wurden vorwiegend in Baden-Württemberg und zwischenzeitlich auch in Bayern knapp 4 000 Wohnungen an 61 Einzelstandorten mit dem Ziel erworben, Wohnungsprivatisierung nach den selbst auferlegten sozialen Kriterien durchzuführen. Vorwiegend von Kommunen, kommunalverbundenen Wohnungsunternehmen, als auch von Versicherungen, Industrieunternehmen und privaten Eigentümern wurden bislang Wohnungen erworben und erfolgreich privatisiert. In der noch jungen Firmengeschichte ist es gelungen, ein beachtenswertes Firmenimage aufzubauen und in Baden-Württemberg auf diesem Sektor mit als Marktführer zu gelten. 2 Motive der Gesellschaft Die Bietigheimer Wohnbau (einer der Gründungsväter Dr. Lothar Späth) hat sich als regionaler Bauträger darüber Gedanken gemacht, ob es gelingen kann, einer breiten Schicht der Bevölkerung zu Wohneigentum zu verhelfen. Aus diesem Grund wurden bereits vor ca. 15 Jahren verschiedene Modelle preiswerter Eigentumswohnungen und Reihenhäuser entwickelt und mit großem Erfolg an so genannte Schwellenhaushalte veräußert. Der selbsterlegte Auftrag, einer breiten Schicht der Bevölkerung zur Wohnungseigentum zu verhelfen, lässt sich am Stammsitz des Unternehmens damit belegen, dass im Stadtgebiet eine Eigentumsquote von ca. 55 % existiert, die damit weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. Trotz aller Anstrengungen ist es jedoch nicht gelungen, die Bevölkerungsschicht zu bedienen, die knapp am so genannten Schwellenhaushalt anzusiedeln ist. Aus diesem Grund begann das Unternehmen damit, entsprechende erste Privatisierungsmaßnahmen mit großem Erfolg durchzuführen. Kaufquoten durch die Mieterschaft von fast 75 % konnten erreicht werden und eine Vielzahl von positiven Aspekten festgestellt werden. Somit konnte einem weiteren Teil der Bevölkerung Zugang zu Wohneigentum verschafft werden, der somit aus unserer Sicht ein ganz wichtiger Aspekt zur privaten Eigentums- und Vermögensbildung ist, sowie der eigenen Altersvorsorge Rechnung trägt. Die langjährig gesammelte Erfahrung hat gezeigt, dass sich durch sozialverantwortliche Wohnungsprivatisierung deutliche Verbesserungen von Bewohnerstrukturen ergeben. Die mit der Wohnungsprivatisierung verknüpfte Modernisierung von Wohnanlagen trägt außerdem zu erheblicher städtebaulicher Verbesserung entsprechender Wohnquartiere bei. Oft war zu beobachten, dass, ausgelöst durch die Wohnungsprivatisierung, auch in den Nachbarschaften erhebliche Anstrengungen zur städtebaulichen Verschönerung ausgelöst wurden. In aller Regel war bei allen Betroffenen und Beteiligten eine hohe allgemeine Zufriedenheit durch die Wohnungsprivatisierung festzustellen. Hierzu werde ich im weiteren Verlauf noch näher eingehen. 3 Privatisierungsgrundsätze der SüdWERT Die erworbenen Wohnungsbestände, meist aus den Baujahren 19501970, entsprechen in der Regel nicht mehr den heutigen marktwirtschaftlichen Vorstellungen, was den Zustand der Wohnanlagen betrifft. Aus diesem Grund erfolgt in der Regel eine Modernisierung des künftigen gemeinschaftlichen Eigentums, so dass durchschnittliche Wohnungsqualitäten geschaffen werden. In den letzten vier Jahren haben wir ca. 80 Mio. EUR in die erworbenen Wohnanlagen für Fassadenmodernisierung, Einbau von Heizungsanlagen, Erneuerung von Fenstern etc. investiert. Im Übrigen Investitionen, die für das Bauhandwerk in der heutigen Zeit von beträchtlicher Bedeutung sind. 153 Dieter Schwahn Geschäftsführer der SüdWERT Wohnungsprivatisierungsgesellschaft mbH, Bietigheim-Bissingen 154 Forschungen Heft 110 Nach Erwerb von Wohnanlagen wird ein ganzes Bündel von Informationsmaßnahmen ausgelöst, damit alle direkt und indirekt Betroffenen über die Privatisierungsabsichten informiert werden. Insbesondere die Mieter werden sofort und umfassend über die geplante Privatisierungsmaßnahme informiert. Beratungen der Mieterschaft, ob ein Weg ins Wohneigentum sinnvoll ist, und alle damit zusammenhängenden Fragen, werden durch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter vor Ort in den Wohnanlagen durchgeführt. Hierzu werden entsprechende Büros eingerichtet, so dass ein ständiger Kontakt zwischen Mieter und Berater vor Ort möglich ist. Unser erstes Ziel ist es, möglichst vielen Mietern den Weg ins Wohneigentum zu ermöglichen. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen wird hierzu eingesetzt. Eine Zeitdauer der Beratungen, die ohne Zeitdruck erfolgen, wird in der Regel einen Zeitraum von sechs bis 12 Monaten beanspruchen. Die langjähren Erfahrungen zeigen, dass oftmals nicht der Mieter selbst, sondern der Mieterfreund die Wohnung des Mieters erwirbt. Hier handelt es sich um Verwandte, Bekannte und sonstige Personen, die vom Mieter uns zugeführt werden. Die Kombination, dass aus einem Vertrauensverhältnis der Käufer einer Wohnung ein persönliches Verhältnis zum vorhandenen Mieter mitbringt, ist eine Kombination, die aus unserer Sicht durchaus wünschenswert ist. Fast 10 % unseres Umsatzes findet in der Sparte Mieterfreunde statt. Übliche Fluktuation in den Wohnanlagen wird nach unserer Beobachtung durch Privatisierungsmaßnahmen nicht erhöht. Auf diesem Wege verfügen wir über Wohnungen, die wir dann Selbstnutzern am Wohnungsmarkt anbieten. Durch die in der Regel günstigen Kaufpreise gelingt es einer breiten Schicht der Bevölkerung, Eigentum zu bilden. Selbstverständlich ist es nicht möglich, generell alle Wohnungen an die zuvor beschriebenen Käufergruppen zu vermarkten. Es war auch nie unsere Absicht, eigene größere Wohnungsbestände aufzubauen. Aus diesem Grund werden Wohnungen von Mietern, die kein Interesse am Erwerb zeigen, oder auch nicht in der Lage sind, ihre Wohnung zu erwerben, Dritten angeboten. Nachdem diese Strategie von Anfang an vorgesehen war, wollte man jedoch unbedingt sicherstellen, dass solche Käufer die vorhandenen Mieter auf Dauer in ihrem Mietverhältnis belassen. Aus diesem Grund wird in der Regel nach Erwerb einer Wohnanlage ein Nachtrag zu den bestehenden Mietverträgen abgeschlossen, der Kündigungen der Mietverhältnisse wegen Eigenbedarf oder wirtschaftlicher Verwertung ausschließt. Ich stelle fest, dass somit in aller Regel zunächst der Mieter über ein wesentlich sichereres Mietverhältnis verfügt, als vor einer beginnenden Mieterprivatisierung. Durch diese Maßnahme, und dies haben wir seit Jahren beobachtet, werden diese Mietverhältnisse ohne Probleme weitergeführt. Die Dritterwerber erwerben solche Wohnungen in aller Regel zur eigenen Altersvororge und Vermögensbildung. Untersuchungen dieser Käufergruppe haben ergeben, dass es in Anbetracht der günstigen Kaufpreise und der guten Mietrenditen es sich hierbei fast ausschließlich um ebenfalls Käufergruppen handelt, die in der Regel einfache berufliche Qualifikationen und Schulbildungen besitzen und ansonsten nicht in der Lage wären, Wohneigentum zur Vermögensbildung und Altersvorsorge zu erwerben. Wir sind uns wohl bewusst, dass diese Vorgehensweise oftmals von verschiedenen Gruppen kritisiert wird, jedoch sind die zwischenzeitlich reichlich gesammelten Erfahrungen so positiv, dass wir auch künfitg diesen Weg weiter beschreiten wollen. 4 Wissenschaftliche Studie einer durchgeführten Wohnungsprivatisierung Um die zuvor getroffene Aussagen zu belegen, haben wir eine unserer Privatisierungsmaßnahmen durch ein Sozialforschungsinstitut von Anfang kritisch begleiten lassen. Diese Studie, die sich über vier Jahre erstreckt hat, liegt zwischenzeitlich vor und die positiven Ergebnisse bestätigen meine Ausführungen. Die heutige Gelegenheit will ich selbstverständlich dazu nutzen, die Politik aufzufordern, Wohnungsprivatisierungen zu unterstützen, sofern sie nach sozialveranwortlichen Kriterien durchgeführt wird. Potenziale der Wohneigentumsbildung für die soziale Stabilität von Stadtvierteln In Baden-Württemberg wurden nunmehr im Rahmen des Landeswohnungsbauprogrammes erstmalig auf unsere Initiative hin Fördermittel zur Wohnungsprivatisierung bereitgestellt. Unter bestimmten Voraussetzungen der Wohnungsprivatisierung, als auch der persönlichen Voraussetzungen des Mieters werden Darlehen durch die Förderbank gewährt. Eine erhebliche anfängliche Zinssubvention, die über einen Zeitraum von zwölf Jahren nach und nach zurückgefahren wird, ist ein wichtiger Beitrag, einkommensschwachen Mietern den Weg zum Wohneigentum zu ermöglichen. Durch diese Förderung möchte das Land Baden-Württemberg beitragen, entsprechende Wohnquartiere zu stabilisieren. Man ist auch dort der Auffassung, dass Mieterprivatisierung hierzu einen erheblichen Beitrag leistet. Die Eigenheimzulage, die hoffentlich trotz aller Spekulationen und Gerüchte beibehalten wird, könnte Elemente der Überarbeitung vertragen. Insbesondere eine Diffe- renzierung nach entsprechenden Regionen, bei denen das Preisniveau deutlich höher ist, könnte ein möglicher Ansatz sein. Auch die pauschale Gewährung der Zulage, ohne Rücksicht auf Wohnungsgrößen müsste überdacht werden. Oft privatisieren wir Wohnanlagen, bei denen die noch vorhandenen öffentlichen Mittel abgelöst wurden. Im Rahmen der gesetzlichen Nachwirkungsfrist können durch Fluktuation freiwerdende Wohnungen nur an Selbstnutzer veräußert werden, deren Einkommen nicht über den gesetzlichen Grenzen liegen. Über den Weg der Wohnungsprivatisierung bessere Belegungsstrukturen zu erzielen, sollte deshalb Anlass sein, diese Einkommensgrenzen entweder ganz aufzuheben oder deutlich zu erhöhen. Ich bin mir sicher, dass sozialverantwortliche Wohnungsprivatisierungen eine Menge positiver Effekte hat, die ich in meinen Statement nur ansatzweise ansprechen konnte. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. 155