Auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott in Granada
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Auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott in Granada
64. Jahrgang · Mai 2012 · Internet: www.barmherzige.de Auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott in Granada 2 misericordia 5/12 Thema: Lebensqualität Liebe Leserinnen, liebe Leser, Die Lebensqualität der Anderen 3 Umfrage 5 Lebensqualität durch Qualitätsmanagement 8 Vortragsreihe „Besser leben“ in Regensburg 9 Patientenautonomie und Suizidalität 10 Bayerische Ordensprovinz Nachruf auf Pater Kamillus Halbleib 11 Serie „Gesichter des Ordens“ Frater Silvester Ganghofer 12 Fernseh-Dreh in Bad Wörishofen 13 Peter Lenz verlässt Barmherzige Brüder 13 Fortbildung für Werkstatträte und Bewohnervertreter 14 Unser Titelbild zeigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder in Bayern, die über Ostern in Granada auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott unterwegs waren – hier in der Cuesta de Gomérez, wo Johannes von Gott sein zweites „Krankenhaus“ betrieb. Die Gruppe ging dann weiter zur Besichtigung der Alhambra (siehe Beitrag Seite 16 ff.). Gremsdorf Insektenwelt auf der Landesgartenschau 15 Barmherzige Brüder weltweit Mitarbeiter auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott in Granada 16 Generaloberin der Johann-von-Gott-Schwestern zu Besuch 19 Kirche und Gesellschaft Münchner Arzt engagiert sich in Afrika 20 Mit Maria den Weg durch die Zeit gehen 21 Ordensleute beim Katholikentag 23 Rätsel mit ZEP 22 Serie „Mein Gebet“ 24 bei einer Umfrage im vergangenen Sommer, die in einer deutschen Großstadt durchgeführt wurde, waren nur 56 Prozent mit ihren Lebensumständen zufrieden. Aufgrund der damaligen Witterungsverhältnisse mag wohl der andauernde Regen ausschlaggebend für das schlechte Ergebnis gewesen sein. Dementsprechend sagten viele Befragte, es würde lohnen, in ein Land auszuwandern, in dem es weniger regne. Trotzdem: Deutschland liegt im Lebensqualitätsindex, der von der OECD erstellt wird, im oberen Mittelfeld. Wir könnten eigentlich zufrieden sein. Statt eines Bilderbuchsommers gab es im vergangenen Jahr einen Bilderbuchherbst. Trotz Krisenstimmung in den Euro-Ländern steht Deutschland wirtschaftlich ausgesprochen gut da. Die Arbeitslosenstatistik ist im Lot und die Luft ist in Deutschland sauberer als in den meisten anderen Staaten. Wenden wir uns von den statistischen Werten ab und fragen uns, was Lebensqualität für die meisten von uns bedeutet. Erfolg und Lebensfreude sind untrennbar miteinander verbunden. Wer meint, dass Erfolg nur in finanziell-materieller Hinsicht zu finden ist, der sieht nur die Oberfläche. Konstruktives, positives Denken ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität. Konzentration auf das Wesentliche ist der Punkt – nicht ein übervoller Terminkalender; Freiräume für ungestörtes Arbeiten, Nachdenken und Gespräche sollten mit eingeplant werden. Die Gestaltung von Beziehungen ist für die Lebensqualität von existentieller Bedeutung. Dazu gehören auch die Beziehung zu Gott und spirituelle Räume, von denen diese Beziehung lebt. Die naheliegendsten Dinge werden oft übersehen. Schlaf ist eine Grundvoraussetzung für unser Wohlbefinden. Dabei kommt es auf die Qualität des Schlafes an und nicht so sehr auf die Dauer. Bewusste vollwertige Ernährung bewirkt erstaunliche Dinge. Die Ernährung wirkt sich nicht nur auf unser körperliches Wohlbefinden aus, sondern sehr stark auch auf unsere Stimmungen und Gefühle. Liebe geht eben durch den Magen und Essen erzeugt Lebensfreude, was durch die vielen Kochsendungen im Fernsehen belegt wird. In der Mai-Nummer der misericordia wollen wir einen kleinen Denkanstoß geben, welche Ebenen und Faktoren unsere Lebensqualität beeinflussen. Den richtigen Mix und die entsprechenden Gewichtungen muss jeder für sich selbst finden. Es ist lohnend, sich damit zu beschäftigen. Ihr Frater Eduard Bauer Thema: Lebensqualität · misericordia 5/12 3 Wer die Lebensqualität von Bewohnern, Patienten und Klienten einschätzen will, stellt sich einer riskanten Aufgabe. Einige Fehler lassen sich vermeiden. Die Lebensqualität der Anderen „E S A R I N T U L O M D P C F B V H G J“ – Notiz – „E“ – Notiz – „E S A“ – Notiz – „E S A R I N“ – Notiz. Die Logopädin Sandrine beobachtet sein linkes Auge: Wimperschlag, Wimpernschlag, Wimpernschlag. Sie versteht, was dreimal Wimpernschlag bedeutet: Das Wort ist zu Ende. Sandrine liest das Wort vor: „Jean“. Jean-Dominique Bauby leidet seit dem 8. Dezember 1995 am sogenannten Locked-in-Syndrom, ein durch eine Schädigung des Stammhirns verursachtes Lähmungssyndrom. Dabei ist Bauby bei vollem Bewusstsein, sein gekommen, ein Alphabet zu erstellen, das die Buchstaben nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in der französischen Sprache aufreiht. Sie liest diese Reihung vor und sobald Bauby einmal mit dem linken Auge zwinkert, notiert sie den zuletzt vorgelesenen Buchstaben. JeanDominique Bauby ist 43 Jahre alt. Sein Leben ist von einem auf den anderen Moment völlig anders geworden. Er war Chefredakteur der Modezeitschrift „Elle“, und jetzt? Jetzt lebt er mit dieser Erkrankung im Hôpital maritime in Berck-sur-mer. Bauby kann sich verständigen und das Zusammenspiel mit Sandrine, seinem „Schutzengel“, wie er später diktieren wird, funktioniert so gut, dass er ein Buch schreiben will. Und es gelingt. Nach über 200 000 Wimpernschlägen, unzähligen Stunden und Nächten des Grübelns erscheint 15 Monate nach dem Zusammenbruch das Buch „Le scaphandre et le papillon“, im Deutschen erschienen als „Schmetterling und Taucherglocke“. Fremdeinschätzung versus Selbsteinschätzung Szenenfotos aus dem Film „Schmetterling und Taucherglocke“ von 2007, der das Buch von Jean-Dominique Bauby umsetzt. Denken ist klar. Aber von allen Muskeln seines Körpers kann er nur diejenigen steuern, die seine Augäpfel und die Augenlider bewegen. Seine Logopädin ist auf die geniale Idee Das Buch gewährt dem Leser einen Blick in eine sonst verschlossene Welt, in eine Gefühlswelt, die sich niemand vorzustellen vermag, über die man nur spekulieren kann und meistens doch falsch liegt. Wir machen ein kleines Experiment: Wenn Sie die Lebensqualität eines Patienten mit Locked-in-Syndrom einschätzen müssten, was würden Sie auf einer Skala von +5 bis -5 ankreuzen? +5 bedeutet „so gut wie in den besten Phasen vor der Erkrankung“, +3 „sehr gut“, 0 „weder gut noch schlecht“, -3 „sehr schlecht“, -5 „so schlecht wie in den schlechtesten Zeiten vor der Erkrankung“. Der Autor Dr. Bernhard Bleyer arbeitet an der Professur für Theologische Anthropologie und Wertorientierung der Uni Regensburg und an der Katholischen Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen. Diesen Test haben wir an der Katholischen Akademie in Regensburg in mehreren Schulungen durchgeführt und das Ergebnis geht immer in die gleiche Richtung. Die allermeisten gesunden Menschen, die beruflich in der Versorgung kranker Menschen involviert sind, schätzen die Lebensqualität eines Locked-in-Syndrom-Patienten mit -4 oder -5 ein – also mit „(beinah) so schlecht wie in den schlechtesten Zeiten vor der Erkrankung“. Der Zustand, nur noch das Augenlid und den Augapfel bewegen zu können, erschreckt uns. Aber sehen dies Locked-in-SyndromPatienten auch so? Eine Gruppe von Psychologen und Medizinern der Universität Lüttich (Coma Science Group) hat den Test gewagt und zusammen mit der französischen Vereinigung für Locked-in-Syndrom 91 Patienten zu ihrer Lebensqualität und zu Themen rund um das Lebensende befragt. Wie Jean-Dominique Bauby konnten sie auf die gestellten Fragen mit Lidschlag oder Bewegungen des Augapfels antworten. Auf die Frage „Meinen Sie, dass Sie unter Depressionen leiden?“ antworteten 13 Prozent mit Ja und 87 Prozent mit Nein. Auf die Frage „Empfinden Sie Ängste?“ erwiderten 33 Prozent Nein, 54 Prozent sagten, sie litten unter moderaten und 13 Prozent unter extremen Fortsetzung auf Seite 4 4 misericordia 5/12 · Thema: Lebensqualität Ängsten. Über das Schmerzempfinden dieser Patienten weiß man noch sehr wenig. So ist auch das Ergebnis, dass 54 Prozent „keine Schmerzen“, 43 Prozent „moderate Schmerzen“ und 3 Prozent „extreme Schmerzen“ angeben, eines der ersten von Patienten mit einer derart schweren Schädigung des Hirnstamms. von Dingen ab, die jeder andere Mensch auch als bedeutsam empfindet: Zuwendung, Kommunikation, Mobilität und Freizeitaktivitäten. Es braucht also grundsätzliche Handlungsmöglichkeiten, damit Menschen über ihre Lebenssituation eine positive Qualitätsaussage machen. Die Patienten wurden zudem mit Abwägungen rund um das Lebensende konfrontiert. Die erste Frage lautete: „Würden Sie in eine Wiederbelebungsmaßnahme nach Herzstillstand einwilligen?“ Antwort: 42 Prozent Ja, 58 Prozent Nein. Die nächste ist zur Euthanasie: „Haben Sie schon mal Euthanasie erwogen?“ 53 Prozent sagten Ja und 47 Prozent Nein. Die Nachfrage „Haben Sie aktuell den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe?“, bejahten aber nur 7 Prozent. Die dritte Frage bezog sich auf die Erwägung eines Suizids – bei diesen Patienten eine theoretische Thematik. Trotzdem erklärten 8 Prozent, dass ihnen diese Gedanken oft durch den Kopf gingen, 24 Prozent sagten „ab und zu“ und 68 Prozent der Locked-in-Syndrom-Patienten sagten von sich selbst, dass sie noch nie Gedanken an einen Suizid hatten. Suche nach Maßstäben Am Ende mussten die Patienten auf der oben beschriebenen elfstufigen Skala eine Einschätzung ihrer Lebensqualität abgeben. Völlig konträr zu dem, was die gesunden Teilnehmer unserer Seminare angeben, stuften sich nur 22 Prozent zwischen „so schlecht wie in den schlechtesten Zeiten vor der Erkrankung“ (-5) und „sehr schlecht“ (-3) ein, 6 Prozent zwischen „schlecht“ (-2) bis „irgendwie auf der schlechten Seite“ (-1), 31 Prozent zwischen „weder gut noch schlecht“ (0) bis „gut“ (+2) und 42 Prozent zwischen „sehr gut“ (+3) bis „so gut wie in den besten Phasen vor der Erkrankung“ (+5) . Mit anderen Worten: Fast drei Viertel der befragten Patienten gaben eine neutrale bis herausragende Lebensqualität für sich an. Dabei schätzten diejenigen, die sich bereits länger in diesem Zustand befanden, ihre Situation deutlich besser ein als diejenigen, die dies erst seit kurzem erlebten. Was lässt sich daraus für die Lebensqualität folgern? Neben der Bedeutsamkeit spezifischer Behandlungsverfahren hängt das Wohlbefinden der Patienten Was es im Allgemeinen sonst noch dazu braucht, darüber diskutiert seit Februar 2011 eine vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“. Sie hat die Aufgabe, aus verschiedensten Messindikatoren einen einheitlichen Maßstab für Lebensqualität und Wohlstand zu entwickeln. Nun ist diese Suche sicherlich komplexer als die Suche nach den Kriterien für die individuelle Lebensqualität. Aber auch sie muss einige fundamentale Bedingungen beachten, die für alle Lebensqualitätsaussagen gelten: Die Verfügbarkeit bestimmter lebensnotwendiger Gründgüter (Gesundheit, Sicherheit, Zuwendung etc.) ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für das Zustandekommen von Lebensqualität. Das heißt: Jemand kann in einer sicheren Umgebung leben und ein wohlhabender und gesunder Mensch sein, aber trotzdem sein Leben als nicht glücklich einschätzen. Was man nachweisen kann, ist die Tatsache, dass, sobald ein Grundgut – wie zum Beispiel die Gesundheit – eingeschränkt wird, auch die gesamte Lebensqualität zumindest kurzfristig zurückgeht. Bei der Rede über die Lebensqualität eines anderen Menschen besteht außerdem eine große Gefahr. Denn, wer vergisst, dass es bei der Lebensqualität nur um eine Selbstaussage des betroffenen Menschen gehen kann, versucht einen erkenntnistheoretischen Graben zu überspringen, der nicht zu überspringen ist. Der jüdische Philosoph Emmanuel Levinas hat dies so zum Ausdruck gebracht: „Zwischen mir und dem Anderen klafft eine Differenz, die keine Einheit (…) überbrücken kann.“ Das heißt: Ich kann über die Lebensqualität eines anderen Menschen keine Aussage machen, außer der andere teilt diese mir selber mit. Tut man es doch, geht man – wie oben bei den Locked-in-SyndromPatienten – das Risiko ein, völlig falsche Einschätzungen vorzunehmen. Damit ist ein weiterer Punkt verbunden. Lebensqualitätsaussagen sind Momentaufnahmen. Wenn Menschen krank werden, verändern sich die Schwerpunkte der subjektiven Lebensqualitätsbemessung. Wenn Menschen alt werden, werden Dinge wichtig, an die sie vorher nicht gedacht haben. Die Palliativpflegerin Bronnie Ware zum Beispiel notierte über acht Jahre hinweg die biographischen Rückblicke sterbender Menschen und veröffentlichte das Buch „The Top Five Regrets of the Dying“. Was Sterbende bereuen Die schwer kranken Menschen dachten in den Gesprächen mit ihr über das nach, was ihnen im Rückblick auf ihr Leben mehr Lebensqualität verliehen hätte. Die „Top Five“ hat sie zusammengestellt: „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben“, „ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“, „ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken“, „ich wünschte, ich wäre mit meinen Freunden in Kontakt geblieben“, „ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein“. Dass es vor allem die gelingenden zwischenmenschlichen Beziehungen sind, die unserem Leben Lebensqualität verleihen, zeigt eine Studie aus Harvard und Stanford. Sie läuft bereits seit über 70 Jahren und begann mit 268 Männern in den späten 1930er Jahren. Man begleitete diese durch ihr ganzes Leben. Auch die Ehepartner und Kinder nahmen die Forscher in die Betrachtung mit auf, so dass mittlerweile über 800 Menschen als Teilnehmer der Studie verzeichnet sind. In einem Interview wurde Forschungsleiter George Eman Vaillant gefragt, was nach all diesen Jahren das Kernfazit der Studie sei und ob man tatsächlich sagen könne, was es unbedingt brauche, damit Menschen ihr Leben als ein zufriedenes, glückliches Leben empfänden. Die Antwort passt in einen Satz: „Herzliche, innige Beziehungen sind der wichtigste Prolog für ein gutes Leben.“ Thema: Lebensqualität · misericordia 5/12 5 Lebensqualität konkret– eine Umfrage Lebensqualität – was heißt das für mich in meinem ganz persönlichen Leben? Wir haben Bewohner der Einrichtungen der Barmherzigen Brüder gefragt: Warum fühlen Sie sich hier in dieser Einrichtung wohl? Mir gefällt mein Zimmer, die Faschingspartys und das Herbstfest, wo man losen kann. Weil es nun mal mein Zuhause ist und ich mit Mitbewohnern und Mitarbeitern sehr gut auskomme. Benno Zenglein, Algasing Ricky Wimmer, Gremsdorf Die Natur, die Menschlichkeit und Ruhe. Die Arbeit passt und das Essen ist gut. Manfred Morath, Algasing Die Lage ist gut und viel frische Luft haben wir. Die Feste sind eine tolle Abwechslung, da man unterschiedliche Leute trifft. Dass auf die Bedürfnisse der Bewohner geachtet wird, finde ich auch gut. Anton Weinberger, Algasing Ich habe mich mit meiner Familie bewusst für die Einrichtung in Gremsdorf entschieden. Hier habe ich in der Wohngruppe wie auch am Arbeitsplatz Kollegialität, Freundschaften und Harmonie gefunden. Regelmäßig übernehme ich im Sonntagsgottesdienst den Lektorendienst. Schwimmen, Radfahren, Joggen und Fußball machen mir sehr viel Spaß, aber auch die gemeinsamen Feiern. Siegfried Dötzer, Gremsdorf Im Haus Maria fühl‘ ich mich wohl, weil dort meine Freunde sind. Hier kann ich Fußball spielen, kegeln und schwimmen. Außerdem ist die Luft hier sehr gut. Andreas Devenich, Reichenbach Fortsetzung auf Seite 6 6 misericordia 5/12 · Thema: Lebensqualität Und wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Barmherzige Brüder gefragt: Was macht Ihr Leben lebenswert? …. das schöne Gefühl, geliebt zu werden und Liebe geben zu können. Daniela Jähn, Bad Wörishofen Die Wohngruppen, die ich durchlaufen habe, ermöglichten es mir immer selbständiger zu werden, bis ich im Jahr 2007 imstande war, selbständig zu wohnen. Dass ich mich jetzt so wohl fühle, habe ich nicht zuletzt dem Personal zu verdanken. Bei den Barmherzigen Brüdern habe ich gelernt: Reden ist besser als schlagen! Ich habe früher viel geschlägert und viel Angst und Schrecken verbreitet durch meine verbale und brachiale Aggressivität. Ylmaz Seven, Straubing (rechts) – aufgeschrieben mit Luigi Cauzzi (links) Das Essen ist so gut, es gibt so viele Festlichkeiten, wo ich teilnehmen kann. Meine Wohngruppe ist meine Heimat. Helmut Seitz, Straubing Wenn ich anderen Menschen helfen und ihnen etwas Gutes tun kann, egal ob das kranke Menschen, Mitarbeiter oder Gäste sind, das bereichert auch mich selbst. Frater Silvester Ganghofer, Kostenz Immer wieder neue Herausforderungen, Praktikum, Fachschule, eventuell Studium, gute Verdienstmöglichkeiten Christopher Schmitt, Straubing Die Mitarbeiter sind für mich da, wenn ich etwas brauche. Ich finde es cool, dass wir in der Einrichtung ein Café haben, das haben viele andere Einrichtungen nicht. Benjamin Köppl, Straubing Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben und ich bin froh, dass es hier das Wohnheim und gleich nebenan die Werkstatt als Arbeitsplatz gibt. Mein Leben wird dadurch lebenswert, eine Familie zu haben und mit der Familie alle Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Im zweiten Schritt gilt dies auch für die „Familie der Barmherzigen Brüder“. Auch hier ist schön, die gemeinsamen täglichen Anforderungen auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern und Kollegen zu meistern. Patrick Weigert, Straubing Alfons Weiderer, Straubing Thema: Lebensqualität · Es macht mein Leben lebenswert, dass ich vor 55 Jahren den Ordensberuf gewählt habe, weil ich immer eine sinnvolle Arbeit hatte. In der Gemeinschaft mit den Barmherzigen Brüdern kann ich beten und Eucharistie feiern. Ich bin auch ein naturverbundener Mensch und liebe die Blumen, das Gärtnern ist mein Hobby. Und als ich noch besser sehen konnte, bin ich im Urlaub gerne zum Wandern nach Garmisch, Oberstdorf oder Südtirol gefahren. In der Umgebung von Reichenbach, Straubing und Algasing bin ich viel mit unseren Bewohnern gewandert. Es war eine schöne Zeit, es bleibt nur noch die Erinnerung. Meine Familie und meine Freunde tragen sehr dazu bei, dass mein Leben so lebenswert ist, wie es ist. Ich freue mich immer, wenn ich mit ihnen lache und Freude haben kann. Aber auch das Frater Englmar Obermeier, Algasing Der Grundstein dafür liegt in meinem Elternhaus. Dort bekam ich das schönste und wertvollste Lebensgeschenk. Die Stütze in meinem Leben ist meine eigene Familie: mein Mann, mein Sohn. Mein berufliches Glück habe ich vor 21 Jahren bei den Barmherzigen Brüdern Gremsdorf gefunden. Wenn man mit offenen Augen und Ohren und Zuversicht durch die Welt geht, kann man sich auch an scheinbar kleinen Dingen sehr erfreuen. gemeinsame Weinen und Trauern ist mir von großer Bedeutung. Für mich ist im Leben aber auch wichtig, zu helfen, wo ich nur kann. Für Menschen da zu sein. Es ist die Liebe, die das Leben lebenswert macht. Sie zu geben und zu empfangen. Der wahre Sinn des Lebens ist für mich letztendlich auch, glücklich zu werden und meine Ziele zu verfolgen, um am Ende stolz zurückblickend sagen zu können, ich habe meine Ziele erreicht und das mit Fleiß. Tobias Schmermer, Gremsdorf Ich richte meine Freizeit danach aus, Kontakt zu meiner Familie zu halten. Auch wenn meine Tochter etwas Patricia Gola, Gremsdorf Es ist nicht ein Aspekt, sondern die Summe vieler kleiner Dinge, die mein Leben lebenswert machen: Zeit zu haben für ein intensives Gespräch, für ein kleines Geplänkel zwischendurch und für die Ruhe. Mich intensiv mit Arbeiten zu beschäftigen und mir die Musen der Freizeit zu gönnen. Zu Lachen, zu weinen, mich zu freuen und zu ärgern. Was furchtbar zu finden und anderes furchtbar schön. Zu singen und mich zu besinnen. Das Leben in allen Facetten zu spüren macht mein Leben für mich lebenswert. Petra Altenhofer, Straubing misericordia 5/12 7 weiter weg wohnt, sind mir regelmäßige Telefonate mit ihr sehr wichtig. Und für Besuche bei meinen Eltern im Pflegeheim bleibt trotz meiner Hobbys Stricken und Nordic Walking immer Zeit. Beruflich ist das Krankenhaus in den vergangenen 30 Jahren zu meiner zweiten Heimat geworden. Hier war der Satz ´Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit` stets mein Motto, mit dem ich immer gut gefahren bin. Siglinde Schindler, Schwandorf 8 misericordia 5/12 · Thema: Lebensqualität Barbara Wilhelm Lebensqualität durch Qualitätsmanagement Kann man durch ein Qualitätsmanagement die Lebensqualität in einem Heim verbessern? Dies ist eine spannende Frage, die seit der Aufnahme der Forderung im Sozialgesetzbuch IX, dass Leistungserbringer ein Qualitätsmanagement betreiben müssen, sehr unterschiedlich diskutiert wird. In § 20 SGB IX (Qualitätssicherung) ist definiert: „Die Erbringer von Leistungen stellen ein Qualitätsmanagement sicher, das durch zielgerichtete und systematische Verfahren und Maßnahmen die Qualität der Versorgung gewährleistet und kontinuierlich verbessert.“ Es ist somit ein vorrangiges Anliegen der Kostenträger, dass die Leistungen, die erbracht werden, qualitativ hochwertig sind und kontinuierlich verbessert werden. Ist dies mit Hilfe eines Qualitätsmanagements erreichbar? Um auf diese Frage Antworten zu finden, müssen wir die Kernelemente eines Qualitätsmanagements genauer betrachten. Bedürfnisse der Kunden ermitteln Im Mittelpunkt eines Qualitätsmanagements steht immer der Kunde. Als Kunden sind nicht nur die Bewohnerin oder der Bewohner, sondern auch die Angehörigen zu sehen. Außerdem alle sonstigen Partner, die mit der Einrichtung zusammenarbeiten. Bestmögliche Kundenzufriedenheit hat höchste Priorität. Um dies zu erreichen, müssen die Wünsche der Kunden ermittelt werden. Dies ist bei Menschen, die in einem Heim leben, gar nicht so einfach. Daher ist es außerordentlich wichtig, die Bedürfnisse der Kunden sehr sensibel und individuell zu erfassen. Es bedarf unterschiedlicher Methoden, um auch die Wünsche von Menschen, die sich nicht oder nur bedingt mitteilen können, zu erkennen. Wenn die Kundenwünsche vorliegen, kann die eigentliche Qualitätsarbeit beginnen. Qualitätsziele und –politik definieren Die Verantwortlichen von Einrichtungen können auf Grund der Kundenwünsche nun Qualitätsziele definieren. Die Qualitätsziele umfassen sowohl strukturelle Verbesserungen, personelle Optimierung als auch zielgerichtete Verbesserung der Prozessabläufe im Unternehmen. Die ganze Ausrichtung der Einrichtung hat vorrangig das Ziel der maximalen Kundenzufriedenheit, die bestmögliche Lebensqualität den Leistungsempfängern zu bieten. Parallel zu den Qualitätszielen definiert der Einrichtungsträger seine Qualitätspolitik. In der Qualitätspolitik wird die strategische Ausrichtung eines Einrichtungsträgers konkretisiert. Abhängig von der Philosophie eines Einrichtungsträgers werden die Inhalte der Qualitätspolitik sehr unterschiedlich sein. Umsetzung durch Mitarbeiter Wenn diese Vorarbeit geleistet ist, ist es die Kunst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Einrichtung, nun alle Schritte einzuleiten, die erforderlich sind, um die angestrebten Qualitätsziele zu erreichen. Auf allen Ebenen werden die bestehenden Arbeitsabläufe hinterfragt, ob sie geeignet sind die Kundenwünsche zu erreichen. Die TQM-Auditorin BarbaLeitungsverant- ra Wilhelm ist seit zehn wortlichen stel- Jahren im Gesundlen die perso- heits- und Sozialwesen nellen und mate- tätig. riellen Rahmenbedingungen bereit, die Basismitarbeiter versuchen durch einfühlsame Begleitung die Wünsche der hilfebedürftigen Menschen zu erfüllen um ihnen eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Es bedarf einer fortlaufenden systematischen Planung, um sowohl die Individualität jedes einzelnen Kunden zu berücksichtigen als auch ein gemeinsames Zusammenleben im Heim zu realisieren. Beginnend bei der individuellen Betreuungsplanung über den tagesstrukturierten Wohngruppenablauf bis hin zum Wohngruppen-Wochenplan, sind Sensibilität und Empathie die Werkzeuge der Mitarbeiter. Alle wiederkehrenden Arbeitsabläufe werden klar geregelt und festgelegt. Durch die Festlegung in Thema: Lebensqualität · Verfahrens- und Arbeitsanweisungen kann eine gleichbleibende Qualität für die Kunden gewährleistet werden. Dies ist besonders wichtig, da das diensthabende Personal im Schichtsystem immer wieder wechselt. Alle Kontakte müssen für die Kunden durch Zuverlässigkeit und kundenorientiertes Agieren geprägt sein. Ob bei Anfragen für neue Heimaufnahmen, beim Heimeinzug oder bei den täglichen Begegnungen. Das Anliegen des Kunden wird ernst genommen und gewissenhaft gehandhabt. Das heißt nicht, dass jeder Kundenwunsch auch erfüllbar ist. Aber das Qualitätsmanagement verpflichtet aufzuzeigen, warum etwas nicht möglich ist; gegebenenfalls gibt es eine Alternative. Ein Qualitätsmanagement greift sehr umfassend in die Gesamtorganisation ein. Alle gesetzlichen Anforderungen müssen lückenlos umgesetzt werden. Auch die unterstützenden Dienstleistungen müssen nach höchsten Standards erbracht werden. Sowohl die Lebensmittelzubereitung als auch die Reinigung der Räumlichkeiten und die Aufbereitung der Wäsche tragen entscheidend zur Lebensqualität der Kunden bei. Eine durchdachte Infrastruktur, liebevoll gestaltete Wohnräume und einwandfreie technische Anlagen (Aufzüge, Sanitäranlagen, elektrische Anlagen, Geräte,...) sind ebenso nötig. Einen ganz wesentlichen Anteil an guter Lebensqualität der Kunden haben die Mitarbeiter der Einrichtungen. Mitarbeiter, die eine fundierte Qualifikation haben, gezielt eingearbeitet werden und durch Fortbildung aktuelle Standards kennen, sind unabdingbar. Auch dies wird im Rahmen eines Qualitätsmanagements systematisch geplant und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben realisiert. Kontinuierliche Überprüfung Ein weiteres wichtiges Qualitätsmanagement-Instrument ist die kontinuierliche interne Überprüfung. Der Plan-DoCheck-Act-Kreislauf stellt sicher, dass die Ergebnisse die angestrebt werden, auch tatsächlich erreicht werden. Auf allen Ebenen und in allen Bereichen werden systematisch die erreichten Ergebnisse überwacht. Dort wo die Überprüfungen nicht die gewünschten Ergebnisse zeigen, wird durch Analyse die Ursache gesucht, Korrekturmaßnahmen eingeleitet und diese so lange verfolgt, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Ein diszipliniertes Fehlermanagement hilft Fehler frühzeitig zu erkennen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Überwachung der Kundenzufriedenheit findet fortlaufend statt. Lebensqualität beginnt dort, wo ich mich wohl fühle, wo meine Bedürfnisse erkannt und ernst genommen werden. Jeder Mitarbeiter ist gefordert, Unzufriedenheiten frühzeitig zu erkennen, um diesen entgegenzuwirken. Ein diszipliniert geführtes Beschwerdemanagement hilft, Unzufriedenheiten transparent zu machen und Lösungen zuzuführen. Gezielte Kundenbefragungen zeigen den Zufriedenheitsgrad zu ausgewählten Themen und helfen, die Qualitätsziele noch stärker auf die Kundenwünsche auszurichten. Nun sind die wichtigsten Elemente eines Qualitätsmanagement dargelegt und man kann erkennen, wie ganzheitlich das Instrument ausgerichtet ist, um bestmögliche Qualität zu erreichen. Bezogen auf die Eingangsfrage möchte ich behaupten: Ja, ein Qualitätsmanagement macht es möglich, eine hohe Lebensqualität für Menschen in stationären Einrichtungen zu ermöglichen. Entscheidend sind aber die Menschen, die das Instrument nutzen und mit Leben füllen. Ihre Konsequenz und ihr Einfühlungsvermögen legen die Basis für ein zielorientiertes und verantwortungsbewusstes Handeln. Nur wenn alle Mitarbeiter gemeinsam die definierten Qualitätsziele anstreben, können hilfebedürftigen Menschen die Lebensqualität erhalten, die sie sich wünschen. misericordia 5/12 9 Vortragsreihe „Besser leben“ in Regensburg Alois Glück, Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hat am 9. Februar an der Hochschule Regensburg eine Vortragsreihe eröffnet, die mit dem Titel „Besser leben – was ist es, das unser Leben lebenswert macht“ überschrieben ist. Veranstaltet wird die Reihe vom Hospizverein Regensburg in Zusammenarbeit mit der Hochschule. Die Liste der Referenten ist respektabel: Nach Alois Glück und Religionspädagogik-Professor Joachim Kunstmann spricht am 12. Juli Bundespräsident a. D. Roman Herzog zum Thema „Besser leben. Gerechter leben“. Gerhard Schiechel, Leiter des Studios Ostbayern des Bayerischen Rundfunks, versucht am 20. September zu erklären, wie man „mit guten Nachrichten besser leben“ kann. Die Reihe vollenden wird Susanne Breit-Keßler am 8. November. Die Regionalbischöfin für München und Oberbayern wird ihren Zuhörern erklären, warum Menschen besser leben, wenn sie Hoffnung haben. Die Vorträge finden jeweils statt um 19 Uhr im Hörsaal S 054 an der Hochschule Regensburg, Seybothstraße 2. „Besser leben wollen wir alle, wer aber denkt dabei an die Menschen, die unheilbar krank den Tod vor Augen haben?“ Sie zu begleiten, ihr Leben lebenswerter zu machen, beschreibt Dr. Heribert Stauder, Vorstandsmitglied des Regensburger Hospizvereins und Oberarzt am Krankenhaus Barmherzige Brüder, als Aufgabe des Hospizvereins. Mit der Vortragsreihe will der Verein auf seine Arbeit aufmerksam machen, insbesondere auf das gemeinsam mit den Johannitern geplante Projekt eines stationären Hospizes in Pentling. Diana Feuerer/js Weitere Infos unter www.hospiz-verein-regensburg.de. 10 misericordia 5/12 · Thema: Lebensqualität Münchner Ethikkomitee lud zum Vortrag über „Patientenautonomie und Suizidalität“ Patienten beurteilen Lebensqualität nach Suizidversuch oft neu Es schien ein klarer Fall: Eine ältere Dame wurde nach einem Suizidversuch in die Klinik gebracht und dort künstlich beatmet. Sie litt seit Jahrzehnten unter schweren und aus ihrer Sicht nicht behandelbaren Schmerzen. Die Angehörigen verlangten die Einstellung der Beatmung, weil die Frau einen Abschiedsbrief geschrieben hatte, in dem sie ihren Wunsch bekräftigte, wegen „unerträglicher Schmerzen“ sterben zu wollen. Außerdem legten sie eine Patientenverfügung vor, in dem die Mutter lebensverlängernde Maßnahmen für den Fall verboten hatte, dass sie sich „unmittelbar im Sterben“ befindet. Die Mediziner führten ausführliche Gespräche mit den Angehörigen. Nachdem dann noch das Betreuungsgericht die Geltung der Patientenverfügung für den Suizidversuch verneinte, entschieden sich die Ärzte schließlich gegen den Behandlungsabbruch. Die Frau kam zu sich, die Schmerzen waren deutlich weniger spürbar, und sie konnte sich therapeutischen Angeboten öffnen. Privatdozent Dr. Gerrit Hohendorf, Psychiater an der Technischen Universität München und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin präsentierte diesen Fall am 13. März bei einer Veranstaltung aus Anlass des einjährigen Bestehens des Ethikkomitees am Krankenhaus Barmherzige Brüder München. Thema: Patientenautonomie und Suizidalität. Laut Dr. Hohendorf ist in so einem Fall noch vor der Frage nach der Geltung Der Vortrag von Dr. Gerrit Hohendorf (oben) im Münchner Krankenhaus Barmherzige Brüder war gut besucht (links). der Patientenverfügung zu klären: Hat die Patientin den Suizidversuch im Zustand freier Willensbestimmung unternommen? Und: Gibt es Anhaltspunkte für eine (behandelbare) psychische Erkrankung? Um diese Fragen zu beantworten, sei es von entscheidender Bedeutung, mit den Angehörigen respektvoll über die Lebensgeschichte, die Lebensentwürfe und die seelische Befindlichkeit der Mutter zu sprechen. In 95 Prozent der Suizide Plädoyer für den Hospizgedanken Mit seiner Skepsis gegenüber dem Konzept eines „frei verantworteten“ Suizids ist der Referent der Münchner Veranstaltung nicht allein. Angesichts des Suizids des ehemaligen deutschen Fußballstars Timo Konietzka mit Hilfe der Schweizer Organisation „Exit“ hat der renommierte Freiburger Medizinethiker Professor Giovanni Maio unter dem Titel „Lieber tot als hilfsbedürftig?“ ein Plädoyer für den Hospizgedanken als Alternative zum assistierten Suizid verfasst. Wir dokumentieren einige Passagen: Wie kann es sein, dass uns nicht mehr die Erschütterung überkommt, wenn wir hören, dass ein Mensch, der eigentlich noch weiterleben hätte können, zu der Auffassung kam, das Nicht-Sein sei der Existenz in unserer Gesellschaft vorzuziehen? ... Verbrämt hinter einer Autonomie-Diskussion findet eine Sichtweise auf den Menschen Verbreitung, nach der allein der unabhängige und sich selbst versorgende Mensch ein wertvolles und sinnvolles Leben führen kann ... Gerade die Erfahrungen der Hospizbegleiter und der Palliativmedizin machen immer wieder deutlich, dass der Wunsch zu sterben angesichts einer schweren Krankheit meist als eine Art Durchgangsstadium zu betrachten ist, als eine erste Resignation, als eine Bestürzung ob der verloren gegangenen Perspektiven. Wenn wir diesen Menschen einfach nur den Weg zum assistierten Suizid bahnen, übersehen wir, dass dieses Durchgangsstadium auch überwunden und bewältigt werden kann, und zwar durch eine Kultur der Angewiesenheit, durch eine Kultur des Beistands, durch eine Kultur der Sorge. Bayerische Ordensprovinz oder Suizidversuche läge eine psychische Erkrankung oder eine seelische Krise vor, sagte der Psychiater. Auch im vorgestellten Fall habe sich dieser Verdacht in den Gesprächen erhärtet. Ob ein Selbstmordversuch „frei verantwortet“ ist, sei für einen Psychiater kaum feststellbar, sagte der Referent und zog das Resümee: „Ärztliche Aufgabe ist es, die hinter den Todeswünschen verborgene Not und Verzweiflung zu verstehen, zur Sprache zu bringen und nach gemein- samen Lösungen zu suchen, körperliche Schmerzen und Beschwerden sowie seelische Erkrankungen zu behandeln.“ Während es im vorgestellten Beispiel um die Frage des Sterben-Lassens geht, geht die gesellschaftliche Diskussion um den assistierten Suizid noch einen Schritt weiter. Für die Beihilfe zum Suizid kennt das deutsche Rechtssystem keinen eigenständigen Straftatbestand, verpflichtet aber bisher in der Regel An- · misericordia 5/12 11 gehörige oder Ärzte bei einem Selbsttötungsversuch zur Hilfeleistung mit dem Ziel der Lebenserhaltung („Garantenpflicht“). Dagegen gibt es Kräfte, die bei einem selbstbestimmten, „frei verantworteten“ Suizid die Autonomie schwer kranker Menschen stärker betonen und die Garantenpflicht einschränken möchten. Mit seinem Plädoyer bezog Dr. Hohendorf Stellung zugunsten einer hohen Verantwortung der Ärzte. js Zum Tod von Pater Kamillus Halbleib „Hoffentlich werde ich bald abgeholt ...“ Auf seinem Schreibtisch lag ein nicht abgesandter Brief an seine Schwester Josefa zum 98. Geburtstag. Darin heißt es unter anderem: „Wir beide haben das gleiche große Anliegen, hoffentlich bald abgeholt zu werden.“ Der liebe Gott hat sein Anliegen erhört. Am 28. März in den Abendstunden hat der Tod unseren lieben Mitbruder, Pater Kamillus Halbleib, abgeholt. Er wurde am 21. November 1918 in Zirkenbach bei Fulda geboren und erhielt bei der Taufe den Namen Anton. Mit fünf Geschwistern ist er in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Seine älteste Schwester schloss sich übrigens auch einem Orden an. In der Klosterschule der Franziskaner in Fulda besuchte der junge Anton das Gymnasium und legte 1939 das Abitur ab. In den Kriegsjahren hatte er als Soldat viele Erlebnisse, die sein weiteres Leben geprägt haben. Er wurde unter anderem zum Helfer des Divisionspfarrers und musste sich um Gottesdienstvorbereitungen kümmern. Außerdem begleitete er den Pfarrer in die Lazarette, wo er mit vielen verwundeten Soldaten in Berührung kam. Nach der Gefangenschaft in Polen erreichte er 1947 wieder seine hessische Heimat. Weil er sein Leben in den Dienst für kranke und hilfsbedürftige Menschen stellen wollte, trat er in unseren Orden ein und legte1949 seine erste Profess ab. Die Ordensoberen erkannten das ernsthafte Streben des jungen Ordensmannes und traten mit der Bitte an ihn heran, Soweit es seine Kräfte zuließen, nahm er auch hier am Chorgebet teil, konzelebrierte bei der Heiligen Messe und übernahm mehrmals in der Woche selbst den Gottesdienst. Auch hier im Altenheim hatte er ein striktes Tagesprogramm, das aus Gebet, geistlicher Lesung, aber auch dem Studium von religiösen und geschichtlichen Büchern bestand. Ebenso hatte das Lesen der Tageszeitung seinen Platz. Seine große Leidenschaft war der Fußball. Alle wichtigen Spiele sah er sich im Fernsehen an, auch wenn sie manchmal erst spät abends ausgestrahlt wurden. Priester zu werden. Nach dem Theologiestudium wurde er am 29. Juni 1953 von Erzbischof Michael Buchberger in Regensburg zum Priester geweiht. Es folgten mehrere Aufgaben, unter anderem war er auch sechs Jahre Novizenmeister in Reichenbach. Die längste Zeit seines priesterlichen Wirkens war Pater Kamillus Krankenhausseelsorger in Regensburg und in München. Tag und Nacht stand er den schwerkranken und sterbenden Patienten zur Verfügung. Auch seine Aufgabe in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Algasing nahm er sehr ernst und war bei den Heimbewohnern und Mitarbeitern sehr beliebt. Mit dem Alter stellten sich zunehmende Schwierigkeiten ein, besonders mit dem Gehen. Dies war auch der Grund, dass er vor viereinhalb Jahren nach Neuburg kam, um im Ruhestand versorgt zu werden. Gerne kam er in den Kreis der Mitbrüder zur Rekreation, wo er nicht abgeneigt war, ein Glas Wein zu trinken und zwischendurch auch etwas „Scharfes“ zu konsumieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von St. Augustin schätzten sein freundliches Wesen und haben Pater Kamillus bis zum Schluss sehr fürsorglich betreut und gepflegt. In seiner Predigt bei der Beerdigung am 3. April 2012 hat Pater Leodegar Klinger den Verstorbenen als einen Priester gewürdigt, dem es ein besonderes Anliegen war, Menschen mit Gott zu versöhnen. Wir dürfen davon ausgehen, dass der Herr, als er Pater Kamillus abgeholt hat, zu ihm sagte: „Komm her und nimm die Wohnung in Besitz, die ich für dich bestimmt habe“ (Mt. 25,34). Frater Donatus Wiedenmann Prior in Neuburg 12 misericordia 5/12 · Bayerische Ordensprovinz Serie „Gesichter des Ordens“ Frater Silvester Ganghofer Gäste, die erst abends in das Tagungsund Erholungshaus in Kostenz anreisen, stehen nicht vor verschlossenen Türen, sondern werden von Frater Silvester Ganghofer (88) auch zu späterer Stunde begrüßt. Er zeigt ihnen ihr Zimmer, versorgt sie auf Wunsch mit einem Abendessen und hilft ihnen, im Urlaub anzukommen. Diese Gastfreundschaft hat Frater Silvester schon von seinen Eltern vorgelebt bekommen, die fast jede Nacht oft ganze mittellose Familien, die zum Betteln in sein Heimatdorf bei Eggenfelden gekommen sind, aufgenommen und reichlich mit Speisen versorgt haben. In der Kindheit war diese Aufopferung der Eltern, die sich sehr liebevoll um die elf Kinder kümmerten, etwas Normales, erst im Erwachsenenalter erkannte er die Besonderheit. Vor seinem Ordenseintritt im November 1953 besuchte Frater Silvester Gangho- fer die Landwirtschaftsschule mit dem Ziel Melklehrer zu werden und hatte auch eine Ausbildungsstelle zum Landmaschinenmechaniker. Doch durch den Beginn des Krieges konnte er diese nicht antreten und war während des Krieges im Sanitätsdienst tätig. Diese Zeit hat Frater Silvester sehr geprägt, mit tausenden Kameraden wurde er zweimal von russischen Soldaten eingeschlossen, ihm gelang jedoch die Flucht. Er kehrte, wie auch seine fünf Brüder, die in den Krieg ziehen mussten, wieder nach Hause zurück. Als er sich nach dem Krieg für den Eintritt in einen Orden interessierte, riet ihm sein Heimatpfarrer wegen seiner Tätigkeit als Sanitätshelfer zum Orden der Barmherzigen Brüder. Dort absolvierte er die Ausbildung zum Krankenpfleger und machte eine Laborantenlehre. Im Krankenhaus Regensburg übernahm er dann vier Jahre lang die Verantwortung für das dortige Labor. Die Entscheidung für sein Leben im Orden hat er in den 58 Jahren noch keinen einzigen Tag bereut. Frater Silvester wurde in seiner Ordenslaufbahn schon 16 Mal versetzt und übte insgesamt 28 Jahre das Amt des Priors in verschiedenen Einrichtungen aus. Wo es ihm am besten gefallen hat, kann er nicht sagen, denn er hat in allen Häusern die jeweiligen Aufgaben angenommen und sich dort eine Heimat geschaffen. Seit nunmehr 20 Jahren hat er seinen Lebensmittelpunkt in Kostenz, kümmert sich dort um die Aufgaben rund ums Haus, „dass alles sauber ist“, und übernimmt auch gerne abends die Bereitschaft. „Ich bin immer da“, beschreibt er seine Aufgabe als Ansprechpartner für die Gäste, Mitarbeiter und die Kinder des Kinderheims. Gerade die Kinder spüren seine Großzügigkeit: „Gutti“ – so wurde Frater Silvester von einem noch sehr kleinen Kind genannt. Seinen Urlaub verbringt der Provinzsenior heuer schon zum 39. Mal im Hochgebirge am höchstgelegenen Wallfahrtsort der Alpen, im Kloster Maria Waldrast in Tirol. Dort genießt er bei Wanderungen die Natur. kl Einer, der auch in fortgeschrittenem Alter noch anpacken mag: Frater Silvester Ganghofer im vergangenen Herbst bei der Apfelernte misericordia 5/12 13 Szenen des Drehtags mit Heidrun Gärtner (Mitte und rechtes Bild vorne links) Ein Drehtag des Bayerischen Fernsehens im Kneippianum „Kamera läuft …“ Anfang März rief mich Kathrin Meyer, Redakteurin beim Bayerischen Fernsehen, an und fragte, ob sie im Kneippianum für die Sendung „Gesundheit“ zum Thema „Kneipp“ drehen dürfte. Natürlich gern … so kam sie nach Bad Wörishofen und wir haben die möglichen Szenen durchgesprochen. Die fünf Säulen der Kneipptherapie sollten bei einem „Selbsttest“ der Schauspielerin Heidrun Gärtner (bekannt als Annalena Brunner aus der Serie „Dahoam is dahoam“) gezeigt werden. Die beteiligten Mitarbeiter und Gäste habe ich vorbereitet und so konnte es am 19. März um 7.30 Uhr losgehen. Das vierköpfige Team (Kamera, Ton, Helfer, Redakteurin) und Heidrun Gärtner drehten nun die Szenen nach dem „Mantel“ (so nennt man das Drehbuch). Ob Wassertreten, Kneippguss oder Osteowalk mit Joachim Bohmhammel, Kochen mit Dirk Kirschner oder Softpack mit Schwester Waldefried Gail – alle fünf Säulen der Kneipptherapie konnten bestens dargestellt werden. Auch die beteiligten Gäste hatten viel Spaß. Am 17. April waren sie im Bayerischen Fernsehen zu sehen. Es ist immer spannend, so einen Dreh zu begleiten. Immerhin braucht man für zehn Minuten, die dann im Fernsehen zu sehen sind, fast zehn Stunden Drehzeit, die Vorbereitungen noch nicht eingerechnet. Aber trotz der „Action“ – wir freuen uns schon heute auf den nächsten Dreh – dann gern in unserem neuen Sebastianeum. Karin Kövi Peter Lenz verlässt Barmherzige Brüder Nach 23 Jahren bei den Barmherzigen Brüdern hat Peter Lenz am 31. März seine Tätigkeit für den Orden beendet. Er hatte als Assistent der Verwaltungsleitung im Regensburger Krankenhaus begonnen, wurde dort dann selbst Verwaltungsdirektor, bevor ihm die Leitung des gesamten Krankenhausbereichs übertragen wurde. Zuletzt war er Mitglied der Geschäftsführung der Barmherzige Brüder Träger Gmbh sowie Vorsitzender der Geschäftsführungen der Barmherzige Brüder gemeinnützige Krankenhaus GmbH, der Klinikum St. Elisabeth Straubing GmbH sowie von deren Tochtergesellschaften. Ebenfalls zum 31. März ist Thomas Stock aus den Geschäftsführungen der Träger GmbH und der Krankenhaus GmbH ausgeschieden. Frater Benedikt Peter Lenz Hau hat zum 1. April neben dem Vorsitz der Geschäftsführung der Träger GmbH nun auch den Vorsitz der Geschäftsführung der Krankenhaus GmbH sowie der Klinikum St. Elisabeth Straubing GmbH übernommen. Provinzial Frater Emerich Steigerwald und Frater Benedikt Hau würdigten die Verdienste von Peter Lenz. Der scheidende Geschäftsführer habe nicht nur die Leistungszahlen bei allen Krankenhäusern wesentlich steigern können, sondern auch maßgeblich zu ihrer medizinischen, strukturellen und strategischen Weiterentwicklung beigetragen. Die Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder seien „gut aufgestellt“ und verfügten „über eine ausgezeichnete Reputation“. Darüber hinaus habe Lenz sich erfolgreich an der Neustrukturierung der Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern beteiligt. Frater Emerich und Frater Benedikt sprachen Peter Lenz ihren besonderen Dank für seinen „unermüdlichen persönlichen Einsatz“ aus. js 14 misericordia 5/12 · Bayerische Ordensprovinz Fortbildung für Werkstatträte und Bewohnervertreter in Kostenz Selbstbestimmungsrechte kennen und durchsetzen Werkstatträte, Bewohnervertreter und ihre Vertrauensleute haben sich Mitte April zu einer dreitägigen Fortbildung in Kostenz getroffen, um einen Aktionsplan zum Selbstbestimmungsrecht auf der Grundlage der UN-Behindertenrechts-Konvention in den Bereichen Arbeiten und Wohnen zu erstellen. Eine weitere Herausforderung für die Teilnehmer war es darüber hinaus, ihr gemeinsames Anliegen in möglichst „Leichter Sprache“ zu formulieren. lich gehandhabt wird. Hat jeder das Verfügungsrecht über seinen eigenen Wohnungsschlüssel? Können alle über ihr Geld bestimmen? Wie sieht es mit Besuchszeiten von Freunden aus? – Fragen, die oft recht individuelle Antworten finden. Nicht selten fühlen sich Frauen und Männer in den Einrichtungen fremdbestimmt. Dabei empfinden sich die Betroffenen „nicht ernst genommen, zurückgesetzt und entmündigt“. Nun schreibt aber die von rund 180 Staaten unterzeichnete UN-Konvention In einem ersten Schritt sollten sich die Beschäftigten und Heimbewohner über ihre eigene Person klar werden. Die Leitfrage hieß: „Wer bin ich?“ Daraus wurde mit Hilfe der Referenten Anja Teufel, Monika Jaekel und Christian Judith ein Plan entworfen, wie „unsere Vorstellungen, Wünsche und Träume im täglichen Miteinander umgesetzt werden können“. Recht schnell erkannten alle Beteiligten, dass manches doch recht unterschied- Bewohnervertreter und Werkstatträte erarbeiteten bei dem Treffen auf der Grundlage der UN-Konvention ganz konkrete Vorschläge. Unten: Gruppenbild mit den Teilnehmern Bayerische Ordensprovinz · misericordia 5/12 15 vor, welche Rechte Menschen mit Behinderung haben müssen. Die Bewohner, Beschäftigten und Vertrauensleute erarbeiteten eine lange Liste an „einklagbaren Grundrechten“, angefangen vom allgemeinen Mitspracherecht über die Bestimmung der jeweiligen Wohnform bis hin zum konkreten Recht des „Paarwohnens“. „Halt! Leichte Sprache“ - die Karte ist ein wirksames Mittel, um Referenten zu bremsen, die zu kompliziert reden. Die 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten engagiert darüber, wie sie ihre Forderungen künftig in die Tat umsetzen wollen. Freilich wurde den Fortbildungsteilnehmern auch bewusst, dass sie bei ihren Aktionen vor Ort Wünsche und Standpunkte gegenseitig zu respektieren haben, sich Unterstützung für die ihnen zustehenden Rechte sichern sollten und auch Wege kennen müssen, auf denen sie berechtigte Beschwerden vorbringen können. klar und deutlich vorgebracht werden. An der Problematik „Leichte Sprache“ arbeitete eine eigene Fortbildungsgruppe unter der Leitung von Henrik Nolte und Annette Bordun. Eines sollte niemals unterschätzt werden: die Macht der Worte. Und diese sollten zwar in leicht verständlicher Sprache formuliert sein, aber trotzdem Am dritten Fortbildungstag trugen Referenten und Teilnehmer ihre Anliegen, Fragen und Forderungen dem Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft „Werkstatträte“, Roland Weber, dem Vertreter der Geschäftsführer Günter Ducke sowie dem Reichenbacher Förderstättenleiter Markus Alt vor. Der Rat von Roland Weber, die Themen sehr schnell anzugehen, ohne im Einzelfall auf gesetzliche Änderungen zu warten, machte vielen Teilnehmern Mut, das erworbene Wissen im Alltag umzusetzen. Johannes Salomon Barmherzige Brüder Gremsdorf präsentieren Insektenwelt auf der Landesgartenschau in Bamberg Bis zum 7. Oktober kann die große Insektenwelt (Foto) der Barmherzigen Brüder Gremsdorf auf der Landesgartenschau in Bamberg besucht werden, die am 26. April eröffnet wurde. Für Mitarbeiter und Beschäftigte war es eine besondere Herausforderung, die extra angefertigte Insektenwelt im Ausmaß von circa drei auf drei Metern sowie mehrere groß angelegte Insektenhotels und verschiedenste Vogelhäuser den ganz speziellen kriechenden und fliegenden Gästen der Bamberger Landesgartenschau zur Verfügung zu stellen. Die Gremsdorfer wollen ihr reichhaltiges Wissen auch an interessierte Besucher weitergeben und bieten dazu Workshops und Schulungen an, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Naturschutzprojekte verwirklichen. Siegfried Aiglstorfer Infos zur Landesgartenschau im Internet unter www.bamberg2012.de. Etwa drei auf drei Meter misst die „Insektenwelt“ auf dem Gelände der Landesgartenschau. 16 misericordia 5/12 Von oben: - Frater Seraphim bei einem kleinen Vortrag im Innenhof der Familie Venega, wo Johannes von Gott mit der Pflege von Kranken begann - Barocke Pracht in der Johannes-vonGott-Basilika - Buntes Treiben am Darro-Fluss Oben - großes Bild: Im Innenhof der Casa de los Pisa, wo Johannes von Gott starb Mitarbeiter auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott in Granada Faszinierende Suche Wurzeln des Ordens Panorama-Foto der Alhambra vor den Bergen der Sierra Nevada misericordia 5/12 17 Blick in einen Trage-Altar mit einer Marien-Darstellung bei einer Prozession am Karfreitag. Darunter: Impressionen von „Nazarenos“, darunter auch ein Teilnehmer im Rollstuhl „echte“ Trommler und Blechbläser zu vernehmen, die getragene Marschmusik spielen. Büßer mit roten Spitzhauben, verhüllten Gesichtern und langen Kutten („Nazarenos“) nähern sich. Wenig später bekommen die Zuschauer den reich geschmückter Trage-Altar („Paso“) mit einer Kreuzigungs-Szene zu sehen. Es ist Karfreitag in Granada. Frommes Ritual, Volksfest oder Show für Touristen? Die bunten und prachtvollen Prozessionen der „Semana Santa“, der Heiligen Woche von Palmsonntag bis Ostersonntag, sind wohl von allem etwas. Für Gäste aus Deutschland, gewöhnt an die karge Liturgie des Karfreitags, sind sie ein faszinierendes, manchmal ergreifendes Schauspiel. So erleben es auch die 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Barmherzigen Brüder in Bayern, die gemeinsam mit Frater Eduard Bauer und Frater Seraphim Schorer von Gründonnerstag bis Ostermontag nach Granada gereist sind. a nach den Es ist schon dunkel. Tausende von Menschen säumen die Straße. Eine vierköpfige Familie vertilgt beim Warten unzählige Pistazien, deren Schalen nun rundherum auf dem Boden verstreut sind. Ein Händler zieht mit einem Handwagen vorbei und bietet Süßigkeiten, Luftballons, kleine Trommeln und billige Blasinstrumente für Kinder zum Verkauf an. Einen Moment später sind Wegen eines Piloten-Streiks muss – oder darf – die Gruppe dann sogar noch bis Dienstag in der andalusischen Stadt bleiben, obwohl sie sich am Montagmorgen bereits um fünf Uhr zum Flughafen begeben hatte. Die meisten nehmen die Rückkehr ins Hotelzimmer und in die Stadt sportlich, organisieren bei Bedarf über die Kollegen zuhause ihre Vertretung und genießen die „Verlängerung“ bei endlich warmen Temperaturen von Fortsetzung auf Seite 18 18 misericordia 5/12 · Barmherzige Brüder weltweit bis zu 30 Grad für weitere Erkundungen. Schon beim Hinflug hatte das Reisebüro wegen des sechsstündigen Zwischenstopps in Madrid eine Stadtrundfahrt organisiert. Anlass der Reise ist natürlich nicht (nur) die Semana Santa, sondern das Vorhaben, unter fachkundiger Führung von Frater Eduard und Frater Seraphim die Stadt Granada auf den Spuren des heiligen Johannes von Gott zu durchstreifen. Klar hatte diese oder jener schon auf Fotos die Stätten gesehen, an denen der Heilige zwischen 1538 und 1550 den Grundstein für den Orden der Barmherzigen Brüder gelegt hat. Aber es ist doch noch mal etwas Anderes, leibhaftig vor dem Elvirator zu stehen, wo Johannes – Juan Ciudad Einige Stimmen zur Granada-Reise „Unbeschreiblich, kann man mit Fotos nicht beschreiben, muss man persönlich gesehen haben.“ Sabine Wagner, Straubing „Die Pilgerreise auf en Spuren des ‚San Juan de Dios’ hat unsere Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen! Nicht nur, dass sie hervorragend organisiert war, wir so viel Wissenswertes und Interessantes von Johannes von Gott erfuhren und sahen, die Prozessionen in ihrer beeindruckenden Pracht bestaunen durften, hatten wir noch die Möglichkeit, Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen kennenzulernen und uns mit ihnen auszutauschen.“ Tanja Schneider und Beate Rapp, Malseneck „Die beeindruckende Reise nach Granada hat mich gestärkt und wieder gezeigt, dass im Zentrum meines Handeln das Wohl des Patienten am höchsten steht.“ Erika Rösner, Regensburg „Granada war ein unvergessliches Erlebnis. Ich werde von den vielen Bildern, Eindrücken, Farben, Erlebnissen noch sehr lange sprechen und sie auch verarbeiten.“ Beate Radunz, Bad Wörishofen „Mein Ziel war es immer, den Jakobsweg zu gehen. Meine Wertigkeit hat sich verschoben. Nun möchte ich auf den Spuren von Johannes von Gott wandeln, am liebsten hier in Granada …“ GerdaOrdon, Reichenbach hieß er damals – Bücher verkaufte, oder vor dem Königlichen Hospital, in dem er wegen seines merkwürdigen Benehmens behandelt wurde. Es berührt die bayerischen Besucher, durch das Tor des Hauses der Venegas zu gehen, wo er seine ersten Kranken pflegte und über dem die berühmte Inschrift „Das Herz befehle“ geschrieben steht. Und sie finden es spannend, sich an den Orten aufzuhalten, an denen Johannes die immer zahlreicher werdenden Kranken und Armen angemessen zu versorgen suchte: in der Lucena-Gasse, der Gomerez-Straße oder dem Hospital neben der Johannesvon-Gott-Basilika. Links: Ausschnitt aus der Johannes-von-Gott-Skulptur von Miguel Moreno vor dem Königlichen Hospital Unten: Gruppenbild vor dem Krankenhaus, dessen Fertigstellung Johannes von Gott nicht mehr erlebte Barmherzige Brüder weltweit · misericordia 5/12 19 Mit großer Ehrfurcht betreten die bayerischen Pilger den Raum im Haus der Familie Pisa, in dem der Heilige von Granada, kniend mit einem Kreuz in Händen, gestorben ist. Die Casa de los Pisa ist heute ein Museum mit vielen Schätzen des Ordens. Am Ostersonntag besuchen die Pilger aus Bayern einen Gottesdienst in der Johannes-vonGott-Basilika und suchen anschließend den sogenannten Camarin auf, wo die sterblichen Überreste des Heiligen aufbewahrt werden. Wenn der Orden diese Reise anbietet, geht es ihm nicht zuerst darum, Wissen über Johannes von Gott und Granada zu vermitteln, sondern vor allem darum, den Geist des „Ordensvaters“ lebendig werden zu lassen. Die Teilnehmer sollen eintauchen in die Atmosphäre dieser Stadt, sich vorstellen, wie auch Johannes von Gott in diesen Gassen und auf diesen Plätzen unterwegs war. Und es geht um Gemeinschaft: Die Teilnehmer aus den verschiedensten Einrichtungen der bayerischen Ordensprovinz kommen miteinander ins Gespräch. Und am Ostersonntag lädt Frater Eduard alle zu einem festlichen Mittagessen ein – viele empfinden das als besondere Wertschätzung durch den Orden. Um etwas von Granada und Johannes von Gott zu verstehen, ist es auch wichtig, die Alhambra zu besuchen. Rund 800 Jahre lang – bis 1492, also wenige Jahrzehnte, bevor Johannes von Gott in die Stadt kam – beherrschten die Araber („Mauren“) den spanischen Süden. Der Nasriden-Palast, in dem der Sultan residierte, gilt als Meisterstück maurischer Bau- und Dekorationskunst. Beliebt bei den bayerischen Teilnehmern sind auch Spaziergänge zum Albayzin, der malerischen, maurisch geprägten Altstadt, und zum Sacromonte (Heiliger Berg) – von dort eröffnen sich großartige Ausblicke zur gegenüberliegenden Alhambra. Szenenwechsel: Flughafen München am Dienstagabend. Es geht auf Mitternacht zu. Der später reisende Teil der Pilgergruppe wartet am Förderband auf sein Reisegepäck. Vergebens. Anders als die Reisenden hat das Gepäck in Madrid den Anschlussflug nicht erreicht. Halb so tragisch, es wird die nächsten Tage nachkommen. Das wichtigste „Reisegepäck“ sind die vielfältigen Eindrücke von der Reise – die gehen nicht so leicht js verloren. Generaloberin der Johann-von-Gott-Schwestern in Europa Von Mitte April bis Ende Mai hält sich Schwester Vimala George Mathalikunnel, Generaloberin der Johann-vonGott-Schwestern, in Europa auf, um in den vier Konventen ihrer Kongregation in Deutschland, Österreich und Italien die Visitation durchzuführen. Die „Sisters of Charity of St. John of God“, wie sie im Englischen genannt werden, wurden 1977 von dem Barmherzigen Bruder Frater Fortunatus Thanhäuser im indischen Kattappana (Kerala) gegründet und sehen sich wie die Brüder dem Charisma und der Spiritualität des heiligen Johannes von Gott verpflichtet. Während ihres Aufenthalts traf SchwesterVimala, die seit etwa eineinhalb Jahren im Amt ist, in München auch Provinzial Frater Emerich Steigerwald zu einem Gespräch. Die Generaloberin betonte die Bereitschaft der Schwestern, auch künftig in Europa die Barmherzigen Brüder in verschiedenen Einrichtungen zu unterstützen. Es sei der „Traum“ ihres Gründers Frater Fortunatus gewesen, dass Brüder und Schwestern Seite an Seite arbeiten und Teil der Familie des heiligen Johannes von Gott seien. Angesprochen auf den möglichen Seligsprechungsprozess von Frater Fortunatus berichtete die Gene- raloberin, das Grab ihres 2005 verstorbenen Gründers in Kattappana werde von vielen Menschen besucht und es gebe auch schon Erzählungen von möglichen Wunder-Heilungen, die auf die Fürsprache des Barmherzigen Bruders hin geschehen seien. Die Kongregation der Johann-von-GottSchwestern zählt derzeit 84 Mitglieder, fünf Novizinnen und fünf Postulantinnen. Die Schwestern betreiben in Indien vier eigene Altenheime, außerdem arbeiten sie im Krankenhaus der Barm- herzigen Brüder in Kattappana mit. In Europa sind zur Zeit 15 Schwestern in Einrichtungen der Barmherzigen Brüder im Einsatz: vier im Altenheim St. Augustin Neuburg, drei im Altenheim St. Raphael Königstein, fünf im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien und drei im Altenheim des Ordens in Solbiate bei Mailand. Vor ihrer Rückkehr nach Indien wird Schwester Vimala in Rom einwöchige Exerzitien für ihre Mitschwestern in Europa abhalten. js Generaloberin Schwester Vimala (3. von rechts) mit Provinzial Frater Emerich Steigerwald und Mitschwestern in München 20 misericordia 5/12 · Kirche und Gesellschaft Bescheidene Verhältnisse im OP des Krankenhauses von Dédougou reichbar und sehr kostspielig. Die Arbeit der deutschen Entwicklungshelfer ist hingegen für die Patienten kostenlos. Nabel- und Leistenbrüche operiert Dr. von Gerstenbergk besonders häufig, aber auch durch Typhus verursachte Darmdurchbrüche und andere Notfalloperationen stehen auf dem OP-Plan der deutschen Ärzte. Ein Arzt des Münchner Krankenhauses engagiert sich in Burkina Faso Helfen und Lernen in Westafrika Dr. Bolko von Gerstenbergk-Helldorff, chirurgischer Oberarzt im Krankenhaus Barmherzige Brüder München, engagiert sich seit 2009 in der Entwicklungshilfe in Burkina Faso. „Für mich als Arzt und als Mensch war es eine Form der Läuterung, unter einfachsten Umständen in Burkina Faso zu operieren“, berichtet Dr. von Gerstenbergk von seinen zwei 14-tägigen Aufenthalten in einem Krankenhaus in Dédougou, einer Stadt im Nordwesten des Landes. „Diese Erfahrung gibt mir auch für meine Arbeit in Deutschland eine gewisse Ruhe und Souveränität.“ Die Initiative für die Entwicklungsarbeit in Burkina Faso ging von Professor Dr. Sebastian Freudenberg aus, ehemaliger Vorgesetzter von Dr. von Gersten- bergk und Chefarzt der Chirurgischen Klinik des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses in Ludwigshafen. Seit 1994 fliegt er mit Unterstützung des Deutschen Entwicklungsdienstes Dr. Bolko von Gerstenbergk-Helldorff jedes Jahr mit Kollegen nach Afrika. Das Krankenhaus in Dédougou versorgt etwa 500 000 Menschen in einem Einzugsgebiet von 150 Kilometern. Die Hilfe der deutschen Ärzte wird gerne angenommen, denn in den ländlichen Gebieten Burkina Fasos ist eine ärztliche Versorgung für viele schwer er- Burkina Faso • • • • • • Burkina Faso („Land der ehrenwerten Menschen“) ist ein Staat in Westafrika, ehemalige französische Kolonie Hauptstadt: Ouagadougou Einwohner: 16.751.455 (Zensus 7/2011) Die Hälfte der Einwohner sind Muslime, etwa 10 Prozent Christen Amtssprache: Französisch Unabhängig seit 5. August 1960 Im Jahr 2004 waren in Burkina Faso für 100 000 Einwohner lediglich sechs Ärzte zuständig und viele Krankenhäuser auf dem Land sind nur mit einer Krankenschwester besetzt. Die staatlichen Ausgaben für die Gesundheit der Bevölkerung sind mit etwa drei Prozent des Bruttoinlandprodukts sehr gering. Ansprechpartner vor Ort für Dr. von Gerstenbergk und seine Kollegen ist der Chefarzt, der zugleich für die Organisation des Aufenthalts zuständig ist. Auch Bruder Herbert Schwarz, Afrikamissionar in Burkina Faso und Gründer eines Jugendprojekts in der Nähe des Krankenhauses, betreut die deutschen Helfer. „Die Umstellung auf die ganz andere Kultur geschieht natürlich nicht von heute auf morgen, meint Dr. von Gerstenbergk, „da wird nichts geplant, es läuft alles in seinem natürlichen Fluss und was heute nicht passiert, das passiert dann eben morgen.“ „Neben der akuten, direkten Hilfe steht die Weitergabe von medizinischem Wissen im Vordergrund der Arbeit“, betont Dr. von Gerstenbergk, „denn so kann die Hilfe nachhaltig wirken“. Der Austausch mit Kliniken in Europa ist fester Bestandteil in der Ausbildung von Ärzten in Burkina Faso mit positiven Lerneffekten für alle Beteiligten. „Unter den einfachen Verhältnissen steht das chirurgische Handwerk im Vordergrund“, meint Dr. von Gerstenbergk und fügt hinzu: „Wir sind hochtechnisiert in unserer medizinischen Welt hier, und in Dédougou lernt man seinen Beruf wieder anders kennen und konzentriert sich mehr auf den Patienten. Ich engagiere mich sehr gerne in der Entwicklungsarbeit und würde es auch wieder machen.“ Margarete Binsack Kirche und Gesellschaft · misericordia 5/12 21 Mit Maria den Weg durch die Zeit gehen Der Wonnemonat Mai ist seit altersher ein Marienmonat. Seit vielen Jahrzehnten gibt es in Bayern den Brauch der Maiandachten. Die Marienaltäre in unseren Kirchen sind festlich geschmückt, es werden vermehrt Wallfahrten zu Marienheiligtümern unternommen und Lichterprozessionen abgehalten. Je älter man wird, umso mehr verklärt sich die Vergangenheit, und so geht es mir mit den Erinnerungen an die täglichen Maiandachten in meiner Heimat. Das Gebet am kleinen Maialtar in meinem Elternhaus war etwas Schönes und Formendes. Auch im Orden der Barmherzigen Brüder hat die Marienfrömmigkeit einen großen Stellenwert. In unseren Konstitutionen (II. Kapitel, Nr. 25) wird uns Maria als die treue Frau vor Augen gestellt. Wenn wir versuchen, mit unserer Patronin Maria zu glauben, zu hoffen und zu lieben, dann wird das konkret, was der Herr vom Kreuz herab uns geschenkt hat: „Siehe, Deine Mutter“. Mit Maria können wir unseren Weg durch die Zeit gehen. In der Münchner Krankenhauskirche zeigt das Bild in der Mitte Maria in mütterlicher Geste: sie legt unserem Ordensvater, dem heiligen Johannes von Gott, ihren Sohn Jesus Christus in die Arme. Diese Darstellung motivierte mich zu folgendem Gebet: Maria legt dem heiligen Johannes von Gott das Jesuskind in die Arme - Ausschnitt aus der Darstellung in der Münchner Krankenhauskirche der Barmherzigen Brüder. Wir gratulieren zum 70. Geburtstag am 29. Mai Pater Johannes von Avila Neuner, München Maria, unsere liebe Frau und Mutter. In den Irrungen und Wirrungen unserer Zeit dürfen wir Jesus zu den Kranken und Sterbenden tragen. Deine mütterliche Sorge gibt uns die Kraft, wie unser Ordensvater Johannes von Gott täglich die Liebe Gottes zu leben. Hilf uns dabei, du wunderschön prächtige, hohe und mächtige, liebreich holdselige Frau und Mutter Maria. Pater Johannes von Avila Neuner Literaturhinweis: Werner Eizinger, Mit Maria glauben, hoffen und lieben, Verlag Friedrich Pustet (Regensburg) 2011 22 misericordia 5/12 · Rätsel Rätsel mit Bitte schicken Sie eine Postkarte mit dem Lösungswort des unten stehenden Rätsels und Ihrer Adresse an Barmherzige Brüder Bayerische Ordensprovinz Postfach 20 03 62, 80003 München Zu gewinnen gibt es in diesem Monat das Algasinger Gemüsekochbuch. Einsendeschluss ist der 15. Mai 2012. Zweite Chance: Bei der Jahresziehung wird unter allen richtigen Einsendungen des Jahrgangs 2012 ein Gutschein über 200 Euro für einen Einkauf von nützlichen Dingen für Ihre Küche in einem Fachgeschäft Ihrer Wahl ausgelost. Die Lösungswörter aus dem letzten Heft: Paradiesapfel - Lauch - Hafer - Rhabarber - Rapunzel - Lachs - Spinat - Thymian - Nocken - Nudel - Lambrusco - Omelette - Erdbeere - Eiskaffee - Edamer - Rum BLUMENKOHL Gewonnen hat Walli Meyer, Hemau. Wir gratulieren! Rätsel rund ums Trinken Franz Lohmaier, Küchenleiter der Barmherzigen Brüder Algasing (links), und sein Stellvertreter Bernhard Brams haben gemeinsam die Monatsgewinnerin gezogen. Seit 1997 ist Franz Lohmaier, Küchenmeister mit Diätkochausbildung, für die Leitung der Algasinger Küche verantwortlich. Es wird auf frische und saisonale Lebensmittel aus der Region geachtet. In seiner Freizeit ist er in Garten und Wald beschäftigt, kräftig unterstützt von seinen drei Söhnen. Ehrenamtlich engagiert er sich darüber hinaus als Pfarrgemeinderat und Wortgottesdienstleiter. Der diätetisch geschulte Koch Bernhard Brams ist seit 1999 stellvertretender Küchenleiter. In seiner Freizeit, die er gerne auf dem Rennrad in der Natur verbringt, hat er schon so manche Höhen erklommen, zum Beispiel den Brenner. Ehrenamtlich ist er bei der Feuerwehr als Atemschutzträger gefordert. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Quelle: aid 15. 16. Körperliches Signal für Flüssigkeitsmangel Stoffe, die über Schweiß und Urin verloren gehen Welches Getränk (ohne Koffein) enthält 13 Stück Zucker pro Glas? Was ist kein Durstlöscher, sondern ein Lebensmittel? Welche Getränke enthalten 5 bis 6 Prozent Alkohol und sind daher für Kinder und Jugendliche ungeeignet? Trinken, ... der Durst kommt! Durch was verliert man viel Flüssigkeit über die Haut? Was beeinträchtigt die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit? Mineralstoff, der in vielen Mineralwässern enthalten ist und für ein optimales Zusammenspiel von Nerven und Muskeln sorgt. Was scheidet man über die Nieren aus? Welches Getränk ist ein guter Durstlöscher und enthält Mineralien? Ausscheidungsorgan für Flüssigkeiten Größtes Ausscheidungsorgan für Wasser Wie nennt man ein Gemisch aus Saft und Wasser? Wasserreiches Gemüse, rot Flüssiges Nebenprodukt der Käseherstellung (enthält kein Fett, aber viele Vitamine und Mineralstoffe) Kirche und Gesellschaft · misericordia 5/12 23 Ordensleute beim Katholikentag in Mannheim „Das hätte ich nie gedacht“ Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) ist beim Katholikentag in Mannheim (16. bis 20. Mai) wieder mit einem Stand vertreten, an dem sich auch die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott beteiligen. Die Ordensgemeinschaften werden am „Alten Meßplatz“ eine Sechseck-Pagode beziehen (Standnummer VI-28). Passend zum Katholikentags-Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“ wollen sich die Ordensleute als Menschen präsentieren, die „aufgebrochen sind zu einer besonderen Lebensform“. Viele haben ja durch das Ordensleben ihren Horizont erweitert und entdeckt, dass in ihnen mehr steckt, als sie selber dachten. Wer zurückblickt, sagt deshalb oft: „Das hätte ich nie gedacht, dass ich dieses oder jenes einmal machen werde, dass ich da oder dort leben kann.“ „Das hätte ich nie gedacht“, sollen auch die Besucher sagen, wenn sie beim Katholikentag Ordensleute beispielsweise beim Segway-Fahren sehen können. Vor allem aber laden die Ordensfrauen und Ordensmänner zum Gebet ein, wollen mit „Aufbruchsgeschichten“ Neugierige ansprechen und sie durch einen atmosphärisch dichten Parcours im Inneren des Zeltes begleiten. Hier gibt es insgesamt fünf „Pilgerstationen“: - Auf die Zeichen der Zeit: Hören - Auf Gottes Wort einlassen: Beten - Entscheidungen treffen: Loslassen - Wagnis eingehen: Aufbrechen - Durststrecken überwinden: Treue Wer den Parcours durchlaufen hat, darf „zur Belohnung“ dann auch Segway fahren. Ganz entscheidend setzen die Beteiligten auf das persönliche Gespräch mit den Besuchern. Denn nur wo Ordenschristen lebendig über ihre Berufung erzählen, kann ein Funke überspringen. js Impressum Herausgeber und Verlagsinhaber: Barmherzige Brüder® Bayerische Ordensprovinz KdöR Südliches Schloßrondell 5 80638 München Postfach 200362, 80003 München Telefon: 089/1793-100 Telefax: 089/1793-120 E-Mail: provinzial@barmherzige.de Internet: www.barmherzige.de Redaktion: Frater Eduard Bauer (verantwortlich) koordinator@barmherzige.de Johann Singhartinger redakteur@barmherzige.de Kerstin Laumer kerstin.laumer@barmherzige.de Anschrift wie Herausgeber Redaktion der Hauszeitschriften: Die Misericordia erscheint zum Teil mit den Hauszeitschriften unserer Einrichtungen, die für deren Inhalt selbst verantwortlich sind. Grund-Layout: Astrid Riege - grafica Fotos: Siegfried Aiglstorfer (15 unten), altrofoto.de (2, 13 unten, 21), Barmherzige Brüder Algasing, Gremsdorf, Reichenbach, Straubing, Schwandorf (5-7), Verena Bauwens (23 unten), Bilderbox.com (8 unten, 24 unten), fotolia (22 unten), Bolko von Gerstenbergk (20 oben), Susanne Grundner (22 oben), Karin Kövi (13 oben), Kerstin Laumer (12, 14 unten, 15 oben), Volker Möller (11), Claudia Rehm (20 unten), Johann Singhartinger (Titel, 10, 16-19), Karl Werner (14 oben), www.schmetterling-und-taucherglocke.de (3 links), www. de-vrouwe.info.de (24). Verlag: Johann von Gott Verlag Anschrift wie Herausgeber Bayerische Hypo- und Vereinsbank Konto Nr. 3 960 071 831 Bankleitzahl 700 202 70 Szene am Stand der Orden beim Katholikentag 2008 in Osnabrück Druck: Marquardt Prinzenweg 11 a, 93047 Regensburg Erscheint zehn Mal jährlich. Jahresabonnement: 15,00 Euro 24 misericordia 5/12 · Arbeits- und Lebenswelt Heime Serie „Mein Gebet“ Maria, die „Frau aller Völker“ Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters, sende jetzt deinen Geist über die Erde. Lass den Heiligen Geist wohnen in den Herzen aller Völker, damit sie bewahrt bleiben mögen vor Verfall, Unheil und Krieg. Möge die Frau aller Völker, die selige Jungfrau Maria, unsere Fürsprecherin sein. Amen. Dieses Gebet hat mich gesucht und nicht umgekehrt. Es hat seinen Ursprung in den Marienerscheinungen in Amsterdam nach dem Zweiten Weltkrieg, die von der katholischen Kirche anerkannt sind. Die Muttergottes hat dieses Gebet und ein Bild (siehe Abbildung neben der Überschrift) in den Erscheinungen geschenkt sowie die Seherin Ida Peerdemann einiges über unsere Zeit gelehrt. Ich weiß noch, dass dieses Bild über eine Freundin meiner Mutter zu uns kam. Das Bild zeigt die „Frau aller Völker“ - Maria - auf dem Erdenball, vor dem Kreuz ihres Sohnes stehend und mit dem Licht Gottes durchstrahlt. Um den Erdball sind viele Schafe – nicht alle davon sind weiß und sie stehen sinnbildlich für die Menschheit. Aus den Händen Mariens treten drei Strahlen. Diese stehen für „Gnade durch den Vater, Erlösung durch den Sohn und Friede durch den Heiligen Geist“. Das Gebet ist so einfach und so kurz, dass man es zu jeder Zeit gut beten kann. Durch das Gebet (und ein Buch, das es dazu gibt) habe ich eine ganz liebe Familie kennengelernt. Besonders gefreut hat mich, dass diese Familie bei meiner Hochzeit zu Beginn der Feier das Bildchen mit dem Gebet an alle Gäste verteilt hat und wir alle es gemeinsam gebetet haben. Weitere Informationen unter www.de-vrouwe.info/de. Theresia Vatter