zwischen zwei horizonten
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zwischen zwei horizonten
ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN DEUTSCHE UND FRANZÖSISCHE AVANTGARDEN AUS DEM SAARLANDMUSEUM 29. Juni 2016 ! 16. Januar 2017 ! ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER ! Inhaltsverzeichnis 1. ALLGEMEINE EINFÜHRUNG ZUR AUSSTELLUNG …………………P.3 2. LISTE DER AUSGESTELLTEN KÜNSTLER……………….….…….P.5 3. CHRONOLOGIE DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN BEZIEHUNGEN…….. P.8 4. RUNDGANG IN VIER KAPITELN……………………………… P.15 5. BIBLIOGRAFIE………………………………………….....P.48 6. PRAKTISCHE INFORMATIONEN……………………………… P.50 Auf dem Deckblatt: Max Pechstein, Aufgehende Sonne, 1933 Saarlandmuseum Saarbrücken, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz © Adagp, Paris 2016 2 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 1. ALLGEMEINE EINFÜHRUNG ZUR AUSSTELLUNG ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN DEUTSCH FRANZÖSISCHE AVANTGARDEN AUS DEM SAARLANDMUSEUM 29. Juni 2016 ->16. Januar 2017 GALERIE 3 Kuratoren : Gesamtleitung: Dr. Roland Mönig, Direktor des Saarlandmuseums; Ausstellungskuratorinnen: Dr. Kathrin Elvers-Svamberk, Saarlandmuseum und Alexandra Müller, Centre Pompidou-Metz. Die Moderne Galerie des Saarlandmusems aus Saarbrücken ist für sieben Monate mit einem Ensemble herausragender Meisterwerke zu Gast im Centre Pompidou-Metz. Als grenzübergreifendes Kooperationsprojekt von bemerkenswertem Umfang erzählt die Ausstellung Zwischen zwei Horizonten über hundert Jahre deutsch-französische Geschichte – mit ihren wechselseitigen Einflüssen, künstlerischen Gemeinsamkeiten und kreativen Divergenzen – anhand einer musealen Kunstsammlung. Pontus Hultén, der erste Präsident des Centre Pompidou, sah in seiner Institution das „Ergebnis eines bis dahin beispiellosen Bestrebens, Grenzen niederzureißen“ – zwischen künstlerischen Disziplinen, aber auch zwischen Staaten. Gerade in Zeiten, da sich die Diskussion um die europäischen Grenzen verschärft und Lothringen im Rahmen einer Gebietsreform in Frankreich umgestaltet wird, um Teil einer als „Grand Est“ – Großer Osten – bezeichneten Region zu werden, freut sich das Centre Pompidou-Metz, mit diesem ehrgeizigen Ausstellungsprojekt, das nur durch die in Umfang und Intensität herausragende grenzübergreifende Zusammenarbeit zweier Institutionen möglich wurde, einen Beitrag zu diesen aktuellen Debatten liefern zu können. Die Ausstellung Zwischen zwei Horizonten nimmt den kulturellen Austausch in den Blick, der das Gesicht der Großregion – und damit einer Region, die in der Vergangenheit für reichlich Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich sorgte – maßgeblich geprägt hat. Sie steht in der Tradition der historischen Ausstellung Paris-Berlin, die 1978 im Centre Pompidou zu sehen war. Es heißt, man könne den Zustand der diplomatischen Beziehungen zweier Länder daran ablesen, wie viel Kunst aus dem einen sich in den Museumssammlungen des anderen befinde. Dass die deutschen Avantgarden des beginnenden 20. Jahrhunderts in französischen Sammlungen unterrepräsentiert sind oder vielmehr beinahe vollständig fehlen, hat historische Gründe. Nach der französischen Niederlage im DeutschFranzösischen Krieg wurde 1871 das Deutsche Reich gegründet und Wilhelm I. zum Kaiser proklamiert. Als Ort für die Zeremonie wählte man den Spiegelsaal in Versailles, was eine symbolische Demütigung Frankreichs bedeutete. Tonangebend für die Epoche waren – auf beiden Seiten des Rheins – Nationalismus und Konfrontation, und über Jahrzehnte hinweg galt dies auch für den Bereich der Kunst. Viele Politiker, Intellektuelle und sogar Künstler machten kulturelle Differenzen zwischen den beiden Staaten im 3 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER ausgehenden 19. und beinahe bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts an den bestehenden ideologischen Gegensätzen fest. Die Ausstellung Zwischen zwei Horizonten bietet eine bis in die Gegenwart reichende chronologische Übersicht über ein faszinierendes und komplexes Stück gemeinsamer Geschichte. Denn auch wenn das politische und kulturelle Klima dem Ideenaustausch zwischen französischen und deutschen Intellektuellen nicht immer zuträglich war, gab es Freigeister – darunter Künstler wie Max Liebermann, August Macke, Wassily Kandinsky, Max Ernst oder Willi Baumeister, Kunsthistoriker wie Hugo von Tschudi, Julius MeierGraefe und Carl Einstein, Sammler wie das Ehepaar Bernstein oder den visionären Karl Ernst Osthaus und nicht zuletzt Verleger und Galeristen wie die Vettern Bruno und Paul Cassirer oder den großen Herwarth Walden –, die an ihrer Begeisterung für den französischen Nachbarn festhielten und mit ihrer Kunst zum Ideenaustausch und zur Erneuerung der Kunst in der damals noch jungen Nation beitrugen. In der Sammlung des so nahe an der deutsch-französischen Grenze gelegenen Saarlandmuseums befinden sich eindrucksvolle Meisterwerke von beiden Seiten des Rheins. Wie kaum eine andere bietet sie die Möglichkeit, (neue) Einblicke in die deutschfranzösische Geschichte zu gewinnen und jene großen Kunstströmungen kennenzulernen oder wiederzuentdecken, die – wie zum Beispiel der deutsche Expressionismus – in französischen Museen kaum vertreten sind. Die Bestände des Museums sind Spiegel der wechselvollen Geschichte ihrer Entstehungsregion. So war das Saarland zweimal im Zuge des im 20. Jahrhundert von Deutschland abgetrennt und dem französischen Wirtschaftsraum angeschlossen: in Folge des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. In der Sammlung finden sich impressionistische Bilder von Auguste Renoir und Max Liebermann, der Fauvist André Derain ist ebenso vertreten wie Gemälde und Radierungen der Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde. Als eine der bedeutendsten Sammlungen im deutschen Südwesten spiegelt sie ferner den fruchtbaren Austausch zwischen Robert Delaunay und den Mitgliedern des Blauen Reiters wie etwa Franz Marc und August Macke oder auch die den Wirren des Ersten Weltkrieges trotzende Freundschaft zwischen Fernand Léger und Willi Baumeister wider. Ab 1952, dem Jahr, da das Saarland als eigenständiger Staat unter französisches Protektorat gestellt wurde, um 1957 in die noch junge Bundesrepublik eingegliedert zu werden, fanden die französische Bewegung der lyrischen Abstraktion mit Künstlern wie Roger Bissière und Serge Poliakoff und informelle Kunst aus Deutschland Eingang in die Sammlung, später folgten Akteure aus der Gruppe ZERO und dem Nouveau Réalisme. Vertreter der Gegenwartskunst in der Saarbrücker Sammlung sind etwa Künstler wie Damien Deroubaix und Jonathan Meese. Die Ausstellung umfasst insgesamt 230 Gemälde, Skulpturen, Drucke und Fotografien, und ein umfangreicher Korpus an dokumentarischem Material vor allem aus den Beständen der Bibliothèque Kandinsky illustriert ihren historischen Kontext. Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Centre Pompidou-Metz und des Saarlandmuseums, Saarbrücken. Ein Katalog in deutscher und französischer Sprache begleitet die Ausstellung. 4 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 2. LISTE DER AUSGESTELLTEN KÜNSTLER Albers Josef (1888-1976) Fleischmann Adolf (1892-1968) Archipenko Alexander (1887-1964) Förg Günther (1952-2013) Barlach Ernst (1870-1938) Gauguin Paul (1848-1903) Baselitz Georg (né en 1938) Geiger Rupprecht (1908-2009) Baumeister Willi (1889-1955) Girke Raimund (1930-2002) Bayer Herbert (1900-1985) Gleizes Albert (1881-1953) Beckmann Max (1884-1950) Götz Karl Otto (né en 1914) Belling Rudolf (1886-1972) Graubner Gotthard (1930-2013) Bellmer Hans (1902-1975) Grosz George (1893-1959) Bissière Roger (1886-1964) Hartung Hans (1904-1989) Boch Monika von (1915-1993) Hausmann Raoul (1886-1971) Braque Georges (1882-1963) Heckel Erich (1883-1970) Breier Kilian (1931-2011) Hildebrandt Gregor (né en 1974) Buch-Duttlinger Edith (née en 1933) Hoehme Gerhard (1920-1989) Camoin Charles (1879-1965) Hofer Karl (1878-1955) Campendonk Heinrich (1889-1957) Jawlensky Alexej Von (1864-1941) Catherineau Roger (1925-1962) Jené Edgar (1904-1984) Chadwick Lynn (1914-2003) Jenssen Olav Christopher (né en 1954) Corinth Lovis (1858-1925) Kandinsky Vassily (1866-1944) Coubine Othon (Kubin Otakar, 1883-1969) Keetman Peter (1916-2005) De Chirico Giorgio (1888-1978) Kirchner Ernst Ludwig (1880-1938) Degas Edgar (1834-1917) Klee Paul (1879-1940) Delaunay Robert (1885-1941) Kollwitz Käthe (1867-1945) Derain André (1880-1954) Kricke Norbert (1922-1984) Deroubaix Damien (né en 1972) Kubin Alfred (1877-1959) Dix Otto (1891-1969) Laurens Henri (1885-1954) Dufy Raoul (1877-1953) Léger Fernand (1881-1955) Ernst Max (1871-1976) Lehmbruck Wilhelm (1881-1919) Estève Maurice (1904-2001) Liebermann Max (1847-1935) Feininger Lyonel (1871-1956) Lipschitz Jacques (1891-1973) Felixmüller Conrad (1897- 1977) Lischke Joachim (1923-2014) ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER Mack Heinz (né en 1931) Riopelle Jean Paul (1923-2002) Macke August (1887-1914) Rodin Auguste (1840-1917) Marc Franz (1880-1916) Rohlfs Christian (1849-1938) Mataré Ewald (1887-1965) Rouault Georges (1871-1958) Matisse Henri (1869-1954) Schink Hans-Christian (né en 1961) Meese Jonathan (né en 1970) Schlemmer Oskar (1888-1943) Meidner Ludwig (1884-1966) Schmidt-Rottluff Karl (1884-1976) Millet Jean-François (1814-1875) Schneiders Toni (1920-2006) Modersohn-Becker Paula (1876-1907) Schultze Bernard (1915-2005) Moholy-Nagy László (1895-1946) Schumacher Emil (1912-1999) Monet Claude (1840-1926) Seurat Georges (1859-1891) Mueller Otto (1874-1930) Signac Paul (1863-1935) Münter Gabriele (1877-1962) Sisley Alfred (1839-1899) Nay Ernst Wilhelm (1902-1968) Slevogt Max (1868-1932) Nemours Aurélie (1910-2005) Sonderborg Kurt R. Hoffmann (1923-2008) Nolde Emil (1867-1956) Steinert Otto (1915-1978) Pascin Jules (1985-1930) Tavenne Vincent (né en 1961) Pechstein Max (1881-1955) Uecker Günther (né en 1930) Picasso Pablo (1881-1973) Urhausen Romain (né en 1930) Piene Otto (1928-2014) Van Gogh Vincent (1853-1890) Pissarro Camille (1830-1903) Vlaminck Maurice de (1976-1958) Poliakoff Serge (1900-1969) Weisgerber Albert (1878-1915) Purrmann Hans (1880-1966) Winter Fritz (1905-1976) Redon Odilon (1840-1916) Wols (Alfred Otto Wolfgang Schulz, Renoir Auguste (1841-1919) (1913-1951) Richier Germaine (1902-1959) 6 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER !"#$#%&'()&*+,"#)-./0&123,+45#&6++4#&7)&8#"9#:&67);#484<)=0&>?>@& !"#$%&#'()*+$*,#$%&#-$./0*# 1231#4#5631#78# 9$$.:.;7<(*3#9$$."$*,8%=(%8# ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER ! 3. CHRONOLOGIE DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN BEZIEHUNGEN 1870 Frankreich erklärt Preuβen den Krieg; Niederlage Frankreichs bei der Schlacht von Sedan; Sturz Napoleons III. und Ende des Zweiten Kaiserreichs. 1871 Proklamation des deutschen Kaiserreichs im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles; Waffenstillstand mit Deutschland; Frankfurter Frieden, in dem der Verzicht Frankreichs auf das Elsass und einen Teil von Lothringen zu Gunsten von Deutschland ratifiziert wird. 1872 Dreikaiserabkommen zwischen Deutschland, Österreich und Russland. 1873 Ende der deutschen Besatzung Frankreichs; Liebermann kommt nach Paris und lässt sich in einem Atelier auf dem Montmartre nieder. 1874 Monets Impression, Sonnenaufgang wird im Rahmen der ersten Impressionistenaustellung präsentiert und prägt den Namen der Künstlergruppe. 1875 Deutsch-Französische Krieg-in-Sicht-Krise in Folge der frz. Wiederaufrüstung. 1877 Veröffentlichung von Tour de France par deux enfants, einem französischem Schulbuch voller patriotischer Propaganda, das insbesondere die Erinnerung an die „verlorenen Provinzen” kultiviert. 1880 Als erster deutscher Künstler erhält Liebermann Ehrungen auf dem Pariser Salon. 1882 Dreierbund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien. Das Ehepaar Carl und Felicie Bernstein sind die ersten Sammler der Werke französischer Impressionisten und stellen sie in in ihrem Salon in Berlin aus. 1883 Der Kunsthändler Fritz Gurlitt präsentiert in seiner Berliner Galerie mit von dem Ehepaar Bernstein und Durand-Ruel geliehenen Werken die erste Impressionistenausstellung in Deutschland. 1886 In Frankreich setzt sich der Boulangismus durch, mit der Hoffnung auf Revanche gegenüber Deutschland. 1889 Bau des Eiffelturms anlässlich der Pariser Weltausstellung; Liebermann wird mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet und in die Société des Beaux-Arts aufgenommen. 1890 Wilhelm II. entlässt Bismarck und entwickelt eine Politik, deren Ziel es ist, die wirtschaftliche und politische Präsenz des Deutschen Reichs weltweit auszudehnen. 1891 Gründung des Altdeutschen Verbandes. 1892 Französisch-Russische Allianz; Gründung der Vereinigung der XI in Berlin, Grundstein der zuku nftigen Berliner Secession; Münchner Secession. 1894 Geheime Militärkonvention zwischen Russland und Frankreich, dessen diplomatische Isolation dadurch endet; Beginn der Affaire Dreyfus, um einen frz. Armeeangehörigen, der der Spionage für Deutschland verdächtigt und zu lebenslänglicher Verdammung verurteilt wird. 1898 Emile Zolas offener Brief J’accuse erscheint in der Tageszeitung L’Aurore und verteidigt Hauptmann Dreyfus; neues Flottengesetz zum Ausbau der kaiserlichen Kriegsmarine im Dienste der kolonialen Ambitionen Deutschlands; Gründung der Berliner Secession als Reaktion auf den konservativen Akademismus des Vereins Berliner Künstler. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 8 1899 Erste internationale Haager Friedenskonferenz. 1901 Kandinsky gründet in München die Künstlergruppe Phalanx, die zu einem Brennpunkt der Verbreitung europäischer Avantgarden wird. 1902 Karl Ernst Osthaus gründet das Folkwang Museum in Hagen, einen Sammelort der modernen Kunst. 1903 Gründung des „Deutschen Künstlerbundes“. 1905 Erste deutsch-französische Marokkokrise; Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet; Massenproteste in Berlin gegen die imperialistische Kriegspolitik; Bleyl, Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff gründen in Dresden die Brücke; der Fauvismus um Matisse im Blickpunkt des Pariser Salon d’automne. 1906 Algeciras-Konferenz und Ende der ersten Marokkokrise; Intensivierung der französisch-englischen Entente; Kirchner verfasst das Brücke-Programm, Amiet, Nolde und Pechstein schlieβen sich an; der Kreis der deutschen Künstler um Matisse im Café du Dôme. 1907 Zweite Haager Friedenskonferenz; Eröffnung der Galerie Kahnweiler in Paris als zukünftiges Schaufenster des Kubismus; Gründung der Münchner Künstlervereinigung Deutscher Werkbund zur Förderung der gewerblichen Kunst und der Architektur. 1908 Triple-Entente zwischen Frankreich, Russland und dem Vereinigten Königreich; Isolierung Deutschlands und Anstieg der Kriegsanleihen; Braque malt in L’Estaque Bilder, die Louis Vauxcelles den Begriff „Kubismus” eingeben; Wilhelm Worringer als Theoretiker des Expressionismus. 1909 Erblsöh, Jawlensky, Kandinsky, Kanoldt, Kubin, Münter und Werefkin gründen die Neue Künstlervereinigung München (NKVM). 1910 Herwarth Walden gründet die Zeitschrift Der Sturm; Gründung der aus hauptsächlich expressionistisch arbeitenden Künstlern bestehenden Vereinigung Neue Secession, in Opposition zur Berliner Secession. 1911 Neue Verfassung des Reichslandes ElsassLothringen, dem dadurch interne Autonomie zuerkannt wurde; die zweite Marokkokrise; Bremer Künstlerstreit: Carl Vinnen veröffentlicht die Streitschrift Protest deutscher Künstler, in welcher er die „Überfremdung” der deutschen Kunst anprangert. 1912 Neues Heeresgesetz zur Rüstungssteigerung in Deutschland; Eröffnung der Sturm-Galerie durch Herwarth Walden; Kandinsky, Macke, Marc und Münter veröffentlichen den Almanach Der Blaue Reiter. 1913 Der Militärdienst wird in Frankreich auf 3 Jahre angehoben; Zabern-Affäre (Konflikt zwischen Angehörigen der preuβischen Infanterie und der elsässischen Zivilbevölkerung); Auflösung der Brücke; „Erster Deutscher Herbstsalon“ mit Werken aus dem Umfeld des Blauen Reiter in der Sturm-Galerie, einem Sammelpunkt der internationalen Avantgarde (Kubismus, Orphismus, Futurismus, Expressionismus). 1914 Ermordung von Erzherzog Franz-Ferdinand, dem österreichischen Thronfolger, in Sarajevo, was den Ersten Weltkrieg auslöst; Deutschland erklärt Frankreich den Krieg; Schlacht an der Marne. 1915 Schlacht in der Champagne. 1916 Schlacht um Verdun. 1917 Deutscher U-Boot-Krieg; deutscher Rückzug hinter die Siegfriedstellung; Clemenceau wird französischer Ministerpräsident und bekämpft den Defaitismus. 1918 Deutsche Offensive an der Somme; alliierter Sieg an der Marne; Revolution und Abdankung Wilhelms II.; Ausrufung der Republik; Unterzeichnung des Waffenstillstandes in ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 9 Rethondes; Foch-Memorandum zum Rheinland. 1919 Friedenskonferenz unter Vorsitz von Clemenceau, der unter Berufung auf historische Rechte, die aus der Zeit von Ludwig XIV. stammen, die Annektierung des Saarlands durch Frankreich fordert; Versailler Vertrag; Gründung des Völkerbundes; Gropius gründet in Weimar das Bauhaus. 1920 Erster Zusammentritt des Völkerbundes in Paris; das Saarland erhält einen Sonderstatus und steht 15 Jahre lang unter Mandatsverwaltung des Völkerbundes, wobei Frankreich im Rahmen der Wiedergutmachung seiner von 1914-1918 erlittenen Kriegsschäden in Nord-Pas-deCalais die saarländischen Steinkohlegruben als Eigentum erhält; Entstehung der Kunstrichtung Neue Sachlichkeit; die frz. Malerei erlebt eine deutliche Rückkehr zum Klassizismus, zur Figur. 1921 Die Pariser Reparationskonferenz legt die Reparationsschulden Deutschlands auf 269 Milliarden Mark fest; Ruhrbesetzung durch die frz. Armee als Protest gegen die Zahlungsweigerung Deutschlands; Londoner Ultimatum, Akzeptierung des erstweiligen Zahlungsplans und erste Zahlungen; Adolf Hitler wird Präsident der Nationalsozialistischen Partei. 1922 Zweite Londoner Konferenz: Ablehnung der deutschen Vorschläge; Moratoriumsantrag zum Ruhrgebiet. 1923 Ruhrbesetzung durch Frankreich und Belgien; deutscher Aufruf zum passiven Widerstand; Reichskanzler Gustave Stresemann beendet den 100-tägigen Generalstreik und versucht, mit der Regierung Poincaré zu verhandeln; Hitler-Putsch, Letzterer wird verhaftet, verurteilt und inhaftiert; separatistische Bewegungen im Rheinland; Paneuropa von Richard Coudenhove-Kalergi; Romain Rolland gündet die Zeitschrift Europe. 1924 Londoner Konferenz: Erarbeitung eines Zeitplans zur Räumung des Saargebiets und des Dawes-Plans, in dem die Reparationszahlungen den Zahlungsfähigkeiten Deutschlands angepasst sind; Feininger, Jawlensky, Kandinsky und Klee gründen die expressionistische Gruppe Die Blaue Vier; die neue DVP-Regierung kürzt den Bauhaus-Etat drastisch. 1925 Die Trennung zwischen Kirche und Staat wird auf die Departements Elsass-Lothringen ausgeweitet; Entwicklung der ElsassLothringisch-Autonomistischen Partei; Räumung der frz. Truppen im Ruhrgebiet; die Verträge von Locarno sichern die 1919 festgelegten belgischen und französischen Grenzen; Veröffentlichung von Hitlers Mein Kampf; Erste Surrealismus-Ausstellung in der Galerie Pierre; Erfolgreiche Ausstellung Die Neue Sachlichkeit; Auflösung des Weimarer Bauhauses, Umzug nach Dessau; Eröffnung des Heimatmuseums der Stadt Saarbrücken, das unter der Mandatsverwaltung des Völkerbundes den Auftrag hat, die saarländische und deutsche Identität mittels Beispielen der Geschichte und der Kultur des Saarlands darzustellen. 1926 Deutschland tritt dem Völkerbund bei; Befriedung der Spannungen um das Saargebiet in Folge der Verträge von Locarno. 1928 Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung des Krieges; Höhepunkt der kollektiven Sicherheit und des „Geistes von Genf”. 1929 Aufbau der Maginot-Linie; Young-Plan zur Regelung der Reparationsverpflichtungen; Aristide Briand verfasst seine Denkschrift über die Errichtung einer Europäischen Union; Gemeindewahlen in Berlin: Wahl von 13 NSDAP-Stadträten; Wallstreet-Krach; Baumeister tritt wie Léger, Kandinsky, Arp und Schwitters der Künstlervereinigung Cercle et Carré in Paris bei. 1930 Erfolg der Nazis bei den Reichstagswahlen. 1931 Hoover-Moratorium zur Regelung der Kriegsschulden; Schlieβung der deutschen Banken und Börsen; internationale Finanzkrise; Gründung der Gruppe Abstraction-Création, Beitritt von Kandinsky, Baumeister und Gleizes. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 10 1932 Scheitern der Genfer Abrüstungskonferenz; Konferenz von Lausanne: Senkung der deutschen Kriegsschulden; Sieg der NSDAP bei den Reichstagswahlen; das Bauhaus zieht von Dessau nach BerlinSteglitz; 1933 Hitler wird Reichskanzler; Reichstagsbrand; Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund; viele deutsche Intellektuelle und Künstler emigrieren nach Paris; erste Ausstellungen gegen moderne Kunst in deutschen Städten sowie Autodafés; Liebermann wird aus der Akademie entlassen; Auflösung des Bauhauses; Veröffentlichung der ersten offiziellen schwarzen Kunst-Liste und Entlassung von Kunstlehrern wie Baumeister, Beckmann, Hofer, Pechstein, Schlemmer und Klee. 1934 Nacht der langen Messer. 1935 Saarabstimmung für eine Rückkehr des Saargebiets ins Deutsche Reich und Rückkauf der saarländischen Bergbauminen, die offiziell wieder zur Saar gehören; Hitler kündigt den Versailler Vertrag und führt die allgemeine Wehrpflicht wieder ein; Nürnberger Gesetze; Erste Ausstellung „Entartete Kunst” in Nürnberg. 1936 Kündigung der Verträge von Locarno und Remilitarisierung des Rheinlandes; Eröffnung der Olympischen Spiele in Berlin; Vierjahresplan zur deutschen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung; Gründung der BerlinRom-Achse; Antikominternpakt zwischen Deutschland und dem Japanischen Kaiserreich; „Reinigung der deutschen Museen” auf Anordnung Hitlers. 1937 Geheime Kriegsbesprechungen Hitlers, genannt Hoβbach-Niederschrift; Ausstellung „Entartete Kunst” in München, mit in deutschen Museen beschlagnahmten Werken moderner Kunst; Gründung des Saarlandmuseums durch die Zusammenführung des Heimatmuseums und des Staatlichen Museums der Schule für Kunst und Kunstgewerbe Saarbrücken, unter der gemeinsamen Trägerschaft der Stadt Saarbrücken und des Reichs: Entfernung ca. 300 moderner Werke aus den Sammlungen. 1938 Anschluss Österreichs; „Arisierung” jüdischen Eigentums; Reichspogromnacht in ganz Deutschland: von den Nazis gelenkte Gewaltmaβnahmen gegen die jüdische Bevölkerung (Brandstiftung an Häusern, Synagogen, Geschäften); 30.000 Juden werden verhaftet und in den KZ Lagern Dachau und Buchenwald interniert; Ausstellungen deutscher Kunst in München, mit Werken der Bildhauer Breker, Thorak, Kolbe und Klimsch; Einlagerung „entarteter Kunst” auf Schloss Schönhausen. 1939 Deutscher Angriff auf Polen; Frankreich und das Vereinigte Königreich erklären Deutschland den Krieg; französische Offensive gegen das Saargebiet, Sitzkrieg an der Westfront; Evakuierung eines Groβteils der Bestände der frz. Museen nach Chambord; Verbrennung von 5.000 Werken „entarteter Kunst” in Berlin; Hitler startet den geheimen Sonderauftrag Linz zur Gründung eines Weltmuseums, das aus Raubkunstbeständen aufgebaut werden soll; die Sammlungen des Saarlandmuseums werden nach Weimar, Speyer, Kaiserslautern und Meisenheim gebracht. 1940 Invasion der deutschen Truppen in Frankreich; Widerstandsaufruf von De Gaulle auf Radio BBC; Waffenstillstand von Compiègne; Frankreich wird in eine besetzte und eine freie Zone eingeteilt; Pétain wird mit unbegrenzten Vollmachten ausgestattet; Gründung des Etat français (Vichy-Regime); Beginn der Kollaboration; der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) wird in Paris eingerichtet, die Beschlagnahmungen werden im Jeu de Paume deponiert. 1941 Die Vichy-Regierung führt den „Judenstatus” ein, zahlreiche Groβrazzien; Atlantik-Charta. 1942 Wannseekonferenz und „Endlösung”; Razzia des Wintervelodroms Paris; deutsche Invasion der freien Zone in der Folge der alliierten Landung in Nordafrika; BrekerRetrospektive in der Orangerie des Pariser Tuileriengartens. 1943 Schlacht von Stalingrad und Kapitulation der deutschen 6. Armee; Gründung des Conseil national de la Résistance (CNR) (Nationaler Widerstandsrat); De Gaulle wird Präsident ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 11 des Comité français de libération nationale (CFLN) (Französisches Komitee für die Nationale Befreiung); ERR-Kommission entscheidet über die Zukunft der beschlagnahmten Kunstwerke; wirtschaftlich wertvolle Werke werden konserviert und im Jeu de Paume im sog. „Märtyrer-Saal” eingelagert, die anderen werden zerschnitten und im Museumsgarten verbrannt. 1944 Alliierten-Landung in der Normandie; Befreiung von Paris; Gründung der Commission de récupération artistique (CRA) (Kunstrückführungs-kommission), mit symbolischem Sitz im Jeu de Paume. 1945 Ende der Ardennenoffensive; die französische Armee überschreitet nördlich von Karlsruhe und in Straβburg den Rhein; JaltaKonferenz; Hitler begeht Selbstmord; Kapitulation Deutschlands und Waffenstillstand; Potsdamer Konferenz: Die alliierten Siegermächte definieren die vier Besatzungszonen und richten den Alliierten Kontrollrat ein; Gründung der Organisation der Vereinten Nationen; Nürnberger Prozesse; das Saargebiet wird von amerikanischen Truppen besetzt, untersteht jedoch einer französischen Militärregierung; die Förderung der Gruben wird der Mission française des mines (Französische Bergbaumission) anvertraut; politische, intellektuelle und künstlerische Säuberung; Werke, die für das Linzer Führermuseum bestimmt waren, werden in den österreichischen Salzbergwerken von Altaussee gefunden. 1946 Winston Churchills Rede in Fulton gegen den „Eisernen Vorhang”; Sperrgürtel zwischen dem Saarland und dem restlichen Deutschland; Rücktransport der während des Krieges ausgelagerten Museumsbestände in das Saarlandmuseum. 1947 Einrichtung der anglo-amerikanischen Bizone in Berlin; Internationale Ruhrbehörde; Inkrafttretung der saarländischen Verfassung. 1948 Zoll- und Wirtschaftsunion zwischen dem Saarland und Frankreich; die französische Militärregierung wird durch ein Hohes Kommissariat ersetzt; französisch- saarländisches Kulturabkommen; Frankreich tritt der Trizone bei; Berlin-Blockade; Gründung der Europäischen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECE). 1949 Gründung des Europarats; Atlantisches Bündnis (NATO); Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR); Austellung von 2.000 ru ckgeführten Werken im Schloss Compiègne; Gründung der Gruppe ZEN 49 in München; Gründung der Gruppe fotoform. 1950 Saarkonvention (wirtschaftlicher Anschluss an Frankreich und politische Autonomie des Saarlandes); Robert Schuman, französischer Minister für Auswärtige Angelegenheiten, schlägt vor, die gesamte deutschfranzösische Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinschaftlichen Hohen Behörde zu unterstellen; Initiierung der „subjektiven fotografie“ durch Otto Steinert. 1951 Vertrag der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). 1952 Das Hohe Kommissariat der Republik Frankreich im Saarland wird zur frz. Botschaft; gemeinsame Gründung einer diplomatischen Vertretung des Saarlandes in Paris; Deutschlandvertrag mit den drei Mächten: Auflösung des Besatzungsstatuts und Unabhängigkeit der BRD; Gründung der Gruppe Quadriga um Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze; Aufbau einer Sammlung für moderne Kunst im Saarlandmuseum unter dem Direktorat von Rudolf Bornschein. 1954 Ende des Besatzungsstatuts und Ermächtigung zur Wiederbewaffnung Deutschlands, nun Mitglied der NATO; Europäisierung des Saarlands. 1955 Die BRD und die DDR sind souveräne Staaten; saarländische Volksbefragung und Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland; zum Ausgleich wird Frankreich der Ausbau der Moselkanalisierung gewährt, der für das Wirschaftswachstum Lothringens notwendig ist; Rehabilitierung der als „entartet” stigmatisierten Künstler bei der documenta 1 in Kassel. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 12 1956 Deutsch-französisches Abkommen zur Regelung der Saarfrage. 1957 Die BRD unterzeichnet den Euratom-Vertrag (Europäische Atomgemeinschaft) und den EWG-Vertrag (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft); politische Eingliederung des Saarlands in die BRD; Gründung der Gruppe ZERO in Düsseldorf, unter dem Einfluss von Heinz Mack und Otto Piene; Jean-Pierre Wilhelm und Manfred de la Motte gründen in Düsseldorf die Galerie 22 zur Förderung der informellen Kunst. 1959 Wirtschaftlicher Anschluss des Saarlandes an die BRD; starke Präsenz deutscher und französischer Ku nstler bei der documenta 2 in Kassel, die dem abstrakten Expressionismus und der informellen Kunst gewidmet ist. 1968 Politische und soziale Krise in Frankreich; Inkrafttreten der Europäischen Zollunion; Einweihung der Modernen Galerie des Saarlandmuseums, die den Nachlass Alexander Archipenkos aufnimmt. 1969 Verschlechterung der deutsch-französischen Beziehungen wegen der gescheiterten Gespräche zu einem Erdölkonsortium; Ostpolitik von Willy Brandt; erste deutschfranzösische bilinguale Unterrichtsangebote in den Schulen von Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Entschluss einer gemeinsamen Airbus-Produktion bei den 13. deutsch-französischen Konsultationen. 1972 Vertrag über die deutsch-französischen Gymnasien und Einrichtung des deutschfranzösischen Abiturs; Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR. 1975 Schlussakte der Konferenz zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 1961 Bau der Berliner Mauer. 1962 Offizielle Reisen von Bundeskanzler Adenauer nach Frankreich und von General de Gaulle in die BRD. 1963 Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit, bekannt als ElyséeVertrag; erste deutsch-französische Konsultationen in Bonn und Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (OFAJ); Manifest der Gruppe ZERO Der neue Idealismus von Otto Piene. 1964 „Die Kunstpolitik der BRD – ein Elend” von Karl Otto Götz, gen. das Düsseldorfer Manifest, prangert die klägliche Ausstellungspolitik in den öffentlichen Einrichtungen Deutschlands an; Ausstellung zahlreicher Künstler der Gruppe ZERO neben Mitgliedern der Gruppe GRAV (Groupe de recherche d’art visuel) auf der documenta III in Kassel. 1967 Deutsch-französische Konsultationen in Bonn: Beide Regierungsseiten richten das Amt eines Koordinators der deutschfranzösischen Beziehungen ein; Ausstellung „Neuer Realismus” in Berlin, die das Konzept des Berliner Realismus ins Leben ruft. 1980 „Die Neuen Wilden”, eine neue Generation figurativer Maler (Georg Baselitz, Max Kozloff, Markus Lu pertz, A. R. Penck), in der Neuen Galerie in Aachen. 1988 Protokolle zur Gründung des DeutschFranzösischen Verteidigungs- und Sicherheitsrats, des Deutsch-Französischen Finanz- und Wirtschaftsrats und des Deutsch-Französischen Kulturrats. 1989 Fall der Berliner Mauer. 1990 Offizielle Wiedervereinigung Deutschlands. 1992 Vertrag von Maastricht zur Gründung der Europäischen Union. 1994 Inkrafttreten der Europäischen Union; Abzug der letzten Besatzungstruppen in Berlin. 1999 Gründung der Deutsch-Französischen Universität mit Sitz in Saarbrücken. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 13 2003 Die Deutsch-Französischen Gipfel werden durch gemeinsame Ministerratstreffen ersetzt: Der 22. Januar wird in beiden Ländern zum Deutsch-Französischen Tag. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 14 4. RUNDGANG IN VIER KAPITELN Orientierungsplan 0 Einführung 1 Impressionen. Eine widerspruchsvolle Vormachtstellung 2 Sturm. Revolutionen und Avantgarden 3 Die Brücke 4 Grafisches Kabinett 5 Kubismus / Bauhaus 6 Ein verpasstes Rendezvous 7 Erster Weltkrieg 8 Schrecken. Intellektuelle Exile 9 Zweiter Weltkrieg 10 Subjektive Fotografie 11 Abstraktionen. Annäherung und Entfernung 12 ZERO 13 Kunst nach 1970 Weitere Informationen Virtuelle Galerie Über die Homepage des Netzwerkes Canopé von der Straβburger Akademie (www.crdp-strasbourg.fr) wird ab September 2016 eine virtuelle Galerie zur Ausstellung abrufbar sein. In einem virtuellen Rundgang werden die Details der einzelnen Ausstellungssektionen mit prägnanten Werkbeispielen vorgestellt. Einführung in die Ausstellung Im Erdgeschoss des Centre Pompidou-Metz, neben der Museumskasse, befindet sich eine Ausstellungserweiterung, die in die Sammlungsund Architekturgeschichte des Saarlandmuseums mit seinem unter Denkmalschutz stehenden Museumsgebäude einführt und den neuen Erweiterungsbau vorstellt. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 1. IMPRESSIONEN. EINE WIDERSPRUCHSVOLLE VORMACHTSTELLUNG ZEITRAUM : 1871- 1905 SEKTIONSTEXT Am Ausgang des 19. Jahrhunderts werden in Frankreich wie in Deutschland die veränderten Lebensformen und Wahrnehmungsbedingungen einer industrialisierten Gesellschaft zur Grundlage künstlerischen Schaffens. Angesichts der Vitalität der damals weltweit als vorbildhaft erachteten französischen Maltradition erscheint ein Paris-Aufenthalt auch den deutschen Künstlern nun als unverzichtbarer Bestandteil ihrer Ausbildung – und dies dem tonangebenden poltischen Nationalismus, der die diplomatischen Beziehungen der beiden Länder im Nachfeld des Deutsch-Französischen Kriegs (1870/71) prägt, zum Trotz. Mit den Freilicht-Malern von Barbizon wird um 1850 die subjektiv und emotional erlebte Natur erstmals bildwürdig. Die damit einhergehende Autonomie der bildnerischen Mittel entwickelt die nachfolgende Generation der Impressionisten um Monet und Pissarro radikal weiter. Ihre progressive Bildform findet dabei gerade in Deutschland schon früh enthusiastische Anhänger: Privatsammler, Händler, Kunstschriftsteller, Museumsdirektoren und insbesondere die Künstler der „Berliner Sezession“ werden zu Leitfiguren eines deutsch-französischen Kulturdialogs und verhelfen dem neuen Stil zu breiter Anerkennung. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER Werkbeschreibung Nr. 1 Alfred Sisley (1839 – 1899) Der Maler Monet im Wald von Fontainebleau, um 1865 Der Künstler Alfred Sisley wird als Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes geboren, der sich in Paris niedergelassen hat. Sisley wird von seinem Vater 1857 für eine kaufmännische Ausbildung nach London geschickt, um später einmal das Familienunternehmen übernehmen zu können. Das eigentliche Interesse des jungen Mannes gilt jedoch der Kunst. Gemeinsam mit seinem Onkel besucht er häufig die Londoner Museen und begeistert sich vor allem für die Meister der englischen Landschaftsmalerei, wie John Constable, Richard Bonington oder William Turner. Kurze Zeit später, 1861, beschlieβt Sisley ein Studium an der Akademie der Schönen Künste in Paris zu beginnen. In der Malereiklasse von Charles Gleyre lernt er Jean Frédéric Bazille, Auguste Renoir und Claude Monet kennen. Mit ihnen trifft sich Sisley regelmäβig in der Umgebung von Paris und im Wald von Fontainebleau um dort, dem Beispiel der Künstler der Schule von Barbizon (eine Gruppe von Landschaftsmalern, die seit 1825 die Pleinairmalerei praktizieren) folgend, direkt in der freien Natur zu malen. Sisleys frühe Landschaftsbilder lassen den Einfluss von den realistischen Malern Gustave Courbet, Camille Corot oder Charles-François Daubigny erkennen. Nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem finanziellen Ruin der Firma seines Vaters lebt Sisley in groβer Armut. Während Monet, Renoir und andere impressionistische Künstler langsam seitens der Kunstkritiker Anerkennung erfahren, wird Sisley als zweitklassiger impressionistischer Maler abgelehnt. Obwohl er zu mehreren Pariser Salonausstellungen zugelassen wird, bleibt ihm eine offizielle Anerkennung verwehrt. Im Jahr 1872 trifft er den Kunsthändler Paul Durand-Ruel, der fortan sein Förderer wird und ihm innerhalb der nächsten 20 Jahre ca. 400 Werke abkaufen wird. Ab 1880 lebt Sisley bis zu seinem Tod 1889 in Moret-sur-Loing, nicht weit von Fontainebleau. Seine Malerei bleibt zeitlebens beeinflusst von Monet und Corot. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 17 Alfred Sisley, Der Maler Monet im Wald von Fontainebleau, um 1865 Öl auf Holz 36, 3 X 59 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Alfred Sisley malt dieses Bild, als er 25 Jahre alt ist. Gut erkennbar sieht man einen Maler vor einer Staffelei, unter einem Baum sitzend und den Rücken dem Betrachter zugewandt. Rechts daneben, im Schatten, zeichnet sich die Silhouette eines an einem Felsen sitzendenen Mannes mit Hut ab. Eventuell handelt es sich hier um Monet oder Renoir, die sich beide regelmäβig mit Sisley getroffen haben, um in der Natur zu malen und die atmosphärische Stimmung der Landschaft einzufangen. In Sisleys Frühwerk dominieren noch dunkle Grün- und Brauntöne, wie sie für seine Gemälde um 1865 charakteristisch sind. Sein lockerer Pinselstrich, sein Umgang mit Farbe und die skizzenhafte Gesamtkomposition lassen bereits die Entwicklung hin zu seinen späteren impressionistischen Gemälden erkennen. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 18 Werkbeschreibung Nr. 2 Max Slevogt (1868 – 1932) Blühende Kirschbäume auf Neukastel, 1898 Der Künstler Max Slevogt gilt als einer der Hauptvertreter der Berliner Secession. Geboren im bayrischen Landshut, studiert er an der Münchner Akademie sowie an der Académie Julian in Paris. In seinen frühen Werken verwendet Slevogt noch sehr dunkle Erdtöne und gelangt erst ab Mitte der 1890er Jahre zu einer lichteren Palette. Unter dem Einfluss der französischen Impressionisten beginnt Slevogt mit der Pleinairmalerei und versucht, den flüchtigen Augenblick einer Landschaft mit ihren wechselnden Lichtverhältnissen einzufangen. Im Gegensatz zu den französischen Impressionisten lösen sich seine Motive jedoch niemals vollständig in Licht und Farbe auf. Ab 1901 lässt er sich in Berlin nieder und wird Mitglied der Berliner Secession (eine Künstlergruppe, die sich gegen wilhelminische Akademiedoktrin richtet). Slevogts künstlerische Sujets sind vielfältig: Porträts, Landschaften, Druckgrafiken, Theaterdekorationen sowie Märchen- und Literaturillustrationen. Innerhalb weniger Jahre entwickelt Slevogt, ausgehend von der akademischen Malerei der Münchner Schule und den Impulsen der französischen Impressionisten, einen ganz persönlichen lebhaften Malstil. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 19 Max Slevogt, Blühende Kirschbäume auf Neukastel, 1898 Öl auf Leinwand 70,2 X 100,6 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Dieses Gemälde ist das erste Werk Slevogts im Stil des Impressionismus und gilt als eines der frühesten Beispiele der Freilichtmalerei in Deutschland. Es entstand 1898, dem Jahr, in dem der Künstler seine Jugendliebe Antonie Finkler heiratet. Seit dieser Zeit verbringt Slevogt die Sommermonate am liebsten in Rheinland-Pfalz, auf Neukastel, einem Anwesen seiner Schwiegereltern, welches zu seinem Malerparadies wird. Von seiner Terasse aus hat er einen weiten Blick in die Rheinebene, über die Weinberge und die waldigen Hügel mit ihren Burgruinen. Seine vor dieser Landschaft entstandenen Werke werden besonders von seinen Berliner Sammlern sehr geschätzt. Die Komposition dieses Gemäldes zeichnet sich durch eine Zweiteilung aus: Während die rechte Seite den kleinen Turm des Wohngebäudes mit dunklen farbigen Schattenzonen zeigt, gewährt die linke Bildhälfte einen Ausblick auf den sonnigen, tiefergelegenen Garten mit Kirschbäumen und den dahinterliegenden Wäldern. Die Bildmitte ist in ein helles, diffuses Licht getaucht. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 20 Werkbeschreibung Nr. 3 Auguste Rodin (1840 – 1917) Le Passant, 1895-1899 Der Künstler Der Bildhauer, Zeichner und Grafiker François-Auguste-René Rodin gehört zu den wichtigsten Vertretern der französischen Bildhauerei und gilt als Wegbereiter der modernen Plastik und Skulptur. Er begann 1853 ein Studium an der «École Spéciale de Dessin et de Mathématiques» in Paris, die später zur «École des Arts décoratifs» umbenannt wird. Gleichzeitig absolviert er eine Ausbildung zum Steinmetz und Gieβer. Seine Bewerbungen für einen Studienplatz an der Pariser Kunsthochschule «École des Beaux-Arts» bleiben erfolglos. Nach seiner Ausbildung arbeitet Rodin als Assistent bei dem Bildhauer AlbertErnest Carrier-Belleuse. Der tragische Tod seiner Schwester Mary im Jahr 1862 stürzt ihn in eine tiefe seelische Krise, die er mit einem Eintritt in einen Mönchsorden zu bewältigen versucht. Ermutigt von den Mönchen, seine Karriere als Bildhauer fortzuführen, arbeitet er ab 1864 wieder im Atelier von CarrierBelleuse und begleitet ihn 1871 nach Brüssel, wo sie gemeinsam an öffentlichen Aufträgen arbeiten. Prägend für Rodin wird seine Italienreise nach Turin, Rom und Florenz im Jahr 1875, auf welcher er sich intensiv mit den Werken von Michalangelo auseinandersetzt. Stark beeindruckt von diesem groβen Renaissance-Künstler, entwickelt Rodin seinen eigenen Skulpturenstil, durch die Verwendung extremer Körperhaltungen sowie durch eine kontrastreiche Behandlung der Oberflächen, die ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten auf den Formen erzeugen. Nach seiner Italienreise entsteht seine erste lebensgroβe Bronzeskulptur Das eherne Zeitalter. Rodins Formensprache wird häufig auch mit den malerischen Prinzipien der Impressionisten verglichen: Sichtbarkeit des Bearbeitungsprozesses, Einbeziehung von Lichteffekten und Momentaufnahmen von Bewegung. Von den Zeitgenossen stark bewundert wird außerdem die psychologische Kraft seiner Menschendarstellungen, die besonders in der Ausgestaltung der Gesichter erkennbar wird und die innersten Regungen und Empfindungen der Dargestellten wiedergibt. 1878 feiert Rodin seinen ersten groβen Erfolg mit seiner Figur Johannes der Täufer. Von 1880 bis 1882 nimmt Rodin eine Arbeitsstelle als Dekorateur, Ziselierer und Gieβer in der Porzellanmanufaktur von Sèvres an. In dieser Zeit lernt Rodin die junge Künstlerin Camille Claudel kennen, die zunächst seine Schülerin und dann etwa zehn Jahre lang seine Geliebte wird. In dieser Zeit entstehen auch Rodins berühmteste Werke, wie das monumentale Höllentor oder das Ensemble Die Bürger von Calais. Rodin versammelt um sich herum zahlreiche Künstler - Dichter, Schriftsteller, Maler und Bildhauer. Ab 1902 gehört auch der junge Dichter Rainer Maria Rilke zu seinen Stammbesuchern. Rilke sollte im Auftrag eines deutschen Verlages eine Monographie über Rodin verfassen. Nach der Veröffentlichung seines Buches arbeitet Rilke einige Zeit als Sekretär für Rodin. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 21 Als höchste Auszeichnung für sein Werk wird Rodin auf der Pariser Weltausstellung von 1900 ein eigener Pavillon gewidmet, in welchem 117 seiner Werke präsentiert werden. Auguste Rodin stirbt 1917 auf seinem Anwesen in Meudon, auf welches er sich seit 1894 zurückgezogen hat. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 22 Auguste Rodin, Le passant, 1895-‐1899 Bronze 42,2 X 20 X 22 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Nach Fertigstellung der monumentalen Bronzegruppe der Bürger von Calais, fertigt Rodin zu jeder der sechs Figuren nachträglich mehrere kleinformatige Fassungen an, zu denen auch die zwei Statuetten des Saarlandsmuseums zählen. Die Darstellung der Bürger von Calais orientiert sich an einer historischen Begebenheit : Während des 100jährigen Krieges belagerte der englische Eroberer Eduard III. mit seinen Truppen elf Monate lang die nordfranzösische Stadt Calais. Als Gegenleistung zur Verschonung der Stadt forderte er die Auslieferung von sechs der angesehensten Bürger, die öffentlich hingerichtet werden sollten. Sie erschienen barfüβig, gekleidet in zerrissenen Büβerhemden und trugen symbolisch für ihre Opferbereitschaft einen Strick um den Hals. Rodin stellt diese Helden mit ihrer inneren Anspannung angesichts der bevorstehenden Exekution dar. Jedem der Personen verleiht Rodin einen individuellen Charakter mit ganz unterschiedlichen Gefühlsregungen: Von Mut und Entschlossenheit bis hin zur Verzweiflung und Resignation. Die Figur des Passant repräsentiert in der Figurengruppe Die Bürger von Calais den Jüngling an der vorderen linken Ecke. Mit schmerzlich angespanntem Gesicht, welches seine Hoffnungslosigkeit widerspiegelt, wendet er sich der Opfergruppe zu und erhebt die rechte Hand zu einer Abschiedsgeste. Das Motiv der tiefen Verzweiflung findet sich in Rodins Werk in unterschiedlichen Ausdrucksformen immer wieder. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 23 2. STURM : REVOLUTIONEN UND AVANTGARDEN ZEITRAUM : 1905 - 1925 SEKTIONSTEXT 1905 kündigt sich in Paris und Dresden fast gleichzeitig eine radikale Wende in der Geschichte der modernen Kunst an. Das neu eröffnete Kapitel der europäischen Kunst kennzeichnet sich durch innovative Tendenzen, die sich durch ein gemeinsames Verlangen nach Veränderung und die Missachtung der akademischen Taditionen kennzeichnen. Das einzigartige Farbengewitter, das sich auf den Bildern der Fauvisten Henri Matisse, André Derain, Charles Camoin und Maurice de Vlaminck entfaltet, verursacht auf dem Salon d’Automne von 1905 einen Skandal. Die leuchtenden Farbflächen, wilden Linien und intuitiven Kompositionen sind ein Widerhall der sog. primitiven Kunst. Im Manifest der „Brücke”, der ersten deutschen expressionistischen Gruppe, die im selben Jahr gegründet wurde, erkennt man dasselbe Verlangen nach Intensität und Rückkehr zum Ursprung. Denselben Elan beobachtet man bei den russischen und deutschen Künstlern der Gruppe „Der Blaue Reiter”. Die in München gegründete Strömung, deren Mitglieder mehrheitlich eine Zeit lang in Paris gelebt haben, strebt nach einer Kunst, die sich vom Geistigen nährt. Diese in sämtlichen Bereichen Grenzen durchbrechenden neuen „Wilden”, wollen „um jeden Preis nach vorne, wie ein Fluss”, meint Franz Marc. BRÜCKE Vier Dresdner Architekturstudenten begründen 1905 mit der Künstlergruppe Brücke eines der wichtigsten Zentren des deutschen Expressionismus. Zu ihren Mitgliedern zählen Kirchner, Heckel, Bleyl und Schmidt-Rottluff, später kommen Pechstein, Mueller und für kurze Zeit auch Nolde hinzu. Beeinflusst von van Gogh und vor allem Gauguins Faszination der archaischen Formensprache afrikanischer und polynesischer Kunst, suchen diese Künstler nach neuen, radikalen Wegen künstlerischen Ausdrucks. Intensive Farben, flächige Formen, kräftige Konturen und spontane Gesten bezeugen ihre kollektive Abkehr von akademischer Tradition und Naturvorbild. Dies lässt auf eine formelle Nähe zu den Fauves schließen. Während deren Kunst jedoch an eine vom Impressionismus ererbte Tradition kontemplativer, letztlich, nach Harmonie strebender Malerei anknüpft, wird die Leinwand der Expressionisten zur Projektionsfläche ungebundener Emotionen und authentischer Lebensanschauungen des autodidaktischen Künstlers. KUBISMUS Als der aus Deutschland kommende junge Daniel-Henry Kahnweiler 1907 in Paris eine Galerie eröffnet, zieht der deutsche Kunstkritiker Wilhelm Uhde sein Augenmerk auf eine Gruppe von Malern, die mit ihren fragmentierten Darstellungen der Wirklichkeit mit den damals geltenden akademischen Standards brachen. Kahnweiler wird zum Entdecker der Kubisten – Pablo Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Fernand Léger, Albert Gleizes - mit denen er fortan freundschaftlich verbunden ist und oftmals Exklusivverträge abschließt. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 24 Diese engen Bande stoßen am Vorabend des Ersten Weltkriegs unter den Stimmen der nationalistischen Propaganda Frankreichs auf Unverständnis: Der Kubismus wird als « art boche » („deutscher Schund”) beschimpft, als Frucht germanischer Beeinflussung. Der kubistische Stil erwies sich jedoch für die deutsche Malerei als wenig einflussreich. Er fand vornehmlich in der Bildhauerkunst, vor allen Dingen im Werk von Rudolf Belling, Widerhall. EIN VERPASSTES RENDEZVOUS Vornehmlich aufgrund politischer Spannungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs stößt die Brücke, wie auch der Expressionismus als Ganzes, seinerzeit kaum auf das Interesse der französischen Öffentlichkeit. Mitverantwortlich mag auch eine gewisse paternalistische Haltung sein, mit der man sich als tonangebende Kunstnation versteht. Die wenigen Ankäufe deutscher Malerei seitens französischer Museen zwischen 1871 und 1918 sind vor allem da zu finden, wo direkter französischer Einfluss spürbar ist: bei den vom Impressionismus geprägten Künstlern der Secessionen wie Fritz von Uhde oder Max Liebermann. In Deutschland begegnet man den durchaus zahlreichen Ausstellungen und Ankäufen französischer Kunst in jenen Jahren auch keineswegs nur positiv. Die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Einwirkung tritt mit dem berühmten Protest deutscher Künstler von Carl Vinnen, der die vermeintlich „große Invasion französischer Kunst“ Deutschlands anprangert, im Jahr 1911 offen zutage. DER ERSTE WELTKRIEG Fast die gesamte Generation der um 1880 geborenen Künstler, darunter die Fauvisten, Expressionisten und Kubisten, wird zum Kriegsdienst eingezogen. Propagandaaktionen bewirken ein Aufflammen der Nationalismen, und viele ziehen voller Begeisterung an die Front, träumen von einer „Säuberung Europas”. Doch bald darauf folgt die Entzauberung: „Der Expressionismus stirbt”, ruft der lothringische Pazifist Yvan Goll aus. Franz Marc beklagt, bevor er selbst an der Front fällt, den Tod seines Freundes August Macke „durch eine feindliche, fast möchte man sagen: befreundete Kugel, – denn es war eine französische.“ Die wenigen während des Krieges entstandenen künstlerischen Zeugnisse sind gebrandmarkt von der Hilflosigkeit und Verzweiflung angesichts des unsagbaren Horrors. Der Versailler Vertrag führt de facto zu einem Boykott deutscher Kultur, der erst nach der Wiederaufnahme des offiziellen künstlerischen Austauschs im Jahre 1925 mit dem Vertrag von Locarno aufgehoben wird. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 25 Werkbeschreibung Nr. 4 Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) Tannen im Gebirge, 1919 Der Künstler Ernst Ludwig Kirchner, geboren 1880 in Aschaffenburg, studiert anfangs Architektur in Dresden. Dort gründet er 1905 mit drei anderen Architekturstudenten, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff die Künstlervereinigung Die Brücke, die eine Gruppe von deutschen expressionistischen Künstlern vereint. Zwischen 1909 und 1911 verbringt Kirchner gemeinsam mit Erich Heckel, Max Pechstein und Otto Mueller viel Zeit an den Moritzburger Seen, nahe bei Dresden. Als Bildmotiv wählen sie vor allem den weiblichen Akt in der freien Natur und das Thema der Badenden. Nach seinem Umzug nach Berlin im Jahr 1911 werden nun auch das Leben auf der Straβe und die nächtlichen Szenen von Berlin zum Gegenstand seiner Arbeiten. Unter dem Erlebnis der Groβstadt wird Kirchners Malstil härter und ungestümer. Daneben werden die Welt des Varietés und des Zirkus zu seinen neuen Bildthemen. Beeinflusst von Vincent van Gogh, Paul Gauguin und den Fauvisten entwickelt Kirchner einen flächigen und auf reinen Farben aufgebauten Malstil. Seine Auseinandersetzung mit dem Kubismus und dem altdeutschen Holzschnitt führen zu einer expressiven und kantig-spitzen Formensprache. Gleichwertig neben der Malerei steht Kirchners grafisches Werk mit Holzschnitten, Radierungen und Lithographien. Holzskulpturen und Entwürfe für Stickereien und Webteppiche sowie Möbel runden das Gesamtwerk von Kirchner ab. 1915 wird Kirchner zum Militärdienst einberufen. Nach einem Nervenzusammenbruch aus Angst vor einem Fronteinsatz wird er als Soldat entlassen und zur Rekonvaleszens in verschiedene Sanatorien gesandt. Er lässt sich in der Schweiz, nahe bei Davos nieder und malt hauptsächlich nur noch Bergpanoramen und alltägliche Szenen aus dem bäuerlichen Leben. Im Jahr 1937 wird er in Deutschland von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler diffamiert und mehr als 600 seiner Werke werden aus den öffentlichen Sammlungen konfisziert und verkauft oder zerstört. Tief getroffen von dieser Verfemung und der Entwicklung des Krieges, begeht Kirchner 1938 Selbstmord. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 26 Ernst Ludwig Kirchner, Tannen im Gebirge, 1919 Öl auf Leinwand 120 X 90 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Kirchner lebt seit 1917 in den Schweizer Bergen auf der Stafelalp in einer Berghütte. In der Abgeschiedenheit der Bergwälder verbessert sich sein Gesundheitszustand zunehmend, so dass er wieder mit dem Malen beginnt. Sein Landschaftsbild Tannen im Gebirge zeigt eine dunkle, silhouettenhafte Gruppe von Tannen auf einem abfallenden Berghang vor einem Sonnenuntergang, der die Landschaft in ein hellrosafarbenes Licht taucht. Diese Farbgebung entspricht nicht einer naturalistischen Wiedergabe, sondern der Empfindung des Künstlers. Kirchner selbst erkannte die Veränderung in den Farben seiner Schweizer Bilder und schreibt 1922 unter seinem Pseudonym Louis de Marsalle dazu : “Auch die Farbe ist nicht die der Nautr, sondern eine aus der Gestaltungsabsicht des Malers geborene. Sie schafft in Verbindung mit den anderen Farben des Bildes einen bestimmten Klang, der das Erlebnis des Malers ausdrückt”.1 1 Zit. in: Ernst-Ludwig Kirchner 1880-1938, Hrsg : Lucius Grisebach, Ausstellungskatalog, Nationalgalerie Berlin/Haus der Kunst München / Kunsthaus Zürich, 1979-1980, S. 86. 27 ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER Werkbeschreibung Nr. 5 Franz Marc (1880 – 1916) Blaues Pferdchen, 1912 Der Künstler Franz Marc ist einer der Hauptvertreter des deutschen Expressionismus. 1880 in eine aus München stammende Künstlerfamilie hineingeboren, beginnt 1900 sein Studium an der Münchner Akademie. Anschlieβend begibt er sich nach Paris und kommt mit den impressionistischen Künstlern in Kontakt. Im Jahr 1905 lernt er den Schweizer Tiermaler Jean-Bloé Niestlé kennen, der ihm den Anstoβ für seine Tierbilder gibt. Tiere, welche Franz Marc reiner und unverdorbener als der Mensch erscheinen, werden nun zu seinem bevorzugten Motiv. 1911 trifft er das Künstlerpaar Wassily Kandinsky und Gabriele Münter und wird Mitglied in der Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.). Diese Gruppe lehnte, wie andere Künstlervereinigungen den Historismus und bestehenden Akademismus ab. Gemeinsam mit Kandinsky beginnt Marc sich intensiv mit verschiedenen Farbphänomenen auseinanderzusetzen und entwickelt daraus seine eigene Farbtheorie (Das Blau als „männliches” Prinzip, das Gelb als „weibliches” Prinzip). 1911 verlassen beide Künstler die N.K.V.M. und gründen gemeinsam mit August Macke den Blauen Reiter. Unter dem Einfluss der italienischen Futuristen und der Werke von Robert Delaunay wendet sich Franz Marc immer mehr der Abstraktion zu. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldet er sich freiwillig zum Militärdienst. Im Jahr 1916 wird er bei Verdun von einem Granatsplitter tödlich verletzt und stirbt im Alter von nur 36 Jahren. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 28 Franz Marc, Blaue Pferdchen, 1912 Öl auf Leinwand 58 X 73 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Wie August Macke den Sturm bei Marc in Sindelsdorf, so malt Franz Marc das Blaue Pferdchen bei Macke in Bonn. Franz Marc hat dieses Werk an der rechten oberen Ecke mit einer Widmung an den zweijährigen Sohn Walter von August Macke versehen. Damit wird dieses Bild auch zu einem Symbol für die Freundschaft zwischen beiden Künstlern. Das Gemälde zeigt ein junges Pferd, welches bildparallel vor einer farbigen Hügellandschaft steht. Während die Landschaft sehr flächig mit nur wenig Räumlichkeit angelegt ist, nimmt das Pferdchen im Vordergrund eine zentrale Position ein. Sowohl das Pferd als auch die Landschaft werden nicht in natürlicher Farbigkeit wiedergegeben, was dem Werk eine spirituelle Überhöhung verleihen soll. Franz Marc nutzt die Farbe somit als selbstständiges Ausdrucksmittel. Er selbst schreibt im Dezember 1910 in einem Brief an August Macke : „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig, gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter, sinnlich. Rot ist die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muss!” ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 29 Werkbeschreibung Nr. 6 Paul Gauguin (1848 – 1903) Maske einer Tahitierin (Tehura), 1893 Der Künstler Eugène Henri Paul Gauguin ist ein französischer Maler des Postimpressionismus, Vertreter der Schule von Pont-Aven, Gründer des Synthetismus und Vorbild für die Nabis und die Expressionisten. Neben Paul Cézanne und Vincent van Gogh gilt er als einer der Väter der moderner Kunst. Gauguin wird in Paris 1848 geboren, verbringt allerdings seine Kindheit bei der Familie seiner Mutter in Peru. Im Alter von 17 Jahren arbeitet er als Seemann zunächst auf Handelsschiffen, später bei der Marine und ist sechs Jahre lang auf den Weltmeeren unterwegs. Ab 1870 ist er als erfolgreicher Börsenmakler in Paris tätig und lebt mit seiner dänischen Ehefrau Mette-Sophie Gaad und den gemeinsamen fünf Kindern in wohlhabenden Verhältnissen. Nebenbei beginnt er mit der Malerei und der Bildhauerei. Er tritt in engen Kontakt mit Camille Pissarro, beteiligt sich mehrmals an den Ausstellungen der Impressionisten und gibt 1882 seinen Beruf auf, um sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Er lässt seine Frau und seine Kinder, die inzwischen in Dänemark leben, zurück und begibt sich wieder nach Paris. Zwischen den Jahren 1886 und 1891 verbringt Gauguin die meiste Zeit in der Bretagne mit anderen Künstlern der Schule von Pont-Aven. Dort lernt er Emile Bernard kennen, mit dem er den Synthetismus entwickelt. (Der Synthetismus unterscheidet sich vom Impressionismus dadurch, dass die Künstler ihre Motive nicht direkt vor der Natur auf die Leinwand bringen, sondern aus ihrer Erinnerung heraus malen und somit eine Synthese zwischen ihrer Wahrnehmungs- und ihrer Vorstellungswelt schaffen.) Gauguin begeistert sich für die Kunst der Primitiven, mittelalterliche Kirchenfenster und den japanischen Holzschnitt. Eine Leidenschaft, die auch sein Malerkollege van Gogh mit ihm teilt, mit dem er 1888 mehrere Monate in dessen Atelier in Arles zusammenarbeitet. Ihre Freundschaft endet auf tragische Weise. In der Hoffnung, der westlichen Zivilisation zu entfliehen und neue Ausdrucksformen finden zu können, reist Gauguin 1891 erstmals nach Tahiti und später auf die Marquesas-Inseln. Durch den Fortschritt der Kolonisation war die ursprüngliche Inselkultur schon sehr stark von der europäischen Kultur beeinflusst und Gauguin fand nicht das exotische Paradies vor, das er sich erträumte. Jedoch entstanden hier unter dem Einfluss der tropischen Umgebung und der polynesischen Kultur seine bedeutendsten Werke, wie die berühmte Allegorie auf das menschliche Leben Woher kommen wir ? Was sind wir ? Wohin gehen wir ? Gauguins Kunst zeigt das tief empfundene Ideal eines Lebens in der Südsee, das jedoch unter dem Einfluss europäischer Mächte zu verschwinden beginnt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1903 wird Gauguin in groβer Armut leben. Sein Umgang mit Farben, Flächen und Formen wird maβgebend für viele Maler Anfang des 20. Jahrhunderts, insbesondere für die Fauvisten, werden. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 30 Paul Gaugin, Maske einer Tahitierin (Tehura), 1893 Bronze 20,7 X 17 X 10 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Diese Bronzeskulptur ist eines von insgesamt sechs Güssen. Das Original wurde aus tropischem Pua-Holz gefertigt und farbig gefasst mit dunkelgrünen Augen, roten Lippen und einer goldenen Blume im schwarzen Haar. Diese Maske entstand während seines Aufenthalts auf Tahiti im Jahr 1893. Es zeigt die junge Teha’mana, genannt Tehura, die Gauguin als 13jährige kennenlernte. Sie wurde zunächst eines seiner Modelle und später zu seiner Geliebten. Inspiriert von der Kunst der Südseevölker, beginnt Gauguin, sich ausführlich mit der Formensprache des Primitivismus zu beschäftigen, für welche sich die europäischen Künstler erst nach 1905 interessieren werden. Auf der Rückseite der Maske findet sich eine Darstellung einer jungen Insulanerin als Eva in der Natur. Nur mit einem Tuch um die Hüfte bekleidet, lehnt sie sich mit der rechten Hand gegen einen kleinen Baum. Das Motiv einer Tahitianerin in ähnlicher Haltung und gleichem Kontext findet sich bei Gauguin auf zahlreichen Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen wieder. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 31 3. SCHRECKEN – INTELLEKTUELLE EXILE ZEITRAUM: 1925 - 1945 SEKTIONSTEXT Nach einem als sinnlos erachteten Krieg und einer misslungenen Revolution wird die Ernüchterung gegenüber einer moral- und skrupellosen Gegenwart zur treibenden Kraft eines tiefen Wandels in der Kunst der jungen Weimarer Republik. Die wachsende Zuerkennung der sozialen Rolle der Kunst ist der gemeinsame Nenner der Avantgarden, die in diesen Jahren rechts des Rheins geboren werden - wodurch sie sich weitgehend von den damals in Frankreich vorherrschenden Kunströmungen unterscheiden. Jedoch sind die eingeschlagenen Wege extrem vielfältig: Während sich im Bauhaus Tendenzen einer Ästhetik der reinen Formensprache bündeln, die jegliche Opposition zwischen Kunst und Leben ausschließt, und sich in der Neuen Sachlichkeit die Verteidiger einer radikalen Sozialkritik wiederfinden, erkunden andere Strömungen die surreale Welt der archaischen Urbilder. Die deutschen Künstler beginnen sich von der einseitigen Beeinflussung durch die französische Kunst zu befreien: „Frankreich war seit jeher das Mekka der deutschen Künstler […].Heute aber herrscht in Paris dieselbe Stagnation, dasselbe justemilieu wie bei uns”, bemerkt George Grosz 1925. BAUHAUS Das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Bauhaus strebt die Vereinigung der freien und angewandten Künste zum Zweck der Erschaffung einer ästhetisch erneuerten Umwelt des Menschen im Industriezeitalter an. Die Schule rückt somit eine soziale Funktion und Verantwortlichkeit der Kunst in den Vordergrund - ein Sachverhalt, dem französische Kreise zunächst kritisch entgegenstehen und der mitverantwortlich für die zeitlich verschobene Wiederentdeckung des Bauhauses in Frankreich ab den 60er Jahren ist. Viele bedeutende Künstler wie Klee, Kandinsky, Schlemmer, Moholy-Nagy und Feininger wirken an der Realisierung des Konzepts mit. Sie entwickeln eine klare, oft auf der Geometrie fußende Formensprache. Kontakte nach Frankreich bestehen hauptsächlich mit den Vertretern einer puristischen Ästhetik, wie Léger, Gleizes und vor allem Le Corbusier, der sich an mehreren BauhausAusstellungen beteiligt. ZWEITER WELTKRIEG Die nationalsozialistische Ideologie läutet den Untergang des intellektuellen Lebens Deutschlands ein. Ab 1933 kündigt Adolf Hitler eine „moralische Säuberung” an. Sie beginnt insbesondere mit dem Ausschluss der jüdischen Bevölkerung und der Regimegegner und spektakulären Bücherverbrennungen, in denen Zehntausende von Büchern vernichtet werden. 1935 definiert der Führer in Nürnberg sein Verständnis von Kunst, welche „die Seele und die Ideale der Gemeinschaft ausdrückt”, die da lauten „Rassenreinheit”, Familie, Arbeit und männliche Stärke. 1936 verbietet der für Propaganda verantwortliche Reichsminister Joseph Goebbels Kunstkritik zu Gunsten der ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 32 ästhetischen Vorstellung eines einzigen Menschen. Die Gleichschaltung wird 1937 mit der „Säuberungsaktion” in den deutschen staatlichen Museen abgeschlossen, im Rahmen derer etwa 16.000 Werke internationaler Avantgarden, von denen danach etwa 650 in der Ausstellung „Degenerierte Kunst” präsentiert werden, entfernt werden. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 33 Werkbeschreibung Nr. 7 Max Beckmann (1884 – 1950) Messingstadt, 1944 Der Künstler Max Beckmann, 1884 in Leipzig geboren, lässt sich nicht eindeutig einer bestimmten Kunstströmung zuordnen. Er entwickelt eine eigenständige Sonderform, die dem Expressionismus ebenso wie der Neuen Sachlichkeit nahe steht. Nach seinem Studium an der Weimarer Akademie (1899-1903) reist er mehrmals nach Paris und interessiert sich im Besonderen für Paul Cezanne, Vincent van Gogh und die französischen Impressionisten. Daneben fasziniert ihn auch die Kunst aus der Zeit der Renaissance, die er während eines Studienaufenthaltes in Florenz im Jahr 1906 studieren konnte. Bis zum Ersten Weltkrieg widmet er sich religiösen Bildmotiven und der Historienmalerei nach der traditionellen Malerei von Géricault und Delacroix. Gerne wäre er in Paris geblieben, auf Grund der politischen Umbrüche bleibt es ihm jedoch verwehrt, seine Karriere in Frankreich fortzuführen. Während des Krieges dient er freiwillig als Krankenpfleger und wird in Flandern stationiert. Seine Kriegserfahrungen führen ihn jedoch in eine Depression und er wird vom Kriegsdienst befreit. Seine Kriegserfahrungen verarbeitet er in Zeichnungen und Grafiken. In dieser Zeit wird sich sein Malstil radikal verändern. Seine Werke werden sozialkritischer und sein Malstil wird flächiger und ausdrucksstärker. 1915 zieht Beckmann nach Frankfurt und unterrichtet ab 1925 an der Städelschule. Zur gleichen Zeit schließt er sich Otto Dix und George Grosz mit der Gruppe der Neuen Sachlichkeit an und stellt seine Werke in Mannheim aus. Später entwickelt Beckmann einen allegorischen Stil, mit Mythen, Symbolen und Fabeln. Ab 1932 beginnt er mit seiner Werkfolge von Triptychen. 1937 wird er von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler eingestuft und verliert seinen Lehrstuhl als Professor an der Kunstakademie Frankfurt. Gemeinsam mit seiner Frau emigriert er zuerst nach Paris und kurze Zeit später nach Amsterdam. In sein Heimatland wird Beckmann nie mehr zurückkehren. Es folgen für Beckmann die persönlich schwierigsten, aber auch produktivsten Jahre seines Lebens. Ein Großteil seiner Werke entsteht zu dieser Zeit. Sein Hauptthema ist der bedrohte Mensch im Zeitalter der Apokalypse. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges siedelt er in die USA über, wo er unter anderem in Washington und Brooklyn unterrichten wird. Max Beckmann ist einer der wenigen Künstler, der zeitlebens zu groβem Erfolg fanden. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 34 Max Beckmann, Messingstadt, 1944 Öl auf Leinwand 115 X 150 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Max Beckmann malt dieses groβformatige Gemälde in einer für ihn prekären Zeit während seines Exils in Amsterdam. Es zeigt ein nacktes Paar auf einem Bett liegend. Im Vordergrund versperren ein Schwert und zwei zusammengebundene Lanzen auf bedrohliche Weise den Blick. Im Hintergrund am Horizont ragt eine orientalisch anmutende Stadt empor. Die starken schwarzen Konturen, die intensiven Farben und die extremen Hell-DunkelKontraste sind charakteristisch für Beckmanns Malweise. Obwohl dieses Paar direkt nebeneinander liegt, wirkt es doch auf eine merkwürdige Art und Weise distanziert voneinander. Die Frau präsentiert dem Betrachter ihre reizvolle Körperlichkeit, während der auf dem Bauch liegende Mann sein Gesicht verbirgt. Das Armband der Frau und das um die Beine des Mannes geschlungene Tuch wirken fast wie Fesseln, welche die beiden miteinander verbinden. Der Titel des Bildes bezieht sich auf eine Erzählung aus Tausend und einer Nacht. Sie berichtet davon, wie Jünglinge versuchen, in eine von Mauern umgebene Stadt einzudringen. Bevor ihnen dies gelingt, werden sie jedoch von Jungfrauen in den Tod gelockt. Beckmanns Werke sind tiefgründige Sinnbilder des menschlichen Daseins. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 35 Werkbeschreibung Nr. 8 Oskar Schlemmer (1888 – 1943) Blaue Frauengruppe, 1931 Der Künstler Oskar Schlemmer ist ein Künstler mit vielen Facetten. Er ist Maler, Plastiker, Wandgestalter, Bühnenbildner und Theoretiker. Geboren 1888, beginnt er seine Studium 1906 an der Kunstakademie in seiner Heimatstadt Stuttgart. Sein Grundthema in seinen Werken ist die menschliche Figur im Raum. Sein Frühwerk um 1910 steht unter dem Einfluss der Kunst von Paul Cézanne. Zwei Jahre lang lebt Schlemmer in Berlin und lernt dort die europäischen Avantgarde-Künstler kennen, darunter die Kubisten und die Künstler des Blauen Reiters. Mit diesen neuen Impulsen beginnt er sich intensiv der Abstraktion zu widmen und verwandelt seine Landschaften-, Stilleben- und Figurenbilder in geometrische Bildgefüge. Als Freiwilliger zieht er in den Ersten Weltkrieg. Mehrmals verwundet, führt er seine Malerei während seiner Krankenhausaufenthalte fort. Nach dem Krieg, setzt sich Schlemmer zum Ziel, ein neues harmonisches Menschenbild zu schaffen. Er stellt den „Mensch als Maß aller Dinge” in den Mittelpunkt seines Werks und sucht nach einer neuen Formensprache. Im Jahr 1920 bietet ihm Walter Gropius einen Lehrauftrag am Bauhaus in Weimar an. Das Bauhaus, mit seiner Idee die Kunst mit dem klassischen Handwerk zu verbinden, eignet sich ideal für Schlemmer, der ein Gesamtkunstwerk vor Augen hat. Er übernimmt am Bauhaus zunächst die Lehre für Wandmalerei. Im Gegensatz zu seinen Kollegen wie Kandinsky oder Klee, die rein abstrakt arbeiten, beschäftigt sich Schlemmer ausschließlich mit der menschlichen Figur. Anders als die Expressionisten möchte er jedoch nicht die Emotionalität und Verletzlichkeit des Menschen hervorheben, sondern ihn in eine übergeordnete harmonische Welt der Formen erheben. Neben seiner künstlerischen Arbeit als Maler begeistert sich Oskar Schlemmer für das Ballett. Für das Triadische Ballett entwirft er 18 Figurinen aus Holz und Metall als Kostümbilder, die den Bewegungsfreiraum der Tänzer einschränken und vorschematisieren sollen. Diese von Schlemmer entwickelten Choreographien werden architektonische Tänze genannt. Nachdem Schlemmer lange Zeit das Theater am Bauhaus geleitet hat, widmet er sich ab 1929 wieder der Malerei. Er verlässt das Bauhaus und nimmt eine Stelle an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau an. Auf Grund der politischen Entwicklungen muss die Hochschule geschlossen werden und Schlemmer wird an die Vereinigten Staatsschulen für Kunst und Kunstgewerbe nach Berlin berufen. Schlemmer wird 1933 von den Nationalsozialisten als entarteter Künstler diffamiert, was auch seine Entlassung von der Akademie zur Folge hat. Trotz seiner großen Bekanntheit darf er weder lehren noch malen oder ausstellen. Um seinen Lebensunterhalt sicherzustellen, beginnt er in einem Malergeschäft und in einer Lackfabrik zu arbeiten. Ab 1941 lebt er zurückgezogen in Südbaden, wo seine letzte Bilderserie, die sogenannten Fensterbilder entstehen. Schlemmer stirbt 1943 in Folge einer kurzen Krankheit in Baden-Baden. Die Anerkennung für seine außergewöhnliche künstlerische Leistung wird ihm erst nach seinem Tod zuteil. An seiner neu entwickelten Formensprache wird sich die folgende Künstlergeneration stark orientieren. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 36 Oskar Schlemmer, Blaue Frauengruppe, 1931 Öl, Tempera auf Rupfen 162,5 X 114 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Das Gemälde Blaue Frauengruppe aus dem Jahr 1931 entsteht während seiner Tätigkeit an der Breslauer Akademie. Zu dieser Zeit befand sich Schlemmer auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Die von ihm aufgebaute Bauhausbühne und ihr Triadisches Ballett hatten inzwischen internationale Anerkennung gefunden. Viele Theaterhäuser kamen auf ihn mit Großaufträgen für Ballett- und Operninszenierungen zu. Zur gleichen Zeit erhielt er die Möglichkeit die von Henry van de Velde neu erbaute Rotunde im Musem Folkwang auszugestalten. Die Blaue Frauengruppe wird nach 1945 in zahlreichen bedeutenden Ausstellungen präsentiert, darunter auf der Documenta I in Kassel und auf der 27. Biennale von Venedig. Das Gemälde zeigt sieben weibliche Figuren in einem imaginärem Raumgefüge. Diese typisierten Modulfiguren entsprechen Schlemmers Vorstellung eines idealisierten Menschenbildes. Die Figuren fügen sich zu einem komplexen Gefüge, einer Art « Menschenarchitektur » zusammen. Schlemmer nutzt hier als Kompositionsprinzip, wie in vielen seiner anderen Werke, eine starke Horizontal-Vertikal-Gliederung, unterstützt durch die Körperhaltungen der Figuren in strikter Vorder-, Rücken- oder Seitenansicht. Zwei der ansonsten regungslos stehenden Frauengestalten deuten eine Schrittbewegung an. Eine durch die bildeinwärtsgewandte Zentralfigur verdeckte Rockträgerin und eine am linken Bildrand stehende Frauengestalt, die ihren Oberkörper entgegen ihrer Schreitbewegung dreht. Die Unterkörper der Frauengestalten mit ihren fein plissierten, grauen Röcken lassen einen Vergleich mit kannelierten antiken Säulen zu. Die auf der Bildfläche verteilten Frauenfiguren sind in einen gleichsam irrationalen Raum eingestellt, der von einem geheimnisvollen Licht durchstrahlt wird. Die Blaue Frauengruppe steht beispielhaft für Schlemmers Suche nach einer Einheit von Mensch, Raum und Kosmos. Das Gemälde wurde 2014 aufwändig restauriert. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 37 Werkbeschreibung Nr. 9 Alexander Archipenko (1887 – 1964) Der Tanz, 1912 (Guss : um 1959) Der Künstler Alexander Archipenko ist ein amerikanischer Bildhauer, der ursprünglich aus der Ukraine stammt und 1887 in Kiew geboren wurde. Als Enkel eines Ikonenmalers war er früh mit der russischen Volkskunst und der byzantinischen Kunst vertraut. Nach einem kurzen Studium an der Kunsthochschule in Kiew, geht er 1908 nach Paris. Sehr schnell findet er Anschluss an die künstlerische Avantgarde und befreundet sich mit George Braque, Pablo Picasso, Marcel Duchamp, den Dadaisten und den BauhausKünstlern. Dabei inspirieren ihn die Lebensphilosophie des französischen Denkers Henri Bergson, der die Einheit von Natur, Mensch und Kosmos betont. Auf dem Salon des Indépendants stellt Archipenko im Jahr 1910 erstmals seine Skulpturen aus. Seine erste Ausstellung in Deutschland findet 1912 im Museum Folkwang in Hagen statt. Zur gleichen Zeit beginnt er mit unkonventionellen Materialien zu arbeiten, Metallblechen, Glasscheiben, Holzplatten, Spiegeln und Drähten. Sein Hauptthema bleibt dabei immer der Mensch. Wie sich auf den Bildern der Kubisten die Körper auflösen in geometrische Formen, wirken auch Archipenkos Skulpturen wie zerlegte Fragmente. Die Kunstkritik lobt an seinen Skulpturen die Überwindung der Statik und den Ausdruck von Kraft und Bewegung. Auch Apollinaire zögert nicht die Werke des Bildhauers in der Presse und in Vorworten von Katalogen zu verteidigen. Archipenko ist ständig in Bewegung und lebt an vielen Orten der Welt. Diese Mobilität und die ständige Anpassung an neue kulturelle Kontexte beeinflussen sein Werk maβgeblich. 1923 emigriert Archipenko mit seiner Frau Gela Forster geb. Schmitz in die USA und lebt in Chicago, Kalifornien, Woodstock und New York. Dort entdeckt er für sich ein neues Material: Das Plexiglas. Daraus entwickelt Archipenko von innen beleuchtete Skulpturen. Nebenbei lehrt Archipenko in seinen neu gegründeten Kunstschulen. In Deutschland wird er 1937 von den Nationalsozialisten zum „Entarteten” Künstler erklärt. Kurze Zeit nach Kriegsende werden ihm allerdings sehr schnell wieder zahlreiche Ausstellungen in Deutschland gewidmet. Dem Saarlandmuseum vermacht er auf Grund der Freundschaft zum damaligen Museumsdirektor rund 100 seiner Gipsskulpturen. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 38 Alexander Archipenko, Der Tanz, 1912 (Guss : um 1959) Bronze 74 × 62,5 × 37,5 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Die enge Verbundenheit zwischen Tanz und Bildender Kunst erreicht vor dem Hintergrund einer allgemeinen Tanzbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen historischen Höhepunkt. Viele der avantgardistischen Künstler machen den modernen Tanz zum Thema in ihrem Werk. Archipenko wird diesem Thema ebenfalls um 1913 mehrere Skulpturen widmen. In dieser Skulptur verbindet der Künstler zwei Figuren in Form eines Torso miteinander zu einem offenen, luftigen Gliederkonstrukt. Zwischen den beiden stilisierten Gestalten bildet sich ein Binnenraum. Somit entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Objekt und Raum. Archipenko macht dadurch den bewusst gestalteten Hohlraum zum Ausdrucksträger. Wie viele seiner Frühwerke, die Archipenko nach seiner Emigration in die USA zurückgelassen hatte und verloren glaubte, hat er diese Werke in späteren Jahren in identischer Form nachgeschaffen und auf das ursprüngliche Entstehungsjahr datiert. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 39 4. ABSTRAKTIONEN. ANNÄHERUNG UND ENTFERNUNG ZEITRAUM : 1945 – BIS HEUTE SEKTIONSTEXT Wie kann die Leere, die zwölf Jahre Totalitarismus und die Zerstörungen des Krieges hinterlassen haben, überwunden werden? Die deutsche Kunst muss sich neu erfinden. Viele erwarten einen förderlichen Impuls aus Frankreich, dessen Militärregierung sich in der Tat, zwecks der demokratischen Umerziehung des deutschen Volkes, in einem größeren Maße als die anderen Alliierten auf seine Kulturpolitik stützt. Das im Vergleich zu den anderen Siegermächten stärker vom Krieg in Mitleidenschaft gezogene Frankreich möchte die Konstanz seiner kulturellen Strahlkraft bestätigen. Doch die deutsche Öffentlichkeit drängt mehr noch auf ein schnelles Wiederanknüpfen mit seinen eigenen Avantgarden, die unter der Naziherrschaft als degeneriert erachtet wurden. Schrittweise verwandelt sich die beanspruchte Obrigkeitsposition in eine Haltung der Wiederversöhnung, die 1954 schließlich in das deutsch-französische Kulturabkommen mündet. Ab den 1950er Jahren gilt der abstrakte Expressionismus als Agent der Wiederherstellung der Rechte des Individuums, wobei ihn seine Verteidiger als eine Weltsprache jenseits national bedingter Unterschiede betrachten. Gleichwohl entspricht diese subjektiv geprägte Bildsprache letztendlich einem Rückzug ins Private, der damals auch in anderen Bereichen des sozialen Lebens beobachtet werden kann. ZERO Heinz Mack und Otto Piene, die beide von Yves Kleins immaterieller Kunst und dessen Ablehnung des Informel begeistert sind, gründen 1957 in Düsseldorf die Gruppe ZERO, der sich 1961 Günther Uecker anschließt. Klein erklärt: „Ich dachte, ich hätte die Problematik der Kunst alleine überwunden … aber nein, Piene befand sich am selben Ausgangspunkt.” Diese Künstler streben nach einer Kunst der Klarheit, der Dynamik, voller Licht und Reinheit, die einen Kontrapunkt zum oftmals stark materialbezogenen Aspekt der informellen Kunst bildet. Die sich offen positionierende Gruppe ZERO ist die letzte bedeutende internationale Kunstbewegung, der sich insbesondere deutsche und französische Künstler anschließen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Werner Ruhnau und den Künstlern Yves Klein, Norbert Kricke, Jean Tinguely, Robert Adams und Paul Dierkes im Rahmen des Entwurfs des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier bildet den Höhepunkt der Projekte, die im Kreise der Gruppe ZERO entwickelt werden. KUNST NACH DEN 1970er JAHREN Unter dem wachsendem Einfluss der amerikanischen Kunst auf den Kunstmarkt ab den 1960er Jahren verliert Europa seine kulturelle Hegemonie. Subjektive Positionen ersetzen weitgehend die Logiken von Strömungen und bieten eine aufgesplitterte Sicht auf das internationale Kunstschaffen. Ab den 1970er Jahren leben die Kunstszenen beider Länder eher neben einander her als dass sie ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 40 kooperieren. Die Neuen Wilden, die in den 1980er Jahren in Deutschland auf große Resonanz stoßen, werden nur selten in Frankreich ausgestellt, obgleich eine gewisse Faszination gegenüber dem „furor teutonicus” der deutschen expressiven Figuration herrscht. Jedoch treten links des Rheins nur wenige deutsche Figuren, wie z.B. der in Frankreich lebende Anselm Kiefer oder in einem anderen ästhetischen Register Gerhard Richter ins Rampenlicht. Monografische Ausstellungen zeitgenössischer französischer Künstler sind in Deutschland eher selten. Unabhängig davon jedoch ist das Erbe der „Wilden” beider Länder in den Werken zeitgenössischer Künstler wie Jonathan Meese oder Damien Deroubaix, der schon durch seinen Wohnsitz an der deutschfranzösischen Grenze par excellence ein Künstler „zwischen zwei Horizonten” ist, deutlich wahrnehmbar. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 41 Werkbeschreibung Nr. 10 Ernst Wilhelm Nay (1902 – 1968) Azurale, 1959 Der Künstler Ernst Wilhelm Nay, geboren 1902 in Berlin, ist ein Maler und Grafiker der klassischen Moderne, dessen Werk stark von Henri Matisse und Edvard Munch beeinflusst ist. Nach einer Lehre als Buchbinder malte er seine ersten Landschafts- und Porträtbilder als Autodidakt. Auf Vermittlung des Malers Karl Hofer erhält er 1925 ein Stipendium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste und wird für drei Jahre sein Schüler. Im Jahr 1931 gewinnt er den Rompreis und verbringt mehrere Monate in der Villa Massimo in Rom. Hier entstehen surrealistisch-abstrakte Bilder. 1937 wird er als entarteter Künstler deklariert und mit Ausstellungsverbot belegt. Tief getroffen und in finanzieller Notlage, zieht Nay sich mit Unterstützung von Edvard Munch 1937 und 1938 auf die lofotischen Inseln nach Norwegen zurück. Seine Eindrücke dieser fesselnden Landschaften hält Nay auf Aquarellen fest, die ihm später als Grundlage für seine Lofotenbilder (1937-1939) dienen. In diesen greift er auf einen zentralen Gedanken der Expressionisten zurück: Die Wiederherstellung der Einheit von Mensch und Natur. Während des Krieges wird er zur deutschen Infanterie einberufen und als Kartenschreiber in die Bretagne, seit 1940 deutscher Militärstützpunkt, entsandt. Im eigenen Land als „entartet” verfemt, erhält er eine unerwartete Wertschätzung seiner Werke durch französische Intellektuelle. Mit ihrer Hilfe ist es Nay möglich, heimlich seine künstlerische Tätigkeit fortzuführen. Zurück in Frankfurt, verarbeitet er seine Kriegserfahrungen in seinen Hekate-Bildern (1945-1948) mit dichterischen, legendenhaften, biblischen und mythologischen Motiven. In seinen Fugalbildern (1949-1951) gewinnt die Farbe als gestalterisches Mittel einen immer höheren Stellenwert. Nach seinem Umzug 1951 nach Köln vollzieht Nay den endgültigen Schritt zur gegenstandslosen Malerei. Seine rhythmischen Bilder (1952-1953) sind flächig-abstrakte Kompositionen mit intensiver Farbgebung. Ab 1954 enstehen seine Scheibenbilder (1954-1962), benannt nach dem wiederkehrenden Motiv kreisförmiger, farbiger Scheiben. Diese „Primitivformen”, wie er sie selbst nennt, wird er immer wieder mit verschiedenen künstlerischen Techniken variieren und in seinen Augenbildern (1963-1964) weiterentwickeln. Sein praktisches Werk wird begleitet von seiner kunsttheoretischen Schrift Vom Gestaltwert der Farbe, die 1955 publiziert wird. Darin betont er die Autonomie der Farbe, die frei und ohne Bindung an die Natur verwendet werden soll. Bis zu seinem Tod 1968 ist er bei fast allen groβen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten, so z.B. bei der Biennale in Venedig 1956 sowie dreimal auf der documenta in Kassel. In seinem Werk finden sich ferner Anklänge an die Musik. Wie Komponisten chromatische Fugen komponieren, arbeitet Nay mit Farbabstufungen und Farbkontrasten und gibt seinen Bildern häufig musikalische Titel (Fuge, Serenade, Rhyhtmus). ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 42 Ernst Wilhelm Nay, Azurale, 1959 Öl auf Leinwand 162,5 X 130 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Dieses Gemälde aus dem Jahr 1959 zählt zu Nays sogenannten „Scheibenbildern”. Diese Kompositionen setzen sich aus runden Formen zusammen, die der Künstler selbst „vergröβerte Punkte des Pinsels” nennt. Für Nay steht die Kreisform als Symbol absoluter Harmonie. Dieses Werk besteht aus sich überlappenden Farbflächen mit unregelmäβigen Konturen. Hier beginnen sich die kreisförmigen Strukturen somit bereits wieder aufzulösen. Eine aus verschiedenen Blautönen bestehende Diagonale, die den Bildraum durchzieht, gibt dieser Komposition ihren Namen. (Der Bildtitel ergibt sich aus der Kombination der Worte «Azur» und «Diagonale»). Das leuchtende Azurblau erhält verschiedene Farbnuancen durch Aufhellung mit Weiβ oder Abdunklung mit Schwarz. Diese kühlen Blautöne werden von warmen Rot- und Ockertönen flankiert. Der dynamische Charakter dieses Bildes ergibt sich damit sowohl durch den Kontrast von hellen und dunklen, kalten und warmen Tonwerten sowie durch die Auflösung der Formen. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 43 Werkbeschreibung Nr. 11 Serge Poliakoff (1900 – 1969) Abstrakte Komposition, 1957 Der Künstler Serge Poliakoff ist ein französischer Künstler russischer Herkunft und gilt als wichtiger Vertreter der École de Paris. Geboren 1900 in eine wohlhabende und gebildete Familie, interessiert er sich schon sehr früh für Kunst, Musik und Literatur. Mit der russischen Ikonenmalerei, deren Einfluss in seinem Werk spürbar ist, kam er bereits als Kind durch die familären Kirchenbesuche in Moskau in Kontakt. Dank seiner Mutter lernt er ferner das Gitarre spielen. Mit dieser Begabung wird er sich sehr lange als Musiker den Lebensunterhalt verdienen. 1917 zwingt ihn die russische Oktoberrevolution zur Flucht. Nach einer abenteuerlichen Reise erreicht er zunächst Konstantinopel. Nach Ende des zweiten Weltkrieges reist er über Sofia, Belgrad und Wien nach Berlin, wo er sich zwei Jahre lang aufhalten wird. Mit den Avantgarde-Künstlern in Berlin hat er jedoch keine Berührungspunkte, da er sich ausschlieβlich unter Landsleuten aufhält. 1923 reist Poliakoff nach Paris, seine zukünftige Heimatstadt. Er studiert Malerei, während er nebenbei als Musiker tätig ist. In seinen ersten Werken malt er im klassischen akademischen Stil und bevorzugt gegenständliche Motive. Neben der Malerei beginnt er parallel mit einem Studium der Mechanik, da er sich sehr für die exakten Wissenschaften interessiert. Ermutigt von seinen Künstlerkollegen Wassily Kandinsky, Sonja und Robert Delaunay, sowie Otto Freundlich wendet sich Poliakoff immer mehr der Abstraktion zu. Er entwickelte eine eigene Bildsprache, die bunte Farbflächen nebeneinanderstellt. Allerdings kann seine Malerei nicht nur auf Farbflächenmalerei reduziert werden, da er stets mit organischen, plastischen und geometrischen Formen hinzufügt, die sich wie Teile eines Puzzles zusammenfügen. In den 1940er Jahren nutzt Poliakoff vor allem eine grau-braune Farbpalette, die er in den 1950er Jahren um leuchtende und einander kontrastierende Farbtöne erweitert. In seinem Spätwerk reduziert er diese kräftige Farbigkeit wieder und zeigt eine Tendenz zur monochromen Bildgestaltung. In den 1950er und 60er Jahren ist Poliakoff mit seinen Werken auf allen internationalen Ausstellungen vertreten. Nach seiner Einbürgerung in Frankreich 1962 wird ihm als Anerkennung ein Saal auf der Biennale in Venedig gewidmet. Bis zu seinem Tod 1962 arbeitet Poliakoff nur noch im kleinen Format und verwendet nun verstärkt die Technik der Lithografie. Poliakoff entwickelte auf autonome Weise, ohne einer bestimmten Künstlergruppe anzugehören, seinen einzigartigen Malstil. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 44 Poliakoff Serge, Abstrakte Komposition, 1957 Öl auf Leinwand 115 X 89 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Diese Komposition von 1957 entstand in einer Zeit, in der Poliakoff bereits groβe öffentliche Anerkennung errungen hatte. Die abstrakte Komposition besteht aus roten, blauen und schwarzen Flächen in asymmetrischer Anordnung. Die unregelmäβigen Formen erscheinen willkürlich, ergänzen sich jedoch wie Teile eines Puzzles. Die Farben sind in mehreren Schichten aufgetragen, wodurch eine subtile Nuancierung entsteht. Die Farben mischt Poliakoff selbst, um die feinen Abstufungen kontrollieren zu können. Er arbeitet sich stets von den Rändern bis zur Bildmitte vor. In all seinen Werken erreicht der Künstler so eine Ausgeglichenheit und eine absolute Harmonie. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 45 Werkbeschreibung Nr. 12 Gregor Hildebrandt (né en 1974) Ein Lied von Wiederkehr (weit drauβen auf dem blauen Meer – I. Caven), 2011 Der Künstler Der im Saarland aufgewachsene Künstler Gregor Hildebrandt zählt zu den international erfolgreichsten deutschen Künstlern seiner Generation. Sein Kunststudium absolvierte er in Mainz und Berlin. Seit 1998 lebt und arbeitet er in Berlin. Für seine Installationen, Skulpturen und Bilder verwendet er Schallplatten, Kassettenton- und Videobänder. Ende der 90er Jahre beginnt Hildebrandt damit, Tonbänder akurat Streifen für Streifen auf Leinwände aufzukleben. Ausgangspunkt seiner Werke sind für Gregor Hildebrandt immer Songs oder literarische Texte, die er selbst auf Kassettentonband aufnimmt. Seine musikalischen Vorlieben sind vielfältig und reichen von Punk über Rock bis zum französischen Chanson. Indem er das Medium Musik zu seinen Werken hinzufügt, lädt er seine Werke um eine metaphorische Bedeutung auf. Die bespielten Tonbänder auf die Leinwand aufzubringen, gilt ihm als „eine Form der Malerei mit Musik“. Die Formensprache seiner Werke lässt an Konzeptkunst oder Minimal Art denken, jedoch sind die Arbeiten auch stark beeinflusst von seinen persönlichen Erfahrungen mit der Popkultur. Seine Werke sind inzwischen international in vielen Museen vertreten. Gregor Hildebrandt ist der Falkenrot-Preisträger von 2016, der vom Künstlerhaus Bethanien in Berlin verliehen wird. Er zeichnet Künstler und Künstlerinnen aus, deren Arbeiten neue Maßstäbe in der zeitgenössischen Kunst setzen. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 46 Gregor Hildebrandt, Ein Lied von Wiederkehr (weit drauβen auf dem blauen Meer – I. Caven), 2011 Bespieltes Kassettentonband, Kreppklebeband, Latexbinder auf Leinwand 274 X 522 cm Saarbrücken, Saarlandmuseum Das Werk Aus der Entfernung wirkt Hildebrandts Werk zunächst wie ein dunkles monochromes Gemälde. Erst aus der Nähe erkennt der Betrachter, dass die glänzende Oberfläche der dreiteiligen Arbeit aus Kassettentonbändern besteht, die der Künstler Streifen für Streifen aufgklebt hat. Wie in vielen seiner Werke gibt auch hier der Titel den Hinweis, welche Musik auf die Tonbänder aufgespielt wurde. Der Titel besteht aus einer Textzeile, von dem bekannten Lied «Die groβen weiβen Vögel» von der Chanson-Sängerin Ingrid Caven. Fällt Licht auf das Bild, fängt es an, in verschiedenen Farbtönen von Grau bis Braun zu schimmern, je nachdem, welche unterschiedlichen Tonbandtypen verwendet wurden. Durchbrochen wird die dunkle Fläche von weiβen Punkten und kurzen hellen Linien. Diese markieren das Ende des jeweiligen Liedes oder das Endstück des Tonbandes. Im weiterem Sinne können diese Helligkeiten jedoch auch an die Lichtreflexe im Meer oder die besagten weissen Vögel aus dem Liedtext erinnern. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 47 5. BIBLIOGRAFIE Standardwerke Arnoux Mathilde, Les Musées français et la peinture allemande 1871-1981, Paris, Éditions de la Maison des sciences de l’homme, « Passages / Passagen », 18, 2007. Cahn Jean-Paul und Poloni Bernard, Migrations et identités : L’exemple de l’Allemagne aux XIXe et XXe siècles, Villeneuve d’Ascq, 2009. Gaehtgens W., Mathilde Arnoux et Kitschen Friederike, Perspectives croisées. La critique d’art franco-allemande 1870-1945, Paris, Éditions de la Maison des sciences de l’homme, « Passages / Passagen », 22, 2009. Gautherie-Kampka Annette, Les Allemands du Dôme : la colonie allemande de Montparnasse dans les années 1903-1914, Bern, 1995. Güse, Ernst-Gerhard, Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Saarbrücken, 1999. Schmoll Eisenwerth Helga, Skulptur und Plastik. Skulptur, Plastik und Zeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Modernen Galerie des Saarland-Museums Saarbrücken, Saarbrücken, 1989. Read Herbert, Stangos Nikos et Thomas Karin, DuMont’s Künstlerlexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, Köln, 1997. Ausstellungskataloge Centre Georges- Pompidou, Paris-Berlin. Rapports et contrastes FranceAllemagne 1900-1933 : art, architecture, graphisme, littérature, objets industriels, cinéma, théâtre, musique, Paris, 1978. Conzen Ina, Oskar Schlemmer. Visions of a New World, Stuttgart, 2014. Elvers-Švamberk Kathrin, 2000+. Neu im Saarlandmuseum, Saarbrücken 2014. Garnier Claire, 1917, Metz, 2012. Grisebach Lucius et Meyer zu Eissen Annette, Ernst Ludwig Kirchner. 1880-1938, München, 1980. Kostka Alexandre, Lucbert Françoise, Distanz und Aneignung. Relations artistiques entre la France et l’Allemagne 1870-1945 ; Kunstbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich 1870- 1945, Berlin, Akademie Verlag, « Passages / Passagen », 8, 2004. Melcher Ralph et Elvers-Švamberk Kathrin, Alexander Archipenko. Retrospektive, Saarbrücken, 2008. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 48 Mönig Roland et Wolf Eva, Aufbaujahre. Das Saarlandmuseum 1952-1956, Saarbrücken 2014. Mönig Roland et Elvers-Švamberk Kathrin, Oskar Schlemmer. Blaue Frauengruppe, 1931, Saarbrücken, 2015. Internet-Quellen Centre George-Pompidou. Pädagogisches Dossier für Lehrer. Rosselier Danièle. Max Beckmann – un peintre dans l’histoire. 2010. Online abrufbar unter: http://mediation.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-beckmann/ENSbeckmann.html [letzter Zugriff am 10. Juni 2016]. Musée Rodin. Pädagogisches Dossier. Online abrufbar unter: http://www.museerodin.fr/sites/musee/files/resourceSpace/3557_1ab178a697ae1b9.pdf [letzter Zugriff am 10. Juni 2016]. Musée des beaux-arts de Pont-Aven. Pädagogisches Dossier. Pouit-Godin Geniève et Stouvenel Ann. Serge Poliakoff (1900-1969). 2010. Online abrufbar unter: http://espaceeducatif.acrennes.fr/jahia/webdav/site/espaceeducatif3/groups/DAAC_Webmestres/public/art splastiques/pole_arts_plastiques/2009_2010/texte/dossier_pedagogique_serge_poli akoff_2nd_degre.pdf [letzter Zugriff am 10. Juni 2016]. Musée des beaux-arts de Quimper. Dossier für Lehrer. Le Bras Yvonne, Ruellan Fabienne et Philippe-Devaux Dany. Die Brücke (1905-1914) aux origines de l’expressionisme. 2012. Online abrufbar unter : http://www.mbaq.fr/fileadmin/user_upload/Activites/dossierProfs%20Brucke%20w eb.pdf [letzter Zugriff am 10. Juni 2016]. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 49 6. PRAKTISCHE INFORMATIONEN Angebote für Schulen Atelierbesuch Die Atelierbesuche sind speziell für 5-7jährige angepasst und finden an vorbereiteten, spielerischen und bunten Räumen innerhalb der Ausstellungsorte statt. (Dauer 2 Stunden) Führung Die Führung wird von einem Vermittler für junges Publikum begleitet, der eine spielerische Wechselwirkung zwichen dem Schüler und dem Werk schafft : Die Themen der Führungen werden an die aktuellen Ausstellungen oder an die Architektur des Centre Pompidou-Metz angelehnt. (Dauer 1 ½ Stunden) Selbstständige Ausstellungsbesuche sind möglich. Den Lehrern werden Informationsmaterialien zur Vorbereitung des Museumsbesuches zur Verfügung gestellt (pädagogisches Dossier, Schülerhefte, …). Empfangszeiten Das Centre Pompidou-Metz empfängt Gruppen Montags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags. Anmeldungen Anmeldezeitraum Die Buchungen für Schulgruppen sind ab dem 31. August 2016 für den Zeitraum vom 19. September bis 16. Dezember 2016 und ab dem 7. Dezember für den Zeitraum vom 9. Januar bis Juli 2017 möglich. Anmeldemöglichkeiten - per Internet unter www.centrepompidou-metz.fr / Online-Ticketservice per Mail an reservation.scolaire@centrepompidou-metz.fr per Telefon unter 0033 3 87 15 17 17 von Montag bis Freitag, ausser an Feiertagen Für alle kurzfristigen Anmeldungen, mit weniger als 10 Tagen Vorlaufzeit wird nur eine telefonische Buchung akzeptiert. Für alle Kindergärten sind Anfragen nur telefonisch oder per E-Mail möglich. Anfragen für Schulklassen-Führungen auf Deutsch sind nur telefonisch unter 0033 387 15 17 17 oder per E-Mail unter reservation.scolaire@centrepompidou-metz.fr möglich. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 50 Eintrittspreise - Eine Führung von 1 ½ Stunden für eine Klasse mit max. 35 Schülern: 70,-€ Atelierbesuch mit Führung von einer Dauer von 2 Stunden mit einer Klasse mit max. 30 Schülern: 100,- € Für Schulklassen ohne Führung mit maximal 35 Schülern ist der Eintritt gratis. Öffnungszeiten (ausserhalb der Schulferien der Zone B) Montags, Donnerstags und Freitags gelten folgende Öffnungszeiten: Morgens : Zeitraum mit den Vermittlern für junges Publikum zwischen 10 und 12 Uhr Nachmittags : Zeitraum mit den Vermittlern für junges Publikum zwischen 14 und 16 Uhr Der Mittwoch ist neben den Schulgruppen auβerdem für spezielle Gruppenund Freizeitaktivitäten reserviert. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung unter 0033 3 87 15 17 17. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 51 Notizen Dieses Dokument ist von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Centre Pompidou-Metz erstellt worden. Es ist ausschliesslich zur Nutzung von pädagogischen Zwecken vorbehalten. ZWISCHEN ZWEI HORIZONTEN / PÄDAGOGISCHES DOSSIER 52