Parksund - Landkreis Sigmaringen

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Parksund - Landkreis Sigmaringen
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Kulturforum
Landkreis
andkreis Sigmaringen
Tag der
Parks und
Gärten
im Landkreis
Sigmaringen
Sonntag, 1. Juli 2012
Arbeitskreis Orts- und Regionalgeschichte
im Kulturforum Landkreis Sigmaringen e.V.
Landkreis Sigmaringen –
Stabsbereich Kultur und Archiv
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Herausgeber
Kulturforum Landkreis Sigmaringen e.V. sowie Landratsamt Sigmaringen,
Stabsbereich Kultur und Archiv, 2012
Redaktion Edwin Ernst Weber, Johanna Henrich, Doris Muth
Produktion Verlagsbüro Wais & Partner, Stuttgart
Druck Druckerei Marquart, Aulendorf
Bildvorlagen Kreiskulturforum, Kreisarchiv Sigmaringen,
Besitzer der beteiligten Parks und Gärten
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Kulturforum
Landkreis
andkreis Sigmaringen
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde von Natur und Kultur,
wer den Landkreis Sigmaringen durchstreift, wird auf eine
Reihe beeindruckender Park- und Gartenanlagen stoßen, die
zum Begehen, Staunen und Genießen einladen. Diesen Zeugnissen sowohl historischer als auch zeitgenössischer Gartenkultur ist am Sonntag, 1. Juli 2012, der „Tag der Parks und Gärten“ gewidmet. Er findet im Rahmen des diesjährigen
Kulturschwerpunkts statt, der unter der Überschrift „KulturLandschaft im Landkreis Sigmaringen“ die vielgestaltige, vielfach spannungsreiche Beziehungsgeschichte zwischen Mensch
und Natur in den Blick nimmt, trotz aller Problematik aber auch
zur sinnlichen Begegnung mit der Schönheit und Vielfalt der
einheimischen Landschaft, mit der Tier- und Pflanzenwelt an
der Oberen Donau, auf der Schwäbischen Alb und in Oberschwaben einlädt.
Am „Tag der Parks und Gärten“ werden kreisweit 20 öffentliche
und private Park- und Gartenanlagen vorgestellt und den Besuchern Einblicke in historisch gewachsene, künstlerisch gestaltete
oder individuell angelegte Gartenräume eröffnet. Die Bandbreite reicht von den historischen Anlagen, die als gartenarchitektonische Zeugnisse adliger Landschaftsgestaltung in der
Umgebung der ehemaligen Hochadelsresidenzen Sigmaringen,
Meßkirch und Scheer anzutreffen sind, über die Skulpturengärten, in denen das Zusammenwirken von Naturraum und
Kunstschaffen unmittelbar erlebbar ist, den beschaulichen Klostergärten, die die Tradition klösterlicher Botanik und Heilpflanzenkunde mit Spiritualität verknüpfen, bis hin zu den vielgestaltigen Privatgärten, die mit ihrer sinnlichen Pracht aus
Farben und Düften ver-zaubern.
Schon immer waren Gärten lebendige Sinnbilder, in denen nicht
nur Blumen, Büsche und Bäume wurzelten, sondern auch der
Zeitgeist und die Geschmacksvorstellungen einer Epoche ihren
Widerhall fanden. Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Sig-
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VORWORT
maringen mit seiner einst dichten Adelslandschaft gehen die historischen Gartenanlagen in erster Linie auf die Hochadelsgeschlechter der Hohenzollern, Waldburg und Fürstenberg zurück,
die in ihren Residenzstädten repräsentative Schlösser und Palais
errichteten, zu denen auch ein Hofgarten gehörte, der als Verlängerung der herrschaftlichen Innenarchitektur ins Freie diente. Während im 17. und 18. Jahrhundert noch barocke Prachtentfaltung, höfisches Repräsentationsbedürfnis und absolutistische
Herrschaftssymbolik die Gartenkunst bestimmten, gewinnt
um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, im Zuge von Aufklärung und Romantik, der Garten als „grüner Salon“ der Fürstenfamilie an „Natürlichkeit“ und Intimität.
Als Gegenentwurf zur formalen Strenge symmetrisch angelegter
Barockgärten, in denen Pflanzen in ein Korsett geometrischer
Formen gezwängt wurden, hatte sich in England seit Beginn des
18. Jahrhunderts der Landschaftsgarten als neuer Stil in der Gartenkunst entwickelt. Der Landschaftsgarten sollte den Anschein
erwecken, als sei er nicht von Menschenhand geschaffen, sondern
natürlich entstanden und gewachsen. An Stelle schnurgerader
Alleen traten gewundene Wege, die sich durch malerische Gartenräume schlängelten, Bäume und Sträucher konnten sich in
ihrem natürlichen Wuchs entfalten, die Übergänge zwischen gestalteter Landschaft und freier Natur waren fließend. Ende des
18. Jahrhunderts kam der „Englische Landschaftsgarten“ auch
auf dem europäischen Kontinent in Mode. Während die Hofgärten in Meßkirch und Scheer noch die Gestaltungsprinzipien einer barocken Gartenanlage aufweisen, finden sich im Kreisgebiet
mit dem Fürstlichen Park in Krauchenwies, dem Prinzengarten
in Sigmaringen und den Fürstlichen Anlagen in Inzigkofen gleich
drei Gartenräume, die im Stil des „Englischen Landschaftsgartens“
angelegt wurden.
Im Gegensatz zu den aus dem Feudalzeitalter und der höfischen
Welt des Adels hervorgegangenen historischen Gärten, sind die
modernen Skulpturengärten in Laubbach, Ruhestetten, Thalheim
und Sigmaringendorf Ausdruck zeitgenössischer Rezeption
von Kunst und Natur. Hier fügen sich Objekte, Figuren oder
Installationen als ästhetische Fixpunkte in die Landschaft ein und
interagieren, den Jahreszeiten, der Witterung, den Lichtverhältnissen ausgesetzt, mit dem sie umgebenden Naturraum. Das
Kunsterleben erfolgt durch die Bewegung des Betrachters
durch die Landschaft, bei einer Wanderung, einem Spaziergang
oder der Begehung der Anlage. Zum Erkunden, Verweilen,
Meditieren laden auch die Themen- und Klostergärten ein, wie
sie in Sießen, Habsthal und Inzigkofen zu finden sind. Eine Stätte
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VORWORT
der Inspiration ist beispielsweise der Franziskusgarten des
Klosters Sießen, dessen Konzept darauf beruht, dem Besucher
die Schöpfung nahe zu bringen.
Eine vielfältige und bunte Gartenkultur blüht, im wahrsten Sinne
des Wortes, nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch in
der privaten Sphäre der Gartenbesitzer des Landkreises, die am
„Tag der Parks und Gärten“ den Besuchern Einlass in ihr grünendes und blühendes Gartenreich gewähren. Die aus unzähligen
Farben und Formen entworfenen dreidimensionalen Gartenbilder
bezaubern die Sinne, seien es blühende, duftende Zier- und Staudengärten, naturnahe Nutzgärten oder insektenfreundliche
Hausgärten. Als Überlebensinseln für heimische Pflanzen und
Tiere dienen sie dem Erhalt der Artenvielfalt und des ökologischen Gleichgewichts, dem Menschen sind sie sowohl Refugium
als auch Stätte der Kreativität und Selbstvergewisserung. Denn,
wie die historischen und öffentlichen Parks und Gärten, sind auch
die Privatgärten in kleinem Maßstab von Menschenhand gestaltete Räume, in denen der Mensch die fließende Grenze zwischen Natur und Kultur stets aufs Neue auslotet, auf der Suche
nach jenem Ort, der ein Garten seit ewigen Zeiten sein sollte:
ein Ort des guten Lebens, Sinnbild einer idealen Welt- und
Schöpfungsordnung und zugleich Rekonstruktion des ersten aller
Gärten, dem Paradiesgarten.
Das Zustandekommen des „Tags der Parks und Gärten“ ist der
Initiative des Kreiskulturforums sowie – wie bei vergleichbaren
Aktionstagen zu Kapellen (2004), Gedenkorten (2005), Zeugnissen des Adels (2006), Wallfahrtsstätten (2007) und Stätten
des Genusses (2008) – zahlreichen Kooperationspartnern vor Ort
zu verdanken, die ihre Parks und Gärten für die interessierte Bevölkerung öffnen und in Führungen näher vorstellen. Einmal
mehr zu danken ist den Sparkassen im Landkreis Sigmaringen
– der Hohenzollerischen Landesbank Kreissparkasse Sigmaringen und der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch – für die großzügige
Förderung der Aktion und insbesondere dieser Broschüre.
In allen in dieser Schrift vorgestellten Parks und Gärten finden
am Sonntag, 1. Juli 2012, zeitgleich jeweils um 14.00 Uhr und
um 16.00 Uhr Führungen statt.
Über Ihre rege Teilnahme am „Tag der Parks und Gärten“ freuen wir uns und laden Sie zum Besuch der Anlagen herzlich ein.
Dirk Gaerte
Landrat
Dr. Edwin Ernst Weber
Kreisarchivar
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INHALT
Verzeichnis der am 1. Juli 2012 vorgestellten Parks und Gärten
im Landkreis Sigmaringen in alphabetischer Reihenfolge:
1
Bad Saulgau, Schmetterlingsgärten der Stadt Bad Saulgau
2 Bad Saulgau-Sießen, Franziskusgarten Kloster Sießen
7
8
3 Herdwangen-Hügelhof, Naturnaher Blumengarten
der Familie Pfeiffer
10
4 Hohenfels-Liggersdorf, Lebensraum-Garten Hohenfels
11
5 Inzigkofen, Die Fürstlichen Anlagen
12
6 Inzigkofen, Kräutergarten
18
7 Krauchenwies, Der Fürstliche Park
20
8 Leibertingen-Thalheim, Skulpturenfeld der Galerie Wohlhüter
25
9 Meßkirch, Der Hofgarten bei Schloss Meßkirch
27
10 Ostrach-Habsthal, Schulhaus-Garten
31
11 Ostrach-Laubbach, Skulpturengarten atelier laubbach
33
12 Ostrach-Waldbeuren, Bauerngarten der Familie Schlegel
35
13 Owingen-Hedertsweiler, Gartenpark der Familie Schneider
36
14 Scheer, Schlosspark
37
15 Sigmaringen, Prinzengarten
41
16 Sigmaringendorf, Skulpturengarten „ART PURE“ Sylvia Reiser
45
17 Wald-Walbertsweiler, Staudengarten von Claudia Pattberg
47
18 Wald, Töpfergarten der Familie Khoshnavaz
48
19 Wald-Ruhestetten, Skulpturengarten Neue Kunst am Ried
49
20 Wald-Ruhestetten, Insektenfreundlicher Hausgarten von
Anne Waibel und Pit Fischer
Übersichtskarte
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BAD SAULGAU
Schmetterlingsgarten bei der Realschule in der Schulstraße
(Vorlage: Stadtverwaltung Bad Saulgau)
Schmetterlingsgärten
der Stadt Bad Saulgau
2009 wurde die Idee eines Schmetterlingsgartens von Stadt, BUND und
Seniorenheim geboren und im Frühjahr 2011 umgesetzt. Man wollte
die Blüten- und Insektenvielfalt der Öffentlichkeit näher bringen. So
beschloss die Stadt, in der Außenanlage des Seniorenheims St. Antonius
einen Insekten- und Schmetterlingsgarten anzulegen. Im Zuge der Renovierungsarbeiten an der Realschule wurden die Außenanlagen neu gestaltet und damit die Anlegung eines weiteren Gartens dieser Art verbunden. Der Schmetterlingsgarten der Realschule befindet sich an der
Südfassade der Schule, Richtung Finanzamt. Im Rahmen des Biologieunterrichts können Schüler dort die Synergien zwischen Insekten und
Pflanzen und die Wichtigkeit dieses Ökosystems beobachten.
Insgesamt pflanzte die Stadt mehr als 40 verschiedene Gehölz- und Staudenarten, die wertvolle Nektarspender für viele verschiedene Schmetterlings- und andere Insektenarten sind. Im Gegenzug helfen die Insekten
bei der Befruchtung der Pflanzen durch den Transport von Pollenstaub
an Körper und Flügeln. Die Pflanzenarten sind ausgeschildert, außerdem ist am Eingang der Gärten jeweils eine Erklärungstafel aufgestellt
worden. Der Garten im Seniorenheim ist für die Öffentlichkeit begehbar,
der Garten an der Realschule ist gut einsehbar.
Die Stadt Bad Saulgau achtet seit vielen Jahren bei den Neupflanzungen auf Standortgerechtigkeit, Artenvielfalt, Insektenfreundlichkeit und
Blütezeitpunkt. Die gesamte Vegetationszeit über sollen Blüten vorhanden
sein. Das Anlegen der Schmetterlingsgärten trug übrigens mit seinen
Teil zur Auszeichnung der Stadt als „Landeshauptstadt der Biodiversität“
bei.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr; Treffpunkt: Garten des Seniorenheims
St. Antonius. Karlstraße 3, Bad Saulgau
Kontakt:
Umweltbeauftragter der Stadt Bad Saulgau
Thomas Lehenherr
Oberamteistraße 11 • 88348 Bad Saulgau
Tel. 07581/207-325 • thomas.lehenherr@bad-saulgau.de
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BAD SAULGAU
Franziskusgarten Gesamtansicht (Vorlage: Kloster Sießen)
Franziskusgarten Kloster Sießen
Die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen wurde 1860
in einem ehemaligen Dominikanerinnenkloster bei Bad Saulgau gegründet. Unter ihrer Federführung wurde die alte Obstanlage des Klosters vor einigen Jahren zu einem Meditationsgarten umgestaltet. Der Anstoß zur Gestaltung dieses 2,4 ha großen Geländes erwuchs aus der Vorbereitung auf die Jahrtausendwende – 2000 Jahre Menschwerdung Jesu
Christi . Am 20. Mai 2004 konnte der „Franziskusgarten“ zum ersten
Mal begangen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Franziskusgarten ist ein Ort, der einlädt, zu verweilen und der Schöpfung nahe zu sein. Er ist nach dem Sonnengesang des Heiligen Franziskus konzipiert. Dieser besingt Sonne, Mond, Wasser, Luft, Feuer und
Erde. Auch den Menschen, der sich mit den bitteren Seiten des Lebens
immer wieder aussöhnt, preist Franziskus selig. Zuletzt nennt er den Tod
seinen Bruder, „dem kein Mensch lebend entrinnen kann“.
Die Anlage des Franziskusgartens erstreckt sich vom Klosterhügel in eine
Senke Richtung Bad Saulgau. Der Abstieg von der Kastanienallee mit
einem rondellartigen Eingangsbereich vollzieht sich durch mehrere Serpentinen mitten in einer weiten Naturwiesenfläche, an deren unterstem
Punkt ein Labyrinth ist. Ein Waldbereich mit weiteren Gestaltungselementen schließt sich an.
Folgende Sehenswürdigkeiten befinden sich im Franziskusgarten:
– Menschensonnenuhr: Sie ist auf einem kleinen Erdhügel mit Basaltsteinen als Zifferblatt angelegt. Zum Ablesen der Uhrzeit braucht
es eine Person, deren Schatten bei genügend Sonnenlicht zum Stundenzeiger wird.
– Wasserquelle und Weiher: Von größeren Felsbrocken und Rohrkolben
umgeben, entspringt eine Oberflächenquelle, deren Wasser sich in einem kleinen Bach durch den ganzen Garten windet und in einen großen Weiher mündet. Vom Wasserspiel auf dem Weiher und von der
Ruhe des Ortes geht eine Faszination aus, die den Besucher schauen und innehalten lässt.
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BAD SAULGAU-SIESSEN
– Labyrinth: Es besteht aus einem Steinweg in einer Rasenfläche und
hat die Form des Labyrinthes der Kathedrale von Chartres. Es steht
für die 8. Strophe des Sonnengesangs, die vom Menschen handelt,
und lädt ein, durch alle Wendungen und Umwege hindurch auch die
schwierigen Zeiten des Lebens anzunehmen.
– Station „Bruder Tod“: Sie ist der letzten Strophe des Sonnengesanges gewidmet: “Gelobt seist du, mein Herr, durch unseren Bruder, den
leiblichen Tod.“ Dies wird anschaulich durch eine Grabkammer, deren Eingang geöffnet ist. Das Thema Tod als bleibende Provokation
unseres Lebens wird u.a. durch die Diskrepanz des Betonbaus inmitten
der Naturwiese verdeutlicht.
– Der Kräutergarten: Man findet hier die klassische Anlage eines Klosterkräutergartens mit von Buchs umrandeten Kräuterfeldern und in
seiner Mitte eine Rose, umgeben von Lavendel.
– Das Bienenhaus: Das Bienenhaus mit mehreren Bienenvölkern ist
zum Schutz eingezäunt. Franziskus hatte den Bienen gegen die Winterkälte „Honig und besten Wein“ hinstellen lassen, damit sie nicht
umkämen.
– Die Waldkapelle: Die kleine Portiuncula-Kapelle wurde nach einer
Marienkapelle in Assisi genannt, die der Heilige Franziskus mit eigenen Händen restauriert hat. Dort befindet sich eine Marien-Ikone mit dem Titel „Mutter des Zeichens“. Die Ikone ist auf einer hundertfünfzigjährigen Fichtenscheibe angebracht, deren beim Trocknen
entstandener Riss für das Kreuz steht.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr, Treffpunkt: Eingangsbereich des Franziskusgartens am Ende der Kastanienallee
Öffnungszeiten
15. April bis 31. Oktober täglich: 10.00 – 19.30 Uhr
Von Juni bis August am Donnerstag: 10.00 – 20.30 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Führungen
(auf Spendenbasis) im Franziskusgarten sind auf Anfrage möglich.
Anmeldung der Führungen bei Sr. Susanne Schlüter:
Tel. 07581/80-107 • franziskusgarten@klostersiessen.de
Weiher mit Wasserspiel (Vorlage: Kloster Sießen)
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HERDWANGEN-HÜGELHOF
Naturnaher Blumengarten der
Familie Pfeiffer, Herdwangen-Hügelhof
Als die Familie Pfeiffer vor elf Jahren auf ihrem 1000 qm großen Grundstück bauen wollte, war das Gelände dort ein Naturparadies: eine verwilderte Streuobstwiese, der Südhang mit Schlehen- und KratzbeerGestrüpp und jungen Laubbäumen bewachsen. Inzwischen ist im Umfeld fast alles verbaut. Zum Ausgleich haben die Pfeiffers so viele alte
Strukturen wie möglich erhalten, besonders die Bodenoberflächen, etwas Wiese und Laubbäume. Auf dem Grundstück bieten Gartenabfälle, Brennholzlager, alte Schlehenhecken, einige unbearbeitete Gartenecken sowie das Wohnhaus aus Holz mit Nebengebäuden Unterschlupf
für unterschiedlichste Tiere
Auf jede Art Bekämpfungsmaßnahmen wird bewusst verzichtet, dafür
schenkt die Natur vielfältiges Leben. Die Erfahrung mit den Schnecken
lehrte die Pfeiffers, nur anzupflanzen, was standhalten kann. Gemüse
hält sich fast nicht, dafür aber einheimische Wildpflanzen, traditionelle Heil- und Küchenkräuter, alteingesessene Zierblumen, viele Zier- und
Beerensträucher und Obstbäume. So entstand eine Art Überlebensinsel für heimische Pflanzen und Tiere.
Im Garten werden Regenwasser, Holz, Holzasche und Kompost konsequent genutzt. Einige Nistkästen sollen den im Umfeld zunehmend
verschwindenden Brutraum für Vögel wieder ergänzen. Das Ergebnis
ist kein Ziergarten, sondern ein Naturgarten. Die Liebe steckt im Zulassen von Halbwildnis, die aber voller Leben ist.
Tag der Parks und Gärten im
Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr,
geöffnet von 11 – 20 Uhr
Kontakt:
Familie Dorothea und Jörg Pfeiffer
Hügelhof 87
88634 Herdwangen-Schönach
Tel. 07551/40480
Akeleien mit Holzstapel und
Schlehenhecke
(Vorlage: Annamaria Waibel)
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HOHENFELS-LIGGERSDORF
Lebensraum-Garten
Hohenfels-Liggersdorf
Der Lebensraum-Garten ist ein Naturgarten,
– der Raum für Vorträge, Seminare und Veranstaltungen zum Themenkreis „Kunst und Natur“ bietet.
– in dem ganzheitliches Denken und Handeln durch praktische Beispiele
vermittelt werden.
– der ein Experimentierfeld für neue Ideen und Methoden im Gartenbau
bietet.
– der Erholung und Heilung unterstützt.
1998 wurde mit der Gestaltung des 8000 qm großen Geländes begonnen. Gebaut wurde eine Schilfbeet-Kläranlage mit Teich. Mit dem Erdaushub wurden Wälle gestaltet, die, mit Büschen bepflanzt, als Windschutz dienen. Kernstück der Anlage ist der Gemüse- und Kräutergarten
in Form eines Mandalas, geschützt durch einen Erdwall mit Trockenmauer. Zentrale Idee war es, einen naturnahen Garten mit Elementen
der Permakultur und nach Prinzipien der Geomantie und Feng Shui zu
gestalten, der heilende Qualitäten entwickelt. Der Garten ist eingerahmt
von einer Benjeshecke, die für viele Tiere Schutz und Nahrung bietet.
Besonders sehenswert sind das Teehäuschen und der Weidenpavillon
mit Zeltdach, der als Veranstaltungsort für die sommerlichen Kulturaktivitäten dient. Das Gelände soll:
– ein Beispiel geben für eine naturnahe Gartenanlage.
– einen offenen Garten als Rahmen für Kunst und Kultur bieten.
– den Aspekt des „heilenden“ Gartens (Kräuter, Gartentherapie, Geomantie) vermitteln.
– den Garten als Gesamtkunstwerk präsentieren.
– Besuchern den Garten mit allen Sinnen erleben lassen, z.B. mit dem
Programm „Ein Sommertraum“.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Lebensraum-Garten Hohenfels • Ursula Rehmann & Wolfgang Schrader
Röschberg 114 • 78355 Hohenfels-Liggersdorf • Tel.07557/929533
lebensraum-garten@gmx.de • www.lebensraum-garten.net
Der Weidenpavillon (Vorlage: W. Schrader)
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INZIGKOFEN
Die Fürstlichen Anlagen Inzigkofen
Zusammen mit dem Fürstlichen Park Krauchenwies und dem Prinzengarten Sigmaringen bilden die Fürstlichen Anlagen Inzigkofen ein herausragendes Zeugnis adlig-repräsentativer Landschaftsgestaltung nach
den Geschmacksvorstellungen von Aufklärung und Romantik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im hohenzollerischen Oberland. Den
Anstoß zur landschaftsgärtnerischen Gestaltung der wildromantischen
Hang- und Felsenpassage am Ostausgang des Donaudurchbruchs
durch die Schwäbische Alb, unterhalb des säkularisierten Augustinerchorfrauenstifts Inzigkofen, gab um 1815 Fürstin Amalie Zephyrine von
Hohenzollern-Sigmaringen (1760–1841), die einige Jahre zuvor in dem
zu einem klassizistischen Schlösschen umgestalteten früheren KlosterAmtshaus ihre Sommerresidenz begründet hatte.
Ausgehend von der natürlichen „Ausstattung“ mit Felsen, Schluchten,
Anhöhen, Uferauen und der Donau als zentralem Bezugspunkt wurden
die ursprünglich großenteils unbewaldeten Hangpartien zu beiden Seiten des Flusses mit Spazierwegen erschlossen und mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. In dem bis 1829 nach dem Vorbild der französisch-
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INZIGKOFEN
napoleonischen Landschaftsgärten gestalteten Vorderen Park war die von
Menschenhand geschaffene Möblierung stark reduziert und beschränkte
sich auf ein Denkmal für den 1794 in der Französischen Revolution hingerichteten Bruder der Fürstin, eine Bootslände mit Fährverbindung zwischen den beiden Donauufern sowie die Meinradskapelle und das „Fürstenhäusle“ als Picknick- und Aussichtspunkt auf der nördlich des Flusses gelegenen Eremitage. Hinzu kamen eine Lindenallee auf dem Amalienfelsen, diverse Rondelle und Ruheplätze entlang der Spazierwege sowie raffiniert angelegte Panoramaperspektiven und Blickachsen zu Sehenswürdigkeiten in- und außerhalb der Anlagen.
Nach dem Erwerb des Nickhofs durch das Fürstenhaus HohenzollernSigmaringen wurden in den 1840er Jahren die jetzt 25 Hektar umfassenden Anlagen um den Hinteren Park erweitert, dessen landschaftsgärtnerische Erschließung weitere malerische Felsformationen und reizvolle Aussichtspunkte in dem zur Degernau abfallenden Hangwald in
den Park einbezog. Steile Staffelwege, möblierte Grotten, die bereits in
Karl von Mayenfisch, Fürstlicher Park Inzigkofen mit Donau und Bootsgesellschaft, 1833 (Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen)
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INZIGKOFEN
Amalienfelsen (Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen)
den 1820er Jahren zunächst als Holzsteg geschaffene „Teufelsbrücke“
oder die „Himmelsleiter“ zur tief zur Donau abfallenden „Höll“ stellten
an die Seite des naturnahen Vorderen Parks einen märchenhaften Erlebnisgarten im hinteren Bereich. Zum wichtigsten optischen Bezugspunkt wurde die neugotische Meinradskapelle mit ihrem hoch aufragenden Turm, die sich bereits 1833 auf einem Aquarell des Sigmaringer Hofkavaliers Karl von Mayenfisch findet. Neu angelegte Linden-,
Ahorn- und Kastanienalleen verbanden die beiden Parkbereiche und überdies die Anlagen mit Kloster und Nickhof.
Die Parkerweiterung wurde maßgeblich bestimmt von Erbprinz Karl Anton, der sich in den 1840er Jahren mit seiner jungen Familie in Inzigkofen als Sommerresidenz niederließ. Mit dem vorübergehenden Wegzug der fürstlichen Familie aus Hohenzollern im Gefolge der Revolution von 1848/49 endete der unmittelbare Bezug Inzigkofens zum Adelshaus und verlor der Park seine Funktion als „grüner Salon“ für die fürstliche Familie und ihre Gäste. Mit Erlaubnis von Fürst Karl Anton wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts „jedem ordentlichen Menschen das Lustwandeln in den hiesigen Anlagen gestattet“ und gewann
der Park eine wachsende Bedeutung für den aufkommenden Fremdenverkehr im Oberen Donautal. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die zeit- und arbeitsaufwändige Pflege des Landschaftsgartens
durch das Fürstenhaus zunehmend eingeschränkt, durch Verbuschung
und auch forstwirtschaftliche Nutzung ging der gartenkünstlerische Charakter des Parks mit seinem bewussten Wechsel von Bepflanzung und
Freiflächen, den Sichtachsen und einem ausgeklügelten Wegesystem par-
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INZIGKOFEN
tiell verloren. Bei der Unterhaltung der Anlagen und zumal der verbliebenen Hauptwege in topographisch vielfach schwierigem Gelände
wird das Fürstenhaus Hohenzollern als Eigentümer des Parks in der
Gegenwart in vorbildlicher Weise vom Schwäbischen Albverein unterstützt. Folgende Sehenswürdigkeiten des Inzigkofer Parks verdienen besondere Beachtung:
– Der knapp 30 Meter über der Donau aufsteigende Amalienfelsen mit
seiner Inschrift in großen Eisenlettern „Andenken an Amalie Zephyrine
1841“ sowie dem Allianzwappen der Fürstenhäuser HohenzollernSigmaringen und Salm-Kyrburg.
– Das auf einem Felsen am östlichen Rande des Parks errichtete schlichte Sandstein-Denkmal erinnert an den Lieblingsbruder von Fürstin
Amalie Zephyrine, Fürst Friedrich III. von Salm-Kyrburg (1745–1794),
der in der Französischen Revolution am 23. Juli 1794 in Paris guillotiniert wurde.
– Die Teufelsbrücke, die in einer Länge von 21,5 Metern eine wildromantische Schlucht, die 19,5 Meter tiefe „Höll“, überquert. Die ursprünglich vorhandene Holzbrücke wurde 1895 durch eine elegant
geschwungene Betonkonstruktion mit auf- und absteigenden Treppen ersetzt.
– Vom „Känzele“, dem Scheitel eines imposanten Felsvorsprungs in
schwindelnder Höhe über der Donau, bietet sich ein schöner Panoramablick über die Degernau hinweg bis zur Ruine Gebrochen Gutenstein, dem Tiergärtle und bis zum Lenzenfelsen auf halber Strecke nach Beuron.
– Der romantischen Partie des Parks sind die unterhalb des Känzele gelegenen Grotten, die Felsüberhänge und ein gewaltiges Felsentor zuzurechnen. Die malerischen Felsformationen sind Auswaschungen von
Massenkalken, die aus Schwammriffen im tropisch-warmen Weißjurameer vor ca. 150 Millionen Jahren entstanden sind.
Teufelsbrücke (Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen)
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INZIGKOFEN
– Bereits 1817 wurde der links der Donau, gegenüber dem Amalienfelsen gelegene Umlaufberg, die „Eremitage“, in die Fürstlichen Anlagen einbezogen und auf seinem höchsten Punkt mit einem Teehaus
oder „Fürstenhäusle“ sowie der hoch aufragenden Meinradskapelle
ausgestattet. Die nur mit einem Boot vom Südufer erreichbare Eremitage wurde mit ihren Sehenswürdigkeiten, mehreren Grotten, einem Felsentor und malerischen Aussichtspunkten, durch einen
Rundweg und mehrere Stichwege erschlossen. Ein wunderbarer Ausblick bietet sich von der hoch über der Donau gelegenen „Festung“
im Nordwesten der Eremitage.
– Zum Kernbestand des Inzigkofer Parks gehören seine majestätischen
Alleen: Die elegant geschwungene Ahornallee entlang des Fahrwegs
zum Nickhof, die s-förmig ausladende Kastanienallee innerhalb der
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itung: Daniel Wolf, Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen
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INZIGKOFEN
Klostermauer, die bequem und beschattet passierbaren Lindenalleen
auf dem Amalienfelsen und in der Verbindung vom Nickhofweg zum
nach 1841 hinzu gewonnenen Hinteren Park mit Känzele und Grotten.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Dr. Edwin Ernst Weber um 14 und 16 Uhr, Treffpunkt am
Parkkiosk bei der Kirche
Kontakt:
Gemeindeverwaltung Inzigkofen
Ziegelweg 2 • 72514 Inzigkofen
Tel. 07571/7307-11 • koeser@inzigkofen.de
Wanderkarte Fürstliche Anlagen
Inzigkofen (Gestaltung: Daniel Wolf,
Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen)
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St. Meinradskapelle
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Denkmal für Fürst
Friedrich von Salm-Kyrburg
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Wald
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Parkkiosk
Rundwanderweg
Sonst. Wanderweg
Klostermauer
Parkeingang
Schloß
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Eisenbahn
Parkplatz
Aussichtspunkt
Feuerstelle
Brücke
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INZIGKOFEN
Kräutergarten Inzigkofen
Der Kräutergarten Inzigkofen befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Augustinerinnenklosters Inzigkofen. Der Standort hat eine lange
Gartentradition. Zur Zeit des Klosters befand sich dort bereits ein Gemüsegarten. In der fürstlichen Zeit wurde auf diesem Gelände eine Gärtnerei angelegt, die nach dem Krieg an Privatpersonen verpachtet wurde. 1988 gab der letzte Pächter die Gärtnerei auf, und die Gewächshäuser
und Frühbeete wurden abgerissen. 1991 begann aus einem Projekt der
Pädagogischen Arbeitsstelle für Erwachsenenbildung (PAE) heraus eine
Gruppe von Gartenfreunden mit der Anlage des Kräutergartens. Er wurde 1992 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Betreuung des
Gartens übernahm nach Auflösung der PAE im Jahr 2004 die NABU
Ortsgruppe Sigmaringen.
Im Garten werden über 250 verschiedene Pflanzen angebaut. Sie sind
zu bestimmten Themengebieten zusammengefasst. Ein Beet wird jedes
Jahr mit landwirtschaftlichen Kulturpflanzen wie Weizen, Hartweizen,
Gerste oder Dinkel bestellt. Daneben findet der Besucher auch eher unbekannte Pflanzen z.B. Emmer, Einkorn, Flachs, Buchweizen, Amarant,
Linsen und Hirse. In das Getreide wurden auch verschiedene Wildkräuter
Blick auf den Kräutergarten mit innerer Klostermauer
(Vorlage: NABU Sigmaringen)
eingesät. Dazu gehört die Kornrade, die heute auf unseren Feldern nicht
mehr zu finden ist
Den Hauptteil des Gartens nehmen die Heilpflanzen und Küchenkräuter
ein. Auf zwei Beeten werden wichtige Heilpflanzen wie Johanniskraut,
Mariendistel, Arnika, Roter Sonnenhut und viele andere gezeigt. Unter den Küchenkräutern ist die Vielfalt besonders groß. So wachsen z.B.
sieben verschiedene Salbei- oder sechs verschiedene Thymianarten und
-sorten im Garten. Der Besucher kann auch weniger bekannte Kräuter
wie Stevia, Eberraute, Japanische Purpurpetersilie oder Schottischer Liebstöckel kennen lernen.
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INZIGKOFEN
Auf dem Blumenbeet findet man eine Reihe von Blumen, die früher in
Bauerngärten kultiviert wurden. Durch seine Blütenfülle zeichnet sich
besonders im Frühjahr das Steingartenbeet aus, das an einem Hang angelegt wurde. Eine kleine Auswahl von Färbepflanzen ist auf einem weiteren Beet zu sehen. Dort kommen z.B. Krapp, Färberdistel oder Färberwaid vor, die früher zur Gewinnung von Farbstoffen dienten. Im Randbereich des Gartens stehen Gojibeere, Brombeere, Jostabeere, Aronia,
Kiwi und eine Anzahl weiterer Sträucher.
Auf einem kleinen Rosenlehrpfad sind verschiedene einheimische Wildrosenarten wie Weinrose, Mairose oder Apfelrose zu sehen. Am Eingang des Gartens erwartet den Besucher eine Kräuterschnecke aus Kalkstein mit einer Auswahl von Kräutern für die Küche. Die Pflanzen sind
alle mit Schildern versehen, auf denen der Name und einige Informationen über deren Verwendung angegeben sind.
Gärten sind auch Lebensräume für wildlebende Tiere. Im Kräutergarten kann man sich über verschiedene Nistmöglichkeiten für Vögel und
Insekten informieren. An einer Wand sind Nistkästen für Vögel angebracht. Der Wildbienenstand zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie
man Wildbienen im Garten ansiedeln kann. Im Inforaum befindet sich
eine kleine Ausstellung über Gartenthemen und die Geschichte des Kräu-
Blumenbeet
(Vorlage: NABU Sigmaringen)
tergartens. Dort liegen auch einige Broschüren über Gartenpflanzen aus.
Der Garten ist in den Sommermonaten geöffnet und jederzeit zugänglich.
Der Eintritt ist frei.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Alfred Bauernfeind um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Alfred Bauernfeind
Sutorstraße 10 • 72488 Sigmaringen
Tel. 07571/ 56 86 • abauernfeind@web.de
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KRAUCHWIES
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KRAUCHWIES
Der Fürstliche Park
Krauchenwies
Zwei Jahrzehnte nachdem Erbprinz Karl von HohenzollernSigmaringen und seine Gemahlin
Antoinette ihren Wohnsitz im
Schloss zu Krauchenwies genommen hatten, erfuhr die Erbprinzenresidenz durch den Bau eines neuen Schlosses, des so genannten Landhauses, ab 1828
eine merkliche Aufwertung. Vervollständigt wurde das Ensemble
des herrschaftlichen Landsitzes
mit Schloss, Landhaus, Orangerie, Marstall und Remise durch
die Anlegung eines englischen
Landschaftsgartens. Nach den
Planungen des Erbprinzen Karl
und der Hofgärtner Wunibald
und Fidel Schnell wurde der
Fürstliche Park in einer Wiesenlandschaft angelegt, die von den
Bachläufen des Andelsbachs und
der Ablach durchzogen war. Bereits zu Beginn der 1830er Jahre
wurden mehrere tausend Bäume
gepflanzt. Die erhaltenen Pflanzlisten unterscheiden zwischen
heimischen Bäumen, „welche in
den umliegenden Forstrevieren
[...] zu haben sind“ und „exotischen Pflanzen“, die man von
der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim bezog.
Die Parkanlage folgt den Gestaltungsgrundsätzen eines Englischen Landschaftsgartens. Die
vorgefundenen natürlichen Gegebenheiten aufgreifend ist sie als
Abbild einer Ideallandschaft gestaltet, das die Vielfalt der Natur
zeigen und ein Idyll wie in einem
Fürstliches Landhaus und See
im Park Krauchenwies
(Vorlage: Carmen Ziwes)
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KRAUCHWIES
romantischen Gemälde schaffen
will. Zur Verschleierung der
Rand- und Grenzzonen wurde
der Park mit einem Gehölzgürtel
umgeben. Dadurch kann der Besucher den Landschaftsgarten,
seine Größe und seine Grenzen
nicht überblicken und wird zum
Erkunden der Natur angeregt.
Einzelne Bäume oder kleinere
Baumgruppen sind aus dem
Randgürtel herausgelöst und bieten dem Auge, auch durch die
unterschiedlichen Laubfarben,
Abwechslung. Die geschwungene Wegeführung verstellt immer
wieder den Blick, womit der Anreiz geschaffen wird, sich im
Weitergehen neue Ausblicke zu
erschließen. Durch kulissenartig
angepflanzte Gehölze werden
Bootspartie auf dem See im Park
Sichtachsen inszeniert, die die
Krauchenwies, um 1890
(Vorlage: Fürstlich HohenzollernAufmerksamkeit auf Besondersche Sammlungen Sigmaringen)
heiten lenken: Ruhebänke, Gebäude, Gewässer oder Inseln. Ein
direkter Zugang dorthin findet
sich selten, wodurch wiederum die Erkundungslust angeregt wird.
Im Englischen Landschaftsgarten stellen Gewässer ein wichtiges Gestaltungselement dar. Wegen der Anlage eines „Sees“ in Krauchenwies
korrespondierte man mit dem Stuttgarter Oberhofgärtner Johann Wilhelm Bosch. Die Lage des Sees wurde so gewählt, dass sich eine Spiegelung des Landhauses im Wasser ergibt. Dem Besucher bietet sich dadurch ein geradezu malerisches Landschaftsbild. Zwei Inseln vervollkommnen die romantische Idylle, die bereits vom Landhaus aus erblickt
werden konnte. Die größere Insel war ursprünglich mit einem Wegenetz versehen und vom Ufer aus über einen Steg zu erreichen. Den beiden Inseln vorgelagert sind zwei weitere Inselchen, zwischen denen sich
ein Wehr erstreckt. Der sich darüber ergießende Wasserfall trägt als weitere Attraktion zur stimmungsvollen Ausstattung der Anlage bei. Die
fürstliche Familie und ihre Gäste nutzten den See und den Andelsbach
gerne für Bootspartien. Für ein Badevergnügen hingegen bevorzugte man
die Ablach im nördlichen Parkgelände, wo ein „Badhaus“ eingerichtet
war.
Im Durchschreiten des Parks erlebt der Spaziergänger einen Wechsel
von hellen, weiten und offenen Räumen mit großen Wiesenflächen und
eher dunklen, engen und dicht bepflanzten Räumen. Durch die unterschiedlichen „Räume“ sollten, ganz im Sinne des romantischen Naturempfindens der Zeit, unterschiedliche Stimmungen – von Heiterkeit und
Frohsinn bis hin zur Nachdenklichkeit und Melancholie – erzeugt werden.
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KRAUCHWIES
Nach 1843 begann die Erweiterung des Parks, dessen natürliche Grenze im Norden zunächst mit dem Lauf der Ablach vorgegeben war. Daran angrenzende Wiesen wurden aufgekauft und das Gelände zwischen
der Ablach und dem fürstlichen Tierpark Josefslust ebenfalls als Parklandschaft gestaltet. Damit war der nahtlose Übergang von Josefslust zur
Krauchenwieser Anlage gegeben. Der Park hatte nun eine Größe von
ca. 60 Hektar erreicht, die so genannte Berganlage eingeschlossen. Dieses jenseits der Landstraße liegende Hanggelände war wohl wegen des
sehr geschätzten Ausblicks auf die Alpen in die Parkgestaltung mit einbezogen worden.
Ab 1871 verbrachten Fürst Karl Anton und seine Gemahlin Josephine
regelmäßig die Monate Juli und August in Krauchenwies. Zahlreiche
Besuche hochrangiger Gäste prägten das Familienleben in der Sommerresidenz. Bei diesen Anlässen wurde der Park für Kutsch- und Bootsfahrten, für Spaziergänge, Gesellschaftsspiele und Picknicks genutzt. Selbst
Kaiser Wilhelm I. und seine Gemahlin Augusta zählten des Öfteren zu
den Sommergästen. Die Kaiserin sorgte mit Schenkungen für eine ansehnliche Ausstattung einer Wiesenfläche im vorderen Park. Fürst Karl
Anton sprach vom „Kaiserinnen-Lieblingsplatz“ und der Volksmund von
der „Augusta-Wiese“. Von der Möblierung ist einzig noch der so genannte
Kaiserstuhl erhalten, den Kaiserin Augusta zum Andenken an den ersten
Besuch ihres Gatten in Krauchenwies im Jahre 1875 gestiftet hatte. Die
halbrunde sandsteinerne Sitzbank mit hoher Rückenlehne trägt ein Medaillon mit dem Konterfei Kaiser Wilhelms I.
Seit den 1880er Jahren häuften sich die Besuche von Touristen und interessiertem Fachpublikum. Exkursionen von Gartenbaugesellschaften, Geologen, Ackerbau- und Realschulen hatten die Parkanlagen zum Ziel, wo
eine vielfältige Flora, verspielte Wasserläufe, die möblierte Augusta-Wiese
und nicht zuletzt eine geologische Sammlung des Fürsten bewundert werden konnten: In den weitläufigen Parkanlagen hatte Fürst Karl Anton
erratische Blöcke aufstellen lassen. Im Laufe der Jahre waren ungefähr
20 Steine, davon die meisten auf einer so genannten Findlingsinsel im
„Kaiserstuhl“ im Fürstlichen Park Krauchenwies
(Vorlage: Carmen Ziwes)
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KRAUCHWIES
Andelsbach, zusammengetragen worden. Begründet wurde die bemerkenswerte Kollektion durch einen grünen Spilit aus dem Juliergletscher,
den man 1874 auf einem Feld bei Krauchenwies ausgegraben hatte. Der
beeindruckende Stein wurde zu einer Ruhebank ausgehauen und erhielt
einen Standort vor dem Alten Schloss am Fuße eines Tulpenbaums. Zwei
weitere Findlinge, darunter auch ein rötlicher Block aus Skandinavien
mit der Inschrift „Dessau 1876“, ein Geschenk des Herzogs von Anhalt
an den Fürsten Karl Anton, sind heute noch vor der Toreinfahrt zum
Landhaus zu bewundern.
Das 20. Jahrhundert brachte für das Alte Schloss viele wechselnde Nutzungen, während das Landhaus mit den umliegenden Parterre- und Wiesenflächen weiterhin von der fürstlichen Familie genutzt wird. Die Parkanlage, die bereits seit dem 19. Jahrhundert öffentlich zugänglich ist, hat
bis heute ihren romantischen Charme nicht verloren und wird zu allen
Jahreszeiten von interessierten Besuchern, Spaziergängern und Erholungssuchenden sehr geschätzt.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Carmen Ziwes M.A. um 14 und 16 Uhr,
Treffpunkt am Alten Schloss
Führungsanfragen
allgemein an Frau Carmen Ziwes M.A.
carmen.ziwes@t-online.de • Tel. 07576/962269
Findling (Grüner Spilit) vor dem Alten Schloss Krauchenwies
(Vorlage: Carmen Ziwes)
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LEIBERTINGEN-THALHEIM
In die Landschaft eingebettet: Skulpturenfeld der Galerie Wohlhüter
(Vorlage: Galerie Wohlhüter)
Skulpturenfeld der Galerie Wohlhüter,
Leibertingen-Thalheim
Die Galerie Wohlhüter wurde 1994 gegründet. Von Anfang an ist das
in seiner Art weithin einzigartige Skulpturenfeld mit seiner großzügigen Präsentation von Skulpturen in natürlicher Umgebung eine Besonderheit der Galerie. Mit dem Anbau einer großen, lichtdurchfluteten Halle im Jahr 1999, in der nichts von der Betrachtung der Kunst ablenkt, können neben dem Schwerpunkt Abstrakte Skulptur auch großformatige Bilder und Wandarbeiten gezeigt werden. Seit Beginn der ART
Karlsruhe 2004 ist die Galerie auf dieser größten und ständig expandierenden Kunstmesse Baden-Württembergs vertreten, 2012 auch auf
der art Bodensee in Dornbirn in Österreich/Vorarlberg. Die Galerie Wohlhüter ist seit 2000 Mitglied im Landesverband Galerien in Baden-Württemberg und seit 2006 im Bundesverband Deutscher Galerien.
Das weitläufige Skulpturenfeld der Galerie Wohlhüter bietet die Gelegenheit, große Skulpturen unter immer wieder anderen Licht- und Witterungsbedingungen zu betrachten. Anders als im geschlossenen Galerieraum sind Kunstwerke hier vor dem Hintergrund einer im stetigen
Wandel begriffenen Naturlandschaft wahrnehmbar und können großzügig umschritten oder – wie die treppenförmige Installation von Rolf
Wicker – sogar beschritten werden, was ganz neue Kunsterfahrungen
ermöglicht. Überdies kommt auch der Ausstellungsschwerpunkt von an
die Natur angelehnten und deren Wandelbarkeit und Vergänglichkeit
aufgreifenden Plastiken, wie etwa die Bauminstallationen von Josef Bücheler oder die Obstbäume von Daniel Bräg, in diesem Kontext unter
freiem Himmel noch besser und überzeugender zur Geltung.
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LEIBERTINGEN-THALHEIM
Das rund ein halbes Dutzend Ausstellungen im Jahr umfassende Galerieprogramm präsentiert Arbeiten von über 40 national und international renommierten Künstlern, wobei arrivierte Künstler wie der Beuys-Schüler und ehemalige Professor an der Kunstakademie Frankfurt Felix Droese oder der 2011 verstorbene Rudolf Wachter, dem in Kißlegg
im Allgäu ein eigenes Museum gewidmet ist, ebenso vertreten sind wie
junge und innovative Positionen. Abstrakte Skulptur und raumbezogene
Kunst bilden dabei den Schwerpunkt, aber auch andere Kunstformen
wie Malerei, Grafik und Fotografie sind zu sehen.
Bei Ausstellungen und zum Teil auch auf dem Skulpturenfeld sind regelmäßig Werke folgender Künstlerinnen und Künstler zu sehen: Jörg
Bach, Gerda Bier, Rolf Bodenseh, Daniel und Karolin Bräg, Willi Bucher, Josef Bücheler, Isa Dahl, Felix Droese, Angela M. Flaig, Hannes
Forster, Angelika Frommherz, Armin Göhringer, Romuald Hengstler,
Andrea und Nikolaus Kernbach, Jürgen Knubben, Hans-Jürgen Kossack,
Gudrun Krüger, Gerhard Langenfeld, Bernhard Maier, D. A. Marbach,
Roland Martin, Gerhard Opitz, Johannes Pfeiffer, Klaus Prior, Gert Riel,
Werner Schmidt, Hans Schüle, Alf Setzer, Willi Siber, Reinhard Sigle,
Artur Stoll, Gabi Streile, Markus F. Strieder, Rudolf Wachter, Helmut
Wetter, Rolf Wicker, Herbert Zangs, Sati Zech.
Im Rahmen von zwei Gemeinschaftsausstellungen im Sommer und Winter jeden Jahres sind neben Werken dieser ständig vertretenen Galeriekünstler auch Arbeiten von ausgewählten Gastkünstlern zu sehen, sodass die Galeriebesucher immer wieder neue und überraschende Positionen zeitgenössischer Kunst kennen lernen und sich mit diesen auseinandersetzen können.
Die Galerie ist Freitag von 13 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr
sowie nach Vereinbarung geöffnet. Das Skulpturenfeld kann auch außerhalb dieser Öffnungszeiten besichtigt werden. Weitere Informationen
über Sonderöffnungszeiten und aktuelle Ausstellungen finden sich auf
der Galerie-Website.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Galerie Wohlhüter
Kreuzstraße 12 • 88637 Leibertingen-Thalheim • Tel. 07575/1370
mail@galerie-wohlhueter.de • www.galerie-wohlhueter.de.
Skulpturengarten, Detailaufnahme (Vorlage: Galerie Wohlhüter)
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MESSKIRCH
Abb. 19: Plan des Meßkircher Schlosses und des Hofgartens von
Johann Kaspar Bagnato,1736 (Vorlage: Fürstlich Fürstenbergisches
Archiv Donaueschingen)
Der Hofgarten bei Schloss Meßkirch
Der Meßkircher Hofgarten ist der wohl eindrucksvollste Barockpark im
südlichen Baden-Württemberg. Der Garten entstand während der Glanzzeit Meßkirchs als Fürstenresidenz unter der Regierung des Fürsten Froben Ferdinand zu Fürstenberg-Meßkirch (1685 – 1741) und dürfte im
Zeitraum 1700 bis 1740 angelegt worden sein. Trotz vielfacher Veränderungen ist die Großzügigkeit und Eigenart der barocken Planung bis
heute erkennbar und erlebbar.
Im 16. Jahrhundert, also zur Zeit der Entstehung des Renaissance-Schlosses, dürfte der Hofgarten lediglich aus einer einfachen Streuobstwiese
bestanden haben. Wohl im 17. Jahrhundert entstand der dem Westflügel
jenseits des Schlossgrabens vorgelagerte innere Hofgarten, eine terrassierte und von Mauern eingefasste Fläche, die von zwei runden Turmpavillons flankiert wird. Vermutlich zeitgleich entstand in einigen hundert Metern Entfernung jenseits des Mettenbachs ein dritter Turmpavillon mit zwei Seitenflügeln, der in späterer Zeit als Hofgärtnerei Verwendung fand, ursprünglich aber wohl dem Hof als Gartenschlösschen
gedient haben dürfte. Die entscheidende Veränderung fand dann in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt, als der Hofgarten um eine Fläche vergrößert wurde, die der Größe der Meßkircher Altstadt entspricht.
Herzstück dieser Erweiterung ist eine terrassierte Fläche von etwa 250
Metern Länge und 100 Metern Breite in der Sichtachse zum Westflügel des Schlosses. Die rechts und links zum Mettenbach bzw. zur Ab-
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MESSKIRCH
lach abfallenden Bereiche waren bzw. sind noch immer Streuobstflächen,
wobei die südliche Zone um 1900 vom Parkbereich abgetrennt und in
Bauland verwandelt worden ist. Eingefasst wurde der erweiterte Hofgarten durch einen weitläufigen, das Gartenschlösschen integrierenden,
weiteren Mauerzug mit einer Toröffnung im Südwesten.
Ein Plan des Deutschordensarchitekten Johann Kaspar Bagnato aus dem
Jahr 1736 zeigt das barocke Aussehen des Hofgartens, wobei allerdings
unklar ist, ob es sich hierbei um den damaligen Ist- oder einen Sollzustand handelt. Immerhin stimmt Bagnatos Plan in vielen Details mit dem
heutigen Bestand überein.
Der ältere innere Hofgarten ist offenbar als Parterrezone in das barocke
Konzept einbezogen worden. Vermutlich befanden sich hier gartenkünstlerisch aufwändige Broderien, also kunstvoll ornamentiert gestaltete Beete mit Buchseinfassungen. Das Plateau des äußeren Hofgartens
besaß entlang einer Mittelachse und eines Rasters von Längs-, Quer- und
Diagonalwegen eine Bepflanzung mit beschnittenen Lindenalleen als
strukturgebende Elemente, wobei innerhalb der so entstandenen Segmente Boskette, also kleine von Hecken eingefasste „Lustwäldchen“, angelegt waren. Das westliche Drittel des Plateaus war als „Bosco“, also
waldähnlich im Schachbrettmuster mit Linden bepflanzt. Das heutige
Wegenetz stimmt noch weitgehend mit dem barocken Plan überein, lediglich die Diagonalwege sind verschwunden. Etwa 34 der ursprünglich
wohl 300 Lindenbäume sind aus der Entstehungszeit bis heute erhalten geblieben, geben der Parkanlage aber aufgrund ihres Alters und ihrer Größe einen gänzlich anderen Charakter, als in ihrer beschnittenen
Spalierform während der Barockzeit. Auch wenn vor allem im 20. JahrLindenboskette (Vorlage: Armin Heim)
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MESSKIRCH
Abb. 20: Ehemaliges Hofgärtnereigebäude (Vorlage: Armin Heim)
hundert planlose Nachpflanzungen, teilweise sogar mit anderen Gehölzen,
stattgefunden haben, so ist das ursprüngliche Pflanzkonzept mit Alleen,
parallelen und diagonalen Reihungen sowie Sichtachsen auch für den
heutigen Besucher noch ebenso erkennbar, wie die für Barockgärten typische Abfolge von Broderieparterre, Boskettzone und Bosco.
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MESSKIRCH
Ein Springbrunnen und ein Kriegerdenkmal an den Schnittpunkten der
Wegachsen sind Zutaten des 20. Jahrhunderts. Der nördliche Rand des
äußeren Hofgartens im Bereich der ehemaligen Hofgärtnerei ist in den
1970er Jahren völlig neu gestaltet worden. Hier befinden sich seither ein
Kinderspielplatz sowie der unlängst erneut veränderte Sassenage-Garten, der der französischen Partnerstadt Sassenage bei Grenoble gewidmet ist. Eine Steinlaterne in der Nähe des Westtors erinnert ebenso wie
eine direkt neben dem Tor an der Außenmauer angebrachte Platte an
die japanische Partnerstadt Kahoku.
Eine Besonderheit des Meßkircher Barockparks besteht darin, dass an
seinem westlichen Ende der Blick über die Gartenmauer auch heute noch
in die unbebaute Landschaft reicht und so nach wie vor enge Sichtbezüge zwischen Naturraum und gartenkünstlerisch gestalteter Zone bestehen. Einzigartig ist das Plateau des Hofgartens, da hier nicht nur einer der ambitioniertesten südwestdeutschen Barockgärten im französischen Stil in seinen Grundstrukturen erhalten geblieben, sondern zugleich
ein unvergleichliches Naturreservat entstanden ist, das schon 1939 den
Status eines Naturdenkmals erhalten hat. Der Hofgarten ist nicht nur
ein wichtiges Habitat für zahlreiche, teils streng geschützte Vogelarten
(z.B. Merlin, Grünspecht, Turmfalke), sondern auch für Fledermäuse
und den seltenen Lindenprachtkäfer. Ein Parkpflegewerk, das als Leitfaden für die künftige Gestaltung, Pflege, Nutzung und Erhalt des Hofgartens dienen soll und die teilweise konträren Zielvorgaben von Naturschutz, Denkmalpflege und bürgerschaftlichen Nutzungswünschen
auszubalancieren versucht, wird derzeit unter Expertenbeteiligung erarbeitet.
Tag der Parks und Gärten im
Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Dr. Armin Heim
um 14 und 16 Uhr, Treffpunkt
im Innenhof des Schlosses
Kontakt:
Tourist-Information Meßkirch
Schlossstraße 1
88605 Meßkirch
Tel. 07575/206-46
bausch@messkirch.de
Blick über die äußere Hofgartenmauer
in die Landschaft (Vorlage: Armin Heim)
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OSTRACH-HABSTHAL
Der Schulhausgarten Habsthal (Vorlage: Katharina Koniczek-Stehle)
Schulhaus-Garten, Ostrach-Habsthal
Unterhalb des bekannten Klosters Habsthal liegt, eingerahmt von alten
Bäumen und Hecken, das ehemalige Schulhaus des Dorfes. Das Anwesen
wurde 2005 von Markus Bronner, Meister im Gartenbau, erworben und
seither Jahr für Jahr fachmännisch und mit viel Liebe zum Detail zu einer harmonischen Gartenanlage gestaltet. Markus Bronner war jahrelang auf der Mainau tätig, weswegen die Anlage von Besuchern und Dorfbewohnern liebevoll „Klein Mainau“ genannt wird.
Harmonie und Stimmigkeit sind die Erfolgsfaktoren in jedem WohlfühlGarten. Haus und Garten sollten aufeinander abgestimmt sein und eine
Einheit ergeben. Dabei kann man mit richtig platzierten Kleinigkeiten
viel Stimmung erzeugen. Durch die Aufteilung der inzwischen 8000 m²
großen Gartenanlage in verschiedene „Gartenzimmer“ entsteht Abwechslung, und dem Besucher eröffnen sich beim Durchschreiten der
Anlage immer wieder neue Blickwinkel.
Tritt man durch das große, eiserne Tor, fällt der Blick als erstes auf den
Kübelgarten: Bunt bepflanze Terrakotta-Schalen und Zitronenbäumchen
in großen Kübeln, kombiniert mit Accessoires aus dem Süden, geben
diesem Gartenbereich ein mediterranes Flair. Der ehemalige Pfarrgarten ist fast unverändert. Hier wachsen Kräuter und Stauden, Wilderdbeeren verleiten zum Naschen, Buchskugeln und Rosenstämmchen vermitteln Struktur und Ruhe. Daneben scharren die Hühner, ein Goldfasanenpaar präsentiert sich in der Voliere, und der Hofhund sonnt sich
auf seiner Gartenbank. Ein Durchgang durch die Hecke eröffnet den
Blick auf den alten Apfelbaum. Umspielt von einer alten Eisenbank und
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OSTRACH-HABSTHAL
einer Buchshecke strahlt dieser Platz etwas ganz Besonderes aus.
Durch eine kleine Stufenanlage betritt man dann den „Senkgarten“. Im
Schatten einer 200 Jahre alten Linde und in Gesellschaft einiger markanter Steinfiguren fühlt man sich geborgen und in einer ganz eigenen
Welt.
Neben dem 1906 erbauten Schulhaus gelangt man über eine Freitreppe zum oberen Seerosenteich, einem von drei Teichanlagen, der im Sommer üppig bedeckt ist von verschiedenfarbigen Seerosenblüten. Über eine
weitere Stufenanlage gelangt man, vorbei am Kräutergarten, hinunter
zur großen Teichanlage. Ein harmonisch zu Haus und Garten erbautes Badehaus zieht den Besucher in seinen Bann. Es ist mit alten, stilvollen Möbeln und dekorativem Glas eingerichtet. Durch seine besondere Atmosphäre ist es der größte Anziehungspunkt der gesamten Anlage. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick über die Teichanlage
und den weitläufigen unteren Garten. Die Teichanlage selbst besteht aus
zwei unterschiedlich großen Teichen und schließt einen kleinen Bachlauf mit ein. Durch einen toskanischen Löwenkopf ergießt sich das Wasser hinunter ins Becken, um von dort seinen Weg über die Steine bis
in den Teich fortzusetzen. Auch Kunst fehlt nicht: am kleinen Sandstrand
sitzt eine Figur des bekannten Künstlers Peter Lenk aus Bodmann.
Das größte Gartenzimmer ist der 2011 neu erbaute Pergola-Garten.
Windgeschützt durch eine Eibenhecke, eingebettet in Beete mit alten
Rosensorten, die mit Duft und Farben alle Sinne wecken. Die Rose gilt
seit uralten Zeiten als Symbol der Verschwiegenheit. So ist das Motto
für diesen Teil des Gartens: man schweigt und genießt, z.B. auf einer
von ca. 50 Sitzgelegenheiten, die überall auf dem Areal zum Verweilen
und Genießen einladen.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Markus Bronner
Garten- und Landschaftsbau
Bernweilerstraße 3 • 88356 Ostrach-Habsthal
GaLaBau-Bronner@gmx.de • www.galabau-bronner.de
Garten-Impressionen (Vorlage: Katharina Koniczek-Stehle)
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OSTRACH-LAUBBACH
Bronzen des Berliner Bildhauers Robert Metzkes (Vorlage: Weydemann)
Skulpturengarten atelier laubbach,
Ostrach-Laubbach
Im Jahr 1985 wurde dem Holzschneider und Zeichner Peter Weydemann
sein Atelier im alten Schweinestall zu klein. In den Obstgarten neben
das alte Wohnhaus baute er sich eine größere Werkstatt. Sieben Jahre
zuvor war er mit seiner Frau von Berlin in das oberschwäbische Laubbach gezogen. Das kleine Dorf liegt bei Ostrach am Rande des Pfrunger-Burgweiler Rieds. Hier geht der Blick weit über Wiesen und Felder und an klaren Tagen bis zur fernen Alpenkette. Schon kurz nachdem Peter Weydemann in seinem neuen Atelier mit der eigenen Arbeit
begonnen hatte, zeigte er dort auch Bilder und Grafiken befreundeter
Künstler. Nach und nach öffnete er seine Werkstatträume regelmäßig
für Ausstellungen zeitgenössischer, vorwiegend gegenständlicher Kunst
aus ganz Deutschland. Schwerpunkte waren und sind Zeichnungen,
Druckgrafik und Kleinplastik. So entstand das atelier laubbach, gleichzeitig Galerie und Ort künstlerischer Produktion. Ergänzend zu den Ausstellungen gibt es in loser Folge Vorträge, Lesungen, Filme und Konzerte. „Kunst im Dialog“ ist das Motto des Programms.
Im Jahr 2002 erfüllten sich Sigrid und Peter Weydemann einen alten
Traum: Hinter der Werkstattgalerie entstand auf rund 3000 Quadratmetern ein Skulpturengarten. Über befreundete Bildhauer hatten sie Zugang zu Plastik und Skulptur gefunden. Durch behutsame Veränderungen
entstand eine Einheit aus Landschaft, Obstbaumwiese und den bestehenden Gebäuden. Der Blick aus den Galerieräumen zeigt zwischen den
knorrigen Stämmen der alten Obstbäume Arbeiten verschiedener Bildhauer. Bewusst sind vielfältige Stilrichtungen und Materialien vertreten,
abstrakte Objekte stehen neben figürlichen Skulpturen. Die Blicke der
Betrachter schärfen sich an den Unterschieden, gerade die Gegensätze
verdeutlichen die Absichten der einzelnen Künstler. Die Arbeiten sind
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OSTRACH-LAUBBACH
teils Leihgaben der Bildhauer, die nach Verkäufen durch andere ersetzt
werden, teils sind sie Eigentum des Ehepaars Weydemann.
Schlendert man über die Wiese, ist es beeindruckend zu beobachten, wie
die Kunstwerke aufeinander und auf die sie umgebende Natur Bezug nehmen, wie sie mit wechselnder Jahreszeit und Beleuchtung ganz unterschiedlich wirken. Viele Besucher bleiben lange, nutzen auch die Gelegenheit zu einer Riedwanderung oder Fahrradtour in die Umgebung,
kommen wieder. Manchmal kann man im Grün hinter dem Galeriegebäude und zwischen den Bäumen auch einen Bildhauer beim Klopfen, einen Künstler beim Zeichnen sehen, wenn diese zu einem kürzeren oder längeren Arbeitsaufenthalt aus den Großstädten ins kleine Laubbach gekommen sind.
Zurzeit sind im Skulpturengarten des atelier laubbach folgende Künstler vertreten: Thomas Diermann (Laubbach) mit Holzskulpturen, Bärbel Dieckmann und Robert Metzkes (beide Berlin) mit Bronzen, Sylvia Hagen (Oderbruch) mit Bronzen und Eisenguss, Hans Peter Lübke (Ravensburg) mit einer Kupferstele, Rudi Pabel (Berlin) mit Steinarbeiten und Anna-Franziska Schwarzbach (Berlin) mit Eisengüssen und
einer Steinskulptur.
Die Galerie ist in der Regel an jedem zweiten Wochenende des Monats
geöffnet, jeweils von 11 bis 19 Uhr. Auch außerhalb der Öffnungszeiten sind Besucher nach telefonischer Termin-Vereinbarung willkommen.
Tag der Parks und Gärten im
Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr, geöffnet von 11 – 18 Uhr
Kontakt:
Skulpturengarten atelier laubbach
Peter Weydemann
Riedwiesen 9
88356 Ostrach-Laubbach
Tel. 07585/935361
sweydemann@t-online.de
www.atelierlaubbach.de
Holzskulpturen von Thomas
Diermann und Bronze „Sitzende“
von Bärbel Dieckmann.
(Vorlage: Weydemann)
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OSTRACH-WALDBEUREN
Bauerngarten „An der Schmiede“ (Vorlage: Familie Schlegel)
Bauerngarten der Familie Schlegel,
Ostrach-Waldbeuren
Die Schmiede auf dem Anwesen der Familie Schlegel wurde schon um
1500 als eines der ältesten Gebäude im Dorf erwähnt. 1748 wurde sie
in der heutigen Bauweise erstellt. 1919 war Otto Schlegel der letzte Dorfschmied. Der Garten zwischen Haus und Schmiede war als Bauerngarten
in Kreuzform angelegt und von einem schmiedeeisernen Zaun umgeben.
Familie Schlegel hat ihn 1990 wieder in die Urform gebracht mit Kreuzform und Buchseinfassung. Nur der schmiedeeiserne Zaun konnte nicht
wiederhergestellt werden, weshalb das Grundstück heute von einem Holzzaun umgeben wird.
Der Nutzgarten in Südlage und Hausnähe diente schon früher hauptsächlich als Küchengarten. Schönes und Leckeres zum Selbsternten ist
für Familie Schlegel besonders wichtig. Von den 160 qm dienen 70 qm
als Wohngarten, in dem kleine Sitzplätze und Lauben dazu einladen, die
ländliche Idylle aus verschiedenen Blickwinkeln zu genießen.
Im Nutzgarten rahmen Buchshecken die Beete ein; Gemüse, Kräuter,
verschiedene Blumen und Staudenrabatten wachsen nebeneinander. Von
der Mischkultur in den Gemüsebeeten profitieren Optik und Pflanzengesundheit gleichermaßen.
Akzente setzen typische Bauerngartenpflanzen, wie Tränendes Herz, Akelei, Pfingstrosen, Dahlien, und als Klassiker am Zaun dürfen die zweijährigen Stockrosen und Sonnenblumen nicht fehlen. Es ist diese herzfrischende Ungezwungenheit, die den Bauerngarten zu jeder Jahreszeit
so attraktiv macht.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Bauerngarten des Ferienhofs Schlegel
Edmund und Rita Schlegel
An der Breite 7 • 88356 Ostrach/Waldbeuren • Tel. 07585/3853
info@ferienhof-schlegel.de • www.ferienhof-schlegel.de
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OWINGEN-HEDERTSWEILER
Gartenpark der Familie Schneider,
Owingen-Hedertsweiler
Der Gartenpark mit wunderbarem Weitblick über die Landschaft liegt
zusammen mit einer kleinen Reihe ehemaliger Bauernhöfe (heute Wohnhäuser mit großen Gärten) am Südhang des Billafinger Tals zwischen
zwei Bachtobeln. Er war ursprünglich eine Obstbaumwiese und ist heute ein Nutz-, Zier- und Erholungsgarten mit eigenem Trinkwasserbrunnen.
Der reiche alte Baumbestand wurde liebevoll gepflegt und ergänzt, Besonderheiten sind neben vielen Wildblumen eine Elsbeere und eine Bergulme. Durch unendlich viel Handarbeit wurden einige Hügel und Mulden, Steinsetzungen und Wasserspiele angelegt, sodass viele neue
Landschaftsräume entstanden sind mit Blumenteppichen, Wiesen,
Gemüse und Steinlandschaften.
In einem hohlen Baum nisten jedes Jahr Hornissen. Manchmal kann
ein Salamander entdeckt werden. Auch Glühwürmchen sind zu finden.
Hauptblühzeiten sind der Frühling mit der Obstblüte und der Frühsommer. Besuche können telefonisch verabredet werden mit Christemarie
Schneider.
Erste Frühlingsboten mit Steinen am Weg (Vorlage: Annamaria Waibel)
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr, geöffnet von 14-18 Uhr
Kontakt:
Christemarie und Johannes Schneider
Hedertsweiler 4 • 88696 Owingen
Tel. 07557/820795
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SCHEER
Tabatiere mit Ansicht von Scheer, um 1785 (Vorlage: Bayerisches
Nationalmuseum München, Zweigmuseum Regensburg)
Schlosspark Scheer
Wer heute im etwas verwilderten, romantisch anmutenden Park auf dem
Karlsberg spazieren geht, mag kaum noch erahnen, dass sich hier einst
ein herrschaftlicher Schlossgarten befand, in dem adlige Herrschaften
lustwandelten und rauschende Feste feierten. Nur spärliche Spuren verweisen auf die Existenz dieses „angenehmsten, auf dem Reiersberg beym
Schloss angelegten ‚Englischen‘ Gartens“, wie ihn der Maler Nikolaus
Hug bezeichnete, als er 1804 kommentierte Illustrationen aller in der
gefürsteten Grafschaft Friedberg-Scheer gelegenen Orte anfertigte. Viele
historische Gärten werden, wie die Denkmalpflegerin Martina Goerlich
bemerkt, „gar nicht mehr als gartenkünstlerisch geplante Anlagen wahrgenommen, weil sie über längere Zeiträume hinweg sich selbst und somit der Natur, das heißt einem wilden Wuchern und Wachsen überlassen
worden sind“. Und so wirkt auch der Schlosspark zu Scheer verwildert
und geheimnisvoll, darauf wartend seine Geschichte preiszugeben.
Einen Eindruck der historischen Gartenanlage, ihrer Platzierung innerhalb des Residenzstädtchens und ihrer Beziehung zum Schloss vermittelt
eine Ansicht von Scheer aus dem späten 18. Jahrhundert: Weithin sichtbar über der von einer engen Donauschleife umschlossenen Altstadt thront
das zwischen1485 bis 1496 von Graf Andreas von Sonnenberg erbaute Residenzschloss gemeinsam mit der Pfarrkirche St. Nikolaus auf dem
Schlossberg, einem nach Osten und Westen steil abfallenden Kalksporn.
Auf der gegenüberliegenden Seite, durch einen 25 Meter tiefen Burggraben vom Schlossberg getrennt, liegt der „Reiersberg“, über dessen Bergrücken sich der Schlossgarten erstreckt. Auf dem Hochplateau befindet
sich ein regelmäßig angelegter, von einer Mauer umgebener Baumgarten, in dem zwei Gebäude – Pavillons oder Gartenhäuschen – zu erkennen
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SCHEER
Bei Spaziergängern sehr beliebt: der Schlosspark
(Vorlage: Doris Astrid Muth)
sind. Parallel zu den nahezu baumlosen Abhängen verlaufende Hauptwege winden sich schneckenförmig um den Berg herum, miteinander
verbunden durch diagonale, eine Raute bildende Querwege.
Die Ausdehnung des Schlossgartens wird begrenzt von den natürlichen
Gegebenheiten des „Reiersbergs“ mit seinem rechteckigen Hochplateau,
dem Steilabhang nach Westen, dem weniger steil abfallenden Hang nach
Osten sowie den beiden Zugängen an der Süd- und Nordseite. Mit dem
Schloss verbunden ist die Gartenanlage an der Nordseite durch eine markante Brücke, die über den Burggraben und den Zwinger zu einem Rundturm an der Südseite des Schlosses führt. Der Rundturm, bereits auf der
Renlinschen Karte von 1589 zu identifizieren, entstand vermutlich im
Zuge des Schlossausbaus Mitte des 16. Jahrhunderts. Die „Gartenbrücke“ ist 1603 und 1614 urkundlich erwähnt.
Der Graben zwischen Schlossberg und „Reiersberg“ sicherte die Burganlage nach Süden ab und existiert heute noch als tief eingeschnittene
Straße „Am Mühlberg“. Bis ins 19. Jahrhundert sind für den „Reiersberg“ auch die Bezeichnungen „Raigelsberg“ oder „Wunibaldsberg“ überliefert. Den Namen Karlsberg erhielt die Anhöhe zu Ehren des Fürsten
Karl Anselm von Thurn und Taxis, der die Grafschaft Friedberg-Scheer
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SCHEER
1785 käuflich erworben hatte. Schlossberg und „Reiersberg“ sind die letzten Massenkalkfelsen des Donaudurchbruchs durch die Schwäbische Alb,
bevor sich das Donautal nach Osten hin weitet.
Es ist bisher unbekannt, wann und von wem der Scheerer Schlossgarten konzipiert wurde, fest steht jedoch, dass bereits 1541 auf dem „Raigelsberg“ ein „herrschaftlicher Baumgarten“ angelegt worden war. Dies
ist nicht verwunderlich, denn zur Ausstattung eines repräsentativen Residenzschlosses, wie es Graf Andreas von Sonnenberg Ende des 15. Jahrhunderts hatte errichten lassen, gehörte selbstverständlich auch ein Hofgarten. Seit der Renaissance, insbesondere aber im Zeitalter des Barock
galt die Gartenanlage als Ort höfischer Repräsentation und adliger Geselligkeit sowie als Verlängerung der herrschaftlichen Gemächer und Salons in die umgebende, von Menschenhand entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack gestaltete Landschaft.
Im 18. Jahrhundert durchlebte Scheer unter der Herrschaft des Grafen
Josef Wilhelm von Waldburg-Scheer (1717–1756) nach einer von Krieg,
Revolten und Pest krisengeschüttelten Epoche eine Phase der Ruhe und
Stabilität. Nach langer Zeit fungierte das Schloss wieder als Residenz.
Im Zuge der nun erfolgenden Umbau- und Renovierungsarbeiten am
Schloss und der Barockisierung der Pfarrkirche St. Nikolaus dürfte auch
der Schlossgarten dem Stil der Zeit angepasst worden sein. Tatsächlich
weist die Scheerer Gartenanlage einige charakteristische Merkmale des
klassischen, symmetrisch strukturierten, geometrisch angelegten und auf
perspektivische Wirkung zielenden Barockgartens auf, die zum Teil auch
heute noch zu erkennen sind. Dazu gehört in erster Linie die zum Schloss
hin ausgerichtete Hauptachse, die den Garten gliedert und zu beiden
Seiten von parallel zueinander verlaufenden Lindenalleen flankiert wird.
Manche Bäume – vor allem an der westlichen Allee – weisen noch Spuren des im 18. Jahrhundert üblichen Baumschnitts auf, während die östliche Allee in ihrem ursprünglichen Zustand nur noch lückenhaft vorhanden ist und zum Teil mit Kastanien aufgeforstet wurde. Wie im BaAnsicht von Schloss und Stadt Scheer mit Schlossgarten auf dem Karlsberg (links), Aquarell von Nikolaus Hug, 1803 (Vorlage: Fürst Thurn und
Taxis Hofbibliothek und Zentralarchiv Regensburg)
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SCHEER
rockgarten üblich, dürfte es auch in der Scheerer Anlage Parterres gegeben haben, die Blumenbeete, Rasenflächen oder sogar flache Wasserbassins enthalten haben könnten. Rechteckige, von flachen Böschungen
umfasste Geländevertiefungen in der Hauptachse lassen dies jedenfalls
vermuten. Auf eine barocke Gartenanlage verweisen auch die Pavillons,
die einst die vier Ecken des Gartens markierten, ebenso die Ummauerung, die die Exklusivität des Ortes sicherte, der, für die Öffentlichkeit
unzugänglich, der Herrschaft und ihren Gästen vorbehalten war.
Um 1800 wurde die strenge symmetrische Struktur durch die Aufnahme
„natürlicher“ Elemente im Stil des Englischen Landschaftsgartens zumindest in den Randbereichen aufgelockert. Nun schlängelten sich zwischen den Alleen und den Hangkanten schmale Pfade durch lockeren
Baumbewuchs, der einst geschlossene Garten wurde mit Blickachsen in
die Umgebung geöffnet. Während die Einfriedung 1819 noch erwähnt
wird, weist die Urkarte von 1826 an ihrer Stelle bereits eine Reihe von
Nadelbäumen auf.
All dies lässt sich hinter den heute verwaldeten Hängen, dem dichten
Unterholz und den überall aus dem Boden schießenden jungen Baumtrieben mit etwas Phantasie und mit Hilfe historischer Ansichten nur
noch erahnen. Dennoch gehört der Schlossgarten zu Scheer als gartenarchitektonisches Zeugnis herrschaftlicher Landschaftsgestaltung zum
erhaltens- und erforschenswerten Kulturerbe der Region.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Doris Astrid Muth M.A. um 14 und 16 Uhr, Treffpunkt: Platz
vor dem Restaurant „Brunnenstube“ an der Mengener Straße.
Kontakt:
Stadt Scheer
Hauptstraße 1
72516 Scheer
Tel. 07572/7616-0
Die Brücke über die tief eingeschnittene
Mühlbergstraße verbindet Schloss und
Park (Vorlage: Doris Astrid Muth)
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SIGMARINGEN
Prinzengarten Sigmaringen
Der Prinzengarten liegt zwischen Karlstraße und Bahnhofstraße im Bereich der ehemals herrschaftlichen Au und ist Teil eines Systems fürstlicher Grünanlagen, die das Hochschloss umgeben. Er entstand um 1845
im Anschluss an den Neuen Prinzenbau, das 1842–48 errichtete Stadtschloss und Residenz des damaligen Erbprinzen Karl Anton (1811–1885).
Zuvor lagen dort Obst- und Krautgärten fürstlicher Bediensteter, die sich
hinter dem Schlössle, dem später Alter Prinzenbau genannten Domizil der Fürstin Amalie Zephyrine (1760–1841), erstreckten. Der vom Hofgärtner Schnell (1803–1894) um 1845 gezeichnete Gartenplan, der einen Park im Stil eines Englischen Landschaftsgartens vorsah, zeigt als
westliche Grenze die in weiten Teilen heute noch erhaltene Aumauer
und als östliche Grenze die um 1740 entstandene Allee. Dieser Plan wurde nicht umgesetzt. Ursache dafür waren die Revolution von 1848/49
und der Wegzug des Fürsten Karl Anton, der erst ab 1870 wieder in Sigmaringen residierte und ab 1872 das Stadtbild durch den Bau fürstlicher
Gebäude entscheidend prägte.
Unter Erbprinz Leopold (1835–1905), der den Prinzenbau samt Garten 1862 von seinem Vater erhalten hatte, fand der Prinzengarten ab 1869
sein heute noch erkennbares Gefüge in dem für jene Zeit typischen gemischten Stil: regelmäßig gestaltete Parterreanlagen und landschaftlich
geprägte Flächen. Das Gebäude ließ er ab den 1870er Jahren bis zur Jahrhundertwende mehrfach umgestalten und erweitern. Auch als Fürst blieb
er im Prinzenbau wohnen und nutzte das Hochschloss nur zu repräsen-
Abb. 32: Sigmaringen, Stadt und Landschaftsrelief mit den fürstlichen
Gärten und Anlagen 1918: 1 Schloss, 2 Prinzenbau, 3 Museum, 5 Josefskapelle, 6 Hedingen mit Mausoleum und Fürstl. Gärtnerei, 9 Landeskriegerdenkmal, 10 Chalet. (Vorlage: Franz-Severin Gäßler)
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SIGMARINGEN
Links: Blick vom unteren Parterre des Prinzengartens auf die Gartenseite des Neuen Prinzenbaus, Ansicht um 1900 mit Gärtnergehilfen
(Vorlage: Fürstlich Hohenzollernsche Sammlungen Sigmaringen)
Rechts: Blick vom Weiher den südlichen Prinzengarten entlang über die
Allee hinaus auf die raumbegrenzende Hohwaghalde (Vorlage: FranzSeverin Gäßler)
tativen Zwecken. Doch war der Prinzenbau zunächst nur wenige Wochen
im Jahr Domizil des Erbprinzen, denn er residierte bis zu Beginn der
1880er Jahre in Düsseldorf. Jahrelang nahm die fürstliche Familie vom
Prinzenbau aus den musikalischen Gruß auswärtiger Musikkapellen entgegen, die sich zum Ständchen in der Allee aufstellten. Bei Familienfesten tauchte oft Feuerwerk den Park in farbenprächtiges Licht.
Ab 1869 erfolgte östlich des Prinzengartens der Bau von Bahnhof und
Bahntrasse, für deren Standort die Eisenbahnverwaltung zunächst den
Prinzengarten vorgesehen hatte. Dieses gewaltige Bauvorhaben veränderte Gestalt, Gefüge und Blickbeziehungen im Bereich der Au einschneidend: Die ursprünglich freie Sicht vom Prinzengarten aus über
die Auwiesen und auf den Donaubogen war nun insbesondere durch den
Damm versperrt, auf dem der Bahnhof errichtet wurde.
1869–79 entstanden durch Gartendirektor Heinrich Grube (1840–1907)
Parterreanlagen und Grottenarchitektur, Wege und auch der Weiher.
Grube, in Berlin bei den berühmten Gartenkünstlern Legeler und Lenné ausgebildet und ehemals Direktor der kaiserlichen Gärten in Mexiko, war 1867 nach Sigmaringen gekommen. Er hatte die für ihn geschaffene Gartendirektion geleitet und die Residenzstadt bereits 1879
wieder verlassen. 1882–1907 wirkte er in Aachen als Stadtgärtner und
Stadtgartendirektor. Grube gestaltete das Gelände bis zur neu geschaffenen Bahnhofstrasse und integrierte die Allee in den Prinzengarten.
Seither liegen im Anschluss an den Prinzenbau regelmäßige, geometrisch
gestaltete Parterreanlagen mit blühenden Stauden und Gehölzen,
Brunnen und Grotte, und nach Süden hin schließt der Landschaftspark
an mit Haupt- und Nebenwegen, die teils an den offenen Räumen entlang führen, teils diese und die Sichtachsen queren. Baum- und Gebüschgruppen befinden sich dort und ein künstlich angelegter Weiher
vor Felspartien. In der Regel sind die Wege im landschaftlich geprägten Teil so gelegt, dass der Blick von ihnen aus in die Tiefe des Raumes
zu schweifen vermag und die Distanz des Raumes vor den Augen liegt.
Die Räume sind kulissenartig geschichtet und binden nah und fern zu-
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SIGMARINGEN
sammen. Nur selten und nur für ein kurzes Stück fallen Geh- und Blickrichtung bisweilen zusammen, um sich dann unversehens wieder voneinander zu trennen. Dem Gehenden werden ständig neue Szenen präsentiert im Wechsel von Gegensätzlichem: von Nah und Fern, Hell und
Dunkel, Licht und Schatten, Oben und Unten, sanft schwingenden Hängen und schroffen Felspartien.
Unter Gartendirektor Dreher (1849–1907), dem Nachfolger Grubes, und
bis auf den heutigen Tag erfuhr der Garten im Detail immer wieder Veränderungen bei Wegen und Pflanzungen sowie durch Erweiterungen
oder Flächenverluste: In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts ließ
Prinzengarten, Lageplan mit umgebender Bebauung 1934: im Norden die
Parterreanlagen mit dem geometrischen Teil. (Vorlage: Franz-Severin
Gäßler)
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SIGMARINGEN
Fürst Leopold Pergola und Sitzplatz in den Parterreanlagen erweitern,
eine Kegelbahn bauen und im Südwesten Grund von den dort liegenden „artischen Gärten“ erwerben. 1895 zeichnete der fürstliche Baurat
de Pay den Plan für das Parktor am Ausgang nach Hedingen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine direkte Wasserzufuhr von der Donau zum Weiher geschaffen. Mit Erfolg konnte Fürst Wilhelm (1864–
1927) 1907 die geplante Verlegung der Hohenzollerischen Landesbahn
in den Prinzengarten abwehren. 1921 ließ er den Neuen Prinzenbau durch
einen apsidialen Anbau erweitern, wenig später entstand der Tennisplatz
im südlichen Teil des Prinzengartens. Der Öffentlichkeit blieb damals
der Zugang in den gesamten Prinzengarten westlich der Allee verwehrt;
genutzt wurde dieser Teil der Anlagen von der fürstlichen Familie bis
zum Tod der Fürstin Adelgunde 1958, die im Prinzenbau residierte. 1974
ließ Fürst Friedrich Wilhelm (1924–2010) den Prinzengarten für die Allgemeinheit öffnen. Seither ist die Stadt für die Pflege der Wege und Wiesenflächen zuständig. 1980 erwarb das Land Baden-Württemberg den
Prinzenbau samt dem oberen Parterre und gestaltete letzteres, angelehnt
an historische Vorbilder, neu. 1999 verhinderte der Fürst die Querung
des Prinzengartens durch eine östliche Ausfallstrasse, die Funktion und
Gestalt des Parks großen Schaden zugefügt hätte. Seit 2007 ist der Prinzengarten als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingetragen.
2007/08 wurde die große Sichtachse vom Weiher über den Prinzenbau
hinauf zum Hochschloss wieder freigelegt, die Räume von überschüssigem Gehölz und Verbuschung befreit und die Wiesenflächen neu eingesät. Dabei verschwanden die unteren Parterreanlagen.
Folgende Sehenswürdigkeiten des Prinzengartens verdienen besondere Beachtung:
– Die Parterreanlagen mit Grottenarchitektur in der Achse des Neuen Prinzenbaus.
– Die Sichtachsen von den Eingängen nach außen und nach innen, vom
Prinzenbau aus über den Garten hinweg in den Landschaftsraum und
über den Weiher hinweg auf Prinzenbau und Schloss.
– Der künstlich angelegte Weiher mit Wasserfontäne unterhalb der
begehbaren Felskanzel mit Spiegelungen von Fels, Wiese und Gehölz,
Prinzenbau und Schloss.
– Das Parktor nach Hedingen im Süden.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen mit Franz-Severin Gäßler um 14 und 16 Uhr, Treffpunkt unterhalb
der Marstall-Passage
Kontakt:
Tourist-Info
Schwabstraße 1 • 72488 Sigmaringen
Tel. 07571/106-224 • tourismus@sigmaringen.de
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SIGMARINGENDORF
Skulpturengarten „ART PURE“
Sylvia Reiser, Sigmaringendorf
2008 fand im Skulpturengarten von Sylvia Reiser ein Treffen des Rotary Clubs statt. Der damalige Vizepräsident Fritz Kovacic berichtete
anschließend über das Clubmeeting: „In einem Lustgarten steil hinab
bis an die Donau wurden wir aus dem Alltag gerissen. Gold und ein
Hauch von Luxus umfluteten die vielen kleinen und großen Kunstobjekte. Es scheint alles zu schweben, und die Künstlerin selbst wandelt
in einer Performance um die fließenden Formen ihrer Werke. Alles lädt
ein zum Träumen.“
Als Sylvia Reiser 1996 aus Stuttgart zurück in ihre Heimatgemeinde Sigmaringendorf kam, ihren Beruf als Juristin aufgab, um sich fortan nur
noch der Kunst zu widmen, und in ihr dortiges Haus zog, war es für sie
eine Selbstverständlichkeit, ihre Kunst auch in den Garten zu integrieren. Gestalterisch intuitiv entstanden viele Ecken und Nischen auf diversen Terrassen zur Donau hinab. Dort wurden auch die passenden
Kunstwerke installiert. Der Garten, eine mediterrane Oase, ändert sich
ständig, wie sich auch die Kunst Sylvia Reisers ändert. Es gibt kein spezielles Konzept. Gleich zu Beginn wurde der erste Pavillon gebaut, dort
entstehen beim täglichen Nachmittagsschlaf (Künstler arbeiten bekanntlich auch im Schlaf!) ihre Ideen. Wie Fritz Kovacic beschreibt, ist
es ein Platz zum Träumen, ein Platz mit vielen guten Energien.
Nachdem ihre Katzen den Pavillon zunehmend einnahmen, musste ein
weiterer Raum im Freien für die künstlerischen Ideen Sylvia Reisers gefunden werden. So entstand vor drei Jahren eine Orangerie im ehemaligen Pferdestall des Hauptgebäudes, das in früheren Jahren als Posthalterei
gedient haben soll. Heute ist die Orangerie neben den im Hause liegenden
„Art Pure-Sculpture Garden“ (Vorlage: Matthias Götz)
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SIGMARINGENDORF
Orangerie im Skulpturengarten von Sylvia Reiser
(Vorlage: Matthias Götz)
Ateliers und Showrooms auch Ausstellungsraum, Gartenhaus, Teehaus,
Rückzugsmöglichkeit, ein Raum, um Freunde und Künstlerkollegen zu
empfangen, Partyraum für Feste, zwei bis drei Mal im Jahr werden wegen
der guten Akustik auch hochwertige Konzerte veranstaltet. Das Anwesen
bietet auch Raum für Symposien mit Künstlerkollegen aus der ganzen
Welt, Kollegen, die ohnehin des Öfteren zu Gast bei Sylvia Reiser sind.
In Haus und Garten wird dann gemeinsam gearbeitet, werden Kontakte
gepflegt, Projekte geplant und natürlich auch gefeiert.
Der bekannte Kunstkritiker und Kurator Professor Dr. Roland Doschka schreibt über die Skulpturen und Metallobjekte Sylvia Reisers, dass
diese einen „Élan Vital“, ein stetiges Fließen und sich Verändern verkörperten. Die Formen, die ihre Metallobjekte in den Raum schreiben,
wirkten wie eine fernöstliche Linienschrift, wie lebendige kalligraphische Zeichen. Durch die sich spiegelnden vergoldeten Oberflächen nehmen sie die Umgebung auf, geben sie optisch wieder, reflektieren ihre
Struktur. Dieser so beschriebene „Élan Vital“ und zudem die GestaltungsPhilosophie des Feng Shui spiegeln sich auch im Garten wider. Die Kunst
ist darin integriert. Daher stammt der Name „Art Pure-Sculpture Garden Sylvia Reiser“.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Sylvia Reiser
Bahnhofstraße 19 • 72517 Sigmaringendorf
Tel. 07571/63623 • sylviareiser@t-online.de • www.sylviareiser.de
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WALD-WALBERTSWEILER
Staudengarten
von Claudia
Pattberg, WaldWalbertsweiler
Als das Grundstück in WaldWalbertsweiler im Herbst 2008
erworben wurde, war der Garten
total verwildert. Es wucherten
Schlingpflanzen über Terrassen,
wilde Rosen über Wege. Der
nicht von einer Rhizomensperre
im Zaum gehaltene Bambus hatte sich über Jahre vom vernachlässigten Teich aus ausgebreitet.
Mühsam mussten ein Weg durch
die Dornenhecken geschlagen,
Sträucher beschnitten und viel zu
Staudengarten Wald-Walbertsgroß gewordenen Koniferenhecken
weiler (Vorlage: Claudia Pattberg)
herausgerissen werden. An der Küche kam dabei unter einem Blauregen eine kleine Terrasse zum Vorschein. Als es Frühling wurde, war der
Teich an der Reihe. Die Folie, die vollkommen vom Bambus zerstört
war, wurde entfernt. An die Stelle des Teiches kam eine Terrasse.
Der gesamte Rasen hinter dem Haus musste aufgenommen werden. Rund
um den Rasen wurden Rabatte mit unterschiedlichen Stauden, kleinen
blühenden Sträuchern, Buchs und Gräsern angelegt. Zur Straße blieben
die Sträucher dominant und verwehren nun den Blick auf das Grundstück. Zum Nachbarn hin steht ein Sichtschutz aus Holz, bepflanzt mit
rankenden Pflanzen.
Die Beete werden durch einen Wechsel von Buchs und Frauenmantel
optisch vom Rasen getrennt. Zwei Lederhülsenbäume, die mit ihrem
hellen, fedrigen Laub einen exotischen Kontrast bilden, wurden in den
Rasen gepflanzt. Vor drei Jahren kam ein Landstreifen dazu, der durch
Hecken in drei Teile geteilt wurde. Der erste Teil, bunt und kaum zu
bändigen, ist das pulsierende Leben, eine Ode an Blüten und Farben.
Der zweite Teil mit viel Grün und klaren Strukturen ist Ruhezone mit
Pavillon und Feuerstelle. Der dritte Teil ist klassisch althergebracht ein
Garten mit Gemüse, Kartoffeln, Bohnen und Kohl.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Staudengarten Claudia Pattberg
Hartgass 22 • 88639 Wald- Walbertsweiler
info@kunstkomplize.de • www.kunstkomplize.de
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WALD
Töpfergarten
der Familie Khoshnavaz, Wald
Das alte Bauernhaus wurde liebevoll renoviert und dabei künstlerisch gestaltet. Neben dem Haus steht die Werkstatt zur Herstellung von Keramik mit der aus Japan stammenden Raku-Technik. Dabei wird die tausend Grad heiße Keramik mit einer langen Zange aus dem Brennofen
genommen und in eine Zinkwanne mit Sägemehl und Holzspänen gebettet. Asghar Khoshnavaz stellt verschiedene Gefäße zum Gebrauch
her und gestaltet seine Kunstobjekte. Einzelne sind im Garten zu sehen,
eine kunstvolle Verbindung von Steingarten und Keramik.
Der alte Baumbestand des Gartens ist weitgehend erhalten und mit weiteren Pflanzen ergänzt worden. Da gibt es viele Rosenarten, vor allem
Teerosen, die selbst vermehrt und deren Blüten getrocknet werden für
Tee. Aus deren Früchten wird Marmelade gekocht.
Im wildromantischen Garten wachsen zwei Ginkgos – ein als Tempelbaum oder „lebendes Fossil“ bezeichneter Baum mit essbaren Samen.
Eine weitere botanische Besonderheit ist die seltene Zierpflanze Akanthus, eine eigene Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Lippenblütlerartigen.
Auf die Blätter des Bambus schreibt Eiko Khoshnavaz ihre Haikus, traditionelle japanische Gedichte, in japanischen Schriftzeichen und in englischer Übersetzung.
Im Töpfergarten gibt es immer wieder kulturelle Veranstaltungen: Ausstellungen, Lesungen, Benefiz-Konzerte.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr, geöffnet von 13–18 Uhr
Kontakt:
Eiko und Asghar Khoshnavaz
Sankertsweiler Straße 7 • 88639 Wald
info@ashgarRAKU.de • www.asgharraku.de
Töpfergarten der Familie Koshnavaz (Vorlage: Siegfried Endres)
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WALD-RUHESTETTEN
Skulpturengarten Neue Kunst am Ried,
Wald-Ruhestetten
Neue Kunst am Ried ist ein Projekt mit Bildhauerarbeiten in der Landschaft, Ausstellungsräumen, Werkstätten sowie Wohn- und Ateliergärten.
Es versucht Kunst in verschiedenen Außen- und Innenräumen erlebbar
zu machen. Das Projekt startete 1996 mit dem Erwerb eines Bauernhauses
am Rand des Naturschutzgebiets Ruhestetter Ried und umfasst heute
8 Hektar Wiesenland. Ein spezieller Schwerpunkt liegt neben der Kunst
auch auf der im Bereich Architektur angesiedelten Baubotanik, dem Konstruieren mit lebenden Pflanzen. In Kooperation mit der Universität Stuttgart entstehen Prototypen, die weiter erforscht und teilweise genutzt werden. Die Besucher können außerdem erleben, wie die Wiesenflächen mit
Rindern, Eseln und Schafen gepflegt werden. Somit sind die Flächen
von Neue Kunst am Ried nicht reine Ausstellungsplattform, sondern Teil
der genutzten Kulturlandschaft. Die als Gärten gestalteten Bereiche gehen schrittweise in die umgebende, agrarwirtschaftlich geprägte Landschaft über. Ein Kulturprogramm mit Ausstellungen aus dem Bereich
Malerei und Fotografie sowie mit Lesungen und Vorträgen rundet das
Angebot ab.
Das Verhältnis von Bildhauerei zu Natur und Landschaft läßt sich bei
einem Rundgang beispielsweise an den „Raumsteinen“ erleben, die als
Skulpturengarten von Neue Kunst am Ried (Vorlage: Hackenbracht)
große Granitskulpturen jeweils einen Baustein unserer Landschaft thematisieren: So lenkt der „Luftraumstein“ den Blick in die Weite des Himmels, der „Erdraumstein“ dagegen in die Tiefe des Untergrundes. Der
dem Licht der Landschaft gewidmete „Schattenraumstein“ steht im Spannungsfeld zu dem sich förmlich in die Landschaft hinauswerfenden
„Windraumstein“. Die Skulpturengruppe der gelben Edelstahlflossen
durchzieht spielerisch ihren modellierten Landschaftsausschnitt, Bewegung unter der Erde wird empfunden. Anders die Gruppe der „Mergat-Steine“, große Diabasfindlinge, die einen eigenen Ort zum Verweilen
definieren. Auf dem Steinarbeitsplatz können Skulpturen im Entste-
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WALD-RUHESTETTEN
Nebeneinander von Kunst und Natur (Vorlage: Hackenbracht)
hungsprozeß erlebt, im Gartenbereich fertige Arbeiten gesehen werden.
Eine Brunnenanlage und eine lebende Außenküche ergänzen den Wohngarten. In der Schmiede findet der interessierte Besucher Eisenskulpturen,
in dem Maleratelier die neuesten Ölbilder. Der Aufstieg auf den baubotanischen „Turm“ in dem gegenüber gelegenen Geländeteil im Bereich
der Riedlandschaft ermöglicht sowohl einen Einblick in dessen pflanzliche Konstruktion als auch einen Ausblick auf das Naturschutzgebiet
Ruhestetter Ried. In diesem versuchen einzelne Stein- und Holzskulpturen einen behutsamen Dialog mit der sie umgebenden, geschützten
Landschaft. Im wahrsten Sinne erdverbunden entsteht an anderer Stelle
Bildhauerei aus Beton in gegrabenen Schalungsformen. Dem Boden dann
entrissen und anschließend farbstark akzentuiert tritt auch sie in Kontakt mit der Landschaft.
Die Besucher sollten etwas Zeit und gutes Schuhwerk mitbringen. Führungen werden nach Absprache gerne angeboten.
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr
Kontakt:
Neue Kunst am Ried
Riedstraße 26 • 88639 Wald- Ruhestetten • Tel. 07578/1336
S.Hackenbracht@gmx.de • www.neue-kunst-am-ried.com
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WALD-RUHESTETTEN
Insektenfreundlicher Hausgarten
von Anne Waibel und Pit Fischer,
Wald-Ruhestetten
Im kleinen Hausgarten von Anne Waibel und Pit Fischer geht es vor
allem darum, Insekten eine artenreiche Blütenauswahl zu bieten. Darum
werden keine Wegwerfblumen aus Massenproduktion gepflanzt. Auf den
Einsatz chemischer Mittel wird verzichtet, da diese oft die Insekten schädigen. Neben vielen unterschiedlichen Blütenpflanzen bekommen verschiedene Insekten Nisthilfen angeboten. Im Insektenhotel nisten viele Wildbienen, in den Beeten gibt es Sandbienen. Verschiedene Hummelarten und Hornissen fliegen herum.
Botanische Besonderheiten sind Braunwurz, Nieswurz, Kreuzwolfsmilch,
Baldrian, Nachtviole. Zum Essen wächst Geduldampfer, auch englischer
Spinat genannt. Unter den Käfern sind es vor allem Maiglöckchenhähnchen und Rosenkäfer, die regelmäßig kommen.
Anne Waibel und Pit Fischer beteiligen sich am bundesweiten Projekt
„Nektar-Sonnenblumen“. Die meisten Sonnenblumen sind inzwischen
durch Hybridzüchtung den Bedürfnissen der industriellen Ölgewinnung
angepasst. Die heutigen Sorten liefern kaum noch Nektar. Das alte Saatgut ist weitgehend verschwunden, und mit dem Projekt soll ermittelt werden, welche der noch vorhandenen Sonnenblumen tatsächlich nennenswert Nektar erzeugen. Am 14. Mai wurden fünf verschiedene Sorten Sonnenblumen in 15 gekennzeichneten Flächen ausgesät. Während
der Blütezeit wird dann ausgezählt, wie viele Bienen sich pro Fläche aufhalten und welche Sorte bevorzugt wird.
Weitere Informationen zum Projekt „Nektar-Sonneblumen“:
www.bluehende-landschaft.de/nbl/nbl.2/nbl.2.7/
Tag der Parks und Gärten im Landkreis Sigmaringen:
Führungen um 14 und 16 Uhr, geöffnet von 12 - 18 Uhr
Kontakt:
Anne Waibel und Pit Fischer
Riedstraße 26/1 • 88639 Wald-Ruhestetten
Tel. 07578/921828 • annamaria.waibel@gmx.de
Ein Viertel des Hausgartens mit Stockrosen und Bohnenstangen für
Stangenbohnen (Vorlage: Annamaria Waibel)
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ÜBERSICHTSKARTE
Übersichtskarte
(Parks und Gärten s. Inhaltsverzeichnis S.6)
Sigmaringen 15
Inzigkofen 5
8
6
LeibertingenThalheim
9
Meßkirch
Wald-Walbertsweiler 17
Wald 18
Wald- 19 20
Ruhestetten
Hohenfels- 4
Liggersdorf
HerdwangenHügelhof
Owingen- 13
Hedertsweiler
3
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Sigmaringen-
16 dorf
14
Scheer
Bad Saulgau
7 Krauchenwies
1
2
10
-
OstrachLaubbach
OstrachHabsthal
11
12
OstrachWaldbeuren
n-
Bad SaulgauSießen