KRANKHEITSBILDER Nierenerkrankungen
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KRANKHEITSBILDER Nierenerkrankungen
KRANKHEITSBILDER Nierenerkrankungen Nierenmissbildung Nierenmissbildungen kommen etwa bei 3-4% aller Neugeborenen vor. Unilaterale Nierenagenesie: Nieren einseitig nicht angelegt, Zufallsdiagnose, normale Lebenserwartung. Hufeisenniere: Verschmelzungsanomalie, Häufigkeit 1-1,5%, familiär gehäuft, Mädchen sind doppelt so häufig betroffen wie Knaben. Meist keine Therapie erforderlich. Senkniere (Nephroptose): Äussert sich durch Nierenschmerzen im Stehen, die sich im Liegen bessern. Meist sind junge, überschlanke Frauen betroffen. Bei hohem Leidensdruck durch die Abflussstörung ist eine laparoskopische operative Fixierung indiziert. Einfache Nierenzysten: Häufigste Nierenfehlbildung, bei ca. 50 % der über 50 Jährigen. Meist sind sie asymptomatisch, sehr selten entstehen durch Verdrängung und Stauung des Hohlsystems dumpfe Flankenschmerzen und Koliken. Die Therapie besteht in einer operativen Entfernung der betroffenen Zyste, aber bei > 99% ist keine Behandlung nötig. Niereninsuffizienz Unter der Niereninsuffizienz verstehen wir die eingeschränkte Fähigkeit der Nieren, harnpflichtige Substanzen auszuscheiden. In fortgeschrittenen Stadien geht auch die Regulationsfähigkeit des Elektrolyt-, Wasser-, u. Säure-Basen-Haushaltes verloren. Man unterscheidet eine akute und eine chronische Niereninsuffizienz. Mögliche Ursachen sind schlechte Durchblutung der Nieren, ungenügende Flüssigkeitszufuhr Nierenkrankheiten, Diabetes oder über Jahre bestehender Bluthochdruck oder ein Abflusshindernis im oberen oder unteren Harntrakt. Die Urologie ist für die Diagnose und Behandlung der Niereninsuffizienz infolge Abflussbehinderung verantwortlich. Symptome der chronischen Niereninsuffizienz sind Lethargie und Müdigkeit, sowie eine bräunliche Verfärbung der Haut durch Anreicherung von Stoffwechselprodukten. Typischerweise findet sich ein langsam ansteigender Bluthochdruck. Die Behandlung ist abhängig von der Ursache. Die postrenale Niereninsuffizienz bedarf meistens der chirurgischen Behebung des Abflusshindernisses. Die schwere, fortgeschrittene Niereninsuffizienz muss entweder mit einer Dialyse oder einer Nierentransplantation behandelt werden. Nierenentzündung (Pyelonephritis) Als Pyelonephritis bezeichnet man die Entzündung des Nierenbeckens mit Beteiligung der Niere, die akut oder chronisch, mit oder ohne Harnabflussstörung auftreten kann. Die akute Pyelonephritis ist eine eitrige Entzündung des Nierenbeckens sowie der Niere, meistens einseitig und bakteriell bedingt. Frauen erkranken daran häufiger als Männer. Bei Kinder stellt die Nierenentzündung 2-5% aller Erkrankungen dar. Symptome: Die klassischen Symptome der Nierenentzündung sind Flankenschmerzen begleitet von Fieber, Schüttelfrost und ausgeprägtem Krankheitsgefühl. Gleichzeitig kann eine Blasenentzündung mit starkem, häufigem Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen auftreten (aufsteigender Infekt) oder es sind Nierenkoliken (Abflussbehinderung) vorangegangen. Die Nierengegend ist klopfschmerzhaft und im Urin werden Leukozyten und Bakterien gefunden. Ursachen: Die Infektion breitet sich vorwiegend aufsteigend von der Harnblase über die Harnleiter oder den Lymphgefässen bis in die Nieren aus. Eine Entzündungsausbreitung auf dem Blutweg ist selten und tritt bei anderweitigen, eitrigen Prozessen oder bei der Tuberkulose auf. Besonders gefährlich sind die Nierenentzündungen in einer gestauten Niere bei Steinen, Missbildungen sowie entzündliche, tumoröse oder vernarbende Erkrankungen verursacht werden. Eine bei Kindern häufige Ursache der Nierenentzündung ist der Rückfluss von Urin aus der Blase zurück in die Nieren (vesikorenaler Reflux). Therapie Eine akute Nierenentzündung ohne Harnabflussstörung wird mit Antibiotika während mindestens 2 Wochen behandelt. Zur Behandlung der Nierenentzündung mit Harnabflussstörung gehört in erster Linie die notfallmässige Behebung des Harnstaus durch eine Nierendrainage mit gleichzeitiger Antibiotikagabe. Eine nicht korrekt behandelte Nierenentzündung kann schwerwiegende Folgen (chronische Entzündung, Blutvergiftung bis zum Tod des Patienten) haben. Bei der chronischen Pyelonephritis handelt es sich um eine chronische Nierenentzündung, wobei eine persistierende, bakterielle Infektion fehlen kann oder nicht mehr nachweisbar ist. Dieser chronisch entzündliche Prozess führt zu einer Nierenschrumpfung, sowie zur Vernarbung der Nierenrinde die im Verlust der Nierenfunktion enden kann. Therapie Die beste Therapie der chronischen Nierenentzündung ist ihre Prävention, dass heisst die Ausheilung einer Harnwegsinfektion, die Sanierung von Harnabflussstörungen oder Reflux, wie auch die Beseitigung von Risikofaktoren. Bei Kindern ist eine langzeitantibiotische Therapie bei vesikorenalem Reflux notwendig. Tumoren des Nierenparenchyms Häufigkeit Ca 2% aller bösartigen Tumoren sind Nierentumoren. Der häufigste, bösartige Nierentumor ist das Nierenzellkarzinom mit 90% Anteil. Symptome: Mehr als 60 % sind asymptomatisch und werden als sonographischen Zufallsbefund entdeckt. Die schmerzlose Hämaturie, Flankenschmerzen und tastbarer Tumor sind eher Spätsymptome. Therapie: Mittel der Wahl ist die Tumornephrektomie(= Entfernung der tumortragenden Niere und Nebenniere. Bei kleinen peripher liegenden Tumoren , oder Einzelnieren kann eine Nierenteilresektion/ Tumorresektion durchgeführt werden. Prognose: Das Tumorstadium ist nach wie vor der wichtigste prognostische Faktor. Solange die Tumoren klein und auf das Organ begrenzt sind, kann mit einer 5 Jahres-Überlebensrate von > 90% gerechnet werden. Nachsorge: Die Patientennachsorge soll eine Ultraschalluntersuchung der Gegenniere und ein Röntgen Thorax-Bild beinhalten, zuerst nach 6 Monaten und danach in jährlichen Abständen. Nierenbeckenkrebs (-karzinome) Häufigkeit: Nierenbeckenkarzinome machen 10-15 % aller Nierentumoren aus. Ursache: Diskutiert werden chronische Infekte, Bilharziose, Rauchen und der Phenazetinmissbrauch. Symptome: Schmerzlose Hämaturie (Blut im Urin) , Koliken durch Koagelabgang, dumpfe Flankenschmerzen bei zunehmender Stauung Therapie: Operative (laparoskopische Entfernung der Niere, Harnleiter und einer Blasenmanschette. Prognose: Die Überlebensrate korreliert direkt mit dem Tumorstadium und dem Aggressivitätsgrad. Nachsorge: Diese entspricht demjenigen der Patienten mit Blasenkarzinomen d.h. Blasenspiegelung und Röntgenuntersuchungen. Harnsteinleiden (Urolithiasis) Definition Unter Urolithiasis versteht man das Vorkommen von Harnsteinen aus kristallisierten Verbindungen in den ableitenden Harnwegen (Nierenhohlraumsystem, Harnleiter, Blase). Vorkommen, Ursachen Für die Entstehung von Harnsteinen sind verschiedene Faktoren wie erbliche Veranlagung, Ernährung , ungenügende Flüssigkeitsaufnahme sowie Bewegungsarmut verantwortlich. Es gibt verschiedene Steinarten. Kalziumoxalatsteine (75%), Phosphatsteine (5%), Harnsäuresteine (8%), Infektsteine (12-15). Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Rückfallhäufigkeit bei einem Steinereignis beträgt zirka 30 %. Symptome: Die Symptomatik kann unterschiedlich sein. Am häufigsten ist die heftigste Nierenkolik. Gefährlich sind begleitende Nierenbeckenentzündungen bei blockierendem Harnleiterstein. Diagnostik: Die heutige Standarduntersuchung für die Diagnosestellung ist die native Computertomografie. Zur Verlaufskontrolle sind Ultraschall und Übersichtsröntgen genügend. Blutund Urinuntersuchungen. Therapie: Die notfallmässige Behandlung der Steinkolik besteht in der Schmerzbekämpfung. Absolute Indikation zur Hospitalisation sind steinbedingte infizierte Harnstauungsnieren, die einer notfallmässigen Ableitung bedürfen. Diese ist auch notwendig bei Patienten mit Einzelniere sowie unerträglichen Schmerzen. Zur definitiven Steinbehandlung gibt es folgende Möglichkeiten : Abwarten des spontanen Steinabgangs: bei ca. 80% der Harnleitersteine gehen spontan ab sofern sie </= 4 mm gross sind. Grössere Harnleitersteine werden entweder mittels Stosswellenzertrümmerung (ESWL) behandelt oder endoskopisch (URS) entfernt. Regelmässige Nachkontrollen sind jedoch notwendig, um nicht symptomlose Harnstauungen zu verpassen. Medikamentöse Steinauflösung: Die medikamentöse Steinauflösung (Urinalkalinisierung) ist nur bei Harnsäuresteinen in über 70 % erfolgreich. Extrakorporelle Stosswellenbehandlung (ESWL): Die ESWL hat die offene Steinchirurgie weitgehend ersetzt. Bei der ESWL wird eine ausserhalb des Körpers erzeugte Stosswelle so fokussiert, dass der Stein im Brennpunkt liegt. Dank den Stosswellen wird der Harnstein in Partikel kleiner als 2 mm zertrümmert. Der so entstandene Steinsand wird in der Regel auf natürlichem Weg ausgeschieden, allerdings haben 30% der Patienten milde bis schwere Koliken. 80% der Patienten sind nach einer ESWL-Behandlung innerhalb von 3 Monaten steinfrei. Nebenwirkungen der ESWL-Behandlung sind relativ selten (blutiger Urin, Bluterguss der Niere, Harnstauungsniere). Zusätzliche unterstützende Massnahmen (Ureter- oder Nierenkathetereinlagen) können erforderlich sein wenn der Stein > 2 cm ist. Eine Stosswellenbehandlung ist nicht möglich bei Nierenentzündungen, Blutgerinnungsstörungen und Schwangerschaft. Endourologische Steinentfernung: Ureterorenoskopie (URS): Mit starren oder flexiblen Instrumenten kann der ganze Harnleiter bis zu den Nierenkelchen eingesehen werden. Die Steine werden unter Sicht zertrümmert und mit Zangen entfernt. Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL): Bei der perkutanen Litholapaxie werden beim auf dem Bauch liegenden Patienten über einen direkten Zugang zur Niere grössere Steine in der Niere zertrümmert und schrittweise entfernt. Offene Steinoperation: Diese Eingriffe sind heute sehr selten geworden. Eine Indikation besteht bei sehr grossen, weitverzweigten Nierensteinen. Vorbeugung (Metaphylaxie) Wichtig ist eine ausreichende Trinkmenge (Urinproduktion von > 2 Liter/Tag). Wenig tierisches Eiweiss, mehr Bewegung und bei übergewichtigen Patienten eine Gewichtsreduktion bei gesunder Mischkost. Eine calciumarme Diät für die Prophylaxe calciumhaltiger Steine ist nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv. Hingegen sollten oxalathaltige Speisen/Getränke (Cola-Getränke, Eistee, Schwarztee, Rhabarber, Spargeln) gemieden werden.