Wenn das Absurde Alltag ist - VCS Verkehrs
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Wenn das Absurde Alltag ist - VCS Verkehrs
5 / September 2009 F Ü R Z E I TG E M Ä SS E M O B I L I TÄT Dossier Verkehr Wenn das Absurde Alltag ist Interview Reisen Genf wird zur Tramstadt Die Dreipässefahrt per Rad Seite 24 Seite 30 © Monika Flueckiger © Peter Krebs 24 © Peter Krebs Interview Der Genfer Staatsrat Robert Cramer zieht Bilanz. 30 10 Dossier Eine Autobahn über den Simplon und andere Absurditäten Reisen Der Gestelenpass ist Teil einer Pässefahrt per Velo, quer durch die Schweiz. AKTUELL REISEN 4 Kurz & Bündig 29 7 Politik Höchste Zeit für das Rad Wandern Eines schönen Sonntags 30 Mit dem Velo über drei Pässe Vom Thunersee an die Saane: Drei Velopässe, dramatische Höhenunterschiede und sonst noch einiges. 10 Dossier Verkehr Seit 50 Jahren verspricht man, die Verkehrsprobleme zu lösen, und schafft doch immer nur neue. 21 Schauplatz REGIO 36 Nachrichten aus den Regionen ANSICHTEN 22 Die Initiative auf Erfolgskurs Aline Trede über das Sammeln von Unterschriften 24 Interview Seit in Genf das Tramnetz wieder ausgebaut und Radwege erstellt werden, verändern sich die Gewohnheiten. 27 Porträt Mein Velo zeigt, was ich denke 28 Leserbriefe / Agenda SERVICE 44 Schöner unterwegs 45 Wettbewerb 46 Adrian Jost, Pannenhelfer 49 Via verde Reisen Vorschläge für den Herbst Titelbild Ursprünglich wurden sie für die Armee oder die Landwirtschaft gebaut. Heute verkehren die schweren «Geländefahrzeuge» vornehmlich in der Stadt und den Agglomerationen. Bild: Peter Mosimann Impressum Das VCS-Magazin für zeitgemässe Mobilität Zeitschrift des VCS Verkehrs-Club der Schweiz. Erscheint 6-mal jährlich. Redaktionsadresse: VCS, Postfach 8676, 3001 Bern (Tel. 0848 611 611; E-Mail: magazin@verkehrsclub.ch). Redaktion: Peter Krebs (pk), Sektionsnachrichten: Urs Geiser. Inserate: Katharina Rutishauser (Tel. 058 611 62 54, Fax 058 611 62 01; E-Mail: inserate@verkehrsclub.ch). Grafik: www.muellerluetolf.ch, Susanne Troxler. Druck, Versand: Ziegler Druck, Winterthur. Papier: Charaktersilk, 100% Recycling. Auflage: 88 000 (deutsch 71000; französisch 17000). Die nächste Ausgabe erscheint am 30. November 2009. Insertionsschluss: 2. November 2009. Allgemeine Auskünfte: Tel. 0848 611 611 (Normaltarif) VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 3 AKTUELL Kurz & Bündig Editorial Geht es eigentlich noch? «Geht es eigentlich noch?» Diese Frage, die mit Ausrufezeichen zu schreiben wäre, drängt sich auf, wenn man einzelne Zustände im Schweizer Verkehrswesen genauer Neuer Angriff aufs Beschwerderecht Die Schweiz hat noch nie so viel Energie verbraucht wie im vergangenen Jahr. Der Verbrauch stieg um über vier Prozent. In der Volksabstimmung vom 30. November 2008 sagten 66 Prozent der Bevölkerung Nein zur Aushebelung des Verbandsbeschwerderechts, das für den Natur-, Heimat- und Umweltschutz wichtig ist. Dieses Volksverdikt kümmert Nationalrat Marcel Scherer (SVP/ZG) allerdings wenig. Er startet einen neuen Anlauf, um es abzuschaffen. Er hat dazu im Juni eine Motion eingereicht. Dies, obschon die Statistik 2008 belegt, dass die Umweltverbände ihr Beschwerderecht zurückhaltend und erfolgreich anwenden. In 87 Prozent der knapp 40 Fälle wurden Korrekturen im Interesse der Natur vorgenommen (s. letztes VCS-Magazin). Der erneute Angriff hat politisch kaum Chancen. Er wird in breiten Kreisen als undemokratische Zwängerei (com) wahrgenommen. Mit 900 040 Terajoule (TJ) erreichte der Endenergieverbrauch der Schweiz 2008 einen neuen Rekord. Die bisherige Höchstmarke wurde 2005 mit 892800 TJ verzeichnet. Nach einem zweimaligen Rückgang fiel der Anstieg um 4,1 Prozent fast so stark aus wie letztmals 1991. Der höhere Verbrauch kann nicht allein dem kalten Winter zugeschrieben werden. Auffällig ist, dass auch im Verkehrsbereich ein starker Anstieg zu verzeichnen ist (plus 3,2Prozent), trotz der zwischenzeitlich relativ hohen Treibstoffpreise. Dabei wird Ben- betrachtet. Denn vieles, was da geboten wird, ist widersinnig, irrwitzig. Ist es nicht absurd, wenn 40-Tönner ihre Last über den 2000 Meter hohen Simplonpass karren, auf einer Autobahn, die eine Milliarde kostete, obschon es unten auch einen Bahntunnel gibt? Oder: Warum können pendelnde Automobilistinnen für die gleiche Strecke bis zu fünfmal mehr von den Steuern abziehen als die Benutzer des öffentlichen Verkehrs? Ist es noch normal, wenn man die Folgen des zunehmenden Strassenverkehrs mit immer neuen «Entlastungsstrassen» einzudämmen verspricht, obschon man seit 50 Jahren genau © adpic weiss, dass sich damit die Probleme nur verlagern und die Verkehrsspirale weiterdreht? Und warum eigentlich fahren Der Energieverbrauch steigt weiter wir in schweren Geländewagen mit Vierradantrieb in die Infos: www.verkehrsclub.ch/vbr Stadt, während wir in den Bergen für geländegängige Landmaschinen Betonpisten bauen, die aussehen wie Industrie- Ein neues Velo für einen alten Chevy zufahrten und die zerstören, was zum Wertvollsten überhaupt gehört: die Landschaft? Wir haben uns im Verkehrswesen an so vieles gewöhnt, dass wir oft gar nicht mehr wahrnehmen, wie sehr es aus den Fugen geraten ist. Das Absurde ist Alltag geworden. Wir haben in dieser Nummer ein paar Beispiele unter vielen zusammengetragen, die dies verdeutlichen. Wir machen im VCS-Magazin normalerweise ja auch lieber konstruktive Beiträge. Manchmal muss man aber auf den Putz hauen. Das tun wir im Dossier. Doch keine Angst: Auch in dieser Ausgabe hat es einige Lösungsvorschläge. Und im Interview legt der Genfer Staatsrat Robert Cramer dar, wie sich die Autostadt Genf langsam aber sicher wieder in eine Tramstadt zurückverwandelt und an Lebensqualität gewinnt. Dank einer konsequenten Förderungspolitik mit langem Atem, die jetzt Früchte zu tragen beginnt. Peter Krebs, Chefredaktor 4 Das Wechseln der Glühbirnen gegen Stromsparlampen reicht nicht. Es sind neue Ideen gefragt. zin vermehrt durch Dieseltreibstoff ersetzt. Der Absatz von Dieselöl (plus 10 Prozent) und von Flugtreibstoffen wuchsen überdurchschnittlich, während der Benzinverbrauch etwas zurückging. Zum hohen Energiebedarf trug das Wirtschaftswachstum bei. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg um 1,6 Prozent. Die Bevölkerung wuchs um 1,2 Prozent, so stark wie nie mehr seit 1971. Zudem erhöhte sich auch der Motorfahrzeugbestand um (com) 1,1 Prozent. Im Fall von Absatzproblemen greifen die Werbeleute zu vielerlei Tricks. Eine besonders reizvolle Aktion ist Chevrolet Schweiz eingefallen (Chevrolet ist eine amerikanische Autofirma, deren Mutterhaus GM gerade heftige Turbulenzen kennt). Die Aktion geht so: Leute unter 26 Jahren können beim Kauf eines Chevys ihr Skateboard, das Trottinett, den Töff oder das Velo in Zahlung geben. Die Prämie beträgt 800 bis 3000 Franken, je nachdem, ob die Kunden sich für einen grossen oder für einen noch grösseren Chevrolet entscheiden. Die Kampagne gegen den inflationären Gebrauch von billigen Verkehrsmitteln in diesem Kundensegment ist begrüssenswert, VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 AKTUELL © Hauser/laif Kurz & Bündig Feuer gegen die Megatrucks Vierzig Feuer in den Alpen warnten am 8. August vor den Folgen, die eine Zulassung von Monstercamions hätte. © Alpen-Initiative Seit 1988 werden in den Alpen am zweiten Augustwochenende Höhenfeuer entzündet. Sie setzen ein leuchtendes Zeichen für den Schutz der Alpen. In diesem Jahr warnten die Feuer vor den Megatrucks, den 60 Tonnen schweren Lastwagen. Sie würden nicht nur die Alpen zusätzlich belasten, sondern auch städtische Regionen. Zudem torpedieren sie die in der Verfassung festgeschriebene Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs auf die Schiene. Neben den Feuern in der Schweiz und in Kärnten loderten neu auch am Dobratsch die Flammen des Protests, sowie in Ljubljana, der Hauptstadt von Slowenien. Die Alpen-Initiative entzündete ein Mahnfeuer in Basel. Der Basler Regierungspräsident Guy Morin zeigte sich dankbar für das Zeichen der Solidarität. Der VCS und die Alpen-Initiative wollen verhindern, dass die Gewichtslimite weiter er(com) höht wird. Wer einen alten Chevrolet in Zahlung gibt, bekommt beim VCS-Magazin Rabatt beim Kauf eines neuen Velos. besteht so doch die Chance, die Jugend auf den Pfad der Tugend und der motorisierten Vernunft zu geleiten. Junge Leute sind leicht beeinflussbar und frönen gerne der Illusion, es sei möglich, nur mit dem Velo oder dem Skateboard aber ohne Auto oder Fahrausweis ein erfülltes Leben zu führen, was früher oder später schief gehen muss. Weil das VCS-Magazin allerdings für die freie Wahl der Verkehrs- mittel eintritt, lanciert es eine ergänzende Aktion: Wer über das Magazin ein neues Velo bestellt, kann seinen alten Chevy in Zahlung geben, falls er fahrtüchtig ist. Je nach Zustand des Automobils und je nach dem Wert des Fahrrads gewährt das VCS-Magazin eine Prämie zwischen 400 und 200 Franken. Die Aktion gilt, wie jene von Chevrolet Schweiz, bis Ende September 2009. (pk) Quelle: www.sbb.ch/umwelt Bahn erzeugt 20-mal weniger CO2 Güterverkehr Gramm CO2 /Tonnenkilometer Lastwagen, CH SBB Bahn (Europamix) Frachtschiff (Binnen) 0 50 100 150 200 250 300 Personenverkehr Gramm CO2 /Personenkilometer Personenwagen, CH SBB–Fernverkehr SBB–Regionalverkehr InterCity Express (D) 0 50 100 150 200 Während ein durchschnittlicher Personenwagen 197 Gramm CO2 pro Kilometer und Person ausstösst, belastet die Bahn in der Schweiz das Klima 20-mal weniger. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 Die SBB erzeugen nach eigenen Angaben und unter Berücksichtigung der indirekten Emissionen rund 142 000 Tonnen CO2 pro Jahr. Davon entfallen 54 000 t auf den Bahnbetrieb, 56 000t auf die Heizungen. Sparsamere Autos hin oder her: Das Umsteigen auf die Bahn bleibt der weitaus wirksamste Beitrag gegen die Klimaerwärmung. Die SBB erzeugen 70 Prozent ihres Traktionsstroms mit Wasserkraft und haben die Energieeffizienz in den letzten Jahren verbessert. So erzeugt die Reise mit der Bahn in der Schweiz nur etwa einen Zwanzigstel der CO2-Emissionen des privaten Strassenverkehrs: 7 Gramm pro Personenkilometer im Fernverkehr, 15 Gramm im Regionalverkehr (ein durchschnittlicher Personenwagen stösst demgegenüber 197 Gramm aus). Noch ein Vergleich: Die 54 000 Tonnen CO2 aus dem SBB-Bahnbetrieb entsprechen 0,003 Prozent des Ausstosses des Schweizer Strassenver(pk) kehrs (17 Mio. Tonnen). 5 AKTUELL Politik Höchste Zeit für das Rad angsamverkehr», so lautet die amtliche Bezeichnung für die unmotorisierten Fortbewegungsmittel: die Füsse und das Fahrrad. Langsam drehen dabei allerdings eher die Mühlen der Politik als das Velo, das auf kürzeren Distanzen mit dem motorisierten, privaten und dem öffentlichen Verkehr zeitlich durchaus mithalten kann. Doch haben Planer und Politikerinnen sein Potenzial lange verkannt. Jetzt bahnt sich vielleicht ein Wandel an. Das Rad hat zwar immer noch keine besonders starke Lobby; aber es hat Rückenwind. Es ist umweltfreundlich, gesund und dank der Elektrobikes kommt es für neue Nutzerkreise und auf neuen Distanzen in Frage. Für die von Finanzsorgen geplagten Städte fällt ausserdem ins Gewicht, dass es sich mit viel geringeren Investitionen begnügt als die motorisierten Verkehrsmittel. Bisher musste sich das Velo für seine Infrastruktur mit den Brosamen zufrieden geben, die beim Strassenbau abfielen. Der Bund beteiligte sich mangels Verfassungsgrundlage gar nicht an der Schaffung von Velowegen. Dank der Agglomerationsprogramme ändert sich das erstmals. Zwischen 2011 und 2014 will der Bundesrat laut der entsprechenden Vernehmlassungsvorlage den «Langsamverkehr» mit 174 Millionen Franken fördern. Das sind immerhin 12 Prozent der gesamten Bundesbeiträge in dieser Tranche, die den Agglomerationsverkehr mit total 1,5 Mrd. Franken unterstützt. In den meisten Fällen subventioniert der Bund Langsamverkehrskonzepte; mitfinanziert werden auch einzelne Brücken für Velos und Fussgän- © biketec.ch Bisher war es in der Politik nur das fünfte Rad am Wagen. Doch nun beginnt man das Velo als Verkehrsmittel ernster zu nehmen. Langsam. «L VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 Elektrovelos machen das Rad für neue Nutzerkreise attraktiv. ger. Damit lassen sich in verschiedenen Zentren erhebliche Verbesserungen erreichen. Neue Dynamik Auch in den Kantonen scheint eine neue Dynamik aufzukommen. In Genf ist eine kantonale Volksinitiative eingereicht worden, die die Realisierung eines zusammenhängenden Radwegnetzes fordert (s. Interview Seite 24). In eine ähnliche Richtung zielt die Petition der Westschweizer Pro-VeloVereine. Sie lädt die Kantonsparlamente in der Romandie ein, den Ausbau der Radwege mit mehr Elan an die Hand zu nehmen. In der Westschweiz kommt das Velo im Alltag noch seltener zum Einsatz als in der Deutschschweiz. Verbesserungen sind aber überall im Land nötig. Trotz aller Lippenbekenntnisse und der Veloprojekte, die die Städte und Kantone in den letzten Jahren realisiert haben: Mit einem durchschnittlichen Anteil von nur acht Prozent an der gesamten Mobilität in den Ballungsgebieten ist der Fuss- und Veloverkehr noch längst nicht am Ziel. Bei den Kindern und Jugendlichen war die Velonutzung zwischen 1994 und 2005 sogar stark rückläufig (minus 40 Prozent). Ein klarer Hinweis darauf, dass das Netz als zu wenig sicher empfunden wird. Allzu oft handelt es sich bei den Veloinfrastrukturen noch um Flickwerk. Man saniert hier eine Kreuzung, wenn sie ohnehin umgebaut wird und baut dort einen Radstreifen. Für eine grundlegende Aufwertung des Netzes fehlen aber häufig das Geld, der politische Wille und die nötigen Konzepte. Noch ein weiter Weg Städte wie Aarhus oder Kopenhagen machen vor, dass das Rad eine weitaus wichtigere Rolle spielen kann und dass sich sein Anteil am Gesamtverkehr mit einer entsprechenden Förderung sehr deutlich erhöhen lässt. Eine Verdoppelung des Verkehrsanteils scheint auch in der Schweiz keine Utopie. Aber noch sind die Agglomerationen weit entfernt von einem Zustand, in dem sich breite Bevölkerungskreise inklusive der Kinder und älterer Personen flächendeckend gefahrlos und komfortabel mit dem Velo fortbewegen können. Dabei sollte sich das Fahrrad eigentlich längst auf der Überholspur befinden: «Es ist effizient, 7 AKTUELL Politik günstig, braucht wenig Platz, macht keinen Lärm, benötigt kaum Energie, ist gesund, verunreinigt die Luft nicht, ist CO2-neutral und steigert die Wohn-, Standort- und Lebensqualität» zählt Gottlieb Witzig, Bereichsleiter Langsamverkehr im Bundesamt für Strassen (Astra), die vielen Vorzüge auf. Deshalb möchte auch der Bundesrat «einen Qualitätssprung im Langsamverkehr bewirken», wie er im erwähnten Vernehmlassungsbericht schreibt. Engpässe im Freizeitverkehr Es geht auch um den Freizeitverkehr. Velofahren, inklusive Mountainbike und Rennvelo, ist zusammen mit dem Wandern die beliebteste Sportart der Schweizerinnen und Schweizer. Gemäss der Umfrage «Sport Schweiz 2008» schwingen sich 42 Prozent der Bevölkerung für sportliche Aktivitäten regelmässig auf den Sattel: 2,4 Millionen Personen. Das Veloland Schweiz mit seinen neun nationalen und 55 regionalen Routen hat Erfolg. Aber man dürfe sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, warnt Fredi von Guten, Geschäftsführer der Stiftung Schweiz mobil, zu der das Veloland Schweiz gehört. Tatsächlich rüsten auch die Nachbarländer in Sachen Radwanderwege auf. Dort steht oft mehr Geld zur Verfügung als in der Schweiz, wo man sich mit punktuellen Verbesserungen der Routen begnügen muss, die normalerweise nicht über eigens angelegte Wege führen. Der Ausbau und der Unterhalt des «Velolandes» sind langfristig nicht gesichert. Auch im Pendlerbereich sind zusätzliche finanzielle und perso- nelle Mittel nötig, wenn der «Langsamverkehr» – neben dem öffentlichen Verkehr und dem motorisierten Individualverkehr – wirklich «ein gleichwertiger dritter Pfeiler des Personenverkehrs» werden soll, wie es Astra-Direktor Rudolf Dieterle 2004 in einem Referat vor der Parlamentarischen Gruppe Langsamverkehr forderte. Ein vom Astra und den Kantonen unterstütztes Projektteam erarbeitet gegenwärtig einen Bericht zu möglichen Finanzierungsquellen. Mit dazu gehört die Idee eines zweckgebundenen Aufschlags auf der Velovignette, wobei allerdings offen ist, ob diese überhaupt weiterbesteht (s. VCS-Magazin 4/09). Verfassungslücke schliessen Immer wieder stösst man auf eine Lücke, die es früher oder später zu schliessen gilt: Anders als für die Fuss- und Wanderwege besteht für die Velowege und die Veloförderung keine Verfassungsgrundlage. Dem Bund sind deshalb in vielen Fällen die Hände gebunden. Er kann weder politisch noch finanziell die Rolle des Motors übernehmen. Dabei würde gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten noch ein ganz anderes Argument für den Bau von sicheren und attraktiven Velowegen sprechen. Eine Studie der Technischen Universität Wien hat nachgewiesen, dass sie deutlich mehr Arbeitsplätze schaffen als Autobahnen: Mit einer Million Euro werden im Autobahnbau vier Arbeiter, beim Bau eines Radweges aber 17 Leute beschäftigt. Wobei sie entweder 133 Meter Autobahn (ohne Tunnel, kaum Kunstbauten) oder 5,6 Kilometer Radwege konstruieren: Peter Krebs die 42-fache Länge. Tunnel allein reicht nicht Allein mit der Eröffnung des Gotthard-Tunnels im Jahr 2017 wird sich der Güterverkehr nicht auf die Schiene verlagern. Das sagt eine Studie voraus. er Gotthard-Basistunnel verkürzt zwar den Weg und die Transportzeit durch die Alpen um eine Stunde und 20 Minuten und schafft eine Flachbahn ohne grosse Steigungen. Für eine Verlagerung der Güter von der Strasse auf die Schiene reicht das aber nicht. Eine von der Alpeninitiative in Auftrag gegebene Studie des Planungsbüros Metron weist nach, dass die Schiene ihren Marktanteil im alpenquerenden Verkehr ohne zusätzliche Massnahmen von heute 62 auf bloss 64,5 Prozent erhöhen könnte. Das hängt damit zusammen, dass die Güter auf längeren Strecken (wo der Abschnitt durch die Schweizer Alpen weniger ins Gewicht fällt) auch mit dem neuen Basistunnel immer noch deutlich langsamer unterwegs sein werden © alptransit D Damit der Gotthard-Basistunnel sein Ziel erreicht, braucht es rasch zusätzliche Massnahmen. 8 als auf der Strasse, vor allem im unbegleiteten Verkehr. Die Transportzeit spielt laut der Studie aber eine zentrale Rolle bei der Verkehrsmittelwahl. Preislich ist die Schiene schon heute konkurrenzfähig. Die Alpeninitiative fordert deshalb flankierende Massnahmen wie eine Alpentransitbörse, die die Zahl der Lastwagen auf die angestrebten 650 000 Durchfahrten pro Jahr reduzieren würde. Nötig sei ausserdem ein zügiger Ausbau der Zulaufstrecken im Norden und im Süden. Ohne Zweifel wären Investitionen in die Infrastruktur, auch in Anschlussgleise und Terminals, besser angelegtes Geld als die vom Parlament letztes Jahr aufgestockte staatliche Vergünstigung des Güterverkehrs. (pk/com) VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 VCS-Mitglieder bezahlen hier weniger! © stock.xchng © shutterstock.com www.eco-club.ch Tel. 0848 811 811 Zur Eco-Club-Motorfahrzeugversicherung wechseln plus . . . . . . Prämien sparen dank Ökotarif. Mit dem VCS-Eco-Club profitieren Sie immer: ökologische Tarifkriterien, Spezialkonditionen für Sie als VCS-Mitglied, kundenfreundliche 1-Jahres-Verträge usw. Schnell und einfach zur Offerte: Tel. 0848 811 811 (Normaltarif) oder via Internet www.eco-club.ch. Claim:Plus Meta Book, VCS-Grün, Schriftlinie wie hier, rechtsbündig Das für Mensch und Umwelt © Peter Krebs DOSSIER Verkehr auf Abwegen 10 AKTUELL Dossier Verkehr Der Verkehr, eine rationale Angelegenheit? Schön wärs. Seit einem halben Jahrhundert verspricht man der Bevölkerung, die Probleme zu lösen, und schafft doch immer nur neue. Mit viel Steuergeld. Sieben Beispiele von abwegigen Mobilitätslösungen. Eine Milliarde für 500 Einwohner er Simplon galt einst als schönster Alpenpass: Dieser Ruf hat einiges mit der von Napoleon und seinen Truppen konstruierten Strasse über den 2004 Meter hohen Übergang zu tun. Mit ihrer gleichmässigen Steigung und den einheitlich gestalteten Brücken, Galerien und Schutzhäusern war sie ein sehr ästhetisches Bauwerk, das die grandiose Landschaft ab den Bahntunnel zwischen Brig und Iselle aufzuwerten. Doch als die Eidgenossenschaft die Verbindung vom Wallis nach Italien 1960 ins Nationalstrassennetz aufnahm und fortan für 92 Prozent der Kosten aufkam, begann man mit der grossen Kelle anzurühren. Denn es sprudelten die Gelder aus den Treibstoffzöllen. Nun ging es nicht mehr um ein paar Millionen. Für © Médiathèque Valais_Sion, collections spéciales D Am Simplon, wo einst Napoleon eine schöne Strasse anlegen liess (oben eine Radierung von Gabriel Lory), brausen heute die 40-Tönner über den 2000 Meter hohen Pass (links). 1805 ins rechte Licht rückte. Von dieser ersten Fahrstrasse über die Alpen sind allerdings nur Bruchstücke übrig geblieben (darunter die bekannte Ganterbrücke). Mit der Zunahme des Strassenverkehrs hat der Kanton Wallis zunächst die noch ungeteerte Passstrasse etwas modernisiert. Noch 1959 schlug ein Bericht des Bundes vor, den Simplon bloss für einen verlängerten Sommerbetrieb auszubauen und für den Winter den Autoverlad durch VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 schliesslich fast eine Milliarde Franken baute die Schweiz zwischen Brig und Gondo eine 43 Kilometer lange, wintersichere Autobahn über die Berge. Sie führt durch 11 Kilometer Tunnels und Galerien und über 67 Brücken. Ihr Unterhalt verschlingt pro Jahr 15 Millionen Franken. Durch ihren Bau wurde die Napoleonstrasse weitgehend zerstört. Die Strasse sei nötig als Verbindung zu den Passgemeinden Simplon Dorf und 11 AKTUELL Dossier Verkehr Gondo-Zwischbergen, wird oft argumentiert. Doch wäre für die heute etwa 500 Einwohner dieser beiden Dörfer vielleicht doch eine bescheidenere Lösung denkbar gewesen. Seit auch die 40-Tönner zugelassen sind, entwickelt sich der Simplon zur Transitstrecke für den Schwerverkehr. 2007 fuhren mehr als 80 000 Lastwagen über den Pass. Das ist ökologischer und wirtschaftlicher Nonsens. Anstatt die Lasten mit viel Energie auf über 2000 Meter hoch zu befördern, könnten sie viel schonender auf der Bahn durch den Simplon transportiert werden. Dann würden die Camions auch den Erholungswert der Passregion nicht länger beeinträchtigen, und es liesse sich ein sanfter Tourismus aufbauen. Mit dem Stockalperweg gibt es Ansätze dazu. Vor allem aus Sicherheitsgründen verlangt ein überparteiliches Komitee, den Simplonpass für 40-Tönner zu sperren. Der Bundesrat lehnt dies aber ab. Ausblick: Die Simplonstrasse ist eine milliardenteure Fehlinvestition. Aber der Schaden ist angerichtet und kann nicht so leicht behoben werden. Immerhin wäre es möglich, die Autobahn dritter Klasse für den Transit-Schwerverkehr zu schliessen. Das wäre umwelt- und verkehrspolitisch sinnvoll und würde die Passregion, die mit der Abwanderung kämpft, touristisch aufwerten. © Sammlung Schloss Münsingen Mit Strassen gegen den Strassenverkehr n der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre begann das Wirtschaftswunder. Immer mehr Leute konnten sich einen Wagen leisten und taten es auch. Die Folge waren verstopfte Strassen, Lärm, Abgase, Unfäl- I le. Als Mittel gegen den zunehmenden Verkehr in den Städten und Dörfern wurden die Autobahnen angepriesen. «Dann hätten wir unsere Strassen wieder», stellte 1958 der Kommentator in einem Werbefilm des Schweizerischen Autostrassenvereins in Aussicht, der mit den Bildern von idyllischen Dörfern lockte: Die Autobahnen traten ihren Siegeszug nicht nur als schnelle Fernverbindungen an, sondern auch mit dem Versprechen, die Ortschaften vom Verkehr zu befreien. Diese Wirkung erhoffte man sich auch in Münsingen, im Berner Aaretal, wo sich sogar der Pfarrer für die Autobahn einsetzte, weil die verkehrsreiche Kantonsstrasse das Dorf trenne. Zu seiner Zeit knatterten täglich 13 000 Motorfahrzeuge durch das Zentrum. Bevor die Autobahn als N6 anno 1972 eröffnet wurde, waren es schon deren 17 600. Nach der Inbetriebnahme wurde der Verkehr im Zentrum tatsächlich weniger. Aber nur vorübergehend. Der allgemeine Ausbau der Strassen erhöhte die Attraktivität des Automobils weiter. Mehr Leute stiegen um, legten weite Strecken zur Arbeit zurück, fuhren zum Einkauf, statt zu gehen. Inzwischen benutzen täglich 21 000 Autos die Kantonsstrasse in Münsingen; doppelt so viele brausen zusätzlich auf der Nationalstrasse am unteren Dorfrand durch eine einstmals schöne Auenlandschaft. Die Gemeinde will diemal den Strassenverkehr nicht mit neuen Strassen bekämpfen. Sie hat einen Ortsbus eingeführt und beabsichtigt, die Lage mit einer sanierten Durchfahrt zu entschärfen, auf der Tempo 30 gilt. Ob es ihr gelingt, ist offen. Der TCS blockiert das Projekt. Er reichte Vier Beispiele als Kontrast. Die besseren Lösungen Die schnellste Meterspur Seit Ende Juli ist der schnellste Meterspur-Zug der Schweiz zwischen Bern und Solothurn unterwegs. Im Testbetrieb erreichte der Niederflur-ExpressTriebzug (Next) eine Höchstgeschwindigkeit von 133,5 Kilometern. Im fahrplanmässigen Einsatz wird er mit maximal Tempo 120 unterwegs sein. In Zukunft soll sich so die Fahrzeit von 37 auf 33 Minuten verkürzen. Vorläufig dienen die von Stadler Rail gebauten Züge zum Verdichten des Fahrplans in den Pendlerspitzen. Auf dem Schweizer Meterspurnetz wurde bisher mit höchstens 90 km/h gefahren. Der neue Zug kann zur Aufwertung auch anderer «Schmalspurbahnen» beitragen. © rbs Die Elektrovelos erleben einen Boom. Letztes Jahr hat sich ihr Absatz nahezu verdoppelt: auf 12 000 verkaufte Räder. Die Elektrovelos sind besonders auch für Pendler geeignet. Die Nutzerinnen und Nutzer fahren damit gesund und dennoch ohne zu Schwitzen zur Arbeit. Der Elektroantrieb hilft auch, wenn es einen Anhänger zu ziehen gilt – beim Einkaufen oder für den Kindertransport. Sie werden immer öfter an der Stelle eines Zweitwagens beschafft. Und der Boom geht weiter: Der führende Schweizer Hersteller Biketec hat in Huttwil im Juli eine neue Fabrik für eine jährliche Produktion von 40 000 «Flyern» bezogen. © biketec Elektrovelos statt Zweitwagen AKTUELL Einsprache ein, zuerst beim Regierungsrat, der sie zurückwies, und nun beim Verwaltungsgericht. Die Situation kann laut TCS nur mit einer «Entlastungsstrasse» saniert werden, wie sie beschönigend genannt wird. Diese zweite Umfahrungsstrasse nach der Autobahn würde neues Land und weitere Steuermittel verbrauchen und neue Gebiete belasten. An vielen anderen Orten ist eine solche dritte Stufe des Strassenwahns schon erreicht. Die Kleinstädte Murten und Avenches zum Beispiel erhielten 1964, als in Lausanne die Landesausstellung stattfand, eine schnelle Umfahrungsstrasse. Rund 35 Jahre später kam die noch schnellere Autobahn A1 als Umfahrung der Umfahrung dazu. Das mittelalterliche Stadtzentrum von Murten dient unterdessen immer noch als Parkplatz. Ausblick: Bei Umfahrungen ist die versprochene Entlastung meist von kurzer Dauer. Neue Strassen und Autobahnen rufen immer auch zusätzlichen Verkehr hervor. Ei- © Peter Krebs Dossier Verkehr Die Dorfstrasse in Münsingen heute (oben) und ums Jahr 1900 (linke Seite). ne wirkliche Verbesserung der Situation schaffen nur Verkehrsberuhigungen und der Ausbau der Bahn. Wer mit dem Auto kommt, den belohnt der Fiskus die unselbständig Erwerbenden (also den meisten Steuerzahlern) für die Fahrtkosten zwischen Wohn- und Arbeitsort gewährt werden. Während die Autofahrer in der Regel einen Rabatt von 70 Rappen pro Kilometer subtrahieren können, werden den Zugpendlern nur die Kosten fürs Abonnement erlassen. Die betragen im Mittel pro Kilometer 15 Rappen und sind damit fast fünfmal tiefer. > Hoher Bahnanteil Der Ferienort Braunwald im Kanton Glarus kennt wegen des rutschenden Untergrundes im Ortskern grosse Probleme. Doch an der Autofreiheit will die Gemeinde festhalten. Sie will die Bergstation der Braunwaldbahn (der Lebensader ins Tal) in sicheres Gelände und näher an die Bergbahnen verlegen. Die Gemeinde Braunwald verspricht sich davon wieder ein besseres Investitionsklima. Das Bahnprojekt kostet 30 Mio. Franken, einen Bruchteil der Summe für eine Strassenerschliessung. Ausserdem behält der Ferienort so die grundsätzliche Autofreiheit. Es gibt auch Bestrebungen, diese wieder konsequenter durchzusetzen. Zwar verkaufen auch Coop und Migros «Hors-Saison-Früchte». Beim Transport der Waren setzen sie aber zweifellos mehr als andere auf die Schiene. So gelangen ab den Häfen fast alle Güter per Bahn in die Verteilzentren der Migros, der grössten Kundin von SBB Cargo. Coop seinerseits hat den Bahnanteil bei den Lieferungen zwischen den nationalen und regionalen Verteilzentren auf rund 60 Prozent erhöht. Der Grossverteiler reduziert ausserdem möglichst die Luftfracht. Weniger umweltfreundlich ist der Kundenverkehr vor allem in den grossen Einkaufszentren, wo die meisten mit dem Privatwagen einkaufen. © braunwald.ch Autofrei in den Bergen © sbb limaschutz? Kampf gegen die Zersiedelung? Haushälterischer Umgang mit dem Boden? Mit dem Steuerrecht bewirken der Bund und die Kantone das Gegenteil. Zu tun hat das mit den Abzügen, K AKTUELL Dossier Verkehr Die Autobahnen traten ihren Siegeszug auch mit dem Versprechen an, die Ortschaften vom Verkehr zu befreien. < Das geht ins gute Tuch. Die Grünliberale Partei des Kantons Luzern hat ausgerechnet, dass ein Autopendler, der in der Agglomeration Luzern wohnt und in Zug arbeitet, 9500 Franken abziehen kann, der Zugpendler mit dem gleichen Weg hingegen nur 2250 Franken. Der Automobilist spart so am Ende 1900 Steuerfranken, der umweltfreundliche Zugbenutzer profitiert nur von einem Viertel dieses Betrags: 450 Franken. Immerhin ist der Abzug nicht frei wählbar. Wer Autokosten geltend macht, muss das begründen. Gewährt werden sie in vielen Kantonen unter anderem dann, wenn die Zeitersparnis gegenüber dem öffentlichen Verkehr mehr als eine Stunde beträgt, oder wenn das Auto auch während der Arbeitszeit gebraucht wird. Sonst können nur die Auslagen abgezogen werden, die den Kosten für den öffentlichen Verkehr entsprechen. Allerdings ist umstritten, wie gut diese Angaben überprüft werden. Im Kanton Bern «sind die Kontrollen sehr genau», beteuert Yvonne v. Kauffungen, Mediensprecherin der Steuerverwaltung. Insider gehen allerdings von einer beträchtlichen Missbrauchsquote aus. Das kommt den Staat teuer zu stehen. Eine neue Studie der Eidgenössischen Steuerverwaltung schätzt auf der Basis der Steuerdaten des Kantons Bern, dass der Bund 6,1 Prozent mehr direkte Steuern einnähme, wenn er den Fahrtkostenabzug streichen würde, was fast 500 Mio. Franken entspricht. Die Kantone und Gemeinden dürften ihrerseits grob gerechnet 1,5 Mrd. gewinnen: deutlich mehr als bisher angenommen. Der grösste Teil davon wird den Autopendlern gutgeschrieben, wobei keine genauen Zahlen erhältlich sind. Laut einer schon älteren Erhebung der Bundesverwaltung für die Jahre 1991 und 1992 betrug der Abzug im öffentlichen Verkehr im Mittel 1000, fürs Privatauto 3500 Franken. Diese Praxis macht das Autofahren gegenüber dem öffentlichen Verkehr sowie dem unmotorisierten Pendeln günstiger und belohnt jene, die grosse Distanzen zurücklegen. Sie steht in eklatantem Widerspruch zu den Umwelt- und Raumplanungszielen. Die Solothurner SP-Nationalrätin Bea Heim verlangte deshalb letztes Jahr mit einem Postulat einen Bericht zum Mobilitätsabzug. «Der Bundesrat teilt das Anliegen» und sei bereit den Bericht zu liefern, heisst es in der Antwort vom Juni 2008. Noch hat das Parlament das Postulat nicht überwiesen, nur Bundesrat Hans-Rudolf Merz wurde bereits aktiv: «Aufgrund der stark gestiegenen Treibstoffpreise» (die inzwischen wieder gefallen sind) hat der Finanzminister den Auto-Abzug fürs Steuerjahr 2009 von 65 auf 70 Rappen pro Kilometer angehoben. Es ist schon die zweite Erhöhung seit dem Jahr 2000. Dem Bund folgen jeweils auch die Kantone. Und viele private Arbeitgeber, die sich für die Kilometerentschädigung in der Spesenabrechnung am Bundesansatz orientieren, darunter die Swisscom. Gleich geblieben ist hingegen der Abzug fürs Pendeln mit dem Fahrrad: Er beträgt gerade mal pauschal 700 Franken. Ausblick: Die Bevorzugung der Automobilisten beim Mobilitätsabzug ist stossend und unvernünftig. Anzustreben ist eine Lösung, bei der der Abzug für Autofahrer für gleiche Strecken aufs Niveau der Zugfahrer reduziert wird. Soll eine solche Lösung die Steuerlast insgesamt nicht erhöhen, können höhere Abzüge in sinnvolleren Bereichen oder ein genereller Rabatt gewährt werden. Das täglich Brot kommt per Camion ebensmittel reisen über immer längere Distanzen. Während der Konsum pro Kopf in den vergangenen 20 Jahren kaum gestiegen ist, hat sich der Transportaufwand für Nahrungsmittel verdoppelt. Der Lebensmittelimport hat seit 1988 um 37 Prozent zugenommen. In Zeiten der Globalisierung stammt ein zunehmender Teil der Nahrung auch aus weit entfernten Weltregionen. Am Anfang standen Kiwis und Schaffleisch aus Neuseeland. Inzwischen bieten viele Geschäfte, inklusive die Grossverteiler, immer mehr Frischwaren ausserhalb der Saison an. Erdbeeren und Trauben im Winter, Äpfel im Frühling werden aus Afrika oder Südamerika importiert, sogar mit dem Flugzeug, wenn es sich um leicht verderbliche Waren handelt. Selbst das tägliche Brot hat manch- L VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 mal eine lange Lastwagenfahrt hinter sich. So werden die Aufbackbrote von Délifrance aus Holland angeliefert. Der Produktionsstandort in den Niederlanden liegt rund 700 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Der französische Délifrance-Konzern, dem die Alpeninitiative 2004 den Roten Teufelsstein für besonders unsinnige Transporte verlieh, ist ein BackwarenMulti, der 1982 in der Schweiz Fuss fasste. Neben den eigenen Geschäften und den Franchisenehmern beliefert Délifrance Detailhändler und Kioske mit Gipfel und Brot, dazu Tankstellenläden, die dank längeren Öffnungszeiten einen Konkurrenzvorteil geniessen und deshalb seit Jahren einen Aufschwung erleben. Am besten erreichbar sind sie für die Kunden natürlich per Auto. So geraten lokale und regionale Betriebe unter Druck. Bei der Verarbeitung der Lebensmittel gibt es weitere absurde Transportwege. So werden skandinavische Schalentiere in Marokko geschält und anschliessend retourniert, alles per Lastwagen. Die Distanz für Hin- und Rückreise beträgt mehrere tausend Kilometer. Solche Transporte werden durch das Lohngefälle gefördert, aber auch durch die billigen Gütertransporte, die europaweit zum grössten Teil auf der Strasse abgewickelt werden. Der Abbau von Zoll- und Handelsschranken spielt ebenfalls eine Rolle. Das vom Bundesrat angestrebte Freihandelsabkommen mit der EU im Agrar- und Lebensmittelbereich (FHAL) wird zu noch mehr Strassengüterverkehr führen. > 15 AKTUELL Dossier Verkehr Freiwilligkeit ist es nicht getan. Die Transporte sind zu billig. Und in der EU ist es trotz vieler Lippenbekenntnisse nicht gelungen, den Schienengüterverkehr aufzuwer- ten. Die Schweiz ist in dieser Hinsicht in einer etwas besseren Lage, aber die Verlagerungsmöglichkeiten werden auch hier nicht ausgeschöpft. © Peter Mosimann Ausblick: Das Lebensmittelgeschäft wird globaler und industrieller. Konsumentinnen können einheimische und saisongerechte Waren bevorzugen. Doch allein mit Die Geländewagen in der Stadt ffroader sind im Prinzip Fahrzeuge mit Allradantrieb, die für Fahrten abseits der Strassen konzipiert wurden. Für Bauern, für Baustellen oder für die Armee. Ursprünglich beschränkten sie sich auch auf diesen Nutzerkreis. Doch dann überflutete die aus den USA stammende Welle der Sport Utility Vehicles (SUV) Europa und die Schweiz. Heute werden 85 Prozent der Offroader von Leuten gesteuert, die weder für ihren Beruf noch fürs Hobby auf besonders kräftige oder geländegängige Autos angewiesen sind. Sie halten sich O 16 einen Offroader aus Prestigegründen, aus dem Bedürfnis, «Natur und Menschen zu dominieren», wie der Marketingchef von Land Rover am Allrad-Kongress in Graz im Jahr 2004 offen einräumte. Diese Offroadpiloten verkehren nicht im Gelände, aber in den Städten, wo ihre Wagen definitiv ins Offside geraten. «Goldküstenpanzer» werden sie in Zürich genannt. Tatsächlich sind sie eher etwas für Gutbetuchte und solche, die als gutbetucht gelten möchten. Der Siegeszug dieser Vehikel wurde in den 1970er-Jahren durch den Range Rover eingeläutet. Er markierte den Übergang vom Nutzfahrzeug zur Luxuslimousine. Die vom Stallgeruch befreite Edelversion des Land Rovers fand in einer Zeit, als auch Golf- und Pferdesport aufkamen, unter den Bewohnern von Villen mit Doppelgaragen grossen Anklang. Immer mehr Hersteller sprangen auf und entwickelten eigene Modelle. In der Schweiz waren 2008 fast 14 Prozent der Neuwagen Geländefahrzeuge und SUV. Diese sind meist deutlich schwerer als normale Autos. Der Porsche Cayenne und VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 AKTUELL © adpic Dossier Verkehr Aus den Fahrzeugen, die ursprünglich für die Armee und die Landwirtschaft entwickelt wurden (oben), wurden Luxuslimousinen, die viel Platz und Benzin brauchen. der Range Rover V8 zum Beispiel wiegen fast 2,7 Tonnen (womit im Mittel 1,6 Personen befördert werden). Wegen des hohen Gewichts, des Vierradantriebs und aus Angeberei werden starke Motoren eingebaut. Der mittlere Treibstoffverbrauch und damit der CO2-Ausstoss der oft klobigen Offroader liegen um 35 Prozent über dem eh schon hohen schweizerischen Durchschnitt von rund 175 Gramm pro Kilometer für Neuwagen: Die Offroader tragen einiges dazu bei, dass die Schweiz ihr Klimaziel im Verkehrsbereich verpasst. Sie bieten nicht einmal punkto Sicherheit Vorteile. Durch ihre Masse und die hoch angebrachten Stossstangen gefährden sie schwächere Verkehrsteilnehmer und kleinere Fahrzeuge. In den USA sind sie laut Studien häufiger in Unfälle, auch Selbstunfälle, verwickelt als herkömmliche Personenwagen. Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise sind die teuren Spielzeuge, die keine reine Männersache sind, nicht mehr so hip. In den USA hat der Verkaufseinbruch der schweren Autos die Autoindustrie an den Rand des Ruins gebracht. Auch in der Schweiz ist der Absatz rückläufig. Doch noch ist es für eine Entwarnung zu früh. Zurzeit beschaffen sich manche Schnäppchenjäger günstige Occasionen. Und in den USA sollen die Verkäufe schon wieder anziehen. Ausblick: Offroader gehören, wie es der Name sagt, nicht auf die Strassen. Wegen des Klimawandels müssen alle Automodelle, unabhängig vom Gewicht, minimalen Verbrauchsvorschriften genügen. www.menschenfreundlicher.ch Eindreiviertel Stunden für 53 Bahnkilometer Millionen Franken waren für die Verbannung der Centovalli-Bahn in den Locarneser Untergrund budgetiert. 128 Millionen hat der schludrig projektierte, 1990 eröffnete Tunnel am Ende gekostet. Doch die Reisenden sind heute kaum schneller am Ziel als zuvor. Auch sonst glänzt die Betreibergesellschaft «Fart» – Ferrovie autolinee regionali ticinesi – nicht mit Innovationsfreude und Kundenfreundlichkeit. Die beiden «U-Bahn»-Stationen bei Locarno, St. Antonio und Solduno, gleichen Betongruften. Dann aber wird rasch klar, warum die Meterspurbahn viele Touristen in ihren Bann zieht: Wunder der Natur, die wie im Film vor dem Zugfenster vorbeiziehen. Die fast zweistündige Fahrt Locarno–Domodossola freut Ausflügler – und ärgert eilige Transitreisende 38 VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 zwischen Gotthard- und Lötschberg-Simplon-Achse. Wer von Locarno über Domodossola und den Simplon fährt, ist frühstens um 10.23 Uhr in Bern. Der letzte Zug verlässt Locarno um 19.12 Uhr. In umgekehrter Richtung reicht es in Domodossola vor Betriebsschluss wenigstens noch knapp für einen Teller Pasta (Abfahrt 20.25, Ankunft in Locarno 22.10 Uhr). Der Fahrplan ist unübersichtlich, das Gesamtangebot mager. Das Rollmaterial? An den neueren Kompositionen gibt es wenig auszusetzen, die alten aber gehörten längst ins Museum: Die Beinfreiheit entspricht etwa derjenigen auf den Rücksitzen eines Sportcoupés, im Sommer sorgt die südliche Sonne, im Winter die Heizung mitunter für saunaähnliche Zustände. Die von der italienischen Partnergesellschaft der «Fart» eigenmächtig angeschafften Panoramazüge warten zwar mit grossen Fensterflächen auf – wofür 2 Franken Zuschlag erhoben wird –, lassen aber bezüglich Stauraum und Sitzkomfort Wünsche offen. Die Toilette ist für korpulente oder nicht mehr so agile Personen so gut wie unbenutzbar. Das grösste Ärgernis ist aber die komplett fehlende Velotransport-Möglichkeit in dieser Veloregion. Nicht eben die beste Visitenkarte gibt die Fart auch auf der Maggiatal-Buslinie ab, jedenfalls in der Hochsaison. Dann hat die sture, grundsätzliche Aussperrung des Velos – ausgerechnet hier, wo das Tessin mehr und mehr zum Veloland wird (s. VCS-Magazin 1/09) –, immerhin ihren Grund. Denn häufig sind die Busse übervoll. Der Chauffeur ist minutenlang am Billettverkaufen (wie wärs mit Automa17 AKTUELL Dossier Verkehr ten?). Sind die daraus resultierenden Verspätungen talaufwärts vielleicht noch verschmerzbar, werden sie zur wirkungsvollen Negativwerbung für den öffentlichen Verkehr, wenn bei der Rückkehr der Anschlusszug in Locarno weg ist. Ausblick: Aus der Centovalli-Bahn lässt sich viel mehr machen, touristisch und als Verbindung zwischen dem Tessin und der Westschweiz, inklusive Bern. Der VCS der italienischsprachigen Schweiz hält eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Domo- dossola und Locarno auf 90 Minuten ohne grosse Investitionen für machbar und fordert einen Betrieb im Stundentakt von früh bis spät. Zu prüfen wäre auch ein Seitenast nach Ascona. © Peter Krebs Feld- Wald- und Wiesenwege wie Industriezufahrten a, der Strassenbau sei das grosse Thema in Says, meint einer der zwei Passagiere, die um die Mittagszeit im kleinen Postbus von Trimmis bei Chur steil nach Says J hochfahren: «Es kann nicht teuer genug sein.» Anlass für den Unmut ist die «Gesamtmelioration» im Bergdorf Says, das seit 2008 zur Gemeinde Trimmis gehört. In ihrem Rahmen werden nicht nur die verstreuten Kleinparzellen zusammengebracht, es werden vor allem Wege gebaut: «Um eine rationelle Bewirtschaftung des Kulturlandes und des Waldes zu ermöglichen, muss das Wegnetz auf die heutigen Fahrzeuge in der Land- und Forstwirtschaft abgestimmt werden», berichtete die Lokalzeitung unter dem Titel «Zukunftsweisendes Projekt». Vor Ort sieht man dann, was das bedeutet. In Says Valtenna, einem Weiler auf halber Höhe, wird gerade ein Hang mittels einer unglaublich mächtigen Aufschüttung für eine der Meliorationsstrassen verwüstet. Diese führt weiter oben als Betonpiste in den Wald, wobei sie eine schöne alte Holzscheune wie eine Mini-Autobahn umkurvt. Bisher war es ein charmanter Weg mit Grasnarbe und ohne Hartbelag gewesen, ein markierter Bergweg übrigens. Die Wanderer haben fortan in Says das Vergnügen, auf Beton zu wandern. Laut dem Trimmisser Gemeindeschreiber Peter Bürkli dient die Strasse unten auch als Zufahrt zu den Wohnhäusern (es sind deren sechs). Doch willkommen ist sie bei diesen Nutzniessern nicht. Eine der Anwohnerinnen bezeichnete die hohe Rampe, die ihr die Sicht raubt, im Schweizer Fernsehen als «Katastrophe». Die Meliorationsstrasse soll ausserdem das angrenzende Bauland erschliessen. Es werde hier aber vorläufig nicht gebaut, sagt Bürkli. Ob es sinnvoll wäre, ist eine andere Frage. Says wird durch den öffentlichen Verkehr AKTUELL Dossier Verkehr nur schwach bedient. Neun Postauto-Kurse gibt es pro Werktag, davon fünf auf Voranmeldung. Says war einst ein richtiges Dorf mit Post und Schule. Beide sind längst geschlossen. Vor einigen Jahren hat auch das Restaurant dichtgemacht. Dafür baut man jetzt Strassen im grossen Stil. 23 Kilometer Meliorationspisten sind im steilen Gelände oberhalb der Bündner Herrschaft vorgesehen, davon zehn Kilometer mit neuer Linienführung und viele mit Hartbelag aus Beton. Gerade wird auch die Kantonsstrasse zwischen Valtanna und Obersays ausgebaut und selbstverständlich verbreitert. Von ihr zweigen die Meliorationsstrassen ab, die an wenigen Tagen im Jahr benutzt werden: Von Landmaschinen, die zwar über steile Wiesen fahren können, aber offenbar nicht über steile Wege. Die neuen Strassen schlagen Schneisen in die bescheidenen Landwirt- schaftsflächen, die sie bedienen, und sehen aus wie Industriezufahrten für Lastwagen im Mittelland, geplant von Ingenieuren, die Feld, Wald und Wiesen nur als wirtschaftlichen Produktionsfaktor ansehen. Die Gesamtmelioration ist hoch subventioniert. Der Bund und der Kanton Graubünden kommen für den Löwenanteil der auf 18,9 Millionen Franken veranschlagten Kosten auf. Die Grundeigentümer und die Gemeinde übernehmen Restposten von zusammen 985 000 Franken (5,2%). Trimmis ist nicht allein. Auch andernorts im Kanton Graubünden hat man entdeckt, dass sich mit Meliorationen Geld verdienen lässt. Es kommt allerdings nur zu einem geringen Teil den Bauern zugute. Profitabel sind die Arbeiten für die Baugeschäfte. Von einem historischen Tag war kürzlich beim Start der Melioration Sumvitg in der Surselva die Rede: für 22,7 Mio. Franken werden unter anderem 20 km neue Wege angelegt (meist mit Betonspuren) und 17 km bestehende Feldwege ausgebaut und teilbetoniert. Das Mittelland breitet sich auf Kosten einer schönen, eigenständigen Landschaft immer höher in die Alpen aus. Ausblick: Gegen Landzusammenlegungen ist nichts einzuwenden. Doch die überdimensionierten Betonpisten, die im Bündnerland jetzt im Rahmen von Meliorationen gebaut werden, richten viel mehr Schaden als Nutzen an. Sie zerstören Landschaften, Ortsbilder, Wanderwege. Es ist völlig unverständlich, dass solche Projekte von Bund und Kanton unterstützt und überhaupt erst ermöglicht werden. Da braucht es dringend eine neue Subventionspraxis. Peter Krebs, Urs Geiser (Beispiel Centovalli) © Peter Krebs In Says schlagen neue oft betonierte Meliorationswege Schneisen in die Landschaft (unten), immer weniger schöne alte Wege überleben (linke Seite). VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 19 AKTUELL © Peter Krebs Schauplatz Die VCS-Initiative findet Anklang beim Publikum. fen: ohne zusätzliche Steuern und ohne die Erhöhung der Fahrpreise. Die Initiative strebt eine sinnvollere Verteilung der zweckgebundenen Mineralölsteuern an, die in Zukunft je zur Hälfte für die Strassen und die Schiene zur Verfügung stehen sollen. So könnten viele dringliche Ausbauten realisiert werden. Nebst mehr Sitzplätzen schafft die VCSInitiative also auch Arbeitsplätze. In Zürich und im ganzen Land. Die Passanten unter der Hardbrücke nahmen dieses Anliegen mit Interesse zur Kenntnis. Viele unterschrieben es. Die Initiative ist sehr erfolgreich angelaufen. In den ersten vier Monaten wurden vom VCS und den Partnerorganisationen bereits 85 000 Unterschriften gesammelt, nötig sind im Minimum 100 000 innert 18 Monaten. Übrigens: die Bahnsessel kann man kaufen. Der VCS stellt dazu eine Internet-Auktion auf die Beine. Zu kaufen sind je fünf Doppelsitze erster und zweiter Klasse. (pk) Der VCS schafft Sitz- und Arbeitsplätze Sitzen statt stehen: Dieser Komfort im öffentlichen Verkehr muss sein. Mit einer Aktion in Zürich zeigte der VCS auf, was er mit seiner Initiative anstrebt. Die Pendlerinnen und Pendler, die am 6. August dem Eingang des S-Bahnhofes Hardbrücke zustrebten, staunten nicht schlecht, als sie schon unter der Brücke auf zwei Bahnabteile stiessen. Sie bestanden aus schönen alten Bahnses- seln erster Klasse, zusammengestellt aus den Beständen der BLS. Der VCS hatte sie an dieser Stelle aufgebaut, um für seine Initiative für den öffentlichen Verkehr zu werben und um das Anliegen bildlich darzustellen. Das eine Abteil war überfüllt, das andere war zwar gut besetzt, aber es herrschten keine engen Verhältnisse. Die beiden Abteile illustrieren die zwei Alternativen für die Zukunft des Reisens. We- gen der erfreulichen Zunahme der Passagierzahl herrschen auf vielen Strecken in den Spitzenstunden schon heute enge Verhältnisse. Stehplätze sind keine Seltenheit. Diese Entwicklung wird sich noch verstärken – ausser, die Bahn baut ihr Angebot und ihren Fahrplan aus. Dazu sind aber grosse Investitionen in die Infrastruktur nötig. Bisher fehlt vielerorts das Geld dazu. Mit seiner Initiative will der VCS die nötigen Mittel beschaf- Mehr Infos: www.aufgleisen.ch Eine riesige Schweizer Fahne wirbt für den Klimaschutz: zuerst in der Schweiz und im Dezember in Kopenhagen. An der UNO-Klimakonferenz vom 7. bis 18. Dezember 2009 beschliessen die Staaten eines der wichtigsten Abkommen der letzten 50 Jahre. Der Vertrag von Kopenhagen ist von wegweisender Bedeutung für die Zukunft des Planeten. Der VCS und über 50 Schweizer Organisationen verlangen vom Bundesrat, dass er seiner Delegation den Auftrag erteilt, ein substanzielles Verhandlungsresultat zu erzielen. Seit dem Sommer VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 befindet sich eine riesige Schweizer Fahne (40x40 Meter) auf Tournee im Land. Mit ihrer Unterschrift und zusätzlichen Botschaften können die Leute, die sich um das Klima sorgen, ihrem Anliegen Nachdruck verschaffen. Die Fahne wird im Dezember in Kopenhagen ausgerollt. Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern, muss der CO2-Ausstoss weltweit rasch sinken. Viel Zeit bleibt nicht. Der Klimawandel kommt heftiger und schneller, als die Wissenschaft prognostizierte. Die Polkappen und Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Dürreperi- oden verlängern sich und Flüsse trocknen aus. Besonders betroffen von der globalen Erwärmung ist auch das Alpenland Schweiz: Gletscher schrumpfen, Hochwasser und Erdrutsche nehmen zu. (com) © Aline Trede Eine Riesenfahne fürs Klima Weitere Informationen (mit dem «Tournee-Fahrplan» der Fahne): www.verkehrsclub.ch/klima Am 17. Oktober 2009 findet auf dem Bundesplatz in Bern ein grosses «Klimafest» statt. Eine riesige Schweizerfahne soll der Forderung nach einem wirksamen Klimaabkommen Flügel verleihen. 21 ANSICHTEN VCS-Initiative So macht Verkehrspolitik Spass Aline Trede (25) leitet die Kampagne der VCS-Initiative für den öffentlichen Verkehr. So machen politische Themen Spass. In nur vier Monaten haben wir für die VCS-Initiative für den öffentlichen Verkehr 85 000 Unterschriften gesammelt (inzwischen sind es schon wieder einige tausend mehr). Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen. Dieser Erfolg hat viele Väter und ebenso viele Mütter. Der Dank geht natürlich an die VCS-Sektionen, die einen grossen Effort leisten, und an die Allianzpartner, die uns mit Versänden an ihre Mitglieder wirksam unterstützen. Wir sind aber noch nicht am Ziel. Es beginnt der Endspurt, um das letzte Viertel der Unterschriften zu ernten. Alle sind nochmals gefordert. Dank unserem Schnellzugstempo kommen wir gerade richtig für die politische Diskussion um die Zukunft der Bahn. Der Bundesrat will Anfang des nächsten Jahres seine Vorschläge für die «Bahn 2030» in die Vernehmlassung schicken. Die Finanzierung des dringenden Bahnausbaus ist das schwierigste Problem, das es dabei zu lösen gilt. Unsere Initiative zeigt einen realistischen Ausweg auf. Sie ist konkret, findet offensichtlich grossen Anklang in der Bevölkerung und trifft ins Zentrum der Aktualität. In den nächsten Monaten werden wir auch mit Aktionen wie wir sie Zürich und Neuenburg durchführten (s. Seite 21), weitersammeln. Gleichzeitig müssen die Gemeindebehörden die eingegangenen Unterschriften beglaubigen. Nach ihrer Einreichung kommen Volksinitiativen in eine Zwischenphase, eine Art Wartezeit. Interessant wird sie dann, wenn der Bundesrat oder das Parlament Gegenvorschläge ausarbeiten. Sobald der Abstimmungskampf beginnt, was in zwei, drei Jahren der Fall sein wird, wird es erneut viel zu tun geben. Ich verlasse mich auf alle, denen die Zukunft des öffentlichen Verkehrs und damit der Umwelt ein Anliegen ist. Doch vorläufig werden wir weiter wöchentlich mit unseren VCS-Ständen auf der Strasse stehen und freundlichen Menschen das «Klemmbrettli» mit den Unterschriftenbögen in die Hand drücken. Die meisten reagieren positiv auf unser Volksbegehren. Der öffentliche Verkehr hat ein gutes Image. Schauen wir, dass das so bleibt. Und wenn ich an diese Initiative denke, dann muss ich noch einmal sagen: Verkehrspolitik macht Spass! Presseschau • Presseschau • Presseschau • Presseschau • Presseschau • Presseschau • Pres to zur Schule bringen und damit die anderen Kinder gefährden.» Elterntaxi beliebter als Pedibus Jahr für Jahr bietet sich vor etlichen Schulhäusern ein erstaunliches Bild: Autokolonnen und blockierte Trottoirs, ein Bild, das auch Marc Arnold nur zu gut vertraut ist: «Immer mehr Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule und zwar vor allem, wenn es regnet», sagt der Allschwiler Schulleiter. «Die Eltern glauben, ihren Kindern damit etwas Gutes zu tun.» (…) Auch Anita Thüring, Co-Präsidentin des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS), Sektion beider Basel, ist überzeugt, dass die Kinder vom Zufussgehen nur profitierten und bedauert die zunehmende «Amerikanisierung» der Schulwege: «Es ist ja schon etwas schizophren, wenn Eltern aus Angst vor dem Verkehr ihre Kinder mit dem Au22 Öko-Autos werden günstiger Die Luzerner Regierung will zum Kauf von ökologischeren Autos animieren. Die Reform entlastet aber auch Besitzer von grossen Fahrzeugen. Darunter können auch Offroader wie etwa die Dieselmodelle Toyota RAV 4 oder Land Rover Freelander fallen. (…) Dies stösst beim VCS auf Kritik. «Die Energieetikette kann selbst schwere Fahrzeuge wie Offroader im Vergleich mit anderen schweren Fahrzeugen als sehr effizient kennzeichnen. Dabei ist es stossend, wenn für Städte ungeeignete, schwere Fahrzeuge in den Genuss von Steuerbefreiungen kommen», sagt VCS-Mediensprecher Peter Krebs. Statt der Ener- gieetikette müsste der absolute CO2-Ausstoss oder der Treibstoffverbrauch als Massstab beigezogen werden. jährlich weniger als 10 000 Kilometer fährt, erhält ebenfalls eine Ermässigung in der Kaskoversicherung. So profitieren grüne Fahrer Das Fahren von Öko-Autos ist ein lohnendes Geschäft. Die meisten der grossen Versicherer in der Schweiz gewähren für umweltschonende Automobile eine Ermässigung der Prämie bis zu 50 Prozent. Es lohnt sich jedoch, die höchst unterschiedlichen BoniKonditionen der diversen Versicherungen zu vergleichen. (…) Ein spezielles Produkt hat Zurich Connect mit dem VCS entwickelt, indem der Benzinverbrauch als zusätzliche ökologische Tarifkomponente in der Prämie berücksichtigt wird. Zusätzlich belohnt die Zurich auch Wenigfahrer. Wer Zu Fuss in die Schule Trotz einer «Garantie» für kurze und vor allem sichere Schulwege stellt die Direktion Schule und Sport fest, dass Kinder regelmässig von den Eltern mit dem Auto bis vor das Schulhaus gefahren werden. (…) Um der Tendenz nach vermehrtem Transport entgegen zu wirken, sollen mit speziellen Kampagnen in Zusammenarbeit mit dem VCS Kinder und Eltern auf den besonderen Wert hingewiesen werden, den Schulweg zu Fuss zurückzulegen. Nach dem VCS warnen Experten eindringlich vor den negativen Auswirkungen der Elterntaxis. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 ANSICHTEN Ferienzeit Mit der Bahn direkt an die Küste Liegt es an den unattraktiven Bahnverbindungen oder an den Billetpreisen, dass trotzdem viele Leute lieber stundenlang vor einem Tunnelportal ausharren? Gibt es einfach zu wenig interessante Angebote, die eine bequeme Reise mit dem Zug an die Badestrände Europas ermöglichen? Jedes grössere Reisebüro führt zwar Bahnreisen im Programm, meistens aber nur als Zubringer zum Flughafen oder als Erlebnisfahrten. Mit seinem Reiseprogramm schafft «via verde reisen» genau hier ein zusätzliches Angebot. Der Reispartner des VCS bringt seine Kundinnen und Kunden mit der Bahn und der Fähre bequem, umwelt- und klimaverträglich an die wunderschönen Strände von Korsika, Sardinien, nach Kalabrien oder an die Côte d’Azur. Wir brauchen keine zusätzlichen Strassen und Tunnels, sondern Angebote, die das Reisen umweltverträglicher machen. Dann hört auch das alljährliche Lamento über die Staus und die angeblich fehlende zweite Röhre am Gotthard auf. © Christof Hirtler Franziska Teuscher, Präsidentin VCS Am Samstag, dem 11. Juli, kam es am Gotthard zu einem 13 Kilometer langen Stau. Das bedeutete eine Wartezeit von über drei Stunden. Eine Woche später standen die Autos vor dem Nordportal auf 24 Kilometern – es war der längste Stau seit zehn Jahren. Die Wartezeit für die Ferienreisenden betrug sechs Stunden. Wundern Sie sich, wenn Sie solche Meldungen hören, auch, wie ich, wie viele Menschen freiwillig einen Teil ihrer Ferien auf der Autobahn verbringen? Diesmal habe ich mich gefragt: Wie weit kommt man eigentlich mit der Bahn in sechs Stunden? Laut den Angaben der SBB reist man zum Beispiel von Zürich bis genau nach Genua – also bis ans Mittelmeer. Von hier aus fahren Schiffe zu den Inseln Sardinien und Korsika. Statt sich im Stau zu ärgern, kann man während der Bahnfahrt in die Ferien die Landschaft geniessen, ein Buch lesen oder vor sich hin träumen. Wildheuen. Im Gebiet der Rophaien hoch über dem Urnersee trägt dieser Bauer ein Heubündel, einen 50 Kilogramm schweren «Binggel», über die steile Bergwiese zum Beförderungsseil: auch eine Transportform, und viel älter als diejenige über die unten im Tal sichtbare Gotthard-Autobahn. Im Kanton Uri wird die Tradition des Wildheuens noch gepflegt. Früher war sie zum Überleben nötig, heute dient sie vor allem auch dem Erhalt der wertvollen Trockenwiesen. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 23 ANSICHTEN Interview Genf gilt als Autostadt. Seit an der Rhone allerdings das Tramnetz ausgebaut und Radwege erstellt werden, verändern sich die Gewohnheiten. Der grüne Genfer Staatsrat Robert Cramer, der diese Politik mitprägte, hofft, dass der Trend andauert. Robert Cramer «Die Stadt Genf verändert sich dank dem Tram» VCS-Magazin: Sie wurden in Amsterdam geboren. Im Vergleich zu dieser Stadt rollen in Genf viel weniger Fahrräder. Sind Sie etwas neidisch auf Amsterdam? Robert Cramer: Ich habe nur die ersten paar Monate meines Lebens in Amsterdam verbracht. Heute habe ich zu dieser Stadt keine besondere Verbindung mehr. Aber es ist sicher so, dass Genf in einer nächsten Phase der Verkehrsplanung den Schwerpunkt auf die Förderung des Fahrrads legen muss. Als ich vor 12 Jahren meinen Posten in der Kantonsregierung antrat, galt es in erster Linie, den Mangel im Schienenverkehr zu beheben, der in Genf extrem ausgedünnt war. Im Vergleich zum Rest der Schweiz war die Lage aus verschiedenen Gründen katastrophal. Und jetzt kommt das Fahrrad an die Reihe? In den nächsten Jahren werden wir unser Augenmerk sicher stärker auf den Velo- und Fussverkehr richten müssen. Es geht darum, die Situation für die Fussgänger und für die Radfahrer komfortabler zu machen. Das ist auch aus finanziellen Gründen wichtig. Genf zahlt schon heute 150 Millionen Franken pro Jahr für den öffentlichen Verkehr. Das Velo ist viel günstiger und es dient auch der Gesundheitsvorsorge. Was ist konkret vorgesehen? Eine kantonale Volksinitiative verlangt jetzt von den Behörden, für das ganze Kantonsgebiet ein zusammenhängendes Radnetz zu schaffen. Ich finde es erfreulich, dass diese Initiative zustande gekommen ist, und verspreche mir einen Impuls, wie er früher 24 der Kanton mit 135 Kilometern über eines der längsten Tramnetze Europas. Es gibt also auch eine Tramkultur in Genf, an die wir anknüpWeshalb wurde der Kanton nicht selber aktiv? fen. Was fehlt, ist die Bahnkultur. Die Genfer Er wurde schon aktiv. Es hat sich einiges getan. dachten lange, der Zug sei da, um nach Paris Der Gebrauch des Velos hat in den letzten Jah- zu fahren oder nach Zürich, aber nicht in die ren stark zugenommen. Wir haben das Netz Vororte nach Coppet oder Versoix, weil es innert 20 Jahren von 8 Kilometern in der Stadt keine richtige S-Bahn gibt. Das hat damit zu tun, dass der Kanton über 100 Kilometer Grenze mit Frankreich aufIch kenne viele Leute, die sich von weist, aber nur fünf Kilometer mit Kanton Waadt. Wenn man das einem Parking zum nächsten bewegten dem Bahnnetz ausbauen will, setzt das eine internationale Koordination und die heute das Tram nehmen voraus, die sehr komplex ist. Aus diesem Grund gab man oft dem Genf auf 354 Kilometer im ganzen Kanton er- Tram den Vorzug vor der Bahn. In Zürich oder weitert. Bisher geschieht das allerdings nur von Bern fahren die Züge in alle Richtungen. Bei Fall zu Fall, dort, wo sich die Gelegenheit er- uns ist das nicht der Fall. Aber diese Sicht der gibt. Was fehlt, ist ein zusammenhängendes Dinge ändert sich. Heute haben auch die VorNetz. Da können wir ehrgeiziger werden, denn ortszüge grossen Erfolg, und die S-Bahn schafGenf eignet sich als relativ flache Stadt gut zum fen wir mit dem Ceva-Projekt. Velofahren. Ich stelle in meinem BekanntenAuch die Tramlinien wurden bis auf wenige kreis fest, dass immer mehr Leute vom Auto Kilometer zerstört. aufs Velo umsteigen. Weil sie damit schneller Ja. Genf war immer sehr reich und wollte mound gesünder unterwegs sind. dern sein. Es ist die einzige Stadt der Welt, in Bis jetzt hat man Genf als Autostadt wahrder jedes Jahr ein sehr bedeutender Autosalon genommen. Mit dem Autosalon und einem stattfindet. Man hat die Schienen herausgerisüberdurchschnittlich hohen Motorisierungssen, um Platz fürs Auto zu schaffen. Das Tram grad. Ändert sich das? galt in den 1960er-Jahren als VerkehrshinderJa, das ändert sich. Die Zahl der Autos pro Ein- nis. Ein Direktor der städtischen Verkehrswohner nimmt seit einigen Jahren ab. Viele betriebe erachtete es in dieser Zeit als seine Junge machen gar keine Fahrprüfung mehr Mission, das Tram abzuschaffen, weil bald alle und verzichten auf ein Auto. Wenn wir etwas sich ein Auto leisten könnten und es die öfzurückblicken, entdecken wir, dass Genf zwei fentlichen Verkehrsmittel höchstens noch für Gesichter hat. In den 1930er-Jahren verfügte die Schülertransporte brauche. in unserem Kanton auch von anderen Initiativen ausging. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 ANSICHTEN Interview © Monika Flueckiger tonsregierung hat sich für eine Autobahn ausgesprochen, die das schweizerische mit dem französischen Netz verbinden würde. Und Sie unterstützen dieses Vorhaben? Ich bin Mitglied der Kantonsregierung. Es gibt immerhin eine Rechtfertigung, denn die Seebrücke würde die Umfahrungsautobahn um Genf entlasten. Aber es ist kein Projekt für die nahe Zukunft, eher für 2030. Man wird auch sehen müssen, wie sich die Mobilität entwickelt. Es kann ja sein, dass es einschneidende Veränderungen gibt. Um auf die S-Bahn zurückzukommen: Es fehlt vor allem die Bahnverbindung zwischen Genf und dem französischen Annemasse am südlichen Seeufer, für die seit 1912 ein Vertrag zwischen der Schweiz, Frankreich und ihren Staatsbahnen besteht. Sie soll nun unter dem Titel «Ceva» gebaut werden. Staatsrat und Ständerat Robert Cramer (55) gehört seit 1997 der Genfer Kantonsregierung an. Er war zunächst Vorsteher des Landwirtschafts- und Umweltdepartements. Seit 2005 leitet er das «Département du Territoire», zu dem die Mobilitätsplanung und der Umweltschutz gehören. Der grüne Politiker war massgeblich beteiligt am massiven Ausbau des Tramnetzes von Genf und am Projekt Ceva, das eine neue Bahnverbindung durch die Stadt und nach Annemasse herstellt. Im Oktober 2007 wurde er als erster Vertreter der Grünen in den Ständerat gewählt. Cramer ist von Beruf Anwalt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er tritt Ende Jahr aus der Kantonsregierung zurück. Diese Politik ist gründlich danebengegangen. Sie war unvernünftig. Es war die gleiche Politik, die mitten durch die Städte Autobahnen bauen wollte, durch Zürich, Bern und entlang der Rhone in Genf, wobei ganze Quartiere zerstört worden wären, darunter der mittelalterliche Stadtteil St-Gervais. So weit kam es zum Glück nicht. 1996 hat das Volk die Strassenbrücke über das Seebecken, den Pont de la Rade, abgelehnt. War das ein Wendepunkt? Nein. Das hat wenig geändert. Die damalige Regierung hat gleich nach der Abstimmung ein Programm zum Bau von grossen Strassenprojekten vorgestellt, nicht für den öffentlichen Verkehr. Auch heute gibt es ja noch Pläne für eine Brücke über den See: Die KanVCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 Das fehlende Teilstück erlaubt es, eine Reihe von Regionallinien in der Schweiz und in Frankreich, vor allem in Hochsavoyen, zu verknüpfen. Es geht also nicht nur um die Durchquerung von Genf, sondern um ein ganzes Einzugsgebiet in einem Umkreis von 40 bis 60 Kilometern. Ceva ist das zentrale Glied zur Schaffung einer richtigen S-Bahn, die die Leute dort abholt, wo sie wohnen. Heute fahren noch fast alle Grenzgänger aus Frankreich mit dem Auto nach Genf. Das Ceva-Projekt ist auch für die Entwicklung der Stadt bedeutend. In seinem Rahmen sollen mehrere Quartiere völlig neu gestaltet werden. Um alle fünf Genfer Ceva-Bahnhöfe werden grosse städtebauliche Projekte realisiert. An diesen Mobilitätszentren kommen Geschäftsund Bürohäuser zu stehen, aber auch kulturelle Anlagen. Beim Bahnhof Eaux-Vives wird das grösste Genfer Theater gebaut, in Chêne-Bourg werden vor allem Wohnsiedlungen entstehen. Auch für den französischen Bahnhof Annemasse besteht ein sehr ehrgeiziges Projekt. Ceva steckt allerdings in einer schwierigen Phase. Es gibt Einsprachen gegen die Baubewilligung; gegen den vom Grossen Rat bewilligten Zusatzkredit wurde das Referendum ergriffen. Wird Ceva wirklich realisiert? Ich verfolge das Projekt seit dem Jahr 2000, als es neu lanciert wurde. Seither haben wir einen weiten Weg zurückgelegt. Damals waren die Erfolgschancen gering. Doch jetzt scheint es klar, dass es verwirklicht wird. Eine erste Etappe beim Bahnhof Cornavin wurde ja schon aus- geführt. Die meisten Hindernisse sind beseitigt. Wir haben die Baubewilligung, die Finanzierung, an der sich auch der Bund beteiligt, ist geregelt. SBB und SNCF haben ein Unternehmen gegründet, das den Betrieb sicherstellen wird. Die Fahrpläne sind schon ausgearbeitet. Wenn alles gut geht, wird der Bau im ersten Trimester des nächsten Jahres starten. Aber die Volksabstimmung über den Zusatzkredit steht noch aus. Da bin ich zuversichtlich. Das Projekt ist in der Bevölkerung gut verankert, weil sie sich bewusst ist, dass es Alternativen zum Privatverkehr braucht. Ausserdem sind, wie erwähnt, viele städtebaulich wichtige Projekte mit Ceva verbunden. Auch die kulturellen Kreise und die Leute, die an der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt interessiert sind, unterstützen das Bahnprojekt. Ich finde es übrigens gut und normal, dass ein so wichtiges Vorhaben vors Volk kommt. Der Ausbau des Trams ist weiter fortgeschritten. Sie haben sich sehr dafür engagiert. Es wurde tatsächlich eine grosse Arbeit geleistet. Bis 2014 wird Genf wieder über 40 Tramkilometer verfügen. Gegenüber 2002 wird sich bis dann das Angebot des öffentlichen Verkehrs sukzessive verdoppeln. Die Fahrgastzahlen nehmen bisher im gleichen Umfang zu wie das Angebot, was aussergewöhnlich ist und unsere Erwartungen übertrifft. Das deutet auf einen grundlegenden Wandel der Gewohnheiten hin. Ich kenne viele Leute, Fürsprecher, Banker, die sich früher in grossen Wagen von einem Parking zum nächsten bewegten und die heute das Tram nehmen, dessen Komfort sie schätzen. Das tun aber nicht nur privilegierte Kreise, sondern auch Rentner und einfachere Leute. Das Tram ist bequemer als der Bus, man wird weniger durchgeschüttelt und fühlt sich sicher. Gleichzeitig gibt es immer mehr Velos. Damit steigt auch die Zahl der Leute, die an diesen Mobilitätsformen interessiert sind. Ist anzunehmen, dass damit auch die politische Unterstützung für den öffentlichen Verkehr und den Veloverkehr zunimmt, woraus sich eine Art positive Spirale ergeben könnte? Das hoffen wir. Heute ist noch nicht absehbar, ob es sich da um einen unumkehrbaren Trend handelt. Fest steht, dass neben dem bereits Realisierten viele neue Projekte lanciert sind, die den öffentlichen Verkehr noch weit 25 ANSICHTEN Interview attraktiver machen werden. Ich hoffe, dass diese Dynamik fortwirkt. Sie befürchten also keine Trendumkehr? Es ist immer schwierig, eine Sache neu aufzugleisen. Aber es ist ebenso schwierig, sie rückgängig zu machen, wenn sie einmal eingeführt ist. Es wäre dazu schon eine soziale Bewegung nötig, die das fordern würde, indem sie etwa sagt: Hören wir auf mit dieser Geldverschwendung. Aber eigentlich haben wir ja gar keine andere Wahl, wenn wir ein funktionierendes Verkehrssystem wollen. Ich finde es auch lächerlich, wenn der öffentliche Verkehr als politisch «links» und der Privatverkehr als «rechts» bezeichnet wird. Es gibt viele Wähler der rechten Parteien, die jeden Tag den Bus nehmen, ebenso wie es Linke gibt, die im Auto unterwegs sind. Sie vertreten innerhalb der Grünen Partei eine pragmatische Linie. Wie alle Westschweizer (lacht). Wie die Westschweizer, und vielleicht auch die Mitglieder einer Exekutive. Weil Sie damit eine grössere Wirkung erzielen als mit fundamentalistischen Positionen? Das ist eine alte Frage. Sie stellt sich für die Grünen immer, wenn sie in eine Regierung gewählt werden, sei es in einen Gemeinderat oder in eine Kantonsregierung. Es kommt darauf an, wie man die Rolle der Partei sieht. Sind wir nur eine Protest- und Oppositionspartei, oder sind wir bereit, Verantwortung zu übernehmen? Also nicht nur zu sagen, wie man es nicht tun soll, sondern zeigen, wie man es eben machen soll Für und es dann auch tun. Regierungsgeschäft ist mit einem Staffellauf vergleichbar. Der Stab muss bei der Person sein, die am schnellsten rennt. Man soll ihn also übergeben, bevor man langsamer wird. mich besteht das Ziel nicht darin anzuklagen, sondern die Dinge Sie haben sich persönlich für die zweite Strategie entschieden. selber in die Hand zu nehmen. Für mich besteht das Ziel nicht darin anzuklagen, sondern die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Das setzt natürlich einen gewissen Pragmatismus voraus. Man kann nicht einfach die Brennstoffe verbieten, sondern muss sich für besser isolierte Bauten einsetzen. Das ist vielleicht weniger ehrenvoll, weil man die Probleme der Welt nicht in zwei, drei Sätzen löst, aber es ist nötig und komplementär. Das System lässt sich nicht wie eine Omelette drehen. Aber der Pragmatismus macht nur Sinn, wenn er in eine globale Reflexion eingebettet ist. Man muss wissen, in welche Richtung man gehen soll. Sie treten Ende Jahr aus der Kantonsregierung zurück. Sind zwölf Jahre genug? Die Arbeit als Staatsrat ist sehr anspruchsvoll. Man arbeitet fast sieben Tage pro Woche, steht früh auf, trifft wichtige Entscheidungen. Das Und ich denke auch, dass man sich selber nicht wirklich ändert. Man behält seine Überzeugungen, die an eine bestimmte Zeit gebunden sind. Man sollte also zu gegebener Zeit den Platz für jüngere Leute frei machen, die neue Ideen und einen neuen Geist einbringen. Kein Bedauern also? Nein. Ich bin im Wesentlichen zufrieden mit der Arbeit, die ich leisten konnte. Aber Bedauern liegt sowieso nicht in meiner Natur. Es war wunderbar, dieser Regierung anzugehören und über die Mittel zu verfügen, die es erlaubten, die grossen Projekte zu entwickeln und zu verwirklichen. Und ich bleibe ja im Ständerat in Bern, für den ich nun mehr Zeit haben werde und wo ich vielleicht auch etwas freier meine Meinung sagen kann. Interview: Peter Krebs ANSICHTEN Porträt Beat Baumgartner Mein Velo zeigt, was ich denke leider sind mir egal. Doch beim Velo bin ich ein Ästhet. Da muss jede Schraube stimmen, jedes Detail cool aussehen. Denn mein Velo zeigt, was ich denke. Ich bin gelernter Elektromonteur und absolviere die Berufsmaturitätsschule. Nebenbei baue ich Velos. Kürzlich habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Gino Gehbauer den Laden «Bedovelo» eröffnet. In der Garage meines Elternhauses in Wohlen bei Bern bauen wir Velos auf Bestellung: Starrgangvelos mit nur einem Gang und keinem Freilauf, so genannte ‚Fixies’. Der Trend kommt aus Japan. Überhaupt – alles Lustige für Velos kommt aus Japan. Naben, Ritzel, Pedalkörbchen, Schrauben und Einerbremsen in den schrillsten Farben. Solche Teilchen machen die ‚Fixies’ zu etwas Besonderem. Und erst das Fahren! Eine halbe Stunde ‚Fixie’ ist wie eine ganze Stunde Mountainbike. Den Berg hinauf mit nur einem Gang braucht ganz schön viel Kraft. Auch das Bremsen ist reine Muskelarbeit. Man tritt rückwärts in die Pedale, was den Schwung der Kurbel und somit die Geschwindigkeit abbremst. Es gibt Leute, die mit den ‚Fixies’ Rennen fahren oder Velopolo spielen. Und auch Velokuriere schätzen sie. Denn mit nur «K einem Gang sind sie kaum anfällig für Defekte. Ich war schon immer ein Velofan. Als ich elf war, kaufte ich meinem Cousin ein Mountainbike ab. Gino und mein Bruder Simon halfen mir, es auseinanderzunehmen. Wir wollten genau wissen, wie was funktioniert. Unsere Nachbarn sahen schnell, Beat Baumgartner baut Velos mit nur einem Gang und führt einen Online-Shop für spezielle Einzelteile. dass wir was drauf hatten. Also Rücklicht. Im Velogeschäft sagte klopften sie immer wieder an. man mir: ‚Sorry, haben wir nicht.’ Könnt ihr mir den Schlauch wech- Und auch beim Importeur hiess seln? Die Acht zentrieren? Oder es: ‚Leider nicht im Programm.’ sie baten uns einfach, ihr Velo zu Also suchte ich im Internet. Bei putzen. Irgendwann hatte einer meinen Recherchen stiess ich auf von uns die Idee, unten am Rad- Brian Fu, einen Velokenner in weg ein Schild zu montieren: Hongkong. Er ist ein Freak. Fast «Boumi’s und Gino’s Velospital». Tag und Nacht online. Wenn Ein Angebot für Radfahrer, die ich eine Frage habe, weiss er Rat. eine Panne hatten. Leider kam nur Und er war es auch, der mich auf etwa alle drei Wochen jemand. Aber das störte Leider kam nur etwa alle uns nicht, wir hatten genügend andere Ideen. drei Wochen jemand. Einmal entdeckten wir im Internet ein selbstAber das störte uns nicht. gebautes Velo. Das sah krass aus! Wir begannen sofort zu planen die japanischen Firmen mit den und gingen ins Metallbau- speziellen Teilchen verwies. atelier von Ginos Vater. Ich dachte: Bestimmt gibt es Das Ergebnis war ein in der Schweiz noch andere, die ‚Lowrider’, ein Velo Spass am Aussergewöhnlichen mit tiefem Sattel, haben. Heute kannst du überall zwei Metern Velos kaufen, sogar in der Landi. Länge und ei- Da braucht es einen Gegenpol. Ich nem extrem beschloss, einen Online-Shop für spezielle Einzelteile zu eröffnen. Als ich letzten Herbst die erste Bestellung nach Japan startete, breiten war ich total aufgeregt. Zehn Tage Lenker. Ein später traf das Paket ein. Nachbar, der im Kulturbüro Bern Der Online-Shop läuft gut. Vor arbeitet, bot uns an, es dort auszu- allem bei den Zürchern, den stellen. Bald darauf war ein Pas- Welschen und den Deutschen ist sant so begeistert, dass er bei uns er beliebt. Bei den Bernern weniein Velo bestellte. ger. Die kommen lieber gleich selSo kam es, dass wir ständig am ber vorbei.» Tüfteln und Bauen waren. Irgend- Info: www.bedovelo.ch Aufgezeichnet von Regula Tanner wann brauchte ich ein spezielles Beat Baumgartner ist 20-jährig und Elektromonteur. Er wohnt bei seinen Eltern in einer alten Mühle in Wohlen BE. © Manuel Abella VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 27 ANSICHTEN Leserbriefe Sondernummer Reisen Toll, das war ein Hochgenuss, das aktuelle Magazin. Top. Bitte weiter so fröhlich, bunt, kreativ, natur- und menschenfreundlich und hautnah fühlbar. Es macht mächtig Lust, eure Tipps zu entdecken. Nicolas Bullet Gratuliere zur Sondernummer Reisen und Freiheit. Ohne «Moralin» weisen Sie auf die zwei Seiten der Reisefreiheit hin. Merci. © Peter Mosimann Peter Bachmann, Basel VCS-Magazin 4/09 Ansichten Danke Frau Teuscher für Ihren ausgezeichneten Artikel betreffend Schulweg unserer Kinder. Ich kann allen Schulleiterinnen und Schulleitern nur empfehlen, ihren Text zu kopieren und ihn allen Schülerinnen und Schülern zu Handen ihrer Mütter und/oder Väter nach Hause mitzugeben. In der Hoffnung, dass es etwas nützt! Gieri Battaglia, St. Margrethen VCS-Magazin 4/09 Dossier Schule Mobilitätsunterricht in der Schule hat Zukunft. Die Schülerinnen und Schüler sind die mobilen Erwachsenen von morgen. Die Stadt Zürich will Mobilität mit all ihren Facetten im Unterricht erlebnisorientiert und positiv vermitteln. Mit «Mobilität erleben» bietet das Tiefbauamt in drei Modulen vielseitige Angebote. Sie sind für die Schulen der Stadt Zürich kostenlos und werden vom Tiefbauamt organisiert. «Mobilität erleben» ist im Rahmen des Dossiers Mobilität in Zusammenarbeit mit dem Schulamt entstanden. Es zeigt wie Mobilität im Unterricht auf den verschiedenen Stufen vermittelt werden kann. Weitere Informationen unter www.stadt-zuerich.ch/mobilitaet-erleben und www.stadt-zuerich.ch/dossier-mobilitaet. Ruth Furrer, Tiefbauamt Stadt Zürich, Mobiliät + Planung VCS-Magazin 4/09 Das Ende der Velovignette? Es gibt zum Glück doch noch Bestrebungen mit der Weitsicht meiner Velolampe, wie ich im Beitrag über das Ende der Velovignette lese. 28 Den Vorschlag von George Ganz, Stiftungspräsident von Schweizmobil, die Vignette auf 20 oder 30 Franken zu verteuern, um Velowege mitzufinanzieren, die mich vor den Autos schützen, unterstütze ich mit einer weiteren Idee: Die Erhebung einer Abgabe auf Schuhsohlen (vielleicht auch auf Socken) zur Mitfinanzierung der gelben Farbe für Lukas Hägl, Zürich Fussgängerstreifen. NEAT – Keine Rosen ohne Dornen Ungeschmälert bleibt das Lob für das grandiose neue Bauwerk, Respekt und Bewunderung für die Bauleute, die das Werk planten und bauten. Aber wer realisiert, dass für den Betrieb dereinst mehr Strom verbraucht wird als für die heutige Bergstrecke? Längst liegen genaue Zahlen vor. Eine Fahrt von Basel nach Lugano dauert heute 180 Minuten und verbraucht 6600 Kilowattstunden pro Personenzug. Die im Bau befindliche Flachbahn mit den neuen Tunnels Zimmerberg, Gotthard-Basis und Ceneri-Basis verkürzt die Reisezeit um mehr als eine Stunde auf 98 Minuten, steigert aber den Energieverbrauch um fast 50 Prozent auf 9800 kWh, obwohl die heute 216 km lange Strecke 40 km kürzer sein wird und nur wenig Höhendifferenz aufweist. Verantwortlich dafür ist der hohe Luftwiderstand bei der geplanten Geschwindigkeit von 180 bis 200 km/Std. Die 3200 kWh, die ein Eisenbahnzug auf der neuen Trasse zusätzlich verbraucht, entsprechen dem Stromverbrauch von 20 000 Glühlampen zu 100 Watt während dieser Reisezeit von 98 Minuten. Heute passieren 70 Personen- und 100 Güterzüge den Gotthard, in Zukunft sollen es mehr sein. Wir können den Energieverbrauch nur auf gleicher Höhe halten, wenn wir die Züge in den Tunnels langsamer fahren lassen. Der Bund hat den Verkauf von Glühlampen verboten weil sie viel Strom verbrauchen. Hinten sparen wir und vorne geben wir aus. Daran sollen wir denken, wenn wir uns über das neue Weltwunder Hans Lerchmüller, Winterthur freuen. Das Leserbild Hoffentlich gibts keine Wanderzusammenstösse, schreibt Leser Franz Hermann aus Hofstetten ZH zu dieser originellen Beschilderung in Dickbuch, Gemeinde Hofstetten. © Franz Hermann VCS-Magazin 3/09 Wie alt dürfen Reifen sein? Frage: Wie alt dürfen Autoreifen beim Kauf sein (Restpostenverkauf)? Und soll man Reifen aus Altersgründen wechseln, obwohl das Profil noch ausreicht? Antwort des VCS: Reifen sollten beim Kauf höchstens 1 bis 2 Jahre alt sein, dann entsprechen sie noch der neusten Reifentechnologie. Reifen sind unabhängig vom Gebrauch der Alterung unterworfen, wobei sich ihre Leistungen verschlechtern. Pneus, die zehn Jahre und älter sind, sollten aus Sicherheitsgründen nicht mehr verwendet werden, auch wenn sie noch genügend Profil aufweisen. Das Herstellungsdatum ist auf dem Reifen deklariert (DOT-Nummer). VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 REISEN Wandern © Peter Krebs Stationen einer schönen Wanderung: Die Kirche von Silenen steht am Anfang, das Seewli eignet sich für den Mittagshalt. Eines schönen Sonntags Wer die Stadt satt hat, sollte wieder mal in die Berge. Zwischen Silenen und Unterschächen wandert man für ein paar Stunden durchs Paradies. infach losziehen. An einem schönen Sonntag. Oder an einem blauen Montag. Fort aus dem Feinstaub, hinauf zu den Disteln, den Bergdohlen und Wasserfällen. In Silenen im Urner Reusstal gibt es ein Luftseilbähnchen, das gibt es gar nicht. Es ist eine offene Seifenkiste aus Holzlatten gezimmert, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun. Wir sollen auf die Taste vier drücken, steht neben dem Telefon in der Station. Es meldet sich eine Männerstimme. Stiget Sy nur y. Jetzt sitzen wir in der Seifenkiste mit dem Rücken zum Berg und blicken ins Tal, schauen zu, wie der von der goldenen Augustsonne beleuchtete Kirchturm von Silenen sich entfernt, wie die Reuss und der Stau auf der Gotthardautobahn schmaler werden. Die Bahn, eine Vierplätzerin, ist eher etwas für starke Nerven. Angsthasen lesen unterwegs besser ein Buch. Irgendwann haben wir wieder festen Boden unter den Füssen, sind froh, auf den Chilcherbergen zu stehen. Wir entrich- E VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 ten dem Fährmann, einem Bergbauern, den Obolus und ziehen unseres Weges. Der steigt durch den steilen Räteliwald hoch, überwindet gekonnt Felsbänder und erreicht abschüssige Matten. Zwei kunstvoll aufgeschichtete Heustöcke zeugen von der harten Arbeit der Wildheuer. Am Wegrand hat es eine Quelle. Unter ihrem glitzernden Wasserstrahl steht ein Boccalino, aus dem dürfen alle durstigen Wanderer trinken und die Heuer auch. Wir kommen um ein Eck, nun ist der Blick frei in das Hochtal hinein, dem der Öfibach enflieht. Die Flanken sind von einem kräftigen Grün, darüber ragen die Kalkberge in den blauen Himmel wie Wehrtürme. Ganz hinten bildet eine steile Pyramide den Abschluss des malerischsten Prospekts, den man sich denken kann: das Schwarz Stöckli. Es ist ein nur 2568 Meter hohes Stöckli, kein Stock, aber trotzdem ein schöner Gipfel, auf den wir nun zugehen, vorbei an einem breiten Wasser- fall, der schäumend und kühlend über seine selbst geschaffene Sitterschanze sprudelt, um sich unten in einen bescheidenen Bach zu remetamorphosieren. Am Fuss des Schwarz Stöckli ruht in einer Senke grün, blau, türkis das Seewli. Fischer werfen ihre Köder aus. Eine Rinderhorde mit schellenden Glocken stapft auf der anderen Seite in Einerkolonne dem Ufer entlang, als sei sie auf einer Schulreise. Die Nutztiere haben sich einen schönen Ort ausgesucht, um den Sommer zu verbringen. Hier ist die Welt noch heil, obschon das vielleicht gar nicht zutrifft. Uns kommt sie an diesem prächtigen Sonntag jedenfalls vor wie ein Zipfel Paradies. Es dehnt sich auch jenseits des Seewligrats aus, auf dem die Wanderung den höchsten Punkt erreicht (2245 m). Wir steigen im Angesicht des Hoch Fulen hinunter zu den Mälchbödenlenen, rechts tritt die enorme Nordwand des Gross Ruchen in Erscheinung, die das Brunnital im Süden ab- schliesst. Dieses leitet uns nun entlang des fröhlich schäumenden Hinter Schächenbachs abwärts. Felsen auf beiden Seiten, hoch oben entdecken wir die ewigvergänglichen, weissen Säulen zweier Wasserfälle, am Bach Badestellen. Das Paradies endet, wo wir auf die geteerte Strasse kommen. Es ist physisch und psychisch eine harte Landung. Die letzten anderthalb Kilometer vor Unterschächen sind kein Schleck. Als Wanderer zieht man in der Autowelt immer den Kürzeren. Wir staunen aber darüber, dass solche Strassen als Bergwege markiert sind, und möchten zurück ins Paradies. Aber das Postauto ruft. Bevor es eintrifft, reicht es zum Glück und zum Trost gerade noch für ein Bier im Alpina. Peter Krebs Charakter: Technisch einfache Wanderung mit steilen Passagen; auch für Kinder; 5–6 Stunden Wanderzeit; begehbar von ca. Mitte Juni bis Oktober. Route und weitere Infos: www.verkehrsclub.ch/touren 29 © Peter Krebs Pässefahrt, aber mit dem Velo. In seinem Buch «Querpass*» durchquert Dres Balmer die Schweiz von Ost nach West, über 19 Pässe. Die Etappe vom Thunersee an die Saane bietet drei Pässe, und sonst noch einiges. Nur ein Wort: Abländschen! 30 REISEN Velo chon auf der Überfahrt von deln, hat uns das 21. Jahrhundert Gunten sehen wir vom Schiff wieder. Der nervöse Durchgangsaus das stolze Schloss Spiez über verkehr quetscht sich durch die der Bucht thronen. Mit dem Bau Gassen, bergauf geht es von Kreider grosszügigen Anlage samt sel zu Kreisel, auf der Route 9 von vorgelagerter Kirche wurde vor Veloland Schweiz in Richtung tausend Jahren begonnen. Hier Simmental. An dessen Eingang, in kommen alle auf die Rechnung. Wimmis, steht schon das nächste Die Musikalischen hören in der Schloss, prächtig und mächtig Kirche ein barockes Konzert, und prangt es weiss mit riesigem Berwenn gerade keines stattfindet, nerwappen über dem Dorf, eine spitzen sie sonst die Ohren und architektonische Imponiergeste vernehmen das leise Rauschen der zuerst der Herren von WeissenZeit. Die Bewegungssüchtigen, burg, dann der Gnädigen Herren welche glauben, sie hätten ihre von Bern. Beinchen beim Radeln noch zu Zum Glück können wir die wenig bewegt, gehen durch die weitläufigen Fluchten und Waf- stark befahrene Kantonsstrasse fensäle des Schlosses und steigen bald verlassen und den roten über Hunderte von Treppenstufen Wegweisern folgen, die uns enthinauf in den Wachturm. Die lang der Bahnlinie durch den Kunstsinnigen werden sich die Wald bis Oey führen. Wenn man Ausstellung in der Schlossgalerie sich umblickt, sieht vieles hier so anschauen, während die GeschichtsinteresStatt über die Sintflut zu sierten im Schlosspark Adrian von Bubenjammern, blicken die Menschen bergs (etwa 1434–1479) von Oey in die Zukunft. Denkmal entdecken und so auf erstaunliche Zusammenhänge stossen. neu aus. Neue Häuser, ein neuer Adrians Vater, Heinrich, war nicht Strassenbelag, neue Bahngleise, nur Schultheiss von Bern, sondern neue Brücken über den Chirel. auch Freiherr von Spiez, und dar- Chirel, so heisst der Dorfbach. Ein um hat man dem berühmteren netter Name. Gar nicht nett ist der Sohn auch hier ein Denkmal hin- Chirel aber am 22. August 2005 und in den folgenden Tagen. Nach gestellt. starken Regenfällen schwillt er In seinen 45 Lebensjahren mächtig an, reisst Bäume und Gemacht Adrian eine rasante Karrie- röll mit sich und verstopft so das re. Mit bloss 17 Jahren ist er schon eigene Bachbett. Seine Wasserim Berner Grossen Rat, und er massen wachsen immer noch, spielt beim Sieg in der Schlacht doch das Bachbett ist zugeschütvon Murten 1476 eine entschei- tet, die Flut tritt über die Ufer, dende Rolle. In ganz Europa ist er sucht sich, talauswärts tobend, in diplomatischen Missionen un- neue Wege. Den weiter oben lieterwegs. Weniger bekannt ist, dass genden Weiler Horboden hat sie er Mitglied der Delegation ist, die schon überschwemmt, jetzt setzt 1469 nach Flüeli-Ranft geschickt sie den Talgrund Richtung Oey wird, um herauszufinden, ob es unter Wasser. Die Bewohnerinnen bei Niklaus von Flües jahrelangem und Bewohner werden evakuiert. Fasten mit rechten Dingen zu- Der wild gewordene Chirel wütet und hergeht. jetzt in schäumenden Wellen Der Spiezer Schlossbezirk ist durch die Dorfstrasse, unterspült ein spannender Ausflug in eine die Bahngleise der Simmentalstreandere Zeit, und nachher ist es wie cke. Baggermaschinisten sind Tag das Erwachen aus einem Traum. und Nacht im Einsatz, um das Als wir ins Städtchen hinauf ra- Bachbett freizuschaufeln, die Ar- S Der wenig bekannte Gestelenpass ist schön schmal und für Radfahrende auch deshalb geeignet, weil die Motorisierten einen Obolus entrichten müssen, was den Verkehr beschränkt. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 31 © Dres Balmer Seebergsee einen ganz besonderen Ort. Pier Hänni, der Experte auf diesem Gebiet, befasst sich in seinem Buch «Magisches Berner Oberland» mit dem Seebergsee, dem er attestiert, er öffne «Verbindungen zu unseren tiefen, oft blockierten Gefühlen und Erlebnissen ebenso wie zu Verstorbenen, die uns nahe waren». © Dres Balmer Dieses alte Haus in Zwischenflüh im Diemtigtal dient vielen Zwecken (oben). Am Jaunpass gibt es ungewohnte Wartezeiten (unten). mee hilft mit bei der SisyphusArbeit, die erst nach vier langen Tagen und bangen Nächten Erfolg zeigt. Endlich lässt der Regen nach, sinkt der Wasserpegel, wird das Ausmass der Schäden sichtbar. 70 Häuser sind überschwemmt, manche von ihnen unrettbar verloren. In den Hochwasserinformationen auf dem Internet schreibt Heinz Grünig am 26. August 2005: «All die Menschen hier waren aktiv, schaufelten, pickelten und wischten unverdrossen die schmutzigbraune Masse vor Hauseingängen, Treppenstufen weg und aus Einkaufsräumen und Gaststuben heraus. Fast war es einem peinlich, hier mit Kamera und Objektiven herumzulaufen. Doch die Menschen nahmen kaum Notiz von uns, waren in ih32 re Tätigkeiten vertieft. Mancher und manche, welche seit Tagen evakuiert und zur Untätigkeit verdammt gewesen war, mochte es gar als Erleichterung empfinden, endlich aktiv sein zu können.» Statt über die Sintflut zu jammern, blicken die Menschen von Oey in die Zukunft. Das Wasser hat im Dorf manchen Keller samt Heizungsanlage zerstört. Statt diese Heizungen einfach zu ersetzen, beschliessen die Einwohnerinnen und Einwohner, für 40 Gebäude eine zentrale Heizanlage zu bauen, die mit einheimischen Holzschnitzeln betrieben wird. Weitere Häuser sollen an das System angeschlossen werden. Manchmal sind Velokarten wie Kochbücher: Wenn man sie zu studieren beginnt, läuft einem das Es geht wieder abwärts und zurück zur Abzweigung, dann drei Kilometer auf die Passhöhe hinauf. Oben heisst es Meienbergalp. Eingebürgert hat sich aber der Name Gestelenpass. Es ist ein feierlicher Augenblick: Wir sind am höchsten Punkt auf unserer Reise vom Boden- an den Genfersee, wir stehen auf dem Dach der Tour. Leider gibt es hier keine Kneipe, um darauf anzustossen. Gestelenpass also heisst der Übergang bei den Radlern. Doch Meienbergpass wäre auch ein schöner Name, etwa zum Andenken an Niklaus Meienberg (1940–1993). Für radelnde Schriftstellerkollegen empfand er eine aus Unverständnis und Mitleid gemischte Sympathie. Er selber fuhr lieber Motorrad. Man stelle sich vor, Meienberg würde in Zwischenflüh schön brav die Maut für Motorfahrzeuge entrichten und dann mit seinem Töff über den Meienbergpass heizen. In rasanter Fahrt geht es auch ohne Motor hi- Wasser im Mund zusammen. So ergeht es uns, als wir auf unserem Weg zum Genfersee eine weiter südlich verlaufende Alternative zum stark befahrenen Niedersimmental entdecken. Wir folgen einfach dem Diemtigtal bis hinauf nach Zwischenflüh. Bei der schönen Post geht es rechts steil hinauf in eine immer zauberhaftere Landschaft. Die Strasse schlängelt sich durch Weiden in die Höhe, zwischen Ahornen und Tannen durch. Rechts am Horizont erheben sich wie Rouladen geformte Felsen. Es herrscht absolute Stille. Nur unser schwerer Atem ist zu hören. Wir kommen zu einer Abzweigung, Wir stehen auf dem Dach der wo ein Wegweiser zum Seebergsee zeigt. Tour. Leider gibt es hier keine Steil führt die Strasse Kneipe, um darauf anzustossen. nach oben. In Seeberg steht eine Alphütte mit einer kleinen Wirtschaft. Jetzt nunter nach Grubenwald und ein ist die Strasse nicht mehr asphal- Stück durch das Simmental hinaus. tiert. Wir spazieren weiter, eine In Reidenbach beginnt der AufViertelstunde, bis zu einer höher stieg zum Jaunpass. Am Strassengelegenen Kante in der Land- rand, vor einem Heuschober, steht schaft. Als wir sie überschritten ein deutsches Pärchen, Wanderer haben, erblicken wir den Seeberg- mit Rucksäcken und Stöcken. Beisee, ein stilles Juwel, eingebettet de machen betrübte Gesichter. zwischen einer jähen Felswand, Wir fragen sie, warum sie so trausatten Kuhweiden und einem lich- rig sind. Sie haben soeben das ten Tannenhain. Menschen, wel- Postauto verpasst, und ohne Postche die Gnade der feinstofflichen auto wird es zeitlich knapp mit Wahrnehmung haben, sehen im der geplanten langen TageswandeVCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 REISEN Velo rung. «Machen Sie doch einfach Autostop», ermutigen wir sie. Sie: «Autostop?! Das haben wir noch nie im Leben gemacht». Wir stellen die etwas verwegene Behauptung auf, der erste Fahrer, der daherkomme, werde sie mitnehmen. Sie starren uns ungläubig an. Da fasst sich der Herr Wanderer ein Herz und stellt den Daumen. Der erste Fahrer, ein Bauer in einem Subaru voller Heugabeln, hält an und lässt sie einsteigen. Schon sitzen sie zwischen den Heugabeln und winken fröhlich aus dem Fenster des abfahrenden Autos. Zu Hause in Hamburg werden sie schwärmen, was die Schweizer Bergler für unkomplizierte, spontane, hilfsbereite Leute sind. Nicht immer ist das Leben so einfach. Den Jaunpass darf man nicht unterschätzen, zumal dann, wenn man schon den Gestelenpass in den Waden hat. An heissen Sommertagen hat der Jaun eine Besonderheit. Wenn man die langen Serpentinen hinauf radelt, immer Linkskurve, Rechtskurve und wieder Linkskurve, hat man einmal den Wind gegen sich, dann mit sich. Der Gegenwind ist angenehm, er trocknet den Schweiss von der Haut. Doch wenn man mit dem Wind radelt, glaubt man, es sei windstill. Kaum hat man die Kurve genommen, bricht der Schweiss aus allen Poren, wie ein bleierner Mantel legt sich die schwüle Hitze um einen. An keinem anderen Pass erlebt man das so extrem wie am Jaun. Jemand in der Gruppe, der das Gelbe Trikot trägt, witzelt, mit dem Maillot Jaune gehe es am Jaun leichter. Unter den mittleren Pässen der Schweiz gehört der Jaunpass in Sachen Landschaft und Strassenanlage zu den schönsten. Auf der Passhöhe sollte man unbedingt einen Abstecher machen auf das südlich der Strasse gelegene Hochplateau, wo heilige Kühe weiden. Bei der Abfahrt auf der Westrampe kann man – in behutsamer Fahrt – ein Stück der alten, in den Fels gehauenen Strasse geniessen, mit atemraubendem Blick auf die Felsstöcke der Gastlosen. Seinen Namen trägt der Jaunpass erst seit 1878, als die Armee den wichtigen Säumerweg zur modernen Transitstrasse ausbaute. Vorher hiess er Bruchbergpass, französisch Col de Bruche oder Col de Bellegarde. Für die Berner war der Übergang wichtig als Verbindung zu ihrem Territorium jenseits der natürlichen Grenze, zu den Dörfern Jaun und Abländschen, die vom Sim- © Dres Balmer Glocken, Melkmaschinen, Milchgefässe und Solarzellen: auf dem Jaunpass bilden traditionelle und moderne Alpwirtschaft keinen Widerspruch. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 33 REISEN © Dres Balmer Velo mental und Saanenland her besiedelt wurden. Jaun, französisch Bellegarde, ist freiburgisch und deutschsprachig, bloss ein paar Kilometer weiter, Im Fang, französisch La Villette, ist die Sprachgrenze. In Jaun führt die Route nach scharfer Linkskurve zurück in den Kanton Bern und hinauf ins winzige Dorf Abländschen. Wenn Namen Poesie haben, dann dieser ganz sicher: Abländschen. Im Wort schwingen Abschüssigkeit und Abgelegenheit mit. Beides stimmt hier. Um hinauf zu schauen zu den Gastlosen, muss man den Kopf weit ins Genick legen, fast senkrecht leuchten sie über einem. Und abgelegen ist Abländschen gleich zweifach. Es gehört zur Gemeinde Saanen auf der anderen Seite des Mittelbergpasses, und es ist ein Anhängsel des Kantons Bern jenseits des Jaunpasses. Wohl, um ihren Machtanspruch zu unterstreichen, haben die Berner hier eine stattliche Kirche mit behäbigem Pfarrhaus hingestellt. Dem Besucher kommt Abländschen vor wie ein Märchen. Langsam wiederholen wir den Dorfnamen, jemand bildet daraus sogar ein Verb: Ich abländsche, du abländschest... Das neu erfundene Verb könnte etwa «sich in einem kleinen Bergdorf entspannen» bedeuten. Doch für die Einheimischen ist das Leben hier kein Honigschlecken. Von der Schönheit ihrer Landschaft können sie nicht leben. 1856 hatte Abländschen 135 Einwohner, heute sind es halb so viele, in die Dorfschule gehen noch acht Kinder, und 2001 wurde das Postbüro geschlossen. Bitter klingt der Jahresbericht des Dorfvereins. Dort wird beklagt, dass man wegen Personalmangels nicht einmal mehr den Skilift betreiben könne. Für die Ansprache zum 1. August finde sich kein Redner, so dass der Präsident des Dorvereins selber einspringen müsse. Der Chronist kommt zu diesem traurigen Schluss: «Leider zerfällt nach und nach in AbländVCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 Idyllische Szene mit Kapelle, Schindeldach und einer Sitzbank unter dem Schatten eines Laubbaums in Abländschen. schen jeder Durchhaltewille.» Trotz grandioser Landschaftskulisse also offenbar ein trauriges Bergdorf. Gibt es nun also nach den «Traurigen Tropen» auch die «Traurigen Alpen»? Abländschen ist ein poetisches Wort. Gastlosen ist es ebenso. Hier wäre die kurze Geschichte eines langen Irrtums zu berichten: Walther Kauers Roman «Gastlosen» hat mit den Bergen dieses Namens rein gar nichts zu tun, sondern ist das Buch über das Vreneli ab em Guggisberg mit dem berühmten und traurigen Lied. Kauer war wohl vom Klang und von der hintergründigen Bedeutung der Gastlosen so fasziniert, dass er sich die Freiheit nahm, sie ans Guggershörnli zu verpflanzen. Ironie des Schicksals: Walther Kauer (1935–1987) war, wie Niklaus Meienberg, Motorradfahrer, und in einem Motorradunfall ist er zu Tode gekommen. Vom Dorf Abländschen führt die Strasse waagrecht in den Talgrund zum Bach, der Jäunli heisst. Ein Bub vom Dorf fährt auf seinem Mountainbike ein Stück mit uns, bei der Brücke verabschiedet er sich und kehrt zurück in sein Dorf. Wir nehmen die Steigung zum Mittelbergpass in Angriff. Sie ist nahrhaft und vier Kilometer kurz. Die Strasse führt durch abgegraste Weiden bergwärts. Die heiligen Kühe hier, natürlich Sim- mentaler, sind unglaublich sauber. Auf der Passhöhe treffen wir seit dem Dorf Jaun die ersten Radler. Der Mittelbergpass scheint noch nicht sehr bekannt zu sein. Die Asphaltstrasse hinunter nach Saanen ist sehr gut. Der mondäne Tourismusrummel dort lässt Abländschen zur fernen Erinnerung verblassen. Wir sind in einer anderen Welt. Am Abend kehrt die ferne Erinnerung zurück. Wir träumen vom Vreneli. Im Traum wohnt es in Abländschen. Dres Balmer *Aus: Dres Balmer, Querpass, Mit dem Velo vom Bodensee zum Genfersee, Werd Verlag Zürich 2009, www.werdverlag.ch Nützliche Informationen Route: Die genaue Route und die Zahlen und Fakten dazu, sowie weitere hilfreiche Angaben finden Sie unter www.verkehrsclub.ch/touren (Rubrik Velo). Öffentlicher Verkehr: Velotransport auf der Eisenbahnstrecke von Spiez bis Oey-Diemtigen oder Boltigen (nicht in allen Zügen). Hotels und Restaurants: Seeberg: Einfache regionale Verpflegung gibt es in der urchigen Alphütte Seeberg unterhalb des Seebergsees. Abländschen BE: Berghotel Weisses Kreuz, Telefon 026 929 85 50; auch Touristenlager. Weitere Informationen: www.thunersee.ch www.diemtigtal-tourismus.ch www.simmental.ch www.saanen.ch 35 SERVICE © Sim p el Gut unterwegs Herbstferien in der Toskana VCS-BONUS Wer mit diesem Velo nicht oft an die frische Luft kommt, ist selber schuld! Denn mit dem Modell «frischluft II» von Simpel werden Vielfahrerinnen und Vielfahrer glücklich, die hohe Ansprüche an Komfort, Sicherheit und Zuverlässigkeit stellen. Das Citybike mit exklusiver Ausrüstung ist kompromisslos alltagstauglich und langlebig und ideal für Pendlerinnen und Alltagsfahrer, die den erweiterten Schaltbereich und die Bequemlichkeit einer gefederten Sattelstütze schätzen. Ideal für Kinderanhänger, kleinere Transporte und Einkäufe sowie Ausfahrten in der Stadt und auf dem Land. Aluminium-Komfortrahmen und -Gabel. Wartungsarme PremiumShimano-Nabentechnologie bei Schaltung, Bremsen und Dynamo, 16-Gang-Hybridschaltung. Sehr helle und gut sichtbare LED-Lichtanlage mit Automatik und Standlicht. Vollständige City-Ausrüstung. Das Damenmodell (oben) verfügt über einen extratiefen Einstieg. © Si m pe l Das Plus für VCS-Mitglieder: Sie erhalten das Modell «frischluft II» (Damen- oder Herrenvelo) mit Fr. 140.– Rabatt auf den Listenpreis von Fr. 1395.– und bezahlen nur Fr. 1255.–. Details unter www.vcs-bonus.ch oder telefonisch bei der SimpelHotline 0848 55 44 55 (Lokaltarif). VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 © Project Photos Frischluft für eine sichere Velofahrt Tanken Sie vor dem Winter noch einmal auf – «via verde reisen» hat die Spezialangebote! Zum Beispiel Toskana: Das Hotel Il Bambolo*** in Donoratico, eine ehemalige Poststation, ist optimal gelegen für Velotouren. Florenz, Pisa und Siena eignen sich für einen Tagesausflug. Das als sehr sauberes Gewässer mit der «bandiera blu» ausgezeichnete Meer ist nur zwei Kilometer entfernt. VCS-Mitglieder zahlen für sieben Übernachtungen im Doppelzimmer inkl. Bahnreise nur Fr. 787.– statt Fr. 865.–. Herbst-Hit vom 12.9. bis 31.10.2009: Mietvelo, Sauna, Velokarte mit Höhenangaben, Besuch in der Ölmühle (Frantoio) mit Öl-Degustation, Präsentation der verschiedenen Phasen des Ölpressens sowie Gratisunterkunft für Kinder bis 12 Jahre mit zwei Erwachsenen! Infos: www.via-verde-reisen.ch, Tel. 0848 823 823 Mehr dazu: Seite 49, Bestellkarte auf der Umschlagklappe Drei Monate Gratisprämie Für die kühlen Tage Wer jetzt beim VCS eine Pannenhilfe, einen Schutzbrief oder eine Rechtsschutzversicherung (Privatund Verkehrs-Rechtsschutz) abschliesst, profitiert von drei Monaten Gratisprämie: Beim Abschluss ab 1. Oktober 2009 laufen diese drei Versicherungen bis Ende 2010 zum Preis einer Jahresprämie. Wie der Alltag eines Pannenhelfers aussieht, und was alles dahintersteckt, bis das Pannenfahrzeug beim kaputten Auto angelangt ist, zeigt unser Porträt auf Seite 46. Die kühlen Tage stehen bevor; da braucht man etwas behaglich Warmes zum Anziehen. Die Icebreaker-Sportpullis mit Hals-Reissverschluss bestehen aus 100 Prozent Merinowolle. Diese wirkt wie eine Klimaanlage: Sie wärmt, bei optimaler Luftzirkulation. Feinste Merinowolle spendet ein angenehmes Traggefühl in allen Situationen. Verblüffend, wie kuschelig und weich sie sich anfühlen kann, ohne zu kratzen. Ausserdem bleibt Merino auch nach starkem Schwitzen und mehrmaligem Tragen geruchsneutral und kann bei 40° Celsius in der Maschine gewaschen werden. Merino-Produkte und eine Fülle an weiteren Angeboten sind im Katalog der VCS-Boutique zu finden, der dieser Ausgabe beiliegt. Gesamtes Sortiment im Internet: www.vcs-boutique.ch. Die VCS-Boutique ist per Telefon 0848 612 612 erreichbar. © PD 43 SERVICE Schöner unterwegs BUCHTIPPS © www.le ggero.ch Wanderziele für Bahnabo-Besitzerinnen Ein strahlendes Wochenende, die Frage taucht auf: Was unternehmen wir? Für Besitzerinnen und Besitzer eines Bahn-Abos bietet der handliche Führer «Wandern mit dem GA und Halbtaxabonnement» neue Idee und Impulse. Die 25 Tageswanderungen auf kaum bekannten Routen – ob Jura, Mittelland oder Voralpen, Genfer- oder Walensee – sind alle problemlos mit dem öffentlichen Verkehr oder dem Schiff zu erreichen. Selbstverständlich auch für Leute geeignet, die ihr Billett am Bahnschalter lösen. Hugo Eichenberger: Wandern mit dem GA und Halbtaxabonnement. F. Reinhardt, Fr. 29.80; ISBN 978-3-7245-1555-5 Die Schweiz, eine Schatzkiste Kinderanhänger werden immer beliebter – und leichter. Als Zweisitzer wiegt der Leggero Vento nur gerade 14 Kilogramm. Er kann nicht nur als Veloanhänger, sondern auch als Kinderwagen oder Sportjogger verwendet werden. Mit wenigen Handgriffen wird er Platz sparend zusammengeklappt. Beim Händler würde ein Produkt wie der Vento rund 1000 Franken kosten. Kauft man ihn direkt beim Hersteller, ist er mit nur 499 Franken konkurrenzlos günstig. Der richtige Einsatz von Veloanhängern wird im VCS-Ratgeber «Auf Nummer Sicher transportieren. Ein Ratgeber zur Auswahl und zum sicheren Einsatz von Veloanhängern» dokumentiert. Die Broschüre kann im Internet heruntergeladen oder bestellt werden. www.verkehrsclub.ch/publikationen; www.leggero.ch Neben den touristischen Empfehlungen gibt das Buch einen Überblick über Chancen und Herausforderungen des naturnahen Tourismus in der Schweiz. D. Siegrist, M. Stremlow: Landschaft Erlebnis Reisen. Rotpunktverlag, Fr. 38.–; ISBN 978-3-85869-393-8 www.busalpin.ch © Schweiz Tourismus/BAFU, R. Gerth Kinderkutsche Die Schweiz steht mit ihren Naturparks und UNESCO-WelterbeGebieten für zahlreiche naturnahe Tourismusangebote. Ob Wildwestgefühle in der Biosphäre Entlebuch oder Wandern auf dem historischen Splügen-Saumpfad: Das Buch «Landschaft Erlebnis Reisen» stellt 16 einmalig schöne Gegenden vor, darunter den idyllischen Naturpark Thal mit Sicht über Jura, Mittelland, Alpen, Schwarzwald und Vogesen. Das neue «Bus Alpin»-Gebiet bietet durch die Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr ein familienfreundliches Wandererlebnis. Mit dem Gemeinschaftsprojekt «Bus Alpin», dem auch der VCS angehört, werden landschaftlich reizvolle Randregionen seit 2006 besser mit dem ÖV erschlossen. GUTES GENIESSEN So eine Zwetschge! Obwohl wir noch kaum glauben mögen, dass der Sommer schon wieder vorbei ist – der Herbst hat auch seine guten Seiten. Jetzt sind nämlich die Zwetschgen reif. Im Volksmund wird die Zwetschge gerne auch als Schimpfwort verwendet, vergleichbar mit einem Dummkopf. Die Österreicher nennen sie Zwetschken, und die Konfi wird als Powidl bezeichnet. Hier also ein Rezept für eine «Zwetschkenpowidl», ganz raffiniert mit StefanieStäuble Banane verfeinert. Rezept für Zwetschgen-Bananen-Konfitüre 700 g Zwetschgen waschen, abtropfen, entsteinen und würfeln. 300 g Bananen schälen und schneiden. Früchte und Saft von 1 Zitrone und 1 Limette in einem Kochtopf mit 1 kg Gelierzucker gut verrühren und pürieren. Alles unter Rühren bei starker Hitze zum Kochen bringen, mindestens 3 bis 4 Min. unter ständigem Rühren sprudelnd kochen und von der Kochstelle nehmen. Ganz zuletzt 4 cl Rum zufügen, sofort randvoll in vorbereitete Gläser füllen. Mit Twist-off-Deckeln verschliessen, umdrehen und etwa 5 Min. auf dem Deckel stehen lassen. Rezept aus: essen & trinken © www.judith-baertschi.ch 44 VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 SERVICE Unterhaltung Am Samstag ist Markt im historischen Zentrum der gesuchten Stadt. WETTBEWERB rüher starteten von der im Mittelalter gegründeten Stadt aus kleine Lastschiffe zu einer langen Fahrt auf dem Fluss, der eine Grenze bildet, allerdings nicht zwischen zwei Ländern. Sie schwammen flussabwärts und brachten ihre Fracht bis nach Rotterdam. Das ist vorbei, der Fluss wurde zwecks Produktion von Elektrizität gestaut. Gleich unterhalb der gesuchten Stadt beginnt ein langer Stausee, oberhalb hat es einen zweiten, der ist älter und kleiner und versandet langsam. Beide liegen tief im Graben, den der Fluss in den Sandstein schnitt. Die Stadt ist auf Sandstein gebaut, sie steht auf einer Halbinsel, die das mäandernde Wasser formte, strategisch günstig also zur Verteidigung gegen Überfälle im Mittelalter und auch in der Moderne schön anzusehen, weil im Kern gut erhalten. Dazu hat beigetragen, dass die Stadt und der Kanton, dessen Hauptstadt sie ist, lange Agrarland waren. Die Veränderungen durch das Industriezeitalter setzten später ein als anderswo. Der Kanton war etwas isoliert. Seit der Reformation bildete er ein katholisches Bollwerk inmitten eines dominierenden reformierten Standes, aus dem inzwischen drei oder sogar vier Kantone geworden sind, je nachdem, ob man den Aargau mitrechnet oder nicht. Aber das sind alte Geschichten aus der Zeit, als die Religion noch politische Bedeutung hatte und F Sudoku Lösung auf Seite 40 8 2 6 1 1 6 9 9 3 9 4 4 9 3 8 1 VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 2 1 5 Kunstmuseen und Verkehrsprobleme. Peter Krebs Wir wollen wissen: Wie heisst die Stadt, die auf Sandstein gebaut ist? Antworten bis 10. Oktober 2009 an VCS-Magazin, Wettbewerb, Postfach 8676, 3001 Bern, oder per E-Mail an wettbewerb@ verkehrsclub.ch 1. Preis: ein Essensgutschein im Wert von Fr. 100.– im Restaurant Aigle-Noir in der gesuchten Stadt. 2.–5. Preis: je zwei Gratiseintritte für Erwachsene ins GutenbergMuseum in der gesuchten Stadt. Lösung des letzten Wettbewerbs: Thur. Gewinner: Andreas Pfister, Eschen FL. Ein Flyer-Elektrobike im Wert von Fr. 3500.–, gestiftet von der Firma Biketech. www.flyer.ch 9 8 2 2 Mischehen zwischen Katholikinnen und Protestanten verpönt waren. Immerhin hat dieser Kulturkampf der Stadt eine Universität beschert mit einer grossen theologischen Abteilung. Es war die erste katholische Uni der Schweiz und zweisprachig, wie die Stadt, wie der Kanton und irgendwie auch wie der Fluss, der manchmal auf Deutsch und manchmal auf Französisch zu murmeln scheint und der an vielen schönen Klöstern vorbeifliesst, die sogar noch in Betrieb sind: Altenryf, Magere Au und wie sie alle heissen. «Pfaff an Pfaff, Dom an Dom» spottete der reformierte Gottfried Keller einst über das «Schweizer Rom». Das ist aber lange her. Heute gibt es in der gesuchten Stadt alles, was zum modernen Leben gehört, es gibt Kinos, es wird gerade mitten im Zentrum ein Theater gebaut, es hat Kinderkrippen, 6 5 6 3 1 4 7 8 2 9 5 6 2 6 8 DIE NÄCHSTE NUMMER Über die Grenzen Die Landesgrenze ist vielerorts immer noch eine Grenze für den öffentlichen Verkehr. Gerade auch Pendlerinnen und Touristen machen jedoch schon längst nicht mehr an der Grenze Halt. Oft setzen sie deshalb aufs Auto. Was kann die Bahn (auf unserem Bild die Berninabahn) tun, um Marktanteile zurückzugewinnen? Beispiele, Projekte, Ideen. © swissimage.ch/Peter Donatsch 7 1 © swiss-image.ch/Stephan Engler Auf Sandstein gebaut 45 SERVICE Versicherungen Adrian Jost Stressresistente Pannenhelfer ir spüren die Ferienzeit. In der Stadt ist es dann tagsüber eher ruhig, doch nachts und am Wochenende rollt der Reiseverkehr, und wir kommen öfter als normal zum Einsatz. Wenn ein Fahrzeug in Italien stehen bleibt, machen wir auch den Rücktransport in die Schweiz, das ist zeitaufwändig. Sonst haben wir vor allem beim ersten Schnee viel zu tun – dabei könnten viele Pannen verhindert werden, wenn die Automobilisten die Wartungsintervalle einhalten würden. Wir rücken 500- bis 600-mal im Monat aus – ungefähr sechzigmal für den VCS und seine Pannenversicherten. Wie sich das typische VCS-Mitglied vom typischen TCSMitglied unterscheidet? Es organisiert sich eher mit dem öffentlichen Verkehr, während das Mitglied von TCS oder ACS rascher einen Ersatzwagen verlangt. Das ist natürlich eine Verallgemeinerung, es gibt auch VCS-Mitglie- vergrössert. Und auf dem Land helfen die Menschen einander mehr als in der Stadt. Jeder Arbeitstag im Leben eines Pannenhelfers ist anders, und ein Tag kann sich innert weniger Minuten verändern. Klar ist: Pünktlich Mittagspause oder Feierabend gibt es bei uns meist nicht. Man muss flexibel sein, auch mal nach einem nächtlichen Pikettdienst eine reguläre Tagesschicht arbeiten. Es ist ein Stressjob, denn wir betreuen die Kunden und disponieren unsere Einsätze selber. Doch für mich ist es ein Traumjob. Ich rücke durchschnittlich zehnmal pro Tag aus. Da braucht es auch mal Abenteuergeist, wenn ein Auto dreissig Meter die Böschung heruntergerutscht ist. Gefährlich sind Einsätze auf der Autobahn; die Rücksicht vieler Automobilisten fehlt, wenn man auf dem schmalen Pannenstreifen steht. In unserem Einzugsgebiet müssen die Leute in der Regel mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen, bis wir vor Ich liebe das Gefühl, wenn Ort sind. Meist sind die ich einem Kunden helfen kann – Pannen einfach behebbar: Batterie, Reifen, das ist die Hauptmotivation Schlüssel eingeschlosfür meinen Job. sen, Elektronik – in dieser Reihenfolge. Rund der mit Jaguar, nicht nur den Leh- 80 Prozent können wir vor Ort rer mit dem 18-jährigen Renault reparieren, der Rest muss abgeschleppt werden. Das AbschlepSafran. Unterschiede finden sich zwi- pen nimmt in letzter Zeit zu, vor schen Frauen und Männern: Die allem auch wegen der komplexeFrauen entschuldigen sich häufi- ren Elektronik der Autos. Ich lieger, dass sie einen gerufen haben, be das Gefühl, wenn ich einem während die Männer öfter zuerst Kunden helfen kann – das ist die selber am Auto herumpröbeln, Hauptmotivation für meinen Job. was den Schaden manchmal noch Am liebsten habe ich, wenn etwas «W 46 Kompliziertes wieder funktioniert, da muss man schon mal improvisieren und bekommt schmutzige Hände. Doch die Leute sind sehr dankbar. Es gibt aber auch andere. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie genervt die sind! Doch bei mir ist der Kunde König, jeder und jede Versicherte hat eine hundertprozentige Dienstleistung zugut. Ja, es gibt auch skurrile Geschichten: das Liebespaar am Waldrand, das das Autoradio laufen lässt, bis die Batterie leer ist; die Frau versteckte sich im Wald, als ich kam. Eltern, die ihr Baby im Auto einschliessen; Leute, die die Treppe herunterfahren, weil sie den falschen Gang einlegen; eine Kundin, die die Sicherung ihres Scheibenwischers herausschraubte, um den ankommenden Pannenhelfer zu verführen; Leute, die direkt bei uns anrufen, weil sie so betrunken sind, dass sie bei einem Unfall die Polizei nicht einschalten wollen – in meinen zehn Berufsjahren ist so einiges zusammengekommen.» Aufgezeichnet von Stefanie Stäuble Packt gerne mit an: Adrian Jost lebt und arbeitet in Bern. © Walter Imhof Rund um die Uhr für die VCS-Versicherten im Einsatz: die Pannenhelfer. Wir zeigen ihren Arbeitsalltag. VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 SERVICE Versicherungen © Walter Imhof 24 Stunden für ihre Kunden da: die VCS-Notrufzentrale hilft schnell, wenn Not am Mann ist. Kulante VCS-Pannenhilfe «Einzig der VCS lässt seinen Mitgliedern freie Wahl beim Abschleppdienst.» So lautete das Fazit der Konsumentenzeitschrift K-Tipp zur Pannenhilfe des VCS in der Schweiz. Will heissen: Wer das Auto vor Ort repariert oder abschleppt, entscheiden die VCS-Versicherten selbst. Die VCS-Notrufzentrale ist rund um die Uhr für die Kunden da. Um die 1000 Fahrzeuge sind im Einsatz, pro Jahr wird über 7000-mal Pannenhilfe in Anspruch genommen. Übernommen werden die Kosten für die Strassenhilfe, das Abschleppen des Fahrzeugs, die Heim- oder Weiterreise und, sofern erforderlich, für die Übernachtung. Alles ohne Selbstbehalt. Pannenschutz fürs Ausland erlangt man durch Abschluss eines VCS-Schutzbriefs für Motorisierte. Mit jeder VCS-Pannenversicherung erhält der Kunde oder die Kundin gratis einen KeyRefinder-Schlüsselanhänger mit Auto-SOS-Notrufnummer inklusive fünf Jahre Schlüsselfundservice. Bei Auslandpannen kontaktiert unsere Notrufzentrale die ausländischen Partner-Pannendienstorganisationen, die ihrerseits den lokalen Pannenhelfer in der Region aufbieten. Weitere Informationen und Abschluss: per Tel. 0848 611 611 (Normaltarif) oder online unter www.verkehrsclub.ch/pannenhilfe Tipps Die richtige Prävention kann Pannen verhindern helfen Finden Sie eine Garage Ihres Vertrauens, mit der Sie eine längerfristige Zusammenarbeit aufbauen. Lassen Sie Ihr Auto mindestens einmal jährlich durch einen Garagisten kontrollieren. Prüfen Sie regelmässig den Ölstand und geben Sie Sorge zu Ihrem Auto. Bereiten Sie sich rechtzeitig auf den Winter vor (Frostschutzmittel, Winterreifen). Lassen Sie bei der Montage der Winterpneus einen Wintercheck durchführen. Dieser ist dann meist günstiger oder sogar kostenlos. Beim Wechsel auf die Sommerpneus soll sich der Garagist anschauen, ob der Winter Spuren am Auto hinterlassen hat. Sparen Sie nicht am falschen Ort. Rasches Handeln kommt oftmals günstiger als langwierige Folgeschäden. Wenn Lampen am Armaturenbrett aufleuchten, reagieren Sie sofort. Rufen Sie lieber einmal zu viel als zu wenig an – einige Probleme mit der Elektronik können telefonisch erledigt werden. Mehr Tipps im Internet: www.verkehrsclub.ch/wintertipps ECO-CLUB ECO-DRIVE Netbook-Verlosung Die nächsten Fahrkurse 2009 Herzliche Gratulation! Bei den ersten beiden Ziehungen unseres Versicherungspartners Zurich Connect zählten fünf VCS-Mitglieder zu den Gewinnerinnen und Gewinnern eines Asus-Netbooks: Hansueli Bosshard, Stettlen Markus Giesse, St. Gallen Eveline Good, Plons Jean-Dominique Lormand, Genf Regula Meissner, Zürich VCS-Mitglieder können jeden Monat an der Ziehung von drei AsusNetbooks mitmachen. Mit einer Offertenanfrage für eine Hausrat-, Privathaftpflicht-, Gebäude- oder Motorfahrzeugversicherung nimmt VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 man automatisch an der Verlosung teil. So gelangt man schnell und einfach zur Offerte: Tel. 0848 811 811 (Normaltarif), www.eco-club.ch. Teilnahmebedingungen unter www.verkehrsclub.ch/netbooks © PD Autolenker, die mit Eco-Drive® fahren, können Treibstoffverbrauch und Schadstoffemissionen deutlich senken. Der Vergleich der Messdaten vorher/nachher zeigt: gleiche Strecke, gleiche Durchschnittsgeschwindigkeit – aber zirka 10 Prozent Minderverbrauch. Damit werden Umwelt und Geldbeutel geschont. Der VCS bietet halbtägige Fahrkurse in Ittigen bei Bern an. Benötigt wird ein gültiger Fahr- oder Lernfahrausweis. Der Kurs wird mit Fahrschulwagen durchgeführt, das Kurszentrum ist gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Kursdaten Freitag, 11. September 2009, 12.30 bis 17 Uhr Samstag, 17. Oktober 2009, 8.30 bis 13 Uhr Donnerstag, 22. Oktober 2009, 7.30 bis 12 Uhr Donnerstag, 22. Oktober 2009, 12.30 bis 17 Uhr Samstag, 14. November 2009, 8.30 bis 13 Uhr Das Plus für VCS-Mitglieder: Sie profitieren von einem Rabatt von Fr. 50.– (Fr. 150.– statt Fr. 200.–). Informationen und Anmeldung: www.verkehrsclub.ch/eco-drive oder Tel. 0848 611 611 (Normaltarif). 47 © S. Troxler/VCS © Creativ-Studio Heinemann/ImagePoint.BIZ Gratis bis Ende Jahr! VCS-Schutzbrief, -Pannenhilfe, -Rechtsschutz abschliessen plus . . . . . . von 3 Monaten Gratisprämie profitieren. Gültig ab 1. 10. 2009 und bis Ende 2010 zum Preis einer Jahresprämie versichert. Bestellungen und weitere Informationen: per Tel. 0848 611 611 (Normaltarif), www.verkehrsclub.ch/versicherungen oder Rückantwortkarte letzte Seite. Claim:Plus Meta Book, VCS-Grün, Schriftlinie wie hier, rechtsbündig Das für Mensch und Umwelt SERViCE via verde reisen Für Ihre Reiseplanung Angebot: Hotel Il Bambolo***, Donoratico Stationäre Veloferien für Profis, Anfänger und Genussfahrerinnen Anreise täglich; familienfreundliches Hotel Preis im Doppelzimmer Fr. 787.– statt Fr. 865.– pro erwachsene Person Herbst-Hit vom 12.9. bis 31.10.2009: Mietvelo, Sauna, Velokarte mit Höhenangaben, Besuch in der Ölmühle (Frantoio) mit Öl-Degustation, Präsentation der verschiedenen Phasen des Ölpressens sowie Gratisunterkunft für Kinder bis 12 Jahren mit zwei Erwachsenen! Im Preis inbegriffen: Bahnreise 2. Klasse ab/bis Wohnort nach Castagneto Carducci, inkl. Sitzplatzreservation, Basis Halbtaxabo; 7 Übernachtungen im Zimmer mit Dusche/WC; Frühstück; Mietvelo, Reiseführer. Nicht inbegriffen: Bahn-Zuschläge (Sitzplatzreservation inbegriffen), obl. Annullierungs- und Rückreisekosten-Versicherung (ab Fr. 19.–). Die detaillierte Ausschreibung sowie weitere Angebote finden Sie unter www.via-verde-reisen.ch/hotels – rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne! Buchung und Beratung Telefon 0848 823 823 info@via-verde-reisen.ch www.via-verde-reisen.ch Der Reisepartner des VCS Die etruskische Küste, im Herzen der Toskana, bietet sich als wunderbarer Ausgangspunkt an, um die Kultur und Geschichte der Gegend zu erforschen und deren Schönheit zu geniessen. Erlebnisse der besonderen Art bieten die Rebberge sowie die langen Sandstrände und das klare Meer. Auch die bekannten Kulturstädte Florenz, Pisa und Siena sind einen Tagesausflug wert. Das Hotel «Il Bambolo» liegt inmitten der grünen Ebene am Rande des Dorfes Donoratico und etwa hundert Meter von der Küstenautobahn (Via Aurelia) entfernt in einem Pinienwald. Das als eines der saubersten Gewässer mit der «bandiera blu» ausgezeichnete Meer mit langen Sandstränden ist nur zwei Kilometer entfernt. Die Ausgangslage ist optimal für stationäre Veloferien, Erholung und Wellness sowie Sport und Kultur. Gepflegter Familienbetrieb in toskanischem Stil mit freundlicher Führung und aufmerksamem Service. Zur Anlage gehören Restaurant, Swimmingpool (mind. geöffnet bis Anfang Oktober, Verlängerung bei guter Witterung), Garten, Sonnen- Wanderung Marokko (mit Bahn- © PD reise nach Marrakesch) – Hoher Atlas: vom Tizi n’Tichka zum M’Goun, 2.–19.10.2009 – Dünen und Oasen von Oued Draa, 20.12.2009–3.1.2010 – Roter Sand und Vulkangestein im Jebel Zereg, 12.2.–1.3.2010 Vorschau Winter 2009/2010 Schneeschuhtouren : Herbst 2009 «Wenn ich oben bin, bin ich noch nicht am Ziel. Ich muss auch sicher wieder hinunter kommen. So ist es ja auch im Leben: Es geht bergauf und wieder bergab – und dann vielleicht wieder bergauf.» Ueli Steck Wanderungen – Lago d’Indro–Gardasee, 26.9.–3.10.2009 – Massif Central 1: Haute Loire, 3.–10.10.2009 – Herbst im Parco naturale Veglia e Devero, 3.–6.10.2009 VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009 – Monte Lattari–Amalfiküste, 9.–17.10.2009 – Val d’Anniviers–Vallon de Réchy, 16.–18.10.2009 – Jahresschlusswanderung im Diemtigtal, 31.10./1.11.2009 – Weihnachten: Val Medel–Disentis, 24.–27.12.2009 – Altjahrswoche im Parc Jurassien Vaudois, 27.–30.12.2009 – Silvester/Neujahr im Hochtal Avers, 28.12.2009–1.1.2010 – Silvester/Neujahr: Kiental– Griesalp, 30.12.2009–2.1.2010 – Silvester/Neujahr in Simplon Dorf, 31.12.2009–3.1.2010 – Silvester/Neujahr im Schächental, 31.12.2009–3.1.2010 – Neujahrstage: Melchsee-Frutt– Tannalp, 1.–3.1.2010 terrasse auf dem Dach, Spielplatz und Sauna. Die 42 Zimmer sind geräumig, modern mit Dusche/WC, Föhn, Minibar, Klimaanlage, TV, Radio und Telefon ausgestattet. Weitere Informationen siehe Kasten. © Project Photos © PD Sport und Wellness zwischen Meer und Hügel Florenz mit dem Ponte Vecchio, der ältesten und schönsten Brücke, ist einen Tagesauflug wert. – Sonnenterrasse Jeizinen, 2./3.1.2010 – Vallée de Hongrin, 29.–31.1.2010 – Oberseetal, 11.–14.2.2010 – Ofenpass–Val S-charl, 14.–19.2.2010 – Creux du Van–Le Suchet, 18.–21.2.2010 – von Filisur bis Albula, 21.–26.2.2010 Skitouren – Anfängerskitouren im Unterbäch, 8.–12.2.2010 – Skitourentage im Simplongebiet, 18.–21.2.2010 – Gemmi–Wildstrubel, 26.–28.3.2010 Nähere Informationen zu den Touren, weitere Angebote und Preise finden Sie im vollständigen Programmheft. Buchung und Beratung bei via verde reisen. 49 SERViCE via verde reisen © PD Dublins Wahrzeichen vor farbenfroher, imposanter Kulisse: die berühmte Half Penny Bridge. Weitere Ideen für Ihre Herbstferien Farbenfrohe Dörfer und pulsierendes Stadtleben Der Irland-Katalog von Falcontravel bietet ein umfassendes IrlandProgramm: Knock ist der ideale Ausgangspunkt für Reisen in den Norden und Nordwesten von Irland. Von Shannon aus sind die spektakulären Halbinseln der Grafschaft Kerry sowie die schöne Gegend der Grafschaft Clare bequem erreichbar. Saftiges Grün, Steinmauern, Schafe und wilde Küstenabschnitte, farbenfrohe Dörfer, rustikale Pubs und pulsierendes Stadtleben in Dublin, Belfast, Cork und Galway zeichnen Irland aus. Die grüne Insel lässt sich ideal auf einer Mietwagenrundreise oder einer geführten Busrundreise entdecken. Aktivere Reisende können Wander- und Velorundreisen sowie Reitferien buchen. Zwischen romantischen Gärten und wilden Klippen Der Grossbritannien-Katalog von Falcontravel präsentiert ein breites England-Angebot und kennt jedes Bilderbuchdörfchen sowie jede impulsive Stadt Englands. Üppige und verwunschene Gärten, traumhafte Strände, zerklüftete Klippen und verträumte Fischerdörfer. Um die 50 Highlights von Südwest-England und Süd-Wales genauer zu entdecken, wurde das Mietwagenrundreise-Angebot ausgebaut: Neu ist eine Rundreise in Kombination mit England und Wales erhältlich. Auch die pulsierende Trendstadt London ist immer eine Reise wert: Der separate London-Katalog von Falcontravel hat diverse Hotel- und Musical-Kontingente für Sie bereit. Berge, Meer und kulturelle Traditionen Ob eine Weinrundreise, baden und wandern an der Algarve oder das pulsierende Stadtleben in Lissabon: Der Portugal-Katalog von Sierramar lässt keine Wünsche offen. Eine neue Weinrundreise führt Sie durch die schönen Landschaften Südportugals. Für Reisende, die Ferien am Meer und das Wandern in den Bergen in Verbindung bringen wollen, hat Sierramar neu eine Wanderreise an der Algarve im Programm. Entdeckungstouren, Städtereisen und Badeferien Im Spanien-Katalog von Sierramar sind die besten Unterkünfte aufgeführt, welche die spanische Hotellerie zu bieten hat: Sie bestechen durch ihre sen- sationelle Lage wie beispielsweise der Parador von Granada, der sich in einem ehemaligen Kloster und inmitten des Alhambra-Areals befindet und zudem eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt gewährt. Sierramar offeriert ein grosses Angebot an Rundreisen sowie eine Drei-Länder-Entdeckungstour oder Wandern auf dem Jakobsweg. Eine Städtereise nach Sevilla bietet Feste, Flamenco, Fussball und Stierkämpfe. Und für Badeferienfreunde ist die Costa de la Luz ein spezieller Tipp. Sprichwörtliche Gastfreundschaft Der Griechenland-Katalog von Sierramar präsentiert eine grosse Auswahl an speziellen Häusern und Bi- joux: Charmehotels, kleine familiäre Pensionen, Design- und Arthotels sowie traditionelle Familienbetriebe, wo man da Essen direkt in der Küche bei der Mamma aussuchen darf. Verschiedene Mietwagenrundreisen auf Kreta, dem Peloponnes, in Epiros und Chalkidiki sowie auf dem Festland und der Halbinsel Pilion bieten Badeferien und Wandertouren an. Bestellen Sie die Kataloge von unserem Partner Falcontravel oder Sierramar! Buchung und Beratung bei via verde reisen. Haben Sie Ihren Mietwagen schon gebucht? Wenn Sie ihr Ferienauto noch nicht gebucht haben, dann sollten Sie dies jetzt tun. Ein Mietwagen gewährt ihnen an jedem Ferienort die nötige Freiheit und Unabhängigkeit. Holiday Autos, das bedeutet: – All-inclusive-Preise – ausgezeichneter Service – mehr als 4000 Mietstationen weltweit – Tiefstpreisgarantie Buchen sie jetzt unter www.via-verde-reisen.ch/mietwagen oder lassen Sie sich unter 0848 823 823 beraten! Buchung und Beratung Telefon 0848 823 823 info@via-verde-reisen.ch www.via-verde-reisen.ch Der Reisepartner des VCS VCS MAGAZIN / SEPTEMBER 2009