- Kármán Hochschulzeitung

Transcription

- Kármán Hochschulzeitung
KÁRMÁN
Anzeige
STUDENTISCHE ZEITUNG DER RWTH AACHEN
I
Seminare
n Kleingruppenseminaren trennt
sich die Spreu vom Weizen. Während man in Vorlesungen höchstens
zwei Typen von Studierenden unterscheiden kann – der „wir haben aber
noch 15 Minuten“-Typ und alle anderen – ist ein Seminar sehr viel facettenreicher. Da haben wir zunächst:
den Durchschnitts-Typen. Sagt nicht
viel, passt auch nicht wirklich oft auf,
beschäftigt sich dafür umso intensiver
mit Smartphone/Tablet/Schreibmaschine. Diese Menschen stören niemanden und werden auch nicht
gestört. Die „Ja, aber“-Sager haben
an allem etwas auszusetzen – unabhängig davon, dass sie selbst vor etwa
30 Sekunden noch dieselbe Meinung
vertreten haben. Denen ist schon etwas schwieriger beizukommen – auf
Argumente legen die nämlich gar keinen gehobenen Wert.
Anstrengend ist auch der „Oha,
wie hat der denn sein Abi gepackt“Typ. Gerade in Seminaren verfestigt
sich häufig der Eindruck, dass es anscheinend irgendeinen Trick geben
muss, ohne nennenswerte Schulerfahrung studieren zu dürfen. Im Großen
und Ganzen ist dieser Typ Kommilitone aber abgesehen von gelegentlichen kognitiven Aussetzern ganz gut
zu ertragen. Das heimliche Highlight
jeden Seminars ist aber der „Ich kann
alles besser, weiß alles besser und bin
auch einfach besser“-Typ. Selbstbild
und Wirklichkeit stehen bei diesem
Typus häufig im krassen Gegensatz
zueinander. Durch das ausgeprägte
Mitteilungsbedürfnis wird dieser Eindruck auch immer wieder gefestigt.
Der IKABWABUBAEB, wie dieser
Typ Student auch griffig abgekürzt
wird, lässt sich keine Gelegenheit entgehen, sein Halbwissen, seine schlechten Witze oder seine eigenen (meist
recht unspektakulären) Gedanken
zum Thema beizutragen. Man wäre
überrascht, wie häufig ein einzelner
Mensch sich in gerade einmal 90 Minuten melden kann.
Aber trotzdem: irgendwie machen
diese Menschen die Seminare doch
erst redenswert. Und das ist doch
auch schon mal was.
Mittwoch, 21. Januar 2015
"J e suis Charlie" und die Pressefreiheit KurzNotiert
Was die Anschläge in Frankreich für uns bedeuten
Bund fördert
Mensch-TechnikInteraktion
Immer mehr dringt die Technik in den
Alltag des Menschen ein. Doch wie
können wir Alle von diesem Trend
profitieren? Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) gestarteten Nachwuchswettbewerb „Interdisziplinärer Kompetenzaufbau“ werden jetzt gezielt
Postdoktoranden unterstützt, die eine
eigene universitäre Nachwuchsgruppe
aufbauen wollen. Ziel ist es, die Akzeptanz und Nutzerfreundlichkeit der
Technik stärker voran zu treiben und
besonders ältere Menschen mit einzubeziehen. Bundesforschungsministerin
Johanna Wanka sagte dazu: „Technik
muss dem Menschen dienen, nicht
umgekehrt.“ Weiter meinte sie, dass
„ein talentierter Nachwuchs und ein
zukunftsweisendes Wissenschaftssystem"die besten Mittel seien, "um den
demografischen Wandel erfolgreich zu
gestalten.“ Insgesamt investiert das
Es bildete sich eine große Welle der Solidarität, hier vor der Redaktion von Charlie Hebdo (Foto: Valentina Calà, flickr.com) BMBF ca. 22 Millionen Euro in die
Wir haben viel darüber diskutiert, ob Menschen in Paris haben sich aber in dieses Profil. So versuchte einer Förderung der acht Nachwuchsgrupwir einen Beitrag zu den Anschlägen nicht verängstigt in ihre Wohnungen der Täter bereits 2008, sich über Sy- pen.
in Frankreich schreiben sollen. Im- verkrochen, sondern haben sich in rien in den Irak abzusetzen – vermerhin sind wir nur eine Unizeitung friedlichen Protesten mit den Opfern mutlich, um dort an den Einnahmen der Stu– ist es da nicht etwas vermessen, solidarisiert und den Extremisten so „Befreiungskämpfen“ teilzunehmen.
die großen Weltgeschehnisse kom- eine eindeutige Botschaft geschickt.
Er wurde zwar noch am Flughafen in dentenwerke: Nur
mentieren zu wollen? Doch letztlich
Auch aus der Gemeinschaft der Frankreich festgenommen, im Gegeht uns das, was in Paris passiert Muslime in ganz Europa kam die fängnis lernte er einen islamistischen 9,1 % vom Staat
ist, sehr wohl etwas an.
wichtige Botschaft, dass sie sich klar Hassprediger kennen.
Aus der neuen Broschüre des DeutDer Anschlag auf die Redaktion von den Extremisten abgrenzen und
Europaweit werden die Getöteten schen Studentenwerkes (DSW) „Stuvon Charlie Hebdo war auch ein An- sich für ein friedliches Miteinander als Helden gefeiert, die für europäi- dentenwerke im Zahlenspiegel
schlag auf die Pressefreiheit: eine der in Europa einsetzen wollen. So sagte sche Werte ihr Leben gelassen haben. 2013/14“ geht hervor, dass die jeweiligroßen Errungenschaften unserer sä- etwa Ahmed Aboutaleb, gebürtiger Dass die westliche Welt allerdings gen Bundesländer die Studentenwerke
kularisierten Länder. Man kann sich Marokkaner und Bürgermeister von auch eine Mitschuld für die destabili- durchschnittlich nur mit weniger als
natürlich über ein Titanic-Cover är- Rotterdam: „Wenn ihr die Freiheit sierte arabische Welt hat, wird dabei einem Zehntel mitfinazieren. Die
gern, das den Papst verunglimpft; nicht mögt, dann packt um Himmels gerne vergessen. Besonders der Irak- meisten Einahmen werden durch die
man kann sich als PEGIDA-Anhän- Willen eure Koffer und geht!“ Und Krieg hat ein riesiges Machtvakuum Umsatzerlöse der Hochschulgastroger über scheinbare Falschberichter- viele Imame sprechen sich öffentlich in der Region geschaffen, in dem sich nomie und den Studentenwohnheistattung der „Lügenpresse“ und immer wieder gegen die Hassprediger jetzt Terrororganisationen wie Al- men erwirtschaftet. So wurden im
„Mainstream-Medien“ ärgern; man aus, die den Islam als billige Ausrede Qaida und der Islamische Staat aus- Beobachtungszeitraum rund 1,58 Milkann sich als Regierungschef Lu- für ihr Machtstreben missbrauchen. breiten können. Das Verhalten der liarden Euro eingenommen. Davon
xemburgs darüber ärgern, dass die Gerade in diesem Zusammenhang ist Vereinigten Staaten und seiner Ver- stammten ca. 65% aus Umsatzerlösen,
mindestens ungewöhnlichen Steuer- es traurig zu sehen, wie stark PEGI- bündeten im zweiten Golfkrieg spiel- 16,4% aus den Semesterbeiträgen und
praktiken des kleinen Landes veröf- DA von diesen Anschlägen profitiert. te
Extremisten
und nur 9,1% aus den Kassen der Bundesfentlicht wurden. Der Punkt ist aber: Die führenden Mitglieder stellen sich Fundamentalisten in die Hände. Be- länder. Noch in den 1990er Jahren
der Presse muss es erlaubt sein, auch jetzt schützend vor die Presse, die sie sonders durch die von den USA ein- wurden die Studentenwerke noch mit
(Martin Schmitz) unangenehme Themen ansprechen zu bis vor den Anschlag noch als „Lü- gerichteten Foltercamps wurde den 25% bezuschusst.
können. Und Karikaturisten muss es genpresse“ und „Systemmedien“ be- Hasspredigern das perfekte Arguauch erlaubt sein, Witze auf Kosten zeichneten. Geradezu abstoßend ist ment gegen den Westen und seine eLab Baubeginn
Freibier!
anderer zu machen, um brisante The- es, wenn man diese Menschen mit Werte geliefert. Junge Männer wur... gibt es bei uns zwar nicht (immer), aber doch Hinweise, wie man men satirisch aufzuarbeiten. Das ist Trauerflor durch Dresden ziehen den dazu aufgerufen, das eigene Am 15. Januar 2015 begannen die
ein wichtiges Gut unserer europäi- sieht, um anschließend zu sagen: Land zu verteidigen, und wurden Bauarbeiten der erste Abschnitt der
nachhaltiger und vor allem grundschen Gesellschaft.
„Der Anschlag ist die Daseinsbe- während diesen Krieges massiv in- drei Einrichtungen des Zentrum für
seriös Aufmerksamkeit erregt.
In den letzten Jahren ist die Pres- rechtigung von PEGIDA.“ Gesagt doktriniert. Wie schon so oft spielte Elektromobilproduktion. Das ElekSchau einfach einmal bei einer unsefreiheit allerdings immer stärker hat das Lutz Bachmann, der Organi- die Religion als Katalysator für tromobilitätslabor (eLab) wird vorserer Redaktionssitzungen vorbei.
Eine Email zur Ankündigung (kar- bedroht worden. In der Türkei wer- sator der „Montagsspaziergänge be- Kampfgeist und Aufopferungsbereit- raussichtlich im Sommer 2015
den Redakteure festgenommen. sorgter Bürger.“ Er und seine schaft eine wichtige Rolle. Dass die fertiggestellt. Es entstehen am Camman-redaktion@rwth-aachen.de)
Russland hat neue Auflagen für aus- Anhänger haben jetzt einen medien- jungen Kämpfer dabei nur eine Art pus Melaten dafür ein Maschinengenügt!
ländische Journalisten, die ihre Ar- wirksamen Grund, gegen muslimi- „Islam Light“ vorgesetzt kriegen, park, ein Bürogebäude und eine Halle
beit erschweren. Und der Fall sche Mitbürger und Asylanten spielt für sie keine große Rolle. Im für Batterietests (BAC, Battery Abuse
INHALTSVERZEICHNIS Snowden hat gezeigt, dass diese ei- Stimmung zu machen. Es ist betrüb- Gegenteil: der von extremistischen Center). „Wissenschaftler und Indusgentlich universellen Werte nicht ein- lich zu sehen, wie Fremdenhass und Anführern gepredigte Islam hilft den triepartner können im eLab die kommal für alle westlichen Länder gelten. religiöser Eifer sich gegenseitig be- meist orientierungslosen Jungen und pletten Prozessketten von der
Seite2
Wenn man also David Cameron beim feuern.
jungen Männern dabei, die Welt Technologieentwicklung über das TesAachen: Freifunk Wlan
Trauermarsch für die Opfer des Anleicht einteilen zu können: in schwarz ting bis hin zur Prototypenproduktion
Kommentar: Gefangen im Netz?
schlages sieht, in dem auch die Wich- Die Schuld der westlichen
und weiß, gut und böse, lebenswertes erforschen und weiterentwickeln“, so
Gebäude: Couvennhalle
tigkeit der Pressefreiheit betont Welt
und nicht lebenswertes Leben.
Prof. Dr.-Ing. Achim Kampker, InstiSeite 3
werden sollte, kann man das durch- Man muss sich allerdings auch im
Der Anschlag auf Charlie Hebdo tutsleiter des Chair of Production EnRezension: Die Berufene
aus kritisch sehen. Immerhin handelt Klaren darüber sein, dass der An- hat wieder einmal gezeigt, dass wir in gineering of E-Mobility Components,
Kultur: Einsteins Musicbox
es sich dabei um den Mann, der den schlag nicht ganz ohne Vorwarnung Europa vor Terroranschlägen nicht PEM der RWTH am WerkzeugmaPlatte des Monats
Guardian dazu zwang, von einer Be- kam. Seit Jahren warnen Geheim- sicher sind. Wir dürfen aber trotzdem schinenlabor WZL der RWTH AaVeranstaltungen
richterstattung über die Snowden- dienste vor Anschlägen in Europa, nicht riskieren, unsere europäischen chen und Leiter des Zentrums für
Dokumente abzusehen. Nichtsdesto- ausgeübt von in Hinterhof-Mo- Werte im Namen der Sicherheit zu Elektromobilproduktion. Das InvestiSeite 4
trotz war dieser Marsch ein wichtiges scheen radikalisierten jungen Musli- verleugnen; vielmehr sollten wir uns tionsvolumen liegt bei knappen 8
Weltreise: Everest Basecamp Trek Zeichen. Denn Terror funktioniert, men. Und tatsächlich: die Attentäter erst recht auf diese Werte besinnen.
Millionen Euro.
Comic: Pegida
indem Angst geschürt wird. Die aus Paris passen erschreckend genau
(Martin Schmitz & Nico Lindstädt)
(Nico Lindstädt)
Gefangen im
Netz?
Kommentar
Oft hört man davon, dass die zunehmende Vernetzung uns an die Computer und gerade an die Smartphones
fesselt und man sich gegenseitig dadurch schon gar nicht mehr wahrnehmen würde. Klar trifft man immer
öfters Leute, die mit gesenkten Kopf
auf ihr Smartphone starrend durch
die Gegend laufen. Das ist nicht überraschend bedenkt man, dass die Nutzung von Smartphones von 2009 bis
2014 um fast 700% gestiegen ist. Aber
das heißt nicht gleich, dass diese Leute sich vor der Welt verschließen. Man
interagiert weniger auf der Straße mit
einander oder ist abgelenkter auf dem
Weg zur Arbeit, Uni oder Sport. Zugegeben waren das seit jeher nicht besonders
kommunikationsreiche
Situationen. Vieles an der Entwicklung ist aber positiv. Es fällt vielen
Leuten leichter über Facebook mal
einen Kommentar zu schreiben und
auf diese Weise wieder mit anderen,
die man vielleicht länger nicht mehr
gesehen hat, Kontakt aufzunehmen.
Nicht jeder ist so forsch und greift
zum Telefonhörer, wenn er gerne wissen würde was ein länger vergessener
Freund macht oder wie es ihm geht.
So kann man alte Bekanntschaften
wieder aufleben lassen oder auch
sonst einen weniger engen Kontakt
leichter aufrechterhalten. Problematisch wird es aber, wenn man sich
Abends in einer Bar trifft und jeder
nur auf seinem Smartphone spielt.
Wenn man so wenig Interesse an einem echten Gespräch hat, dann hätte
man vielleicht lieber zu Hause bleiben
sollen. Doch allgemein geht die Entwicklung von Netzen und Kommunikationswegen immer weiter und die
Welt wird immer vernetzter. Facebook
ist durch den Like-Button so gut wie
mit allem verbunden. Auch die ständige Erreichbarkeit beschleunigt unsere
Welt. Selbst Zahnbürsten haben Bluetooth und man kann seinen Putzerfolg über Facebook teilen. Es gibt
ständig Updates, Emails, oder Alerts
aus dem Social Web. Da kann man
verstehen, dass einige Leute sich davon überfordert fühlen und durch den
ständigen Input eine innere Unruhe
verspüren. Es wird dem Smartphone
sogar ein Suchtpotential zugeordnet.
Die Universität Bonn beschäftigt sich
derzeit damit und stellte fest, dass der
Durchschnitts-User etwa alle 12 Minuten auf sein Smartphone schaut.
Dies wurde mit einer eigens entwickelten App namens „Menthal“ festgestellt. Die Uni Bonn meint mit der
App auf dem neuen Feld der PsychoInformatik durch das Nutzungsverhalten sogar Depressionen frühzeitig
erkennen zu können. Doch wenn man
versucht immer bei dem jetzigen Geschehen geistig anwesend zu sein, sei
es der Barabend mit Freunden, die
Entspannung mit einem Buch oder ein
Film mit der Freundin oder dem
Freund und nicht versucht jeder
Nachricht gleich nachzukommen,
dann wird man vielleicht nicht gehetzt
von den ständig verfügbaren Informationen und hat auch so Oasen der Ruhe im täglichen Leben. Wenn das alles
nicht geht dann hilft vielleicht doch
nur das zeitweilige Abschalten des
Gerätes.
Anzeige
Seite 2
Internet für alle - Freifunk macht's möglich
In der Lieblingskneipe ist kein Empfang? Das Datenvolumen ist für den
Monat schon wieder aufgebraucht?
Machen wir uns nichts vor: wir sind
inzwischen vom Internet so abhängig, dass wir immer und überall EMails checken, Whatsapp-Nachrichten schreiben und 9gag-Posts sehen
wollen. Das Internet ist ein wichtiger Teil unseres alltäglichen Lebens
geworden. Und ausgerechnet das
Technologie-Land Deutschland hinkt bei der Einrichtung öffentlicher
WLAN-Netze deutlich hinterher.
Doch wieso eigentlich?
Hauptsächlich hat dies mit einer gesetzlichen Regelung zu tun, der so
genannten „Störerhaftung“. Die
sorgt dafür, dass jemand, der ein ungesichertes WLAN zur Verfügung
stellt, schlimmstenfalls etwa für illegale Downloads über sein Netz abgemahnt werden kann. Nicht der
tatsächliche „Täter“, sondern der
Anschlussinhaber muss dann Abmahnkosten bezahlen – nicht selten
im dreistelligen Bereich. Diese Regelung sorgt verständlicherweise für
Unsicherheit bei Leuten, die eigentlich gerne kostenfreies WLAN zur
Verfügung stellen möchten, sicherheitshalber allerdings darauf verzichten. „So eine Regelung gibt es sonst
quasi nur in Nordkorea“, ärgert sich
Jan van den Hurk, der bei Freifunk
Aachen mitmacht. Der Aachener
Ableger des Vereins „Freifunk“ hat
Mitte September letzten Jahres damit
angefangen, das Vereinskonzept an
Geschäftsleute und Privatpersonen in
Aachen weiterzutragen. Mit Erfolg:
inzwischen gibt es etwa 170 Zugangspunkte in der ganzen Stadt verteilt,
mit denen man kostenlos und ohne
Zeitbeschränkung aufs Internet zugreifen kann.
Wie funktioniert das denn genau?
Früher hat Freifunk handelsübliche
WLAN-Router für Interessierte so
eingerichtet, dass der Internetverkehr
Immer mehr kostenloses WLAN in Aachen
automatisch durch einen VPN-Tunnel über Schweden weitergeleitet
wurde. In Schweden gibt es das Prinzip der Störerhaftung nicht – Cafébetreiber und Friseure, die ihren
Kunden kostenloses WLAN zur Verfügung stellen wollten, liefen also
nicht länger Gefahr, unschuldig abgemahnt zu werden. Inzwischen betreibt Freifunk eigene Server, über die
der Internetverkehr weitergeleitet
wird, und hat den Status eines Internet Service Providers (ISP) bekommen. ISPs – wie etwa auch die
Telekom oder Vodafone – sind von
der Störerhaftung nicht betroffen: sie
können eventuelle Abmahnungen an
den tatsächlichen Verursacher weiterleiten. Sollte also tatsächlich einmal
über einen Freifunk-Zugangspunkt
etwas illegal heruntergeladen werden,
wird nicht der Geschäftsinhaber zur
Kasse gebeten, sondern der tatsächliche Übeltäter.
Auf map.freifunk-aachen.de könnt ihr sehen, wo es schon überall Zugangspunkte gibt
Bisher hafteten Anschlussinhaber
Mit diesem Konzept konnte man bisher viele Inhaber von Lokalen, aber
auch Privatpersonen überzeugen. Zugangspunkte zum Freifunk-Netz in
Aachen findet man etwa im Oishii, im
Kaktus oder in der Bar Elementa.
Ähnlich wie bei Eduroam spannen die
Router dabei ein eigenes Netzwerk
untereinander auf. Man muss sich also nicht ständig neu einloggen, stattdessen wird man von den
Zugangspunkten untereinander „weitergereicht“. Im Gegensatz zum aus
der Uni bekannten Netz muss man
sich allerdings nicht einloggen: ein
Klick auf „Verbinden“ reicht, um
über das Freifunk-Netz aufs Internet
zugreifen zu können. Dabei hat sich
Freifunk zum Ziel gemacht, den Datenverkehr nicht zu beeinflussen. Man
wird also nicht auf irgendwelche Sei-
ten weitergeleitet, auf die man nicht
möchte. Es gibt auch keine zeitliche
Beschränkung oder die Notwendigkeit, sich mit Gutschein-Codes ins
Netz einwählen zu müssen. „Jeder soll
Zugriff aufs Internet haben“, erklärt
Jan den Antrieb von Freifunk. Momentan arbeitet man im Verein etwa
an der Idee, auch im Flüchtlingsheim
kostenloses Internet anzubieten – was
den dort Untergekommenen die Kommunikation mit Verwandten und
Freunden, aber auch mit den hiesigen
Ämtern stark vereinfachen würde.
Das große Vorbild für offene
WLAN-Netze ist Südkorea: in dem
technologieverliebten Land ist die
Dichte an freien Zugriffspunkten am
größten. Rechnet man diese Dichte
auf Aachen runter, würde man hier
etwa 930 Zugriffspunkte brauchen.
„Das sollte eigentlich zu schaffen
sein“, ist sich Jan sicher.
Reihe: Die Gebäude der RWTH
(Martin Schmitz)
Vom Audimax bis zum Zentrum für Metallische Bauwesen – diesmal: Das Couven Gymnasium
Wohl jeder Aachener kennt einige
Gebäude der RWTH. Doch wie ist eigentlich die Geschichte hinter der
Fassade, was sind die Ereignisse, die
unter dem Putz stecken? Bewaffnet
mit Spitzhacke, Schutzhelm und einer
geballten Ladung Hintergrundwissen
versuchen wir, einigen Gebäuden auf
den Grund zu kommen. Heute: Das
Couven Gymnasium.
Mit der Einleitung und dem Namen
des Gebäudes, haben wir vielleicht
schon den ein oder anderen eingeborenen Aachener Studenten verwirrt.
Mancher mag jetzt denken: „Hey, was
hat denn meine alte Schule mit der
RWTH zu tun? Die liegt doch an der
Lütticher Straße und ist kilometerweit
entfernt von den Unigebäuden?!“
Richtig! Allerdings ist der schöne, gerade neu renovierte Bau in der Lütticher Straße nicht das erste Gebäude,
in dem das Couven Gymnasium sein
Zuhause gefunden hat. Gegründet
wurde das heutige Couven Gymnasium als Baugewerkschule im Jahre
1818. Darauf bezieht sich auch die
heutige Namensgebung nach Johann
J. Couven, einen sehr einflussreichen
Aachener Architekten und Baumeister aus dem Barock. Diese Bauwerk(Moriz Trautmann) schule zog 1892 in die Vinzenzstraße,
die heutige Karmanstraße. Dafür
wurde ein neues Gebäude vom damaligen Stadtbaumeister Joseph Laurent
entworfen. Zusätzlich wurde einige
Jahre später auf der Rückseite der
Schule eine große Turnhalle errichtet.
Spätestens jetzt wird es bei einigen
klingeln. In der Couven Halle finden
heute Vorlesungen der RWTH statt.
Diese suchte nämlich zufällig zur sel-
Das alte Gebäude des Couven Gymnasiums wird heute anderweitig genutzt (Foto: Staatshochbauamt Aachen)
ben Zeit, wo das Couven Gymnasium
sich vergrößern wollte, ein neues Gebäude für die Lehrstühle und Einrichtungen der Abteilung für Wirtschaftsund Kulturwissenschaften. Dazu gehörte damals u.A. das Psychologische
Institut und das Philosophische Institut. Man einigte sich am 3. April 1965
mit der Stadt Aachen und erwarb das
Gebäude für 40.000 DM. Die Kosten
der Renovierung beliefen sich allerdings auf knappe 700.000 DM. Eine
damals sehr hohe Summe, die dazu
führte, dass einige Extrawünsche der
Institute wohl nicht berücksichtigt
werden konnten. Im Archiv der
Hochschule sind noch einige Briefe eines gewissen Professor Dr. Biemel erhalten, der in diesen vehement den
Einbau eines Fahrstuhls fordert, da er
selbst eine Gehbehinderung hatte.
Diesen Wunsch erfüllte man ihm wohl
nicht.
(Nico Lindstädt)
Seite 3
Vor dem Weltuntergang ist alles erlaubt
Großbritannien befindet sich im
Ausnahmezustand. Ein Pilz hat nahezu die gesamte Bevölkerung infiziert.
Auf einem fernab gelegenen Militärstützpunkt versucht das Forscherteam
um
Dr.
Caldwell
herauszufinden, wieso eine bestimmte Gruppe von Kindern atypisch auf den Parasiten reagiert.
Die Protagonistin des Buches trägt
den Namen Melanie, obwohl sie selbst
viel lieber Pandora heißen würde. Melanie ist ein außerordentlich kluges
Mädchen, das jedoch in eine Welt hineingeboren wurde, die sie trotz ihrer
Intelligenz und Wissbegierde nicht
vollständig verstehen kann. Sie ist eines von vielen Versuchsobjekten, einer
Gruppe von Kindern, die im Gegensatz zu anderen Infizierten ihre Persönlichkeit nicht verloren haben. Die
'Anderen' sind die sogenannten „Hungernden“, vom Parasiten befallene,
willenlose Wesen, die beim bloßen Geruch von menschlichem Fleisch zu
gnadenlosen Tötungsmaschinen werden.
Die Kinder hingegen sind anders –
vor allem Melanie. Obwohl sie unter
menschenunwürdigen Verhältnissen
Rezension zu M.R. Careys " Die Berufene"
leben und viele schlimme Dinge ertragen muss, ist sie ein aufgewecktes
Kind mit einem altersgerechten Gemüt, das von seinem eigenen Schicksal zunächst nichts ahnt. Die
wissenschaftlichen Routinen des Forscherteams sind für sie der einzige
Alltag, den sie jemals kennengelernt
hat, bis eines Tages „Hungernde“ und
„Schrottwühler“ die Militärbasis
überfallen und Melanie entkommen
kann. Zum ersten Mal sieht sie die
Welt außerhalb ihrer Zelle und wird
damit konfrontiert, wer oder was sie
wirklich ist. Eine besondere Rolle
spielt dabei ihre Beziehung zu Miss
Justineau, Melanies Lehrerin, die von
Melanie vergöttert wird und in dem
kleinen Mädchen von Anfang an
mehr gesehen hat als ein Versuchsobjekt. Gemeinsam müssen sie versuchen mit der neuen Situation
außerhalb des Stützpunktes klarzukommen.
Dystopien gibt es wie Sand am
Meer. M.R. Carey, dessen Wurzeln im
Comic- und Fantasybereich liegen,
schafft es jedoch, ein altes Thema im
neuen Licht erscheinen zu lassen. Die
Verschiedenheit der Charaktere und
Einsteins Musicbox
Sinfonieorchester meets RWTH
Die Couvenhalle war Veranstaltungsort der Musicbox (Foto: RWTH extern)
Am Samstag, den 1 0. Januar 201 5, über moderner Klassik, wirklich bewurde die dritte Musicbox aufge- geistert war. Auch wurden in den
führt, die seit 201 3 jährlich an der kurzen Intermezzos des Kurators die
RWTH stattfindet. Dafür kommt das Themen der Stücke und HintergrünAachener Sinfonieorchester in die de dazu verraten, was den Abend,
RWTH, diesmal in die Aula im auch wenn man vielleicht weniger beHauptgebäude, und gibt ein Konzert geistert von der Musik war, auf jeden
für Studenten. Alle sind herzlich ein- Fall informativ machte. Ich empfand
geladen, aber nur für Studenten ist den Mix aus den Stücken als gut abes kostenlos.
gestimmt, da aus verschiedenen Epo-
Die Gestaltung des Konzertes war
durchdacht und man versuchte den
Fokus nicht nur auf die Musik zu legen, sondern auch etwas zu den
Stücken und Personen zu sagen. Zwischen jedem Stück gab es eine Einlage
in der der ehemalige Kurator des
Theater Aachens eine lockere Ansprache hielt. Hier sprach er entweder
auf eine metaphorische Art über den
Bezug von Stücken zum Studium,
zum Beispiel verglich er das „La Casa
Diabolo“ von Boccherini mit dem
Schreiben einer Klausur in der Aula,
oder machte ein kleines Interview mit
Musikern des Orchesters. Auch der
Vorstand des AStAs kam zu Wort
und konnte seine Begeisterung für die
Musik mit Humor ausdrücken. Die
ausgewählten Stücke haben meinen
Musikgeschmack sehr gut getroffen.
Natürlich lässt sich über Geschmack
streiten, aber auch wenn einem die
Stücke weniger zusagten, so konnte
man doch einiges erfahren und Stile
aus verschiedenen Epochen hören. Es
wurde sogar ein modernes klassisches
Stück gespielt: „The Chairman dances“ von John Adams, von dem ich
entgegen allen meinen Erwartungen
und meiner generellen Skepsis gegen-
chen und von bekannt bis hin zu
weitaus weniger bekannten Komponisten etwas dabei war. Ungewöhnliches, wie das Konzert für Tuba, von
Ralph Vaughan Williams gespielt von
Moritz Schulze, was für viele der Höhepunkt des Abends war, frischten
das Konzert sehr auf. Die Idee zur
Musikbox stamme tatsächlich vom
Dirigenten des Orchesters, Kazem
Abdullah. Obwohl er ein renommierter Dirigent ist, der in Nürnberg,
Helsinki, Atlanta und New York
schon gespielt hat scheint er nichts
von dem Spaß an seinem Beruf verloren zu haben. Spätestens als zum
Ende der Veranstaltung „der Höllenritt“ ,die berühmte Passage aus Orpheus in der Unterwelt, gespielt
wurde und Kazem Abdullah das Publikum mit großen Enthusiasmus anspornte mitzumachen, konnte man
sein Engagement förmlich spüren.
Das gab dem Abend einen fulminanten Abschluss. Im großen und ganzen
war dies ein sehr gelungenes Konzert
und für eine Veranstaltung auf diesem Niveau würde ich im Theater
auch guten Gewissens zahlen.
(Moriz Trautmann)
die subtile Gesellschaftskritik, die sich
wie ein roter Faden durch das Buch
zieht, erschaffen einen weiten Interpretationsspielraum und animieren
zum Nachdenken.
Der Schreibstil ist minimalistisch
und flüssig. Sowohl die unschuldige
Naivität der Hauptfigur, die selbst in
den grausamsten Momenten noch
Schönheit erkennen kann, als auch
die emotionslose Kälte und Brutalität
Veranstaltungen
Di - Do, 27.01 .201 5 - 29.01 .201 5
der Wissenschaftler und Wachmänner
machen durch die klare und direkte
Sprache phasenweise sehr betroffen.
Carey hat mit seinem Buch kein genretypisches Endzeitszenario mit viel
Gemetzel erschaffen. Vielmehr begibt
sich der Leser auf eine Gefühlsachterbahn, auf der man dazu verleitet
wird, sich in die verschiedenen Charaktere hineinzuversetzen, mitzufühlen
und
seine
eigenen
Moralvorstellungen zu hinterfragen.
Und so absurd es auch klingt: Ich ein 28 jähriger Mann - konnte mich
dabei ertappen, wie ich mich mit der
eingesperrten, 10 jährigen Melanie
identifiziert habe, die plötzlich vor einem neuen Leben steht und dazu gezwungen wird, ihre komplette
Weltanschauung zu überdenken.
Wahrscheinlich wird - wie ich - jeder
Leser in diesem Buch einen Charakter
finden, in dem er sich wiedererkennen
kann oder dessen Ansichten er teilt.
Dies alles macht „Die Berufene“
zu einem sehr gelungenen Werk, das
selbst für Menschen, die für gewöhnlich keine Endzeitromane lesen, sehr
zu empfehlen ist.
Fr, 06.02.201 5
liebemachen
Wenn nicht anders angegeben: Beginn 20 Uhr in der Aula des Hauptgebäudes, Eintritt 3 €.
Black Messiah von D'Angelo
14 ganze Jahre ließ uns D'Angelo
warten bis er nun endlich sein drittes
Album „Black Messiah“ veröffentlicht hat. Im Jahr 2000 - als vermutlich der Großteil der heutigen
Studentenschaft das andere Geschlecht noch „eklig“ fand – konnte
der damals 26-Jährige die weiblichen
Fans vor allem mit seinem NackigVideo zu „Untitled (How Does It
Feel)“ ganz nach dem Motto „Sex
Sells“ begeistern. Heute mit 40 Jahren ist das nur noch bedingt möglich
und führt zu dem glücklichen Umstand, dass endlich die volle Aufmerksamkeit seiner, damals wie
heute, erfrischenden, Soul-geladenen
Musik gilt.
Zunächst muss allerdings noch eine kleine Aufklärung bezüglich des
Albumtitels betrieben werden. Mit
„Black Messiah“ betitelt sich keineswegs ein größenwahnsinniger D'Angelo selbst, sondern in seinen Worten:
"‘Black Messiah’ is a hell of a name
for an album. It can be easily misunderstood. Many will think it’s about
religion. Some will jump to the conclusion that I'm calling myself a
Black Messiah. For me the title is
about all of us. It's about the world.
It's about an idea we can all aspire to.
We should all aspire to be a Black
Messiah. It’s about people rising up
in Ferguson and in Egypt and in Occupy Wall Street and everyplace where a community has had enough and
decides to make change happen. It's
not about praising one charismatic
leader but celebrating thousands of
them. Not every song on this album
is politically charged (though many
are) but calling this album Black
Messiah creates a landscape where
these songs can live to the fullest.
Black Messiah is not one man. It's a
feeling that, collectively, we are all
that leader." In diesem Zusammenhang und mit Blick auf die großen
Ferguson Proteste ist auch zu verstehen, weshalb D'Angelo sein Label
RCA überredet hat den ursprünglichen Veröffentlichungstermin von
Anfang 2015 auf den Dezember vor-
Kármán Auditorium, Aachen
Alljährlich lädt die RWTH zu den
Beratungstagen Studieninteressierte
ein, sich beraten und informieren zu
lassen. Der 27.01. steht im Zeichen
der Ingenieurswissenschaften, am
28.01. folgen die Naturwissenschaften und am letzten Tag präsentieren
sich die Studiengänge der Geistes,Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Auf dem Programm stehen unter
anderem Probevorlesungen, Informationsvorträge und Institutsbesuche.
Musikbunker, Aachen
Hinter dem in manchem Zusammenhang irritierend klingenden Titel liebemachen verbirgt sich eine
Partyreihe, die nun schon zum zweiten
Mal in diesem jungen Jahr Halt im
Aachener Musikbunker macht. Ebenso interessant klingt die gebotene Musikrichtung Indietronic, sie verspricht
mit den DJs Jonas Neumeyer und DJ
himbeerhans etwas Abwechslung zu
dem Charts-Einerlei. Beginn ist um 23
(Tim Bodendorf) Uhr, der Eintritt kostet 6 Euro.
Platte des Monats
Von Pitchfork über etliche Blogs hin
zu Zeit Online wurde schon zu genüge geschrieben über die Rückkehr
des Sängers D'Angelo. Aber auch
das Hochschulradio Aachen möchte
sich vor dem Soul-Veteran verneigen.
RWTH Beratungstage
Di, 03.02.201 5
Am Sonntag bist du tot
Die Stunden im Beichtstuhl können
für einen Priester schnell langweilig
werden. Doch der gutherzige James
Lavelle mag seine Berufung und leiht
den Sündern einer irischen Kleinstadt
gerne sein Ohr. Doch plötzlich wird
es rasant, als er aus der Kabine nebenan eine Morddrohung bekommt.
Eine Woche habe er Zeit, dann werde
er stellvertretend für einen sündigen
Katholiken umgebracht. Lavelle akzeptiert seine Schweigepflicht und
zuverschieben. Ob dies nun eine macht sich selbst auf die Suche nach
Marketingstrategie oder volle Über- seinem zukünftigen Mörder.
zeugung ist, bleibt für jeden selbst zu
Mi, 04.02.201 5
entscheiden. Jedoch thematisieren
sowohl das Cover als auch mehrere
Albumtitel immer wieder die sozialen The Matrix (OF)
Missstände in unserer Gesellschaft. The hacker Neo is introduced into
Gute Beispiele sind das wütend-ro- Morpheus' underground movement
ckige „1000 Deaths“, „The Charade“ by the rebel Trinity. This movement
oder das optimisch verzweifelte fights for freedom for humanity
„Prayer“, auch wenn D'Angelos oft against the enslavement by the magehauchter Gesang es Nicht-Mutter- chines. Neo's worst nightmare becosprachlern nicht immer leicht macht mes reality: the world as we know it
inhaltlich zu folgen. Es wäre aller- is just a complex illusion — The Madings übertrieben zu sagen, dass es trix — of our manipulated brains.
sich bei „Black Messiah“ um ein The Matrix can only be destroyed by
ausschließlich sozialkritisches Album the Chosen One who Morpheus behandelt. Natürlich tauchen die Soul- lieves to have found: Neo.
typischen Themen wie vor allem "die
Mi, 1 1 .02.201 5
Liebe" auch in diesem Album auf,
für das sich im Übrigen auch ?uestlove von „The Roots“ und der „A Interstellar
Tribe Called Quest“-Rapper Q-Tip In naher Zukunft sind die Ressourverantwortlich zeichnen. Die offiziel- cen der Erde verbraucht, der Planet
le Lead-Single „Really Love“ und der wird zunehmend unbewohnbar und
Song „Betray My Heart“ zeigen uns die Tage der Menschheit scheinen geden typischen D'Angelo in Bestform, zählt. Doch es gibt Hoffnung: In eiwährend „Sugah Daddy“ und „Back nem gigantischen Projekt soll
to the Future (Part I)“ mit ihrer mithilfe neuer Technologie interstelFunkyness jeden Plastik-R'n'B à la lare Raumfahrt möglich sein und die
Chris Brown und Usher vor Scham Flucht nach vorne gesucht werden.
rot anlaufen lässt.
Die Mannschaft des ersten Schiffes
Ein Albumcomeback nach 14 dieser Art wagt eine Odyssee zu den
Jahren begleitet mit haushohen Er- Sternen und wird etwas jenseits des
wartungen ist wahrlich nichts, was Vorstellbaren erleben. Denn die größjedem 0815-Künstler einfach mal so ten Errungenschaften der Menschgelingt. Konstatierend muss man sa- heit liegen nicht hinter uns, sondern
gen, D'Angelo und seiner Band „The vor uns. Basierend auf den ernstzuVanguard“ erfüllen diese Aufgabe nehmenden Theorien des Physikers
mit Bravour und ganz nebenbei ver- Kip Thorne über Wurmlöcher präleihen sie auch noch einem ganzen sentiert uns Christopher Nolan, der
Genre einen neuen Anstrich, so dass Regisseur der Dark Knight Trilogie
R'n'B endlich wieder hörbar ist.
und Inception, die Möglichkeit von
(Denis Sepoetro, Hochschulradio interstellaren Raumreisen.
Aachen)
(zusammengestellt von Patrick H. )
Seite 4
Der Everest Basecamp Trek
Unsere Wanderung zum Everest Basecamp (EBC) beginnt am 14. Oktober
2014. Bei schönstem Sonnenschein
wandern wir los und werden einige
Stunden später durch ein Gewitter und
starken Regen zum Einkehren gezwungen. Schon hier auf 2720 m ist es
nachts eisig kalt und wir sind froh über
unserer Daunenschlafsäcke. Tagsüber
haben wir meistens Sonne, aber umso
Höher wir kommen, desto kälter werden die Nächte. So verbringt man die
Zeit in den Pensionen im Essenssaal
bzw. Hauptraum, der als einziger
Raum durch einen in der Mitte des
Zimmers stehenden Ofen geheizt wird.
Die Abende verbringen wir mit Karten
spielen, lesen und dem Austausch mit
anderen Wanderern, bevor es dann,
meist recht früh, ins Bett geht.
Mit Rucksack und Wanderkarte geht es in die Berge
Am zweiten Tag geht es von 2730 m
auf 3440 m hoch. Die Höhenmeter, die
wir zurückgelegt haben, liegen deutlich
über den empfohlenen 300 m, die man
am Tag höchstens machen sollte. Des-
Kármán-Redakteurin Lara Biekowski berichtet von ihrer Weltreise
Trekkern das steile Stück bis Namche
Bazar hinauf. Hier wandert man noch
mit vielen anderen gemeinsam, mit der
Zeit werden die Wege aber weniger
voll und oft laufen wir lange Strecken,
ohne jemanden zu treffen. Was uns
von den meisten anderen Wanderern
unterscheidet: Wir tragen unser Gepäck selber, haben uns also keinen
Porter, also Träger, gemietet und ebenso wenig haben wir einen Guide dabei.
Stattdessen hilft uns eine Landkarte
unserer Route zu planen.
Was in die Berge muss wird
von Mensch und Tier hinauf
befördert
Das Gepäck der anderen Wanderer
wird entweder von Yaks die Berge hinaufgetragen oder von Portern, die
dann teilweise mit bis zu drei großen
und vollen Reisetaschen bepackt sind.
Häufig tragen sie lediglich Flip Flops
und sind trotzdem recht flott unterwegs. Manche befördern auch Waren
oder Lebensmittel für die Dörfer hinauf. Die schwerste Last, die wir einen
Die Berge sind mit Gebetsfahnen geschmückt (Foto: Lara Biekowski)
halb legen wir einen Akklimatisierungstag ein, denn keiner von uns
möchte aufgrund von Höhenkrankheit
wieder zurück müssen. Später auf unserem Trip werden wir eine Wanderin
treffen, die aus diesem Grund zurück
muss, uns hat es glücklicherweise nicht
erwischt und die Akklimatisierungstage zahlen sich aus. Dieser zweite Tag
hatte es aber in sich. Wir sind die Höhe und den damit verbundenen Sauerstoffmangel noch nicht gewohnt und
kriechen förmlich mit vielen anderen
Impressum
Kármán erscheint zweiwöchentlich
in der Vorlesungszeit. Kármán fühlt
sich keiner Gruppierung verpflichtet.
Für namentlich gekennzeichnete
Artikel übernimmt der Autor die
Verantwortung.
„Kármán Hochschulzeitung e.V.“ c/o
RWTH Aachen, 52056 Aachen
www.karman.rwth-aachen.de
0241/56529892
karman-redaktion@rwth-aachen.de
Martin Schmitz
Patrick Halbach
Druckerei Frank + Hager GmbH &
Co. KG
3000
Porter tragen sahen, war über 100 kg
schwer. Das ist ein wirklicher Knochenjob. Da haben es die Yaktreiber
schon besser, denn für sie tragen die
Tiere die Waren. In Kolonnen von drei
bis ca. zehn Tieren wandern sie die
Berge auf und ab und kündigen sich
durch Glocken an, die sie um den Hals
tragen. In tieferen Gebieten werden
auch noch Pferde und Esel eingesetzt,
aber später treffen wir nur noch auf
Yaks. Dies sind die einzigen Möglichkeiten, Sachen ins Gebirge zu beför-
dern. So werden selbst Bretter und
Rohre für den Hausbau transportiert.
Seilbahnen, Straßen für Autos oder
andere Transportwege gibt es nicht.
Unser erstes großes Ziel: das
EBC
Wir bahnen uns den Weg in die Höhe.
Immer wieder laufen wir über wackelige Brücken, der Fluss darunter in weiter Ferne. Die Brücken sind schmal
und einer Yakherde will man hier nicht
begegnen. Zu Beginn war noch alles
schön grün, mit steigender Höhe werden die Bäume weniger. In dem steinigen Gelände wachsen nur noch
Büsche, wenn überhaupt noch etwas
wächst. Dafür treffen wir nun auf
Rebhühner und kleine hamsterartige
Tiere. Am neunten Tag schaffen wir es
dann zum EBC auf einer Höhe von
5364 m. Der Weg dorthin war noch
einmal anstrengend: durchgehend ging
es auf und ab. Später dann auf einem
schmalen Grad entlang durch den
Schnee. Das letzte Stück war teils sehr
vereist und wir mussten ins vorsichtig
die letzten Meter hinauf bahnen. Doch
dann sind wir plötzlich da: ein Steinplateau dekoriert mit bunten nepalesischen Gebetsfähnchen. Vorherige
Wanderer haben Flaggen, Schilder
oder andere Andenken zurückgelassen. Die Sicht ist toll. Wir sehen die
Eispyramiden und haben eine gute
Sicht auf den Gletscher, neben dem
wir schon längere Zeit entlanggelaufen
waren. Nachdem wir ein paar Fotos
geschossen hatten, genossen wir es angekommen zu sein. Seit so vielen Tagen waren wir auf dieses Ziel
zugelaufen, hatten dieses eine Ziel in
Gedanken und endlich waren wir da.
Das Gefühl war unbeschreiblich.
Glücklicherweise waren wir fast die
einzigen, die zu diesem Zeitpunkt am
EBC waren und so saßen wir da, ruhten uns aus und genossen es einfach.
Ziel Nummer 2: Kallapathar
Vom EBC aus mussten wir anschließend zurück zu unserem Guesthouse
in Gorakshep auf 5148 m. Dasselbe
ständige auf und ab wie auf dem Hinweg. Dementsprechend k.o. waren wir,
als wir wieder eintrafen. Aber nicht
nur deshalb gingen wir an diesem Tag
früh zu Bett. Unser Wecker stand auf
03:40 Uhr. Unser Vorhaben: vor Sonnenaufgang den Kallapathar hinaufsteigen, um die Everest Range im Licht
der aufgehenden Sonne sehen zu können. Um 4:00 Uhr sind wir dann bei
absoluter Dunkelheit aufgebrochen.
Das Everest Basecamp auf 5364 m Höhe (Foto: Lara Biekowski)
Und absolute Dunkelheit ist hier wortwörtlich zu nehmen. Kein Licht dringt
aus den drei Gästehäusern, die es in
Gorakshep gibt und andere Lichtquellen gibt es dort oben nicht. Wir schalten unsere Stirnlampen an und stapfen
durch den Schnee in Richtung Kallapathar, der Berg, von dem wir uns eine
tolle Sicht auf den Mount Everest versprechen. Aber erst einmal werden wir
mit einem unglaublichen Sternenhimmel für unser frühes Aufstehen belohnt. Dank der Dunkelheit hier in
den Bergen sieht man deutlich mehr
Sterne, als an anderen Orten. Dann beginnen wir mit unserem Aufstieg auf
den 5550 m hohen Berg. Der Weg ist
verschneit, der Wind eisig, die Temperatur liegt bei -20°C. Doch wir laufen
weiter und schaffen es, die allerersten
an diesem Tag auf dem Berg zu sein
und sehen, wie die Sonne die Everest
Range nach und nach in Licht taucht.
Wieder einmal genießen wir glücklich
und zufrieden die Aussicht.
Die letzte Etappe: der Rückweg nach Lukla
Beflügelt von den erreichten Zielen
und den gewonnenen Eindrücken machen wir uns die darauffolgenden Tage
auf den Weg hinab, zurück nach Lukla. Nach dreizehn Tagen wandern
kommen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an, bekommen spontan
noch Plätze im Flugzeug, rasen auf die
600m tiefe Schlucht zu, heben ab und
dürfen noch ein paar letzte schöne
Ausblicke auf die Berge genießen bevor wir in Kathmandu wieder Boden
unter den Füßen haben. Plötzlich sind
wir zurück in einer hektischen großen
Stadt voller hupender Autos, doch die
Ruhe der Berge werden wir so schnell
nicht mehr vergessen.
(Lara Biekowski)