Stallfliegen – gibt es ein Geheimrezept?
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Stallfliegen – gibt es ein Geheimrezept?
B E R A T U N G 06.03 / 20 Stallfliegen – gibt es ein Geheimrezept? Fliegen sind lästig und können im Sommer zur regelrechten Plage werden. Neben unserem eigenen Wohlbefinden beeinträchtigen Fliegen auch dasjenige der Tiere und reduzieren deren Leistungen. Fliegen übertragen aber auch Keime und Krankheiten von einem Tier zum andern. Weil sich in einem Kilogramm Mist über 10’000 Fliegen entwickeln können, müssen sie bekämpft werden bevor sie fliegen. sbu. Stallfliegen sind enorm fruchtbar und vermehren sich rasend schnell. Viele Betriebe bekommen deshalb die Fliegenplage trotz grossem Aufwand kaum in den Griff. Weil Fliegen in Mist, Gülle und andern nahrungsreichen organischen Abfällen brüten, finden sie in der Tierhaltung generell und ganz besonders in Systemen mit Einstreue sehr viele Stellen, die ihnen Nahrung und günstige Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Dies erklärt auch die oft explosionsartige Entwicklung der Fliegenpopulation im Frühsommer. Wann wird es zu viel mit den Fliegen? Was zu viel ist, wird von der persönlichen «Belästigungsschwelle» definiert. Manche fühlen sich bereits von einer Fliege stark gestört, andere erst von 50. Bei Tieren (z. B. bei Kälbern) sollte man diese Toleranzgrenze bei 20 Fliegen / Tier ansetzen, d.h. spätestens bei mehr als 20 Fliegen pro Tier mit der Bekämpfung beginnen. Bei über 150 wird es dann unerträglich (zählen Sie nach!). Meist geschieht die Entwicklung der Fliegenlarven im Verborgenen, z. B. im Flüssigmist unter den Spaltenböden, in Güllegruben oder der Tiefstreu. Klar ist nur: «Wo es viele Fliegen gibt, sind noch viel mehr Maden (Larven) vorhanden». Aus diesen Maden entwickeln sich ständig neue Fliegen. Bei ihrer Entwicklung durchläuft die Fliege verschiedene Stadien: Aus dem Ei wird eine Made (Larve), hieraus entsteht die Puppe. Aus der Puppe schlüpft die neue Fliege, die sofort geschlechtsreif ist. Man kann die Fliegen nur an zwei Stellen im Entwicklungskreislauf bekämpfen: als Fliege oder als Made. Vorbeugung ist wichtig Unter günstigen Bedingungen und mit einigen Vorbeugemassnahmen kann der Fliegenbesatz in vielen Ställen ohne den Einsatz von Insektiziden auf einem erträglichen Niveau gehalten werden. chen Einsatz von Nützlingen ist eine gute Planung nötig. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick AG hat die entsprechenden Erfahrungen. Stallhygiene, -klima Die gründliche Stallreinigung im Frühling trägt dazu bei, die Fliegenplage massgebend einzudämmen. In älteren Ställen hilft auch das Weisseln mit, die Vermehrung überwinternder Fliegen zu hemmen. Fliegen meiden Luftzug. In gut belüfteten Ställen werden sie deshalb viel weniger zur Plage. Reinigung Die wichtigste vorbeugende Massnahme ist jedoch die Sanierung (Reinigung) von Brutplätzen. In vielen Betrieben sind Kälberboxen und Kälberställe ideale Brutstätten, weil die Fliegenlarven dort gehaltsreichen Mist und Milchreste vorfinden. Auch schlecht zugängliche Ecken und Hohlräume mit sich zersetzenden Futterresten bieten Larven eine günstige Umgebung. Tiefstreu in Laufställen und die Schwimmdecke auf der Gülle sind weitere beliebte Brutstätten. Wird die Schwimmdecke in der Gülle durch Rühren und Umpumpen zerstört, sterben die meisten Fliegenlarven ab. Gibt es intelligente chemische Strategien gegen Fliegen? Auch bei der chemischen Bekämpfung von Fliegen ist einer der grössten Fehler, dass mit den ersten Massnahmen zu lange gewartet wird. Betriebe, die wissen, dass sie regelmässig von Fliegen heimgesucht werden, sollten sich deshalb das Kälberboxen sind ideale Brutstätten Geheimrezept der vor- für Fliegen beugenden Bekämpfung der Larven zu Nutze ma- töten und Nützlinge (Spinnen, chen: Fängt man rechtzeitig mit Käfer), die ihrerseits Fliegen beder Bekämpfung an, bereits kämpfen, schonen. Ausserdem wenn die ersten Fliegen im Stall wird damit auch Schwalben kein erscheinen, so hat man das Pro- Schaden zugefügt. blem im Griff. Abstimmung FliegenWie bei allen andern Massnah- bekämpfung und Haltungsmen muss der Entwicklungs- verfahren kreislauf frühzeitig unterbrochen Die Art und Weise, wie Maden werden. Die Bekämpfung der bekämpft werden, ist auf das Made im Mist ist deshalb ein Haltungsverfahren abzustimsehr sinnvoller Ansatzpunkt. Be- men. Auf dem Markt gibt es Prosonders gut ist es, wenn «intelli- dukte (Wirkstoff Cyromazin), die gente» Mittel eingesetzt werden, auch angewendet werden köndie gezielt die Fliegenmaden nen während die Tiere im Stall Nützlinge Wer auf chemische Bekämpfungsmittel verzichten muss oder will, kann die Fliegenlarven mit Nützlingen bekämpfen. Schlupfwespen sind spezialisiert auf die Zerstörung von Fliegenpuppen und können in Festmistsystemen eingesetzt werden. Güllefliegen leisten in Ställen mit Flüssigmist (Schwimmschicht in Güllegruben) gute Arbeit. Auch sie zerstören die Fliegenlarven. Weil die Güllefliegen lichtscheu sind, halten sie sich vorwiegend in den dunklen Güllekanälen auf und werden deshalb nicht zur Belästigung. Für einen erfolgrei- Das Geheimnis der Fliegenbekämpfung liegt in der Bekämpfung der Fliegenlarven 06.03 / 21 B E R A T U N G / P L A T T F O R M Wirksame Pflege ist die beste Vorbeuge gegen Milchverluste Fliegen meiden Luftzug – in gut belüfteten Ställen hat es bedeutend weniger Fliegen sind. Dabei ist zu unterscheiden zwischen den Anwendungsarten Streuen (nur bei granulierten Larviziden), Giessen oder Spritzen. Bei Flüssigmistverfahren ist die Streuanwendung zu bevorzugen, da hier das Granulat einfach auf die Spaltenbodenoberfläche bzw. den Flüssigmist gestreut werden kann. Bei Festmistverfahren müssen Larvizide in der Regel gegossen oder gespritzt werden, um in den Mist eindringen zu können. Fliegenmittel gezielt einsetzen Obwohl im Zentrum der Fliegenbekämpfung Madenmittel stehen sollten, kann es vorkommen, dass bereits viele Fliegen vorhanden sind und schnell etwas getan werden muss. Hier sind Spritz- oder Streichmittel gefragt, die schnell auf die erwachsenen Fliegen wirken. Aber auch hier gilt: möglichst keine Rundumschläge, sondern gezielt bekämpfen! Werden Spritzmittel im Stallraum breitflächig versprüht oder vernebelt, wirken sie auch auf andere Lebewesen, die sich im Stall aufhalten, also auch auf Menschen, Tiere und Nützlinge. Die Bekämpfung von ausgewachsenen Fliegen wird am besten durch Produkte gewährleistet, die als Frass- und nicht als Kontaktgift wirken. Mit Zucker vermischt ziehen sie die Fliegen an und werden von diesen gefressen. Der Einsatz von Frassgiften zögert zudem die Ausbildung von Resistenzen hinaus. Dies ist sehr wichtig, da sich Fliegen mit ihren unzähligen Generationen pro Jahr sehr schnell anpassen können. In Zusammenarbeit mit Dr. B. Lüscher, Novartis Tiergesundheit (061 697 44 44) BAG T Nr. 95722 GIFTKLASSENFREI Ihre Kühe sind ein wertvoller Besitz. Ihre Produktivität garantiert Ihnen den täglichen Umsatz. Die Sicherung dieser Leistungsfähigkeit ist von höchster Wichtigkeit. Original NJP Liniment ist ein Euter-Pflegemittel, das eine wertvolle Pflege auf rein pflanzlicher Basis bietet. Es ist ein Naturprodukt aus japanischem Pfefferminzöl und frei von lästigen Nebenwirkungen und Wartezeiten. Tipps für die Praxis ➪ Fliegen müssen bereits im Frühling bekämpft werden um der massenhaften Vermehrung und damit einer Fliegenplage vorzubeugen. ➪ Das Geheimnis der Fliegenbekämpfung ist die vorbeugende Bekämpfung der Fliegenlarven. Natürliche Euter- und Gelenkpflege ➪ Achten Sie auf die «weissen Würmer» (= Fliegenmaden) in Mist und Gülle. Fragen Sie bei Ihrem SVKB-Besamungstechniker nach weiteren Informationen. ➪ Besondere Brutplätze für Fliegenlarven sind Kälberboxen, Ecken und Hohlräume mit Mist und Futterresten, Tiefstreue und Schwimmschichten in Güllegruben; werden diese Brutplätze zerstört (ausmisten, reinigen, umrühren) kann vorgebeugt werden. SVKB, Eichenweg 4 CH-3052 Zollikofen Telefon: 0319106262 Telefax: 0319106266 ➪ Fliegen meiden Luftzug; in gut durchlüfteten Ställen hat es weniger Fliegen. ➪ Achten Sie auf die selektive Wirkung von chemischen Fliegenmitteln, also bekämpfen Sie gezielt Fliegen und keine Nützlinge. ➪ Achten Sie auch bei der Bekämpfung von Fliegen mit Kontakt- oder Frassgiften (Streich-, Spritzmittel oder Streugranulate) auf den gezielten Einsatz; die Mittel sollten für Mensch und Tier möglichst wenig gefährlich sein. Casa Verde Naturprodukte GmbH D-45731 Waltrop • Schulstraße 16 Tel.: 00492309-70866 Fax: 00492309-75850 info@casaverde-natur.de www.casaverde-natur.de