hämotherapie 20/2013 - DRK
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hämotherapie 20/2013 - DRK
Beiträge zur Transfusionsmedizin 20 2013 Intrauterine fetale Transfusionen Intrauterine Transfusion von Erythrozyten Granulozytentransfusionen bei Patienten mit Granulozytopenie oder -pathie In der Diskussion: Können die Alzheimer- und ParkinsonKrankheit durch selbstreplizierende Proteinpartikel übertragen werden? Diagnostik immunologisch bedingter Thrombozytopenien Deutsches Rotes Kreuz DRK-Blutspendedienste 20 2013 Impressum Inhalt Herausgeber: Editorial 20/2013 3 Die DRK-Blutspendedienste: DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen, Mannheim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes, München DRK-Blutspendedienst Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg Blutspendedienst der Landesverbände des DRK Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen, Springe DRK-Blutspendedienst Nord-Ost, Dresden DRK-Blutspendedienst West, Ratingen (gemeinnützige GmbHs) Redaktion (verantwortlich): Dr. med. Detlev Nagl, Augsburg Friedrich-Ernst Düppe, Hagen Feithstraße 182, 58097 Hagen Tel.: 0 23 31/8 07-0 Fax: 0 23 31/88 13 26 Email: f.dueppe@bsdwest.de Redaktion: Dr. med. Robert Deitenbeck, Hagen; Dr. Jörgen Erler, Baden-Baden; Dr. med. Markus M. Müller, Frankfurt/M.; Prof. Dr. med. Hubert Schrezenmeier, Ulm; Prof. Dr. med. Axel Seltsam, Springe; Dr. med. Wolfgang Stangenberg, Neubrandenburg; Prof. Dr. med. Torsten Tonn, Dresden; PD Dr. med. Thomas Zeiler, Breitscheid. Mit Autorennamen gekennzeichnete Fachartikel geben die Meinung des Autors wieder und müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und der Herausgeber widerspiegeln. Der Herausgeber der „hämotherapie“ haftet nicht für die Inhalte der Fachautoren. Die Fachinformationen entbinden den behandelnden Arzt nicht, sich weiterführend zu informieren. Realisation: deltacity.NET GmbH & Co. KG SIGMA-DRUCK GmbH www.deltacity.net Auflagen: Gesamtauflage: 25.000 Ex. ISSN-Angaben auf der Rückseite Zitierweise: hämotherapie, 20/2013, Seite ... Intrauterine fetale Transfusionen Intrauterine Transfusion von Erythrozyten Granulozytentransfusionen bei Patienten mit Granulozytopenie oder -pathie 19-31 PD Dr. Michael Beekes, Prof. Dr. Reinhard Burger Diagnostik immunologisch bedingter Thrombozytopenien 13-18 Carla Kreissig In der Diskussion: Können die Alzheimer- und Parkinson-Krankheit durch selbstreplizierende Proteinpartikel übertragen werden? 4-12 Dr. med. Rainer Bald 32-43 Dr. med. Elisabeth Urban, Dr. med. Ute-Maja Liebscher, Prof. Dr. med. Torsten Tonn Die Autoren 44 Dr. med. Markus M. Müller Oberarzt & Entnahmeleiter Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie Universitätsklinikum Frankfurt am Main DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen gemeinnützige GmbH Liebe Leserin, lieber Leser, nun liegt sie in Ihrer Hand, die 20. Ausgabe unserer Zeitschrift hämotherapie mit neuen und aktuellen Beiträgen aus der Transfusionsmedizin. Die DRK-Blutspendedienste arbeiten seit 2003 gemeinsam erfolgreich daran, Ihnen, unseren geschätzten Lesern, interessante Themen aus dem vielfältigen Gebiet der Transfusionsmedizin nahe zu bringen. Es gelang und gelingt uns, namhafte Experten dafür zu gewinnen, aktuelle Übersichten zu einem Thema zu verfassen. In diesem Jahr können wir mit dem Folgeheft Nr. 21, das im Herbst 2013 zur 46. DGTI-Jahrestagung in Münster herauskommen wird, dann auch das zehnjährige Jubiläum der hämotherapie feiern. Doch dazu mehr im nächsten Heft! Feten sind die kleinsten und verletzlichsten Patienten, die wir als Transfusionsmediziner in einem multidisziplinären Team von Spezialisten mit betreuen. Die Anforderungen an immunhämatologische und immungenetische Diagnostik, aber auch an Erythrozytenpräparationen für die intrauterine Transfusion sind dabei entsprechend hoch. Dr. Rainer Bald, leitender Arzt des Pränatalzentrums am Klinikum Leverkusen, beschreibt in einem höchst lesenswerten Artikel Historie, Patienten und behandelbare Erkrankungen, Methoden und Zugangswege der intrauterinen Transfusion. Seine abschließenden Empfehlungen seien hiermit nicht nur den direkt in die Behandlung Involvierten, sondern allen Interessierten nahegelegt. Auch Frau Kollegin Carla Kreissig vom DRK-Blutspendedienst West beschäftigt sich in dieser Ausgabe der hämotherapie mit einem wichtigen Aspekt der Versorgung vulnerabler Patienten. Die Granulozytentransfusion bei Patienten mit stark verminderten oder funktionsgestörten Granulozyten und oft lebensbedrohlichen bakteriellen oder Pilz-Infektionen stellt im Zusammenspiel mit der antimikrobiellen Therapie eine wichtige Säule der Behandlung dar. Der Transfusionsmedizin geht es neben der Bereitstellung qualitativ hochwertiger und sicherer Präparate auch um die Sicherheit der Granulozytenspender. Diesen Aspekt beleuchtet Frau Kreissig in ihrer Arbeit ebenfalls. Der Autorin ist mit ihren Tipps und Informationen insbesondere auch daran gelegen, die Abläufe zwischen den anfordernden Kliniken und den herstellenden Blutspendeeinrichtungen im Interesse der Patienten weiter zu verbessern. Eine aktuelle Diskussion in der Medizin greifen der Präsident des Robert-KochInstituts (RKI) in Berlin, Professor Dr. Reinhard Burger, und der Leiter der Arbeitsgruppe 5: Unkonventionelle Erreger und deren Inaktivierung, Privatdozent Dr. Michael Beekes in ihrem Beitrag auf. Neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson werden zunehmend häufig in unserer alternden Bevölkerung diagnostiziert. Pathophysiologisch finden sich bei diesen Krankheiten, ähnlich wie bei den damit nicht verwandten und sehr seltenen Prionenerkrankungen TSE bei den Tieren bzw. vCJD beim Menschen, fehlgefaltete und aggregierte Eiweiße in bestimmten Hirnregionen. Dies legt die Frage nahe, ob die Alzheimerbzw. die Parkinson-Erkrankung so wie die sehr seltenen Prionenerkrankungen von Mensch zu Mensch, beispielsweise über medizinische Geräte oder Blutpräparate, übertragbar sein könnten. Professor Burger und Privatdozent Beekes können aufgrund ihrer Bewertung wissenschaftlicher Publikationen und epidemiologischer Studien hier aktuell Entwarnung geben. Weder für die Alzheimer-, noch für die Parkinson-Erkrankung finden sich derzeit epidemiologische Hinweise, dass diese Erkrankungen übertragbar sind. Nichtsdestotrotz beherzigen alle DRK-Blutspendedienste den von den beiden Experten 20 2013 geäußerten Hinweis zur auch zukünftigen Wachsamkeit und weiteren Forschung auf diesem Gebiet. Dies gilt für alle potentiell durch Blutprodukte übertragbaren Infektionen, welche wir in Zusammenarbeit mit den Bundesoberbehörden beforschen, testen sowie durch Ausschluss betroffener Spender und aufwendige Testverfahren aus der Transfusionskette heraushalten. Im abschließenden Beitrag der Kolleginnen und des Kollegen aus Dresden beschreiben Frau Dr. Ute-Maja Liebscher, Frau Dr. Elisabeth Urban und Herr Professor Dr. Torsten Tonn die Diagnostik immunologisch bedingter Thrombozytopenien. Solche unter Umständen akut lebensbedrohlichen Zustände führen nicht selten zu diagnostischen und in der Folge therapeutischen Herausforderungen für die behandelnden Kolleginnen und Kollegen. Es ist den drei Autoren daher vor allem für die gute Systematik der ursächlichen Erkrankungen und die klinische Bedeutung thrombozytärer Antikörper in diesen Fällen zu danken. Der Artikel zeigt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wie viele hämotherapie-Beiträge in der Vergangenheit auch, welch´ breites diagnostisches Angebot Ihr DRK-Blutspendedienst für Sie und Ihre Patienten bereit hält. Informieren Sie sich bitte zusätzlich über die von Ihrem DRKInstitut für Transfusionsmedizin bereitgehaltenen diagnostischen Methoden und transfusionsmedizinischen Angeboten, beispielsweise auf unseren Internetseiten. Meine Bitte zum Abschluss: Teilen Sie uns für Sie interessante Themen für zukünftige Hefte mit und stellen Sie Fragen an unsere Experten, nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir, die Redaktion der hämotherapie, freuen uns auf Ihre Rückmeldung! So, nun wünsche ich Ihnen aber eine spannende sowie für Sie und Ihre Patienten gewinnbringende Lektüre! Mit herzlichen kollegialen Grüßen Dr. med. Markus M. Müller 3 Intrauterine fetale Transfusionen Intrauterine Transfusion von Erythrozyten Dr. med. Rainer Bald Frauenklinik Klinikum Leverkusen Zusammenfassung Die intrauterine Transfusion von Erythrozyten (IUT) in den Feten ist eine der erfolgreichsten intrauterinen Therapiemaßnahmen. Die IUT von Erythrozyten ist indiziert, um den fetalen Tod auf Grund schwerer Anämie zu verhindern. Obwohl es nie randomisierte Studien gab, besteht kein Zweifel, dass diese Maßnahme zum Überleben schwer anämischer Feten beigetragen hat. In der Regel ist eine IUT ab der 15. Schwangerschaftswoche (SSW) technisch durchführbar, in Einzelfällen gelingen aber auch Transfusionen ab 12 SSW. Im Folgenden werden die Ursachen der fetalen Anämie, die Methoden zur Indikationsstellung zur intrauterinen Transfusion, sowie die Durchführung der intrauterinen Transfusion in verschiedenen Techniken beschrieben. Ergebnisse und Risiken werden dargestellt und konkrete Empfehlungen zum Vorgehen gegeben. Summary Intrauterine transfusion (IUT) of red blood cells (RBC) into the fetus is one of the most successful intrauterine procedures. Intrauterine transfusion of RBC is indicated to prevent death from severe anemia. Despite the lack of randomized studies, there is no doubt that IUT saved the life of many fetuses. IUT is technically feasible from week 15 (in singular cases even from week 12) after gestation. The following article describes the various causes for fetal anemia, the indication for IUT as well as the techniques, used to perform intrauterine transfusion. Chances and risks of IUT are discussed and concise recommendations for clinical practice are provided. Einleitung neale Bluttransfusionen behandelt wurden. Die so applizierten Erythro- Die intrauterine Transfusion von zyten migrieren vom Peritoneum Erythrozyten in den Feten ist eine der über Lymphbahnen in den Blutkreis- erfolgreichsten intrauterinen Thera- lauf der Patienten. Liley postulierte, piemaßnahmen. Obwohl es nie ran- dass dieser Mechanismus auch beim domisierte Studien gab, besteht kein schwer anämischen Feten funktio- Zweifel, dass diese Maßnahme zum nieren würde. 1963 führte er die erste Überleben schwer anämischer Feten intrauterine Transfusion unter Röntgen- beigetragen hat. Der generelle Ein- kontrolle durch, da Ultraschall zu die- satz der postpartalen Rhesuspro- ser Zeit noch nicht verfügbar war (1). phylaxe (erstmals am 09.08.1963 von J. Schneider, Freiburg, durchgeführt) Manfred Hansmann führte 1972 hat, wie auch später die zusätzliche die erste intrauterine-intraperitoneale pränatale Prophylaxe das Risiko ei- Transfusion unter Ultraschall-Kontrol- ner Immunisierung deutlich reduziert. le durch. Ein weiterer wichtiger Schritt Dies bedeutet auch eine Reduktion war 1981 die erste intrauterine-intra- der Transfusionen, vasale Transfusion durch Charles wenngleich eine fetale Anämie aus Rodeck, die er unter fetoskopischer einer Vielzahl von Gründen auftreten Kontrolle vornahm (2). Die erste intra- kann. Zu erwähnen sind hier die feta- uterine-intracardiale Transfusion wur- le Anämie bei mütterlichen Erstinfek- de 1984 erfolgreich von Hansmann tionen in der Schwangerschaft (Par- unter Ultraschallkontrolle durchge- vovirus B 19 oder Cytomegalie- führt. Die derzeitige Standardmetho- Infektion), auf Grund fetomaternaler de ist die Transfusion in die fetale Na- Transfusion oder fetaler Blutungen, belvene der Nabelschnur, in Einzelfäl- um nur einige wenige zu nennen. len auch in den intrahepatischen intrauterinen Anteil der Nabelvene. Historisches Auswahl der Patienten Sir William Liley war der erste Me- 4 diziner, der eine intrauterine Transfu- Die intrauterine Transfusion von sion von Erythrozyten durchführte. Erythrozyten ist indiziert, um den fe- Während seiner Zeit in Neuseeland talen Tod auf Grund schwerer Anä- erfuhr er von einem Kollegen, dass in mie zu verhindern. In der Regel ist Afrika an Sichelzellanämie erkrankte, dies ab der 15. Schwangerschafts- anämische Kinder durch intraperito- woche (SSW) technisch durchführ- 20 2013 bar, in Einzelfällen gelingen aber auch die Geschwindigkeit das Doppelte Transfusionen ab der 12. SSW. Die des Schwangerschaftsalters (dies normale fetale Hämoglobinkonzen- entspricht dem 1,5 MoM-Wertes), tration steigt beim Feten von 10-11 g/ muss von einer relevanten Anämie dl in der 17. SSW auf 14-15 g/dl am ausgegangen werden (38). Termin. Da im Laufe der Transfusionen das Eine schwere fetale Anämie liegt fetale Hämoglobin durch adultes Hä- vor, wenn der fetale Hämoglobinwert moglobin der Erythrozytenkonzen- mehr als 7 g/dl unter dem Mittelwert trate ersetzt wird, eignet sich diese des Schwangerschaftsalters liegt (3). Untersuchung Mari gibt als Kriterium für eine schwere schränkt zur Festlegung des näch- Anämie einen Hämoglobingehalt von sten Transfusionstermins (s. u.). nur noch einge- < 5,8 bis 7,4 g/dl abhängig vom Schwangerschaftsalter an. In seiner Entscheidend für eine exakte Mes- Studie waren 12 von 31 Feten hydro- sung ist die „Null-Grad-Messung“, pisch - alle hydropischen Feten wie- das heißt der Dopplerstrahl darf das sen Hämoglobinwerte < 5 g/dl auf (4). Gefäß nicht in einem Winkel treffen. Feten mit einem Hämoglobinwert Zunehmender Winkel (cos á) verrin- Reifung von Erythrozytenvorstu- < der 2fachen Standardabweichung gert nach der Dopplerformel die ge- fen in den fetalen Blutbildungs- vom altersentsprechenden fetalen Hä- messene Geschwindigkeit. zentren zu schwerer Anämie. Die Feten entwickeln auf Grund der moglobinwert werden in den meisten Zentren intrauterin behandelt. Ursachen fetaler Anämie Anämie, aber auch sekundär durch Feststellung der fetalen Anämie • Fetale Anämie bei Blutgruppen- rungen kardiale Funktionsstö- (Myokarditis) einen Inkompatibilität gehört zu den Hydrops. In einer von von Kaisen- Schon 1986 versuchten Rightmire häufigsten Ursachen. Mehr als 50 berg 2001 publizierten Multicen- et al. die fetale Anämie durch Dopp- verschiedene Erythrozytäre Anti- ter-Studie hatten 82 % (188/230) lermessungen in der fetalen Aorta körper sind mit Hämolyse fetaler der transfundierten Feten ein nor- nicht invasiv zu bestimmen. Der Erythrozyten assoziiert. Am häu- males Outcome, gegenüber 55 % Durchbruch gelang Mari et al. 1995, figsten müssen die Feten von (239/435) der konservativ behan- indem er zeigen konnte, dass eine er- Schwangeren mit Anti-D, Anti- delten Fälle (5). höhte Geschwindigkeit (Vmax) in der K(Kell) und Anti-c transfundiert Arteria cerebri media des Feten eine werden. • Chronische fetomaternale Transfusionen sind seltene, aber hoch gute Korrelation zum fetalen Hämato- • Fetale Infektionen, insbesondere gefährliche Ursachen für fetale krit aufwies. Weitere Studien bestä- die fetale Parvo B 19 Infektion Anämie. Auch hier entwickeln die tigten diese Aussage. Überschreitet führt über die Blockierung der Feten häufig und schnell einen 5 generalisierten Hydrops fetalis. Durch einen Kleihauer-BetkeTest, aber auch durch neuere Untersuchungsmethoden wie FACS, kann die Diagnose im mütterlichen Blut verifiziert werden. Auch hier retten intrauterine Transfusionen das fetale ÜberleTransfusionen zusätzliche Antikörper die Mutter nachweisen (17). Dieser • Angeborene Bluterkrankungen, bilden, einerseits gegen die Merk- Effekt fand sich nicht mehr nach 33 wie die Alpha-Thalassämie oder male des Spenders, zum anderen Schwangerschaftswochen. Die Au- andere Erkran- gegen die fetalen Blutgruppenmerk- toren führten dies auf einen höheren kungen, wie die Diamond-Black- male (14-16). Das Risiko ist bei trans- Anteil jüngerer Zellen als Resultat er- fan-Anämie können intrauterin zur plazentarer Punktion am größten. höhter mütterlicher Retikulozyten zu- Entwicklung einer schweren Anä- Nicht reduziert wird das Risiko durch rück. Das Risiko der Übertragung re- mie mit fetalem Hydrops führen Testen der Konserve gegen die levanter Viren dürfte bei Verwendung (6-11). Schwangere in Bezug auf die Merk- mütterlicher Erythrozyten geringer • Darüber hinaus gibt es verschie- male C, c, D, E, e und Kell, da Inkom- sein, ist aber noch nicht untersucht dene seltene Indikationen (Tumor- patibilitäten gegen die vorhandenen worden. anämie weiteren Antigene bestehen (15). ben. angeborene oder Komplikationen nach Laserbehandlung von Feten mit „feto-fetalem Transfusions- Autologe Spende könnte eine Mög- Syndrom"). In einer Serie von lichkeit sein, die Bildung von Antikör- Quarello, 2008 konnte durch eine pern zu umgehen. Die Vorschrift, Transfusion ein anämischer Fetus dass der Spender mindestens ein Die verschiedenen Wege der intra- nach Laserablation in 11 von 19 Hämoglobin über 12,5 g/dl haben uterinen Applikation von Blut wurden Fällen (53 %) gesund entbunden muss, schließt die meisten Schwan- in randomisierten Studien untersucht werden (12). Das chronische geren aus. Ein Vorteil der maternalen (18). „twin anemia-polycythemia syn- Spende ist, dass die Erythrozyten ei- drome“ nach Laser Therapie wur- ne längere Überlebenszeit haben, de ebenfalls durch serielle Trans- was wiederum die Anzahl der not- fusionen behandelt (13). wendigen Transfusionen reduziert. Das Erythrozytenkonzentrat wird in Eine Studie, die 76 IUT´s mit mütter- die freie Bauchhöhle des Feten inji- lichem Blut mit 213 IUT´s mit Spen- ziert. Über Lymphbahnen gelangen derblut verglichen haben, konnte ei- die Erythrozyten in die fetale Zirkulati- nen deutlich langsameren Abfall des on. Dieser Mechanismus funktioniert, Hämoglobins nach Blutspende durch solange kein erhöhter lymphatischer Das Erythrozytenkonzentrat Studien zeigten, dass 25 % der Schwangeren 6 Methoden und Zugangswege zur intrauterinen Transfusion nach intrauterinen IPT (intraperitoneale Transfusion) 20 2013 Druck die Aufnahme behindert. Im Transfusion in die Nabelvene hat den Fall einer schweren Anämie entwick- Zweck, die Transfusionsintervalle zu eln die Feten einen Hydrops (Aszites, verlängern (28, 29). Hautödem etc.) (Abbildung 1). In den Aszites injizierte Erythrozyten In einer Studie von Moise konnte werden nicht in die Zirkulation aufge- gezeigt werden, dass sich der Abfall nommen. In einer Studie wurden hy- des fetalen Hämatokrits von 1 % pro dropische und nicht hydropische Fe- Tag auf 0,1 % reduzierte (28). ten miteinander verglichen. Im Ver- ICT (intracardiale Transfusion) gleich intraperitonealer zu intravasaler Transfusion überlebten bei intrava- Abbildung 1 saler Transfusion doppelt so viele hy- Fetaler Aszites bei schwerer Anämie Die direkte cardiale Punktion des Feten und Injektion der Erythrozyten dropische und 13 % nicht-hydropische Feten. Punktion der Nabelschnur in die rechte Herzkammer ist ein weiterer Zugangsweg. Da sie eine hö- Indem die intravasale Transfusion Am einfachsten ist der transplazen- here Komplikationsrate aufweist, (8 % insbesondere beim hydropischen Fe- tare Zugang in die Nabelvenen bei gegenüber < 3 % (23)) ist diese ten bessere Überlebensraten ergibt, Vorder- oder Seitenwandplazenta. Technik nur für seltene Fälle reser- sollte die intraperitoneale Transfusion Die Nadel wird in die Nabelvene plat- viert, wenn beim hydropischen Feten nur speziellen Fällen (nicht hydro- ziert. Punktionen der Nabelarterie weder die Nabelschnur noch die pische Feten in sehr frühem Schwan- führen über Spasmen der Muscularis intrahepatische Nabelvene (s. u.) zu gerschaftsalter, Unvermögen die Na- zu einer höheren Rate an fetalen Bra- erreichen ist. belschnur zu erreichen...) vorbehal- dycardien (21 versus 3 %) (24, 25). ten bleiben. Auch die Punktion des Nabelschnur- Intrahepatische Transfusion ansatzes am Feten selbst führt über IVT (intravasale Transfusion) einen vagalen Reiz zu einer höheren Die Punktion des intrahepatischen Rate von Bradycardien (24, 25). Die Anteils der Umbilikalvene hat einige Die direkte intravasale Applikation Punktion einer freien Nabelschnur- Vorteile. Die Rate fetaler Bradycar- des Erythrozytenkonzentrats bietet schlinge ist auf Grund der fetalen Be- dien ist gering, wahrscheinlich, weil neben der besseren und schnelleren wegungen hier keine Arterien irritiert werden Wirksamkeit und den höheren Über- spruchsvoll. technisch sehr an- lebensraten die exakte Bestimmung (26). Kommt es zu einer Blutung aus dem Gefäß, wird dieses Blut vom Pe- des fetalen Hämoglobins. Dies er- Kombinierte intraperitoneale ritoneum wieder resorbiert und geht möglicht eine sichere Anpassung und intravasale Transfusion gewissermaßen nicht verloren. Die des applizierten Blutvolumens an den angestrebten End-HämoglobinWert (19, 20-22). Nachteile sind ein höherer SchmerzDie Kombination aus einer IPT reiz, der durch erhöhte Spiegel von (dient quasi als Reservoir) und der Noradrenalin, Cortisol und ß-Endor- 7 phinen im Vergleich zu der Nabel- Fetaler Aszites schnurpunktion nachgewiesen wer- Blutes und über die Volumenzunahme zu kardialen und peripher vasku- den konnte (27). Durch fetale Bewe- Intraperitoneal appliziertes Blut wird lären Problemen führen kann (32, 33). gungen besteht zudem ein höheres von den Lymphbahnen nicht mehr Es sind verschiedene Formeln entwi- Risiko benachbarte Organe zu verlet- resorbiert, so dass in diesen Fällen ckelt worden, die transfundierte Blut- zen. Eine fetale Narkose, während eine intravasale oder intracardiale menge zu berechnen. der der Fet sich weniger bewegt, Transfusion notwendig wird. kann dies zum Teil verhindern. Gerade in Fällen, in denen die Nabelschnur nicht erreichbar oder nicht Beispiel: Zu transfundierendes Vo- Transfusionsmenge und angestrebter Hämatokrit gut darstellbar ist, ist dieser Weg eine lumen (ml) = Volumen der feto-plazentaren Einheit (ml) X (End-Hämatokrit-Ausgangs-Hämatokrit) / Hämato- Option. Die „fetal loss rate“ ist nicht Nach 24 Schwangerschafts- krit des transfundierten Blutes. Das höher, als bei der Punktion der Umbi- wochen Volumen der feto-plazentaren Einheit likalvene am plazentaren Nabel- schnuransatz. Spezielle Situationen wird errechnet aus dem geschätzten Das transfundierte Volumen richtet fetalen Gewicht und folgender For- sich nach dem Ausgangs-Häma- mel: 1,046 + fetales Gewicht (g) X tokrit, dem Schwangerschaftsalter, 0,14 (34). dem feto-plazentaren Volumen und Gestationsalter < 22 Wochen Je nach Lage der Plazenta und mütterlichem Habitus kann die Punk- dem angestrebten End-Hämatokrit. Sehr viel einfacher ist es, wenn Der fetale Hämatokrit steigt von 37 während der Transfusion der Häma- +/- 4 % mit 17 Wochen auf 43 +/- 7 % tokrit / das Hämoglobin gemessen am Termin (31). werden kann. In der Regel benötigt tion der Nabelschnur sehr schwierig sein. In diesen Fällen ist die IPT (intra- Im Gegensatz zu vielen Zentren ver- peritoneale Transfusion) beim nicht meiden wir einen hohen End-Häma- Wir benutzen darüber hinaus eine hydropischen Feten die Methode der tokrit, der zu hoher Viskosität des Software, die uns nach Eingabe des Wahl. Fox berichtet 2008 von 6 Frauen mit Rhesusinkompatibilität. 4 Frauen hatten eine vorausgegangene Schwangerschaft verloren. In der zweiten Schwangerschaft wurden bei allen Frauen solange intraperitoneale Transfusionen (17.-21. SSW) durchgeführt, bis die Nabelschnur erreichbar war. Nur einer der so behandelten Feten verstarb (30). 8 eine Messung weniger als 60 sec. 20 2013 Hämoglobins der Konserve, dem Vo- Intraperitoneale Transfusion lumen der feto-plazentaren Einheit 15 Schwangerschaftswochen. Die letzte Transfusion planen wir um die und der transfundierten Blutmenge Intraperitoneal appliziertes Blut wird 38. SSW. Dies ermöglicht den meis- das End-Hämoglobin berechnet. Ei- über 7-10 Tage resorbiert. Eine ältere ten Schwangeren spontan und oft ne kleine Menge Fetalblut, die wir vor Formel von Bowman (35) errechnet ohne langwierige medikamentöse Entfernen der Nadel aus der Nabel- die zu gebende Menge wie folgt: Ge- Geburtseinleitung zu entbinden. vene entnehmen, verifiziert den er- stationsalter in Wochen - 20 X 10 rechneten Wert. In mehr als 2.000 Beispiel: Ein 30 Wochen Fetus Transfusionen konnten wir eine gute dürfte somit bis 100 ml Blut erhalten. Wir führen die Transfusionen in Übereinstimmung der errechneten zu den gemessenen Werten feststellen. Technik Antenatale Corticosteroide einem Raum im Kreißsaal gegenüber dem Notfall-OP durch. Ein Blutbild- Transfusionen vor 24 Schwan- Ab 22 + 5 Schwangerschaftswo- Analysegerät gestattet die unmittel- chen besprechen wir mit den Eltern bare Bestimmung des fetalen Hämo- die Gabe von Corticosteroiden (2 x globins, der Thrombozyten und des Schwere fetale Anämie ist von pro- 12 mg Celestan über 2 Tage) u. a. zur mittleren corpuskulären Volumens funden hämodynamischen Verände- Verbesserung der Lungenfunktion der gewonnenen Erythrozyten. Letz- rungen begleitet. Die Herzauswurf- (RDS-Prophylaxe). Voraussetzung ist, teres ist hilfreich, um bei der ersten leistung ist meist deutlich reduziert. dass im Fall einer durchzuführenden Transfusion fetales von maternalem Schwer anämische Feten zwischen Not-Sectio caesarea das Neuge- Blut zu unterscheiden. 18 und 22 Wochen haben ein borene eine realistische Überlebens- 33 %iges Mortalitätsrisiko. Aus die- chance hat. gerschaftswochen sen Gründen heben wir den Hämatokrit nur schrittweise an und nehmen bewusst sehr kurze Transfusionsin- Die Schwangere ist nüchtern und wird besonders im höheren Schwan- Durchführung der Nabelschnurtransfusion tervalle in Kauf. gerschaftsalter leicht auf die linke Seite gelagert. Eine Stunde vor der Transfusion verabreichen wir eine Beispiel: Anheben des Ausgangs- In der Literatur wird die Transfusion Prämedikation mit Midazolam (bis hämoglobins von 1 g/dl auf 5 g/dl, vor 18 und nach 35 Schwanger- 15 mg oral). Das Abdomen wird mit ein bis zwei Tage später die zweite schaftswochen als technisch schwie- Cutasept F® desinfiziert und mit 4 Transfusion von 4 g/dl auf 8 g/dl und rig und sehr gefährlich beschrieben sterilen Papiertüchern abgeklebt. Die etwa 5-7 Tage später die 3. Trans- (36). Unsere Erfahrungen zeigen, Schallsonde wird ebenfalls mit dem fusion, die das Hämoglobin in den dass auch Transfusionen vor 15 und Desinfektionsmittel abgesprüht. Eine Normalbereich bringt. nach 35 Schwangerschaftswochen Lokalanästhesie halten wir für über- (SSW) zwar technisch schwierig sind, flüssig. Wir verwenden je nach Die größte Gefahr besteht in der aber keine höhere Komplikationsrate Schwangerschaftsalter eine 22- oder Volumenüberbelastung mit kardi- aufweisen. Wenn die Eltern es wün- 20-gauge Nadel von 9 cm Länge mit aler Dekompensation. schen, transfundieren wir auch unter Mandrin. Bei sehr adipösen Schwan- 9 geren verwenden wir 12 cm lange Herzkontraktilität Die Feten um 1 % pro Tag gerechnet Nadeln. kein Entnahme einer kleinen Blutprobe werden kann, beim hydropischen Fe- Schlauchsystem, sondern schrau- beendet die Transfusion. Nach der ten um 1,88 % pro Tag. ben die Spritze direkt auf die Nadel. Transfusion wird die Patientin bei le- Dies gestattet ein besseres Gefühl für bensfähigem Feten durch eine CTG- Nach den ersten Transfusionen ist den anzuwendenden Druck. (Abbil- Kontrolle von 30 Minuten überwacht. ein Intervall von 2-3 Wochen sinnvoll, dung 2) (Abbildung 3) auch da die Erythropoese des Feten Wir verwenden unauffällig. durch die Transfusion supprimiert Planung der nächsten Trans- wird. Messungen in der Arteria cere- fusion bri media zeigen, dass nach mehreren Transfusionen und Anwendung Nach der ersten Transfusion bei der 1,5 MoM-Grenze 20-33 % der Blutgruppen-Inkompatibilität kann es schweren Anämien übersehen wer- zu einer Boosterung der Antikörper den (39, 40). kommen. In diesem Fall werden die fetalen Erythrozyten unkalkulierbar Letzte Transfusion schnell zerstört. Abhängig von dem Abbildung 2 Intrauterine Transfusion initialen Hämoglobinwert (P1) muss Wir führen die letzte Transfusion 2-3 die zweite Transfusion früher als spä- Wochen vor dem errechneten Termin tere Transfusionen geplant werden. durch. Die meisten Zentren terminie- Lobato et al. berichten 2008 (38), ren diese auf die 35. Schwanger- dass mit einer Reduzierung des feta- schaftswoche und begründen dies Nach Entnahme einer initialen Blut- len Hämatokrits nach der ersten mit einer höheren Komplikationsrate probe sowie gegebenenfalls weiterer Transfusion beim nicht hydropischen (Rate an Notfallkaiserschnitten) in Proben (Genetik, Infektionen etc.) injizieren wir die Blutmenge, die zum Erreichen des gewünschten Hämoglobinwertes notwendig ist. Die Berechnung dieser Menge erfolgt per spezieller Software innerhalb weniger Sekunden. Mit hochwertigen Ultraschallgeräten ist es möglich, das Einströmen des Erythrozytenkonzentrates in die 10 Nabelvene zu visualisieren. Solange Abbildung 3 das Blut normal strömt, ist die fetale CTG bei schwerer fetaler Anämie (Hb 1,4 g/dl) 20 2013 späteren Wochen. Zur Verbesserung 1,6 %, die Not-Sectio Rate bei 2 % wicklungsverzögerung (zusam- der fetalen Leberreife wird hier oft (18 Fälle , davon 15 Fälle eingriffsbe- men 3,1 %) entspricht in etwa der Phenobarbital (30 mg, 3 mal täglich dingt). Infektionen 0,3 %, Blasen- holländischen Bevölkerung (2,3 %). für 10 Tage gegeben) (41). Die Rate sprung 0,1 % und Punktion der Na- • Die Inzidenz der Zerebralparese an Austauschtransfusionen post par- belarterie 3 %. ist allerdings höher (2,1 % gegenüber 0,7 % bei Entbindung zwi- tum wird als niedriger angegeben. Bei Entbindungen um die 38.-39. Neurologisches Outcome nach schen 32 und 36 Wochen und Schwangerschaftswoche, die wir an- fetalen Bluttransfusionen. 0,2 % bei Entbindung um 37 Wochen). streben, sehen wir hierfür keine NotDie LOTUS Studie (44) ist die größ- Das Hauptrisiko für eine schwere te Studie bei Kindern, die prä- oder zerebrale Beeinträchtigung ist der postnatal transfundiert wurden. In fetale Hydrops, der bei 64 % der 80 % der Fälle war der Grund eine Kinder mit zerebraler Störung vor- Die Risiken einer IPT (intraperito- Rhesus-Inkompatibilität, 25 % der lag. nealen Transfusion) werden in einer Feten waren hydropisch. Das mittlere Serie Gestationsalter war 26 Wochen. wendigkeit. Komplikationen (77 Transfusionen bei 35 Empfehlungen Schwangerschaften) wie folgt be- • Alle Schwangerschaften wurden schrieben: 2 mal Transfusion in das zwischen 35 und 37 Wochen ent- fetale Colon, 2 mal retroperitoneale bunden. • Intrauterine Transfusionen sind zur Therapie schwerer Anämie Transfusion, sowie ein Bauchwand- • Das mittlere Alter der nachunter- des Feten, als Folge von Blut- hämatom (42). Zu bedenken ist aller- suchten Kinder war 8,2 Jahre gruppen-Inkompatibilitäten, Infek- dings, dass 1988 die Ultraschalldar- (2-17 Jahre). tionen, feto-maternalen Transfusi- stellung wesentlich eingeschränkter als heute war. Die Risiken der IVT (intravasalen Transfusion) wurden in einer großen Studie (1988-2001) publiziert (254 Feten und 740 Transfusi- • Isolierte schwere Entwicklungsverzögerung 5/291 (1,7 %) Ursachen indiziert. • Isolierte Zerebralparese 2/291 (0,9 %) • Isolierte Schwerhörigkeit 3/291 und schwere Entwicklungsverzögerung 4/291 • Transfusionen können auch unter erfolgreich sein und werden bei (225/254) angegeben. Fetaler Tod wicklungsverzögerung (Zerebral- uns bis zu 37+x Wochen durch- in 19 Fällen (7 eingriffsbedingt) und parese, schwere Entwicklungs- geführt. neonataler Tod in 10 Fällen (5 ein- verzögerung, griffsbedingt). Die perinatale ein- Schwerhörigkeit) 14/291 (4,8 %) Mortalität lag bei neurologische Schwangerschaftswochen Ent- griffsbedingte • Komplexe schaftsalters in Wochen) liegt. 15 (1,4 %) Gesamtes Überleben wird mit 89 % oberhalb des 1,5 MoM Bereichs (das Doppelte des Schwanger- • Zerebralparese Ergebnisse: • Wir transfundieren Feten, deren Vmax in der Arteria cerebri media (1 %) onen) (43). onen oder anderen seltenen Blindheit oder • Die Inzidenz von schwerer Ent- • Hydropische Feten sollen nicht intraperitoneal transfundiert werden. 11 Algorithmus zur intrauterinen Erythrozytentransfusion. hohes Anämierisiko > 1:32 Coombs Test < 1:32 niedriges Anämierisiko Überweisung Zentrum Fetale PCR Typisierung Fet negativ Fet positiv Wiederholung des Coombs-Test alle 2 Wochen Doppler Monitoring ACM V max 1/Woche Doppler > 1,5 MoM, US positiv Doppler > 1,5 MoM, US negativ Cordocentese Transfusionen Entbindung > 38 Wochen Abbildung 4 „Coombs Test“ bedeutet hier: Antikörpersuchtest im mütterlichen Blut im indirekten Anti-Humanglobulin Test (indirekter Coombs Test). Die Angaben zum Antikörpertiter (>1:32 oder <1:32) beziehen sich auch auf die Testdurchführung in der Röhrchentechnik. • Die Transfusion in die Nabelarterie des 1,5 MoM Bereichs empfehlen In der Abbildung 4 wird unser sollte vermieden werden (höhere wir wöchentliche Ultraschallkon- Vorgehen zur intrauterinen Erythro- Komplikationsrate). trollen. zytentransfusion zusammengefasst • Wir empfehlen eine fetale Narko- • Alle 14 Tage empfehlen wir die se in Fällen, bei denen die Nabel- Bestimmung der mütterlichen schnur an der Plazenta-Hinter- Erythrozytären Antikörper, insbe- wand oder an einer freien Schlin- sondere da die Schwangere häu- ge punktiert wird. fig weitere Antikörper entwickelt, • Liegen die Vmax-Werte in der Arteria cerebri media unterhalb 12 die dem Feten gefährlich werden können. dargestellt. Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de Granulozytentransfusionen bei Patienten mit Granulozytopenie oder -pathie Einleitung: zytentransfusion bis auf wenige Ausnahmen in der Behandlung von Obwohl in den vergangenen Jahren Kindern wegen nicht ausreichender eine Vielzahl hocheffektiver Antibio- Effizienz bei der Gewinnung der tika und Antimykotika entwickelt Leukozytenpräparate wieder verwor- wurde, sind Patienten mit Granulozy- fen. (3) topenien bzw. Granulozytopathien nach wie vor gefährdet, an einer le- Eine Wende brachte hier die Ent- bensbedrohlichen bakteriellen Infek- wicklung von Zytokinen zur Stimulati- tion oder Pilzinfektion zu erkranken. on der Granulopoese. Der Granulo- Insbesondere Infektionen mit gram- zytenkolonie stimulierende Faktor (G- negativen Keimen oder Aspergillen CSF) führen bei bis zu 18 % der neutrope- therapeutischen Einsatz bei zytopen- nischen Patienten zum Tode (1). Da- ischen Patienten gedacht. Nun wur- zu kommt das sich zunehmend ver- de G-CSF (Filgrastim bzw. Lenogra- schärfende Problem der Resistenzen stim) auch bei gesunden Blutspen- von Mikroorganismen, hier seien Me- dern als Zytokin zur Stimulation der thicillin resistenter Staphylokokkus Granulopoese vor Leukozytapherese aureus und Vancomycin resistente eingesetzt. war ursprünglich für den Enterokokken genannt. Die Mobilisierung von Granulozyten Davon ausgehend ist die Transfusi- mit G-CSF und die effiziente Samm- on funktionsfähiger Granulozyten ge- lung mittels ausgereifter Apherese- sunder Spender eine logische Kon- techniken ermöglichen mittlerweile sequenz. Bereits Mitte der sechziger die Gewinnung von Granulozyten- Jahre wurde diese Therapieoption konzentraten, die selbst bei erwach- erkannt und es wurden Granulo- senen Patienten zu einem Anstieg zytentransfusionen durchgeführt (2). der Neutrophilen im peripheren Blut Allerdings konnte trotz Stimulation der Patienten auf > 500 pro Mikroliter der Leukozytenspender mit Steroi- führen. Dieser Wert gilt im Allgemei- den keine ausreichende Ausschüt- nen als Grenze, unterhalb derer das tung von Granulozyten ins periphere Risiko, an einer Infektion zu erkran- Blut erreicht werden. Für den Einsatz ken bzw. zu versterben, deutlich er- bei erwachsenen Patienten wurden höht ist. Er gilt daher als Ziel-Inkre- damals durch Granulozytapherese ment bei einer Granulozytentransfu- keine ausreichenden Zellzahlen er- sion. Allerdings ist ein Anstieg der reicht. Daher wurde die Granulo- Leukozytenzahl im Blut des Patienten 20 2013 Carla Kreissig DRK-Blutspendedienst West, gemeinnützige GmbH Zentralbereich Stammzelle und HLA Linneper Weg 1, 40885 Ratingen - Breitscheid Zusammenfassung Progrediente Infektionen bei Patienten mit schwerer Neutropenie von weniger als 500 neutrophilen Granulozyten / µl können eine Indikation zur Transfusion von Granulozyten darstellen. Gleiches gilt für Patienten mit normalen Leukozytenzahlen und Granulozytopathien. Granulozytenkonzentrate werden mittels Zellseparation gewonnen. Der Spender erhält zur Stimulation der Granulopoese vor jeder Apherese 5-10 µg G-CSF s. c. pro kg Körpergewicht. Aufgrund der hohen Belastung des Spenders und des großen organisatorischen Aufwands sollte die Indikation zur Granulozytentransfusion streng aber rechtzeitig gestellt werden. Frühzeitig gegebene Granulozytentransfusionen können in Ergänzung zur antimikrobiellen Therapie entscheidend zum Überleben von Patienten beitragen. Summary Progressive infections in patients suffering from severe neutropenia (less than 500 granulocytes per µl) as well as granulocyte dysfunctions may be an indication for granulocyte transfusions. Granulocyte concentrates are collected by apheresis procedure. Donor’s granulopoiesis is stimulated by G-CSF injections. With respect to the exposure of the donor to HAES and G-CSF and the organizational complexity, the indication for granulocyte transfusion should be adjusted strict but at the right time. Early given granulocyte transfusions in addition to antimicrobial therapy can definitely contribute to patient’s survival. 13 nicht immer nachweisbar, da die logistischen Aufwand von den Kli- transfundierten Zellen an den Ort des niken und den sie versorgenden Blut- Geschehens gehen und dort der spendeeinrichtungen, sondern auch Kontrolle der Infektion dienen (4). einen erheblichen zeitlichen Vorlauf. Dieser Beitrag soll insbesondere G-CSF geprimte Granulozyten sind praktische Informationen über Indi- in vivo normal funktionsfähig, können kation und Durchführung von Granu- in das Gewebe migrieren und dort im lozytentransfusionen geben, um die Rahmen der unspezifischen Immun- Zusammenarbeit von Kliniken und Abbildung 1 antwort Enzyme aus ihren Granula Blutspendeeinrichtungen möglichst Granulozytapheresen werden automatisiert mittels eines freisetzen (5). Sie können also ihre reibungslos im Interesse des Pa- Funktion der unspezifischen zellu- tienten zu gestalten. Zellseparators durchgeführt. Das Verfahren dauert 2-3 Stunden. lären Abwehr im Empfängerorganismus vollumfänglich erfüllen. Seit die Granulozytentransfusion nunmehr auch für den Einsatz bei er- Die Sicht des Patienten und sei- oder antimykotischer Therapie über nes behandelnden Arztes – Indi- einen längeren Zeitraum kein Erfolg kationen zur Granulozytentrans- zu verzeichnen ist. Die derzeit gül- fusion: tigen Querschnitts-Leitlinien zur The- wachsenen Patienten als realistische Therapieoption zur Verfügung steht Eine Granulozytentransfusion ist bei maderivaten geben folgende Emp- ist ein deutlicher Anstieg der Granu- Patienten mit schwerer Neutropenie fehlungen zu granulozytopenischen lozytentransfusionen zu verzeichnen. oder Granulozytenfunktionsstörung Patienten und zu Patienten, die an Die Granulozytentransfusion erfor- in Betracht zu ziehen, wenn trotz op- seltenen angeborenen Granulozyten- dert jedoch nicht nur einen hohen timaler bestehender antibakterieller funktionsstörungen leiden (6): Progrediente Infektionen bei Pati- eine Indikation zur Transfusion von gilt für Patienten mit Granulozytope- enten mit schwerer Neutropenie von Granulozyten darstellen, sofern diese nie < 500/μl und einem hohen Risiko weniger als 500 neutrophilen Granu- Infektionen aufgrund der Erregerspe- für das Auftreten einer lebensbe- lozyten/μl trotz bestmöglicher antibi- zies und der zu erwartenden Neutro- drohlichen Bakterien- oder Pilzinfek- otischer und antimykotischer Thera- peniedauer lebensbedrohlich für den tion (Querschnitts-Leitlinien 3.5.1 pie für mehr als 48 Stunden können Patienten werden können. Gleiches Indikationen). progredienten fusion Patienten, die an einer der seltenen angeborenen 14 rapie mit Blutkomponenten und Plas- lebensbedrohlichen profitieren (Querschnitts- Granulozytenfunkti- Infektionen auch bei normaler abso- Leitlinien 3.5.2 Spezielle Indikati- onsstörungen wie der septischen luter Granulozytenzahl im peripheren onen). Granulomatose leiden, könnten bei Blut von einer Granulozytentrans- Spendervoruntersuchung vor Granulozytenspende Tabelle 1 Körperliche Untersuchung: Alter: 18 bis 65 Jahre Körpergewicht: mindestens 50 kg Blutdruck: systolisch: 100 - 180 mm Hg, diastolisch: unter 100 mm Hg bei Patienten mit einer erwarteten Herzfrequenz: rhythmisch, Frequenz 50 - 110/min lang andauernden, schweren Neu- Temperatur: kein Fieber tropenie auch zusätzliche Risikofak- Gesamteindruck: keine erkennbaren Krankheitszeichen toren eine Rolle spielen: Kolonisation Haut an der Punktionsstelle: frei von Läsionen EKG: ohne pathologischen Befund Abdomen-Sonographie: Milzgröße ohne pathologischen Befund (obligat bei G-CSF-Mobilisierung) Für die Indikationsstellung können mit MRSA oder VRE, schwere Mucositis, Infektionen an der Katheterein- 20 2013 trittsstelle, Vorbehandlung mit oder Allergie gegenüber Beta-Lactam-Antibiotika (7). Laboruntersuchungen: Untersuchung Normbereich bzw. erforderliche Ergebnisse ß-HCG bei fertilen Frauen negativ Gesamteiweiß > 60 g/l Hämoglobin Frauen ≥ 125 g/l Männer ≥ 135 g/l Leukozytenzahl > 3 x 10 9 /l < 10 x 10 9 /l Granulozyten > 1,5 x 10 9 /l Lymphozyten > 1,2 x 10 9 /l anaphylaktische Reaktionen und pul- Thrombozytenzahl > 140 x 10 9 /l monale Komplikationen als Folge von Erythrozyten Frauen 4,0 – 5,4 x 10 12 /l Männer 4,3 – 6,0 x 10 12 /l MCV 82 – 101 fl Die Granulozytentransfusion wird in der Regel gut vertragen, auftretende Nebenwirkungen wie Fieber und Schüttelfrost können durch Prämedikation mit Antihistaminika und Corticoiden gut kontrolliert werden. Um Antigen-Antikörper-Reaktionen auszuschliessen, sollte bei der Spenderauswahl das Ergebnis der Testung Blutgruppenbestimmung HCV-PCR negativ Anti-HIV 1/2 negativ HBs–AG negativ Anti-HCV negativ Die Sicht der Blutspendeeinrich- TPHA nicht reaktiv tung und des Spenders - Gewin- Urinstatus negativ nung von Granulozytenkonzentra- Harnsäure im Normbereich ten: Natrium im Normbereich Kalium im Normbereich Calcium im Normbereich Kreatinin im Normbereich PT (Quick) im Normbereich APTT im Normbereich Fibrinogen im Normbereich PTZ im Normbereich GPT im Normbereich auf HNA- oder HLA-Antikörper berücksichtigt werden. Die Granulozytenspende wird automatisiert mittels eines Zellseparators durchgeführt (Abbildung 1). Obwohl das Verfahren der häufig durchgeführten Thrombozytenspende sehr ähnlich ist, unterscheidet sich die Granulozytenspende für den Spen- 15 der deutlich von der üblichen Blutspende, da hier eine medikamentöse Vorbereitung zur Mobilisierung der Granulozyten erforderlich ist. Entsprechend aufwändiger und umfangreicher sind die Voruntersuchungen und die Vorbereitung. Abbildung 2 Für die Separation wird hochmolekulares HAES als Sedimentationsbeschleuniger eingesetzt, das mit Citrat als Antikoagulans versetzt wird. Zur Granulozytenspende herangezogen werden in erster Linie gesunde Fremdblutspender im Alter zwischen tion die typischen G-CSF-Nebenwir- Um die Granulozyten während der 18 und 65 Jahren entsprechend den kungen wie Kopf- und Glieder- Separation möglichst gut von den Vorgaben des Transfusionsgesetzes schmerzen, subfebrile Temperaturen, Erythrozyten zu trennen wird als Se- und der Richtlinien zur Herstellung Abgeschlagenheit und Müdigkeit zu dimentationsbeschleuniger hochmo- und Anwendung von Blut und Blut- erwarten. lekulares produkten können mit Paracetamol meist gut zwecks Antikoagulation mit Citrat kontrolliert werden. versetzt wird (Abbildung 2). Dem (Hämotherapie) der Bundesärztekammer in der jeweils Diese Nebenwirkungen gültigen Fassung (8). Sie unterziehen HAES verwendet, das Spender wird also mit dem retrans- sich nach ausführlicher ärztlicher Es werden bei der Leukozytaphere- fundierten Blut nicht nur Citrat son- Aufklärung über Risiken und Neben- se im dual needle Verfahren fünf bis dern auch hochmolekulares HAES wirkungen von Mobilisierung und zehn Liter Vollblut prozessiert. Die verabreicht. Leukozytapherese Granulozytenkonzentrate enthalten dürfen bei einem Spender auch an Granulozyten (ei- aufeinander folgenden Tagen durch- einer umfang- reichen Anamnese und Untersu- 10 mindestens 1x10 10 ) chung, um ihre Eignung zur Spende gene Erfahrungen 4-8x10 am Zellseparator und zur G-CSF-Mo- 400 ml Volumen. in 150- bilisierung festzustellen. Dabei wer- Granulozytapheresen geführt werden, insgesamt sind jedoch aufgrund der Belastung mit dem Sedimentationsbeschleuniger den auch infektionsserologische, kli- Zur Vermeidung einer Graft versus HAES innerhalb von 12 Monaten nisch-chemische, gerinnungsphysio- Host Erkrankung müssen die Präpa- höchstens vier Granulozytapheresen logische und hämatologische Tes- rate unbedingt mit mindestens 25 pro Spender zulässig. Damit wird tungen durchgeführt (Tabelle1). Gray bestrahlt werden. möglichen, aber seltenen Nebenwirkungen der HAES-Infusion wie Pruri- Zur Stimulation der Granulopoese Granulozytenkonzentrate sind ma- erhält der Spender 12-16 Stunden ximal 24 Stunden haltbar, allerdings vor jeder Apherese 5-10µg G-CSF ist die Verträglichkeit der Transfusion pro kg Köpergewicht subkutan inji- besser, wenn die Präparate mög- ziert. Dabei sind nach unserer Erfah- lichst frisch transfundiert werden. rung spätestens bei der vierten Injek- 16 tus und Hypervolämiesymptomen beim Spender Rechnung getragen. Aufgrund des Erythrozytengehaltes der Granulozytenkonzentrate, die einen Hämatokrit von ca. 8 % aufwei- 20 2013 sen (Abbildung 3), muss Blutgrup- finierten Präparaten unterschiedliche Die Patienten werden randomisiert penkompatibilität im AB0- und Rhe- klinische Ergebnisse. Während in ei- in Arm A Standardtherapie plus sus-System zwischen dem Spender nigen Studien ein zumindest teilwei- Granulozytentransfusion bzw. Arm B und dem Empfänger bestehen, au- ser Therapieerfolg nachweisbar war, Standardtherapie ßerdem sollte ein kompatibler CMV- (9) konnte in zwei anderen Studien zytentransfusion. Status vorliegen, d. h. es werden kein klinischer Nutzen der Granulo- CMV-seronegative Präparate auf ei- zytengabe gezeigt werden (10). Es Einschlusskriterien nen CMV-seronegativen Empfänger besteht also ein dringender Bedarf • Fieber > 38°C über 96 Std. übertragen. CMV-seropositive Pati- an kontrollierten, randomisierten Stu- • Therapieinduzierte Neutropenie enten können Präparate eines CMV- dien mit klarem Design, wie sie die (< 500/mL), erwartete Dauer ≥ 5d seropositiven Spenders erhalten. Granite-Studie darstellt, die 2009 von • Alter 1-75 Jahre PD Dr. K. Hübel (Hämatologie Univer- • Vorliegen ohne Granulo- folgender Erkran- Der Empfänger der Präparate sollte sitätsklinikum Köln), PD Dr. Ulrich kungen: AML, ALL, CML, CLL, auf HLA-und HNA-Antikörper unter- Sachs (Transfusionsmedizin Univer- MDS, MPS, NHL/MM, M. Hodgkin sucht werden. Falls derartige anti- sitätsklinikum Giessen) und Dr. Lo- • Karnofsky-Index > 20 % Leukozytäre Antikörper beim Emp- renz Grigull (Pädiatrie, Medizinische • unterschriebene Einverständnis- fänger nachweisbar sind, müssen sie Hochschule Hannover) initiiert wurde. bei der Auswahl der Spender unbe- Im Rahmen einer multizentrischen, dingt beachtet werden! Das erfordert randomisierten Phase III Studie soll Abbruchkriterien einen ausreichenden zeitlichen Vor- dabei die Effektivität der Granulo- • Fieberfreiheit über 72 Std. lauf, um die Testung beim Spender zytentransfusion, gemessen an der • Ende der Neutropenie und Empfänger durchzuführen und Reduktion der Fiebertage, geprüft • 15 Tage nach Beginn der Transfu- zusätzlich einen größeren bereits werden. erklärung sionsserie prospektiv ausgetesteten Spenderpool bei der versorgenden Einrich- Ziele der Prüfung tung. Hauptzielkriterium: Effektivität, gemessen an der Reduktion der Fiebertage Die wissenschaftliche Sicht – die Sekundäre Zielkriterien: Granite-Studie: • Dauer der antiinfektiösen Therapie Wenngleich eigene klinische Erfahrungen mitunter beeindruckende Er- • Dauer der stationären Therapie folge der Granulozytentransfusion • Tage auf Intensivstation zeigen, finden sich in der bislang pu- • Reduktion der Letalität blizierten Literatur bei einem sehr he- Abbildung 3 • Zeit bis zur Fieberfreiheit terogenen Patientenkollektiv und be- Granulozytenkonzentrat. Deutlich sind der Erythrozytenanteil und darüber die sich absetzende Schicht der weißen Blutkörperchen zu erkennen. • Toxizitäten Patient/Spende züglich Granulozytengehalt nicht de- • Effektivität gemäß Mikrobiologie 17 Merkblatt Granulozytenkonzentrate Ansprechpartner in der Klinik: • • • • Name Telefon Außerhalb der Dienstzeiten Fax Wir benötigen folgende Angaben vom Patienten: Überweisende Klinik: Patient: • • • • Adresse Station Ansprechpartner Tel/Fax-Nr. • • • • • • • • • Name Vorname Geburtsdatum Indikation Größe Gewicht Blutgruppe CMV-Status HLA-Typisierung Klasse 1 Daten der geplanten Transfusionen Tabelle 2 derlichen Angaben und Untersuchungen sind in Tabelle 2 aufgelistet. Für die weitere Organisation ist dann eine enge Zusammenarbeit zwischen Blutspendedienst und Klinik erforderlich, denn die Granulozytenkonzentrate haben nur eine begrenzte Haltbarkeitsdauer und sollten so schnell wie möglich transfundiert werden. Erforderliche Blutproben vom Patienten: (bitte vorher Rücksprache halten!) für Crossmatch und Granulozytenund HLA-Antikörpertests: • 10 ml EDTA-Blut • 10 ml Serum für Erythrozytenkreuzprobe: • 3 ml EDTA-Blut BITTE BEACHTEN: Vorlaufzeit mindestens 48, eher 72 Stunden! Prämedikation: (nach Entscheidung der Klinik) ggf. mit Antihistaminika und Corticoiden Schlussfolgerungen Mit dem Einsatz von G-CSF steht die Granulozytentransfusion nun auch für erwachsene Patienten als Therapieoption zur Verfügung. Wird relativ frühzeitig mit der Granulozytentransfusion begonnen, kann sie in Ergänzung zur antimikrobiellen Die Abläufe lassen sich beschleuni- Therapie entscheidend zum Überle- gen und vereinfachen, wenn seitens ben von Patienten mit Neutropenie Wenn Patienten Granulozytentrans- der behandelnden Kliniker bei Risiko- bzw. Granulozytenfunktionsstörungen fusionen benötigen, dann sind sie patienten (erwartete Aplasiedauer beitragen. (11) Aufgrund der hohen schwer erkrankt und müssen kurzfri- > 10 Tage) die HNA- und HLA-Antikör- Belastung der Spender durch die stig mit kompatiblen Präparaten ver- persuche frühzeitig erfolgt ist und sei- G-CSF-Injektion mit den für dieses sorgt werden. Da Granulozytenkon- tens des Blutspendedienstes potenti- Zytokin typischen Nebenwirkungen, zentrate nicht auf Vorrat hergestellt elle Spender bezüglich der HNA- und der Infusion von Hydroxyethylstärke und gelagert werden können, bedeu- HLA-Merkmale bereits typisiert sind. als Sedimentationsbeschleuniger und Tipps zur Organisation tet die Bereitstellung von Granulozytenkonzentraten für die versorgende 18 Einrichtung der Apheresedauer von 120 bis 180 Sobald eine Granulozytentransfusi- (Blutspende- on als therapeutische Option in Be- dienst) einen großen logistischen tracht gezogen wird, sollte dann so Aufwand: Es muss in möglichst kur- früh wie möglich mit dem versor- zer Zeit ein kompatibler Spender ge- genden Blutspendedienst Kontakt funden, voruntersucht und stimuliert aufgenommen werden, um die Orga- werden. nisation zu planen. Die hierfür erfor- Minuten sollte die Indikation streng gestellt werden. Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de In der Diskussion: Können die Alzheimer- und Parkinson-Krankheit durch selbstreplizierende Proteinpartikel übertragen werden? Einleitung tem tau sind nicht nur ein Merkmal der Neurodegenerative Alzheimer-Krankheit, sondern Erkrankungen auch kennzeichnend für eine Reihe gehen häufig mit Störungen von Pro- weiterer, zusammenfassend als „Tau- teinverarbeitung und -abbau sowie opathien“ bezeichneter neurodege- der Aggregation und Ablagerung nerativer fehlgefalteter körpereigener Proteine spielsweise im Nervensystem einher. Dies ist Demenz (2). Erkrankungen der wie frontotemporalen Patienten mit der Parkinson-Krankheit zeigen im Gehirn ebenfalls cha- Im Gehirn von Patienten mit der Alz- rakteristische Proteinablagerungen. heimer-Krankheit finden sich als cha- Dabei handelt es sich um zytoplas- rakteristisches Merkmal zwei Arten matische Einschlüsse in Nervenzel- von auffälligen Proteinablagerungen, len und Proteinpartikel in Nervenzell- extrazelluläre senile Plaques (Abbil- fortsätzen, die als „Lewy-Körper- dung 1 A) und intrazelluläre neurofi- chen" bzw. „Lewy-Neuriten“ bezeich- brilläre Bündel (Abbildung 1 B) (1). net werden. Sie beinhalten als einen Senile Plaques enthalten Partikel aus wesentlichen Bestandteil das fehl- aggregiertem (Ab), gefaltete und aggregierte Protein einem Teilstück des zellulären Amylo- a-Synuklein (3). Lewy-Körperchen id-Vorläuferproteins (engl. „Amyloid (Abbildung 1 C) und Lewy-Neuriten Precursor Protein", APP). Neurofibril- (Abbildung 1 D) sind kennzeichnend läre Bündel bestehen zu einem we- für den Formenkreis der „Synuklein- sentlichen Teil aus fehlgefaltetem, fa- opathien“, zu denen neben der Par- serartig zusammengelagertem tau- kinson-Krankheit auch die „Parkinson- Protein. Schon Alois Alzheimer hat Krankheit mit Demenz“ und die „De- diese beiden neuropathologischen menz mit Lewy-Körperchen“ zählen. Amyloid-beta PD Dr. Michael Beekes, Prof. Dr. Reinhard Burger Robert Koch-Institut Nordufer 20 13353 Berlin bei- auch bei der Alzheimer- und der Parkinson-Krankheit der Fall. 20 2013 Kardinalläsionen der nach ihm benannten Krankheit beschrieben. Die Zerebrale Ablagerungen eines wei- Schwere der Schädigung von Ner- teren pathologisch aggregierten kör- venzellen und der kognitiven Beein- pereigenen Proteins, des Prionprote- trächtigungen bei der Alzheimer- ins, sind typisch für eine Gruppe Krankheit korreliert eng mit der neurodegenerativer Krankheiten, die Ausprägung neurofibrillärer Ablage- im Menschen nur relativ selten auf- rungen im Gehirn (1). Zerebral abge- tritt: Übertragbare, oder transmissi- lagerte Faserbündel aus aggregier- ble, spongiformen Enzephalopathien Zusammenfassung Die Alzheimer-Krankheit und die Parkinson-Krankheit gehen wie Prionerkrankungen - mit einer Fehlfaltung und Aggregation körpereigener Proteine im zentralen Nervensystem einher, der mutmaßlich als gemeinsames molekulares Prinzip eine sogenannte „nukleationsabhängige“ Proteinpolymerisation zugrunde liegt. Dabei wirken krankheitsassoziierte Proteinpartikel quasi wie Kristallisationskeime (engl. „Seeds“), die fortlaufend neue Proteinmonomere anlagern. Wenn derartige Proteinpartikel zerfallen, können die entstandenen Tochter-Seeds die Proteinpolymersiation weiter fortpflanzen. Aktuelle experimentelle Befunde zeigen, dass die Fehlfaltung und Aggregation der Alzheimer-assoziierten Proteine Amyloid-beta (Ab) und tau sowie des Parkinson-assoziierten Proteins a-Synuklein durch Injektion von Materialien, die entsprechende Proteinaggregate enthalten, in Tiermodellen beschleunigt und auch übertragen werden können. Dies hat die Frage einer möglichen Übertragbarkeit der Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit durch vermehrungsfähige pathologische Proteine, z. B. über medizinisches Instrumentarium oder die Gabe von Blut oder Blutprodukten, aufgeworfen. Aus den vorliegenden Forschungsergebnissen zur experimentellen Übertragbarkeit von Alzheimer- oder Parkinsonassoziierten Proteinpartikeln lassen sich für den Bereich der Hämotherapie momentan keine vorsorglichen risikominimierenden Maßnahmen ableiten. Summary The misfolding and aggregation of endogenous proteins in the central nervous system is a neuropathological hallmark of Alzheimer´s disease (AD), Parkinson´s disease (PD) as well as prion diseases. The underlying molecular pathomechanism is referred to as nucleation-dependent protein polymerization, or protein seeding. In this process, disease-associated protein particles act as nuclei (seeds) that recruit cellular proteins and incorporate them, in a misfolded form, into their growing aggregate structure. When the pathological protein aggregates break up into smaller units, these daughter seeds can propagate further protein polymerization. Several different experimental studies have shown that the seeding of AD- and PD- associated proteins amyloid beta (Ab) and tau, or a-synuclein, respectively, can be accelerated or transmitted in laboratory models by inoculation of pathological Ab-, tau-, or a-synuclein-aggregates. This has raised the question of whether AD or PD can be transmitted akin to certain human prion diseases between individuals by self-replicative protein particles potentially present on medical instruments or in blood or blood products. The current state of research on the experimental transmissibility of AD- or PD-associated protein seeding does not allow to deduce specific precautionary measures in the context of hemotherapy. 19 Proteinablagerungen im Gehirn von Patienten mit Alzheimer-, Parkinson- oder Prionerkrankungen A B C D E F Abbildung 1 Senile Plaques (A, Silberfärbung nach Campbell-Switzer, Balken = 100 μm) und neurofibrilläre Bündel (B, Färbung nach Gallyas, Balken = 100 μm) bei der Alzheimer-Krankheit; Lewy-Körperchen (C, immunhistochemische Färbung, Balken = 25 μm) ) und Lewy-Neuriten (D, immunhistochemische Färbung, Balken = 400 μm) bei Synukleinopathien (zu deren Formenkreis neben der Parkinson-Krankheit auch die Parkinson-Krankheit mit Demenz und die Demenz mit Lewy-Körperchen zählen); Plaques (E, immunhistochemische Färbung, Balken = 25 μm) und granulär-feinverteilte („synaptische“) Ablagerungen (F, immunhistochemische Färbung, Balken = 125 μm) bei der varianten bzw. einer familären Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Mit Modifikationen reproduziert aus Maarouf et al. (60) (A & B), Huang & Halliday (61) (C & D), Notari et al. (62) (E) und Roeber et al. (63) (F). (TSE, Abbildung 1 E & F) (4, 5). Bei- onen“ (von engl. „proteinaceous in- teinen unterschiedlicher Aminosäu- spiele für diese Krankheiten sind im fectious particles“) bezeichnet (6, 7). resequenz. Dennoch zeigen sie auf- Tierreich die Scrapie und die bovine fällige gemeinsame Strukturmerk- spongiforme Enzephalopathie (BSE), Prionkrankheiten des Menschen sowie beim Menschen die klassische treten wie die Alzheimer- und Parkin- b-Faltblatt- und Cross-b-Struktur, die und variante Creutzfeldt-Jakob-Krank- son-Krankheit in der Mehrzahl der sich elektronenmikroskopisch in ei- heit (CJK/vCJK). Fälle sporadisch, d. h. ohne erkenn- ner fibrillären Morphologie nieder- bare äußere Ursache auf, und zu schlägt (Abbildung 2 A-D) (8). Es gilt inzwischen als erwiesen, einem geringeren Anteil genetisch Schon seit längerem wurde dies als dass die mit transmissiblen spongi- bedingt. Daneben können sie durch möglicher Hinweis darauf angese- formen Enzephalopathien assoziier- eine Infektion mit Prionen übertragen hen, dass der Proteinaggregation bei ten bzw. erworben werden. diesen Proteinpartikel Auslöser und Überträger dieser Krankheiten sind. 20 male, insbesondere sogenannte unterschiedlichen Krank- heiten zumindest teilweise ähnliche In Abgrenzung zu konventionellen Die mit Alzheimer-, Parkinson- und molekulare Mechanismen zugrunde Krankheitserregern wie Bakterien, Prionerkrankungen assoziierten Pro- liegen. In den vergangenen Jahren Viren oder Pilzen werden sie als „Pri- teinablagerungen bestehen aus Pro- sowie aktuell berichtete Forschungs- 20 2013 Faserartige Morphologie von Amyloid-beta-, tau-, a-Synuklein- und PrP-Aggregaten Abbildung 2 Elektronenmikroskopische Aufnahmen von: Ab-Fibrillen(A, Balken = 100 nm); tau-Fibrillen(B, Balken = 100 nm); a-Synuklein-Fibrillen(C, Balken = 200 nm); PrP-Fibrillen(D, Balken = 100 nm). A Mit Modifikationen reproduziert aus Anderson & Webb (64) (A & C) und Wang et al. (65) (B), bzw. freundliche Gabe von M. Özel & H. Diringer (Robert Koch-Institut, D). B verursacht so eine weitere autokatalytische Replikation des pathologischen Proteinzustandes. C Die Prionreplikation löst eine in wei- D ten Teilen noch unbekannte pathogene Kaskade aus. Diese bewirkt, möglicherweise unter anderem über Sc oder PrP TSE ergebnisse scheinen dies nun zuneh- PrP („Sc“ für Scrapie eine von einem eukaryontischen mend zu bestätigen, und haben und „TSE“ für transmissible spongi- Translationsinitiierungsfaktor (eIF2a-P) gleichzeitig die Frage aufgeworfen, ob forme Enzephalopathie) bezeichnet vermittelte globale Verminderung der die Alzheimer- und Parkinson-Krank- (6, 7, 9). Prionen vermehren sich Proteinbiosynthese (12), die Schädi- heit ähnlich den Prionkrankheiten mög- mutmaßlich durch einen Mechanis- gung und den Untergang von Neu- licherweise ebenfalls durch vermeh- mus, der Ähnlichkeit zum Wachstum ronen, was schließlich zur Ausprä- rungsfähige pathologische Proteine von Kristallisationskeimen aufweist gung klinischer TSE-Symptome führt. übertragen werden können. (Abbildung 3) (10, 11). Dieser Replikationsprozess wird als „nukleations- Übertragbare Proteinfehlfaltung und -aggregation bei Prionkrankheiten Prionen bestehen im Wesentlichen Der Mechanismus der nukleations- des abhängigen PrP-Polymerisation kann Prionproteins bezeichnet. Dabei re- ebenso zwanglos die spontane oder abhängige“ Polymeristation PrPTSE-Oligomere oder erblich bedingte Entstehung und Ver- -Polymere das zelluläre Prionprotein mehrung von Prionen erklären, wie krutieren C) und bauen es in fehlgefalteter ihre Wirkung als Infektionserreger. aus einer pathologisch aggregierten Form in ihre wachsende Aggre- Durch selbstreplizierende PrP TSE-Ag- Isoform des körpereigenen Prionpro- gatstruktur ein. Wenn PrP TSE-Aggre- gregate kann sich die Fehlfaltung und teins mit deutlich erhöhtem Anteil an gate schließlich in kleinere Fragmente Polymerisation des Prionproteins b-Faltblattstruktur. Die Prion-bilden- zerbrechen, führt dies zu einer Ver- • von Molekül zu Molekül, den Konformere des PrP werden als vielfachung von PrP-Partikeln und • zwischen Zellen, und (PrP 21 • in Geweben befallener Organis- genden in Anlehnung an die eng- Menschen zu übertragen. Sie gelten men, sowie auch lischsprachige Literatur als „Seeding“ daher als genuine Infektionserreger. • zwischen Individuen bezeichnet, und Proteinpartikel, die fortpflanzen. diesen Prozess auslösen können, als „Seeds“. Die Selbstvermehrung von Zwischen Menschen wurden Prioninfektionen in der Vergangenheit un- mit ter anderem durch medizinische transmissiblen spongiformen Enze- Prionen besitzen die Fähigkeit, eine Maßnahmen übertragen. Nach einer phalopathien oder anderen Krank- krankheitsverursachende Proteinfehl- Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2012 heiten Proteinkonfor- faltung und -aggregation zwischen sind weltweit bisher folgende Fälle meren durch nukleationsabhängige Tieren, vom Tier auf den Menschen der iatrogenen CJK beschrieben Proteinpolymerisation wird im Fol- (und umgekehrt), sowie zwischen worden (13): assoziierten Postulierter Mechanismus der Prion-Replikation durch nukleationsabhängige Polymerisation des Prionproteins Seed-Bildung (Primäre Nukleation) PrP C PrP (fehlgefaltet) SeedWachstum Seed-Fragmentierung (Sekundäre Nukleation) Monomeres PrP Monomeres PrP (Prä-) Fibrilläres Aggregat PrP TSE Seed Tochter-Seeds Abbildung 3 Das Prionprotein (PrP) kann verschiedene Raumstrukturen einnehmen. Normales Prionprotein (PrPC) hat einen relativ großen Anteil an a-Helix-Struktur, steht aber in einem Konversionsgleichgewicht mit PrP-Konformeren, die stark erhöhte Anteile von b-Faltblatt-Struktur aufweisen. b-Faltblattreiche PrP-Monomere können sich unter bestimmten Umständen zu größeren intermolekularen b-Faltblattstrukturen zusammenlagern. Eine solche „primäre Nukleation“ muß eine hohe kinetische Barriere überwinden, kann aber ohne erkennbare äußere Ursache als stochastisches Ereignis (wie z. B. mutmaßlich bei sporadischen Formen menschlicher Prionkrankheiten) oder erblich bedingt (d. h. infolge von aggregationsfördernden Mutationen im humanen Prionprotein-Gen) auftreten. Sind auf diese Weise stabile PrP-Aggregate mit einer kritischen Größe entstanden, oder werden sie von außen in den Körper eingebracht (Infektion), können sie quasi wie Kristallisationskeime („Seeds“) wirken: Sie lagern nunmehr relativ schnell weitere PrP-Monomere in einer b-faltblattreichen Konformation an. Bei Erreichen einer kritischen Größe fragmentieren die „gewachsenen“ PrP-Aggregate und bilden neue Tochter-Seeds („Sekundäre Nukleation“), die die Polymerisation des Prionproteins weiter fortpflanzen können. Die Strukturen von PrPC und fehlgefaltetem PrP wurden reproduziert aus Watts et al. (66). 22 20 2013 • 226 nach Behandlung mit Wachstumshormon Im Hinblick auf BSE und menschliche Prionerkrankungen ist den The- • 228 nach Transplantation von Dura mater men „Proteinfehlfaltung und Sicherheit von Medizinprodukten", bzw. • 4 nach Behandlung mit Gonadotropin „Proteinfehlfaltung und Sicherheit von Blut und Blutprodukten" in den • 4 nach neurochirurgischen Ein- vergangenen Jahren erhebliche Auf- griffen mit nicht ausreichend auf- merksamkeit gewidmet worden. In bereitetem Operationsbesteck diesem Zusammenhang wurden • 2 nach Transplantation von Kornea auch • 2 nach Anwendung unzureichend Koch-Instituts zur Aufbereitung von aufbereiteter invasiver EEG-Elek- chirurgischen Instrumenten und Me- troden. dizinprodukten (16) und des Arbeits- Zusätzlich wurden mutmaßliche ia- Empfehlungen des Robert kreises Blut zur Blutversorgung an- Untersuchungen an experimentell gesichts vCJK (17) erarbeitet. oder natürlich infizierten Tieren ha- trogene Übertragungen von vCJK-Infektionen durch Blut oder Blutprodukte berichtet (14): • 3 Fälle klinisch manifester vCJK nach Transfusion von nicht-leuko- ben ergeben, dass die Ausbreitung Prionähnliche SeedingMechanismen bei der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit zytendepletierten Erythrozyten von Prionen im Nervensystem mit charakteristischen zeitlich-räumlichen Verlaufsmustern entlang synaptisch verschalteter neuronaler Projekti- onen verläuft (18). Auch bei der Alz- • 1 Fall prä- oder subklinischer Welche Schlussfolgerungen und vCJK nach Transfusion von nicht- Lehren aus der zunehmend besser zeigt das Auftreten von Ab-, tau- und leukozytendepletierten Erythro- verstandenen Ätiologie von Prion- a-Synuklein-Ablagerungen zyten. krankheiten und den Erfahrungen mit mehr (tau, a-Synuklein) oder weniger iatrogenen Prioninfektionen im Hin- (Ab) stereoptype zeitlich-räumliche In einem weiteren Fall wurde eine blick auf die pathologisch aggregier- Verlaufsmuster zwischen unterschied- prä- oder subklinische vCJK-Infekti- ten Proteine bei der Alzheimer- und lichen, durch Nervenbahnen verbun- on in einem Hämophilie-Patienten Parkinson-Krankheit gezogen wer- denen Hirnregionen (19-21). festgestellt, der u. a. Faktor-VIII-Kon- den können, muss differenziert be- zentrat erhalten hatte. 9.000 Ein- trachtet werden. heimer- und Parkinson-Krankheit jeweils Inzwischen liefert eine Vielzahl experimenteller Befunde aus zellfreien heiten des zur Behandlung des PatiDie Ausbreitung der Proteinfehlfal- Testsystemen sowie Zellkultur- und Blutplasma tung und -aggregation im Nervenge- Tiermodellen überzeugende Belege hergestellt worden, in das auch eine webe bei Alzheimer-, Parkinson- und dafür, dass prionähnliche Seeding- Spende aus einem vCJK-infizierten Prionerkrankungen zeigt auffällige Mechanismen auch bei der Alzhei- Spender eingeflossen war (15). grundsätzliche mer- und Parkinson-Krankheit auf enten verwendeten Faktor-VIII-Konzentrates waren aus Gemeinsamkeiten. 23 molekularer, zellulärer und gewebebezogener Ebene in die Vermehrung oder Ausbreitung krankheitsty- pischer aggregierter Proteine involviert sind (20, 22-26). Dies legt es nahe, eingehender zu untersuchen, wie weit die Ähnlichkeiten zwischen Prionen und Alzheimer- oder Parkinson-assoziierten Proteinaggregaten tatsächlich gehen. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei momentan vor allem die Frage, ob Ab-, tauoder a-Synukleinaggregate proteinöse infektiöse Partikel darstellen, in transgenen Mäusen unter dem pherer, nämlich intraperitonealer Ap- die als exogene Seeds tödliche neu- Einfluß exogener Ab-Partikel be- plikation von Ab-Seeds zu beobach- rodegenerative Krankheiten übertra- schleunigt wird. In verschiedenen ten (30, 31). gen können. Walker et al. haben eine dieser Studien wurden transgene Modifikation der Koch´schen Postu- Mäuse verwendet, die APP des Men- Kürzlich haben Stöhr et al. (2012) late vorgeschlagen, um die Krank- schen mit prädisponierenden Mutati- darüber hinaus gezeigt, dass die heitsübertragung durch infektiöse onen für familiäre Formen der Alzhei- Ausprägung von Ab-Ablagerungen in Proteine zu überprüfen bzw. nachzu- mer-Krankheit exprimierten. Ohne ähnlichen APP-transgenen Mäusen weisen (27). Untersuchungen zur die Anwesenheit exogener Seeds auch durch die intrazerebrale Inoku- Übertragung Protein- entwickelten solche Mäuse erst im lation von aufgereinigten Ab-Fibrillen Seeds in Tiermodellen, wie sie im späteren Lebensalter Ab-Plaques. aus Hirnhomogenaten oder die Ver- Folgenden vorgestellt werden, sind Nach intrazerebraler Inokulation von abreichung von rekombinant herge- dabei von essentieller Bedeutung. Probenmaterial, das Ab-Partikel aus stellten Ab-Aggregaten (die außer Alzheimer-Patienten oder aus trans- diesem Protein keine weiteren Be- genen APP-Mäusen enthielt, trat die standteile enthielten) beschleunigt Ab-Ablagerung im Gehirn der Emp- wird (32). exogener Tiermodelle zur Übertragung exogener Amyloidbeta-, tau- und a-Synuklein-Seeds schon in jüngerem Lebensalter auf Experimentell wohl am stringentes- (28, 29). Ein ähnlicher Effekt war ten lässt sich das von Protein-Seeds auch nach intrazerebraler Implantati- ausgehende Übertragungs- bzw. In- on von mit aggregiertem Ab kontami- fektionsrisiko für Menschen in Pri- In den vergangenen Jahren hat eine nierten Stahlstiften (einem üblichen maten prüfen, denn diese Tiere wei- wachsende Anzahl von Tierstudien Surrogatmodell für chirurgische In- sen eine besonders enge phylogene- gezeigt, dass die Aggregation von Ab strumente) und selbst nach peri- tische Beziehung zum Menschen auf. Amyloid-beta (Ab) 24 fängertiere erheblich früher, d. h. 20 2013 Nach der intrazerebralen Inokulation Die vorgestellten Befunde belegen Mehrere Arbeitsgruppen haben al- von Hirnmaterial aus insgesamt 9 Pa- zwar eine Beschleunigung und/oder lerdings bereits hervorgehoben, dass tienten mit sporadischer und 5 Pati- Verstärkung der genetisch bedingten im Gehirn von Modelltieren mit gene- enten mit familärer Alzheimer-Krank- oder Aggregation tisch oder exogen induzierten Ab- heit wurde in einer Langzeitstudie von Ab in transgenen Mäusen bzw. Ablagerungen in den meisten Fällen, (Dauer >20 Jahre) ein im Vergleich zu Primaten durch Inokulate, die Ab- außer in der unmittelbaren Umge- verschiedenen Gruppen von Kon- Seeds enthielten, aber genau ge- bung von Ab-Plaques, keine offen- trolltieren häufigeres oder früheres nommen keine Übertragung der Ab- kundigen neurodegenerativen Schä- Auftreten von Ab-Ablagerungen im Pathologie (38). Neuere Studien ha- digungen zu beobachten waren (20, Gehirn beobachtet (33-35). Dabei ben Rechnung 41). Sofern Nervenzellschädigungen traten allerdings in keinem Tier dieser getragen, indem nunmehr transgene auftraten, und ggf. mit kognitiven De- Studie neurofibrilläre Ablagerungen Mäuse oder Ratten verwendet wur- fiziten in Tiermodellen einhergingen, oder für die Alzheimer-Krankheit ty- den, die während ihrer Lebenszeit war dies nach Ashe und Aguzzi (41) pische Krankheitszeichen auf. normalerweise Ab-Ablage- möglicherweise eher auf die Raum- rungen ausbilden (39, 40). Die Mäu- forderung modellbedingt übermäßig Auch in Übertragungsversuchen, se exprimierten normales humanes massiver die mit Probenmaterial aus mehr als APP, und die Ratten menschliches rückzuführen, als auf pathophysiolo- 100 Alzheimer-Patienten an den Nati- APP, das mit familiären Alzheimer- gische Prozesse, die repräsentativ für onal Institutes of Health (NIH) der Formen assoziierte Mutationen auf- die menschliche Alzheimer-Krankheit USA durchgeführt wurden, entwi- wies. Auch in diesen beiden Tiermo- sind. In ihrem Beitrag warnen diese ckelten inokulierte Primaten keine dellen trat nach der intrazerebralen Autoren auch vor einer einfachen motorischen oder Verhaltensauffäl- Injektion von Inokulaten, die Ab-Par- Gleichsetzung von Seeding- und Pri- ligkeiten, die für eine Übertragung tikel enthielten eine Aggregation und onaktivität, da Ab-Seeds anders als der Krankheit gesprochen hätten Ablagerung von Ab im Gehirn auf. Prionen in Tiermodellen bisher keine (36). Nach Auskunft aus der betref- Dies legt die Schlussfolgerung nahe, tödlichen Krankheiten verursacht ha- fenden Arbeitsgruppe am NIH (P. dass die Aggregation von Ab hier erst ben. Brown, D. Asher) soll bei neuropatho- durch die injizierten Inokulate ausge- logischen Untersuchungen in den löst, und somit tatsächlich übertra- Modellsysteme zur Übertragbar- Primaten auch post mortem keine gen wurde. keit von Amyloid-beta-Seeds Evidenz für eine prä- oder subkli- altersbedingten diesem Einwand keine Ab-Akkumulationen zu- durch Blut nische Übertragung der AlzheimerKrankheit gefunden worden sein Auf mehreren Fachtagungen wurde (37). Dem stehen 300 Fälle von Pri- von einer amerikanischen Arbeits- onerkrankungen gegenüber, die im gruppe in den vergangenen Jahren gleichen Zeitraum an den National In- berichtet, dass übertragbare Ab- stitutes of Health in Primaten übertra- Seeds auch im Blut von transgenen gen wurden (36). Mäusen vorkommen, die mensch- 25 liches APP mit einer für familiäre For- stimmten Mutation exprimierten und (TgM83-Mäuse) (45). Diese Mäuse men der Alzheimer-Krankheit prädis- mit steigendem Alter zunehmend fa- bilden mit zunehmendem Alter zere- ponierenden Mutationen exprimier- serartige tau-Ablagerungen im Ge- brale Ablagerungen von aggregier- ten. Diese Arbeitsgruppe von Claudio hirn bildeten, intrazerebral injiziert. tem a-Synuklein aus, die von axo- Soto an der University of Texas Daraufhin entwickelten sich in den nalen Degenerationsprozessen be- Medical School hat Blut aus alten beimpften Tieren ebenfalls Hirnabla- gleitet sind. Klinisch zeigen sie das Spendertieren transgener gerungen aus aggregiertem tau. Kla- Bild einer mit schweren Bewegungs- Mausstämme, die jeweils bereits Ab- re Anzeichen einer begleitenden störungen und Lähmungserschei- Ablagerungen im Gehirn aufwiesen, Neurodegeneration oder deutliche nungen in gleichartige junge Mäuse transfun- Krankheitssymptome traten in den verlaufenden Erkrankung. Tyrosin- diert, die noch keine Ab-Pathologie beimpften Tieren während des Beob- Hydroxylase-positive Neuronen der zeigten. Dabei wurde beobachtet, achtungszeitraums der Studie aller- Substantia nigra, die essentiell in die dass eine zweimalige (aber keine ein- dings nicht auf. Entstehung menschlicher Parkinson- zweier a-Synuklein typischerweise Lewy-Körperchen und -Neuriten aufweisen sowie abster- Gehirn der Empfängertiere deutlich beschleunigte (42, 43). Zur weiterge- Um die Übertragbarkeit der Fehlfal- ben, zeigen in den transgenen Mäu- henden fachlichen Einschätzung die- tung und Aggregation von a-Synu- sen keine a-Synuklein-Ablagerungen, ser Befunde bleibt deren Veröffentli- klein im Tierexperiment zu untersu- und anscheinend auch keine Dege- chung mit den experimentellen De- chen, wurden zunächst Mäuse ver- neration. Wenn Hirnextrakte aus alten tails in einer begutachteten wissen- wendet, die menschliches a-Synu- und erkrankten Tieren in junge und schaftlichen klein mit einer Mutation exprimierten, gesunde TgM83-Mäuse injiziert wur- die für eine familiäre Form der den, bewirkte dies eine deutliche Parkinson-Krankheit Beschleunigung Fachzeitschrift abzu- warten. Tau Auch die Aggregation von tau ließ sich im Tierversuch übertragen (44). Als Empfängertiere wurden dabei transgene Mäuse verwendet, die normales menschliches tau überexprimierten und während ihrer Lebenszeit normalerweise keine tauAblagerungen im Gehirn ausbildeten. Diesen Tieren wurden Hirnextrakte aus Modellmäusen für Tauopathien, die menschliches tau mit einer be- 26 tödlich Erkrankungen involviert sind und dort malige) Blutübertragung die Aggregation und Ablagerung von Ab im einhergehenden, prädisponiert der a-Synuklein- 20 2013 Aggregation im Gehirn sowie des taktisch in das Striatum. Dies löste ei- der Empfängertiere eine weiträumig Auftretens der motorischen Erkran- ne neurodegenerative Kaskade aus. ausgedehnte Ablagerung von patho- kung (46). Dabei beobachteten die Forscher ei- logisch ne sich im Gehirn der Tiere räumlich a-Synuklein aus. aggregiertem endogenen Auch durch intrazerebrale Inokulati- ausbreitende Aggregation von a-Sy- on von a-Synuklein-Fibrillen, die aus nuklein und Bildung von Nervenzell- Die a-Synuklein-Pathologie zeigte rekombinantem humanen a-Synu- einschlüssen, die Lewy-Körperchen dabei auffallende morphologische klein hergestellt worden waren, wur- oder -Neuriten ähnelten. In der Folge Ähnlichkeiten zu Lewy-Neuriten, und den in TgM83-Mäusen die Aggregati- trat ein fortschreitender Verlust dopa- zum Teil auch zu Lewy-Körperchen. on von a-Synuklein und der Krank- minerger Neurone in der Substantia In Mäusen, denen Fibrillen aus re- heitsausbruch (47). nigra pars compacta auf, wie er auch kombinantem, humanen a-Synuklein Durch die stereotaktische Inokulation für die Parkinson-Krankheit des Men- injiziert wurde, war die a-Synuklein- von a-Synuklein-Seeds in den Neo- schen typisch ist. Dieser ging mit ei- Pathologie bereits 6 Monate nach der kortex und das Striatum wurde in ner Verminderung der lokalen Dopa- Inokulation in zahlreichen Hirnregi- dieser Studie eine Ablagerung von minkonzentration einher und kulmi- onen deutlich ausgeprägt, ohne dass aggregiertem a-Synuklein in Neu- nierte in Störungen der Bewegungs- die Tiere zu diesem Zeitpunkt moto- ronen der Substantia nigra induziert. koordination sowie einer geschwäch- rische oder kognitive Defizite zeigten. Dies ging mit einer Reduktion von ten motorischen Kraftentfaltung und In bestimmten Hirnregionen war zwar immunhistochemisch nachweisbarer beeinträchtigten Körperbalance. Da- eine Verringerung der Menge des Tyrosin-Hydroxylase, und somit mut- rüber motorische Neurotransmitters Enkephalin zu be- maßlich einer Verringerung der Do- oder Verhaltensabnormalitäten konn- obachten, doch fanden sich auch 15 pamin-Biosynthese einher, wie sie ten während der Beobachtungsdau- Monate nach der Fibrillen-Inokulation auch bei der Parkinson-Krankheit er der Studie nicht festgestellt wer- keine Hinweise auf eine Degeneration auftritt. Allerdings wurde offenbar den. dopaminerger Neuronen. beschleunigt hinausgehende auch in diesem Modellsystem kein Parkinson-typischer Verlust dopami- Wildtyp-Mäuse wurden auch in wei- An den National Institutes of Health teren, kürzlich veröffentlichten Über- der USA wurden auch Übertragungs- tragungs-experimenten verwendet. versuche in Primaten mit Probenma- In einem neuen Versuchsansatz, Masuda-Suzukake et al. (49) inoku- terial aus 24 Fällen von Parkinson-Er- der den Vorteil bot, dass keine trans- lierten in dieser Studie aggregiertes krankungen mit Demenz durchge- genen wurden, a-Synuklein aus Patienten mit einer führt. führten Luk et al. Übertragungsexpe- Demenz mit Lewy-Körperchen sowie inokulierten Tiere keine für eine rimente mit aggregiertem a-Synukle- Fibrillen aus rekombinant hergestell- Krankheitsübertragung sprechenden in in Wildtyp-Mäusen durch (48). Da- tem, murinen oder menschlichen klinischen Symptome (36). Nach In- zu injizierten sie diesenTieren aus re- a-Synuklein stereotaktisch in die Sub- formationen aus der betreffenden Ar- kombinantem, murinen a-Synuklein stantia nigra von C57BL6/6J-Mäu- beitsgruppe am NIH (P. Brown, D. hergestellte Protein-Fibrillen stereo- sen. Alle Inokulate lösten im Gehirn Asher) lieferten auch post mortem nerger Neuronen beobachtet (48). Tiere verwendet Dabei entwickelten die 27 durchgeführte neuropathologische gische Instrumente oder die Applika- Untersuchungen keine Evidenz für ei- tion von Blut oder Blutprodukten vor- ne prä- oder subklinische Krank- stellbar. heitsübertragung (37). Allerdings wurde in keiner der vor- Bewertung der Übertragung liegenden Tierstudien die Übertra- exogener Amyloid-beta, tau- gung einer schweren oder gar töd- und a-Synuklein-Seeds in lichen neurodegenerativen Krankheit Tiermodellen beobachtet. Vielmehr trat nach der Inokulation von Protein-Seeds in Die in den vorgestellten Studien einem Mausmodell (TgM83) die Be- verwendeten Tiermodelle bilden mit schleunigung einer solchen Krank- unterschiedlichen Limitationen jeweils heit auf, und in den übrigen Fällen le- nur Teilaspekte von Alzheimer- und diglich eine relativ schwache oder gar Parkinson-Erkrankungen ab. Daher keine Symptomatik. ist zur Zeit unklar, inwieweit die in Ih- 28 nen erhobenen Befunde auf den Insbesondere wurde nach der Ino- Menschen übertragen werden kön- kulation von Probenmaterial aus dem Die anscheinende Trennung zwi- nen. Gehirn von Alzheimer- und Parkin- schen der Übertragung des Protein- son-Patienten in Primaten keine Aus- Seedings und der Auslösung schwe- Ungeachtet dessen belegen die prägung krankheitstypischer Symp- rer Alzheimer- oder Parkinson-Symp- vorliegenden Befunde aber, dass tome beobachtet. Dies gilt auch für tome in den vorgestellten Tierstudien seeding-aktive Ab-, tau- und a-Sy- solche Primaten, in denen nach Ino- kann einerseits schlicht darauf beru- nuklein-Partikel die Aggregation mo- kulation von Alzheimer-Proben eine hen, dass die verwendeten Tiermo- nomerer Formen dieser Proteine in Beschleunigung oder Verstärkung delle nicht alle Facetten dieser kom- unterschiedlichen Tiermodellen be- der Ab-Akkumulation im Gehirn fest- plexen Krankheiten abzubilden ver- schleunigen bzw. auslösen (d. h. gestellt wurde. In Übereinstimmung mögen (41). Andererseits könnten übertragen) können. mit diesem experimentellen Befund die Befunde aber auch darauf hin- ist seit langem bekannt, dass zere- deuten, dass exogene Ab-, tau- oder Diese Befunde könnten auf eine brale Ab-Ablagerungen zwar ein not- a-Synuklein-Seeds trotz ihrer Repli- mögliche prionartige Übertragbarkeit wendiges, aber kein hinreichendes kationsaktivität und teilweise beob- der Parkinson- Merkmal für die Alzheimer-Krankheit achteten Krankheit durch Ab-, tau- und a-Sy- darstellen, und dass Ab-Aggregate nicht in der Lage sind, schwere kli- nuklein-Seeds hinweisen. Die Weiter- im Gehirn älterer Menschen auch oh- nische Beeinträchtigungen oder gar gabe solcher Seeds wäre hypothe- ne eine begleitende neurodegenera- die Gesamtsymptomatik der Alzhei- tisch etwa über kontaminierte (und tive Demenz vorkommen können mer- oder Parkinson-Krankheit aus- unzureichend (50-53). zulösen bzw. zu übertragen. Alzheimer- oder aufbereitete) chirur- neurotoxischen Wirkung 20 2013 Epidemiologische Studien kein Hinweis auf ein vermehrtes Auf- enthielt in diesen Fällen offenbar in- treten von Erkrankungen des Ner- fektiöse PrP TSE-Seeds, die aus dem Aktuell gibt es keine epidemiolo- vensystems (59). Zwischen der Alz- Hypophysengewebe von Spendern gischen Hinweise darauf, dass es heimer-Krankheit und dem Erhalt von mit einer prä- oder subklinischen Pri- sich bei der Alzheimer- oder Parkin- Bluttransfusionen Blutpro- onerkrankung stammten. Vor diesem son-Krankheit um übertragbare Er- dukten ließ sich epidemiologisch so- Hintergrund wird das Auftreten mög- krankungen handelt. mit licherweise iatrogen bedingter Er- bisher kein oder Zusammenhang krankungen nachweisen. In verschiedenen Beobachtungs- in Empfängern von c-hGH deshalb seit längerem im und Kohortenstudien wurden keine In einer kürzlich publizierten Studie Rahmen verschiedener epidemiolo- beeinflussbaren starken Risikofak- von Irwin et al. (37) wurde das Risiko gischer Studien sorgfältig überwacht. toren für die Entwicklung einer Alz- einer möglichen Übertragung von heimer-Krankheit gefunden (54, 55). Alzheimer- oder Parkinson-Erkran- Irwin et al. haben nun untersucht, Einzelne Studien beleuchteten spezi- kungen in Empfängern von mensch- ob in c-hGH-Empfängern auch ge- ell einen möglichen Zusammenhang lichem Wachstumshormon, das aus häuft Alzheimer- oder Parkinson-Er- zwischen Alzheimer-Erkrankungen Hypophysen verstorbener Spender krankungen auftreten. Dabei konnte und Bluttransfusionen. Nach Ergeb- gewonnen worden war (c-hGH, für die Forschergruppe einerseits zei- nissen einer Studie von Kokmen et al. engl. „cadaveric human growth hor- gen, (56) stellen Bluttransfusionen keinen mone“), untersucht. Dies erfolgte vor rungen von Ab-, tau- und a-Synukle- Risikofaktor für die Alzheimer-Krank- dem Hintergrund, dass nach Anwen- in in der Hypophyse normaler Indivi- heit dar. Zwei weitere Fall-Kontroll- dung von c-hGH weltweit über 200 duen Studien zu dieser Frage von O’Meara Patienten an einer iatrogenen Creutz- neurodegenerativen Krankheiten nach- et al. (57) und Bohnen et al. (58), die feldt-Jakob-Krankheit er- weisbar sind. Andererseits ergab ihre insgesamt mehr als 550 Fälle und krankt sind. Das verabreichte c-hGH epidemiologische Analyse, dass von entsprechende Kontrollen (iCJK) das und pathologische von Ablage- Patienten mit um- fassten, ergaben unabhängig von der Latenz zwischen Transfusion und Erkrankung, der Anzahl an Transfusionen oder bestimmten genetischen Veränderungen ebenfalls keine Assoziation zwischen Blutübertragungen und der Alzheimer-Krankheit. Auch in einer großangelegten Analyse von Todesursachen bei mehr als 6.000 Hämophilen im Vereinigten Königreich, die zeitlebens viele Blutprodukte erhalten hatten, ergab sich 29 796 verstorbenen c-hGH-Empfän- dieser Krankheiten durch Ab-, tau- gern, die im Rahmen des US-ameri- und a-Synuklein-Seeds haben sich kanischen „National Hormone and somit auch in einem Studienkollektiv Pituitary Program“ erfasst worden keine Anhaltspunkte ergeben, das waren, offenbar keiner an der Alzhei- zur Abschätzung des von diesen Pro- mer- oder Parkinson-Krankheit er- teinen ausgehenden Gefährdungs- krankt war. Die Inzidenz der Alzhei- potentials besonders geeignet er- mer- oder Parkinson-Krankheit über- scheint. trifft diejenige menschlicher Prionkrankheiten um mindestens drei bzw. Fazit und Ausblick zwei Größenordnungen. Unter der Annahme, dass sich Alzheimer- oder • Eine inzwischen erhebliche Zahl Parkinson-assoziierte Proteinpartikel an Studien zeigt, dass mit der Alz- bei der Extraktion von c-hGH ähnlich heimer- oder der Parkinson- verhalten, müßten Krankheit assoziierte Proteinpar- Empfänger des Wachstumshormons tikel aus aggregiertem Ab, tau daher mit einer wesentlich höheren oder a-Synuklein in Tiermodellen Wahrscheinlichkeit pathologisch ag- die Fehlfaltung und Aggregation gregiertem Ab-, tau- und a-Synuklein monomerer Formen dieser Prote- als Prionen ausgesetzt gewesen ine beschleunigen oder auslösen sein. Dies sollte noch umso mehr gel- (d. h. übertragen) können. wie PrP 30 TSE-Seeds • Im Gegensatz zu den wesentlich ten, als Ab-, tau- und a-Synuklein- • Während die experimentelle Ino- selteneren Prionkrankheiten wur- Aggregate auch in Hypophysenge- kulation solcher Proteine in Tier- de eine Übertragbarkeit der Alz- webe von Kontrollpatienten gefunden modellen teilweise Nervenzell- heimer- oder Parkinson-Krankheit wurde. Alternativ wäre allerdings schädigungen klinische über Blut, Blutprodukte oder auf auch vorstellbar, dass Ab-, tau- und Abnormalitäten (z. B. motorische anderem Wege somit bisher a-Synuklein-Seeds bei der Extrak- Störungen) ausgelöst hat, lieferte weder im Menschen beobachtet, tion von c-hGH effektiver als Prionen keine der vorliegenden Studien noch in Tiermodellen belegt. entfernt oder inaktiviert wurden. Un- einen Beleg für die Übertragung • Aus den tierexperimentellen Hin- abhängig davon, welcher Erklärungs- einer schweren oder gar tödlichen weisen auf eine Übertragbarkeit ansatz tatsächlich zutrifft, ist aus der Krankheit durch Ab-, tau- oder des Seedings von Alzheimer- Studie von Irwin et al. bei Empfän- a-Synuklein-Seeds. oder Parkinson-assoziierten Pro- und gern von c-hGH trotz ihres merklich • Aus epidemiologischen Studien erhöhten Risikos für iCJK kein er- liegen ebenfalls keine Hinweise lichen Individuen ergeben sich höhtes Risiko für die Alzheimer- oder auf eine Übertragbarkeit von Alz- gegenwärtig noch nicht abschlie- Parkinson-Krankheit zu erkennen. heimer- oder Parkinson-Erkran- ßend zu überblickende Implikati- Für eine prionähnliche Übertragung kungen zwischen Menschen vor. onen. teinen zwischen unterschied- 20 2013 • Dies gilt beispielsweise im Hin- durch Blut von transgenen APP- gleichen zu können. Daneben ist blick auf eine mögliche Beschleu- Mäusen hindeuten. Dabei muss das Verhalten von aggregiertem nigung genetisch prädisponierter der Nutzen etwaiger vorsorglicher Ab, tau oder a-Synuklein gegen- Formen der Alzheimer- oder Par- Schutzmaßnahmen (z. B. ein über Abreicherungs- und/oder kinson-Krankheit, oder die Verur- Ausschluss älterer Menschen von Inaktivierungsverfahren für eine sachung neurotoxischer Effekte der Blutspende) immer auch im weitere Risikoeinschätzung im und klinischer Symptome, wie sie Hinblick auf epidemiologische Zusammenhang mit Blut und in Wildtypmäusen nach der Injek- Erkenntnisse über die postu- Blutprodukten sowie der Aufbe- tion von synthetischen a-Synu- lierten Zusammenhänge betrach- reitung wiederverwendbarer chi- klein-Fibrillen beobachtet wur- tet, und sorgfältig gegen mögliche rurgischer den. Auch ist die Abwesenheit nachteilige Auswirkungen (etwa Bedeutung. Das Robert Koch- experimenteller oder epidemiolo- ein verringertes Spendeaufkom- Institut beteiligt sich unter ande- gischer Evidenz für eine Über- men) abgewogen werden. Nach rem im Rahmen einer vom Bun- tragbarkeit von Alzheimer- oder Maßgabe dieser Abwägung emp- desministerium für Gesundheit Parkinson-Erkrankungen kein fiehlt der Arbeitskreis Blut im Hin- finanzierten Studie an der Unter- Beweis für deren Nicht-Übertrag- blick auf Proteinaggregations- suchung dieser Fragen. barkeit. Vor diesem Hintergrund krankheiten derzeit keine Ände- erfordert die aktuelle Datenlage rung der Maßnahmen, die der zu prionähnlichen Übertragungs- Sicherheit von Blut und Blutpro- und Ausbreitungsmechanismen dukten dienen (25). des Seedings Alzheimer- oder • Angesichts der Häufigkeit von Parkinson-assoziierter Proteine Alzheimer- und Parkinson-Erkran- eine erhöhte Wachsamkeit in ver- kungen besteht weiterer epidemi- schiedenen des ologischer und experimenteller Gesundheitswesens einschließ- Forschungsbedarf, um die von lich der Transfusionsmedizin. übertragbaren Ab-, tau- oder • Das Paul-Ehrlich-Institut und der a-Synuklein-Partikeln möglicher- Bereichen Arbeitskreis Blut am Robert weise ausgehenden Koch-Institut verfolgen aufmerk- umfassender abzuklären. In die- sam die aktuelle Entwicklung, um sem Zusammenhang wäre es gegebenenfalls rechtzeitig Maß- u. a. wünschenswert, die Menge nahmen für die Sicherheit von und Verteilung der Seeding-Akti- Blut und Blutprodukten zu ergrei- vität dieser Proteinaggregate im fen. Dies gilt nicht zuletzt im Hin- Körper betroffener Patienten zu blick auf bisher nur vorläufig kom- bestimmen, um sie mit dem Titer munizierte Befunde, die auf eine und der Verteilung von PrP TSE- Übertragbarkeit von Ab-Seeds Seeds bei Prionkrankheiten ver- Instrumente von Risiken Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 31 Diagnostik immunologisch bedingter Thrombozytopenien Dr. med. Elisabeth Urban, Dr. med. Ute-Maja Liebscher, Prof. Dr. med. Torsten Tonn Institut für Transfusionsmedizin Dresden DRK-Blutspendedienst Nord-Ost Blasewitzer Str. 68/70 01309 Dresden Einleitung Auf der Oberfläche von Thrombozyten (Abbildung 1) befinden sich Antigendeterminanten, die die Bildung von Antikörpern (AK) bewirken können. Daraus können spezifische Zusammenfassung Auf der Oberfläche von Thrombozyten befinden sich Antigendeterminanten, die die Bildung von Thrombozyten-Antikörpern induzieren können. Diese richten sich spezifisch gegen Epitope der verschiedenen Glykoprotein-Rezeptoren. Dieser Artikel soll eine Übersicht geben über die klinische Bedeutung der thrombozytären Antikörper und deren Nachweismöglichkeiten im Labor. Es werden sowohl Thrombozyten-Allo- als auch Autoantikörper und deren Bildung/Entstehung beleuchtet. Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) geht mit einer komplexen Aktivierung des Gerinnungssystems einher und ist daher eine gefährliche Komplikation im Rahmen der Antikoagulationstherapie. Auch können Allo-Antikörper gegen humane Plättchenantigene zu folgenden Krankheitsbildern führen: fetale/neonatale Alloimmunthrombozytopenie, posttransfusionelle Purpura (PTP) und/oder einem Refraktärzustand nach Thrombozytentransfusionen. Der Nachweis und die Spezifizierung von thrombozytären AK sind z.T. methodisch schwierig durchzuführen und zeitaufwendig. In der Regel ist dafür ein Speziallabor erforderlich. Summary The surface of platelets comprises determinants of antigens, that may induce the formation of platelet specific antibodies. These may be specifically directed against epitopes of the different glycoprotein receptors. This article gives an overview on the clinical relevance of platelet antibodies and methods of their detection in the laboratory. The article sheds light on alloantibodies, as well as autoantibodies directed against platelets and their pathophysiology. Heparin induced thrombocytopenia (HIT) is associated with complex activations of the coagulation system and therefore resembles a severe complication in anticoagulation therapy. In addition allo-reactive antibodies against human platelet antigens may cause the following diseases: fetal/neonatal alloimmune thrombocytopenia, post transfusion purpura (PTP) and/or refractoriness after thrombocyte transfusion. The detection and classification of thrombocyte specific antibodies is laborious and in part mandates challenging analytical methods. In general it will require the analysis in specialized laboratories. Antigen-Antikörperreaktionen resultieren. Wir unterscheiden • Antigene auf Thrombozyten, die sich auch auf anderen Körper- Abbildung 1 Thrombozyt zwischen Erythrozyt und Granulozyt zellen befinden (z. B. ABH-System, HLA-Klasse I) • und Antigene, die sich nur auf der Plättchenoberfläche (Abbildung Blutplättchen nachweisen lassen, 2) richten mit dem Ergebnis einer im- die Antigene des HPA (Humanes- munologisch ausgelösten Thrombo- Plättchen-Antigen) -Systems. zytopenie. Thrombozytäre GP-Kom- Derzeit sind 12 thrombozytenspe- plexe spielen in der Hämostase eine zifische Antigene bekannt, die 6 wichtige Rolle (Tabelle 2). Auto-AK biallelen Systemen zugeordnet reagieren mit monomorphen Deter- werden (HPA 1 bis 5 und HPA minanten auf den autologen Throm- 15, das häufigere Allel wird mit a, bozyten (und auf Thrombozyten ge- das seltenere mit b bezeichnet), sunder Probanden). Sie verursachen und weitere bisher 21 ohne zuge- eine Autoimmunthrombozytopenie höriges (ITP). Allo-AK reagieren mit den ge- Partnerantigen. Nach neueren Erkenntnissen sind einige netisch HPA allerdings auch auf Endo- thrombozytärer Oberflächen-GP. Sie thel- oder Muskelzellen nachweis- können eine fetale/neonatale Allo- bar. Die wichtigste Rolle in der immunthrombozytopenie (FNAIT), medizinischen Praxis spielen HPA eine post-transfusionelle Purpura 1a und HPA 5b (Tabelle 1). Der (PTP) oder einen Refraktärzustand Nachweis nach Thrombozytentransfusionen aus- erfolgt vorwiegend molekular-genetisch. determinierten Varianten lösen. Medikamentenabhängige AK verursachen medikamenten-indu- HPA können die Thrombozyten-AK 32 Bildung von zierte Thrombozytopenien. Die kli- induzieren, die nisch bedeutsame Heparin-indu- sich spezifisch gegen Epitope der zierte Glykoprotein (GP)-Rezeptoren auf nimmt eine Sonderstellung ein. Thrombozytopenie (HIT) 20 2013 Thrombozytäre Gykoproteine (GP) und humane Plättchenantigene (HPA) GPVI GPIIa β1 GPIa α2 GPIIbs GPIIIa αIIB β3 CD109 GPV GPIbα HPA-2 T145M HPA-5 E505K HPA-4 R143Q 1 1 2 2 3 HPA-3 I843S 4 HPA-15 S703Y 3 S S βTD HPA-1 L33P GPIX GPIbβ 4 S S βTD Talin Abbildung 2 Gykoproteinkomplexe und HPA-Merkmale (60) Der Nachweis der thrombozytären funktion. Der Nachweis erfolgt durch dige AK) aus EDTA-Blut und auf freie AK beruht auf verschiedenen Test- die Untersuchung auf an Thrombo- Thrombozyten-Auto/Allo-AK prinzipien. zyten gebundene Auto-AK (zellstän- lierende AK) aus dem Serum der (zirku- Methodenübersicht TEIL 1: Antikörpernachweis bei Phänotypfrequenzen der wichtigsten thrombozytären Alloantigene in der deutschen Bevölkerung Verdacht auf Immunthrombo- Antigen Phänotypfrequenz [%] Lokalisation zytopenie (ITP) HPA-1a 97 GP IIIa HPA-1b 31 GP IIIa Bei ITP sind die Thrombozyten mit HPA-2a 99,8 GP Ib AK beladen, die sich gegen die Merk- HPA-2b 12 GP Ib male des HPA-Systems richten. Diese HPA-3a 86 GP IIb Antigene (Ag) sind GP, die auf der HPA-3b 63 GP IIb Thrombozytenmembran HPA-4a >99,9 GP IIIa HPA-4b <0,1 GP IIIa HPA-5a 98,8 GP Ia HPA-5b 21 GP Ia lokalisiert sind. Die meisten Thrombozyten-Auto-AK reagieren mit Determinanten auf den GP-Komplexen und induzieren eine Thrombozytopenie bei weitgehend erhaltener Thrombozyten- Tabelle 1 modifiziert nach (59) 33 Glykoproteine auf Thrombozyten übernehmen in der Gerinnung wichtige Aufgaben Tabelle 2 GLykoproteinkomplexe Funktion GP IIb / IIIa Fibrinogenrezeptor Aggregation GP Ib / IX v. Willebrand-Rezeptor Adhäsion GP Ia / IIa Kollagenrezeptor Aggregation GP V Teil des GP Ib / V / IX Adhäsion GP IV Kollagenrezeptor Aggregation CD 109 T-Helferzell-Funktion Aufgaben der Glykoproteine bei der Gerinnung Patienten. Thrombozytäre AK werden im Antiglobulintest mit intakten Thrombozyten nachgewiesen. Medikamenten-abhängige AK reagieren spezifisch mit einem GP, jedoch nur in Anwesenheit des betreffenden thrombozytenspezifischen ein sind. Die Ag sind mittels eines mono- Medikamentes. Der Nachweis kann trimolekularer Komplex aus dem hu- klonalen AK, der gegen diese GP nur in Antiglobulintesten erfolgen, bei manen Thrombozyten-AK, dem GP- gerichtet ist, an die feste Phase ge- denen das vermutlich auslösende Molekül mit dem exprimierten Throm- bunden. Spezifische gegen die GP Medikament hinzugefügt wird. bozyten-Ag und dem monoklonalen IIb/IIIa, Ib/IX, Ia/IIa oder IV gerichtete AK. Die Lyse der Testthrombozyten AK in der Patientenprobe binden an Es können nachfolgende Testme- setzt den Komplex aus der Membran diese Festphasen-Ag. Nach einem thoden zur Anwendung kommen: frei. Er ist in sich außerordentlich sta- Waschschritt, bei dem alle nicht ge- bil. Über den monoklonalen AK kann bundenen Bestandteile entfernt wer- 1.1. MAIPA-Test (Monoclonal-anti- der Komplex an eine Festphase ge- den, wird ein mit alkalischer Phos- body-specific immobilization of bunden werden. Der vorhandene phatase markiertes Anti-Humanglo- platelet antigens) humane AK liegt nun endständig vor bulin zugefügt. In einem weiteren und wird durch Zugabe eines enzym- Waschvorgang wird überschüssiges Der MAIPA-Test ist ein glykoprotein- markierten Anti-Human-IgG und eine Konjugat entfernt. Durch Zugabe spezifischer Enzymimmuntest, der nachfolgende Substratreaktion sicht- eines chromogenen Substrats ent- den Nachweis thrombozytärer AK bar gemacht (Abbildung 3). steht eine Farbreaktion, die nach AK auch in solchen Seren erlaubt, die ein Abstoppen mit Säure photometrisch Gemisch von thrombozytären und Das Verfahren setzt voraus, dass HLA-AK enthalten. Die Testthrombo- für alle GP, auf denen Antigene expri- zyten decken in ihrer Kombination miert sind, monoklonale Antikörper 1.3. PIFT (Plättchenimmunfluores- alle in Frage kommenden Allele des vorliegen. zenztest) ausgewertet werden kann. HPA-Systems ab. Sie werden mit dem zu untersuchenden Patienten- 1.2. Plättchen-ELISA serum inkubiert. In einem weiteren 34 Es werden Thrombozyten mit bekannten HPA-Merkmalen eingesetzt. Schritt erfolgt die Zugabe monoklo- Die Festphase der einzelnen Strei- Liegen im Patientenserum AK gegen naler Maus-AK, die gegen Determi- fen des Enzymimmunoassays ist be- diese Merkmale vor, kommt es zur nanten der GP-Struktur gerichtet schichtet mit den Thrombozyten-GP Bindung. In einem zweiten Schritt sind, auf denen die plättchenspezi- von Einzel-Spendern der Blutgruppe 0, werden diese AK mit einem fluores- fischen Ag exprimiert sind. Dadurch die homozygot für HPA-1a, HPA-1b, zenz-markierten Sekundär-AK kon- entsteht im Fall des Vorliegens eines HPA-3a, HPA-3b, HPA-5a und HPA-5b jugiert. Die messbare Fluoreszenz 20 2013 korreliert mit der AK-Menge. Es kön- zifitäten ermöglichen. Im Ergebnis funktioneller Test (HIPA, Serotonin- nen AK der Immunglobulin-Klassen dieser Methode erhält man den/die freisetzungstest) IgM und IgG nachgewiesen werden. thrombozytenspezifischen HPA-AK. Bewertung der Ergebnisse im Labor Eine Identifizierung der Spezifität der Die Sensitivität ist mit dem MAIPA erfordert Immunglobulinklassen ist mit diesem vergleichbar. Thrombozytenzahlen des Patienten, Test jedoch nicht möglich. unerlässlich. Informationen über Die die das verwendete Heparin und den TEIL 2: Antikörpernachweis bei 1.4. SASPA-Test (Simultaneous Verdacht auf Heparin-induzierte analysis of specific platelet anti- Thrombozytopenie Typ II (HIT II) Zeitpunkt der Medikamentengabe. Es können folgende Testmethoden zur Anwendung kommen: bodies) Die Diagnose einer HIT II basiert auf Die Methode beruht auf der simul- klinischen Daten und der Kinetik der 2.1. ID-PaGIA Heparin/PF4 Anti- tanen Bestimmung und Differenzie- Thrombozytenwerte des Patienten. body Test rung von verschiedenen spezifischen Neben dem Nachweis von AK gegen Thrombozyten-IgM- und IgG- AK den Heparin/Plättchenfaktor4-Kom- Der Test ist ein Partikel-Gel-Immu- mittels Das plex (HPF4-Komplex) sollte auch noassay (PaGIA). Synthetische Poly- Prinzip des SASPA beruht auf der stets ein funktioneller Test durchge- merpartikel mit hoher Dichte sind Verwendung verschiedener Beads, führt werden. Zur eindeutigen Bestä- mit dem HPF4-Komplex beschichtet. die eine Differenzierung der AK-Spe- tigung einer manifesten HIT II ist ein Werden diese Partikel mit dem Serum Durchflußzytometrie. Testprinzip MAIPA (Monoclonal-antibody-specific immobilization of platelet antigens) Humaner Antikörper Glykoprotein + Maus-anti-GP AK Glykoprotein Lysieren der Thrombozyten Anti-Maus IgG + Anti-Human IgG Enzym-markiert Abbildung 3 MAIPA-Test 35 des Patienten vermischt, reagieren zur Menge an Anti-HPF4-IgG-AK, die fität dem Serotonin-Freisetzungstest spezifische AK aller Immunglobulin- in der Probe vorhanden ist. Der PF4- (siehe 2.5.). Da der Ansatz aufwen- Klassen mit dem HPF4-Komplex auf ELISA hat eine Sensitivität von ca. dig ist und frische, gewaschene Plätt- der Partikeloberfläche und bewirken 80 % und ist nicht auf frische Spen- chen notwendig sind, bleibt der Test eine Agglutination der Partikel. Um derthrombozyten angewiesen. wenigen Speziallaboren vorbehalten. 2.3. Milenia QuickLine HIT-Test 2.5. Serotoninfreisetzungs-Assay eine räumliche Trennung agglutinierter und nicht-agglutinierter Partikel zu erreichen, wird die Reaktionsmi- = funktioneller Test schung durch eine Gel-Filtrationsma- Der Test ist ein Lateral-Flow-Immu- trix zentrifugiert. Agglutinierte Partikel noassay. Immobilisierte Anti-Human- werden auf der Geloberfläche festge- IgG-AK Nitrozellulose- toninspeicherung in den Granula halten oder innerhalb des Gels ver- membran binden Anti-HPF4-AK der der Thrombozyten. Spenderthrombo- teilt (= positive Reaktion), während Klasse IgG des Patienten, die zuvor zyten werden mit radioaktiv mar- freie nicht-agglutinierte Partikel am an einen Plättchenfaktor4/Polyanion- kiertem Serotonin versehen. Eine Ak- Boden des Mikroröhrchens ein kom- Komplex gebunden wurden und tivierung der markierten Thrombo- paktes Sediment bilden (= negative durch intensiv gefärbte Goldnano- zyten durch das antikörperhaltige Reaktion). Die starke Rotfärbung der partikel detektiert werden. Der Test Patientenserum bei Anwesenheit von Partikel macht es möglich, das Test- zeichnet sich durch ein geringes Pro- Heparin führt zur Freisetzung von resultat visuell abzulesen. benvolumen, hohe Spezifität und Serotonin. Die Zunahme der Radio- Sensitivität aus. Es sind keine Wasch- aktivität wird gemessen. Der Test hat schritte erforderlich. eine hohe Sensitivität, ist aber sehr 2.2. PF4-enzyme-linked-immuno- auf einer aufwendig und durch die Verwen- sorbent-assay (ELISA) Beim Festphasen-Enzymimmuno- 2.4. Heparin-induzierte Plättchenak- dung von radioaktiven Materialien nur tivierung (HIPA) = funktioneller Test in spezialisierten Laboratorien durch- assay sind die Mikrotiterstreifen mit 36 Dieser Test basiert auf der Sero- führbar. HPF4-Komplexen beschichtet. Die in Gewaschene Thrombozyten ge- der zu bestimmenden Probe enthal- sunder Spender der Blutgruppe 0 tenen Anti-HPF4-IgG-AK binden an werden mit Patientenserum und He- die immobilisierten HPF4-Komplexe parin inkubiert. Dabei aktivieren anti- und werden durch einen Sekundär- körperhaltige Seren die Thrombo- antikörper, an den eine Peroxidase zyten in Gegenwart von niedrigen, 1. Immunthrombozytopenie gebunden ist, detektiert. Nach einem nicht aber von hohen Heparinkon- (ITP) Eponym: Morbus Werlhof Waschvorgang wird ein Substrat hin- zentrationen. Dies führt zur Plätt- zugegeben, das von dieser Peroxi- chenaggregation. Dadurch wird die Es handelt sich um eine erworbene dase gespalten wird und zu einer Transparenz der Thrombozytensus- Thrombozytopenie, die primär als Farbreaktion führt. Die entstehende pension des Testansatzes höher. Der Autoimmunerkrankung mit isolierter Farbintensität ist direkt proportional Test gleicht in Sensitivität und Spezi- Thrombozytopenie oder sekundär Klinische Bedeutung thrombozytärer Antikörper 20 2013 Klassifikation der ITP nach (65) Klassifikation Ursachen/Krankheitsbilder Primäre ITP keine auslösende Ursache erkennbar Sekundäre ITP Medikamentenreaktion Autoimmunerkrankung Antiphospholipid-Syndrom Common variable immundeficiency syndrome Lymphom Evans-Syndrom Autoimmun-proloveratives Syndrom Infektionen (HIV; Hep B;HCV; H. pylori) nach Impfungen andere Tabelle 3 • Ein relativer Thrombopoietinmangel behindert die Megakaryozytenbildung im Knochenmark (15, 16). Die Blutungsinzidenz ist unter der Therapie mit Thrombopoietinanaloga deutlich rückläufig (17). • Das Phänomen des Epitope spread durch dendritische Zellen mit T-Zell-Aktivierung und Interaktion von T- und B-Lymphozyten bei z. B. systemischem Lupus ery- • Makrophagen und dendritische thematodes oder chronisch lympha- Zellen bauen die beladenen Zel- Immunreaktion tischer Leukämie auftritt (Tabelle 3). len ab und führen zu einer erhöh- Auto-AK. Ob die Ursache dafür Eine Inzidenz von 2 bis 4 Neuerkran- ten Clearence aus der Zirkula- die Thrombozyten-AK sind oder kungen jährlich auf 100.000 Einwoh- tion. Die entstandene Thrombo- es einen anderen Auslöser gibt, ner resultiert in einer Prävalenz der zytopenie beeinträchtigt direkt die ist bisher nicht bekannt (58). chronischen Form von 2 auf 10.000 Hämostase. Es kommt zur Blu- Personen. Im Kindesalter findet sich tungsneigung vom thrombozy- Eine Störung der immunregulato- häufig ein akuter selbstlimitierender tären Typ. rischen Funktion von B- und T-Zel- führt neben der Verstärkung der zu multiplen Verlauf. 90 % der erkrankten Kinder • Gleichzeitig geht die AK-Bildung len im Knochenmark liegt vor (19). haben nach 12 Monaten wieder mehr mit einer Funktionsstörung der Die einmal angestoßenen Immunre- Thrombozyten. GP einher. Thrombozytenadhä- aktionen können nicht wieder unter- Schwere Blutungen sind rar. Dage- sion und –aggregation können die drückt werden (18). gen gibt es bei Erwachsenen selten Blutungsneigung verstärken. Spontanremissionen. Das Risiko für • Eine Aktivierung des GP-Rezep- schwere Blutungen steigt mit dem tors (intrinsic activity) mit Funk- Lebensalter (1, 2). Es findet sich ein tionsverstärkung der wenigen Es gibt keine Untersuchungen oder jährliches Mortalitätsrisiko von 5 % vorhandenen Thrombozyten (10, Befunde, die die Diagnose einer ITP bei therapierefraktären Patienten mit 11) ist möglich. Daraus erklärt beweisen. Der Ausschluss der Diffe- Thrombozytenwerten unter 30 x 109 /l sich die klinisch sehr unterschied- rentialdiagnosen steht im Vorder- (4). Todesursachen sind neben fa- liche Blutungsneigung bei nied- grund. Die Bestimmung von throm- talen Blutungen auch Infektionen (3). rigen Thrombozytenzahlen. bozytären AK (frei im Patientense- als 100 x 10 9 /l Testung auf thrombozytäre AK: • Die AK haben zusätzlich eine hem- rum /-plasma und gebunden an den mende Wirkung auf die Thrombo- Patiententhrombozyten) wird zur Di- • Thrombozyten-Auto-AK reagie- poese (12). Die Reifung der Throm- agnosesicherung bei Patienten mit ren mit den GP-Rezeptoren an bozyten aus den Megakaryo- persistierender der Plättchenoberfläche. zyten ist beeinträchtigt (13, 14). und atypischen Befunden bzw. bei Pathophysiologie der ITP: Thrombozytopenie 37 fehlendem Ansprechen auf eine The- Thrombozytopenie bestätigen. Ein nen, verursacht durch thrombozytäre rapie mit intravenös verabreichtem negatives Ergebnis spricht nicht ge- AK der Mutter, die diaplazentar über- Immunglobulin (ivIg) in den Leitlinien gen die Diagnose. Es wird vermutet, tragen werden und eine Phagozytose der DGHO (5) empfohlen sowie bei dass sich AK gegen noch unbekann- der fetalen Thrombozyten induzieren. unklaren Krankheitsverläufen im Kin- te Thrombozyten-Ag dem Nachweis Ca. die Hälfte der Fälle tritt bereits in desalter (20). Im Rahmen der Akutdi- entziehen. der ersten Schwangerschaft auf (24). agnostik neuer Patienten ist diese Testung nicht sinnvoll. Thrombozytäre Es kann zur Blutungsneigung vom Das therapeutische Vorgehen AK sind überwiegend IgG-AK, 25 % petechialen Typ kommen. Intrauterine (41, 42) oder postnatale intra- IgM-AK und weniger als 5 % IgA-AK. empfiehlt die Leitlinie der DGHO (5). kranielle Blutungen sind eine ge- Es gibt keinen Hinweis auf eine Asso- Als Notfalltherapie bei bedrohlichen fürchtete Komplikation mit der Folge ziation bestimmter Immunglobulin- Blutungen eignen sich Thrombo- bleibender Schädigungen oder des Klassen zu einem chronischen Ver- zytenkonzentrate (TK) als wirksame Todes. Innerhalb von Tagen bis weni- lauf (6). Am besten geeignet zum Sofortmaßnahmen. Es kommt zum gen Wochen nach der Geburt nor- Nachweis thrombozytengebundener Sistieren der Blutung und zum vorü- malisiert sich die Thrombozytenzahl. glykoproteinspezifischer AK ist der bergehenden Anstieg der Thrombo- Da die Thrombozytenzahl bei Neuge- MAIPA (7, 8). Selbst bei Kombination zyten (21). Die Kombination von ivIg borenen von mehreren Tests gelingt der Nach- und TK ist nicht wirksamer als die al- stimmt wird, werden Fälle ohne deut- weis nur bei 60-80 %, hauptsächlich leinige TK-Gabe (22, 23). liche Blutungszeichen i. d. R. überse- von AK gegen GP Ib und/oder IIb / IIIa, seltener gegen GP Ia / IIa, GP IV, GP V. Patienten mit ITP haben oft AK autoimmunologische Genese der routinemäßig be- hen. 0,2 % der Schwangeren bilden 2. Fetale / Neonatale Alloim- thrombozytäre AK (25). Unbehandel- munthrombozytopenie (FNAIT) te Neugeborene mit einer Thrombo- gegen mehrere GP-Rezeptoren (9). Ein positiver AK-Nachweis kann die nicht zytopenie haben ein hohes Risiko eiDie FNAIT ist eine isolierte Throm- ner intrakraniellen Blutung (28, 29, bozytopenie des Feten / Neugebore- 30). Eine NAIT führt bei 1 von 5.000 Neugeborenen zu einer Blutungsneigung (26). 5 % dieser Kinder verster- Inzidenz der FNAIT ben innerhalb des ersten Lebens- Diagnose Anzahl Häufigkeit in % Schwangerschaft 100.000 100 HPA-1a-negative Schwangere 2.000 2 Nachweis Anti-HPA-1a 200 0,2 Schwere Thrombozytopenie 60 0,06 Intrakranielle Blutung, Tod 6 0,006 jahres oder entwickeln irreversible Schäden (27). (Tabelle 4) Pathophysiologie der FNAIT: Eine FNAIT wird durch die Immunisierung der Mutter gegen kindliche 38 Tabelle 4 Plättchen-Ag (HPA) ausgelöst. Die Inzidenz der FNAIT modifiziert nach (61) Allo-Anti-HPA-AK vom Typ IgG wer- 20 2013 den über einen Fc-Rezeptor der Syn- negativer AK-Nachweis im mütter- Testung auf thrombozytäre AK: lichen Blut schließt eine FNAIT nicht zytiotrophoblasten in die fetale Zirkulation transportiert (32, 33). Eine Für den Nachweis der thrombozy- aus (38). Niedrigaffine AK können Ag-AK-Reaktion auf der Oberfläche tären Allo-AK aus dem mütter- sich dem Nachweis entziehen und der kindlichen Thrombozyten be- lichen Blut ist der MAIPA wegen sei- werden nur mit besonders empfind- schleunigt die Eliminierung der Plätt- ner guten Reproduzierbarkeit und lichen Methoden erfasst (39). Alter- chen aus dem Kreislauf mit der Folge seiner Unempfindlichkeit gegenüber nativ kann ihre Bestimmung einige einer Thrombozytopenie des Feten von HLA-AK besonders geeignet. Er- Wochen nach der Entbindung gelin- (31). Die Sensibilisierung der Mutter gänzend sollte mit gleicher Technik gen (40). ist das Ergebnis einer vorangegan- ein Cross match zwischen mütter- genen Gravidität, einer Thrombo- lichem zytentransfusion oder - in der ersten Thrombozyten durchgeführt wer- Schwangerschaft - des diaplazen- den. Damit können auch AK gegen richtet sich nach dem Schweregrad taren Übertritts kindlicher Thrombo- seltene Antigensysteme erfasst wer- der Thrombozytopenie und der Blu- zyten. Thrombozytäre GP sind be- den. Zur Sicherung der serolo- tung. Zur raschen Anhebung der reits in der 16. Schwangerschaftswo- gischen AK-Nach- Thrombozytenzahl werden TK einge- che nachweisbar (34). Möglicherweise weises empfiehlt sich die mole- setzt mit dem Ziel, die Werte bei führen auch Mikropartikel des Synzy- kulargenetische der 50x10 9 /l zu halten. Eine Zeitverzöge- tiotrophoblasten zur Immunisierung HPA-Merkmale der Mutter (mit ne- rung durch das Warten auf die Er- (35). Am häufigsten sind AK gegen gativem Ergebnis für das Antigen, gebnisse der Testung auf thrombo- das Merkmal HPA-1a (75 bis 80 %) gegen welches der AK gerichtet ist) zytäre Antikörper gefährdet mögli- und gegen HPA 5b (15-20 %) (36). und des Neugeborenen (mit posi- cherweise das Kind. Optimal wären AK gegen andere Plättchenmerk- tivem Ergebnis für das Antigen, ge- immunologisch verträgliche TK. Die- male sind selten. Thrombozyten-AK gen welches er AK gerichtet ist). Ein se werden unter Beachtung der Serum Befunde und des väterlichen Diagnostik Das therapeutische Vorgehen gegen den GP-Komplex IIb / IIIa (An- Dringlichkeit der Therapie nicht im- ti-HPA 1a), aber auch andere AK ge- mer zur Verfügung stehen. Die Gabe gen Epitope dieses GP, sind sehr unausgewählter TK führt im Allge- häufig mit schwerwiegenden Kompli- meinen zu einem ausreichenden kationen assoziiert. Bei Anti-HPA-5b Thrombozytenanstieg (43). Stehen finden sich viel seltener ausgeprägte ohne Zeitverzug HPA-1a-negative Thrombozytopenien (41). Allerdings und HPA-5b-negative TK zur Verfü- lässt eine intrakranielle Blutung bei gung, sind diese auf Verdacht unter moderat Thrombo- Beachtung der Häufigkeit der Anti- zytenzahl eine funktionelle Beein- körper vorzuziehen. Liegt das Ergeb- trächtigung des GP Ia / IIa (Kollagen- nis der Testung auf thrombozytäre rezeptor) vermuten (37). AK vor, empfiehlt sich auf kompati- verminderter ble TK überzugehen. Bei bekannter 39 FNAIT sollen kompatible TK für das Pathogenese: Das therapeutische Vorgehen Neugeborene rechtzeitig zur Geburt vom zuständigen Blutspendedienst HLA- und/oder thrombozytäre Al- beruht auf der Transfusion kompa- angefordert werden. Eine engma- lo-AK des Patienten, die durch ein tibler mittels Apherese gewon- schige Überwachung des Feten bei vorangegangenes Immunisierungs- nene TK (57). Die Spender werden bekannter FNAIT ggf. unter Therapie ereignis oder gezielt nach den HPA-Merkmalen mit ivIg ab der 16. Schwanger- Transfusion) induziert wurden, bin- ausgewählt. Das Antigen, gegen schaftswoche und möglicherweise den an die entsprechenden Antigene welches sich der Patienten-AK rich- intrauterinen Transfusionen soll an auf der Oberfläche der Thrombo- tet, darf nicht vorhanden sein. Dafür ein erfahrenes Zentrum geknüpft zyten des Blutprodukts. Die „AK- ist eine molekulargenetische HPA- werden. beladenen“ Thrombozyten werden Typisierung der Spender erforderlich. (Schwangerschaft beschleunigt aus der Zirkulation ent- 3. Refraktärzustand nach 4. Posttransfusionelle Purpura fernt. Transfusion von Thrombo- (PTP) zytenkonzentraten Testung auf thrombozytäre AK: Die PTP ist eine seltene Nebenwir- 40 Der Refraktärzustand ist eine Trans- Nach ggf. Ausschluss bzw. Identifi- kung der Transfusion (44), die etwa 1 fusionsstörung. Durch Immunisie- zierung von HLA-AK Testung auf Woche nach Gabe von Blutpro- rung des Patienten im Rahmen von Thrombozyten-AK in einem Test- dukten, meist von Erythrozytenkon- Schwangerschaft Transfusi- system, das durch Anwesenheit von zentraten, zu einer isolierten Throm- onen gegen HLA- und / oder HPA- HLA-AK nicht gestört wird (MAIPA). bozytopenie Merkmale zeigt eine TK-Gabe eine Die serologischen Ergebnisse mit Er- mit Blutungsneigung führt. Betroffen unzureichende des mittlung der GP-Komplexe, mit de- sind hauptsächlich Frauen im mittle- Blutprodukts (ausbleibender oder in- nen der AK reagiert, erfordern eine ren und höheren Lebensalter mit adäquater Anstieg der Thrombo- Bestätigung und Ergänzung zur vorangegangenen Immunisierungs- zyten des Patienten). Der ausblei- HPA-AK-Differenzierung mittels ereignissen (Schwangerschaft, Trans- bende Transfusionserfolg kann über molekulargenetischer HPA-Typi- fusionen) (46). Nach 3 bis 5 Wochen das Thrombozyteninkrement mit der sierung des Patienten. Diese dient bildet sich die Thrombozytopenie Thrombozytenzahl des Patienten vor, gleichzeitig der Auswahl optimal ge- spontan zurück. 1 Stunde nach und 20 Stunden nach eigneter Thrombozytenspender. Bei TK-Gabe im corrected count incre- der Suche nach geeigneten Spen- ment (CCI) berechnet werden (56). dern für Patienten mit AK-Gemischen HLA-Klasse I-AK sind die häufigste oder Refraktarität trotz Beachtung Der immunologische Mechanismus Ursache für einen immunologisch in- der AK kann ein Cross match im ist nicht geklärt. Thrombozytenspe- duzierten Refraktärzustand (51, 52, MAIPA hilfreich sein. zifische Allo-AK des Patienten (am oder Wirksamkeit (Thrombozytensturz) Pathophysiologie: 53). In 15 – 30 % der Fälle sind diese häufigsten gegen Ag des GP IIb / IIIa, AK mit HPA-AK assoziiert (54, 55). insbesonder Anti-HPA 1a-AK) mit 20 2013 einer Autoimmunkomponente (45) Testung auf thrombozytäre AK: Therapeutisch führen zu einer Elimination autologer Plättchen aus dem Kreislauf. Die Al- Im Speziallabor gelingt in der Regel wird der Einsatz von ivIg empfohlen lo-AK lassen sich von den Patienten- der Nachweis der Thrombozyten- (48, 49). Thrombozytenkonzentrate thrombozyten eluieren, obwohl diese AK im Patientenserum. Begleitende sind unwirksam (50). für das Antigen negativ sind (46). HLA-AK können den Testansatz stö- Mögliche Erklärung der Bindung der ren. Deshalb ist z. B. der MAIPA zu 5. Medikamentenbedingte AK an die Thrombozyten ist eine An- empfehlen. Das Ergebnis der Bestim- Immunthrombozytopenie (MIT) lagerung von Immunkomplexen oder mung der HPA-Merkmale beim Pati- eine Adsorption von Spender-GP an enten ergibt eine Abwesenheit des Die MIT ist eine durch Medikamente die Patiententhrombozyten. Denkbar Antigens, gegen welches der AK ge- (Tabelle 5) oder deren Metaboliten ist auch eine pseudospezifische Im- richtet ist. induzierte Thrombozytopenie, die ca. munantwort auf kreuzreagierende 7 Tage nach Ersteinnahme des Medi- Antikörper (47). kaments auftritt. Bei Reexposition Medikamente als Verursacher einer Immunthrombzytopenie Medikamenten-assoziierte Autoimmun-Thrombozytopenie Abciximab Acetaminophen Acetazolamid Allopurinol Aminoglutethimid Amiodaron Amrinon Aspirin Carbamazepin Carbenicillin Cefotiam Cefalotin Cefamandol Chinin Chinidin Chlordiazepoxid Chlorpheniramin Chlorthalidon Chlorthiazid Cimetidin Cocain Codein Danazol Desipramin Diazepan Divlofenac Difunisal Digitoxin Diltiazem Eptifitabid Erythromycin Fenoprofen Furosemid Gentamicin Goldsalze Heparin Hydrochlorothiazid Hydroxychloroquin Imipramin Interferon Isoniazid Ketoprofen Levamisol Lidocain Meperidin Meprobamat Methicillin Methyldopa Minoxidil Morphin Naproxen Nitrofurantoin Nomifensin p-Aminosalicylsäure Penicillamin Penicillin Pentamidin Phenylbutazon Phenytoin Piperacillin Piroxicam Procainamid Prochlorperazin Prothetazin Ranitidin Rifampicin Spironolacton Sulfasalazin Sulfonylharnstoffe Tetracyclin Thioguanin Tirofabin Ticlopidin Trimethoprim/Sulfameth. Valpoinsäure Vancomycin Tabelle 5 nach (66) 41 vergehen nur Stunden bis Tage. ments erforderlich als beim thera- ge nach Beginn der Heparintherapie. Nach Absetzen des Medikaments peutischen Einsatz. Allerdings haben 10 bis 15 % der HIT- normalisiert sich die Thrombozyten- Patienten Thrombozytenwerte von zahl innerhalb von zwei Wochen. 6. Heparin-induzierte Throm- mehr als 150x10 9 /l (63). Deshalb ist 1 von 100.000 Patienten mit Medika- bozytopenie Typ II (HIT II) auf die Thrombozytenkinetik zu ach- menteneinnahme entwickelt ten. Bei Reexposition kann der Pati- eine Differenzialdia- Die HIT II ist eine gefährliche immu- ent, wenn noch zirkulierende HIT-AK krankheitsbe- nologische Komplikation einer Hepa- vorhanden sind, schneller mit einem dingte Ursachen und Thrombozyten- rintherapie. Heparin-induzierte AK Thrombozytensturz (rapid-onset-HIT) bildungsstörungen ausgeschlossen verursachen neben einer gesteiger- und ggf. thromboembolischen Kom- werden. Als Sonderform wird eine ten Plättchendestruktion mit Throm- plikationen reagieren. MIT unter Einnahme von GP IIb / IIIa bozytopenie –Inhibitor-Therapie betrachtet. Die Thrombozytenaktivierung verbunden Heparin-induzierte Thrombozytope- mit erhöhter Thrombinbildung. Die nie (HIT) mit dem Risiko thromboem- HIT II ist eine erworbene Form einer Der Plättchenfaktor4 (PF4) ist das bolischer Komplikationen (siehe HIT Thrombophilie. Von der HIT II muss wichtigste Antigen der HIT (67). Der II) ist ein eigenes Krankheitsbild. die HIT I abgegrenzt werden, bei der PF4 ist ein köpereigenes Protein. Er es zu Beginn einer Heparintherapie kann mit Heparin einen Immunkom- außerhalb eines Immungeschehens plex bilden, der die Exprimierung von zum reversiblen Abfall der Thrombo- Krypt-oder Neoantigenen zur Folge Die Pathogenese der MIT ist bisher zyten kommt. Der Zustand ist selbst- hat. Die dagegen gerichteten HIT-AK nicht geklärt. Die medikamentenbe- limitierend. Die HIT II tritt bei 0,3 bis sind meist AK vom IgG-Typ (67). Sie dingten AK reagieren spezifisch mit 3,0 % der Patienten auf, die mit He- binden einem GP der Thrombozytenmem- parin behandelt werden (63, 64, 68). Komplex über Fc-Rezeptoren an der bran in Anwesenheit des auslö- Die Patienten haben ein hohes Risiko Thrombozytenoberfläche. Im Ergeb- senden Agens (Medikament oder venöser nis dieses komplexen Geschehens Medikamentenmetabolit). evtl. mit Lungenembolie) und arteriel- kommt es ler (periphere arterielle Ischämie der • zur Aktivierung der Thrombo- Thrombozytopenie. gnostisch müssen Pathophysiologie: Testung auf thrombozytäre AK: unteren (tiefe eine intravaskuläre Venenthrombosen, Extremitäten) Gefäßver- schlüsse. Betroffen sind besonders Der Nachweis der AK ist schwierig. 42 weibliche Patienten mit orthopäoder kardiochirurgischen Pathophysiologie: als HIT-AK-PF4-Heparin- zyten, • zur Neutralisierung von Heparin durch Bindung an den PF4, • zur Freisetzung thrombozytärer Wird die Immunreaktion durch Meta- dischen boliten eines Medikaments ausge- Eingriffen, die mit unfraktioniertem löst, gelingt er i.d.R. nicht. Um AK ge- Heparin behandelt werden (63). Das • zur Endothelzellaktivierung mit gen die GP bei der Testung erfassen Leitsymptom ist ein Thrombozyten- Freisetzung von Tissue-Faktor, zu können, sind in vitro deutlich hö- abfall auf 50 % des Ausgangswertes der die Thrombinbildung weiter here Konzentrationen des Medika- (relative Thrombozytopenie) 5-10 Ta- steigert, Mikropartikel, 20 2013 Wahrscheinlichkeitskriterien der HIT-Verdacht basiert auf folgenden Kriterien Score 2 1 0 Thrombozytopenie niedrigster Wert $ 20 GPT und > 50 % Abfall niedrigster Wert 10-19 GPT oder 30-50 % Abfall niedrigster Wert < 10 GPT oder < 30 % Abfall Tag des Auftretens des Thrombozyten-Abfalls Tag 5-10 oder # 1 bei früherer Heparintherapie (innerhalb der letzten 30 Tage) unbekannt, aber könnte zur HIT passen bzw. > Tag 10 bzw. # Tag 1 bei früherer Heparintherapie (innerhalb der letzten 30 bis 90 Tage) Tag < 4 (keine frühere Heparintherapie) Thrombosen oder andere Komplikationen gesicherte neue Thrombose, Hautnekrosen, anaphylaktische Reaktion (anaph. Reaktion nach Heparinbolus) Fortschreitende oder rezidivierende Thrombose, Verdacht auf Thrombose (noch nicht bestätigt) oder nicht nekrotisierende Hautläsionen keine Komplikationen andere Gründe für den Thrombozytenabfall keine denkbar definitiv WahrscheinlichkeitsScore 6-8 Punkte hoch 4-5 Punkte mittel 0-3 Punkte gering Tabelle 6 nach (62) • und zur Makrophagen-/Monozytenaktivierung. Eine Thrombose oder Embolie bei Thrombozytopenie entsteht. den sich meist AK der Klasse IgG. pie mit Thrombininhibitoren (Argatro- Ein funktioneller Test ist zur Feststel- ban) lung einer Kreuzreaktivität der HIT- dung stoppen. soll die erhöhte Thrombinbil- AK mit niedermolekularem Heparin oder Danaparoid in vitro erforderlich Testung auf thrombozytäre AK: (38). Ein Screening bei asymptomatischen Patienten ist nicht sinnvoll. Test zum Nachweis der HIT-AK dienen der Sicherung einer klinischen Verdachtsdiagnose, deren Therapeutisch Wahr- scheinlichkeit mit dem 4T-Score (38) ist bereits bei einem begründeten (Tabelle 6) ermittelt wird. Funktio- Verdacht auf eine HIT II ein Absetzen nelle und immunologische Tests er- des Heparins unumgänglich. Alterna- gänzen einander. Die AK sind bis zu tiv stehen modifiziertes Heparinoid 3 Monate im Blut nachweisbar (65). (Danaparoid), niedrigmolekulare Heparine oder Hirudin zur Verfügung. Bei Patienten mit HIT-II-Symptoma- Eine Kreuzreaktivität der HIT-AK ist tik (Thrombosen oder Embolien) fin- möglich. Die medikamentöse Thera- Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 43 Die Autoren Dr. med. Rainer Bald studierte Humanmedizin in Berlin und Marburg, wo er bei Prof. Dr. B.-J. Hackelöer über die sonographische Endometriumdarstellung promovierte. Weitere Stationen seiner ärztlichen Laufbahn waren das Universitätsklinikum Marburg/Lahn (Prof. Dr. med. R. Buchholz und Prof. Dr. med. K. D. Schulz), das Klinikum Großhadern der Universität München (Prof. Dr. med. K. Richter, Prof. Dr. med. H. Hepp und Prof. Dr. med. H. Versmold), die Universitäts Frauenklinik Bonn als leitender Oberarzt der Abteilung für pränatale Diagnostik und Therapie (Prof. Dr. med. M. Hansmann) und die Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Köln als Leiter des Bereichs Pränatalmedizin und gynäkologische Sonographie (Direktor: Prof. Dr. med. P. Mallmann). Seit 2005 ist Herr Dr. Bald Leiter des Bereichs Pränatalmedizin und gynäkologische Sonographie der Frauenklinik im Klinikum Leverkusen. Herr Dr. R. Bald ist Arzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und verfügt über die fakultative Weiterbildung spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin. PD Dr. Michael Beekes * 23.06.1963 in Mülheim/Ruhr Studium der Biochemie, Promotion und Habilitation an der Freien Universität Berlin. Seit 1991 im Robert Koch-Institut (RKI). Als wissenschaftlicher Direktor Leiter der Arbeitsgruppe „Unkonventionelle Erreger und deren Inaktivierung“ im Fachgebiet „Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene“. Arbeitsgebiet: Transmissible spongiforme Enzephalopathien (TSE, Prionkrankheiten) mit den Schwerpunkten TSE-Diagnostik, Erregerausbreitung im Körper, und Prioninaktivierung. Beschäftigt sich in Forschung und Lehre darüber hinaus mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Prionen und selbstreplizierenden Proteinpartikeln bei der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit. Früheres Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Nationalen TSE-Forschungsplattform und im Exekutivkomitee des europäischen Exzellenznetzwerkes „NeuroPrion“. Zeitweilig wissenschaftlicher Berater der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der europäischen ArzneimittelAgentur (EMA) und des Bundesministeriums für Gesundheit auf dem Gebiet der Prionen und Prionkrankheiten. Frauenklinik Klinikum Leverkusen Robert Koch-Institut Nordufer 20 13353 Berlin Carla Kreissig leitet seit 2002 den Zentralbereich Stammzelle und HLA beim DRK-Blutspendedienst West gGmbH. Seit 2007 ist sie Geschäftsführerin und Ärztliche Leiterin der Westdeutschen SpenderZentrale gGmbH Nach ihrem Studium der Humanmedizin an der ErnstMoritz-Arndt-Universität Greifswald absolvierte sie von 1993 bis 1997 eine Weiterbildung zum Facharzt für Transfusionsmedizin an der Blutbank des Universitätsklinikums Rudolf Virchow in Berlin. Von 1997 bis 2002 war sie als Teamarzt und Leiterin des Fachbereiches Transfusionsmedizin an der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden tätig. Während ihrer Ausbildung und beruflichen Tätigkeit hat sie mehrere Jahre im Bereich der Knochenmarktransplantation gearbeitet. DRK-Blutspendedienst West, gemeinnützige GmbH Zentralbereich Stammzelle und HLA Linneper Weg 1 40885 Ratingen - Breitscheid Dr. med. Elisabeth Urban ist Fachärztin für Transfusionsmedizin, Abteilungsleiterin Labor und Oberärztin am Institut für Transfusionsmedizin in Dresden. Sie ist verantwortlich für die Laborbereiche Immunhämatologie, Transplantationsimmunologie und Qualitätskontrolle am ITM Dresden. DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Dresden Blasewitzer Str. 68/70 01309 Dresden 44 Dr. med. Ute-Maja Liebscher ist Fachärztin für Transfusionsmedizin und war bis November 2012 Institutsleiterin des ITM Dresden des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost. DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Dresden Blasewitzer Str. 68/70 01309 Dresden Prof. Dr. Reinhard Burger * 27. Mai 1949 in Rossdorf Präsident des Robert Koch-Instituts Studium der Biologie, Mikrobiologie, Immunologie. Nach Promotion und Habilitation 1982 Professor für Immunologie an der Univ. Heidelberg. Seit 1987 © Ossenbrink/RKI im RKI, zunächst als Leiter der Abteilung Immunologie, 1998-2011 Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten. 2001-2010 Vizepräsident. Seit 1989 Professor für Immunologie an der FU Berlin. Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften. Seit 1993 Vorsitzender des Arbeitskreises Blut des Bundesministeriums für Gesundheit. Mitwirkung in diversen nationalen und internationalen Sachverständigen-Gremien. Neben Veröffentlichungen, zahlreiche Empfehlungen, Stellungnahmen und Richtlinien im Bereich der Infektionskrankheiten, der Immunologie und der Transfusionsmedizin. Robert Koch-Institut Nordufer 20 13353 Berlin Prof. Dr. med. Torsten Tonn hat den Lehrstuhl für Transfusionsmedizin der medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden inne und ist medizinischer Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost. DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Dresden Blasewitzer Str. 68/70 01309 Dresden Leser fragen – Experten antworten! Beiträge zur Transfusionsmedizin Ihre Fragen leitet das Redaktionsteam an die Experten weiter. Veröffentlichte Anfragen werden anonymisiert. Ihre Frage: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. hämotherapieAbonnement / Adressänderung Beiträge zur Transfusionsmedizin Ich möchte die Zeitschrift „hämotherapie“ abonnieren! Bitte senden Sie zukünftig ein Exemplar kostenlos an die folgende Adresse: Name: Vorname: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Fax: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Themenvorschläge Beiträge zur Transfusionsmedizin Dieses Thema/diese Themen würde(n) mich interessieren. Bitte berichten Sie darüber!* Der Artikel hat mir sehr gut gefallen, bitte mehr zu diesem Thema! in Ausgabe Platz für Verbesserungsvorschläge! *Bitte haben Sie Verständnis, dass bei der Fülle an Rückmeldungen die geäußerten Wünsche kanalisiert werden müssen! Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Meine Adresse: Nehmen Sie Kontakt mit uns auf Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Leser fragen – Experten antworten! Antwort DRK-Redaktionsteam Feithstr. 182 58097 Hagen Bitte streichen Sie folgende Adresse aus Ihrem Verteiler: Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: und ersetzen Sie diese durch: Vorname: hämotherapieAbonnement / Adressänderung Antwort DRK-Redaktionsteam Name: Straße, Hausnummer: Feithstr. 182 PLZ/Ort: Telefon: 58097 Hagen Meine Adresse: Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Themenvorschläge Antwort Feithstr. 182 58097 Hagen Bitte abtrennen, ausfüllen und abschicken DRK-Redaktionsteam Abo- und Redaktionsservice Die Zeitschrift „hämotherapie – Beiträge zur Transfusionsmedizin“ ist das Fachmagazin der DRK-Blutspendedienste mit aktuellen Fachbeiträgen rund um die Themen Blut, Blutpräparate und deren Anwendung. Service-Postkarten Nutzen Sie unsere heraustrennbaren Service-Postkarten für Ihre Fragen oder Themenvorschläge an unser Experten-Team, für ein kostenloses Abo der Zeitschrift „hämotherapie“ oder für eine Änderung Ihrer Adresse, an die wir die „hämotherapie“ versenden. Die „hämotherapie“ im Internet Sie finden alle bisher erschienenen Ausgaben der „hämotherapie“ und weitere wichtige Informationen rund um die Fachzeitschrift online unter www.drk-haemotherapie.de Redaktionsservice und räumen Ihnen – je nach Bedarf Senden Sie uns Ihre Fragen mit der alltäglichen Arbeit ergeben, erhalten – in einer der nächsten Ausgaben der Service-Postkarte oder über unser Sie von uns eine Antwort! „hämotherapie“ ausreichend Platz für Leserservice-Formular im Internet: die Beantwortung ein. Vorab erhalten www.drk-haemotherapie.de/leser- Sie persönlich eine schriftliche Ant- service/ Auf die Fragen, die sich in Ihrer Wir legen jede Frage unseren transfusionsmedizinischen Experten vor wort unserer Experten. ISSN 1612-5592 (Ausg. Baden-Württemberg, Hessen) ISSN 1612-5584 (Ausg. Bayern) ISSN 1612-5614 (Ausg. Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) ISSN 1612-5622 (Ausg. Hamburg, Schleswig-Holstein) ISSN 1612-5630 (Ausg. Mecklenburg-Vorpommern) ISSN 1612-5606 (Ausg. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland) ISSN 1612-5657 (Ausg. Berlin, Brandenburg, Sachsen) Die neue Version der Blutspende-App Blutspender können nun folgende Services nutzen: Persönliche Terminerinnerungen via E-Mail oder SMS, Verwaltung der persönlichen Spenderdaten, Eintragung der erfolgten Blutspenden und Gesundheitswerte, Posting von Nachrichten und Fotos über die App, um mit anderen Spenderinnen und Spendern zu kommunizieren.