Damit Inkontinenz die Haut unberührt lässt
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Damit Inkontinenz die Haut unberührt lässt
PAUL HARTMANN AG 89522 Heidenheim Deutschland 22.12.2008 14:55 Uhr Seite 1 Damit Inkontinenz die Haut unberührt lässt: MoliCare und MoliForm von HARTMANN Sie möchten noch mehr zu HARTMANN wissen? Besuchen Sie uns im Internet: www.hartmann.info ® ® + Minilexikon „Hauterkrankungen und -funktionsstörungen”. (12/08) 086 397/5 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. 3312001491_MoliCare_Booklet Inkontinenzhygiene 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:55 Uhr Seite 3 Hautfunktionen/Risiken Saugkörper Inhaltsverzeichnis Die Problematik Einleitung 6–7 Intakte Hautfunktionen und ihre Gefährdung durch Inkontinenz Allergieverhütung 4–5 Die HARTMANN Inkontinenzprodukte 8–11 12–13 Dermatologisch getestete, hypoallergene Materialien 14–15 Luftdurchlässige Materialien für ein gesundes Hautklima im Hüftbereich 16–19 Das Menalind professional Pflegesystem 20–43 Hauterkrankungen und -funktionsstörungen Menalind Pflegesystem Das Minilexikon Hautklima Der 3-lagige Saugkörper zur Unterstützung der natürlichen Hautfunktion im Schrittbereich Minilexikon Hauterkrankungen 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:55 Uhr Seite 5 Die Gesunderhaltung der Haut – ein zentrales Thema bei Inkontinenz. Wo eine Inkontinenzversorgung notwendig ist, sind Hautprobleme nicht weit: Experten in Forschung und Praxis sehen darin heute die wichtigste Langzeitkomplikation bei inkontinenten Personen. Verschiedene Studien haben bei 42,5 %* aller Patienten irritative Hautveränderungen nachgewiesen – wie Rötungen, allergisch bedingte Reizungen oder auch die so genannte „Windeldermatitis“. In 6,9 %** der Fälle müssen die Betroffenen sogar ärztlich behandelt werden. Herkömmliche, luftabschließende Folienmaterialien im Hüftbereich bilden dafür eine der Hauptursachen. Sie bewirken, dass die Haut aus dem Gleichgewicht gerät und wesentliche Schutzfunktionen nicht mehr richtig gewährleisten kann. Das gilt gerade bei älteren Menschen, deren Haut erheblich weniger Widerstandskraft besitzt. Solche Störungen der Hautphysiologie bedeuten nicht nur einen Verlust an Lebensqualität der Betroffenen, sondern können auch den Pflegeaufwand drastisch erhöhen. Wissenschaftler, Pflegende, Mediziner und auch Angehörige plädieren deshalb dafür, die Gesunderhaltung der Haut zu einem maßgeblichen Ziel der modernen Inkontinenzversorgung zu machen. *Quelle: Junkin et al., (J Wound Ostomy Continence Nurs. (2007) 34:260-9) **Quelle: Bliss et al., (Nurs Res. (2006) 55:243-51) Aufsaugen ist gut, aktiver Schutz ist besser. Um Hautproblemen effektiv gegenzusteuern, ist es wichtig, deren Ursachen zu erkennen und sie durch intelligente Inkontinenzprodukte sowie Pflegekonzepte zu bekämpfen. Aufsaugende Inkontinenzprodukte sind heute das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, den Betroffenen ein Höchstmaß an Lebensqualität zu erhalten. Lange Zeit galten dabei jedoch Saugleistung und Handhabung als wichtigste Kriterien, während die Gesunderhaltung der Haut oft vernachlässigt wurde. Bei den Inkontinenzprodukten von HARTMANN dagegen spielt gerade dieser entscheidende Aspekt eine vorrangige Rolle. So können Sie Hautirritationen schon im Ansatz vorbeugen und die Lebensqualität der betroffenen Heimbewohner deutlich erhöhen. Nicht zuletzt reduziert sich dadurch der Pflegeaufwand – Sie sparen also Kosten und vor allem Zeit, so dass Sie sich Ihren eigentlichen Aufgaben umso intensiver widmen können. Im Folgenden zeigen wir ausführlich, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse hinter den HARTMANN Inkontinenzprodukten stehen – und wie sie gezielt die Haut schützen. 5 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:55 Uhr Seite 7 Hocheffektiv, aber fragil: das Zusammenspiel intakter Hautfunktionen. Fragil, aber nicht schutzlos. Risiken für die Altershaut und die richtige Versorgung. Aufbau der Haut (Epidermis) Was die Haut leistet, ist ein komplexes Wunder der Natur. So bringt Inkontinenz die Hautphysiologie aus dem Gleichgewicht: Auf einen Blick: mögliche Maßnahmen zur Prävention Hornzellen lösen sich ab, Hornschicht (Stratum corneum) ist leicht sauer (pH-Wert 4,5–5,5). Mit einer Fläche von zwei Quadratmetern ist die Haut das größte Organ des Menschen. Nach außen schützt sie den Organismus vor chemischen, physikalischen und biologischen Einflüssen. Nach innen verhindert sie den Verlust lebensnotwendiger Flüssigkeit. Hautexperten, die sich mit dem Thema Inkontinenz befassen, haben bei ihren Forschungen fünf Faktoren ausfindig gemacht, die allein oder im Zusammenwirken die Gesundheit der Haut erheblich beeinträchtigen können. Um Hautproblemen bei der Langzeitversorgung von inkontinenten Personen konsequent vorzubeugen, empfiehlt sich die folgende Herangehensweise: Korneozyten vernetzen und verdichten sich zu einer undurchlässigen Schicht, der Hornschicht. Um diese Funktionen optimal zu erfüllen, erneuert sich die Haut unablässig – bei jüngeren Menschen in rund 30 Tagen, bei älteren in 40 bis 60 Tagen: Neu gebildete Hautzellen wandern von der Basis zur Oberfläche und schieben sich zur Hornschicht (Stratum corneum) zusammen. Dazu zählen: Keratinozyten differenzieren, bilden epidermale Lipide (wichtig für die Barrierefunktion) und werden zu Korneozyten (tote Hornzellen). Stachelzellschicht (Stratum spinosum) ist neutral (pH-Wert 7). Zellenneubildung, Basalschicht (Stratum basale) ist neutral (pH-Wert 7). Im Verlauf dieses Prozesses werden epidermale Fette (Ceramide) gebildet, die den Zellverbund zusammenhalten wie Zement die Steine eines Mauerwerks. Auf diese Weise wird die Hornschicht zu einer nahezu undurchdringlichen Schutzschicht gegenüber chemischen und physikalischen Reizen. Das in ihr herrschende leicht saure Milieu (pH 4,5 bis 5,5) dient dabei als „Säureschutzmantel“ gegen Bakterien und Pilze. Ein saurer pH-Wert ist zudem die Voraussetzung für die Ablösung alter Hautzellen, die Bildung der Ceramide sowie die schnelle Regeneration bei mechanischen oder chemischen Schädigungen. 1. Das Aufquellen der Hornschicht durch Feuchtigkeit Wenn die Haut über längere Zeit Flüssigkeiten oder Feuchtigkeit ausgesetzt ist, quillt sie auf und lockert ihre Struktur. Dadurch neigt sie dazu, Wasser zu verlieren und auszutrocknen. Gleichzeitig reduziert ein feuchtes Milieu den Säuregehalt der Haut und beeinträchtigt so ihre Barrierefunktion gegenüber bestimmten Bakterien. Problem Lösung Hornschichtquellung • Luftdurchlässige Materialien im Hüftbereich zur Vermeidung von Feuchtigkeit und Hitze. • Schnelles und dauerhaftes Aufsaugen von Urin im Schrittbereich. 2. Die Bildung von aggressivem Ammoniak Im Urin enthaltene Bakterien und deren Enzyme (Ureasen) können aus Harnstoff stark alkalischen Ammoniak bilden, der den pH-Wert erhöht und damit den Säureschutzmantel der Haut zerstört. Schwächung des Säureschutzmantels 3. Die Restaktivität von Verdauungsenzymen • Materialien mit hautneutralem pH-Wert als säureschutzmantelfreundlicher Puffer. • Reduktion der Ammoniakproduktion durch neutralisierende Absorbermaterialien. Im Stuhl enthaltene Reste von Verdauungsenzymen – im Darm zuständig für die Aufspaltung von Eiweißen, Kohlehydraten und Fetten – greifen die Bestandteile der Haut direkt an. • Einsatz pH-hautneutraler Reinigungssubstanzen (pH 5-5,5). 4. Das chemische Trauma „Hautreinigung“ Beim Waschen wird der Säureschutzmantel der Haut regelmäßig weggewaschen. Gleichzeitig wird die Haut entfettet und in ihrer Barrierefunktion geschwächt, beides um so mehr, wenn alkalische Seifen verwendet und nicht vollständig abgewaschen werden. • Schnelles und dauerhaftes Aufsaugen von Urin im Schrittbereich. Allergische Reaktionen • Ausschließliche Verwendung nachweislich hypoallergener Inkontinenzprodukte. 5. Hautirritationen Ältere Haut kann besonders sensibel auf Irritationen reagieren. Bei Inkontinenzprodukten, die meist 24 Stunden täglich getragen werden, können daher schon leichte Unverträglichkeiten zu entzündlichen Reaktionen führen. 6 7 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 9 Durchdacht unter allen Aspekten: der 3-lagige Saugkörper zum Erhalt der Hautbarriere im Schrittbereich. So bedrohen Körperausscheidungen die Hautbarriere: Der dauerhafte Kontakt mit Flüssigkeit gehört zu den größten Feinden einer gesunden Hornschicht: • Er schädigt den Säureschutzmantel und beeinträchtigt damit dessen Funktion als Keimbarriere. Zugleich sinkt die Fähigkeit der Haut, sich zu regenerieren. • Verstärkt wird dies durch bakterielle Umwandlungsprozesse, bei denen aus Harnstoff alkalisches, für die Hautbarriere schädliches Ammoniak wird. Im Stuhl verbliebene Verdauungsenzyme (Proteasen) können die Haut zusätzlich angreifen und im wahrsten Wortsinn „zersetzen“. • Bei der Reinigung schließlich bewirken alkalische Seifen, dass der Säureschutzmantel zusammen mit den wichtigen körpereigenen Fetten immer wieder weggewaschen wird. Das Ergebnis: Eine so vielfach gestörte Barrierefunktion führt von Hautirritationen bis hin zur schweren Windeldermatitis. Und so können Sie dagegen vorgehen: 2. Superabsorber speichern Urin dauerhaft. 4. Ureasenhemmung bremst die Bildung von Ammoniak. Um Flüssigkeit so effektiv wie möglich von der Haut fernzuhalten, hat HARTMANN einen speziellen 3-lagigen Saugkörper entwickelt – das Herz der Inkontinenzprodukte MoliCare und MoliForm. Als Superabsorber werden Substanzen bezeichnet, die in der Lage sind, Flüssigkeiten zu speichern. Sie können ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Flüssigkeit binden und sicher festhalten. Daher kommen sie vor allem im Bereich der Baby-, Damen- und Inkontinenzhygiene zum Einsatz. Die Aufspaltung von Harnstoff zu Ammoniak und Kohlendioxid wird von Ureasen in Gang gesetzt – das sind Enzyme, die von Bakterien im Urin stammen und als Katalysator fungieren. Superabsorbermoleküle, wie sie in den Inkontinenzprodukten von HARTMANN zum Einsatz kommen, können die freie Konzentration von Ureasen so weit herabsetzen, dass der Zerfall des Harnstoffs gestoppt wird. Damit sinkt die Produktion von hautschädigendem und geruchsintensivem Ammoniak auf ein Minimum. 1. Spezielle Zellulosefasern sorgen für trockene Haut. Die obere Schicht von MoliCare und MoliForm besteht aus Zellulosefasern, die in einem aufwendigen Verfahren in eine spezielle Spiralform gebracht werden. Die so entstehenden tunnelartigen Kapillaren leiten Flüssigkeiten schnell und vollständig von der Haut weg ins Innere des Saugkerns, wo sie anschließend gespeichert werden. Die Zellulosefasern selbst speichern keine Feuchtigkeit – dadurch ist die obere Schicht des Saugkörpers nach der „Durchleitung“ wieder trocken. Das Ergebnis: Es entsteht ein trockenes Hautmilieu, das die Schutzbarrieren der Haut – die undurchlässige Hornschicht und den Säureschutzmantel – in einem gesunden Zustand belässt. Ihre besondere Fähigkeit verdanken die Superabsorber langkettigen Molekülen mit vielen Bindungsstellen für Wasser. Dort angedockt, lässt Wasser diese Moleküle aufquellen und bildet mit ihnen zusammen ein sogenanntes Hydrogel. Das Ergebnis: Der Superabsorber hält die Feuchtigkeit von der Haut selbst unter Druck fern. Das Hautmilieu wird nicht gestört, ein trockenes und angenehmes Hautgefühl entsteht. Superabsorbermolekül vor und nach dem Andocken von Wasser Das Ergebnis: Die alkalischen, den Säureschutzmantel der Haut zerstörenden Eigenschaften des Ammoniaks kommen nicht mehr oder nur noch in äußerst geringem Maße zum Tragen. Der Säureschutzmantel bleibt stabil und kann seine Schutzfunktionen optimal ausüben. Da Ammoniak für den unangenehmen Geruch des sich zersetzenden Urins verantwortlich ist, kann durch seine Bindung im Superabsorber kaum noch Geruch entstehen. Der HARTMANN Superabsorber reduziert Ureasen und die Ammoniakbildung Durchleitung von Flüssigkeit ins Saugkerninnere Harnstoff Hautoberfläche pH-Wert 4,5 – 5,5 Flüssigkeit wird „vakuumartig“ ins Innere gezogen CO2 Anschließend sind Haut und obere Zelluloseschicht wieder trocken Superabsorber im Saugkerninneren speichern die durchgeleitete Flüssigkeit 8 Ureasen Hautoberfläche pH-Wert 4,5 – 5,5 Ammoniak 3. Der pH-Puffer erhält den Säureschutzmantel. Mit ihrem hautneutralen pH-Wert von 5,5 sorgt die Verteilerauflage des Saugkörpers auch dafür, dass alkalische Einflüsse – zum Beispiel durch Schweiß, Detergenzien und Urin – wirksam abgepuffert werden können. Der „pH-Puffer-Effekt“ beschreibt also die Fähigkeit zur Kompensation alkalischer Einflüsse auf die Haut. neutralisiert Superabsorber Das Ergebnis: Der natürliche Säureschutzmantel der Haut wird nicht angegriffen, die Haut bleibt gesund und wird nicht gereizt. 9 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 11 Das Fazit: eine gut versorgte Haut trotz Inkontinenz. 5. Aggressive Stuhlenzyme werden unschädlich gemacht. Neben der Bindung von Harnstoff können die Superabsorbermoleküle auch Verdauungsenzyme (Proteasen) aus dem Stuhl binden. Gerade bei flüssigem Stuhl (Durchfall), der eine kurze Verweildauer im Darm besitzt, werden große Mengen an Proteasen mit ausgeschieden, die negativ auf die Haut einwirken. Durch die Superabsorbermoleküle werden sie im Saugkern festgehalten und damit ihr negativer Einfluss wirksam reduziert. Das Ergebnis: Die Hautbarriere wird geschont. 7. Die antibakteriell wirksame Saugkörperoberfläche schützt vor Krankheitskeimen. Neben den aggressiven Substanzen in Stuhl und Urin tragen auch sich schnell vermehrende Bakterien dazu bei, Hautirritationen und Rötungen bis hin zu Dermatitiden auszulösen. Normalerweise sorgt der Säureschutzmantel der Haut mit seinem pH-Wert von 4,5 bis 5,5 dafür, dass diese Bakterien an ihrer Vermehrung gehindert oder abgetötet werden. Das stark alkalische Harnstoffabbauprodukt Ammoniak oder auch seifenhaltige, alkalische Reinigungsprodukte können jedoch das saure Milieu und damit die Wirksamkeit des Säureschutzmantels abschwächen. Hier kommt die antibakteriell wirksame Verteilerauflage zum Einsatz. 6. Der Saugkörper hält Bakterien in Schach. Im Saugkerninneren befinden sich Superabsorber, die neben der Aufnahme von Flüssigkeit auch Bakterien einschließen können. Die verbliebenen Bakterien werden vom Superabsorber aufgenommen und unschädlich gemacht (siehe 7.). Das Ergebnis: Das Risiko, dass die Haut mit krankheitserregenden oder reizenden Bakterien in Berührung kommt, wird minimiert. Sie bleibt gesund und widerstandsfähig. Schnelles Aufsaugen – sicheres Speichern. Für trockene Haut und weniger Hautquellung sowie einen stabilen Säureschutzmantel. Flüssigkeit abweisende Bündchen sorgen dafür, dass Feuchtigkeit im Saugkernbereich bleibt. In der oberen Saugkernlage leiten spiralartige Zellulosefasern die Flüssigkeit direkt von der Haut ins Saugkerninnere. Der hautneutrale pH-Wert von ca. 5,5 puffert alkalische Belastungen zusätzlich wirksam ab. Gleichzeitig wird das Bakterienwachstum zuverlässig gehemmt. Die Verteilerauflage des Saugkörpers – also der Teil mit unmittelbarem Hautkontakt – liegt mit einem pH-Wert von 5,5 in einem gesunden, leicht sauren Bereich. Dadurch werden Bakterien an ihrer Vermehrung gehindert (bakteriostatische Wirkung) und sterben ab (bakterizide Wirkung). Im Labortest wurde so das Bakterienwachstum zu 99,9999 % unterbunden. Im Saugkerninneren schließen spezielle kugelförmige Superabsorber Flüssigkeit sicher ein, ohne rückzunässen. Gleichzeitig hemmen sie die Bildung von Ammoniak, das den Säureschutzmantel gefährdet, und entziehen damit auch der Geruchsbildung die Basis. Das Ergebnis: Das Bakterienwachstum wird durch die Verteilerauflage unterbunden und trägt so maßgeblich dazu bei, dass die Haut nicht zusätzlich belastet wird. Weiches Zellulosematerial sorgt für die Stabilisierung des Saugkörpers und eine gleichmäßige Speicherung der Flüssigkeit. pH 7,4 – 8 pH 5,5 Hornschicht Säureschutzmantel Bakterien 3-lagiger Saugkern 10 11 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 13 Der beste Schutz vor Allergien: dermatologisch getestete, hypoallergene Materialien. Eine intakte Hautbarriere bremst auch Allergene. Kontaktallergien gehören zu den häufigsten Allergiearten – Tendenz steigend, wie bei Allergien allgemein. Auslöser sind allergene Stoffe, die mit der Haut in engen Kontakt kommen. Insbesondere ältere, vorgeschädigte Haut ist für Kontaktallergien anfällig. Wenn Materialien von Inkontinenzprodukten ein allergenes Potenzial besitzen, sind somit Kontaktallergien mit ekzematischen Hautveränderungen die unausweichliche Folge. Dünn und anfällig: Altershaut ist besonders allergiegefährdet. MoliCare und MoliForm – hart geprüft und für gut befunden. 2. Nachweis der Hypoallergenität an Testpersonen mit extrem empfindlicher Haut. Mit dem normalen Alterungsprozess der Haut – er beginnt bereits ab dem 30. Lebensjahr – nimmt deren Fähigkeit zur Allergenabwehr ab. Die oberste Hautschicht wird kontinuierlich dünner, und zugleich werden immer weniger epidermale Fette gebildet, die Feuchtigkeit speichern können. Entscheidend für das Tempo der Veränderungen sind hormonelle Prozesse und Umwelteinflüsse. Hypoallergene und dermatologisch getestete Produkte sind das beste Mittel, um solche allergischen Reaktionen zu verhindern. Die HARTMANN Inkontinenzprodukte MoliCare und MoliForm haben rigorose, weit über das übliche Maß hinausgehende Prüfverfahren erfolgreich bestanden. Personen mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) reagieren extrem empfindlich auf allergene und irritative Reize, besonders in den Armund Kniebeugen. Um allergische Reaktionen sicher ausschließen zu können, wurden daher sowohl das luftdurchlässige Seitenvlies, das nur MoliCare Premium besitzt, als auch Saugkörperausschnitte von MoliCare Premium und MoliForm an Personen mit hochempfindlicher Haut getestet.* 1. Nachweis der Hypoallergenität an gesunder Haut. Eine intakte, also kräftige und dank eines hohen Feuchtigkeitsgehalts elastische oberste Hautschicht wirkt als natürliche Allergie-Barriere: Sie sorgt dafür, dass chemische Fremdstoffe, aber auch Kontaktallergien auslösende Allergene nicht in tiefere Hautschichten eindringen können. Im Ergebnis wird die Haut zunehmend trockener, schuppiger und teilweise so dünn wie Pergamentpapier. Kleine Wunden und Risse heilen nicht mehr so zügig ab, da sich die Altershaut nur noch halb so schnell regeneriert wie junge Haut. Insgesamt erfüllt die Haut älterer Menschen ihre Barrierefunktion oft nur noch unzureichend. Sie ist leichter verletzlich und wird somit durchlässiger. So können Allergene leichter in tiefere Hautschichten vordringen und bei entsprechend veranlagten Personen eine Kontaktallergie mit daraus folgenden ekzematischen Veränderungen auslösen. Um die Hypoallergenität der HARTMANN Inkontinenzprodukte MoliCare Premium und MoliForm nachzuweisen, wurden die Saugkerne beider Produkte sowie das luftdurchlässige Seitenvlies von MoliCare Premium in einem sogenannten „Human Repeat Epicutaneous Patch Test“ an 55 Personen mit gesunder Haut nach folgendem Schema getestet: Induktions-Phase: Material auf dem Oberarm, Dauer: 3 Wochen Intakte Hautbarriere: Vorgeschädigte Altershaut: Erholungs-Phase: keine Applikation, Dauer: 2 Wochen Epidermale Lipide und trockene Hautzellen bilden einen festen Hornschichtverbund – auch gegen Allergene. Die Hautbarriere wird dünner und durchlässiger – auch für Allergene. „Challenge“-Phase: Material auf anderem Oberarm, Dauer: 1 Woche Resultat: Keine allergischen oder irritativen Reaktionen. Wenn die Materialien eine Allergie ausgelöst hätten, wären diese Reaktionen in der „Challenge“-Phase zu sehen gewesen. Testpersonen: 22 Personen mit athopischer Diathese Methode: Applikation der Materialien in beiden Armbeugen, Dauer 4 Tage Testkriterien: Kontrolle auf Hautveränderungen, Hautfeuchtigkeit u. Haut-pH-Wert Hauptergebnis: Der MoliCare Premium und MoliForm Saugkörper und die Vliesseitenteile weisen eine „sehr gute bis gute“ Hautverträglichkeit auf, selbst bei empfindlicher atopischer Haut. Zusatzergebnisse: • Unter dem MoliCare Premium Seitenvlies ergab sich eine signifikante Reduzierung der Hornschichtschwellung. • Sowohl bei der Anwendung des MoliForm und MoliCare Saugkörpers als auch des Seitenvlieses zeigte sich eine signifikante Verbesserung des pH-Wertes in den säuerlichen Bereich und damit eine Stärkung des Säureschutzmantels. 3. Dermatologischer Tragetest. Hornschichtzelle Epidermales Fett (Feuchthaltefaktor) Allergen Hornschichtzelle Epidermales Fett (Feuchthaltefaktor) Allergen Um die Hautverträglichkeit insgesamt zu untersuchen, wurde MoliCare Premium über längere Zeit unter Praxisbedingungen angewandt: Testpersonen: Dauer: 22 8 Tage, 16 Stunden täglich Ergebnis: Das Produkt weist eine gute Hautverträglichkeit in allen subjektiven und objektiven dermatologischen Bewertungen auf. MoliCare Premium wurde bereits im Jahr 2004 in Pflegeheimen getestet – mit sehr positivem Ergebnis: Innerhalb von 3 Wochen reduzierten sich Hautrötungen signifikant (siehe Abb. S.15). * Quelle: Irritation on Volunteers with Atopic Diathesis and Prone to Eczema at the Bend of the Elbow. 12 13 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 15 Eine Lösung, die aufatmen lässt: luftdurchlässige Materialien für ein gesundes Hautklima im Hüftbereich. Auch die Haut braucht Luft zum Leben. Die Haut gibt über ihre Schweißdrüsen ständig Wasser an die Umgebung ab. Deshalb ist sie auf ein Mindestmaß an Luftzirkulation angewiesen, so dass die Feuchtigkeit verdunsten kann und die Haut trocken bleibt. Vermeidung von Okklusionen im Hüftbereich. Bei der Inkontinenzversorgung sollten generell Inkontinenzvorlagen verwendet werden. Falls indikationsbezogen Slips zur Versorgung benötigt werden, eignet sich MoliCare Premium mit luftdurchlässigen Vliesstoffseitenteilen im Hüftbereich besonders. Bei einem Luftabschluss (Okklusion) entsteht ein so genanntes „feuchtes Hautmilieu“: Es führt dazu, dass die undurchlässige Hornschicht aufquillt. Dabei kann sie bis zu 300 % ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen – so viel wie nach einem zweistündigen Dauerbad. Hier kommt ein innovativer Vliesstoff zum Einsatz: Air Active. Im Unterschied zu herkömmlichen Folienmaterialien ist dieses Material extrem durchlässig für Luft und Feuchtigkeit, so dass Okklusionen im Hüftbereich zuverlässig verhindert werden. Da das feuchte Milieu gleichzeitig den schützenden Säuregehalt der Hornschicht senkt, wird das Wachstum von Bakterien begünstigt, die in die aufgequollene Haut eindringen und sich dort vermehren können. Hautreaktion unter Okklusion Hautreaktion bei Zirkulation Materialien im Vergleich Herkömmliches Folienmaterial Luft kann nicht eindringen. Air Active Vlies (non-woven) Air Active Material: Luft kann eindringen, Feuchtigkeit entweichen. Hornschicht und Säureschutzmantel bleiben intakt. Struktur ca. pH 5 Feuchtigkeit Luft-Durchlässigkeit 0 l/m2/s FeuchtigkeitsDurchlässigkeit 0 g/m2/d Dieser positive Effekt für die Haut inkontinenter Personen hat sich auch in klinischen Tests bestätigt: Hautirritationen und Rötungen wurden dabei durch den Einsatz von MoliCare Premium deutlich gebessert. Der Anteil von Heimbewohnern mit mittleren bis schweren Hautirritationen konnte innerhalb von drei Wochen von 39 % auf 5 % gesenkt werden. Hautrötungen vor und nach dem Einsatz von MoliCare Premium 50 Mittlere bis schwere Hautrötungen (%) pH 6 – 7 Schweiß- und Hitzestau lassen den bakterieneindämmenden Säuregehalt der Hornschicht sinken; Keime vermehren sich. Durch das Aufquellen der Hornzellen lockert sich der Zellverbund – Bakterien können eindringen. In unabhängigen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die luftdurchlässigen Seitenteile eine Hornschichtquellung signifikant verringern. So sorgen sie für den Erhalt einer intakten Permeabilitätsbarriere sowie des Säureschutzmantels der Haut. Eventuell bestehende Hautirritationen klingen dadurch schnell ab. ® ® Luftabschließende Folie Air Active bremst die Hornschichtquellung und stabilisiert den Säureschutzmantel. Luft 40 39 % 30 20 10 10 % 1,200 l/m2/s 0 vorher 5% nach 1 Woche nach 3 Wochen 3,500 g/m2/d Nach Anwendung von MoliCare Premium verbesserte sich der Zustand der Haut sichtlich. Hautrötungen wurden signifikant vermindert. Quelle: Cosmetic-Test GmbH Eislingen; Dr. med. Tilman M. Ertle 14 15 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 17 Alles für schonende Reinigung, Pflege und Schutz: das Menalind professional Pflegesystem. ® Waschen ist für Altershaut eine Strapaze. Mit Menalind professional machen Sie alles richtig. Wenn Harn- und Stuhlinkontinenz häufiges Waschen erforderlich macht, bedeutet das einen zusätzlichen Stressfaktor für die ohnehin empfindliche und stark belastete Haut der Betroffenen. Das führt zu einem Zielkonflikt – denn andererseits ist die regelmäßige Reinigung des Intimbereichs unerlässlich. An der Haut haftende aggressive und geruchsintensive Körperausscheidungen müssen dabei sorgsam entfernt werden. Menalind professional ist eine wirksame medizinische Hautpflege, die speziell für die ältere, belastete Haut entwickelt wurde. Die Inhaltsstoffe sind unter neuesten dermatologischen Gesichtspunkten präzise aufeinander abgestimmt. Alle Menalind professional Produkte sind pH-hautneutral und fungieren als pH-Puffer. Damit ist alles gewährleistet, was die Haut vor Schäden bewahrt: • eine milde, die Hautstruktur schonende Reinigung Das Problem: Schon das Waschen mit Wasser bedeutet immer ein kurzfristiges Abwaschen des Säureschutzmantels von der Hautoberfläche. Kommen zusätzlich noch stark alkalische, schäumende Seifen zum Einsatz, addieren sich die Belastungen zu einem aggressiven Mix: • Alkalische Reinigungsmittel bewirken eine massive Schädigung des Säureschutzmantels älterer Haut. • Die herabgesetzte Fähigkeit zur Neutralisation alkalischer Substanzen bremst zusätzlich die Regeneration des Säureschutzmantels. • Herkömmliche Seife entzieht der Haut außerdem die wertvollen epidermalen Lipide – natürliche Feuchthaltefaktoren, die für Elastizität und Undurchlässigkeit der Hornschicht sorgen. Die Folgen: Rötungen und Rissigkeit bis hin zu schmerzhaften Entzündungen der Haut, die sich oft lange hinziehen können. Gründlich, aber mild: Menalind professional Reinigungsprodukte. Eine ideale Hautreinigung muss zwar effektiv Urin und Stuhlreste entfernen, zugleich aber extrem mild zur fragilen Altershaut sein. Der Säureschutzmantel darf durch die Reinigung nur gering geschwächt werden, und der Entzug von epidermalen Fetten muss sich auf ein Minimum beschränken. Reinigen mit Menalind professional bedeutet, den Körper gründlich zu säubern und dabei den Säureschutzmantel und die Lipide der Haut weitgehend unbehelligt zu lassen. Das umfassende Menalind-Reinigungssortiment beinhaltet: • eine intensive, die Hautregeneration unterstützende Pflege • ein zuverlässiger Schutz vor aggressiven Substanzen • der Erhalt des Säureschutzmantels Je früher also das Menalind professional Pflegesystem eingesetzt wird, desto besser für die belastete Haut. Ganz besonders wichtig: Im Unterschied zu vielen anderen Hautpflegeprodukten ist es hier gelungen, eine hervorragende Kombinierbarkeit mit Inkontinenzprodukten wie MoliCare und MoliForm zu erzielen. • Menalind professional Reinigungsschaum • Menalind professional Feuchtpflegetücher • Menalind professional Waschlotion • Menalind professional Pflegebad • Menalind professional Shampoo • Menalind professional Feuchttücher zum Baden im Bett Intensiv und reichhaltig: Menalind professional Pflegeprodukte. Durch die dünnere Hornschicht und ihre verminderte Wasserbindungsfähigkeit trocknet Altershaut schneller aus. Die Haut wird spröde und unelastisch, neigt zu Spannungsgefühlen und Juckreiz. Bei ihrer Pflege ist daher stets auf eine intensive Feuchtigkeitszufuhr zu achten. Um der vielfach gestressten Altershaut inkontinenter Menschen regelmäßig Feuchtigkeit zuzuführen, sollten die Menalind professional Pflegeprodukte frühzeitig ihren festen Platz in der täglichen Pflegeroutine erhalten: • Menalind professional Körperlotion • Menalind professional Hautfluid • Menalind professional Ölbad • Menalind professional Handcreme • Menalind professional Hautpflegeöl Spezielle rückfettende Substanzen und Feuchtigkeit spendendes Panthenol sowie Kreatin wirken dem Austrocknen entgegen. Zusätzlich sorgt eine patentierte Geruchsneutralisation für ein angenehm frisches Gefühl von Sauberkeit. Panthenol Rückfettendes Panthenol transportiert Feuchtigkeit in die Haut und sorgt dafür, dass diese dort gebunden wird. Seife beschädigt die Hautbarriere Säureschutzmantel und Hornschicht intakt. Seife wäscht epidermale Fette aus und schwächt den Säureschutzmantel. pH 4,5 – 5,5 pH 9 Kreatin 16 Hornschichtzelle Epidermales Fett (Feuchthaltefaktor) Säureschutzmantel Alkalische Seife Kreatin legt sich wie ein Schutzfilm um die Hautzellen. 17 14:56 Uhr Seite 19 Präzise abgestimmt: Menalind professional Hautschutzprodukte. Durch die Verwendung von Hautschutzcremes oder -schäumen lässt sich ein gezielter Schutz gegen aggressive Substanzen erreichen bzw. der schon vorhandene Schutzmechanismus der Haut unterstützen. Harn und Stuhl gehören zu solchen Substanzen, die die Haut extrem belasten. Besonders bei bettlägerigen Personen, deren Haut zusätzlich einem konstanten Druck ausgesetzt ist, erhöht sich damit die Gefahr eines Dekubitus. Menalind Hautschutzprodukte bieten Schutz vor diesen Problemen und Pflege für geschwächte Altershaut: • Menalind professional Hautprotektor • Menalind professional Hautschutzcreme • Menalind professional Transparente Hautschutzcreme • Menalind professional Öl-Hautschutzspray Exkurs: Emulsionen Die Menalind® professional Produktpflegereihe Sie bestehen aus zwei nicht mischbaren Flüssigkeiten wie Öl und Wasser, die sich mithilfe eines Emulgators verbinden lassen. Eine Flüssigkeit („Phase“) bildet dabei kleine Tröpfchen, die sich in der anderen Flüssigkeit verteilen. Bei allen Emulsionen des Menalind professional Pflegesystems – dazu gehören unter anderem die Körperlotion und die Handcreme – handelt es sich um Wasser-in-Öl-Emulsionen, auch kurz W/O-Emulsionen genannt. W/O-Emulsionen hinterlassen einen schützenden Film auf der Haut und sorgen für anhaltende Feuchtigkeitsbindung. Daher werden sie vor allem in Pflegeprodukten für trockene und sehr trockene Haut eingesetzt. Zusätzlich gibt es Wasser-in-Öl-in-Wasser-Emulsionen (kurz W/O/W), z. B. Menalind professional Transparente Hautschutzcreme. Diese Emulsion verbindet die Vorteile der O/W- und W/O-Emulsionen: schnelles Einziehen, leichtes Verteilen und nachhaltiger Schutz und Pflege. Reinigen 22.12.2008 Feuchtpflegetücher Reinigungsschaum Waschlotion Pflegebad Transparente Hautschutzcreme Hautschutzcreme mit Zinkoxid Hautprotektor Öl-Hautschutzspray Körperlotion Handcreme Hautpflegeöl Ölbad Shampoo Feuchttücher zum Baden im Bett Schützen 3312001491_MoliCare_Booklet Wasser-in-Öl (W/O)-Emulsion Wasser 18 Öl-in-Wasser (O/W)-Emulsion Pflegen Emulsionen Hautfluid Öl 19 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 21 Inkontinenz assoziierte Hauterkrankungen und allgemeine Hautfunktionsstörungen bei älteren Menschen Übersicht Hautprobleme sind eine Langzeitkomplikation bei Menschen mit Inkontinenz. Viele dieser Menschen sind älter, und zu den spezifischen dermatologischen Problemen bei Inkontinenz kommen noch weitere, altersabhängige Hauterkrankungen hinzu. In den folgenden Darstellungen sind einzelne Krankheitsbilder mit Relevanz für diese Altersgruppe abgehandelt. Dabei ist bewusst eine allgemeinverständliche Sprache gewählt worden, die es dem Nicht-Spezialisten erlauben soll, sich in diese Thematik einzulesen. Es würde mich freuen, wenn diese kurze Übersicht das Interesse an Hauterkrankungen weckt, der erste und wichtigste Schritt für eine korrekte Diagnose und Therapie. 22–26 Häufige irritative Hautveränderungen bei Patienten mit Inkontinenz 27–30 Hauterkrankungen bei geriatrischen Patienten 31–38 Häufig auftretende entzündliche Hauterkrankungen bei älteren Menschen 39 Häufig vorkommende gutartige Tumoren 40–41 Häufig vorkommende bösartige Tumoren 42–43 Grundlagen der topischen Behandlung in der Dermatologie – manchmal geht es auch ohne Kortison Heidenheim 2008 Prof. Dr. med. Hans Smola 20 21 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 23 Häufige irritative Hautveränderungen bei Patienten mit Inkontinenz Dekubitus, Dekubitalulkus (Druckgeschwür, Wundliegen) Dekubitalulzera entstehen, wenn aufgrund einer länger andauernden, inadäquaten Druckbelastung Blutgefäße derart komprimiert werden, dass Hautzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Ein besonderes Risiko für einen Dekubitus besteht bei Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit, mit starker Abmagerung, wie sie häufig in Zusammenhang mit Tumoren im Endstadium oder anderen Kräfte zehrenden Erkrankungen auftritt, und bei Patienten mit Wahrnehmungsstörungen wie beispielsweise Multiple Sklerose oder Polyneuropathie. Die ersten Anzeichen eines Dekubitus können bereits eine Stunde nach einer Druckbelastung von mehr als 60 mm Hg auftreten. Häufig sind hervortretende Knochen (Trochanter, Ferse, Sakralbereich), aber auch Ohren und Nase betroffen. Bedingungen, die die Entwicklung eines Druckgeschwürs begünstigen, werden häufig unterschätzt. Ein feuchtes Hautmilieu, längerer Kontakt mit Stuhl und Urin und das Umlagern des Patienten tragen zu einer erhöhten Anfälligkeit maßgeblich bei. Um das individuelle Risiko eines Patienten zu einem bestimmten Zeitpunkt abschätzen zu können, wurden verschiedene Methoden entwickelt. Diese müssen regelmäßig angewandt werden, insbesondere dann, wenn sich der Zustand des Patienten verändert. Mit jeder Zustandsänderung kann sich das Risiko, einen Dekubitus zu entwickeln, signifikant steigern. Wenn sich bereits ein Dekubitus entwickelt, wird das Stadium anhand der Tiefe der Gewebeschädigung bemessen. Dabei ist es von Bedeutung, dass sich die Anzeichen einer Schädigung erst nach und nach entwickeln. Ein zunächst sehr oberflächliches Druckgeschwür kann sich nach Entfernen der Nekrosen als tiefergehende Gewebeschädigung erweisen. Mit Hilfe der exakten Erfassung der Tiefe des Druckgeschwürs können dann geeignete Behandlungsstrategien gewählt werden. Grad Symptome Therapie Grad I Erythem (Rötung) der intakten Haut, bleibt auch nach Druckentlastung bestehen (nicht wegdrückbar durch sanftes Anpressen mit einem Glasspatel) Obwohl die Haut „nur“ eine Rötung aufweist, ist das Gewebe bereits geschädigt. Die Blutgefäße sind an manchen Stellen durchlässig geworden, so dass rote Blutzellen in das umliegende Bindegewebe austreten können. Dort werden sie zurückgehalten, so dass trotz des leichten Anpressens mit dem Glasspatel die Rötung erhalten bleibt. Hier ist besondere Vorsicht geboten, diese Patienten sind Hochrisikopatienten und druckentlastende Maßnahmen müssen intensiv angewandt werden. Blasen, oberflächliche Gewebeschädigungen, die sich bis ins Bindegewebe erstrecken können Beim Dekubitus II. Grades sind die Epidermis und möglicherweise oberflächliche Bereiche der Dermis nekrotisch geworden. Die Blasendecke sollte entfernt werden, so dass der Wundgrund bewertet werden kann. Der Wundheilungsprozess sollte angestoßen werden, indem schwarzes, nekrotisches Gewebe entfernt wird. Dies kann entweder chirurgisch vorgenommen werden oder durch Unterstützung des autolytischen Debridements mit einer feuchten Hydrogel-Wundauflage oder TenderWet®. Der Ernährungszustand des Patienten sollte berücksichtigt und gegebenenfalls verbessert werden. Dies hilft bei der Bildung eines produktiven Granulationsgewebes. Druckentlastende Maßnahmen sind unbedingt erforderlich. Grad III Der Gewebedefekt erstreckt sich in das Unterhautfettgewebe bis zu den Faszien oder Knochen Die Schädigung schließt bereits Hautanhangsgebilde (Haar-, Schweiß- und Talgdrüsen) ein, so dass der Wundverschluss nur von den Wundrändern aus erfolgen kann. Hier steht von Anfang an fest, dass die Heilung länger dauert als bei einem Druckgeschwür II. Grades. Ein guter Ernährungszustand ist von grundlegender Bedeutung für die Bildung von Granulationsgewebe, der Wundverschluss braucht Geduld. Bei einem großen Gewebedefekt sollte eine chirurgische Versorgung in Erwägung gezogen werden. Für die Anwendung von nicht-chirurgischen Maßnahmen sind tiefergehende Kenntnisse über die Wundheilung notwendig. Druckentlastende Maßnahmen sind erforderlich. Grad IV Der Gewebedefekt betrifft tiefere Strukturen (Muskeln, Knochen) Diese Patienten sollten an einen Chirurgen verwiesen werden. Die Heilung wird längere Zeit in Anspruch nehmen und chirurgische Maßnahmen haben hier die besten Aussichten auf einen raschen Heilungserfolg. Infektionen der tieferen Strukturen (Knochen, Bänder) sollten wiederholt ausgeschlossen werden. Überraschenderweise sind einige dieser Ulzera trotz des größeren Ausmaßes nicht sehr schmerzhaft. Die Schädigung hat Nervenstrukturen ergriffen und zerstört. Druckentlastende Maßnahmen sind erforderlich. Grad II Die Behandlung richtet sich nach den grundlegenden Prinzipien der adäquaten Druckentlastung, Wundreinigung, Unterstützung der Bildung von Granulationsgewebe und der Anregung des epithelialen Wundverschlusses. Bei großen Wunden sollte eine chirurgische Behandlung in Betracht gezogen werden. Die Wundreinigung kann mechanisch (scharfes Debridement, chirurgische Revision) oder nicht-chirurgisch mit einer hydroaktiven Wundauflage erfolgen. Sollten die Wunden trocken und mit schwarzen, nekrotischen Gewebe bedeckt sein, müssen sie befeuchtet werden. Hierfür eignen sich idealerweise TenderWet 24 oder Hydrosorb Gel. ® ® Die Bildung von Granulationsgewebe kann mit TenderWet 24 gefördert werden, mit Sorbalgon , falls die Wunde stark exsudiert oder PermaFoam cavity, wenn die Wunde tief und die Exsudation geringer ist. Diese Phase hängt von der Wundgröße, aber auch vom Ernährungszustand des Patienten ab. Wenn die Zufuhr von Mikro- und Makronährstoffen nicht ausreichend ist, wird die Bildung des neuen Bindegewebes stark verzögert. ® Dekubitus Grad I und zentral im Bild mit dem Gewebedefekt bis in das Bindegewebe (Grad II) ® ® Der epitheliale Wundverschluss hängt von einer komplexen Mischung von Signalen, ausgehend vom Granulationsgewebe, ab. Während es möglich ist, gesundes Granulationsgewebe zu erhalten, kann der epidermale Wundverschluss dennoch ausbleiben. Starke Exsudation oder Fragilität des Granulationsgewebes (starke Blutungsneigung nach sanfter Wundreinigung) deuten darauf hin, dass die Epithelisierung nicht durch das Granulationsgewebe unterstützt wird. Schreitet der Wundverschluss voran, sind Hydrosorb und Hydrocoll hervorragend geeignet und können über mehrere Tage auf der Wunde belassen werden. ® Eine gute Kenntnis über die Grundlagen der Wundheilung und praktische Erfahrung sind in jedem Fall Voraussetzungen für einen optimalen Behandlungserfolg. ® Dekubitus Grad I und III. Man kann klar die Ausdehnung des Gewebedefekts bis auf den Knochen erkennen Tabelle 1: Dekubitus-Stadieneinteilung 22 23 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 25 Psoriasis (Schuppenflechte) Die Schuppenflechte ist eine chronische, häufig wiederkehrende Hauterkrankung mit genetischer Prädisposition. Annähernd 2 % der Bevölkerung sind betroffen. Bei einigen Patienten erschwert eine begleitende Arthritis den klinischen Verlauf. Läsionen bei Schuppenflechte haben ein charakteristisches Aussehen. Die einzelne Läsion ist scharf abgegrenzt und weist ein entzündliches Erythem (Rötung) auf, das mit weißlichen Schuppen bedeckt ist. Die Schuppen können leicht entfernt werden, so dass die Läsion dann nur noch rot und leicht erhaben ist. Die Verteilung der Läsionen ist in der Regel symmetrisch auf die Streckseiten der Arme und Beine und auf Körperteile, die hohen mechanischen Kräften ausgesetzt sind, beschränkt. Ein Befall der Kopfhaut, der Fingernägel, des Genitalbereichs und der gesamten Körperoberfläche, gelegentlich mit pustulären Läsionen können beobachtet werden. Dies führt zur klinischen Einteilung der Schuppenflechte in verschiedene klinische Varianten (siehe Tabelle 1). Befall typischer Körperareale am Stamm. Die Analregion ist oft mit betroffen, und im vorliegenden Bild ist die scharfe Begrenzung der Läsionen gluteal deutlich sichtbar Wirkstoff Beschreibung Kortison Kortisonpräparate erzielen am Behandlungsbeginn eine schnelle und effiziente Verbesserung des Hautzustandes. Nach der Anfangsphase werden Kortisonpräparate weniger effektiv und bei Langzeitgebrauch fast unwirksam. Bei manchen Patienten führt ein plötzlicher Abbruch der Kortisonbehandlung nach Langzeitgebrauch zu einem erneuten Auftreten der Schuppenflechte, die dann allerdings kaum mehr auf eine erneute Kortison-Therapie anspricht. Calcipotriol, Calcitriol, Tacalcitol Strukturell leiten sich diese Wirkstoffe vom Vitamin D ab. Sie sind als Creme-Zubereitungen verfügbar und normalerweise in der Initialbehandlung sehr wirksam. Die Präparate sollten kontrolliert und sparsam verwendet werden, da der Vitamin-D-Stoffwechsel gestört werden kann. Normalerweise legen die Gebrauchsanweisungen die maximal anwendbare Menge genau fest. Tazaroten, Acitretin Topische Zubereitung aus Retinoiden (Vitamin-A-Derivate), die in Kombination mit Kortison-Präparaten gut wirksam sind. Retinoide sind auch als systemische Arzneimittel erhältlich. Aufgrund der Nebenwirkungen sind klinische Erfahrungen mit diesen Arzneiformen bei einer systemischen Therapie erforderlich. Dithranol/Salizylsäure Dithranol ist eine der ältesten topischen Behandlungsformen der Schuppenflechte. Es wirkt stark reizend und eine unbeabsichtigte Anwendung auf unbetroffene Hautareale oder eine zu hohe Konzentration haben starke Entzündungen und Rötungen der Haut zur Folge. Professionell angewendet ist es eine sehr wirksame Behandlungsoption. Läsionen der Schuppenflechte werden mit Salbenpräparationen steigender Dithranol-Konzentrationen behandelt. Der Patient nimmt zunächst ein leichtes Brennen wahr. Sobald er sich an das Brennen gewöhnt hat, wird die Konzentration erhöht. In den meisten Fällen ist die Behandlung nach sechs Wochen beendet. Unglücklicherweise färbt Dithranol Textilien und Porzellan dauerhaft grau, was einen weit verbreiteten Gebrauch einschränkt. UV-Licht Kontrollierte Bestrahlung mit UV-Licht (UV-B-Spektrum, verursacht den Sonnenbrand) hat sich allein oder in Kombination mit topischen Zubereitungen als sehr wirksam in der Behandlung der Schuppenflechte erwiesen. Es wird eine Dosis verwendet, die etwas unterhalb der Sonnenbranddosis liegt. Die dafür notwendige Ausstattung macht diese Behandlungsform nur in spezialisierten Zentren möglich. Zinkpaste Zinkpaste wird häufig auf normaler, die Läsionen umgebender Haut, verwendet, um sie vor Reizungen durch die Lokaltherapeutika zu schützen. Salizylsäure Salizylsäurezubereitungen werden zum Aufweichen und Lösen der anhaftenden Schuppung verwendet. Dadurch soll das Eindringen der Wirkstoffzubereitungen erleichtert werden. Schuppenflechte wird durch eine große Vielzahl von äußeren Reizfaktoren hervorgerufen. Kratzen und mechanische Beanspruchung sind die häufigsten Auslöser. Die Behandlung besteht aus einer großen Vielzahl an topischen Arzneizubereitungen (Salben, Cremes), UV-Bestrahlung und in ernsten Fällen aus systemischen Arzneiverabreichungen (siehe Tabelle 2). Schuppenflechte kann nach der Heilung immer wieder auftreten, und es ist nicht möglich, den individuellen Krankheitsverlauf vorherzusagen. Deutlich erkennbar die streckseitig betonte Lokalisation der Psoriasisherde Tabelle 2: Topische Arzneizubereitungen/Salben Name Beschreibung Psoriasis vulgaris Häufigste Form der Schuppenflechte, Streckseiten der Ellenbogen und Knie sind am häufigsten betroffen, kann von akuten bis chronischen Läsionen reichen. Candidose (Soor, Windeldermatitis) Psoriasis palmaris et plantaris Läsionen sind auf die Handinnenflächen und Fußsohlen beschränkt. Sehr charakteristisch sind pustuläre Läsionen auf einem entzündlichen Erythem (Rötung). Diese Läsionen sind sehr schmerzhaft und bei Befall der Fußsohlen kann das Laufen eingeschränkt oder unmöglich sein. Psoriasis intertriginosa Befall der Genitalregion und der Achseln, die Schuppung kann unauffällig sein, manchmal ist aufgrund der Feuchtigkeit nur ein weißlicher Belag zu sehen. Psoriasis capillitii Befall der Kopfhaut, Schuppen werden durch das Haar zurückgehalten, so dass dicke Hornmaterialschichten entstehen. Erythrodermia psoriatica Die gesamte Hautoberfläche ist von entzündlichen Erythemen und Schuppen betroffen. Durch die starke Abkühlung durch die Haut können die Patienten frösteln und die starke Schuppung geht mit einem großen Proteinverlust einher. Für ältere, schlecht ernährte Patienten kann dies ein ernstes klinisches Problem sein. Psoriasis pustulosa generalisata Dies ist eine seltene Form, und die Läsionen sind überwiegend Pusteln auf der erythematösen (geröteten) Haut. Eine Behandlung muss normalerweise in dafür spezialisierten Zentren erfolgen. Bei der Candidose handelt es sich um eine Hautinfektion mit Candidaarten (C. albicans, C. krusei, C. stellatoidea, C. parapsilosis, C. tropicalis). Candidainfektionen kommen vorwiegend auf feuchten Hautarealen vor (Fingerzwischenräume, Genitalbereich, Achselhöhlen). Eine typische Läsion hat einen gut umschriebenen Rand, ein entzündliches Erythem (Rötung), einige Schuppen an den Rändern der Läsion und Pusteln in den angrenzenden Bereichen. Candidainfektionen werden auch auf Schleimhäuten beobachtet (Mund, Speiseröhre, Vagina, Eichel), wo die Läsionen als weißlicher Belag auf dem erythematösen (geröteten) Gewebegrund in Erscheinung treten. Infizierte Hautareale werden von Patienten gewöhnlich als juckend und brennend beschrieben. Candida kann sich auch im Verdauungstrakt ausbreiten. Tabelle 1: Häufigste klinische Varianten der Schuppenflechte 24 Eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika, hormonelle Verhütungsmittel und eine geschädigte Hautschutzbarriere mit geringem Säureschutz der Hautoberfläche sind prädestiniert für eine Candidose. Übergewichtige und Diabetespatienten sind ebenfalls besonders anfällig. Außerdem leiden häufig Patienten mit reduziertem Immunstatus wie beispielsweise Tumorpatienten, HIV-Patienten oder Patienten, die immunsuppressive Medikamente erhalten, an einer Candidose. Die Diagnose kann durch direkte Untersuchung der Schuppen und Beläge oder durch eine Kultur aus Abstrichen erfolgen. Ein häufiges Problem ist, dass betroffene Patienten die Behandlung mit rezeptfreien antimykotischen Zubereitungen beginnen und erst, wenn die Symptome nicht nachlassen, zum Arzt gehen. Dies ist oft eine komplexe Situation, denn die Kultur der Mikroorganismen ist dann oft negativ. 25 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 27 Hauterkrankungen bei geriatrischen Patienten Altern – intrinsisches vs. extrinsisches Altern Arzneimittelreste hemmen das Wachstum in der Kultur. Die direkte mikroskopische Untersuchung der Schuppen bleibt dann als einzige Möglichkeit. Manchmal können dabei noch tote Mikroorganismen entdeckt werden, die sich ansonsten der Aufmerksamkeit des Arztes entzogen hätten. Die Therapie besteht aus täglich zwei Applikationen mit antimykotischen Salben/Cremepräparationen über einen Zeitraum von vorzugsweise 4 Wochen. Die Behandlung der Schleimhaut kann kürzer erfolgen. In jedem Fall ist große Vorsicht geboten, um eine erneute Kontamination des Patienten zu vermeiden. Äußerste Hygienemaßnahmen wie das Waschen der Wäsche nach einmaligem Gebrauch und die Vermeidung von Hautfeuchte bei z. B. Patienten mit Inkontinenz sind erforderlich. Candidainfektion der Analfalte. Die Veränderungen sind äußerst stark juckend bzw. schmerzhaft. Zur Vermeidung eines Rezidives muss nach der antimykotischen Therapie die Haut trocken gehalten werden und die Hautbarriere durch intensive Pflegemaßnahmen maximal unterstützt werden Eine erosive Candidainfektion (Infektion mit einem oberflächlichen Hautdefekt) Candidose-Art Das Altern beeinträchtigt ohne Ausnahme die Hautbeschaffenheit und das Hautbild. Wann Veränderungen offen zutage treten, hängt vom Alter, individuellen Eigenschaften (Verfassung eines Menschen) und äußeren Risikofaktoren ab. Diese Veränderungen fallen bereits beim bloßen Betrachten der Haut auf, können aber auch an der Gewebearchitektur der Haut (z. B. in histologischen Schnitten) nachgewiesen werden. Hautalterung kann in intrinsisches Altern (Alter und Gesundheitszustand eines Menschen) und extrinsisches Altern (äußere Faktoren) unterteilt werden. Einige charakteristische Anzeichen für Hautalterung sind in Tabelle 1 auf Seite 28 aufgeführt. Beim intrinsischen Altern wird die Haut dünner, die Elastizität nimmt ab und die Erneuerungsrate (Zellteilung der epidermalen Zellen) sinkt auf 30–50 %. Andere Zellfunktionen wie die Kollagensynthese sind ebenfalls beeinträchtigt, so dass die Haut insgesamt sehr anfällig wird. Äußere Einflüsse können dies noch verstärken, ein Grund weshalb sich ältere Menschen bereits nach minimalen Traumen leicht verletzen (z. B. den Unterarmen). Dies ist eine Langzeitfolge der UV-Strahlung, die sich bereits in jüngeren Jahren ereignet haben kann. Die Faltenbildung ist in diesem Bild klar zu erkennen und wird als Zeichen der Alterung wahrgenommen Die Hautschutzbarriere wird in höherem Alter sehr anfällig. Die Talg- und Schweißbildung sind vermindert, so dass die Haut austrocknet und juckt, was Vorsicht und eine sehr effektive Hautpflege erforderlich macht. Beschreibung Haut und Hautanhangsgebilde Intertriginöse Candidainfektion Infektion im Genitalbereich oder in Hautfalten übergewichtiger Patienten, wo Hautkontakt besteht. Es entsteht eine feuchte Kammer, die die Hautschutzbarriere beeinträchtigt. Interdigitale Candidainfektion Infektionen in Zehen- und Fingerzwischenräumen. Folliculits barbae Infektionen der Haarfollikel. Infektionen des äußeren Gehörganges Diese Art wird häufig bei Diabetespatienten beobachtet. Tinea unguium Infektion der Nägel. Paronychia candidamycetica Hautinfektion in der Umgebung des Nagels. Die Faltenbildung und Atrophie der Haut vermitteln den Eindruck von „Altershaut“ Schleimhäute Vulvovaginal candidosis Vaginale Infektion mit Beteiligung der umgebenden Haut. Balanitis candidamycetica Candidose der Eichel. Candidose der Mundschleimhaut Befall der Mundhöhle. Diese Form wird häufig bei immunsupprimierten Patienten beobachtet. Enterale/interne Infektionen Enterale Candidose Kolonisierung des Darms mit Candidaarten. Candida sepsis Seltene, generalisierte Infektion mit Candidaspezies. Dies wird häufig nach vorhergehendem, intensivem Gebrauch von Antibiotika auf Intensivstationen beobachtet. Tabelle 1: Klinische Arten der Candidainfektionen 26 27 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 29 Vorkommen von Hauterkrankungen bei älteren Patienten Intrinsische Hautalterung Folgen Hautschutzbarriere wird anfällig Leichte Beanspruchung wie wiederholtes Waschen hat bereits eine Entzündung der Haut zur Folge. Haut-pH-Wert wird alkalisch Der Säureschutzmantel ist schwächer und das Risiko einer Besiedelung der Haut mit potenziell pathogenen Bakterien nimmt zu. Weniger Talgproduktion Die Haut wird sehr trocken und ist extrem angreifbar durch Wasser und Detergenzien (Duschgel, Seifen). Weniger Schweißproduktion Das Risiko für trockene Haut wird verstärkt. Verminderte Bildung an Kollagen und extrazellulärer Matrix Die Haut wird dünner und verliert an Elastizität. Gealterte Haut ist leicht verletzlich durch mechanische Reizung. Schon kleinste Traumen haben Hautrisse zur Folge. Geringere Aktivität der Immunabwehr in der Haut Die Abwehrmechanismen gegen eindringende Pathogene und die Entwicklung von Hautkrebs sind beeinträchtigt. Extrinsische Hautalterung Folgen Trockene Haut (Xerose) Kann zu starkem Hautjucken führen. Sommersprossen, Pigmentflecken (Lentigo solaris) Kosmetisch unerwünschte braun-schwarze Pigmentstörungen an der Haut. Faltenbildung Gealtertes Aussehen in sonnenlichtexponierter Haut. Juckreiz (Pruritus) und ähnliche Erkrankungen Dünne, aufgetriebene Äderchen (Teleangiektasien) Kosmetische unerwünschte rote Flecken. Hautjucken und trockene Haut kommen bei mehr als der Hälfte älterer Patienten vor. Als Ursache für trockene Haut wird die verminderte Talg- und Schweißbildung angesehen. Außerdem ist die Reifung epidermaler Zellen verändert, und so wird auf der Haut älterer Patienten häufig eine feine Schuppung beobachtet. Das Austrocknen der Haut (Xerose) wird in beheizten Räumen mit geringer relativer Luftfeuchtigkeit verstärkt. Außerdem führt der Diagnose Tabelle 1: Altersbedingte Hautveränderungen großzügige Gebrauch von Detergenzien zur Entfernung der hauteigenen Lipide, was zur Hautschädigung beiträgt. Die wirksamste Therapie, um den Juckreiz zu lindern, ist die Verwendung von Hautpflegeprodukten, die speziell an die Bedürfnisse trockener Haut angepasst sind. Der regelmäßige Gebrauch stärkt die Hautschutzbarriere und vermindert den Juckreiz. In einer Studie untersuchte Norman (2003) die Haut von 1556 Altenheimbewohnern. Mehr als 64 % der Bewohner mit einem durchschnittlichen Alter von 79 Jahren litten unter Hautjucken. Trockene Haut wurde bei mehr als 52 % der Bewohner beobachtet. Anzahl (% der 1556 Patienten) Frauen (%) Männer (%) Durchschnittliches Alter (Jahre)(SD) 1002 (64,4) 68,7 31,3 78,9 (14,1) Erkrankungen der Talgdrüsen (Xerose) 813 (52,2) 70,5 29,5 80,6 (13,5) Hauttumore (Basalkarzinom/Stachelzellkarzinom) 353 (22,7) 70,8 29,2 84,5 (10,3) Skabies (Krätze) 220 (14,1) 64,7 35,3 78,0 (14,7) Ekzem (z. B. Kontaktdermatitis) 218 (14,0) 62,5 37,5 77,1 (14,3) Schuppenflechte (Psoriasis) 216 (13,9) 51,7 48,3 75,6 (16,5) Störungen der Schweißdrüsen 166 (10,7) 64,1 35,9 78,3 (14,0) Nicht-thrombozytopenische Purpura 145 (9,3) 75,4 24,6 84,8 (8,0) Venöse Erkrankungen 135 (8,7) 79,0 21,0 81,3 (11,3) Candidose 80 (5,1) 78,3 21,7 80,5 (13,3) Erysipel 77 (5,0) 72,8 27,2 79,3 (14,1) Dermatophytytie 71 (4,6) 72,9 27,1 78,4 (14,4) Andere hypertrophe und atrophe Hautveränderungen 47 (3,0) 75,9 24,1 83,9 (18,1) 546 (35,1) 74,3 25,7 84,1 (9,8) Andere Hauterkrankungen Tabelle 1: Aus Norman RA. (2003) Geriatric dermatology. Dermatol Ther 16:260-8. 28 29 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 31 Häufig auftretende entzündliche Hauterkrankungen bei älteren Menschen Hautblutungen (Purpura senilis) Herpes-simplex-Infektionen Die senile Purpura ist das klinische Zeichen einer durch Sonnenlicht hervorgerufenen Hautschädigung. Rasches Einbluten in die Haut wird bei älteren Menschen (meist über 60 Jahre) relativ häufig beobachtet. Das Bindegewebe verändert sich und ist weniger elastisch, so dass Blutgefäße bei mechanischer Beanspruchung leicht verletzt werden. Ausschlag, der durch eine Virusinfektion (Herpes-simplex-Virus) verursacht wurde. Eine Herpes-simplex-Infektion kann auf der Haut, der Schleimhaut oder am Auge vorkommen. In seltenen Fällen entwickelt sich eine generalisierte Infektion mit neurologischen Symptomen. Es gibt zwei Virusuntertypen, Typ 1 kommt normalerweise an Läsionen der Lippen und des Gesichts vor, Typ 2 vorwiegend im Genital- oder Gesäßbereich. Das Virus wird über direkten Kontakt oder Schmierinfektionen übertragen. Um die Verbreitung zu vermeiden, sind adäquate Hygienemaßnahmen erforderlich. Für medizinisches Personal ist die Händedesinfektion vor und nach der Behandlung dieser Patienten unerlässlich. Die Läsionen sind scharf begrenzt und anfangs hellrot. Dann verfärben sie sich blau-schwarz, ehe das oberflächliche Hämatom sich aufzulösen beginnt. Die Läsionen entstehen an Stellen, die vormals dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, und sind wenig schmerzhaft. Durch den Gebrauch von Antikoagulantien können die Hämatome sehr groß werden. Abgesehen von der durch Sonnenlicht hervorgerufenen Schädigung sehen die durch Kortikosteroide verursachten Langzeitnebenwirkungen erstaunlich ähnlich aus. Hier führt die Atrophie des Unterhautgewebes ebenfalls zu einer erhöhten Verletzlichkeit der Blutgefäße. Sowohl topische (Salben) als auch systemische (Tabletten) Kortikosteroide erhöhen die Anfälligkeit der Haut. In beiden Fällen verursachen die Ablagerungen größerer Mengen an Hämoglobin aus den roten Blutzellen eine bräunliche Färbung, die der Sonnenbräune gleicht. Während die Purpura senilis kaum ein klinisches Problem darstellt, sind Blutungen bei älteren Patienten normalerweise ein alarmierendes Signal. Viele Patienten nehmen Medikamente, die die Blutplättchen beeinflussen. Ab einer Plättchenkonzentration von unter 100.000 Plättchen/mm3 können bereits leichte Verletzungen zu stecknadelkopfgroßen Einblutungen führen. Die Schleimhaut an der Gaumenplatte ist leicht einzusehen und oft können kleinste Blutungen dort als erstes beobachtet werden. Herpes-simplex-Infektion im Gesicht mit den typischerweise gruppiert stehenden Bläschen Es wird angenommen, dass primäre Infektionen mit Typ-1-Viren in der frühen Kindheit stattfinden, während primäre Typ-2-Virusinfektionen in der Pubertät stattfinden. Das Virus verbleibt ein Leben lang im Körper, und weitere Infektionen sind eine Reaktivierung von Viren aus Nervenstrukturen (Ganglien). Purpura senilis an einem Unterarm. Die Herde sind relativ scharf begrenzt und ohne Schuppung Klinisch sind Herpes-simplex-Läsionen durch Bläschen charakterisiert. Die Bläschen sind anfänglich mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt und treten normalerweise in Gruppen gehäuft auf. Einzelne Bläschen können größer werden und platzen, so dass eine oberflächliche Erosion entsteht. Es ist bemerkenswert, dass viele Patienten die Entstehung einer neuen Läsion spüren, bevor Veränderungen überhaupt sichtbar sind. An den betreffenden Stellen treten zuerst rote, leicht erhabene Flecken auf, in denen sich später Bläschen entwickeln. Genitale Herpes-simplex-Infektion. Die Bläschen sind zum Teil aufgeplatzt und haben sich zu oberflächlichen Erosionen entwickelt Die Therapie besteht aus einer frühzeitigen Behandlung mit antiviralen Cremes (Aciclovir), adstringierende oder desinfizierende Zubereitungen. Herpes-simplex-Läsionen können sehr schmerzhaft sein und ein Brennen verursachen. Eine Superinfektion geplatzter Bläschen mit Bakterien kann die Heilung erschweren. Sowohl für die Purpura senilis als auch für die durch Kortikosteroide verursachten Hautschädigungen gibt es keine verlässliche Therapie. Patienten, Angehörige und Ärzte sollten das klinische Bild kennen, um es von den Folgen häuslicher Gewalt gegen ältere Personen unterscheiden zu können. 30 31 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 33 Herpes zoster (Gürtelrose) Skabies (Krätze) Bläschenausschlag, der durch eine Vireninfektion (Varizella-zoster-Virus) verursacht wird. Das Virus sitzt in den Spinalganglien (Nervenstrukturen, die rechts und links der Wirbelsäule lokalisiert sind). Wenn das Virus aktiviert wird, manifestiert sich die Infektion in den Hautarealen (Dermatomen) der entsprechenden Nervensegmente. Dies bedingt das charakteristische Verteilungsmuster an der Haut. Bei immunsupprimierten Patienten können auch systemische Infektionen auftreten (Zoster-Encephalitis, Befall des Zentralnervensystems). Meist kommen die Läsionen einseitig entweder auf der rechten oder der linken Körperseite vor, wobei die Mittellinie ausgespart wird. Das Kennzeichen der Skabies ist ein intensiver Juckreiz. Die Erkrankung wird durch Krätzmilben verursacht und von Mensch zu Mensch übertragen. Bei der ersten Infektion entwickeln sich die Symptome innerhalb von 3–6 Wochen. Eine erneute Infektion dagegen löst den Juckreiz bereits innerhalb von 24 Stunden aus. Laut Studienergebnissen wird angenommen, dass in unkomplizierten Fällen durchschnittlich nur 11 Milben auf einem Patienten vorkommen, was die Diagnose erschwert. Die meisten Läsionen lassen sich als Folgen des Juckreizes und Kratzens einordnen. Für die Diagnose sollte eine Milbe im Hautabrieb unter dem Mikroskop erkennbar sein. Einzelne Bläschen können sich auch außerhalb der Dermatome und auf den Schleimhäuten entwickeln. Bei Patienten mit beeinträchtigtem Immunsystem kann es zu einer generalisierten Verbreitung der Bläschen kommen. In diesen Fällen ähnelt das klinische Bild dem einer Varicella-Infektion. Ehe klinische Anzeichen in Erscheinung treten, klagen Patienten häufig über Missempfindungen (Taubheit, Kribbeln, Juckreiz oder Brennen). In seltenen Fällen können die Bläschen hämorrhagisch (Einblutungen mit blau-schwarzer Färbung, ähnlich Gewebenekrosen) sein, und die Heilung kann mit Narbenbildung einhergehen. Typische Verteilung der Bläschen in einem Nervensegment und der Hautbefall Skabies im Genitalbereich. Klar erkennbar sind die Kratzeffekte mit den Hautabschürfungen Man entdeckt meist sekundäre Anzeichen der Milbeninfektion. Kratzspuren, ekzemähnliche Läsionen und entzündete Hautabschürfungen (oberflächliche Hautdefekte nach dem Kratzen) sind manchmal die einzigen Anzeichen, und nur bei näherer Betrachtung können typische Läsionen erkannt werden. Bei der norwegischen Skabies kann Abschuppen der Hände, Füße und der ganzen Körperoberfläche beobachtet werden. Mikroskopisch können die Milben in den Hautschuppenproben betroffener Patienten leicht erkannt werden. Solange Bläschen vorhanden sind, ist die Erkrankung ansteckend, und Personen, die nicht immun gegen Varicella sind, können sich anstecken (nicht geimpfte Kinder, immunsupprimierte Patienten). Während und nach der Infektion wird häufig über Juckreiz, brennende, akute Schmerzen berichtet, die noch lange, nachdem die Läsionen bereits abgeheilt sind, weiter bestehen können. Eine gezielte Behandlung kann nach Bestätigung der Diagnose begonnen werden. Es gibt antivirale Wirkstoffe in topischer Zubereitung, Tabletten und für Infusionen. Im Allgemeinen werden diese Medikamente hervorragend vertragen, wobei die intravenöse Gabe hohe Wirkstoffkonzentrationen im Gewebe erzielt und am wirksamsten ist. Tabletten sind weniger und Salben am wenigsten wirksam. Es ist oft ratsam, frühzeitig eine begleitende Schmerztherapie in Erwägung zu ziehen. Topische Antiseptika in Lotio alba Schüttelmixtur sind allgemein gebräuchlich, um das Austrocknen der Bläschen zu unterstützen. Bei einer Sonderform, der norwegischen Skabies (Borkenkrätze), sind viele Milben vorhanden, und die Erkrankung ist hochinfektiös. Diese Skabiesform betrifft vor allem Diabetiker, immunsupprimierte und Tumorpatienten. Werden Bewohner eines Altenheims infiziert, kann es zu ernsthaften logistischen Problemen bei der Beseitigung der Erkrankung kommen. Einzeldarstellung der Bläschen mit charakteristischer Gruppierung Die Behandlung besteht aus sehr gewissenhaft durchgeführten Hygienemaßnahmen. Bettwäsche und Kleidung müssen bei 60 °C gewaschen und täglich gewechselt werden. Bei Erwachsenen werden gamma-Hexachlorcyclohexan- oder Allethrin-Zubereitungen topisch angewendet. Es ist zu beachten, dass diese Präparate stark reizend wirken und deshalb nicht auf Schleimhäuten angewendet werden sollten. Bei vielen Patienten ruft die Behandlung selbst ekzemartige Hautveränderungen hervor (post-skabiöses Ekzem). Da diese ebenfalls stark juckend ist, ist es schwer erkennbar, ob es sich um einen Rückfall oder um eine ekzematische Reaktion handelt. Personen im Umkreis des Patienten sollten ebenfalls behandelt werden, um eine Reinfektion zu vermeiden. Wenn die Behandlung nicht anschlägt, wurde vermutlich eine der Vorsichtsmaßnahmen nicht eingehalten. 32 33 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 35 Seborrhoische Dermatitis Xerose (sehr trockene, anfällige Haut) Die seborrhoische Dermatitis kann im Kindes- oder im Erwachsenenalter (bis ins hohe Alter) erstmals auftreten. Obwohl die Krankheit lange bekannt ist und im klinischen Alltag häufig beobachtet wird, sind die Ursachen immer noch nicht komplett geklärt. Bei normaler Haut stützt sich die Barrierefunktion auf den kontinuierlichen Nachschub an neuen Keratinozyten und deren Reifung zur Hautbarriere (Stratum corneum). Während die Bildung der Hautbarriere intensiv erforscht wurde, ist die Auflösung der Barriere, d. h. das Ablösen der Zellen, die zuvor Bestandteil der Barriereschicht waren (Abschuppung) etwas vernachlässigt worden. Ohne die geordnete Abschuppung würde eine schalenartige, unelastische Haut resultieren. Bekannt ist, dass eine hohe Talgproduktion für eine seborrhoische Dermatitis prädisponiert. Bei Erwachsenen wird außerdem eine mikrobielle Komponente diskutiert (Malessezia furfur, Pityrosporum ovale). Diese Vermutung gründet sich allerdings hauptsächlich auf die erfolgreiche Therapie mancher Patienten mit antimykotischen Wirkstoffen. Bei älteren Menschen, bei denen die Talgproduktion altersbedingt vermindert ist, wird die Erkrankung hauptsächlich durch mikrobielle Kolonisierung der Haut unterhalten. In leichten Fällen reicht eine antimykotische Salbe aus, in langwierigen Fällen müssen die antimykotischen Wirkstoffe in Tablettenform verschrieben werden. Die Läsionen haben ein charakteristisches Verteilungsmuster, welches sich an der Verteilung der Talgdrüsen orientiert. Deshalb sind das Gesicht, der obere Brust- und der Genitalbereich am häufigsten betroffen. Die Läsionen sind gut abgegrenzt und erythematös (gerötet). Die feinen Schuppen sind wegen der hohen Talgproduktion fettig und fallen dadurch weniger auf. Bei sehr trockener Haut verläuft die Abschuppung in ungeordneter Weise. Die Schuppen verbleiben zuerst auf der Hautoberfläche, werden immer größer und deutlich sichtbar. Juckreiz entsteht, und durch die reduzierte Elastizität der Haut kommt es zu Rissen, Infektionen und Entzündungen. Befall des Gesichtes mit Betonung der Areale mit hoher Dichte der Talgdrüsen Obwohl sehr trockene Haut keine lebensbedrohliche Erkrankung ist, beeinträchtigt sie deutlich die Lebensqualität. Annähernd 50 % der älteren Bevölkerung leiden an sehr trockener Haut und schwer behandelbarem Juckreiz. Empfindliche Altershaut; häufiges Waschen, trockene Luft und falsche Hautpflege können die Barrierefunktion der Haut maßgeblich verschlechtern Die topische Behandlung sollte sich auf milde keratolytische Agenzien wie Harnstoff und Milchsäure oder Feuchtigkeitscremes, im Extremfall in Kombination mit Kortisonpräparaten stützen. Für sehr sensitive Patienten sind diese Präparate wegen der hohen Milchsäurekonzentrationen oft nicht geeignet. Der Juckreiz wird nicht besser, sondern wird zu einem Brennen/Stechen, und die Haut entzündet sich. Die Behandlung beseitigt zwar die Krankheitssymptome, aber aufgrund der hohen Chronizität sind Rückfälle häufig. Antimykotische Shampoos und Salben werden eingesetzt und in ernsten Fällen können systemische Antimykotika in Erwägung gezogen werden. Bei der systemischen Therapie müssen die oft ernsthaften Nebenwirkungen rechtzeitig erkannt werden. Das Risiko von Nebenwirkungen sollte sorgfältig mit dem therapeutischen Nutzen abgewogen werden. Viele zusätzliche Maßnahmen helfen, das Problem der sehr trockenen Haut bei älteren Menschen zu vermindern: • Baden mit lauwarmem anstelle von heißem Wasser. • Seife sparsam und dafür bevorzugt pH-hautneutrale Waschsyndets verwenden. • Hautpflegelotion auftragen, solange die Haut noch feucht ist. Vorsicht bei gleichzeitiger Verwendung von Inkontinenzprodukten, zu viel fetthaltige Anteile können das Aufsaugen des Urins durch das Inkontinenzprodukt behindern. Lokalisation der Herde am Kinn, Hals und sternal, ein typisches Verteilungsmuster 34 • Starkes Reiben während des Waschens vermeiden, auch wenn der Patient dies zur Linderung des Juckreizes wünscht. Raue Kleidung in direktem Hautkontakt vermeiden. 35 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 37 Kontaktdermatitis Allergische Dermatitis Irritative Dermatitis Immunsystem Kontaktdermatitis ist eine Hautreaktion des Immunsystems. Kommt eine Substanz (Allergen) in Kontakt mit der Haut, nehmen bestimmte Immunzellen, die so genannten Langerhans-Zellen, kleinste Allergenmengen auf. Die Langerhans-Zellen verarbeiten das Allergen und wandern zu den Lymphknoten, wo sie die Teilung der T-Gedächtniszellen (Immunzellen) anstoßen. Diese Zellen teilen sich und wandern zurück in das Hautareal, wo das Allergen immer noch vorhanden ist. Normalerweise dauert dieser Vorgang 1–2 Tage, und die klinischen Symptome einer Kontaktallergie werden anschließend sichtbar. Immunsystem wird trainiert (Typ IV Hypersensitivität) Nicht immunologisch ausgelöst Zeitdauer, ehe die Reaktion einsetzt 24–48 Stunden sehr unterschiedlich Sensibilisierungsdauer keine 1–3 Wochen bis Jahre Relatives Risiko beim älteren Menschen Jede Substanz kann ein Allergen sein, der ausschlaggebende Faktor ist, dass das Immunsystem des Patienten darauf „trainiert wurde“. Deshalb ist eine Allergie ein ganz individuelles Reaktionsmuster. Für alle Allergien gilt jedoch, dass ein vorheriger Kontakt mit der Substanz die zu einem Allergen wird, bestanden haben muss. Diese Phase wird Induktionsphase genannt und kann sich über Tage bis Jahre hinziehen. Es ist also nicht ungewöhnlich, dass eine Salbe jahrelang verwendet und hervorragend vertragen wurde, ehe sich eine Allergie gegen die Konservierungsstoffe darin entwickelt hat und der Patient allergische Reaktionen zeigt. Die Läsionen treten zunächst als Erytheme (Rötungen) und winzige, zum Platzen neigende Bläschen in Erscheinung. Nässen kann auftreten. Nachdem die akute Phase vorüber ist, werden aus den Bläschen schuppige Läsionen, die dann weniger nässen. Charakteristisch ist starker Juckreiz, und in ernsten Fällen erstreckt sich die anfänglich lokale Reaktion über den ganzen Körper. Das Allergen ist in diesen Fällen nicht überall da vorhanden, wo die Reaktion sichtbar wird, man spricht von einer Streureaktion. In manchen Fällen ähneln die Symptome der Kontaktdermatitis jenen der Schuppenflechte. Das Unterscheidungsmerkmal ist die unscharfe Abgrenzung der Randzone. etwas geringer höher Typische Auslöser Kontaktdermatitis mit unscharfer Begrenzung und einzelnen relativ großen Bläschen Cremes, Kosmetika, Kleidung, Nickel Wasser, Detergenzien, Lösungsmittel Tabelle 1: Wichtige Merkmale der allergischen und der irritativen Dermatitis Allergen (% positive Reaktionen) Nickel (14,3) Metalllegierungen Duftstoffmix (14,0) Kosmetika, Wirkstoffe Neomycin (11,6) Topische Antibiotika Perubalsam (10,4) Aroma- und Duftstoffe Thimerosal (10,4) Kontaktlinsenlösung, Wirkstoffe Formaldehyd (9,2) Kosmetika Quaternium-15 (9,2) Kosmetika Bacitracin (9,1) Topische Antibiotika Cobalt (8,0) Metalllegierungen Thiuram-Mix (6,8) Kautschuk, Pestizide, pesticides Tabelle 2: Die zehn wichtigsten Allergene der Kontaktdermatitis (Typ IV Hypersensitivität) Aus Marks JG et al., (2000) North American Contact Dermatitis Group patch-test results, 1996-1998. Arch Dermatol. 136:272-273 Streureaktion bei einer Kontaktdermatitis; es kommt über den Bereich des eigentlichen Allergenkontakts hinaus zu einer streuenden allergischen Reaktion Eine Kontaktdermatitis muss von der irritativen Dermatitis unterschieden werden. Eine Kontaktdermatitis ist eine allergische Reaktion, die voraussetzt, dass das Immunsystem des Patienten das Reaktionsmuster gegen eines oder mehrere Allergene erlernt und trainiert hat. Bei der irritativen Dermatitis hat das Immunsystem die Reaktion gegen den Reizstoff nicht erlernt, aber die Substanz ist so aggressiv, dass alle oder wenigstens viele Menschen bei Kontakt mit Rötung, Entzündung oder Juckreiz/Brennen reagieren. 36 37 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 39 Häufig vorkommende gutartige Tumoren Prurigo nodularis (Blatter) Seborrhoische Keratose Prurigo umfasst Erkrankungen, die kaum aufgeklärt und sehr schwer zu behandeln sind. Einige dermatologische Fachbücher reihen diese Erkrankungen bei den psychogenen Dermatosen ein. Prurigo nodularis ist ein Extrembeispiel. Patienten, die an dieser Erkrankung leiden, reiben, kratzen oder reizen auf andere Weise eine juckende Hautstelle, bis diese dicker wird und Knoten entstehen, die wund werden können (Kratzen bis die Läsion zu bluten anfängt). Woher der anfängliche Juckreiz kommt, ist bei vielen, wenn nicht sogar bei den meisten Patienten, nicht bekannt. Diese Veränderungen kommen gehäuft bei älteren Menschen vor. Sie sind gutartig, hautfarben bis braun-schwarz gefärbt, wachsen langsam und haben eine samtartige Oberfläche. Sie sollten von Melanomen abgegrenzt werden, bösartigen Hauttumoren, die sich von Pigmentzellen ableiten. Melanome sind jedoch selten, und es ist wichtig, sie rechtzeitig zu diagnostizieren. Werden sie in einem frühen Stadium operiert, haben sie eine relativ gute Prognose. Detailaufnahme eines Knotens mit aufsitzenden serösen Krusten Die Läsionen sind über den Körper verteilt, allerdings nur in Bereichen, die der Patient selbst erreichen kann. Es sind verdickte Läsionen, und daraus können sich Knoten in der Haut entwickeln, die vorwiegend aufgekratzt wurden. Bei den meisten Patienten kann nicht festgestellt werden, wo die nächste Läsion erscheinen wird, so dass angenommen werden kann, dass keine vorhergehende Hauterkrankung den Juckreiz auslöst. Zerklüftete bräunlich-schwarze Hautveränderungen mit einer matten, samtigen Oberfläche sprechen für eine seborrhoische Keratose Angiome Angiome kommen ebenfalls bei Erwachsenen vor und werden immer häufiger. Sie sind harmlos, und ihre intensive rote/dunkelrote Farbe macht sie leicht von anderen Hautveränderungen unterscheidbar. Sie haben einen Durchmesser von 1 bis 4 mm und entwickeln sich bevorzugt am Rumpf. Die Behandlung ist sehr schwierig. Bei den meisten Patienten kann lediglich eine dem Juckreiz zugrunde liegende Erkrankung ausgeschlossen werden. Kortisonpräparate (Salben) können den Juckreiz vermindern, sollten aber nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Gelingt es, eine Besserung mit Kortisonsalben zu erzielen, kann eine anschließende intensive Hautpflege helfen, den Juckreiz gering zu halten und zu lindern. Die Rezidivrate ist aber sehr hoch. Aufgekratzte knotige Läsionen mit intensivem Juckreiz sind charakteristisch für Prurigo nodularis. Die Herde können mit Pigmentverschiebungen (Braunfärbung) abheilen Übersicht mit vielen senilen Angiomen, die rötliche Farbe ist typisch Differentialdiagnose des Juckreizes Infektionskrankheiten, Infestation, Insektenstiche Virale Infektionen (Varizellen, Hepatitis, AIDS/HIV), Insektenstiche, Darmparasiten, Infestation/Flöhe/Milben/Läuse/Krätzmilben, Pilzinfektion, Hakenwurmerkrankung (Ancylostomiasis) Organspezifisch Leber (Gelbsucht, Gallengangsentzündung), Nierenversagen, Hämodialyse Neoplastische Erkrankungen Krebs (Bronchialkarzinom, Adenokarzinome), Lymphome, Leukämie, Morbus Hodgkin, Polycythaemia vera, Multiple Myelome, Makoglobulinämien, Hypereosinophiles Syndrom Allergische Erkrankungen Atopie, allergische Erkrankung, Medikamente, Nahrungsmittelallergien, Autoimmunerkrankungen, Autoimmunhepatitis, primäre biliäre Leberzirrhose Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus Psychische Erkrankungen Angstzustände, Psychoneurosen, neurotisches Wundreiben Medikamente Antibiotika, Röntgenkontrastmittel, Anabolische Steroidhormone, medikamenten induzierte Cholestase, orale Verhütungsmittel, Hormonsubstitution Detailaufnahme eines senilen Angioms; sie können flach bis knötchenartig beschaffen sein Tabelle 1: Erkrankungen, die einen starken Juckreiz verursachen 38 39 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 41 Häufig vorkommende bösartige Tumoren Aktinische Keratose (prä-maligne/maligne) Plattenepithelkarzinom Die aktinische Keratose ist eine Langzeitkomplikation intensiver UV-Licht-Exposition. Das Plattenzellkarzinom geht von Keratinozyten aus und entwickelt sich aus Vorstufen wie der aktinischen Keratose oder anderen Erkrankungen (Narben, humane Papillomavirus-Infektionen in Kombination mit UV-Licht-Exposition). Die Umwandlung der Vorstufe in einen bösartigen Tumor ist stufenweise. Frühe Stadien sind durch festanhaftende Schuppen charakterisiert. Später dringen die Tumorzellen in die Haut ein, gewinnen Zugang zu Blut- oder Lymphgefäßen und können metastasieren. Sie ist meist auf dem Kopf von Patienten lokalisiert, die leicht zu Sonnenbränden neigen. Die Hautveränderungen sind rot bis gräulich, gelegentlich erscheinen die Veränderungen als weiße Flecken. Sie können größer werden und bluten bereits bei kleinen Verletzungen. Sie sind noch gutartig, können sich aber zu einem bösartigen Plattenepithelkarzinom verändern. Die Behandlung besteht aus oberflächlichem Abtragen oder topischer Behandlung mit zytostatischen Wirkstoffen in Kombination mit Retinoiden. Dadurch wird gewöhnlich eine starke Entzündung und Schmerzen verursacht. Patienten sollten vor Behandlungsbeginn aufgeklärt werden. Aktinische Keratosen auf der Stirn. Die Lokalisation ist typisch, und es existieren gleichzeitig rötliche neben weißlichen Herden nebeneinander Das Vorkommen von Basaliomen wird am häufigsten bei Menschen ab dem 50. Lebensjahr beobachtet. Die Tumoren können in unterschiedlichen Formen erscheinen: von hautfarbenen Knoten bis zu flachen, roten Flecken und oberflächlichen Wunden, die eher an andere Erkrankungen erinnern. Eine besondere Eigenschaft von Basaliomen ist ihr invasives Wachstum, wobei sie nicht metastasieren, also keine Tochterabsiedelungen bilden. Die Therapie besteht aus einer chirurgischen Entfernung, was den Vorteil hat, die Tumorart histologisch bestätigen zu können. Andere Behandlungsformen werden nur in spezialisierten Zentren angeboten und sollten erst nach histologischer Bestätigung der klinischen Diagnose erfolgen. Wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann, ist die Prognose für den Patienten sehr gut. 40 Ulzeriertes Plattenepithelkarzinom mit großer Ausdehnung. Der Tumor dehnt sich über den zentral aufgebrochenen Bereich aus und schließt die weiter oben gelegenen Defekte mit ein Die Behandlung besteht aus der lokalen, chirurgischen Entfernung des Tumors und der histologischen Bestätigung der Diagnose. Wenn sich keine Metastasen bilden, ist die Prognose für den Patienten gut. Basaliom Am häufigsten kommen knotige Basaliome vor. Es sind hautfarbene Knoten, die sich langsam vergrößern, zentral ulzerieren (aufbrechen) und zur Blutung neigen. Oberflächliche Basaliome am Rumpf werden bei älteren Menschen beobachtet, wo sie sehr langsam wachsen und ansonsten keine weiteren Symptome aufweisen. Andere Basaliomarten sind selten. Eine Art, die es verdient, genannt zu werden, betrifft die Umwandlung langandauernder venöser Beinulzera in Basaliome. Es sind seltene Fälle, die von Plattenepithelkarzinomen unterschieden werden müssen. Es wird geschätzt, dass sich 1–5 % der Beinulzera, die älter als 10 Jahre sind, in einen bösartigen Tumor umwandeln. Die Läsionen entwickeln sich aus Vorstufen, und eine festanhaftende Schuppung wird oft beobachtet. Später ulzerieren die Tumore leicht und haben die Tendenz, leicht zu bluten. Schmerzen stehen bei oberflächlichen Plattenepithelkarzinomen nicht im Vordergrund. Wenn sich der Tumor ins Fettgewebe ausdehnt, muss abhängig von der Eindringtiefe mit einer Metastasierungsrate von 25–40 % gerechnet werden. Plattenepithelkarzinom an der Stirn Ein kleines, knotiges Basaliom mit zentraler Ulzeration Ein oberflächliches, flaches Basaliom 41 3312001491_MoliCare_Booklet 22.12.2008 14:56 Uhr Seite 43 Grundlagen der topischen Behandlung in der Dermatologie Manchmal geht es auch ohne Kortison Puder Salben W/O-Emulsionen Hydrogele In der Dermatologie werden überwiegend Salben und Cremes (oft als Externa bezeichnet) mit darin eingearbeiteten Medikamenten, aber auch ohne Wirkstoffe eingesetzt. Die Grundlage dieser Externa dient nicht nur als Träger für die Arzneistoffe, sondern entfaltet bereits aufgrund ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften therapeutische Effekte. Puder sind feindisperse, unlösliche Pulver aus anorganischen (z. B. Zinkoxid, Talkum) oder organischen (z. B. Stärke, Kieselsäuregel) Bestandteilen und werden meist als Streu- oder Spraypuder verwendet. Sie wirken adstringierend, kühlend, entzündungshemmend, austrocknend, abdeckend, friktionsmindernd in Beugen und Körperfalten, nehmen Sekret auf und haben eine nur geringe Haftfähigkeit. Sie sollten nur auf intakter Haut und nicht auf offenen Stellen und nässender Haut aufgetragen werden. Salben bestehen aus fettsalbenartigen Bestandteilen und Wasser, wobei die erstere Komponente quantitativ überwiegt. In der Außenphase Öl/Fett sind feinste Wassertröpfchen verteilt. In diesem Sinne sind Salben auch als Wasser-in-Öl (W/O)-Emulsionen zu verstehen. Hydrogele sind fettfrei und bestehen aus einem synthetischen, organischen oder anorganischen Gerüst, in das mindestens 90 % Wasser eingelagert ist. Der Zusatz von Glyzerin verhindert das Verdunsten von Wasser und erhöht die Geschmeidigkeit des hydrophilen Oberflächenfilms. Die Wahl der Grundlage richtet sich nach dem Hautzustand. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, ob die Hautschutzbarriere intakt ist oder ob sie durch die Erkrankung bereits beschädigt wurde. Ähnlich wie Fettsalben führen Salben zu einer Fettung der Haut, Erweichung von Keratosen und zu einer Abdeckung mit möglichem Wärme- und Sekretstau. Bei akut entzündlichen Hautveränderungen führt der Okklusiveffekt wie bei der Anwendung von Fettsalben zu einer Verschlechterung. Hydrogele wirken kühlend, juckreizlindernd, entzündungswidrig und austrocknend. Sie sind für Sekret, Wärme und Wasser durchlässig und besonders zur Anwendung bei fetter Haut geeignet. Schüttelmixturen Grundsätzlich gilt: Cremes O/W-Emulsionen Lösungen Schüttelmixturen sind Suspensionen aus festen Stoffen (Puder) in Wasser- bzw. Ethanol-Wasser-Gemischen. Da sie sich beim Stehen in die beiden Phasen – Flüssigkeit und Feststoffe – trennen, müssen sie vor Gebrauch geschüttelt werden. Durch Zusatz von Traganth und Glycerin werden sie zähflüssig und besser haftfähig. Schüttelmixturen wirken austrocknend, adstringierend und entzündungshemmend und kühlend. Die Zugabe von Alkohol erhöht die kühlenden Eigenschaften (aber auch das Irritationspotenzial). Wässrige Lösungen werden als Teil- oder Vollbäder zur Spülung und Reinigung eingesetzt oder in Form feuchter Verbände angewendet. Je nach Anwendung enthalten sie oberflächenaktive (Tenside), rückfettende (Lipide), keratolytische (Kochsalz) oder adstringierende (Gerbstoffe) Zusätze. Schüttelmixturen eignen sich zur Anwendung bei nicht-nässenden und akuten Dermatosen, für irritierte, nicht-erosive intertriginöse Areale und Seborrhoe und zum Austrocknen intakter Herpesbläschen. Sie sollten wegen Klumpungsneigung nicht auf erosive und nässende Stellen gegeben werden. Cremes haben keine abdeckende Wirkung. Sie wirken entzündungshemmend und aufgrund des hohen Wasseranteils auch kühlend. Bei längerer Anwendung kann es zur Austrocknung kommen und damit auch zur Entstehung von Juckreiz. Je feuchter die Läsion, desto flüssiger und je trockener die Läsion, desto fester die Darreichungsform. Folgende Darreichungsformen kommen in Frage: Feuchte Verbände sind entzündungshemmend, da sie die Haut abkühlen, abschwellen und austrocknen. Sie unterstützen die Verflüssigung von eingetrockneten Sekreten. Feuchte Verbände müssen häufig gewechselt werden und sollten nicht unter okklusiven Bedingungen angewendet werden. Das Auftragen einer Fettsalbe oder Salbe vor Anlegen des feuchten Verbandes erleichtert die Ablösung von Schuppen oder Krusten und hilft, das Austrocknen intakter Haut zu vermeiden (= fett-feuchter Verband). Tinkturen sind in der Regel Gemische aus Alkoholen (Ethanol, Isopropanol) mit Wasser. Sie dienen in erster Linie als Trägerstoff für Arzneimittel. Sie wirken austrocknend, hautentfettend und kühlend. Bei sehr empfindlichen Patienten können sie die Haut reizen. 42 Cremes sind Emulsionen vom Typ Öl-in-Wasser (O/W), d. h., die Wasserphase überwiegt gegenüber den salbenartigen Bestandteilen. In der Außenphase Wasser sind feinste Öl- oder Fetttröpfchen emulgiert. Cremes enthalten einen Wasseranteil von bis zu 70 %, bei höherem Wasseranteil liegt eine Milch (auch Lotion, lotio alba) vor. Aus dem hohen Wassergehalt resultiert ein hoher Konservierungsmittelbedarf. Pasten Fettsalben Fettsalben sind wasserfreie, streichfähige Zubereitungen aus Ölen und Fetten. Bestehen sie aus tierischen oder pflanzlichen Grundstoffen, werden ihnen aufgrund ihrer schlechten Haltbarkeit Konservierungsmittel und Antioxidantien zugesetzt. Pasten sind Salben mit einem Puderanteil. Meist werden zur Herstellung wasserfreie lipophile Grundlagen wie z. B. Vaseline verwendet; bei der Verwendung von Emulsionen, entstehen so genannte Kühlpasten. Als Puder dienen meist Zinkoxid oder Zinkoxid/StärkeMischungen, z. B. Zinkpaste. Fettsalben aus mineralischen Ölen und Fetten (z. B. Vaseline, Paraffin) sind auch ohne konservierende Maßnahmen haltbar. Fettsalben bilden eine abdeckende, weitgehend undurchlässige Schicht und halten daher Wasser und Wärme zurück. Sie werden zur Entschuppung benutzt und bei sehr trockenen Hautzuständen angewendet. Pasten wirken kühlend, entzündungshemmend, austrocknend, sekretbindend und abdeckend. Weiche Pasten (15–30 % Puderanteil) sind wegen ihrer stärker fettenden Beschaffenheit bei trockener Haut geeignet, während harte Pasten (Puderanteil > 50 %) stark trocknend wirken. Bei akut entzündlichen Hauterkrankungen kommt es unter der Behandlung mit Fettsalben zur Behinderung der Wärme- und Wasserabgabe und daher zur Entzündungsförderung. Viele Patienten mit seborrhoischen Erkrankungen vertragen Fettsalben weniger gut. 43