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Wunder der Heimat Servus im Bluntautal 2 E I N FAC H . GUT . LEBEN Kulinarische Schätze Regionale Sommer-Rezepte 2 SOMMER-EXTRA 2015 LESEPROBE 52 Seiten zum Genießen Die schönsten Seiten von daheim Glitzernde Bergseen Ein Haus auf der Alm Abkühlung aus der Naturapotheke > SONNIGE AUSSICHTEN FÜR ANLEGER: HOHER SCHUTZFAKTOR. Mischfonds Anlagehorizont: ab 4 Jahre Aktienanteil: max. 50% Risikoklasse: mittel KONZEPT: PROTECT 90 Sie haben den Wunsch. Wir haben das Konzept. Genießen Sie mit diesem Mischfonds unseres neuen Partners Amundi, eines der größten Vermögensverwalter Europas, 90% Höchststandsgarantie (ausgenommen sämtliche Kosten, Gebühren und Steuern)*. Gleich Beratungstermin vereinbaren! Mitten im Leben. www.bawagpsk.com Warnhinweis gem. § 128 InvFG 2011 Im Rahmen der Anlagestrategie kann überwiegend in Derivate investiert werden. 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Darüber hinaus kommt es zu anderen ertragsmindernden Kosten wie individuellen Konto- und Depotgebühren. 12125R068N_Vorteilspost_Juli_Inserate_TerraMaterOnline_RGB_230x300_150702_1600_RZ.indd 1 02.07.15 17:13 VORWORT Herzlich willkommen! D as Gute liegt oft so nah! In diesem Sinne freuen wir uns, Ihnen mit dieser digitalen Leseprobe von Servus in Stadt & Land einen kleinen Einblick in die Wunder vor unserer Haustür zu schenken. Es sind Geschichten, die Österreichs größtes Monatsmagazin in den vergangenen Jahren in allen Winkeln Österreichs aufgespürt hat. Geschichten von glitzernden Bergseen und magischen Plätzen, die Lust auf Urlaub daheim machen. Geschichten von Menschen, die zeigen, wie jung und modern Tradition und regionale Verwurzelung sein können. Geschichten von kulinarischen Schätzen, die Ausdruck unserer Kultur sind. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der BAWAG P.S.K-Vorteilspost und einen erholsamen, genussreichen Sommer. Wolfgang Klein Vorstand BAWAG P.S.K. Servus 3 NATURWUNDER Spiegel der Alpen Einem Wanderer, der am Ufer eines Bergsees nicht zu Ruhe und Besinnung kommt, dem ist von Menschenhand nicht mehr zu helfen. Also genießen wir – und lauschen den Geschichten, die uns die klaren Wasser erzählen. TEXT: PETER KROBATH 4 Servus FOTO: YOUR PHOTO TODAY Die Zugspitze spiegelt sich im Seebensee in Tirol, am Ufer blüht der Almrausch. Hier auf 1.657 Meter Höhe können sich Wanderer auf Ab kühlung im 12 Grad kalten Wasser freuen, bevor sie ihre Tour zur Coburger Hütte fortsetzen. Servus 5 Zwei alpine Unterwasser paradiese für Taucher: der Gosausee auf 931 Metern im oberösterreichischen Salzkammergut und der Fernsteinsee auf 934 Meternin Tirol (Foto unten). altes, klares Wasser. Mehr Worte braucht ein Wanderer nicht, um einen Bergsee zu beschreiben. Kaltes, klares Wasser. Der Dichter hat natürlich mehr zu sagen. Besonders wenn er ein Naturfreund ist. Adalbert Stifter, jener Schriftsteller und Maler, der zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier zählt, beschreibt in seiner 1842 erschienenen Erzählung „Der Hochwald“ einen Bergsee, der inmitten einer urwüchsigen Landschaft liegt, aus nichts bestehend, wie Stifter schreibt, als tief schwarzer Erde, dem dunklen Totenbette tausendjähriger Vegetation, worauf viele einzelne Granitkugeln liegen, wie bleiche Schädel von ihrer Unterlage sich abhebend, da sie vom Regen bloßgelegt, gewaschen und rund ge rieben sind. (...) Keine Spur von Menschenhand, jungfräuliches Schweigen. Eine tiefe Ehrfurcht vor der Natur überkommt den Menschen bei Stifter, sobald er zu diesem märchenhaften See hinaufgestiegen ist. Ein gespanntes Tuch ohne eine einzige F alte liegt er weich zwischen dem harten Geklippe, gesäumt von einem dichten Fichtenbande, dunkel und ernst, daraus manch einzelner Urstamm den ästelosen Schaft emporstreckt, wie eine einzige altertümliche Säule. WIE EINE VERSTEINERTE TRÄNE Tagelang könnte man an seinen Ufern sitzen und verweilen, so der Dichter weiter, und kein Laut würde die Gedanken stören, als etwa der Fall einer Tannenfrucht oder der kurze Schrei eines Geiers. Ein unheimliches Naturauge, von dem aus gleichermaßen die Schöpfung ihn selbst betrachtet, erkennt Stifter in diesem zivilisationsfernen Sehnsuchtsort, ein unheimliches Naturauge, tief schwarz, überragt von der Stirne und Braue der Felsen, gesäumt von der Wimper dunkler Tannen, drin das Wasser regungslos, wie eine versteinerte Träne. Adalbert Stifter hat schon recht gesehen. Es ist das Wasser, das den Bergsee so besonders macht. Ein Wasser, dessen Klarheit und 6 Servus FOTOS: F1-ONLINE, MAURITIUS IMAGES, IMAGO Der Duisitzkarsee in den Schladminger Tauern der Steiermark: Dieses Landschaftsjuwel auf 1.648 Meter Höhe kann von der Eschachalm aus in einer einstündigen Wanderung erreicht werden. Die Tour ist auch für Kinder geeignet. Reinheit nicht nur Schöngeister am Ufer zum Schwärmen bringt. „Man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten“, schreibt der Sporttaucher Herbert Frei über seine Erfahrungen unter Wasser am Berg. „Das gegenüberliegende Ufer ist zum Greifen nah, in der Ferne stehen Forellen in der Sonne, Lichtspiele am Grund gleichen dahinjagenden Irrwischen. Nichts ist normal, Erklärungen sind nicht möglich, das sind Realität gewordene Taucherträume.“ Zum Untertauchen im Alpenraum sind laut Experten Bergseen zwischen 800 und 1.100 Höhenmetern zu empfehlen. In diesen Lagen kann man Hechte, Rotaugen und Barsche, Bachforellen und Saiblinge, aber auch üppig gedeihende, meterhoch wachsende Algen oder versunkene Baumriesen finden, die wie Mikadostäbchen übereinandergetürmt und durch die Natur konserviert oft schon seit Jahrhunderten im klaren Wasser liegen. SO REIN, DASS MAN DARAUS TRINKEN KANN Weiter oben wird die Unterwasserwelt immer karger. Eiskalt ist sie sowieso – weshalb Bergseetauchen auch glasklar nichts für Anfänger ist. Besonders durch Vereisung des Atemreglers, aber auch durch falsches Einschätzen der Dekompressionszeiten beim Auftauchen kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen. Ein Bergsee befindet sich nämlich nicht auf Meereshöhe. Also muss auch der Wasserdruck ein anderer sein als in Flachlandgewässern. Univ.-Prof. Dr. Martin Dokulil ist Limnologe, demnach ein Wissenschaftler, der sich – entsprechend dem altgriechischen Wort für See – mit der Erforschung von Binnengewässern beschäftigt. Ja, bestätigt er gern und mit deutlich hörbarer Euphorie in der Stimme, ja, in den allermeisten Fällen sei das Wasser in Bergseen im Alpenraum so rein, dass man es gefahrlos trinken könne. „Wobei ich betonen muss, dass man trinkbar nicht mit Trinkwasserqualität verwechseln darf.“ Das Gütesiegel Trinkwasserqualität ist nach strengen Normen definiert, die ein Bergsee, selbst wenn sein Wasser keinerlei Gefahr für Leib und Leben birgt, nicht un bedingt erreichen muss. „Das ist ein Fehler, den viele Journalisten machen.“ Aber viele Fremdenverkehrsvereine offensichtlich auch. Und so ganz nebenbei gilt sowie- ➻ Servus 7 so: Der reinste Bergsee kann Probleme kriegen, wenn zu viele Kühe an seinen Rändern grasen. „Verzeihen Sie die Wortwahl, aber die machen dann hinein“, sagt der Professor. Haben wir verstanden. Danke für die Warnung. Bergseen und Hochgebirgsseen, die im Alpenraum üblicherweise ab 2.000 Metern so bezeichnet werden, seien extreme Ökosysteme, erklärt der Wissenschaftler. In großer Höhe gelegen, werden sie sich im Sommer nie so stark erwärmen wie Flachlandseen. Oft sind sie nährstoffarm, was die besondere Klarheit des Wassers erklärt. Diese führt wiederum dazu, dass die UV-Strahlung in diesen Gewässern weitaus höher ist als im Tal. Fische sind in Hochgebirgsseen kaum 8 Servus vorhanden – und wenn, dann wurde der Natur kräftig nachgeholfen. In Österreich etwa ließ Kaiser Maximilian I., der wohl ein großer Feinschmecker gewesen sein muss, schon vor 500 Jahren Osttiroler Hochgebirgsseen bis auf 2.500 Meter Seehöhe mit Bachforellen besetzen und befischen. EMPFINDLICH AUF KLIMAVERÄNDERUNGEN Noch heute werden manche Bergseen regelmäßig nachbesetzt. Dr. Dokulil hält derlei Methoden für äußerst fragwürdig. Weil die Fische in diesen extremen Biotopen nur wenig Futter finden, wachsen sie nur sehr langsam, bleiben in der Regel klein, und Fortpflanzungsprobleme haben die Armen am Ende auch noch. Seen, die oberhalb der Waldgrenze liegen und grundsätzlich aus der Gletscherschmelze entstanden sind, nennt man alpine Seen. Man kann sie vom Äquator bis zu den Polen finden. Und ganz egal, ob sie nun in den nordamerikanischen Rocky Mountains, in den südamerikanischen Anden oder in den Alpen, in Norwegen auf 300 Metern über dem Meer oder im Himalaja-Gebiet auf 5.000 Höhenmetern liegen – sie alle sind weltweit vergleichbar und reagieren ähnlich empfindlich auf globale Umweltveränderungen. Wie wird sich die Klimaerwärmung auf diese Lebenswelten auswirken? Wie reagieren Mikroorganismen, die viele Monate des Jahres unter einer meterdicken ➻ FOTOS: IMAGO, JUNIORS BILDARCHIV Der Schwarzsee auf der Turracher Höhe in Kärnten: ein lohnendes Ausflugsziel auf 1.840 Meter Höhe, dessen Name von seiner Schwarzfärbung herrührt. Sie wird durch den moorigen Boden und ein Anthrazitvorkommen verursacht. Der Zireiner See im Tiroler Rofangebirge. Einer alten Sage nach zieht „Das blaue Auge des Rofan“ auf 1.799 Meter Höhe jeden Wanderer in die Tiefe, der an seinem Ufer einschläft. 7 Hoch oben in den Bergen, Da liegt ein schwarzer See, Umhaust von Elfen und Zwergen Und kalt wie Gletscherschnee. Da hab ich oft gesessen Und um mein Lieb geklagt, Das aber hat mich vergessen Und nicht nach mir gefragt. Max Haushofer (1840–1907) 7 Servus 9 7 Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur. Kein Nachen wird auf deinem Spiegel gleiten. Wie Chorgesang der feiernden Natur Rauscht nur der Wald in diesen Einsamkeiten. Heinrich Leuthold (1827–1879), aus: „Der Waldsee“ 7 10 Servus FOTO: F1-ONLINE Nomen est omen: der Spiegelsee im teirischen. Still und ruhig liegt er da S auf 1.862 Meter Seehöhe, eingebettet zwischen Schoberspitz und Gasselhöhe, erreichbar über den Reiteralm-Höhenweg. Und mit einem atemberaubenden Panoramablick auf das Dachsteinmassiv. Der Drachensee im Mieminger Gebirge in Tirol: ein Naturwunder in 1.874 Meter Höhe. Der Heimatdichter Ludwig Ganghofer lebte zwischen 1906 und 1918 in dieser Gegend. 7 Einst kannt ich eine Seele, ernst, voll Ruh, Die sich der Welt verschloss mit sieben Siegeln, Die, rein und tief, geschaffen schien wie du, Nur um den Himmel in sich abzuspiegeln. Heinrich Leuthold, aus: „Der Waldsee“ 7 Saiblinge, Forellen und Äschen leben im Almsee auf 589 Metern. Streng genommen ist er gar kein Gebirgssee. Aber weil er so schön am nördlichen Ende des Toten Gebirges liegt, darf er in unserer Auswahl nicht fehlen. gut zu wissen > Hochgebirgsseen sind eine Welt für sich: Nährstoffarm und mit extremen Be dingungen, bieten sie nur wenigen Arten, vor allem Mikroorganismen, eine Heimat. > Bergseen enthalten sehr kaltes Wasser. Aus diesem Grund und da auch vom Land her wenig Nahrung ins Wasser gelangt, kommen nur wenige Fische mit den schwie rigen Bedingungen zurecht. Häufig leben nur Seesaiblinge in den Seen, eine mit den Forellen verwandte Fischart. Dazu kommen unter nicht allzu schwierigen Bedingungen auch Bachforellen. > Der Schwarzreiter, eine Kümmerform des Saiblings, ist noch in Karseen über 2.000 Meter Seehöhe anzutreffen. > Infolge des veränderten Klimas schmel zen im Alpenraum die Gletscher. Im Moment verlieren sie zwei bis drei Prozent ihres Volu mens pro Jahr. Geht der Rückgang so weiter, werden Ende des 21. Jahrhunderts nur noch in großer Höhe vereinzelte Gletscherreste vorhanden sein. Aber während sich die Gletscher zurückziehen, bilden sich wieder neue Bergseen. > In Tiroler Bergseen hat ein Forscher team unter der Leitung von Dr. Ruben Sommaruga Bakterien entdeckt, die mit dem Sahara-Staub gekommen und somit 2.500 Kilometer weit, etwa drei bis sieben Tage lang, geflogen sind. > Hochgebirgsseen im Himalaja-Gebiet gehören zu den transparentesten Gewäs sern der Welt. Der Gehalt an Inhaltsstoffen in einigen dieser Seen ist nur unwesentlich höher als in destilliertem Wasser. FOTOS: IMAGO, HERZLICHEN DANK AN DIE ÖSTERREICHISCHE BUNDESFORSTE AG > Alle Hochgebirgsseen sind 10.000 bis 12.000 Jahre alt. Sie sind demnach relativ jung im Vergleich zu Seen in tiefer gelegenen Regionen. Eisdecke verbringen, auf die Monate, in denen die UV-Strahlung verstärkt in jeden Winkel ihres Daseins dringt? Wie passen sich Organismen an Seen an, die durchs Abschmelzen der Gletscher neu entstanden sind? Welche Strategien entwickeln sie, um zu überleben? Und überhaupt: Wie machen sie das? Das sind die Fragen, auf die mit Dr. Ruben Sommaruga ein weiterer Experte Antworten sucht. Ortsspezifisch könne man sicher negative Auswirkungen feststellen, meint er, anderswo wiederum passen sich die Mikroorganismen an die veränderten Lebensformen an. Sie siedeln sich zum Beispiel tiefer an. Oder, wie der Limnologe von der Universität Inns- bruck bei Forschungen in Hochgebirgsseen im Gebiet des Himalaja festgestellt hat, sie beginnen, selbständig Sonnenschutzmittel zu produzieren, und können auf diese Weise die entstandenen DNA-Schäden am eigenen Organismus lindern. DIE WEIT GEWANDERTEN FÜSSE ABKÜHLEN Was das alles mit uns zu tun hat? Denken Sie an den nächsten Strandurlaub. Eventuell lässt sich der Sonnenbrand in Zukunft durch solche Forschungen verhindern. Wenn man Dr. Martin Dokulil am Ende des Gesprächs bittet, ob er sich nicht ein paar Momente lang aus der Welt nehmen und – dabei vollkommen entspannt, los gelassen und ohne jeglichen wissenschaft lichen Zusammenhang – an den Begriff Bergsee denken möge, wenn er nur erzählen soll, was ihn in solchen Augenblicken intuitiv durch den Kopf läuft, dann tauchen Bilder auf, die gar nicht so weit vom eingangs erwähnten Adalbert Stifter weg sind. Kindheitserinnerungen und Wörter wie Erholung und Ästhetik tauchen auf, und am Ende wird der Limnologe von der Freude des Wanderers erzählen, der sechs Stunden am Berg unterwegs war und froh ist, wenn er die Schuhe ausziehen und die Füße ins kühle Nass stecken kann. „Da kommt dann endlich ein Bergsee, und man kann sogar daraus trinken“, sagt Dr. Dokulil. Kaltes, klares Wasser. Genau darum geht es. 3 Servus 13 KOLUMNE für t issen chönhei W s e S t Al it und he sund e k e h t o p A r u t a N Ge von Miriam Wiegele LI IM JU Pfefferminze MENTHA × PIPERITA Wenn die Tage heiß und schwül werden, lechzen alle nach einer eiskalten Erfrischung. Besser wär’s freilich, warmen Pfefferminztee zu trinken. Botanik: Die Minzen aus der Familie der Lip penblütler stellen mit ihrer Vielzahl an Hyb riden und ihren hunderten Formen selbst geübte Botaniker auf eine harte Probe. Jene Minze, die als Heilpflanze verwendet wird, ist eine spontane Kreuzung aus drei Minz arten. Diesen natürlichen „Dreifach-Bastard“ entdeckte anno 1696 der Botaniker John Ray wild wachsend in England und nannte ihn wegen des scharfen Geschmacks „pepper mint“. Die echte Pfefferminze kommt nur angebaut vor und wird durch Ausläufer ver mehrt. Man erkennt sie an den rötlichen Stängeln und den dunkelgrünen Blättern, die unten ebenfalls rötlich gefärbt sind. Geschichte: Der Mythologie nach entspross die Minze aus dem toten Körper der Fluss nymphe Minthe. Hades, der Gott der Unter welt, hatte sich in sie verliebt, doch seine eifersüchtige Ehefrau Persephone tötete Minthe – aus deren Leichnam wuchs eine Pflanze mit einem köstlich erfrischenden Duft. Mit Sicherheit wurden Minzen seit frü hesten Zeiten kultiviert, was auch Blumen gebinde in ägyptischen Gräbern zeigen. Schon Hippokrates berichtete über die Heil wirkung der Minze, Dioskorides bezeichnete sie als erwärmend und austrocknend. Walahfrid Strabo, Mönch des Klosters Reichenau, schrieb: „Wenn einer die Kräfte, die Arten und Namen der Minze aufzählen wollte, so müsste er auch wissen, wie viele Fische im Roten Meer schwimmen oder wie viele Funken aus den Schlünden des Ätna in die Luft gehen.“ 14 Servus Die mittelalterlichen Kräuterbuchautoren wie Hieronymus Bock empfahlen Minze gegen die „Verstopfung der Leber“. Heute wissen wir, dass die Pfefferminze tatsächlich die Produktion von Gallenflüssigkeit stark anregt. Das hilft nach üppigem Essen und überhaupt beim sogenannten Oberbauch syndrom, einem Druckgefühl oberhalb des Nabels, das durch mangelnde Verdauungs tätigkeit entsteht. In der Volksmedizin gehört die Minze zu den bekanntesten und gebräuchlichsten Heilpflanzen. Hier wird sie z. B. als wohltuender Stirnumschlag bei Kopfweh eingesetzt. Inhaltsstoffe und Wirkung: Verwendet wer den die getrockneten Blätter oder das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätheri sche Öl. Pfefferminze enthält 0,5–4 % ätheri sches Öl mit dem Hauptbestandteil Menthol (35–50 %), dem überwiegend die Heilkraft zugesprochen wird, außerdem Rosmarin säure (wirkt antiviral und antibakteriell) und Flavonoide, die vermutlich an der gallenanregenden Wirkung beteiligt sind. Die Pfefferminze löst Magenkrämpfe, för dert die Verdauung und schenkt Linderung bei Brechdurchfall. Das Menthol hat eine leicht betäubende Wirkung auf die Magen schleimhaut und hilft daher bei Übelkeit und Erbrechen. Doch Vorsicht bei Gastritis: Pfefferminze ist ein Säurelocker. Vor allem abends sollte man keinen Pfefferminztee trinken, da sonst vermehrt Magensäure austreten kann. Die Wirkung des Pfefferminzöles ist örtlich betäubend – durch den Kältereiz wird die Schmerzleitung blockiert. Pfefferminzöl hat, wie viele Studien belegen, eine mit üblichen schulmedizinischen Schmerz mitteln vergleichbare Wirkung, allerdings ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Es hilft bei Spannungskopfschmerzen und Migräne. Auch bei Neuralgien, rheumati schen Schmerzen und Muskelschmerzen kann das Öl positiv wirken. Heilanwendung: Pfefferminze verwendet man vor allem als Tee (1 TL im Aufguss zu bereiten, 10 Minuten ziehen lassen) oder als Tinktur (täglich 10 Tropfen). Achtung: Säuglingen und Kleinkindern unter 3 Jahren sollte man keinen Pfeffer minztee verabreichen, weil er zu Ersti ckungsanfällen führen kann. Überhaupt: Immer und ewig Pfefferminztee zu trinken ist nicht empfehlenswert, weil er aus Sicht der Chinesischen Medizin auch stark küh lend wirkt. Bei Gallensteinleiden sollte der Tee nur nach ärztlicher Rücksprache ver wendet werden. Bei Kopfschmerzen am besten die Stirn oder die betroffene Stelle mit Pfefferminzöl ein reiben. Dazu 10 Tropfen Öl in 50 ml Man delöl mischen. Pur auftragen sollte man Pfefferminzöl nur punktuell. Eine andere Anwendung: Kompresse in Wasser tauchen, 10 Tropfen Öl darauf verteilen und auf die Stirn auflegen. Aber Vorsicht, dass keine Flüssigkeit in die Augen rinnt. 3 e f b a g h i j k d m ILLUSTRATIONEN: ANDREAS LEITNER c l Pfefferminze: Fruchtblatt (a), blühende Pflanze (b), Samenstand (c), Fruchtblatt mit Kelch (d), Blütenknospe (e), Staubblätter (f), Blüte (g), Blattrosette (h), Staubblatt (i), Blüte (j), Blatt / Vorder- und Rückseite (k), Wurzel (l), getrocknete Blätter (m). Servus 15 REZEPTE Vom Wald & von der Wiese Vom Waldviertel bis nach Vorarlberg: Jetzt können wir in der Natur wieder aus dem Vollen schöpfen, jetzt wird allerorts gebrockt, gepflückt und gesammelt. Und aus all den frischen Beeren, Kräutern und Schwammerln machen wir daheim traumhafte Sommer-Gerichte. REDAKTION: USCHI KORDA, ALEXANDER RIEDER FOTOS: EISENHUT & MAYER 16 Servus OBERÖSTERREICH Kalter Wildschweinbraten mit Wildkräutersalat Auf Sommerwiesen und am Waldesrand finden wir nicht nur Blumen, sondern auch feine Kräuter. Wir haben zum Beispiel im Linzer Raum in der Nähe von Pasching die Pimpernelle entdeckt und gezupft. Sie hat im Sommer winzige rote Blüten, daher wird sie mancherorts auch Drachenblut genannt. Ebenfalls bekannt ist sie unter anderem als Pimpinelle, Kleiner Wiesenknopf oder Bibernelle. Die jungen, frischen Blätter veredeln Salate genauso wie die des Blut- oder roten Sauerampfers. Gesunder Nebeneffekt: Beide haben eine blutreinigende Wirkung. NIEDERÖSTERREICH Waldviertler Einkorn mit Steinpilzen Einkorn ist eines der ältesten und feinsten Getreide, die in Europa angebaut werden. Dabei galt diese ursprüngliche Weizenart, deren Ährchen jeweils nur ein Korn tragen, bereits als nahezu ausgestorben. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt, seither gedeiht sie im gesamten Waldviertel prächtig. Mit seinem leicht nussigen Aroma passt Einkorn aus gezeichnet zu frischen Pilzen, vor allem natürlich zum König des Waldes, dem Steinpilz. 18 Servus VORARLBERG Rehrücken mit Heidelbeersauce und Rosmarinpüree Jetzt schimmert es leicht bläulich auf den Waldböden quer durchs Land – die Heidelbeeren sind reif. Natürlich ist es ein wenig mühevoll, die kleinen Beeren einzeln von den Sträuchern zu picken. Am besten zieht man so wie früher mit einer kleinen Milchkanne los. Wer genügend beisammenhat, verarbeitet sie – soferne sie nicht sofort im Mund verschwinden – zumeist in Süßspeisen. Mit ihrem leicht herben Geschmack passen sie aber auch ganz hervorragend zu Wildgerichten, wie man sie zum Beispiel im besonders wildreichen Ländle zubereitet. Servus 19 WIENERWALD Waldschwammerlragout mit Serviettenknödel Los geht’s! Der August ist der beste Monat, um nicht nur Steinpilze und Eierschwammerln zu brocken. Jetzt findet man zum Beispiel auch Edelreizker in Nadelwäldern oder Birkenpilze bei den gleichnamigen Bäumen. Und in den Buchen- und Eichenwäldern rund um Wien ist der besonders schmackhafte Trompetenpilz daheim. Wichtig für alle Sammler: bitte immer die Auswirkungen auf die Natur bedenken und nur Pilze nehmen, die man kennt und auch verwenden möchte. Alle anderen stehen lassen, weil sie wichtig fürs Ökosystem sind. 20 Servus OSTTIROL Waldbeeren-Terrine Nur kurze Zeit im Jahr dürfen wir uns an wild wachsenden Beeren erfreuen. Heidel-, Brom- und Himbeeren wachsen kultiviert natürlich auch im Garten recht fein. Bei der Urmutter unserer herkömmlichen Erdbeere, der Walderdbeere, glückt das in Beeten gezogen geschmacklich nicht so ganz. Sie kann am besten in freier Natur am Waldesrand ihr unvergleichbares Aroma entfalten. In den Tälern an der Grenze zu Südtirol werden die Früchte des Waldes gerne, mit Mascarpone vermischt, zu einer köstlichen Terrine verarbeitet. Servus 21 Kalter Wildschweinbraten Rehrücken mit Heidelbeermit Wildkräutersalat sauce und Rosmarinpüree ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: 25 Minuten ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: 1 Stunde 400 g kalter Wildschweinbraten 1 kleine gelbe Zucchini 12 Kirschparadeiser 2 rote Jungzwiebeln 1 Stange Sellerie mit Grün 3 EL Rotweinessig 2 EL Rotwein 1 TL Himbeersirup Salz, Pfeffer 6 EL Walnussöl 2 Handvoll Wildkräuter (Pimpernelle, roter Sauerampfer, Portulak, Kerbel, Kresse usw.) Für das Püree: 800 g mehlige Erdäpfel Salz 200 ml Milch Muskatnuss 60 g Butter 2 TL gehackter Rosmarin ZUBEREITUNG 1. Wildschweinbraten und Zucchini in möglichst dünne Scheiben schneiden. Paradeiser waschen und halbieren. Alles möglichst flach auf Tellern verteilen. 2. Jungzwiebeln putzen und in feine Ringe schneiden. Stangensellerie mit dem Grün hacken. 3. Essig, Wein und Sirup mit Salz und Pfeffer kräftig verrühren. Walnussöl zugeben, mit Zwiebeln und Sellerie vermischen. 4. Wildschweinscheiben, Zucchini und Pa radeiser mit 2/3 der Marinade bedecken. Die Wildkräuter waschen und trocknen. Auf den Tellern verteilen und mit der restlichen Marinade beträufeln. Mit knusprigem Brot servieren. Für die Sauce: 500 ml Wildfond 2 fein gehackte Schalotten 2 TL Butter 150 g Heidelbeeren 1 EL Apfelessig Für den Rehrücken: 500 g Rehrücken ohne Knochen ½ TL gestoßene Koriandersamen 2 gehackte Wacholderbeeren 1 Prise Nelkenpulver Pfeffer 2 kleine reife Birnen 1 EL Rapsöl 1 EL Butter 1 EL geröstete, gehackte Haselnüsse ZUBEREITUNG 1. Für das Püree Erdäpfel schälen und in grobe Stücke schneiden. In leicht ge salzenem Wasser weich kochen, abseihen und etwas ausdampfen lassen. 2. Milch in einem Topf mit Salz und Mus katnuss erhitzen. Butter und Rosmarin in einem anderen Topf nicht zu heiß auf schäumen. Die Erdäpfel durch eine Pres se drücken (oder zerstampfen), mit Milch und Rosmarinbutter glatt rühren. 3. In der Zwischenzeit für die Sauce Wild fond in einem kleinen Topf auf etwa 2/3 reduzieren. 4. Schalotten in Butter weich schmoren, 100 g Heidelbeeren und Apfelessig zu geben und alles fein pürieren. Mit dem reduzierten Wildfond vermischen und 2 Minuten köcheln lassen. 5. Den Rehrücken mit Koriandersamen und Wacholderbeeren bestreuen, mit Nelken pulver, Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. Die Birnen halbieren und vom Kerngehäuse befreien. Rehrücken und Birnenhälften in Öl und Butter etwa 7 Minuten nicht zu heiß anbraten. Her ausnehmen und restliche Heidelbeeren im Bratensatz leicht anschmoren. 6. Den Rehrücken in den Haselnüssen wäl zen, in Scheiben schneiden und auf der Heidelbeersauce anrichten. Die Birnen hälften und das Erdäpfelpüree dazu an richten und alles mit Heidelbeeren im Bratensaft beträufeln. Das große Servus-Kochbuch: 184 kulinarische Schätze aus allen Winkeln Österreichs – für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. 29,90 Euro, www.servusmarktplatz.at. 22 Servus Waldviertler Einkorn mit Steinpilzen Waldschwammerlragout mit Serviettenknödel WaldbeerenTerrine ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: 50 Minuten ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: 1 Stunde ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN Zeitaufwand: ohne Kühlen 40 Minuten 10 g getrocknete Steinpilze ⅛ l Weißwein 100 g Zwiebeln 1 Knoblauchzehe 2 EL Butter 250 g Einkorn 500 ml Gemüsesuppe 300 g frische Steinpilze 2 EL gehackte Petersilie und Majoran Salz, Pfeffer Saft von ½ Zitrone Für die Knödel: 300 g halbtrockene Semmeln vom Vortag 200 ml Milch, Salz, Muskatnuss, 4 Eier 80 g flüssige Butter 2 Packungen Agar-Agar 400 g Mascarpone 3 Eidotter abgeriebene Schale von ½ Biozitrone 60 g Feinkristallzucker 1 EL Vanillezucker 2 Eiklar ca. 40 Biskotten 1 EL Heidelbeersirup, mit ⅛ l Wasser verdünnt 300 g Waldbeeren (Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren) ZUBEREITUNG 1. Die getrockneten Steinpilze in Weißwein einweichen. 2. Zwiebeln und Knoblauch fein hacken und in 1 EL Butter hellbraun anschwit zen. Die eingeweichten Steinpilze leicht ausdrücken, hacken und kurz mitrösten. Einkorn zugeben, mit Weißwein ab löschen und Suppe zugießen. Einkorn bei kleiner Hitze zugedeckt weich garen. 3. Die frischen Steinpilze putzen und in große Stücke schneiden. In 1 EL Butter scharf anbraten, 1 EL Kräuter zugeben und durchschwenken. Mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft würzen und unter das Ein korn mischen. 4. Auf Tellern verteilen, mit Pfeffer und den restlichen Kräutern bestreuen. Für das Ragout: 600 g Schwammerln (Eierschwammerln, Stein pilze, Trompetenpilze, Edelreizker, Birkenpilze) 100 g dünne Räucherspeckscheiben 1 Zwiebel, 1 EL Butter, 1 TL Paradeismark 1 Schuss Cognac, 250 ml klare Hühnersuppe 200 ml Obers, Maisstärke zum Binden Pfeffer, 1 EL Schnittlauch ZUBEREITUNG 1. Für die Knödel Semmeln in Würfel schnei den. Milch mit Salz und Muskatnuss würzen, Semmeln damit übergießen. 2. Eier trennen. Eidotter mit flüssiger But ter unter die Semmelwürfel mischen. Eiklar zu Schnee schlagen und mit einem Holzlöffel luftig unterheben. 3. Aus der Masse eine dicke Rolle formen, in Klarsichtfolie wickeln. Dann in Alu folie wickeln und die Enden zubinden. In leicht gesalzenem Wasser unter dem Siedepunkt etwa 40 Minuten köcheln. 4. In der Zwischenzeit Schwammerln put zen und in Stücke schneiden. Speck scheiben in feine Streifen schneiden. Zwiebel schälen und hacken. 5. Speckscheiben und Zwiebel in Butter kräftig anrösten. Schwammerln zugeben und kurz anbraten. Paradeismark ein rühren und mit Cognac ablöschen. Hühnersuppe und Obers zugießen und 10 Minuten köcheln lassen. 6. Das Ragout mit Maisstärke binden, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen. In Suppenteller verteilen und mit Schnitt lauch bestreuen. Serviettenknödel aus der Folie wickeln, in fingerdicke Schei ben schneiden und mit dem Schwam merlragout servieren. ZUBEREITUNG 1. Agar-Agar in 4 EL Wasser aufkochen und mit der Mascarpone glatt rühren. Eidotter, Zitronenschale, 30 g Zucker und Vanillezucker mit dem Handmixer schau mig rühren. Eiklar mit dem restlichen Zucker zu Schnee schlagen und mit der Dottermasse luftig unter die Mascarpone heben. 2. Etwa 13 Biskotten in eine Kastenform legen und mit Heidelbeersaft beträufeln. Die Hälfte der Beeren darüber verteilen und mit der Hälfte der Mascarponecreme bestreichen. Nochmals etwa 13 Biskotten auf der Creme verteilen und mit Saft beträufeln. Mit den restlichen Beeren belegen und mit Mascarponecreme be decken. Als Abschluss mit den übrigen Biskotten belegen und mit Frischhalte folie bedecken. 3. Die Waldbeeren-Terrine mindestens 4 Stunden im Eiskasten durchkühlen. Aus der Form stürzen, in Scheiben schneiden und mit Himbeersirup beträufeln. Servus 23 KLEIN & FEIN REDAKTION: LUISA SILLER HOCHPUSTERTALER SCHÄTZE Wer kann schon auf mehr als 450 Jahre handwerkliche Filz-Familiengeschichte zurückblicken? Zum Beispiel die Zachers aus Innichen im Hochpustertal. Sie sind damit der älteste Handwerksbetrieb Südtirols, ihre Erzeugnisse jedoch sind gar nicht von gestern. Wie zum Beispiel der weiche Schmetterling-Serviettenring. Um 2 Euro bei www.haunold.info EIN HOCH AUF HÖRNCHEN Genau das Richtige für sommerliche Nudelsalate sind die Zitronenhörnchen aus dem Hause Zimmermann. Hier können sie ihren frischen Ge schmack optimal entfalten. Doch bevor es so weit ist, werden im Waldviertler Walterschlag Eier der Zimmermann’schen Hennen mit österreichischem Hartweizengrieß vermischt, durch die Nudelmaschine gepresst, aufwendig getrocknet und per Hand abgepackt. Das schmackhafte Ergebnis braucht den Vergleich mit italienischer Pasta nicht zu scheuen! 250 Gramm um 1,70 Euro bei www.zimmermannsteigwaren.at 7 Aus meiner tiefsten Seele zieht mit Nasenflügelbeben ein ungeheurer Appetit nach Frühstück und nach Leben. Aus „Morgenwonne“ von Joachim Ringelnatz 7 24 Servus ROTE ROSEN ZUM TRINKEN Die Bartl’schen Herzen schlagen für die Pflanzenwelt. Auf ihrem Hof in Wallern nahe der burgenländischungarischen Grenze hegen und pflegen sie unter anderem Biorosen. Aus diesen entstehen in Handarbeit schmackhafte Mitbringsel wie etwa der Rosenblütensirup. Ein Schuss davon im sommerlichen Sekt sorgt für wonniges Trinkvergnügen. Um 4,90 Euro bei www.bio-rosenhof-bartl.at FOTOS: HERSTELLER, THOMAS APOLT MELKER MELONEN-MENAGE Altmodische Ranken als Motive sucht man bei den Haushalts utensilien von Lena Bauernberger aus dem niederösterreichischen Melk vergeblich. Obwohl sie sich der jahrhundertealten Technik der Unterglasmalerei bedient, bei der von Hand gemischte Metalloxide mit feinen Marderhaarpinseln aufgetragen werden, sind ihre Entwürfe deutlich im Heute verankert. Die Melone mit dem passenden Tablett wartet bereits auf die erfrischende Bowle, die den lauen Juli-Abend erst komplett macht! Tablett und Schüssel um jeweils 110 Euro bei www.el-be.at WOHLTEMPERIERT Keines der Stücke von Michael Weißensteiner gleicht dem anderen. Durch die Verwendung unterschiedlich gefärbter Tonsorten entstehen auf seiner Drehscheibe individuell marmorierte Weinkühler, die ebenso vielfältig sind wie der Inhalt der Flaschen, die sie bergen. Das perfekte Accessoire für perfekt temperierte Sommerspritzer! Preis auf Anfrage bei www.keramikweinkuehler.at APPENZELLER APERITIF 42 verschiedene Kräuter braucht es, um den Appenzeller Alpenbitter zu brauen. Gemeinsam mit edlen Branntweinen sind sie für den süßlich-herben Geschmack verantwortlich. Das Rezept geht auf den Schweizer Firmengründer Emil Ebneter zurück und ist seit mehr als 100 Jahren in Verwendung. Genießen kann man den Magenbitter als Auftakt oder Abschluss einer Mahlzeit – Hauptsache eiskalt. Preis auf Anfrage bei www.appenzeller.com Mit Wiesenkräutern überbackenes Beiried Rausgehen, pflücken und kochen – bei Wildkräutern kann man jetzt aus dem Vollen schöpfen und zum Beispiel ein Stück Fleisch fein würzen. WALD AUFS BROT Wenn im Mai die ersten hellgrünen, weichen Wipfel an den Tannen zu sehen sind, muss man schnell sein im Ländle. Denn dann wird gepflückt, nach überlieferter Rezeptur eingekocht – und fertig ist der TannenwipfelBrotaufstrich aus dem Bregenzerwald. Seine Farbe – dunkelbraun bis schwarz – erinnert optisch an den Wald, der typisch harzige Geschmack tut sein Übriges. Und wer in den Sommermonaten von Husten, Schnupfen und Heiserkeit nicht verschont bleibt, findet in diesem Aufstrich eine schmackhafte Alternative zu Tropfen, Sirup und Co. Um 6,90 Euro bei www.gsiberger.at STEIRISCHE SCHOKOLADE Ein himmelblauer Oldtimer namens Mitzi Blue war namen gebend für die Mondmilchschokolade aus der steirischen Schokoladenmanufaktur Zotter. Seit 1992 schöpft der Konditor in Riegersburg feinste Schokoladen per Hand, die vollkommen bio sind und nur aus fair gehandelten Kakaobohnen hergestellt werden. Mitzi Blue (gibt’s auch mit Nuss oder Erdbeer-Kokos) wird aus dominikanischen Kakaobohnen und Tiroler Bergmilch gegossen. Eine wahrhaft delikate Mischung! Um 2,40 Euro bei www.zotter.at ZUTATEN (für 4 Personen): 4 Beiriedscheiben à ca. 170 g, Salz, Pfeffer, 2 EL Olivenöl, 2 EL weiche Butter, 2 EL gehackte Wiesenkräuter (z. B. Gundelrebe, Spitzwegerich, V ogelmiere), 5 EL fein geriebenes Weißbrot, 1 Handvoll Wiesenkräuter für die Garnitur, 4 EL warmer Bratensaft 1. Beiried salzen und pfeffern. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Beiried darin beidseitig kurz anbraten. Herausnehmen und auf ein Backblech legen. 2. Weiche Butter salzen, pfeffern und zu einer geschmeidigen Konsistenz rühren. Gehackte Kräuter und Weißbrotbrösel hineinmischen. Auf den Beiriedscheiben verteilen und im Backrohr bei starker Oberhitze goldbraun überbacken. Herausnehmen und 3 Minuten rasten lassen. 3.Wiesenkräuter auf Tellern verteilen, Beiriedscheiben darauflegen und mit Bratensaft umgießen. Servus 25 HAUSBESUCH Eine kleine Almgeschichte Auf der steirischen Gföllalm zwischen Soboth und Hebalm haben Erna und J osef Lichtenegger ein Haus so hergerichtet, dass man glauben möchte, Heidi kommt gleich zur Jause. TEXT: SUSI BIRÓ FOTOS: HARALD EISENBERGER In der Stube wird gekocht, im Herrgottswinkel auf der Zirbenbank werden alte Geschichten aus getauscht, und auf dem Pritschen bett wärmt sich Josef nach der Pirsch auf. Ganz wie in früheren Zeiten. U nten im Tal hängt nach einer heftigen Sommerregennacht noch der Dunst. Hier heroben auf der Gföllalm, auf 1.250 Meter Seehöhe, haben sich die Nebelfelder aber längst gelichtet, ja, jetzt kommt sogar die Sonne heraus. Und wir sind auch gleich da. Endlich! Es war gar nicht so einfach herzukommen. Nach Deutschlandsberg im Weststeirischen erst die steile Straße rauf. Dann in Glashütten die Abzweigung finden, die so leicht zu übersehen ist. Und schließlich mussten wir auch noch eine Forststraße bergaufrumpeln, die früher eine Art Rutsche war für das im Wald geschlagene Holz. AUF DES HERRGOTTS SPUR Doch nun ist es geschafft, wir sind auf der Alm. Hinter uns liegt die kärntnerische Weinebene, vor uns reicht die Sicht bis in die Südsteiermark. Und vor der Einfahrt zu Josef und Erna Lichteneggers Almhaus begrüßt uns ein Marterl mit Inschrift. Simon Fößl, der ehemalige Pfarrer von St. Veit an der Glan, hat die Zeilen gedichtet: „In dieser herrlichen Natur bist du auf des Herrgotts Spur, willst ihn noch größer sehn, bleib hier vorm Gföllkreuz stehen.“ Das tun wir. Und tauchen ein in eine Welt, die ebenso gut Schauplatz für den Film „Heidi“ sein könnte wie auch für die vielen gruseligen Wilderergeschichten, die man sich heute noch erzählt. Hausherr Josef Lichtenegger begrüßt uns zünftig: in Lederhosen, Spenzerl und Trachtenjoppe – zudem sein wettergegerbtes Gesicht, fröhliche, lebenskluge Augen. „Huckts eich nieder zum Stubentisch – denn zuerst wird bei uns gejausnet, bevor wir arbeiten“, brummt er mit stark kärntnerischem Akzent, ganz seiner Abstammung entsprechend. Also setzten wir uns gleich einmal nieder in der gemütlichen Stube. Obwohl Sommer ist, hat Josefs Frau Erna den Küchenherd eingeheizt. Die vergangene Regennacht zeigt ihre Nachwirkungen. Während wir selbst gemachten Apfelsaft trinken, ist der Josef schon mittendrin im Geschichtenerzählen. Und verrät uns ➻ Servus 27 9 „WIR HABEN DAS MORSCHE HOLZ DURCH GESUNDES ERSETZT, ABER IMMER DARAUF GEACHTET, DASS DER CHARAKTER ERHALTEN BLEIBT.“ 9 nter anderem, wie er zu dem prächtigen u Auerhahn gekommen ist, der über dem Pritschenbett hängt. „Nein, so was schießt man nicht. Auch wenn man so ein leidenschaftlicher Jäger ist wie ich“, sagt er. Das Tier habe er auf der Pirsch fast unversehrt im Schnee gefunden. Gefroren. Der Präparator fand später eine Verletzung, an der der Vogel verendet sein dürfte. „So kam ich, ohne der Natur zu scha den, zu etwas ganz Besonderem“, sagt der Waidmann, der für die Hege des 153 Hektar großen Waldgebietes rund ums Haus zu ständig ist. „Je mehr du mit den Tieren lebst, umso mehr Respekt hast vor ihnen, und das Schießen tritt in den Hintergrund. Ich sitz viel lieber auf meinem Hochstand und be obachte“, erklärt er uns. Nicht nur jetzt, als Pensionist, genießt er jede Minute hier; er konnte das auch früher schon, als er noch Chef eines Bauunterneh mens war. „Wenn ich über die Weinebene auf die Gföllalm gefahren bin“, sagt er, „hab ich alle Probleme vergessen und bin ein an derer gewesen.“ Kein Wunder, dass er das Almhaus erwarb, als es 1998 drei feine Da men aus Bozen zum Kauf anboten. MOTORÖL UND FLUGWESPEN Ein Schmuckstück war das auf 1.250 Meter Seehöhe gelegene Haus damals freilich nicht. Im Gegenteil. Die Außenwände wa ren mit Motoröl gebeizt – wohl in der ir rigen Annahme, dass so das Holz länger halte. Und Flugwespen hatten sich nahezu überall durchs Gebälk gefressen. Es dauerte daher ein paar Jahre, bis das Heim der Lichteneggers sein heutiges Ge sicht erhielt. „Wir haben das gesamte Dach erneuert und das morsche Holz durch ge sundes ersetzt – haben aber immer drauf geachtet, dass der ursprüngliche Charakter erhalten bleibt“, erzählt Erna. ➻ 28 Servus Vom Eingang führt die Tür neben der Stube auf die Veranda (rechts oben). Hier genießt die Familie die Sonnenaufgänge. Geheizt wird das ganze Haus ausschließlich mit dem Kachelofen und dem Küchenherd (rechts Mitte). Die Eingangstür (unten) ist eine Barocktür. Die gleiche findet sich noch in der Kirche von Glashütten. Die alten Bauernbetten stammen vom Flohmarkt. Rechts: Zimmermeister Franz Reiter hat den Bauernkasten im Schlafzimmer mit Abbildungen der vier Jahreszeiten verziert. Links: Aus einem alten Kummet wurde ein Spiegel. Wenn die Kinder kommen, hat jedes seinen eigenen Bereich. Die Tochter fühlt sich hier am wohlsten: im Himmelbett, das in ihrer Stube steht. Das sieht man an den vielen liebevollen Details draußen und drinnen. Die Dach rinnen etwa sind aus Holz, und im Haus findet man in jeder Ecke schöne, rustikale Reminiszenzen. Dass die Renovierung so gut gelungen ist und die Atmosphäre so behaglich, verdan ken die Lichteneggers auch dem Altzimmer meister von Wolfsberg. „Wir wollten zum Beispiel die kleinen Fensterln größer ma chen. Aber da hat der Reiter-Franz in der Sekunde sein Veto eingelegt und geschimpft wie ein Rohrspatz, dass die Alten früher aus guten Gründen mit dem Glas gespart h aben. Und auch bei anderen Dingen war er sehr 30 Servus achtsam und hat darauf geschaut, dass wir dem Haus nur Gutes tun“, sagt Josef. DER BÄCKER UND SEINE ARZNEI Die Alten, ihre Geschichten und Gepflogen heiten sind überhaupt das Lieblingsthema von Josef: „Weil sie sonst in Vergessenheit geraten.“ Als er mit seiner Frau die Gföllalm übernahm, lebte noch ein altes Ehepaar hier, das von den Damen aus Bozen Wohn recht auf Lebenszeit bekommen hatte. Von diesem Ehepaar, Emilie und Johann hießen sie, hat die Familie viel gelernt. Die beiden waren ihr ganzes Leben auf der Alm. Annehmlichkeiten waren ihnen fremd. lles, was sie brauchten, brachte einmal in A der Woche der Bäcker. Sein Auto war nicht nur ein fahrender Greißlerladen, er hatte auch eine halbe Apotheke mit. „Was haben wir mit Emilie und Johann für wunderbare Abende verbracht“, erin nern sich die heutigen Almleut’. Und schon hat Josef wieder eine Geschichte auf Lager: Da war der Dachs, den Johann in einer Falle gefangen hatte. Aber das Tier war nicht tot und biss den Jäger in den Schuh. „Es blieb ihm also nix anderes über, als samt Dachs nach Hause zu humpeln und sich von seiner Frau befreien zu lassen“, erzählt Josef. Es klingt ein bissl nach Jägerlatein – an ➻ SETZEN SIE IM URLAUB AUF DIE RICHTIGE KARTE. 5266 1234 1234 1234 5266 VALID THRU MONTH / YEAR 02/17 MAXIMILIAN MAX MUSTERMANN MUSTERMANN MAXIMILIAN MAX THRU 02/17 VALID 1 Z T U H C REISES VE 5266 KLUSI 5266 1234 1234 IN1234 MONTH / YEAR Die ideale Begleiterin: unsere Kreditkarte GOLD2 Egal, wohin Sie auf Urlaub fahren – Sie können bei über 35 Mio. Vertragspartnern weltweit bargeldlos bezahlen und genießen einen umfangreichen Reiseschutz1. Einfach in einer von rund 500 BAWAG P.S.K. Filialen oder online beantragen. Mitten im Leben. www.bawagpsk.com 1) Nähere Informationen zum Umfang des Reiseschutzes finden Sie im Kartenfolder oder auf www.bawagpsk.com/karten. Die BAWAG P.S.K. ist nebengewerbliche Versicherungsvermittlerin (Gewerberegisternummer 999 VVM-19630-00). Im Bereich der Reiseversicherung ist die BAWAG P.S.K. vertraglich gebundene Subvermittlerin der BAWAG P.S.K. Versicherung AG, die in diesem Bereich als vertraglich gebundene Versicherungsagentin ausschließlich Versicherungsprodukte der Europäischen Reiseversicherung Aktiengesellschaft vermittelt. 2) Voraussetzung: positive Bonitätsprüfung durch die BAWAG P.S.K., Kartenentgelt € 59,20 pro Jahr, weitere Details finden Sie auf www.bawagpsk.com 12125R068N_Vorteilspost_Juli_Inserate_TerraMaterOnline_RGB_230x300_150702_1600_RZ.indd 2 02.07.15 17:13 Gelungene Renovierung: Erna und Josef haben den Charme des Almhauses bewahrt. Das Marterl an der Grundstücksgrenze (links) preist Gott und die Natur. ders als die uralte Begebenheit mit dem Wil derer: Nachdem dieser in der Gegend lange Zeit sein Unwesen getrieben hatte, wurde er schließlich erschossen. „Bis kein Wehklagen mehr zu hören war“, wie man sich erzählt. Der Heustadel ganz in der Nähe, in dem sie ihn erwischt hatten, wurde abgerissen. „Viel Blut an den Blockwänden“, murmelt Josef bedeutungsvoll. Aber jetzt Schluss damit. Schauen wir uns lieber die schönen Sachen der Lichten eggers an. In der Labn, wie Josef das Vor haus nennt, hängen zum Beispiel alte land wirtschaftliche Gebrauchsgegenstände. „Früher“, erzählt er, „sind die Schweine bis 32 Servus hier hereingekommen, wenn die Koschpl eimer – Küchenabfälle – dagestanden sind.“ TELEFON ODER STROM? Erna führt uns durchs Haus. Vom Vorhaus geht’s in die Veranda. „Hier sitzen wir in der Früh, wenn die Sonne glutrot aufgeht“, sagt sie. Im Schlafzimmer nebenan zeigt sie auf das alte Bauernbett: „Solche Dinge wol len die Leut’ heut nimmer, wir haben es vom Flohmarkt. Und weil wir beide nicht sehr groß sind, kommen wir gut damit zu recht, dass früher die Betten kürzer waren.“ Die Kinder der Lichteneggers sind zwar längst schon außer Haus, besuchen die El tern aber immer wieder gern. Jedes hat sei nen eigenen Bereich, Fernseher gibt’s aber bis heute nicht. „Als man Emilie und Johann einst gefragt hat, ob sie Telefon oder Strom wollen, haben die beiden sich gegen Strom und fürs Telefon entschieden – und wir ha ben es dabei belassen. Ein Aggregat und Photovoltaik reichen für uns“, sagt Josef. Er schreibt übrigens all die Geschichten für sich und seine Nachkommen auf. Oft in Gstanzln. Und als er unser Leuchten in den Augen sieht, weil es hier heroben so wunderschön ist, sagt er aus dem Stegreif: „I gfrei mi, dass du di so gfreist, dass i mi gfrei.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. 3 CROWDFUNDING? ES GEHT! MACONDO, WIEN MACONDO BLÜHT AU F S MPLGUT, WEL ERLEBNISHOF KU BETT THERAPIE KINDER MAGDAS HOTEL FREILICHTMUSEUM GERERSDORF SICHERER PFAD ER VOLKSTHEAT KOMFORTS NG DES SITZ U R VERBESSE € 31.820,00 erre icht von € 25.000,00 € 5.550,00 erreicht von € 3.500,00 127% 158% t von erreich € 6.815,00 € 3.500,00 194% Die BAWAG P.S.K. hat sich aus ihrer ES GEHT! 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Zuerst haben wir den Stoff mit der Zackenschere in etwa 20 x 20 cm große Quadrate geschnitten und einen großen Kreis mit großzügigen Heftstichen in jedes der vorbereiteten Fleckerln genäht. Dann mussten wir die Vierecke nur noch über die einzelnen Lamperln stülpen und mit dem Spagat an der Lichterkette festbinden (Foto links). Zu guter Letzt haben wir die fertige Lichterkette um den Rand des ausrangierten Weinfasses gelegt und jedes Licht-Sackerl mit einem Nagel am Wassertrog fixiert. GLANZPUNKTE Foto oben: Die kleinen Kräuter- und Grasschirmchen sind nicht nur hübsch anzusehen, sie duften auch herrlich würzig. Für die fragilen Gebilde brauchen wir ein Hasengitter, Bänder, Holzperlen, Gräser und Kräuter. Zunächst haben wir das Hasengitter mit der Küchenschere in kleine Rechtecke (ca. 12 x 7 cm) geschnitten, diese in eine zylindrische Form gebracht und die Enden ineinander verhakt, damit sie zusammenhalten. Diese Röhrln haben wir über die kleinen Lampen der Lichterkette gesteckt und oben einfach zusammengedrückt. So halten die Schirmchen nämlich. Zuletzt haben wir Kräuter, Gräser, Stroh und Bänder durch die Gitteröffnungen gewebt und die Holzperlen auf die Drahtenden gesteckt. Aufhängen – fertig. ➻ Servus 35 SERVUS-TIPP Beim Kauf der Lichterketten darauf achten, dass sie gut isoliert und für draußen geeignet sind. Dann gibt’s auch keinen Kurzschluss. Außerdem: Als Leuchtmittel bitte ausschließlich LED- oder Energiesparlampen verwenden, damit die selbst gebastelten Schirmchen nicht zu heiß werden oder gar Feuer fangen. LICHTBLÜTEN Großes Foto: Für die papierene Blumengirlande brauchen wir Seidenpapier, Spagat und eine Lichterkette mit Energiesparlampen. Wir haben erst einmal 10 Bögen Seidenpapier in der Mitte gefaltet und an der Längsseite geschnitten. So sind Papierstreifen entstanden, die ca. 40 cm lang und etwa 15 cm breit sind. Die Streifen werden dann Ziehharmonika-artig (3 bis 4 cm breit) gefaltet und ab der Hälfte nach oben spitz zugeschnitten. Diesen Schritt haben wir mit ca. 20 Bögen wiederholt. Zu guter Letzt werden die Ziehharmonikastreifen aufgefaltet, einzeln um die Lampe gewickelt und mit Spagat festgebunden. STROHSTERNE Foto unten: Um die leuchtenden Strohkugeln zu fabrizieren, brauchen wir Bastelstroh, ein Schüsserl mit warmem Wasser, Blumendraht und Strohbast. Zuerst haben wir aus Blumendraht kleine Ringerln (ca. 5 mm Durchmesser) gebogen. In diese haben wir sternförmig 6 Strohhalme mittig eingehängt, die wir zuvor in warmes Wasser gelegt hatten. Dadurch werden sie nämlich weich und brechen beim Verarbeiten nicht. Die einzelnen Halme des entstandenen Sternes werden spiralförmig mit Stroh verwoben, bis kleine Schüsserln daraus werden. Den Überstand haben wir einfach abgeschnitten. Dann mussten wir nur noch jeweils zwei der kleinen Hütchen mit Strohbast zusammennähen, um das LED-Lamperl stülpen und oben am Kabel festbinden. 3 Servus 37 WUNDER DER HEIMAT Durchs Tal der Schmetterlinge Nahe der Salzburger Gemeinde Golling geht’s hinein ins malerische Bluntautal. Ein Naturparadies voller Geschichte und Geschichten. Wie der vom kurzatmigen Erzherzog Franz Ferdinand, der hier auch seine Spuren hinterlassen hat. TEXT: ACHIM SCHNEYDER FOTOS: MIRCO TALIERCIO 38 Servus Am Beginn des Bluntautals wird man von leutseligen Kühen begrüßt, die sich im offenen Weidegebiet sichtlich wohlfühlen. Und hin und wieder auch im Weg stehen. Servus 39 A Oben: Josef Kronreif, Landwirt, Schnapsbrenner und Pferdezüchter, bietet Kutschenfahrten mit seinen Haflingern an. Im Bluntautal hat er einen Pendelverkehr zum Wirtshaus eingerichtet. Links: Vom Gasthaus Bärenhof sind’s nur noch wenige Gehminuten zu den eindrucksvollen Wasserfällen im Tal. Unten: Nahe der Kirche taucht man ein in Döllerers Genusswelten, ein kuli narisches Paradies mitten im kleinen Ort Golling. Bild rechts: Gollings Blickfang, egal aus welcher Richtung man kommt, ist die Burg. Hier finden kulturelle Veranstaltungen auf hohem Niveau statt. us dem Weg, Fräulein!“, sagt Josef Kronreif. In Wahrheit sagt er’s ja mehr zu sich selbst, die Angesprochene aber weiß, was es geschlagen hat, gehorcht und trottet von dannen. Ganz ohne Hast. „Weiter geht’s“, sagt Josef dann. Diesmal sagt er’s zu den Pferden. Und es geht weiter. Äußerst gemächlich, denn wir sitzen in einer Kutsche. Sie könnten freilich auch schneller, die beiden erhabenen Haflinger, viel schneller, wenn es sein müsste, aber es muss nicht sein. Nein, wir haben es nicht eilig. Das Gemüt ist auf Langsamkeit programmiert, die Sinne schlendern. „Das gesamte Tal ist offenes Weidegebiet, und hin und wieder stehen die leutseligen Kühe eben vor dir und lassen sich bitten“, erzählt Tochter Margret, die neben ihrem Vater auf dem Kutschbock sitzt. Insgesamt 52 Bauern sind berechtigt, ihre Pferde und Rinder im Bluntautal grasen zu lassen, doch derzeit wird diese Möglichkeit nur von fünf, manchmal sechs, in seltenen Fällen sieben Landwirten genützt. „Das bedeutet, dass mindestens 40 Rinder im Tal sind und um die sechs bis acht Pferde. Das bedeutet weiter, dass die Freiflächen erhalten bleiben und nicht überwuchern“, erklärt Josef Kronreif. Gemeinsam mit seinem Partner Matthias Kaindl und unterstützt von der Gemeinde Golling hat er zwischen dem Eingang in das malerische Tal und dem Gasthaus Bärenhof einen Pendelverkehr auf dem Forstweg eingerichtet. DES ERZHERZOGS ASTHMA – UND SEINE SCHIESSWUT Wir aber pendeln nicht, wir kommen in den Genuss einer Rundfahrt. Dort, wo die Kuh sich bitten lässt, fahren wir nicht über die Brücke, die in den Forstweg mündet, sondern weiter auf einem naturbelassenen Wanderweg die Torrener Ache entlang. Ein Paradies für Fliegenfischer ist das hier. In tiefen Gumpen stehen prachtvolle Forellen, die Saiblinge sind zum Teil von stattlicher Größe. „Der Bach speist übrigens auch die Teiche des Fischzüchters Sigi Schatteiner neben der Lerchenmühle“, erzählt der Kutscher. „Den solltet ihr besuchen. Und die Mühle auch.“ Es war ein Glücksfall, dass wir auf den Landwirt, Pferdezüchter und Schnapsbrenner Josef und seine Tochter Mar gret gestoßen sind. Die beiden kennen quasi jeden Stein im Tal und dazu auch noch jede Menge Geschichten. Beispielsweise die vom äußerst kurzatmigen Erzherzog Franz Ferdinand, der 1907 vom kaiserlichen Militär den Forstweg hinauf zur oberen Jochalm anlegen ließ, damit er nicht zu Fuß gehen musste, wenn er seinem Hobby frönte. „Er war Jäger. Aber einer der eher übleren Sorte, weil er über die Maßen schießwütig war“, sagt Josef Kronreif. „Mitunter saß er stundenlang auf dem für ihn errichteten sogenannten stoanernen Bankerl und erlegte aus purer Lust am Töten bis zu hundert Stück Wild an einem Tag.“ ➻ 9 IM TAL GENIESST MAN DIE NATUR, IN DER BURG GOLLING DIE KLEINEN FESTSPIELE. 9 Servus 41 42 Servus FLATTERNDE VIELFALT Apollofalter Scheckenfalter Augsburger Bär Schwalbenschwanz Admiral Nahezu die Hälfte aller im Bundesland Salzburg vorkommenden Schmetterlingsarten hat sich im Bluntautal angesiedelt. Sogar der in Europa stark bedrohte und streng geschützte Apollofalter ist hier heimisch. Den Wanderweg wiederum ließ – eine kleine Gedenktafel erinnert daran – der ehemalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß anlegen, als er noch Landwirtschaftsminister war. Ganz ohne weidmännische Hintergedanken. Wenige Meter hinter dem einsam mitten im Wald liegenden Gasthaus Bärenhof werden der Wander- und der Forstweg schließlich eins. Wir gönnen den Pferden nun eine kleine Pause und uns ein großes Bier. Neben dem Gastgarten rauscht der Bach. Den Namen hat das Wirtshaus den Bären zu verdanken, die im Tal gelebt haben. Der Gollinger Chronik ist zu entnehmen, dass Erzbischof Matthäus Lang im Jahr 1523 bestimmte, „dass es frei sei, Bären, Wölfe und Luchse in der Gmein zu jagen und zu fangen“. Büchsen allerdings durften die Bärenjäger nicht gebrauchen, dafür mussten sie, so steht’s geschrieben, Bärenhunde halten. „Es gibt auch eine Höhle, Bärenloch genannt, in der man Knochenreste gefunden hat“, berichtet Vater Kronreif. ZUSATZFOTOS: WWW.PICTUREDESK.COM, PRIVAT GEWALTIGE WASSERFÄLLE, SMARAGDGRÜNE SEEN Marschiert man vom Gasthaus weiter hinein in das Tal, in dem nebstbei gut die Hälfte aller im Bundesland Salzburg vorkommenden Schmetterlinge lebt, erblickt man nach etwas mehr als zehn Minuten gewaltige Wasserfälle. Überwindet man in weiterer Folge entweder auf der serpentinenreichen Forststraße oder auf dem ebenfalls recht beschwerlichen Almweg 507 Höhenmeter, erreicht man zuerst die untere Jochalm auf 1.172, schließlich die obere Jochalm auf 1.399 Meter Seehöhe. Das Ende des Tales markiert zu guter Letzt das Carl-von-Stahl-Haus auf 1.736 Metern, eine zwischen 1921 und 1923 erbaute Berghütte des Österreichischen Alpenvereins. Die Gehzeit bis hierher beträgt drei bis vier Stunden, die Wegstrecke über zehn Kilometer. Die Fahrzeit mit der Kutsche zurück zu unserem Ausgangspunkt, nun über den Forstweg, dauert hingegen nur sehr entspannte 20 Minuten. Netto allerdings, denn ➻ Oben: Sigi Schatteiner, ein ehemaliger Eisenbahner, hat sich der Fischzucht verschrieben. Er beliefert Spitzengastronomen unter anderem mit stattlichen Forellen wie dieser. Rechts: Ein eindrucks volles Ausflugsziel ist der tosende Gollinger Wasserfall. Unten: Josef Kornprobst stellt im Keller seines Hauses handgeschöpftes Papier her – und zwar genau so, wie es im 17. Jahrhundert gemacht wurde. Bild links: Josef Kronreif und seine Tochter Margret kennen quasi jeden Stein im Bluntautal und erzählen während einer Kutschenfahrt allerlei Anekdoten. wir legen abermals eine Pause ein. Diesmal bei den beiden wie gemalt daliegenden glasklaren, kleinen Badeseen, deren smaragdgrüne Farbe regelrecht verzaubert. Zurück am Taleingang, dieses Mal steht uns keine Kuh im Weg. Die meisten Tiere liegen faul und, wie es scheint, zufrieden in der nachmittäglichen Frühlingssonne. „Wenn sie später gemolken werden wollen, gehen sie einfach nach Hause“, sagt Margret. Wir hingegen gehen zum Fischzüchter. DER ZÜCHTER UND SEIN PRACHTSTÜCK Oben: Inge Pichler hat neben ihrem Wohnhaus einen Zubau errichten lassen, in dem sich ein Museum befindet. Hier bringt sie jungen Besuchern das Leben der Bauernfamilien zwischen 1800 und 1930 näher. Links: Eine originalgetreu eingerichtete uralte Küche ist eines der Prunkstücke der imposanten Sammlung. Unten: An der Fassade des Museums erzählt eine hölzerne Jesusfigur von der Frömmigkeit der Landwirte. Bild rechts: Wenn man zu den Gollinger Wasserfällen marschiert, kommt man an der spätgotischen Wallfahrtskirche St. Nikolaus vorbei. Der ehemalige Eisenbahner Sigi Schatteiner hat sein früheres Hobby mit Antritt der Pension zum Beruf gemacht. „Ich hab’s einfach probiert“, erzählt er. „Und es ist gut gegangen.“ Wie gut, kann man an der Liste jener Lokale ablesen, die er jährlich mit insgesamt 20 Tonnen Lachs-, Bach-, Regenbogen- und Seeforellen, Saiblingen, Welsen, Huchen und Stören beliefert. „Zu meinen Kunden zählen beispielsweise das Restaurant Obauer in Werfen und Döllerers Genusswelten in Golling.“ Sogleich weiß ich, was ich am Abend essen werde. Fisch nämlich, denn der glückliche Zufall will es, dass wir im Hotel von Spitzenkoch Andreas Döllerer einquartiert sind. „Das Geheimnis einer guten Fischzucht ist einerseits die richtige Fütterung, zum andererseits perfektes Wasser. Und was das Wasser betrifft, bin ich hier richtiggehend gesegnet“, sagt Sigi Schatteiner, führt uns zu einem der Becken und zeigt uns einen unverkäuflichen Fisch. „Dieser Stör ist über 25 Jahre alt, wiegt an die 30 Kilo und ist 1,7 Meter lang.“ Will man hier übrigens ab Hof, sprich ab Teich einkaufen, so ist ein vorheriger Anruf empfehlenswert. Beeindruckt und von kulinarischen Vorfreuden erfüllt, statten wir noch der neben der Fischzucht liegenden und 2010 von Grund auf modernisierten Lerchenmühle einen Besuch ab, respektive schauen wir uns in Ullis Mühlenladen um. Hier gibt’s nicht nur alle erdenklichen Variationen von Dinkel-, Roggen- und Weizenmehl, hier befinden sich auf 70 Quadratmetern über 250 Spezialitäten: von Trockenfrüchten über alle Arten von Nudeln bis hin zu Müslis, duftenden Gewürzen und raffinierten Kräutermischungen. Das lässt die kulinarischen Vorfreuden weiter ansteigen. Noch aber müssen wir uns ein wenig gedulden, denn noch steht ein Besuch auf dem Programm. IM KULINARISCHEN HIMMELREICH „Treten Sie ein“, sagt Inge Pichler und bittet uns in ein 1998 nach ihren Plänen erbautes Haus. Man sieht nicht, dass es neu ist, weil es auf alt getrimmt wurde. Wirklich alt ist aber das, was sich hinter den Mauern auf 320 Quadratmetern verbirgt. „Ich möchte den jungen Menschen von heute das Leben der Bauern aus der Zeit zwischen 1800 und 1930 näherbringen“, erklärt die rüstige ältere Dame, warum sie das Thannhauser Bauernmuseum gegründet hat. Selbst eine mit originalen Tischen und Bänken eingerichtete Schulklasse von einst gehört zur Ausstellung. Nach dem lehrreichen Rundgang und all den sehenswerten Objekten geht’s schließlich in Andreas Döllerers Gasthaus und Restaurant Goldener Stern, das im Herzen von Golling liegt – direkt gegenüber vom Gasthof zur Goldenen Traube und keine Gehminute entfernt vom Gasthof Goldener Ochs. „Nein“, lacht Andreas Döllerer, „in ➻ Kennenlern-Abo mit Einkochbuch! 3 Ausgab en + Einkochb uch € 11,90 JETZT BESTELLEN: SERVUSMAGAZIN.AT/EINKOCHEN 9 NEBST VIELEN KIRCHEN GIBT ES VIELE WIRTE. DIE VERHEISSEN GOLDENE ZEITEN. 9 46 Servus J ZT €NE 9ET,9 U0 ! 3 Aus gabe n für Jetzt Sommerabo sichern – 3 Ausgaben für ¤ 9,90 bergwelten.com/sommerabo Bergwelten bei jeden Freitag, 20.15 Uhr An den beiden smaragdgrünen Seen im Bluntautal führt ein gemütlicher Rundwanderweg vorbei. 48 Servus Golling wurde meines Wissens nie nach Gold geschürft. Die Dichte an goldenen Wirtshäusern ist purer Zufall.“ Kein Zufall ist freilich der exzellente Ruf, den Andreas Döllerer genießt, kocht er doch wirklich sagenhaft. Man hat hier übrigens nicht erst beim Aussuchen der Speisen die lustvolle Qual der Wahl, man hat sie schon beim Aus suchen des Lokaltyps. Unter dem Dach dieses seit 1909 bestehenden Familienbetriebs finden sich nämlich ein Restaurant und ein Wirtshaus. Wir entscheiden uns fürs Wirtshaus, für gebackenes Bries, für einen in Butter gebratenen Bachsaibling und zum Drüberstreuen noch für eine geschmorte Lammstelze, dass uns vor Glück Hören und Sehen vergeht, ehe wir gleichsam ohnmächtig ins Bett fallen. Spätestens beim Frühstück hat man allerdings schon wieder unbändigen Appetit, hat man doch die verführe rische Gelegenheit, sein Tellerchen zu nehmen und in den hauseigenen Feinkostladen samt angeschlossener Metz gerei zu spazieren. Und was sich hier in den Vitrinen ab spielt, ist nur schwer in Worte zu fassen. KUNSTVOLLE TASCHEN, EDLES PAPIER Der morgendliche Verdauungsspaziergang führt uns wenig später an der Burg Golling und der Pfarrkirche mit der ein drucksvollen Marmorkanzel des zeitgenössischen Künst lers Josef Zenzmaier vorbei in Richtung Ortsrand und in die Werkstatt von Christl Seiwald. Sie führt seit gut 30 Jah ren in vierter Generation eine Handweberei und produ ziert wunderschöne Teppiche. Darunter befinden sich aber nicht nur herkömmliche, freilich ungemein hochwertige Fleckerlteppiche, sondern auch zwei Modelle mit speziel len Mustern. „Das eine Muster nennt sich Rosengang, das andere Salzburger Bauernbarock, und beide wurden von uns erfunden“, erzählt Christl Seiwald, die auf ihren vier museal anmutenden Webstühlen – das Prunkstück ist über 200 Jahre alt – nicht auf Vorrat webt, sondern ausschließ lich auf Bestellung. Im kleinen Verkaufsladen, der sich übrigens direkt ne ben Döllerers Genusswelten befindet, gibt’s die anderen Produkte. Neuerdings etwa auch kunstvolle Taschen aus Fleckerlteppich kombiniert mit Leder – nicht ganz günstig zwar, aber garantiert ein Blickfang. Weil wir nun schon so gut zu Fuß sind, schlendern wir jetzt auch noch zu Josef Kornprobst. Der war ewig lange einfacher Arbeiter in der Papierindustrie, ehe er sich 1990 im Alter von 47 Jahren dazu entschloss, eine Papiermacher schule zu besuchen und in der Folge die hohe Kunst, hand geschöpftes Papier herzustellen, erlernte. „Von der Pike auf“, sagt er. „Außerdem bin ich österreichweit der Einzige, der noch so arbeitet, wie einst im 17. Jahrhundert.“ In seiner winzigen Werkstatt im ehemaligen Partykeller seines Hauses ist zwar elektrisches Licht vorhanden, dar über hinaus schenkt man dem Handwerker aber durchaus Glauben. Die Holzkiste mit Wasser, die sogenannte Schöpf bütte, ist selbst zusammengezimmert, ebenso alle anderen notwendigen Utensilien wie beispielsweise die Siebe. Was seine Werkstatt verlässt, sind Urkundenpapiere, vornehmes Schreibpapier, Aquarellpapier und andere Papiere für Maler, „alte“ Papiere für Buchrestauratoren sowie hin und wieder chinesisches Papier, das sich in der Herstellung durch die Art der Siebe unterscheidet. „Ich ➻ Oben: Andreas Döllerer gilt als einer der besten Köche Österreichs. In seinen Genusswelten, zu denen auch ein Hotel gehört, hat man die Wahl: ins Wirtshaus oder doch ins Restaurant? Rechts: eine geschmorte Lammstelze, wie sie besser nicht sein könnte. Mahlzeit in Golling. Unten: Christl Seiwald betreibt eine Handweberei und ist bekannt für ihre kunstvoll hergestellten Fleckerlteppiche, die nur auf Bestellung produziert werden. Servus 49 Unterwegs mit Margret und Josef Kronreif Wo die Sinne schlendern Das Bluntautal in Salzburg – ein Kleinod, das entdeckt werden will. IDYLLE, FESTSPIELE UND EINE WELT VOLL GENUSS Ein kleines Stück westlich von Golling, jener charmanten Salzburger Marktgemeinde, die dank dem herausragenden Koch Andreas Döllerer auch kulinarisch einen weit über Salzburg hinaus großartigen Ruf genießt, öffnet sich das Tor zu einem kleinen Paradies. Hier nämlich geht’s hinein ins Bluntautal. Gerade einmal sechs Kilometer lang, diente es schon Erzherzog Franz Ferdinand als Jagdrevier. Heute erfreuen sich auch Wanderer, Radfahrer und Fischer an dem Idyll – in der Torrener Ache und in zwei tiefgrünen Seen tummeln sich Forellen, Saiblinge, Waller und andere Leckerbissen. Überdies ist das Bluntautal Heimat für mehr als die Hälfte aller im Bundesland Salzburg vorkommenden Schmetterlingsarten. Früher haben hier auch Bären gelebt, jedenfalls hat man in einer Höhle hinten im Tal Meister Petz’ Knochenreste gefunden. Das einzige Wirtshaus im Tal heißt daher sinnigerweise Bärenhof. Von dieser Labestation aus sind es nur wenige Gehminuten zu den eindrucksvollen Wasserfällen. In Golling selbst, gelegen an der Salzach, lebt man rund um die sehenswerte Burg ein geruhsames Leben. Das mächtige Gebäude ist nicht zuletzt für seine Festspiele bekannt – heuer vom 16. Juli bis 23. August –, und gleich ums Eck tritt man ein in Döllerers Genusswelten. 2. Von Wirt zu Wirt Ausgangspunkt vieler Kutschenfahrten ist der Gasthof Göllhof kurz vor dem Eintritt ins Bluntautal. Produkte aus der eigenen Landwirtschaft garantieren hier eine ehrliche, sehr bodenständige Küche, und im prachtvollen Gastgarten findet man seine heilige Ruh. Gutbürgerlich ist auch die Küche im Gasthof Bärenhof, der mitten im Bluntautal liegt und den man nicht nur mit der Kutsche, sondern auch zu Fuß auf einem gemütlichen, kinderwagentauglichen Wander- und Fahrweg erreicht. Beide Wirtshäuser verfügen über gut ausgestattete Gästezimmer. 50 Servus Gasthof Göllhof Bluntaustraße 56, 5440 Golling Tel.: +43/6244/44 92 www.sbg.at/gasthof-goellhof.at Gasthof Bärenhof Torren 145, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/61 72 3. Petri Heil im Tal Passionierte Angler schwärmen von den Bluntauseen und der Torrener Ache, die durch das Tal fließt. Bach- und Regenbogenforellen sowie Saib linge dürfen dabei in bestimmten Mengen aus den Seen entnommen werden – freilich nur, sofern man überhaupt welche fängt. In der Ache ist ausschließlich Fliegenfischen erlaubt. Informationen über Kartenausgabestellen und alles weitere Wissenswerte erfährt man u. a. auf der Homepage des Fischereivereins Bluntauseen. www.fischereiverein-bluntauseen.at http://www.fischwasser.net/torrener.html 4. Direkt an der Quelle Die Torrener Ache ist nicht nur bei Anglern beliebt, sie speist auch die Teiche von Fischzüchter Sigi Schatteiner, die sich nahe dem Taleingang direkt neben der Lerchenmühle befinden. Zu Schatteiners Kunden zählen Toprestaurants wie das der Brüder Obauer in Werfen oder Döllerers Genusswelten in Golling, aber auch Privatkunden. Man kann also gleichsam direkt an der Quelle beste Forellen, Saiblinge, Huchen, Waller und ebenso Störe erstehen, allerdings ausschließlich nach telefonischer Voranmeldung, da der Züchter nicht immer zugegen ist. Fischzucht Schatteiner Torren 43, 5440 Golling, Tel.: +43/650/433 73 90 5. Die Mühle und der Laden In der 2010 von Grund auf modernisierten Lerchenmühle vor den Toren des Bluntautals werden verschiedenste Mehle und Grieße produziert. Lohnend ist vor allem der Besuch im Mühlenladen, wo von Gewürzen über Trockenfrüchte bis hin zu Nudeln und Müslis an die 250 Spezialitäten zum Verkauf bereitstehen. Ullis Mühlenladen Torren 43, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/42 49 www.lerchenmuehle.at 6. Eine Reise in die Vergangenheit Schaustücke aus den Jahren 1800 bis 1930 finden sich auf über 320 Quadratmetern in Inge Pichlers Thannhauser Bauernmuseum. Die Bäuerin ließ zu ILLUSTRATION: ANDREAS POSSELT 1. Zwei PS und ein Stamperl Zwei Familien, die Familie Kronreif und die Familie Kaindl, haben sich zusammengetan und bieten im Bluntautal sowie in und rund um Golling Kutschenfahrten an (im Winter ist man im Schlitten unterwegs). Erhabene Haflinger sorgen für zwei PS, bei der Routenwahl genießt der Kunde Mitspracherecht. Besonders lohnend ist die Fahrt hinein ins Bluntautal und das vom Kutscher und Schnapsbrenner Josef Kronreif unterwegs gereichte Stamperl eine Selbstverständlichkeit. Familie Kronreif Torren 218, 5440 Golling Tel.: +43/676/911 60 13 oder +43/6244/64 73 Familie Kaindl Kellau 6, 5440 Golling Tel.: +43/650/207 60 40 www.kutschenfahrten.cc dem Zweck neben ihrem 1540 erbauten Haus 1998 ein weiteres Gebäude errichten, in dem man auf unverfälschte Tradition trifft. Zu bewundern sind hier nicht zuletzt eine original eingerichtete alte Schusterwerkstatt, eine historische Obstverwertungsanlage und ein Klassenzimmer von anno dazumal. Thannhauser Bauernmuseum Taggerstraße 51, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/6182 oder +43/664/452 90 57 7. Von Hand geschöpft Handgeschöpftes Büttenpapier – wo existiert so etwas heute noch? Bei Josef Kornprobst in Golling. Er hat sich hierfür im Keller seines Hauses eine Werkstatt eingerichtet und übt dort mit Hingabe das jahrhundertealte Handwerk der Papiermacherei aus. Auch chinesisches Papier und Aquarellpapier sind bei ihm erhältlich. Papiermanufaktur Kornprobst Plaikhofweg 289, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/71 10 www.seko.at 8. Teppiche auf Bestellung Patschen, Taschen, Accessoires, vor allem aber prachtvolle Fleckerlteppiche findet man in Christl Seiwalds Handweberei. Die Teppiche mit den aufwendigen Mustern wie Rosengang oder Salz burger Bauernbarock – zum Teil auf einem über 200 Jahre alten Webstuhl gefertigt – können nur auf Vorbestellung und ab 150 Euro pro Quadrat meter erstanden werden. Handweberei Seiwald Möslstraße 274, 5440 Golling Tel.: +43/6244/42 84 oder +43/664/554 16 60 www.handweberei-seiwald.at 9. Auf der Burg Die Burg Golling beherbergt nicht nur ein sehenswertes Museum (Fossiliensammlung, ehemalige Folterkammer, Besichtigung der Burgkapelle), sie ist auch Schauplatz zahlreicher Vernissagen, des Sternenkinos und der sogenannten Kleinen Festspiele. Dabei treten heuer zwischen 16. Juli und 23. August unter anderem Otto Schenk, Michael Heltau, Cornelius Obonya, Heinz Marecek, das Bluntau-Forellenquintett und Konstanze Breitebner gemeinsam mit Mercedes Echerer auf. Museum Burg Golling Markt 1, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/43 56 14 www.burg-golling.at Infos zu den Festspielen: www.kumforum.at 10. Genuss ohne Ende Ein Restaurant, ein Wirtshaus, ein Hotel, eine Enoteca, eine Metzgerei samt Feinkostladen, eine Bar, ein Weinhandelshaus – all das und noch einiges mehr gibt es in Döllerers Genusswelten im Herzen von Golling unter einem Dach. Der Familienbetrieb, der seit 1909 besteht, ist das kulinarische Zentrum der Region schlechthin. Juniorchef Andreas Döllerer gilt seit vielen Jahren als einer der besten Köche Österreichs und wurde dementsprechend oft ausgezeichnet. Und dennoch: Wer hier einkehrt, braucht keinerlei Berührungsängste zu haben. Es ist ein Ort des Wohlfühlens – rundum. Döllerers Genusswelten Am Marktplatz 56, 5440 Golling, Tel.: +43/6244/42 22–0 www.doellerer.at Natur pur. Blick über den Bluntausee gegen die Berchtesgadener Alpen, die das Hagengebirge (links) mit dem Göllmassiv verbinden. möchte diese hohe Handwerkskunst in Österreich weiterverbreiten“, sagt Josef Kornprobst. „Doch leider findet sich kaum jemand, der sie erlernen möchte.“ SONNE, SULZ UND FISCHERKARTEN Die Sonne steht jetzt hoch am Himmel. Noch aber haben wir uns die Mittagsjause nicht verdient, also lassen wir den äußerst einladend wirkenden Gasthof Abfalter links liegen und wandern an der spätgotischen Wallfahrtskirche St. Nikolaus vorbei zum Gollinger Wasserfall, wo das Wasser in zwei Fallstufen beeindruckende 75 Meter tosend in die Tiefe stürzt. Von hier aus gibt’s eine Verbindung, die ins Bluntautal führt. Und weil’s so schön ist und die Luft schon so sehr nach Frühsommer riecht, wollen wir es wissen und marschieren los. Im Bluntautal angekommen, vernehmen wir dann ein vertrautes Geräusch: das Klappern von Hufen. Einen Augenblick später biegen auch schon Margret und Josef mit ihrer Kutsche um eine Kurve. „Wohin des Weges?“, fragt der Vater. „Wir hätten ein bisserl Hunger“, sage ich. – „Kommt, steigt auf, wir sind auf dem Heimweg, da kommen wir am Gasthaus Göllhof vorbei.“ Dieser liegt nur ein paar Gehminuten vom Eingang ins Bluntautal entfernt, und man ist gut beraten, die Sulz mit Kernöl zu probieren. Während wir dann so sitzen und essen, ein Bier trinken und den Kronreifs lauschen, die uns Gesellschaft leisten und immer noch viel über Schmetterlinge und jagende Erzherzöge zu erzählen haben, fällt es mir plötzlich wieder ein: Hier im Bluntautal habe ich im Sommer vor 42 Jahren – ich war damals sechs Jahre alt – mit einem Freund meiner Eltern meine ersten Gehversuche als Angler gemacht. „Wo kann man hier eigentlich eine Fischerkarte lösen?“, frage ich. Josef Kronreif hat selbstverständlich die Antwort parat. Ein Anruf noch im Genießerhotel Döllerer. „Ja, wir haben noch ein Zimmer für eine Nacht.“ Das Leben kann so schön sein. 3 Servus 51 IMMER DER KÜRZESTE WEG FÜR SIE. Wir kommen Ihnen gerne entgegen. Mit persönlicher Beratung in rund 500 Filialen, längeren Öffnungszeiten, modernen Selbstbedienungszonen und innovativen Online Services bieten wir Ihnen passende Lösungen für alle Finanzfragen – und zwar in ganz Österreich. Mitten im Leben. www.bawagpsk.com 12125R068N_Vorteilspost_Juli_Inserate_TerraMaterOnline_RGB_230x300_150702_1600_RZ.indd 3 02.07.15 17:13